Weitere Streiflichter aus der täglichen Arbeit

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Basler Mission BM
Evangelische Mission im Kwango EMIK
Herrnhuter Mission HM
Südafrika-Mission SAM
Bei der täglichen Arbeit auf der Station
Spital Manyemen:
Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum
Arzt und Ärztin
Projekt-Nr. 134.1029
Daniel & Claudia Bender
1. Rundbrief
Mai 2011
Kamerun
Liebe Leserinnen und Leser
Als Deutsche von Schweden über die Schweiz nach Kamerun.
Seit dem 1. August 2010 sind wir in Kamerun und seit 1.
September in Manyemen. Es war eine lange Reise nach
Manyemen, sind wir doch schon im Jahre 2001 von Deutschland
nach Schweden übergesiedelt, um dort unsere Facharztausbildung
zu absolvieren und Berufserfahrung zu sammeln. Mittlerweile im
Geiste schon Halbskandinavier und Fachärzte für Gynäkologie und
Geburtshilfe (Claudia) respektive Anästhesie und Intensivmedizin
(Daniel) kamen wir im Herbst 2008 das erste Mal mit mission 21
und dem Projekt in Manyemen in Kontakt. Die Auswirkungen
dieses ersten Kontaktes spüren wir nun tagtäglich bei 30 Grad
Celsius und über 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Wir sind also dort
angekommen, wohin wir wollten und sind dankbar für die ersten
Monate, die nun hinter uns liegen und in denen wir uns
eingewöhnen konnten.
Manyemen, wie kommt man denn dorthin?
Nachdem wir zunächst vier Wochen lang durch Kamerun gereist
sind, ist es nun endlich soweit: Wir fahren nach Manyemen, den
Ort, von dessen Existenz wir bis zum Herbst 2008 nichts wussten
und der seitdem einiges in unserem Leben verändert hat. Es ist
Dienstag, der 31. August. Wir fahren zusammen mit einem
weiteren Fahrzeug von Kumba aus los und sind sehr gespannt auf
die berüchtigte Strasse nach Manyemen, von der wir schon viel
gehört haben. Ich bin froh, dass das andere Fahrzeug mit einem
erfahrenen Fahrer vorausfährt. Nach circa 10 Kilometern geht es
richtig los: Mit einem Mal verwandelt sich die Piste in ein
Schlammfeld mit tiefen Furchen. Spontan wäre ich erstmal stehen
geblieben, aber der Fahrer vor uns gibt die Richtung an und mit
ein bisschen Abstand fahre ich hinterher. Es geht alles gut, aber es
ist einem mit einem Mal klarer, warum man drei Stunden für die
80 Kilometer nach Manyemen braucht. Mit der Zeit werde ich
etwas sicherer und das ist auch gut so, denn der
Schwierigkeitsgrad steigert sich mit der Zeit. Noch nie war mir ein
Auto wie ein Toyota Landcruiser so sympathisch wie heute und die
Erfindung des 4-Rad-Antriebs hatte ich bis dahin eigentlich auch
noch nicht gewürdigt. Nach zwei Stunden Fahrt stehen wir plötzlich
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vor einem riesigen Viadukt, das sich über einen Kilometer mit
einigen Kurven über ein grosses Tal schlängelt, eine wunderschöne
Landschaft ringsum, ganz unten ein zugewachsener Fluss, an der
Seite ein Wasserfall und rundherum mit dichtem Urwald
bewachsene Hügel. Wir sind im Busch. Die verbleibenden 20
Kilometer sind asphaltiert und gut passierbar. Kurz vor Manyemen
werden wir vom Krankenhaus-Auto abgefangen und von weiteren
20 kleinen Motorrädern unter lautem Hupen in das Dorf eskortiert.
