Kadesh Die größte Streitwagenschlacht in der Geschichte Die Schlacht bei Kadesch zwischen den Ägyptern und den Hethitern fand im Jahr 1274 v. Chr. bei der Festung Kadesch am Fluss Orontes (im westlichen Syrien, nahe der heutigen syrischlibanesischen Grenze) statt. Der Verlauf der Schlacht ist sowohl durch ägyptische als auch hethitische Quellen dokumentiert. Allerdings ist der Feldzug Ramses II., der zur Schlacht bei Kadesch führte, fast ausschließlich aus Sicht der beteiligten Ägypter bekannt. So wird der Ausgang der Schlacht in den ägyptischen Quellen als Sieg dargestellt: Der König, der von seinen Truppen verlassen worden war, konnte mit Hilfe des Gottes Amun den Sieg erringen. Die hethitischen Schilderungen sind in babylonischer Keilschrift auf Tontafeln erhalten und wurden in den Ruinen von der hetitischen Hauptstadt Hattuša gefunden. Leider sind Sie aufgrund eines vorübergehenden Umzugs der Hauptstadt kurz nach der Schlacht unvollständig, denn die genaue Lage der zeitweiligen Hauptstadt Tarhuntassa ist bis heute leider nicht bekannt. Der Weg zur Schlacht Die Stadt Kadesch war schon seit der 18. Dynastie im Neuen Reich umkämpft und wurde bereits von Thutmosis III. auf dessen sechsten Feldzug eingenommen. Die in Echnatons neu gegründeter Hauptstadt Achet-Aton gefundenen Keilschrifttafeln, die sogenannten Amarna-Briefe, geben weitere Auskunft über das Verhältnis Ägyptens zu seinen Vasallenstaaten in Vorderasien und den Hethitern. So fallen die Bedrohung des Mitanni-Reiches durch die Hethiter in seine Regierungszeit und der Abfall der Kleinstaaten Amurru (unter Fürst Aziru) und Kadesch (unter Fürst Aitakama) in seine letzten Regierungsjahre. Der große Verlust der ägyptischen Vorherrschaft in Mittelsyrien erfolgte aber erst nach Echnaton. Echnatons Regierungszeit und die seiner Nachfolger zog Wirren innerhalb Ägyptens nach sich, in der das Land Ägypten den von den ersten Königen der 18. Dynastie in Syrien hergestellten Einfluss nicht wahrgenommen hatte. Als der junge und ehrgeizige Sethos I. zu seinem ersten Asienfeldzug aufbrach, war zunächst die Befriedung Palästinas sein Ziel. Sein Feldzug führte weiter zum Libanon, wo er sich das gesamte Hinterland für eine neue Auseinandersetzung mit den Hethitern sicherte und entlang der Versorgungsstrasse eine lange Reihe von Forts baute. Erst auf einem späteren Feldzug griff er dann Amurru und Kadesch erfolgreich an. Er besetzte jedoch die Gebiete nicht militärisch, sondern sorgte nur für einen Stimmungsumschwung, von pro-hetitisch zu pro-ägypthisch. Hiervon berichten seine Reliefs in Karnak und seine Siegesstele aus Kadesch. Allerdings war die erneute Anbindung von Amurru und Kadesch nicht von langer Dauer und als Sethos sich wieder zurückzog, erlangten die Hethiter leise ihre syrischen Provinzen zurück. Als Sethos starb, etwa zeitgleich mit dem Hethiterkönig Murschilis, war die Frage der Vorherrschaft in Vorderasien aber noch immer ungeklärt. Es war die Aufgabe Ramses' II., die Beziehungen zum Hethiterreich endgültig zu regeln. In die militärische Tradition wurde Ramses schon als Knabe eingebunden. Er erzählte: "Zum Oberhaupt der Fußtruppen und der Wagenkämpfer wurde ich ernannt." Der militärische Oberbefehl gehörte während der 19. und 20. Dynastie zur Stellung des Thronfolgers. Das weist auf die bedeutende Rolle der Armee in dieser Epoche hin. Ägypten war Weltmacht geworden. Im Vorderen Orient konkurrierte der Staat mit den anderen Großmächten wie Babylon, dem aufstrebenden Assyrien und vor allem den Hethitern. Dieses Volk, dessen Kernlande in Kleinasien lagen, hatte während der vergangenen Jahrzehnte einen beispiellosen Aufstieg erlebt. Die Hethiter hatten das