Technische Universität Carolo-Wilhelmina Braunschweig Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund, Prof. Dr. Stefan Fischer Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement Thema: Mobile Ad hoc Networking bearbeitet von Florian Bahr Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Gliederung 1 Einleitung 2 Charakteristika von Mobile Ad hoc Networks 3 Routing in Mobile Ad hoc Networks 4 Abschließende Bemerkungen Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking 1 Einleitung • die Vernetzung mobiler Informationstechnologien auf der Grundlage von Wireless LAN, BlueTooth oder IrDA bildet die Grundlage für eine „neue Qualität“ spontaner Vernetzung heterogener, mobiler Systeme • Charakteristika: Mobility, Self-Configuration, Peer-to-Peer-Communication und Cooperative Forwarding Rahmenbedingungen mobile Netzknoten Abwesenheit stationärer Kommunikationsinfrastruktur Unterstützung heterogener Kommunikationsszenarien 1 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Mobile Ad hoc Networks RFC 2501 „Mobile Ad hoc Networking (MANET): Routing Protocol Performance Issues and Evaluation Considerations“ [Network Working Group, Corson/Macker, 1999] • autonomes System mobiler Plattformen, die isoliert in kooperativen Ad-hoc-Gruppen oder über entsprechende Schnittstellen bzw. Gateways an eine stationäre Kommunikationsinfrastruktur gekoppelt operieren • gekennzeichnet durch dynamische, spontan mutierende „Multihop“-Topologien, die mobile Endgeräte über i.d.R. bandbreitenrestringierte, „wireless“ Links zu einem lose gekoppelten Netzwerk zusammenfassen Einleitung - 2 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking 2 Charakteristika von Mobile Ad hoc Networks Eigenschaften stationärer Kommunikationsinfrastrukturen Endgeräte sind über Vermittlungsstellen, sogenannte Router, an eine stationäre Netzinfrastruktur gekoppelt Verkehrsleitungsmechanismen basieren auf proaktiven Konzepten, d.h. die möglichen Wege durch das Netz werden vorgeplant und in Vermittlungsstellen i.d.R. in Form von Routing- Tabellen hinterlegt Eigenschaften (klassischer) mobiler Kommunikationsinfrastrukturen zellular strukturiert Kommunikationsteilnehmer befinden sich im Versorgungsbereich ortsfester Basisstationen, die die Verwaltung des Aufenthaltsortes der Teilnehmer durchführen und ggf. die Kopplung von mobilem Endgerät und Festnetz realisieren 3 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Eigenschaften von Ad-hoc-Netzen charakteristisch ist die Abwesenheit stationärer Infrastruktur zur dedizierten Unterstützung der Kommunikation mobiler Endgeräte, die Aufgabe der Nachrichtenvermittlung wird in den Funktionsbereich der Endgeräte delegiert d.h., Endgeräte müssen nicht nur eigenen Nachrichtenverkehr empfangen und senden, sondern in einer Tandemfunktion auch den Verkehr anderer Stationen vermitteln können infrastrukturlose, mobile Ad-hoc-Netze werden nicht fest konfiguriert, sondern bilden sich selbständig, wenn Endgeräte in Kommunikationsreichweite gelangen Prinzip der drahtlosen Peer-Kommunikation („back-to-back radio“) Charakteristika von Mobile Ad hoc Networks - 4 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Zentrale Charakteristika (nach RFC 2501): Dynamische Topologie Bandbreitenbeschränkungen und variable Verbindungskapazitäten Energiebeschränkungen Begrenzte physikalische Sicherheit Charakteristika von Mobile Ad hoc Networks - 5 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Abbildung: Auswirkungen von Mobilitätsszenarien von Netzknoten auf die Verkehrsleitung in Ad-hoc-Netzen (Kommunikation zwischen Netzknoten 1 und 5 bei Mobilität von Knoten 2, 3, 4 und 6) a) b) Senke Senke 5 5 4 4 6 6 3 2 Quelle 1 Quelle 3 1 2 Mobiles Endgerät mit zugeordneter Kommunikationsreichweite