(Y,i) ^ i - Universität Passau

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Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2010/11
y,
s.y
y*
3. Geld und Inflation
c*
f(k)
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
99
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 75108; 524-525.
100
• Inflation kennzeichnet eine Situation, in der das allgemeine
Preisniveau einer Volkswirtschaft ansteigt.
• Die Inflationsrate ist der prozentuale Anstieg des
Preisniveaus gegenüber dem Ausgangsniveau.
• Die Lebenshaltungskosten sind ein Maß für die gesamten
Kosten der Güter und Dienste, welche von einem typischen
Konsumenten gekauft werden.
• Ein Anstieg der Lebenshaltungskosten bedeutet, dass ein
typischer Konsument mehr Euro ausgeben muss, um den
Lebensstandard zu halten.
• Das Statistische Bundesamt stellt hierfür monatliche Daten
zur Verfügung. Diese erlauben es, die zeitliche Veränderung
der Lebenshaltungskosten zu verfolgen.
101
102
• Die Lebenshaltungskosten werden auch
Verbraucherpreisindex genannt und im Folgenden mit P
gekennzeichnet.
• Zur Bestimmung der Lebenshaltungskosten muss zunächst
ein Warenkorb bestimmt werden.
• Die wichtigsten Güter eines typischen Konsumenten werden
hierfür zu einem Warenkorb zusammengefasst.
• Mit Hilfe von Befragungen von Haushalten werden in
periodischen Abständen die passenden Gewichte der
einzelnen Güter bestimmt.
• Haushalte werden hierzu seitens des Statistischen
Bundesamtes aufgefordert, ein Jahr lang über ihre Einnahmen
und Ausgaben Buch zu führen.
103
104
• Zu den wichtigsten Gütern müssen dann regelmäßig die
Preise zusammengetragen werden.
• Hiermit können dann die gesamten Kosten des Warenkorbes
zu unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt werden.
• Ein Jahr wird als Basisjahr festgelegt und die Ergebnisse
anderer Jahre mit denen des Basisjahres verglichen.
• Die Inflationsrate, p, im Jahre 2010, beispielsweise, ergibt
sich gemäß:
P2010 – P2009
p 2010 =
 100
P2009
105
• Der Verbraucherpreisindex ist ein akkurates Maß für das
Preisniveau des ausgewählten Warenkorbes, aber er ist kein
perfektes Abbild der Lebenshaltungskosten.
1.Substitutionsbias
• Veränderungen relativer Preise bewirken eine Veränderung
des Warenkorbes hin zu preiswerteren Produkten. Durch diese
Substitutionseffekte wird der gesamte Warenkorb günstiger.
• Der Index unterstellt einen konstanten Warenkorb,
vernachlässigt also diesen Substitutionseffekt.
• Hierdurch überschätzt der Index die Inflationsrate.
106
2.Einführung neuer Produkte
• Der Warenkorb vernachlässigt die veränderte Kaufkraft,
welche durch die Einführung neuer Produkte entsteht.
• Neue Produkte erhöhen die Wahlmöglichkeiten eines
Konsumenten. Dies macht jeden Euro wertvoller.
• Konsumenten brauchen weniger Euro, um den gleichen
Lebensstandard zu erreichen.
• Der Verbraucherpreisindex vernachlässigt dies und
überschätzt daher die Inflationsrate.
107
3.Vernachlässigte Qualitätsverbesserungen
• Wenn sich die Qualität eines Gutes über die Jahre
verbessert, erhöht sich der Wert eines hierfür ausgegebenen
Euro, ohne dass sich das Preisniveau des Gutes verändert.
• Sofern im Mittel eher Qualitätsverbesserungen auftreten
kommt es dazu, dass der Verbraucherpreisindex die
Inflationsrate überschätzt.
108
• Insgesamt neigt der Verbraucherpreisindex aufgrund des
Substitutionsbias, der Einführung neuer Produkte und
vernachlässigter Qualitätsverbesserungen dazu, die
Lebenshaltungskosten zu überschätzen.
