Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und

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Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten
bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden
und Bronchitiden im Praxisalltag
Prof. Dr. med. Wolfgang Petro, Bad Reichenhall/Nürnberg
VNR: 2760602016002790009
Gültigkeitsdauer: 01.01.2016 – 01.07.2016
1. Einleitung
Atemwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen weltweit und sind auch in Deutschland mit erheblichen
Arbeitsausfällen und Krankheitskosten verbunden. Allein im
Jahr 2009 führten sie in Deutschland zu über 1,5 Millionen
zusätzlichen Arbeitsunfähigkeitsepidsoden [Elies et al. 2007,
Lasek et al. 2013]. Erwachsene akquirieren im Mittel zwei bis
fünf „Erkältungen“ (akute Rhinosinusitiden) pro Jahr, Kinder
erkranken durchschnittlich sieben- bis zehnmal [Stuck et al.
2011]. Auch chronische Rhinosinusitiden sind überaus häufig,
Schätzungen gehen von etwa 2,2 Millionen Fällen im Jahr
aus [Elies et al. 2007]. Etwa 17 % aller Patienten mit akuter
oder chronischer Sinusitis leiden zusätzlich an einer Bronchitis oder einem „postnasal-drip-Syndrom“, einer Mukostase,
durch die sich die Infektion von den oberen Atemwegen auf
die Bronchien ausweiten kann [Elies et al. 2007].
Bei der Therapie von Atemwegsinfektionen stehen die Linderung der Erkältungssymptome, die Beschleunigung der
Genesung und die Vorbeugung möglicher Komplikationen
im Vordergrund. Da die meisten Atemwegsinfektionen viral
bedingt sind, gibt es für diese Infektionen keine kausale
Therapiemöglichkeit. Lediglich bei bakteriellen Infektionen,
die offenbar nur einen Bruchteil aller Atemwegsinfektionen
ausmachen [Gonzales et al. 2001], ist eine antibiotische
Behandlung sinnvoll. Auch eine bakterielle Superinfektion
nach einer viralen Atemwegsinfektion tritt nur in 0,5 % bis 2 %
aller Fälle auf [Revai et al. 2007, Wang et al. 2011]. Trotzdem
werden Antibiotika nach wie vor sehr häufig bei Atemwegsinfektionen verschrieben, da ihr Effekt möglicherweise weiterhin überschätzt wird [Ebell et al. 2013]. Die übermäßige
Verschreibung von Antibiotika birgt jedoch das Risiko von
Resistenzbildungen [Lasek et al. 2013]. So verstarben erst
Anfang dieses Jahres im Uniklinikum Schleswig-Holstein
in Kiel mehrere Patienten, da sie sich mit multiresistenten
Acinetobacter-baumanii-Keimen infiziert hatten.
Zur kurzfristigen Symptomlinderung von Atemwegsinfek­
tionen werden häufig schleimhautabschwellende Wirkstoffe
(Dekongestiva) und – bei bestehenden Schmerzen – Analge­
tika eingesetzt [Stuck et al. 2011, Lasek et al. 2013]. In
sogenannten Kombinationspräparaten zur Behandlung von
Rhinosinusitiden sind oftmals Vertreter beider Wirkstoffklassen
(z. B. Phenylephrin und Paracetamol) gleichzeitig enthalten,
um kurzfristig die bestmögliche Erleichterung der Beschwerden
im Alltag zu ermöglichen.
Um die Genesung zu beschleunigen, einem Etagenwechsel
der Infektion von den oberen auf die unteren Atemwege
vorzubeugen und bakterielle Superinfektionen zu vermeiden,
wird meist eine rasche Wiederherstellung des Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege angestrebt. Hierfür stehen
neben den chemisch definierten Expektorantien Acetylcystein
und Ambroxol, für deren Nutzen es allerdings keine bzw. nur
widersprüchliche Evidenz gibt [Kardos et al. 2010, Stuck
et al. 2011, Beck et al. 2014], insbesondere pflanzliche
Wirkstoffe zur Verfügung. Neben Eukalyptusöl, Primel- oder
Efeuextrakt, Pelargonienwurzel sowie zahlreichen weiteren
wird ELOM-080 eingesetzt, ein Destillat aus einer Mischung
von rektifiziertem Eukalyptusöl, rektifiziertem Süßorangenöl,
rektifiziertem Myrtenöl und rektifiziertem Zitronenöl. Es ist das
einzige pflanzliche Präparat, das für die Behandlung sowohl
der akuten und chronischen Rhinosinusitis als auch der akuten
und chronischen Bronchitis zugelassen ist [Federspil et al.
1997, Wittig 2010, Gillisen et al. 2013].
Die vorliegende Fortbildung beschreibt die Krankheitsbilder
akuter und chronischer Atemwegsinfektionen und zeigt verschiedene Ansätze der medikamentösen Behandlung auf. Die
Fortbildung setzt dabei Schwerpunkte auf den Einsatz von
Kombinationspräparaten zur schnellen Symptomlinderung
sowie auf pflanzliche Expektorantien, die durch Aktivierung der
mukoziliären Clearance einen kausalnahen Therapieansatz
für eine schnelle Genesung bieten.
Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
1
2. Krankheitsbild von Atemwegsinfektionen
2.1 Anatomie und Funktion der Atemwege
Auch wenn zwischen oberen und unteren Atemwegen unterschieden werden kann, stellen diese eine anatomische und
funktionelle Einheit dar. Die oberen Atemwege, zu denen
Nase, Nasennebenhöhlen und Rachen gehören, sind über die
Ventilation mit den unteren Atemwegen (Kehlkopf, Trachea,
Bronchien, Bronchioli, Alveolen) in ständigem Austausch
[Tillmann et al. 2010] und bilden einen Luftraum mit direkter
Verbindung zur Außenwelt. Im Hinblick auf die pathophysiologischen und klinischen Aspekte, die sich daraus ergeben,
wird daher oft auch von den sogenannten „United Airways“
[Möller 2010] gesprochen. Im Rahmen einer epidemiologischen Untersuchung bei Haus- und HNO-Ärzten wiesen
dementsprechend 24 % der Patienten mit akuter Sinusitis
gleichzeitig Erkrankungen der unteren Atemwege auf [Elies
et al. 2007].
