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Prof. Dr. Edmund Kösel
Die Tiefenstruktur des Wissens
Die Tiefenstruktur des Wissens bezeichnet die strukturalen, formalen,
pragmatischen und kontexturalen Konstruktionsprinzipien eines Inhalts.
Die Tiefenstruktur des Wissens setzt sich aus folgenden Referenzbereichen
zusammen:
Die Wissensarten
Die Wissenslogiken
Die Wissenskontexte
Die Wissenskonzepte
Die Wissensfelder
Die Tiefenstruktur des Wissens
Die
Wissenskonzepte
bezeichnen
die
gundlegenden
didaktischen
Entscheidungen über die gesellschaftliche Symbolik des Wissens: Ist Wissen im
schulischen Bereich Kulturreserve, (Reproduktion von Wissen), ist schulisches
Wissen eine Kombination von Kulturreserve und Neukonstruktion von Wissen?
Soll Wissen die junge Generation befähigen, aufgrund des bestehenden Wissens
(trotz Zerbrechlichkeit und Zerfall des Wissens) die Instrumente der
Wissenskonstruktion erlernen und neue Wissensgernerierungen vornehmen
können (Rekonstruktion und Neokonstrktion von Wissen)? Ist es erlaubt und
sogar wünschenswert, traditionellles Wissen zu hinterfragen, die Logiken der
Dekonstruktion zu erlernen und die blinden Flecke des bisherigen Wissens
aufdecken lernen?
Es müssen in einer modernen Schulkultur u.a. Entscheidungen getroffen werden,
welches Wissenskonzept die einzelne Schule verwirklichen will.
Wissen muss nützlich sein.
Die Wissensarten bezeichnen die pragmatischen Dimensionen des Wissens.
Sie stellen die unterschiedlichen Gebrauchsmöglichkeiten dieses Denkens in den
Wissensinhalten, Wissenssituationen und Wissenskontexten zur Verfügung.
Wissen muss logisch sein.
Die Wissenslogiken bezeichnen die erkenntnistheoretische Dimension der
Denk- und Handlungsregeln. Sie schreiben vor, wie man zu denken hat, wenn
man in einem Referenzbereich z.B. Mathematik, Physik oder Politik denken will
oder soll.
Wissen muss passfähig sein
Wissenskontexte beschreiben den kontexturalen Rahmen des Wissens.
Dies sind Relationen, Hinsichten, Logikverbindungen und polykontexturale
Verbindungen in einem Wissensfeld.
Wissenskontexte beschreiben die internen Verbindungen zwischen den
Elementen, der Form, der Struktur, den Funktionen und entschiedenen
Referenzrahmen in Form von Netzwerken.
Beispiel Schule: Welche Aspekte des Themas Wasser sollen bearbeitet werden
(chemische, juristische, ökonomische, evolutionäre usw.) und welche Logiken
müssen dann jeweils beachtet werden? Welche Präferenzen werden gebildet,
welche Begrifflichkeit wird verwendet, wie stehen die einzelnen Themen
zueinander in Beziehung usw., um eine festgelegte oder offene
Wissenskonstruktion erreichen zu können?
(Merkmale, Einsetzbarkeit, Netzwerk von zugelassenen Relationen,
situationsnahe
Muster,
berufliche
Orientierung,
Selbstregulierung,
Alltagsorientierung)
Wissen muss sinnvoll sein
Wissensfelder beschreiben den sozialen Raum des Wissens.
Es ist das in sozialen Systemen hergestellte und verwendete Wissen.
Wissensfelder beschreiben die in sozial-autopoietischen Systemen jeweils
spezifisch konstruierten Wissens- Architekturen.
Didaktische Wissenslogiken
Man kann die Logiken nach unterschiedlichen Aspekten einteilen: in die
deskriptive, operative und die präskriptive Form.
Neben den beiden Logiken des Denkens und der Gefühle gibt es aber auch noch
andere Logiken, Schemata, die an bestimmte Regeln und Bezugsrahmen
gebunden sind.
Jede Wissenslogik legt fest, wie man zu denken hat, wenn man in dieser
jeweiligen Logik und dem entsprechen Inhalt (z. B. Mathematik) schlüssig
denken will. Wer sich nicht an die jeweiligen Spielregeln hält, kann entweder
nicht richtig oder überhaupt nicht mitspielen. Diese Haltung wird als solider
Relativismus bezeichnet.
Die herausragende Aufgabe wäre also, dass jede Fachdidaktik ihre
Wissensarchitektur und die darin enthaltenen Logiken den Lernenden darstellen
und mit ihnen trainieren würde. Notwendig sind unterschiedliche
Beschreibungsweisen und Schemata, Denkrichtungen und Logiken für die
verschiedenen Ebenen der Didaktik, weil die Beziehungen zwischen Körper und
Geist, die zwischen den Lehrenden und Lernenden, die Beziehung in den
einzelnen Fachdidaktiken und Fachgebieten und ihre Vernetzung in andere
komplexe Referenzbereich, die Beziehungen und Erwartungen zu dem
jeweiligen relevanten System
(z. B. Schule) mit einer distinktiven Logik nicht mehr analysiert und am Ende
zusammengebunden werden können. Neben diesen Denkschemata sind vor
allem die Muster der Metaphern für didaktische Konstruktionen hoch
bedeutsam. In einer didaktischen Epistemologie bedarf es schließlich einer
Logik des Zusammenführens, der Integration oder der Differenzierung.
„Die Welt ist (nach Luhmann) wie eine Maschine konstruiert. Sie setzt sich aus
Monaden zusammen, die in ihren Eigenschaften nicht aufeinander
zurückzuführen sind. Sie bewegt sich zwar, ist jedoch in ihren Mechanismen
statisch. Die Beziehung und Interaktionen dieser
in ihrem Wesen unabhängig voneinander existierenden Objekte sind so
miteinander verknüpft, dass die Ursache die Wirkung determiniert. Das
erkennende Subjekt steht Autorität dieser Maschine gegenüber. Seine
Beobachtungen haben im Prinzip keinen Einfluss auf die beobachteten
materiellen Prozesse. Das Subjekt der Erkenntnis ist gleichgesetzt mit
dem seines selbstbewussten Ich. Der geistige Prozess ist begrenzt durch die
Grenzen des Bewusstseins: Die Beziehung zwischen Geist und Körper ist
gradlinig kausal, die eine Substanz kann Macht über die andere gewinnen und
ihr Verhalten determinieren. Den
Regeln der Mechanik in der Welt ‚draußen‘ entsprechen die Regeln der
Vernunft ‚drinnen‘.
Wahrheit der Erkenntnis ist an die Befolgung rationaler Regeln gebunden.
Erkenntnis ist im optimalen Falle ein Abbild der Wirklichkeit.
Wissenschaftsideal ist die Berechenbarkeit und Vorhersagbarkeit der Welt.“
Logiken im Beeich des Lebendigen
Nach der Theorie der Autopoiesis gilt im Vermittlungsprozess ein anderes
Regelwerk. Dazu gehören:
Die Logik einer nicht-linearen, zirkulären Organisation
Die Logik des Überlebens
Die Logik der Zugehörigkeit zu einem sozialen System
Die Logik des Hedonismus und der Assimilation von Erfahrung
Die Logik des Handelns, der Verbindlichkeit und des Spirituellen
Die Logik der inneren Strukturdeterminiertheit eines jeden autopoietischen
Systems
Wenn in der Didaktik hier von Logik gesprochen wird, so ist damit nicht
ausschließlich die zweiwertige Logik z. B. nach Aristoteles im Sinne von wahr
versus falsch gemeint, sondern auch die Logiken der Statik und die Logiken der
Dynamik. Die Logiken der Statik beinhalten Dinge und Tatsachen, die Logiken
der Dynamik die Prozesse des Wandels, der Erhaltung.
Bei der Logik der Relevanz werden unterschiedliche Merkmale
eines Sachverhalts gleich oder unterschiedlich eingeschätzt.
Bei der Logik der Behauptungen werden die gleichen Merkmale unterschiedlich
oder gleich eingeschätzt, vor allem im Bereich von Tatsachen- Feststellungen,
Wertungen oder Ansprüchen usw.
Bei der der Logik Quantität gelten die Denkregeln:
Wie viel, welche Wahrscheinlichkeit unterscheidet sich von...
Bei der Logik der Qualität gelten die Denkrichtungen wie z. B. Welche Art und
Weise, welchen Werten und Normen folgst du, welchen Sinn macht das?
Bei der Logik des Relativen gelten festgelegte Referenzen oder deren
Verletzung: Von Hui Shi (ca. 380 v. Chr.) stammt folgende Aussage: »Der
Himmel ist so tief wie die Erde; die Berge befinden sich auf gleicher Ebene mit
den Sümpfen. Warum? Wolken bilden
sich auch unterhalb der Berggipfel (Erde) und Sümpfe können hoch in den
Bergen vorkommen. Außerdem sind irdische Merkmale, verglichen mit der
Größe des Universums, gleichermaßen ‚niedrig‘.
( Schimanek (1992), in: Giegel, H.J. (Hrsg.): Kommunikation und Konsens in
modernen Gesellschaften,
Frankfurt/Main, S. 238)
Diese Logik wäre z.B. in der Fachdidaktik Mathematik für Lernende
einzuführen, damit sie einen Teil der Architektur der Mathematik verstehen
können.
Bei der Handlungslogik gilt:
Alles Handeln eines Lebewesens hat einen paradoxen Gehalt. Was zu dem einen
Zeitpunkt sinnvoll gewesen sein kann, kann im nächsten Moment unsinnig sein.
Die Funktionalität oder Dysfunktionalität von Wissen kann bei keiner einzigen
Überlebensstrategie vom Kontext und Zeitpunkt allgemeingültig beurteilt
werden, auch wenn unser traditionell-logisches Denken uns das suggeriert
Die spirituelle Logik hat folgende Merkmale: wechselseitige Verbundenheit,
Ehrfurcht, Weisheit, Ausdehnung, Kreativität, Leere usw.
Die Vorliegenden Logiken als Denkregeln sollten die Fachdidaktiken als
Metalogik ihrer Wissensstruktur einarbeiten. Es könnte damit so vielen
Lernenden in ihrer Not der Verständlichkeit an einem Sachbereich geholfen
werden.
Wissenslogiken − Methodologische Wende
Die Gesetze der zweiwertigen Logik
Die Gesetze der zweiwertigen Logik und der Mathematik sind in der
abendländischen Geschichte sehr erfolgreich gewesen. Sie legten bestimmte
Spielregeln fest, die nur für die verbindlich waren, die das Spiel mit den Regeln
spielen wollten (oder in der Schule
mussten). Dass aber Denken und noch vielmehr Handeln noch nach anderen
Regeln verläuft, wird meistens übersehen. In der Wissenschaft wurde
größtenteils dieses Spiel im Descartes’schen Sinne als die Methode der
Erkenntnisgewinnung proklamiert. Sie haben sich bis in die Gegenwart hinein
als die Herstellung von Konsens und struktureller Koppelung in den
wissenschaftlichen Köpfen gehalten. Allerdings hat sich mit der zunehmenden
Diskussion um den Konstruktivismus die Frage verändert: In den
Wissenschaften fragen wir zunehmend mehr nach dem Wie statt dem Was, weil
die Prozesse und Dynamiken von
uns selbst bestimmt sind, anstelle von Objektivität und Ontologie.
