Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten zur Keimzahlreduktion in der Praxis Michael Saefkow aquagroup Regensburg NADES der Firma aquagroup AG in Regensburg ist eine durch Elektrochemische Aktivierung (ECA) erstellte Hypochlorit-Lösung mit besonderen Eigenschaften. Die zugrunde liegende Technik der Elektrodiaphragmalyse besteht seit 1896 und hat damit das gleiche Geburtsjahr wie das Automobil. Wie es bis heute verschiedene Varianten und Spezialitäten im Automobilbau gibt, gibt es auch entsprechende Entwicklungen und Hightech-Varianten im Bereich der ECA. Die Herstellung von Chlor-Varianten aus einer Kochsalzlösung ist weitverbreitet und findet seine Anwendung in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Die besonderen Eigenschaften von NADES im Vergleich zu anderen ECA-Produkten, aber auch zu einer Hypochloritlösung gleichen Chlorgehaltes, lassen sich in drei wesentlichen Eigenschaften zusammenfassen: NADES als aktivierte Lösung erreicht die für Desinfektionsmittel geforderte Keimreduktion von 4 log für Pilze und 5 log für Bakterien mit wesentlich geringeren Chlormengen (~ 10%). NADES braucht für die desinfizierende Wirkung wesentlich geringere Kontaktzeiten (~ 30 sec). NADES ist für Menschen und Materialien wesentlich verträglicher. Beim Einsatz von chlorhaltigen Mitteln ist grundsätzlich die Gefahr der Bildung von Chloroform gegeben. Die höchstzulässige Menge nach der Höchstmengenverordnung liegt bei 1 mg/kg. Untersuchungen mit einer 10-fach zu hoch dosierten NADES-Lösung „behandelter“ Lebensmittel haben in allen Fällen ergeben, dass der Chloroformgehalt unter der Nachweisgrenze von 1µg/kg lag! Diese drei Eigenschaften machen NADES zum idealen Mittel zur Inprozessdekontamination. Was ist Inprozesskontamination? Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln werden mikrobielle Kontaminationen auf nicht-kontaminierte Lebensmittel übertragen. Einige Beispiele: auf Förderbänder werden Fische mit ihrer Haut die mit einem stark mit Mikroorganismen durchsetzten Schleim beschichtet ist gelegt und einer Filetiermaschine zugeführt. Die Maschine trennt die „sterilen“ Filets von Haut und Gräten, legt diese aber wieder auf das durch den keimhaltigen Schleim verschmutzte Förderband ab. In und an Schlachtgeräten in der Geflügelschlachtung bleiben Därme hängen, deren Inhalt ausgequetscht und auf nachfolgende Hühnerkarkassen verteilt wird. So sind viele Maschinen und Geräte in der Lebensmittelverarbeitung nicht nach hygienischen Gesichtspunkten gebaut, sondern nur nach ihrer technischen Leistungsfähigkeit. Aber auch der Mensch ist ein großer Faktor als Mittel der Inprozesskontamination. So muss z.B. gemäß europäischer Verordnungen (Gesetz in Deutschland) für Messer ein 82°C heißes Wasserbad zur Verfügung stehen, im dem gebrauchte Messer zwischen zwei Tieren desinfiziert wird, um eine Keimübertragung von Tier zu Tier zu verhüten. Diese Heißwasserbecken sind aber in der Regel kälter eingestellt, da beim Eintauchen eines das Blut, Fett und Eiweiß des beschmutzten Messers koaguliert und als fester Film auf dem Messer verbleibt. Das Messer wird stumpf und ist für den schnellen Schlachtprozess untauglich. Abgesehen davon fasst der Schlachter mit seiner Kettenhand geschützten Linken jedes Schwein an. Diese Kettenhand ist nach kurzer Zeit stark kontaminiert und stellt ein größeres Risiko der Inprozesskontamination dar, als ein wiederverwendetes Messer. Mit dem Einsatz von NADES während der laufenden Produktion kann der maschinelle Übertragungsweg und die Kontamination durch die menschliche Hand reduziert oder eliminiert werden. Bei Feinkostherstellern und bei Fischveredlern wird vom Personal mit Handduschen eine Inprozess- dekontamination von Tischen, Geräten, Behältern, Messern und Händen durchgeführt. So sind für jede Lebensmittel-Portion die gleichen optimalen hygienischen Bedingungen gegeben. Die Zahl der Rückläufer wurde deutlich reduziert. Für die Fischverarbeitung wurde erfolgreich eine Inprozessdekontamination der Förderbänder und Geräte eingebaut. So konnte der Kontaminationsgrad mit Salmonellen deutlich reduziert werden und bessere Ergebnisse bei den üblichen vorweihnachtlichen Testberichten erzielt werden. Schlachtgeräte, Darmschalen und Nasspeitschen in der Schweineschlachtung werden kontinuierlich mit NADES besprüht, sodass diese Flächen über den ganzen Arbeitstag hinweg „Ohne Befund“ bleiben. In der Getränkeindustrie werden Flaschen-Füller mit NADES bedüst, sodass die stündliche Schwallung (ca. 10 min) wegfallen kann. Der hygienische Status kann durch diese Maßnahme bis zu einer Woche aufrechterhalten bleiben. Der Getränkeabfüller gewinnt so bis zu 3 Stunden Abfüllzeit pro Tag (15 Std/Woche). Die besonderen Eigenschaften von NADES können überall dort zu einer Verbesserung der Produktionshygiene führen, wo mit Wasser besprüht werden kann und die Gefahr der Keimübertragung gegeben ist. Geringe Aufwandmengen an Chlor, kurze Einwirkzeiten und praktisch nicht vorhandene Schädigung von Mensch, Material und Lebensmittelprodukt sind die Basis dieses Erfolges.