Überall stehen Leute am Strassenrand und winken, ich fühle mich
wie in einem falschen Film und winke freundlich zurück. Die Fahrt
endet im Innenhof des Spitals, wo das gesamte Personal,
Patientinnen und Patienten, die Häuptlinge (Chiefs) der
umliegenden Dörfer und Leute aus dem Dorf zum Empfang bereit
stehen. Man scheint auf uns gewartet zu haben und freut sich
offensichtlich über die Ankunft der neuen Gäste. Nach einer kurzen
Begrüssung durch den diensthabenden Arzt Dr. Chunke werden wir
dem Personal per Handschlag vorgestellt. Im Anschluss gibt es
eine kurze Feierstunde mit gemeinsamen Liedern, einem Chor und
verschiedenen Reden und Willkommensgrüssen. Danach werden
wir völlig durchgeschwitzt entlassen und fahren zu unserer neuen
Wohnstätte. Wir sind angekommen, jetzt kann es also losgehen.
Zwischen Lethargie, Vergangenheitsromantik
und Aufbruchstimmung
So kann man die Stimmungslage hier in Manyemen bei unserer
Ankunft zusammenfassen. Es liegt etwas in der Luft, man wittert
es förmlich, ein Erwachen – auf der einen Seite. Auf der anderen
Seite hat man gewartet, zu lange gewartet, dass wieder etwas
passiert in Manyemen, ist über dem Warten in Lethargie und
Hoffnungslosigkeit versunken. Der Alltag mühsam, kein Wasser im
Krankenhaus, teilweise kein Strom, die Gehälter schon seit
Monaten nicht mehr ausgezahlt. Wer unter diesen Umständen noch
gut ausgebildete und hoch motivierte Mitarbeiter vor Ort erwartet,
muss schon ein wirklichkeitsferner Optimist sein. So ist die
Stimmung denn auch gemischt: Einerseits steckt den Menschen
die Antriebslosigkeit der letzten Monate noch in den Knochen,
andererseits kommt eine freudige Erwartung zum Vorschein, die
Hoffnung auf eine neue Ära in Manyemen. Und noch im gleichen
Augenblick verklärt sich der Blick von längjährigen Mitarbeitenden
und man kann förmlich sehen, wie vor ihrem inneren Auge ein
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Kurzfilm mit Manyemen-Bildern aus den 1970-er und 1980-er
Jahren vorbeizieht, damals, als noch alles anders war. In dieses
Wechselbad der Gefühle sind wir also eingetaucht und wir
versuchen, uns einen Überblick zu verschaffen, mehr zuzuhören,
als selber zu reden, zu beobachten, ohne zu kommentieren.
Ausbildung für das Krankenhauspersonal
Die ersten Tage vor Ort sind damit ausgefüllt, das Krankenhaus
und die Umgebung kennenzulernen. Beim ersten Frühstück im
neuen Heim bestaunen wir gegenseitig die vielen kleinen roten
Flecken, mit denen unsere Körper überzogen sind. Die Moskitos
werden uns noch eine ganze Weile plagen. Der erste Rundgang im
Krankenhaus ist paradox. Im Vergleich zu den verschiedenen
Institutionen, die wir in den ersten vier Wochen unseres
Aufenthaltes besichtigt haben, ist der äussere Eindruck erstmal
positiv. Die meisten Gebäude wurden vor nicht allzu langer Zeit
neu gestrichen und die Türen erneuert, die Sprechzimmer sind
gekachelt. Der Operationstrakt ist ebenso neu renoviert und in
gutem Zustand. Es gibt genügend Räume. Doch bei näherem
Hinsehen kommt die andere Seite zum Vorschein, das neue
Waschbecken im Operationssaal ist nicht angeschlossen, weil....
Der Narkoseapparat ist unbenutzt im Karton eingepackt, ein EKG4
Monitor ist nicht installiert, ein nagelneues Röntgengerät ist auch
nicht installiert, weil..., und so geht es weiter. Wir werden dem
Operationspersonal vorgestellt, ganze drei Personen, keiner mit
einem höheren Schulabschluss, geschweige denn irgendeiner
medizinischen Ausbildung. Erstmal tief durchatmen. Wie sich
herausstellt, ist die Personalsituation im übrigen Krankenhaus auch
nicht besser. Es gibt fast kein gut ausgebildetes Personal, die
Arbeitsmoral ist in den letzten Monaten vor unserer Ankunft auf
den
Nullpunkt
gesunken.
