INFOLETTER Nr. 14/Okt 10 Informationen zu Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Einleitung S1 Weisheit und Psychotherapie Symposium 2010 Schwerpunkt S2 Beiträge der Podiumsgäste Intermezzo S4 Die Weisheit der Märchen Weisheit in der Therapie – Zur Aktualtität von Weisheit in Psychiatrie und Psychotherapie Was denn Weisheit – so wurde ich gefragt – mit Psychotherapie zu tun habe? Die Frage ist berechtigt. Psychotherapie hat sich zunehmend zu einer manualisierten Technik entwickelt. Da fällt es prima vista nicht leicht etwas Weises darin zu sehen. Der erste Blick täuscht: die Manuale allein bringen nicht die Essenz der Psychotherapie zur Sprache. Sie liegt in der vertrauensvollen Beziehung und emotionalen Präsenz von Therapeut und Patient. Wie die Anleitungen aus den Lehrbüchern in das Leben des individuellen Patienten übersetzt werden, ist dann tatsächlich ein therapeutischer Schritt, der mit Weisheit zu tun hat. Um die allgemeine Theorie im konkreten Leben zu entdecken, braucht es „den richtigen Blick“ und „das treffende Urteil“ (Schoppenhauer). Arbeitet der Patient mit den Werkzeugen der Manualen an sich selbst, wird Weisheit zu dem, was die antiken Philosophieschulen und in neuerer Zeit der Philosoph Foucault darunter verstanden: Weisheit ist letztlich eine Lebensform, die durch tägliches Üben erworben wird. Das diesjährige Symposium widmete sich unter dem obigen Titel dem Thema von Weisheit und Psychotherapie. Am Vormittag hörten wir, wie Weisheit das Alltagsbewusstsein, das stark in eigenen Gedanken verhaftet ist, übersteigt: Annette Pestalozzi und Stefan Büchi zeigten die im Körper verborgene Weisheit auf und Daniel Hell erläuterte, wie die spirituellen Erfahrungen der Wüstenväter (christliche Emeriten im 3. - 6. Jhdt.) hilfreich sind, um die heutigen psychischen Störungen zu behandeln. Am Nachmittag sahen wir, dass die Weisheit in die heutige Forschung und Psychotherapie Eingang gefunden hat: Judith Glück gewährte Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen der empirischen Weisheitsforschung und Barbara Lieberei-Schippan demonstrierte Weisheit als konzeptualisierte Psychotherapie zur Behandlung von Verbitterungsstörungen. Zwischen den Referaten illustrierte die Märchenerzählerin Iris Meyer, wie gerade Märchen gewisse Weisheitsaspekte auf den Punkt zu bringen vermögen. Mit über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war unser Symposium ausgebucht. Dank den gehaltvollen und differenzierten Referaten wurde der Tag zu einem grossen Erfolg. Für mich war die Zufriedenheit des Publikums gut fassbar, auch ohne die – wie es wohl der Weisheit genehm ist – zeitgemässe Kreuzchen-Umfrage mittels Fragebögen. Ich danke allen – Publikum, Referenten, Organisatoren und Sponsoren – für das Gelingen und freue mich bereits auf das nächstjährige Symposium. Schlussdiskussion mit allen Referenten Toni Brühlmann Ärztlicher Direktor 1 Was bewährt sich im Umgang mit psychischer Komplexität? Weisheiten der Wüstenväter und anderer Grenzgänger Die Weisheit des Körpers und die Symbolik der Symptome Dr. phil. Annette Pestalozzi, Zürich / Prof. Dr. med. Stefan Büchi, Leiter Kompetenzzentrum Psychosomatik Prof. Dr. med. Daniel Hell, Leiter Kompetenzzentrum Depression und Angst Nach der Liebe, dem Glück und der Kreativität wird nun noch die Weisheit zum Thema der Psychologie gemacht. Das löst widersprüchliche Reaktionen aus: Zum einen verspricht Weisheit im Umgang mit Patienten bessere Behandlung. Zum andern droht Weisheit damit zu einem Objekt oder zu einer Sache gemacht zu werden, die es zu definieren, zu rationalisieren und zu messen gilt. Weisheit ist aber weder Sache noch Instrument. Sie bewährt sich, vor allem im Umgang mit komplexen