Artikel in der SitzPlatzFuss 12 Von Madeleine Franck und Rolf C

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Der vierbeinige Zappelphilipp – Erregungsprobleme
verstehen und ihnen vorbeugen
Artikel in der SitzPlatzFuss 12
Von Madeleine Franck und Rolf C. Franck
Motorische Unruhe, geringe
Konzentrationsfähigkeit, leichte Ablenkbarkeit, niedrige
Frustrationstoleranz, Distanzlosigkeit, mangelnde Impulskontrolle – die
Liste der „Symptome“ eines Aufmerksamkeitsdefizit-/
Hyperaktivitätssyndroms bei Kindern, kurz ADHS genannt, ist noch längst
nicht erschöpft. Den Verbreitungszahlen nach scheint ADHS sich in den
letzten 20 Jahren zu einer echten Epidemie entwickelt zu haben – und das,
obwohl es überhaupt nicht ansteckend ist. Außerdem ist auffallend, dass
diese „Störung“ vor allem Kinder in den USA und in Westeuropa zu
betreffen scheint. Und nun auch noch Hunde? Immer mehr Hundebesitzer
bezeichnen ihren Vierbeiner als „hyperaktiv“ oder „ADHS-Hund“ und
beklagen genau die eben genannten Auffälligkeiten als störend im
gemeinsamen Alltag.
Benutzt man Diagnosen wie ADHS oder Hyperaktivität, um das Verhalten
eines Hundes zu klassifizieren, geht leicht der Blick für die Individualität der
jeweiligen Lebenssituation des Hundes verloren. Ein solches Label erlaubt
dem Besitzer einerseits, ein wenig Verantwortung abzugeben – der Hund
hat eben eine Störung –, und andererseits ergeben sich
„Schubladendenken“ und standardisierte Lösungswege. Ritalin scheint die
Wunderlösung für verzweifelte Eltern hyperaktiver Kinder zu sein, warum
sollte das nicht auch bei Hunden funktionieren? Wenn Sie jetzt vielleicht
ungläubig den Kopf schütteln, ja, in den USA ist es bereits durchaus üblich,
auch Hunde mit Methylphenidat (Ritalin) oder D-Amphetamin (Dexedrine,
Adderall) zu behandeln.
Das Zusammenleben mit einem „ADHS-Hund“ kann für die Besitzer
ausgesprochen nervenaufreibend sein. Der Wunsch nach einer
Verhaltensänderung des Vierbeiners ist also absolut nachvollziehbar.
Leider sind jedoch die Ratschläge nicht immer hilfreich, die Betroffene
erhalten, um das Problem anzugehen. Oft wird der Besitzer mit dem
Vorurteil konfrontiert, er würde seinen Hund nicht ausreichend auslasten
und beschäftigen. Natürlich gibt es genügend Fälle, in denen dies zutrifft
und schon ein wenig mehr Bewegung dazu führt, dass ein vormals
überaktiver Hund plötzlich müde und zufrieden in seinem Körbchen liegt.
Doch vielfach scheint es umgekehrt zu sein: Je mehr der Besitzer sich um
Auslastung und Action für den Vierbeiner bemüht, desto schlimmer wird
sein Verhalten. Steht ein Hund scheinbar dauernd unter Strom, verstärken
sich die Erregungsprozesse durch einen ständigen
Rückkoppelungsprozess im Körper wie von selbst. Zu verstehen, wie es
dazu kommen kann, ist die beste Voraussetzung zur Vorbeugung.
Darf man Kinder und Hunde vergleichen?
Zum Thema ADHS gibt es unzählige Studien, Bücher und ständig neue
Forschungsergebnisse. Gemeint sind dabei fast ausnahmslos
Publikationen, die sich auf Kinder (zum Teil auch auf Erwachsene)
beziehen. Kann man das vorhandene Wissen über ADHS bei Kindern
einfach auf Hunde übertragen? Teilweise ja, denn Hirnstrukturen und
neurochemische Vorgänge sind bei Mensch und Hund in vielen Bereichen
vergleichbar.
