Szívelégtelenség tananyag német

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Die Diagnose und Behandlung der Herzinsuffizienz
I. Einleitung
I. 1. Definition und Terminologie
Herzinsuffizienz (heart failure - HF) kann als ein Zustand definiert werden, in dem das
Herz, durch eine strukturelle oder funktionelle Herzerkrankung, die Aufgabe der dem
Sauerstoffbedarf entsprechenden Sauerstoffversorgung des metabolisierenden Gewebes, trotz
normalem Füllungsdruck, nicht mehr (oder nur mit erhöhtem Füllungsdruck) gewährleisten
kann. Herzinsuffizienz ist klinisch als ein Syndrom definiert, wo Patienten typische
Symptome (z.B. Luftnot, Knöchelödem und Schwäche) und Zeichen (z.B. erhöhter
Jugularvenendruck, feuchte pulmonale Rasselgeräusche und nach links verlagerter
Herzspitzenstoß) durch Auffälligkeiten der Herzstruktur oder –Funktion haben. [1]
In der historichen Entwicklung der Terminologie basiert die Beschreibung der
Herzinsuffizienz auf der Messung der linksventrikulären Auswurffraktion (EF). EF ist das
Schlagvolumen (ein Unterschied zwischen enddiastolischem und endsystolischem Volumen)
dividiert durch das enddiastolische Volumen. Die EF ist nicht nur durch ihre prognostische
Bedeutung (je niedriger die EF, desto schlechter sind die Überlebenschancen) wichtig,
sondern auch deshalb, weil die meisten klinisch-pharmakologischen Studien die Patienten auf
Grund von EF selektierten, sie wird bei der Beurteilung der Herzinsuffizienz für wichtig
gehalten.
Aufwurffraktion-basierte Terminologie
Herzinsuffizienz hat zwei Typen: Herzinsuffizienz mit verminderter Auswurffraktion
(heart failure with reduced ejection fraction - HFrEF), auch als systolische Herzinsuffizienz
oder Herzinsuffizienz mit der Beeinträchtigung der linksventrikulären systolischen Funktion
(EF<40%) bekannt, und Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (heart failure with
preserved ejection fraction - HFpEF) oder diastolische Herzinsuffizienz (Tabelle 1). Patienten
mit einer EF im Bereich von 40–50% repräsentieren einen „grauen Bereich” und können eine
Herzinsuffizienz primär durch eine leichte systolische linksventrikuläre Dysfunktion
entwickeln. [2]
Tabelle 1. Diagnose der Herzinsuffizienz [1]
Verlauf-basierte Terminologie
Patienten mit systolischer Funktionsstörung, und die nie Symptome oder Zeichen einer
Herzinsuffizienz hatten, werden mit dem Begriff der asymptomatischen systolischen
Dysfunktion (oder nach der grundlegenden kardiologischen Erkrankung) bezeichnet.
Patienten mit vorübergehenden Herzinsuffizienz-Perioden im früheren Leben, werden häufig
als „chronische Herzinsuffizienz”-Patienten beschrieben. Ein behandelter, aber doch
symptomatischer oder die klinischen Zeichen einer Herzinsuffizienz zeigender Patient, wenn
sich seine Symptome und die Zeichen der Herzinsuffizienz mindestens im letzten Monat
nicht geändert haben, wird als „stabil” bezeichnet. Bei der Verschlechterung einer chronisch
stabilen Herzinsuffizienz (HF), kann der Patient als „dekompensiert” bezeichnet werden, und
dies kann abrupt, d.h. „akut”, meistens mit der Notwendigkeit einer Krankenhauseinweisung,
mit beträchtlicher prognostischer Signifikanz, erfolgen. [1]
Schweregrad-basierte Terminologie
Die Quantifizierung der Herzinsuffizienz-Symptomatik ist nützlich zur Bestimmung
des Therapieerfolgs und zur Prognoseeinschätzung. Die funktionelle Klassifizierung der New
York Heart Association (NYHA) wird für diesen Zweck am häufigsten verwendet (Tabelle2). Sie bietet die praktische Möglichkeit der Erkennung der durch die Therapie verursachten
Veränderungen im Patientenzustand, und erleichtert die Kommunikation über den klinischen
Zustand des Patienten zwichen verschiedenen Anbietern der Patientenversorgung. [3]
Die Killip-Klassifizierung kann zur Beschreibung des Schweregrades der
Herzinsuffizienz des Patienten bei einem akuten Myokardinfarkt verwendet werden (Tabelle3). [4]
Wichtig zu bemerken ist, dass der Schweregrad der Symptomatik mit der ventrikulären
Funktion schlecht korreliert, und trotz der klaren Verbindung zwischen Beschwerdegrad und
Überleben, Patienten sogar mit leichten Zeichen der Herzinsuffizienz, ein relativ hohes
absolutes Risiko bezüglich Hospitalisierung und Mortalität aufweisen.
Tabelle 2: Funktionelle Klassifizierung der Herzinsuffizienz nach der New York Heart Association (NYHA)
[1].
KILLIP KLASSEN
HERZINSUFFIZIENZ
HERZSTILLSTAND (%)
KRANKENHAUSMORTALITÄT (%)
Klasse I
Keine Herzinsuffizienz
5
6
Klasse II
Herzinsuffizienz
15
17
Klasse III
Lungenödem
46
38
Klasse IV
kardiogener Schock
77
81
Tabelle 3: Klassifizierung der Herzinsuffizienz bei einem akuten Myokardinfarkt nach Killip [4].
I.2. Epidemiologie
Die Prävalenz der Herzinsuffizenz nimmt weltweit zu. Die Prävalenz und die Inzidenz
der Herzinsuffizienz (HF) erreichen ein epidemisches Ausmaß, wie es durch die Anzahl der
Krankenhauseinweisungen mit dieser Diagnose, durch die wachsende Anzahl der
Herzinsuffizienz-assoziierten Todesfälle, und durch die steigenden Kosten der Versorgung
von Herzinsuffizienz-Patienten sichtbar ist. Ca. 1–2% der Erwachsenenbevölkerung der
westlichen Länder haben HF, mit auf 10% steigender Prävalenz über dem 70. Lebensjahr.
Herzinsuffizienz betrifft fast 23 Millionen Menschen weltweit, und 5,8 Millonen in den
Vereinigten Staaten von Amerika, und jährlich werden 550 000 neue Fälle entdeckt. Die
Prävalenzschätzungen für die symptomatische Herzinsuffizienz in der europäischen
Population sind denen der Vereinigten Staaten ähnlich, und betragen 0,4-2%. Die relative
Inzidenz der Herzinsuffizienz ist niedriger bei Frauen als bei Männern. In der HillingdonStudie hat sich die Inzidenz der Herzinsuffizienz von 0,2/1000 unter den 45–55-jährigen auf
12,4/1000 Personenjahren unter den über 85-jährigen erhöht. In der Rotterdam-Studie hat sich
die Inzidenz von 2,5/1000 (Lebensjahr 55–64) auf 44/1000 Personenjahren (bei den über >85jährigen) erhöht.
Das Lebenszeitrisiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz ist für einen 40-jährigen ca.
20%. Es wird allgemein vermutet, dass die Erhöhung der Gesamtprävalenz einer
Herzinsuffizienz mit den höheren Lebenserwartungen der kardiologischen Patienten durch
ihre bessere Therapie zu erklären ist. [5]
Gegen 50% der Patienten, die eine Herzinsuffizienz entwickeln, haben eine normale oder
erhaltene Auswurffraktion (EF 40-50%). HFpEF scheint ein von der HfrEF abweichendes
epidemiologisches und ätiologisches Profil zu besitzen. HFpEF ist eine systemische
Erkrankung mit komplexer, multifaktorieller Pathophysiologie und klinischer Heterogenität.
Patienten mit HFpEF sind älter, häufiger weiblich, und adipös. Sie entwickeln weniger
wahrscheinlich eine koronare Herzerkrankung und mehr wahrscheinlich eine arterielle
Hypertonie bzw. ein Vorhofflimmern (AF). Patienten mit HFpEF haben eine bessere
Prognose, als die mit HFrEF. [1][6]
I.3. Ätiologie
Eine systolische ventrikuläre Funktionsstörung wird gewöhnlich durch Erkrankungen
des Myokards verursacht. Aber Auffälligkeiten der diastolischen ventrikulären Funktion,
pathologische Veränderungen der Klappenfunktion, des Perikards, des Endokards, des
Herzrhythmus und der Erregunsgsausbreitung können ebenfalls Herzinsuffizienz auslösen
(häufig stehen mehrere Ursachen gleichzeitig im Hintergrund).
