erasmusbericht grenoble 02

Werbung
ERASMUSBERICHT GRENOBLE 02.08.2004-28.06.2005
Zusammendfassend und gleich zu Beginn kann ich über mein 2-semestriges Auslandsstudium
(4. + 5. klinisches Semester )in Grenoble sagen, dass es wohl mein allerschönstes
Studiumsjahr gewesen ist !!!!
Ich kann also wirklich jedem Interessierten nur empfehlen dieses Abenteuer zu wagen und
sich auch für ein Auslandssemester, besser noch ein Jahr zu entscheiden!! Es lohnt sich, auch
wenn man vielleicht ein Semester länger studieren muss.
GRENOBLE:
Grenoble ist eine (im Vergleich zu Köln) kleine, nette Stadt mit 500.000 Einwohnern. Sie
liegt auf 212 m und wird von 3 Gebirgsketten (Vercors, Chartreuse und Belledone) umrahmt.
Das Tolle ist, das man eigentlich in jede Richtung schauen kann und immer die Berge sieht.
Mit einer Höhe zwischen 1200 und 1900 m türmen sie sich rings um Grenoble auf. Von Mitte
November bis Juni sieht man auf dem Belledoner Gebirgszug (mit der Skistation Chamrousse,
war Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1968) noch den Schnee. Dieses Panorama
bildet wirklich einen enormen Kontrast, denn während in der Stadt schon sommerliche
Temperaturen von bis zu 28° herrschen und die Blumen blühen, sieht man oben noch die
schneebedeckten Gipfel.
Der Stadtkern besteht aus alten, zum Teil sehr schön renovierten Gebäuden, engen kleinen
Gassen, Parks und schönen pittoresquen Plätzen an denen sich Cafés mit einladenden
Terassen befinden. Schön ist, dass man in Grenoble eigentlich alles zu Fuss erledigen kann
und wenn nicht eine der Trams (Strassenbahnlinie) Abhilfe schafft.
Grenoble ist 10 Monate im Jahr eine lebendige Studentenstadt in der man ausser Sonntag und
Montag immer etwas machen kann. Es gibt Theater und Kinos, Museen (teilweise kostenlos)
und jede Menge sportliche
Aktivitäten. Im Juli und August
hingegen wird es etwas ruhiger, da
die vielen Geschäfte und
Boulangerien (und das ist sehr
ungewöhnlich, weil das sonst
während des ganzen Jahres nicht
vorkommt) zu haben. Die
Studenten sind weg und es gibt zum
grössten Teil nur noch die
Sprachstudenten. Deshalb ist es gut
im August einen Sprachkurs beim
CUEF zu machen, denn dann kennt
man vom Kurs her schon jede
Menge Leute, die alle etwas
unternehmen wollen und einen aus
der anfänglichen Einsamkeit
befreien.
VERKEHRSMITTEL:
Wie schon erwähnt gibt es in Grenoble 3 kleine Strassenbahnlinien mit denen man in alle
Stadtbezirke und grösseren Supermärkte (Geant, Lidl etc.) kommt. Sie fahren tagsüber etwa
alle 3-5 Minuten, so dass es eigentlich nicht mehr lohnt zur Bahn zu laufen (ich habe mir das
dort jedenfalls abgewöhnt).
Eine 10 Fahrtenkarte kostet etwa 8€ und eine Monatskarte etwa 22€. Im Sommer gibt es
immer Sonderangebote. So habe ich mir gleich im Sommer ein Jahresticket für umgerechnet
17€ pro Monat gekauft. Damit kann man dann mit allen Bus- und Tramlinien fahren.
Ansonsten kann man natürlich auch mit dem Fahrad fahren. Dies ist insofern günstig, weil
man so auch nach 0.40h noch mobil ist, denn zu diesem Zeitpunkt fährt die letzte Tram.
Jeden Sonntag gibt es zwischen 6 und 12 Uhr morgens auf der anderen Isère-seite (auf der
sogenannten „Esplanar“) einen grossen Trödelmarkt auf dem man akzeptable Fahrräder
zwischen 10 und 50€ kaufen kann. Dies muss man dann aber mit einem guten Schloss
versehen, denn in Grenoble werden die Fahrräder noch schneller als in Köln geklaut.
Fahrrad fahren in der Stadt selber macht tagsüber allerdings nicht soviel Spass, da es keine
Fahrradwege gibt und dafür der Verkehr doch recht stark ist.
