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11. März
Einführung
Prüfung:
Ad Protokoll: bis zum 21.6. abgeben (BAGRU IE, Afrikanistik, 1.Stock)
Handapparat: Fachbibliothek Soziologie (ergänzende Literatur)
Evtl.: www.webarchitektur.at/hkramer (Texte zu div. Themen, u.a. ad Theoriewende)
„Das Ende der 3.Welt“, U. Menzel (1993)
Einführung:
Internationale Politik/Entwicklungspolitik
In Österreich 2 Phasen:
I.
70er Jahre: Profilierung im Bereich 3.Welt-Aktivität (Öffnungspolitik von
Kreisky, Klaus, Waldheim UNO), als Ablöse zur vorhergehenden Osteuropa
Fokusierung.
- Versuch, Österreich als neutralen Staat positiv zu profilieren (sollte nicht von der
Landkarte verschwinden…);
- früherer Fokus: Osteuropa (Kreisky, Klaus), AVIS (Prüfbericht der EG-Kommission
zur Aufnahme Österreichs) Kommission: Bonus für Österreich war (1991) die
Osteuropakompetenz
- stark von Regierung forciert (Regierungsinduzierte Intensivierung der
Entwicklungspolitik auf der Hochschule  Mattersburger Kreis)
- Buch „Windows of Opportunity“ (O. Czempiel)
- 1975: KSZE Prozess kommt zur Erklärung von Helsinki (ab 1993 OSZE, Hauptsitz in
Wien)  stark vorangetrieben von Kreisky und finnischem Präsident (trug wesentlich
zum friedlichen Zusammenbruch Russlands bei)  Kreisky hat damit auf eine enorme
Transformation der Weltordnung in den 70ern reagiert:
- Macht- und Einflusszuwachs der 3. Welt ( „eine Welt in Stücken“, C. Geertz!), war
damals in sich geschlossen (ist sie heute nicht mehr), im Rahmen der UN sehr vereint
aufgetreten
2 Beispiele zur neuen Ordnung.
 NIWO (New International World Order)/ NIEO (New International Economic
Order)
 NIIO (New International Information Order)
J. Galtung: “Destructural Theory of Imperialism” (Journal of Peace Research):
keine direkte Verbindung zwischen afrikanischen Staaten,
Informationsaustausch geht z.B. über Paris ( Informationsabhängigkeit)
Entwicklungspolitische Intensivierung in Österreich (Schaffung des ÖIE  Südwind) war
sehr stark Staatsinduziert und 3.Welt Solidarität.
2 Voraussetzungen:
 Staatsinduziert
3.Welt-Situation: Block-Auftreten (hat eigene Entwicklungstheorie geschaffen:
Dependenztheorie; s. Hernando de Soto, H. Cardoso - Brasilien)
Kreisky: Entwicklungshilfe allein ist sekundär, primär ist eine Veränderung im
Welt(wirtschafts)system.
II.
90er: Verbreiterung des Interesses an Entwicklungshilfe und internationalen
Beziehungen (auch in der Lehre), stark im Kontext der Globalisierungskritik
 ausgelöst und intensiviert von den negativen Folgen des Globalisierungsprozesses
(nicht mehr vom Staat ausgehend, sondern von internationaler Ebene)
 umfassendere Strategie: nicht mehr ausschließlich auf Entwicklungshilfe fokusiert,
auch politische Auseinandersetzung mit Bretton-Woods Institutionen (WB, IMF) und
deren (von der UNO nicht unterstützter) Politik (Stieglitz)  konkreter Vorwurf, dass
diese keine positive Rolle spielen
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
s. Jerry Mander/ John Cavanough: „Eine andere Welt ist möglich“  plädieren für eine
Auflösung des IMF und der Weltbank
 „Welt in Stücken“ (neue, schwierigere Situation): deep diversity
- neue Entwicklungspolitik beschäftigt sich mit Entwicklungsalternativen
- ist in hohem Maße von einer neuen Sensibilität in Bezug auf Gender charakterisiert
18.März, II
Der Entwicklungsbegriff und die Veränderungen in den Entwicklungsdekaden
Entwicklungsbegriff:
 eher EntwicklungsbegriffE (es gibt versch. Möglichkeiten „Entwicklung“ zu erfassen)
- meist sind Entwicklungsbegriffe sowohl auf Individuum als auch auf das Kollektiv
bezogen
- wichtig ist, wie der Begriff mit Realität und Transzendenz umgeht (Max Weber:
über die protestantische Ethik  sagt dass die Protestanten die besten Arbeiter
sind, u.a. wegen ihrem christlichen Hintergrund  Harvard-Studie: jene
Religionen, in denen Menschen für ihr irdisches Verhalten im Jenseits
bestraft/belohnt werden, sind kapitalistisch gesehen effizienter veranlagt)
- wir beschäftigen uns heute mit eher westlichen Entwicklungsbegriffen:
o Entwicklungsbegriff des Menschen: Entwicklung angelegter Eigenschaften
(Mensch soll das was in ihm angelegt ist best möglich ausarbeiten)
o Gesellschaftlich/kollektiver Entwicklungsbegriff: zielt ab auf wirtschaftliches
Wachstem, Industrialisierung, soziale Differenzierung (Berufsgruppen,
Studien, Wirtschaftssektoren,… werden immer spezialisierter
wahrgenommen), Umverteilung, Demokratisierung, Menschenrecht,
Herrschaft des Rechts
= die wesentlichen Punkte was die Entwicklung einer Gesellschaft bedeuten
kann (aus westlicher Sicht)
- Johann Galtung, Francis Fukuyama (1989  Struktur der Weltgemeinschaft
wurde neu strukturiert; Fukuyama publizierte sehr bald darauf einen Artikel über
„The End of History“: sagte, dass die Geschichte insofern zu einem Ende
gekommen ist, als dass das westlich-liberale System sich offensichtlich gegen
Totalitarismen durchgesetzt habe  so lässt sich auch verstehen, warum etwa die
USA ein solches Selbstverständnis darüber habe dass „Unsere“ Kultur die „Wahre“
ist)
- Problem am westlichen Entwicklungsbegriff:
der Kern des Begriffs ist, dass mehr Wissen um die gesellschaftlichen und natürlichen
Zusammenhänge – je mehr wir in der Lage sind, Wissen anzuhäufen, desto mehr
werden wir in der Lage sein, bessere Gesellschaften zu kreieren und gesellschaftliche
Abläufe immer besser zu kontrollieren. Diese Verheißung scheint sich gerade heute,
wo wir sehr viele Informationen haben, in die Krise zu bewegen, da all die Infos im
Endeffekt nur Verwirrung bedeuten und nicht Klarheit. (Die Probleme sind vielfältig
geworden – betreffen die Umwelt/Ökologie, die Regulierung/Organisation von
Gesellschaften, die kulturellen Identitäten)
Entwicklungsdekaden
-
durch den 2. WK waren die europäischen Kolonialmächte finanziell geschwächt
und konnten sich die Verwaltung und die Situationen an sich
(Befreiungsbewegungen) nicht mehr leisten; es war finanziell nicht mehr tragbar.
