32. Jahrgang - Heft 03 - 3. Quartal - 2010 Facetten der Kongruenz: Persönlichkeitsbasierte Ähnlichkeit von Marke und Testimonial als Determinanten wahrgenommener Passung und Kaufwahrscheinlichkeit Von Matthias Spörrle, Magdalena Bekk und Georg Felser Executive Summary Die Match-up-Hypothese besagt, dass Testimonials (d. h. für ein Produkt werbende Personen) in der Werbung insbesondere dann effektiv sind, wenn sie zum beworbenen Produkt passen (Kamins 1990; Kamins/Gupta 1994; Misra/Beatty 1990; Till/Busler 2000). Bisherige Forschung hierzu befasst sich hauptsächlich mit der Übereinstimmung der Attraktivität des Testimonials in Bezug auf attraktivitätssteigernde Produkte (z. B. Kamins 1990) und dem produktbezogenen Expertenwissen des Testimonials (z. B. Till/Busler 2000), andere Merkmale des Testimonials und (der Marke) des Produkts wurden bislang nicht hinsichtlich ihrer Passung untersucht. Eine Schließung dieser Forschungslücke erscheint jedoch insbesondere deswegen wünschenswert, weil die bislang untersuchten Merkmale (d. h. Attraktivität und Expertise) allein nicht ausreichend sind, die Eignung eines Testimonials für ein bestimmtes Produkt umfassend zu bestimmen. Ein vielversprechender Weg, die Match-up-Hypothese auf andere Merkmale zu erweitern, ist die Analyse der Kongruenz des Marken- und Testimonialimages. Zur Erfassung dieser Images wiederum eignet sich insbesondere das Konzept der Markenpersönlichkeit (Moser 2001). Dieses Konzept basiert auf der Charakterisierung einer Marke mittels menschlicher Persönlichkeitsfaktoren, die mit dieser Marke in konsistenter Weise in Verbindung gebracht werden (Aaker 1997). Erste praxisorientierte Arbeiten sprechen für eine grundsätzliche Anwendbarkeit des Persönlichkeitsansatzes auf Marke und Testimonial (Fanderl 2005; Mäder 2005). Ziel der vorliegenden Studie ist es, erstmalig mittels sowohl auf die Marke als auch auf das Testimonial in identischer Weise (d. h. homolog) anwendbarer Persönlichkeitsskalen die Ähnlichkeit zwischen Testimonialund Markenpersönlichkeit zu bestimmen und diese in Zusammenhang zur wahrgenommenen Passung sowie zur Kaufwahrscheinlichkeit zu stellen. Da sich Markenpersönlichkeit in bisherigen Forschungsarbeiten als kulturell variabel erwiesen hat, werden lediglich die drei interkulturell stabilen Markenpersönlichkeitsdimensionen (Aufrichtigkeit, Spannung, Kultiviertheit; Aaker/Benet-Martínez/Garolera 2001) zur Erfassung der persönlichkeitsbasierten Ähnlichkeit verwendet. Hierdurch wird erstmals empirisch untersucht, hinsichtlich welcher Persönlichkeitsdimension die Ähnlichkeit zwischen Marken- und Testimonialpersönlichkeit in welchem Ausmaß im Konsumkontext relevant ist. Die im Rahmen unserer Untersuchung gewonnenen Daten sprechen im Einklang mit der Match-up-Hypothese dafür, dass die wahrgenommene Passung zwischen Testimonial und Marke umso höher ist, je größer deren persönlichkeitsbasierte Ähnlichkeit ist. Auf jeder der drei Persönlichkeitsdimensionen erwies sich die Ähnlichkeit als eigenständiger Prädiktor der Passung. Die Wichtigkeit der Passung wiederum zeigte sich in ihrem signifikanten Vorhersagewert für die Kaufwahrscheinlichkeit, die als zentraler konsumrelevanter Indikator der Werbewirkung anzusehen ist (Hammerschmidt/Bauer 2008). Dementsprechend kann eine Mediation des Einflusses der persönlichkeitsbasierten Ähnlichkeit auf die Kaufwahrscheinlichkeit durch die Passung nachgewiesen werden. Zusammenfassend sprechen die Befunde somit dafür, dass eine homologe, reliable Messung der interkulturell stabilen Persönlichkeitsdimensionen sowohl für Marke als auch für das Testimonial möglich ist und dass die daraus ableitbaren Ähnlichkeitswerte wie vermutet als Determinanten der Passung anzusehen sind. Diese Passung stellt wiederum einen relevanten inkrementellen Prädiktor des Kaufverhaltens dar und mediiert die Auswirkungen der persönlichkeitsbasierten Ähnlichkeitswerte auf die Kaufwahrscheinlichkeit. Die Eignung eines Testimonials zur Bewerbung einer Marke ist somit abhängig von der Ähnlichkeit zwischen den dem Testimonial und der Marke zugeschriebenen Persönlichkeitsmerkmalen und der (hieraus vorhersagbaren) wahrgenommenen Passung zwischen diesen beiden Entitäten. Die Ergebnisse stellen für Werbefirmen und Prominenten-Agenturen unter anderem die Möglichkeit bereit, die Qualität einer Werbekampagne hinsichtlich persönlichkeitsbasierter Passung zwischen Testimonial und Marke bereits vor Kampagnenstart durch gezielte Vorabuntersuchungen zu bestimmen. Unsere Befunde sprechen dafür die wahrgenommene Passung und deren Determinanten – die auf den Persönlichkeitsdimensionen basierenden Ähnlichkeiten – zu berücksichtigen, um den erfolgreichen Einsatz eines Testimonials in einer Werbekampagne abzuschätzen. Autoren Dr. Matthias Spörrle ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie der LudwigMaximilians-Universität, Leopoldstr. 13, 80802 München, Tel.: +49 (0)89 2180-5672, Fax: +49 (0)89 21803000, E-Mail: [email protected]. Magdalena Bekk ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie der LudwigMaximilians-Universität, Leopoldstr. 13, 80802 München, Tel.: +49 (0)89 2180-5672, Fax: +49 (0)89 21803000, E-Mail: [email protected]. Prof. Dr. Georg Felser ist Fachdozent für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Harz, Friedrichstraße 57-59, 38855 Wernigerode, Tel.: +49 (0)3943 659-261, Fax: +49 (0)3943 659-299, E-Mail: [email protected]. 2