Wenn man kein Auto hat, jünger als 25 ist und sich während des Jahres noch ein wenig von
Frankreich anschauen möchte, lohnt es sich auch gleich am Anfang eine Ermässigungskarte
für die Bahn zu kaufen. Die Karte heisst „ 12-25“, ist ein Jahr gültig und kostet etwa 50€. Mit
ihr bekommt man dann zwischen 25 und 50% Ermässigung auf alle TGV-Tickets.
WOHNEN:
Bei der ganzen Erasmus-Anmeldeprozedur bekommt man auch ein Formular vom „Crous
Bleu“. Dies ist das Studentenwerk in Grenoble. Hier erhält man eine Liste von einigen
Studentenwohnheimen für die man sich anmelden kann. Es gibt so genannte traditionelle mit
Gemeinschaftsbädern und –küchen und moderne mit eigenem Bad und Gemeinschaftsküchen.
Bei ersteren, die auch am preiswertesten sind („La Tronche“ mit Förderung ca. 110€/
Monat) gibt es meist keinen Kühlschrank, so dass man sich diesen entweder vom Heim
ausleihen muss (z.B. für 5€/Monat im Wohnheim „La Tronche“, aber auch nur wenn man
schnell ist, sonst sind nämlich alle weg), einen kaufen oder im Winter das Fensterbrett
benutzen muss.
Bei den anderen hat man in der Regel ein kleines Fach zum Abschliessen im
Gemeinschaftskühlschrank
Ich habe im „Foyer de l´Etudiante“ einem ehemaligen Kloster am „Place Notre Dame“
gewohnt. Das Wohnheim ist von Juni bis Ende September für beide Geschlechter bewohnbar
und ab Oktober dürfen dort nur noch Mädels wohnen. Männlichen Besuch darf man aber
trotzdem empfangen. In der Woche bis 22h abends und von Freitag bis zum Montagmorgen
gibt es gar keine Beschränkung. Dies hört sich alles etwas streng an, ist es aber eigentlich gar
nicht, denn Ausnahmen sind immer möglich. Für die Ausländer besteht auch noch die
Ausnahmel, dass deren Besuch aus Deutschland bei vorheriger Ankündigung natürlich auch
unter der Woche kommen und dort schlafen darf (es war bei mir gar kein Problem als meine
Eltern/meine Freunde zu Besuch waren).
Die Sommermonate sind richtig schön, da dann im Wohnheim durch die unzähligen
Ausländer und Sprachkursstudenten der Bär tobt und man durch die Gemeinschaftsräume und
den Hof direkt Anschluss findet. Ansonsten ist das Wohnheim zu 60% von Französinnen
bewohnt. Die anderen 40% werden auf alle möglichen anderen Nationen aufgeteilt, so dass
eigentlich nie mehr als 2 oder 3 Mädels der gleichen Nation im Wohnheim wohnen.
Das schöne an diesem Wohnheim ist, das es direkt im Stadtzentrum liegt, man kommt
überall in Windeseile zu Fuss hin. Zur Medizinischen Fakultät und Uniklinik läuft man 10min
und mit der Bahn fährt man 5 min. Die Bahnhaltestelle ist 2 min weg.
Obendrein ist es das sauberste und gemütlichste von allen. Es hat eine grosse Küche
mit Mikrowelle, Ofen, guten Kühlschränken und vielen Kochstellen (das ist wichtig zu
erwähnen, denn in den anderen gibt es keinen Ofen und auch keine Mikro). Es gibt zwei
grosse Speise-, einen Fernseh- (mit DVD-Player), einen Internetraum, eine Bibliothek und
einen Wasch- und Trockenraum. Das Internet kann man 24h kostenlos benutzen und
momentan sind sie auch dabei, einen Zugang über Wireless Lan zu ermöglichen, so dass man
dann auch aus den Zimmern Internetzugang hat (Laptop mitbringen lohnt sich also, und aus
den Zimmern wird nie etwas geklaut und ausserdem hat dort jeder einen, so das dies dort auch
nichts besonderes mehr ist). Damit ist das Foyer in Sachen Internet dann auch Vorreiter unter
den Studentenwohnheimen.