Diese Proklamation hat viele Folgen auch in der Didaktik hervorgerufen, vor
allem mit dem Prinzip der Wissenschaftlichkeit von Unterricht und
Wissensvermittlung. Dort werden bestimmte Regeln eingesetzt. Sind aber
Phänomene innerhalb dieser Regeln nicht behandelbar,
so gehören sie nicht in die Dignität der Wissenschaftlichkeit. Man kann heute
ganz gut die Symbolik in den Schulsystemen allein nach diesem Mythos der
Wissenschaftlichkeit erkennen und den daraus entstandenen Attraktor für den
einzelnen Lernenden im Bildungstauschmarkt und sogar in der Prognose und
formalen Zuteilung von Lebens- und BerufsKarrieren ausmachen.
Die Beobachtung 2. Ordnung
Eine zweite Revolution ist die Entdeckung des Beobachters. Er ist die zentrale
Kategorie für die Analyse und die Erfahrung. Die Konstruktion des Beobachters
gefährdet in vielen Teilen der Wissenschaft die traditionelle Logik und
Wissenschaftstheorie und auch in
der Didaktik, weil der Beobachter (sprich Forscher) nicht sieht, dass er nicht
sieht, was er nicht sieht (H. v. Förster). Einsicht und Blindheit sind die eine Seite
einer Unterscheidung, deren andere Seite wir nicht kennen. Das bedeutet auch,
dass in einer didaktischen
Epistemologie die Logik des Ausschlusses und der Nichtbeachtung zu
berücksichtigen ist, auch gegenüber einem Begründungszusammenhang, der auf
die so genannte
„Tiefe“ gehen will. (H. v. Förster: Wissen und Gewissen, S. 19).
Diese Kybernetik zweiter Ordnung ist zusammen mit der
Unterscheidungstheorie von G. Spencer-Brown und der Theorie der Autopoiesis
von Humberto Maturana zusammen mit Niklas Luhmann als Theorie sozialer
Systeme von vielen Wissenschaftsbereichen als eine
neue Hoffnung und eine neue Plattform aufgenommen worden und hat alte
Paradigmen aufgelöst. In einer postmodernen epistemologischen
Architektur für den Unterricht ist dringend eine Neubestimmung der
Konstruktion und Vermittlung von Wissen notwendig. Die Neubestimmung
einer Lehrplantheorie als Orientierung
für die konkrete Ausformung, was zukünftig für die nächste Generation als
Grundpfeiler von Wissen, Erfahrung, Wahrnehmung und Verantwortung gelten
soll, wäre vorrangig.
Der Radikale Konstruktivismus als Grundlage für Wissenskonstruktionen
Der „Radikale Konstruktivismus“ wird als Kognitions- Theorie verstanden. Er
beschäftigt sich mit den Vorgängen bei der Wahrnehmung und bei der
Entstehung von Erkenntnis und Bewusstsein. Die Kernaussage lautet:
Es gibt keine Beobachtung, die unabhängig vom Beobachter ist.
Wir gehen nie mit der Wirklichkeit „an sich“ um, sondern wir bilden unsere
Erfahrungen mit Hilfe von Perzeptions- Systemen, die in unserer Gehirnstruktur
angelegt sind. Einzelne Erkenntnisse müssen in diese Systeme hineinpassen,
viabel sein. Realität ist also ein subjektives Konstrukt, das erst durch die
Abstimmung mit den Konstrukten anderer Beobachter den Charakter einer
„objektiven“ Welt erhält, die scheinbar unabhängig von Wahrnehmung existiert.
Wir müssen die tradierten Vorstellungen von „absoluter Wahrheit“ und
„Objektivität“ aufgeben. Die Konsequenz daraus ist die subjektive
Verantwortung für das eigene Handeln.
Die Theorie des Radikalen Konstruktivismus, wie er u. a. von P. Watzlawick,
E. v. Glasersfeld, S. J. Schmidt und H. v. Foerster vertreten wird, behauptet dass
die Wirklichkeit, die wir zu entdecken und zu erforschen glauben, unsere eigene
Konstruktion ist, ohne dass wir uns des Aktes der Erfindung bewusst sind.
E. v. Glasersfeld87 entwickelt in seinem Aufsatz „Einführung in den
Konstruktivismus“ eine These, die unsere bisherigen Denkgewohnheiten radikal
in Frage stellt, nämlich, „... dass wir von der Wirklichkeit immer und bestenfalls
nur wissen, was sie nicht ist“.
Der Konstruktivismus steht mit seinen Einsichten in radikalem Gegensatz zum
bisherigen traditionellen Denken, wonach etwas wahr ist, „... wenn es mit einer
als absolut unabhängig geltenden objektiven Wirklichkeit übereinstimmt“.
Das erkenntnistheoretische Problem besteht jedoch darin: Wie können wir
wissen, ob das Bild, das unsere Sinne uns von der Wirklichkeit vermitteln, der
objektiven Wirklichkeit entspricht?
E. v. Glasersfeld bringt das anschauliche Beispiel eines Apfels, den wir als glatt,
duftend, süß etc. wahrnehmen. Doch wie können wir wissen, ob der Apfel diese
Eigenschaften wirklich besitzt? Diese Frage sei unbeantwortbar, so meint
v. Glasersfeld, da wir unsere Wahrnehmungen von dem Apfel lediglich mit
anderen Wahrnehmungen, aber niemals mit dem Apfel selbst vergleichen
können, so wie er gewesen sei, bevor wir ihn wahrgenommen haben. Die
Vorstellung einer objektiven Realitätserkenntnis ist damit in Frage gestellt.
Doch wie kommt es dazu, dass wir in einer stabilen und verlässlichen Welt
leben, an der wir uns ausrichten und orientieren, die unser Wissen und Handeln
bestätigt, obwohl wir der „objektiven“ Welt irgendwelche wahrgenommenen
Eigenschaften nicht mit Sicherheit zuschreiben können?
Die Antwort des Konstruktivismus macht diese Frage sinnlos.
„Wenn ... die Welt, die wir erleben und erkennen, notwendigerweise von uns
selbs konstruiert wird, dann ist es kaum erstaunlich, dass sie uns relativ stabil
erscheint“.
Die Welt, die wir konstruieren, ist eine Welt des Erlebens, die aus Erlebtem
besteht und keinen Anspruch auf „Wahrheit“ im Sinne einer Übereinstimmung
mit der Wirklichkeit an sich erhebt. V. Glasersfeld betont, jegliches Bewusstsein
könne nur ( Watzlawick, 1991, S. 30 ff.)auf Grund eines Vergleichs, durch ein
In- Beziehung- Setzen von Erlebtem, durch Wiederholung, Konstanz und
Regelmäßigkeit „erkennen“, mit anderen Worten: eine verlässliche und stabile
Wirklichkeit erleben, wobei schon vor dem eigentlichen Vergleich entschieden
werden müsse, was als existierende Einheit und was als Beziehung zwischen
Gegenständen betrachtet werde. Auf diese Weise schaffe sich der Mensch
„Struktur im Fluss des Erlebens“.
Diese Struktur ist, was der bewusste Organismus als Wirklichkeit erlebt, und
weil sie (bisher) fast ausschließlich unwillkürlich geschaffen wurde und wird,
erscheint sie als Gegebenheit einer unabhängigen selbstständig existierenden
Welt. Die wirkliche Welt erschließt sich nur da, wo unsere Konstruktionen
scheitern.
Neurophysiologische Grundlagen
Gerhard Roth hat in seinen Forschungen über das Großhirn und das
Nervensystem zu diesen Erkenntnissen entscheidende Aspekte beigetragen: Die
durch die Ereignisse und Situationen der Umwelt hervorgerufenen neuronalen
Erregungen, die Vorstellungen von Objekten und Prozessen, sind kognitive
Leistungen des Gehirns, das als in sich abgeschlossenes System operieren muss.
Es muss Bewertungen vornehmen, und die Identität eines Gegenstands, die
Gleichheit, Gleichartigkeit, Ähnlichkeit oder Verschiedenheit im Rhythmus von
Ereignissen erkennen. Es nimmt Akte der Generalisierung, Abstrahierung und
Kategorisierung vor und setzt sie im Sinne einer Selbstorganisation in Verhalten
um, das dem Individuum in erster Linie zum Überleben und dem Zurechtfinden
im Milieu dient. Diese kognitiven Leistungen erbringt das Nervensystem
unabhängig davon, ob der Wissenserwerb unbewusst oder als bewusster Akt des
Erkennens vor sich geht.
Lange Zeit hat man angenommen, dass Lebewesen über ihr
Wahrnehmungssystem in direktem Kontakt mit der Welt stünden. Zwar wusste
man, dass die Sinne selektieren und auch Täuschungen unterliegen, man glaubte
jedoch an die grundsätzliche Erkennbarkeit der Welt.
Heute gilt diese Ansicht als widerlegt: Man geht davon aus, dass das Gehirn ein
geschlossenes funktionales System ist, dessen Verbindung zur Welt Rezeptoren
sind, die unspezifische, bedeutungsfreie elektrische Impulse an das Gehirn
weiterleiten. Der Ort im Gehirn, an dem solche Impulse eintreffen, bestimmt die
Art der Sinnesempfindung und deren Qualität. Wahrnehmung ist also eine
Bedeutungszuweisung zu neuronalen Prozessen, sie ist Interpretation von
Nervenimpulsen und damit Konstruktion von „Realität“. Grundlage solcher
Interpretationen bilden interne stammesgeschichtliche Festlegungen und frühere
Erfahrungen. Für die Bewältigung der komplexen Welt hat das Gedächtnis eine
fundamentale Bedeutung: Es speichert und aktiviert frühere sensorische
Erfahrungen und die mit ihnen verbundenen Bewertungsmuster.
Das Gehirn ist semantisch und funktional selbstreferentiell. Funktional
selbstreferentiell ist es, weil es mit seinen eigenen Zuständen rekursiv oder
zirkulär interagiert. Jeder Zustand ist also eine Folge der Interaktionen früherer
Zustände. Aus diesen Befunden wird in der Didaktik ein didaktischer
Relativismus abgeleitet, der davon ausgeht, dass jeder Lehrende und Lernende
ein Realität konstruiert, die je verschieden und rekursiv mit der bisherigen
Lebensgeschichte verbunden ist. Daher wird eine didaktische Haltung erwartet,
in der Lehrende ihre Bezugssysteme und Wissenskonstruktionen und ihre
Erwartungen an die Lernenden unter Offenlegung ihre oft ungewussten
Wissensarchitektur mitteilen müssen.
Inventar zu den Wissenslogiken:
Die Wissenslogiken bezeichnen die erkenntnistheoretische Dimension der
Denk- und Handlungsregeln. Sie schreiben vor, wie man zu denken hat, wenn
man in einem Referenzbereich z.B. Mathematik, Physik oder Politik denken will
oder soll.