Drahtlose Verbindung Charakteristika von Mobile Ad hoc Networks - 6 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking • zentrale Herausforderung im Kontext des Designs von Ad-hoc-Netzen: - Entwicklung dynamischer Routing-Protokolle, die effizient Vermittlungspfade zwischen zwei Kommunikationspartnern identifizieren (bei enger Kopplung der Kooperationsmodelle für Adhoc-Netze an das IP-Layer) • zwei Kernanforderungen: - Unterstützung von Mobilität der Netzknoten und - effiziente Reaktion auf spontane Veränderungen der Netztopologie • beide Eigenschaften verbieten den Einsatz statischer (proaktiver) Routing-Verfahren und legen die Verbindung von Wegewahl und Verkehrsvermittlung nahe Charakteristika von Mobile Ad hoc Networks - 7 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking 3 Routing in Mobile Ad hoc Networks The Dynamic Source Routing Protocol (DSR) INTERNET-DRAFT „The Dynamic Source Routing Protocol for Mobile Ad Hoc Networks“ <draft-ietf-manet-dsr-05.txt> [IETF MANET Working Group, Johnson/Maltz/Hu/Jetcheva, 2001] • reaktives Routing-Protokoll, das auf eine effektive Unterstützung von Aktivitäten der Verkehrsleitung in MANETs abstellt • Ziel: Gewährleistung autonomer Verkehrsleitung unter den Nebenbedingungen von Mobilität der Netzknoten, spontaner Netzfusion bzw. -partitionierung und interferierendem Input sich überlagernder Transmissionen • DSR ist ein reaktives Protokoll i.d.S., dass Routing-Aktivitäten on demand, d.h. in Abhängigkeit eines konkreten Kommunikationsbedarfs zwischen zwei Netzknoten, initiiert werden 8 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking • DSR arbeitet nach dem Konzept des sogenannten source routing • d.h., jedes von einer Nachrichtenquelle zu propagierendes Datenpaket wird in seinem IP-Header mit einer vollständigen Wegeinformation (hop-by-hop route) bzgl. des Pfades von einer Nachrichtenquelle zur spezifizierten Nachrichtensenke ausgezeichnet • diese als source routes bezeichneten Sprungfolgen von einer Nachrichtenquelle zu einer Nachrichtensenke im Ad-hoc-Netz über intermittierende Netzknoten werden dabei in lokalen route chaches gespeichert • zentrale Mechanismen: - Wegewahl (route discovery) und - Wegevalidation zum Kommunikationszeitpunkt (route maintenance) Routing in Mobile Ad hoc Networks - 9 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Der Route-Discovery-Prozess zum Kommunikationszeitpunkt: sofern im route cache der Nachrichtenquelle keine source route bzgl. der Nachrichtensenke vorliegt, Fluten des Netzes ausgehend von der Quelle mit sogenannten route requests (RREQ-Paketen) jeder Knoten, der ein route request empfängt, propagiert das RREQ-Paket an alle benachbarten Knoten (d.h., an alle Netzknoten in unmittelbarer Kommunikationsreichweite) Knoten, die ein an sie adressiertes route request empfangen bzw. eine source route zur Nachrichtensenke im route cache verwalten, antworten mit einem route reply (RREP-Paket), das entlang des Route-Discovery-Pfades zurück zur Nachrichtenquelle propagiert wird • Ergebnis: der Route-Discovery-Prozess konstruiert einem Quelle/Senke-Paar zugeordnete Routen entsprechend des Weges, entlang dessen RREQ-Pakete durch das Netz zur Senke propagiert wurden Routing in Mobile Ad hoc Networks - 10 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Abbildung: Darstellung des Route-Discovery-Prozesses (Wegewahl zwischen zwei kommunizierenden Knoten 1 und 5) [Propagierung von route requests] Route request (source, destination, hops) Route cache ... Senke 5 RREQ(1,5,{1,2,4}) Route cache ... 4 6 RREQ(1,5,{1,2}) RREQ(1,5,{1}) Quelle 1 Route cache ... 