Ausserdem gibt es einen wunderschönen Innenhof in dem 4 riesige Kastanien stehen. Im
Sommer ist es dort super schön, denn man kann sich sonnen und drausen essen. Also am
Besten bei der Anmeldung gleich nach einem Zimmer zum Innenhof fragen. Die Zimmer
bieten auch den schönsten Ausblick auf die Bastille und das Moucherotte von der
Gebirgskette Vercors.
Die Direktorin bemüht sich immer um eine Integration aller 100 Bewohnerinnen und
so gibt es eigentlich jeden Monat ein Ereignis zum Kennenlernen. Wir hatten mehrere Male
ein super Frühstück mit ausreichend Croissants und Baguettes, Spaghettiabende mit Sekt und
Wein, eine afrikanische Woche mit Abschlussfest, ein Ramadanfest, Weihnachtsfest und
Grillfest. Es herrscht also wirklich ein wenig Internatsatmosphäre. Diese ist aber auf keinen
Fall negativ zu bewerten, denn alles ist freiwillig und wer keine Lust auf andere und das alles
hat, der enthält sich eben, dies geht auch.
Die Zimmer sind alle unterschiedlich in Form und Grösse und kosten eigentlich alle
260€ mit dem Zuschuss von der CAF zahlt man aber nur170€. Bad und WC muss man sich
teilen, aber Waschbecken gibt es in den Zimmern. Putzfrauen machen täglich Küche, Flure
und die Bäder sauber.
UNI:
Die medizinische Fakultät ist 3 Stationen vom Place Notre Dame entfernt(Haltestelle
„Michallon“). Es ist ein kleiner Campus für die Pharmazeuten und Medizinstudenten direkt
gegenüber des Uniklinikums CHU. Hier befindet sich in einem alten weissen Gebäude auch
das französische ERASMUS-Büro von Ailline Paillard und die Mediziner Bibliothek.
Das Krankenhaus ist eigentlich ganz nett, wobei es doch ziemlich unserem Bettenhaus ähnelt.
Bis auf die Gynäkologie, Neurologie und die Kinderambulanz sind alle Abteilungen in dem
grossen weissen Gebäude.
In der Regel muss man 4-5 Wochen auf einer Station bleiben um das „Stage“ von Mme
Paillard validiert zu bekommen. Abgesehen von dieser Vorgabe kann man selber entscheiden
wie lange man auf einer Station bleiben möchte. So wie die Dauer der Stages kann man sich
auch die Fächer selbstständig aussuchen. Mme Paillard ist immer bemüht alle Wünsche zu
erfüllen und in der Regel kann man auch genau seine Fächer machen. Nur die Reihenfolge
kann man sich nicht so aussuchen. Meistens wird man dann auf einer Unterstation eingeteilt
(z.B. Chirurgie digestive Unité B –Abdomen) die aber nicht zwingend für die gesamte
Stagedauer sein muss. Wenn man möchte kann man immer splitten, so dass man letztlich auf
allen Unités (meist A-C) je nach Geschmack mal ein oder 2 Wochen arbeiten kann.
Um das Stage bescheinigt zu bekommen muss man auf jedem Service einen Patienten
aufnehmen, vollständig untersuchen und anschliessend einen Bericht darüber schreiben. Darin
sollten alle Untersuchungsergebnisse (der körperlichen U und Zusatzuntersuchungen)
enthalten sein und auch eine kurze Stellungsnahme und Diskussion (die entsprechende
Krankheit im generellen) Platz finden.
Im Allgemeinen wird man von 8 bis 13h auf den Stationen eingesetzt, wobei dies von der
jeweiligen Fachrichtung abhängig ist und dort entschieden wird. So arbeitet man auf der
Derma nur von 9 bis 12h während man auf der Urgence chirurgicale von 8 bis 13h oder 13 bis
18h arbeiten kann.
Das Aufgabenfeld besteht aus Patienten aufnehmen, diese selbstständig untersuchen und
Befunde erheben, Aufnahmebogen schreiben und Untersuchungen veranlassen. Das ganze
wird dann mit dem jeweiligen „Intern“ (Assistenzarzt) besprochen. Manchmal kommen sie
von alleine auf einen zu und manchmal muss man hinter ihnen her laufen.
In den operativen Fächern kann und soll man immer assistieren wobei es in manchen
Bereichen (Orthopädie Nord) immer etwas Gerangel und es oftmals Rotationen gibt. Dann ist
jeder Student mal für eine Woche für den OP-Bereich eingeteilt und hilft bei den OPs.