• Dies kann problematisch sein, sofern ein Inflationsausgleich
bei staatlichen Programmen oder in Tarifverhandlungen
festgelegt wird (dies wird auch „Indexierung“ genannt. Eine
solche Indexierung ist in Deutschland rechtlich aber nur
eingeschränkt möglich).
• Schätzungen ergeben, dass der Verbraucherpreisindex den
tatsächlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten um ca. einen
Prozentpunkt pro Jahr überzeichnet.
109
• Inflation muss unterschieden werden von einem Anstieg
einzelner Preise und damit einer Veränderung relativer
Preisverhältnisse zwischen einzelnen Gütern und Diensten.
• Seit Ende des 2. Weltkriegs lag die Inflation in Deutschland
bei etwa 3 Prozent.
• Eine Deflation bezeichnet ein allgemeines Sinken des
Preisniveaus.
• Deflationsphasen gab es z.B. während des 19. Jahrhunderts,
während der großen Depression der 30er Jahre und in Folge
der Finanzkrise von 2007.
110
• Hyperinflation bezeichnet einen extrem starken Anstieg des
Preisniveaus. Deutschland erlebte dies in den 20er Jahren.
• Eine Phase weltweit relativ hoher Inflation wurde zuletzt in
den 70er Jahren als Folge der beiden Ölpreisschocks erreicht.
• Seitdem ist die Inflationsrate in Deutschland und in den
USA etwa 2 Prozent.
• Unter der Annahme, dass die Inflationsrate die tatsächliche
Abnahme der Kaufkraft überzeichnet, kennzeichnet dieser
Wert weitgehend Preisniveaustabilität.
111
Was ist Geld?
• Alles, was zur Bezahlung von Gütern und Dienstleistungen
oder zur Abdeckung wirtschaftlicher Verpflichtungen
akzeptiert wird.
• Die konkrete Erscheinungsform ist evtl. Änderungen
unterworfen. Bei ausgeprägter Inflation verlieren Noten
oftmals ihre Bedeutung und werden durch knappe Güter wie
Zigaretten oder Butter ersetzt.
112
Funktionen des Geldes
1.Tauschmittelfunktion (Wertübertragungsfunktion).
• Dies ist ein wichtiger Bestandteil einer arbeitsteiligen
Wirtschaft, die hierdurch zu einer „Geldwirtschaft“ wird.
• Naturaltausch ist kaum zu organisieren, da eine doppelte
Übereinstimmung der Bedürfnisse oder eine Kette von
Tauschtransaktionen organisiert werden muss.
• Dies würde hohe Suchkosten implizieren.
• Geld hilft dabei, den Tausch in Kauf und Verkauf
aufzuspalten.
113
2.Recheneinheit; allgemeines Wertausdrucksmittel.
• Der Wert aller Güter, Forderungen und Verbindlichkeiten
wird in Einheiten ein und derselben Bezugsgröße
ausgedrückt.
• Werden 200 Güter gegeneinander getauscht, müssten (n(n1))/2=19900 Austauschverhältnisse bekannt sein.
• Ist ein Gut davon eine Recheneinheit, so reduziert sich die
Anzahl der Austauschverhältnisse auf 199.
• Dies bewirkt eine Einsparung an Informationskosten.
114
3.Wertaufbewahrungsfunktion; Wertspeicher.
• Oftmals liegt eine zeitliche Trennung von Kauf und
Verkauf vor.
• Geld ermöglicht es, Kaufkraft zu „lagern“.
• Geld hat hierbei allerdings den Nachteil, dass es keine
Zinsen abwirft.
• Andere Formen der Vermögensanlage (Sparguthaben,
Wertpapiere oder Sachvermögen) bringen Zinsen,
Dividenden, Pacht oder Mieten hervor. Außerdem
partizipieren diese u.U. an Preissteigerungen.