Der Vergleich ist auch deshalb erlaubt, weil umgekehrt die Forschung ihre
Theorien und Erkenntnisse zu einem großen Teil aus Tierversuchen
gewinnt. Nur im Rahmen von Tierexperimenten ist es zum Beispiel möglich,
die Auswirkungen von bestimmten Emotionen, wie Stress oder Angst, auf
die Hirnentwicklung gezielt zu untersuchen, indem Umweltbedingungen
entsprechend manipuliert werden. In den meisten Studien spielen Ratten
die Hauptrolle, deren relativ einfaches Nervensystem zu Erkenntnissen
über neurochemische Veränderungen geführt hat, die mit einzelnen
Aspekten von ADHS in Verbindung stehen. Dabei lassen sich Ratten so
manipulieren, dass sie tatsächlich die gleichen Verhaltensauffälligkeiten an
den Tag legen wie ADHS-Kinder oder -Hunde: eingeschränkte
Konzentrationsfähigkeit, erhöhte Reaktion auf Außenreize, motorische
Impulsivität und Hyperaktivität, die auftritt, sobald Verstärker rar werden.
Erkenntnisse und gegenteilige Interpretationen
Aus der klinischen Praxis (sowie den entsprechenden Tierversuchen) weiß
man, dass der Wirkstoff Methylphenidat (bekannt als Ritalin) die Symptome
von ADHS unterdrückt. Dieses Amphetamin stimuliert die Freisetzung von
Dopamin im Gehirn. Umgangssprachlich ist Dopamin als „Glückshormon“
bekannt, tatsächlich ist dieser Neurotransmitter verantwortlich für eine
ganze Reihe lebenswichtiger Steuerungsprozesse. Die beobachtete
Wirkung von Ritalin führte zu einem Erklärungsmodell für ADHS, das als
„Dopaminmangelhypothese“ bekannt ist. Aktuell vertritt die Mehrheit der
biologisch orientierten Kinder- und Jugendpsychiater diese Theorie, nach
der ADHS, vereinfacht ausgedrückt, auf einer Störung im dopaminergen
System beruht. Verantwortlich sei entweder eine verminderte
Dopaminausschüttung oder eine zu rasche Wiederaufnahme, was
insgesamt einen Mangel zur Folge habe. Die davon betroffenen
Hirnregionen sind zuständig für die Regulation von Aktivität, Motivation,
Emotionalität, Aufmerksamkeit, Reaktionsbereitschaft und Motorik. Als
Ursache des fehlerhaften dopaminergen Systems wird ein genetischer
Defekt angenommen, der nicht veränderbar sei, sondern höchstens durch
die Gabe entsprechender Medikamente ausgeglichen werden könne.
Dem gegenüber steht eine gänzlich andere Theorie, vertreten durch den
Göttinger Neurobiologen Prof. Gerald Hüther, der statt eines Mangels einen
Überschuss an Dopamin vermutet. Die hirnbiologisch nachweisbaren
Fehlfunktionen seien demnach nicht die Ursache von ADHS, sondern die
Folge von bestimmten krank machenden Umweltbedingungen. Wie man
aus der neueren Hirnforschung weiß, ist die Entwicklung des Gehirns nicht
unveränderlich vorgegeben. Im Gegenteil – Hirnstrukturen entwickeln sich
je nachdem, wie das Gehirn genutzt wird. Neuere bildgebende Verfahren
konnten zeigen, dass Anpassungsprozesse in den Hirnregionen
vorkommen, die besonders häufig und intensiv genutzt werden. Dies betrifft
zwar auch Erwachsene, dennoch scheinen besonders frühe Erfahrungen
von entscheidender Bedeutung zu sein.
Immer wenn etwas Neues oder Aufregendes wahrgenommen wird, für das
es noch keine feste Verhaltensreaktion gibt, entsteht eine sich ausbreitende
unspezifische Erregung. Es wird vermehrt Dopamin ausgeschüttet, was
einen antriebssteigernden Effekt hat. Besonders in Tiermodellen konnte
gezeigt werden, dass die Entwicklung des dopaminergen Systems durch
äußere Bedingungen enorm beeinflussbar ist und dass es überdies eine
Phase erhöhter Anfälligkeit in der Zeit bis zu Beginn der Pubertät zu geben
scheint. Konkret gibt es Studien mit Ratten zu den Auswirkungen von zum
Beispiel stimulierenden versus deprivierenden Aufzuchtbedingungen, zu
frühen Stresserfahrungen und unterschiedlich intensiven Fürsorgestile der
Rattenmütter.