2 Route cache ... RREQ(1,5,{1,2}) 3 Route cache (3,5) > {3,6,5} ... Routing in Mobile Ad hoc Networks - 11 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Abbildung: Darstellung des Route-Discovery-Prozesses (Wegewahl zwischen zwei kommunizierenden Knoten 1 und 5) [Propagierung von route replies] Route cache Route reply (source, destination, source route) (5,1) > {5,4,2,1} (5,2) > {5,4,2} (5,4) > {5,4} ... Senke 5 RREP(5,1,{1,2,4,5}) Route cache ... 4 6 RREP(5,1,{1,2,4,5}) RREP(5,1,{1,2,4,5}) Quelle 1 Route cache (1,5) > {1,2,4,5}, {1,2,3,6,5} ... 2 Route cache (2,1) > {2,1} (2,4) > {2,4} ... RREP(3,1,{1,2,3,6,5}) 3 Route cache (3,1) > {3,2,1} (3,2) > {3,2} (3,5) > {3,6,5} ... Routing in Mobile Ad hoc Networks - 12 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Route-Maintenance Mechanismus zur Ermittlung des Gültigkeitsstatus einer source route zum Kommunikationszeitpunkt sollte ein Link entlang des auf dem Wege des Route-Discovery-Prozesses ermittelten Pfades unterbrochen sein, wird entlang der source route, ausgehend vom letzten erreichbaren Knoten, in Richtung der Nachrichtenquelle ein route error (RERR-Paket) propagiert die Nachrichtenquelle reagiert auf den Verbindungsausfall mit Entfernen aller source routes, die über den ausgefallenen Link laufen, aus dem lokalen Route Cache, und initiiert ggf. einen erneuten Route-Discovery-Prozess Routing in Mobile Ad hoc Networks - 13 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Optimierungsansätze im Hinblick auf eine mögliche Minimierung von caching und routing load : - Salvaging - Gratuitous route repair - Promiscous listening Routing in Mobile Ad hoc Networks - 14 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Zusammenfassende Bewertung route discovery und promiscous listenening ermöglichen die Identifikation mehrerer alternativer source routes zwischen möglichen Nachrichtenquellen und -senken die Verfügbarkeit alternativer Routingpfade reduziert dabei die Notwendigkeit des extensiven Rückgriffs auf Route-Discovery-Mechanismen und entspricht damit den besonderen Erfordernissen hochgradig dynamischer MANETs der Einsatz von DSR führt hin zu selbst-organisierenden und -konfigurierenden Netzen, die fernab von vorgegebener Netzinfrastruktur und Netzadministration operieren Routing in Mobile Ad hoc Networks - 15 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Geographisches Routing „Geographical Routing using partial information for Wireless Ad Hoc Networks“ [Jain/Puri/ Sengupta] • alternativer Ansatz der Verkehrsleitung in MANETs unter Einbezug von Informationen über die geographische Position von Netzknoten • geographisches Routing basiert auf modifizierten (verteilten) Routing-Tabellen, die Netzknoten approximativ eine geographische Position zuweisen (d.h., eine Routing-Tabelle ist eine Liste von Tupeln der Form (N, posn) für Netzknoten N und ihre Position posn) • die Nachrichtenvermittlung an eine Nachrichtensenke über intermittierende Knoten orientiert sich dabei an minimalen Distanzvektoren bzgl. der erreichbaren Nachbarknoten und der Nachrichtensenke Routing in Mobile Ad hoc Networks - 16 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking Abbildung: Darstellung eines Wegewahl-Prozesses auf Grundlage geographischer Informationen (Wegewahl zwischen kommunizierenden Knoten 1 und 3) dist(4,3) = 2,8284... 4 Senke 3 Quelle 2 Route table 1 (2,<2,1>) (4,<1,4>) (3,<3,2>) dist(2,3) = 1,4142... Routing in Mobile Ad hoc Networks - 17 Seminar Verteilte Systeme und Netzwerkmanagement: Mobile Ad hoc Networking 4 Abschließende Bemerkungen • Ziel der diskutierten Kooperationsmodelle ist insbesondere die integrierte und effiziente Unterstützung heterogener Kooperationsszenarien – von autonomer, kollaborativer Gruppenkommunikation bis zu weitspannenden, gekoppelten „Multihop“-Netzen Was noch? - Sicherheit und - Energieverbrauch in MANETs 18