Michael Gaber Diplom-Betriebswirt (BA) Zinsmanagement mit OTCZinsderivaten Welcher Laie wird wohl je verstehen, daß der Verkäufer der Verkaufsoption bei Ausübung der Verkaufsoption durch den Käufer der Verkaufsoption, der Käufer, der von dem Käufer der Verkaufsoption verkauften Wertpapiere ist? Serge Demolière Autor: Michael Gaber Dipl.-Betriebswirt (BA) Seite 2 eMail: [email protected] Stand: 22. Februar 2008 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. 1.1. Einleitung Der Markt der Zinsderivate ............................................... 5 2. 2.1. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.3. 2.4. Zinsstrukturkurve und Forwardkurve Betrachtung der Zinsstrukturkurve ....................................... 8 Aussage und Berechnung von Forwardkurven ....................... 9 Zerozinsen .................................................................... 9 Forwardzinsen .............................................................. 10 Zusammenfassung ......................................................... 12 Zinskonventionen am Geld- und Kapitalmarkt ..................... 12 3. 3.1. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.2.3. 3.2.4. 3.3. 3.3.1. 3.4. 3.4.1. Kassa- und Termingeschäfte FRA - Forward Rate Agreement ..................................... Zinsswaps ................................................................... „Plain-Vanilla“-Zinsswap ................................................ Anwendungsbeispiel eines „Plain-Vanilla“-Zinsswaps ............ Anwendungsbeispiel eines Forward-Zinsswaps ..................... Einfluß einer Tilgung auf den Swappreis ........................... „In-Arrears“-Swap ......................................................... Anwendungsbeispiel eines „In-Arrears“-Swaps .................... EONIA-Swap ................................................................ Anwendungsbeispiele des EONIA-Swaps ............................ 14 16 16 18 18 19 20 21 21 22 4. 4.1. 4.1.1. 4.1.2. 4.1.3. 4.2. 4.3. 4.3.1. 4.3.1.1. 4.3.1.2. 4.3.1.3. 4.3.1.4. 4.3.1.5. 4.3.2. 4.3.2.1. 4.3.2.2. 4.4. Optionsgeschäfte Caps und Floors ........................................................... Caps ......................................................................... Floors ........................................................................ Collars ....................................................................... Swaptions ................................................................... Einflußfaktoren auf Optionspreise........................................ Feststellung eines Optionspreises nach „Black-Scholes“ ........ Delta ......................................................................... Gamma ...................................................................... Theta ........................................................................ Vega ......................................................................... Rho .......................................................................... Volatilität .................................................................... Historische Volatilität ..................................................... Implizite Volatilität ......................................................... Optionsarten ................................................................ 23 23 25 26 26 28 29 29 30 31 31 31 31 32 32 32 Seite 4 4.5. Mit Hilfe der digitalen Option zu Optionen der 2. Generation 33 Seite 5 Abbildungsverzeichnis Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. 1 2 3 4 5 6 7 8 9: 10: 11: 12: Summary of OTC Derivative Market Data ............................ 6 Übersicht über Zinsderivate ............................................... 7 Zinsstrukturkurve Deutschland ............................................ 8 Zinsstrukturen in Deutschland seit Anfang der siebziger Jahre .. 8 Forwardsatz ................................................................... 9 Zinsstrukturkurve, Zero- und Forwardkurve .......................... 11 Die variable Seite eines „Plain-Vanilla“-Swaps .................. 17 Zeitwert einer Option mit abnehmender Restlaufzeit .............. 28 Delta einer Option ........................................................ 30 Gamma einer Option .................................................... 30 P&L Profil einer Standart-Call Option ............................... 33 P&L Profil einer digitalen Call Option ............................... 33 Tabellenverzeichnis Tab. 1 Tab. 2 Tab. 3 Zerozinsen .................................................................. 10 Zinsusancen am Geld- und Kapitalmarkt ........................... 13 Einflussfaktoren auf Optionspreise ..................................... 29 Seite 6 1. Einleitung Derivat (lat. derivare = ableiten) Chemie: chem. Verbindung, die sich aus einer anderen darstellen lässt; unter Beibehaltung der Grundstruktur sind einzelne Atome bzw. Atomgruppen durch andere ersetzt. aus: Der Knaur - Universallexikon, Band 3, Ausgabe 1990 Neben der Sicherung der Liquidität ist das Zinsmanagement als Teil des Risikomanagements eine wesentliche Aufgabe im Finanzmanagement. Aus der modernen Portfoliotheorie1 ist bekannt, dass langfristig ein höherer Ertrag erzielt werden kann, wenn Risiko und Sicherheit in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Dabei geht der Treasurer eines Unternehmens mit jedem Geschäft automatisch mehrere Risiken ein. Neben dem Liquiditätsrisiko, hat er zu viel oder zu wenig Liquidität, unterliegt er mit jedem eingegangenen Geschäft dem Zinsänderungsrisiko. Nimmt er einen variablen Kredit auf, besteht für ihn die Gefahr steigender Zinsen. Legt er das Geld in festverzinslicher Wertpapiere an, sinkt der Kurswert bei steigenden Zinsen. Finanziert er sich fest, ärgert er sich über sinkende Zinsen ebenso, wie wenn er sein Geld variabel angelegt hat. Durch Einsatz von Zinsderivaten kann er gezielt Risiken zur Ertragssteigerung eingehen, sie können ihm aber auch helfen Risiken zu begrenzen oder auszuschalten. So kann sich beispielsweise ein Anleger in Erwartung sinkender Zinsen einen Zinssatz sichern, ohne hierfür Liquidität bereitstellen zu müssen. Ein Kreditnehmer nimmt in Zeiten einer steilen Zinsstrukturkurve sein Geld kurzfristig auf um von den niedrigen Geldmarktzinsen zu profitieren, sichert sich aber mit Zinsderivaten gegen einen größeren Zinsanstieg ab. 1.1. Der Markt der Zinsderivate Neben der Wahl des passenden Produktes steht auch die Wahl des Handelsplatzes zur Disposition. Grob gesehen gibt es zwei Märkte für Zinsderivate. Zum einen die Börsen (z.B. Eurex, NYSE Euronext, CBoT, etc.) an denen neben Aktien- und anderen Derivaten standardisierte Zinsterminkontrakte (Zinsfutures) und Optionen auf Zinsfutures gehandelt 1 Vgl. u.a. Steiner, Manfred/Bruns, Christoph: Wertpapiermanagement, Stuttgart 1993 Seite 7 06 05 2H 03 1H 02 2H 00 1H 99 2H 97 1H 96 2H 94 1H 93 2H 91 1H 90 2H 88 1H 2H 1H 87 in Mill. US$ werden. Auf der anderen Seite entwickelte sich ein inzwischen sehr liquider OTC-Handel (Over The Counter = Freiverkehr) mit Derivaten, der für die Terminbörsen eine 400.000 starke Konkurrenz 350.000 darstellt. Heute ist 300.000 250.000 der