Das alternative Modell zur Entstehung von ADHS geht davon aus, dass
Kinder (genau wie in unserem Fall Welpen) sich von Geburt an in ihrer
ursprünglichen Ausprägung des dopaminergen Systems unterscheiden und
entweder neugieriger, aufgeweckter und leichter stimulierbar sind oder
eben nicht. Für die weitere Entwicklung ist jedoch die Nutzung, also die
Häufigkeit der Aktivierung des Systems durch die Wahrnehmung neuer
Reize wichtiger als die ursprüngliche „Gundausstattung“. Und hier entsteht
schnell ein Teufelskreis: Wer sowieso schon leichter durch Außenreize
stimulierbar ist, dessen dopaminerges System wird wesentlich häufiger
aktiviert und dadurch immer besser entwickelt, was zu einer noch größeren
Ablenkbarkeit und Aktivität führt. Während also die Verschaltungen für
ungezielte Aufmerksamkeit und ungerichtete Motorik immer intensiver
ausgeprägt werden, bleiben die Verschaltungen für Impulskontrolle und
Fokussierung ungenutzt und damit unterentwickelt. Befunde, nach denen
die Konzentration des Neurotransmitters GABA (Gamma-AminoButtersäure) bei ADHS-Kindern im Vergleich zu einer Kontrollgruppe
vermindert ist, stützen diese These zusätzlich. GABA ist im zentralen
Nervensystem der wichtigste Botenstoff mit dämpfender Wirkung, der
angstlösend, muskelentspannend, schmerzlindernd und ganz allgemein
Stressreaktionen entgegenwirkt.
Dass Ritalin zu einer verbesserten Impulskontrolle und verminderten
Unruhe führt, lässt sich auch mit diesem Modell erklären: Methylphenidat
wirkt hemmend auf die Rezeptoren für Wiederaufnahme von Dopamin.
Somit entsteht ein kontinuierlicher Abfluss des (im Überschuss
vorhandenen) Dopamins und neue Reize können keine zusätzliche
Dopaminausschüttung mehr auslösen.
Geht man also nicht von einem genetischen Defekt des neurochemischen
Gleichgewichts aus, ist die entscheidende Schlussfolgerung, dass die
Entwicklung von ADHS durch geeignete vorbeugende Maßnahmen
verhindert werden kann. Eine wichtige Rolle spielen hierbei die
Erkenntnisse zur Bedeutung sicherer emotionaler Bindungen sowie die
Folgen von frühen Erfahrungen, insbesondere Angst- und
Stresserlebnissen, für die strukturelle Hirnentwicklung.
Ein Hundeleben beginnt
Der genetische Anteil an einer von Anfang an erhöhten
Stimulationsbereitschaft ist bei Hunden schon durch die
Rassezugehörigkeit erkennbar. Bei bestimmten Rassen wurde gezielt auf
leichte Erregbarkeit, schnelles Reaktionsvermögen und Orientierung auf
Außenreize selektiert. Kein Wunder also, dass diese Rassen häufiger von
den als ADHS bezeichneten Verhaltensauffälligkeiten betroffen sind als
andere. Zusätzlich gibt es verschiedene Linien innerhalb einer Rasse und
individuelle Unterschiede, die bekanntermaßen ebenfalls eine Rolle spielen.
Weniger stark ist das Bewusstsein von Züchtern und Welpenkäufern für die
Bedeutung der Auswirkungen vorgeburtlicher Erfahrungen, wie
Stresserleben der Mutterhündin. Auch welch prägenden Einfluss die ersten
Wochen beim Züchter auf die spätere Erregungsbereitschaft der einzelnen
Welpen haben, findet in der Regel zu wenig Beachtung. Ein einfaches
Beispiel hierfür ist die Wurfgröße: In kleinen Würfen mit drei bis vier Welpen
entwickelt sich automatisch ein gemeinsamer Rhythmus aus Schlafen,
Spielen, Schlafen, Fressen, Schlafen und so weiter. In großen Würfen mit
acht, zehn oder sogar mehr Welpen ist dagegen so gut wie immer jemand
wach. So gibt es für den einzelnen Welpen viel öfter Anreize zur Aktion und
zum gemeinsamen Spiel, die sich schlecht ausblenden lassen, und es
kommen häufiger Erregungsprozesse in Gang. In der Regel bleibt in
großen Würfen weniger individuelle Betreuungszeit für jeden Welpen;
räumliche Enge, Fütterung aus gemeinsamen Näpfen und Ähnliches kann
den Stresspegel zusätzlich erhöhen.
Ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen auf die Entwicklung von
Erregungs- und Hemmsystemen ist das Erziehungsverhalten der
Mutterhündin. Längst nicht jede Hündin ist für diese Aufgabe tatsächlich
geeignet; viele sind damit überfordert und zeigen übertriebene oder gar
keine Erziehungsmaßnahmen gegenüber ihrem Nachwuchs. Im Idealfall
macht die Mutter ein regelrechtes Frustrationstraining mit den Welpen
während der Phase des Abstillens und fördert ihre Impulskontrolle durch
ihre Reaktionen und das Etablieren eines Stillhaltesignals (wie das
Überfassen der Schnauze). Spielt die Mutterhündin ihre Rolle nur
unzureichend, ist der Mensch umso mehr gefordert.
Für die frühen Bindungserfahrungen mit Menschen ist maßgeblich der
Züchter verantwortlich. Während sich die Mutterhündin ab einem gewissen
Punkt mehr und mehr zurückzieht und die Welpen öfter sich selbst
überlässt, kann der Mensch zur wichtigsten Kontaktperson werden, oder
der Fokus jedes einzelnen wird auf die Geschwister gelenkt. Die Tendenz
vieler (der meisten?) Züchter ist es, dem Treiben der Hundekinder und
damit der schrittweisen Festigung von Entwicklungstendenzen in der
Persönlichkeit zuzuschauen, statt ihnen ausgleichend entgegenzuwirken.
Sie beobachten, wie einzelne Welpen immer forscher und aktiver werden,
während andere eher zurückhaltend bleiben – erregende oder hemmende
Verschaltungen im Gehirn werden ohne Einflussnahme gefestigt.
Über die Stärke der Bindungsbereitschaft gegenüber dem Menschen
hinausgehend, bereitet der Züchter auch vor, welche Rolle der Zweibeiner
für seinen Hund spielen wird. Erleben die Welpen ihre Bezugsperson als
jemanden, der immer für Action sorgt, um den man kläffend herumspringt
und bei dem man sich ins Hosenbein verbeißt? Oder machen sie die
Erfahrung, dass dieser Mensch gleichermaßen ein Spiel- wie
Schmusepartner und eine sichere Anlaufstelle zum Entspannen und
Schlafen ist?
„Guck mal, wie schön die spielen!“
Selbst ein engagierter Züchter mit den besten Absichten legt nicht selten
bereits in den ersten acht Lebenswochen eines Welpen die Grundlage für
spätere Erregungsprobleme. Zieht der kleine Vierbeiner dann in seine neue
Familie, berichten diese von Schlafproblemen, hysterischen Anfällen beim
Festhalten, Schnappen nach Kleidung und Händen, Jaulen,
Fiepen, Kläffen und so weiter. Um
alles richtig zu machen, nimmt man den Welpen überall mit hin, knüpft
Kontakte auf der Hundewiese und geht in eine Welpenstunde. Gerade
Besitzer von Arbeitsrassen, die sich bewusst für einen solchen Hund
entschieden haben, starten sofort das Beschäftigungsprogramm und haben
einen konkreten Plan, welche sportlichen Hobbys der späteren Auslastung
ihres Vierbeiners dienen sollen.
Die Mehrzahl von Welpenstunden besteht zu einem überwiegenden Teil
aus Freispiel zwischen den Vierbeinern. Ein Welpe, der ein- bis zweimal
pro Woche an einer Gruppenspielstunde teilnimmt, wird allein in dieser
Situation einen ungünstigen emotionalen Erregungsprozess durchlaufen.
Der Anblick anderer Hunde wird zum Auslöser der Aktivierung des
dopaminergen Systems, mit jeder Stunde wird die Erregung höher und
fester verknüpft. Gleichzeitig wird die Selbstkontrolle geringer und in der
Situation auch die Schmerzunempfindlichkeit. Damit hat das
Welpenfreispiel noch eine Reihe von anderen unerwünschten
Nebenwirkungen: Feine kommunikative Signale werden nicht mehr
beachtet, das Lernen einer Beißhemmung erschwert, grobe
Umgangsformen werden eingeübt, rassetypische Verhaltensweisen an
anderen Hunden ausgelebt. Der Mensch wird zur unwichtigen Randfigur
(wenn nicht sogar zum Spielverderber), denn Bindung wird bei jungen
Säugetieren hauptsächlich über Spielen und Toben gefestigt. Wird ein
Welpe von anderen gemobbt und sucht Schutz bei seinem Menschen,
bekommt der Besitzer meist den Rat, ihn zu ignorieren, weil er lernen solle,
sich selbst zu wehren. Die Rolle als beschützende Elternfigur bekommt
einen Knacks, der junge Hund durchlebt unnötige Angst- und
Stresssituationen.
