Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions – eine adressatenbezogene Untersuchung DISSERTATION der Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) zur Erlangung der Würde eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften vorgelegt von Lucian Schönefelder aus Deutschland Genehmigt auf Antrag der Herren Prof.Dr. Reiner Fickert und Prof.Dr. Pascal Gantenbein Dissertation Nr. 3360 Schaan, Gutenberg Druck, 2007 Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen. St. Gallen, den 21. Mai 2007 Der Rektor: Prof. Ernst Mohr, PhD In Memoriam meinen Grossvätern Dr. jur. Erwin Schönefelder (1901 – 2001) und Dr. jur. Leopold Adams (1902 – 1997) Vorwort Obgleich man doch am Ende eines Dissertationsprojektes zu dem Schluss kommen sollte, dass man an dessen erfolgreichem Abschluss einen nicht unmassgeblichen Anteil hat, so ist die Tatsache, dass eine Dissertation genau so zustande gekommen ist, doch von zahlreichen Umständen abhängig, die man oft an einzelnen Personen festmachen kann. Diesen Personen möchte ich im Folgenden danken. An vorderster Stelle steht dabei mein Doktorvater Prof. Dr. Reiner Fickert. Er gab mir nicht nur in umkomplizierter Weise die Chance, meine Dissertation berufsbegleitend durchzuführen, sondern liess mir dabei auch ein Mass an wissenschaftlicher Freiheit, das deren Gelingen sehr begünstigte. Dabei gab er mir schon in den Doktorandenseminaren ein Gefühl dafür, was „Wissenschaft“ ist, und stand mir beim Verfassen meiner Dissertation stets mit wertvollen Anregungen zur Seite. Für diese exzellente Betreuung möchte ich ihm herzlich danken. An zweiter Stelle ist mein Koreferent Prof. Dr. Pascal Gantenbein zu erwähnen, der schon meine Diplomarbeit betreute. Er ermutigte mich nicht nur, extern zu promovieren, sondern übernahm das Koreferat in sehr spontaner Weise. Das vermittelte Bewusstsein, mich jederzeit an ihn wenden zu können, seine Anregungen sowie die Freiheiten, die auch er mir liess, verdienen grossen Dank. Vor und während der Anfertigung der Arbeit standen mir einige Freunde für Konsultationen jeglicher Art zur Seite. Für ihre Ratschläge und Zeit danke ich den HSG-Doktoranden Christian Fieseler, Alexander Gradow, Christian Hoffmann, Sven-Fabian Hoffmann, Philipp Meixner und Tim Mundhenke. Ebenfalls danken möchte ich meinem ehemaligen Arbeitgeber JPMorgan und dort insbesondere Eric Stein (Managing Director, Head of European Industrials M&A Team), der mir in unbürokratischer Weise eine Auszeit für die Beendigung meiner Dissertation gewährte. Die Erfahrungen und das Wissen, das ich bei dieser grossartigen Firma gesammelt habe waren essentiell für das Entstehen dieser Arbeit. Schliesslich möchte ich meinen Eltern für ihre Liebe und Unterstützung danken, ohne die diese Dissertation nie hätte zustande kommen können. Sie gaben mir das nötige Rüstzeug, bestärkten mich stets in meinen Zielen und standen mir in schwierigen Lagen motivierend zur Seite. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet. Lucian Schönefelder St. Gallen, Mai 2007 Inhaltsverzeichnis I Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ......................................................................................................I Abstract (Deutsch)..................................................................................................VI Abstract (English)................................................................................................. VII Abbildungsverzeichnis ........................................................................................VIII Tabellenverzeichnis ................................................................................................. X Abkürzungsverzeichnis..................................................................................... XVII 1 Relevanz, Zielsetzungen und Aufbau............................................................. 1 1.1 Zielsetzungen der Arbeit..................................................................................................... 2 1.2 Aufbau der Arbeit ............................................................................................................... 4 2 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen ................ 6 2.1 Einführung zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen.......................................... 6 2.1.1 Beurteilungsobjekt der Fairness Opinion ................................................................... 6 2.1.2 Inhalt von Fairness Opinions in den USA.................................................................. 7 2.1.3 Inhalt von Fairness Opinions in der Schweiz ........................................................... 10 2.1.4 Erbringer der Fairness Opinion ................................................................................ 11 2.1.5 Auftraggeber und Adressat der Fairness Opinion .................................................... 12 2.1.6 Zeitpunkt der Fairness Opinion Erbringung............................................................. 12 2.1.7 Prozess der Fairness Opinion Erbringung ................................................................ 13 2.2 Funktionen der Fairness Opinion in öffentlichen Übernahmen........................................ 14 2.2.1 Verwaltungsratspflichten und Business Judgment Rule als Ausgangspunkt ........... 14 2.2.2 Das Grundlagenurteil Smith v. Van Gorkom und die Versicherungsfunktion......... 16 2.2.3 Informationsfunktion................................................................................................ 17 2.2.4 Schutzfunktion ......................................................................................................... 17 2.2.5 Signalfunktion .......................................................................................................... 18 2.2.6 Argumentationsfunktion........................................................................................... 18 2.2.7 Prozessfunktion ........................................................................................................ 18 2.2.8 Preisfindungsfunktion .............................................................................................. 18 2.3 Gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen der Fairness Opinion.................... 19 2.3.1 Rechtliches Erfordernis zum Einholen einer Fairness Opinion ............................... 19 2.3.2 Offenlegungsanforderungen in den USA ................................................................. 20 2.3.2.1 Offenlegungsanforderungen der SEC............................................................... 20 2.3.2.2 Gerichtliche Offenlegungsanforderungen ........................................................ 21 2.3.2.3 Offenlegungsanforderungen der NASD ........................................................... 22 2.3.3 Offenlegungsanforderungen in der Schweiz ............................................................ 24 II Inhaltsverzeichnis 2.3.4 Haftung des Erbringers der Fairness Opinion .......................................................... 25 2.3.4.1 Haftung des Erbringers in den USA ................................................................. 25 2.3.4.2 Haftung des Erbringers in der Schweiz ............................................................ 27 2.4 Defizite der Fairness Opinion und Lösungsansätze.......................................................... 27 2.4.1 Beeinflussung der Fairness Opinion durch Interessen des Auftraggebers ............... 27 2.4.2 Mangelnde Unabhängigkeit des Fairness Opinion Erbringers ................................. 28 2.4.3 Strukturelle Mängel der Fairness Opinion ............................................................... 29 2.4.4 Lösungsansätze zur Verbesserung der Funktionalität der Fairness Opinion............ 30 2.5 Zusammenfassung ............................................................................................................ 32 3 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions ................................................................................... 33 3.1 Fairness Standards im Übernahmekontext........................................................................ 34 3.1.1 Market Standard of Fairness..................................................................................... 34 3.1.2 Independent Entity Standard of Fairness.................................................................. 35 3.1.3 Single-Owner Standard of Fairness.......................................................................... 36 3.1.4 Auction-Based Standard of Fairness ........................................................................ 37 3.1.5 Fazit zu Fairness Standards im Übernahmekontext ................................................. 37 3.2 Fairness Standards und der relevante Wert des Unternehmens ........................................ 38 3.2.1 „Value Building Blocks“ des Unternehmenswertes im Übernahmekontext ............ 38 3.2.2 Verbindung von Fairness Standards mit Unternehmenswerten ............................... 42 3.2.2.1 Market Standard of Fairness............................................................................. 42 3.2.2.2 Independent Entity Standard of Fairness.......................................................... 43 3.2.2.3 Single-Owner Standard of Fairness.................................................................. 43 3.2.2.4 Auction-Based Standard of Fairness ................................................................ 44 3.3 Relevante Schnittstellen der Fairness Opinion ins Rechtssystem..................................... 45 3.3.1 Schnittstelle 1: Treuepflicht des Verwaltungsrates bei Übernahmen....................... 45 3.3.2 Schnittstelle 2: Shareholder Remedies bei Übernahmen.......................................... 46 3.3.3 Bewertungsgrundsätze der amerikanischen Rechtsprechung und Schlussfolgerungen für die Fairness Opinion......................................................................................................... 47 3.4 Eignung verschiedener Unternehmensbewertungsmethoden für Fairness Opinions........ 51 3.4.1 Übersicht zu in der Literatur verbreiteten Unternehmensbewertungsmethoden ...... 51 3.4.2 Verbindung mit Fairness Standards ......................................................................... 55 3.4.3 Präferierte Bewertungsmethoden in der amerikanischen Rechtsprechung .............. 57 3.4.4 Fazit zur Eignung von Unternehmensbewertungsmethoden .................................... 58 3.5 Zusammenfassung ............................................................................................................ 59 4 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions ....................... 61 4.1 Datengrundlage................................................................................................................. 62 4.1.1 Datengrundlage US Going Privates ......................................................................... 62 4.1.2 Datengrundlage US Cash und Stock Transaktionen ................................................ 64 4.1.3 Datengrundlage Schweizer Transaktionen ............................................................... 65 Inhaltsverzeichnis 4.1.4 III Untersuchte Stichprobendimensionen...................................................................... 65 4.2 Verwendung von Unternehmensbewertungsmethoden .................................................... 67 4.2.1 Verwendete Unternehmensbewertungsmethoden in US Fairness Opinions ............ 67 4.2.2 Erläuterung der verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden ......................... 69 4.2.3 Verwendungshäufigkeiten der Unternehmensbewertungsmethoden ....................... 74 4.2.3.1 Verwendung der DCF-Methode ....................................................................... 74 4.2.3.2 Verwendung von Trading Multiples ................................................................ 77 4.2.3.3 Verwendung von Transaction Multiples .......................................................... 80 4.2.3.4 Verwendung der Premium Analysis................................................................. 83 4.2.3.5 Verwendung der LBO Analysis ....................................................................... 86 4.2.3.6 Verwendung der Sum-of-the-Parts Analysis.................................................... 89 4.2.3.7 Verwendung anderer Unternehmensbewertungsmethoden .............................. 91 4.2.4 Vergleich USA vs. Schweiz ..................................................................................... 93 4.2.5 Fazit.......................................................................................................................... 96 4.3 Anwendungspraxis zu den verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden ................ 97 4.3.1 Anwendungspraxis zur DCF-Methode..................................................................... 97 4.3.1.1 Verwendete Szenarien ...................................................................................... 97 4.3.1.2 Kapitalkostenermittlung ................................................................................. 100 4.3.1.3 Restwertermittlung ......................................................................................... 103 4.3.2 Anwendungspraxis zu Trading Multiples .............................................................. 104 4.3.2.1 Wahl der vergleichbaren Unternehmen.......................................................... 104 4.3.2.2 Wahl des Multiples......................................................................................... 105 4.3.2.3 Wahl des Bezugsjahres des Multiples ............................................................ 108 4.3.2.4 Bestimmung der Multiple-Bandbreite ............................................................ 109 4.3.3 Anwendungspraxis zu Transaction Multiples ........................................................ 110 4.3.4 Anwendungspraxis zur Premium Analysis ............................................................ 112 4.3.5 Anwendungspraxis zu anderen Unternehmensbewertungsmethoden .................... 113 4.3.6 Fazit........................................................................................................................ 114 4.4 Übersicht zu verwendeten Backup-Analysen ................................................................. 115 4.5 Zusammenfassung .......................................................................................................... 119 5 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions ........................................................................................ 121 5.1 Analyse der Bewertungsergebnisse der DCF-Methode .................................................. 122 5.1.1 Erwartete Zusammenhänge .................................................................................... 122 5.1.2 Untersuchung der Base Case DCF-Bewertungsergebnisse .................................... 123 5.1.3 Vergleich mit anderen empirischen Studien........................................................... 125 5.1.4 Base Case DCF-Bewertungsergebnisse nach Stichprobendimensionen ................ 127 5.1.5 Untersuchung der Upside und Downside Case DCF-Bewertungsergebnisse ........ 133 5.1.6 Untersuchung der Synergy Case DCF-Bewertungsergebnisse .............................. 134 5.1.7 Vergleich USA vs. Schweiz ................................................................................... 136 5.1.8 Zusammenhänge zwischen Anwendungspraxis und Bewertungsergebnissen ....... 138 5.2 Analyse der Trading Multiples Bewertungsergebnisse .................................................. 139 5.2.1 Untersuchung der Trading Multiples Bewertungsergebnisse................................. 139 IV Inhaltsverzeichnis 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 Vergleich mit anderen empirischen Studien........................................................... 140 Vergleich USA vs. Schweiz ................................................................................... 140 Vergleich mit Bewertungsergebnissen der DCF-Methode..................................... 