Mitanni-Reich zerschlagen und rangen seitdem mit Ägypten um die Vormacht im Vorderen Orient. Der große Entscheidungskrieg war vorhersehbar. Er hatte nur deshalb noch nicht stattgefunden, weil das Hethiterreich, und wohl auch, wenngleich in geringerem Ausmaß, Ägypten, von einer Pestepidemie heimgesucht worden war. Die Hethiter litten noch immer unter der Pest. Beim Tode Sethos' blieb alles ruhig. Dennoch interpretierte man in Ägypten die politische Lage als bedrohlich, so sehr, daß der junge Pharao im vierten Jahr seiner Regierung den neuen hethitischen König Muwatallis herausforderte. Er wollte die vorderasiatische Frage ein für allemal lösen. Ramses führte ein Heer an der Küste Palästinas entlang nach Norden. Nördlich von Beirut ließ er eine Grenzstele anbringen, dokumentierte so den Erfolg seines Feldzuges und die Macht Ägyptens und beeindruckte die Herrscher der Kleinstaaten Palästinas mit dieser Aktion gehörig. Der Fürst Bentesina von Amurru, der sein Land bislang unter den Schutz der Hethiter gestellt hatte, lief mit fliegenden Fahnen zu den Ägyptern über. Möglicherweise haben auch Gold und die Aussicht auf Beute seinen Schritt beflügelt. Dem Land Amurru, das ungefähr auf dem Gebiet des heutigen Nordlibanon und Syrien lag, kam besondere strategische Bedeutung zu. Amurru war Pufferzone zwischen ägyptischem und hethitischen Einflußgebiet. Und in Amurru, an den Ufern des Orontes, reckte die mächtige Stadt Kadesch ihre Mauern und Zinnen in die Höhe. Kadesch aber war seit einiger Zeit in hethitischen Händen. Der Krieg beginnt Der Seitenwechsel Bentesinas von Amurru war für den hethitischen König Muwatallis Anlaß zur Mobilmachung. Er setzte seine Heere in Bewegung. Ramses antwortete mit einer Offensive, die ihn binnen nur eines einzigen Monats vor die Tore der Stadt Kadesch führen sollte. Begeistert folgten ihm seine Soldaten, denn " ... für seine Armee war er ein fester Schutzwall, am Tag der Schlacht ihr Schild und ein Bogen, wie er seinesgleichen sucht. Er ist tapferer als vereinte Hundertschaften. Millionen Männer halten ihm nicht stand, sie fallen vor ihm nieder wie verlöschendes Feuer. Seine Majestät marschiert in Richtung Norden, mit dem Fußvolk und der Wagentruppe." Die Ägypther In dieser Schlacht standen sich Ramses II. und der hethitische König Muwatalli zum ersten und einzigen Mal direkt gegenüber. Für diese Schlacht stellte Ramses die größte Armee auf, die es nach heutiger Kenntnis in Ägypten bis dahin gegeben hatte. Der Kadesch-Bericht spricht von einem geordneten Abmarsch im fünften Jahr, am neunten Tag des zweiten Sommermonats. Das Heer, das ungefähr 20.000 Mann stark war, legte pro Tag etwa 15 bis 20 km zurück. Die Vorhut bildeten Kundschafter, dann folgte der König in seinem Streitwagen, geschützt von seiner Leibgarde. Dahinter das Gros der Streitwagen, zweirädrige Wagen bemannt mit je einem Kämpfer und einem Lenker. Dann kamen die Fußtruppen, eingeteilt in die vier Divisionen des Amun, des Re, des Ptah und des Seth. Während des Vormarsches wurden die Waffen im Troß mitgeführt. In der glühenden Hitze lief es sich leichter ohne Wurfspeer, Pfeile, Bogen, Axt, Schild und Krummschwert. Die Nächte verbrachte man in Zeltlagern, die durch einen Wall von Schilden geschützt wurden. Doch weder bei Nacht noch bei Tag kam es zu irgendwelchen Zwischenfällen. "Seine Truppen durchzogen die Engpässe, als wären sie auf den Straßen Ägyptens." In den Reihen des Heeres befanden sich außerdem nubische Soldaten und Elite-Einheiten der Schardana, die Ramses II. in die ägyptische Armee aufgenommen hatte. Die Hauptbewaffnung waren Kompositbogen, mit einer effektiven Reichweite von 90 m, und Hiebwaffen aus Bronze. Die