Während meiner 11 Monate in Grenoble war ich auf 10 unterschiedlichen Services. Diese
habe ich mir nach Interesse und Leistungsanerkennungen hier in Deutschland ausgesucht.
Ich habe eigentlich alle Fächer aus dem Blockpraktikum genommen, sodass ich jenes nicht
mehr in Deutschland absolvieren muss (ich war während meines 4.-5.klinischen Semesters in
Grenoble).
Meine Stationen waren eigentlich allesamt gut. Wobei dies eigentlich nichts heisst, denn ein
Stage steigt und fällt mit den Ex- und Interns mit denen man mehr oder weniger zusammen
arbeiten muss. Die Interns wechseln alle halbe Jahre die Services und die Externs alle 3
Monate. Die Professoren bleiben natürlich, aber am meisten hat man mit den In- und Externs
zu tun.
Dermatologie:
Mein erstes Stage. Man arbeitet von 9 bis 12 Uhr. Ist eigentlich ganz gut. Man sieht
durch die täglichen ausführlichen Visiten alle Patienten und Krankheitsbilder. Man schreibt
EKG´s und nimmt den ganzen Tag nur Patienten auf und schreibt anschliessend deren
Anamnese und Untersuchungsbefunde in die Akten. 2x Woche ist grosse Visite mit dem
Oberarzt, die eigentlich ganz gut ist. 1x/Woche ist ein Seminar in dem die interessantesten
Fälle noch mal vorgestellt und besprochen werden. Einer der Externs muss hier auch immer
seine Observation vorstellen.
Es gibt eine Ambulanz in der immer 1-2 Externes eingeteilt sind. Hier gibt es offiziell selten
Platz für ERASMUS-Studenten. Es lohnt sich aber einfach hinzugehen und zu fragen, denn
dann darf man immer mit in die Behandlung gehen.
Die Tagesklinik mit ihren unterschiedlichen Sprechstundenthemen wie Ulcertage oder
Haartage, ist sehr gut und man sieht eine Menge.
Neurologie:
Mein wohl bestes Stage. Hier habe ich richtig viel gelernt. Das lag wohl auch daran,
dass ich zuvor wirklich null Ahnung von Neuro und Reflexen hatte. Nach diesem Stage hatte
und habe ich jedenfalls die neurologische Untersuchung drauf. Es gibt eine Parkinson- (Leiter
ist die Parkinson Koryphäe Prof. Pollak), eine Epilepsie-, eine Apoplex- und eine allgemein
neurologische Station. Man kann überall hin gehen und mitarbeiten, auch wenn man nur für
eine Station für 4 Wochen eingeteilt ist.
Neurochirurgie:
Nachdem man 2 Monate immer erst um 9 Uhr da sein musste, fällt es einem hier nach
dem harten ERASMUS-Leben etwas schwer pünktlich 8 Uhr zur Frühbesprechung mit dem
sehr netten und kompetenten Prof. Passagia zu erscheinen. Hier lernt man dann CCT´s und
CMRT´s auszuwerten und ist auch gezwungen zu lernen, da der Prof. regelmässig die
Studenten nach vorn bittet um die Bilder vor versammelter 12-15-köpfiger Truppe zu
bewerten.
Dann gibt’s Visite, Patienten aufnehmen und untersuchen und OP´s. Die OP´s sind das Beste,
denn hier darf man richtig mitassistieren. Meine beeindruckenste OP war eine MeningeomOP von 8H bei der ich 1. Assistent war und ich den N. Trigeminus und den Augapfel von
hinten in Realität beim Lebenden gesehen habe. Super!!
Sehr interessant sind hier auch die Stereotaxie-OP´s bei Epilepsie- und Parkinsonpatienten.
Die Sprechstunde ist ebenfalls sehr empfehlenswert und die Ärzte sind sehr motiviert einem
alles zu erklären und zu zeigen.
Orthopädie:
Im l´hôpital Nord ist dieses Stage eher schwach aber wenn man zum Südkrankenhaus
geht, lernt man richtig viel. Dort kann man in der Ambulanz arbeiten und lernt Wunden zu
versorgen und zu nähen. Im Norden sind die Ärzte nicht ganz so engagiert einem etwas zu
erklären. So muss man selber immer nerven und nachfragen. Auch hier kann man in die
Sprechstunde gehen und sieht ein paar akute Sachen.