Problemen. Wie kann aber therapeutische Bewährung gefördert werden? Dazu einige Stichworte: •Wenn fachliches Wissen als Basis dient, die Wirksamkeit therapeu tischer Interventionen generell einzuschätzen (Stichwort: Fach kompetenz). •Wenn durch Intervision und Super vision verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden (Stichwort: Dialogik). •Wenn das Beschwerdenbild eines Menschen in die Lebenssituation und Lebensgeschichte integriert wird und die Symptomatologie nicht allein zum Ausgangspunkt der Beur teilung und Behandlung wird – wozu das ICD-10 und DSM-IV verführen können (Stichwort: Kontextualität). •Wenn das leib-seelische Erleben eines Menschen achtsam und nicht wertend ins Zentrum gerückt wird und demgegenüber das Selbst bild eines Menschen als weitge hend kulturell und biographisch fremdbestimmt wahrgenommen und allenfalls relativiert wird (Stichwort: Personalität). •Wenn Therapeuten sich nicht als Träger von Wahrheiten oder von wahren Theorien betrachten, aber auf eine Art „verinnerlichten weisen Mentor“ (d.h. den Erfahrungsschatz der Tradition und bedeutender Anderer) zugreifen können (Stich wort: Komplexitätsreduktion). •Wenn Offenheit der Therapeuten für ihr eigenes Erleben grössere Offenheit gegenüber dem Erleben des Hilfesuchenden erlaubt und Nar zissmus immer wieder neu überwun den wird (Stichwort: Achtsamkeit). Daniel Hell (l.) Psychologische Weisheitsforschung: Ansätze, Erkenntnisse und Grenzen Prof. Dr. rer. nat. Judith Glück, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Weisheit ist eines der komplexesten Konstrukte, mit denen sich die Psychologie befasst, und noch haben wir uns nicht einmal auf eine einheitliche Definition geeinigt. Dennoch ist die psychologische Weisheitsforschung ein stark wachsendes Feld. Judith Glück 2 Aktuell befasst sich die Psychologie vor allem mit drei Fragen: •Was ist Weisheit? •Kann man Weisheit messen – und wenn ja, wie? •Wie wird man weise – und warum werden so wenige Menschen wirk lich weise? Die Antworten auf die Frage, was Weisheit ist, lassen sich in zwei grosse Gruppen teilen: kognitionsorientierte Definitionen, die Weisheit vor allem als eine spezielle Form von breitem und tiefem Wissen ansehen, und integrative Definitionen, die neben dem Wissen auch Aspekte wie Empathie oder Altruismus als notwendig für Weisheit ansehen. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Ansätze zur Messung von Weisheit: kognitionsorientierte Ansätze messen Weisheit anhand von „Aufgaben“, die sich auf komplexe menschliche Probleme beziehen. Integrative Ansätze verwenden meistens Fragebögen zur Selbstbeurteilung verschiedener relevanter Eigenschaften. Beide Ansätze haben ihre Nachteile; noch existiert keine allgemein akzeptierte Methode der Weisheitsmessung. Zur Frage, wie man weise wird, liegen bisher nur wenige Studien vor. Meine Forschungsgruppe sieht Erfahrungen als essentiell für die Entwicklung von Weisheit an, die das Leben und die Prioritäten eines Menschen deutlich verändern. Wir postulieren bestimmte Ressourcen, die sowohl bei der konstruktiven Bewältigung schwieriger Lebensereignisse hilfreich sind, als auch längerfristig die Entwicklung von Weisheit fördern. Annette Pestalozzi (m.), Stefan Büchi (r.) Weisheit hat mit Erfahrungswissen zu tun. Dieses wird in den ersten Lebensjahren hauptsächlich körperlich gespeichert und ist nicht direkt in Sprache umsetzbar. Auch in der späteren Lebensentwicklung ist Erkennen eng mit Erfahrungen des Menschen in seinem Körperoder Leib-Sein verbunden, welche dem sprachlichen Bewusstsein nicht unmittelbar zugänglich sind. Zwischen dem Körper- und dem Sprachraum entwickelt sich der bildhafte Symbolraum. Weisheit des Körpers betont jene „konzentrierte Lebenserfahrung“ (G. Roth), welche eng an das mit den Sinnen erfahrenen und empfundenen Wissen gebunden ist. Diese Weisheit hat auch mit einer bewussten Beziehung zum eigenen Leib - dem beseelten Körper – zu tun, der über ein eigenes und umfangreiches Wissen verfügt. Das nicht sprachfähige Wissen präsentiert sich körperlich mit den sog. somato-affektiven Markern (A. Damasio) sowie in symbolischen Bildern. Die somato-affektiven Marker können als wortlose Erzählung des Körpers verstanden werden, und sind in der Lage, ihren Erfahrungsschatz dem Organismus blitzschnell zur Verfügung zu stellen bevor sich der Verstand eingeschaltet hat. Die achtsame Wahrnehmung dieser Marker und ihre sorgfältige Abstimmung mit der vernunftmässigen Beurteilung von Situationen sind ebenso Teil einer praktischen Weisheit in der Psychotherapie wie die fundamentale Akzeptanz von Leiden als einer menschlich-leiblichen Grunderfahrung. Die Auseinandersetzung mit Bildern und Symbolen ist therapeutisch von grosser Bedeutung, da sie den Betroffenen einen Brückenschlag zwischen den getrennten Welten des Körpers und des sprachlichen Bewusstseins ermöglichen. Symbolische Bilder können dabei als zentrale Brennpunkte schöpferischer Entwicklung verstanden werden, welche bewusste und unbewusste Tendenzen „transzendieren“ können. Weisheitstherapie am Beispiel der Verbitterungsstörung Dr. med. Barbara Lieberei-Schippan, Reha-Zentrum Seehof Berlin Belastungsreaktionen in der Folge kritischer Lebensereignisse spielen im klinischen Alltag eine große Rolle und führen häufig zu Chronifizierung und Invalidität. Eine spezielle Form der Anpassungs- und posttraumatischen Störungen mit hoher sozialmedizinischer Bedeutung ist die sog. posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED = Posttraumatic Embitterment Disorder). Sie tritt auf nach Kränkungserlebnissen oder biographischen Brüchen in wichtigen Lebensbereichen, d.h. bei Verletzungen zentraler Grundannahmen. Sie geht einher mit erheblicher und anhaltender Verbitterung als Leitaffekt sowie Intrusionen, Hyperarousal, Herabgestimmtheit und Vermeidung mit ausgeprägten Beeinträchtigungen der sozialen Anpassung und Lebensqualität. Diese Störungen erweisen sich als schwer zu behandeln. Insbesondere der Leitaffekt der Verbitterung führt oft auch zu einer Ablehnung und Abwertung therapeutischer Hilfsangebote. Ein Vulnerabilitäts- wie Schutzfaktor scheint der Grad an Weisheitskompetenzen zu sein, was neue Optionen für die Behandlung dieser Patienten eröffnet. Ein Behandlungsansatz für die Therapie der Posttraumatischen Verbitterungsstörung zielt darauf ab, das kritische Lebensereignis und die damit verbundene Kränkung und Herabwürdigung zu verarbeiten, Barbara Lieberei-Schippan sich davon innerlich zu distanzieren sowie neue Lebensperspektiven -mus, Wertrelativismus, Selbstrelativierung, Ungewissheitstoleranz, aufzubauen. Ein speziell auf die PTED abgestellter Behandlungs- Nachhaltigkeit sowie Problem- und Anspruchsrelativierung. Es geht ansatz stellen Interventionen im Sinne einer „Weisheitstherapie“ dar, bei der Weisheitstherapie nicht um eine Lebensberatung oder Erarbeidie sich an der Weisheitsforschung orientieren. Hierbei werden spe- tung von Konfliktlösungen, sondern zielle weisheitsaktivierende Pro- um die Förderung psychologischer Funktionen und Kompetenzen, die blemlösestrategien angewandt, die erforderlich sind um eine Konfliktabzielen auf eine Förderung von Weisheitskompetenzen wie z.B. lösung erreichen zu können. Perspektivwechsel, Selbstdistanz, Empathie, Emotionswahrnehmung und Emotionsakzeptanz, emotionale Serenität und Humor, Fakten- und Problemlösewissen, Kontextualis- 3 Was bewährt sich im Umgang mit psychischer Komplexität? Weisheiten der