Physik I für Studierende der Biochemie, Chemie und Geowissenschaften (Prof. Daniel Hägele, Ruhr-Universität Bochum WS 2010/11) Aufgabenblatt 10 & 11 (25.01.2011) Abgabe: Bis Freitag 04. Februar 11.00 Uhr Bitte Name, Matrikelnummer, Studienfach und Gruppenleiter angeben. Aufgabe 10.1 Schmelzwärme (3 Punkte) Ein 10 cm langer Aluminiumstab mit einem Querschnitt von 1 cm2 verbinde ein Reservoir, das auf einer konstanten Temperatur von 100 ◦ C gehalten wird, mit einem Behälter mit einem Wasser-Eis-Gemisch. Welche Zeit wird benötigt, um 10 g des Eises zu schmelzen? (Man betrachte nur den Wärmestrom im Stab; der Stabmantel sei gegenüber Wärmeaustausch isoliert. Es sei λAl =0,48 cal/(cm s K), die Schmelzwärme des Eises sei 80 cal/g. (Hinweis: 1 cal = 4,18 J) Lösung: Der Wärmestrom I ist nach Vorlesung I=λ A ∆T . l Mit den gegebenen Werten folgt I = 4, 8 cal/s Da die Schmelzwärme des Eises 80 cal/g beträgt, ist eine Zeit t = 80 cal/g · 10 g/I = 166 s nötig, um 10 g Eis zu schmelzen. Aufgabe 10.2 Wärmeleitung (3 Punkte) Ein Wohnraum der Grundfläche 4 m×3 m und Höhe 2,8 m besitzt zwei in einer Ecke zusammenstoßende Außenwände von 30 cm Dicke aus Ziegelmauerwerk (λ1 = 1, 2 · 10−4 kcal/(m s K)). Die eine enthält ein Fenster von 2 m×1,5 m aus einer Glasscheibe (λ2 = 2, 1 · 10−4 kcal/(m s K)) von 8 mm Dicke. Berechnen Sie die Wärmemenge, die die Heizung stündlich an diesen Raum abgeben muss, wenn die Innentemperatur konstant 16 ◦ C betragen soll und außen eine Temperatur von -4 ◦ C herrscht. Lösung: Für den Wärmestrom I gilt nach Vorlesung bei Parallelschaltung µ ¶ Q λ1 A1 λ 2 A2 I= = ∆T + t l1 l2 Folglich ist die zu berechnende Wärmemenge µ Q = t∆T λ2 A2 λ1 A1 + l1 l2 ¶ Die Wandfläche (ohne Fensterfläche) ist A1 = (4 m + 3 m) · 2, 8 m − 2 m · 1, 5 m = 16, 6 m2 , die Fensterfläche beträgt A2 = 2 m · 1, 5 m = 3 m2 . 2 Mit der gegebenen Temperaturdifferenz ∆T = 20 K und Zeit t = 3600 s folgt Q = 6148 kcal. Aufgabe 10.3 Van-der-Waals-Gleichung (4 Punkte) Am kritischen Punkt (Tc , pc , Vc ) besitzt die pV -Kurve eines durch die Van-der-Waals-Gleichung beschriebenen realen Gases einen Sattelpunkt. Drücken Sie Tc , pc und Vc durch die van-der-Waals-Koeffizienten a und b aus. Lösung: Die van-der-Waals-Gleichung lautet ¶ µ aν 2 p + 2 · (V − νb) = ν R T , V woraus mit dem molaren Volumen Vm = V /ν folgt p= a RT − . Vm − b Vm2 An einem Sattelpunkt nehmen sowohl die erste als auch die zweite Ableitung den Wert Null an. Also müssen am kritischen Punkt (mit T = Tc , p = pc und V = Vc ) für ein Mol eines Gases die folgenden drei Gleichungen erfüllt sein R Tc a − 2 Vc − b Vc ∂p R Tc 2a = 0=− + 3 2 ∂V (Vc − b) Vc 2 R Tc 6a ∂2p = 0=− − 4 2 3 ∂V (Vc − b) Vc pc = Auflösen dieser Gleichungen nach den kritischen Größen liefert 8a 27 b R a = 27 b2 = 3b Tc = pc Vc Aufgabe 11.1 Adiabatische Expansion von Luft (4 Punkte) Eine bestimmte Menge Luft expandiere reversibel und adiabatisch von P1 =2 atm und V1 = 2 ` bei 20◦ C auf das doppelte Volumen. Für Luft ist der Adiabatenkoeffizient κ = 1, 4. Berechnen Sie (a) den Enddruck P2 , (b) die Endtemperatur T2 und (c) die vom Gas verrichtete Volumenarbeit. Lösung: (a) Bei der reversiblen adiabatischen Expansion bleibt P V κ konstant. Dann gilt P1 V1κ = P2 V2κ oder µ P2 = P1 V1 V2 ¶κ . 3 Setzt man die gegebenen Werte ein, ergibt sich µ P2 = 2 atm · 2` 4` ¶1,4 = 0, 758 atm. (b) Die Temperatur kann nach T1 V1κ−1 = T2 V2κ−1 berechnet werden, daraus ergibt sich µ T2 = T1 V1 V2 ¶κ−1 µ = 293 K 2` 4` ¶1,4−1 = 222 K = −51◦ C. (c) Die adiabaische Volumenarbeit ergibt sich zu: Wadiabatisch = CV ∆T = CV (T2 − T1 ) Mit dem idealen Gasgesetz pV = νRT und der Beziehung νR = CP − CV wird daraus µ ¶ P2 V2 − P1 V1 CV = (P2 V2 − P1 V1 ). Wadiabatisch = CV νR CP − CV Kürzen von CV und einsetzen von κ = CP /CV führt auf Wadiabatisch = P2 V2 − P1 V1 0, 758 atm · 4 ` − 2 atm · 2 ` = = −2, 42 ` · atm. κ−1 1, 4 − 1 Aufgabe 11.2 Energieabgabe einer Person (4 Punkte) (a) Berechnen Sie die von einer Person in einem Raum von 20◦ C netto abgestrahlte Leistung. Die Hautfläche, die wie ein schwarzer Strahler wirke, sei 1,4 m2 groß, und die Körperoberfläche habe die Temperatur 33◦ C=306 K. (b) Die Energieabgabe ist recht groß. Wodurch kann der große Energieverlust vermindert werden? (c) Berechnen Sie die Wellenlänge λm des Strahlungsmaximums. Lösung: (a) Pnetto = Pemittiert − Pabsorbiert = σA(T 4 − T04 ), wobei σ = 5, 6703 · 10−8 W · m−2 · K−4 die Stefan-Boltzmann-Konstante ist. Somit folgt Pnetto = 5, 67 · 10−8 W · m−2 · K−4 · 1, 42 m2 · [(306)4 − (293)4 K4 = 111 W (b) Durch das Tragen von Kleidung. (c) Nach dem Wienschen Verschiebungsgesetz gilt: λm = 2, 898 mm · K 2, 898 mm · K = = 9, 47 · 10−6 m = 9470 nm. T 306 K