Auch der Aufbau und der Reinigungsmechanismus der
Schleimhäute in den oberen und unteren Atemwegen sind
identisch: Nase, Sinus, Trachea und Bronchien sind mit
respiratorischem Epithel ausgekleidet. Für die Funktion des
respiratorischen Epithels sind maßgeblich vier Zelltypen
verantwortlich: zilientragende respiratorische Zellen (Flimmer­
epithel), mukusbildende Becherzellen, seromuköse Drüsen
und Bürstensaumzellen. Die Zilien des Flimmerepithels, das
den größten Teil des respiratorischen Epithels ausmacht,
befördern den abgesonderten Mukus zusammen mit darauf
liegenden Fremdkörpern in Richtung Pharynx, wo Mukus
und Fremdkörper entweder expektoriert oder verschluckt
werden [Möller 2010, Wittig 2010]. Dieser Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege wird als „mukoziliäre Clearance“
bezeichnet und primär durch die Zilienschlagfrequenz, ihr
synchrones Schlagen (Metachromasie) sowie die Fluidität
des Mukus beeinflusst [Lai et al. 2014].
2.2 Differenzierung zwischen oberen und unteren
Atemwegsinfekten schwierig
Ob es sich um einen Infekt der oberen oder unteren Atemwege handelt, lässt sich anhand der klinischen Symptome
und Untersuchungsbefunde ebenfalls oft nicht unterscheiden.
In einer retrospektiven Untersuchung mit Daten von 135
Patienten mit der Diagnose „akute Bronchitis“ und 409 Patienten mit der Diagnose einer „akuten Infektion der oberen
Atemwege“ [Hueston et al. 2000] wurde z. B. beobachtet, dass
viele der Symptome beiden Patientengruppen gemeinsam
waren (Tabelle 1). Ein statistisches Modell konnte anhand
der untersuchten Parameter nur einen Unterschied von 37 %
zwischen den beiden Diagnosen „akute Infekte der oberen
Atemwege“ und „akute Bronchitis“ erklären [Hueston et al.
2000]. Die Autoren schlugen deshalb vor, die Erkrankungen
der oberen und unteren Atemwege auch mit Blick auf die
Therapiewahl als Einheit zu betrachten.
Tabelle 1: Assoziation von Symptomen und Untersuchungsbefunden mit akuter Bronchitis bzw. Infekten der oberen
Atemwege [modifiziert nach Hueston et al. 2000].
Akute
Bronchitis
(n=135)
Anzahl (%)
Infekte der
oberen Atemwege (n=409)
Anzahl (%)
P
Symptome
Husten
132 (98)
289 (71)
<0,001
Laufende Nase
21 (16)
180 (44)
<0,001
Fieber
32 (24)
155 (38)
0,004
Halsschmerzen
27 (20)
147 (36)
<0,001
Übelkeit
1 (1)
25 (6)
0,01
Ohrenschmerzen
0 (0)
20 (5)
0,009
Brustschmerzen
16 (12)
11 (3)
<0,001
Schlafstörungen
9 (7)
9 (2)
0,01
Schwitzen
4 (3)
7 (2)
0,37
Kurzatmigkeit
14 (10)
7 (2)
<0,001
Giemen
12 (9)
2 (1)
<0,001
Untersuchungsbefunde
Geröteter Rachen
32 (23)
182 (45)
<0,001
Nasenröte
11 (8)
97 (24)
<0,001
Angeschwollene
Lymphknoten
9 (7)
72 (16)
0,002
Erythem des
Trommelfells
2 (2)
15 (4)
0,21
Rachenexsudat
0 (0)
15 (3)
0,04
40 (30)
12 (3)
<0,001
Sinusschmerzen
3 (2)
11 (3)
0,77
Augenausfluss
0 (0)
2 (1)
0,42
„Rasseln“ in der Brust
1 (1)
2 (1)
0,73
Giemen in der Brust
Die möglichen pathologisch-anatomischen Lokalisationen sind: Rhinitis, Sinusitis, Pharyngitis,
Laryngitis, Bronchitis. Häufigste Auslöser: Rhinoviren in 30 – 50 % der Fälle, ferner Corona-,
Parainfluenza-, Respiratory Syncytial-, Influenza-, Adeno-, Entero- und Metapneumoviren
[Kardos et al. 2010]
2.3 Störungen der mukoziliären Clearance
Die Entstehung vieler chronischer Atemwegserkrankungen
und das Auftreten akuter Atemwegsinfektionen stehen oft
mit einer eingeschränkten mukoziliären Clearance in Zusammenhang [Fahy et al. 2010]. Schwere Erkrankungen wie die
zystische Fibrose und die primäre ziliäre Dyskinesie sowie die
chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD belegen dies.
Aber auch bei akuten Sinusitiden und Bronchitiden kann die
Infektion Folge eines gestörten Selbstreinigungsmechanismus
sein. Durch Entzündungen der Schleimhäute kommt es zu
rheologischen Veränderungen des Mukus, sodass die daraus
resultierenden Motilitätsstörungen der Zilien den Abtransport
des Mukus erschweren. Die Folge ist eine erhöhte Anfälligkeit
für eine bakterielle Superinfektion, welche die ursprüngliche
Entzündung noch verstärken kann – ein Teufelskreis entsteht
(Abbildung 1).
2 Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
Bildung aggressiver
freier Radikale
Noxen / Viren
Rheologische
Sekretveränderung
Entzündung der Schleimhaut
Anfälligkeit für
bakterielle Superinfektion
Bewegung der Zilien
wird gestört
Abbildung 1: Teufelskreis entzündlicher Atemwegserkrankungen [modifiziert nach Behrbohm 2010]
3. M
edikamentöse Behandlung von Atemwegsinfektionen mit chemisch definierten Substanzen
Zur Behandlung von Infektionen der oberen und unteren
Atemwege steht ein breites Spektrum chemisch definierter
Substanzen aus einer Vielzahl von Wirkstoffklassen zur Verfügung. Für die Mehrheit der Rhinosinusitiden oder Bronchitiden gibt es allerdings keine kausale Therapie, da sie durch
virale Infektionen entstehen. In diesen Fällen kann nur eine
symptomatische Therapie erfolgen. Der folgende Abschnitt
gibt einen kurzen Überblick über die verschiedenen Wirkstoffklassen, die bei der Behandlung von Atemwegsinfektionen
eingesetzt werden können.