Dazu kam die zunehmende Konflikthaftigkeit zwischen West und Ost; 51
Gründungsmitglieder (1945 Gründung der UNO im Grundgedanken des
Antifaschismus), verdoppelten sich in den nächsten 20 Jahren  zumeist durch
ehemalige Kolonien, Japan, D, Ö
Wodurch unterscheiden sich die 5 Entwicklungsdekaden?
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
 mehrere immer wiederkehrende Fragen/ unterschiedliche Strategien:
- es gab immer die Frage, ob der stetige Wachstum im industriellen Sinn
ausreichendes Ziel wäre
- zweite Frage war Primat des Staates oder freie Marktkräfte
- Binnenmarkt- oder Exportorientiert (erst den heimischen Markt aufbauen?)
- Protektionistisch oder Freihandel? Oder die 3. Welt überhaupt vom Weltmarkt
abspalten?
- Verteilungspolitik zu Gunsten der Armen (seitens des Staates und Int.
Organisationen), oder zu Gunsten der Reichen?
Beginn der Diskussion über Entwicklungspolitik: 40er Jahre
 Idee der EZA ist erst zu einer Zeit entstanden, als die Auseinandersetzung zwischen
Ost und West sich abzeichnete (Beginn des Kalten Krieges, 1946/47)
 Truman Präsident (1948 – war davor schon Vizepräsident): 1949 Rede von
Entwicklung und Unterentwicklung; darin wurde das erste Mal etwas derartiges erwähnt,
Motivation war vor allem mit der Zurückdrängung des Kommunismus verbunden;
2 Motivationen zur Entwicklungspolitischen Debatte:
 Containment against Comunism
 Charity
1. UN Decade (60s)
 Industrial Growth
- Mittel zum Wachstum:
o Ökonomisch: Sparquote sollte erhöht werden, Direktinvestitionen, EZA in
Form von Finanzmitteln  Kaptialvorräte würden steigen („trickle down“ 
Kapital wird in oberen Gesellschaftsklassen abgelegt, und das was
irgendwann mal davon abspringt wird später an untere Klassen
abgegeben)
o Soziologisch: Modernisierungstheorie  was den Leuten im Süden fehlt, ist
die Motivation zu sparen, sich anzustrengen,… (wir müssen ihnen unsere
Werte vermitteln)  Bildungsprogramme, Missionare
- Kritik (u.a. von R. Prebisch und H. Singer) in den 60ern: diese Programmatik kann
nicht greifen  Öffnung der Märkte (die auch mit diesem Plan verbunden war),
die dazu diente, Abnehmer für die westlichen Industriestaaten zu schaffen, wurde
kritisiert, da die TERMS OF TRADE von Entwicklungsländern sich zunehmend
verschlechtern würden
- Ende der Dekade: Pearson-Bericht  Kommission wurde beauftragt, die Dekade
zu evaluieren  Urteil war vernichtend: Ziel wurde nicht erreicht, ganz im
Gegenteil, neue Programmatik muss entwickelt werden, soziale Probleme müssen
stärker ins Licht gerückt werden, Armut muss bekämpft werden
2. UN Dekade (70er)
 Dependencia Theorie (Dependistas)
- Vorstellungen:
o Form der Entwicklung der 3. Welt ist im Prinzip Neokolonialismus
(Verarmung, Pauperisierung,… zu Gunsten der Industriestaaten);
Industrialisierung des Westens passiert auf Kosten der 3.Welt
 spätere Schlussfolgerung: dann muss sich die 3. Welt halt abkoppeln
- 70er Jahre geprägt von: Ende Vietnamkrieg, Emanzipation der
Entwicklungsländer: Öl-Krise (zeigte dem Westen Schlagartig, dass
Entwicklungsländer in der Lage sein könnten, durch Kartellbildung die
Industriestaaten unter Druck zu setzen), Jom-Kippur Krieg, 2. große
Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren (1973-1981), „3. industrielle Revolution“ 
Computertechnologie;
 im Zuge des Ölschocks hat die Blockfreienbewegung es geschafft, eine
ernsthaft geführte Diskussion über eine neue Weltwirtschaftsordnung zu starten!
Erst ab 1978 gab es wieder einen Umschwung: einer der Gründe war, dass die
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
-
-
Industriestaaten draufgekommen sind dass Erdöl das einzige Kartell/Druckmittel
bleiben würde, mit dem die Entwicklungsländer arbeiten könnten
Durch die Wirtschaftskrise und die sog. Petro-Dollars (Handelsüberschüsse aus
Erdöl, v.a. arabische Scheichs die dann im Ausland Aktien gekauft haben) gab es
eine Überliquidität (Geld konnte nicht mehr angelegt werden)  daraufhin ging
man halt in die Entwicklungsländern und hat ihnen verschiedene Investitionen
„angedreht“, (man hat ihnen die Überschussware angedreht und Dinge produziert,
die sowieso im Überschuss vorhanden waren!
Evaluation: Willy Brandt und die Nord-Süd Kommission: wieder vernichtend, sah
große Gefahr der Überschuldung der 3.Welt wodurch das internationale
Finanzsystem zusammenbrechen könnte;
3. UN Dekade („verlorene Dekade“) (80er)
- Hat 3 wesentliche Dinge gebracht:
o das Auftreten von Schwellenländern (NIGs – Newly Industrialising
Countries) = Konkurrenz für die Dependenztheorie, die voraussagte dass
es kein einziges Land schaffen würde sich aus dem Entwicklungslandstatus
zu erheben;
o Beginn von Strukturanpassungsprogrammen die der IMF mit der WB
durchgeführt hat; haben die Entwicklungsländer dazu gezwungen, straffe
Sparsysteme zu schaffen (v.a. auf Kosten sozialer Maßnahmen);
o Weitere Krise: 1982 Verschuldenskrise wurde virulent (August)  Mexiko
stellte die Zinszahlungen ein  internationales Finanzsystem war
geschockt  durch Umschuldungsmaßnahmen wurde in kurzer Zeit
reagiert.
- Grohal Brundtland-Bericht:
Auch bekannt geworden als der Bericht über die Notwendigkeit der Sustainibility von
Wirtschaft und Ökologie im weltweiten Rahmen. Kernaussage ist, dass wenn wir so
weiter wirtschaften wie bisher, dann ist dies Form der Wirtschaft nicht länger aufrecht
erhaltbar.
- Welt Entwicklungsbericht (von der WB)
Washington-Konsensus beschrieben: läuft auf eine Wiederauflage der
Modernisierungstheorien aus den 60er Jahren zurück.