Auf Grund des populationsbezogenen attributablen Risikos besitzt die arterielle
Hypertonie den größten Einfluss auf die Entstehung einer Herzinsuffizienz , sie ist
verantwortlich für 39% der HF-Ereignisse bei Männern und für 59% bei Frauen. Trotz seiner
viel niedrigeren Prävalenz in der Gesellschaft (3 bis 10%), ist Myokardinfarkt ebenfalls
verantwortlich für 34% bei Männern und 13% bei Frauen . Valvuläre Herzerkrankung ist nur
für 7 bis 8% der Herzinsuffizienzen verantwortlich. [7]
Bei den Industrienationen wurde die koronare Herzerkrankung (KHK) die wichtigste Ursache
der Herzinsuffizienz bei Männern und Frauen, und ist für 60 bis 75% der HerzinsuffizienzFälle verantwortlich. Die Kombination einer koronare Herzerkrankung und arterieller
Hypertonie verstärkt das Risiko einer HF. Es gibt viele weiteren Ursachen der systolischen
HF (Tabelle-4), wie abgelaufener Virusinfekt (bekannt oder unbekannt), Alkoholabusus,
Chemotherapie (z.B. Doxorubicin oder Trastuzumab) oder metabolische Erkrankungen, u.s.w.
Bei 20 bis 30% der Herzinsuffizienz-Fällen mit eingeschränkter Auswurffraktion (HfrEF) ist
die genaue ätiologische Grundlage unbekannt. Die Betroffenen werden - bei unbekannter
Ursache - Patienten mit nichtischämischer dilatativer Kardiomyopathie oder mit
idiopathischer Kardiomyopathie genannt (trotz unbekannter Ursache, manche dieser Fälle
können aber einen genetischen Hintergrund besitzen). Die rheumatische Herzerkrankung
blieb eine wichtige Ursache der Herzinsuffizienz in Afrika und Asien, besonders in der
jüngeren Population. [8]
Myokardiale Erkrankung
1. Koronare Herzerkrankung
3. Kardiomyopathie
a. Familiär
i. Hypertrophe
ii. Dilatetive
iii.
Arrhythmogene
rechtsventrikuläre Kardiomyopathie
iv. Restriktive
v. Linksventrikulärer Noncompaction
b. Erworben
i. Myokarditis (inflammatorische
Kardiomyopathie):
Infektiöse
• Bakterielle
• Spirochetale
• Fungale
• Protozoon-verursachte
• Parasitische
• Rickettsiale
• Virale
Immunmediierte
• Vakzinen, Medikamente
•
Lymphozytische
/
Risenzell-Myokarditis
• Sarkoidose
• Autoimmune
• Eosinophile (Churg–
Strauss)
Toxisch
•Medikamente (z.B.
Chemotherapie,
Kokain)
• Alkohol
• Schwermetalle (Kupfer,
Eisen, Blei)
Endokrine/nutritive
• Phäochromozytom
• Vitaminmangel (z.B.
Thiamin)
• Seleniummangel
• Hypophosphatämie
• Hypokalzämie
• Hyperthyreose
• Beri-Beri
iii. Schwangerschaft
iv.Infiltration (Amyloidose,
Malignome)
Valvuläre Herzerkrankungen
Mitrale
Aorten
Trikuspidale
Pulmonale
Perikardiale Erkrankungen
Konstriktive Perikarditis
Perikarderguss
Endokarderkrankungen
• Endomyokardiale Erkrankungen
mit Hypereosinophilie
[hypereosinophil-Syndrom (HES)]
• Endomyokardiale Erkrankung
ohne Hypereosinophilie
[z.B. endomyocardiale Fibrose
(EMF)]
• Endokardiale Fibroelastose
Kongenitale Herzerkrankung
Arrhythmie
Tachyarrhythmie
Atriale
Ventrikuläre
Bradyarrhythymie
Sinusknoten-Dysfunktion
Erregungsleitungsstörungen
• Atrioventrikulärer Block, LSB
„High output” Zustände
• Anämie
• Sepsis
• Hyperthyreose
• Paget-Krankheit
• Arteriovenöse Fistel
Druckbelastung (art. Hypertonie)
Volumenbelastung
• Niereninsuffizienz
• Iatrogene (z.B. postoperative
Flüssigkeitsinfusion)
Pulmonale Herzerkrankung
Cor pulmonale
Pulmonale vaskuläre Erkrankungen
Tabelle 4.:. Ursachen der Herzinsuffizienz [9].
I.4. Pathophysiologie der Herzinsuffizienz
Herzinsuffizienz kann durch alle, die Effizienz des Myokards oder der Herzmuskulatur
durch Beschädigung, durch Überlastung (Volumen- oder Druckbelastung) beeinträchtigenden
Krankheiten verursacht werden.
HF fängt mit einem Index-Ereignis an (z.B. ischämisches Ereignis oder erhöhter Blutdruck),
welches eine Verminderung der Pumpkapazität des Herzens herbeiführt. Diesem initialen, die
Pumpkapazität
reduzierendem
Ereignis
folgend,
werden
eine
Reihe
Kompensationsmechanismen aktiviert, wie das adrenerge Nervensystem, das ReninAngiotensin-System, und die Zytokin-Systeme. Diese Systeme sind in der Lage, die
kardiovaskuläre
Funktion
zur
normalen
homeostatischen
Ebene
kurzfristig
wiederherzustellen, mit dem Ergebnis, dass der Patient beschwerdefrei bleibt. Mit
protrahierter Aktivierung dieser Systeme kann es aber langfristig zu sekundären
Endorganschäden im Ventrikel, mit Verschlechterung des linksventrikulären Remodellings,
und mit darauffolgender kardialer Dekompensierung kommen. Als Konsequenz des
linksventrikulären Remodellings und der kardialen Dekompensierung, findet bei den
Patienten ein Übertritt von asymptomatischer auf symptomatische Herzinsuffizienz statt.
Einer der wichtigsten Adaptationsmechanismen ist die in der Krankheitsgeschichte der
Herzinsuffizienz relativ frühe Aktivierung des sympathischen (adrenergen) Nervensystems.
Sie kann zum pathophysiologischen Vorgang der Herzinsuffizienz durch multiple, die
kardiale, renale und vaskuläre Funktion betreffenden Mechanismen beitragen. Der erhöhte
sympathische Nervensystem Einfluss im Herzen kann zur Desensitisation der β-adrenergRezeptoren (β-AR), zur Myozytenhypertrophie, zur Nekrose, zur Apoptose und zur Fibrose
führen. Die erhöhte sympathische Aktivität in den Nieren verursacht eine arterielle und
venöse Vasokonstriktion, Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems, Erhöhung der Salzund Wasserretention, und eine verminderte Reaktion auf natriuretische Faktoren. In den
peripheren Gefäßen werden neurogene Vasokonstriktion und vaskuläre Hypertrophie durch
die erhöhte sympathische Nervensystemaktivierung induziert. [10]
Im Gegensatz zum sympathischen Nervensystem werden Komponente des RAAS bei
der Herzinsuffizienz verhältnismäßig spät aktiviert.
Renale Hypoperfusion und erhöhte sympathische Stimulierung der Niere führen zu erhöhter
Renin-Release vom Juxtaglomerulären Apparat. Angiotensin II ist ein potenter
Vasokonstriktor und steigert die Natrium-Resorption durch erhöhte Aldosteron-Sekretion und
durch einen getrennten Mechanismus in den Tubuli. [10]
Die Unterbrechung dieser zwei Kompensierungsmechanismen dient als Grundlage
mehrerer wirksamer Herzinsuffizienz-Therapieformen.
Der zirkulierende Spiegel verschiedener Hormone, wie Brain-natriuretisches Peptid
(BNP) oder Zytokine, ist bei einer Herzinsuffizienz mit einer positiven Korrelation zu derem
Schweregrad, ebenfalls erhöht.
Abbildung1: Die Pathophysiologie der Herzinsuffizienz
I.5. Prognose und Stadien der Herzinsuffizienz
I.5.1. Prognose
Obwohl mehrere Berichte die Meinung vertreten, dass die Mortalität der
Herzinsuffizienz-Patienten verbessert wurde, blieb die Gesamtmortalität höher als die von
vielen bösartigen Tumorerkrankungen (z.B. Harnblasen-, Mamma-, Uterus-, und
Prostatakrebs). Vor 1990, der modernen Ära der Behandlung, starben 60–70% der Patienten
innerhalb von 5 Jahren nach der Diagnose, und die Hospitalisationsrate (und
Rehospitalisation) war sehr hoch in vielen Ländern. Die effektive Behandlung verbesserte
beide dieser Endpunkte mit einer relativen Reduktion der Hospitalisierungsrate von 30-50%
in den letzten Jahren, und mit einem kleinen, aber signifikanten Rückgang in der Mortalität.
