Steroid-induzierter Diabetes

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Praxis
Steroid-induzierter Diabetes
Joel Capraro, Peter Wiesli
Medizinische Klinik, Kantonsspital Frauenfeld
Quintessenz
P Der Glukokortikoid­induzierte Diabetes mellitus ist eine häufige Neben­
wirkung einer Steroidtherapie.
P Die Nüchternblutzuckerwerte und das HbA1c liegen bei einer Pred­
nisontherapie auch bei einer diabetischen Stoffwechsellage häufig in der
Norm.
P Der Blutzuckeranstieg beim Steroiddiabetes tritt vorwiegend post­
prandial auf.
P Blutzuckerwerte <12–15 mmol/l können versuchsweise mit Lifestyle­
modifikation und oralen Antidiabetika therapiert werden, Blutzucker­
werte >12–15 mmol/l bedürfen meist einer Insulintherapie.
P Die Insulintherapie muss der Pharmakodynamik der Glukokortikoide
resp. dem Blutzuckerverlauf angepasst werden.
P Die Insulindosis muss der Steroidosis angepasst werden. Bei einer
Reduktion der Steroiddosis muss gleichzeitig die Insulindosis reduziert
werden.
Einleitung
Joel Capraro
Die Autoren haben
keine finanzielle
Unterstützung und
keine anderen
Interessenskonflikte im
Zusammenhang
mit diesem Beitrag
deklariert.
Glukokortikoide werden bei ambulanten und stationä­
ren Patienten häufig aus verschiedensten medizinischen
Indikationen pharmakologisch eingesetzt. Der Steroid­
diabetes, eine relativ häufige Nebenwirkung einer Ste­
roidtherapie, wird oft zu spät diagnostiziert und oft un­
genügend behandelt. Bei Patienten mit einem bekannten
Diabetes mellitus führt eine Therapie mit Glukokorti­
koiden immer zu einem Anstieg des Blutzuckers und
die Notwendigkeit, die antidiabetische Behandlung an­
zupassen, soll und kann bei diesen Patienten antizipiert
werden. Bei Patienten ohne bekannten Diabetes besteht
ein 1,4­ bis 2,3faches Risiko, dass sich durch die Ste­
roidtherapie neu eine diabetische Stoffwechsellage ent­
wickelt [1]. In dieser Situation handelt es sich um einen
spezifischen Diabetestyp, den Glukokortikoid­induzier­
ten Diabetes oder Steroiddiabetes. Dosis und Dauer der
Steroidtherapie erhöhen das Risiko einer diabetischen
Stoffwechsellage unter der Steroidtherapie, ebenso be­
kannte Risikofaktoren für einen Diabetes mellitus Typ 2
(u.a. höheres Alter, erhöhter BMI oder positive Familien­
anamnese für Diabetes). Es gibt Berichte, dass sich bei
bis zu 10–40% der Patienten mit einer Langzeit­Stero­
idtherapie im Verlauf ein Diabetes mellitus entwickelt.
Da bei hospitalisierten Patienten häufig hochdosierte
Steroidtherapien durchgeführt werden, ist die Inzidenz
der Glukokortikoid­induzierten Hyperglykämie im Spital
höher als bei ambulanten Patienten.
Für die Diagnostik und Therapie der Glukokortikoid­in­
duzierten Hyperglykämie gelten einige Besonderheiten,
auf die in diesem Artikel eingegangen wird. Zur Proble­
matik des Glukokortikoid­induzierten Diabetes und des­
sen Management gibt es nur wenig wissenschaftliche
Untersuchungen, viele in diesem Artikel beschriebenen
Empfehlungen beruhen daher auf persönlichen Erfah­
rungen und Meinungen der Autoren. Wir beschränken
uns auf die am häufigsten angewandte Art der Steroid­
therapie, die morgendliche Gabe von Prednison.