141 Zusammenhänge zwischen Anwendungspraxis und Bewertungsergebnissen ....... 142 5.3 Analyse der Transaction Multiples Bewertungsergebnisse ............................................ 143 5.3.1 Untersuchung der Transaction Multiples Bewertungsergebnisse .......................... 144 5.3.2 Vergleich mit anderen empirischen Studien........................................................... 144 5.3.3 Vergleich USA vs. Schweiz ................................................................................... 145 5.3.4 Vergleich mit Bewertungsergebnissen der DCF-Methode..................................... 146 5.3.5 Zusammenhänge zwischen Anwendungspraxis und Bewertungsergebnissen ....... 147 5.4 Analyse der Bewertungsergebnisse der Premium Analysis............................................ 148 5.5 Analyse der Bewertungsergebnisse der LBO Analysis .................................................. 149 5.6 Analyse der Bewertungsergebnisse anderer Unternehmensbewertungsmethoden ......... 151 5.6.1 Analyse der Bewertungsergebnisse der Recap Analysis........................................ 151 5.6.2 Analyse der Bewertungsergebnisse der DFEV Analysis ....................................... 152 5.6.3 Analyse der Bewertungsergebnisse der Sum-of-the-Parts Analysis ...................... 153 5.6.4 Analyse der Analyst Target Prices ......................................................................... 154 5.7 Zusammenfassung der Ergebnisse in relativem Bewertungssystem............................... 156 5.8 Fazit ................................................................................................................................ 159 6 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions ................................................................................. 161 6.1 Grundsätze zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen ........................................ 162 6.2 Analyse der Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung ................................... 165 6.3 Analyse der Finanzzahlen ............................................................................................... 166 6.4 Analyse der Unternehmensbewertung ............................................................................ 170 6.4.1 Bestandesaufnahme der verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden .......... 170 6.4.2 Analyse von Methodenanwendung und Parameterwahl ........................................ 172 6.4.3 Analyse der Konsistenz der Bewertungsparameter................................................ 175 6.4.3.1 Framework für Konsistenzchecks .................................................................. 176 6.4.3.2 Direkte Konsistenzchecks für Multiples......................................................... 177 6.4.3.3 Indirekte Konsistenzchecks für Multiples ...................................................... 179 6.4.3.4 Indirekte Konsistenzchecks bei verschiedenen DCF-Restwertmethoden ...... 183 6.4.3.5 Indirekter Konsistenzcheck für Kontrollprämie ............................................. 184 6.4.3.6 Indirekter Konsistenzcheck für WACC der DCF und LBO Analysis............ 185 6.4.4 Analyse der Bewertungsergebnisse........................................................................ 187 6.4.5 Rückkoppelung mit vorangegangenen Analyseschritten des Frameworks ............ 190 6.4.5.1 Verbindung mit Analyse der Rahmenbedingungen der Bewertung ............... 190 6.4.5.2 Verbindung mit Analyse der Finanzzahlen .................................................... 191 6.4.5.3 Verbindung mit vorangegangenen Schritten der Analyse der Bewertung ..... 193 6.5 Fazit ................................................................................................................................ 195 Inhaltsverzeichnis 7 V Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick............................... 196 7.1 Erkenntnisse der Arbeit .................................................................................................. 196 7.2 Fairness Opinion Quo Vadis? ......................................................................................... 199 7.3 Ausblick.......................................................................................................................... 202 Anhang................................................................................................................... 204 Anhang 1: Fairness Letter HCA................................................................................................ 204 Anhang 2: Aufbau Fairness Opinion Leica Geosystems Holding ............................................ 206 Anhang 3: Zusammenfassung Fairness Opinion Bewertung zu HCA in SEC-Filing............... 207 Anhang 4: Formelübersicht zu Unternehmensbewertungsmethoden........................................ 213 Anhang 5: Untersuchte Transaktionen...................................................................................... 215 Anhang 6: Backup-Tabellen zu Abschnitt 4.2 .......................................................................... 218 Anhang 7: Backup-Tabellen zu Abschnitt 4.3 .......................................................................... 230 Anhang 8: Statistiken zu Bewertungsergebnissen der DCF-Methode ...................................... 232 Anhang 9: Statistische Tests zu Bewertungsergebnissen der DCF-Methode ........................... 243 Anhang 10: Statistiken zu Bewertungsergebnissen von Trading Multiples.............................. 249 Anhang 11: Statistische Tests zu Bewertungsergebnissen von Trading Multiples................... 250 Anhang 12: Statistiken zu Bewertungsergebnissen anderer Bewertungsmethoden.................. 252 Anhang 13: Statistische Tests zu Bewertungsergebnissen anderer Bewertungsmethoden ....... 256 Anhang 14: Überleitung FCF zu NOPAT................................................................................. 258 Anhang 15: Geschäftspläne von ShopKo Stores ...................................................................... 259 Urteilsverzeichnis.................................................................................................. 260 Verzeichnis zitierter SEC-Filings und Fairness Opinions................................ 262 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 271 VI Abstract (Deutsch) Abstract (Deutsch) Die aus den USA stammende Fairness Opinion, die zunehmend internationale Verbreitung gefunden hat, soll sicherstellen, dass der Verwaltungsrat einer Zielgesellschaft bei der Beurteilung eines Übernahmeangebots auf angemessener Entscheidungsgrundlage handelt, womit sie zum Schutz der Aktionäre beiträgt. Diesem Instrument werden verschiedene Defizite vorgeworfen, die sich im Kern um die Spielräume bei der Unternehmensbewertung, auf denen das Fairnessurteil beruht, in Verbindung mit potentiellen Interessenkonflikten der erbringenden Bank drehen. Trotz der praktischen Bedeutung, der aktuellen Kritik und verschiedenen regulatorischen Bestrebungen hat sich die wirtschaftswissenschaftliche Forschung noch kaum mit Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions auseinandergesetzt. Ebenfalls relativ unbehandelt ist die Perspektive des Bewertungsadressaten auf Unternehmensbewertungen, die bei Fairness Opinions von entscheidender Bedeutung ist. Deshalb erarbeitet diese Arbeit konzeptionelle und empirische Erkenntnisse zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions und entwickelt auf dieser Basis ein adressatenbezogenes Framework zu deren Beurteilung. Die Arbeit beginnt mit der Darlegung institutioneller Grundlagen zu Fairness Opinions in den USA und der Schweiz. Daraufhin wird ein dreistufiges konzeptionelles Denkgerüst zu Bewertungen im Fairness Opinion Kontext entwickelt. Dazu werden erstens vier Fairness Standards identifiziert, welche das in Praxis und Literatur z.T. uneinheitliche Verständnis der „finanziellen Fairness“ systematisieren. Diese werden zweitens mit den jeweils relevanten Unternehmenswerten verbunden, die als entsprechende Benchmarks für den Angebotspreis fungieren. Drittens wird gefragt, welche Bewertungsmethoden sich zu deren Messung eignen. Auf Basis von Schnittstellen ins Rechtssystem werden Empfehlungen zur Relevanz der einzelnen Standards, Werte und Methoden gemacht. Sodann werden auf Basis einer Untersuchung von 205 amerikanischen und 13 schweizerischen Fairness Opinion Bewertungen empirische Erkenntnisse zur Verwendung, zur Anwendungspraxis und zu den relativen Bewertungsergebnissen verschiedener Bewertungsmethoden herausgearbeitet. Insbesondere die Verwendung der DCF-Methode, aber auch von Trading und Transaction Multiples, kann sowohl in den USA als auch der Schweiz als Standard bezeichnet werden. In den USA kommen zudem je nach Transaktionssituation zahlreiche weitere Methoden zum Einsatz. Während in der Schweiz der Fokus klar auf der DCF-Methode liegt, herrscht in den USA somit ein Methodenpluralismus, der die Bedeutung der einzelnen Methoden nicht weiter hervorhebt. Die Anwendungspraxis zu den einzelnen Methoden weist zwar gewisse Uneinheitlichkeiten auf, aber zu vielen Anwendungsfragen gibt es eine herrschende Praxis, die im Wesentlichen mit den Empfehlungen der Bewertungstheorie konform ist. In Bezug auf die relativen Bewertungsergebnisse erweisen sich DCF-Methode, Premium Analysis, LBO Analysis, Sum-of-the-Parts Analysis, Transaction Multiples und Analyst Target Prices als relativ gute Schätzer für den Angebotspreis. Verfahren auf Basis von Trading Multiples korrespondieren hingegen besser mit dem Marktpreis. Ausser bei Aktienangeboten scheinen Synergien in der Methodenanwendung und bei den Bewertungsergebnissen eine unwichtigere Rolle zu spielen als die Übernahmeliteratur diesen oft zuweist. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird schliesslich ein adressatenbezogenes Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions vorgestellt. Ausgangspunkt sind vier „Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations“, die den Adressaten bei der generellen Beurteilung der Bewertung leiten können. Das Framework mit den drei Modulen Analyse der Rahmenbedingungen, Analyse der Finanzzahlen und Analyse der Bewertung kann als erster systematischer Denkanstoss zu einer adressatenbezogenen Perspektive auf Unternehmensbewertungen verstanden werden, den es weiterzuentwickeln gilt. Abstract (English) VII Abstract (English) Fairness Opinions have their origin in the US, but have also become increasingly common internationally. Their main purpose is to provide the board of directors of a target company with an adequate decision-basis for judging the financial adequacy of a takeover offer and to protect the target company’s shareholders. However, Fairness Opinions are charged to have several deficiencies, which mainly result from the inherent flexibility of corporate valuations coupled with potential conflicts of interest for the bank performing the valuation. Despite the practical relevance, recent criticism and regulatory interest, there has not been a lot of academic discourse on Fairness Opinion valuations. Moreover, the perspective of the addressee of a valuation, which is of particular importance in the Fairness Opinion context, has been scarcely dealt with. This thesis therefore tries to establish conceptual as well as empirical findings on Fairness Opinion valuations and to develop an addressee-centered framework for their evaluation. The thesis starts with some institutional fundamentals regarding Fairness Opinions in the US and Switzerland. Thereafter, a three-step conceptual framework for thinking about Fairness Opinion valuations is developed. Firstly, four Fairness Standards are identified in order to systematize the notion of “fairness from a financial point of view“, which is often not clearly conceptualized in practice and literature. Secondly, these Fairness Standards are connected to corresponding values of the corporation, which should function accordingly as the respective benchmarks for the offer price. The third step deals with the question of which valuation methods are adequate for measuring these different values. Based on certain interfaces of the Fairness Opinion into the legal system, recommendations are made regarding the relevance of the respective Fairness Standards, corporate values and valuation methods. Using a sample of 205 US and 13 Swiss Fairness Opinion valuations, the thesis then tries to work out empirical findings regarding the use and application of different valuation methods as well as their relative valuation results. The use of the DCF Method, but also of Trading and Transaction Multiples can be characterized as standard both in the US and Switzerland. In the US however, several other valuation methods and benchmarks are used in addition to these depending on the specific circumstances of the transaction. While Swiss Fairness Opinions put a clear focus on the results of the DCF valuation, US practice can be characterized as a pluralism of valuation methods, not explicitly putting particular emphasis on one method. Although there are some inconsistencies in the technical application of the different valuation methods, it seems that for many valuation questions there are dominant best practices, which are furthermore mostly coherent with the recommendations of valuation theory. With regards to the relative valuation results, DCF Method, Premium Analysis, LBO Analysis, Sum-of-the-Parts Analysis, Transaction Multiples and Analyst Target Prices yield relatively accurate estimates for the offer price. Valuation methods that rely on Trading Multiples however, correspond much better with the pre-offer market price. Except for the case of transactions in which stock consideration is offered, synergies seem to play a less important role in Fairness Opinion valuations than takeover theory often suggests. In the last part of the thesis, an addressee-centered framework for the interpretation and evaluation of Fairness Opinion valuations is introduced on the basis of the preceding conceptual and empirical findings. The starting point are four „Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations“, which are intended to guide the addressees in their overall evaluation. The framework with its three modules (analysis of the conditions surrounding the valuation, analysis of the financials and analysis of the valuation) can be understood as a first step for further developing an addressee-centered perspective on corporate valuation. VIII Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Relevanz und Zielsetzung der Arbeit..........................................................................4 Abbildung 2: Veranschaulichung Fairnessbeurteilung ...................................................................10 Abbildung 3: Prozess der Fairness Opinion Erbringung.................................................................13 Abbildung 4: Aufbau Kapitel 3.......................................................................................................33 Abbildung 5: Value Building Block Framework ............................................................................41 Abbildung 6: Faire Angebotspreise nach Market Standard ............................................................42 Abbildung 7: Faire Angebotspreise nach Independent Entity Standard .........................................43 Abbildung 8: Faire Angebotspreise nach Single-Owner Standard .................................................44 Abbildung 9: Faire Angebotspreise nach Auction-Based Standard................................................44 Abbildung 10: Konsequenzen der Schnittstellen ins Rechtssystem für Fairness Opinion................51 Abbildung 11: Verbindung Fairness Standards mit Unternehmensbewertungsmethoden................59 Abbildung 12: Verwendete Unternehmensbewertungsmethoden USA vs. Schweiz........................93 Abbildung 13: Base Case DCF-Bewertungsergebnisse Verkäuferbank vs. Käuferbank................130 Abbildung 14: Base Case DCF-Bewertungsergebnisse Zielgesellschaft vs. Käufergesellschaft ...131 Abbildung 15: Base Case DCF-Bewertungsergebnisse First vs. Second vs. Single Opinion.........132 Abbildung 16: Downside, Base und Upside Case DCF-Bewertungsergebnisse.............................134 Abbildung 17: Genauigkeitsmasse Downside, Base und Upside Case DCF-Bewertung ...............134 Abbildung 18: Synergy Case DCF-Bewertungsergebnisse ............................................................135 Abbildung 19: DCF-Bewertungsergebnisse USA vs. Schweiz ......................................................137 Abbildung 20: Trading Multiples Bewertungsergebnisse USA vs. Schweiz..................................141 Abbildung 21: Trading Multiples Bewertungsergebnisse vs. Base Case DCF...............................142 Abbildung 22: Transaction Multiples Bewertungsergebnisse vs. Base Case DCF.........................146 Abbildung 23: Premium Analysis vs. Base Case DCF vs. Transaction Multiples .........................149 Abbildung 24: Bewertungsergebnisse LBO Analysis nach Käufertyp ...........................................150 Abbildung 25: Bewertungsergebnisse LBO Analysis vs. Base Case DCF nach Käufertyp ...........151 Abbildung 26: Recap Analysis vs. LBO Analysis vs. Trading Multiples.......................................152 Abbildung 27: Bewertungsergebnisse DFEV Analysis vs. Trading Multiples...............................153 Abbildung 28: Bewertungsergebnisse SOP Analysis vs. Base Case DCF .....................................154 Abbildungsverzeichnis IX Abbildung 29: Analyst Target Prices vs. Base Case DCF vs. Trading Multiples...........................155 Abbildung 30: Bewertungsergebnisse der verschiedenen Bewertungsmethoden...........................159 Abbildung 31: Genauigkeitsmasse der verschiedenen Bewertungsmethoden ................................159 Abbildung 32: Aufbau Kapitel 6 und Framework zur Beurteilung von Bewertungen ...................161 Abbildung 33: Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations .....................................162 Abbildung 34: Vorgehen zur Analyse der Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung ....166 Abbildung 35: Vorgehen zur Analyse der Finanzzahlen ................................................................167 Abbildung 36: Framework für Konsistenzchecks...........................................................................176 X Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Inhalte US Fairness Letter am Beispiel von HCA ...........................................................7 Tabelle 2: Offenlegungsanforderungen der SEC ............................................................................21 Tabelle 3: Gerichtliche Offenlegungsanforderungen in den USA ..................................................22 Tabelle 4: Offenlegungsanforderungen der Schweizer Übernahmekommission ............................25 Tabelle 5: Übersicht Dividend Discount Model (DDM).................................................................52 Tabelle 6: Übersicht Ertragswertmethode.......................................................................................52 Tabelle 7: Übersicht Discounted Cash Flow Methode (DCF) ........................................................53 Tabelle 8: Übersicht Übergewinnverfahren / Residual Income Model (RIM)................................53 Tabelle 9: Übersicht Trading Multiples ..........................................................................................54 Tabelle 10: Übersicht Transaction Multiples ....................................................................................54 Tabelle 11: Übersicht Einzelbewertungsverfahren ...........................................................................54 Tabelle 12: Untersuchte Bewertungsfälle bei Going Privates...........................................................63 Tabelle 13: Untersuchte Bewertungsfälle bei Cash Transaktionen...................................................64 Tabelle 14: Untersuchte Bewertungsfälle bei Stock Transaktionen..................................................64 Tabelle 15: Verteilung der Bewertungsfälle nach Industriesegmenten.............................................66 Tabelle 16: Verteilung der Bewertungsfälle nach Transaktionsgrösse .............................................66 Tabelle 17: Deskriptive Statistiken für Transaktionsgrössen nach Transaktionstyp.........................67 Tabelle 18: Verteilung der Bewertungsfälle nach Käufertyp............................................................67 Tabelle 19: Verwendete Bewertungsmethoden in US Fairness Opinions.........................................68 Tabelle 20: Verwendung DCF-Methode nach Transaktionstyp........................................................74 Tabelle 21: Verwendung DCF-Methode nach Transaktionsgrösse...................................................74 Tabelle 22: Verwendung DCF-Methode nach Käufertyp .................................................................75 Tabelle 23: Verwendung DCF-Methode nach Industrie ...................................................................75 Tabelle 24: Verwendung Trading Multiples nach Transaktionstyp ..................................................77 Tabelle 25: Verwendung Trading Multiples nach Transaktionsgrösse .............................................77 Tabelle 26: Verwendung Trading Multiples nach Käufertyp............................................................77 Tabelle 27: Verwendung Trading Multiples nach Industrie..............................................................78 Tabelle 28: Verwendung Transaction Multiples nach Transaktionstyp............................................80 Tabellenverzeichnis XI Tabelle 29: Verwendung Transaction Multiples nach Transaktionsgrösse.......................................80 Tabelle 30: Verwendung Transaction Multiples nach Käufertyp .....................................................80 Tabelle 31: Verwendung Transaction Multiples nach Industrie .......................................................81 Tabelle 32: Verwendung Premium Analysis nach Transaktionstyp .................................................83 Tabelle 33: Verwendung Premium Analysis nach Transaktionsgrösse ............................................83 Tabelle 34: Verwendung Premium Analysis nach Käufertyp...........................................................83 Tabelle 35: Verwendung Premium Analysis nach Industrie.............................................................84 Tabelle 36: Crosstable Verwendung Premium Analysis vs. Transaction Multiples .........................85 Tabelle 37: Verwendung LBO Analysis nach Transaktionstyp ........................................................86 Tabelle 38: Verwendung LBO Analysis nach Transaktionsgrösse...................................................86 Tabelle 39: Verwendung LBO Analysis nach Käufertyp .................................................................86 Tabelle 40: Verwendung LBO Analysis nach Industrie ...................................................................87 Tabelle 41: Verwendung SOP Analysis nach Transaktionstyp.........................................................89 Tabelle 42: Verwendung SOP Analysis nach Transaktionsgrösse....................................................89 Tabelle 43: Verwendung SOP Analysis nach Käufertyp ..................................................................89 Tabelle 44: Verwendung SOP Analysis nach Industrie ....................................................................90 Tabelle 45: Verwendete Bewertungsmethoden in Schweizer Fairness Opinions .............................94 Tabelle 46: Verwendete Szenarien im Rahmen der DCF-Methode..................................................98 Tabelle 47: Einbezug von Synergien in DCF-Bewertungen nach Transaktionstyp..........................99 Tabelle 48: Ermittlung des CAPM Beta nach Transaktionstyp ......................................................101 Tabelle 49: Restwertermittlung bei der DCF-Methode...................................................................103 Tabelle 50: Kriterien zur Wahl der vergleichbaren Unternehmen ..................................................104 Tabelle 51: Verwendete Trading Multiples nach Transaktionstyp .................................................105 Tabelle 52: Verwendete Trading Multiples nach Transaktionsgrösse ............................................106 Tabelle 53: Verwendete Trading Multiples nach Industrie.............................................................106 Tabelle 54: Übersicht zur Verwendung von Other Multiples .........................................................107 Tabelle 55: Bezugsperiode von Trading Multiples nach Transaktionsgrösse.................................108 Tabelle 56: Ansätze zur Bestimmung der Multiple-Bandbreite......................................................109 Tabelle 57: Verwendete Transaction Multiples nach Transaktionsgrösse ......................................110 XII Tabellenverzeichnis Tabelle 58: Verwendete Transaction Multiples nach Industrie.......................................................110 Tabelle 59: Bezugsperiode von Transaction Multiples nach Transaktionsgrösse...........................111 Tabelle 60: Kriterien für Wahl vergleichbarer Transaktionen ........................................................112 Tabelle 61: Equity-Research-basierte Backup-Analysen................................................................116 Tabelle 62: Backup-Analysen zu Finanzzahlen ..............................................................................116 Tabelle 63: Marktbasierte Backup-Analysen ..................................................................................117 Tabelle 64: Sonstige Backup-Analysen ..........................................................................................117 Tabelle 65: Backup-Analysen bei Cash Transaktionen ..................................................................117 Tabelle 66: Backup-Analysen bei Stock Transaktionen .................................................................118 Tabelle 67: Backup-Analysen in Schweizer Fairness Opinions......................................................118 Tabelle 68: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen...............................................124 Tabelle 69: Vergleich empirischer Studien zu DCF-Bewertungsergebnissen ................................126 Tabelle 70: Statistiken und Genauigkeitsmasse für DCF-Mittelwert nach Industrie......................129 Tabelle 71: Statistiken zu DCF-Bewertungsabweichungen Second vs. First Opinion ...................132 Tabelle 72: Statistiken zu DCF-Bewertungsergebnissen in der Schweiz .......................................137 Tabelle 73: Statistiken zu Trading Multiples Bewertungsergebnissen ...........................................139 Tabelle 74: Vergleich empirischer Studien zu Trading Multiples Bewertungsergebnissen ...........140 Tabelle 75: Statistiken zu Trading Multiples Bewertungsergebnissen in der Schweiz...................141 Tabelle 76: Statistiken und Genauigkeitsmasse für verschiedene Multiples ..................................143 Tabelle 77: Statistiken und Genauigkeitsmasse für verschiedene Bezugsperioden ........................143 Tabelle 78: Statistiken zu Transaction Multiples Bewertungsergebnissen .....................................144 Tabelle 79: Vergleich empirischer Studien zu Transaction Multiples Bewertungsergebnissen .....145 Tabelle 80: Statistiken zu Transaction Multiples Bewertungsergebnissen in der Schweiz ............145 Tabelle 81: Statistiken und Genauigkeitsmasse für verschiedene Multiples ..................................147 Tabelle 82: Statistiken und Genauigkeitsmasse für verschiedene Bezugsperioden ........................147 Tabelle 83: Statistiken zu Premium Analysis Bewertungsergebnissen...........................................148 Tabelle 84: Statistiken zu LBO Analysis Bewertungsergebnissen .................................................149 Tabelle 85: Statistiken zu Analyst Target Prices.............................................................................154 Tabelle 86: Relatives Bewertungssystem........................................................................................158 Tabellenverzeichnis XIII Tabelle 87: Raster zur Bestandesaufnahme von Unternehmensbewertungsmethoden .................171 Tabelle 88: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei DCF-Methode ...............173 Tabelle 89: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei Trading Multiples..........173 Tabelle 90: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei Transaction Multiples ...174 Tabelle 91: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei Premium Analysis .........174 Tabelle 92: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei anderen Methoden.........175 Tabelle 93: Übersicht zu direkten und indirekten Konsistenzchecks............................................177 Tabelle 94: Direkte Konsistenzchecks für Multiples am Beispiel von Kinder Morgan................178 Tabelle 95: Formelübersicht 1-year-forward Multiples ................................................................181 Tabelle 96: Verwendete Trading Multiples in der Bewertung von HCA .....................................181 Tabelle 97: Sensitivitätstabelle implizite FV/EBITDA-Multiples von HCA................................182 Tabelle 98: Beispiel DCF-Bewertung von Rotonics Manufacturing ............................................183 Tabelle 99: Sensitivitätstabelle implizite FV/EBITDA-Multiples von Rotonics Manufacturing .183 Tabelle 100: Ableitung von Kontrollprämien aus Transaction Multiples am Beispiel HCA .........184 Tabelle 101: Bewertungsergebnisse Transaction Multiples vs. Premium Analysis für HCA.........185 Tabelle 102: WACC DCF-Methode vs. impliziter WACC LBO Analysis für HCA......................185 Tabelle 103: WACC DCF-Methode vs. impliziter WACC LBO Analysis für ShopKo Stores ......186 Tabelle 104: Sensitivitätstabelle impliziter WACC LBO Analysis für ShopKo Stores..................186 Tabelle 105: Bewertungsergebnisse ShopKo Stores Fairness Opinion vom 7. April 2005 ............187 Tabelle 106: Kommentierung Bewertungsergebnisse der ersten ShopKo Fairness Opinion..........188 Tabelle 107: Bewertungsergebnisse ShopKo Stores Fairness Opinion vom 18. Oktober 2005 .....189 Tabelle 108: Kommentierung Bewertungsergebnisse der zweiten ShopKo Fairness Opinion.......189 Tabelle 109: Beurteilung der Plausibilität der Finanzzahlen für ShopKo Stores............................192 Tabelle 110: Beurteilung der Glaubwürdigkeit der Finanzzahlen für ShopKo Stores....................192 Tabelle 111: Untersuchte Going Privates........................................................................................215 Tabelle 112: Untersuchte Cash Transaktionen................................................................................216 Tabelle 113: Untersuchte Stock Transaktionen...............................................................................217 Tabelle 114: Untersuchte Schweizer Transaktionen .......................................................................217 Tabelle 115: Verwendete Bewertungsmethoden für amerikanische Gesamtstichprobe .................218 XIV Tabellenverzeichnis Tabelle 116: Verwendete Bewertungsmethoden in US Fairness Opinions nach Bank...................219 Tabelle 117: Statistiken zu Kontrollprämien in untersuchten amerikanischen Transaktionen .......220 Tabelle 118: Verwendung Recap Analysis nach Transaktionstyp ..................................................220 Tabelle 119: Verwendung Recap Analysis nach Transaktionsgrösse.............................................220 Tabelle 120: Verwendung Recap Analysis nach Käufertyp............................................................221 Tabelle 121: Verwendung Recap Analysis nach Industrie..............................................................221 Tabelle 122: Crosstable Recap Analysis vs. LBO Analysis ...........................................................222 Tabelle 123: Verwendung Discounted Future Equity Value Analysis nach Transaktionstyp ........222 Tabelle 124: Verwendung Discounted Future Equity Value Analysis nach Transaktionsgrösse ...222 Tabelle 125: Verwendung Discounted Future Equity Value Analysis nach Käufertyp..................223 Tabelle 126: Verwendung Discounted Future Equity Value Analysis nach Industrie....................223 Tabelle 127: Verwendung Analyst Target Prices nach Transaktionstyp ........................................224 Tabelle 128: Verwendung Analyst Target Prices nach Transaktionsgrösse ...................................224 Tabelle 129: Verwendung Analyst Target Prices nach Käufertyp..................................................224 Tabelle 130: Verwendung Analyst Target Prices nach Industrie....................................................225 Tabelle 131: Verwendung 52-Week High/Low nach Transaktionstyp...........................................226 Tabelle 132: Verwendung 52-Week High/Low nach Transaktionsgrösse......................................226 Tabelle 133: Verwendung 52-Week High/Low nach Käufertyp ....................................................226 Tabelle 134: Verwendung 52-Week High/Low nach Industrie ......................................................227 Tabelle 135: Verwendung Net Asset Valuation nach Transaktionstyp...........................................228 Tabelle 136: Verwendung Net Asset Valuation nach Transaktionsgrösse .....................................228 Tabelle 137: Verwendung Net Asset Valuation nach Käufertyp ....................................................228 Tabelle 138: Verwendung Net Asset Valuation nach Industrie ......................................................229 Tabelle 139: Statistiken zu WACC-Spanne nach Transaktionsgrösse............................................230 Tabelle 140: Verwendete Trading Multiples nach Bank.................................................................230 Tabelle 141: Verwendete Trading Multiples in der Schweiz..........................................................230 Tabelle 142: Bezugsperioden von Trading Multiples in der Schweiz ............................................230 Tabelle 143: Verwendete Transaction Multiples nach Bank ..........................................................230 Tabelle 144: Verwendete Transaction Multiples in der Schweiz....................................................231 Tabellenverzeichnis XV Tabelle 145: Bezugsperioden von Transaction Multiples in der Schweiz ......................................231 Tabelle 146: Statistiken zu verwendeten Zielrenditen in LBO Analysis ........................................231 Tabelle 147: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser ..................232 Tabelle 148: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser nach Transaktionstyp ..........................................................................................................233 Tabelle 149: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser nach Transaktionsgrösse.....................................................................................................234 Tabelle 150: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser nach Käufertyp ...................................................................................................................235 Tabelle 151: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen in Fairness Opinion auf Seiten der Käufergesellschaft................................................................................................236 Tabelle 152: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen Zielgesellschaft vs. Käufergesellschaft......................................................................................................236 Tabelle 153: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser nach Fairness Opinion Typ ...............................................................................................................237 Tabelle 154: Statistiken zu Upside Case DCF-Bewertungsergebnissen .........................................238 Tabelle 155: Statistiken zu Downside Case DCF-Bewertungsergebnissen ....................................238 Tabelle 156: Statistiken zu Synergy Case DCF-Bewertungsergebnissen .......................................239 Tabelle 157: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen nach Restwertmethode .......240 Tabelle 158: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen nach Restwert-Multiple......241 Tabelle 159: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen nach WACC-Anpassung ....242 Tabelle 160: Einfacher t-Test: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Angebotspreis .......243 Tabelle 161: ANOVA: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Angebotspreis für Transaktionstypen ......................................................................................................243 Tabelle 162: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis für Stock Transaktionen.............................................................................................................244 Tabelle 163: Doppelter t-Test: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Angebotspreis Finanzkäufer vs. strategische Käufer .........................................................................244 Tabelle 164: Doppelter t-Test: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Marktpreis für Bewertungen der Zielgesellschaft vs. Bewertungen der Käufergesellschaft .............245 Tabelle 165: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Marktpreis für Bewertungen der Käufergesellschaft................................................................................................245 XVI Tabellenverzeichnis Tabelle 166: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Marktpreis für Bewertungen der Zielgesellschaft ....................................................................................................246 Tabelle 167: Doppelter t-Test: Abweichung des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis First vs. Second Opinion ............................................................................................246 Tabelle 168: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis für Bewertungen der Zielgesellschaft in First Opinion..........................................................................247 Tabelle 169: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis für Bewertungen der Zielgesellschaft in Second Opinion .....................................................................247 Tabelle 170: Einfacher t-Test: Differenz der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis First vs. Second Opinion ....................................................................248 Tabelle 171: Doppelter t-Test: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Angebotspreis für unterschiedliche Methoden der Restwertermittlung...................................................248 Tabelle 172: Statistiken zu Trading Multiples Bewertungsergebnissen inkl. Ausreisser ...............249 Tabelle 173: Einfacher t-Test: Abweichung Trading Multiples Mittelwert zum Angebotspreis....250 Tabelle 174: Einfacher t-Test: Abweichung Trading Multiples Höchstwert zum Angebotspreis ..250 Tabelle 175: Einfacher t-Test: Abweichung Trading Multiples Mittelwert zum Marktpreis .........251 Tabelle 176: Einfacher t-Test: Abweichung Trading Multiples Tiefstwert zum Marktpreis..........251 Tabelle 177: Statistiken zu Transaction Multiples Bewertungsergebnissen inkl. Ausreisser .........252 Tabelle 178: Statistiken zu LBO Analysis Bewertungsergebnissen nach Käufertyp......................253 Tabelle 179: Statistiken zu Recap Analysis Bewertungsergebnissen .............................................254 Tabelle 180: Statistiken zu Discounted Future Equity Value Analysis Bewertungsergebnissen....254 Tabelle 181: Statistiken zu SOP Analysis Bewertungsergebnissen ................................................254 Tabelle 182: Statistiken zu Analyst Target Prices mit Diskontierung ............................................255 Tabelle 183: Einfacher t-Test: Abweichung Transaction Multiples Mittelwert zum Angebot .......256 Tabelle 184: Einfacher t-Test: Abweichung Transaction Multiples Höchstwert zum Angebot .....256 Tabelle 185: Paired-Samples t-Test: Abweichung Premium Analysis Mittelwert, Base Case DCFMittelwert, Transaction Multiples Mittelwert vom Angebotspreis ...........................256 Tabelle 186: Zentrale Plangrössen der Geschäftspläne von ShopKo Stores ..................................259 Abkürzungsverzeichnis XVII Abkürzungsverzeichnis 2d Cir. - United States Court of Appeals for the Second Circuit 3d Cir. - United States Court of Appeals for the Third Circuit 9th Cir. - United States Court of Appeals for the Ninth Circuit Abs. - Absatz ABS - Auction-Based Standard ADS - American Depository Shares aff’d - affirmed AG - Aktiengesellschaft AJP - Allgemeine Juristische Praxis AMF - Autorité des Marchés Financiers ANOVA - Analysis of Variance APM - Arbitrage Pricing Model APV - Adjusted Present Value Art. - Artikel AVP - Analysis at Various Prices BEHG - Schweizer Bundesgesetz über die Börsen und den Effektenhandel (Börsengesetz) BGE - Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichtes bn - Billion (englisch) bspw. - beispielsweise bzgl. - bezüglich bzw. - beziehungsweise CalPERS - The California Public Employees’ Retirement System CAP - Competitive Advantage Period Capex - Capital Expenditures CAPM - Capital Asset Pricing Model CEO - Chief Executive Officer CH - Confoederatio Helevetica CHF - Schweizer Franken Co. - Company CoE - Cost of Equity XVIII Abkürzungsverzeichnis Corp. - Corporation CSR - Clean Surplus Relation D&A - Depreciation and Amortization DCF - Discounted Cash Flow D. Colo. - United States District Court for the District of Colorado DDM - Dividend Discount Model Del. - Delaware Supreme Court Del. Ch. - Delaware Court of Chancery Del. Code Ann. - Delaware Code Annotated DFEV - Discounted Future Equity Value d.h. - das heisst DPS - Dividend per Share EBIT - Earnings before Interest and Taxes EBITDA - Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization EBITDAR - Earnings before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rents EPS - Earnings per Share Erw. - Erwägung ESOPs - Employee Stock Ownership Plans et al. - et alii EVA - Economic Value Added exkl. - exklusive FASB - Financial Accounting Standards Board FCF - Free Cash Flow Fed. Sec. L. Rep. - Federal Securities Law Reporter FO - Fairness Opinion F. Supp. - Federal Supplement FTE - Flow-to-Equity FV - Firm Value FV/EBIT - Firm Value to EBIT FV/EBITDA - Firm Value to EBITDA FV/Sales - Firm Value to Sales GS - Goldman Sachs HLT - Highly Leveraged Transaction Hrsg. - Herausgeber Abkürzungsverzeichnis XIX IBA - Investment Banking Authority IDW - Institut der Wirtschaftsprüfer IES - Independent Entity Standard IFRS - International Financial Reporting Standards Impl. - Implizit Inc. - Incorporated inkl. - inklusive Int’l - International IPO - Initial Public Offering IRR - Internal Rate of Return i.V.m. - in Verbindung mit KS - Kolmogorov-Smirnov LBO - Leveraged Buyout L.Ed. - United States Supreme Court Reports (Lawyers’ Edition) LTM - Last Twelve Months M&A - Mergers and Acquisitions MAE - Mean Absolute Error MBCA - Model Business Corporation Act MBO - Management Buyout Mgmt. - Management Mio. - Millionen mm - Million (englisch) MP - Market Price Mrd. - Milliarden MS - Market Standard N - Anzahl Beobachtungen NASD - National Association of Security Dealers N.E. - North Eastern Reporter NOPAT - Net Operating Profit after Taxes NUV - Nettoumlaufvermögen NWC - Net Working Capital N.Y. - New York Court of Appeals N.Y. App. Div. - New York Supreme Court, Appellate Division N.Y.S.2d - New York Supplement, 2nd series XX Abkürzungsverzeichnis Ohio App. - Ohio Court of Appeals OP - Offer Price OR - Obligationenrecht o.V. - ohne Verfasser p.a. - per annum P/E - Price-Earnings PEG - Price-to-Earnings-Growth PJA - Practique Juridique Actuelle Recap - Recapitalization Reg. - Regulation RIM - Residual Income Model ROE - Return on Equity ROIC - Return on Invested Capital $ - US-Dollar SA - Société Anonyme S. Ct. - Supreme Court Reporter S.D. Tex. - Southern District of Texas SEC - Securities and Exchange Commission SIA - Securities Industry Association SIC - Standard Industrial Classification SOP - Sum-of-the-Parts SOS - Single-Owner Standard S&P - Standard & Poor’s Std. Deviation - Standard Deviation Supp. - Supplement tit. - title TV - Terminal Value u.a. - unter anderem UEK - Schweizerische Übernahmekommission UEV-UEK - Verordnung der Schweizer Übernahmekommisson über öffentliche Kaufangebote (Übernahmeverordnung-UEK) UMAG - Gesetz zur Stärkung der Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts US - United States Abkürzungsverzeichnis XXI U.S. - United States Supreme Court (in Zitierung amerikanischer Gerichtsurteile) USA - United States of America u.U. - Unter Umständen v. - versus (in Zitierung amerikanischer Gerichtsurteile) v.a. - vor allem VBM - Value-Based Management Vgl. - Vergleiche Vol. - Volume vs. - versus VWR - Verwaltungsrat WACC - Weighted Average Cost of Capital z.B. - zum Beispiel z.T. - zum Teil Fachausdrücke werden in dieser Arbeit direkt aus dem Englischen übernommen Relevanz, Zielsetzungen und Aufbau 1 1 Relevanz, Zielsetzungen und Aufbau Mit einem Volumen von $3.8 Billionen hat die weltweite Übernahmeaktivität des Jahres 2006 den bisherigen Rekordstand aus dem Jahre 2000 deutlich übertroffen.1 In wohl all diesen Transaktionen nimmt die Frage nach der finanziellen Angemessenheit bzw. finanziellen „Fairness“ des Übernahmeangebots für die Aktionäre der Zielgesellschaft eine zentrale Stellung im Transaktionsprozess ein. Der Verwaltungsrat der Zielgesellschaft muss aufgrund seiner Treuepflicht gegenüber den Aktionären die finanzielle Fairness einer Übernahme sicherstellen. Tut er dies nicht in angemessener Weise, drohen ihm Haftungsfolgen.2 Für die Aktionäre der Zielgesellschaft hingegen entscheidet die Beurteilung der finanziellen Angemessenheit über die finale Ablehnung oder Annahme des Angebots und u.U. über zum Teil massive Vermögensverlagerungen in Relation zu den Aktionären der Käufergesellschaft. Nicht zuletzt aufgrund der Zunahme von Transaktionen mit erhöhtem Interessenkonfliktpotential, wie Leveraged Buyouts mit Managementbeteiligung und Going Privates, hat diese Frage in den letzten Jahren zusätzlich an Relevanz gewonnen.3 Ein in den USA seit langem etabliertes Instrument zur Überprüfung der finanziellen Angemessenheit eines Übernahmeangebots für die Aktionäre der Zielgesellschaft ist die Fairness Opinion. Diese wird meist durch den Verwaltungsrat der Zielgesellschaft in Auftrag gegeben, basiert auf einer Unternehmensbewertung der Zielgesellschaft und ist im Wesentlichen das Urteil einer Investmentbank in Bezug auf die finanzielle Fairness eines vorliegenden Angebots.4 Sie soll den Verwaltungsrat vor Haftungsfolgen und den Aktionär vor der Annahme inadäquater Angebote schützen. Durch die Internationalisierung der Kapitalmärkte, die Übernahme „angloamerikanischer Usancen“5 und die zunehmende Kapitalmarktorientierung der Leitungsorgane setzt sich dieses Instrument amerikanischen Ursprungs auch international immer mehr als Standard im Rahmen von öffentlichen Übernahmen durch.6 Exemplarisch für diese Entwicklung ist der Beschluss der französischen Autorité des Marchés Financiers (AMF) vom September 2006, das Einholen einer Fairness Opinion zur Pflicht für bestimmte Übernahmen zu machen.7 Aufgrund der Wichtigkeit des Urteils in Bezug auf die finanzielle Angemessenheit eines Übernahmeangebots für die Aktionäre wurde in den letzten Jahren aber immer wieder die Unzulänglichkeit von Fairness Opinions kritisiert. Angesichts der mangelnden Standardisierung und der zahlreichen Spielräume im Rahmen von Unternehmensbewertungen sei deren Urteil willkürlich manipulierbar. Bei falscher Anreizstruktur und unzureichender Unabhängigkeit der erbringenden Investmentbank würde die Fairness Opinion als Instrument zum Schutz der Aktionäre damit unbrauchbar.8 In den 1 Vgl. Thomson Financial (2007), S. 1; Platt (2007), S. 51. 2 Siehe hierzu Unterabschnitt 2.2.1. 