- Evaluierung: spiegelt das Kräfteverhältnis auf politischer multi-laterale Ebene
wieder (v.a. im Brundtland-Bericht enthalten); hat die Ökologiebewegung
angespornt und 1992 zur Konferenz von Rio geführt (wo die wesentlich Aussage
bestätigt wurde, dass eine Fortführung des derzeitigen Wirtschaftens zum
ökologischen Kollaps führen würde); Forderung nach weicheren Formen des
Wirtschaftens (weniger Rohstoffverbrauch)
4. UN Dekade (90er)
 nimmt die Grundlagen der beiden vergangenen Evaluierungen auf
- Ziele:
o Good Governance als Forderung an die Entwicklungsländer
o Demokratie, Herrschaft des Rechts, wesentliches Wirtschaftswachstum
o Nachhaltigkeit
o Menschenrechte…
- Es gab eine Reihen von Großkonferenzen (so wie in den 70ern): zeigten, dass es
gelungen ist, Themen wie Frauen, Menschenrechte, Armut, soziale Frage,
Bevölkerungsentwicklung wieder zu beleben
5. UN Dekade
 Milleniumskonferenz: Festsetzung der 8 Millennium Goals (bis 2015):
- Halbierung der Zahl der Armen und Hungernden
- Schwerpunktlegung auf Schule und Bildung
- Gleichstellung der Frauen
- Kindersterblichkeit senken
- Gesundheit von Müttern
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
-
AIDS bekämpfen
Nachhaltigkeit fördern
Forcierung der globalen Partnerschaft
Realität ist leider geprägt von „failing states“ (Gegenteil von Good Governance), 2015
wird wohl auch kaum eines der Ziele erreicht werden. Ökonomische Probleme werden zu
Sicherheitsproblem: Kampf ums Wasser, Klimawandel, Terrorismus, Menschenhandel =
das neue Bedrohungsbild (Konzept der human security).
Fazit
-
-
-
in den 90er Jahren wurde (gerade von deutschsprachigen Autoren – Ullrich
Menzel) davon gesprochen, dass die 3. Welt eigentlich tot ist. Mit dem
Zusammenbruch der 2. Welt (Ostblock) gibt es die 3.Welt nicht mehr. In der
Diskussion über internationale Beziehungen kommt die 3.Welt zunehmend im
Sicherheits-Kontext vor (früher war sie kaum gegenwärtig).
Keine der alten Theorien hat die Realität/Zukunft auch nur annähernd
befriedigend beschreiben.
o Wachstums/Modernisierungstheorie: hat zu allgemeine Aussagen über
gesellschaftliche Entwicklungen getroffen
o Dependenztheorie
Länder wurden zum Teil nicht ausreichend in Gruppen oder einzeln angeschaut,
sind ja schließlich auch komplett unterschiedlich (Rohstoffe – keine Rohstoffe,…).
Jeder Staat müsst einzeln angeschaut werden um ein Entwicklungsprogramm
aufzustellen.
o Man muss analytisch differenzieren: „3.Welt“ ist viel zu allgemein, es
braucht unterschiedliche Entwicklungspfade
25. März, III
Purkarthofer: Gender und Gender Mainstreaming in der Internationalen Entwicklung
www.univie.ac.at/politikwissenschaft/kramerpurkart.pdf
 Programm online abrufbar
 Teilgebiet C: Artikel von Schmidt ist online abrufbar (Artikel zu EU-EZA)
Reader: Copyshop „Die Kopie“ (gegenüber NIG)
Überblick:
- 4 Weltfrauenkonferenzen
- Women in Development
- Gender and Development
- FrauenMenschenrechtsansatz (seit den 90ern)
- Definition Gender
- Was ist Gender Mainstreaming?
4 Weltfrauenkonferenzen
In der Präambel der UN wurde vermerkt dass Männer und Frauen die gleichen Rechte
haben. „Commission on the Status of WOman“  eine UN Kommission, erhält
Fortschrittsberichte der einzelnen Mitgliedsstaaten.
2. Ausschuss der Generalversammlung (Ausschuss für humanitäre und soziale Fragen
bzw. „Ladies Committee) diskutiert Belange über Geschlechterdisparitäten am
häufigsten.
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
-
-
-
1. Konferenz: Mexiko 1975
 Gleichheit, Entwicklung, Friede, Weltaktionsplan
Relativ kurzfristig ausgerufen worden, Dokumente waren noch nicht fertig
ausgearbeitet, sehr wohl inhaltliche Differenzen auch in Bezug auf Strategie (ist
eine formelle rechtliche Gleichstellung ausreichend?)
2. Konferenz: Kopenhagen 1980
 „Schwesternstreit“
3. Konferenz: Nairobi 1985
 Forward Looking Strategies, Empowerment
Veränderung weg von einer Beschäftigung mit Frauenangelegenheiten hin zum
Geschlechterverhältnis, Einführung von Gender als politische Kategorie
4. Konferenz: Peking 1995
 Plattform for Action
UN Homepage: www.un.org/daw
Women in Development (WID)
-
ist ein Sammelbegriff, es gibt unterschiedliche Ansätze (Gleichheitsansatz, AntiArmutsansatz,
es geht um eine Integration von Frauen in den Entwicklungsprozess
erste WID desks seit den 70er Jahren (Abteilungen die sich mit der Frage wie
Frauen besser in Projekte integriert werden beschäftigt haben, waren aber
personell und finanziell unterausgestattet)
Kritik an WID:
- Defizite „von Frauen“: alle Aufgaben für Frauen sind im Sinne von Defiziten
gesehen worden (wo müssen sich Frauen noch entwickeln…)
- Frauen als homogene Gruppe: dieser starke Fokus auf Frauen läuft Gefahr, Frauen
homogen zu sehen und Differenzen nicht wahr zu nehmen  Schwesternstreit:
Diskussion darüber was erstrebenswert ist, keine einheitliche Meinung)
- Frauen sind bereits integriert, es wird nur teilweise nicht wahrgenommen
(Geschlechterneutralität führt dazu dass Frauen aus Statistiken etc.
ausgeklammert werden; privater Bereich wird z.B. gar nicht berücksichtigt, so wie
etwa Communitiy Work)
- Diese WID Programme brachten Mehrbelastung: Frau wurde als ungenutzte
Ressource entdeckt
- Männer und ihre Rolle bleiben ausgeblendet (wird vom Gender Begriff aber stärker
aufgegriffen – welche sozialen Rollenmuster gehen hier einher?)