Beispiele:
Logik der abgestuften kognitiven Zugehörigkeit
Eine Menge kann Elemente besitzen, die nur zum Teil - graduell - zu ihr
gehören: „Wer gehört zur Menge der groß gewachsenen Männer?“
Angenommen, Berthold sei 180 cm groß. Gehört er nun zu dieser Menge? Nach
der konventionellen Mengenlehre kann man die Grenze bei 178 cm ansetzen.
„Groß gewachsen“ liegt über der Grenze, „nicht groß gewachsen“ darunter.
Demnach (aber nur demnach) gehört Berthold zu den „groß gewachsenen
Männern“.
Die Logik der abgestuften Zugehörigkeit fragt dann: „Ist Berthold ein groß
gewachsener Mann?“
Die Antwort ist nicht Ja oder Nein, sondern sie heißt: „Er gehört teilweise zur
Menge der großgewachsenen Männer; mathematisch ausgedrückt, hat seine
Zugehörigkeit einen Wert von 0,6. Also ist Berthold zu einem Grad von 0,6 groß
gewachsen“. Unscharfe Mengen differenzieren präziser und stellen weit mehr
Informationen bereit als scharfe Mengen (Mengenlehre: Cantor) und sind somit,
so paradox es klingen mag, präziser. Beispiele: „Ist die Donau ein langer Fluss?“
„Wenn Maria zweimal im Jahr Tennis spielt, ist sie dann Tennisspielerin?“
Logik der Abduktion
Diese Logik kann man auch als die Logik eines Schlussverfahrens
kennzeichnen: als ein Rateverfahren. Die Ausgangslage bei der Abduktion ist
die Annahme einer bloßen Möglichkeit, noch ohne gesicherten Rahmen, ohne
Relation zum Tatsächlichen und zu Gesetzmäßigkeiten. Abduktion ist weder
durch Wahrscheinlichkeitsannahmen (probabilistische) noch durch bloßen
Zufall bestimmt. Wir gewinnen abduktive Einsicht blitzlichtartig, nachdem wir
auf eine überraschende oder ungewöhnliche Beobachtung gestoßen sind (siehe
auch Logik der inhärenten Entschlüsselung, Logik der Hermeneutik).
Die Logik der Allparteilichkeit (v. Kibed)
Wer parteilich handelt, handelt und denkt nicht in Alternativen. Wer allparteilich handelt, geht von der oft scheinbar unmöglichen Annahme aus, sein
Handeln habe im Dienste aller Beteiligten zugleich zu stehen. Dies ist mit der
Logik wahr / falsch nicht vereinbar. Die Technik der Allparteilichkeit hat nicht
mit Unmoral zu tun, sondern mit den ausgeblendeten Möglichkeiten. Viele
unserer Wissenskonstruktion werden blockiert durch alte reproduktive Muster,
durch Kopfbewohner-Botschaften, die einen davor warnen, neue, ungewohnte
oder tabu - verletzende Konstruktionen zu wagen. Das Unbekannte, das
Gefürchtete, das Geträumte, das Erhoffte, unerfüllte Wünsche sind der Rand, der
Neukonstruktionen oder unübliche Konstruktionen nur schwer vom bestehenden
Universum des Gehirns zulässt. Wir sprechen oft großspurig von Flexibilität des
Denkens. Wir wissen aber gar nicht, dass solche oben genannten Mechanismen
und Muster die Verhinderer sind. Diese Verhinderer werden in der
herkömmlichen Lernkultur eher kultiviert und nicht entmachtet.
Die Logik der Algorithmen
Diese Logik verlangt, dass jeden Schritt des Vorgehens eingehalten wird.
Diese Logik ist ordentlich (die Heuristik nicht). Ein hoher Zeitaufwand ist
notwendig, um jeden Schritt genau festzulegen.
Die Ana- und Kata - Logik
Eine Landkarte, ein Modell etwa, ist abstrakter und allgemeiner als das Gebiet,
das es beschreibt. Den Wechsel auf höhere logische Ebenen bezeichnen wir
dann als Ana-Wechsel/Logik, den Wechsel auf niedrigere logische Ebenen wird
als Kata - Wechsel bezeichnet.
Diese beiden Logiken können nach grundlegenden Einteilungskategorien
unseres Wissensuniversums aus der Wissenschaft, aus dem Alltag oder aus der
Transzendenz-Orientierung, ferner nach dem Grad der Abstraktion und
Allgemeingültigkeit, z.B. des allgemeinen Sinns, der Leitdifferenzen und
Prinzipien eingesetzt und trainiert werden. Sie liefern wichtige
Verankerungspotentialitäten bei Lernenden in der Ausbildung der formalen
Wissensarchitektur.
Die Logik der Aufgabe des Exaktheits-Anspruchs
Das Tetralemma und seine Negation (v. Kibed)
Dazu gehören die Sowohl-als-auch-Technik, paradoxe Verbindungen und
falsche Richtigkeiten.
Logiken der Begriffsbildung
Dazu gehören Arten des Denkens: analoges, digitales, metaphorisches Denken,
ferner Musterbildung, die Verwendung von Oberbegriffen-/ Unterbegriffen,
Antithesen / Synonyme, Begriffshierarchien, Begriffszuordnungen usw.
Binäre Logik
Sie ist eine "Totalkonstruktion" für einen bestimmten Anwendungsbereich
(Recht, Wirtschaft, Massenmedien, etc.), die alles, was in seinen
Relevanzbereich fällt, dem einen oder dem anderen Wert zuordnet. Der binäre
Code fixiert unter Ausschließung dritter Möglichkeiten einen positiven und
einen negativen Wert. "Der positive Wert bezeichnet im System das, womit man
etwas anfangen kann[; der negative] dient nur der Reflexion der Bedingungen,
unter denen der positive Wert eingesetzt werden kann" (Luhmann, 1996, S. 35).
Binäre Codes zeigen an, welche Operationen zum System gehören und welche
in der Umwelt des Systems ablaufen.
Die Logiken des Bottom-up und des Top-down (Deduktion - Induktion)
Eigentlich sind dies mathematische Logiken:
Top-down heißt: „Setze ein Axiom (also ein Verfahren von oben), und ordne
alle Erscheinungen diesem Axiom zu oder sortiere aus, was nicht dazu passt“.
Die Bottom - up - Logik geht von unten nach oben: Die Elemente und
Erscheinungen werden alle gesammelt; es werden dann Kriterien der Ordnung
eingeführt und die Erscheinungen eingeordnet und sortiert.
Im sozialen Bereich bedeutet dies z.B. eine Delegation von Verantwortung von
oben nach unten oder eben von unten nach oben.
Im schulischen Bereich ist die Symbolik des Top-down weit (als
Internalisierung einer Oben-Unten-Symbolik sowohl bei den Lehrenden,
Lernenden und in allen gesellschaftlichen Bereichen anzutreffen) verbreitet und
verhindert fast jede Innovation.
Im epistemologischen Bereich muss
Referenzrahmen zunächst gelten soll.
entschieden
werden,
welcher
Die Logik der Contra-Stellung
Die entgegengesetzte Logik verwenden z.B. die Logik des Fokussing gegenüber
der Logik der linearen Reihenfolge.
Logik der Deduktion
Diese Logik geht davon aus, dass ein Sachverhalt notwendigerweise so ist. Eine
allgemeine Regel, Axiom usw. zum Einzelfall. „Denke vom Allgemeinen zum
Einzelnen und folgere daraus ein weiteres Wissen über diesen Einzelfall.“1 Eine
Deduktion beweist, dass ein Sachverhalt, Zusammenhang notwendigerweise so
ist. Wir stellen eine allgemeine Regel auf und gleichen den Einzelfall ab, ob er
mit den allgemeinen Regeln übereinstimmt. Das Resultat ist bereits in der Regel
enthalten.
Die Logik der Deduktion
Die Logik der Emoticons
Diese Denkregel (Emotion - Gefühl, Icon - Symbol) fokussiert das Bewusstsein
auf die symbolische Repräsentation mit Hilfe von Computerzeichen zu
sinnvollen Einheiten beim Internet, Chatten und E-Mails. Sie dienen als Ersatz
für Gestik und Mimik in der textorientierten Computerkommunikation. Diese
1 Nöth, S. 67 ff.
Logiken kann man weiter unterscheiden nach Classic-Smileys (Basic-Smileys =
fröhlich, zwinkernd, ärgerlich, gleichgültig, zynisch, schreiend usw.), Charakter
Smileys (wer ich bin, wer du bist) und Celebrity Smileys (berühmte
Persönlichkeiten, bestimmte Merkmale davon werden hervorgehoben).
Die Logik der Entscheidungen bzw. des Nichtentscheidens
In dieser Logik ist es wichtig, sich an die Linearität der Zeit zu halten.
Eine Entscheidung ist im Handeln nicht mehr reversibel, in virtuellen Ebenen
aber durchaus. „Unterscheide also: Auf welcher Ebene willst du eine
Entscheidung treffen? Spiele dann mit Hilfe eines Baumdiagramms oder einer
anderen Entscheidungs-Technik die wichtigsten Stämme und Äste dieser
Entscheidung durch mit einer Folgelastigkeit bis zur 1., 2. oder 3.Generation“
(siehe auch Logik des Prozessierens und der Strategien, Ommisions - und
Commisionsverhalten).
Die Logik des Filterns
Diese Logik zielt darauf ab, den Inhalt, das Problem usw. nur von einem
besonderen Gesichtspunkt aus zu betrachten und bewusst alle anderen Aspekte
unbeachtet zu lassen. Man nennt diese Logik auch „Kargheitsmethode“, weil sie
eben den Reichtum an möglichen Konstruktionen bewusst nicht zulässt.
Diese Methode kann man in fast allen epistemologischen Ebenen und Bereichen
verwenden. Sie schult Lernende (und Lehrende auch) sehr gut, den jeweiligen
Bezugsrahmen genau zu definieren oder unter nur einer Hinsicht zu diskutieren.
Abbildung : Logik des Filterns
Die Logik der Fusion und Fission
Diese Logik zielt darauf ab, durch zwei zunächst nicht verwandte Symbole zu
einer Aktivierung in Richtung einer neuen gemeinsamen Symbolisierung zu
kommen. Beispiel: „Wir haben ein Symbol für ‚Hand‘ und ein Symbol für
‚Schuh‘; wie können wir zu einem neuen Symbol ‚Handschuh‘ kommen?“
Fusion ist das, was geschieht, wenn zwei oder mehrere ursprünglich nicht
verwandte Symbole (und die dahinter liegenden Bedeutungen und Muster) an
einer gemeinsamen Aktivierung teilnehmen und die Botschaften so dicht
gepackt sind, dass sie sich allmählich zusammenschließen.
Fission ist die „Abreibung“ dieser alten Symbole und die Verselbständigung
eines neues Symbols, das sich ursprünglich aus zwei nicht verwandten
Symbolen gebildet hat und autonom geworden ist. Diese Logik kann mit Hilfe
der szenischen Didaktik sehr gut dargestellt werden, besonders in sprachlichen,
mathematischen und begrifflichen Bereichen. Sie ist vor allem durch auditive,
olfaktorische und visuelle Methoden sehr gut zu konstruieren.