Diagnose der Glukokortikoidinduzierten Hyperglykämie
Voraussetzung für das Erkennen einer Glukokortikoid­
induzierten Hyperglykämie sind Blutzuckermessungen
bei Beginn (und unter) einer Steroidtherapie. Blutzucker­
messungen sollten bei vorhandenen Risikofaktoren für
einen Diabetes und/oder einer länger dauernden Thera­
pie mit Steroiden bei allen Patienten mindestens stich­
probenweise durchgeführt werden. Die Diagnose der
Glukokortikoid­induzierten Hyperglykämie kann ver­
passt werden, wenn die Pharmakodynamik der Steroide
bei der Diagnostik nicht berücksichtigt wird; speziell
wichtig ist dieser Punkt bei der häufig angewandten ein­
mal täglichen Gabe von Prednison. In dieser Situation
bleiben die Nüchternwerte am Morgen typischerweise
normal, auch wenn es zu einer diabetischen Stoffwech­
sellage unter der Steroidtherapie kommt.
In einer prospektiven Studie mit Patienten mit Nieren­
erkrankungen, die mit Prednisolon einmal pro Tag
behandelt wurden, hatten 42% der Patienten einen Blut­
zucker über 11 mmol/l zwei Stunden nach dem Mittag­
essen, aber einen normalen Nüchternwert. In einer Ko­
horte von Patienten mit neurologischen Krankheiten,
die mit Prednisolon behandelt wurden, hatten ebenfalls
50% der Patienten zwei Stunden nach dem Mittagessen
Werte über 11 mmol/l bei normalen Nüchternwerten.
In einer neueren Arbeit wurde gezeigt, dass die Sensi­
tivität der Nüchternglukose in der Diagnostik des Dia­
betes bei Patienten mit entzündlichen rheumatolgischen
Krankheiten unter einer Steroidtherapie nur 33% be­
trägt [2]. Das HbA1c ist für die Diagnostik der Gluko­
kortikoid­induzierten Hyperglykämie ebenfalls nicht
geeignet, da die Stoffwechsellage vor Beginn der Stero­
idtherapie möglicherweise noch normal war und die
vorwiegend postprandiale Blutzuckererhöhung durch
das HbA1c schlecht reflektiert wird.
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Praxis
Am sensitivsten für die Diagnose einer diabetischen
Stoffwechsellage unter einer Therapie mit Steroiden sind
ausnahmsweise postprandiale Blutzuckermessungen.
Der Grenzwert für die Diagnose eines Diabetes liegt für
postprandiale Messungen bei 11 mmol/l. Ein Diabetes
muss diagnostiziert wer­
den, wenn die Plasma­
Der Steroiddiabetes, eine
glukose 011,1 mmol/l
relativ häufige Neben­
liegt (formal Messung im
wirkung einer Steroidthera­
venösen Plasma, Bestäti­
pie, wird oft zu spät dia­
gung mit einem zweiten
gnostiziert und oft
Wert und Vorliegen von
ungenügend behandelt
Symptomen). Ebenfalls
geeignet, um eine diabe­
tische Stoffwechsellage zu erkennen, sind Blutzucker­
tagesprofile mit Messungen vor dem Mittagessen und
Abendessen; die Sensitivität der Diagnostik kann durch
zusätzliche Messungen eine bis zwei Stunden nach dem
Essen weiter erhöht werden.
Pathogenese der Glukokortikoidinduzierten Hyperglykämie
Die wichtigsten Mechanismen der Glukokortikoid­indu­
zierten Hyperglykämie sind eine verminderte Insulin­
sensitivität des peripheren Gewebes und eine vermehrte
hepatische Glukoseproduktion. Eine Therapie mit 30 mg
Prednison führte bei Gesunden zu einer Verminderung
der Insulinsensitivität um 60%. In einer der wenigen
Studien, in der verschiedene Dosierungen untersucht
wurden, zeigte sich eine Abnahme der Insulinsensitivität
um 46% mit 2 mg Dexamethason und eine Abnahme um
79% mit 8 mg Dexamethason. Vor allem höhere Dosen
von Steroiden können auch zu einer Abnahme der Insu­
linsekretionskapazität führen [3].
Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
von Glukokortikoiden
Der maximale Plasmaspiegel nach oraler Gabe von Pred­
nison wird eine Stunde nach der Einnahme gemessen,
die Plasma­Halbwertszeit beträgt 2,5 Stunden. Die phar­
makokinetischen Eigenschaften von Dexamethason sind
sehr ähnlich. Die pharmakodynamischen Effekte in Be­
zug auf den Glukosestoffwechsel sind im Vergleich zur
Pharmakokinetik deutlich verlängert. Prednison hat
den maximalen Effekt auf die Insulinsensitivität 4 bis
8 Stunden nach der Einnahme und der Effekt hält 12 bis
16 Stunden an. Der Effekt von Dexamethason auf die
Insulinsensitivität hält im Vergleich zu Prednison noch
länger an.
Die pharmakodynamischen Eigenschaften der verwen­
deten Steroide und die Art und Häufigkeit der Verabrei­
chung bestimmen den Effekt auf den Glukosestoffwech­
sel. Dies muss bei der Wahl der antidiabetischen Therapie
berücksichtigt werden. Die einmal tägliche Verabrei­
chung von Prednison am Morgen führt z.B. zu einem
typischen Blutzuckertagesprofil mit normalen Blut­
zuckerwerten am Morgen und einem Anstieg der Blutzu­
ckerwerte am Mittag und Abend. Über die Nacht sinken
die Blutzuckerwerte wieder ab, wenn die Wirkung der
Steroide gemäss der Pharmakodynamik abklingt [4].
Wird dagegen Prednison am Morgen und am Abend
verschrieben, kann auch der Nüchternblutzucker er­
höht sein.
Indikation für eine Behandlung der Glukokortikoid-induzierten Hyperglykämie
Ob eine Behandlung der Glukokortikoid­induzierten Hy­
perglykämie bei einem Patienten indiziert ist, muss indi­
viduell entschieden werden. Dabei spielt neben dem
Ausmass der Hyperglykämie auch die wahrscheinliche
Dauer der Steroidthera­
pie eine wichtige Rolle. Bei einer kurzfristigen
Bei einer kurzfristigen Behandlung mit Steroiden
Behandlung mit Steroi­ ist eine Therapie der
den ist eine Therapie der Hyperglykämie nicht immer
Hyperglykämie nicht im­ notwendig, v.a. wenn
mer notwendig, v.a. wenn nur die Mittagswerte leicht
nur die Mittagswerte erhöht sind
leicht erhöht sind. Wird
die Steroidtherapie aber
über mehrere Wochen durchgeführt, ist eine Behand­
lung der Steroid­induzierten Hyperglykämie in den
meisten Fällen notwendig und sinnvoll. Grundsätzlich
ist das Absetzen der Steroide die wirksamste Behand­
lung. Indikation und Dosis der Steroidtherapie sollten
darum immer nochmals überprüft werden, bevor eine
Therapie des Steroiddiabetes begonnen wird.
Therapie der Glukokortikoidinduzierten Hyperglykämie
Eine Einschränkung der Kohlenhydrate, Vermeidung von
Zwischenmahlzeiten, Erhöhung der Nahrungsfasern und
eine vermehrte körperliche Aktivität sind auch bei der
Glukokortikoid­induzierten Hyperglykämie wichtige und
wirksame Massnahmen für eine Verbesserung der Blut­
zuckerwerte. Die Umsetzung dieser Massnahmen ist auf­
grund der Grundkrankheit, die zur Steroidtherapie führt,
aber oft nur bedingt möglich.
