Koordination (2 LE) (B) Einordnung/Stellenwert Koordinative Fähigkeiten werden benötigt, um Situationen zu meistern, die ein schnelles und zielgerichtetes Handeln erfordern. Sie sind Grundlage einer guten sensomotorischen Lernfähigkeit, so dass bei guter Entwicklung auch in späteren Jahren sporttechnische Fertigkeiten leichter neu- und umgelernt werden können. Die Koordination nimmt somit besonders im Schulkind Alter einen wichtigen Stellenwert in der sportmotorischen Entwicklung des Kindes ein. Ziele Die Freiwilligen führen einen Koordinationszirkel durch und erleben Beispiele zu den sieben koordinativen Fähigkeiten können die Koordination und die koordinativen Fähigkeiten definieren kennen Hintergründe und Prinzipien zur Förderung der koordinativen Fähigkeiten lernen Stationen (Spiel- und Übungsformen) zu Rhythmus, kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, Reaktion, Umstellungsfähigkeit, Gleichgewicht, Kopplungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit kennen kennen die Bedeutung der Koordination für Gesundheit, Bewegung & Training kennen die Bedeutung der Koordination für die Gesundheitsförderung erkennen den engen Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Koordination können wichtige, an der Koordination beteiligte Organe benennen (Gleichgewichtsorgan, Auge, Muskelspindel, zentrales und peripheres Nervensystem) kennen die Funktion dieser Organe im Hinblick auf die Koordination und haben eine Vorstellung von ihrem Zusammenspiel in einem Bewegungsablauf entwickelt können Praxisinhalte bezüglich ihrer Wirkung den Teilbereichen der Koordination zuordnen können die Qualität von Bewegungen erkennen haben in der Bewegungspraxis eigene Fähigkeiten im Hinblick auf Koordination erfahren können Praxisangebote zur Förderung der Koordination planen und variieren Inhalte Hintergrundinformationen KOORDINATION „… ist das harmonische Zusammenspiel von Sinnesorganen, zentralem Nervensystem (ZNS = Gehirn und Rückenmark), peripherem Nervensystem (führt vom Rückenmark zu den Muskeln und Organen) und, Skelettmuskulatur („die Muskeln, die die Knochen bewegen“) innerhalb gezielter Bewegungsabläufe.“ (Meinel/ Schnabel, 2006) Das ZNS benötigt möglichst viele Informationen durch das Sinnessystem, um eine Bewegung zu optimieren. Die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Sinnesorgane bestimmt die Qualität der koordinativen Fähigkeiten. Muskelspindel Optisches System Gelenkfühler Sinnesorgane, die an der Koordination beteiligt sind Gehör Sehnenorgane Gleichgewichtsorgan Hautfühler Die Qualität der koordinativen Fähigkeiten wird ebenfalls stark von kognitiven und emotionalen Fähigkeiten bestimmt. Beispiele hierfür sind: Antizipationsfähigkeit (= die „geistige“ Vorwegnahme eines zukünftigen Bewegungsablaufes, um sich auf die unmittelbar bevorstehende Situation einzustellen; z.B. in Spielsportarten, im Kampfsport) Speicherungfähigkeit (= Bewahren von Informationen und Bewegungen z.B. im Bewegungsgedächtnis; z.B. imTanzen, in der Aerobic) Durchhaltevermögen / Motivation (z.B. im Hindernislauf) usw. Es wird unterschieden zwischen intramuskulärer Koordination (= Zusammenwirken innerhalb eines Muskels; so müssen beispielsweise bei einer besonders kraftvollen oder schnellen Bewegung eines einzelnen Muskels die einzelnen Muskelfasern optimal zusammenarbeiten) und intermuskulärer Koordination (=Zusammenwirken innerhalb verschiedener Muskeln; bei fast allen sportlichen Bewegungen sind verschiedene Muskeln beteiligt) Zu den koordinativen Fähigkeiten gehören: Koordinative Fähigkeit Beschreibung in der Sportpraxis Kinästhetische Differenzierun gsfähigkeit Einen Bewegungsablauf aufgrund fein abgestimmter Bewegungsphasen mit hoher Genauigkeit vollziehen. Dabei spielen vorwiegend kinästhetische Informationen (der Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke) eine Rolle. Sie hat einen zentralen