Diese Logik zielt darauf ab, den Inhalt, das Problem usw. nur von einem
besonderen Gesichtspunkt aus zu betrachten und bewusst alle anderen Aspekte
unbeachtet zu lassen. Man nennt diese Logiken auch Kargheitsmethode, weil sie
eben den Reichtum an möglichen Konstruktionen bewusst nicht zulässt.
Diese Methode kann man in fast allen epistemologischen Ebenen und Bereichen
verwenden. Sie schult Lernende (und Lehrende auch) sehr gut, den jeweiligen
Bezugsrahmen genau zu definieren oder unter nur einer Hinsicht zu diskutieren
(siehe auch Kontext).
Abbildung: Logiken der Fusion und Fission
Die Logik der Fokussierung (Figur-Hintergrund)
Die aus der Gestaltpsychologie kommende Perspektive heißt: Wir stellen etwas
in den Vordergrund (bewusst oder unbewusst): einen Taktteil eines
Musikstückes, einen Gegenstand, der uns fasziniert, die rote Ampel, Ja oder
Nein, eine Gleichung ist eine Gleichung und nichts anderes usw.
Die Logik der Folgelastigkeit bzw. Nachhaltigkeit
„Wenn du das tust oder denkst, hat das Folgen für jetzt, später ...“
„Es hat Folgen in diesen und jenen Dimensionen und Bereichen ...“
An dieser Stelle muß vermerkt werden, dass die Begriffe Nachhaltigkeit und
Folgelastigkeit zwar ein Modewort geworden ist, die Tiefenstrukturen unserer
Gesellschaft aber zielen kaum auf ernsthafte Nachhaltigkeit und Folgelastigkeit.
Als Beispiel kann man die von Politikern der letzten 50 Jahre leichtfertig
angelegten Paradiesvorstellungen von Solidargesellschaft, Generationenvertrag
und Versorgung und von der Gesellschaft bestätigten Strategie ansehen. Es
wurden faktisch nicht die Verantwortung für die eigene Gegenwart
übernommen, sondern man hat im Vorgriff auf die noch nicht geborenen
Mitgliedern der Gesellschaft bereits die Zukunft in die Versorgungsmentalität
der Gegenwart eingebunden. Damit hat man nicht fur die eigene Gegenwart und
Zukunft das Realistische und Mögliche festgemnacht, sondern man hat in
verantworungsloser Weise die nächsten Generationen für das Glück der
Gegenwart unentrinnbar eingebunden. Dieser Modus ist bei der jungen
Generation längst bewusst. Daher sind die Phrasen von Nachhaltigkeit und
Folgelastigkeit als Verpflichtung für die Zukunft für einen Teil der jungen
Generation Alibi-Argumentationen und unglaubwürdig.
Die Logik des Fundamentalismus
„Es gilt nur die eine Wahrheit - daneben nichts: Das Wesen aller Dinge ist ...“
Die Logik der Gebietserweiterung
In dieser Logik heißt die Aussage: „Dieses Element gehört zu dieser Menge. Es
gehört aber auch zu einer anderen Menge, allerdings in einem anderen
Bezugsrahmen (Sinn, Position, Situation): Eine Menge kann auch Teil einer
anderen Menge sein: Wann (in welchem Kontext) sind Becher noch Tassen?“
Man kann aber auch ein Thema durch unterschiedliche Vorgehensweisen
(Logiken) immer mehr erweitern
Die Logik des gedanklichen Driftens (Colombo-Logik)
Aussagen sind an das jeweilige Bezugssystem gebunden und es gibt immer
mehre Möglichkeiten darin (unscharfes Schlussfolgern). Colombo denkt naiv,
ungeschickt, langsam. Er hat offenbar keine Grundrahmen, noch weiß er,
welchen nächsten Schritt er machen wird; ziellos wie ein Falter geht er im
Milieu herum, wie ein Schwamm saugt er alle Informationen auf und wartet auf
wichtige Hinweise aus der Umgebung. Er hat ein inneres Vertrauen und viel
Zeit, dass in ihm sich allmählich eine Gestalt herausentwickelt (siehe auch
Prinzip der Unterlassung).
Die Logik des Gegensatzes
Diese Logik geht immer von Extremen aus. Die Zuviel - Extreme (alles, immer,
weder, noch usw.) ziehen an, weil sie Sicherheit versprechen. Durch reiche
Mittel, feste Regeln, sicheres Wissen, bestimmten Willen, wohlmeinende
Einstellung suchen wir die Kommunikation zu sichern, ruinieren sie dadurch,
können uns nicht mehr ändern, sterben ab. Ebenso machen uns die Zuwenig Extreme, mit denen wir uns aus der Kommunikation flüchten, unveränderlich,
sie lassen uns erstarren (zu wenig: arm, billig, regellos, ahnungslos, willenlos,
rücksichtslos, wertfrei usw.).
In einer didaktischen Version heißt das, dass wir diese Logik durchschauen
lernen und untersuchen, wo sie angewandt wird. Wir können sie sogar üben, um
mit ihr fertig zu werden, vor allem dann, wenn es um Behauptungs- und
Meinungswissen geht. Sie kann auch selbstaufklärerisch sein, indem wir an uns
selbst entdecken, wann wir diese Gewissheitslogiken anwenden (müssen). Die
Denklogik des Gegensatzes heißt: Denke (und handle, indem du denkst) immer
in einem Extrem (fundamentalistisch, objektivistisch, zu viel - zu wenig), wobei
das andere Extrem genauso dienlich sein kann, um deine Sicherheit zu
behaupten (obwohl du innerlich eventuell unsicher oder ängstlich bist). Erst
wenn uns diese Logik bewusst wird, können wir uns von ihr distanzieren und sie
durch andere Ungewissheitslogiken ersetzen und damit eine lebendige
Kommunikation fortsetzen. Im Bereich der Leistungsinterpretation und
Leistungsbewertung wäre eine solche Umkehrung dringend notwendig.
Die Logik der Generalisierung
Es gibt etwas, was für alle (innerhalb des Bezugssystems) gilt:
Regeln, Elemente, Sätze, Behauptungen, Ideale (z.B. die Argumente sind
einfach, zwingend und kognitiv schön). Diese Logik kann aber auch zum
„Totschlag Argument“ benützt werden wenn alles über einen Kamm geschert
wird.
Die Logik der Glaubenssätze
Ein Glaubenssatz ist ein Führ-Wahr-Halten, ein Modell der Reduktion von
Komplexität mit subjektivem Wahrheitsanspruch. Sie haben etwas mit
Prioritäten, mit Begriffen wie „gut“, „anständig“ und mit Verbindlichkeit zu tun.
Es hat mit einem individuellen oder sozialen Imperativ zu tun: „Du sollst ...“.
Merkmale: Mission, Vision, innere Leidenschaft, Werte, Zielbewusstheit,
Identitätsgefühl Wahrheit. Glaubenssätze sind sprachlich und im Verhalten
erkennbar. Sie sind meist sehr früh in der kindlichen Entwicklung durch
elterliche Botschaften entstanden.
Die Logik der Heuristik
Vermutungen anbieten und sehen, welche am ehesten passen.
Das Ergebnis dieser Logik ist unsicher und nicht vorherzusagen, sie hat aber den
Vorteil im Umgang mit komplexen und unbekannten Systemen und Dingen.
Guten heuristischen Verfahren haftet etwas von Intuition an, und Menschen
greifen beim Umgang mit Problemen gerne auf sie zurück (siehe Algorithmen).2
Die Logik der hypothetischen Welt
Hier geht es um die vielgepriesene Widerspruchsfreiheit: Danach gilt etwas als
wahr, wenn jeder Satz hinsichtlich der äußeren Welt sich als wahr erweist. Es
kann aber auch sein, dass etwas innerlich wahr und widerspruchsfrei ist, wenn
die Sätze (Gedanken, Emotionen) also wechselseitig miteinander verträglich
sind (z.B. die operationale Geschlossenheit von lebenden Systemen,
systemisches Denken). Es gibt verschiedene Typen von Widerspruchsfreiheit:
mathematische, physikalische, biologische, psychische, literarische usw. Die
Grundfrage heißt immer: „Was wäre, wenn ..“
Die Logik der inhärenten Entschlüsselung
Es ist die Technik der Entschlüsselung z.B. von alten Texten oder
Gegenständen. Sie ist zum großen Teil intuitiv, weil wir den verborgenen
Sinnzusammenhang zunächst nicht kennen. Sie enthüllt die den Zeichen oder
Gegenständen innewohnende Bedeutung.
Sie ist mit der Logik der Abduktion kombinierbar: Erklären von Daten auf der
Grundlage von Annahmen und Hypothesen, die aber nicht gesichert sind. In der
Hermeneutik werden sie häufig verwendet.
Diese Methode müssen z.B. Schüler der 1. Klasse anwenden, wenn sie die
Zeichen der Schrift und deren innenliegende Bedeutung noch nicht kennen.
„Lege den Zeichen einen Sinn unter und versuche durch Vergleiche, Intuition,
wiederkehrende Schleifen oder externe Schlüssel einen Sinn zu finden, oder eine
Konvention anzuerkennen.“3
Logik der Induktion
2 siehe auch Skell, W. (1996): Eigenaktivität und heuristische Regeln, in: Greif, S. 96
3 vergleiche den Spracherwerb von Kindern: sie probieren Satzmuster aus
Diese Denkregel ist als Prozess der Bestätigung des Faktischen durch
Konfrontation und Begegnung mit den Tatsachen anzusehen. „Denke vom
Einzelnen zum Allgemeinen, von Informationen und Daten zur
Gesamtinterpretation als deren Summe.“ Sie ist die Umkehrung der Deduktion.
Eine Vielzahl von beobachteten Einzelfällen werden auf eine oder mehrere
Unterscheidungen (Kriterien) hin verallgemeinert und zu einer Regel, zu einem
Gesetz etc. geschlossen (siehe Logik der Generalisierung).
Die Logik der Injunktion
Schulischer Alltag ist umgeben von Anweisungen, Befehlen, Anordnungen und
Drohungen.
Alle diese Erscheinungsformen haben den Grundtenor einer Botschaft, sich in
Zukunft so zu verhalten, wie es die Gesellschaft, der Direktor, die Schulbehörde,
das Kollegium und der Lehrende selbst erwartet. Die Sicherung des jetzigen
Zustandes durch Musterbildung und späteren, darin gesicherten Handlungen ist
damit impliziert. Handlungen sind als Wiederholung des Gegenwärtigen durch
Bekanntheit und Vertrautheit und als Randbedingung für ein funktionierendes
System4 zu betrachten. Sie sind die Bindemittel zwischen den systeminternen
Mitgliedern und den Novicen; sie sind aber auch ein Mittel der
Selbstbeschreibung des Systems und damit unterscheidbar gegenüber anderen
Systemen.
Diese Handlungen bzw. die darin hinterlegten Muster entstehen auf dieser Stufe
meist nicht über Kognition, Einsicht und Disputation, sondern durch eine
Entscheidung für ein bestimmtes Muster im Rahmen einer größeren Einheit,
durch die Mächtigeren, durch Injunktion.
Injunktion ist immer gebunden an die Macht- oder Bedeutungsperson oder an
den Vertreter einer Institution.