OTC200.000 Derivatehandel um 150.000 ein vielfaches 100.000 50.000 größer als der 0 regulierte, börsennotierte Handel mit IR and Currency Swaps Credit default swaps Equity derivatives Futures und Abb. 1: Summary of OTC Derivative Market Data3 2 Optionen . Das rasante Wachstum des OTC-Marktes setzt sich weiter fort, wie die Statistik der ISDA (International Swaps and Derivatives Association, Inc.) in Abb. 1 eindrucksvoll beweist. Wichtigstes Unterscheidungskriterium zwischen OTC- und börsengehandelten Derivaten ist die Standardisierung der börsengehandelten Produkte. Jedes Produkt, an den Börsen als Kontrakt bezeichnet, ist genau spezifiziert in Nominalbetrag und Laufzeit. Ein perfect Hedge, also das vollständige Ausschalten von Zinsänderungs-risiken, für Kredite oder Anlagen mit abweichender Laufzeit oder Kapitalstruktur (z.B. abnehmender Nominalbetrag durch Tilgung) ist nur durch aufwendiges Errechnen komplexer Konstruktionen darstellbar. Dagegen sind börsengehandelte Produkte leicht täglich bewertbar, da an der Börse täglich ein Kurs festgestellt wird. Ein Vertragspartner ist die Börse (z.B. Eurex), dadurch entfällt quasi das Kontrahentenrisiko für den Kunden, da die Börsen erstklassige Bonität besitzen. Die Börsen wiederum schließen das Ausfallrisiko des Kunden durch Einrichten sog. Marginkonten aus. Auf diesen Marginkonten wird auch ein täglicher Gewinn- und Verlustausgleich der gehandelten Kontrakte vollzogen, d.h. Tagesgewinne werden dem Marginkonto gutgeschrieben, Verluste belastet. Unterschreitet das Guthaben auf dem Konto eine bestimmte Größe, die sog. Maintenance-Margin, weist die Börse durch einen sog. Margin-Call den Kunden an, das Konto bis zur Initial-Margin aufzufüllen. Das ist die je nach Anzahl, Kontrakt und Kurs des Kontrakts festgelegte Mindesthöhe für das Guthaben auf dem Marginkonto. 2 3 Handelsblatt (13.03.1997) ISDA Market Survey; Internet: http://www.isda.org/ Seite 8 Ein weiterer Vorteil der Börse ist die Geschwindigkeit und die Liquidität. Gerade weil die Produkte standardisiert sind, entfallen viele Aufwendige Rechenoperationen und viele Kontrakte mit identischer Ausgestaltung werden gleichzeitig nachgefragt und angeboten. Doch gerade die Flexibilität in der Ausgestaltung der Produkte macht die OTC-Derivate vielseitig verwendbar. Insbesondere zur Absicherung bestehender oder zukünftiger Geschäfte können sie oft viel leichter verwendet werden, da sie in Laufzeit, Nominalbetrag und zugrunde liegender Betragsstruktur auf beinahe jeden Referenzzins fast beliebig ausgestaltbar sind und somit dem Grundgeschäft leichter angepasst werden können, ein insbesondere bei der Bilanzierung nicht unwichtiger Aspekt. Diese Flexibilität zeigt sich u.a. in der wachsenden Zahl sog. exotischer Optionen, die sich in ihrer Ausgestaltung, z.B. dem Auszahlungsprofil, stark von den Standardoptionen unterscheiden. Im weiteren Verlauf wird nur noch auf OTC-Zinsderivate eingegangen. Interessenten an börsengehandelten Zinsderivaten müssen daher auf die umfangreiche Fachliteratur verwiesen werden4. Weiter wird unterschieden zwischen Kassa- und Termingeschäften mit symmetrischem Risikoprofil sowie Optionsgeschäften mit asymmetrischem Risikoprofil. 4 z.B. Uszczapowski, Igor: Optionen und Futures verstehen, Deutscher Taschenbuch Verlag 1999 Seite 9 Finanzmärkte Terminmarkt Kassamarkt Unbedingte Termingeschäfte Bedingte Termingeschäfte Forwards Futures Optionen OTC Börse OTC Börse z.B. Zinsswap FRA z.B. BUNDFuture z.B. Cap, Floor, Swaption z.B. Optionen auf Futures Abb. 2: Übersicht über Zinsderivate Seite 10 2. Zinsstrukturkurve und Forwardkurve 2.1. Betrachtung der Zinsstrukturkurve Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist die Vorgehensweise im Finanzmanagement und die Entscheidungsfindung geprägt von der erwarteten Zinsentwicklung. Im Mittelpunkt 4,5 der Betrachtung steht dabei die 4,3 Zinsstrukturkurve und die daraus 4,1 resultierende Terminkurve. 3,9 3,7 3,5 o/n 1 2 3 Abb. 3: Zinsstrukturkurve 22.02.2008 4 5 6 (Swaps) 7 8 9 Europa, 10 Stand: Die Zinsstrukturkurve erhält man durch Gegenüberstellung von Laufzeiten und den Zinssätzen. Dabei sind Laufzeit und Zinsbindungszeitraum identisch. 2006-04 2003-09 2001-02 1998-07 1995-12 1993-05 1990-10 1988-03 1985-08 1983-01 1980-06 1977-11 1975-04 1972-09 Man unterscheidet Zinsstrukturkurven nach ihrer Form. Flache Zinsstrukturkurven weisen für alle Laufzeiten fast identische Zinssätze auf. Normale Zinsstrukturkurven werden durch niedrige Zinsen im kurzen Laufzeitbereich und hohe Zinsen im langen Laufzeitbereich charakterisiert (Vgl. Abb. 3). Sind die kurzfristigen Zinsen höher als die langfristigen, spricht man von einer inversen Zinsstrukturkurve. Konvexe Zinsstrukturkurven 15,0 13,0 weisen erst 11,0 fallende, dann 9,0 7,0 Diff steigende Zinsen 5,0 3M mit zunehmender 3,0 10Y Laufzeit auf, 1,0 -1,0 konkave -3,0 Zinsstrukturkurven -5,0 verhalten sich genau umgekehrt. Abb. 4: Zinsstrukturen in Deutschland seit Anfang der siebziger Jahre5 Eine interessante Betrachtung bietet auch die Schwankungsbreite der Enden der Zinsstrukturkurve. Dabei fällt auf, daß in Deutschland die kurzfristigen Zinsen einer sehr viel stärkeren Schwankung unterlagen, als die Zinsen am „langen Ende“ (Vgl. Abb. 4). 5 Quelle: http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php Seite 11 Man erkennt, dass Hochzinsphasen von einer inversen, Niedrigzinsphasen von einer normalen Zinsstrukturkurve gekennzeichnet waren. Seite 12 2.2. Aussage und Berechnung von Forwardkurven Ein Kreditnehmer hat die Möglichkeit die Gelder kurzfristig revolvierend oder langfristig aufzunehmen. Bei einer normalen Zinsstrukturkurve, wie sie sich derzeit in Deutschland darstellt, sind wie erwähnt die kurzfristigen Zinsen geringer, als die langfristigen. Für die Bewertung, welche Variante für ihn vorteilhaft ist, muss er sich mit den Forwardzinssätzen auseinandersetzen. Das sind die Zinssätze in der Zukunft für die Restlaufzeit, die der Markt heute impliziert. Die Forward- oder Terminsätze lassen sich mathematisch aus der Zinsstrukturkurve ableiten. Sie spiegeln die gegenwärtige Einschätzung des künftigen Zinsniveaus wider, dennoch sind sie zur Prognose zukünftiger Zinsentwicklungen ungeeignet, wie die Vergangenheit bewiesen hat. Änderungen der Zinsstrukturkurve verändern die impliziten Terminsätze. Terminsätze haben eine wichtige Funktion, zum einen sind sie Grundlage für die Berechnung aller Zinsderivate, zum anderen dienen sie als Entscheidungsgrundlage im Finanzmanagement, welche Laufzeit bei einer Anlage oder einer Kreditaufnahme gewählt werden soll. Ein Beispiel: Ein Kreditnehmer hat Kreditbedarf für 2 Jahre. Zur Auswahl stehen ihm ein einjähriger Kredit zu 3,7500% ein zweijähriger Kredit zu 3,9620%. Diese Zinssätze ergeben sich aus der 1. Jahr 3,7500% 2. Jahr ?