Wüstenväter und anderer Grenzgänger Die Weisheit des Körpers und die Symbolik der Symptome Dr. phil. Annette Pestalozzi, Zürich / Prof. Dr. med. Stefan Büchi, Leiter Kompetenzzentrum Psychosomatik Prof. Dr. med. Daniel Hell, Leiter Kompetenzzentrum Depression und Angst Nach der Liebe, dem Glück und der Kreativität wird nun noch die Weisheit zum Thema der Psychologie gemacht. Das löst widersprüchliche Reaktionen aus: Zum einen verspricht Weisheit im Umgang mit Patienten bessere Behandlung. Zum andern droht Weisheit damit zu einem Objekt oder zu einer Sache gemacht zu werden, die es zu definieren, zu rationalisieren und zu messen gilt. Weisheit ist aber weder Sache noch Instrument. Sie bewährt sich, vor allem im Umgang mit komplexen Problemen. Wie kann aber therapeutische Bewährung gefördert werden? Dazu einige Stichworte: •Wenn fachliches Wissen als Basis dient, die Wirksamkeit therapeu tischer Interventionen generell einzuschätzen (Stichwort: Fach kompetenz). •Wenn durch Intervision und Super vision verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden (Stichwort: Dialogik). •Wenn das Beschwerdenbild eines Menschen in die Lebenssituation und Lebensgeschichte integriert wird und die Symptomatologie nicht allein zum Ausgangspunkt der Beur teilung und Behandlung wird – wozu das ICD-10 und DSM-IV verführen können (Stichwort: Kontextualität). •Wenn das leib-seelische Erleben eines Menschen achtsam und nicht wertend ins Zentrum gerückt wird und demgegenüber das Selbst bild eines Menschen als weitge hend kulturell und biographisch fremdbestimmt wahrgenommen und allenfalls relativiert wird (Stichwort: Personalität). •Wenn Therapeuten sich nicht als Träger von Wahrheiten oder von wahren Theorien betrachten, aber auf eine Art „verinnerlichten weisen Mentor“ (d.h. den Erfahrungsschatz der Tradition und bedeutender Anderer) zugreifen können (Stich wort: Komplexitätsreduktion). •Wenn Offenheit der Therapeuten für ihr eigenes Erleben grössere Offenheit gegenüber dem Erleben des Hilfesuchenden erlaubt und Nar zissmus immer wieder neu überwun den wird (Stichwort: Achtsamkeit). Daniel Hell (l.) Psychologische Weisheitsforschung: Ansätze, Erkenntnisse und Grenzen Prof. Dr. rer. nat. Judith Glück, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Weisheit ist eines der komplexesten Konstrukte, mit denen sich die Psychologie befasst, und noch haben wir uns nicht einmal auf eine einheitliche Definition geeinigt. Dennoch ist die psychologische Weisheitsforschung ein stark wachsendes Feld. Judith Glück 2 Aktuell befasst sich die Psychologie vor allem mit drei Fragen: •Was ist Weisheit? •Kann man Weisheit messen – und wenn ja, wie? •Wie wird man weise – und warum werden so wenige Menschen wirk lich weise? Die Antworten auf die Frage, was Weisheit ist, lassen sich in zwei grosse Gruppen teilen: kognitionsorientierte Definitionen, die Weisheit vor allem als eine spezielle Form von breitem und tiefem Wissen ansehen, und integrative Definitionen, die neben dem Wissen auch Aspekte wie Empathie oder Altruismus als notwendig für Weisheit ansehen. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Ansätze zur Messung von Weisheit: kognitionsorientierte Ansätze messen Weisheit anhand von „Aufgaben“, die sich auf komplexe menschliche Probleme beziehen. Integrative Ansätze verwenden meistens Fragebögen zur Selbstbeurteilung verschiedener relevanter Eigenschaften. Beide Ansätze haben ihre Nachteile; noch existiert keine allgemein akzeptierte Methode der Weisheitsmessung. Zur Frage, wie man weise wird, liegen bisher nur wenige Studien vor. Meine Forschungsgruppe sieht Erfahrungen als essentiell für die Entwicklung von Weisheit an, die das Leben und die Prioritäten eines Menschen deutlich