Land Grabbing: Die neue Form des Kolonialismus

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Katharina Pechmann
0968001
A 190 333 456
Dr. Christian Sitte
PS Lehrplan und Schulbuch
SS 2013
Maturafragen
1) Ungleiche Einkommensverteilung und Naturkatastrophen
a) Ermittle anhand der dir vorliegenden Karte jeweils die Länder bzw. Erdteile, in denen
der Anteil der Bevölkerung, der unter 2$ pro Tag auskommen muss sehr hoch bzw.
sehr niedrig ist.
b) Beschreibe anhand der dir vorliegenden Karte jeweils die Länder bzw. Erdteile, die
einen sehr hohen bzw. sehr niedrigen CO2-Austoß aufweisen.
c) Vergleiche die beiden Karten und erläutere sie im Zusammenhang.
d) Erkläre ein Beispiel für eine Naturkatastrophe in einem Entwicklungsland, die mit der
Erderwärmung zusammen hängt. (z.B. Sturmfluten Bangladesch, Buch RGW 5, S.
119)
e) Bewerte das Bild aus dem Nachrichtenmagazin „Profil“ und erörtere mit deinen zuvor
gewonnenen Erkenntnissen inwiefern Industrieländer deiner Meinung nach an
Umweltkatastrophen mitverantwortlich sind.
f) ev. Zusatzfrage: Bewerte die verwendete Kartenprojektion. Erörtere Vorteile und
Nachteile zur Mercatorprojektion.
2) Begrenzte Ressourcen und Landgrabbing
a) Ermittle mithilfe des Diagramm die ungefähre Weltbevölkerung in den Jahren: 1804,
1974, 1989 und 2012. (Buch RGW 5: S.82 Abb 82.2)
b) Analysiere anhand dieser Daten das Wachstum der Weltbevölkerung.
c) Erläutere an anhand von dir gewählten Beispielen Probleme, die durch das hohe
Bevölkerungswachstum entstehen.
d) Begründe warum „Landgrabbing“ diese Probleme noch verstärkt. Du kannst dazu den
Artikel aus der Presse „Land Grabbing – die neue Form des Kolonialismus“
verwenden.
e) Bewerte das nachstehende Comic und erörtere was es über die Rolle der
Industriestaaten am „Landgrabbing“ aussagt:
Quelle:
http://www.stephaniemcmillan.org/codegreen/comics/
2012-05-07-one-little-letter.jpg
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Lehrplanbezug
Angesprochene Kompetenzen:
Methodenkompetenz
-geographisch – wirtschaftskundliche Informationen mit Hilfe bewährter und auch mit dem Einsatz
computergestützter Verfahren gewinnen, analysieren und zielgruppenorientiert darstellen können
-Nutzung und Auswertung topographischer und thematischer Karten sowie von Weltraumbildern
Synthesekompetenz
-Einsicht in das Wirkungsgefüge und die Dynamik des Raumes, der Gesellschaft und der Wirtschaft
sowie in die zugrunde liegenden Machtstrukturen vermitteln
-die räumlichen Gegebenheiten und deren Nutzung sowie die Regelhaftigkeiten menschlichen
Verhaltens
in Raum, Gesellschaft und Wirtschaft aufzeigen
-Landschaften als Lebensräume ökonomisch und ökologisch einschätzen; Interessensgegensätze bei
der
Nutzung von Räumen erkennen und somit auch die Notwendigkeit von Raumordnungsmaßnahmen
begründen
Gesellschaftskompetenz
-die Fähigkeit erweitern, die von den Massenmedien verbreiteten politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Informationen über Österreich, Europa und die Welt kritisch zu beurteilen
Wirtschaftskompetenz
Verständnis grundlegender Zusammenhänge in betriebs-, volks- und weltwirtschaftlichen Bereichen
sowie Kenntnis gesamtwirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten, Strukturen und Probleme
Ziele
-die Dynamik der Weltbevölkerung unter Bezugnahme auf das Modell des demographischen
Überganges analysieren und ihre heutige und die mögliche zukünftige Verteilung darstellen.
-wirtschaftliche Ungleichheiten auf der Erde anhand der Verfügbarkeit an Produktionsfaktoren
(Boden, Arbeit, Kapital, Humanressourcen) sowie als Folge politischen Handelns erklären können
Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen
-regionale Konflikte über die Verfügbarkeit von knappen Ressourcen (Boden, Wasser, Bodenschätze
usw.) und dahinter stehende politische Interessen erklären können
-Erfassen, wie sich Naturereignisse aufgrund des sozialen und ökonomischen Gefüges unterschiedlich
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auswirken
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-die Prozesse der Globalisierung und ihre unterschiedlichen Interpretationen erkennen und bewerten
-den globalen Klimawandel in seinen möglichen Auswirkungen auf Lebenssituationen und Wirtschaft
charakterisieren können
-lokale Betroffenheit durch globale Probleme erkennen und Verantwortungsbewusstsein für die
gesamte Erde entwickeln
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Land Grabbing: Die neue Form des
Kolonialismus
18.08.2012 | 17:58 | (Die Presse)
Staatsfonds und Investoren sichern sich in Afrika und Asienriesige Agrarflächen. Die
einheimische Bevölkerung hungert.