% Zinsstrukturkurve (Abb. 3). Entscheidet er sich für den 2 Jahre 3,9620% einjährigen Kredit, stellt sich die Abb. 5: Forwardsatz Frage, wie hoch der Kreditzins am Ende der Laufzeit für das ihm verbleibende Jahr sein darf, ohne daß ihm Nachteile entstehen (Abb. 5). Der gesuchte Zinssatz ist der EinjahresForwardsatz in einem Jahr. 2.2.1. Zerozinsen Da die Berechnung von Forwardzinssätzen auf einer Arbitageüberlegung beruht, werden hierfür Zerozinssätze zum Vergleich der Zinszahlungen benötigt. Der Zerozinssatz entspricht dem Zinssatz einer Anleihe ohne laufende Verzinsung (Zero-Coupon-Anleihe), die einer Anleihe mit gleicher Laufzeit und laufender Verzinsung aus heutiger Sicht gleichwertig ist. Gleichwertig heißt hier, daß der Wert aller Cash-flows (Zinszahlungen und Seite 13 Rückzahlung des Betrags am Ende der Laufzeit) auf den heutigen Tag abgezinst (Barwerte) gleich sein müssen. Bei der Abzinsung über mehrere Jahre wird der Zerozins herangezogen, da jede Zinszahlung für sich als Zero Bond betrachtet werden kann und damit seinen „eigenen“ Zerozinssatz für die Laufzeit besitzt6. Für eine Anleihe, die zu pari notiert, Barwert (=Kurswert) ist 100%, gilt folgende Gleichung: 100 mit: C : Z : T : C C C C 100 C 1 2 3 ... T 1 (1 Z1 ) (1 Z2 ) (1 Z3 ) (1 ZT 1 ) (1 ZT ) T Kupon der Anleihe Zerozins für die jeweilige Laufzeit Laufzeit in Jahren Aus der Zinsstrukturkurve ist der Einjahressatz von 3,7500% ersichtlich. Da bei einer Laufzeit von einem Jahr keine Zinszahlungen während der Laufzeit geleistet werden, ist der Zerozinssatz ebenso 3,7500%. Der Zweijahressatz ist 3,9620%. Eine zweijährige Anleihe mit einem Kupon von 3,9620% hätte also einen Kurswert von 100. Daraus läßt sich nun durch Einsetzen in die Formel leicht der Zerozins für zwei Jahre errechnen: 100 3,9620 103,9620 1,0375 (1 Z 2 ) 2 Nach Z2 aufgelöst, ergibt sich der Zerozins für zwei Jahre von 3,9662%. Durch Einsetzen des Dreijahres-Zinssatzes als Kupon und mit Hilfe der bisher errechneten Zerozinssätze kann der Dreijahres-Zerozinssatz berechnet werden, usw. Mit Hilfe dieser Formel und den Zinssätzen aus der Zinsstrukturkurve lassen sich also alle Zerozinssätze berechnen, die für die barwertmäßige Bewertung zukünftiger Cash-flows notwendig sind: LZ Zins Zero 1 3,7500 3,7500 2 3,9620 3,9662 3 3,9670 3,9700 4 4,0133 4,0185 5 4,0753 4,0848 6 4,1467 4,1626 7 4,2204 4,2444 8 4,2930 4,3264 9 4,3620 4,4058 10 4,4219 4,4756 Tab. 1: Zerozinsen 2.2.2. Forwardzinsen 6 Vgl. Diwald, Hans: Zinsfutures und Zinsoptionen, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994, S. 222 Seite 14 Zurück zum Beispiel der zweijährigen Mittelaufnahme aus Kap. 2.2.. Der Kreditnehmer möchte wissen, welcher Zinssatz für die zweite Zinszahlung notwendig ist, um das gleiche Ergebnis wie bei einer zweijährigen Kreditaufnahme zu erzielen. Mit Hilfe der Zero-Sätze ist es nun möglich, aufgrund einer Arbitrageüberlegung sich die jeweiligen Forwardsätze auszurechnen. Der Zerosatz wird anstelle des normalen Zinssatzes gewählt, um kein Bewertungsproblem der ausgeschütteten Zinsen während der Laufzeit zu haben. Der Zweijahres-Zerosatz beträgt im Beispiel 3,9662%. Ein Anleger, der zu diesem Satz anlegt, erhält nach zwei Jahren 1,0396622 zurück. Um diese Geldanlage zu finanzieren, kann er Geld für ein Jahr zum (Zero-)Satz für ein Jahr von 3,7500% aufnehmen und es nach einem Jahr zum einjährigen Forwardzins refinanzieren. Sind die Zinssätze im Verhältnis zueinander korrekt bewertet, so kann kein risikoloser Gewinn ohne Kapitaleinsatz entstehen. Der Forwardzins für ein Jahr in einem Jahr kann somit über folgende Gleichung errechnet werden: 1,039662 2 1,037500 * (1 FR1x1 ) für den 1x1 Forwardsatz (in einem Jahr für ein Jahr) erhält man 4,1829%. Allgemein lassen sich die Forwardsätze durch Umformung obiger Gleichung wie folgt berechnen: FRtxT mit: Zt : ZT : T : t : FRtxT: Tt (1 ZT ) T 1 (1 Zt ) t Zerosatz bis zum Zeitpunkt t (kurzer Zeitraum) Zerosatz bis zum Zeitpunkt T (langer Zeitraum) Endzeitpunkt Zeitpunkt des Beginns des Forwardzinses Forward-Rate für den Zeitraum t bis T Der dadurch errechnete Forwardsatz ist eigentlich ein Forward-Zerosatz. Werden während des Forward-Zeitraums Zinsen gezahlt, so ist der Forward-Zerosatz in einen Forwardsatz umzurechnen. Forwardsätze lassen sich nun ebenso in ein Schaubild eintragen. Dabei ist die Länge des gesuchten Forwardzinssatzes entscheidend. Variable Kredite oder Anlagen sind oft an den 6-Monats-EURIBOR (European Interbank Offered Rate) gekoppelt, daher ist für diese Geschäfte die 6-MonatsEURIBOR-Forward-Kurve ausschlaggebend. Da zwischen den 6-MonatsSeite 15 Perioden keine Zinszahlungen erfolgen, sind gleich den 6-Monats-Zero-Forwardsätzen. die 6-Monats-Forwardsätze 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Abb. 6 zeigt die impliziten 6-Monats-Zinssätze, das Startdatum ist jeweils der x-Achse zu 5,50 entnehmen. 5,00 Man erkennt deutlich, dass 4,50 die Forwardkurve über der 4,00 Zinsstrukturkurve liegt. Dies 3,50 liegt an der Form der Zinsstrukturkurve. Bei normalen Zinsstrukturkurven Swap Zero 6M-FW act/360 liegt die Forwardkurve über Abb. 6: Zinsstrukturkurve, Zero- und Forwardkurve, Stand: der Zinsstrukturkurve, bei 22.02.2008 inversen Zinsstrukturkurven liegt die Forwardkurve darunter. Die Begründung ist einfach. Bei einer normalen Zinsstrukturkurve ist der Zinssatz für lange Laufzeiten größer als der für kurze. Daher muß der Forwardsatz, der die Lücke zwischen kurzer und langer Laufzeit ausfüllt, auch die Zinsdifferenz ausgleichen. Allgemein gilt7: Normale Zinsstruktur: Kuponraten < Zero-Raten < Forward-Raten Inverse Zinsstruktur: Kuponraten > Zero-Raten > Forward-Raten 2.3. Zusammenfassung Zur Entscheidung, welche Laufzeit gewählt wird, ist nicht nur die Betrachtung der gegebenen Zinssätze für die unterschiedlichen Laufzeiten notwendig. Vielmehr ist es wichtig, sich über die mögliche Entwicklung der Zinsen eine Meinung zu bilden und mit der gegenwärtigen Forwardkurve für alternative Laufzeiten zu vergleichen. Gelangt der risikoneutrale Finanzmanager aus dem Beispiel in Kap. 2.2. zur Überzeugung, dass der Zinssatz in einem Jahr für ein Jahr unter 4,1829% liegen wird, wird er sich für eine einjährige Kreditaufnahme entscheiden. Ein risikoaverser Finanzmanager wird sich evtl. dennoch für den Zweijahressatz entscheiden, lieber nimmt er einen u.U. höheren Zinssatz in Kauf und unterliegt dafür nicht dem Zinsrisiko nach einem Jahr. 7 Diwald, Hans: Zinsfutures und Zinsoptionen, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994, S. 227 Seite 16 Zinserwartung Geldanlage Finanzierung Zinsberechnung Act/360 Act/365 30/360 Act/Act Währung Geldmarkt: z.B. AUD, CAD, DKK, NLG, JPY, MXN, NZD, NOK, SAR, SEK, CHF, THB, USD, EUR Geldmarkt: z.B. HKD, MYR, SGD, ZAR z.B. Swaps im EURORaum z.B. Anleihen im EURORaum Tab. 2: Zinsusancen am Geld- und Kapitalmarkt Tatsächlicher Verlauf der Revolvierende kurzfristige kurzfristigen Zinsen liegt Festzinsanlage Finanzierung unter der Forwardkurve Verlauf der kurzfristigen Indifferent zwischen Indifferent zwischen Zinsen entspricht der zinsvariabler und zinsvariabler und Forwardkurve Festzinsanlage Festzinsfinanzierung Zinsverlauf liegt über der Revolvierende kurzfristige Festzinsfinanzierung Forwardkurve Geldanlage 2.4. Zinskonventionen am Geld- und Kapitalmarkt Am internationalen Geld- und Kapitalmarkt gibt es verschiedene Usancen für die Zinszahlungen. Für die Festsatzseite des Zinsswaps gelten i.d.R. die selben Usancen wie am Anleihemarkt (Vgl. Tab. 1). Unterschiede bei der Tagerechnung, bei der Anzahl der Zinszahlungen im Jahr sowie die Zahl der Valutatage der Abrechnung nach dem Geschäftsabschluß machen einen exakten Vergleich von Zinssätzen schwer. Im Geldmarkt werden die Zinsen meist act/360 berechnet. 