Hethiter Die hethitische Armee bestand insgesamt aus ca. 37.000 Mann, vornehmlich Fußtruppen. Dazu kamen noch 2.500 bis 3.500 Streitwagen. Sie waren im Vergleich mit den ägyptischen Wagen schwerer und unbeweglicher. Das zeigte sich zum Beispiel auch darin, dass sie mit drei Mann besetzt waren. In Muwatallis Armee befanden sich zudem viele traditionelle Feinde Ägyptens, darunter die Könige von Naharina, Arwad, Karkemisch, Kadesch, Ugarit und Halpa. Die dem hethitischen Reich unterstellten kleinasiatischen Länder wie Kizzuwatna und Pitassa mussten ebenfalls ihre Kontingente stellen. Zur weiteren Vergrößerung seines Heeres warb auch Muwatalli viele Söldner an, die aus Kleinasien und dem Mittelmeerraum stammten: lykische Seeräuber, Mysier, Kiliker (bei Adana) und Dardaner. Das zeigte sich zum Beispiel auch darin, dass sie mit drei Mann besetzt waren. Die Hethiter verwendeten bereits erste Hiebwaffen aus Eisen. Spione vor Kadesch Am 8. Tag des dritten Sommermonats erreichte Ramses mit seinem Heer den Ort Schabtuna etwas südlich von Kadesch und ließ ein Nachtlager errichten. Zuvor hatte sich eine kleine Elitetruppe, die Naruna, vom Hauptteil des Heeres getrennt, um weiter an der Küste nach Norden vorzustoßen und den Bewohnern von Amurru Angst einzujagen. Von einer Anhöhe aus konnte Ramses die 25 km entfernte Stadt bereits sehen. Muwatallis zog unterdessen mit einer gewaltigen Armee aus Hethitern und Männern unterworfener oder verbündeter Länder Richtung Süden. Allein die Masse des Feindes sollte den Ägyptern das Fürchten lehren: Muwatallis, im Kadesch-Bericht nur verächtlich "der elende Besiegte von Hatti" genannt, befehligte mit seinen 37.000 Männern fast doppelt so viele Soldaten wie Ramses. Dazu kamen noch 2.500 Streitwagen. Der Morgen des 9. Tages im 3. Monat der Sommerzeit brach an. "Im Zelt Seiner Majestät im Hügelland südlich von Kadesch gab es ein schönes Erwachen zu Leben, Heil und Gesundheit. Dann, in der Morgenzeit erschien Seine Majestät wie der Aufgang des Re. Die herrliche Rüstung des Kriegsgottes Month hatte er angelegt." Ramses ließ unverzüglich zum Aufbruch blasen. Er rückte weiter am Ostufer des Orontes vor. Er und sein Stab bildeten die Spitze, dahinter marschierte die Division des Amun. Jetzt beging Ramses seinen ersten strategischen Fehler: er überquerte mit dieser Heeresgruppe den Orontes, ohne auf die drei anderen Divisionen zu warten. Der zweite Fehler folgte sogleich. In einem nahegelegenen Wäldchen zerrten seine Späher zwei Männer aus einem Versteck und schleiften sie vor den Pharao. Vor Angst winselnd sanken die beiden zu Boden und riefen: "Unsere Brüder, welche zu den Großen des Stammes gehören, der sich jetzt unter dem Feind aus dem Hethiterland befindet, haben veranlaßt, daß wir zu Eurer Majestät gekommen sind, um zu sagen: wir wollen Vasallen des Pharao sein, den Fürsten aus dem Hethiterland aber wollen wir verlassen." Überläufer also! Ramses erfuhr, daß sie zum Stamme der Scha-su-Beduinen gehörten, und fragte: "Wo sind sie, eure Brüder, die euch geschickt haben, um dies Meiner Majestät kundzutun?" Die Gefangenen antworteten: "Sie befinden sich beim elenden Herrn von Hatti und der hält sich in Aleppo auf, nördlich von Tunip und er fürchtet den Pharao so sehr, daß er sich nicht nach Süden wagt. Denn er hat erfahren, daß der Pharao nach Norden zieht." Die Vorstellung von einem angstschlotternden Muwatallis gefiel Ramses so gut, daß er den Beduinen glaubte. Was für eine Gelegenheit! Kadesch lag vor ihm, ungeschützt, wie eine reife Frucht, die er nur zu pflücken brauchte! Was konnte ihm schon geschehen, ihm, dem strahlenden Gott? Doch die Wirklichkeit sah anders aus: die aufgegriffenen