Montags Abend müssen die Externs im Rotationsverfahren ihre Patienten vorstellen,
anschliessen erfolgt dann eine Diskussion mit den Oberärzten. Arbeiten von 8h bis 12-13h.
Augenheilkunde:
Eigentlich ist dies auch ein gutes Stage bei dem man sehr viel sehen und lernen kann.
Allerdings waren meine Interns etwas demotiviert, so dass ich hier nur von den Oberärzten
richtig viel gelernt habe. 2x/Woche machen die 2 Professoren Seminare in denen sie die
verschiedensten Themen für die Klausuren sehr ausführlich und gut besprechen. Die
Studenten müssen hier auch der Reihe nach ihre Observationen der Patienten per Powerpoint
vor dem Professor und den anderen Externs vorstellen.
HNO:
Dies war auch ein sehr gutes Stage, auch wenn man hier wieder (unbeliebter Weise)
seine Observation mündlich vortragen muss. Man kann überall hingehen und bekommt alles
bis auf das kleinste Detail erklärt. Die jeweiligen Praxisärzte haben ihre Sprechstunden an
verschiedenen Tagen im CHU und so sieht man immer die unterschiedlichsten Patienten
jeden Alters.
Bei den OP´s ist man auch immer herzlich willkommen und darf auch teilweise dem Prof. als
1.Assistent helfen.
Endocrinologie/Innere allgemein:
Wenn man bis jetzt noch keine Anamnese und körperliche Untersuchung konnte, dann
lernt man es spätestens hier. Auf dieser Station kann man nämlich nichts anderes machen. Gut
ist, dass dabei die Physiologie, Anatomie und Biochemie wiederholt werden muss, denn sonst
kommt man bei den zum Teil richtig schwierigen Fällen nicht weiter und versteht nichts. Die
Ärzte sind auch sehr bemüht.
Die allgemeine Innere Station ist interessanter, da man hier unterschiedlichere
Patienten sieht. Wechseln lohnt sich also.
Chirurgie digestive:
Die Visiten sind etwas langweilig und langwierig. Dies ist man ja eigentlich immer
nur von den Internisten gewöhnt aber irgendwie kann man dies hier auch vorfinden.
Dafür kann man aber bei den OP´s gut mithelfen und man kann mit dem diensthabenden Arzt
einen ganzen Tag lang mitgehen. Dann sieht man die ganzen akuten Fälle die noch am selben
Tag operiert werden (vom diensthabenden Team) und man selber kann sich als 1.-2. Assistent
nützlich machen. Einmal durfte ich sogar einen perianalen Absess beseitigen.
Urgence chirugicale:
Dies war wirklich mein allerbestes Stage. Man arbeitet entweder von 8h-13h oder von
13h-18h. Die Aufgabe ist es die Patienten, die aufgrund akuter Beschwerden in die Ambulanz
(oder auch jene die mit der Feuerwehr oder Krankenwagen liegend eingeliefert werden)
gekommen sind, selbstständig zu untersuchen und die Anamnese zu erheben. Dann überlegt
man sich was der Patient haben könnte und welche weiteren Untersuchungen man anordnen
würde. Das alles präsentiert man dann dem Arzt und der bestätigt oder korrigiert und dann
führt man aus. Das heisst man lässt den Pat. röntgen, näht Wunden selbstständig und legt
Gipse und Schienen an. Echt super, da bleibt man gerne länger, denn die eigene Meinung
zählt etwas.
Gynäkologie:
Hier kann man, wenn man möchte wirklich einmal alles sehen: Notaufnahme,
Kreissaal, Abtreibungen, Tumorpatienten, OP´s. Ganz interessant, vor allem da man hier auch
zum selbstständigen Untersuchen kommt und das nicht nur bei Schwangeren sondern auch bei
anderen gynäkologischen Fällen.
Unterricht:
Nachmittags gibt es jeden Montag und Mittwoch Unterricht von 14-18h. Dabei kann man sich
dann aussuchen zu welchen Kursen man hingeht (man bekommt gleich zu Anfang von Mme
Paillard eine Liste wann und wo, welcher Kurs angeboten wird, dieser Plan wird direkt für das
gesamte Semester erstellt). Besprochen werden immer die unterschiedlichsten Patientenfälle
mit anschliessenden Fragen. So wird dann auch der Sachverhalt erklärt. Es lohnt sich schon
dorthin zu gehen, da man dadurch ein wenig Kontakt zu den Franzosen bekommt und auch
ganz gut auf die Klausuren vorbereitet wird. Pflicht ist dieser Besuch allerdings nicht.