30/360 heißt, daß jeder Monat mit 30 Tagen und das Jahr mit 360 Tagen gerechnet wird. Bei act/365 werden die Tage genau gezählt, das Jahr mit 365 bzw. 366 Tagen (auch act/act). Steht hinter der 365 ein F, werden auch Seite 17 Schaltjahre mit 365 Tagen gerechnet. Act/360 heißt nun, daß die Tage genau gezählt werden, das Jahr aber nur mit 360 Tagen. Eine Umrechnung von 30/360 in act/360 kann näherungsweise durch Multiplikation mit 360/365 bzw. 365/360 erfolgen. Eine genaue Umrechnung setzt einen Blick in den Kalender voraus, da Wochenenden, Bankfeiertage und Schaltjahre genauestens berücksichtigt werden müssen. Ein Zinssatz von 5,00% auf Basis act/360 entspricht somit einem Zinssatz von ca. 5,069% mit 30/360 Basis. Vergleiche von Nominalzinssätzen mit unterschiedlicher Zahlungshäufigkeit der Zinsen pro Jahr erfolgt i.d.R. durch die Umrechnung in effektive Jahreszinsen, wofür folgende Formel herangezogen werden kann: m i ef mit: ieff: im: m: f im 1 1 m eff. Jahreszins unterjähriger Zins Anzahl der Zinsperioden pro Jahr So entspricht ein Nominalzinssatz von 5,00% bei halbjährlicher Zinszahlung einem Jahreszins von 5,06%, bei vierteljährlicher Zinszahlung einem Jahreszins von 5,09%. Seite 18 3. Kassa- und Termingeschäfte 3.1. FRA - Forward Rate Agreement Die einfachste Art, Forwardzinsen zu sichern, ist das Forward Rate Agreement (FRA). Dabei vereinbaren Käufer und Verkäufer des FRA’s, einen festen Zinssatz für die Zukunft. Der Käufer sichert sich gegen steigende Zinsen ab, er ist in der Regel Kreditnehmer. Der Verkäufer sichert sich gegen fallende Zinsen ab und ist somit meist Anleger. Tatsächlich vereinbaren beide Parteien die Zahlung der Zinsdifferenz zu Beginn der vereinbarten Laufzeit zwischen dem vereinbarten Terminsatz und dem dann gültigen Marktsatz. Es erfolgt also keine Kapitalbewegung. Liegt der Marktsatz über dem vereinbarten Zinssatz erhält der Käufer vom Verkäufer eine Ausgleichszahlung, liegt der Marktsatz darunter, erhält der Verkäufer vom Käufer des FRA eine Ausgleichszahlung. In der Regel wird als Referenzzinssatz der EURIBOR (EURo Inter-Bank Offered Rate) für Euro und LIBOR (London Inter-Bank Offered Rate) für andere Währungen für die entsprechende FRA-Laufzeit gewählt. FRA’s haben eine Vorlaufzeit von 1 bis 23 Monaten und eine Gesamtlaufzeit von max. 24 Monaten. Ein FRA, der von heute ab in 6 Monaten beginnt und in 12 Monaten endet, nennt man 6x12 FRA, die FRA-Periode beträgt damit 6 Monate. Da das FRA ein Geldmarktes, d.h. abgerechnet. Geldmarktprodukt ist, gelten Zinszahlungen werden im Die Ausgleichszahlung errechnet Gesamtlaufzeit wie folgt: Ausgleichs betrag sich für FRA’s die Zinsusancen des Euro taggenau/360 unter einem Jahr TageFRAPeriode 360 * Nominalbetrag TageFRAPeriode 1 EURIBOR * 360 EURIBOR FRA * Die Zinsdifferenz wird anteilig auf die Laufzeit berechnet (Zähler) und, da sie bereits zu Beginn der FRA-Laufzeit bezahlt wird, um diese Laufzeit abgezinst (Nenner). Beispiel: Seite 19 Für einen Betrag von 10 Mio. EUR vereinbaren Käufer und Verkäufer einen 6x12 FRA zu 3,750%. Dabei befürchtet der Käufer, daß für 6 Monatsgeld in 6 Monaten mehr als 3,750% gezahlt werden muß. Seite 20 Szenario 1: In 6 Monaten wird der 6 Monats EURIBOR bei 3,600% festgestellt. Aus obiger Gleichung ergibt sich ein Ausgleichsbetrag von 182 3,600% 3,7500% * 360 *10Mio.EUR 4.021,88 EUR . Ausgleichs betrag 182 1 0,036 * 360 Diesen Ausgleichsbetrag muss der Käufer an den Verkäufer leisten. Der Kreditnehmer muss nun für die restlichen 6 Monate nicht nur 10 Mio., sondern zusätzlich 4.021,88 EUR aufnehmen. Der Zinssatz beträgt jetzt 3,600%. Nach 182 Tagen zahlt er folgenden Betrag zurück: 182 1 0,0360 * *10.004.021,88 EUR 10.186.095,08 EUR. 360 Dies entspricht bei Aufnahme von 10 Mio. EUR einem Zinssatz von 10.186.095,08 EUR 360 1 * 3,7500%. 10.000.000 EUR 182 und damit genau dem zu sichernden Zinssatz. Szenario 2: In 6 Monaten wird der 6 Monats LIBOR bei 4,100% festgestellt. Aus der Gleichung ergibt sich ein Ausgleichsbetrag von 9.339,31 EUR. Diesmal erhält ihn der Käufer vom Verkäufer des FRA. Der Kreditnehmer muss nun nur noch 9.990.660,69 EUR aufnehmen, aber zu einem Zinssatz von 4,100%. Der Rückzahlungsbetrag mit Zinsen beträgt somit 10.186.095,08 EUR, wie in Szenario 1 bereits errechnet, entspricht dies einer Verzinsung von gewünschten 3,750% auf 10 Mio. EUR. Die Berechnung eines FRA-Zinssatzes im Laufzeitbereich unter einem Jahr, läßt sich relativ leicht darstellen, da hier nicht auf Zinseszinseffekte innerhalb einer Periode geachtet werden muß. T2 * P2 T1 * P1 T2 T1 FRA Satz T *P 1 1 1 360 * 100 mit: T2 : Tage bis zum Ende der Gesamtlaufzeit Seite 21 T1 : P2 : P1 : Tage bis zum Ende der Vorlaufzeit Zinssatz für die Gesamtlaufzeit Zinssatz für die Vorlaufzeit Seite 22 Zur Vervollständigung noch die Formel für überjährige FRA’s: T12 Mo 1 1 i * * k y T 12 Mo 1 i12 Mo * y T T12 Mo 1 ik * k y 1 * y FRA Satz TFRA T 1 1 i * 12 Mo * L y T12 Mo 1 i12 Mo * y T T 1 i L * L 12 Mo y mit: ik : Zinssatz Tk : Laufzeit iL : Zinssatz TL : Laufzeit i12Mo : Zinssatz T12Mo : Laufzeit TFRA : Laufzeit y : je nach für die kurze Laufzeit in Tagen für die kurze Laufzeit für die lange Laufzeit in Tagen für die lange Laufzeit für 1 Jahr in Tagen 1 Jahr in Tagen FRA Zinsmethode entweder 360 oder 365 Der Ausdruck (1-(...)) wird bei kurzer und/oder langer Laufzeit unter 12 Monaten mit 1 angenommen. Bei Laufzeiten unter einem Jahr wird mit den echten Tagen anstelle von (T-T12Mo) gerechnet. 3.2. Zinsswaps 3.2.1. „Plain Vanilla“-Zinsswap to swap (engl. = tauschen, austauschen) Beim Zinsswap vereinbaren zwei Vertragspartner den Tausch Zinszahlungen in gleicher Währung auf den gleichen Betrag unterschiedlicher Zinsberechnungsbasis. von auf Seite 23 z.B. Fest Fest Fest Variabel Variabel Variabel (30/360 act/360) (30/360 6-Monats-EURIBOR) (3-M-EURIBOR 12-M-EURIBOR) Als „Plain-Vanilla“ wird das Produkt bezeichnet, welches ohne nähere Erläuterungen vordefinierte Merkmale aufweist. Ein EURIBOR- Beginn der Ende der Periode Fixing Periode und Zinszahlung „Plain-Vanilla“ Zinsswap in Deutschland definiert einen Zinsswap, bei dem auf der variablen Seite mit dem 6Monats-EURIBOR (act/360) und auf der Festsatzseite mit 2 Tage 6 Monate Abb. 7: Die variable Seite eines „Plain-Vanilla“-Swaps der Zinskonvention 30/360, jährlich nachträglich, gerechnet wird. Der für jede Periode gültige EURIBOR wird zwei Tage vor Beginn der entsprechenden Periode festgestellt. Der Zinssatz für die erste Periode ist das am Handelstag festgestellte Fixing, der Swap beginnt zwei Handelstage später. Am Beispiel ein Zinsswap für eine Laufzeit von 5 Jahren: 4,0753% Swap-Partner A Swap-Partner B 6-Monats-EURIBOR Dabei zahlt A an B einen Festsatz von 4,0753% jährlich nachträglich und erhält dafür von B alle 6 Monate den 6-Monats-EURIBOR für die vergangene Periode. Aus Arbitragegründen ist der Festsatz des Swaps gleich dem Zinssatz für 5 Jahresgeld. Dabei beziehen sich die Konditionen immer auf Interbanksätze. Eine Eigenschaft des Zinsswaps ist, dass er einen Barwert von 0 besitzt. Die Summe