3 Insbesondere das Jahr 2006 war geprägt von zahlreichen grossen Leveraged Buyouts (LBOs), wie der Übernahme von HCA für $33 Mrd. Laut Thomson Financial waren Private Equity Gesellschaften für 20% des weltweiten Übernahmevolumens in 2006 verantwortlich. Siehe Unterabschnitt 2.3.2.1 zu dem erhöhten Interessenkonfliktpotential. 4 Siehe hierzu Abschnitt 2.1. In Europa werden Fairness Opinions z.T. auch von Wirtschaftsprüfern, in den USA z.T. auch von spezialisierten Valuation Advisors erbracht. Der Einfachheit halber wird jedoch hier nur von „Investmentbanken“ bzw. „Banken“ gesprochen. 5 Vgl. Schiessl (2003), S. 815. 6 Vgl. Drill (2004), S. B2. Insbesondere in Deutschland wird die am 1. November 2005 in Kraft getretene „Business Judgment Rule“ im Gesetz zur Stärkung der Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) zu einer weiteren Bedeutungszunahme der Fairness Opinion führen (siehe hierzu auch Unterabschnitt 2.2.1). 7 Vgl. AMF (2006), S. 1; Fried, Frank, Harris, Shriver & Jacobson LLP (2005), S. 1. 8 Vgl. Bebchuk / Kahan (1989), S. 37: „[…] the existence of discretion [in valuation] presents an especially severe problem because bankers do face significant conflicts of interest.“ Vgl. Davidoff (2006), S.1589, 1621; Rommens / (Fortsetzung ...) 2 Relevanz, Zielsetzungen und Aufbau USA führte diese Kritik u.a. im August 2005 dazu, dass die National Association of Security Dealers (NASD) schärfere Offenlegungspflichten im Zusammenhang mit potentiellen Interessenkonflikten sowie prozedurale Pflichten für die Erbringer von Fairness Opinions vorschlug, um somit drastischeren Regulierungen der Securities and Exchange Commission (SEC) vorzubeugen.9 Auch in der Schweiz wurden die Anforderungen an Offenlegung und Detaillierungsgrad von Fairness Opinions in den letzten Jahren verschärft, um ihre Funktionsfähigkeit zu verbessern.10 In Frankreich wurden u.a. wegen der Kritik an Fairness Opinions in den USA im September 2006 „the most highly evolved and draconian set of rules for fairness opinions in the world“11 eingeführt.12 In Deutschland schliesslich gibt es Stimmen, die fordern, die Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW S1) auch zur Pflicht für Fairness Opinions durch die „unregulierten“ Investmentbanken zu machen.13 Bei diesem äusserst aktuellen Spannungsfeld zwischen der Bedeutung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions für Aktionäre und Verwaltungsrat sowie der massiven Kritik, die diesen entgegengebracht wird, setzt die vorliegende Arbeit an. Da sich trotz der Bedeutung und Praxisrelevanz dieser Thematik weder die amerikanische noch die deutschsprachige Literatur in ausreichendem Masse mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben, ergibt sich hier ein grosses Forschungspotential.14 Vor diesem Hintergrund soll Abschnitt 1.1 die konkreten Zielsetzungen der Arbeit verdeutlichen, woraufhin in Abschnitt 1.2 der Aufbau der Arbeit erläutert wird. 1.1 Zielsetzungen der Arbeit Das Oberziel der Arbeit ist es, konzeptionelle und empirische Erkenntnisse zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions zu erarbeiten und darauf aufbauend ein adressatenbezogenes Framework zu deren Beurteilung zu entwickeln. Es werden dabei nur Fairness Opinions in öffentlichen M&A-Transaktionen im engeren Sinne betrachtet.15 Trotz einer Zunahme von Fairness Opinions auf Seiten der Käufergesellschaft, liegt der Fokus dabei klar auf Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft.16 Da die Fairness Opinion amerikanischen Ursprungs ist und nur dort eine grössere Datenbasis für empirische Untersuchungen verfügbar ist, liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf den USA. Um trotzdem einen begrenzten Ländervergleich zu ermöglichen, werden auch Fairness Opinions in der Schweiz betrachtet, da die Offenlegung hier als relativ gut einzustuDeloof / Jegers (2004), S. 20 ff.; Schiedemeyer (2004), S. 13; Sweeney (1999), S. 44 ff. Siehe im Detail Abschnitt 2.4. 9 Siehe hierzu im Detail Unterabschnitt 2.3.2.3. 10 Vgl. Bucher / Bucher (2005), S. 156; Von der Crone (2005), S. 6. 11 Vgl. o.V. (2006), S. 8. 12 Vgl. AMF (2006) für die „Recommandations de l’AMF sur l’expertise financière indépendante“ und AMF (2005a) sowie AMF (2005b) für den Hintergrund der Entstehung. Siehe auch Abschnitt 7.2. 13 Vgl. Aders (2004a), S. 18; Aders (2004b), S. 2; Schwetzler et al. (2005), S. 114; ähnlich Creutzmann (2006), S. 8. 14 Vgl. Bowers / Latham III (2006), S. 4 f.: „[…] the issues related to fairness opinions have only recently begun to be examined in the finance academic literature. […] The academic literature on the value of fairness opinions is sparse.“ Vgl. Davidoff (2006), S.1606: „The legal academic community has cast a limited gaze upon the fairness opinion, and only a handful of articles and notes have been written on the topic.“ Vgl. Aders (2004b), S.2: „Obwohl das Instrument der Fairness Opinion […] auch hierzulande bei Transaktionen gefordert wird, besteht über dessen Inhalt und Funktionen in Deutschland noch kein einheitliches Verständnis.“ 15 Betrachtungsgegenstand sind somit nur Fairness Opinions im Zusammenhang mit Akquisitionen und Fusionen. Solche bei Aktienrückkäufen, Joint Ventures oder anderen Rechtsgeschäften werden nicht betrachtet. Vgl. zu diesen Begrifflichkeiten Achleitner (2000), S. 37; Levine (1989), S. 2; Reichender (1992), S. 14. 16 Vgl. für die zunehmende Bedeutung von „Buyer Opinions“ Landefeld / Sassalos / Arai (2005), S. 13 ff.; o.V. (2006), S. 9 f. Relevanz, Zielsetzungen und Aufbau 3 fen ist und die Thematik zudem in der schweizerischen Literatur unbehandelt ist. Im Folgenden werden nun die drei Teilziele der Arbeit erläutert, die sich aus dem Oberziel ableiten Erarbeitung von Grundlagen und konzeptionellen Erkenntnissen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Sowohl Praktiker, die Fairness Opinions erstellen, aber vor allem auch die Adressaten, die auf deren Basis eine Entscheidung treffen wollen, sollten sich in konzeptioneller Hinsicht die folgenden Fragen beantworten können: Was bedeutet „finanzielle Fairness“ im Übernahmekontext? Was ist in diesem Zusammenhang unter dem „fairen Wert des Unternehmens“ zu verstehen, der als Vergleichsmassstab für den Angebotspreis dienen kann? Eignen sich manche Unternehmensbewertungsmethoden besser als andere als Benchmark für diesen oder stehen alle Unternehmensbewertungsmethoden gleichberechtigt nebeneinander? Diese Fragen sind trotz ihrer enormen Relevanz weder in der Praxis noch in der Literatur in ausreichendem Masse geklärt.17 Zudem gibt es in der deutschsprachigen Literatur keine umfassenderen Grundlagenwerke, die näher auf die begrifflichen und institutionellen Fundamente der Fairness Opinion eingehen. Das erste Teilziel dieser Arbeit ist es deshalb, diese Grundlagen zu erarbeiten und ein konzeptionelles Denkgerüst zu entwickeln, dass Praktikern aber vor allem auch den Adressaten beim Umgang mit Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions von Nutzen sein kann. Erarbeitung empirischer Erkenntnisse zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Dem Verfasser sind keine empirischen Studien bekannt, die systematisch untersuchen, welche Unternehmensbewertungsmethoden im Rahmen von Fairness Opinions Verwendung finden, wie sich die konkrete Anwendungspraxis der einzelnen Methoden dabei gestaltet und wie sich die resultierenden Bewertungsergebnisse in Relation zum Angebotspreis verhalten. Die empirische Untersuchung dieser Fragestellungen anhand einer Stichprobe von amerikanischen und schweizerischen Fairness Opinions ist das zweite Teilziel dieser Arbeit. Dies kann im Ansatz zu Aufschlüssen darüber führen, ob tatsächlich die z.T. so stark kritisierte Bewertungswillkür waltet. Der Hauptzweck dieser Erkenntnisse soll es jedoch sein, den Adressaten von Fairness Opinions empirische Benchmarks an die Hand zu geben, die sie bei der Beurteilung von Unternehmensbewertungen heranziehen können. Denn der gerichtliche Vorschlag, nur auf solche Fairness Opinions zu vertrauen, „[…] that conform to accepted standards in the investment banking industry“18 , setzt eine Klärung der Frage voraus, was „accepted“ ist, und lässt sich durch die Erkenntnis ergänzen, welche Bewertungsmethoden sich auf Basis ihrer empirisch festgestellten Verhältnisse zum Angebotspreis als beste Benchmarks eignen. Entwicklung eines adressatenbezogenen Frameworks zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Unternehmensbewertungen sind immer zu einem Teil subjektiv, da es nicht „die einzig richtige“ Bewertungsmethode oder „Zauberformel“ gibt19 und der Bewerter aufgrund deren Zukunftsbezogenheit verschiedene Annahmen vor allem auch in Bezug auf die finanzielle Entwicklung des Un17 Vgl. Davidoff (2006), S. 1566 f. zur mangelnden Klarheit in Bezug auf Fairness Standards und Elson (1992), S. 999 zur Unklarheit in Bezug auf die Relevanz verschiedener Unternehmensbewertungsmethoden. 18 Vgl. Giuffra (1986), S. 134. 19 Vgl. Matschke / Brösel (2005), S. V im Vorwort. Vgl. Penman (2006), S. 48 der hier einen Ausspruch von Benjamin Graham zitiert: „[formulas give] a false sense of precision; worse they provide cover for „playing with mirrors“.“ Vgl. Yee (2005), S. 536: „The practice of valuation is an inexact art, not a precise science.“ 4 Relevanz, Zielsetzungen und Aufbau ternehmens treffen muss.20 Sie sind aber gleichzeitig oft Entscheidungsgrundlage für Dritte, die nicht an deren Erstellung beteiligt waren, so wie dies bei der Fairness Opinion für Verwaltungsrat und Aktionäre der Fall ist. Diese Adressaten müssen sich mit der Subjektivität und den Spielräumen des Bewerters auseinandersetzen, um zu einem angemessenen eigenen Urteil zu gelangen. Nun liefert die Unternehmensbewertungstheorie dem Unternehmensbewerter eine grosse Zahl von z.T. differierenden Empfehlungen, wie er seine Bewertung anfertigen sollte, aber praktische Handlungsanweisungen, wie der Adressat einer Unternehmensbewertung in einer konkreten Situation eine solche beurteilen kann, sind so gut wie inexistent. Das dritte Teilziel dieser Arbeit ist es deshalb, aufbauend auf den Erkenntnissen der vorangegangenen Zielsetzungen, ein adressatenbezogenes Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions zu entwickeln. Ein solches Framework kann Verwaltungsräten, aber vor allem auch Aktionären von Nutzen sein, um Fairness Opinion Bewertungen systematischer beurteilen zu können. Die so angestrebte adressatenbezogene Perspektive hat aufgrund der möglichen Haftungsfolgen für den Verwaltungsrat und der massiven potentiellen Vermögensfolgen für die Aktionäre bei Fehlentscheidungen im Rahmen von Übernahmen eine äusserst hohe Praxisrelevanz. Das zu entwickelnde Framework soll gleichzeitig einen ersten Denkanstoss geben, um die bisher vernachlässigte Perspektive des Unternehmensbewertungsadressaten besser zu durchdringen, welche auch über den „Spezialfall Fairness Opinion“ hinaus von Bedeutung ist. Abbildung 1 fasst die Zielsetzung der Arbeit sowie die relevanten Hintergründe, die zu dieser führen, nochmals zusammen. Abbildung 1: Relevanz und Zielsetzung der Arbeit Grundsätzlicher Spielraum des Bewerters bei der Unternehmensbewertung Interessenkonfliktpotentiale bei Auftraggeber und Bewerter + Stellt Funktionen und Qualität der FO in Frage Zielsetzung Erarbeitung konzeptioneller und empirischer Erkenntnisse zu Unternehmensbewertungen im der Arbeit Rahmen von FO sowie Entwicklung eines adressatenbezogenen Frameworks zu deren Beurteilung Gleichzeitige Bedeutungszunahme der FO Keine ausreichende Durchdringung der FO Thematik und keine Handlungsempfehlungen an den Adressaten Kaum konzeptionelle und empirische Untersuchung der FO in der Literatur + Kaum Handlungsempfehlungen an den Adressaten zur Beurteilung einer Unternehmensbewertung in der Literatur 1.2 Aufbau der Arbeit Sofern Kapitel 1 und Kapitel 7 unberücksichtigt bleiben, gliedert sich die Arbeit in drei Hauptteile, die sich an den zuvor geschilderten Zielsetzungen orientieren. In einem ersten Teil werden die institutionellen Grundlagen der Fairness Opinion (Kapitel 2) und die konzeptionellen Grundlagen der zugrundeliegenden Unternehmensbewertungen (Kapitel 3) dargelegt bzw. untersucht. Der zweite Teil baut hierauf auf und untersucht die Unternehmensbewertungen von amerikanischen und schweizerischen Fairness Opinions aus empirischer Perspektive (Kapitel 4 und 5). Der dritte Teil 20 Vgl. Graham (1973), S. 315 f.: „[…] the combination of precise formulas with highly imprecise assumptions can be used to establish, or rather justify, practically any value one wishes, however high, for a really outstanding issue.“ Relevanz, Zielsetzungen und Aufbau 5 (Kapitel 6) schliesslich erweitert die vorangegangenen Erkenntnisse zu einem adressatenbezogenen Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions. • Kapitel 2 soll einen Überblick über die wesentlichen begrifflichen, inhaltlichen und institutionellen Grundlagen von Fairness Opinions in den USA und der Schweiz geben. Dabei wird auch auf die Funktionen der Fairness Opinion, deren regulatorische Rahmenbedingungen, bemängelte Defizite und vorgeschlagene Lösungsansätze eingegangen. In diesem Kapitel soll damit ein institutionelles Gesamtbild der Fairness Opinion gezeichnet werden, auf dem im weiteren Verlauf der Arbeit aufgebaut werden kann. • Kapitel 3 stellt die konzeptionellen Grundlagen von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions in den Mittelpunkt der Betrachtung. Dabei wird eine Stufenfolge entwickelt, bei der ausgehend von einem Systematisierungversuch verschiedener Fairness Standards im Übernahmekontext gefragt wird, welche Unternehmenswerte sich diesen zuordnen lassen, um daraufhin zu eruieren, welche Bewertungsmethoden sich grundsätzlich dazu eignen, diese zu erfassen. Da die „Fairness Opinion Welt“ unreguliert ist und weder Praxis noch Literatur eindeutige Aussagen zur Relevanz der einzelnen Erwägungen machen, wird zudem versucht, durch das Heranziehen relevanter Schnittstellen ins Rechtssystem definitivere Einsichten zu gewinnen. Dieses Kapitel soll somit ein Denkgerüst entwickeln, mit dessen Hilfe sich die verschiedenen konzeptionellen Ebenen von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions ordnen lassen und das damit eine wichtige Grundlage für die nachfolgenden Kapitel bildet. • Kapitel 4 untersucht anhand einer Stichprobe von 205 amerikanischen und 13 schweizerischen Fairness Opinion Bewertungen erstens, welche Unternehmensbewertungsmethoden über verschiedene Transaktionstypen, Transaktionsgrössen, Käufertypen und Industrien hinweg Verwendung finden. Zweitens werden zentrale Anwendungsfragen der verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden untersucht, um zu eruieren, ob es in den USA und der Schweiz so etwas wie eine herrschende Anwendungspraxis gibt. Diese Einsichten können den Bewertungsadressaten für Spielräume und Best Practices sensibilisieren und finden Eingang in das Framework von Kapitel 6. • Kapitel 5 untersucht die relativen Bewertungsergebnisse der im Rahmen von amerikanischen und schweizerischen Fairness Opinions eingesetzten Unternehmensbewertungsmethoden im Vergleich zu Angebotspreis sowie Marktpreis vor der Übernahme. Hieraus sollen Aussagen zur relativen Bedeutung der einzelnen Methoden im Rahmen von Fairness Opinions sowie systematische Zusammenhänge der Bewertungsergebnisse abgeleitet werden, die dem Bewertungsadressaten von Nutzen sein können und ebenfalls Eingang in das Framework in Kapitel 6 finden. • Kapitel 6 baut auf den vorherigen Kapiteln auf und entwickelt ein adressatenbezogenes Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions. Dabei werden zuerst einige generelle Grundsätze zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen entwickelt, auf denen ein dreistufiges Rahmenkonzept aufgebaut wird, das aus einer Analyse der Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung, einer Analyse der Finanzzahlen und einer Analyse der Unternehmensbewertung besteht. • Kapitel 7 schliesslich fasst die Haupterkenntnisse der Arbeit zusammen, stellt diese in den grösseren Zusammenhang aktueller Regulierungsbestrebungen und gibt einen Ausblick auf weiterführende Forschungsfragen. 