Beduinen waren Spione, bezahlte Verräter, ausgeschickt vom hethitischen König selbst, um Ramses in die Falle zu locken. Während die Ägypter Muwatallis weit weg wähnten, lauerte dieser ganz in der Nähe. "So stand er gerüstet und schlachtbereit hinter Kadesch, aber Seine Majestät wußte nicht, daß er dort war." Ramses war von Siegeszuversicht so geblendet, daß er alle Vorsicht fahren ließ. Er konsultierte nicht einmal seine Ratgeber, als er den Sturmangriff auf Kadesch befahl, und das nur mit der Division des Amun! Die anderen drei Heeresgruppen wollte er als Sieger von den Zinnen der eroberten Festung willkommen heißen. "Seine Majestät aber war allein für sich mit seinem Gefolge; die Division des Amun marschierte in seinem Rücken." Ramses wollte Kadesch von Nordwesten her angreifen. Am Ausgangspunkt für die Attacke ließ er zunächst ein Lager errichten. Da erschien plötzlich einer seiner Kundschafter vor ihm mit zwei neuen Gefangenen im Schlepptau. Es war ihnen deutlich anzusehen, daß man sie verprügelt hatte, um ihnen die Zunge zu lockern. "Wer seid ihr?" fragte Ramses. Der Atem mag ihm gestockt haben, als er nun die ganze Wahrheit erfuhr. "Wir gehören zum Herrn von Hatti. Er hat uns geschickt, um den Aufenthaltsort Seiner Majestät auszuspionieren. Siehe, der elende Herr von Hatti ist mit vielen Soldaten fremder Länder herbeigeeilt. Sie sind seine Bundesgenossen. Sie haben ihr Fußvolk und ihre Wagentruppe bei sich. Sie tragen Kriegswaffen und sind zahlreicher als die Sandkörner am Flußufer. Siehe, sie liegen voll gerüstet und kampfbereit hinter der alten Festung Kadesch!" In dieser dramatischen Situation erwies sich Ramses als geistesgegenwärtig und tatkräftig. Er rief seine Berater zu sich und informierte sie über die drohende Katastrophe. "Die Feinde liegen hinter der alten Festung Kadesch, während meine Statthalter in den fremden Gebieten und unsere Führer, denen die Länder des Pharao unterstehen, nicht imstande waren, uns über ihr Eintreffen in Kenntnis zu setzen!" Der königliche Generalstab bestätigte zerknirscht: "Es war ein schwerer Fehler, daß der Gouverneur der Fremdländer und die Befehlshaber des Pharao unfähig waren, den Feind aus Hatti von sich aus auszukundschaften, wo immer er auch war, um täglich Seiner Majestät Meldung über ihn zu erstatten." Fieberhaft überlegte der König. Wie konnte das Blatt gewendet werden? Wenn wenigstens die Division des Re schon hier wäre! Auf die des Ptah und des Seth konnte man in der gegenwärtigen Situation nicht rechnen. Sie waren mit Sicherheit noch zu weit entfernt. Szenario 1 Der Überfall auf die RE-Division Vergebens! Es war schon zu spät. Noch während Ramses Kriegsrat hielt, griff Muwatallis an. Die hethitischen Streitwagen machten sich über die Heeresgruppe des Re her, die den Orontes überquert hatte und ahnungslos am Flußufer entlangmarschierte, um zu Ramses und den Amun-Kämpfern zu stoßen. Muwatallis hatte diesen Angriff eher als Überfall denn als Feldschlacht geplant. Sonst hätte er wohl kaum seine Fußtruppen in Deckung gelassen. Er baute ganz auf das Überraschungsmoment. Die Re-Soldaten hatten jedenfalls keine Chance. Sie wurden zu Hunderten niedergemacht, und wem die Flucht gelang, konnte sich glücklich preisen. In hellichter Panik versuchten die Überlebenden, sich zum König durchzuschlagen, die siegreichen hethitischen Horden dicht auf den Fersen. Überblick In diesem Szenario wird die marschierende Teilarmee des RE durch die hetitischen Streitwagen aus dem Hinterhalt angegriffen. Dieses Spiel folgt den Regeln des Amush Szenarios im WABRegelbuch 2.0, Seite 148, Ausnahmen werden hier beschrieben. Armeen Nach Schätzung der geschichtlichen Quellen müsste die Re-Division aus etwa 5000 Fusssoldaten und rund 500 Streitwagen bestanden haben, die Hetiter hatten wahrscheinlich nur rund 2000 Streitwagen. Es erscheint somit logisch, dass die ägypthische Seite 50% mehr Punkte haben sollte als die hethitische. 