der Barwerte der zu zahlenden Zinsen ist, aus Arbitragegründen, genau gleich der Summe der Barwerte der zu erhaltenden Zinsen. Der Barwert der Festsatzseite ist leicht zu ermitteln. Es müssen lediglich die einzelnen Zinszahlungen mit dem entsprechenden Zerozins auf den heutigen Tag abgezinst werden. Um den gleichen Barwert zu erhalten, muss für jede Periode der variablen Seite der entsprechende Forwardzinssatz auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst werden. Verhält sich also der variable Zins während der Laufzeit entsprechend den impliziten Forwardsätzen, erlangt Seite 24 keine der beiden Swap-Parteien einen Vor- oder Nachteil. D.h. für den Zahler der variablen Zinsen: verläuft die tatsächliche Zinsentwicklung unterhalb der impliziten Forwardzinsen, erzielt er einen Gewinn, liegen die tatsächlichen Zinsen darüber, erleidet er einen Verlust. Seite 25 3.2.2. Anwendungsbeispiel eines „Plain-Vanilla“-Zinsswaps Die Marktsituation ist gekennzeichnet durch eine normale Zinsstrukturkurve. Der 6-Monats-EURIBOR liegt bei 3,6600%, der 5 Jahressatz bei 4,0753%. Ein Unternehmer hat einen endfälligen Kredit mit einer Restlaufzeit von 5 Jahren zu einem Zinssatz von 4,0753%. Betrag: 10 Mio. EUR Aufgrund der Marktsituation liegt der 6-Monats-EURIBOR unterhalb des 5Jahressatzes von 4,0753%. Die 6-Monats-Forwardkurve liegt über der Zinsstrukturkurve. Der Unternehmer rechnet nicht damit, dass der 6-MonatsEURIBOR den Verlauf der Forwardkurve nachvollzieht und entschließt sich zum Abschluss eines Zinsswaps. 4,0753% Unternehmen Swap-Partner (Bank) 6-Monats-EURIBOR 4,0753% Kredit Ohne den Kredit selbst zu verändern, hat der Unternehmer nun de facto eine variable Verzinsung auf 6-Monats-EURIBOR-Basis für seinen Kredit. Behält der Unternehmer recht und der 6-Monats-EURIBOR bleibt z.B. für ein ganzes Jahr unverändert, errechnet sich für ihn folgende Ersparnis: Zinsen Festkredit: 10Mio.EUR * 4,0753 * 360 407.530, EUR 360 *100 Zinsen variabler Kredit (unveränderter EURIBOR unterstellt): 10 Mio.EUR * 3,660 *182 10 Mio.EUR * 3,660 *183 360 *100 360 *100 371.083,33 EUR Dadurch erzielt der Unternehmer eine Zinsersparnis im ersten Jahr von ca. 9% (ohne Berücksichtigung von Zinseszinsen). 3.2.3. Anwendungsbeispiel eines Forward-Zinsswaps Seite 26 Der Forward-Zinsswap unterscheidet sich vom „Plain-Vanilla“-Zinsswap durch den Laufzeitbeginn in der Zukunft. Gegen den variablen Satz wird aber als Festsatz der bei Vertragsabschluß gültige Forwardzinssatz für die entsprechende Laufzeit gezahlt. Ein Anleger hat Wertpapiere im Nennwert von 10 Mio. EUR mit einer Fälligkeit in 2 Jahren im Bestand. Er befürchtet weiter sinkende Kapitalmarktzinsen für die Wiederanlage. Aus diesem Grund entschließt er sich für den Abschluß eines Forward-Zinsswaps mit einer Vorlaufzeit von 2 Jahren und einer Laufzeit von 5 Jahren. Bei Fälligkeit der Wertpapiere in 2 Jahren legt er sein Geld variabel zum jeweils gültigen 6-Monats-EURIBOR abz. einer Marge von 0,5% an. 4,150% Anleger Swap-Partner (Bank) 6-Monats-EURIBOR 6-Monats-EURIBOR ./. 0,5% var. Anlage Somit hat er sich einen festen Zinssatz für die Anlage gesichert. 3.2.4. Einfluß einer Tilgung auf den Swappreis Am Beispiel eines Einjahresswap mit halbjährlicher Tilgung. Die Zinsen werden sowohl auf der Fest- als auch auf der variablen Seite halbjährlich gezahlt. Für die Annahme gilt eine normale Zinsstrukturkurve. Rechnerische Überlegung: Barwerte 2,00% 3,96% variabel = fest t 0M 6M 3,00% 12M 3,00% Seite 27 Wie in Kap. 3.2.1. erwähnt, ist ein Zinsswap fair gepreist, wenn die Summe der Barwerte der Festsatzseite gleich der Summe der Barwerte der variablen Seite ist. Nun wird der Betrag nach 6 Monaten zur Hälfte getilgt (schraffierte Fläche). D.h. in einem Jahr wird jeweils nur die Hälfte der Zinsen gezahlt. Barwerte 2,00% 0,5*3,96% variabel = fest t 0M 6M 3,00% 12M 0,5*3,00% Dadurch halbieren sich auch die Barwerte der Zinszahlungen in einem Jahr. Die variable Seite ist über den 6-Monats-EURIBOR definiert, daher ändern sich die Zinssätze der variablen Seite nicht. Der fehlende Barwert aus 0,5*3,96% ist größer als aus 0,5*3,00%. Der Barwert der variablen Seite wäre nun geringer, als der Barwert der Festsatzseite. Um nun den Barwert der Festsatzseite ebenfalls zu verringern, müssen die einzelnen Zinszahlungen kleiner ausfallen, d.h. der Zinssatz der Festsatzseite muß geringer sein. Plausibilitätsüberlegung: Der Zinsswap mit Tilgung kann theoretisch in zwei Swaps ohne Tilgung aufgeteilt werden. Einen mit einer Laufzeit von einem Jahr und einen mit einer Laufzeit von 6 Monaten für den fehlenden Betrag. Der Einjahresswap hat einen Festsatz von 3,00%, der 6-Monatsswap logischerweise einen Festsatz von 2,00%. Als „Mischsatz“ ergibt sich somit in der Summe ein Festsatz unter 3,00%. Dies gilt bei normaler Zinsstrukturkurve. Bei inverser Zinsstrukturkurve ergibt sich genau das Gegenteil. Hier ist der Festsatz des Swaps mit Tilgung teurer. 3.3. „In-Arrears“-Swap Werden beim „Plain-Vanilla“-Zinsswap die Zinsen der variablen Seite zu Beginn jeder Periode festgestellt („In Advance“), so geschieht dies beim Seite 28 „In-Arrears“-Swap erst zwei Tage vor Ablauf der Zinsperiode. Ist die Zinsstrukturkurve nicht flach, hat das entscheidende Auswirkungen auf den Wert des Swaps. Bei einer normalen Zinsstrukturkurve erhöht sich so der Wert der variablen Seite, da diese durch die zeitliche Verzögerung mit höheren Forwardzinssätzen berechnet wird. Bei einer inversen Zinsstrukturkurve dagegen verringert sich der Wert, da die zur Berechnung der variablen Seite notwendigen Forwardzinsen geringer sind. Seite 29 3.3.1. Anwendungsbeispiel eines „In-Arrears“-Swaps Ein Kreditnehmer hat einen Festsatzkredit mit einer Restlaufzeit von 3 Jahren in seinen Büchern. Da er von unveränderten Zinsen ausgeht entschließt er sich zum Abschluß eines Zinsswaps. Beim „in-arrears“ Swap werden nun die Fixings ans Ende jeder Periode gelegt. Bei einer unterstellten normalen Zinsstrukturkurve erhöht sich der Barwert der variablen Seite, da die zugrunde gelegten Forwardzinssätze höher sind. Anders ausgedrückt, der Kreditnehmer müsste nun mehr Zinsen zahlen, wenn der 6-Monats-EURIBOR tatsächlich den ansteigenden Verlauf der Forwardkurve nachvollzieht, als er das bei Fixings zu Beginn jeder Periode müsste. Dieser rechnerische Nachteil ist im Barwert des Swaps berücksichtigt. Da er aber von gleichbleibenden Zinsen ausgeht, nimmt er diesen rein rechnerischen Nachteil in Kauf und lässt sich diesen Wert vergüten. Die Vergütung kann nun durch eine einmalige Auszahlung oder durch Verringerung des zu zahlenden Zinssatzes auf EURIBOR - x% erfolgen. Der ausbezahlte Barwert kann z.B. zum Kauf eines Caps zur Absicherung genutzt werden. 