6 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 2 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen In diesem Kapitel sollen einige wesentliche Grundlagen zu Fairness Opinions im Rahmen von öffentlichen Übernahmen in den USA und der Schweiz behandelt werden, die den Hintergrund für die Ausführungen der nachfolgenden Kapitel bilden. Es wird damit hier versucht, ein institutionelles Gesamtbild der Fairness Opinion zu zeichnen. Kapitel 2 baut sich dabei folgendermassen auf. Abschnitt 2.1 beginnt mit einer Einführung zu Fairness Opinions, in der begriffliche, inhaltliche und prozessuale Aspekte erläutert werden. Daraufhin stellt Abschnitt 2.2 verschiedene Funktionen der Fairness Opinion im Übernahmekontext vor. Abschnitt 2.3 behandelt die regulatorischen Rahmenbedingungen von Fairness Opinions in den USA und der Schweiz. Abschnitt 2.4 geht auf Defizite ein, die der Fairness Opinion entgegengehalten werden und erläutert einige diskutierte Lösungsansätze zu deren Milderung. Schliesslich fasst Abschnitt 2.5 die Relevanz der Erkenntnisse für die nachfolgenden Kapitel zusammen. 2.1 Einführung zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen Eine Fairness Opinion kann definiert werden als die schriftliche Beurteilung der Fairness einer Angebotsleistung im Rahmen einer Transaktion aus finanzieller Perspektive durch einen unabhängigen Sachverständigen zu Händen eines Entscheidungsträgers.21 Die folgenden Unterabschnitte gehen genauer auf das Beurteilungsobjekt (Unterabschnitt 2.1.1), die Inhalte in den USA und der Schweiz (Unterabschnitte 2.1.2 und 2.1.3), den Erbringer (Unterabschnitt 2.1.4), die Adressaten (Unterabschnitt 2.1.5), den Zeitpunkt (Unterabschnitt 2.1.6) sowie den Prozess der Fairness Opinion Erbringung (Unterabschnitt 2.1.7) ein. 2.1.1 Beurteilungsobjekt der Fairness Opinion Eine Fairness Opinion kann zu verschiedenen Rechtsgeschäften eingeholt werden und ist deshalb erst einmal ein Gutachten eines Sachverständigen zu einem solchen.22 Rechtsgeschäfte, bei denen Fairness Opinions zum Einsatz kommen, sind vor allem M&A-Transaktionen, Employee Stock Ownership Plans (ESOPs), Restrukturierungen, Aktienrückkäufe und Equity Private Placements.23 Dabei bilden öffentliche Übernahmen, die ja im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, das wichtigste und bekannteste Anwendungsgebiet. Bei diesen ist das Beurteilungsobjekt der Fairness Opinion die Angebotsleistung, die ein potentieller Käufer für die Aktien der Zielgesellschaft bietet.24 Dabei unterscheidet man bei der Form der Angebotsleistung zwischen Barangeboten (Cash Consideration), Aktienangeboten (Stock Consideration), gemischten Angeboten (Mixed Consideration)25 und Angeboten, bei denen andere Wertpapiere angeboten werden (Other Consideration).26 Je nachdem, 21 Es gibt verschiedene Definitionen, die sich jedoch zumeist nur im Hinblick auf einzelne Definitionsbestandteile unterscheiden. Siehe z.B. Schwetzler et al. (2005), S. 107; Bucher / Bucher (2005), S. 155; Kisgen / Qian / Song (2006), S. 1; Davidoff (2006), S. 1558; Von Dryander (2001), S. 11; Sorkin (2005b), S. 3; Drill (2004), S. B2. 22 Vgl. Lazopoulos (2006), S. 141. 23 Vgl. Howard (2005), S. 3; Elson (1992), S. 951; NASD (2004), S. 1009. 24 Zum Teil leistet der Käufer sogenannte „Side Payments“. Dies sind Zahlungen, die nicht an die Aktionäre der Zielgesellschaft, sondern an andere involvierte Parteien gehen, wie z.B. Zahlungen an das Management der Zielgesellschaft im Rahmen von „Change of Control“ Klauseln (vgl. Bruner (2004), S. 536). Diese Side Payments gehören in der Regel nicht zum Beurteilungsobjekt der Fairness Opinion (vgl. Bowers / Latham III (2006), S. 3). 25 Hierbei umfasst das Angebot sowohl Cash Consideration als auch Stock Consideration. 26 Vgl. Bruner (2004), S. 535 ff. Hierzu zählen zum Beispiel Fremdkapital- oder Mezzanininstrumente. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 7 wie das Angebot strukturiert ist, wird somit die Höhe der Barabfindung, das Austauschverhältnis der Aktien bzw. der anderen angebotenen Instrumente oder aber eine Kombination hieraus zum konkreten Beurteilungsobjekt der Fairness Opinion. 2.1.2 Inhalt von Fairness Opinions in den USA Die eigentliche Fairness Opinion ist in den USA zumeist ein zwei- bis dreiseitiges Schreiben, das als „Fairness Letter“ oder „Opinion Letter“ bezeichnet wird. Dessen wichtigster Inhalt ist das Urteil des Sachverständigen in Bezug auf die finanzielle Fairness der Angebotsleistung. Nicht enthalten sind hier allerdings die Analysen und Unternehmensbewertungen, auf denen dieses Urteil beruht. Diese sind Teil des sogenannten „Valuation Memorandum“ oder „Board Book“27, dessen Umfang je nach Komplexität der Transaktion sowie Anzahl und Detailtiefe der Analysen variiert. Das Board Book wird dem Auftraggeber in der Regel mündlich vorgetragen und ausgehändigt, aber zumeist nicht öffentlich zugänglich gemacht. Ausser bei gewissen Going Private Transaktionen sind die zugrundeliegenden Unternehmensbewertungen deshalb meistens nur als Zusammenfassung in den relevanten SEC-Filings bzw. „Proxy Materials“28 für den Aktionär ersichtlich.29 Tabelle 1 veranschaulicht die wesentlichen Inhalte von Fairness Opinions in den USA anhand des Fairness Letters von Credit Suisse an das Special Committee der Hospital Corporation of America (HCA) im Rahmen der Übernahme durch ein Private Equity Konsortium unter Beteiligung des Firmengründers und des Managements.30 Zwar können Inhalt und Gliederung je nach Bank leicht variieren, aber die aufgeführten Elemente sind in den meisten Fällen anzutreffen. Tabelle 1: Inhalte US Fairness Letter am Beispiel von HCA Inhaltliches Element Beschreibung Beispiel HCA Zusammenfassung des Auftrags Hält fest, was konkret in der Fairness Opinion untersucht werden soll Je nach Struktur von Aktienkapital und Angebot wird Angemessenheit für mehrere Gruppen von Aktionären gleichzeitig oder getrennt festgestellt31 Konkreter Auftrag wird im Vertrag mit dem Auftraggeber („Engagement Letter“) festgehalten und variiert je nach Transaktionssituation32 Untersuchung der „fairness from a financial point of view“ des Angebots der Bietergruppe an die Stammaktionäre von HCA Keine Untersuchung der Fairness für „Rollover Holders“, die Anteile einbringen Keine Untersuchung der Fairness für „Affiliates“ (z.B. Management), die Aktien halten Keine Untersuchung der Fairness für Aktien, die die Käufergesellschaft schon hält Zusammenfassung des angestrebten Merger Agreements Kurze Zusammenfassung des Merger Agreements, das die wesentlichen Transaktionsparameter enthält Konkretisiert die Angebotsleistung, die untersucht werden soll Fusion von HCA in Käufergesellschaft, die wiederum von Holdinggesellschaft gehalten wird Angebot von $51/Aktie in bar an Stammaktionäre Rollover Holders investieren ihre Anteile in die fusionierte Gesellschaft 27 Vgl. Schwetzler et al. (2005), S. 108. Im Folgenden werden diese auch als „Bewertungspräsentationen“ bezeichnet. 28 Dies sind bei der amerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC) einzureichende Dokumente, die die Kommunikation des Unternehmens an seine Aktionäre nach den Offenlegungsregeln der SEC beinhalten. 29 Siehe Unterabschnitt 2.3.2.1 zu den Offenlegungsanforderungen der SEC. 30 Der vollständige Fairness Letter ist in Anhang 1 zu finden. HCA, Inc. (im Folgenden werden die gesellschaftsrechtlichen Bezeichnungen ausgelassen) ist ein amerikanischer Krankenhausbetreiber. Am 24. Juli 2006 gab das Board of Directors bekannt, dass ein Merger Agreement mit Bain Capital, KKR, Merrill Lynch Global Partners, dem Firmengründer und dem Management von HCA unterzeichnet wurde. Am 16. November 2006 wurde die Übernahme durch die Aktionäre angenommen. Mit einem Transaktionswert von $33 Mrd. ist dies das grösste LBO aller Zeiten. 31 Der letztere Fall kann insbesondere dann notwendig werden, wenn es mehrere Aktienklassen mit unterschiedlichen Rechten gibt, die vom Bieter verschiedene Angebote erhalten. 32 Vgl. Gould / Ahmedani (2005), S. 27: „No federal or state laws govern the parameters of such an engagement.“ Vgl. NASD (2004), S. 1009. 8 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen Inhaltliches Element Beschreibung Beispiel HCA Zusammenfassung der Auflistung von Informationen und Analysen, die Beurteilungsgrundlagen der Fairness Opinion zugrunde gelegt wurden Insbesondere von Bedeutung, ob die Geschäftspläne des Managements verwendet und mit diesem diskutiert wurden Kein genaueres Eingehen auf einzelne Analysen, da diese nicht Teil des Fairness Letters sind „Financial Forecasts“ des Managements wurden zugrunde gelegt und mit diesem diskutiert „Considered financial stock market data“ und Vergleich mit denen der Peers33 „Considered financial terms of other business combinations“ „Considered such other information, financial studies, analyses and investigations and financial, economic and market criteria which we deemed relevant“ Annahmen und Qualifi- „Disclaimers and Provisions“, die Vorbehalte kationen anbringen und Grenzen der Fairness Opinion aufzeigen Die Disclaimer dienen vor allem der Haftungsvermeidung Annahme, dass zugrunde gelegte Informationen „complete and accurate“ sind. Keine Verantwortungsübernahme der Bank für diese Annahme, dass Geschäftspläne des Managements „best currently available estimate“ der zukünftigen Performance darstellen Annahme, dass sich keine adversen Auswirkungen durch regulatorische oder andere Verzögerungen der Transaktion ergeben „No independent appraisal of the assets and liabilities“34 Fairness Opinion beruht auf Umständen zum Zeitpunkt der Erstellung35 „Our opinion adresses only the fairness, from a financial point of view“ „Our opinion does not address the relative merits of the Merger“ Andere Beratungslei Hinweis darauf, ob Bank auch als Berater im Rahstungen, Vergütung und men der Transaktion auftritt Haftungsausschluss Generische Aussage zu Vergütungsstruktur, vor allem ob erfolgsabhängige Komponente enthalten Angabe, ob das Unternehmen „Indemnification“ gewährt hat, um Bank und ihre Angestellten vor Schadensersatzforderungen zu schützen36 Aussagen zu Beratungstätigkeit und Vergütungsstruktur kann potentielle Interessenkonflikte andeuten „Acted as financial advisor in connection with the merger“ „Our aggregate fee will be increased if the Merger is consummated“ „The Company has agreed to indemnify us for certain liabilities and other items arising out of our engagement“ Vergangene und zukünftige Geschäftsbeziehungen Angabe von vergangenen und möglichen zukünftigen Geschäftsbeziehungen mit Ziel- und Käufergesellschaft Soll potentielle Interessenkonflikte andeuten Investment Banking Services sowohl an Käufer und Verkäufer in Vergangenheit und Zukunft Bank ist in Private Equity Funds der Käufer investiert Möglichkeit, dass Wertpapiere der Ziel- und Käufergesellschaft gehandelt werden 33 Mit „Peers“ werden hier und im Folgenden Unternehmen bezeichnet, die für Bewertungszwecke als vergleichbar mit dem zu bewertenden Unternehmen anzusehen sind. 34 Hiermit kann beispielsweise bei Gesellschaften, die hohe Immobilienwerte halten, zum Ausdruck gebracht werden, dass die Bank keine zuverlässigen Aussagen zu diesen machen kann. 35 Damit sollen Haftungsrisiken bei einer nachträglichen Veränderung der relevanten Zustände ausgeschlossen werden. 36 Diese Haftungsbefreiung durch den Auftraggeber wird im Engagement Letter geregelt und schliesst meist Fälle von grober Fahrlässigkeit und bösem Glauben aus. Sie bezieht sich auch auf Ansprüche vertragsfremder Dritter, also der Aktionäre (vgl. Rosenbloom / Aufses III (1990), S. 16 und generell Unterabschnitt 2.3.4 zur Haftung des Fairness Opinion Erbringers). Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 9 Inhaltliches Element Beschreibung Beispiel HCA Adressat Hält fest, wer der Adressat der Fairness Opinion ist Verdeutlicht, dass es sich bei einer Fairness Opinion insbesondere nicht um eine direkte Handlungsempfehlung an die Aktionäre handelt Soll Haftung gegenüber vertragsfremden Dritten entgegenwirken37 Special Committee of the Board of Directors als einziger Adressat „Does not constitute a recommendation to any stockholder as to how such stockholder should vote“ Beurteilung der Fairness des Angebots Zusammenfassung, ob Angebot aus Sicht der Bank „fair from a financial point of view“ ist „Based upon and subject to the foregoing, it is our opinion that, as of the date hereof, the Merger Consideration to be received by the holders of Company Common Stock (other than holders of Company Common Stock that are affiliates of Parent and the Rollover Holders) is fair to such holders, from a financial point of view.“ Es lohnt sich, hier auf einige dieser Inhalte einzugehen, welche für das Verständnis der Natur der Fairness Opinion wichtig sind. Bei den Beurteilungsgrundlagen wird hervorgehoben, dass alle Analysen und Kriterien in die Beurteilung miteingeflossen sind, die die Bank für relevant gehalten hat. Hieraus wird der Spielraum deutlich, den der Sachverständige bei seiner Beurteilung hat, denn er legt die Kriterien hierfür gleichsam selbst fest. Die wohl wichtigste Qualifikation ist, dass es in der Fairness Opinion allein um die Fairness der Angebotsleistung aus finanzieller Sicht geht. Alle nicht-finanziellen Erwägungen, wie rechtliche oder gar soziale Aspekte, sind damit nicht Beurteilungsgegenstand.38 Auch ein prozeduraler Fairnesstest, der prüfen soll, ob die Übernahme unter fairen Bedingungen zustande gekommen ist, ist nicht Teil der Fairness Opinion.39 Diese Aspekte muss der Verwaltungsrat je nach Jurisdiktion jedoch in seiner Empfehlung an die Aktionäre berücksichtigen, so dass die Fairness Opinion für diesen nur eine von mehreren Beurteilungsgrundlagen sein kann und entsprechend gewichtet werden muss. Das abschliessende Fairnessurteil im Fall HCA verdeutlicht einen wichtigen Unterschied zu „Appraisals“ bzw. Schiedsgutachten.40 Bei diesen ermittelt der Bewerter den „fairen Wert“ des betroffenen Unternehmens, der dann beispielsweise als Abfindung an den Aktionär gezahlt wird. Dagegen wird bei der Fairness Opinion kein spezifischer Punktwert ermittelt. Es wird lediglich bestimmt, ob der Angebotspreis in eine „range of values encompassing financial fairness“ fällt.41 Dazu wird eine Wertbandbreite ermittelt, die nach Meinung und Erfahrung des Bewerters als „fair“ anzusehen ist, die aber oft nicht explizit offengelegt wird. Fällt der Angebotspreis in diese Bandbreite, ist er als fair anzusehen. Die Unternehmensbewertung der Zielgesellschaft ist somit nur Mittel zum Zweck, um das vorliegende Angebot zu beurteilen. 37 Vgl. Bowers / Latham III (2006), S. 3. 38 Vgl. Howard (2005), S. 11. 39 Dies ist z.B. ein Missverständnis, dem Lazopoulos unterliegt. Der Fall Weinberg v. UOP, Inc., den Lazopoulos fälschlicherweise als „Leading Case“ für Fairness Opinions bezeichnet und bei dem das Gericht in der Tat diesen prozessualen Test auf „Fair Dealing“ durchführt, untersucht die „Entire Fairness“ im Rahmen eines „Fiduciary Duty Claims“, bei dem es nicht nur um die finanzielle Angemessenheit des Angebots geht (vgl. Lazopoulos (2006), S. 141). Siehe zum Fiduciary Duty Claim auch Unterabschnitt 3.3.2. 40 Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der englische Ausdruck verwendet. 41 Vgl. Davidoff (2006), S. 1565: „A fairness opinion is not an appraisal. It does not specify a set value or presume to be a determination of price.