Gender and Development (GAD)
-
von womens zu gender issues (hat vor allem in Nairobi stark Eingang genommen,
es geht um Verhältnisse und Prozesse; Geschlechterverhältnisse sind mit anderen
Kriterien der sozialen Schichtung verwoben)
Gender-Ansatz: Konzentration auf Geschlechterverhältnisse
Geschlechterverhältnisse sind Machtverhältnisse
Hierarchien auch zwischen Frauen, Frauen nicht als homogene Gruppe
Definition „Empowerment“
- „Machtbildung in der Hand von Frauen“ (Neuhold 1995)
- Ermächtigung
- Bewusstseinsbildung
- Kontrolle über den eigenen Körper und das eigene Leben (im Rahmen der
Konferenzen wurde Lobbyarbeit auch bei anderen Konferenzen beschlossen, z.B.
bei der Kairo Konferenz wo über Rechte über den eigenen Körper etc. beschlossen
werden sollte; Peking: sexuelle Selbstbestimmung der Frauen verankert)
- Politische Partizipation und Zugang zu Ressourcen
- Gestaltungsmacht
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
FrauenMenschenrechtsansatz
-
-
Menschenrechtskonferenz 1993 in Wien:
Genitale Verstümmelung, Vergewaltigung durch Zivilisten im Kriegsfall,
Vergewaltigung in der Ehe, Mitgiftmorde, Abtreibung weiblicher Föten,
Zwangssterilisation erstmals als Menschenrechtsverletzung anerkannt, sexuelle
Selbstbestimmung wird erst 1995 in Peking verankert.
Aber: Menschenrechtsbestimmungen sind meistens eher zahnlos (es gibt kein
Instrument die Einhaltung einzumahnen)
Erfolgreiches Lobbying
„rights-based approach“ (stärker über die Einforderung bestimmter Rechte auf die
Einhaltung pochen)
Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women (CEDAW)
- jede mit Geschlecht begründete Unterscheidung soll bekämpft werden; bei
Nichteinhaltung könnten hier auch strukturelle Maßnahmen folgen;
- Gleichberechtigung in Rechtsvorschriften
- Im politischen Bereich
- Im Bildungsbereich und Berufsleben
- Bei Ehe und Familienfragen
Es gibt zu dieser Position ein Fakultativprotokoll das unterschrieben werden kann; sieht
ein geregeltes Beschwerdeverfahren vor. Man kann hierbei keine Vorbehalte anmerken.
Definition Gender
-
soziales Geschlecht im Unterschied zum biologischen Geschlecht (sex); wurde in
den 70er Jahren zum ersten Mal verwendet
ist politisch und sozial konstruiert und daher veränderbar
es gibt nicht nur zwei soziale Geschlechter; Gender versucht die Kategorie der
Männer bzw. Frauen aufzulösen, was in der Praxis aber eher nicht gelingt
herrschaftskritische Kategorie
ist ein „sozialer Platzanweiser“
verwoben mit anderen Herrschaftsverhältnissen: Geschlecht, Klasse, Ethnie,
sexuelle Orientierung,…
Geschlecht formt Politik und Politik reproduziert oder verändert Geschlecht (Politik
ist geprägt von Vorstellungen von Geschlechterordnung, und gleichzeitig wirkt sie
auf diese Verhältnisse);
„Die Kategorie „Geschlecht“ hat somit einen individuellen bzw. sozialisatorischen und
einen institutionellen, d.h. ökonomischen und politischen Aspekt, in denen sich ein
dritter, der symbolische Aspekt…“ (Sauer)
Was ist Gender Mainstreaming?
-
in der Platform for Action in Peking definiert
es geht um die Implementierung der Plattform und um die Frauenförderung, und
das auf allen Ebenen (regional/international)
es geht auch um die Überprüfung und Stärkung der Methoden der UN um die
Gleichstellung zu fördern und dem Monitoring zu dienen
weiterer Punkt: Angst, dass GM dazu dienen kann, traditionelle Frauenpolitik als
überholt darzustellen; in der Platform wurde darauf hingewiesen dass GM als
ergänzendes Instrument gesehen werden muss.
- Definition des ECOSOC 1997:
Es geht darum dass Bedürfnisse von Männer und Frauen ein integraler Bestandteil der
Projekte und Politikbereiche werden sollen. The ultimate goal is to achiece gender
equality ( was heißt das aber konkret? Sehr vage formuliert.)
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
GM bedeutet, alle Programme und Politikbereiche auf ihre Auswirkungen auf Männer
und Frauen im Design bestimmter Politikbereiche zu berücksichtigen.
- EU: Amsterdamer Vertrag:
Bei allen in diesem Artikel genannten Tätigkeiten soll Gleichstellung gefördert
werden.
Wie wird GM konkret umgesetzt?
- ein erster Bereich um GM umzusetzen sind die EZA und UN-Missionen
- UNIFEM: versteht sich als GenderMainstreaming-Organisation; verwoben mit
der UNDP;
Kritik am Konzept:
- unklares Konzept in Bezug auf Ziele und Instrumente (Forderung: konkrete
Ziele für GM zu definieren und damit Kriterien für Erfolg/Nichterfolg zu
schaffen; ist Aufgabe der Politik; außerdem gibt es keine
Sanktionsmaßnahmen)
- patriarchale Bürokratie
- vor allem quantitative Kriterien sind ausschlaggebend; häufig wird von
spezifischen Bedürfnissen der Frauen (Begrifflichkeit des Gender scheint also
noch nicht durchgedrungen zu sein – geht weniger um Machtverhältnisse als
um spezifische Bedürfnisse)
- Integrationistische versus agenda-setting (Gender wird immer integriert, dem
wird aber entgegensetzt agenda-setting betreiben zu wollen und Themen
vorzugeben und nicht als zusätzliche Kategorie einfach hinzugefügt zu werden)
- GM ist ein Top-Down Ansatz (wird ambivalent diskutiert: Vorgaben sollen
unter Einbezug einer breiten Basis diskutiert werden, andererseits muss topdown nicht nur negativ sein)
- Mainstream, in den es integriert werden soll, ist neoliberal
Zu den Instrumenten:
- Geschlechterdemokratie im Sinne einer gleichen Repräsentation: Quoten
- Bedürfnisse von Frauen in Flüchtlingslagern erheben: Befragungen mit
Geschlechtertrennung
- Hierarchische Geschlechterverhältnisse abbauen: Maßnahmen sind nicht
ausreichend
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
1.4.2004, IV
Gegenwärtiger Stand der Diskussion souveräner Schuldner
1.
2.
3.
4.