SPRACHKURS:
Ich habe, da mein Französisch zu Anfang mehr als 7 Jahre nicht mehr aufgebessert wurde (ich
hatte nur von der 7.-10. Klasse Fr.), einen Intensivsprachkurs am CUEF gemacht. Das kostet
ungefähr 400€ ist aber wirklich lohnenswert. Die Lehrer sind richtig gut und man lernt eine
Menge Leute kennen. Gerade im August wimmelt Grenoble nur so von Sprachstudenten und
überall werden Partys veranstaltet. Richtig super!
Wenn die Uni dann beginnt, kann man weiterhin Sprachkurse beim CUEF belegen
(Semiintensiv jeden Abend 2h). Im September kann man das auch noch gut machen, da die
Sport- und Freizeitveranstaltungen der Uni sowieso erst im Oktober richtig anfangen.
Ab Oktober wird dann auch ein mittelmässiger Sprachkurs von der Uni organisiert. Einmal in
der Woche geht man dann da hin und versucht ein wenig Französisch zu lernen, was aber
wirklich nicht gut gelingt. Zum Abschluss muss man dann einen Bericht und eine Klausur
schreiben um eine Bescheinigung zu bekommen.
ESSEN:
Mir hat das Essen in Grenoble wirklich sehr gut geschmeckt. Nach meinem Geschmack gibt
es das beste Baguette im „Bourbon“ am Place Notre Dame und im „Floran“ an der Ile Verte
(2 Stationen vor der Krankenhaushaltestelle Michallon). Im letzteren gibt es auch die besten
„pain au chocolat au lait“ wirklich Wahnsinn. Obst und Gemüse kann man im direkt
gegenübergelegenen Obstladen kaufen oder am Markt „Les Halles St Claire“. Dort gibt es
auch die beste Käsetheke (der Stand vor den Hallen).
Sehr gutes Käse- und Schokoladenfondue kann man auf der anderen Isèreseite in einem
kleinem Restaurant namens „Diabolo“ ( die Strasse vor dem Bastilleaufgang St.Laurent nach
li runter gehen). Sehr gut essen kann man auch im „Shanon Café“ am Place Notre Dame.
Als Tipp für eine super gute Crêperie kann ich noch die Crêperie am Place Grenette
(Seitenstrasse zwischen Schuhladen und Optiker rein und dann auf der rechten Seite) nennen.
Im Sommer kann man auch hinten raus zum Jardin du Ville sitzen.
In der gleichen Strasse gibt es noch das „Café Jules Verne“. Dies ist sehr nett und auch das
einzige in Grenoble in dem man ein paar Kekse zum bestellten Kaffee oder Kakau bekommt.
NACHTLEBEN:
Grenoble ist eine kleine Stadt deren Bars von Dienstag- bis Donnerstagabend immer um
0.00h zu machen. Freitags und samstags dann erst um 1h. Sonntags und montags sind die
meisten Restaurants und Bars geschlossen und die einzigen 3 Diskos im Stadtzentrum haben
Fr-Sa bis ca. 4h auf. Hier kann man eigentlich immer gut Party machen. Wenn man sich
vorher im „London Pub“ Karten besorgt (Ausgabe erst nach 24h) kann man dort auch
kostenlos reinkommen. Sehr angenehm, denn der Eintritt kostet sonst 10€.
Wenn man ein Auto hat kann man auch in die weiter ausserhalb gelegenen Discos gehen.
Über die Getränkepreise sollte man sich dort aber nicht wundern, sie sind gigantisch.
Die Bars in Grenoble selbst sind aber wirklich sehr nett und einfallsreich. So gibt es
beispielsweise eine Sandbar (Estancot), eine Wein- und eine Rumbar. Das Shanon-Pub ist
auch gemütlich. Ganz zu schweigen von all den Salsa- (Locco Mosquito) und Tangobars. Die
lernt man alle schon im ersten Monat während des Sprachkurses kennen und wenn nicht da,
dann spätestens mit den Integre-Leuten. Dies ist eine Studentenorganisation die 1x in der
Woche Treffpunkte für die ERASMUS-Studenten organisiert. Eigentlich soll eine
Verbindung zwischen Franzosen und Ausländern geschaffen werden doch meistens sind mehr
Ausländer da und es bauen sich eher Verbindungen zwischen Ausländern auf. So trifft man
sich immer in den unterschiedlichsten Bars, bei Grillabenden, Käse- und Weinverkostungen,
Aufführungen, Weihnachtsfeiern usw.