Bei Blutzuckerwerten unter 12–15 mmol/l kann ein The­
rapieversuch mit oralen Antidiabetika unternommen
werden. Bei Werten über 12–15 mmol/l ist eine Insulin­
therapie meist unumgänglich.
Orale Antidiabetika bei Glukokortikoidinduziertem Diabetes
Nur wenige Publikationen haben den Effekt von oralen
Antidiabetika in der Therapie des Glukokortikoid­indu­
zierten Diabetes untersucht; das Ansprechen ist erfah­
rungsgemäss bei hohen Steroiddosen ungenügend. Alle
verfügbaren Antidiabetika können grundsätzlich einge­
setzt werden. Glitazone (Pioglitazon) sind wegen des ver­
zögerten Wirkeintritts sowie des ungünstigen Effekts
auf Gewicht und Knochen (Osteoporose) beim Steroid­
induzierten Diabetes grundsätzlich ungeeignet. Bei Sul­
fonylharnstoffen ist die Gefahr von nächtlichen Hypo­
glykämien zu beachten, wenn die Steroide einmal täglich
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Praxis
bedarf dagegen geringer. Die einmalige Applikation ei­
nes Mischinsulins oder eines Verzögerungsinsulins (ins­
besondere NPH­Insulin) am Morgen ist eine einfache
Alternative zur prandialen Insulintherapie in der Praxis.
Die ansonsten beim Diabetes Typ 2 übliche Art, eine In­
sulintherapie zu beginnen – die Bedtime­Insulin­
therapie –, ist beim Steroiddiabetes nicht sinnvoll, da
die Blutzuckerwerte über die Nacht entsprechend der
Pharmakodynamik des Prednisons ohnehin absinken.
Wir beginnen in der Praxis die Insulintherapie mit einer
Dosis entsprechend dem höchsten (präprandialen) Blut­
zuckerwert im Blutzuckertagesprofil: Wenn unter einer
Therapie mit 50 mg Prednison der Blutzucker bis auf
18 mmol/l ansteigt, beginnen wir mit 18 E Insulin als
Startdosis. Sofern die Therapie möglichst einfach ge­
staltet sein soll, beginnen wir mit der einmaligen Injek­
tion eines Mischinsulins oder mit einem NPH­Insulin
am Morgen, also z.B. 18 E NovoMix 30 oder 18 E Insu­
latard. Die Wirkung der langwirksamen Insulinanaloga
(Lantus und evtl. Leve­
mir) ist potentiell zu lang,
In einer prospektiven Studie
so dass wir beim Steroid­
mit Patienten mit Nieren­
diabetes primär NPH­In­
erkrankungen, die mit Pred­
sulin (z.B. Insulatard)
nisolon einmal pro Tag
verwenden (Tab. 1 p).
behandelt wurden, hatten
Die Dosis wird im Ver­
42% der Patienten einen
lauf gemäss den gemes­
Blutzucker über 11 mmol/l
senen Blutzuckerwerten
zwei Stunden nach dem
angepasst. Da die Dauer
Mittagessen, aber einen
der Insulinwirkung bei
normalen Nüchternwert
allen Präparaten dosis­
abhängig ist und bei einer
Steroidtherapie zum Teil hohe Dosen eingesetzt werden
müssen (die dann potentiell bis in die Nacht wirken),
sollte das Ziel der Blutzuckereinstellung nicht zu tief
angesetzt werden; ein Blutzucker <8–10 mmol/l vor
dem Abendessen kann in den meisten Fällen akzeptiert
werden.
Wenn unter dem Mischinsulin die Mittagswerte deutlich
höher liegen als die Abendwerte, wechseln wir auf ein
Mischinsulin mit einem höheren Anteil an kurzwirk­
samem Insulin (z.B. HumalogMix 50).
Wenn die Blutzuckerwerte mit dem Mischinsulin vor
dem Mittagessen zu tief liegen bei persistierend erhöhten
Werten am Abend, wechseln wir auf die morgendliche
Injektion eines NPH­Insulins.