Antibiotika werden nach wie vor sehr häufig gegen akute
Infektionen der oberen und unteren Atemwege verschrieben
[Ebell et al. 2013]. Diese Praxis entspricht jedoch nicht den
Empfehlungen der Leitlinien, die sowohl bei Rhinosinusitis
als auch Bronchitis den Einsatz von Antibiotika nur dann
empfehlen, wenn sich Komplikationen im Krankheitsverlauf
abzeichnen oder ein gesicherter Befund über eine bakterielle
Infektion vorliegt [Wenzel et al. 2006, Popert et al. 2008, Beck
et al. 2014]. Da es sich bei den meisten akuten Atemwegsinfektionen um virale Infektionen handelt, wird der Verlauf
der Erkrankung durch die Einnahme von Antibiotika in den
meisten Fällen nicht beeinflusst, birgt jedoch das Risiko von
Nebenwirkungen und Resistenzbildungen [Lemiengre et al.
2012, Smith et al. 2014].
Zur Beseitigung krankheitsbedingter Schmerzen können
generell rezeptfreie Analgetika wie Paracetamol, Ibuprofen
oder Acetylsalicylsäure (ASS) eingesetzt werden [Stuck et
al. 2011]. Die Gabe eines Analgetikums stellt zwar keine
schleimhautabschwellende Maßnahme dar und unterstützt
die Genesung somit nicht [Stuck et al. 2011], sie kann jedoch
sinnvoll sein, damit Patienten ihren familiären und beruflichen
Alltag besser meistern können.
3.1 Chemisch definierte Substanzen zur Behandlung
von akuten und chronischen Rhinosinusitiden
Bei akuten und chronischen Rhinosinusitiden wird in den
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-­
Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie eine symptomatische
Behandlung mit entzündungshemmenden KortikosteroidNasen­sprays empfohlen [Stuck et al. 2011]. Die Anwendung
von Dekongestiva zur Schleimhautabschwellung, die oral
eingenommen oder lokal als Nasensprays oder -tropfen angewendet werden können, führt ebenfalls zu einer Reduktion
der nasalen Obstruktion und dadurch zu einer subjektiven
Erleichterung des Krankheitsbildes, ihr therapeutischer Effekt
ist jedoch bisher kaum untersucht [Stuck et al. 2011]. Eine zu
lange Anwendung von Dekongestiva kann zum Privinismus
führen, d. h. zu einem medikamentenbedingten dauerhaften
Anschwellen der Nasenschleimhäute. Mit Ausnahme von
Cineol (einer chemisch definierten Substanz aus Eucalyptus
globulus) liegt für chemisch definierte Sekretolytika laut
den Leitlinien keine allgemeine Anwendungsempfehlung bei
einer Rhinosinusitis vor. Dasselbe gilt für die Gabe von Zink
oder Vitamin C [Stuck et al. 2011].
3.2 Kombinationspräparate zur schnellen Sym­p­
tomlinderung bei akuten Rhinosinusitiden
Da bei den meisten Rhinosinusitiden keine ursächliche Behandlung der Erkrankung möglich ist, steht bei vielen Patienten
die kurzfristige Symptomlinderung im Vordergrund, damit der
berufliche und familiäre Alltag besser bewältigt werden kann.
Kombinationspräparate aus Wirkstoffen, die auf mehrere
Symptome einer Rhinosinusitis gleichzeitig wirken, stellen
eine erfolgversprechende Alternative dar. Als sehr störend
werden insbesondere Kopfschmerzen und eine behinderte
Nasenatmung empfunden. Dementsprechend verbinden die
meisten Kombinationspräparate zur Behandlung der Rhinosinusitis ein Analgetikum gegen Kopfschmerzen mit einem
Dekongestivum als schleimhautabschwellende Maßnahme.
Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
3
Beim Analgetikum besteht grundsätzlich die Wahl zwischen
einem nichtsteroidalen Antirheumatikum (NSAR) und Paracetamol. Innerhalb der NSAR bevorzugen die Leitlinien die
Nutzung von Ibuprofen gegenüber ASS, da ersterem eine
bessere Magenverträglichkeit zugeschrieben wird als ASS
[Popert et al. 2008, Petersen 2015]. Als zusätzlicher Nutzen
des Einsatzes von NSAR wird häufig deren antiinflammatorische Wirkung angeführt. Diese ist allerdings für Ibuprofen in
rezeptfreien Dosierungen nicht gegeben [Petersen 2015]. Im
Gegensatz zu den NSARs besitzt Paracetamol keine ulzerogene Wirkung. Gleichzeitig spielen mögliche hepatotoxische
Wirkungen von Paracetamol nur eine untergeordnete Rolle,
da eine Gefahr für die Leber erst bei deutlicher Überdosierung
vorliegt [Petersen 2015].
Als Dekongestivum kommt in Kombinationspräparaten
zur Behandlung der Rhinosinusitis häufig ein indirektes
Sympathomimetikum wie Pseudoephedrin zum Einsatz.
Die Anwendung dieses lipophilen und damit hirngängigen
Wirkstoff ist allerdings problematisch, da er auch im Zentralnervensystem wirksam ist und dort Reaktionsfähigkeit und
Fahrtüchtigkeit beeinflusst. Überdies steht Pseudoephedrin
aufgrund seiner zentralnervösen Wirkung auf der Liste der
verbotenen Substanzen der Weltantidopingagentur [World
Anti-Doping Agency 2015]. Diese Nachteile bestehen bei
einem hydrophilen Wirkstoff, wie z. B. bei Phenylephrin, nicht.
So kann Phenylephrin die Bluthirnschranke aufgrund seines
negativen logP-Werts von -0,31 (versus Pseudoephedrin mit
logP-Wert = +0,89) nicht passieren [Levin 1980, Aktories et
al. 2005]. Auch während und zwischen Wettkämpfen ist die
Einnahme von Phenylephrin daher zulässig. Zusätzlich ist
Phenylephrin ein direktes Sympathomimetikum, das seine
Wirkung direkt am α1-Adrenorezeptor entfaltet. Dadurch kann
es nicht – wie viele indirekte Sympathomimetika, die unspezifisch die Konzentration verschiedener Neurotransmitter im
synaptischen Spalt erhöhen – als Rauschmittel missbraucht
werden [Johnson et al. 1993].