3.4. EONIA-Swap Der EONIA-Swap (European Overnight Average) ist ein Swap auf Tagesgeldbasis. Die variable Seite wird aus dem täglichen Fixing des EONIA errechnet. Die Laufzeit kann 2 Tage bis 1 Jahr betragen. Erst am Ende der Gesamtlaufzeit erfolgt eine Zahlung der Differenz zwischen dem Festsatz und den variablen Zinsen mit Zinseszinsen. Die variablen Zinsen setzen sich aus den während der Laufzeit ermittelten amtlichen Tagesgeldfixings zusammen, hierfür wird folgende Formel verwendet: rv mit: rv : te : tp : t p 1 ri * d 360 * 1 1 360 i i te n variabler Satz mit Zinseszinsen Startdatum des EONIA-Swaps Enddatum des EONIA-Swaps Seite 30 ri : di : n : Tagesgeldfixing am Tag i Anzahl der Tage, für die ri Gültigkeit hat (Freitags z.B. 3) Laufzeit des Swaps in Tagen Seite 31 3.4.1. Anwendungsbeispiele des EONIA-Swaps Beispiel 1: Geldaufnahme für einen Monat zu Tagesgeldkonditionen. Eine Firma hat Liquiditätsbedarf für einen Monat. Da sie schon kurzfristig sinkende Zinsen 3,51% erwartet, entscheidet Sie sich Firma Swap-Partner zur Aufnahme von Tagesgeld. (Bank) Tagesgeldsatz Bisher wäre hierfür täglich 3,51% Aufwand für Disposition und Buchung entstanden. Daher Monatsgeld nimmt sie Geld für einen Monat auf und schließt gleichzeitig einen EONIA-Swap ab. Am Ende der Laufzeit zahlt er letztendlich die Summe der Tagesgeldzinsen, dabei hatte er aber nur am Anfang und Ende einen Arbeitsaufwand. Sollte ihm wider erwarten vorzeitig Liquidität zur Verfügung stehen, kann er diese zu Tagesgeldkonditionen anlegen. Der Wiederanlageverlust ist also auf die Geld-/Briefspanne des Tagesgeldes begrenzt und beträgt nicht die Differenz zwischen Tagesgeldanlage und Monatsgeldaufnahme (bei Aufnahme von Monatasgeld). Beispiel 2: Ein Unternehmen legt täglich einen unterschiedlichen Betrag als Tagesgeld an. Dabei stellt sich heraus, daß ein gewisser Sockelbetrag nicht unterschritten wird. Für diesen Sockelbetrag schließt es zusätzlich zur täglichen Anlage einen EONIA-Swap ab und empfängt dabei einen festen Zinssatz. Für diesen Sockelbetrag ist es nun gegen Zinsänderungen für die Swap-Laufzeit immun, die Disposition der Liquidität erfolgt aber weiterhin täglich. Seite 32 4. Optionsgeschäfte 4.1. Caps und Floors 4.1.1. Caps Durch den Kauf eines Caps sichert sich der Käufer das Recht auf eine Ausgleichszahlung, wenn der Referenzzins (i.d.R. EURIBOR) eine vereinbarte Zinsobergrenze (Strike-Preis) überschreitet. Die Laufzeit eines Caps wird in mehrere Perioden aufgeteilt, sog. Caplets. Ein Caplet hat dabei die Länge der Laufzeit des Referenzzinssatzes. Ist der Referenzzins der 6-Monats-EURIBOR, so hat ein Caplet die Länge von 6 Monaten. Somit entspricht ein Cap einer Aneinanderreihung mehrerer Optionen, die ihren Ausübungstag jeweils zum Beginn eines Caplets haben. Zwei Arbeitstage vor dem Starttag jedes Caplets wird der Referenzzins mit dem vereinbarten Strike-Preis verglichen. Liegt der Referenzzins darüber, erhält der Käufer vom Verkäufer am Ende des Caplets eine Ausgleichszahlung. Die Ausgleichszahlung entspricht der Zinsdifferenz zwischen dem Strike-Preis und dem festgestellten Fixing des Referenzzinssatzes (hier: EURIBOR) auf einen vereinbarten Nominalbetrag: Ausgleichs zahlung ( EURIBOR Zinsobergr enze) * Tage der Zinsperiod e * Nominalbetrag 360 Der Käufer sichert sich somit gegen steigende Zinsen ab. In Verbindung mit einer variablen Finanzierung (z.B. 6-Monats-EURIBOR) hat der Kauf eines Caps folgende Wirkung: % Feste Finanzierung zum Strike-Preis LIBOR Strike-Preis Variable Finanzierung zu LIBOR Laufzeit Wird der EURIBOR zu Beginn eines Caplets über dem Strike-Preis fixiert, ist der Zinssatz für diese Periode im Ergebnis nach Ausgleichszahlung der Strike-Preis, liegt der EURIBOR darunter, wird die Periode mit dem EURIBOR verzinst. Seite 33 Für dieses Recht zahlt der Käufer dem Verkäufer eine Optionsprämie. Seite 34 Die maximalen Kreditkosten betragen somit: Zinsobergrenze + Kreditmarge + Cap-Prämie Der Optionspreis wird entweder zwei Arbeitstage nach dem Kauf fällig, also vor oder mit Beginn der Laufzeit) oder periodisch über die Laufzeit verteilt. Eine Verteilung entspricht einem annuitätisch getilgten Kredit in Höhe der Optionsprämie über die Laufzeit des Caps. Start des Caps ist zwei Arbeitstage nach Abschluß (spot-start) oder danach. Bei einem späteren Starttermin spricht man von einem ForwardCap. Beim spot-start wird üblicherweise das erste Caplet nicht berücksichtigt, da hierfür das EURIBOR-Fixing am Handelstag des Caps stattfindet und somit eine evtl. zu leistende Ausgleichszahlung bereits beim Abschluß bekannt wäre. Beispiel: Ein Kreditnehmer nimmt einen 10 Mio. EUR Kredit zu 6-Monats-EURIBOR zuzügl. 0,75% p.a. auf. Die Laufzeit beträgt 5 Jahre. Da er sich gegen steigende Zinsen absichern möchte, kauft er einen Cap mit folgenden Bedingungen: Referenzzins: 6-Monats-EURIBOR Laufzeit: 5 Jahre Strike-Preis: 5,50% Nominalbetrag: 10 Mio. EUR Preis: 1,74% (= 174.000,-- EUR) oder 0,348% p.a. (ohne Zinseszinsen!) Sein maximale Zinsbelastung beträgt demnach: Zinsobergrenze + Kreditmarge + Cap-Prämie Summe Der vergleichbare Marge). Festzinssatz 5,00% 0,75% 0,35% 6,10% für 5 p.a. p.a. p.a. p.a. Jahre liegt bei 4,0753% (incl. Seite 35 Da der EURIBOR Finanzierungskosten von aktuell 3,6600% beträgt, hat er derzeit 6-Monats-EURIBOR3,6600% p.a. + Kreditmarge 0,75% p.a. + Cap-Prämie 0,35% p.a. Summe 4,76% p.a. Er partizipiert dadurch an den niedrigen variablen Zinsen, mit der Chance, dass diese weiter sinken oder nur gering steigen. Durch den Kauf eines Caps hat er sich gegen einen größeren Zinsanstieg abgesichert. Wie bereits erwähnt, ist der Cap eine Aneinanderreihung mehrerer Optionen mit unterschiedlichen Ausübungstagen. Demnach müssen zur Bewertung eines Caps die einzelnen Optionen betrachtet werden. Es ist nun möglich, jede Einzeloption mit einem anderen Nominalbetrag auszustatten, das ist z.B. bei einer Tilgung notwendig. Weiter ist es möglich, für jede Option einen anderen Strike-Preis zu vereinbaren, dadurch kann mein einen Cap kreieren, bei dem die Strike-Preise mit zunehmender Laufzeit steigen oder sinken. Eine Veränderung des Nominalbetrages oder des Strike-Preises hat Auswirkungen auf den Preis der einzelnen Optionen und somit in der Summe auf den Preis des Caps. Die Einflußfaktoren werden in Kap. 4.3. noch ausführlicher behandelt. 4.1.2. Floors Analog zum Kauf eines Caps sichert sich der Käufer eines Floors eine Zinsuntergrenze. Beim Floor erhält der Käufer die Ausgleichszahlung, wenn der Referenzzins die vereinbarte Grenze unterschreitet. Der Kauf eines Floors garantiert einem Anleger die Mindestverzinsung einer variablen Geldanlage (z.B. EURIBOR). Seite 36 % Variable Anlage zu LIBOR LIBOR Strike-Preis Feste Anlage zum Strike-Preis Laufzeit Bei Unterschreitung des Strike-Preises wird eine Ausgleichszahlung in Höhe von Ausgleichs zahlung (Zinsuntergrenze EURIBOR ) * Tage der Zinsperiod e * Nominalbetrag 360 fällig. Seite 37 4.1.3. Collars Ein Collar ist die Verbindung eines Caps und eines Floors. Dabei kauft der Käufer des Collar einen Cap und verkauft einen Floor mit gleicher Laufzeit, gleichem Referenzzins und gleichem Nominalbetrag. Ein Kreditnehmer als Käufer des Collars sichert sich durch den Cap eine Zinsobergrenze für seinen variablen Kredit. Der Verkauf des Floor reduziert seinen Prämienaufwand, von sinkenden Zinsen profitiert er aber nur noch bis zum Strike-Preis des Floors. Als Verkäufer eines Collars sichert sich ein Anleger durch den Floor eine Mindestverzinsung seiner variablen Anlage. Der Verkauf des Cap reduziert die Kosten für den Floor, an einem Zinsanstieg nimmt er nur noch bis zum Strike-Preis des Caps teil. % LIBOR maximaler Zinssatz Mindestzinssatz Cap-Strike Floor-Strike Laufzeit Bei entsprechender Wahl der Zinsgrenzen ergibt sich für Cap und Floor der gleiche Preis. Der Collar ist somit kostenlos, man spricht dabei von einem Zero-Cost-Collar. 