Die mediane 1-Jahres-Überlebensrate der Patienten der funktionellen Klasse NYHA IV liegt
bei weniger als 50%. Europäische Studien haben eine ähnlich schlechte Langzeitprognose
bestätigt. Gesammelte Daten zeigen, dass Frauen mit Herzinsuffizienz eine bessere
Gesamtprognose haben, als Männer. Patienten mit HFpEF haben eine bessere Prognose, als
Patienten mit HFrEF. Über Mortalitätsunterschiede zwischen diesen beiden Formen der HF
werden unterschiedlich berichtet, aber gewöhnlich wird dieser Unterschied für minimal
gehalten. [1][11]
Abbildung 2: Progression der Herzinsuffizienz
I.5.2. Stadien der Herzinsuffizienz
Ein neuer Ansatz für die Klassifizierung der HF betont die Entstehung und die
Progression der Erkrankung. HF kann als Kontinuum vierer, miteinander verbundener Stadien
gesehen werden (Abbildung 3). Im Stadium A haben Patienten ein erhöhtes Risiko für die
Entstehung einer HF, aber ohne strukturelle Herzerkrankung oder Symptome einer HF (z.B.
Patienten mit Diabetes oder arterieller Hypertonie). Stadium-B schließt Patienten mit
struktureller Erkrankung, aber ohne Beschwerden einer Herzinsuffizienz ein (z.B. Patienten
mit früher abgelaufenem Myokardinfarkt und asymptomatischer linksventrikulärer
Dysfunktion). Patienten in den Stadien A und B sind am besten definiert als Patienten mit
solchen Risikofaktoren, die für die Entstehung einer HF eindeutig prädestinieren. In Stadium
C werden solche Patienten eingeteilt, die gegenwärtige oder anamnestische Symptome einer,
mit der grundlegenden strukturellen Herzerkrankung assoziierten Herzinsuffizienz (hierhin
gehört ein großer Anteil der Herzinsuffizienz-Patienten) haben, und Patienten mit refraktärer,
spezielle Interventionen benötigender HF (z.B. Patienten mit refraktärer HF, die auf eine
Herztransplantation, chirurgischen Eingriffe, oder auf eine End-of-Life Behandlung und
Pflege z.B. in einem Hospiz warten) werden in Stadium D eingeteilt. [12]
Abbildung 3: Stadien der Herzinsuffizienz [12].
II. Diagnose
II.1. Physikalische Untersuchung
Eine komplexe Anamneseerhebung und eine gründlich durchgeführte körperliche
Untersuchung bilden den Kern des diagnostischen Vorgangs. Die Diagnose der
Herzinsuffizienz kann insbesondere in den frühen Stadien kompliziert sein. Eine quantitative
Beschreibung (funktionelle Klassifikation nach NYHA) der Symptome und Zeichen einer
Herzinsuffizienz können in der Beurteilung der therapeutischen Wirkung, oder der Stabilität,
bzw. zur Bestimmung der Prognose nützlich sein.
II.1.1. Symptome
Obwohl die Patienten wegen ihrer Symptome (Tabelle 5) medizinische Versorgung
suchen, sind viele Symptome der Herzinsuffizienz unspezifisch und damit keine Hilfe in der
Unterscheidung zwischen Herzinsuffizienz und anderen Problemen. Spezifischere Symptome
(wie Orthopnoe und paroxysmale nächtliche Dyspnoe) sind besonders bei Patienten mit
mäßiger Symptomatik weniger häufig, und sind nicht empfindlich.
Dyspnoe, Luftnot und Erschöpfung sind häufige Beschwerden. Patienten mit aktueller
Verschlechterung der Herzinsuffizienz haben häufig Belastungsdyspnoe, eine Symptomatik,
die oft zur Einweisung in eine Klinik bzw. Notaufnahme führt. Patienten können, um die
Symptome einer pulmonalen Stauung zu lindern, mit erhöhtem Kissen oder Kopfteil des
Bettes schlafen. Die Patienten können klassisch - meistens zu bestimmten fixierten Zeiten des
nächtlichen Schlafes (häufig in der Periode zwischen 1 und 2 Uhr) - durch das subjektive
Gefühl einer Luftnot, eines Erstickens oder Ertrinkens, aufgeweckt werden. Die
anamnestische Angabe einer Gewichtszunahme, einer Zunahme des Bauchumfangs, und das
Auftreten eines Ödems in den entsprechenden Organen (Extremitäten oder Skrotum) sind
hilfreich, wenn vorhanden, aber ebenso unspezifisch.
Symptome können sich schnell verändern; z. B. ein stabiler Patient mit milden Symptomen
kann beim Auftreten einer Arrhythmie plötzlich Luftnot in der Ruhe bekommen, und ein
Patient mit durch Lungenödem verursachter und der NYHA-Klasse IV. entsprechender akuter
Symptomatik kann sich schnell nach der Gabe einer diuretischen Therapie schnell erholen.
[13]
II.1.2. Zeichen
Durch die Inspektion oder Palpation des Herzspitzenstoßes und durch die Perkussion
der linken Herzgrenze, kann der Untersucher die Herzgröße bestimmen. Ein
charakteristisches holosystolisches Geräusch einer Mitralklappeninsuffizienz oder einer
Aortenklappenstenose kann bei vielen Herzinsuffizienz-Patienten auskultiert werden. Eine
ebenso
häufig
auftretende
Trikuspidalklappeninsuffizienz
kann
von
der
Mitralklappeninsuffizienz durch das Punctum maximum des Geräusches differenziert werden.
Das Vorliegen eines dritten Herztones weist auf ein erhöhtes ventrikuläres Füllungsvolumen
oder auf eine verminderte Relaxation hin; ein vierter Herzton zeigt meistens eine Versteifung
der ventrikulären Wand. Die erhöhte Intensität eines Galopp-Tönes beim Einatmen zeigt
einen Ursprung im rechten Ventrikel.
Ein wichtiges Ziel der Untersuchung ist es, die pulmonale oder systemische Stauung
zu bestimmen und zu quantifizieren. Ödem, ein häufiges Zeichen der volumenüberlasteten
Herzinsuffizienz-Patienten, kann auch als Ergebnis einer venösen Insuffizienz entstehen. Eine
mehr definitive Beurteilung des Volumenstatus eines Patienten kann durch die Messung des
Jugularvenendrucks (JVP) erfolgen. Durch den erhöhten JVP wird nicht nur eine systemische
Stauung entdeckt, dieser Test besitzt ebenfalls eine gute Empfindlichkeit (70%) und Spezifität
(79%) bei der Einschätzung des linksseitigen Füllungsdrucks .
Die pulmonale Stauung kann bei der körperlichen Untersuchung durch Zeichen einer
Flüssigkeitsansammlung im Pleuraraum oder im Lungenparenchym nachgewiesen werden.
Dämpfung bei der Perkussion und verminderte Lungengeräusche über der Lungenbasis einer
oder beider Seiten weisen auf einen Pleuraerguss hin. Ein Austritt der Flüssigkeit aus den
pulmonalen Kapillaren ins Lungenparenchym kann sich als feuchte Rasselgeräusche, oder als
Giemen manifestieren. Die durch Herzinsuffizienz verursachten pulmonalen Rasselgeräusche
sind meistens leise und zart, sind zuerst an der Lungenbasis hörbar und verbreiten sich nach
oben. Das Auftreten eines kardialen Asthma ist eine Konsequenz der Flüssigkeitsansammlung
in der bronchialen Wand, wie auch des sekundären Bronchospasmus. [13]
Die Erkennung eines verminderrten Minutenvolumens (CO) und einer systemischer
Hypoperfusion (Erschöpfung, Schläfrigkeit oder Verlust an Sinnesschärfe, niedrige
Körpertemperatur, Tachycardie und kühle, marmorierte Haut an den Extremitäten, u.s.w.) ist
bei der Untesuchung entscheidend. Während Patienten mit durch niedriges Minutenvolumen
(CO) verursachter schlechter systemischer Perfusion meistens einen niedrigen systolischen
Bludruck und engen Pulsdruck haben, kann dieser Zusammenhang nicht konsequent genannt
werden. Viele Patienten mit einem systolischen Blutdruck im unter 80 mmHg Bereich (oder
noch niedriger) können eine adäquate Perfusion haben. Bei anderen, mit reduziertem CO,
bleibt der Blutdruck im Normbereich auf die Kosten einer Gewebeperfusion durch stark
erhöhte systemische vaskuläre Resistenz.
