Hamburger Abendblatt vom 16.12.15 So schützen Sie sich gegen

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Hamburger Abendblatt vom 16.12.15
So schützen Sie sich gegen
Taschendiebe
Das neue Präventionsprogramm der
Hamburger Polize i greift – die Zahl der Taten
ist rückläufig. Aber: Die Täter sind auch
erfinderisch und entwickeln immer neue
Tricks
ALEXANDER SCHULLER
ST. GEORG :: Endspurtstimmung im
Weihnachtsgeschäft heißt: Wenige Tage vor
Heiligabend sind mehr Menschen als üblich
unterwegs auf den Straßen der Stadt. In
Kaufhäusern, auf Weihnachtsmärkten und auf
den Bahnhöfen herrscht ordentliches
Gedränge. „Genau diese Situation wird von
Taschendieben ausgenutzt“, sagt Christian
Heini, Kommissar der Bundespolizei, der heute
ausnahmsweise in Uniform im Hauptbahnhof
unterwegs ist und gemeinsam mit zwei jungen
Polizeianwärtern Ausschau nach potenziellen
Diebstahlsopfern hält und nebenbei
Aufklärungsbroschüren an Passanten verteilt:
„Schlauer gegen Klauer“ trifft auf den
australischen Familienvater jedoch nicht zu,
der gemeinsam mit seinen Kindern in der
Wandelhalle auf seine Frau wartet. Eine
Umhängetasche baumelt auf seinem Rücken,
im Außenfach steckt sein Mobiltelefon. Für
Christian Heini ist es die Gelegenheit, um in
freundlich-bestimmtem Ton Präventionsarbeit
zu leisten. „Die Tasche gehört nach vorne vor
den Bauch und das Außenfach nach innen“,
sagt er, und der australische Tourist sieht das
sofort ein und folgt dem Ratschlag des
erfahrenen Zivilfahnders, der hauptsächlich
auf den Bahnsteigen Jagd auf Taschendiebe
macht. „Die Banden arbeiten zumeist in
Gruppen von drei bis vier Personen. Einer
späht die Opfer aus – zumeist ältere
Menschen, die am Bankautomaten Geld
ziehen, oder Frauen, deren Handtaschen offen
sind“, sagt Heini, „ein Komplize ist dann fürs
Ablenkungsmanöver verantwortlich, einer
langt zu, und der vierte blockt dann ab.“ Am
häufigsten stehlen die Diebe an den
Informationstafeln für die Abfahrt und
Ankunft, beim Einsteigen in einen Zug sowie
vor den Wagenstandsanzeigen auf den
Bahnsteigen. „Dabei ist gerade
Taschendiebstahl das Delikt, vor dem man sich
relativ gut schützen kann“, sagt Heini, „dazu
gehört jedoch vor allem, Taschen und
Rucksäcke zu verschließen, wobei die
Verschlussseite zum Körper hin zeigen sollte.
Das Handy, Bargeld und Geldkarten sollte man
möglichst auf verschiedene Taschen verteilen,
und wenn es einmal richtig eng wird, sollte
man eben besonders wachsam sein.“ Die
neueste Masche der Diebe, die zurzeit vor
allem aus Nordafrika und dem
südosteuropäischen Raum stammten, sei
richtig fies: „Neuerdings haben wir Fälle
registriert, in denen Taschendiebe sich als
Blinde oder Kriegsversehrte ausgeben. Die
humpeln mit einem Pappschild auf ihr Opfer
zu, um eine Spende zu erbitten, lenken es ab –
und ein Komplize langt zu.“ Christian Heinis
heutiger Rundgang ist Teil des polizeilichen
Präventionsprogramms gegen den
Trickdiebstahl: eine behördenübergreifende
Zusammenarbeit zwischen Bundes-, Landesund Kriminalpolizei, um mit verstärkter
Polizeipräsenz sowie dem verbesserten Zugriff
auf zwei Datenbanken die Zahl der
Taschendiebstähle im Innenstadtbereich zu
senken. So kann jetzt schneller als bisher
überprüft werden, ob es sich bei
festgenommenen Tatverdächtigen um
Serientäter handelt. Hinzu kommen in
regelmäßigen Abständen Veranstaltungen wie
diese, auf denen die Polizei Infomaterial und
Faltblätter verteilt; Letztere gibt es inzwischen
in elf Sprachen, was dem internationalen
Publikum geschuldet sei, sagt Morten Struve,
Chef des PK 14 und der Region Mitte. „Wir
haben eine Trendumkehr hin zu einer
Fallzahlenreduzierung“, sagt der
Polizeidirektor, „die Zahl der Diebstähle im
Innenstadtbereich ist im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum von rund 6500 auf 6000
gesunken.“ Am häufigsten werde nach wie vor
auf dem Kiez geklaut. „Dabei spielt der
Alkoholisierungsgrad der Opfer oft eine
entscheidende Rolle.“
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