Aerodynamik 1.Einführung Dieses Handout gehört zum Theorieabend „Aerodynamik“. Es ist als Nachschlagewerk gedacht, um Zusammenhänge zu wiederholen. 2.Physikalische Effekte Die beiden wichtigsten Effekte die ein Flugzeug im Flug beeinflussen sind einerseits der Bernoulli Effekt und der Venturi Effekt. Der Bernoulli Effekt besagt, dass wenn ein Körper umströmt wird und auf der Ober- und Unterseite verschiedene Geschwindigkeiten herrschen ein Druckunterschied entsteht, der sich dann in einer Kraft äußert. Dies ist Auf- bzw. Abtrieb. 3.Widerstand - Formwiderstand - Reibungswiderstand - Induzierter Widerstand 3.Steuerung eines Flugzeugs Ein Flugzeug kann um drei Achsen gesteuert werden: Längs-, Quer-, und Hochachse. Jeder dieser Achsen ist ein Ruder zugeordnet: Ruder Steuerung um Name der Bewegung Querruder Längsachse Rollen Höhenruder Querachse Nicken Seitenruder Hochachse Gieren Die Steuerung erfolgt in dem durch die Ruder Druckunterschiede erzeugt werden, so wird z.B. wenn das Höhenruder gedrückt wird die Höhenflosse nach unten bewegt, was am Höhenruder einen Auftrieb erzeugt und dafür sorgt, dass das Flugzeug nach vorne nickt. Zusätzlich zu den Rudern gibt es auch noch verschiedene Arten von Klappen. Diese wirken entweder nur Widerstandserhöhend(Brems- oder Störklappen) oder erzeugen auch Auftrieb(z.B. Fowler-Flaps). Die widerstandserhöhenden Klappen sind meistens als Bleche oder Bretter ausgelegt, die sich auf der Flügeloberseite in die Strömung drehen und somit Widerstand erzeugen und auch Auftrieb verringern. Diese werden meistens als „Speedbrakes“ bzw. Flight Spoiler im Flug verwendet, um steilere Sinkflüge zu ermöglichen oder als Ground Spoiler um das Flugzeug nach der Landung auf den Boden zu drücken. Anders hingegen die auftriebserhöhenden Klappen. Hier beruht der Wirkungsmechanismus meist auf eine Erhöhung der Wölbung des Flügels, was zu einer Erhöhung des Auftriebs führt. Als Nebenprodukt erhöht sich auch der Widerstand. Bei kleinen Klappenstellungen steht eher die Auftriebserhöhung im Vordergrund, bei hohen Klappenstellungen wird mehr Widerstand erzeugt. Aus diesem Grund werden die Klappen zum Start meist auch nur in kleine Stellungen(z.b. 1° oder 5°) gefahren, zur Landung hingegen in große(z.B. 30° oder 40°). Je größer die Klappenstellung beim Start ist, desto geringer wird die Rollstrecke am Boden, aber desto schlechter ist auch die Steigleistung direkt nach dem Start. Aus diesem Grund wird auf kurzen Bahnen, die aber im Abflugbereich keine Hindernisse aufweisen eher eine große Klappenstellung gewählt, auf langen Bahnen mit Hindernissen eher eine kleine. 4.Geschwindigkeiten Es gibt im Flugzeug verschiedene aerodynamisch bedingte Geschwindigkeiten, in diesem Skript wird auf alle gebräuchlichen Geschwindigkeitsbegriffe eingegangen Wie wird Geschwindigkeit im Flugzeug gemessen und welchen Fehlern ist diese Messart unterworfen? Die Geschwindigkeit im Flugzeug wird nach dem barometrischen Prinzip ermittelt, d.h. über Druckmessung. Die Grundannahme hierbei ist, dass der Luftdruck der von vorne auf das Flugzeug wirkt(der sogenannte „Staudruck“-denn er entsteht durch Aufstau der Luftströmung am Flugzeug) proportional zur Geschwindigkeit ist. Dieser Druck könnte nun einfach durch ein Rohr gemessen werden, in das die Luft (möglichst ungestört) strömt-wenn der Umgebungsdruck nicht wäre. Denn dieser würde in dem Rohr mit gemessen werden und die Anzeige verfälschen. Dieser Fehler muss nun also noch ausgeglichen werden. Dazu misst man