Echelle-Spektrenanalysator

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OPTISCHE SPEKTROSKOPIE UND BILDVERARBEITUNG
Photonik Seiten 6-7
Echelle-Spektrenanalysator
Hartmut Lucht, Klaus Löbe, LLA,. Berlin
001 Zur Erzeugung der spektralen Dispersion werden in
Spektrographen überwiegend Beugungsgitter eingesetzt. Zur Anwendung kommen dabei Reflexionsgitter
in unterschiedlichen Aufstellungen, die in der ersten oder
zweiten Ordnung betrieben werden. Benötigen die
ebenen Reflexionsgitter noch Sammellinsen und
Hohlspiegel, so führte der Wunsch nach Verringerung
und Vereinfachung der optischen Anordnung sehr schnell
zur Einführung von Konkavgittern. Nimmt man ein
Konkavgitter, so müssen der Eintrittsspalt und der
Austrittsspalt auf einem das Gitter tangentierenden
Kreis, dem Rowland-Kreis, liegen, dessen Durchmesser
gleich dem Krümmungsradius des Gitters ist. Es gibt
eine Reihe von Gitteraufstellungen, die diese
Bedingungen erfüllen. Die Paschen-Runge-Gitteraufstellung ist eine derartige Anordnung, die bis heute
große Verbreitung hat. Der Eintrittsspalt und das Gitter
sind fest montiert. Das gekrümmte Spektrenbild wurde
zunächst mit einem gekrümmten Photofilm aufgenommen. Spätere Anordnungen entnahmen über exakt
positionierte Austrittsspalte ausgesuchte Spektrallinien
aus dem Spektrum, die für analytische Aufgaben mit
einer Vielzahl von Fotomultipliern vermessen wurden. Mit
der Entwicklung von leistungsfähigen Solid-StateFotodetektoren, insbe-sondere von Zeilenkameras,
entstand der Wunsch, den unbequemen Fotofilm bzw.
die komplizierten Detektoranordnungen zu ersetzen. Es
zeigte sich sehr schnell, daß die außerordentlich großen
und unhandlichen Paschen-Runge-Geräte auf Grund der
gekrümmten Bildfeldebene (Rowland-Kreis), ebenso
wegen der großen räumlichen Ausdehnung der
Spektren, für die kleinen Zeilenkameras ungeeignet sind.
Bild 1: Schematische Darstellung eines Echelle-Spektrographen
einem holographischen Konkavgitter und der in einem
definierten Winkel zum Eintrittsspalt liegenden
Bildfeldebene, in der die Zeilenkamera angeordnet
wird. Für viele Aufgabenstellungen konnten so
kompakte
und
leistungsfähige
Spektrographen
hergestellt werden. In der Atomemissionsspektroskopie haben einige sehr häufig auftretende Elemente
wie Eisen und Nickel außerordentlich linienreiche
Spektren. Zur Vermeidung von Linienüberlagerungen
wird eine Auflösung von wenigen pm benötigt. Die
Folge ist, daß mit dem oben genannten Spektrographen nur Wellenlängenbereiche der Größenordnung
von einigen 10 nm simultan gemessen werden können.
Der Wunsch den gesamten ultravioletten und
sichtbaren Spektral-bereich mit einer Auflösung von
Ein neuer
Ansatz für
die Entwicklung der
wenigen pm gleichzeitig zu erfassen, eine wichtige
Spektrographen war notwendig. Hier waren die
Voraussetzung für eine schnelle und umfassende
Möglichkeiten der Holographie hilfreich. Ausgehend von
Spektralanalyse, blieb ein Wunsch.
der Forderung nach einer ebenen Bildfeldebene für
einen definierten Spektralbereich, von der benötigten Ein wesentlicher Schritt zur Verwirklichung dieser
spektralen Auflösung und den Parametern des Detektors Zielstellung wurde duch die Arbeiten von H. Beckerwird eine Gitterstruktur errechnet und holographisch Roß und S. Florek [1, 2] zur Entwicklung eines Echellehergestellt, die diesen Forderungen möglichst nahe Spektrographen getan.
kommt. Es entstehen sehr kompakte Spektrographen,
bestehend aus einem Eintrittsspalt,
Echelle-Spektrograph
Die optische Anordnung des Echellespektrographen
ist schematisch in Bild 1 dargestellt.
Bild 2:
Spektrum einer
Stahlprobe
Über zwei gekreuzte Eintrittsspalten gelangt das Licht
auf einen ersten Konkavspiegel, wird kollimiert, unter
kleinem Winkel auf ein Stufengitter (Echellegitter)
gelenkt und in eine Vielzahl von Ordnungen mit hoher
Beugungszahl
(60-129)
und
folglich
hoher
Winkeldispersion gebeugt. Das Licht dieser Ordnungen
wird über einen zweiten Konkavspiegel auf die
Bildfeldebene abgebildet. Alle Ordnungen liegen dort
übereinander. Durch Einsetzen eines Quarzprismas,
mit der Dispersionsrichtung senkrecht zur Dispersionsrichtung des Stufengitters, werden die sich überlagernden Ordnungen auseinandergezogen.
OPTISCHE SPEKTROSKOPIE UND BILDVERARBEITUNG
Photonik Seiten 6-7
Es entsteht ein Stapel von Teilspektren mit hoher Applikationsbeispiele
Ordnungszahl und hoher Auflösung, die den gesamten
ultravioletten und sichtbaren Spektralbereich über- Atomemissionsspektroskopie
decken.