3000 Punkte Ägypther stunden also 2000 Punkte Hethiter gegenüber. Um die Streitwagentruppe darzustellen muss die Hethitische Seite mind 25% Streitwagen aufstellen, die Beschränkung auf max. 25% Streitwagen entfällt für die Hethiter. Beide Armeen dürfen nicht vom Pharaoh oder Großkönig befehligt werden. In der Ägypthischen Armee dürfen keine Ne'arin sein. Schlachtfeld Schlachtfeld und Aufstellung erfolgen wie im Szenario vorgegeben. Historisches Schlachtergebniss Die Ägypter wurden völlig überrascht und flüchteten unter großen Verlusten über den Orontes. Szenario 2 Der König steht allein Eilends beendete der Pharao die Besprechung, denn der Kriegslärm war schon zu hören. Ein knapper Befehl nach dem anderen ...! Zu den Waffen! Anspannen! Her mit der Leibwache! Wo war der Schildträger? Ramses sprang auf seinen Streitwagen, ergriff Pfeil und Bogen und stürzte sich ins Kampfgetümmel. Einen Pfeil nach dem anderen schoß er ab, stieß Schlachtrufe aus, je, er verfiel geradezu in einen Blutrausch. "Seine Majestät war mächtig, sein Herz war tapfer, niemand konnte vor ihm bestehen. Seine ganze Umgebung stand in Flammen, mit seinem Gluthauch verbrannte er jedes Fremdland. Seine Augen waren wild, als er sie erblickte, und seine Macht loderte wie ein Feuer gegen sie auf. Er scherte sich nicht um die Million Fremdvölker, er betrachtete sie als Stroh, als er hineineilte in die Mitte der Schar der Feinde von Hatti." Doch auch die Ägypter fürchteten sich sehr. Grauenerregend waren sie, diese Hethiter, wie sie auf ihren Streitwagen standen und Tod säten. Ramses sah sich um, und entdeckte, daß viel weniger Kämpfer an seiner Seite waren, als er erwartet hatte. Wo waren sie, seine tapferen Heerscharen? Er war allein. Wie ein Schock traf ihn die Erkenntnis. Alle hatten ihn im Stich gelassen, ihn, den König! Nur Gott konnte ihn noch retten. Oder hatte auch Amun ihn verlassen? Überblick Die Hethiter umzingeln in diesem Szenario das Lager Ramses II., der sich nun in einer katastrophalen Lage befand: Er, seine Leibgarde und die Amun-Division waren eingeschlossen, während die Einheit Re auf der Flucht war und die Einheiten Ptah und Seth noch weit entfernt waren. Der Pharao muss versuchen, zu überleben. Dieses Spiel folgt den Regeln des "Attack on the Camp" Szenarios im WAB-Regelbuch 2.0, Seite 148, Ausnahmen werden hier beschrieben. Armeen Die Ägypthische Armee wird geteilt. Im Teil 1 kommt der Pharao, und eine Leibgarde von bis zu 800 Punkten, unter Ihnen die Sherden Leibgarde. Diese werden später im Spielfeldteil 1 aufgestellt. Der gesamte Rest der Armee kommt im zweiten Part, unde werden auf den 2. Spielfeldteil (und evtl. dritten) aufgestellt. In der Ägypthischen Armee dürfen keine Ne'arin sein. Auch die Hethitische Armee wird geteilt, in einer Streitmacht 1 von 2000 Punkten, und den Rest. Die hethitische Armee darf nicht vom Großkönig befehligt werden, da Muthawali immer noch in seinem Lager jenseits des Oronte sitzt. Um die Streitwagentruppe darzustellen entfällt die die Beschränkung auf max. 25% Streitwagen bei der Armeeauswahl. Schlachtfeld Das Spielfeld wird zwei- (oder bei großen Spielen drei-) geteilt. Auf Ägypthische Seite dürfen zelte und bis zu 24" plisaden oder andere Hindernisse aufgestellt werden (siehe Szenariobeschreibung im WAB 2.0 Regelbuch) Aufstellung 1. Der Ägypther muss seine gesamte Armee zuerst aufstellen. In dem einen Spielfeldteil 1 steht der Pharao und seine Leibgarde alleine IN DER MITTE DES SPIELFELDES, in einer Aufstellungsone von 12" Kantenlänge. Im 2. Spielfeldteil(und evtl. dritten) werden die Truppen nach den Normalen Regeln aufgestellt. 