Musterbildung basiert im Wesentlichen auf der Logik der Injunktion.
Diese Logik besagt, dass es zwei Pole gibt: der eine Pol ist der Träger von
Erfahrung und Macht. Der andere Pol ist derjenige Lernende, der Ideen,
Verhaltensmuster und kognitive Strukturen ohne viel Erklärung übernehmen
soll.
„Übernehme meine Vorschrift, Erwartung und mein Wissen, ohne viel zu fragen
oder zu diskutieren, du wirst damit erfolgreich durchs Leben kommen!!“
Die Logik der Isomorphie
Isos bedeutet im Griechischen „gleich“ und Morphé ist die Form, die Struktur.
Isomorphie bedeutet Strukturgleichheit. Eine Landkarte ist dann isomorph zu
der Landschaft, die sie abbildet, wenn die Strukturen der Landkarte (z.B. die
räumlichen Abstände zwischen zwei Punkten A und B) die Strukturen der
4 Roth (2001): S. 163
Landschaft (z.B. die räumlichen Abstände zwischen zwei Orten A und B)
„richtig“ wiedergeben. Isomorphe Metapher-Geschichten spiegeln Strukturen
eines Problems: die Personen und Ereignisse in der Geschichte (z.B. in einem
Märchen) entsprechen Personen und Ereignissen eines „realen“ Problems.
Von Isomorphie spricht man also, wenn zwei komplexe Strukturen aufeinander
abgebildet werden können und zwar so, dass es für jeden Teil der einen Struktur
einen entsprechen Teil der anderen Struktur gibt, wobei „entsprechend“
bedeutet, dass die beiden Teile in ihren jeweiligen Strukturen eine ähnliche
Rolle spielen. Die Entdeckung einer Isomorphie zwischen zwei bekannten
Strukturen stellt einen bedeuteten Schritt im Wissen dar. Sie schafft auch neue,
tiefere Einsichten in Wissens- und Bedeutungsstrukturen (s. Mustererkennung,
Musterneubildung)
Die Logik der Reduktion von Komplexitä
„Benutze die Prinzipien der Einfachheit, Struktur und der Abstraktion, die
Möglichkeiten der Metaphernbildung und die Logik der Stufung, des
Ausschlusses und der Negation, um der Komplexität zu begegnen. Dazu gehört
auch u.a. die Logik der Generalisierung“
Logik der Maximierung
Eine Technik des Maximierens als Steigerungs- Logik bedeutet „Öl in die
Flammen zu gießen“, indem man eine Situation steigert, durch bestimmte
Methoden anheizt oder übertreibt.
Man kann auch die Bedeutung verändern. Angenommen, der Fußball wäre nicht
mehr rund, sondern oval: Was würde alles passieren?
Allerdings birgt diese Logik auch eine Gefahr: Wir können mit einem Wort oder
Satz die geistige Welt verändern (was im akademischen Bereich häufig auftritt),
aber die Verantwortung dafür real zu übernehmen, sind wenige bereit.
Vor allem auf der Symbolebene ist diese Logik didaktisch sehr interessant: Ein
Symbol kann ganz unterschiedliche Interpretationsrahmen und Bezugssysteme
zulassen (z.B. das Symbol „Adler“).Besonders interessant ist der bewusste
Wechsel der Interpretationen, weil damit ganz andere Sinn-Bereiche erscheinen
(siehe auch zirkuläres Fragen, Figur und Hintergrund, hypnotische Besetzung
von etwas) und ins Bewusstsein kommen können, die sonst nie vorhanden und
damit auch nie diskutierbar wären. Witze z.B. leben von dieser Logik.5
Logiken der Metaphorik
Wissen von einem Kontext zu einem anderen mit nur einer Hauptdimension und
damit Reduktion übertragen: z.B. „Der rote Ball geht unter.“
5 Interpretation ist Suche nach Indizien und die Konstruktion eines Sinnzusammenhangs, also detektivische Arbeit, vgl. Elisabeth E. Paefgen (1997): Haben
Detektive abgedankt? Spurensuche und Aufklärung als literaturdidaktische Chance, Praxis Deutsch, 24. Jhg., Heft 145, September 1997, S. 6 - 9
„Suche ein Bild davon.“
„Ich erzähle dir darüber eine Geschichte.“
„Es ist so, wie wenn ...“
Logik der Modularisierung
Das ist das Aufspalten einer
Unteraufgaben/Unterbereiche.
Aufgabe,
eines
Systems,u.a.
in
Zum Beispiel kann man eine Folge von ähnlichen Operationen nacheinander
durchführen. Anstatt sie alle niederzuschreiben, kann man eine Schleife
niederschreiben, die dem Computer sagt, er solle eine bestimmte Anzahl von
Operationen vornehmen, dann zurückkehren, um sie immer wieder auszuführen.
Das allgemeine Prinzip der Schleife ist also: „Führe eine Anzahl verwandter
Schritte immer und immer wieder durch und breche das Verfahren ab, wenn
spezifische Bedingungen erfüllt sind (z.B. Parameter, Variable, Schleifen usw.,
optische Täuschung).
Die Logik der optischen Täuschung
Die optische Täuschung beinhaltet immer auch Zweideutigkeit. Ein sehr gutes
Beispiel ist Eschers Bild „Wasserfall“6, wo in 6 Stufen eine endlos fallende
Schleife mit der in 6 Stufen endlos ansteigenden Schleife gezeigt wird.
Es gibt genügend Beispiele, dass wir uns durch optische Täuschungen in einen
Wissenskorridor hineinmanövrieren lassen, der andere Korridore mit
energetischer Macht ausblendet. Es ist dann oft schwierig, diese energetische
(hypnotische) Besetzung umzubauen. Hier benötigen wir noch eine Reihe von
Beispielen und Techniken der Umzentrierung. Wir machen uns oft gar keine
Vorstellung, wie stark Lernende und Lehrende durch eine solche Strukturierung
innerlich besetzt sind, so dass es unmöglich erscheint, sie aus dieser Fixierung
und Zentrierung herauszuführen.
Die Logik der optischen Täuschung
6 siehe Hofstadter / Gödel / Escher / Bach, S. 13
Logik des noetischen Hedonismus
„Es macht mir Spaß, ein Mathematiker zu sein, mathematische Probleme zu
lösen. Es ist für mich der höchste Genuss.“
Die Logik der Prioritäts-Irrtümer
„Ich habe mich in meiner Priorität geirrt oder ich tue so, als ob ich mich geirrt
hätte.“
Pushen (siehe Stapeln).
Die Logik des Hier und Jetzt
„Verwende die Wörter ‚Hier‘ und ‚Jetzt‘.“
die Logik der zeitlichen Linearität und Irreversibilität
„Wenn du etwas begonnen hast, kannst du es nicht mehr ungeschehen machen.
Es gibt kein Zurück.“ Es gibt
die Logik des diachronen Verlaufs (chronologischer Ablauf usw.)7
die Logik des synchronen Verlaufs (gleichzeitiger Ablauf verschiedener
Handlungen, Wahrnehmungen, usw.)
monochrone, polychrone Logik (nur eine oder mehrere Linie/n wird/werden
bewusst wahrgenommen, konstruiert usw.)8
autochrone Logik (Hier - und - jetzt - Differenzen in einer Person oder Gruppe)
„Stelle deine alten Zeitstrukturmuster zumindest eine Sekunde zurück.“
Die Logik des Raumes (didaktische Topologie und Proxemik n. Hall)
„Meine Wahrnehmung ordnet den Raum sofort auf der bisherigen
Repräsentation und Bedeutung“ (z.B. Raum als Ort der Geborgenheit oder Ort
der „Vergiftung“, des Schreckens oder der Abwertung).
Es sind die Dimensionen des Raumes als didaktischer Ort. Es gibt darin vier
Großbereiche :Das Territorialverhalten von Lehrenden und Lernenden
(Aneignung, Besitz, Positionierung und Verteidigung des Raumes), Erfahrungen
im Raum: Geborgenheit, Abwertung, Entehrung, lustvoller Erfahrungsraum etc.,
das Problem Nähe und Distanz im didaktischen Raum (Raumverhalten unter den
Geschlechtern, Nähe und Distanzprobleme zwischen Lehrenden und Lernenden)
und schließlich der unterschiedliche Gebrauch von Raum als eine spezielle
Ausprägung des Raumes (vor allem bei multikulturellen Lerngruppen eine
unsichtbare, unterschiedliche Raumwahrnehmung mit unterschiedlicher
Bedeutung).
Die häufig unbewusst wahrgenommene Raumkonstellation hat für Lehrende und
7 siehe Band I, S. 181
8 siehe ebenda, S. 199 ff.
Lernende wahrscheinlich großen Einfluss auf das Lehr- und Lernverhalten,
ferner in der Wahrnehmung und Bedeutung des Raumes durch
Bewußtseinsstrukturen.
Die Logik der Lage, der Ausdehnung und der Größe
Die grundlegenden Dimensionen von Raum und Zeit beinhalten viele
Ordnungen bzw. Denklogiken. Zu den Raumlogiken gehören vor allem die
Lage, die Ausdehnung und die Größe.
Wie soll die Darstellung sein:
dreidimensional (Beispiel: Flächenland)?
eindimensional,
zweidimensional,
Wie musst du denken, dass du eindimensional, zweidimensional oder gar
dreidimensional denken kannst?
Eine andere Raumebene
Repräsentation darstellt.
ist die innere Logik, wie ein Raum sich als
„Reflektiere deine didaktische Topologie.“
Beispiel von verschiedenen Darstellungen eines Berges mit Hilfe
verschiedener Logiken
Logik des Redefinierens
„Ziehe den anderen (bewusst oder unbewusst) in dein eigenes Bezugssystem
hinein. Gelingt das nicht und deine eigene Grundüberzeugung ist so stark und
unbewusst verankert, dass du fremde Bezugssysteme umdeuten oder abwerten
musst, dann nimmst du dann das vertraute Elend in Kauf, nur um dein bisher
gewordenes Gleichgewicht zu erhalten.“
Logik der Referenzebenen
„Wenn du eine Referenzebene gewählt hast, beginne die Präzisierung durch
Logiken und Metatechniken.“
Logik des Referenzwechsel
„Unter der Prämisse eines (Amerikaners, Forschers, Engels usw.) sieht alles
ganz anders aus.“
Die Logik des Referenz-Rahmens
Die geistige Repräsentation von Begriffen und Situationen kann man sich in
verschachtelten Rahmen vorstellen. Man denke sich eine große Zahl von
Kommoden; wenn man eine davon auswählt, hat man einen Rahmen, und die
Löcher für die Schubladen sind die Stellen, wo Unter-Rahmen angebracht
werden können (siehe Logik der Stufung). Wenn eine Person in den FußballerRahmen gesteckt wird, dann wird diesem Begriff „Person“ ein Kontext
aufgezwungen.
Die Theorie der Repräsentation von Wissen beruht auf der Idee, dass die Welt
aus quasi - geschlossenen Teilsystemen bestehe, von denen jedes für andere als
Kontext dienen könne, ohne bei diesem Vorgang zu viel zu zerstören oder
Zerstörungen herbeizuführen.