verändern. Wir postulieren bestimmte Ressourcen, die sowohl bei der konstruktiven Bewältigung schwieriger Lebensereignisse hilfreich sind, als auch längerfristig die Entwicklung von Weisheit fördern. Annette Pestalozzi (m.), Stefan Büchi (r.) Weisheit hat mit Erfahrungswissen zu tun. Dieses wird in den ersten Lebensjahren hauptsächlich körperlich gespeichert und ist nicht direkt in Sprache umsetzbar. Auch in der späteren Lebensentwicklung ist Erkennen eng mit Erfahrungen des Menschen in seinem Körperoder Leib-Sein verbunden, welche dem sprachlichen Bewusstsein nicht unmittelbar zugänglich sind. Zwischen dem Körper- und dem Sprachraum entwickelt sich der bildhafte Symbolraum. Weisheit des Körpers betont jene „konzentrierte Lebenserfahrung“ (G. Roth), welche eng an das mit den Sinnen erfahrenen und empfundenen Wissen gebunden ist. Diese Weisheit hat auch mit einer bewussten Beziehung zum eigenen Leib - dem beseelten Körper – zu tun, der über ein eigenes und umfangreiches Wissen verfügt. Das nicht sprachfähige Wissen präsentiert sich körperlich mit den sog. somato-affektiven Markern (A. Damasio) sowie in symbolischen Bildern. Die somato-affektiven Marker können als wortlose Erzählung des Körpers verstanden werden, und sind in der Lage, ihren Erfahrungsschatz dem Organismus blitzschnell zur Verfügung zu stellen bevor sich der Verstand eingeschaltet hat. Die achtsame Wahrnehmung dieser Marker und ihre sorgfältige Abstimmung mit der vernunftmässigen Beurteilung von Situationen sind ebenso Teil einer praktischen Weisheit in der Psychotherapie wie die fundamentale Akzeptanz von Leiden als einer menschlich-leiblichen Grunderfahrung. Die Auseinandersetzung mit Bildern und Symbolen ist therapeutisch von grosser Bedeutung, da sie den Betroffenen einen Brückenschlag zwischen den getrennten Welten des Körpers und des sprachlichen Bewusstseins ermöglichen. Symbolische Bilder können dabei als zentrale Brennpunkte schöpferischer Entwicklung verstanden werden, welche bewusste und unbewusste Tendenzen „transzendieren“ können. Weisheitstherapie am Beispiel der Verbitterungsstörung Dr. med. Barbara Lieberei-Schippan, Reha-Zentrum Seehof Berlin Belastungsreaktionen in der Folge kritischer Lebensereignisse spielen im klinischen Alltag eine große Rolle und führen häufig zu Chronifizierung und Invalidität. Eine spezielle Form der Anpassungs- und posttraumatischen Störungen mit hoher sozialmedizinischer Bedeutung ist die sog. posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED = Posttraumatic Embitterment Disorder). Sie tritt auf nach Kränkungserlebnissen oder biographischen Brüchen in wichtigen Lebensbereichen, d.h. bei Verletzungen zentraler Grundannahmen. Sie geht einher mit erheblicher und anhaltender Verbitterung als Leitaffekt sowie Intrusionen, Hyperarousal, Herabgestimmtheit und Vermeidung mit ausgeprägten Beeinträchtigungen der sozialen Anpassung und Lebensqualität. Diese Störungen erweisen sich als schwer zu behandeln. Insbesondere der Leitaffekt der Verbitterung führt oft auch zu einer Ablehnung und Abwertung therapeutischer Hilfsangebote. Ein Vulnerabilitäts- wie Schutzfaktor scheint der Grad an Weisheitskompetenzen zu sein, was neue Optionen für die Behandlung dieser Patienten eröffnet. Ein Behandlungsansatz für die Therapie der Posttraumatischen Verbitterungsstörung zielt darauf ab, das kritische Lebensereignis und die damit verbundene Kränkung und Herabwürdigung zu verarbeiten, Barbara Lieberei-Schippan sich davon innerlich zu distanzieren sowie neue Lebensperspektiven -mus, Wertrelativismus, Selbstrelativierung, Ungewissheitstoleranz, aufzubauen. Ein speziell auf die PTED abgestellter Behandlungs- Nachhaltigkeit sowie Problem- und Anspruchsrelativierung. Es