Sofern der Steroiddiabetes mit drei Injektionen eines
kurzwirksamen Insulins zu den Mahlzeiten behandelt
verabreicht werden. Metformin, Glinide (z.B. Repagli­
nid), Gliptine (Sitagliptin, Vildagliptin, Saxagliptin,
Linagliptin) und evtl. nicht retardierte Sulfonylharnstoffe
ohne aktive Metaboliten (Gliclazid) können eingesetzt
werden, sofern keine Kontraindikationen oder Zulas­
sungsbeschränkungen bestehen.
Die Kombination von Metformin und einem Gliptin ist
unsere bevorzugte Therapie beim Steroiddiabetes, da mit
dem Gliptin spezifisch der postprandiale Blutzucker­
anstieg bekämpft wird (am besten einmalige Dosis des
Gliptins am Morgen) und Metformin die hepatische Glu­
koneogense hemmt. GLP­1­Analoga, die subkutan appli­
ziert werden, sind eine interessante Therapieoption
beim Steroiddiabetes, die möglicherweise in Zukunft
eingesetzt werden kann [5].
Insulintherapie bei Glukokortikoidinduziertem Diabetes
Meist ist bei der Steroid­induzierten Hyperglykämie
eine Insulintherapie notwendig, um eine genügende
Blutzuckerkontrolle zu erreichen. Bei der einmaligen
Gabe von Prednison sind die prandiale Insulintherapie
(Mahlzeiteninsulin) oder die einmal tägliche Gabe eines
Verzögerungs­ oder Mischinsulins am Morgen geeignete
Strategien. Mit einer prandialen Insulintherapie gelingt
die Stoffwechselkontrolle in vielen Fällen besser, sofern
keine Zwischenmahlzeiten eingenommen werden. Es ist
zu beachten, dass beim Frühstück – trotz der typischer­
weise am Morgen guten Blutzuckerwerte – ein hoher
Insulinbedarf besteht. Beim Abendessen ist der Insulin­
Tabelle 1
Übersicht Insulinpräparate.
Kurzwirksame Insuline
Human
Mischinsuline
Actrapid (Normalinsulin)
Langwirksame
Insuline
Insulatard (NPH)
Huminsulin Basal
(NPH)
Analoga
Insuman Rapid
(Normalinsulin)
Insuman Comb 25
Insuman Basal
(NPH)
NovoRapid (Aspart)
NovoMix 30
Levemir (Detemir)
Humalog (Lispro)
Humalog Mix 25
Humalog Mix 50
Apidra (Glulisin)
Lantus (Glargin)
Einteilung der Insulinpräparate in kurzwirksame, langwirksame und Mischinsuline.
Bei den Mischinsulinen gibt die Zahl an, wie gross der Anteil des kurzwirksamen Insulins
in Prozent ist.
Tabelle 2
Insulinschema für eine prandiale Insulintherapie bei einem Anstieg des Blutzuckers unter Steroidtherapie auf 18 mmol/l.
Blutzucker
<5 mmol/l
5,1–7,0 mmol/l
7,1–10,0 mmol/l
Morgen
6
7
8
Mittag
6
7
Abend
–
–
10,1–15,0 mmol/l
>15 mmol/l
Insulin
Tageszeit
⁄2
1
8
4
⁄2
1
10
10
5
⁄2
1
12
NovoRapid
12
NovoRapid
6
NovoRapid
Die notwendige Startdosis für die Insulintherapie kann mit dem höchsten präprandialen Blutzucker im Tagesprofil abgeschätzt werden.
Steigt der Blutzucker bis auf 18 mmol/l an, werden 18 E im Insulinschema verteilt (3 Injektionen à 6 E). Der Insulinbedarf ist am Morgen und
Mittag höher als am Abend, der Insulinbedarf ist am Abend ca. 50% tiefer (entsprechend werden die 6 E im Insulinschema am Morgen und
am Mittag links und am Abend rechts eingetragen).