Überblick über die Tagesordnung
Zusammenfassung der präsentierten Inhalte
zusammenfassende Darstellung der Diskussionspunkte
organisatorische Informationen
Einführung durch Prof. KRAMER:
- Prof. Raffer ist Österreichs prominentester Entwicklungsökonom
- Im Reader liegt ein Text von ihm auf
- Prof. Raffer ist ein international anerkannter Entwicklungsökonom und gehört
der ersten entwicklungspolitischen Generation an (Mattersburger Kreis)
- Prof. Raffer hat die gesamte Phase mitgemacht und in den letzten Jahren sehr
eindrucksvolle Publikationserfolge zu verzeichnen (2 Bücher mit H.W. Singer,
„Foreign Aids Business“, „The Economic North-South Devide“)
- Hat vor allem mit seiner Idee des „Chapter 9“ (US-amerikanisches
Insolvenzrecht) Erfolg gehabt: Vorschlag (erstmals vorgeschlagen 1987),
dieses Recht international anzuwenden, ist auf höchster policy-Ebene ernst
genommen worden (hat ihn auch vor der UNCTAD vorgestellt)
- Österreichische Ökonomen setzen sich nicht mit den burning-issues
auseinander, Prof. Raffer ist da eine Ausnahme
Raffer wird ca. 45 Minuten vortragen, dann Zwischenfragen.
Kurze Einführung von Raffer:
- Folie: „Restructuring of Sovereign Debt“
-
niemand bestreitet mehr, dass die Länder insolvent sind und ihre Schulden nie
mehr zurückzahlen können
- Initiativen greifen nicht
- In den letzten 3 Jahren gibt es 3 Vorschläge:
1. CACs (Collective Action Clauses)
Es gibt derzeit aufgrund der Gläubigerstruktur das Problem dass es sehr viele
Gläubiger gibt (Argentinien, etc.), und diese große Anzahl ist nicht handlungsfähig,
denn nach dem US-Recht ist es so, dass die meisten Schuldenverträge nach dem New
Yorker-Recht gemacht sind (Änderungen der wichtigsten Vertragsbedingungen sind
nur einstimmig möglich – alle Gläubiger müssen zustimmen. Geht darauf zurück dass
man in den USA um Kleinanleger zu schützen in den 20ern Regelungen getroffen hat
die anders sind als in England, wo es nur eine festgelegte Mehrheit geben muss.) Bei
den CACs sind die Trusties eingespart worden. Mittlerweile wird das aber wieder
eingeführt, aber die CACs sind trotzdem ein Instrument das anerkannt wird.
2. Code of Good Conduct on Sovereign Debt Re-Negotiation (Banque de France).
Beinhaltet die Möglichkeit eines Schiedsspruchs. Pferdefuß: ist leider völlig freiwillig.
In der Diskussion wird häufig festgestellt dass diese 3 Varianten einander
widersprechen – er teilt diese Meinung nicht und glaubt dass die souveräne Insolvenz
viel von punkt 2 übernehmen könnte und dass die CACs bei einem ordentlichen
Insolvenzverfahren auch nicht so schlimm sind weil die Gläubiger dann kollektiv
handeln müssen.
3. Sovereign Insolvency
Allgemeiner Exkurs zur Verschuldungssituation:
derzeit so, dass Argentinien offiziell angeboten hat, 25% des Nominalen noch zu zahlen.
Ist schwer überschuldet und auch keinen Druckmitteln mehr zugänglich. Es gibt eine
Reihe von anderen Ländern wo das Problem ähnich ist (Subsahara Afrika Länder haben
nur einen Bruchteil der Zinsen leisten können in den letzten Jahren). Die Situation ist an
sich untragbar was aber erst 1982 anerkannt wurde (britischer Bankier: David Suratgar,
man möge doch die Insolvenz die man von Kapitalgesellschaften kennt auch auf Länder
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
umlegen – heftiger Widerstand. Nach ausbruch der Schuldenkrise 1982 wurde die Krise
nicht wirklich ernst genommen.) nach 1988 Pariser Klub (Klub der offiziellen Gläubiger),
wurde dann aufgrund des Vorschlags von Herrn Major (Finanzminister GB) dass ein
drittel der Zahlungen weg muss anerkannt, dass die schulden nicht zur gänze
zurückgezahlt werden können. Wurde später von Nicolas Brady (US Minister)
aufgenommen (Brady Plan sah aber nur die Schulden im Privatsektor vor). Mitte der 90er
wichtigste Initiative zur Entschuldung – Wolfensohn)
Mittlerweile ist klar, dass es Entschuldung geben muss. 2001 hat sich der IMF nach
einem Vortrag von N. Krueger umentschlossen. Erkennt an dass es eine Art
Insolvenzmechanismus geben muss.
Bereits Ende der 60er Jahre wurde im Paerson-Report auf die dramatische Schuldenlage
hingewiesen (official credit). Unmittelbar danach kam die Phase des Euromarktes
(private-syndicated-bank credits).  Folie Waves of Resource Flows.
2 Vorschläge des Währungsfonds zur Insolvenz (SDRM und Fair Transparent Arbitration
Process-Chapter 9)
- der IMF anerkennt dass es notwendig ist, ein geordnetes Verfahren für die
Schuldensituation zu haben. Gemeinsamkeiten:
1. Orderly Framework Necessary and Reduces Restructuring Costs (Krueger 2001)
2. Verifikation
3. stay-standstill (Anhalten der rechtlichen Durchsetzung von Gläubigeransprüchen
gegenüber dem Schuldner)
4. Schiedsverfahren, dem zumindest die privaten Gläubiger zur Gänze unterworfen
sind (Unterschied: die nicht privaten Gläubiger – IMF – sollen geschützt werden,
kann als Differenz zum Kapitel 9 gesehen werden.
Bedenken zum IMF-Programm SDRM:
- CACs müssten eigentlich reichen
1. das SDRM würde keine wirkliche Änderung im Schuldenmanagement bringen
sondern lässt den Fond weiter wurschteln, ist eher ein Programm zugunsten des
IMF (Krueger 2004);
2. board des IMF bestimmt dabei die Tragfähigkeit der bleibenden Verschuldung
(Institutionelles Selbstinteresse), bestimmt die Politik des Schuldnerlandes (Idee
von Sanktionen seitens des Währungsfonds)
3. IMF möchte eine Legalisierung seiner ungerechtfertigten bevorzugung der
multilateralen geldggeber dadurch erreichen, dass er das in seine Statuten
aufnimmt
4. SDDRF wäre ein Organ des Währungsfonds das keine Autorität hätte
-
Währungsfonds ist sich unklar darüber, wie die Gläubiger handeln werden
Die privaten Schuldner müssen mehr nachlassen als die Mulitlateralen
(Diskriminierung der privaten)
Spezielle Punkte zum Chapter 9:
- Rechtsstaatlichkeit: nicht der IMF, der selbst ein Gläubiger ist, kann allein
entscheiden; eine neutrale Kommission würde entscheiden
- Parteien hätten einen größeren Einfluss weil sie die Schiedsrichter nominieren würden
- Fairness: Gleichheit zwischen allen Gläubigern; alle (auch die multilateralen) sollen
gleich behandelt werden; Schuldnerschutz: in allen Insolvenzordnungen gibt es so
einen Schutz zur Wahrung der „Menschenrechte“ des Schuldners (SDRM zwingt
Schuldner, die eigene Bevölkerung hungern zu lassen weil das Geld in
Schuldenzahlungen geht…); Verfahren muss im besten Interesse der Gläubiger
liegen.