4.2. Swaptions Eine Swaption ist eine Option auf einen Forward-Swap. Dabei werden bei Vertragsabschluß alle Bestandteile des Swaps definiert. Am Ausübungstag der Swaption hat der Käufer das Recht, mit dem Verkäufer der Swaption in die vordefinierte Swapvereinbarung einzutreten. Obwohl jede Swapvereinbarung denkbar ist, sind im Markt nur Swaps üblich, bei denen feste und variable Zinsen getauscht werden. Zahlt der Käufer nach Ausübung der Option den festen Zinssatz des Swaps, spricht man von einer Payer-Swaption, empfängt er den Festsatz, heißt die Option ReceiverSwaption. Seite 38 Weiter wird unterschieden zwischen „Swap-Settelment“ und „CashSettelment“. Beim Swap-Settelment gehen Käufer und Verkäufer bei Ausübung der Option tatsächlich in die Swapvereinbarung über, während der Käufer beim Cash-Settelment vom Verkäufer den (Bar-) Wert des Swaps erhält. Der Ausübungstag der Swaption ist i.d.R. zwei Arbeitstage vor Beginn der Swaplaufzeit. Beispiel: Ein Bauunternehmer muß ein Angebot für den Bau einer Brücke abgeben. Auftragswert 100 Mio. EUR. Zahlung 50% bei Baubeginn, 50% bei Übergabe. Baubeginn in 6 Monaten, Bauzeit: 5 Jahre. Ohne zu wissen, ob er den Zuschlag erhält, möchte der Unternehmer den Kreditzins sichern, um eine verläßliche Kalkulation machen zu können. Eine echte Kreditaufnahme kommt nicht in Frage, da er für 6 Monate Bereitstellungsprovision bezahlen müßte. Er entschließt sich zum Kauf einer Swaption (Option auf einen Zinsswap). Dadurch hat er das Recht in 6 Monaten ohne weitere Kosten in ein Swapverhältnis einzutreten, bei dem er den Festsatz von 4,25% bezahlt. Für diese Option bezahlt er eine einmalige Prämie von 1,60% des Nominalbetrags. Szenario 1: Der Unternehmer erhält den Zuschlag nicht a) Der 5-Jahresswapsatz ist unter 4,25%. Die Option verfällt wertlos. Es entstanden Kosten in Höhe der Optionsprämie. b) Der 5-Jahresswapsatz liegt über 4,25%. Die Option wird ausgeübt, der Swap hat einen positiven Marktwert und wird verkauft. Ergebnis: Swaperlös abzüglich Optionprämie. Szenario 2: Der Unternehmer erhält den Zuschlag a) Der 5-Jahresswapsatz ist unter 4,25%. Die Option verfällt wertlos. Es entstanden Kosten in Höhe der Optionsprämie. Dafür kann er sich im Markt zu einem Satz unter den kalkulierten 4,25% finanzieren. b) Der 5-Jahresswapsatz liegt über 4,25%. Die Option wird ausgeübt, der Swap beginnt zu laufen. Parallel hierzu nimmt er einen variablen Kredit auf. Seite 39 4,25% Unternehmer Swap-Partner (Bank) 6-Monats-EURIBOR 6-Monats-EURIBOR var. Kredit Seite 40 4.3. Einflußfaktoren auf Optionspreise Der Preis jeder Option setzt sich zusammen aus innerem Wert und Zeitwert. Der innere Wert ist die Differenz zwischen dem Ausübungspreis der Option (Strike-Preis) und dem aktuellen Preis des Basiswertes. Ist die Differenz negativ, ist der innere Wert 0. Da Caps und Floors aus mehreren Optionen bestehen, ist der Basiswert jeder Option der jeweilige Forwardzinssatz des Referenzzinses. Die CapOption hat einen positiven inneren Wert, wenn der Forwardzinssatz über dem Strike-Preis liegt. Die Floor-Option hat einen positiven inneren Wert, wenn der Forwardzinssatz unter dem Strike-Preis liegt. Die Swaption hat einen positiven inneren Wert, wenn der Barwert des Swaps positiv ist. Vereinfacht ausgedrückt ist der innere Wert positiv, wenn die Option bei Eintreffen der durch die Forwardkurve unterstellten Zinssätze zur Ausübung kommen würde. Ist der innere Wert positiv, ist die Option „in-the-money“. Ist der innere Wert 0, ist die Option „out-of-the-money“. Am Übegang von „out-„ zu „in-the-money“ ist die Option „at-the-money“. Ist eine Option am Ausübungstag „at-the-money“ bringt eine Ausübung weder Vor- noch Nachteile, da Referenzzins und Strike-Preis identisch sind. Der Zeitwert einer Option nimmt mit abnehmender Restlaufzeit ab (Vgl. Abb. 8). Der Zeitwert wird in erster Linie durch die Volatilität des Zeitwert einer „at-the-money“ Option Basiswertes bestimmt. Die Volatilität mißt die Schwankungsbreite des Basiswertes bis zum Ende der Laufzeit (auf die Volatilität wird in Kap. 4.3.3. näher eingegangen). Restlaufzeit 0 Abb. 8: Zeitwert einer Option mit abnehmender Restlaufzeit Der Zeitwert einer Option ist „atthe- money“ am größten. Der Preis einer Basiswerts (bei Restlaufzeit, von Strike-Preis und Option ist in erster Linie abhängig von der Höhe des Zinsoptionen also vom Verlauf der Forwardkurve), von der der Volatilität des Basiswertes (des Referenzzinses), vom nicht zuletzt vom zugrunde liegenden Nominalbetrag. Seite 41 Veränderung von... Referenzzins Volatilität Strike-Preis Nominalbetrag Restlaufzeit Cap Verändert den Preis des/der ... Floor Payer-Swaption Receiver-Swaption Tab. 3: Einflußfaktoren auf Optionspreise Bei Caps und Floors muß jede Option pro Periode einzeln betrachtet werden. Der Strike-Preis einer Swaption ist der Festsatz des Swaps, während der Referenzzins den Forwardzins der variablen Seite des Swaps beschreibt. 4.3.1. Feststellung Scholes“ 8 eines Optionspreises nach „Black- Aus dem binomialen Optionspreismodell nach „Cox-Ross-Rubinstein“ ist das Optionspreismodell von Fisher Black und Myron Scholes hervorgegangen und stellt die wohl bekannteste und am häufigsten Angewandte Theorie zur Herleitung eines Optionspreises dar. Unter Berücksichtigung der fünf wichtigsten Einflussfaktoren des Preises einer europäischen Option - Basiswert, Strike-Preis, Restlaufzeit, Zinssatz und Volatilität - lässt sich mit Hilfe dieser Formel ein theoretischer Wert exakt ermitteln. Black und Scholes versuchen abzuschätzen, welcher Preis des Basiswertes bei Optionsverfall der wahrscheinlichste ist, um einen Anhaltspunkt für den Wert der Option zu gewinnen. Dabei wird jeder mögliche Preis mit einem Gewicht bedacht, das proportional der aus seiner Wahrscheinlichkeitsverteilung hervorgehenden Wahrscheinlichkeit ist. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung des Basiswertes ordnet unterschiedlichen Preisen verschieden große Eintrittswahrscheinlichkeiten zu. 4.3.1.1. Delta 8 Vgl.: Uszczapowski, Igor: Optionen und Futures verstehen; Deutscher Taschenbuch Verlag 1999; S. 124ff. Seite 42 Durch Ableitung der Black-Scholes-Formel nach dem Preis des Basiswerts erhält man das Delta. Der Wert des Deltas gibt an, um wie viel Prozent sich der Optionspreis verändert, wenn sich der Preis des Basiswertes um eine Einheit ändert vorausgesetzt, daß sich 1 keiner der anderen Faktoren, die das BlackBei abnehmender Scholes-Modell 0,5 berücksichtigt, ändert. In Restlaufzeit Bereichen „out-of-themoney“ strebt das Delta 0 gegen 0, während es „at-the-money“ „in-the-money“ gegen 1 Abb. 9: Delta einer Option strebt. „at-the-money“ ist das Delta exakt 0,5. Mit abnehmender Restlaufzeit strebt das Delta immer stärker gegen 0 bzw. 1, bis es am Verfalltag der Option ausschließlich diese Werte annimmt. Bei Optionen, die an Wert gewinnen, wenn der Basiswert fällt (Puts, Floors), nimmt das Delta Werte zwischen 0 und -1 an. Mit Hilfe des Delta errechnet sich das Hedge-Ratio, das aussagt, wieviele Optionen benötigt werden, um eine Position des Basiswertes gegen Kursänderungen abzusichern. Das Hedge-Ratio ist der Kehrwert des Deltas. Hat eine Option ein Delta von -0,5, benötigt man exakt 2 Optionen um den Basiswert gegen Kursverluste abzusichern. Sinkt der Kurs des Basiswerts um 1 steigt eine Option um 0,5. Mit zwei Optionen hat man also den Kursverlust exakt ausgeglichen. 