Für die analytische Bewertung von Stahl oder anderen
Bei geringer Baugröße des Spektrographen (250 mm festen Stoffen können interessante Spektralbereiche
Brennweite) wird in einer ebenen Fokalfläche von ausgewählt und mit einer Auflösung von wenigen pm
wenigen Quadratzentimetern Ausdehnung ein zwei- ausgewertet werden. Beispielgebend zeigt das Bild 3
dimensionales Spektrenbild mit einer resultierenden die Eisenlinien bei 259,940 und 259,837 nm von einer
Gesamtlänge des Spektrums von über einem Meter Plasmaentladung, die durch einen Laserimpuls auf
erzeugt, das in idealer Weise an die simultane Stahl erzeugt wurde [3].
Registrierung mittels Bilddetektoren angepaßt ist. Die
bisher für Spektrographen eingesetzten spektroskopischen Zeilenkameras können durch Bildkameras
ersetzt werden, deren Fotodetektoren extrem großen
Dynamikbereich und extreme Empfindlichkeit besitzen.
Beispielgebend für derartige CCD-Chips wurde der
CCD-Sensor KAF-1000 von Kodak erprobt.
CCD-Spektrenkamera
Absorptionsspektroskopie
Durch Kopplung des Echelle-Spektrenanalysators mit
einem geeigneten Kontinuumstrahler besteht die
Möglichkeit, Weitbereichs-Absorptionsspektren mit
hoher spektraler Auflösung innerhalb kurzer Meßzeiten
simultan zu registrieren. Die Bilder 4 und 5 zeigen
Absorptionsspektren von NO in Luft, die aus einer
Arbeit von H. Becker-Roß, S.V. Florek und M. Okruss
entnommen sind [4].
Spektrographen angeordnet. Sie enthält den mit Peltierelementen temperierten CCD-Photodetektor KAF 1000
mit 1024×1024 Bildpunkten der Größe 24×24 µm. Der
Detektor hat einen sehr geringen Dunkelstrom (<25
pA/cm² oder <900 e-/sec•Pixel bei 20° C) und eine hohe
Sättigungsladung (>500.000 e-/Pixel). Das Bild 2 zeigt
das komplette Spektrum einer Stahlprobe bei Anregung
mit einem Laserfunken.
Für die schnelle analytische Auswertung können schon in
einem möglichst frühen Stadium der
Datenverarbeitungskette uninteressante Spektrenbereiche
zusammengefaßt und verworfen werden. Erfolgt dieser
Prozeß noch in der analogen Bildbearbeitung spricht
man von einem Hardware-Binning. Ein in einem RAM
abgelegtes Bitmuster gibt eine Orientierung zur
Zusammenfassung ausgesuchter Zeilen auf dem
Detektorarray (Zeilen-Binning). Ferner werden beim
Auslesen der Zeilen ausgesuchte Bereiche in der Zeile
zusammengefaßt (Spalten-Binning). Mit dieser Methode
gelingt es, die Spektrenbearbeitung um etwa eine
Größenordnung zu beschleunigen.
Die CCD-Spektrenkamera kann zur Messung von sehr
lichtschwachen Signalen oder für zeitlich aufgelöste
Messungen von dynamischen Prozessen mit einem
MCP-Bildverstärker ausgerüstet werden. Zum Betrieb
des Bildverstärkers wird eine Treiberstufe und die FastPuls-Generatorkarte benötigt. Die Fast-Puls-Generatorkarte übernimmt bei Bedarf die komplette zeitliche
Steuerung eines Experimentes, kann aber auch extern
synchronisiert werden. Das ist für Impuls-lichtquellen
interessant, die sich nur mit großem zeitlichen Jitter
triggern lassen. In diesen Fällen wird ein geringer
Strahlungsanteil der Lichtquelle ausgekoppelt und über
einen schnellen,
jitterfreien
Photodetektor
zur
Synchronisation der Messung benutzt.
Bild 3: Laserplasmaspektrum einer
Stahlprobe Ausschnitt von 240 bis
280 nm.
(Nd:YAG-Laser,
1064 nm, 6 ns-Impulslänge, beleuchtete Detektorfläche:
350 Pixel horizontal
und 200 Pixel vertikal, Belichtungszeit:
10 µs pro Laserimpuls bei einer Verzögerung von 3 µs
zur
Plasmaanregung; Akkumulation
von 10 Laserimpulsen)
(Lichtquelle:
D2-Lampe, beleuchtete Bildfläche: 1024
Pixel horizontal und
680 Pixel vertikal,
Be-lichtungszeit: 6 s,
Dunkelstrom korrigiert)
Bild 4: Ordnungsbild eines NOAbsorptions-spektrums
(Mittelwert von 100
Messungen mit jeweils 6 s Meßzeit,
Konzentration
3
20 mg/m , Küvettenlänge 150 mm)
Bild 5: Ausschnitt aus dem
Absorptions-spektrum von NO
/1/
S. Florek, H. Becker-Roß, Echelle-Polychromator, Europ. Pat. Nr. 0442 596A2 (1991)
/2/
H. Becker-Roß, S. Florek, Echelle spectrometers and charge coupled devices, Spectrochim. acta, B 52 (1997)
S. 1367 - 1376
/3/
K. Löbe, H. Lucht, Laserinduzierte Plasmaspektralanalyse zur unmittelbaren Messung fester Proben, GIT LaborFachzeutschrift 2/98, S. 105 - 110
/4/
H. Becker-Roß, S.V. Florek, M. Okruss, Echelle-spectrograph for time-resolved differential optical absorptions
spectroscopy, 2'nd PREACH, Espoo, Finnland 6/98
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