- Tragfähigkeit durch Verhandlungen festgelegt
- 2 Eigenschaften des Chapter 9: schützt den Schuldner (hilft ihm bei der Lösung des
Problems), betroffene Bevölkerung hat ein Anhörungsrecht (würde in diesem Modell
für die Bevölkerung von bankrotten Ländern gelten – kann nicht individuell ausgeübt
werden, daher müsste es durch Repräsentation ausgeübt werden)
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
-
Geschwindigkeit: ist wichtig und gegeben, weil keine neue Institution notwendig
wäre, das Insolvenzmodell ist weitestgehend bekannt
6. Mai 2004
Zur Rolle der Kultur in den Entwicklungstheorien und der EZA-Praxis
PROTOKOLL
Titel der VO: Einführung in die Institutionen der internationalen Entwicklung
LV-Leiter: Univ.-Prof. Helmut KRAMER/ Unic.-Ass. Dr. Petra PURKARTHOFER
Vortragender: Gerald Faschingeder
Datum: 6. Mai 2004
Protokollantin:
Sophie UITZ
Mat.Nr.: 0021933
Studienkennzahl: A 057 390
 Ankündigung:
Jour Fixe mit Irene Horejs (EU-Delegationschefin in Niger), Thema: „EUEntwicklungspolitik“ (Konvent, Erweiterung, Parlamentswahlen, Kohärenz,…),
am 12.5.2004 (Seminarraum 1, Afrikanistik), 18:30.
 Begrüßung durch Frau Purkarthofer: Faschingeder ist spezialisiert im
Entwicklungsbereich und auch bei IE tätig, arbeitet derzeit für den Mattersburger-Kreis,
ist sehr aktiv im Rahmen dieser Tätigkeit, hat Entwicklungstagungen organisiert.
Es geht um Kultur und die Rolle der Kultur in Entwicklungstheorien und Praxis. Wird auf
die Frage eingehen: wie gehen internationale Organisationen mit der Herausforderung
Kultur/kulturelle Differenzen um?
1.
2.
3.
4.
Kultur in der Praxis der EZA
Was ist Kultur?
Entwicklungstheorien
Kultur in Organisationen der EZA:
UNESCO
Weltbank
ÖEZA
1. Kultur in der Praxis der EZA
Es gibt Konjunkturwelle in der Kultur-Diskussion:
o Anfang der 80er Jahre (Sturz des Schahs in Persien 1979)  Fundamentalisten
kamen an die Macht  ist das eine Folge der Kultur des Islams oder war einfach
der Schah nicht in der Lage, mit den Investitionen gut zu wirtschaften? Diese
Frage wurde nicht gestellt, sondern es wurde in Deutschland etwas erarbeitet:
- „Entwicklungspolitische Grundlinien“ der BRD 1980  offizielles policy-Paper der
deutschen Bundesregierung. Man sieht, dass über Kultur nur dann nachgedacht wird,
wenn es Probleme gibt. Die Diskussion ist nicht Teil einer täglichen Praxis.
o 11. September 2001: weiterer Konjunkturhöhepunkt der Kulturdiskussion.
 allgemeine Kurzsichtigkeit und Missbrauch des Stichworts Kultur um Krisen zu
bewältigen.
- Kultur ist einer der drei Kritikpunkte im Entwicklungsdiskurs: daneben noch
ökologische Kritik, Kritik aus Gender-Sicht.
Beispiel: Gesundheit
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
-
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es gibt unterschiedliche Verständnisse von Gesundheit,
Vorstellungen von Krankheit und Tod sind kulturell definiert. Aus Westafrika:
verschiedene Phasen von Krankheit:
Weiß – individuelle Zuständigkeit (Pflaster,…), rot – kollektive Verantwortung (wir
würden zum Arzt gehen), schwarz – individuelle Zuständigkeit
 Krankheit ist dort kein technischer Effekt sonder wird als Nicht-Balance in sozialen
Beziehungen etc. sein
Unterschiedliches Denkmuster: wenn jetzt Westler Entwicklungshelfer im Spital
werden, dann stellt sich erst nach längerem Reflektieren heraus, dass Spitäler dort oft
als Sterbenshäuser gesehen werden.
Was heißt das für Entwicklungshelfer im Gesundheitssektor?  man muss das
berücksichtigen und erst einmal dahinter kommen  Lernbereitschaft! Wie wird
Krankheit konzipiert? Was bedeutet Tot?
Zusammengefasst:
EZA könnte effektiver, also wirksamer sein, wenn sie kulturelle Differenz wahrnimmt und
einen zielführenden Umgang damit operationalisiert.
= optimistische These.
Aber:
Was ist kulturelle Differenz? Was bedeutet es, verschiedenen Gruppen verschiedene
Kulturen zuzuschreiben? Gefahr, dass so etwas „rezept-artig“ ausgeführt wird. Das
Beachten von kultureller Differenz hat nur zu einem Teil mit dem Fremd-Verstehen zu
tun, vorwiegend aber mit der Selbst-Aufklärung (Was ist meine Kultur?).
 Bei interkulturellen Begegnungen geht es zu ca. 80% um
Selbsterfahrung/Selbstaufklärung und zu ca. 20% um die Kultur der „anderen“. (Die
Zahlen sind nur zur Orientierung, sagen aber nichts aus.)
Zitat: „Fremde sind wir uns selbst“, Julia Kristeva
Eine skeptische Zusatzthese:
- Jede kultursensible EZA ist zum Scheitern verurteilt, wenn sie Kultur nicht auch als
Ausdruck von Machtverhältnissen interpretiert und entwicklungspolitische
Maßnahmen setzt.
 kultursensible Arbeit kann auch einen negativen Hintergrund haben (Bsp. Minen in
Australien)
2. Was ist Kultur?
2 Verständnisse von Kultur:
- Was auf den Seiten des Kulturfeuilletons vorkommt:
Enges Kulturverständnis (Oper, Festspiele, Volksmusik,…)  sieht Kultur als Teil des
„Weltkuchens“;
- Bedeutung. Semiotischer Zugang:
„Kultur ist ein geordnetes System von Bedeutungen und Symbolen, dessen sich
soziale Interaktion bedienen.“ (Geertz, 1991. Dichte Beschreibung. Beiträge zum
Verstehen kultureller Systeme. 2.Auflage, Frankfurt/M.)
 wir alle bewegen uns in einer gewissen Kultur (in der VO: wir schreiben mit, hören
zu, reden nicht,…)
3. Kultur in den Entwicklungstheorien
-
der konservative Zugang:
Kultur wird zwar als Faktor anerkannt, aber als störendes Hindernis erfasst, ist aber
formbar,…
Zitat Huntington:
schlägt Reformen vor um andere Kulturen unserer Kultur anzupassen  geht darum,
ein anderes soziales Bewusstsein zu schaffen  aus der Sicht der
Modernisierungstheorien (sieht sehr wohl, dass die Welt nicht in Kuchenstücke geteilt
werden kann sondern dass Politik, Wirtschaft,… mitspielen bei Kultur).