Symptome
Zeichen
Typisch
Mehr spezifisch
Luftnot
Erhöhter Jugularvenendruck
Orthopnoe
Hepatojugulärer Reflux
Paroxysmale nächtliche Dyspnoe
Dritter Herzton (Galopprhythmus)
Verminderte Belastungstoleranz
Nach links verlagerter Herzspitzenstoß
Erschöpfung, Müdigkeit, verlängerte Erholungszeit
nach Belastung
Knöchelödem
Herzgeräusch
Weniger typisch
Weniger spezifisch
Nächtlicher Husten
Peripheres Ödem (Knöchel, präsakral, skrotal)
Giemen
Pulmonale feuchte Rasselgeräusche
Gewichtszunahme (>2 kg/Woche)
Verminderte Atemgeräusche und Dämpfung bei der
Perkussion über den Lungenbasen (Pleuraerguss)
Tachykardie
Gewichtsverlust (bei fortgeschrittener
Herzinsuffizienz)
Blähungen
Irregulärer Puls
Appetitverlust
Tachypnoe (Atemzahl >16 / Min)
Verwirrtheit (besonders bei Älteren)
Hepatomegalie
Depression
Aszites
Palpitationen
Gewebe-Verlust (Kachexie)
Table 5: Symptome und Zeichen der typischen Herzinsuffizienz [1]
II.2. Allgemeine diagnostische Verfahren
II.2.1. Elektrokardiographie
Das Elektrokardiogramm (EKG) ist eine von den nützlichsten Untersuchungen bei Patienten
mit Verdacht auf Herzinsuffizienz. Das EKG zeigt den Herzrhythmus, die
Erregungsausbreitung, d.h. ob eine sinuatriale Erkrankung, ein atrioventrikulärer (AV) Block,
oder eine pathologische intraventrikuläre Erregungsleitungsstörung vorhanden ist. Diese
Befunde sind in der therapeutischen Entscheidung ebenfalls wichtig (z.B.
Herzfrequenzeinstellung
und
Antikoagulanztherapie
bei
Vorhofflimmern,
Schrittmachertherapie bei einer Bradykardie, oder kardiale Resynchronisierungstherapie, falls
der Patient einen Linksschenkelblock hat).
Das EKG kann Zeichen einer linksventrikulären Hypertrophie zeigen oder pathologische QWellen aufweisen (Zeichen eines Verlusts an vitalem Myokard), und damit einen möglichen
Schlüssel zur Ätiologie der Herzinsuffizienz anbieten. Ein komplett normales EKG macht die
Diagnose einer systolischen Herzinsuffizienz unwahrscheinlich. [1]
II.2.2. Röntgen-Thorax
Die thorakale Röntgenuntersuchung bleibt nützliche Komponente des diagnostischen
Vorgangs, besonders wenn die klinische Präsentation untypisch ist. Ein „Schmetterling”Muster von alveolären fleckigen Verschattungen, welches vom verbreiterten hilaren
Gefäßschatten zur Peripherie der Lunge bilateral auffächert, ist klassisches Zeichen der
Stauung bei einer dekompensierter Herzinsuffizienz. Die prominentesten thorakalen
radiologischen Zeichen einer Herzinsuffizienz sind Kardiomegalie, Kerley-B-Linien,
peribronchiales Manschettenphänomen und Pleuraergüsse.
II.2.3. Natriuretische Peptide
Wo die Verfügbarkeit einer Echokardiographie beschränkt ist, bietet die Messung der
Blutkonzentration der natriuretischen Peptide - eine Gruppe von Hormonen, die in größeren
Mengen bei Herzerkrankungen oder bei erhöhter Belastung der Herzhöhlen (z.B. bei
Vorhofflimmern, bei Lungenembolie und bei manchen nichtkardialen Erkrankungen, wie
Niereninsuffizienz) sekretiert werden - eine Alternative zur Diagnose. Die Messung der
natriuretischen Peptide (BNP, NT-proBNP oder MR-proANP) kann zum Ausschluss
alternativer Ursachen einer Dyspnoe herangezogen werden (falls der Spiegel unter dem
Ausschluss-Cut-Off liegt, ist das Vorliegen einer Herzinsuffizienz sehr unwahrscheinlich),
und bietet auch prognostische Informationen. [14]
II.2.4. Routine laboratorische Untersuchungen
Zusätzlich zu den Standardlaboruntersuchungen [Natrium, Kalium, Kreatinin / geschätzte
glomeruläre Filtrationsrate (eGFR), inflammatorische Parameter] und hämatologischen
Untersuchungen (Häemoglobin, Hämatokrit, Ferritin, Leukozyten-, und Thrombozytenzahl),
ist die Messung des Thyreoidea-stimulierendes Hormons (TSH) wichtig, weil
Herzinsuffizienz durch eine Schilddrüsenerkrankung bedingt oder verschlechtert werden
kann. So ist eine laborchemische Monitorisierung sowohl als Ausgangsuntersuchung vor der
Therapie, als auch nach der Einleitung der Therapie, bei der Titrierung der
Medikamentendosis und bei der Langzeitbegleitung wichtig.
II.3. Kardiale Bildgebung
Die Bildgebung spielt bei der Diagnose einer Herzinsuffizienz und in der Steuerung
der Therapie eine wichtige Rolle. Unter den zu Verfügung stehenden verschiedenen
Bildgebungsverfahren ist die Echokardiographie die Methode der Wahl bei Patienten mit
vermuteter Herzinsuffizienz. Sie kann mit anderen Verfahren, je nach ihrer Eignung zur
Beantwortung spezifischer klinischer Fragestellungen, und nach Berücksichtigung der
Kontraindikationen und Risiken der einzelnen Untersuchungen, ergänzt werden.
II.3.1. Echokardiographie
Das Echokardiogramm ist der nützlichste Test bei Patienten mit Verdacht auf eine
Herzinsuffizienz. Die transthorakale Echokardiographie kann ohne besonderes Risiko für den
Patienten durchgeführt werden, sie stellt keine Strahlenbelastung dar, und kann bei
Notwendigkeit am Patientenbett durchgeführt werden. Echokardiographie kann bei manchen
Patienten durch die zu Verfügung stehenden, vom akustischem Fenster abhängigen
Abbildungsebenen und Bildqualität, eingeschränkt werden. Dieses akustische Fenster kann
bei Adipositas, bei Lungenemphysem oder bei sonstigen Ursachen suboptimal sein.
Besonders gut geeignet ist die Echokardiographie zur Beurteilung der Struktur und der
Funktion sowohl des Myokards als auch der Herzklappen, und bietet Informationen über die
intrakardialen Druck- und Strömungsverhältnisse. Informationen über das Perikard, das
Endokard und die Morphologie und Größe der Herzhöhlen kann auf spezifische Diagnosen
hinweisen. Echokardiographie kann auch in der bestmöglichen Therapieentscheidung, wie
medikamentöse Therapie, Implantation eines Kardioverter-Defibrillators oder kardiale
Resynchronisierungstherapie, beim Patienten helfen.
Das Schlagvolumen (SV, die Blutmenge, welche die Ventrikel in jeder Systole verlässt), das
enddiastolische Volumen (EDV, die Blutmenge im Ventrikel bei Enddiastole), und der als
Auswurffraktion bekannte Anteil des Schlagvolumens und des enddiastolischen Volumens,
können mittels Echokardiographie bestimmt werden.
Echokardiographie kann auch helfen zu entscheiden, ob die auslösende Ursache eine, durch
regionale Wandbewegungsstörung sich echokardiographisch manifestierende, akute
Myokardischämie ist.
Die diastolische Funktion kann echokardiographisch mit Doppler und Gewebedoppler
Messungen leicht erfasst werden. Echokardiographische Messungen werden ebenfalls zur
nichtinvasiven Schätzung der Druckverhältnisse in der rechten Herzhälfte eingesetzt, was in
der diagnostischen Beurteilung und auch in der Therapieleitung der HerzinsuffizienzPatienten nützlich sein kann. [1]
Auf der anderen Seite ist die transösophageale Echokardiographie (TEE) bei Patienten mit
komplexer Klappenerkrankung (besonders Mitralklappenerkrankung und Klappenprothese),
mit Verdacht auf Endokarditis, und bei ausgewählten Patienten mit einer kongenitalen
Herzerkrankung wertvoll. TEE kann auch zur Suche eines Thrombus im linken Vorhofohr,
bei Patenten mit Vorhofflimmern eingesetzt werden.
Mit Ergometrie oder mit pharmakologischer (Dobutamin) Belastung kombinierte
Stress-Echokardiographie kann zur Identifizierung der Präsenz und des Ausmaßes einer
induzierbaren Ischämie, und zur Bestimmung der Vitalität („viability”) der sich-nichtkontrahierenden Myokardbereichen benutzt werden. [15]
II.3.2. Herz-MRT
CMR (cardiac MR) ist eine nichtinvasive Technik, welche die meisten durch
Echokardiographie bestimmbaren anatomischen und funktionellen Informationen ebenfalls
bieten kann, inklusive die Beurteilung einer Ischämie und der Vitalität oder sonstiger
Parameter. MRT wird durch ihre Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der
Volumenmessungen und der Beurteilung der Wandbewegung als Standarduntersuchung
betrachtet. Sie ist besonders wertvoll in der Identifizierung inflammatorischer und infiltrativer
Zustände, und in der Einschätzung derer Prognose.