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wird und der Blutzucker im Tagesprofil auf 18 mmol/l
ansteigt, verteilen wir die Startdosis von 18 E auf drei
Injektionen.
Der Insulinbedarf ist entsprechend der pharmakodyna­
mischen Eigenschaften des Prednisons am Morgen und
Mittag höher als am Abend; daher werden die 6 E des
kurzwirksamen Insulins im Insulinschema am Morgen
und Mittag links (bei tiefen Blutzuckerwerten) und am
Abend rechts (bei erhöhten Blutzuckerwerten) eingetra­
gen (Tab. 2 p). Wir gehen initial davon aus, dass der
Insulinbedarf am Abend ca. 50% tiefer ist als am Mittag
oder Morgen; entsprechend wird das Insulinschema aus­
gefüllt.
Die Koordination der Insulintherapie mit den Mahlzeiten
ist bei der prandialen Insulintherapie sehr wichtig, um
eine gute Blutzuckerkontrolle zu erreichen. Ebenfalls
soll auf Zwischenmahlzeiten grundsätzlich verzichtet
werden.
Grundsätzlich sind beim Steroiddiabetes durch die Ste­
roid­induzierte Insulinresistenz höhere Insulindosen
notwendig. Bei einer Ver­
Bei Blutzuckerwerten unter änderung der Steroid­
dosis muss gleichzeitig
12–15 mmol/l kann ein
Therapieversuch mit oralen die Insulindosis ange­
Antidiabetika unternommen passt werden. Bei einer
Reduktion der Steroid­
werden. Bei Werten
dosis muss unbedingt
über 12–15 mmol/l ist eine
auch die Insulindosis re­
Insulintherapie meist
duziert werden, um Hypo­
unumgänglich
glykämien zu vermeiden.
Beim Absetzen der Steroide kann auch das Insulin
abgesetzt werden, sofern nicht schon vor der Steroid­
therapie eine Insulintherapie durchgeführt wurde.
Korrespondenz:
Prof. Dr. med. Peter Wiesli
Endokrinologie, Diabetologie
und klinische Ernährung
Medizinische Klinik
Kantonsspital Frauenfeld
CH­8500 Frauenfeld
peter.wiesli[at]stgag.ch
Literatur
1 Clore JN, Thurby­Hay L. Glucocorticoid­induced Hyperglycemia. Endocr
Pract. 2009;15(5):469–74.
2 Burt MG, Willenberg VM, Petersons CJ, Smith MD, Ahern MJ, Stranks
SN. Screening for diabetes in patients with inflammatory rheumatolo­
gical disease administered long­term prednisolone: a cross­sectional
study. Rheumatology (Oxford). 2012;51:1112–9.
3 Yuen KCJ, McDaniel PA, Riddle MC. Twenty­four hour profiles of plasma
glucose, insulin, C­peptide and free fatty acid in subjects with varying
degrees of glucose tolerance following short­term medium­dose pred­
nisone (20 mg/day) treatment: evidence for differing effects on insulin
secretion and action. Clin Endocrinol (Oxf). 2011; Epub ahead of print.
4 Burt MG, Roberts GW, Aguilar­Loza NR, Frith P, Stranks SN. Continuous
monitoring of circadian glycemic patterns in patients receiving predniso­
lone for COPD. J Clin Endocrinol Metab. 2011;96(6):1789–96.
5 Van Raalte DH, van Genugten RE, Linssen MM, Ouwens DM, Diamant
M. Glucagon­like peptide­1 receptor agonist treatment prevents gluco­
corticoid­induced glucose intolerance and islet­cell dysfunction in hu­
mans. Diabetes Care. 2011;34(2):412–7.
Schweiz Med Forum 2012;12(27–28):562–565
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