Aufgrund der vorteilhaften Einschätzung der Sicherheitsprofile
von Paracetamol und Phenylephrin sind Kombinationspräparate, die diese beiden Wirkstoffe enthalten, gute Alternativen
für die kurzfristige, symptomatische Behandlung von akuten
Rhinosinusitisepisoden. Hinweise darauf, dass diese Kombination schnell wirksam ist und die Symptome einer Rhinosinusitis erfolgreich lindern kann, liefert eine aktuelle, prospektive
Beobachtungsstudie mit n = 603 Teilnehmern, in der mit dieser
Kombination sieben der häufigsten Erkältungssymptome
(Schnupfen, behinderte Nasenatmung, Abgeschlagenheit,
Husten, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen) innerhalb von
drei Tagen um 65 – 78 % gelindert werden konnten [Wittig
2014] (Abbildung 2).
Relative Reduktion der Intensität der Symptome
(Angaben in Prozent)
20
40
60
80
78,0
Gliederschmerzen
Kopfschmerzen
73,7
Halsschmerzen
74,1
behinderte Nasenatmung
Abgeschlagenheit
Schnupfen / Niesen
Husten
100
65,1
69,8
65,6
67,2
Abbildung 2: Relative Reduktion der Intensität von sieben
der häufigsten Symptome einer akuten Rhinosinusitis nach
dreitägiger Behandlung mit einem Kombinationspräparat aus
Paracetamol und Phenylephrin [modifiziert nach Wittig 2014].
3.3 Chemisch definierte Substanzen zur Behand­
lung von akuten und chronischen Bronchitiden
Bei der Therapie von Bronchitiden wird grundsätzlich zwischen protussiven (husten- bzw. expektorationsfördernden)
und antitussiven (hustendämpfenden) Mitteln unterschieden.
Die entsprechenden Therapieeffekte können dabei sowohl
durch Interaktionen direkt am Hustenrezeptor als auch durch
Wirkungen am Hustenreflexbogen oder Zentralnervensystem
erzielt werden [Kardos et al. 2010]. Bei Hustenbeschwerden werden am häufigsten Expektorantien verordnet, die
durch eine erhöhte Mukusproduktion (Sekretolytika) oder
eine Herabsetzung der Mukusviskosität (Mukolytika) die
bronchiale Reinigung unterstützen sollen. Für die Wirkung
der in Deutschland am häufigsten eingesetzten chemisch
definierten Expektorantien Ambroxol und N-Acetylcystein gibt
es bislang allerdings nur widersprüchliche Evidenz und keine
allgemeine Anwendungsempfehlung [Kardos et al. 2010, Beck
et al. 2014]. Beim Einsatz von Antitussiva sollte beachtet
werden, dass sie einerseits oftmals zentralnervös wirken und
deswegen mit Nebenwirkungen wie einer Einschränkung der
Fahrtüchtigkeit oder einem Suchtpotential verbunden sind
[Kardos et al. 2010] und andererseits für die Behandlung einer
chronischen Bronchitis nicht geeignet sind [Beck et al. 2014].
Die Wirksamkeit weniger starker Antitussiva unterscheidet sich
hinsichtlich des Hustenreizes darüber hinaus nicht signifikant
von Placebo, allerdings verbessern diese Präparate trotzdem
die Fähigkeit zu schlafen [Beck et al. 2014].
4 Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
4. Medikamentöse Behandlung von Atemwegsinfektionen mit pflanzlichen Expektorantien
Anders als für die chemisch definierten Expektorantien Ambroxol und N-Acetylcystein bestehen für mehrere pflanzliche
Sekretolytika Behandlungsempfehlungen in den Rhinosinusitis- und Husten-Leitlinien der Fachgesellschaften [Popert
et al. 2008, Kardos et al. 2010, Stuck et al. 2011, Beck et al.
2014]. Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über die
gebräuchlichsten Phytopharmaka zur Therapie der Rhinosinusitis und der Bronchitis sowie deren Bewertung in den
Leitlinien (Tabelle 2).
Tabelle 2: Gängige klassische Phytopharmaka im Überblick
Phytopharmakon
Indikation
Haupteffekt
Akute
Sinusitis
Akute
Bronchitis
Primelmischung
+
-
Sekretolytische Wirkung
[Stuck et al. 2011]
Echinacea
-
-
Stimulation des Immunsystems
[Percival 2000]
Bromelain
+
-
Sekretolytische Wirkung
[Stuck et al. 2011]
Extrakt aus
Pelargonium
sidoides
-
+
Immunmodulierende und
antibakterielle Wirkung
[Kolodziej et al. 2003]
+
Sekretolytische, sekretomotorische, mukolytische
Wirkung. Steigert die
mukoziliäre Clearance
[Stuck et al. 2011, Wittig
2010, Federspil et al. 1997,
Behrbohm et al. 1995]
ELOM-080
+
Thymian + Efeu /
Thymian + Primel
-
+
Sekretolytische Wirkung
[Kardos et al. 2010]
Anis, Pfefferminz
-
+
Sekretolytische Wirkung
[Kardos et al. 2010]
4.1 Phytopharmaka zur Behandlung von Rhinosi­
nusitiden
Zur Behandlung von akuten bakteriellen Rhinosinusitiden hat
sich eine Kombination aus fünf pflanzlichen Inhaltsstoffen, die
sogenannte Primelmischung, zusätzlich zur Behandlung mit
Antibiotika und abschwellenden Nasentropfen, als hilfreich
erwiesen [Stuck et al. 2011]. Bezüglich der Anwendung von
Echinacea kommen die Leitlinien zu dem Schluss, dass der
Effekt für eine Empfehlung bislang nicht ausreicht, auch wenn
es Hinweise auf eine gegenüber Placebo überlegene Wirkung
gibt [Stuck et al. 2011]. Für Bromelain wurde ein statistisch
signifikanter Effekt nachgewiesen, allerdings stützt sich die
Therapieempfehlung auf veraltete Studien [Stuck et al. 2011].
In einer Studie aus dem Jahr 2009 [Bachert et al. 2009] wurde
auch für einen Extrakt aus Pelargonium sidoides ein signifikanter Effekt auf die Schwere der Symptome einer Rhinosinusitis nachgewiesen. Allen pelargoniumhaltigen Präparaten,
von denen es mittlerweile mehrere auf dem Markt gibt, ist
allerdings gemein, dass sie keine Zulassung zur Behandlung
der Rhinosinusitis haben. Dies steht in Einklang mit einem
aktuellen systematischen Review, dass die Evidenz für eine
Wirkung von Pelargonienwurzelextrakt bei Rhinosinusitis als
sehr schwach einschätzt [Timmer et al. 2013].