Im Zeitalter des Zerfalls von Referentialitäten ist im Rahmen des soliden
Relativismus in der Wissenskonstruktion diese Logik eine der dominantesten in
der Wissenskonstruktion (siehe Kontext).
Die Logik des Reframing
Man stellt eine Sache einfach in einen anderen, schöneren Rahmen: z.B. ShellWerbung stellt das Benzin (als zerstörendes Element) in einen Naturrahmen (der
alles heil darstellt: Löwenjunge).
Die Logik der Reihenfolge
Die Reihenfolgen können sein: einfach - linear, verzweigt -linear, mehrfach
verzweigt- linear, linear-hierarchisch.
Die Logik der Rekursion
Die Verschachtelung von Verschachtelung und Variationen von
Verschachtelungen sind die Grundmetapher: Bilder in Bildern, Filme innerhalb
von Filmen, Logiken innerhalb von Logiken, russische Puppen innerhalb von
russischen Puppen, das Ei im Huhn und das Huhn im Ei usw. Mitunter kommen
diese Rekursionen einer Paradoxie nahe, so dass sich etwas selbst durch sich
selbst definiert: zirkuläre Logik.
Die Logik der Relativität
Hier wird nach dem Bezug gefragt: Ist das Wissen, die Information etc. relevant
(bedeutsam, sinnvoll), viabel (passend, praktisch, hilfreich, nützlich),
anschlussfähig
zum
vorgegebenen
Kontext,
zum
explizierten
Sinnzusammenhang etc.?
Die Denkregel heißt: „Bleibe bei dem Bezugsrahmen, den du ausgewählt hast.“
Die Auflösung der Relativität ist die Logik des Relativen
Von Hui Shi (ca. 380 v. Chr.) stammt folgende Aussage:
Heute ist das Gestern das Morgen, ebenso wie das Gestern gestern das Heute
war.
Gun Sun Long, ein chinesischer Weiser, erfand folgende Geschichte:
Er wollte auf einem weißen Pferd über die Grenze reiten, als ihn die
Grenzposten anhielten und sagten: „Pferde dürfen nicht passieren.“ Er
antwortete: „Mein Pferd ist weiß und ein weißes Pferd ist kein Pferd.“ Der
Geschichte nach ließen ihn die fassungslosen Wachen durch.
Die Logik des Sherlock Holmes
Eine gut organisierte, präzise, wissende und überlegene Grundhaltung, in der
wache Wahrnehmung und logisches Argumentieren die Denkregeln sind. Dabei
wird vor allem die Logik der Deduktion herangezogen.
Die Logik der Schichten der Stabilität
Neues Wissen ist immer dann gefährdet, wenn es sich nicht an alte Schichten
des Wissens anlehnen oder ankoppeln kann. Es gibt dann vielleicht Inseln der
Gewissheit, denn sonst lassen wir uns sehr schnell verwirren und suchen so
lange nach einem passenden Muster, bis dieses neue Wissen wieder seinen Platz
hat. Durch die hierarchische Natur unseres Wahrnehmungsprozesses sind wir
(unreflektiert) gezwungen, entweder eine verrückte Welt anzuerkennen, die wir
nicht einordnen können, oder nach einem sinnvollen Kontext aus bisheriger
Erfahrung zu unterscheiden. Hinzu kommt noch, dass wir (sozial gesehen) meist
nur in die eine oder in eine andere Richtung gehen und es zu spät ist,
umzukehren oder neue Vermessungen vorzunehmen.9 Diese Logik ist von
hohem, didaktischem Wert, weil sie neues emergentes Wissen und die dahinter
steckenden Logiken offensichtlich machen kann.
Die Logik des Stapelns, Poppens und Pushens10
Diese Logik hängt eng mit der rekursiven Logik zusammen.
Stapeln: Ich schiebe etwas auf, aus welchen Gründen auch immer (Faulheit,
Zeitmangel, Überlastung, kognitives Muster usw.).
Pushen heißt, die Aufgabe, mit der man sich gerade beschäftigt, in der Schwebe
zu lassen, ohne dabei zu vergessen, wo man innegehalten hat, und eine neue
Aufgabe in Angriff zu nehmen (als kognitives Muster oder als
Überlebenstechnik bei gleichzeitig komplexen Aufgaben).
Poppen ist die umgekehrte Logik: Es bedeutet, die Operation auf einer Stufe
abzuschließen und die eine Stufe höher gelegene Operation genau dort, wo man
aufgehört hat, wieder aufzunehmen.
Diese Logik kommt häufig in der Computerwelt oder in der Literatur vor:
wirkliche Menschen sprechen mit virtuellen Menschen und umgekehrt, mit
vielen Variationen.
Logik der Stufung
Stufen sind Größenordnungen, in denen Informationen nach Abstraktionsstufen
organisiert werden. Stufung bedeutet das Organisieren oder Aufgliedern von
Wissen und Erfahrungen in größere oder kleinere Stücke nach unten oder oben.
Im Modus der großen Stufung ist der Fokus auf allgemeine und abstrakte
Informationen gerichtet, im Modus der kleinen Stufung auf spezifische und
konkrete Informationen. Aufwärtsstufung beinhaltet, dass man sich auf eine
umfassendere, abstraktere Informationsebene begibt. Abwärtsstufung impliziert,
dass man eine spezifischere oder konkretere Ebene der Informationen aufsucht.
Beispiele auf der gleichen Informationsebene nennen wir „laterale
Dimensionierung“.11
9 siehe Chaostheorie, Fuzzy logic usw.
10 in: Hofstadter / Gödel / Escher / Bach (1985): Ein endloses geflochtenes Band, 4. Auflage, Stuttgart
11 nach Dilts (1993)
Der Wechsel von Stufungen beschreibt ein allgemeines Prinzip des
menschlichen Bewusstseins. Nach Miller (1956) können wir bewusst den Fokus
der Aufmerksamkeit in einem Augenblick auf höchstens „sieben plus/minus
zwei“ Informationen richten. Umfangreichere Phänomene werden
„hochgestuft“. Der Geist fasst kleinere Einheiten zu größeren „Ganzheiten“
zusammen und organisiert sie zu einem größeren Kontext.
Stufung in der Kommunikation ist ein Wechsel logischer Ebenen. Die LernKategorien von Bateson und das Modell der logischen Ebenen von Dilts sind
Anwendungen dieses Prinzips. Die Anwendung der Sprachmuster des MiltonModells führt zu „größeren Stufungen“ wie z.B. Nominalisierungen. Die
Anwendung der Sprachmuster des Meta -Modells führt zu „kleinen Stufungen“,
zu konkreten und spezifischen Informationen. Metaphern beinhalten laterale
Dimensionierungen: jemand redet über einen Gärtner und zwei Rosensträucher
und meint eine Mutter und zwei Kinder.12
Die Logik der Subjunktion
Diese Logik verlangt, „Beinahe“ - Situationen, hypothetische Behauptungen,
Konditionalsätze, Bildwerke zu benutzen, um so Alternität zu erzeugen und das
„Anders als der Fall“ zu spielen.
Und Hofstadter schreibt:
„Man stelle sich vor, wie unendlich ärmer unser geistiges Leben wäre, besäßen
wir nicht diese schöpferische Fähigkeit, aus der Wirklichkeit in ein behagliches
‚Was wäre, wenn‘ zu rutschen.“13
Logik des Tetralemma (Kiped v. Varga)
(Sanskrit: catuskoti; vier Ecken im Sinne von vier Positionen oder Ecken)
Eine Logik zur Kategorisierung von Haltungen und Standpunkten.
„Nehmen Sie eine Haltung ein und behaupten Sie, das wäre die Eine, die
Richtige.“
Dann den Gegenpol: „Das Andere wäre das Eine und das Richtige.“
Danach kommt die 3. Ecke: „Nun sehen wir es von einem ganz anderen
Blickwinkel aus, z.B. unter dem Blickwinkel der Zerstörung der Welt oder aus
der Selbstreferenz eines kasachischen Hirten.“
Keiner der bisherigen Standpunkte hat diesen Aspekt hervorgebracht.
Nun wechseln wir zum 4. Standpunkt: „Es gibt gar keinen Standpunkt, alles ist
nur Phantasie.“ oder „In einer anderen Welt gibt es diese Vorstellung nicht. Gibt
es Alternativen? (Beispiel Flächenland)“.
Die totalitäre Logik (Luhmann)
12 nach Bretto (1988)
13 Hofstadter (1985): S. 685
Wir treffen überall das Phänomen an, dass die Gesellschaft keinen einheitlichen
Sinn mehr produziert und folglich das Individuum an allen Funktionssystemen
teilhaben kann. Er ist als Individuum dramatisch sich selbst überlassen.
Andererseits entstanden und entstehen Institutionen und Organisationen, die im
Rahmen der funktional-differenzierten Gesellschaft alle Merkmale eines sozialautopoietischen Systems beanspruchen, besonders aber an jedes Mitglied der
Gesellschaft legale Ansprüche und Forderungen stellt, der man nicht mehr im
Sinne einer eigenen Selbstorganisation entrinnen kann (Beiträge zu den
Krankenkassen,
Sozialversicherungen,
Steuern,
Mitgliedsbeitrag
bei
Zwangsversicherungen, Bildungsstandards usw.): Diese totalitäre Logik
bestimmt heute in vielen Lebensbereichen über Elend und Ausschluß, über
Sicherheit und Risiko. Das Individuum ist ihnen in ihren Eigeninteressen
ausgeliefert und es hat keine Möglichkeit des Entrinnens oder einer Alternative.
Die Logik der Übergänge
Es ist das Überschreiten von einem Bezugssystem ins andere gemeint. Diese
Logik kann unterschiedlich benützt werden: Man macht gar nicht auf diesen
Wechsel aufmerksam, man benützt diese Logik als Warnung, als Befreiung, als
Waffe, als Flucht. Man kann sie aber auch als Metakognition heranziehen, in
dem man über den Wechsel der Bezugssysteme in der Kommunikation
aufmerksam macht. Diese Logik wird sehr häufig im Geheimen oder unbewusst
verwendet. Wenn man in die gedankliche Enge getrieben wird, wechselt man
heimlich, unbemerkt, versteckt den Bezugsrahmen. Im Fernsehen geschieht dies
häufig bei den Showmastern oder bei Unterhaltungssendungen, besonders oft
kann man diese Logik bei Politikern beobachten.
.
Die Logik der Unterschiedsverwischung
Ziel dieser Logik ist es, neue emergente Formen von Begriffsnetzen, Rahmen
oder Strukturen zu bilden.
Dies ist eine hoch entwickelte Form der Intuition, die es nötig hat, eingefahrene
Unterschiede zu verwischen, um neue Beschreibungen zu versuchen, die
Niveaus zu verändern. Teilnetze müssen aus Knoten und Rahmen und
Repräsentationen (siehe Repräsentationstypen bei den Chreoden und den
subjektiven Vortheorien bei Lehrenden) herausgenommen werden. Das alte
Gesamtnetz muss zurückgestellt oder kurzfristig ganz zum Verschwinden
gebracht werden.