2. Im Spielfeldteil 1 dürfen Hethiter ÜBERALL aufstellen, solange Sie mind. 18" Abstand von einer Ägypthischen Einheit halten. Im 2. Spielfeldteil (und evtl. im dritten) werden die Truppen nach den normalen Regeln aufgestellt. Wer beginnt? Die Hethiter haben den ersten Zug. Spieldauer Das Spiel dauert 6 Züge Sonderregeln Legendärer Krieger: Es ist geschichtlich sicherlich fraglich, ob der junge Ramses an diesem Tag ein echter Held war, wahrscheinlich hat er sich selbst nachträglich mehr Lob zugesprochen, als ihm für siene Taten zusteht. Nichtsdestotrotz, nie wieder in seinem Leben stand er so alleine, und hat dem Tod so ins Auge geblickt, wie auf dem Feld von kadesh. Und er hat überlebt. Um seinen großen Tag darzustellen, erhält er in diesem Szenario (und nicht im folgenden) die Sonderregel "Legendärer Krieger", so wie sie im "Chariot Wars" Supleement, Seite 44 beschrieben ist. Er darf in jeder Nahkampfphase einen Trefferwurf und einen Verwundungswurf wiederholen. Außerdem kann er einen Rüstungswurf wiederholen, wenn es seine LETZTE verbliebene Wunde ist. Historisches Schlachtergebnis Die Hethiter umzingelten das Lager Ramses II., der sich nun in einer katastrophalen Lage befand: Er, seine Leibgarde und die Amun-Division waren eingeschlossen, während die Einheit Re auf der Flucht war und die Einheiten Ptah und Seth noch weit entfernt waren. Für die Hethiter schien der vollständige Sieg sicher. Szenario 3 Die Ne'arin In höchster Not rief Ramses zu Gott. "Was ist mit dir, mein Vater Amun? Hätte ein Vater jemals seinen Sohn vergessen? Hätte ich jemals etwas ohne dich getan? Gehe und stehe ich nicht allein nach deinem Wort?" Immer wieder flehte Ramses zum großen Gott, betonte, er habe doch alles getan, was dieser von ihm verlangt hatte. Jetzt brauchte er Hilfe, so dringend wie nie zuvor! "Zu dir rufe ich, mein Vater Amun, wärend ich inmitten der Feindesmassen bin, die ich nicht kenne. Alle Fremdländer haben sich gegen mich vereinigt, während ich ganz allein bin, und niemand bei mir ist. Meine Truppe hat mich verlassen, von meinen Wagenkämpfern schaut niemand nach mir. Wenn ich auch schreie nach ihnen, keiner von ihnen hört mich!" Ramses lieferte sich bewußt der Gnade Gottes aus. Es ist typisch für seine Zeit, daß der König, wie alle Menschen, einen persönlichen Bezug zu den Göttern suchte. Und Ramses betete nicht vergebens. Amun half ihm. Überwältigt vom göttlichen Gunstbeweis jubelte der König: "Amun war wirksamer für mich als Millionen Truppen und Hunderttausende von Streitwagen. Ich fand, daß mein Herz fest geworden war und mein Geist freudig. Ich fand, daß die 2500 Streitwagen, die mich umzingelt hatten, zu einem durcheinanderstürzenden Haufen geworden waren vor meinen Pferden." Starr vor Entsetzen gewahrten die Hethiter den überirdischen Kampfesmut des Pharao. "Das ist kein Mensch, der in unserer Mitte ist, sondern Seth, groß an Kraft, Baal leibhaftig! Das, was er tut, sind nicht die Taten eines Menschen! Fliehen wir, retten wir unser Leben, damit wir weiter atmen können!" Tatsächlich nahm das Kampfgeschehen eine rettende Wendung. Die Elitetruppe der Ne'arin, die sich vor Tagen vom Hauptteil des Heeres getrennt hatte, erschien plötzlich auf dem Schlachtfeld. Überblick Unterschiedliche Quellen beschreiben den letzten Teil der Schlacht von Kadesh durchaus unterschiedlich, von einer geschützten Flucht bis zum Ende des Hethitischen Gegenangriffs in einem Blutbad durch die Ne'arin. Um den Ausgang des Spiels spannender zu