Die Wirksamkeit von ELOM-080, einem Destillat aus vier
rektifizierten ätherischen Ölen, wurde in mehreren klinischen
Studien bei akuten und chronischen Rhinosinusitiden belegt
[Federspil et al. 1997, Laszig 2010, Stuck et al. 2011]. Da
ELOM-080 außer zur Behandlung der Rhinosinusitis auch
zur Behandlung von akuten und chronischen Bronchitiden
zugelassen ist, folgt eine genauere Beschreibung dieses
Destillats in Kapitel 4.3.
4.2 Phytopharmaka zur Behandlung von Bronchi­
tiden
Zur Phytotherapie des akuten Hustens werden häufig Saponine (pflanzliche Glykoside) eingesetzt, die beispielsweise
in Efeu, Primel und Spitzwegerich vorkommen [Kardos et al.
2010]. Aber auch das ätherische Öl des Thymians zeigt, vor
allem in Kombination mit Efeu und Primel, positive Effekte,
wie zwei randomisierte Studien belegen [Kemmerich et al.
2006, Kemmerich 2007]. Sie werden in den Leitlinien deshalb
zur Therapie des akuten Hustens empfohlen [Kardos et al.
2010, Beck et al. 2014].
Weitere ätherische Öle, die häufig als pflanzliche Expektorantien eingesetzt werden, werden aus Anis und Pfefferminz gewonnen [Kardos et al. 2010]. Die Zulassung der Pelargonium-­
sidoides-Präparate als pflanzliche Arzneimittel besteht zur
Behandlung der akuten Bronchitis. Das bereits angesprochene
Review von acht klinischen Studien zur Behandlung akuter
Atemwegsinfektionen mit Pelargonienwurzelextrakt kommt
jedoch auch bei der Indikation akute Bronchitis zu dem
Schluss, dass aufgrund der schwachen Evidenz der Studien
Zweifel über die Wirksamkeit dieser Pflanzenextrakte bestehen
[Timmer et al. 2013]. Im Gegensatz dazu ist die Wirksamkeit
des Spezialdestillats ELOM-080 bei akuter Bronchitis durch
randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien
belegt [Gillisen et al. 2013]. Eine detailliertere Beschreibung
des Destillats folgt im nachstehenden Kapitel.
4.3 ELOM-080: Phytopharmakon zur Behandlung
von akuten und chronischen Rhinosinusitiden
und Bronchitiden
ELOM-080 ist ein Destillat aus einer Mischung von rektifizierten Ölen (Eukalyptusöl, Süßorangenöl, Myrtenöl und
Zitronenöl) im Verhältnis 66:32:1:1. Es zeigte in verschiedenen Studien signifikante Effekte [Federspil et al. 1997,
Matthys et al. 2000, Gillisen et al. 2013] und ist als einziges
pflanzliches Präparat für die Behandlung der akuten und
chronischen Rhinosinusitis und Bronchitis zugelassen. In-
Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
5
zwischen hat das Präparat auch Eingang in die europäische
Leitlinie (EPOS-Guideline) der internationalen rhinologischen
Verbände gefunden [Fokkens et al. 2012].
ELOM-080: Wirkung auf die mukoziliäre Clearance
Zu den Wirkeigenschaften des Spezialdestillats (Abbildung
3) liegen derzeit etwa 100 präklinische Studien vor, zur
klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit 27 klinische Studien. Bereits 1995 lieferten Behrbohm und Kollegen erste
Belege dafür, dass durch die Einnahme von ELOM-080 die
mukoziliäre Clearance in den oberen und unteren Atemwegen unterstützt und wiederhergestellt wird [Behrbohm et al.
1995]. Dieser Effekt wurde in weiteren Studien bestätigt, in
denen es darüber hinaus gelang, den genauen Mechanismus
aufzuklären, durch den ELOM-080 die mukoziliäre Clearance
reaktiviert. So zeigten Lai und Mitarbeiter [2014] in einer
kürzlich veröffentlichten Arbeit, dass ELOM-080 durch seine
sekretomotorischen Eigenschaften die ziliäre Schlagfrequenz
(CBF) erhöht, was zuvor auch schon von Begrow et al. [2012]
beschrieben worden war. Darüber hinaus wiesen Lai und
Mitarbeiter nach, dass die mukoziliäre Clearance bei der
Anwendung von ELOM-080 nicht nur durch die CBF günstig
beeinflusst, sondern auch die apikale Chlorid-Ionen-Sekretion im respiratorischen Epithel stimuliert wird, wodurch es
zu einer osmotisch bedingten Hydratisierung des Mukus
kommt. Die mukoziliäre Clearance wird bei Anwendung von
ELOM-080 demnach durch einen dualen Effekt aus erhöhter
ziliärer Schlagfrequenz und gesteigerter Fluidität des Mukus
verbessert [Lai et al. 2014].
Ergänzend dazu wurden für ELOM-080 multifaktorielle anti­
inflammatorische Effekte in verschiedenen in-vitro- und in-­vivo-­
Untersuchungen nachgewiesen. Entzündungsprozesse finden sich bei allen Atemwegsinfekten in ähnlicher Weise.
ELOM-080 hemmt die Aktivität der Lipoxygenase (LOX) und
reduziert die Leukotrien- und Prostaglandinkonzentrationen
[Beuscher et al. 1998]. Über diese Unterbrechung der Entzündungskaskade können Symptome wie Schmerz, Ödembildung oder Bronchokonstriktion gemindert werden. Cao et
al. [2011] wiesen darüber hinaus nach, dass ELOM-080 die
proinflammatorischen Zytokine TNF-α und IL-6 hemmt, was
insbesondere bei der Pathogenese der chronisch-obstruktiven
Atemwegserkrankung (COPD) von Bedeutung ist.
Antioxidativ
Antimikrobiell
Mukolytisch
Sekretomotorisch
Antientzündlich
Spasmolytisch
Sekretolytisch
Abbildung 3: ELOM-080 wirkt mukolytisch, sekretolytisch,
sekretomotorisch, antioxidativ, antientzündlich, antimikrobiell
und spasmolytisch [Wittig 2010]
ELOM-080 bei akuten und chronischen Rhinosinusitiden
Dass ELOM-080 bei akuter Rhinosinusitis effektiv wirkt, veranschaulicht eine Publikation aus dem Jahr 1997 [Federspil
et al. 1997]. Die Autoren zeigten, dass das Pflanzenpräparat
(4x 300 mg pro Tag) bei der Verbesserung der Kernsymptome
(Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen beim Bücken, Nervenaustrittspunkt-(NAP-)Druckschmerzen) signifikant schneller
wirkte als Placebo (Abbildung 4). Die Autoren schlossen, dass
ELOM-080 deshalb bei akuten unkomplizierten Sinusitiden
der Gabe von Antibiotika vorgezogen werden sollte.