• Dafür ist Geld allerdings risikolos (keine
Kursschwankungen).
115
Geldnachfrage
• Die drei genannten Gründe sprechen dafür, dass
Wirtschaftssubjekte Geld zu halten wünschen.
• Auch wenn Geld „an sich wertlos“ ist, stiftet es dennoch
Nutzen.
• Insgesamt wird um so mehr Geld nachgefragt, je mehr
Gütertransaktionen in einer Volkswirtschaft getätigt werden,
je höher also das reale Inlandsprodukt ist.
• Zudem wird bei einem Anstieg des Preisniveaus eine
erhöhte Geldhaltung erforderlich.
• Wird die Geldnachfrage hingegen durch den
Verbraucherpreisindex, P, dividiert, so sprechen wir von der
„realen“ Geldnachfrage.
116
• Geld hat aber im Vergleich zu anderen
Vermögensanlagen den Nachteil, keine Zinsen oder
Dividenden zu erbringen.
• Daher werden Wirtschaftssubjekte um so weniger Geld
zu halten wünschen, je höher der (nominale) Zinssatz ist.
• Hierzu können wir uns die Abwägung eines
Wirtschaftssubjekts zwischen dem Halten von Geld und
dem Halten von festverzinslichen Staatsanleihen (Bonds)
vorstellen.
• Die Geldnachfrage und die Bondnachfrage sind
voneinander abhängig.
117
• Steigt der Zinssatz, so werden Bonds attraktiver.
• Wirtschaftssubjekte reduzieren dann die Geldhaltung,
um verstärkt die zinstragenden Staatsanleihen zu halten.
• Bei der knappen Geldausstattung müssen sie für die
täglichen Güterkäufe häufiger zur Bank gehen und einen
geringen Betrag Bargeld abheben. Bonds werden häufig
ge- und verkauft um den Saldo des Girokontos gering zu
halten.
• Bei niedrigen Zinsen wird hingegen mehr Geld gehalten
und die häufigen Käufe und Verkäufe von Bonds lohnen
sich nicht.
118
• Das nominale Zinsniveau und das reale Inlandsprodukt
bestimmen somit die reale Geldnachfrage, L.
L  L(Y , i )
• Bei einer Verdoppelung des Verbraucherpreisindex, P, wird
r
sich die nominale Geldnachfrage ebenfalls verdoppeln.
• Für alle Güterkäufe ist die doppelte Kasse für
Transaktionszwecke notwendig.
• Daher resultiert für die nominale Geldnachfrage:
Ln  P  L(Y , i)
119
i
Lr(Y,i)
i
^r
L
Lr
120
• Ein Anstieg des Inlandsprodukts bewirkt eine
Verschiebung der Geldnachfragekurve nach rechts.
• In der Folge ergibt sich ein Anstieg der realen
Geldnachfrage.
• Demgegenüber bewirkt ein Anstieg des Zinssatzes eine
Bewegung auf der Geldnachfragekurve nach links oben.
• Dies bewirkt eine Reduktion der realen Geldnachfrage.
121
Geldmengenaggregate der Europäischen Zentralbank.
Stand: Juni 2010
• Bargeldumlauf im Nichtbankensektor
785
M1
• Sichteinlagen der Nichtbanken bei den
Geschäftsbanken
3878
M2
• Einlagen der Nichtbanken bei den
Geschäftsbanken mit vereinbarter Laufzeit von bis
zu zwei Jahren sowie mit vereinbarter
Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten
3630
• Repogeschäfte, Geldmarktfondsanteile und
Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen bis zwei
Jahre von Nichtbanken
1130
M3
122
17 ab. 2011
123
• Die Höhe der Zinsen kann weitgehend von der Zentralbank
bestimmt werden.
• Die beherrschende Stellung der Zentralbank bei der
Bestimmung des Zinsniveaus ergibt sich aus ihrem Recht zur
Emission von Banknoten und der Kontrolle des
Bankensystems.