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
-
Der sozialkritische Zugang:
Kultur als Ausdruck, Spiegel der eigentlichen Verhältnisse (Produktionsweise).
Dependenztheorien: die Struktur (politische Ökonomie) führt zu einem
Ausbeutungsverhältnis und einer kulturellen Deformation (Bsp. Indios, von Frank) 
bei vielen ethnischen Gruppen sind die kulturellen Strukturen in einer Dialektik mit
den umgebenden Einflüssen entstanden. (nicht nur Kultur allein ist Schuld an
Unterentwicklung sondern andere Faktoren sind für die entstandene Kultur
verantwortlich).
4. Kultur in Organisationen der EZA
UNESCO:
- UN Organisation für Kultur
- hat relativ breite Aufgabenfelder und beschäftigt sich zum Teil mit Kultur und
Entwicklung
- Kategorien auf der Homepage: Weltkulturerbe, Kulturerbe (das man nicht angreifen
kann – Intangible Heritage), Kultur und Vielfalt, Interkultureller Dialog, Copyright (! Kultur hat auch zu tun mit sehr konkreten materiellen Faktoren)
- Kategorie Culture and Development (erster Eindruck: Kultur muss immer etwas mit
„fremd“ zu tun haben)  Entwicklungskritik: die bisherigen Entwicklungstheorien sind
gescheitert weil sie sich zu sehr am materiellen orientiert haben. Das immaterielle ist
außer Acht gelassen worden.
Aufgaben:
- Literatur, Alphabetisierung, Medien,…
1950er:
„Unity and Diversity of Cultures“ survey of the worlds different cultures and their mutual
relations carried out in the 1950s and the celebrated „Major Project on Mutual
Appreciation of Eastern and Western Cultural Values“ UNESCO launched in 1957
1960er:
Declaration of the Principles of International Cultural Co-operation. Article I:
”each culture has a dignity and value which must be respected and preserved” and “
every people has the right and duty to develop its culture”.
1970:
In the concept of development the centre of gravity has thus shifted from the economic
to the social, and we have reached a point where this shift begins to approach the
cultural (Rede eines UNO-Generalsekretärs.
1882: Mondiacult
(Kultur muss umfassend verstanden werden, auch die UNESCO muss ein solches
Verständnis haben.)
„Culture…is…the whole complex of distinctive spiritual, material, intellectual and
emotional features that characterize a society or social group. It includes not only arts
and letters, but also modes of life, the fundamental rights of the human being, value
systems, traditions and beliefs.”
WELTBANK:
- beschäftigt sich noch nicht so lange mit Kultur wie die UNESCO
- Juni 2002: zweitägige Konferenz zum Thema „Culture and Public Action“
 Arbeitsgruppen, Bericht:
enthält, was sie sich alles vornehmen wenn sie ein Programm unter kulturellen
Gesichtspunkten entwickeln:
- Provide new economic opportunities for communities to grow out of poverty,
- Catalyze local-level development by building on diverse social, cultural, economic
and physical resources,
- Generate revenues from existing cultural assets,
- Strengthen social capital and social cohesion,
- Complement strategies for human development and build dynamic, knowledgebased societies.
 sehr instrumentelle HErangehensweise
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
 was ist hier der Fortschritt zu dem, das die Modernisierungstheorien bereits
entworfen haben?
Die Sprache ist respektvoller geworden, die Praxis auch?
Homepage: verschiedene Kategorien, u.a. Learning Research (WB ist offensichtlich
bereit, zu lernen).
 Kultur und Entwicklung: es gibt ja eigentlich die Millenium-Goals, also sollte kulturelle
Entwicklung auch etwas mit diesen Zielen zu tun haben (Armutsbekämpfung,…)
- im Endeffekt hat auch die WB einen engeren Zugang zu Kultur:
Bsp. Yunnan (China), Dia-Show im Web zur Erdbebenhilfe: viele ethnische
Minderheiten, deren alte Häuser werden wieder aufgebaut instrumenteller Blick: es
geht irgendwo aber auch um Tourismus (cultural heritage soll geschaffen werden),
andererseits wird eines nicht thematisiert: ethnische Minderheiten werden in China
unterdrückt und benachteiligt (Minderheiten sind ok für den Tourismus, nicht aber für
das Land, siehe auch Tibet).
ÖEZA
viergliedriges Schema von Peter Kuthon, wie man der Frage der Kultur nachgehen kann
(ist aber kein offizielles Papier – die Frage nach der Kultur ist in der ÖEZA durchaus
umstritten, ist die Beschäftigung mit Kultur nicht ein Luxus?)):
1. Diskussion von „Kultur und Entwicklung“ – was ist Kultur?
2. „Kultur und Entwicklung“ als Querschnittsmaterie/Thema (Wie kann Kultur in
Projekte eingearbeitet werden?)
3. Die spezielle kulturelle EZA/Kulturkooperation (Bereich, in dem die ÖEZA Künstler
aus der 3.Welt fördert)
4. Der Kulturaustausch zwischen Nord und Süd
Homepage des Außenministeriums:
Nur sehr wenig inhaltliches (Stand: 2001…); Beispiel: Ndere Group Uganda
(Basisorientierte Theatergruppe die Entwicklungstheater macht, wobei Österreich das
Zentrum finanziert)
 Theatergruppe kann als „tool for development“ gehen
 kann aber auch als Selbstzweck gesehen werden (Kultur als Selbstausdruck und
Kunst)
Die Kombination von beidem ist wichtig!
Abschließend:
McDonalds-Speisekarte aus Indien (nur Bilder)  ist kultursensibel: bietet viel
vegetarisches an,…
Inwiefern kann die McDonaldisierung der Welt kulturell verstanden werden?
Diskussionsrunde
- Inwiefern kooperieren die verschiedenen Institutionen miteinander? Die Ziele sind
ja sehr unterschiedlich (ökonomisch, kulturell, institutionell,…).
Kooperation existiert zwar, aber es ist sicher noch ausbaubar. Aus Sicht der ÖEZA:
die Möglichkeit der Beteiligung an der internationalen Diskussion ist sehr begrenzt.
- Gibt es Projekte im Bereich Kultur die ein Verständnis für die Problematik von
McDo und Weltbank aufweisen können?
Ja gibt es.
- Müsste die Bewusstseinsbildung nicht viel tiefer ansetzen, bei den Aktionären
gewisser Firmen z.b.?