Stellenwert innerhalb der koordinativen Fähigkeiten. (auch „Bewegungsempfinden“ / „Dosierung im Krafteinsatz“) Alle Sportarten, bei denen eine große Bewegungsgenauigkeit oder Kraftdosierung erforderlich ist, z.B. Zielen, Räumliche Orientierungsf ähigkeit Bestimmung und Veränderung der Lage und Bewegung des Körpers in Raum und Zeit Bewegen und Ausrichten am Aktionsfeld (Spielfeld, Turngerät, ..) Gleichgewicht sfähigkeit Reaktionsfähi gkeit Rhythmusfähi gkeit Umstellungsfä higkeit Kopplungsfähi gkeit Den gesamten Körper (oder einen Gegenstand) im Gleichgewichtszustand zu halten oder während und nach umfangreichen Körperverlagerungen diesen Zustand beibehalten und wiederherstellen. Es wird zwischen statischem, dynamischem und Objektgleichgewicht unterschieden. Schnelle Einleitung und Ausführung von Bewegungsaktionen auf Signale. Einen von außen vorgegebenen oder in der eigenen Vorstellung existierenden Rhythmus erfassen und in Bewegung umsetzen. Rhythmus ist gekennzeichnet durch den Wechsel von Anspannung und Entspannung der Muskulatur. Während des Handlungsvollzugs das Handlungsprogramm veränderten Umgebungsbedingungen anpassen oder evtl. ein völlig neues Handlungsprogramm starten. Hängt eng mit der Reaktionsfähigkeit und Bewegungserfahrung zusammen. (auch „Anpassungsfähigkeit“) Teilkörperbewegungen räumlich, zeitlich und dynamisch aufeinander abstimmen (gleichzeitig oder hintereinander). Bei kleinen Unterstützungsflächen; balancieren; nach Rotationen oder Partnerkontakt das Gleichgewicht wiederfinden. Bewegungen schnell starten. Bewegungen zur Musik; Anlaufund Absprungrhythmen; Dribbeln ... Spiele und Spielsportarten, bei denen das eigene Verhalten ständig an Mitspieler oder Spielgerät angepasst werden muss (z.B. Netzroller, Ballverlust) Bewegungen mit Spiel/Sportgerät; mehrere Übungsteile flüssig verbinden (nach Meinel / Schnabel, 1987) Die meisten sportlichen Bewegungen entstehen aus dem Zusammenspiel verschiedener koordinativer Fähigkeiten, die miteinander in Bezug stehen. Eine gute Koordination erkennen wir an Bewegungspräzision, Bewegungsfluss, Bewegungsrhythmus und Bewegungstempo. Grundsätze der Koordinationsschulung Koordinative Fähigkeiten sind nicht angeboren, sondern müssen erlernt, gefestigt und weiterentwickelt werden. Koordinationsübungen in jede Übungsstunde einbauen; alle Elemente der Koordination berücksichtigen Da die Koordination eng mit der Wahrnehmung verknüpft ist, muss auch diese häufig gefördert werden Das Üben koordinativer Fähigkeiten sollte erwärmt, aber im nicht ermüdeten Zustand erfolgen Besonderheiten verschiedener Altersgruppen berücksichtigen: o Mit Koordinationsübungen schon im frühen Kindesalter beginnen o Das beste koordinative Lernalter liegt etwa zwischen 6 und 12 Jahren o Der Gestaltwandel während der Pubertät kann kurzfristig Schwierigkeiten bei der Ausführung koordinativer Übungen bereiten o die koordinative Lernfähigkeit wird mit zunehmendem Alter langsamer Methodische Maßnahmen zum Üben gezielt einsetzen: o Koordination durch eine Vielfalt an Bewegungsreizen üben und lernen o Viele Wiederholungen zum Einprägen der Bewegungsabläufe vorsehen o Koordinationsübungen mit motivierenden, spaßbringenden und spielerischen Formen auflockern, nicht nur langweiliges Einüben von Bewegungsmustern o Neue koordinative Fähigkeiten nicht in Wettbewerbssituationen und unter Druck einüben. o Breitensportliche Prinzipien beachten (z.B. innere Differenzierung, individuelle Leistungsbewertung, Anregungen von TN aufnehmen, ...) o Hilfen und Korrekturen geben Veränderung koordinativer Anforderungen (Hirtz / Schnabel / Ludwig 1976/77) o Veränderungen der Ausgangs- und Endstellungen von Bewegungen o Veränderungen der Bewegungsrichtungen, des Ausführungstempos, des Krafteinsatzes und des Bewegungsumfangs o Zusätzliche Anforderungen während des Übens stellen, Kombination von Elementen (Kopplung) o