• Das Recht zur Emission von Euro-Noten liegt bei der
Europäischen Zentralbank (EZB) und den ihr untergeordneten
16 nationalen Notenbanken.
• Genauso bestimmt die EZB über das Ausgabevolumen an
Münzen.
124
• Die Durchführung
der Geldpolitik wird
vom EZB-Rat
vorgenommen.
• Der EZB-Rat
besteht aus dem
Direktorium mit
dem Präsidenten,
dem Vizepräsidenten und vier
weiteren Mitgliedern sowie den Präsidenten der nationalen
Zentralbanken.
125
126
• Grundsätzlich beschließt der EZB-Rat (wie auch das
Direktorium) mit einfacher Mehrheit, wobei im Falle der
Stimmengleichheit die Stimme des Präsidenten den
Ausschlag gibt.
• Das Direktorium ist für die Umsetzung der
geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats und für die
Führung der laufenden Geschäfte der EZB verantwortlich.
• Die Ausführung der geldpolitischen Beschlüsse obliegt
den Nationalen Zentralbanken.
• Hierzu erhalten sie die erforderlichen Weisungen vom
Direktorium.
127
• Nichtbanken wünschen Geld teilweise in Form von Bargeld
zu halten.
• Wenn also Banken Kredite an Nichtbanken vergeben, so
müssen sie sich für die Auszahlung teilweise Bargeld
verschaffen.
• Hierbei sind sie auf die Zentralbank angewiesen.
• Die Banken müssen sich zur Versorgung mit Bargeld bei der
Zentralbank verschulden. Für diese von der Zentralbank
gewährten Kredite sind Zinsen fällig.
• Zuletzt vergab die EZB Kredite an die Banken in folgender
Höhe:
August 2007
460 Mrd. €
Januar 2009
840 Mrd. €
August 2010
590 Mrd. €
128
• Erhöht die Zentralbank ihre Zinsen, so werden die Banken
diesen Anstieg bei ihrer Kreditvergabe an Nichtbanken
weitergeben.
• Die Zentralbank hat weitere Möglichkeiten, die Kosten der
Kreditvergabe der Banken, und damit die von Nichtbanken zu
bezahlenden Zinsen, zu beeinflussen.
• Zum einen kann sie eine Mindestreservepflicht einführen.
• 2 % der Sichteinlagen von Nichtbanken bei den Banken
müssen demgemäß verpflichtend bei der EZB gehalten
werden.
129
• Vergibt eine Bank einen Kredit i.H.v. 1000 €, so wird der
Kreditnehmer hiermit Zahlungen durchführen, die bei
Empfängern zu Sichteinlagen führen. Dann werden aber 20 €
Mindestreserven fällig. In dieser Höhe müssten die Banken
Kredite bei der Zentralbank aufnehmen.
• Die Kredite der EZB haben derzeit Laufzeiten von einer
Woche (Hauptrefinanzierungsfazilität, Mindestbietungssatz
seit August 2009: 1,00%) oder drei Monaten (längerfristige
Refinanzierungsfazilität).
• Daneben gewährt die Zentralbank eine unbegrenzte
Spitzenrefinanzierungsfazilität zu einem höheren Zinssatz von
1,75% (Seit August 2009).
130
Die Quantitätstheorie der Inflation
• Die Quantitätstheorie des Geldes ist eine Faustformel, mit
der die langfristigen Determinanten des Preisniveaus und der
Inflationsrate prognostiziert werden.
• Für diese Faustformel werden die Menge an Gütern einer
Volkswirtschaft mit der Höhe der realen Geldmenge
verglichen.
• Ist die reale Geldmenge zu hoch, so sollten langfristig zum
Ausgleich die Preise steigen.
• Hat also die Zentralbank durch niedrige Zinsen die
Geldmenge erhöht, so die Vermutung, wird dies langfristig die
Preise erhöhen.
131
• Für diese Relation ist die Umlaufgeschwindigkeit des
Geldes zu berücksichtigen.