geht ansatz stellen Interventionen im Sinne einer „Weisheitstherapie“ dar, bei der Weisheitstherapie nicht um eine Lebensberatung oder Erarbeidie sich an der Weisheitsforschung orientieren. Hierbei werden spe- tung von Konfliktlösungen, sondern zielle weisheitsaktivierende Pro- um die Förderung psychologischer Funktionen und Kompetenzen, die blemlösestrategien angewandt, die erforderlich sind um eine Konfliktabzielen auf eine Förderung von Weisheitskompetenzen wie z.B. lösung erreichen zu können. Perspektivwechsel, Selbstdistanz, Empathie, Emotionswahrnehmung und Emotionsakzeptanz, emotionale Serenität und Humor, Fakten- und Problemlösewissen, Kontextualis- 3 Die Weisheit der Märchen durch das Lesen holen wir sie in unsere Vorstellung herauf, durch das Erzählen werden sie lebendig.“ Oft werde ich gefragt, ob ich die erzählten Märchen selber erfunden habe. Ich erzähle vor allem Volksmärchen aus der ganzen Welt. Dieser Märchenschatz ist so üppig, reich und voller Weisheit, dass ich es vorziehe daraus zu schöpfen, und somit auch helfe, diesen Schatz am Leben zu erhalten, ganz nach dem Zitat von Rudolf Geiger: „Gedruckt liegen Märchen nur in einem Grab, Es wird zwischen Kunst- und Volksmärchen unterschieden. Erstere sind ein literarisches Produkt eines einzelnen. Volksmärchen sind Überlieferungen, von Generation zu Generation weitererzählt. Sie sind durch Hunderte von Herzen und Köpfen gegangen, viele haben daran mitgewirkt und so hat sich in den Volksmärchen die Lebensweisheit von vielen Generationen bildhaft verdichtet. Gerade deshalb haben Märchen uns auch heute noch viel zu geben. Wie auch die Träume sind die Märchen in der Bildsprache gehalten und erzählen von den Problemen, Nöten des menschlichen Lebens, zeigen Informationen zur Privatklinik Privatklinik Hohenegg AG Hohenegg 4 Postfach 555 8706 Meilen Telefon +41 44 925 12 12 Fax +41 44 925 12 13 [email protected] www.hohenegg.ch Ärztliche Direktion Telefon +41 44 925 15 16 Fax +41 44 925 15 10 [email protected] Die Klinik Die Privatklinik Hohenegg ist eine Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik für Privat- und Halbprivat-Versicherte. Mit den meisten Krankenkassen bestehen Verträge. Die Privatklinik Hohenegg bietet 54 Privat- und Halbprivat-Betten auf zwei offenen Stationen an. Iris Meyer Märchen- und Geschichtenerzählerin www.maerlifee.ch Klinikleitung Kompetenzzentren Depression und Angst • Prof. Dr. med. Daniel Hell Burnout und Lebenskrise Dr. med. Toni Brühlmann •Psychosomatik Prof. Dr. med. Stefan Büchi • Weitere Behandlungsschwerpunkte Dr. med. Toni Brühlmann Ärztlicher Direktor Zwänge Posttraumatische Störungen •Substanzabhängigkeit • • Zuweisung Die Anmeldung erfolgt telefonisch beim Dienstarzt oder mit Zuweisungsschreiben an den ärztlichen Direktor. Auf Wunsch wird mit der Patientin oder dem Patienten ein Vorgespräch geführt. Der Eintritt erfolgt in der Regel an Werktagen zu einem festgelegten Termin. In dringenden Fällen sind auch kurzfristige Aufnahmen möglich. Trägerschaft Die privatrechtliche und gemeinnützige Stiftung Hohenegg ist die alleinige Eigentümerin der Privatklinik Hohenegg AG. 4 aber genauso auf, welche Lösungsmöglichkeiten es dafür gibt. Die Märchen erzählen von Ängsten und verborgenen Lebenslügen und wie damit umgegangen werden kann. Beim Hören fiebern wir mit den Helden und Heldinnen mit, identifizieren uns mit ihnen und werden gestärkt durch die positive Botschaft, welche den Märchen eigen ist. Weisheitsmärchen ganz im besonderen, wie jene vom Mullah Nasrudin zeichnen sich oft durch Humor und Schalk aus. Sie erheitern uns im gleichen Atemzug wie sie uns an ihrer Weisheit teilhaben lassen. Madeleine Eisenbarth Pflegedirektorin Walter Denzler Verwaltungsdirektor