den Umgebungsdruck(den sogenannte „statische Druck“) und zieht in vom gemessenen Druck ab(Gesamtdruck). Heraus kommt der Staudruck, denn es gilt das Bernoulli Gesetz: Pt=Ps+Pd (Pt=Gesamtdruck, Ps=statischer Druck, Pd=Staudruck) Wie jedes System ist auch dieses nicht ohne Fehler. Deshalb gibt es verschiedene „Geschwindigkeitsbegriffe“(Anmerkung: Die hier erwähnten Geschwindigkeitsbegriffe gehen sehr ins Detail und sind praktisch nicht zwingend relevant-deswegen unten nochmal eine Kurzfassung): IAS: Indicated Airspeed: Die IAS ist die Geschwindigkeit die am Fahrtmesser angezeigt wird. Sie ist unkorrigiert und am fehlerbehaftesten. CAS: Calibrated Airspeed: Es wird zwar versucht das Staurohr an einer Stelle anzubauen, an dem die Strömung möglichst ungestört ist(z.B. vorne an der Nase des Flugzeugs), dennoch sind Messfehler durch Verwirbelungen u.ä. nicht auszuschließen. Dadurch entsteht auch ein Anzeigefehler. Dieser wird bei der Musterzulassung in Tabellen erfasst, die dann im Flughandbuch zu finden sind. EAS: Equvivalent Airspeed: Bei hohen Geschwindigkeiten und großen Höhen tritt ein Fehler durch Kompressibilität auf(die Luft wird vor dem Flugzeug „zusammengedrückt“, wodurch sich der Druck verändert). Hierfür gibt es Tabellen. DAS: Density Airspeed: Da die Luftdichte mit der Höhe abnimmt, wird der gemessene Druck ebenfalls abnehmen, was zu einer zu niedrigen Anzeige führt. Dies wird durch die Density Airspeed ausgedrückt. TAS: True Airspeed: Wahre Eigengeschwindigkeit. Um Temperaturfehler korrigierte DAS. Eine Faustformel um von der IAS zur TAS zu kommen ist, TAS=IAS+2%/1000ft Höhe, Beispiel: Gegeben: IAS=230kts FL340 Gesucht: TAS Rechnung: 230*1,68=386kts GS: Ground Speed: Die Geschwindigkeit über Grund. Dies ist die TAS korrigiert um Rückenoder Gegenwind. Dies ist keine „aerodynamisch wirksame“ Geschwindigkeit, aber nützlich für die Navigation(wann bin ich wo?). Man kann sie ausrechnen, in dem man die TAS um die Rücken- oder Gegenwindkomponente addiert oder subtrahiert. Welche für mich als Pilot relevanten „Geschwindigkeiten“ gibt es? Die Geschwindigkeiten in der Luftfahrt werden mit dem Buchstaben „V“ und einem Designator bezeichnet, z.B. V1. Hier eine kleine Sammlung an relevanten Geschwindigkeiten: I.Aerodynamisch relevante Geschwindigkeiten Vs: Strömungsabrissgeschwindigkeit in Clean Configuration. Das ist die Geschwindigkeit bei der die Strömung abreißt wenn Klappen und Fahrwerk eingefahren sind. Vsx: Stallspeed in einer bestimmten Konfiguration, hierbei wird statt dem x i.d.r. eine Zahl(0, 1, 2…) verwendet, und vom Hersteller festgelegt auf welche Konfiguration sich z.B. Vs0 bezieht. Va: Manövriergeschwindigkeit: Geschwindigkeit bis zu der noch volle Ruderausschläge gegeben werden dürfen. Über der Manövriergeschwindigkeit dürfen alle Ruder nur noch bis zu 1/3 ausgeschlagen werden. Vb: Maximalgeschwindigkeit bei starker Turbulenz. Bei starker Turbulenz(Gewitter, Leewellen etc.) darf diese Geschwindigkeit nicht überschritten werden. Vne: Höchstgeschwindigkeit bei ruhigem Wetter(ne=never exeed). Diese Geschwindigkeit darf in keinem Fall überschritten werden, da über dieser Geschwindigkeit die Festigkeitsreserven des Flugzeugs nicht mehr gewährleistet sind oder eine Flatterneigung auftritt(Flattern=Aerodynamisch angeregte Schwingung von Flugzeugteilen, die so stark sein kann, dass das entsprechende Bauteil(Flügel, Ruder, Höhenflosse…) zerstört werden kann. Laut Bauvorschrift darf das Flugzeug unter Vne keine Flatterphänome