• Diese kennzeichnet die Schnelligkeit, bildlich gesprochen,
mit der ein Euro im Durchschnitt in der Wirtschaft von einer
Geldbörse zur anderen wandert.
• Die Umlaufgeschwindigkeit wird als Relation zwischen dem
nominalen Inlandsprodukt (P.Y) und der Geldmenge (M)
bestimmt:
Umlaufgeschwindigkeit=P.Y/M
• Dies können wir als „Quantitätsgleichung“ schreiben:
M.Umlaufgeschwindigkeit=P.Y
132
Nominales BIP, Geldmenge und
Umlaufgeschwindigkeit
10000
8
9000
7
8000
6
5
6000
5000
4
4000
3
3000
2
2000
1
1000
BIP, Eurozone
Geldmenge M1, Eurozone
Geldmenge M1, Deutschland
BIP, Deutschland
Umlaufgeschwindigkeit, M1
133
2009
2007
2005
2003
2001
1999
1997
1995
1993
1991
1989
1987
1985
1983
1981
1979
1977
1975
1973
1971
1969
1967
1965
1963
1961
0
1959
0
1957
Mrd. DM (ab 1999 €)
7000
• Die Quantitätstheorie konstatiert, dass die
Umlaufgeschwindigkeit des Geldes im Zeitablauf relativ
konstant ist.
• Hat die Zentralbank durch Setzen niedriger Zinsen die
Geldmenge erhöht, so wird vermutet, dass dies auf die
Produktion und das Inlandsprodukt keinen Einfluss haben
wird. Daher muss das Preisniveau ansteigen.
• Die Faustformel impliziert die „Neutralität des Geldes“:
reale Größen wie das Inlandsprodukt werden dabei nicht
durch nominale Größen wie die Geldmenge beeinflusst.
134
Geld und Preise in der Hyperinflation
(a) Österreich
(b) Ungarn
Index (Jan.
1921 = 100)
Index (Jan.
1921 = 100)
100,000
Preisniveau
100,000
Preisniveau
10,000
Geldangebot
1,000
100
10,000
Geldangebot
1,000
1921
1922 1923 1924 1925
100
1921
1922 1923 1924 1925
135
136
Geld und Preise in der Hyperinflation
c) Deutschland
d) Polen
Index (Jan.
1921 = 100)
100 Bill.
1 Bill.
10 Mrd.
Index (Jan.
1921 = 100)
Preisniveau
10 Mill.
Preisniveau
Geldangebot
1 Mill.
100 Mill.
100,000
1 Mill.
10,000
10,000
Geldangebot
1,000
100
1
100
1921 1922 1923 1924 1925
1921 1922 1923 1924 1925
137
• Dieser Zusammenhang ist z.B. gültig bei Hyperinflation,
also einer Inflation, welche
einen Wert von 50 v.H. im Monat übersteigt.
• Allerdings ist die Annahme einer konstanten
Umlaufgeschwindigkeit nur eine grobe Vereinfachung.
• Sowohl kurz- als auch langfristig kann sich die
Umlaufgeschwindigkeit ändern.
• Bei niedrigen Zinsen sinkt zudem die
Umlaufgeschwindigkeit, da die Geldnachfrage steigt.
• Insgesamt wird dieser Faustformel in der Zentralbankpolitik
heutzutage keine herausragende Bedeutung mehr
beigemessen.
138
Die Kosten der Inflation
• Inflation bei konstantem nominalen Einkommen würde die
Kaufkraft reduzieren.
• Aber dieses Argument ist irreführend: Alle nominalen
Größen steigen gleichermaßen bei Inflation. Das nominale
Einkommen bleibt bei Inflation gerade nicht konstant.
• Eine Veränderung der Kaufkraft stellt sich bei Inflation nicht
ein, da Löhne genauso steigen wie die Preise des
repräsentativen Warenkorbes.
• Worin bestehen stattdessen die Kosten der Inflation?