MRT ist ebenfalls in der Diagnostik von Patienten mit vermuteter Kardiomyopathie, mit
Arrhythmien, mit Verdacht auf Herztumoren (oder kardiale Beteiligung von Tumoren), oder
mit perikardialen Erkrankungen nützlich, und ist die Untersuchung der ersten Wahl bei
Patienten mit komplexen kongenitalen Herzerkrankungen. [16]
Wichtige Beschränkungen:
implantierte Schrittmacher und Defibrillatoren (diese Limitationen können durch die
Entwicklung neuerer MRT-kompatiblen Geräte aufgehoben werden)
Klaustrophobie
GFR < 30 ml/min/m2 (gadoliniumhaltige Kontrastmittel können nephrogene
systemische Fibrose auslösen)
stark irregulärer Rhythmus
II.3.3. Koronarangiographie
Die Durchführung einer Koronarangiographie soll bei Patienten mit Angina pectoris
oder mit anamnestischem Herzstillstand erwogen werden, falls der Patient für eine
Koronarrevaskularisierung sonst geeignet ist.
Eine Koronarangiographie soll bei Patienten mit systolischer linksventrikulärer Dysfunktion
und mit einem starken, durch die Befunde der nichtinvasiven Untersuchungen erweckten
Verdacht auf hybernierendes Myokard, stark überlegt werden. Bei Patienten mit normaler
systolischer Funktion aber mit anders nicht begründbaren Lungenödem-Episoden, kann eine
Koronarangiographie zum Ausschluss einer ischämiebedingter systolischer und / oder
diastolischer linksventrikulärer Dysfunktion notwendig sein. [1]
II.3.4. Sonstige spezielle bildgebende Verfahren
Single-Photon
Emission
Computed
Tomography
(SPECT)
und
Positronenemissionstomographie (PET) [allein oder mit Computertomographie (CT)
kombiniert] können in der Diagnostik einer Ischämie und einer Vitalität („viability”) bei
einem Verdacht auf KHK eingesetzt werden, sie bieten sowohl prognostische, als auch
diagnostische Informationen. [1]
Die hauptsächliche Bedeutung der Koronar-CT-Untersuchung bei Herzinsuffizienz-Patienten
ist die nichtinvasive Visualisierung der Koronaranatomie bei Patienten mit niedrigem bis
mittlerem kardivaskulärem Risiko. [1]
II.4. Sonstige Untersuchungen
Die Messung der intrakardialen Druckverhältnisse und des Herzminutenvolumens („Cardiac
output”), mittels Rechtsherzkatheterisierung, für diagnostische Zwecke oder zur Anleitung
einer Therapie, wird heute weniger häufig verwendet als früher, weil Biomarker und
nichtinvasive Bildgebungstechniken meistens die gleichen Informationen bieten.
Bei Patienten mit Verdacht auf konstriktive oder restriktive Kardiomyopathie kann
eine mit sonstigen nichtinvasiven Bildgebungstechniken kombinierte Herzkatheterisierung in
der Aufstellung der richtigen Diagnose helfen. Bei Patienten mit vermuteter Myokarditis oder
infiltrativer Erkrankung (z.B. Amyloidose) kann eine endomyokardiale Biopsie zur
Bestätigung der Diagnose notwendig sein.
Eine Ergometrie ermöglicht die objektive Auswertung der Belastungstoleranz und die
Beurteilung belastungsinduzierter Symptome, wie Dyspnoe und Ermüdbarkeit. Der 6Minuten-Gehtest und eine Vielzahl von Laufband- und Fahrradprotokolle stehen zur
Verfügung.
Falls genauere Informationen benötigt werden (z.B. vor einer Herztransplantation), wird
häufig ein kardiopulmonaler Belastungstest (Spiroergometrie) verwendet, weil er eine bessere
Quantifizierung der Belastungstoleranz bietet, und eine kardial-bedingte Einschränkung der
Belastbarkeit besser nachweisen kann. [1]
Die Rolle genetischer Untersuchungen bei der „idiopathischen” dilatativen und
hypertroph-obstruktiven Kardiomyopathie wird später in Detail beschrieben. Ein solcher Test
wird derzeit bei Patienten mit „idiopathischer” dilatativer und hypertropher Kardiomyopathie
und mit AV-Block oder mit einem frühzeitigen plötzlichen Tod in der Familienanamnese
empfohlen. [17]
III. Therapie
III. 1. Die Behandlung der Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion
(systolische Herzinsuffizienz, HF-REF)
Die medizinische Behandlung der Herzinsuffizienz (HF) beinhaltet eine Reihe von
nicht-medikamentösen, medikamentösen, und invasiven Strategien, um die Manifestationen
einer HF einzuschränken und rückgängig zu machen. Die Behandlungsziele bei Patienten mit
definitiver HF sind die Linderung der Symptome und Zeichen (z.B. Ödem), die Vorbeugung
der Hospitalisierungen, und die Verbesserung der Überlebensrate. Es ist wichtig zu erkennen,
dass eine linksventrikuäre Dysfunktion in verschiedenen unterschiedlichen klinischen
Zuständen vorübergehend vorkommen kann, und nicht unbedingt zur vollständigen
Entfaltung des kinischen Syndroms einer Herzinsuffizienz führt.
III.1.1. Vorbeugung der Herzinsuffizienz
Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung schließt die nicht-medikamentöse
Therapie Kochsalz- und Flüssigkeitsrestriktion, adäquates körperliches Ausdauertraining und
Vermeidung von Gewichtszunahme ein. Die Erkennung und Korrektur der Zustände, die für
die strukturellen und / oder funktionellen pathologischen Auffälligkeiten des Herzens
verantwortlich sind, besitzen insofern kritische Wichtigkeit, dass diese, die strukturellen und
funktionellen Abnormalitäten des linken Ventrikels hervorrufende Vorgänge, eventuell
behandelbar und / oder reversibel sind.
Ärzte sollen die Begleitkrankheiten, die als zugrundeliegende Krankheiten einer strukturellen
Herzerkrankung gelten, wie arterielle Hypertonie, Diabetes und koronare Herzerkrankung,
früh erkennen und aggressiv behandeln.
HF-Patienten sollen vom Rauchen abgeraten werden und sollen ihren täglichen
Alkoholkonsum einschränken.
Es sind bestimmte Medikamente bekannt, die HF verschlechtern und deswegen vermieden
werden sollen. Zum Beispiel nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAPs), einschließlich
Cyklooxygenase-2 (COX 2)-Hemmer, sind bei Patienten mit HF nicht empfohlen.
Obwohl starke physikalische Belastung bei HF nicht empfohlen ist, wurde ein bequemes
Routinetraining bei Patienten mit NYHA Klasse I zu III vorteilhaft gefunden. Eine kalorische
Ergänzung ist bei Patienten mit fortgeschrittener HF und mit unabsichtlicher
Gewichtabnahme oder Muskelabbau (kardiale Kachexie) empfohlen. Kochsalzrestriktion (3g
täglich) ist auch für alle Patienten mit dem klinischen Syndrom der HF mit erhaltener oder
reduzierter EF empfohlen. [18]
III. 1.2. Medikamentöse Therapie
III.1.2.1. Behandlungen, die potenziell bei allen Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz in
Erwägung gezogen werden sollten (Erstlinientherapie)
Angiotensin-konvertierende-Enzym-Hemmer
(ACE-Hemmer),
AngiotensinRezeptorblocker
(ARB),
Beta-Adrenozeptor-Antagonisten
(Betablocker)
und
Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) sind Grundsteine der modernen
Erstlinientherapie der systolischen HF (EF ≤ 40%), um das Risiko für HF-Hospitalisierung
und vorzeitigen Tod zu senken und die Überlebensrate zu verbessern (Abbildung 2, Tabelle
6). [1]
ACE-Hemmer
Captoril
Enalapril
Lisinopril
Ramipril
Betablocker
Bisoprolol
Carvedilol
Metoprolol
(CR/XL)
Nebivolol
ARB
Candesartan
Valsartan
Losartan
MRA
Eplerenon
Spironolacton
Startdosis (mg)
Zieldosis (mg)
6,25 (3x)
2,5 (2x)
2,5-5 (1x)
2,5 (1x)
50 (3x)
10-20 (2x)
20-35 (1x)
5 (2x)
1,25 (1x)
3,125 (1x)
12,5/25 (1x)
10 (1x)
25-50 (2x)
200 (1x)
1,25 (1x)
10 (1x)
4-8 (1x)
40 (2x)
50 (1x)
32 (1x)
160 (2x)
150 (1x)
25 (1x)
25 (1x)
50 (1x)
25-50 (1x)
Tabelle 6: Dosistitration in der Erstlinientherapie [1].
III.1.2.1.1. Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems
Angiotensin-konvertierende-Enzym-Hemmer (ACE-Hemmer)
Es gibt überwältigende Beweis dafür, dass ACE-Hemmer bei allen symptomatischen
oder asymptomatischen Patienten mit reduzierter EF (<40%) gegeben werden sollen. ACEHemmer bewirken das RAAS bei der Hemmung des Enzyms, welches für die Konversion von
Angiotensin I zu Angiotensin II verantwortlich ist. Jedoch blockieren ACE-Hemmer auch
Kininase II, was zu Bradykinin-Hochregulation führt, die die Wirkung der Unterdrückung von
Angiotensin weiter verstärken kann.