Üben unter veränderten äußeren Bedingungen (z.B. im Wald, im Freien) o Beidseitiges und spiegelbildliches Üben o Bewegungsaufgaben nach Reizung des Gleichgewichtsorgans o Üben unter eingeschränkter optischer Kontrolle Koordination – Praxisbeispiele Fussball-Bocchia Kinästetische Differenzierungsfähigkeit Einen Ball so schießen, dass er möglichst genau an einer Markierung liegen bleibt Zielwurf Kinästetische Differenzierungsfähigkeit Mit verschiedenen Bällen und aus verschiedenen Distanzen auf Pylone werfen, die auf einer Langbank oder einem Kasten aufgestellt sind. Blindwurf Räumliche Orientierungsfähigkeit Einen Basketball mit geschlossenen Augen in einen Korb werfen. Umlaufbahnen Räumliche Orientierungsfähigkeit Die TN bekommen Rollen zugeteilt: Einige sind „Sonnen“, die sich frei im Raum bewegen; einige sind „Sterne“, die um ihre jeweilige Sonne kreisen; die anderen sind „Monde“, die um ihren Stern kreisen. Rollbank Gleichgewichtsfähigkeit 1 Langbank umgedreht auf ca. 5 Gymnastikstäbe legen; TN balancieren darüber. Steigerungen: vorwärts / rückwärts, Bälle fangen und werfen, Augen schließen etc. Gleichgewichtsfähigkeit Eierlaufen Tennis- oder Tischtennisball auf einem Löffel balancieren Handklatsch-Kampf Reaktionsfähigkeit 2 TN halten jeweils die Fingerspitzen ihrer geschlossenenen Hände gegeneinander – eine/r versucht die Hände des/der anderen durch Klatschen/chlagen zu erwischen; der/die andere versucht auszuweichen, nach einigen Durchgängen Rollenwechsel. Stabschnappen Reaktionsfähigkeit 1 TN lässt einen Stab fallen, den der/die Partner/in auffangen muss, bevor er auf den Boden fällt. Synchronseilspringen Rhythmusfähigkeit (aber auch: Kopplungsfähigkeit) Zu zweit nebeneinander stellen, Handfassung, die äußeren Hände halten eine längeres Sprungseil und schwingen es gleichzeitig. Reifenlauf Rhythmusfähigkeit 5 Reifen im Abstand von je 1/2 Meter in einer Reihe auf dem Boden; TN laufen hindurch – z.B. 1 Fuß in den Reifen, 2 Füße dahinter, oder 2 Füße in den Reifen, 1 dahinter. Wanderball Umstellungsfähigkeit Mehrere TN stehen im Kreis und werfen sich verschiedene Bälle zu: Volleyball, Tischtennisball, Softball, Medizinball. Sitzfangen Umstellungsfähigkeit Ein Fangspiel: Paarweise in der Halle verteilt sitzen - eine Katze jagt eine Maus; setzt diese sich neben eines der Paare, steht die gegenüberliegende Seite auf, wird zur Katze; die bisherige Katze wechselt die Rolle und wird Maus. Dribbelvariatioinen Kopplungsfähigkeit Einen Ball dribbeln - gleichzeitig verschiedene Aufgaben ausführen: vorwärts, rückwärts, hinlegen, Hpserlauf, usw. Seilspringen zu dritt Kopplungsfähigkeit (aber auch: Rhythmusfähigkeit) 2 TN schwingen ein längeres Seil, ein/e dritte TN springt im Seil; dazu Aufgaben ausführen (z.B. „Teddybär, dreh Dich um, ...“) Koordinative Fähigkeiten – Koordinationsbiathlon Spielidee Im Koordinationsbiathlon soll eine möglichst große Bandbreite an Übungen aus dem Bereich Koordination durchgeführt werden. Durch die Variationsbreite kann jedes Kind individuell gefördert werden und sich erproben. Die Übungen lassen einen gewissen Spielraum für die Übungsausführungen zu, so dass die Übende sich je nach Fähigkeiten einbringen kann. Die zusätzliche Ausdauerkomponente ermöglicht zum einen eine Konzentrationspause, zum anderen die Förderung der Ausdauerfähigkeit. Durch das Würfeln erhält der Biathlon einen spannenden Ausgang, denn auch bei gut ausgeprägten Fähigkeiten können durch Würfelpech viele Laufrunden hinzukommen. Ablauf Die TN bewegen sich mit der Partnerin im Stationsparcours und führen ca. 12 Übungen durch. Nach jeder Übung werden die Bonuspunkte (siehe Stationskarten) jeder einzelnen Person notiert und anschließend addiert. Nach einer Übung kommt das Team mit der Bonussumme zur Würfelstation und wandelt durch würfeln die gemeinsamen Bonuspunkte in Laufrunden um. Zusammen werden die zu laufenden Runden „abgearbeitet“. Anschließend geht das Team zu einer neuen, freien Station. Etc. Punktewertung (siehe auch Würfelkarte): Jede Stationskarte erläutert die von beiden Partnerinnen durchzuführende Übung und die Auswirkungen eines Erfolges an der entsprechenden Station. Muss beispielsweise ein Ziel mit 10 Bällen getroffen werden, so könnte jeder Erfolg einen Bonuspunkt ausmachen. Z. B. hat dann Partnerin A zwei Bonuspunkte und Partnerin B einen Bonuspunkt bekommen. Nachdem die Bonuspunkte der Partnerinnen an einer Station addiert worden sind, kommt das Team zur Würfelstation (mittig). Mit etwas Würfelglück oder -pech ergeben sich die Runden, die von beiden gemeinsam gelaufen werden müssen. Die Würfelkarte kann natürlich an die Fähigkeiten und das Alter der TN angepasst werden. Im Anhang findet sich folgendes Beispiel: 1 2 3 4 5 6 5 – Anzahl der Bonuspunkte 7 – Anzahl der Bonuspunkte 9 – Anzahl der Bonuspunkte noch mal würfeln alles bleibt gleich keine Runden laufen = = = = = = Gruppeneinteilung: Es bietet sich an, bei diesem Praxisbeispiel Personen miteinander spielen zu lassen, die ansonsten selten zusammen arbeiten. So kann man sich ungezwungen kennenlernen und die Übungen werden meist auch gewissenhafter durchgeführt. „Schummeln“ kommt so kaum zur Sprache. Stationen (siehe auch Stationskarten): Die Stationen können beliebig ausgewählt oder ergänzt werden. Im Folgenden wurde die Station genannt und die koordinative Fähigkeit ergänzt, die einen großen Stellenwert in der Übung einnimmt. Federball Seilsprünge Überraschungsball Frisbee-Stapel Frisbee-Ziel Fallende Stäbe Ballbalance Abpraller Stab schnappen Zielschlag Balltransport Wackelpudding Pedalo-Rennen Basketball-Blindwurf Reifengeschick Rückwärtsball Differenzierungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit Rhythmusfähigkeit Reaktionsfähigkeit Gleichgewichtsfähigkeit Differenzierungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit Reaktionsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit Gleichgewichtsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit Differenzierungsfähigkeit Reaktionsfähigkeit Differenzierungsfähigkeit Kopplungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit Gleichgewichtsfähigkeit Rhythmusfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit Orientierungsfähigkeit Kopplungsfähigkeit Orientierungsfähigkeit Ablaufplan Methodik/Materialien/ Medien Zeit/Phase Intention/Ziele Inhalte Einstieg (20 Min.) soziales Lernziel: - Zusammenarbeit mit einem Partner - Stationsaufbau kognitives Lernziel - Kennenlernen eines Praxisbeispiels zur Koordination Motorisches Lernziel: - Kennenlernen der einzelnen Stationen - wahrnehmen der koordinativen Fähigkeiten im Parcours Kognitives Lernziel. - Spielidee verstehen Aufstellung nach Größe. Der jeweils Kleinste bildet ein Team mit dem Größten, etc. Die Teams bauen eine Station mit Hilfe der Stationskarten auf Gruppeneinteilung Erläuterung des Biathlons Stationskarten, Punktezettel, Stift, Würfel, Kleinmaterialien Die TN bewegen sich mit dem Partner im Stationsparcours Aufgabe: Übung durchführen Bonuspunkte notieren Umwandeln in Laufrunden durch Würfel Runden gemeinsam laufen Etc. Besprechung der sportwissenschaftlichen Hintergründe zur Koordination. Die TN lernen die 7 koordinativen Fähigkeiten kennen Sie leiten davon Praxisideen für ihre eigene Sportart ab. Vorstellung der Praxisideen. Noch Fragen? Zusammenfassung der behandelten Inhalte Abbau der Stationen Partnerarbeit Material: Siehe oben Praxisphase (40 Min.) Auswertung (25 Min.) Abschluss (5 Min.) Kognitives Lernziel: - Grundlagen zu koordinativen Fähigkeiten (Definition, Komponenten, Training) Motorisches Lernziel - Umsetzen von Seitenlage, Druckverband,... Anhang: Druckvorlagen: Würfeln, Schablonen Koordinations-Biathlon Gespräch im Plenum Karten zu den konditionellen und koordinativen Fähigkeiten Gespräch im Plenum