Der
Rundgang
auf
dem
Krankenhausgelände ruft in mir den Vergleich zu einer verlassenen
Goldgräberstadt
hervor.
Hier
gab
es
einmal
blühende
Landschaften, von denen nicht mehr viel übrig geblieben ist. Es
liegt eine Melancholie über dem Ort.
Einige Leprakranke leben schon seit vielen Jahren im“ Leprasettlement“.
Vor unserer Ausreise hat man uns schon darauf vorbereitet, dass
die Lage in Manyemen schwierig sei und es sicherlich nicht leicht
werde. Und damit wurde nicht zuviel «versprochen». Die Liste der
Probleme ist lang und, wie bereits erwähnt, ist eine der
dringendsten Angelegenheiten die Rekrutierung von ausgebildetem
Personal, um das allgemeine Kompetenzniveau anzuheben. Um
nur einen kleinen Einblick in die momentane Personalsituation zu
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geben, sei gesagt, dass zwei ausgebildete Krankenschwestern und
zwei ausgebildete Hebammen für die gesamte Arbeit im
Krankenhaus angestellt sind. Das restliche Personal auf den
Stationen, im OP, im Kreissaal sowie im Sprechstundenbereich
sind angelernte Hilfskräfte, die keine oder nur eine minimale
medizinische Ausbildung haben. Mit diesem Personal müssen also
eine Chirurgische, eine Innere, eine Kinder- und die Geburtsstation
betreut
werden.
Darüber
hinaus
ist
der
Betrieb
der
Operationsabteilung zu gewährleisten, ebenso die medizinische
Betreuung des Lepra- und des Tuberkulosezentrums sowie des
HIV/Aidszentrums. Nicht erwähnt in dieser Aufzählung sind die 50
bis 60 ambulanten Patientinnen und Patienten, die täglich
behandelt werden müssen und die verschiedenen Aktivitäten im
Public Health Sektor. Die Aufgaben sind also sehr vielfältig und
manchmal wissen wir nicht, wo wir anfangen sollen, da wir uns
auch um viele Aufgaben kümmern müssen, die eigentlich in den
Aufgabenbereich des Pflegepersonals fallen. Wir hoffen sehr, dass
die Kirchenleitung in Buea die Dringlichkeit des Personalproblems
erkennt und die nötigen Mitarbeitenden nach Manyemen
transferiert. Um eine qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu
können, werden gut ausgebildete Mitarbeitende in allen
Personalkategorien benötigt, nicht nur kompetente Ärztinnen und
Ärzte.
Begrenzte Ressourcen
Vor unserer Ausreise haben wir uns oft gefragt, wie denn die
konkrete klinische Arbeit aussehen wird. Wie werden wir in die
Arbeit reinkommen, wie lange wird die Einarbeitungsphase dauern,
was sind die wichtigsten gesundheitlichen Probleme? Solche und
ähnliche Fragen gingen uns durch den Kopf. Teilweise wurden sie
umgehend beantwortet. So zum Beispiel dauerte die Einführung in
die Operationsabteilung wesentlich kürzer als erwartet und vor
allem war sie sehr praktisch. Bei unserer ersten gemeinsamen
Visite mit Dr. Chunke stellte er uns unter anderem die Patientin R.
vor. Sie war bereits einige Tage stationär gewesen und klagte über
Bauchschmerzen. Bei der Erhebung der Krankengeschichte stellte
sich heraus, dass einige Zeit zuvor ein Schwangerschaftsabbruch
vorgenommen worden war. Da Schwangerschaftsabbrüche in
Kamerun nicht legal sind, werden sie häufig von Leuten
vorgenommen, die nicht die nötige Ausrüstung und Kompetenz
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haben.