Selbst wenn es im Spiel nur freundlich zugeht, hat das wiederholte
aufgedrehte Toben negative Auswirkungen auf das Nervenkostüm des
jungen Hundes. Das Gehirn stellt sich auf das Erleben hoher
Erregungszustände ein, die Verschaltungen für Impulskontrolle werden
unwichtig. Je stärker die „Grundausstattung“ des Welpen bereits die
Aktivierung des dopaminergen Systems vorsieht, desto eher endet er als
unkontrollierbarer Zappelphilipp.
Fazit
Vorbeugen ist leichter als heilen, dies sollte möglichst jeder Züchter und
Welpenbesitzer beherzigen, denn die Weichen für die spätere
Erregungsbereitschaft werden in den ersten Lebenswochen und -monaten
gestellt. Der Alltag eines Hundes besteht aus vielen, vielen Situationen, in
denen seine Selbstkontrolle erwünscht und nötig ist. Je gelassener ein
Vierbeiner, desto unkomplizierter ist das Zusammenleben mit ihm, desto
leichter meistert er die Anforderungen eines heutigen Hundelebens.
Ganz konkret bedeutet dies, die „Gefährdung“ des eigenen Hundes für
Hyperaktivitätssymptome einzuschätzen und Maßnahmen zu ergreifen, die
genau die gegenteiligen neuronalen Hirnstrukturen verstärken. Einem
aktiven Welpen einer leicht erregbaren Rasse muss man im ersten
Lebensjahr vor allem das beibringen, was er nicht von selbst lernen würde:
sich in aufregenden Situationen zu entspannen, genügend zu schlafen,
Bewegungsreize zu ignorieren und sich unter Ablenkung zu konzentrieren.
Jeder Welpe, egal welcher Rasse, wird davon profitieren, seinen Menschen
als verlässlichen Beschützer zu erleben, der unangenehme Erlebnisse von
ihm abschirmt und positiv mit ihm interagiert.
Stress-Anker-Massage SAM
Ein konditioniertes verbales Entspannungssignal ist eine Möglichkeit, SAM
eine weitere, um die Fähigkeit des Hundes zur Entspannung gezielt zu
fördern. Nutzen Sie gemeinsame Schmusestunden auf dem Sofa oder
andere ruhige Momente zu Hause, um schon dem Welpen SAM zu
vermitteln. Nehmen Sie dazu den Kopf des Hundes so zwischen die Hände,
dass Ihre Handflächen seine Wangen umschließen. Während die Daumen
zwischen Augen und Ohren liegen, kraulen Sie nun die Ohren direkt an der
Ohrmuschel.
Wenn Sie SAM als Entspannungsmethode konditioniert haben, lassen sich
in einer kritischen Situation gleichzeitig akustische und optische Reize
abschirmen, indem Sie beim Kraulen sanft die Augen des Hundes zuhalten.
Viele Hunde, die SAM kennen- und lieben gelernt haben, verstecken
zusätzlich ihre Nase zwischen den Beinen des Menschen. In jedem Fall
werden Sie durch diese Übung Teil der Stressbewältigungsstrategie Ihres
Hundes und können ihm in schwierigen Situationen aktiv helfen.
Literatur & Weiterlesen:
– Blanchard, R.J., McKittrick, C.R. & Blanchard, C., Animal models of social
stress: Effects on behavior and brain neurochemical systems. Physiology &
Behavior 73 (2001) 261-271.
– Franck, M. & Franck, R.C. (2011), Das Blauerhund®-Konzept. Hunde
emotional verstehen und trainieren, Band 1 & 2, Cadmos Verlag
– Hüther, G. & Bonney, H. (2013/Lizenzausgabe), Neues vom
Zappelphilipp: ADS verstehen, vorbeugen und behandeln. Beltz
Taschenbuch
– National Scientific Council on the Developing Child working papers.
http://developingchild.harvard.edu/resources/reports_and_working_papers/
Viele weitere Ideen von TTouch,
Clickertraining, konditionierte Entspannung, von Futterempfehlungen, über
Homöopathie und Heilkräuter bis zur Wirkung verschiedener Farben, bietet
übrigens das im August 2015 neu erschienen Buch „Entspannungstraining
für Hunde. Stress, Ängste und Verhaltensprobleme reduzieren“ von unserer
lieben Trainerkollegin Karin Petra Freiling. Karin ist Diplombiologin,
Heilpraktikerin für Psychotherapie, NLP-Master, TTouch-Instructor, HundePhysiotherapeutin und Gesundheitsberaterin. Das Buch kann
versandkostenfrei im Shop des Cadmos-Verlags bestellt werden.
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