gestalten gehen wir davon aus, dass Mutawalis tatsächlich zu lange gezögert hat, um sein Streitwagencorps mit seiner zahllosen Infanterie zu unterstützen. Er hat aus der anfänglichen Überlegenheit kein Kapital schlagen können. War er wirklich so gelähmt vor Schreck über den Kampf des ägyptischen Königs? Oder hatte er die entscheidende Schlacht erst für später geplant? Hätte Muwatallis seine Fußtruppen zu diesem Zeitpunkt eingesetzt, wäre Ramses verloren gewesen. Doch er tat es nicht. So versucht Ramses in diesem Spiel, die Reste der Amun-Division geordnet in Sicherheit zu bringen. Dabei bekommt er unerwartete Hilfe durch die Truppe der Ne'arin, die den Hethitern in die Flanke fallen. Dieses letzte Spiel Spiel folgt den Regeln des "Flank Attack" Szenarios im WAB-Regelbuch 2.0, Seite 148, Ausnahmen gibt es nur bei der Armeeauswahl, und sie werden hier beschrieben. Armeen Die Amun Division ist schwer angeschlagen, doch den Hethitern geht es nicht viel besser, haben Sie auch den ganzen Tag gekämpft. Beide Armeen sollten soweit wie möglich gleich groß sein. Wenn Ramses noch am Leben ist, führt er seine Männer an. Zusätzlich erhalten die Ägypther den Armeetrupp der Ne'arin, der nicht größer sein darf als 50% der Ägypthischen Armee. Da die Ne'arin geschichtlich als Streitwagenkrieger beschrieben werden, entfällt die die Beschränkung auf max. 25% Streitwagen bei der Armeeauswahl dieses Kontigents. Auch dürfen beliebig viele der Streitwageneinheiten in diesem Kontingent Ne'arin sein. Die hethitische Armee darf nicht vom Großkönig befehligt werden. Um die Streitwagentruppe darzustellen entfällt die die Beschränkung auf max. 25% Streitwagen bei der Armeeauswahl. Den Hethitern ist es (wenn Sie wünschen) auch erlaubt, einen Teil ihrer Armee ebenfalls als Flankenstreitmacht einzusetzen. Tun Sie das, so darf der Ägypthische Spieler bereits zu beginn des Spiels bestimmen, auf welche Seite die Ne'arin das Spielfeld betreten. Die Hethitische Flankenstreitmacht komme automatisch durch die andere Schlachtfeldseite. Historisches Schlachtergebnis Für die Hethiter schien der vollständige Sieg sicher, bis die Eingreiftruppe, die den Weg über die palästinensische Küstenstraße genommen hatte, eintraf. Zwar konnte diese Einheit den Verlauf der Schlacht nicht mehr umkehren, jedoch gelang es ihr, Ramses II. aus der hoffnungslosen Lage unversehrt zu befreien. Muwattalli, der mit einem derart raschen Erfolg nicht gerechnet hatte, setzte den Flüchtenden jedoch nicht nach, sondern blieb mit seiner Armee auf der anderen Orontes-Uferseite. Er kehrte mit seinen Einheiten auf das Ostufer des Orontes zurück. Ramses II. besaß nicht mehr genügend Soldaten für einen Gegenangriff. Er sammelte seine angeschlagenen Truppen sowie die an der Schlacht nicht beteiligten Einheiten Ptah und Seth und trat den Rückzug an. Siegesbedingungen für die Schlacht bei Kadesh Siegespunkte werden in allen drei Szenarien normal berechnet. Die Siegespunkte aller drei Schlachten, und auch aller teilnehmenden Spieler, werden pro Seite addiert. Sollte Ramses in der Schlacht gefallen sein, so erhalten die Hethiter noch einmal 25% ihrer erreichten Siegespunkte als Bonus draufgerechnet. Optionale Regel: Die Zeichen des Stolzes Diese Szenarien orientieren sich mehr an Realismus, und besonders in einem Spiel mit mehreren Spielern pro Seite kann es leicht passieren, dass einer Seite nicht Figuren zur Verfügung stehen, um die benötigte Punktzahl ins Feld zu führen. Außerdem, nicht alle Spieler mögen es, mit weniger Punkten in einem Spiel zu haben als sein gegenüber. Um dies ein bisschen auszugleichen gibt es die Zeichen des Stolzes. Jeder davon ist 100 Punkte Wert (abrunden). Sie