139
1. Schuhlederkosten entstehen, weil Menschen versuchen,
ihre Geldhaltung bei hoher Inflation zu reduzieren.
• Dies impliziert ein häufigeres Aufsuchen der Bank zum
Zweck der Abhebung von zinstragenden Vermögensanlagen.
• Hierbei entstehen Kosten für die involvierte Zeit und
Unannehmlichkeiten.
140
2. Menukosten entstehen, wenn Preise angepasst werden
müssen.
• Preislisten und Aushängeschilder müssen häufiger
aktualisiert werden. Die Bestimmung neuer Preise erfordert
kostspielige Informationen, Entscheidungsprozesse,
Verhandlungen und Kommunikation.
• Hierbei werden Ressourcen verbraucht, die ansonsten im
Produktionsprozess sinnvoller verwendet werden könnten.
• Wird hingegen auf häufige Preisanpassungen verzichtet und
stattdessen starke Preiserhöhungen relativ selten durchgeführt,
dann beeinflusst Inflation die relativen Preise. Dies bewirkt
aber allokative Verzerrungen.
141
3.Steuerverzerrung
• Inflation erhöht die nominalen Erträge aus Ersparnissen und
Kapitalbesitz.
• Nominale Wertsteigerungen führen evtl. beim Verkauf der
Anlage zu einem steuerpflichtigen Bilanzgewinn. Sofern die
nominale Wertsteigerung aber der Inflation entspricht, hat
sich der Wert real nicht erhöht. Trotzdem wird er besteuert.
• In der Einkommensteuererklärung wird das nominale
Zinseinkommen erfasst. Das reale Einkommen ist aber
geringer, da die Inflation einen Wertverlust darstellt.
• Insgesamt wird Sparen hierdurch unattraktiver.
142
• Wie bildet sich der nominale Zinssatz in Reaktion auf
unterschiedliche Inflationsraten?
• Kreditnehmer können nominal höhere Erträge erzielen und
sind daher in der Lage, auch nominal höhere Zinsen zu
bezahlen. Dies entschädigt dann Kreditgeber für die reale,
inflationsbedingte Entwertung ihres Kapitals.
• Insgesamt erscheint es daher plausibel, dass eine erhöhte
Inflation in voller Höhe die nominalen Zinsen ansteigen lässt:
i=r+p
• Dieser Zusammenhang wird Fisher-Effekt genannt.
143
2008
2006
2004
2002
2000
1998
1996
1994
1992
1990
1988
1986
1984
1982
1980
1978
1976
1974
1972
1970
Nominalzins und Inflationsrate, USA
15
12
9
Nominalzins
6
3
Inflation
0
144
• Eine Erhöhung der Inflation kann aber nun einen Einfluss
auf den Realzins nach Steuern haben. Eine Erhöhung der
nominalen Zinsen kompensiert nämlich lediglich für einen
inflationsbedingten Wertverlust, muss aber trotzdem
versteuert werden.
Stabiles
Land
4%
Inflationsland
4%
Inflationsrate
0
8
Nominalzins
4
12
Zinsminderung durch 25% Steuer
1
3
Nominalzins nach Steuer
3
9
Nominalzins nach Steuer abzgl. Inflation
3
1 145
Realzins
4.Konfusion und Unbequemlichkeit
• Mit Inflation sind reale Werte schwerer über die Zeit zu
vergleichen. Geld verliert teilweise seine Bedeutung als
Recheneinheit.
• Eine realistische Darstellung von Kosten, Profiten und
Erträgen einer Firma wird so erschwert.
• Investoren haben größere Schwierigkeiten, erfolgreiche
von erfolglosen Firmen zu unterscheiden.
• Der Kapitalmarkt wird behindert.
146
5.Willkürliche Umverteilung
• Die bisher erwähnten Kosten ergeben sich auch bei
einer konstant hohen Inflationsrate.
• Weitere Kosten ergeben sich bei einer unerwarteten
Inflation.