ACE-Hemmer stabilisieren das LV-Remodelling, verbessern die Symptome, beugen
Hospitalisierungen vor, und verlängern das Leben. ACE-Hemmer sind auch vorteilhaft bei
Patienten mit asymptomatischer systolischer LV-Dysfunktion (NYHA Klasse I).
Mit der Therapie soll so früh im Krankheitverlauf wie möglich angefangen werden, und es
sollen nach einer niedrigeren Startdosis immer höhere Dosen gegeben werden, wenn die
niedrigeren Dosen gut verträglich waren. Die Titration (Tabelle 6) wird im Allgemeinen mit
Verdopplung der Dosen in allen 3-5 Tagen durchgeführt. Die Dosis von ACE-Hemmern soll
so lange erhöht werden bis die Dosis ähnlich ist zu denen, die in klinischen Studien als
wirksam beschrieben wurden. [19]
Bei stabilen Patienten ist es annehmbar, mit Betablocker die Therapie zu ergänzen, aber nur
so lange, bis die richtige Zieldosis von ACE-Hemmern erreicht wird. Blutdruck,
Nierenfunktion, und Kaliumspiegel sollen innerhalb von 1 bis 2 Wochen nach dem Anfang
der ACE-Hemmer-Therapie bestimmt werden.
Die Wirksamkeit von ACE-Hemmern wurde konsequent in klinischen Studien mit
asymptomatischen und symptomatischen LV-Dysfunktion-Patienten bewiesen. Diese Studien
rekrutierten viele unterschiedliche Patienten, einschließlich Frauen und ältere Patienten,
Patienten mit einer LV-Dysfunktion, verursacht von einer ganzen Reihe von Ursachen, und
mit unterschiedlichem Schweregrad. Die Zusammensetzung von den Daten aus solchen
Studien hat gezeigt, dass asymptomatische Patienten mit LV-Dysfunktion einen langsamen
Verlauf von symptomatischer HF und weniger Hospitalisierungen haben, wenn Sie mit ACEHemmern behandelt werden. ACE-Hemmer haben auch konsequente Vorteile bei Patienten
mit symptomatischer LV-Dysfunktion. Die CONSENSUS Studie (Cooperative North
Scandinavian Enalapril Survival Study) und die SOLVD Studie zeigten, dass ACE-Hemmer
die Sterblichkeit reduzieren [relative Risikoreduktion (RRR) 27% in CONSENSUS und 16%
in der SOLVD-Behandlung]. [1]
ACE-Hemmer verursachen zeitweise die Verschlechterung der Nierenfunktion,
Hyperkaliämie, symptomatische Hypotension, Husten, und selten Angioödem. ACE-Hemmer
sollen nur bei Patienten mit normaler,- bis gemäßigt eingeschränkter Nierenfunktion
(Kreatinin ≤221 mmol/L oder eGFR ≥30 ml/min/1,73 m2) und mit normalen SerumKaliumspiegel (K+< 5,0 mmol/l) eingesetzt werden. [19]
Angiotensin-Rezeptorblocker (ARB)
ARB sind gut verträglich bei Patienten, die ACE-Hemmer wegen der Entwicklung vom
Husten, Hautausschlag, und Angioödem nicht tolerieren. Sie sollen deswegen in der gleichen
Indikation (in symptomatischen und asymptomatischen Patienten mit einer EF weniger als
40%) bei denen benutzt werden, die ACE-Hemmer aus einem anderen Grund als
Hyperkaliämie oder Niereninsuffizienz nicht tolerieren. Einige klinische Studien haben
nachgewiesen, dass ARB mindestens so wirksam in der Zurückbildung des RemodellingVorgangs , in der Verbesserung der Symptome, in der Vorbeugung von Hospitalisierungen
und in der Reduktion von HF assoziierter Sterblichkeit und Morbidität sind, als ACEHemmer. [1][20]
Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA)
Spironolacton und Eplerenon sind synthetische MRA, die auf dem distalen Nephron die
Ausscheidung von Natrium und Kalium verhindern, genau da, wo auch Aldosteron wirkt.
Obwohl Spironolacton und Eplerenon, beide schwache Diuretika sind, haben klinische
Studien gezeigt, dass beide durch ihre Wirkstoffe auf die kardiovaskuläre Mortalität und
Morbidität wirken.
Ein MRA ist bei allen Patienten mit persistierenden Symptomen (NYHA Klasse II-IV) und
eine EF ≤35% trotz ACE-Hemmer-Therapie plus Betablocker empfohlen, um das Risiko von
HF-Hospitalisierungen und das Risiko für einen vorzeitigen Tod zu reduzieren.
Spironolacton und Eplerenon können insbesonders bei älteren Patienten Hyperkaliämie und
die Verschlechterung der Nierenfunktion verursachen. Spironolacton wirkt auch als
Progesteron- und Androgenrezeptor-Antagonist, so verursacht es Gynäkomastie (1-10%) oder
Potenzstörungen bei Männern und Menstruationsunregelmäßigkeiten bei Frauen. Eplerenon
hat bessere Selektivität für den Mineralokortikoid-Rezeptor als für den Steroid-Rezeptor und
so hat es weinigere hormonelle Nebenwirkungen als Spironolacton. [1][21]
Renininhibitoren
Ein direkter Renininhibitor (Aliskiren) wurde heutzutage in einigen Morbidität und Mortalität
untersuchenden Studien geprüft. Es wird heutzutage nicht als eine Alternative von ACEHemmern oder ARB empfohlen.
III.1.2.1.2. Beta-Adrenozeptor-Antagonisten (Betablocker)
Betablocker haben einen großen Vorteil in der Behandlung von HF-Patienten mit
reduzierter EF. Betablocker dämpfen den stimulierenden schädlichen Effekt des Sympathikus
bei kompetitiver Hemmung von einem oder mehreren Adrenorezeptoren. Betablocker
verursachen zeitabhängig Verbesserung in der ventrikulären Struktur (LV-Remodelling) und
Funktion (EF). Weitere vorteilhafte Wirkungen stellen die Reduktion der Herzfrequenz und
des Blutdrucks, die Verlängerung der ventrikulären diastolischen Füllung-Zeit, die Hemmung
des RAAS, Reduktion von Arrhythmien, und antiischämische Wirkungen (Verbesserung der
myokardialer Sauerstoffversorgung) dar.
Klinische Studien haben von drei Betablockern bewiesen, dass sie in der Reduktion des
Todesrisikos bei Patienten mit chronischer HF wirksam sind. Bisoprolol und
Metoprololformulierung mit verzögerter Freisetzung sind beide kardioselektive Betablocker,
die primär auf die Beta-1-Rezeptoren wirken, und Carvediolol ist ein nicht-selektiver
Betablocker mit zusätzlicher Alpha-1-Rezeptor-Hemmung und antioxidativen Eigenschaften.
[22] Als sie in Kombination mit ACE-Hemmer gegeben werden, bilden Betablocker das LVRemodelling zurück, verbessern die Symptome, beugen Hospitalisierungen vor, und
reduzieren die Sterblichkeit.
Betablocker sind bei allen symptomatischen HF-Patienten (EF ≤ 40%) indiziert. Viele Studien
zeigten, dass Betablocker innerhalb von einem Jahr nach dem Therapiestart die Sterblichkeit
(RRR: ~34%) und die HF-Hospitalisierungen (~28–36%) reduzieren, bzw. die Lebensqualität
verbessern. [1]
Sie sollen so früh im Krankheitsverlauf wie möglich angefangen werden. Die Dosis soll so
lange erhöht werden, bis die Dosis ähnlich ist zu denen, die in klinischen Studien als wirksam
beschrieben wurden. Die Titration soll nicht kürzer als 2 Wochen fortgesetzt werden, weil die
Einleitung und/oder die plötzliche Erhöhung der Wirkstoffdosis zur Verschlechterung der HF
führen kann (Flüssigkeitsretention).
