Soziologische Grundbegriffe (Max Weber) Handeln – durch den Akteur mit einem spezifischen Sinn verbunden Soziales Handeln – dem gemeinten Sinn nach auf das Handeln anderer bezogen Soziale Beziehung(en) – Resultat wechselseitiger Bezogenheit aufeinander von Menschen in ihrem Handeln Soziale Gebilde – strukturierte Abläufe und Zusammenhänge sozialen Handelns Soziale Ordnung – (geltender) Bezugsrahmen der Orientierung sozialen Handelns Soziales Handeln und „Gesellschaft“ „Gesellschaft“ lässt sich als ein dynamischer sozialer Zusammenhang verstehen, der in dem Maße zustande kommt, wie sich aus (sinnhaften, auf andere orientierten) Handlungen strukturierte „soziale Gebilde“ (Institutionen) ergeben, die als Wirkungszusammenhänge von (vorgängigem) sozialem Handeln zugleich Bedingungszusammenhänge (weiteren, fortgesetzten) sozialen Handelns darstellen. Anthony Giddens’ „Theorie der Strukturierung“ „Human societies, or social systems, would plainly not exist without human agency. But it is not the case that actors create social systems: they reproduce or transform them, remaking what is already made in the continuity of praxis.” Anthony Giddens, The Constitution of Society, 1984, p. 171 „Die Konstitution der Gesellschaft“ „Zutreffend beschreiben könnte man mein Buch als eine ausführliche Reflexion über den berühmten und oft zitierten Satz von Marx: ‘Menschen machen ihre Geschichte, aber nicht unter selbstgewählten Umständen.’ So ist es.“ Anthony Giddens, Die Konstitution der Gesellschaft, 1988, S. 35 [Vgl. Karl Marx, Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte, MEW Bd. 8, S. 115:] „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.“ Grundkategorien der „Theorie der Strukturierung“ Soziale Praxis/Praktiken: Kontinuierlicher Fluss menschlicher Verhaltensweisen Wissen(sfähigkeit) sozialer Akteure: praktisches Bewusstsein diskursives Bewusstsein versus unbewusste Handlungsmotive unerkannte Handlungsbedingungen unbeabsichtigte Handlungsfolgen Machteffekte sozialer Struktur(bildung)en: Ressourcen (primär handlungsbefähigend) – allokative Ressourcen – autoritative Ressourcen Regeln (primär handlungsbeschränkend) – konstitutive Aspekte – regulative Aspekte Institutionen: Raum-Zeit-Distanzen überbrückende / erweiternde soziale Strukturbildungen Die „Dualität“ der Struktur „‘Structure‘ und ‚Agency‘ sind zwei unzertrennliche, aber nicht aufeinander reduzierbare Faktoren der Strukturierung. Giddens’ Theorie betrachtet sie als zwei konstitutive Seiten sozialer Praktiken, die in einem rekursiven Verhältnis der laufenden Produktion und Reproduktion stehen. Strukturen übernehmen in dieser Theoriefigur die Doppelstellung, als Oberbegriff von Regeln und Ressourcen das Medium des Handelns zu sein und als Konstitutionsmomente der Regelmäßigkeiten des sozialen Lebens zugleich auch eine geordnete institutionelle Konfiguration der Gesellschaft zum Resultat zu haben. In diesem Sinne bezeichnet der Strukturbegriff eine Dualität.” Jörn Lamla, Anthony Giddens, 2003, S. 55 „Struktur“ und Praxis Auch wenn Strukturen häufig als den Menschen und ihrem Handeln bloß äußerlich – feststehend, extrasozial, von Zeit und Raum entkoppelt – erscheinen, so aktualisieren und reproduzieren sie sich doch nur situativ und allein praktisch, d.h. in der und durch die soziale Praxis handelnder Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem konkreten Ort. Die Theorie der „Strukturierung“ „Der Prozess der Strukturierung ist von zentraler Bedeutung für Giddens’ Theorie. Strukturen sind nicht ein für alle Mal vorbestimmt, sondern werden in der sozialen Praxis produziert. Jegliche soziale Praxis beginnt mit einer vorgegebenen Struktur, die aus der vorherigen Praxis entstanden ist; sie bewirkt eine exemplarische Vergegenständlichung dieser Struktur im sozialen Handeln und leistet schließlich einen Beitrag zu ihrer Fortführung oder Transformation. Auf diesem Weg wird das soziale System, das diese Struktur und diesen Prozess aufweist, reproduziert. Da Struktur sowohl Mittel als auch Ergebnis der sozialen Praxis ist, besitzt sie die zentrale Eigenschaft der Dualität. Sie ist objektiv und subjektiv und wirkt zugleich einschränkend sowie Möglichkeiten eröffnend.“ Richard Münch, Soziologische Theorie, Bd. 3, 2004, S. 490