4.3.1.2. Gamma Da sich der Wert des Deltas an jedem Punkt der Kurve ändert, ist es notwendig, zur Absicherung des Basiswertes die Anzahl der Optionen sukzessive dem sich verändernden Delta anzupassen. Das Gamma Bei abnehmender misst dabei die Steigung des Restlaufzeit Deltas und damit die Veränderung des Deltas, wenn sich der Basiswert ändert. Ein at-the-money Seite 43 Abb. 10: Gamma einer Option Gamma von 0,1 heißt demnach, dass das Delta um 0,1 steigt, wenn der Basiswert um 1 steigt. „At-the-money“ ist das Gamma am größten. Mit abnehmender Restlaufzeit wird das Gamma „at-the-money“ größer. Seite 44 4.3.1.3. Theta Das Theta bezeichnet die Verringerung des Optionspreis, wenn sich die Restlaufzeit um einen Tag verkürzt. Wie aus Abb. 8 des Zeitwerts zu ersehen ist, nimmt das Theta mit zunehmender Restlaufzeit zu. Ein Theta von 0,3 heißt, dass der Optionspreis in einem Tag 0,3 geringer ist, ceteris paribus. 4.3.1.4. Vega Vega bezeichnet die Veränderung des Optionspreises, bei Veränderung der Volatilität. Die Volatilität bezeichnet die Standardabweichung des Basiswerts. Die Volatilität wird in Prozent gemessen. Ein Vega von 0,2 bei einer Volatilität von 14% sagt also aus, dass der Optionspreis um 0,2 steigt, wenn die Volatilität von 14% auf 15% steigt. Optionen reagieren im allgemeinen sehr stark auf Volatilitätsveränderungen. Daher kommt der richtigen Schätzung der Standardabweichung bei der Preisfindung entscheidende Bedeutung zu. Die Auswirkung ist am stärksten, wenn die Option „at-the-money“ ist bzw. Bei langer Restlaufzeit. 4.3.1.5. Rho Das Rho sagt aus, um wie viel Prozent sich der Optionspreis verändert, wenn sich der risikolose Zinssatz für die Optionslaufzeit verändert. Allgemein ist Rho eine weniger bedeutsame Größe im Optionspreismodell. Zinsänderungen müssen schon gravierend ausfallen, um über das Rho großen Einfluss auf den Optionspreis zu haben. Bei Zinsoptionen ist allerdings der Basiswert ein Zinssatz. Somit haben Zinsänderungen über alle anderen Maßgrößen Einfluss auf den Optionspreis, insbesondere wenn der Zinssatz um den Strike-Preis der Option schwankt („at-the-money“). 4.3.2. Volatilität Die meisten Variablen, die den Optionspreis beeinflussen, sind relativ leicht zu ermitteln, bzw. die Fehler bei einer Schätzung führen nicht zu besonders gravierenden Veränderungen den Preises. Die einzig problematische Einflussgröße ist letztlich die Volatilität. Um eine Option richtig zu bewerten, müsste die Volatilität des Basiswertes während der Seite 45 Optionsperiode bekannt sein. Da dies unmöglich ist, bildet die erwartete Volatilität für den Zeitraum den eigentlichen Preis der Option9. 9 Heidorn, Thomas: Vom Zins zur Option; Gabler Verlag; Wiesbaden 1994; S. 122 Seite 46 4.3.2.1. Historische Volatilität Die historische Volatilität bezeichnet die Standardabweichung des Basiswertes. Sie kann aus historischen Daten mit Hilfe der Stochastik errechnet werden und misst die durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert. Mit Hilfe der historische Volatilität lässt sich also eine exakte Aussage über die durchschnittliche Schwankungsbreite des Basiswertes in der Vergangenheit treffen. Obwohl ihre Größe genau zu bestimmen ist, kann sie im Optionspreismodell nicht sinnvoll eingesetzt werden, da hierfür die erwartete Volatilität für die Restlaufzeit gesucht wird. 4.3.2.2. Implizite Volatilität So vorteilhaft Optionspreismodelle sein mögen, sie stellen immer den theoretischen Wert einer Option dar. Der einfachste Weg, den Wert einer Option zu erfahren, ist immer noch, die Option im Markt anzubieten oder nachzufragen. Denn ein Prinzip gilt immer: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Hat man erst einmal den Preis, kann man durch Umformung der Black/Scholes-Formel die Volatilität errechnen. Das Ergebnis ist die implizite Volatilität, sie bezeichnet die Volatilität, mit der die Option im Markt gehandelt wird. Sucht man nun einen Preis für eine Option, die im Markt nicht oder nur wenig gehandelt wird, ist die implizite Volatilität auf diese Art nicht oder nur ungenügend zu ermitteln. Daher ist es ratsam, die implizite Volatilität von Optionen mit ähnlicher Ausstattung aber höherer Liquidität zu ermitteln und durch Interpolation der erhaltenen Volatilitäten die Volatilität der gesuchten Option für die Preisfindung zu errechnen. 4.4. Optionsarten In Verbindung mit Optionen hört man oft europäischer und amerikanischer Typ. Dahinter verbergen sich Aussagen über die unterschiedliche Ausübungsmöglichkeit von Optionen. Europäische Optionen können vom Käufer nur am Verfalltag ausgeübt werden, während amerikanische Optionen täglich bis zum Verfalltag ausgeübt werden können. Europäisch und amerikanische heißt nun aber nicht, dass alle Optionen, die in Europa gehandelt werden Optionen europäischen Typs sind und alle in den U.S.A. gehandelten amerikanisch! Einen weiteren Optionstyp stellen die BermudaSeite 47 Optionen dar. Die Ausübung von Bermuda-Optionen kann an mehreren Zeitpunkten bis zum Verfalltag erfolgen (z.B. jeden 1. im Monat, jeden Mittwoch, usw.) Die Namensfindung kam wohl daher, daß dieser Optionstyp in der Mitte zwischen amerikanischen und europäischen Optionen liegt - und was liegt zwischen Europa und Amerika? 4.5. Mit Hilfe der digitalen Option zu Optionen der 2. Generation Beim Standard Cap richtet sich die 2,00 % Auszahlung dynamisch nach der Differenz zwischen StrikePreis und Referenzzins. 1,50 % breakeven 1,00 % 0,50 % 0,00 % 3,00% 4,00% 5,00% 6,00% 7,00% 8,00% Bei der Digitalen Option beträgt der Auszahlungsbetrag entweder 0 oder 1 (oder ein Vielfaches davon). -0,50 % Während der Auszahlungsbetrag beim Abb. 11: P&L Profil einer Standard-Call Option Standard-Call erst am break-even die eingesetzte Prämie übersteigt, ist der Auszahlungsbetrag der digitalen Option immer größer als die eingesetzte Prämie. -1,00 % Gerade wegen Ihrer unstetigen pay-off Funktion ist die digitale Option, insbesondere im Bereich „at-the-money“ extrem schwer zu hedgen10. 10 Scharpf, Paul; Luz, Günther: Risikomanagement, Bilanzierung und Aufsicht von Finanzderivate; Schäffer-Poeschel Verlag; Stuttgart 1996; S. 285 Seite 48 Digitale Optionen werden nur sehr selten alleine gehandelt. Meist treten sie in Kombination mit Long- und Short-Positionen von Standardoptionen oder Optionskombinationen auf. 2,00 % Oftmals wird die digitale Option dabei verkauft 1,50 % (Stillhalterposition) um 1,00 % den Prämienaufwand der gekauften Option(en) zu 0,50 % verringern. Dadurch wird 0,00 % 3,00% 4,00% 5,00% 6,00% 7,00% 8,00% ein Teil der Sicherung -0,50 % wieder aufgegeben. -1,00 % Die meisten exotischen Abb. 12: P&L Profil einer digitalen Call Option Optionen haben ihren Ursprung im Handel mit Devisen- oder Aktienoptionen. Manche von ihnen sind daher im Zinsderivatebereich nicht sehr verbreitet. Seite 49