Nebenwirkungen dieser Therapie mit Betablocker sind Bradyarrhythmien, verlängerte
intraventrikuläre Überleitung (AV-Block), Bronchokonstriktion (seltene Nebenwirkung),
Hypotension und die Verschlechterung der Nierenfunktion. Mit der Behandlung gehen
generelle Müdigkeit oder Schwächegefühl einher. [22]
III.1.2.1.3. Weitere Behandlungen, empfohlen bei ausgewählten Patienten mit systolischer
Herzinsuffizienz)
Ivabradin
Ivabradin ist ein Medikament das die If-Kanäle in dem Sinusknoten hemmt. Seine einzige
bekannte pharmakologische Wirkung ist, dass es die Herzfrequenz der Patienten mit einem
Sinusrhythmus senkt (es senkt die ventrikuläre Frequenz im VHF nicht). Ivabradin sollte zur
Senkung der HF-Hospitalisierungsrate bei Patienten mit Sinusrhythmus, einer
Auswurffraktion ≤ 35% und einer Herzfrequenz ≥ 70/min und persistierenden Symptomen
(NYHA-Klasse II–IV) trotz Behandlung mit einer adäquaten Betablocker-Dosis (oder max.
tolerierte Dosis), einem ACE-Hemmer (oder ARB) und einem MRA (oder ARB) in
Erwägung gezogen werden. Wenn Betablocker kontraindiziert sind, kann Ivabradin erwogen
werden. [23]
Herzglykoside
Der Wirkungsmechanismus von Digoxin schließt die Hemmung der Natrium-KaliumATPase ein, hauptsächlich in dem Myokard. Diese Hemmung verursacht eine Erhöhung in
dem intrazellulären Natrium, und führt zur Umkehrung in dem Austausch von NatriumKalzium. Das führt zur besseren Myokardkontraktilität. Die Hemmung der Natrium-Pumpe
kann in HF auch die Sensitivität der Barorezeptoren verbessern und einige neurohumorale
Wirkungen von Digoxin erklären. Digoxin hat auch wichtige parasympathische Wirkungen,
die zu einer Erhöhung des Vagotonus führen, was die erhöhte Aktivierung des adrenergen
Systems in fortgeschrittener HF ausgleichen kann (negativ chronotrop).
Bei Patienten mit symptomatischer HF und VHF kann Digoxin zur Verlangsamung
der rapiden ventrikulären Herzfrequenz führen, obwohl andere Behandlungen bevorzugt sind.
Es kann zur Senkung der HF-Hospitalisierungsrate bei Patienten mit Sinusrhythmus und EF ≤
45%, trotz einer Betablocker-Behandlung, oder bei Patienten, die keinen Betablocker
tolerieren, in Erwägung gezogen werden. [24] Es hat aber nicht eben eine negative Wirkung
auf das Überleben. Die Anwendung von Digoxin soll für HF-Patienten mit VHF, die auch
Betablocker bekommen, aufgehalten werden und es gibt nur einen niedrigeren Evidenzgrad
für die Anwendung im Sinusrhythmus.
Die wichtigste kardiale ungünstige Wirkung vom Digoxin ist atriale und ventrikuläre
Arrhythmien, teilweise aufgrund einer Hypokaliämie, Reizleitungsstörungen (insbesonders
bei älteren Patienten) und ektopisches und Reentry-Rhythmus. [24]
III.1.2.2. Weitere medikamentöse Behandlungen
Die Kombination von Hydralazin und Isosorbid-Dinitrat (H-ISDN) kann als
Alternative zu einem ACE-Hemmer oder ARB in Erwägung gezogen werden, falls beide
nicht toleriert werden, um das Risiko für HF-Hospitalisierung und vorzeitigen Tod bei
Patienten mit EF ≤ 45% und symptomatischer HF (NYHA Klasse II-IV).
Ein n-3 PUFAc-Präparat hat günstige Wirkungen auf Entzündung, Thrombozytenaggregation,
Blutdruck, Herzfrequenz, und LV-Funktion.
Die GISSI-HF Studie hat gezeigt, dass die langzeitige Gabe von n-3 PUFAc-Präparaten zur
Senkung der Gesamtmortalität in Erwägung gezogen werden kann. [1] Eine neue,
vielversprechende therapeutische Möglichkeit ist die Anwendung von AngiotensinRezeptorblocker-Neprilysin-Inhibitor (ARNI).
III.1.2.3. Management des Flüssigkeitsstatus: Diuretika
Viele klinische Manifestationen, verursacht durch übersteigerte Kochsalz,- und
Flüssigkeitsretention, führen zu einer inadäquaten Volumenüberlastung in dem intravasalen
und extravasalen Raum. Obwohl beide Digitalis und niedrige Dosen von ACE-Hemmer die
Natriumausscheidung in dem Urin steigern, kann nur bei wenigen volumenüberlasteten HFPatienten ohne Diuretika eine richtige Natrium,- und Flüssigkeitsbilanz aufrechterhalten
werden. [25]
Die Wirkung von Diuretika auf die Sterblichkeit und Morbidität wurde bei HFPatienten noch nicht untersucht, nicht wie die von ACE-Hemmern, Betablockern, und MRA
(und anderen Behandlungen). Jedoch lindern Diuretika Atemnot und Ödem und deswegen
sind sie bei Patienten mit den Zeichen und Symptomen von Stauung, unabhängig von EF,
empfohlen (Abbildung 2). [1]
Klassifizierung der Diuretika in HF:
Schleifendiuretika (z.B. Furosemid, Torasemid)
Thiazide (z.B. Hydrochlorotiazid) und thiazidartige Entwässerungsmittel (z.B.
Indapamid)
(Kaliumsparende Diuretika (MRA, Amilorid, Triamteren))
Die Schleifendiuretika (z.B. Furosemid) sind bevorzugte Diuretika (bei gemäßigten bis
schweren Symptomen oder Niereninsuffizienz), die bei den meisten Patienten mit HF benutzt
werden können. . Das Ziel ist, mit der minimal erforderlichen Dosis die Euvolämie
(„Trockengewicht“ des Patienten) wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten. Diuretika sollen
in niedriger Dosis gestartet werden und bis die Zeichen und Symptome der
Volumenüberlastung gelindert werden, titriert werden. Eine typische Startdosis von
Furosemid bei Patienten mit systolischer HF und normaler Nierenfunktion ist 20-40mg,
obwohl oft Dosen zwischen 80-160mg zur adäquaten Diurese benötigt sind. Wegen der
steifen Dosis-Wirkung-Kurve und der Wirkungsschwelle der Schleifendiuretika, ist es nicht
einfach, eine adäquate Dosis zu finden, welche eine gute diuretische Wirkung ergibt. Wenn
Patienten eine adäquate Diurese erreicht haben, ist es wichtig, ihr Trockengewicht zu
bestimmen, und zu sichern, in dem sich die Patienten täglich wiegen, und das Erhalten ihres
Trockengewichts anstreben. [26]
Schleifendiuretika verursachen eine viel intensive und kürzere Diurese als Thiazide, die eine
viel milder und verlängerte Diurese verursachen. Thiazide können bei Patienten mit
eingeschränkter Nierenfunktion weniger wirksam sein. Schleifendiuretika werden bei HFREF gegenüber Thiazide meistens bevorzugt, obwohl sie synergistisch wirken, und in
Kombination benutzt werden können (üblicherweise vorläufig), um resistente Ödeme zu
behandeln. Die intravenöse Verabreichung von Diuretika kann benötigt sein, um eine akute
Stauung zu lindern. Bei symptomatischen Patienten sollen Diuretika immer in Kombination
mit ACE-Hemmer (oder ARB), Betablocker und MRA benutzt werden, wenn es möglich ist.
[1]
Die Hauptkomplikationen von Diuretika sind die folgenden: Elektrolytstörung
(Hypokaliämie) und metabolische Störung, Volumenverlust, und die Verschlechterung der
Nierenfunktion (Azotämie). Vor der erneuten Therapie soll die Behandlung, aufgrund des
Schweregrades der Krankheit und der zugrunde liegenden Nierenfunktion, der Anamnese von
Elektrolytstörungen, und/oder des Bedarfs an einer mehr aggressiveren Diurese,
individualisiert werden.
Abbildung 4: Behandlungsoptionen für Patienten mit chronischer symptomatischer systolischer Herzinsuffizienz
(NYHA-Klasse II-IV). [1]
III.1.2.4. Behandlungen (oder Kombinationen von Behandlungen), die symptomatische
systolische HF-Patienten (NYHA Klasse II-IV) gefährden können
Die meisten Kalziumkanalblocker (mit der Ausnahme von Amlodipin, Felodipin,
Lercanidpin) sollen nicht benutzt werden, da sie eine negative ionotrope Wirkung haben, und
dadurch die Verschlechterung von HF verursachen können. NSAPs und COX 2-Hemmer
sollen, wenn es möglich ist, vermieden werden, da sie Natrium,- und Flüssigkeitsretention,
Verschlechterung der Nierenfunktion und der HF herbeiführen können. [26][27]
Letztendlich ist der Zusatz von einem ARB (oder Renininhibitor) zu der Kombination von
einem ACE-Hemmer und MRA nicht empfohlen, wegen des Risikos für Nierendysfunktion
und Hyperkaliämie. [1]
III.2. Behandlung von Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (diastolische
Herzinsuffizienz, HF-PEF)
Die Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HF-PEF) ist ein komplettes
Syndrom, charakterisiert durch die Zeichen und Symptome von HF und eine normale oder
nahezu normale linksventrikuläre EF (LVEF). Im Laufe der Zeit wurden immer mehr
spezifische diagnostische Kriterien erarbeitet.