Afrika steht wieder einmal vor einer großen Hungerkatastrophe. In der Sahelzone sind 18,7
Millionen Menschen davon betroffen. Erst vor wenigen Tagen schlug Caritas-Expertin Sarah
Ebner Alarm. Allein in Niger seien sechs Millionen betroffen, erklärte sie gegenüber
Kathpress und berichtet von unterernährten Kindern. „Je länger Kinder unterernährt sind,
desto weniger schreien sie“, sagte Ebner.
Als Ursachen für die Misere werden die Dürre in den USA und die Verwendung von
Nahrungsmitteln für Biosprit genannt. Die Preise für Mais und Getreide haben sich seit Juni
um knapp 50 Prozent erhöht. Experten befürchten mittlerweile, dass die neue Hungersnot in
Afrika noch schrecklicher ausfallen könnte als jene verheerende im Jahr 2008. Für die
Agrarexperten der Welternährungsorganisation FAO kommt diese Krise nicht überraschend.
Vielmehr erwartet man dort, dass sich derartige Krisen in Zukunft häufen werden.
Der Grund: Die Produktion in der Landwirtschaft kann längst nicht mehr mit dem Verbrauch
Schritt halten. 2050 werden um zwei Milliarden Menschen mehr auf der Welt sein als heute.
Die landwirtschaftliche Produktion wächst jedes Jahr – sofern nicht Missernten wie heuer
eintreten – nur um 1,6 Prozent. Viel zu wenig, konstatiert auch die FAO. Um künftig mehr als
neun Milliarden Menschen auf diesem Globus zu ernähren, müsse die Nahrungsproduktion
um 70 Prozent erhöht werden. Klar ist: Ackerland wird immer mehr zu einem kostbaren Gut.
Und vielerorts ist dieses kostbare Gut bereits in Händen von Investoren.
China kauft eine Million Hektar. 83 Millionen Hektar Agrarland fielen seit dem Jahr 2000
weltweit in die Hände von Investoren. Oft sind es Staatsfonds, die auf diese Weise die
Ernährung ihrer Bevölkerung gewährleisten wollen. Zwei Jahre vor seinem Sturz und Tod
ließ der libysche Präsident Muammar al-Gaddafi 250.000 Hektar Land im Sudan aufkaufen.
Chinesische Investoren sicherten sich eine Million Hektar landwirtschaftliche Fläche auf den
Philippinen. Und auch Saudiarabien sucht nach fruchtbaren Oasen außerhalb des
Staatsgebiets, um die wachsende Bevölkerung auch künftig ernähren zu können. Das
Scheichtum kaufte eine halbe Million Hektar im afrikanischen Tansania. Die Vereinigten
Arabischen Emirate hingegen sicherten sich Land in Pakistan. Experten sprechen von rund
300.000 Hektar.
Die Art und Weise, wie diese Aufkäufe vonstatten gehen, ist heftig umstritten.
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sprechen in diesem Zusammenhang oft von Land
Grabbing – Landraub auf gut Deutsch. Der englische Begriff steht längst als Synonym für
einen neuen Kolonialismus.
Katharina Pechmann
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Dr. Christian Sitte
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Denn vielerorts trennen sich Kleinbauern nicht freiwillig von ihrem Grund und Boden. In
Indien berichten Bauern, dass sie von der Polizei aus ihren Höfen vertrieben wurden und für
ihr Land nur einen Bruchteil des regulären Wertes erhalten hätten. In vielen
Entwicklungsländern kennen Bauern weder Grundbuch noch Kaufvertrag. Sie bewirtschaften
ihr Land seit Generationen und werden plötzlich aufgefordert, Besitzurkunden vorzuweisen,
die sie natürlich nicht haben. So erging es auch 160.000 Menschen in Tansania, die laut
Berichten von Menschenrechtsorganisationen von ihrem Land vertrieben worden sind.
Im Frühjahr dieses Jahres erarbeitete die FAO einen Leitfaden für den Erwerb von Agrarland.
96 Staaten unterstützen diesen, der unter anderem den Aufbau von Grundregistern vorsieht,
für mehr Transparenz bei Transaktionen sorgen soll und Standards für Umweltschutz und
Ernährungssicherheit in den jeweiligen Ländern vorsieht. Viele NGOs und
Regierungsvertreter sprachen in diesem Zusammenhang von einem Meilenstein. Ob diese
Vereinbarung mehr wert ist als das Papier, auf dem sie geschrieben ist, wird die Zukunft
weisen. Denn völkerrechtlich bindend sind die Richtlinien vorerst nicht.
Die Auswüchse des Land Grabbing sind aber nach wie vor unübersehbar. Etwa in Äthiopien.
Dort bewirtschaftet der indische Konzern „Karuturi Global“ an die 300.000 Hektar
Ackerland. Und er produziert keineswegs nur Nahrungsmittel. Gute Erträge erzielt das
Unternehmen in dem bitterarmen Land auch mit dem Anbau von Blumen und Baumwolle.
Aktuell sind in Äthiopien bis zu 4,5 Millionen Menschen von Hunger bedroht, berichten
Hilfsorganisationen.
Während Experten über die Hintergründe für den Hunger diskutieren, kommt die nächste
Hiobsbotschaft aus Afrika. Mitten in der Hungerkrise ist in Niger und Mali die Cholera
ausgebrochen. Anfang der Woche waren bereits 3200 Menschen an der Epidemie erkrankt –
darunter 1200 Kinder.
© DiePresse.com
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