Die
Folgen
sind
nicht
selten
schwerwiegende
Komplikationen
wie
Entzündungen
und
Blutungen,
die
lebensbedrohlich werden können. So auch hier. Eine schwere
Entzündung
der
Gebärmutter
war
in
den
Bauchraum
durchgebrochen und wie man im Ultraschall sehen konnte, hatte
sich eine grosse Eiteransammlung vom rechten Unterbauch
ausgehend gebildet. Der Zustand der Patientin hatte sich während
der letzten Tage zunehmend verschlechtert und als wir sie das
erste Mal sahen, hatte sie hohes Fieber und Zeichen einer
generalisierten Bauchfellentzündung. Es war klar, dass sie ohne
Operation nicht mehr lange leben würde. So entschieden wir,
gemeinsam mit Dr. Chunke die Patientin zu operieren. Spätestens
jetzt wurde mir das erste Mal konkret bewusst, dass wir hier mit
sehr begrenzten Ressourcen arbeiten.
Bei einer Operation
So war ich ja als Narkosearzt gewohnt, diese Art von Patienten zu
betreuen. Der Unterschied war nur, dass in Schweden (wie auch in
Deutschland oder der Schweiz) eine solche Patientin auf der
Intensivstation liegt, mit entsprechender apparativer und
personeller Überwachung. Alle Medikamente, Labordiagnostik und
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was sonst noch benötigt wird, sind vorhanden und stehen mehr
oder weniger uneingeschränkt zur Verfügung. Hier fanden wir die
Patientin in einem 8-Bett-Zimmer vor, dazu eine Schwester, die
sich noch um circa 30 bis 40 andere Patientinnen und Patienten
kümmern muss und ausserdem keine medizinische Ausbildung hat.
Der Blutdruck war vor ein paar Tagen das letzte Mal gemessen
worden, ein kleines Blutbild war gemacht worden. Insgesamt keine
guten Aussichten. Umso froher und dankbarer waren wir, dass der
Eingriff ohne Komplikationen über die Bühne ging. Es dauerte dann
noch einige Wochen, bis die Patientin wieder auf den Beinen war
und ihr Leben hing einige Male an einem seidenen Faden. So
waren zum Beispiel mehrmals wichtige Antibiotika nicht
verabreicht worden, weil von der Familie nicht genügend Geld
bezahlt worden war. Das fiel uns beim ersten Mal nicht gleich auf,
da die Medikamente ja im Krankenblatt angeordnet waren. Dass
dies nicht bedeutet, dass die Medikamente auch tatsächlich
verabreicht wurden, mussten wir erst einmal lernen. Trotz dieser
Hürden und der schlechten Startbedingungen ist die Patientin
heute wieder vollständig genesen und erfreut sich bester
Gesundheit. Für uns ein Wunder und die Gnade Gottes.
Mehrere Problembereiche unserer Arbeit werden an diesem
Beispiel deutlich. Zum ersten handelt es sich bei dieser Patientin
nicht um einen Einzelfall. Komplikationen durch illegale
Schwangerschaftsabbrüche sehen wir jede Woche. Nicht immer
handelt es sich dabei um lebensbedrohliche Komplikationen, doch
nach wie vor sterben auch junge Frauen an den Folgen. Häufig
hinterlassen sie eine Familie mit mehreren kleinen Kindern, die
nun Halbwaisen sind. Warum muss es so weit kommen? Viel hat
mit der Stellung der Frauen in der Gesellschaft zu tun. So sind die
Frauen auf der einen Seite der stabile Teil innerhalb der
Gesellschaft. Auf ihnen lastet eine grosse Verantwortung für Kinder
und Familie. Auf der anderen Seite ist ihre Sexualität sehr oft
fremdbestimmt. Fehlende Aufklärung zur Familienplanung und
falsche Informationen führen so vielfach zu ungewollten
Schwangerschaften. Hilfe suchen sie dann immer wieder bei oben
genannten, nicht seriösen und häufig schlecht ausgebildeten
Anbietern illegaler Schwangerschaftsabbrüche, die wiederum die
Situation zu ihren finanziellen Gunsten ausnutzen.