Score Verbesserung
der Kernsymptome
4,6
ELOM-080
Placebo
4,4
4,2
4,0
3,8
3,6
3,4
Therapie ≤ 6 Tage
Therapie > 6 Tage
Abbildung 4: Verbesserung der Kernsymptome Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen beim Bücken, NAP-Druckschmerzen
[modifiziert nach Federspil et al. 1997]
6 Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
Auch bei Patienten, die unter einer chronischen Rhinosinusitis
leiden, wurden positive Effekte von ELOM-080 auf die mukoziliäre Clearance und die Schwere der Symptome in klinischen
Studien nachgewiesen. So zeigte eine Studie, dass bei bis
zu 80 % der Patienten mit einer chronischen Sinusitis nach
zehn Behandlungstagen mit ELOM-080 Beschwerdefreiheit
erzielt werden kann [Laszig 1987]. Wahrscheinlich steht
diese Linderung der klinischen Symptome einer chronischen
Sinusitis-Erkrankung mit der Reaktivierung der mukoziliären
Clearance durch ELOM-080 in Zusammenhang, die in der
Klinik bei Patienten mit einer chronischen Sinusitis inzwischen
ebenfalls belegt werden konnte [Han et al. 2009].
ELOM-080 bei akuten und chronischen Bronchitiden
Nicht nur bei Erkrankungen der oberen Atemwege, sondern
auch bei akuten und chronischen Bronchitiden stellt das
Spezialdestillat eine effektive Behandlungsmöglichkeit dar.
So zeigte es sich in einer randomisierten, doppelblinden,
aktiv- und placebokontrollierten klinischen Studie gegenüber Placebo hinsichtlich der Responder-Rate bei akuter
Bronchitis überlegen [Matthys et al. 2000]. Schon nach
einer Behandlungswoche lag die Non-Responder-Rate von
ELOM-080 mit 5,3 % signifikant unterhalb der Non-Responder-Rate von Placebo (20,9 %) und niedriger (wenn auch
statistisch nicht signifikant) als die Non-Responder-Raten
der Vergleichsmedikamente Cefuroxim (7,6 %) und Ambroxol (9,8 %). Nach zwei Behandlungswochen vergrößerte
sich der Abstand zwischen dem Spezialdestillat und den
anderen Behandlungsgruppen weiter (ELOM-080: 1,2 %,
Placebo: 11,0 %, Cefuroxim: 5,3 % und Ambroxol: 4,9 %)
[Matthys et al. 2000]. Die klinische Relevanz der Wirkung von
ELOM-080 bei akuter Bronchitis wurde durch die Ergebnisse
einer multizentrischen, randomisierten, doppelblinden und
placebo­kontrollierten klinischen Studie bestätigt [Gillisen et al.
2013]. Eingeschlossen wurden 413 Patienten mit definierten
Kriterien einer akuten Bronchitis. Nach 7-, 10- und 14-tägiger
Einnahme des Medikamentes (300 mg ELOM-080, viermal
täglich) bzw. des Placebos zeigte sich, dass die Anzahl der
Hustenanfälle pro Tag im Vergleich zum Ausgangswert in
der ELOM-080-Gruppe nach einer Woche (Tage 7 – 9) signifikant um 62,1 % zurückgegangen war, verglichen mit einem
Rückgang um 49,8 % in der Placebo-Gruppe. Bereits nach
einer Woche wies die ELOM-080-Gruppe dementsprechend
einen Heilungsvorsprung von rund drei Tagen gegenüber der
Placebo-Gruppe auf (Abbildung 5).
Relative Reduktion der mittleren Hustenfrequenz
Relative Reduktion ( %)
90
ELOM-080
Placebo
**
70
*
50
*
* p<0,001
** p<0,0001
30
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Behandlungsdauer (Tage)
Abbildung 5: Relativer Rückgang der mittleren Hustenfrequenz
[modifiziert nach Gillisen et al. 2013]
Bei Patienten, die unter einer chronischen Bronchitis leiden,
ist die Wirksamkeit von ELOM-080 ebenfalls durch eine
multizentrische, randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte klinische Studie belegt [Meister et al. 1999]. In
der Studie konnte durch die Anwendung von ELOM-080 die
Zahl der akuten Exazerbationen der Bronchitis-Erkrankung
insbesondere in den Wintermonaten Dezember bis Februar
um bis zu 56 % gegenüber Placebo verringert werden. Dadurch entfiel der jahreszeittypische Exazerbationsgipfel bei
denjenigen Patienten, die mit ELOM-080 behandelt wurden
(Abbildung 6), und es kam insgesamt zu einer Verringerung
der Exazerbationsrate von 46,7 % unter Placebo auf 28,2 %
unter ELOM-080 [Meister et al. 1999].
Patienten mit
Exazerbationen
ELOM-080 (n = 110)
Placebo (n = 105)
20
16
12
8
4
0
1
2
3
4
5
6
Monate
Abbildung 6: Monatliche Anzahl der Patienten mit akuten
Exazerbationen einer chronischen Bronchitis. Die Behandlungsmonate 2 bis 4 lagen bei den meisten Patienten zwischen
Dezember und Februar [modifiziert nach Wittig 2010].
Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
7
Leitliniengerechte Therapie akuter und chronischer Atemwegsinfektionen
Aufgrund der guten Studienlage wird das Spezialdestillat
ELOM-080 von verschiedenen Fachgesellschaften zur Behandlung von oberen und unteren Atemwegsinfektionen
empfohlen. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin
und Familienmedizin (DEGAM) und die Deutsche Gesellschaft
für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie
heben in ihren Leitlinien „Rhinosinusitis“ die symptomlindernde
und kurative Wirkung von ELOM-080 hervor [Popert et al.
2008, Stuck et al. 2011]. In der DEGAM-Leitlinie „Husten“ wird
der günstige Effekt von ELOM-080 im Hinblick auf Symptom­
linderung und Genesungsdauer beschrieben [Beck et al. 2014].
Auch die europäische Leitlinie empfiehlt es zur Behandlung
viraler Atemwegsinfektionen [Fokkens et al. 2012].