“ 10 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen Damit macht die Fairness Opinion auch keine explizite Aussage dazu, ob der untersuchte Angebotspreis der maximal erzielbare Preis für das Unternehmen ist.42 Wie Abbildung 2 zeigt, ist es durchaus möglich, dass der Angebotspreis am unteren Ende der „Fairness Range“ liegt und die Bank diesen als fair ansieht. Nachträglich könnte ein weiteres Angebot abgegeben werden, das am oberen Ende der zuvor ermittelten Spanne liegt. Dies heisst nicht unbedingt, dass die Fairness Opinion „falsch“ lag, sondern lediglich, dass der erste Angebotspreis zwar fair war, aber nicht unbedingt dem maximal erzielbaren Preis entsprach. Abbildung 2:Veranschaulichung Fairnessbeurteilung Zweiter Angebotspreis Erster Angebotspreis Hypothetische Fairness Range Unternehmenswert Ist das Angebot aus Sicht der Bank nicht angemessen, spricht man von einer „Inadequacy Opinion“.43 Bei dieser wird im abschliessenden Urteil „fair“ durch „not fair“ oder „inadequate“ ersetzt, aber die weiteren Inhalte bleiben im Wesentlichen gleich. Allerdings kommt es nur selten zur Veröffentlichung einer solchen Opinion. Sieht die Bank den angebotenen Preis als nicht fair an, teilt sie dies dem Auftraggeber oft vor Abgabe der Opinion mit. Auf dieser Grundlage kommt es dann entweder zu weiteren Verhandlungen zwischen den Parteien oder zum Abbruch der Transaktion.44 2.1.3 Inhalt von Fairness Opinions in der Schweiz Seit der Praxisänderung der Schweizer Übernahmekommission (UEK) zu den Offenlegungsanforderungen für Fairness Opinions im Jahr 2003 müssen im Fairness Letter Angaben zu Analysen und Unternehmensbewertungen gemacht werden, um dem Aktionär die Nachvollziehbarkeit des Urteils zu ermöglichen.45 Dieser ist damit weitaus detaillierter als das amerikanische Pendant.46 Zur Veranschaulichung enthält Anhang 2 das Inhaltsverzeichnis der Fairness Opinion von Lombard Odier Darier Hentsch an den Verwaltungsrat der Leica Geosystems Holding zum Angebot von Danaher.47 Zuerst wird die Ausgangslage geschildert, indem ein historischer Abriss der Geschehnisse und eine Beschreibung des Angebots gegeben werden. Daraufhin wird der konkrete Auftrag des Sachver42 Vgl. Bowers / Latham III (2006), S. 3: „Fairness opinions do not address whether the offer is the highest offer that could be obtained […].“ Vgl. Davis (2004), S. A1: „[…] because fairness is so subjective, banks aren’t insuring or guaranteeing it’s the best deal for shareholders. They’re simply saying it fits within a range of fairness.“ Vgl. Howard (2005), S. 11; Cooke (1996), S. 17; NASD (2005), S. 5. 43 Vgl. Black / Kraakman (2002), S. 524; Schwetzler et al. (2005), S. 107. 44 Vgl. Mihanovic (2005), S. 42: „This process helps explain why affirmative fairness opinions are the norm - an unfavorable opinion is not likely to ever reach the actual delivery stage.“ Vgl. Davis / Berman (2005), S. C1: „In fact, bankers do tell their clients that they can’t get to fairness at a given price, and that deal either gets renegotiated or doesn’t happen.“ 45 Siehe Unterabschnitt 2.3.3. für eine Erläuterung zur Praxisänderung der UEK. 46 Vgl. zum Inhalt von Fairness Opinions in der Schweiz auch Bucher / Bucher (2005), S. 155 f. 47 Die Leica Geosystems Holding ist ein schweizerischer Anbieter von Vermessungs- und Kartographielösungen und erhielt am 28. Juli 2006 ein Barangebot von Danaher über CHF 500 je Aktie, was einem Transaktionswert von CHF 1.1 Mrd. entsprach. Dieses wurde aufgrund eines höheren Angebots über CHF 594 je Aktie von dem schwedischen Unternehmen Hexagon schliesslich nicht angenommen. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 11 ständigen wiedergegeben.48 Wie in den USA wird dabei explizit die beschränkte Funktionalität der Fairness Opinion aufgezeigt, indem verdeutlicht wird, dass das Gutachten nicht als Empfehlung an die Aktionäre zu verstehen ist, das Kaufangebot anzunehmen oder abzulehnen. In einem nächsten Schritt werden die wesentlichen Beurteilungsgrundlagen der Fairness Opinion genannt, wobei etwas detailliertere Angaben als in den USA gemacht werden.49 Dabei wird im Fall der Leica Geosystems Holding festgehalten, dass die „strategischen Pläne, finanziellen Budgets und Projektionen des Managements von Leica Geosystems Holding auf Plausibilität überprüft wurden.“ Dies ist eine Aussage, die in den USA kaum anzutreffen wäre, da die Bank hierdurch unter Umständen in die Verantwortung für die Plausibilität der Pläne genommen werden könnte.50 Gleichzeitig werden verschiedene Disclaimer in Bezug auf die Beurteilungsgrundlagen angebracht, die weitgehend mit den amerikanischen übereinstimmen.51 Es folgt eine Darstellung der Zielgesellschaft, die eher qualitative Ausführungen zum Geschäftsmodell, zur Strategie und zum Markt enthält und gleichsam den Hintergrund für die darauffolgende Bewertung bildet. Der nächste Abschnitt gibt eine Zusammenfassung zu den verwendeten Analysen und Unternehmenbewertungsmethoden.52 Hieraus wird deutlich, dass der Inhalt der Schweizer Fairness Opinions weit über denjenigen des Fairness Letters nach amerikanischer Konzeption hinausgeht und diesen gleichsam mit den wesentlichen Aspekten des Valuation Memorandum integriert. Abschliessend wird wie in den USA eine Gesamtbeurteilung zur finanziellen Angemessenheit des Angebots abgegeben. Allerdings wird diese im Fall von Leica Geosystems Holding genau begründet, indem eine explizite Wertbandbreite angegeben wird und erläutert wird, mit Hilfe welcher Unternehmensbewertungsmethoden diese ermittelt wurde. 2.1.4 Erbringer der Fairness Opinion In den USA werden Fairness Opinions zumeist von Investmentbanken erstellt. Allerdings werden vor allem bei kleineren Transaktionen auch spezialisierte Boutiquen und Valuation Advisors beauftragt. Es bestehen dabei keine formalen Anforderungskriterien, sondern der Sachverständige muss lediglich „qualified and independent“ sein.53 Wirtschaftsprüfer sind jedoch in den USA seit dem Sarbanes Oxley Act ausdrücklich von dem Geschäft mit Fairness Opinions ausgeschlossen.54 Anders stellt sich die Situation in der Schweiz dar. Hier werden Fairness Opinions sowohl durch Banken als auch durch Wirtschaftsprüfer erbracht. 48 Dieser umfasst im Fall der Leica Geosystems Holding die „[…] Beurteilung der finanziellen Angemessenheit des öffentlichen Kaufangebots von Danaher an die Publikumsaktionäre von Leica Geosystems […].“ (vgl. Fairness Opinion Leica Geosystems Holding AG, 2. August 2005, S. 3). 49 So wird z.B. erwähnt, dass eine Kapitalmarktanalyse von Pictet & Cie verwendet wurde. Solch detaillierte Angaben sind in den z.T. eher generischen Fairness Letters der USA nicht anzutreffen. 50 So spricht die Fairness Opinion von Credit Suisse an HCA schlicht von einem „Review“ der Informationen des Managements, was nicht zwingendermassen eine Prüfung auf Plausibilität beinhaltet. 51 So wird wie in den USA betont, dass keine Bewertung der Aktiven und Passiven vorgenommen wurde, dass die Beurteilung von den Rahmenbedingungen zum Zeitpunkt der Bewertung abhängt und dass die Richtigkeit und Vollständigkeit der verwendeten Informationen vorausgesetzt wird (vgl. Fairness Opinion Leica Geosystems Holding AG, 2. August 2005, S. 5). 52 Welche konkreten Methoden dabei zum Einsatz kommen, wird erst in Kapitel 4 thematisiert. 53 Vgl. Bowers / Latham III (2006), S. 3. 54 Vgl. Bugeja (2005), S. 1862; Levinsohn (2004), S. 69. 12 2.1.5 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen Auftraggeber und Adressat der Fairness Opinion Auf Seiten der Zielgesellschaft werden Fairness Opinions zumeist durch den Verwaltungsrat (Board of Directors)55 oder ein unabhängiges Spezialkomitee des Verwaltungsrates (Special Committee of the Board of Directors)56 in Auftrag gegeben. Es kann allerdings auch vorkommen, dass sich Grossaktionäre ihre „eigene“ Fairness Opinion einholen. Dies kann vor allem dann Sinn machen, wenn ein Aktionär grosse Blöcke an der Zielgesellschaft hält und die Entscheidung gegenüber Dritten verantworten muss.57 Der Auftraggeber ist gleichzeitig auch der primäre Adressat der Fairness Opinion. Wie oben gezeigt wurde, enthält der Fairness Letter ja sogar die explizite Aussage, dass die Fairness Opinion nicht an den Aktionär gerichtet ist. Hierdurch entsteht jedoch eine eigentümliche Zweiteilung. Auf der einen Seite wird die Fairness eines Angebots für den Aktionär beurteilt, der am Ende zudem über die Annahme oder Ablehnung desselben entscheiden muss, dieser wird aber gleichzeitig nicht als Adressat der Opinion angesehen.58 Allerdings ist die Fairness Opinion in der Schweiz Teil des Berichts des Verwaltungsrates an die Aktionäre, in den USA Teil der Proxy Materials, welche jeweils von den Aktionären zur Entscheidungsfindung herangezogen werden. Sie ist somit über diesen Umweg indirekt an den Aktionär gerichtet.59 Dies wird insbesondere in der Schweiz durch die Offenlegungsanforderungen der Übernahmekommission anerkannt und setzt sich auch in den USA bei Haftungsfällen vermehrt durch.60 Es soll an dieser Stelle deshalb nochmals hervorgehoben werden, dass die adressatenbezogene Perspektive dieser Arbeit sich vor allem auch an den Aktionär richtet, der seine Entscheidung in Bezug auf Annahme oder Ablehnung eines Angebots eventuell auf die Fairness Opinion und ihre Bewertungen stützt, selbst wenn diese nicht direkt an ihn adressiert ist. 2.1.6 Zeitpunkt der Fairness Opinion Erbringung Fairness Opinions werden bei freundlichen Übernahmen zumeist kurz vor der öffentlichen Ankündigung der Transaktion („Announcement“) erbracht, allerdings kann dies mit den konkreten Transaktionsumständen variieren. Treten nach Abgabe der Fairness Opinion neue materielle Umstände zu Tage, so besteht für die Investmentbank keine grundsätzliche Pflicht zu einem Update der Fairness Opinion.61 Allerdings ist es die Pflicht des Verwaltungsrates zu überprüfen, ob die neue In55 Wenn im Folgenden vom Verwaltungsrat die Rede ist, so ist damit für die USA das Board of Directors gemeint. Allerdings bestehen einige Unterschiede zwischen der Konzeption des schweizerischen Verwaltungsrates und des amerikanischen Board of Directors. In der Schweiz sind Geschäftsführung und Leitung des Verwaltungsrates meist getrennt. In den USA dagegen ist in der Regel die Geschäftsleitung auch Teil des Boards und der Chairman of the Board gleichzeitig CEO. Dies hat eine stärkere personelle Übereinstimmung zwischen Geschäftsführung und Verwaltungsrat zur Folge (vgl. Bohrer (2005), S. 81 ff. für einen Vergleich zwischen den USA und der Schweiz; vgl. Economiesuisse (2002), S. 9 ff. für die schweizerische Konzeption des Verwaltungsrates). 56 Die Notwendigkeit eines speziellen Komitees aus unabhängigen Direktoren kann sich aufgrund der soeben geschilderten Union von Management und Board of Directors in den USA vor allem dann ergeben, wenn Teile des Boards Interessenkonflikte haben, die einer Entscheidung im Interesse der Aktionäre entgegenstehen könnten. 57 So z.B. geschehen bei der Fusion von Arcelor mit Mittal, bei dem sich das Grossherzogtum Luxemburg als grösster Aktionär eine eigene Fairness Opinion einholte. Vgl. Landefeld / Sassalos / Arai (2005), S. 13 ff.: „Groups of shareholders […] may perceive that they have an interest in knowing more than what they are told by management or a board of directors and may consequently have their own demands for fairness opinions.“ 58 Vgl. Davidoff (2006), S. 1568: „It is therefore a strange dichotomy that a fairness opinion can opine that the consideration is fair to the corporation’s stockholders but is addressed and delivered to the board.“ 59 Vgl. Von der Crone (2005), S. 4. Siehe Unterabschnitte 2.3.2 und 2.3.3. 60 Siehe Unterabschnitt 2.3.4. 61 Siehe Ince & Co. v. Silgan Corporation, Fed. Sec. L. Rep. (CCH), P95, 842 (Del. Ch. 1991). Für die Zitierweise amerikanischer Gerichtsurteile in dieser Arbeit siehe die Erläuterung zum Urteilsverzeichnis. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 13 formationslage die Gültigkeit der Fairness Opinion beeinträchtigt.62 Wird dies bejaht, so sollte von der Bank ein Update verlangt werden.63 Ist die Bank jedoch der Meinung, dass sich ihr vormaliges Urteil auch bei Berücksichtigung der neuen Informationen nicht ändert, so ist ein Update nicht notwendig.64 Ein in den USA gebräuchlicher Fall eines Updates ist die sogenannte „Bring-Down Opinion“. Diese wird angefertigt, kurz bevor die definitiven Proxy Materials veröffentlicht werden, damit die Aktionäre der Zielgesellschaft Informationen erhalten, die auf dem letzten Stand sind.65 2.1.7 Prozess der Fairness Opinion Erbringung Erhält eine Bank den Auftrag, eine Fairness Opinion zu erstellen, so folgt deren Erbringung meist einem Prozess wie er in Abbildung 3 dargestellt ist. Abbildung 3: Prozess der Fairness Opinion Erbringung66 Auftrag Informationssammlung und -aufbereitung Diskussion des Geschäftsplanes mit Management Erstellung von Unternehmensbewertung und weiteren Analysen Beurteilung der Fairness des Angebots (u.U. durch Fairness Committee) Erstellung Fairness Letter und Valuation Memorandum Präsentation an Auftraggeber Zuerst werden relevante Informationen wie z.B. historische Geschäftsberichte, Hintergründe zum Unternehmen, dessen Markt sowie zum Angebot gesammelt und aufbereitet. Vor allem aber werden die Geschäftspläne analysiert, die die erwartete Performance des Unternehmens reflektieren. Oft werden danach Gespräche mit dem Management geführt, um die Annahmen des vorliegenden Geschäftsplans genauer zu verstehen. Vor allem in den USA wird der Geschäftsplan dabei jedoch meist nicht weiter durch die Bank plausibilisiert, sondern als momentaner „Best Estimate“ akzeptiert. Allerdings werden z.T. durchaus verschiedene Szenarien und Sensitivitäten entwickelt, um den Geschäftsplan in Perspektive zu setzen.67 Sind die grundlegenden Inputs so aufbereitet, wird eine Unternehmensbewertung durchgeführt, wobei verschiedene Analysen zum Einsatz kommen, auf die in Kapitel 4 eingegangen wird. Oft wird dann eine interne Bewertungspräsentation erstellt, die in einem bankinternen „Fairness Committee“ aus erfahrenen, nicht involvierten Bankern kri62 Siehe Behrens v. United Investors Mgmt. Co., Fed. Sec. L. Rep. (CCH) P97, 805, at *11-12 (Del. Ch. 1993). 63 Siehe Emerald Partners v. Berlin, 2003 Del. Ch. LEXIS 42, at *26 (Del. Ch.), aff’d, 840 A.2d 641 (Del. Ch. 2003). 64 Siehe In re Unocal Exploration Corp. Shareholders Litigation, 793 A.2d 329, 350 (Del. Ch. 2000). 65 Vgl. Bab (2000), S. 18. 66 Vgl. auch Bucher / Bucher (2005), S. 155 zum Erstellungsprozess aus Sicht eines Wirtschaftsprüfers. 67 Siehe hierzu Unterabschnitt 4.3.1.1. 14 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen tisch überprüft wird. Daraufhin wird die Fairness des Angebots aus finanzieller Sicht abschliessend beurteilt und Fairness Letter sowie Valuation Memorandum finalisiert und dem Auftraggeber übergeben. Das Valuation Memorandum wird dabei zumeist dem Auftraggeber mündlich präsentiert, damit dieser die Möglichkeit zu Fragen hat. 2.2 Funktionen der Fairness Opinion in öffentlichen Übernahmen Im Folgenden werden die verschiedenen Funktionen der Fairness Opinion im Rahmen von öffentlichen Übernahmen dargestellt, welche im Wesentlichen für die USA und die Schweiz identisch sind (Unterabschnitte 2.2.2 bis 2.2.8). Dabei ist anzumerken, dass die einzelnen Funktionen miteinander verbunden sind und zum Teil ineinander übergehen. Zunächst müssen jedoch in Unterabschnitt 2.2.1 einige Ausführungen zu den Pflichten des Verwaltungsrates in Übernahmesituationen angebracht werden, die eng mit den Funktionen der Fairness Opinion zusammenhängen. 2.2.1 Verwaltungsratspflichten und Business Judgment Rule als Ausgangspunkt In dieser Arbeit wird auf zahlreiche rechtliche Zusammenhänge in den USA eingegangen, weshalb eine kurze Vorbemerkung zum dortigen Rechtssystem notwendig ist. Gesellschaftsrecht wird in den USA im Wesentlichen auf Ebene der einzelnen Bundesstaaten gesetzt, wobei der Ort der Inkorporierung des Unternehmens entscheidend für das anzuwendende Recht ist. Da die Mehrheit der börsennotierten amerikanischen Unternehmen im Bundesstaat Delaware inkorporiert ist, setzen dessen Gerichte den nationalen Standard in Bezug auf gesellschaftsrechtliche und übernahmerechtliche Fragen.68 Wenn also im Folgenden von „amerikanischer Rechtsprechung“ die Rede ist, so ist in der Regel jene des Staates Delaware gemeint. Dort hat der Verwaltungsrat sein Handeln an den „Fiduciary Duties“ gegenüber den Aktionären auszurichten. Diese umfassen die „Duty of Care“ und die „Duty of Loyalty“, die auch eine Verpflichtung zum Handeln in „Good Faith“ beinhaltet.69 Daraus ergibt sich folgender allgemeiner Grundsatz für das Handeln des Verwaltungsrates: „Pursuant to corporate fiduciary duties, corporate managers are obliged to make all moves that increase total stockholder wealth and to refrain from making moves that diminish stockholder wealth.“70 Dieser Grundsatz konkretisiert sich nach der im Fall Revlon aufgestellten gerichtlichen Praxis bei Übernahmen zur Pflicht, „[…] to get the highest value reasonably attainable for the shareholders.“71 Wohlgemerkt werden dabei alle Überlegungen, die nicht die finanzielle Position der Aktionäre betreffen, ausgeklammert, weshalb Black und Kraakman auch von der „Shareholder Primacy“ Annahme sprechen.72 68 Vgl. Davidoff (2006), S. 1559. 