Die Logik der Unvorhersagbarkeit
Diese Art zu denken fällt uns sehr schwer, ist aber im Bereich des Lebendigen
eine wichtige Logik: „Ich ahne zwar, ich plane zwar, ich bin mir der Gegenwart
gewiss, ich glaube an die Gewissheit von etwas, aber es wird doch alles anders
kommen.“ Dies geschieht z.B. durch mythische, spirituelle, glaubensmässige
und politische Skript-Besetzungen.
Logik des Ursachenzweifels
Hier ist die Frage angebracht:
„Woher
nimmst
du
eigentlich
Woher nimmst du diese Behauptung?“
die
Grundlagen
dazu?
Logik der Verletzung der Denk-Tabus
„Das tut man doch nicht, aber ich mach’ und denke es ...“
Die Logik der Übergänge (Wechsel der Bezugsebenen)
„Wechsele das Thema oder den Bezugsrahmen.“ Dies ist häufig bei
Unterhaltungen, schulischen Diskussionen oder öffentlichen und politischen
Diskussionen (z.B. bei Talkshow Christiansen) zu beobachten. Der
Angesprochene denkt in der Anfangsdenkbahn, der andere wechselt aber
blitzschnell den Rahmen (siehe Kontext, Bezugsrahmen), ohne es dem anderen
mitzuteilen, zum Beispiel beim Konstruieren von Witzen oder Geschichten:,
oder in den politischen Talkshows (siehe auch die Logik der
Unterschiedsverwischung).
Ein Freund fragte den Mullah, ob er ihm etwas aus der Stadt mitbringen solle.
Oh ja, gerne! rief Nasruddin aus, der sich eine Gelegenheit zu einer QuerdenkLektion natürlich nicht entgehen ließ. Ich könnte noch einen neuen Haarschnitt
brauchen! (v. Kibed). Im Rahmen des soliden Relativismus heißt dies, dass man
fairerweise den Wechsel des Bezugsrahmens angibt, damit der
Kommunikationspartner diesen Wechsel nachvollziehen kann.
Die Logik der Verknüpfung:
Zuordnung eines Objekts zu zwei Objekten, wobei alle drei zum gleichen
Bereich gehören müssen (z. B. werden zwei Aussagen durch einen Junktor zu
einer dritten verknüpft, in der Mathematik verknüpfen die Grundrechnungsarten
zwei Zahlen zu einer neuen). Von der Verknüpfung ist die Relation zu
unterscheiden, die zwei Objekten, je nachdem, ob sie in Relation stehen oder
nicht, einen Wahrheitswert zuordnet.
Zweiwertige Logik (Aristotelische Logik)
Es ist etwas wahr oder falsch, ein Drittes gibt es nicht. Ein Pferd ist kein Esel,
man ist mündig oder unmündig, begabt oder nicht begabt. Diese Logik hat nur
einen positiven Wert und einen zweiten Wert für die Selbstkorrektur, für die
Kontrolle von Irrtümern.
Logik der abgestuften Zugehörigk i 14
Diese Ja - Nein - Logik wird sehr häufig zur Irritation und gedanklichen
Manipulation verwendet. Wenn man darin nicht geschult ist, lässt man sich sehr
leicht ins Boxhorn jagen. Beispiel: „Bist du jetzt dafür oder dagegen?“ Das
Wissen um die Logik der bedingten Zugehörigkeit kann einem sehr behilflich
sein, sich zu schützen. Diese Logik kommt tagtäglich in Schulen vor, wenn es
z.B. um Behauptungswissen geht bei der Frage: „Wer hat recht?“ (ohne den
Bezugsrahmen anzugeben!)
Die Logik der sozialen Zugehörigkeit und der sozialen Semantik
„Jedes Mitglied einer sozialen Gruppe verwendet die dazugehörige Semantik,
ich auch.“
Die Logik der sozialen Syntax
„Ich verwende die Grammatik der Gruppe.“
Die Logik des Zugehörigkeitskonsenses des sozialen Wissens
„Ich gehöre zu einem sozialen System dazu, solange ...“
Die Logik von Ausschluss - Dissens
„Ich gehöre einem sozialen System so lange nicht an, solange ich nicht ...“
Inwieweit gehört ein Element / eine Dimension etc. zu einem Rahmen, einer
Menge und wann nicht mehr? (siehe Wissenskontexte)
Die Logik des Zerfalls von Referentialitäten
Die Auflösung von früheren, einmal als solide und feste Bezugssysteme
geltenden Formen schreitet in vielen Richtungen voran, auch in der
epistemologischen. „Man kann das Thema / Problem drehen und wenden, man
kann es so oder so sehen.“ Diese Unsicherheitsspanne ist in allen
unterrichtlichen Kommunikationen zu sehen. Steht der Lehrende nicht dazu zu
einer reflektierten Distanz, so gerät er ständig in den Strudel der Beliebigkeit
und der Interpretationsnot (vor allem in der Leistungsinterpretation im
gegenwärtigen Bildungstauschmarkt). Die Oszillation von festen zu weichen
Bezugsrahmen und umgekehrt ist heute m.E. die große Kunst des didaktischen
Handelns beim Lehrenden.
14 Zadeh; ausführlich in: McNeill, D., Freiberger, P. (1994): Fuzzy logic. Die „unscharfe“ Logik erobert die Technik, München
Im Alltagsleben, auch im Alltagsleben in der Schule, ist der Zerfall von festen
Bezügen zu beobachten. Sie werden durch kurzfristige Zeichen, Symbole und
Begriffe ersetzt, die morgen schon wieder anders aussehen und heißen können.
Versteht man didaktische Epistemologie als ein vereinbartes Bezugssystem, so
zeigt sich, dass hier eine gewaltige Aufgabe vor uns liegt: Viele Lernende mit
ihren „referenzlosen“ Chreoden (eine meist aus der Primärstruktur stammende
Entwicklung) sollen im Sinne der Musterbildung wenigstens vereinbarte
epistemologische und soziale Bezugsrahmen erlernen. Dies erfordert vom
Lehrenden viel Energie, Konsequenz und Chreodenverstehen.
In den Bewusstseinsstrukturen von Lehrenden und Lernenden taucht diese
Logik ständig auf. „Lege dich nicht auf einen festen Bezugsrahmen fest, dann
kannst du überall mitschwimmen. Es gibt keine Verbindlichkeiten mehr, handle
gerade so, wie es im Augenblick für dich ok ist“, so könnte man diese Denkund Handlungslogik beschreiben. Dieser Wechsel von Bezugsrahmen im
sozialen, epistemologischen und individuellen Verhalten in und um die Schule
bei Lehrenden und Lernenden ist eine grundlegende Dimension geworden.
Relevante Logiken im Ich-Bereich
Alle folgende Logiken sind jeweils als eine autopoietische Eigenlogik
(Rekursivität, Zirkularität) des Lehrenden und Lernenden zu verstehen.
Die Logiken aus dem Primärhabitus
Projektion: „Ich übertrage eigene abgespaltene Zustände an andere Personen.“
Übertragung: „Ich wiederhole alte abgewehrte Muster mit Dauerhaftigkeit und
Wiederholung.“
 Erfahrungsmuster: „Meine Erfahrung ist so wie sie ist und das bleibt auch
so.“
 Skriptbildung: „Ich habe unbewusste Kopfbewohner, die mir schon sagen,
wie mein Leben verlaufen wird.“
Die Logiken der Inkorporierung
 Kulturelle Muster: „Ich lebe in bestimmten Mustern, die mir meine Eltern
als wichtig und für unsere nationale Eigenart einmalig sind, in meiner
Kindheit beigebracht haben.“
 Familiale Muster: „In unsere Familie war wichtig, dass man z.B. über alles
diskutieren musste.“
 Generationsmuster: „Was uns die Alten sagen, betrifft uns nicht mehr.“
Merkmale: Zweifel, Hoffnung, Geduld, z.T. Hartnäckigkeit
Die Logik der Mimesis
Immer häufiger treffen wir Lernende in Schulklassen, aber auch in den anderen
Bildungseinrichtungen an, die durch archaisch kulturelle Muster ihre
Wissenskonstruktionen nur auf der rekursiven Verrechnung dieser, in der frühen
Kindheit durch Imitation übernommenen Muster denken können. Sie sind
konnotiert mit „Ehre“, Zugehörigkeit, mit einem sehr speziellen Bezugsrahmen
des Denkens.
Denkregel: „Ich gehöre ... an, deshalb denke ich auch so ...“
Die Logik elterlicher Botschaften
 Antreiber: „Wenn du erfolgreich sein willst, halte auch in der Schule durch.“
 Wegbotschaften: „Wenn du meinen Rat befolgst ... wirst du gut durchs
Leben kommen.“
 Bannbotschaften: „Wehe, wenn du ... dann wird es dir schlimm ergehen, du
wirst verdammt sein.“
Die Logik der Überlebensschlussfolgerungen
„Mein Leben wird gut, positiv, schlimm ... verlaufen. Ich muss alles versuchen,
damit ich gut in der Situation ... überleben kann.“
 Die
Logiken der individuellen Homöostase oder die Logik des
Gleichgewichtsausgleichs:
 „Ich werde alles tun, damit ich in meinem bisherigen Gleichgewicht
bleibe.“„Mein bisheriges Leben ist ganz glimpflich verlaufen und ich bin im
Gleichgewicht. Alles, was dieses Gleichgewicht stören könnte, bekämpfe
ich, nehme ich nicht wahr oder verdrehe es ins Gegenteil. Meine
Kopfbewohner sagen mir, was aus der bisherigen Erfahrung auch für die
Zukunft gut für mich ist“.



Die Logik des Erfahrungswissen:
„Meine bisherigen Erfahrungen haben mir geholfen, gut zu überleben, ich
baue auf meine Erfahrungen.“
Die Logik des hypnotischen Bewusstseins
 Einengung des Bewusstseins: „Ich bin mit meinem ganzen Gefühl und
Körperbewusstsein auf ... konzentriert. Nichts kann mich ablenken.“
 Energetische Besetzung: „Ich spüre meine Energie, die mich auf den Punkt,
die Situation, die Person usw. fixiert.“
Die Logik der Lust-Unlust-Balance
Logik des Hedonismus: „Ich spüre meine Lust, zu lernen ... Ich spüre meinen
Ekel, in dieser Situation, bei dieser Person zu lernen ...“
Die Logik der Ich-Zustände
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Kind-Ich: „Ich spüre, wie ich gerade neugierig sein möchte, ich spüre, wie
einer meiner Kopfbewohner sagt ‚Sei vorsichtig‘. Ich spüre meinen
Kopfbewohner, der gerade zu mir sagt ‚Lass dir das nicht gefallen‘.“
Eltern-Ich: „Ich spüre eine Stimme, die mir sagt, dass ich ganz ok bin, ich
spüre eine Stimme, die mir sagt, dass ich auf andere Rücksicht zu nehmen
habe, ich spüre eine Stimme, die mir sagt, ich könnte besser sein.“
Erwachsenen-Ich: „Ich möchte über meine Kopfbewohner bestimmen und
nicht, dass sie über mich bestimmen.“
Die Logik der Ok- / Nicht-Ok-Struktur
 Ich bin ok.
 Ich bin nicht ok.
 Du bist ok, ich bin nicht ok.
 Du bist nicht ok, ich bin ok.