5. Fazit
Da der Nasen-Rachenraum und die Bronchien eine anatomische und funktionelle Einheit bilden („United Airways“),
sollte auch die Therapie von Atemwegsinfektionen mit Blick
auf die oberen und unteren Atemwege erfolgen. Häufig werden zur Behandlung akuter Atemwegsinfektionen Antibiotika
verschrieben. Ihr Einsatz ist allerdings oft nicht gerechtfertigt,
da derartige Infekte meist viraler Natur sind und Antibiotika
damit wirkungslos bleiben. Die symptomatische Therapie, die
demzufolge meist die einzige Behandlungsoption darstellt,
zielt oftmals auf eine schnelle Symptomlinderung, um den
Alltag besser bewältigen zu können. Kombinationspräparate
mit den Wirkstoffen Paracetamol und Phenylephrin attackieren
mehrere Symptome der Atemwegsinfektion gleichzeitig und
verfügen über ein gutes Sicherheitsprofil. Sie stellen daher
eine gute Möglichkeit dar, um akute Rhinosinusitis-Symptome
kurzfristig zu lindern.
Expektorantien, die die mukoziliäre Clearance der Atemwege
steigern und somit den Heilungsprozess beschleunigen, sind
eine weitere, häufig genutzte symptomatische Behandlungsoption. Besonders pflanzliche Arzneimittel haben sich in dieser
Wirkstoffklasse bewährt. Hierunter ist das Spezialdestillat
ELOM-080 das einzige klassische Phytopharmakon, das zur
Therapie der oberen und unteren Atemwege zugelassen ist.
Das Destillat aus einer Mischung von rektifizierten Ölen (Eukalyptusöl, Süßorangenöl, Myrtenöl und Zitronenöl) greift unter
anderem an mehreren Stellen in den Entzündungsvorgang
ein und wirkt dadurch antiinflammatorisch. Darüber hinaus
entfaltet es durch seine sekretomotorische und mukolytische
Wirkung einen dualen Effekt auf die mukoziliäre Clearance
und unterstützt so die Genesung bei akuten und chronischen
Rhinosinusitiden sowie Bronchitiden.
8 Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
6. Literatur
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Zugriff am 19.06.15.
Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
9
LERNKONTROLLFRAGEN
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1. Welche Aussage zur mukoziliären Clearance ist richtig?
a)Eine Störung der mukoziliären Clearance tritt lediglich bei bakteriell bedingten Infektionen auf, nicht jedoch bei
viral bedingten.
b)Die mukoziliäre Clearance ist der Selbstreinigungsmechanismus der oberen und unteren Atemwege.
c)Die Fluidität des Mukus ist für die mukoziliäre Clearance kein primär entscheidender Parameter.
d)Störungen der mukoziliären Clearance stehen nur selten mit dem Auftreten akuter Sinusitiden und Bronchitiden
in Zusammenhang.
e)Eine Entzündung der Schleimhäute hat keinen Einfluss auf die mukoziliäre Clearance.
2. Welche Aussage zum Einsatz von Antibiotika bei der Behandlung von Atemwegsinfektionen ist falsch?
a)Eine bakterielle Superinfektion nach einer viralen Atemwegsinfektion tritt nur bei bis zu 2% der Patienten auf.
b)Antibiotika werden sehr häufig bei Atemwegsinfektionen verschrieben.
c)Nur bei einem gesicherten Befund über eine bakterielle Infektion oder bei komplizierten Krankheitsverläufen sollten
Antibiotika eingesetzt werden.
d)Der Einsatz von Antibiotika birgt Risiken hinsichtlich des Auftretens von Nebenwirkungen und der Bildung von
Resistenzen.
e)Die Gabe eines Antibiotikums beeinflusst den Verlauf der Erkrankung in den meisten Fällen positiv.
3.Welche Aussage zu den Wirkungen eines Analgetikums bei Rhinosinusitis ist richtig?
a)Durch den Einsatz eines Analgetikums kann das Abschwellen der Schleimhäute effektiv unterstützt werden.
b)Acetylsalicylsäure besitzt eine bessere Magenverträglichkeit als Ibuprofen.
c)Unabhängig von der Dosierung hat Ibuprofen eine antiinflammatorische Wirkung.
d) Paracetamol besitzt keine ulzerogene Wirkung.
e)Paracetamol zeigt schon bei geringen Überdosierungen hepatotoxische Eigenschaften.
4. Welcher Wirkstoff entfaltet seine Wirkung direkt am α1-Adrenorezeptor?
a) Paracetamol
b) Ibuprofen
c) Acetylsalicylsäure
d) Phenylephrin
e) Pseudoephedrin
5. Welche Aussage zu dem Wirkstoff Phenylephrin ist richtig?
a) Phenylephrin und Pseudoephedrin sind lipophile Wirkstoffe, die die Bluthirnschranke leicht passieren können.
b)Phenylephrin erhöht als indirektes Sympathomimetikum unspezifisch die Konzentration verschiedener Neuro­
transmitter im synaptischen Spalt.
c) Phenylephrin hat im Gegensatz zu Pseudoephredin keinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit.
d)Phenylephrin steht auf der Liste der verbotenen Substanzen der Weltantidopingagentur (WADA) und darf während
und zwischen Wettkämpfen nicht eingesetzt werden.
e) Phenylephrin wird häufig als Rauschmittel missbraucht.
10 Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
6.
Welche Aussage zu Kombinationspräparaten zur Behandlung von Rhinosinusitiden ist falsch?
a) Kombinationspräparate zur Behandlung von Rhinosinusitiden enthalten oftmals ein Analgetikum und ein Kortiko­
steroid.
b) Kombinationspräparate sind zur kurzfristigen, symptomatischen Behandlung von akuten Rhinosinusitisepisoden
geeignet.
c) Die Kombination von Paracetamol und Phenylephrin verbindet zwei Wirkstoffe mit einem guten Sicherheitsprofil.
d) Mit der Kombination aus Paracetamol und Phenylephrin können Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten und
Kopfschmerzen erfolgreich gelindert werden.
e) Eine Kombination aus Paracetamol und Phenylephrin kann innerhalb von drei Tagen eine Symptomlinderung um
65 – 78% bewirken.
7.