SPORT:
Wer Sport liebt, der ist in Grenoble genau richtig, denn hier kann man wirklich alles machen.
Von Windsurfen, Radfahren, Klettern, Wandern und natürlich Ski- bzw. Snowboardfahren bis
hin zu den alltäglichen Sportangeboten wie Schwimmen, Fechten, Basketball usw., wie man
sie eben auch hier in Köln findet.
Man kann sich entweder in die von der Stadt angebotenen Sportclubs anmelden oder man
meldet sich für einen der universitären Clubs an.
Am Anfang des Semesters (so Ende September) gibt es dafür immer eine sogenannte Messe
bei sich alle Sportclubs präsentieren. Meistens muss man zwischen 20 bis 30€ einmalige
Jahresgebühr bezahlen und kann dann von Oktober bis Mai an den Sportangeboten des
jeweiligen Clubs teilnehmen. Es gibt zum Beispiel einen Wasserclub bei dem man Segeln und
Surfen kann, einen alpinen Club mit dem man jedes Wochenende geführte Wanderungen in
den Bergen, Höhlenwanderungen und im Winter Skiwandertouren mit Raquettes
(Schneeschuhe) machen kann und die zusätzlich noch täglich Kletterkurse im Freien und in
der Halle anbieten. Ein Highlight hiervon ist die sogenannte Igloo-tour bei der man in den
Bergen ein ganzes Wochenende durch den Schnee wandert und am Abend im selbstgebauten
Igloo schläft. Ich habe da mitgemacht und war ganz erstaunt wie gut man doch bei -10°
Aussentemperatur im Igloo bei -1-0° schlafen kann. Ausserdem wird immer eine Tour zu den
Calanques in Marseille angeboten. Das ist ein absolutes Muss für Kletterfans, denn hier
klettert man an den weissen Steilwänden direkt über dem blauen Mittelmeer. Einfach
traumhaft!!!
Weiterhin gibt es die „Ecole d´églisse“ bei der man super günstige Skipässe für die 1,5h und
45 min entfernten Skigebiete 1) „Les Deux Alpes“ und 2)„Les 7 Laux“ kaufen kann. Ein
Wochentagstagesticket in 1) kostet mit Fahrt ca 10€ am WE 12€ und für 2) 8€ bzw. am WE
10€. Zusätzlich kann man sich für kostenlose Snow-, Freestyle- und Skikurse anmelden, die
von zum Skilehrer ausgebildeten Studenten und sowohl für Anfänger als auch für sehr gute
Fahrer angeboten werden. Die dafür organisierten Busse fahren mehrmals in der Woche
immer morgens oder mittags ab 12.30h.
Man kann auch einfach nur die Skipässe (forfaits) kaufen und dann selbst mit dem Auto oder
aber mit den öffentlichen von der Stadt organisierten Busen in die verschiedenen Skigebiete
fahren. Mit einem 10 Fahrtenticket kostet dies pro Fahrt etwa 2,4€, also wirklich super billig.
Skifahren kann man von Grenoble aus übrigens in 6 verschiedenen zwischen 30 min bis 1,5h
entfernten Skigebieten und zwar: Alpe d´Huez, Les Deux Alpes, Chamrousse, Les 7 Laux,
Villard de Lans (Vercors), St. Pierre de Chartreusse (sehr gut bei Neuschnee). Wenn es
übrigens frisch geschneit hat muss man unbedingt nach „La Grave“ fahren. Dies liegt hinter
Les 2 Alpes und ist ein reines Tiefschneegebiet. Es gibt nur 1 Gondel und nicht eine einzige
präparierte Piste. Das heisst Tiefschneeerlebnis pur. Ich hatte leider immer die guten
Tiefschneezeiten verpasst so dass ich dort nie war, aber alle die dort waren, waren hell auf
begeistert.
Weiterhin gibt es auch einen Langlaufclub und all die anderen Clubs wie hier in Köln, also
Schwimm-, Tanz-, Kampfsport-, Fitnessclubs usw.. Am Besten wirklich zu der Messe gehen.