Eine
weitere
Schwierigkeit
ist
Gesundheitswesens.
Da
es
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die
kein
Finanzierung
des
(funktionierendes)
Krankenversicherungssystem gibt, müssen Patientinnen und
Patienten für ihre Behandlung selbst aufkommen. In einem
ländlichen Gebiet wie Manyemen für viele Patienten ein Problem,
da sie nur saisonal, wenn überhaupt, über Bargeld verfügen.
Andererseits muss sich das Krankenhaus auch finanzieren, und das
geschieht über die Beiträge der Patientinnen und Patienten. Wenn
also für in Anspruch genommene Leistung nicht bezahlt wird,
beeinträchtigt dies langfristig die Finanzierung des Krankenhauses
und damit auch die Löhne der Angestellten. Insofern ist es
verständlich,
dass
Medikamente
nicht
ohne
Bezahlung
herausgegeben werden. Dennoch kann es natürlich nicht sein,
dass der gesamte Behandlungserfolg aufs Spiel gesetzt wird, weil
gerade ein paar CFA-Francs (Währung in Kamerun) fehlen, um die
noch notwendigen Antibiotika zu kaufen. Es gilt also auch hier,
immer wieder Kompromisse zu finden.
Weitere Streiflichter aus der täglichen Arbeit
Visite im Spital Manyemen
Der Arbeitsalltag ist geprägt von den drei Bereichen ambulante
Sprechstunde, Stationsarbeit und Operation. Montag, Mittwoch und
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Freitag sind die Visiten auf den Stationen, Dienstag und
Donnerstag sind Operationstage, Sprechstunde an allen Tagen.
Das Spektrum der Krankheiten ist dabei durchaus typisch für ein
Land im tropischen Afrika: Malaria, HIV und Tuberkulose,
Durchfallerkrankungen und akute Erkrankungen der Atemwege
sind dominierend. Die HIV-Rate der Schwangeren, die zur
Vorsorge nach Manyemen kommen, liegt zwischen 11 bis 13
Prozent,
in
der
Gruppe
der
15 bis 30-Jährigen wahrscheinlich noch etwas höher. Für die Praxis
bedeutet dies, dass täglich neu diagnostizierte Fälle in den
Sprechstunden auftauchen, die meisten im Stadium drei bis vier,
in welchem die Erkrankung schon so weit fortgeschritten ist, dass
antiretrovirale Behandlung notwendig ist. Glücklicherweise wird die
HIV-Behandlung von der Regierung finanziert, so dass auch die
vielfach arme Bevölkerung in der Region von Manyemen Zugang
dazu hat und sich ihr Zustand oft schon nach wenigen Wochen
deutlich verbessert. Doch gibt es immer wieder Engpässe bei der
Versorgung mit Medikamenten und es kommt vor, dass
Patientinnen und Patienten von weit her aus dem Busch kommen
und mit leeren Händen wieder zurückfahren. Das wirkt sich dann
negativ auf die Kooperation der Kranken bei der Behandlung aus.
Für viele ist es ohnehin schon schwierig zu verstehen, dass die
Medikamente regelmässig und dauerhaft eingenommen werden
müssen. Das Konzept einer chronischen Erkrankung, die zwar
durch die Behandlung besser wird, aber nie ausheilt oder
verschwindet,
existiert
so
nicht
–
eine
der
grossen
Herausforderungen in der HIV/Aidsarbeit. Umso katastrophaler ist
es dann, wenn Patientinnen und Patienten von sich aus kommen
und die Medikamente nicht bekommen können. Ähnliches gilt für
die Behandlung der immer häufiger werdenden internistischen
Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herzkrankheiten.