Laut den aktuellen Leitlinien werden folgende 3 Phytopharmaka zur Behandlung von Rhinosinusitiden empfohlen:
a) Echinacea, Primelmischung, Bromelain
b) ELOM-080, Primelmischung, Bromelain
c) Pelargonium-sidoides-Extrakt, ELOM-80, Bromelain
d) Pelargonium-sidoides-Extrakt, Echinacea, Bromelain
e) ELOM-080, Primelmischung, Pelargonium-sidoides-Extrakt
8.
Für die Behandlung der akuten Bronchitis ist folgendes Phytopharmaka nicht indiziert?
a) Thymian in Kombination mit Efeu oder Primel
b) Anis
c) Pelargonium-sidoides-Extrakt
d) ELOM-080
e) Bromelain
9.
Welche Aussage zu den Wirkmechanismen des Spezialdestillats ELOM-080 ist richtig?
a) Die Wirkeigenschaften von ELOM-080 wurden bisher nur in präklinischen Studien erforscht.
b) Durch
die von ELOM-080 stimulierte apikale Chlorid-Ionen-Sekretion im respiratorischen Epithel kommt es zu
einer Erhöhung der ziliären Schlagfrequenz.
c) Der duale Effekt von ELOM-080 auf die mukoziliäre Clearance setzt sich zusammen aus der Steigerung der ziliären
Schlagfrequenz und der Erhöhung der Mukusfluidität.
d) Der Mechanismus der antiinflammatorischen Wirkung von ELOM-080 ist bisher nicht näher untersucht worden.
e) ELOM-080 steigert die Leukotrien- und Prostaglandinkonzentrationen im Blut.
10. Welche Aussage zur klinischen Wirksamkeit von ELOM-080 ist falsch?
a) Bei akuten Rhinosinusitiden führt ELOM-080 zu einer schnellen Verbesserung der Kernsymptome Kopf-, Gesichtsund NAP-Schmerzen.
b) Bis zu 80% der Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis erreichen unter ELOM-080 Beschwerdefreiheit.
c) Bei akuter Bronchitis kann der Heilungsprozess mit ELOM-080 innerhalb einer Woche um bis zu drei Tage beschleunigt werden.
d) Bei Patienten mit chronischer Bronchitis kann durch den Einsatz von ELOM-080 die Zahl der akuten Exazerba­
tionen nicht verringert werden.
e) Laut den Leitlinien der Fachgesellschaften besitzt ELOM-080 sowohl symptomlindernde als auch kurative Eigenschaften.
Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
11
Impressum
Autor:
Prof. Dr. med. Wolfgang Petro
Bad Reichenhall/Nürnberg
Veranstalter:
CMEDICUS, Hessen
Mit freundlicher Unterstützung der
G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG, Hohenlockstedt.
Der Sponsor nimmt keinen Einfluss auf die zertifizierte Fortbildung.
12 Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag
Auswertung der Lernerfolgskontrolle
„Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und
chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag“
VNR: 2760602016002790009
Gültigkeitsdauer: 01.01.2016 – 01.07.2016
Vergabe eines Teilnahme-Zertifikates der Landesärztekammer Hessen:
Bei 7 bis 9 richtig beantworteten Fragen erhalten Sie 1 Fortbildungspunkt.
Bei 10 richtig beantworteten Fragen erhalten Sie 2 Fortbildungspunkte.
Fax-Nr. 069 - 12 01 84 20
Außendienst-Stempel
Bitte die Angaben zur Person leserlich ausfüllen:
a
EFN-Nummer eintragen oder Aufkleber aufkleben
Frau
Herr
b
c
d
e
1
2
3
Titel
4
Vorname, Name
5
6
Straße, Hausnummer
7
PLZ, Ort
Erklärung:
Ich versichere, dass ich die Beantwortung der Fragen selbstständig und
ohne fremde Hilfe durchgeführt habe. Der Zustellung der Teilnahmebescheinigung durch den Sponsor stimme ich zu.
8
9
10
Ort / Datum
Unterschrift
Zusätzliche Daten (Angabe ist freiwillig):
niedergelassener Arzt
angestellt - Klinik
angestellt - sonstiger Arbeitgeber
Fachgebiet:
Arztstempel
Datenschutz:
Ihre Daten werden ausschließlich für die Auswertung der Antworten verwendet. Es erfolgt keine Speicherung der Ergebnisse
über die für die Bearbeitung der Fortbildungseinheit notwendige Zeit hinaus. Namens- und Adressangaben dienen nur dem Versand der Teilnahmebescheinigungen.
CMEDICUS, Tel: 069 - 12 01 84 17 / E-Mail: [email protected]
Evaluation der Fortbildung
„Effektive Therapie von Erkältungskrankheiten bzw. von akuten und
chronischen Rhinosinusitiden und Bronchitiden im Praxisalltag“
Diese Fortbildung wurde durch die Landesärztekammer Hessen für den Erwerb des Fortbildungszertifikates anerkannt.
Bitte tragen Sie zur Qualitätssicherung der Fortbildung durch die Rückgabe des ausgefüllten Evaluationsbogens an den
Veranstalter bei. Die Beantwortung der Evaluation ist freiwillig.
Fax-Nr. 069 - 12 01 84 20
Bitte bewerten Sie nach dem Schulnoten-System (1 = ja, sehr, 6 = gar nicht)
1
2
3
4
5
6
A) Meine Erwartungen hinsichtlich der Fortbildung haben sich erfüllt.
B) Während des Durcharbeitens habe ich fachlich gelernt.
C) Der Text hat Relevanz für meine praktische Tätigkeit.
D) Die Didaktik, die Eingängigkeit und die Qualität des Textes sind sehr gut.
E) Der Aufwand für die Bearbeitung hat sich (zeitlich und organisatorisch) gelohnt.
F) In der Fortbildung wurde die Firmen- und Produktneutralität gewahrt.
G) Diese Form der Fortbildung möchte ich auch zukünftig erhalten:
H) Meine Fortbildungen verteilen sich prozentual wie folgt:
ja
nein
% Präsenzveranstaltungen
% digitale Fortbildung (Online, CD)
% schriftliche Fortbildungen
I) Wurden aus der Sicht Ihrer täglichen Praxis heraus wichtige Aspekte der Thematik
nicht erwähnt?
ja
nein
Wenn ja, welche?
zu knapp abgehandelt?
ja
nein
Wenn ja, welche?
überbewertet?
ja
nein
Wenn ja, welche?
J) Welche Wünsche bleiben für künftige Fortbildungen offen?
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
CMEDICUS, Tel: 069 - 12 01 84 17 / E-Mail: [email protected]
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