sollten durch thematisch passende Figuren (Priester, Anführer, Standartenträger, Frauen) dargestellt werden, die die Armee begleiten. Sie haben nur ein Bewegungswert von 6, weitere Werte werden nicht benötigt. Die Figuren dürfen marschieren und sich ohne Abzug durch eigene (keine feindlichen) Einheiten bewegen. Sie dürfen nicht angegriffen oder nicht beschossen werden, blokieren keine Sichtlinien oder Marschbewegung, sind immun gg. Psychologie, und die Modelle sollten mehr als Token denn als Figuren betrachtet werden. stehen Sie im Weg, so werden Sie sofort (Sonderbewegung) vom kontrollierenden Spieler 6" in eine beliebige Richtung bewegt. Wenn eine Einheit innerhalb von 12" um einen Zeichen des Stolzes ein Moralwerttest verpatzt, dann wird das Zeichen einschreiten, und den Männern an ihre Pflicht erinnern. Der Test zählt dann als automatisch bestanden, und das Zeichen des Stolzes wird aus dem Spiel entfernt. Der Ausgang der historischen Schlacht Der hethitische Gegenangriff endete in einem Blutbad. Muwatallis hatte aus der anfänglichen Überlegenheit kein Kapital schlagen können. War er wirklich so gelähmt vor Schreck über den Kampf des ägyptischen Königs? Oder hatte er die entscheidende Schlacht erst für später geplant? Hätte Muwatallis seine Fußtruppen zu diesem Zeitpunkt eingesetzt, wäre Ramses verloren gewesen. Doch er tat es nicht. Der schon für unabwendbar gehaltene hethitische Sieg wurde so zumindest in ein Unentschieden verwandelt. Fest steht, Ramses ist nur knapp einer militärischen Katastrophe entgangen. Für ihn war klar, wer daran schuld trug: seine Soldaten, allen voran die Offiziere! Sie hatten ihn im Stich gelassen! "Wie feige sind eure Herzen, meine Wagenkämpfer! Keiner von euch verdient Vertrauen. Ist einer unter euch, dem ich keine Wohltaten erwiesen hätte? Gutwillig habe ich euch zu hohen Offizieren gemacht. Ich habe euch den Arbeitsdienst im Militär erlassen, weil ich mir sagte: 'Sie werden sich nicht verändert haben, wenn sie mit mir in die Schlacht ziehen.' Aber siehe, kein Mann unter euch blieb bei mir, um mir im Kampf die Hand zu reichen. Seht, Amun hat mir den Sieg gegeben, als weder die Infanterie noch die Wagentruppe mir zur Seite stand. Ich war allein, kein hoher Offizier ist mir gefolgt, kein Wagenkämpfer, kein Soldat meiner Armee und kein Hauptmann!" Dem Offizierskorps der ägyptischen Armee wurde im Kadesch-Gedicht ein so miserables Zeugnis ausgestellt, daß man durchaus propagandistische Absicht dahinter vermuten kann. Ramses wollte den Einfluß des Militärs auf den Staat begrenzen. Für die Zukunft schwebte ihm eine Politik des Friedens vor. Indem er den Heerführern völliges Versagen vorwarf, nahm er ihnen von vorneherein die Möglichkeit, Einwände dagegen vorzubringen. Mit zwei aufgeriebenen Heeresabteilungen waren weder Schlacht noch Krieg zu gewinnen, umso weniger als auf dem anderen Ufer des Orontes 37.000 ausgeruhte hethitische Soldaten warteten. Ramses setzte alles daran, einen Waffenstillstand zuwege zu bringen, der ihn als friedliebenden Herrscher in Szene setzen würde. Zu Hause konnte er die Schlacht dann als Sieg darstellen und Muwatallis als Gegner beschreiben, der gedemütigt um Frieden gebettelt hat. "Dein Diener spricht und läßt verbreiten, daß du der Sohn des Re bist. Das Land Ägypten und das Land Hatti sind dein, sie liegen unter deinen Füßen. Siehe, deine Macht ist groß, deine Stärke lastet schwer auf dem Land Hatti. Sei nicht hart in deinem Tun, siegreicher König! Frieden ist besser als Krieg! Laßt uns leben!" Ramses war einverstanden. Er kehrte in seine Hauptstadt Pi-Ramesse zurück. Die Stadt Kadesch ließ er fürs Erste den Hethitern. Dokumentenstand: 16.10.2010