BANK:
Wer bei der Deutschen Bank ist, der kann sich einfach bei der BNP-Paribas ein Konto
eröffnen. Unter 25 ist es kostenlos und man bezahlt für eine Kreditkarte auch nur 3€/Monat.
Durch die Partnerschaft kann man auch immer kostenlos Geld von seinem deutschen Konto
abheben.
UNTERSTÜTZUNG:
Jeder ERASMUS-Student erhält ja Förderung von ERASMUS. Der Betrag legt sich jedes
Semester neu fest und richtet sich nach der Anzahl der am Programm teilnehmenden
Studenten. Bei mir waren es ungefähr 80€/Monat 9 Monate lang. Dies bekommt man
allerdings nicht automatisch sondern muss ein vorgefertigtes Dokument (erhält man von Frau
Kanthack) in Grenoble von Mme Paillard unterschreiben lassen und dann an die ERASMUSStelle nach Deutschland schicken.
Zusätzlich kann man bei der CAF eine Wohnförderung beantragen. Das Büro befindet sich
direkt hinter dem Jardin de Ville. Der Betrag richtet sich nach Höhe der Miete und danach ob
man in einer WG oder einer Residence wohnt. Alle Studenten aus dem Foyer de l´Etudiante
haben 87€ erhalten, die aus La Tronche ca 50€.
Die Förderung erhält man ab dem 2. Monat. Damit man es dann auch pünktlich hat sollte man
es gleich im 1.Monat beantragen.
KOSTEN:
Der Lebensunterhalt ist in Grenoble schon ziemlich teuer vor allem die Lebensmittel sind
teurer. Es gibt aber auch 2x LIDL (in Fontaine und an der Uni gegenüber von Geant) so dass
man noch eine gute Alternative zu den auf Dauer recht teuren Supermarktketten Geant und
Carrefour hat.
Auch die Getränke und Speisen in den Cafés, Bars und Restaurants sind teurer. Ein kleiner
Café kostet immer zwischen 3 und 4€ und ein kleines Bier bekommt man auch erst ab 2,50€.
Mittagessen bekommt man in der Mensa für 2,75€. Dafür bekommt man ein grosses
Hauptgericht, 3 Beilagen und ein kleines Baguette. Im SELF im CHU (Krankenhausmensa)
kann man ab 1,90 € Gemüse mit Nudeln/Reis/Kartoffeln, Brötchen, Obst und Joghurt essen.
Fleisch kostet dann 1,50€ extra. Es gibt immer richtig viel Auswahl und man kann auch
immer Gebratenes mit Fritten und sehr leckeres Dessert (Kuchen, Süsspeise) bekommen. Das
Essen hier ist insgesamt auf jeden Fall viel besser als in der Mensa. Ausserdem trifft man hier
immer alles ERASMUS-Medizinstudenten was sehr nett ist.
Im grossen und ganzen kommt man in Grenoble durch die im Gegensatz zu Köln doch recht
niedrigen Mietpreise mit 600€ sehr gut aus. Dies erhöht sich , wenn man ein begeisterter
Wintersportler ist, natürlich einwenig während der Wintermonate.
ARBEITEN:
Einen Nebenjob in Grenoble zu bekommen fällt eigentlich nicht schwer, denn es gibt
genügend Cafés, Bars und Restaurants die immer Studenten suchen. Verdienst zwischen 6
und 8€/h.
FAZIT:
Mir hat Grenoble wirklich richtig super gefallen. Man kann, wenn man will, richtig viel im
Krankenhaus lernen und darf bei entsprechendem Einsatz auch wirklich fast alles machen.
Davon kann man hier in Deutschland wirklich nur träumen. Nach dem Jahr seid ihr in
körperlicher Untersuchung, Anamnese und Befunderhebung wirklich fit und das nicht nur in
der Muttersprache Deutsch!
Das Freizeitangebot ist einfach genial, so dass man eigentlich am liebsten gar nicht Medizin
sondern viel mehr Sport studieren möchte. Es gibt in Grenoble einfach so viele so super
günstige unterschiedliche Sportarten für die man hier einfach nicht die Zeit und auch keine
Möglichkeit hat.
Ausserdem habt ihr wohl zum ersten und letzten Mal in eurem Leben so richtig viel Zeit.
Ich habe dieses Jahr wirklich richtig genossen und kann nur jedem zu dieser Entscheidung
ermutigen.
Viel Spass!
Herunterladen