• Bei Hyperinflation ist die Inflationsrate auch sehr volatil
und kaum vorherzusagen.
• Bezieher eines nominal fixierten Lohneinkommens
werden dann benachteiligt.
147
• Kreditgeber werden von einer unerwarteten Inflation
benachteiligt.
• Dies resultiert, da zumeist in Kreditverträgen die
Nominalzinsen fixiert sind.
• Kreditnehmer werden von Inflation begünstigt, da ihre
Tilgung real günstiger wird.
• Eine Deflation hingegen belastet Kreditnehmer.
• Vermögen wird somit willkürlich umgeschichtet.
• Hierdurch ergeben sich Verteilungsprobleme, evtl. auch
eine abnehmende Bereitschaft, mit regulärer Arbeit
Einkommen zu erzielen.
148
Der Nutzen der Inflation
1. Die Erfahrung lehrt, dass sich Inflation nur durch einen
Produktionseinbruch und Unterbeschäftigung reduzieren
lässt.
• Gemäß Schätzungen ist zur Reduzierung der Inflation
um einen Prozentpunkt ein temporärer
Produktionseinbruch zu erwarten. Aggregiert über den
Anpassungszeitraum beläuft sich der Einbruch auf 5
Prozent des Inlandsprodukts (z.B. in den ersten beiden
Jahren jeweils 2 Prozent und im dritten Jahr 1 Prozent).
• Diese Kosten können als zu hoch empfunden werden.
Fortwährende Inflation vermeidet diese Kosten.
149
2. Ein temporärer Produktionseinbruch kann auch länger
anhaltende nachteilige Folgen haben. Eine Rezession
kann Investoren abschrecken. Damit sinkt der
Kapitalstock und temporär die Produktivität. Temporäre
Arbeitslosigkeit kann auch Humankapital vernichten,
weil Erfahrungswissen verloren geht. Fortwährende
Inflation vermeidet auch diese Kosten
3. Inflation wirkt wie eine Besteuerung von
Geldvermögen und verschafft der Zentralbank und damit
dem Staat zusätzliche Einnahmen (Inflationssteuer).
Gerade in Ländern, in denen das Steuersystem nicht gut
funktioniert, kann dies eine effiziente Form der
Finanzierung öffentlicher Aufgaben darstellen.
150
4. Nominale Löhne sind teilweise nach unten starr, z.B.
weil Gewerkschaften gegen Lohnsenkungen Streiks
organisieren können. Bei einer schleichenden realen
Entwertung der Löhne durch Inflation bleiben Streiks
aber zumeist aus.
Dies ist kompatibel mit Umfrageergebnissen: Eine
Reduzierung des Nominallohnes bei Nullinflation wird
als unfair eingeschätzt, ein konstanter Lohn bei Inflation
aber nicht. Dieses Verhalten wird auch als „Geldillusion“
bezeichnet. Eine moderate und konstante Inflation kann
daher die notwendige Anpassung der realen Löhne in
Krisenbranchen ermöglichen. Dies kann auch langfristig
die Produktion eines Landes erhöhen.
151
5. Höhere Inflation verringert das Risiko, dass eine Krise
zu Deflation, also einem sinkenden Preisniveau, führt.
Warum diese besonders gefährlich ist, wird in Abschnitt
VIII gezeigt.
152
Optimale Inflation
• In Abwägung der Vor- und Nachteile der Inflation sollte
bedacht werden, dass eine Inflation von Null übermäßig
restriktiv wirkt.
• Aufgrund des Substitutionsbias ist eine Inflationsrate
von 1% als Preisniveaustabilität zu werten.
• Darüber hinaus kann aus den genannten
Nutzenerwägungen ein wenig Inflation zugelassen
werden.
• Die EZB hat sich daher ein Inflationsziel von zwischen
1% und 2% gesetzt. Andere Zentralbanken wie die
Norwegens haben höhere Inflationsziele von 2,5%.
153
Zugehörige Unterlagen
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