aufweisen). Je nach Bauvorschrift kann diese Geschwindigkeit auch Vmo(maximum operation) genannt werden. Vfe: Höchstgeschwindigkeit mit ausgefahrenen Landeklappen(fe=flaps extended). Über dieser Geschwindigkeit dürfen die Klappen nicht ausgefahren sein, da sonst Schäden an den Klappen auftreten könnten. Vfo: Höchstgeschwindigkeit um die Landeklappen aus- oder einzufahren(fo=flap operation). Diese Geschwindigkeit kann von der Vfe abweichen, da der Aus- oder Einfahrmechanismus der Landeklappen möglicherweise anderen Beschränkungen unterlegen ist als die eigentliche Landeklappe. Vle und Vlo: Analog zu Vfe und Vfo, bezieht sich hier aber auf das Fahrwerk(Le=Landing Gear Extended, Lo=Landing Gear Operation). II. Für die Leistung eines Flugzeugs relevante Geschwindigkeiten V1: Entscheidungsgeschwindigkeit beim Start. Bis zu V1 kann der Start bei Ausfällen von Flugzeugsystemen noch abgebrochen werden, darüber muss der Start fortgesetzt werden, da sonst die verfügbare Startbahnlänge nicht mehr für einen sicheren Startabbruch ausreicht. Vmcg: Dies ist die Geschwindigkeit über der das Flugzeug nur mit Verwendung des Seitenruders bei Triebwerksausfall auf der Bahn gehalten werden kann(mcg=Minimum Control, Ground). Vmbe: Wenn über Vmbe(Maximum Brake Energy) das Flugzeug zum Stillstand gebremst wird, können die Bremse versagen(z.B. wegen zu hoher thermischer Belastung) Vr: Rotationsgeschwindigkeit: Dies ist die Geschwindigkeit bei der Angefangen wird zu Rotieren und das Bugrad vom Boden abgehoben wird. V2: Sichere Geschwindigkeit nach dem Abheben bei einem Triebwerkausfall. Diese muss nach dem Abheben eingehalten werden, wenn ein Triebwerk ausfällt. Vmca: Mindestgeschwindigkeit bei der das Flugzeug bei Triebwerksausfall in der Luft noch gerade gehalten werden kann ohne große Richtungsabweichung. Die Geschwindigkeit liegt immer unter V2. Vx: Geschwindigkeit für den besten Steigwinkel. Bei dieser Geschwindigkeit wird pro Raumeinheit die meiste Höhe gewonnen. Diese Geschwindigkeit ist nützlich, wenn im Abflug Hindernisse stehen, die überflogen werden müssen. Vy: Geschwindigkeit für die beste Steigrate. Bei dieser Geschwindigkeit wird pro Zeiteinheit die meiste Höhe gewonnen. Diese wird z.B. für Lärmschutz verwendet, um möglichst schnell vom Boden wegzukommen. Vref: Geschwindigkeit die dem 1,3fachen der Stallspeed entspricht. Dies ist die Referenzgeschwindigkeit für den Landeanflug, optimalerweise erreicht man diese Geschwindigkeit beim Aufsetzen. Die tatsächliche Anfluggeschwindigkeit(für diese gibt es verschiedene Begriffe: Vref+ bei Boeing, Vtgt bei Piper, Vapp bei Airbus) errechnet sich wie folgt: Vtgt=Vref+halbe Windgeschwindigkeit+volle Böen, der Zuschlag beträgt mindesten 5kts, maximal 15kts. Beispiel: Eine Pa28 hat eine Vref von 64kts mit vollen Klappen(34°). Der Tower meldet uns nun einen Wind von 190° mit 12kts, in Böen 18kts. Die Vtgt beträgt nun 64+(12/2)+(1812)=64+6+6=76kts. Wenn Windstille herrschen würde wäre unsere Vtgt 69kts, da der Zuschlag mindesten 5kts beträgt. Andererseits wäre auch bei 34kts Wind unsere Vtgt nur 79kts, da der Zuschlag maximal 15kts beträgt(bei einigen Flugzeugen sind es auch 20kts). 5. Der Höhenmesser Kernstück ist eine geschlossene Membrandose mit verringertem Innendruck. Sie lässt sich unter erhöhtem äußerem Druck zusammendrücken und dehnt sich bei Druckverringerung aus. Diese Bewegungen der Membrandose werden von einer Mechanik auf ein Zeigerwerk übertragen. Die Skala ist entweder in Meter oder Fuß geeicht.