Die Menschen kommen aufgrund ihrer Beschwerden und die
Krankheit wird diagnostiziert. Die Behandlung führt bei vielen zur
Linderung der Symptome, und sie gehen mit den notwendigen
Medikamenten nach Hause. Viele kommen leider erst dann zurück,
wenn die Beine wieder genauso geschwollen sind wie vor der
Behandlung und man fängt von vorne an.
Anders verhält es sich mit akuten Infektionskrankheiten. Kinder
mit schwerer Malaria, die bewusstlos und mit Krampfanfällen
gebracht werden, sind häufig nach drei bis vier Tagen wieder auf
den Beinen und spielen mit den anderen Kindern, als wäre nichts
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gewesen. Selber steht man davor und staunt, dankbar, dass man
dazu beitragen durfte, Schlimmeres zu verhindern.
Die Zukunft
Die Patientenzahlen steigen von Monat zu Monat, so dass die
klinische Arbeit immer mehr wird und wenig Zeit bleibt, um
strukturelle Fragen anzugehen und zu überlegen, wo die
Schwerpunkte unserer Arbeit liegen sollen und wie es in Zukunft
weitergeht. Wie kann man langfristig qualifiziertes, kamerunisches
Personal für die Leitungsaufgaben gewinnen? Denn auch in
Kamerun sind gut ausgebildete Fachkräfte mittlerweile an
fliessendes Wasser und Strom gewöhnt. Höhere Qualifikation
bedeutet höhere Löhne, die erst einmal erwirtschaftet werden
müssen, und das in einer Region, in der die meisten Menschen
sehr eingeschränkte finanzielle Mittel haben. Wie gross soll das
Spital in Zukunft sein? Streben wir eine Spezialisierung an, um
mehr Patientinnen und Patienten anzulocken, so wie in anderen
ländlichen Krankenhäusern? Und wie kann es gelingen, die
Eigeninitiative der Menschen zu stärken? Wie bekommt man die
Gemeinde dazu, das Krankenhaus als ihr eigenes und als eine für
Manyemen wichtige Institution zu erkennen?
Dies sind Fragen, auf die wir noch keine Antwort haben und zu
denen man sicher viel sagen und unterschiedlicher Meinung sein
kann. Wir sind gespannt, was die vor uns liegenden Monate
bringen werden und sind dankbar für alle Gebete, Anteilnahme und
finanzielle Unterstützung unserer Arbeit
Viele Grüsse aus Manyemen,
Claudia und Daniel Bender mit Paula, Theodor und Elise
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Familie Bender in Manyemen 2011 mit Hauslehrerin Sarah Pulfrich.
Spenden können gerne auf eines der folgenden Konten überwiesen werden
(für projektgebundene Spenden bitte Projektnummer 134.1029 angeben):
mission 21, Missionsstrasse 21, CH – 4003 Basel
Schweiz: Postkonto 40-726233-2
Deutschland: Sparkasse Lörrach-Rheinfelden,
Konto Nr.: 103 2333, BLZ: 683 500 48
Impressum
Herausgeber:
mission 21, Missionsstrasse 21,
CH – 4003 Basel
Alle Bilder © mission 21,
sofern nicht anders erwähnt.
Daniel & Claudia Bender
Medical Institutions Manyemen
P.O. Box 13 Manyemen S.W. Province
Cameroon
Tel:
+237 76 82 12 48/ 49
E-Mail: [email protected]
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mission 21, evangelisches missionswerk basel, setzt in 17
Ländern zusammen mit 57 Partnerkirchen und -organisationen
Zeichen der Hoffnung im Sinne
des Evangeliums. Weltweit helfen wir, mit rund 100 Projekten
Armut zu bekämpfen, Gesundheit zu fördern, Frauen zu stärken, Konflikte gewaltlos zu lösen
und Menschen im theologischkirchlichen Bereich auszubilden.
In der Schweiz gestaltet mission 21 Begegnung, Austausch
und Forschung im
Spannungsfeld von Mission und
Entwicklungszusammenarbeit
mit.
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