Verweis auf nächste Woche. (über den Konsumenten etwas erreichen)
- Enger/weiter Kulturbegriff. In den ehemaligen Kolonialländern wird versucht,
gegen den hereingebrachten engen Kulturbegriff anzukämpfen.
Problem: das Wort Kultur wird im Sinne unserer Kultur verstanden. Die Diskussion
tool oder Ausdrucksform findet auch in der EZA statt.
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
13. Mai 2004
Christian Mücke: Clean Clothes etc.
Clean Clothes Kampagne:
In Europa Ende der 80er Jahre entstanden, seit Mitte 90er auch in Österreich. Dahinter
stehen meist NGOs, Frauenorganisationen, kirchliche Gruppen, Gewerkschaften,…
= Trägerorganisationen.
Angestrebtes Ziel sind menschenwürdige Arbeitsbedingungen.
Zieleinheiten: die Kampagne wendet sich an:
- Primär große Konzerne (Macht beeinflussen, sind Image-mäßig angreifbar: in den
90ern gab es immer wieder große Schlagzeilen, heute gibt es tw. einen
Umdenkprozess)
- Die KonsumentInnen,
- Die Staatsbürger allgemein.
Es geht um Bekleidung:
- Markt hat sich am schnellsten globalisiert.
- Man kann in der Bekleidungsbranche rasch jemanden gegeneinander ausspielen.
- Sobald die Lohnsituation oder anderes sich verändern können Multis sehr schnell
den Standort wechseln. Kaum große Kapitaleinsätze notwendig (Fabrikhalle,
Tische und Nähmaschinen).
Struktur der Kampagne:
- Zielorte sind klassische Entwicklungs- und Schwellenländer
- Legitimation: Aktionen etc. müssen eine gewisse Legitimation vor Ort haben (man
muss sich auch um das danach kümmern), Öffentlichkeitsarbeit um die
Fürsprache der ausgebeuteten zu bekommen.
- Enge Kontakte mit gewissen Organisationen.
- Kampagnen selbst sind primär in den Hauptabsatzländern (11 EU-Länder,…) und
sollen die KonsumentInnen ansprechen.
- Zielgruppe sind die Unternehmen (Versuch, zu institutionalisieren, dass die
gesamte Produktionskette verantwortungsvoll sein muss).
Mittel:
- in den meisten Ländern gibt es eine brauchbare Arbeitsgesetzgebung (auch in
Lateinamerika), sie wird nur nicht exekutiert.
- ILO: hat das Recht, Inspektoren in alle Länder zu schicken. Allerdings vollzieht
sich die Verlagerung von Arbeitsstätten so rasch dass die ILO es sehr schwer hat.
ILO – Internationale Arbeitsorganisation von der UNO
Nachdem über das arbeitsrechtliche wenig zu machen ist wird mit Verhaltenskodizes
gearbeitet:
- Leitziele, Leitbilder in denen sich die Unternehmen eine
„Wohlverhaltensverfassung“ geben.
- Kodizes sind zum Teil sehr en vogue geworden. De facto war das aber oft nur eine
PR-Sache, kein ernsthaftes Anliegen.
- Viele große Unternehmen haben die ILO-Kernarbeitsnormen in ihre Standards
übernommen.
- Was fehlt ist das Zulassen von Gewerkschaften und der living wages
(menschenwürdiger Mindestlohn).
Monitoring:
Externe unabhängige Kontrolle.
Diskurs: wie kann glaubwürdiges Monitoring aussehen? Konsolidierungsprozess mit den
Unternehmen. Die meisten Konzerne wollen die Beteiligung an einem Monitoring-Prozess
vorweisen können.
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
Entwicklung der Kampagne:
- baut auf „saubere Forschung“ (die Daten müssen genau stimmen, sonst sinkt die
Glaubwürdigkeit),
- anfangs wenig Aufmerksamkeit, dann wurde alles abgestritten von den
Konzernen,
- Forderung: Verantwortung für die eigene Zulieferkette übernehmen.
- Die konkreten Arbeitsbedingungen haben sich bisher nur wenig verändert. (kein
menschenwürdiger Lohn etc.)
Methodik:
- Pressekonferenzen,
- Konsumentenaktionen,
- Urgent actions (email-Bomben),
- gewisser Aktionismus.
CSR:
-
CSR – corporate social responsibility
freiwilliges, unternehmensseitiges Konzept,
nicht einklagbar.
Streitpunkte: Umsetzung? Überprüfung? Gütesiegel? Zertifizierung hängt an der
Glaubwürdigkeit des Monitorings (und die ist noch nicht gewährleistet).
Wichtig wäre eine Standardisierung der Norm.
Insgesamt wichtig ist Druck und eine kritische Aufmerksamkeit von Seiten der
Konsumenten, sonst bleibt das alles ein PR-Gag.
hat in den letzten Jahren auch in staatlichen Organisationen Einzug gehalten
(Wirtschaftskammer, Industriellen Vereinigung,…)
EU-Parlament: Resolution zu EU-weiten Standards (Grünbuch der Kommission war
natürlich sehr unternehmens-lastig – CSR sollte freiwillig bleibe und nicht
verbindlich werden) (Weißpapier der Kommission: hat kaum noch etwas von den
ursprünglichen Forderungen beinhaltet, nicht einmal reporting-Standards)
 Zwiespalt zwischen Parlament und Kommission (Kommission ist nicht
demokratische legitimiert und zu stark im Einflussbereich von Lobbyisten)
OECD:
- Verhaltenskodex: Leitsätze Multinationale Konzerne,
- Sind 2000 revidiert worden: MAI (multilaterales Abkommen für Institutionen –
Sicherheit für internationale Investitionen im Ausland ohne Verpflichtungen für
den Arbeitgeber) ist zu Fall gebracht worden,
- Neue Einflüsse in die OECD-Richtlinien (Umweltbereich, Arbeitsbereich…)
- Ist aber wieder nicht verbindlich.
- Hat aber einen relativ breiten Annahmebereich.
- Nationale Kontaktpunkte: weltweite Beschwerdeannahmestellen.
UN:
-
seit den 70er Jahren aktiv in diesem Bereich, dann aber lange nichts.
April 2004: Kommission der Menschenrechte hat Normen für das Verhalten von
Unternehmen bestätigt (vorläufiger Draft). Unternehmen müssen sich im Rahmen
ihrer Einflusssphäre daran halten. Zum ersten Mal sind Konzerne auch
Völkerrechtssubjekte (berufen sich auf die Menschenrechte).
27. Mai 2004
Betina Köhler, Kommodifizierung des Wassers
Kommodifizierung = Zur Ware Werden
- In-Wert-Setzung
- Kommerzialisierung
- Liberalisierung, Privatisierung
VO Internationale Institutionen (Kramer/Purkarthofer), SS2004, Sophie Uitz
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