 Du bist nicht ok und ich auch nicht.
Die Logik der subjektiven Kopfbewohner
„Deine Kopfbewohner sind nicht immer deine Helden.“
„Deine Kopfbewohner sind veraltete Erfahrungen.“
„Deine Kopfbewohner haben dir schon viel geholfen, sie haben dir aber auch
Ärger und Enttäuschungen eingebracht.“
Der Tadler: „Du dummer Tölpel!“
Der verbitterte Jammerer: „Wenn du den Tank nur gestern schon gefüllt
hättest!“
Der Teufel: „Siehst du, du wirst im Irrenhaus enden, wenn du solche Dinge
vergisst!“
Der maßlose Übertreiber (hysterischer Plapperer): „Du machst nie etwas
richtig!“
Der Alleswisser: „Du Hohlkopf. Du hast gerade einen Text gelesen, wo das
Problem vorkam. Du hast es natürlich nicht gemerkt.“
Der/die Sklaventreiber/in: „Beeil´ dich, raus aus dem Bett!“
Die Mäklerin: „Ich habe schon x-mal gesagt, dass du ... !“
Der Scharfrichter: „Das hast du falsch gemacht, du hast dich zum Narren gemacht...!“15
15 aus: Mary Goulding (1989): Kopfbewohner oder: Wer bestimmt dein Denken? Wie du die Feindschaft gegen dich selbst mit Spaß und Leichtigkeit in
Freundschaft verwandelst, Junfermann-Verlag; Kleinwiese, E. (1994): Alle deine Ich. Transaktionsanalyse in der Kindertherapie, Institut für
Kommunikationstherapie, 4.Auflage, Berlin; Sawizki, E.R. (1992): Lernvergnügen. Richtiges Lernen ist angenehmes Lernen, 3.Auflage, Speyer, Gabal
Die Logik der selektiven Authentizität (R. Cohn)
Der Begriff der selektiven Authentizität, wie es Ruth Cohn bezeichnet, meint,
man müsse dem anderen nicht alles sagen, was man denkt, fühlt oder handeln
will. „Sage das, was du jetzt gerade für richtig hältst. Handle jetzt so, dass du
authentisch handelst, ohne dass deine Kopfbewohner dich bestimmen.“ Im
didaktischen Bereich versuchen wir unter dem Postulat der Anerkennung der
jeweiligen Eigenlogiken der Lehrenden und Lernenden zu einer Verständigung
zwischen Eigenkonstruktion und der Beobachterposition zu kommen. Diese
gelingt dann, wenn metakommunikative Anteile von Seiten des Lehrenden
zugelassen werden. Vertrauen ist ein Alltagsbegriff, der aussagt, dass man dem
anderen Vertrauen schenken darf und selbst vom anderen nicht abgewertet wird.
Logiken im Wir-Bereich
Die Logik von Entscheidungen
In dieser Logik ist es wichtig, sich an die Linearität der Zeit zu halten. Eine
Entscheidung ist im Handeln nicht mehr reversibel, in virtuellen Ebenen aber
durchaus. „Unterscheide also: Auf welcher Ebene willst du eine Entscheidung
treffen? Spiele dann mit Hilfe eines Baumdiagramms oder einer anderen
Entscheidungs-Technik die wichtigsten Stämme und Äste dieser Entscheidung
durch mit Folgelastigkeit bis zur 1., 2. oder 3.Generation.“ Neuerdings ist das
Entscheidungsverhalten Gegenstand von Forschungen (sog. Ommissions- und
Commissionsverhalten), das heißt entscheide ich mich für etwas oder nicht und
welche der beiden Entscheidungen haben vermutlich welche Folgen?
Die Logik des Fundamentalismus
„Es gilt nur die eine Wahrheit - daneben nichts. Benütze das Wort ‚Tiefe‘.“16 „Das Wesen aller Dinge ist ...“ - „Verhalte dich nach der Wahrheit.“
Die Logik des Dramadreiecks
„Ich / du werte/st ab als Verfolger, Opfer oder Retter.“17
Die Logik der Postmoderne
„Es gibt viele Lebensstile, Werte und Lebensauffassungen. Ich beobachte.“
Die Logik des konsensuellen Bereichs (Parallelisierung)
„An dieser oder jener Stelle glaube ich, dass wir uns verstehen und
übereinstimmen.“
Die Logik der strukturellen Koppelung (Resonanz)
16 siehe Wittgenstein, in: Welsch, S. 408
17 ausführlich in Band I, S. 102 f.
„An dieser oder jener Stelle hast du mich beeinflusst, und ich habe eine neue
Selbstorganisation vorgenommen, und wie ich sehe, hast du dich auch neu
bestimmt.“
Die Logik der operationalen Geschlossenheit
„Meine internen Operationen sind in sich geschlossen geordnet; sie haben ein
Gleichgewicht. Störe dieses Gleichgewicht nicht.“
Die Logik der Zugehörigkeit - des Konsenses - des sozialen Wissens
„Ich gehöre zu einem sozialen System dazu, solange ich ...“
Die Logik des Ausschlusses – des Dissenses – der Randbildung
„Ich gehöre einem sozialen System solange nicht an, solange ich nicht ...“ oder
„Das System X wird mich ausschließen, wenn ich nicht ... erfülle“.
Die Logiken der Kommunikation (Interpunktion und Transaktionen)
„Ich kommuniziere mit dir, weil ...“
„Ich kommuniziere auf verschiedenen Kanälen: Mund, / Ohren. Augen, Haut.
Ich kommuniziere nur an ganz bestimmten Stellen, Ereignissen, Situationen mit
Dir und lenke es in meine Richtung - ich kann gar nicht anders.“
Synreferentielle Logik
„Ich gehöre einem sozialen System an, das eine Geschichte hat und ich darin
auch.“
Die Logik der kulturellen Geschichte
„Ich habe kulturell inkorporierte Strukturen, die ich selbst nicht benennen kann.“
Die Logik der sozialen Semantik
Jedes Mitglied einer sozialen Gruppe verwendet die dazugehörige Sprache und
deren Bedeutung.
Logiken des didaktischen Strukturierens und Prozessierens
Die Logik der Oszillation
„Wechsle ständig zwischen Handeln und Reflexion, das kannst du aber nur,
wenn du während des Unterrichts Reflexionspausen einlegst.“
Die Logik der Leitdifferenzen
„Ich entwickle grundlegende Sinnebenen, die meine Unterrichtsplanung
rechtfertigen.“
Die Logik der Driftzone
„Ich biete Anreize. Jeder Lernende driftet gemäß seiner Struktur.“
Die Logik der Integration
„Hüte dich vor falschen Idealen. Integration ist öfters ein Scheinbegriff.“
Die Logik der Vermittlung
„Vermittlung geschieht in einem gemeinsamen Rahmen, die einzelnen
Lernenden selektieren, organisieren und verstehen jeweils anders. Die
Bildungsprodukte sind verschieden.“
Die Logiken der unterrichtlichen Kommunikation und Transaktionen
„Die Tauschmarktphilosophie erfordert symbolisches Wissen in der
unterrichtlichen Kommunikation.“
Die Logik der Unterlassung (ommission)
Die berufliche Sozialisation des Lehrenden ist auf Intentionalität, Prozessieren
und bewusstes didaktisches Entscheiden im Unterricht programmiert. Didaktisch
nichts zu tun ist eine Todsünde. Dies hat viel mit dem Mythos der Machbarkeit
von Lernprozessen und der mechanistischen Auffassung vom Menschen zu tun.
Zeit ist Geld, Zeit ist Entscheiden, Fortschritt, Anhäufung von Wissen. Die
Logik der Unterlassung baut auf einem ganz anderen Prinzip auf: jeder
Lernende ist ein autopoietisches System, das für sich selbst Zeit zum
Organisieren, zur Verankerung und zum Nachdenken benötigt. Die Imperative
für den Lehrenden heißen demnach: „Beobachte Lernende genau, wann sie
herausgefordert und wann sie in Ruhe gelassen werden müssen. Vergiss den
Kopfbewohner, der da sagt: ‚Wenn du nur beobachtest, bist du kein guter
Lehrender‘ oder der andere: ‚Was sagt da mein Schulleiter oder meine
Kollegen/innen, wenn sie sehen, dass ich nichts mache?‘“
Die Logik der Chreoden
„Der Lernende kann aus seiner Haut (Struktur, Primärhabitus) nicht heraus, aber
ermuntere ihn, mindestens zwei Alternativen zu probieren.“
Die Logik der Entscheidung über didaktische Prinzipien
„Entscheide nach deiner Leitdifferenz.“
„Entscheide nach deiner Erfahrung.“
„Entscheide nach deinem didaktischen Profil.“
Die Logik des didaktischen Denkens, Wahrnehmens und Handelns
„Beobachte dich aufmerksam, wann, wie und bei wem du intervenierst.“
Die Logik der didaktischen Ästhetik und des Hedonismus
„Es freut mich, und es ist schön, dass in meinem Unterricht...“
Die Logik der Nähe und Distanz zur Information/Mitteilung
Ist das zu vermittelnde Wissen mir selbst sehr nahe oder sehr weit entfernt.
Welche Nähe und Distanz zur Information und /Mitteilung entwicklen jeweils
die einzelnen Lernenden mit ihren Chreoden?
Benutze die Methode der Epistemetrie!
Die ist eine Methode aus der szenischen Didaktik: Man stellt sich stellvertretend
für ein Thema oder einen Gegenstand in die Mitte. Man fordert die einzelnen
Lernenden auf, sich im Raum und in einer Entfernung zum Thema zu stellen,
wie es gerade für den einzelnen passt. Durch Interviews kann man dann bei
einzelnen Lernenden sehr genau und überraschend erfahren, wie und warum die
Nähe oder Distanz zum Theme bei den einzelnen sich darstellt. Diese Methode
ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, den epistemlogischen und emotionalen
Zustand einer Gruppe schnell zu erfahren, wenn man als Lehrender selbst sich
im Raum im Sinne von Nähe oder Distanz zum Thema stellt und mitteilt, warum
man gerade diese topologische Position eingenommen hat. Das Vertrauen für
zurückhaltende Lernende wird dadurch enorm gesteigert.
Die Logiken der Handlungsimperative
„Tu etwas, es muss etwas Materielles oder Geistiges geschehen.“
„Schreite voran!“
„Denke (und handle) so, dass es gut ist, zu erreichen, zu zeigen, was du durch
Handeln beweisen sollst/willst.“
Die Aufzählung der Logiken (Denkregeln) könnte noch weitergeführt werden.
Die Beispiele zeigen, wie eine Wissenskonstruktion (Ich-Wir-Sach-Bereich) mit
welchen Logiken aufgebaut werden kann (Konstruktion von Wissen), aber auch,
wie bestehendes Wissen, Aussagen, Behauptungen, Glaubenssysteme usw. mit
Hilfe dieser Logiken analysiert und durchschaut werden kann (siehe
Wissenskonzepte: Reproduktion, Rekonstruktion von Wissen, Mustererkennung,
Musterveränderung). Ich habe Lehrende kennen gelernt, die nach einer
Einführung in diese Logiken begeistert selbst nach neuen Logiken gesucht
haben.
Gez.
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