Diese sind Zeichen/Symptome von HF, objektive Beweise der diastolischer Dysfunktion,
gestörte LV-Füllung, strukturelle Herzerkrankung, und erhöhte Gehirn-natriuretisches Peptid
(auch als „B-Typ Natriuretisches Peptid“-BNP genannt). Jedoch sind vielfache kardiale
Abnormalitäten, oft unabhängig von einer LV-Dysfunktion, vorhanden, einschließlich feiner
Veränderungen der systolischen Funktion, verschlechternder atrialer Funktion, chronotroper
Insuffizienz, oder hämodynamische Veränderungen, sowie erhöhtes Vorlastvolumens.
Extrakardiale Abnormalitäten und Komorbiditäten sowie Hypertension, VHF, Diabetes,
Nieren,- oder Lungenerkrankung, Anämie, Obesität und Dekonditionierung können zum HFPEF Syndrom beitragen. Eine Entzündung mit endothelialer Dysfunktion, erhöhte reaktive
Sauerstoffspezies (ROS) - Produktion, verschlechternde NO-Bioverfügbarkeit, und die
entwickelnden ungünstigen Wirkungen auf die Struktur und Funktion des Herzens, sind
mechanische Verbindungen zwischen häufig gefundenen Komorbiditäten und der
Entwicklung und dem Verlauf von HF-PEF. [28]
Im Vergleich zu der Behandlung von HF-REF sind Informationen über die Leitung der
medikamentösen Therapie von HF-PEF immer noch mangelnd. Die heutigen
Behandlungsstrategien von HF-PEF beruhen hauptsächlich auf der Annahme von dem
pathophysiologischen Mechanismus und auf der Extrapolation von den bewiesenen Strategien
in HF-REF.
Die medikamentöse Therapie von diastolischer HF beruht hauptsächlich auf
empirischen Daten, und erzielt die Normalisierung von Blutdruck, die Reduktion der
linksventrikulären Größen und erhöhten Herzfrequenz, die Aufrechterhaltung der normalen
atrialen Kontraktion und die Behandlung der durch die Stauung verursachten Symptome. Die
vorteilhaften Wirkungen von ACE-Hemmer und ARB können bei Patienten mit diastolischer
Dysfunktion, insbesonders bei denen mit Hypertension, ausgenutzt werden. Betablocker
scheinen bei Patienten mit erhöhter Herzfrequenz - und dadurch verkürzter diastolischer
Füllungszeit - nützlich zu sein. Diuretika werden zur Kontrolle der Natrium,- und
Flüssigkeitsretention und zur Linderung der Atemlosigkeit und des Ödems bei HF-PEF
benutzt. Eine adäquate Behandlung von Hypertension und myokardialer Ischämie ist auch
genauso wichtig, wie die Kontrolle der Herzfrequenz bei VHF-Patienten. [1][28]
Die Medikamente, die bei HF-REF vermieden werden sollten, sollen auch in HF-PEF – bis
auf die Kalziumkanalblocker - vermieden werden.
Abbildung 5: Heterogenität der HF mit erhaltener Auswurffraktion
III.3. Nicht-medikamentöse (Geräte, Chirurgie) Therapie von Herzinsuffizienz
III.3.1. Implantierbarer Kardioverter/Defibrillator (ICD)
Ungefähr die Hälfte der Todesfälle bei Patienten mit HF, insbesonders bei denen, die
gemäßigte Symptome haben, erscheinen plötzlich und unerwartet, und hauptsächlich, wenn
auch nicht immer, gehen mit ventrikulären Arrhythmien einher. Die Vorbeugung plötzlicher
Todesfälle ist ein wichtiges Ziel bei HF. Da die früher erwähnte optimale medikamentöse
Therapie das Risiko für einen plötzlichen Tod reduziert, verschwindet es nicht und auch die
anwendbaren Antiarrhythmika senken die Sterblichkeit nicht (können sogar erhöhen). [29]
In der Primärprävention wird ein ICD bei Patienten mit symptomatischer HF (NYHA II-III)
und einer EF ≤ 35%, trotz optimaler Pharmakotherapie, ≥ 3 Monate empfohlen, um bei denen
die Sterblichkeit zu senken (das Risiko für plötzlichen Herztod), wenn sie eine
Lebenserwartung > 1 Jahr mit gutem funktionellen Status haben. [1]
Ein ICD (Sekundärprävention) reduziert die Sterblichkeit der Patienten nach einem
Herzstillstand und bei Patienten nach ventrikulären Rhythmusstörungen, die zur
hämodynamischen Instabilität führte. Infolgedessen ist ein ICD bei solchen Patienten,
unabhängig von der EF, empfohlen, die einen guten funktionellen Status und eine
Lebenserwartung von > 1 Jahr haben. [29]
III.3.2. Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
Verschiedene Reizleitungsabnormalitäten gehen im Allgemeinen mit chronischer
Herzinsuffizienz
einher.
Zu
diesen
Abnormalitäten
gehören
ventrikuläre
Überleitungsstörungen, sowie Schenkelblöcke, die eine zeitliche und qualitative Störung in
der ventrikulären Kontraktion verursachen. Infolgedessen wird die schon defekte
Herzfunktion weiter ungünstig beeinflusst.
Diese ventrikuläre Überleitungsverspätung verursacht eine suboptimale ventrikuläre Füllung,
eine Reduktion der linksventrikulären Kontraktilität, verlängerte Dauer der
Mitralregurgitation, und paradoxe Septumbewegung. Zusammenfassend werden diese
mechanischen Manifestationen der ventrikulären Überleitung als ventrikuläre Dyssynchronie
bezeichnet. [30]
Ventrikuläre Dyssynchronie kann heute mit Stimulation mittels einer rechts,- und
linksventrikulären Elektrode beseitigt werden. Diese Form der Schrittmachertherapie wurde
als kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) bekannt.
Ein CRT-P (biventrikulärer Schrittmacher) oder CRT-D (CRT+ICD) ist bei Patienten mit
NYHA Klasse II-IV empfohlen:
im Sinusrhytmhus oder im VHF
Linksschenkelblock (LSB) -QRS-Morphologie (mit einer QRS-Breite ≥120ms optimal
bei einer QRS-Breite mehr als 150ms), oder unabhängig von der QRS-Morphologie
(mit einer QRS-Breite ≥150 ms)
eine unkontrollierte Herzfrequenz (im VHF) ist Indikation für AV-Ablation als
Frequenzkontrolle
niedrige EF (≤35%)
diejenige, die eine Lebenserwartung von mehr als einem Jahr, mit gutem funktinellen
Status haben
um das Risiko für HF-Hospitalisierungen und vorzeitigen Tod (Reduktion der
Sterblichkeit) zu reduzieren. [31]
III.3.3. Chirurgische Therapie
Die chirurgische Therapie von HF schliesst Koronarrevaskularisation, Aneurysmektomie,
Klappenchirurgie, Implantation von ventrikulären Unterstützungssystemen (LVAD, RVAD,
BIVAD), und Herztransplantation ein.
III.4. Behandlung der akuten Herzinsuffizienz
Obwohl eine evidenzbasierte Behandlung ähnlich zu der Therapie von chronischer HF
noch nicht zur Verfügung steht, wird die grundlegende Therapie vom Sauerstoff
(Sauerstoffsättigung <90%), von Diuretika, und Vasodilatatoren gebildet. Opiate und Inotrope
werden mehr selektiv benutzt, und die mechanische Unterstützung des Kreislaufs ist nur
selten erforderlich. Nicht invasive Beatmung wird oft in vielen Zentren benutzt, aber invasive
Beatmung ist nur bei wenigen Patienten erforderlich.
Die Symptome von vielen Patienten mit Atemnot, verursacht durch Lungenödem, können
schnell durch Verabreichung von intravenösen Diuretika gelindert werden, wegen einer
sofortigen Venodilatation und späterer Entwässerung. Opiate wie Morphin können bei einigen
Patienten mit akutem Lungenödem nützlich sein, da diese die Ängstlichkeit, die
Stressassoziierte Atemnot, den Vorlast und den sympatischen Tonus reduzieren.
Vasodilatatoren sowie Nitroglycerin reduzieren den Vorlast und den Nachlast und erhöhen
das Herz-Schlagvolumen, und sind wahrscheinlich mehr nützlich bei Patienten mit
Hypertension. Die Anwendung von Inotropen sowie Dobutamin, Levosimendan soll
üblicherweise für Patienten mit schwerer Reduktion des Herzzeitvolumens aufgehalten
werden, wenn die Durchblutung der vitalen Organe eingeschränkt wird. [1]
Systolischer Blutdruck, Herzrhythmus, und -frequenz, periphere Sauerstoffsättigung (SpO2)
bei der Anwendung von einem Pulsoximeter, und Diurese sollen bis zur Stabilisierung des
Patienten überwacht werden.
Literaturangabe:
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