69 Vgl. Bohrer (2005), S. 82 f.; Hall (2005), S. 16. 70 Vgl. Campbell (1999), S. 139. 71 Vgl. Rubenstein (2005), S. 1739 und Revlon, Inc. v. MacAndrews & Forbes Holdings, Inc., 506 A.2d 173 (Del. 1986). Vgl. Kisgen / Qian / Song (2006), S. 6: „[…] the duty of care of the target board to the shareholders is to ensure that the final sale price is ‘fair’ or sufficiently high.“ Es ist zu beachten, dass diese „Revlon Duties“ gemäss gerichtlicher Rechtsprechung nicht bei „stock-for-stock mergers“ gelten, da hier nach Ansicht der Gerichte kein „sale“ oder „change of control“ stattfindet (siehe Paramount Communications, Inc. v. Time, Inc., 571 A.2d 140 (Del. 1989). 72 Vgl. Black / Kraakman (2002), S. 527 f.: „Revlon, in particular, commands that the sale of a solvent company must be structured to serve the interests of the firm’s shareholders and no one else.“ Sie heben jedoch hervor, dass der Verwaltungsrat zahlreiche Freiheitsgrade in seiner Entscheidung hat, denn er muss den kurzfristigen realisierbaren Wert in der Übernahme gegen den langfristigen Going Concern Wert des Unternehmens bei Maximierung des Shareholder Value abwägen. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 15 In der Schweiz beschreibt Art. 717 OR die Sorgfalts- und Treuepflicht des Verwaltungsrates sowie die Pflicht zur Gleichbehandlung aller Aktionäre. Während jedoch Sorgfalts- und Treuepflicht in den USA gegenüber dem Aktionär bestehen, ist das Bezugsobjekt in der Schweiz das Unternehmen. Deshalb gibt es in der Schweiz keine explizite Pflicht, den höchstmöglichen Verkaufspreis für die Aktionäre zu erzielen.73 Allerdings wird für börsennotierte Unternehmen auch in der Schweiz der Fokus zunehmend auf die Interessen des Aktionärs gelegt und die Anwendung der amerikanischen Sichtweise gefordert.74 Nun ist die Entscheidung, ob eine Übernahme im Interesse der Aktionäre bzw. des Unternehmens ist, sehr komplex, und es besteht grundsätzlich die Gefahr, dass deren Richtigkeit ex-post in Frage gestellt wird. Allerdings verfolgen sowohl schweizerische als auch amerikanische Gerichte die Praxis, dass Geschäftsführungsentscheide nicht auf ihre materielle Angemessenheit und unternehmerische Zweckmässigkeit hin überprüft werden, sofern der Entscheidungsträger in der Sache seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat.75 Zur Überprüfung, ob dies der Fall ist, kommt die sogenannte Business Judgment Rule76 zur Anwendung. Sind deren Anforderungen erfüllt, wird davon ausgegangen, dass der Entscheid einem „Sound Business Judgment“ entspricht und nicht weiter zu hinterfragen ist. Folgende Bedingungen müssen in den USA erfüllt sein, damit ein Direktor sich auf die Business Judgment Rule berufen kann:77 „A director or officer who makes a business judgment in good faith fulfills his duty under this Section if: • he is not interested in the subject of his business judgment; • he is informed with respect to the subject of his business judgment to the extent he reasonably believes to be appropriate under the circumstances; and • he rationally believes that his business judgment is in the best interest of the corporation.“ Ähnlich müssen in der Schweiz folgende Bedingungen für die Erfüllung der Business Judgment Rule erfüllt sein: erstens muss eine für die Entscheidungsfindung angemessene Informationsbasis geschaffen werden, zweitens müssen Alternativen ausgearbeitet und evaluiert werden, drittens muss die Entscheidung „als vernünftigerweise im Interesse der Gesellschaft liegend“ erscheinen und viertens die Entscheidung frei von Interessenkonflikten gefällt werden bzw. bei Vorliegen eines Interessenkonfliktes eine externe Abstützung der Entscheidung erfolgen.78 Der folgende Unterabschnitt wird nun zeigen, wie eng die Pflichten des Verwaltungsrates und die Business Judgment Rule mit der Fairness Opinion verbunden sind. 73 Vgl. Bohrer (2005), S. 309 ff. 74 Vgl. Frauenfelder (2001); Bohrer (2005), S. 311. 75 Vgl. Beyeler (2004), S. 259. Damit erkennen die Gerichte an, dass sich die Geschäftsführung in einer besseren Position befindet, um zu entscheiden, was für das Unternehmen opportun ist (vgl. Von der Crone (2005), S. 3). 76 Es sei angemerkt, dass man auch die Schreibweise „Judgement“ verwenden kann, allerdings in der amerikanischen Literatur die Schreibweise „Judgment“ gebräuchlicher ist 77 Siehe The American Law Institute (1991), §4.01 und Aronson v. Lewis, 473 A.2d 805, 812 (Del. 1983). 78 Vgl. Beyeler (2004), S. 259; Von der Crone (2005), S. 3. 16 2.2.2 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen Das Grundlagenurteil Smith v. Van Gorkom und die Versicherungsfunktion Das Grundlagenurteil, das zur heutigen Verbreitung der Fairness Opinion in öffentlichen Übernahmen führte, ist der Fall Smith v. Van Gorkom aus dem Jahre 1985, bei dem die soeben erwähnte Sorgfaltspflicht des Verwaltungsrates im Mittelpunkt stand.79 Dem Board of Directors der Trans Union Corporation (Zielgesellschaft) wurde in diesem Fall vorgeworfen, nicht auf Grundlage angemessener Information gehandelt zu haben, da das Angebot unter grosser Hast, ohne Studium der Angebotsunterlage und vor allem „without the benfit of reports for valuation purposes“ angenommen wurde.80 Die Direktoren konnten sich nicht auf die Business Judgment Rule berufen und wurden aufgrund der Verletzung ihrer Sorgfaltspflicht persönlich haftbar gemacht.81 Das Gericht hielt fest, dass es vor allem ein Versagen des Boards in seinem Entscheidungsprozess war, keine eingehende Analyse zum Wert des Unternehmens zugrunde zu legen. Eine Fairness Opinion einer unabhängigen Investmentbank oder ein gut vorbereiteter Bewertungsbericht des Unternehmens selbst hätten dagegen zur Erfüllung der Bedingungen der Business Judgment Rule geführt. Fairness Opinions wurden somit hier und in zahlreichen darauffolgenden Fällen von den Gerichten als verlässliche Informationsbasis für Entscheidungen in Bezug auf Übernahmeangebote akzeptiert.82 Obgleich das Gericht in Smith v. Van Gorkom hervorgehoben hatte, dass keine gesetzliche Pflicht zum Einholen einer Fairness Opinion besteht83, wurde diese von vielen Kommentatoren als implizite Notwendigkeit zur Möglichkeit der Berufung auf die Business Judgment Rule angesehen.84 Dies äusserte sich in einer starken Zunahme des Einsatzes von Fairness Opinions: während 1985 nur 19% aller Zielgesellschaften in öffentlichen Übernahmetransaktionen eine Fairness Opinion einholten, waren es ein Jahr später schon 42%. Und zwischen 1994 und 2003 stieg der Anteil gar auf 80%.85 Spätere Urteile machten jedoch auch klar, dass für die Bestätigung des Vertrauens „in reasonably good faith“ auch eine kritische Würdigung der Fairness Opinion durch den Verwaltungsrat erforderlich ist.86 So wurde in einem Fall aus dem Jahre 2005 einem Direktor der gute Glaube abgesprochen, da er aufgrund seiner Bewertungserfahrung die Unzulänglichkeit der abgegebenen Fairness Opinion hätte erkennen müssen.87 Folglich reicht es nicht aus, dass der Verwaltungsrat sich blind auf das Urteil im Fairness Letter verlässt. Vielmehr sind das Verständnis und die Hinterfragung der 79 Siehe Smith v. Van Gorkom, 488 A.2d 858 (Del. 1985). 80 Vgl. Hartmann / Rogers (1991), S. 527. 81 Sie sahen sich damit Zahlungen von $33.5 Mio. an die Aktionäre der Trans Union Corp. gegenübergestellt. 82 Vgl. Davidoff (2006), S. 1599: „More broadly, the courts have repeatedly and approvedly cited fairness opinions as sufficing to provide protection from liability under title 8, section 141(e) of the Delaware Code.“ Vgl. Elson (1992), 954 ff. 83 Siehe Smith v. Van Gorkom, 488 A.2d, 858, 873 (Del. 1985): „We do not imply that an outside valuation study is essential to support an informed business judgment; nor do we state that fairness opinions by independent investment bankers are required as a matter of law. Often insiders familiar with the business of a going concern are in a better position than are outsiders to gather relevant information; and under appropriate circumstances, such directors may be fully protected in relying in good faith upon the valuation reports of their management.“ 84 Vgl. Fischel (1985), S. 1453: „[…] no firm considering a fundamental corporate change will do so without obtaining a fairness letter.“ Vgl. Chazen (1992), S. 1442: „[…] use of fairness opinions is so central to acquisitions of public companies that their non-use would probably raise eyebrows.“ 85 Vgl. Bowers (2002), S. 574 f.; Kisgen / Qian / Song (2006), S. 1. 86 Siehe Grubb v. Bagley, 1998 Del. Ch. LEXIS 30, at *2 (Del. Ch.). Siehe auch Hanson Trust PLC v. ML SCM Acquisition, Inc., 781 F.2d 264, 289 (2d Cir. 1986): „[…] a board has some oversight obligations to become reasonably familiar with an opinion, report, or other source of advice before becoming entitled to rely on it.“ 87 Vgl. Hall (2005), S. 17. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 17 zugrundeliegenden Analysen im Valuation Memorandum entscheidend.88 Dies verdeutlicht nochmals die Relevanz der adressatenbezogenen Perspektive dieser Arbeit für den Verwaltungsrat. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die Fairness Opinion vor dem Hintergrund der Business Judgment Rule im Wesentlichen eine „Versicherungsfunktion“ erfüllt, die den Verwaltungsrat gegen mögliche Haftungsrisiken absichert und die aus Sicht vieler Kommentatoren als deren zentraler Zweck angesehen wird.89 2.2.3 Informationsfunktion Die Versicherungsfunktion leitet sich aus der Informationsfunktion ab, denn erst die Informationen zum Wert des Unternehmens erlauben den verantwortlichen Organen eine zuverlässige Entscheidung.90 Aber auch den Aktionären kann eine Fairness Opinion wertvolle Informationen liefern, so dass einige Kommentatoren diese gar als „die zentrale Entscheidungsgrundlage“ für institutionelle Investoren und Privatanleger sehen.91 Damit ermöglicht die Fairness Opinion allen Parteien ein besseres Verständnis der finanziellen Attraktivität der Transaktion.92 Zudem hilft die Fairness Opinion beim Abbau von Informationsasymmetrien, denn sie basiert in der Regel auf Geschäftsplänen und Einschätzungen des Managements zur zukünftigen Entwicklung des Unternehmens. Die Unternehmensbewertungen reflektieren somit die aktuellsten Einschätzungen des Managements, die den Aktionären vorher meistens nicht bekannt waren. Insbesondere bei Übernahmen von kleineren und mittleren Unternehmen, die oft nur in geringem Ausmass von Finanzanalysten93 untersucht werden, kann dieser Abbau von Informationsasymmetrien zentral für die Entscheidfindung des Aktionärs sein. 2.2.4 Schutzfunktion Oft liegen mehr oder minder offensichtliche Interessenkonflikte des Managements oder einzelner Mitglieder des Verwaltungsrates vor.94 Die Fairness Opinion erfüllt hier eine Funktion zum Schutz der Aktionäre, da die Aktionäre nicht allein auf das Urteil eines u.U. verdeckt voreingenommenen Verwaltungsrates vertrauen müssen, sondern eben die Expertenmeinung eines möglichst unabhängigen Sachverständigen erhalten.95 Interne, vom Management erstellte Bewertungen, die im Fall Smith v. Van Gorkom ja explizit als Alternative zur Fairness Opinion anerkannt wurden, könnten diese Funktion nicht in gleichem Masse erfüllen, weshalb man diese auch kaum antrifft. 88 Vgl. Davidoff (2006), S. 1569, 1571: „It is here that the meat of the investment banker’s work lies. A well-advised board will review this book in connection with their receipt of a fairness opinion and question the bankers as to their derivation of fairness.“ 89 Vgl. Drill (2004), S. B2; Cooke (1996), S. 20; Griffith (2005), S. 29; vgl. Elson (1992), S. 958: “[…] the primary goal appears to be liability limitation.“ 90 Vgl. Sorkin (2005b), S. 3: „Boards of directors use fairness opinions as a data point in deciding whether to vote for or against a deal.“ 91 Vgl. Drill (2004), S. B2. 92 Vgl. Cooke (1996), S. 17, S. 20: „[…] the fairness opinion provides all parties with a sound, financially accurate assessment of the material corporate transaction.“ 93 Hiermit sind im Folgenden Sell-Side Equity-Research-Analysten gemeint. 94 Siehe hierzu auch die Ausführungen zur unterschiedlichen Konzeption des Verwaltungsrates in den USA und der Schweiz in Fussnote 55. 95 Vgl. Fiflis (1992), S. 511: „[…] the legal purpose of the fairness opinion is to protect the shareholders from an unfair transaction.“ 18 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen In der Schweiz ist die Fairness Opinion sogar ein von der Übernahmekommission anerkanntes Instrument zum Schutz der Aktionäre. Liegen hier potentielle Interessenkonflikte des Verwaltungsrates vor, so ist die Fairness Opinion eines unabhängigen Dritten eine geeignete Massnahme zur Vermeidung von Nachteilen der Aktionäre, falls keine anderen Massnahmen, wie z.B. Ausstand oder Führung des Geschäfts durch Outside Directors, möglich sind.96 2.2.5 Signalfunktion Hält eine renommierte und erfahrene Investmentbank ein vorliegendes Angebot für fair, so ist dies ein starkes Signal an die Aktionäre, dass es sich um eine „Quality Transaction“ handelt, deren Annahme zumindest aus finanzieller Perspektive angemessen erscheint.97 Die Fairness Opinion erfüllt damit durch kompetente Analyse und der dahinter stehenden Reputation der Investmentbank eine Gütesiegelfunktion, die zur Unsicherheitsreduktion bei Verwaltungsrat und Aktionären beiträgt. 98 2.2.6 Argumentationsfunktion Die Fairness Opinion kann vom Verwaltungsrat als Instrument benutzt werden, um die Aktionäre von der Attraktivität einer Transaktion zu überzeugen, denn die Meinung einer angesehenen Investmentbank kann durchaus als gewichtiges Argument für die Annahme oder Ablehnung eines Angebots angesehen werden.99 Vor allem auch auf Seiten der Käufergesellschaft kann eine Fairness Opinion den Aktionären darlegen, dass die Übernahme ökonomisch sinnvoll ist. 2.2.7 Prozessfunktion Im Falle Smith v. Van Gorkom traf das Board of Directors seine Entscheidung unter grosser Hast, was u.a. dazu beitrug, dass ohne angemessene Informationsgrundlage gehandelt wurde. Die implizite Pflicht, eine Fairness Opinion einzuholen, erkauft der Zielgesellschaft auch Zeit. Dies wirkt insbesondere „rush bids“ entgegen, bei denen der Käufer zeitlich unter Druck gesetzt wird. Der Zeitgewinn durch das Einholen einer Fairness Opinion kann von entscheidender Bedeutung im Übernahmeprozess sein, indem parallel zu deren Erstellung potentielle weitere Interessenten kontaktiert werden sowie etwaige Verteidigungsmassnahmen eingeleitet werden können.100 2.2.8 Preisfindungsfunktion In den USA ist es wie gesagt die Pflicht des Board of Directors der Zielgesellschaft, den „highest value reasonably attainable” für die Aktionäre zu erzielen.101 Grundsätzlich kann dies durch effektive Marktmechanismen wie Auktionen mit wenigen Restriktionen und gleichen Informationsgrundlagen für alle Bieter erreicht werden. Bei einer grossen Zahl von Bietern in einer kompetitiven Auktion kann davon ausgegangen werden, dass der vom Höchstbietenden gezahlte Preis nah 96 Vgl. Von der Crone (2005), S. 3; Beyeler (2004), S. 252. Siehe z.B. Empfehlung der UEK zu Clair Finanzholding AG, Erw. 4.2 vom 11. Juni 2004 (diese und die im Folgenden zitierten Empfehlungen der UEK können unter www.copa.ch bezogen werden). Auch der Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance hält fest, dass eine „neutrale Begutachtung“ bei Interessenkonflikten des Verwaltungsrates zum Einsatz kommen sollte (vgl. Economisuisse (2002), Ziffer 16, Abs. 4, letzter Satz). 97 Vgl. Kisgen / Qian / Song (2006), S. 1: „A FO can provide value to managers and boards as an indication of proper due diligence, and to shareholders as a mechanism to ensure quality transactions.“ 98 Vgl. von Dryander (2001), S. 11. 99 Vgl. Cooke (1996), S. 18: „In the case of a proposed restructuring, which might be heavily favored by the company’s directors, the board could use a fairness opinion to persuade shareholders of the deal’s advantages.“ 100 Vgl. Macey / Miller (1988), S. 137. 101 Siehe Unterabschnitt 2.2.1. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 19 am Maximalpreis liegt, der für die Zielgesellschaft auf dem Markt für Unternehmenskontrolle erzielt werden kann.102 Allerdings gibt es Transaktionssituationen, wo diese Idealbedingungen aufgrund von mangelndem Bieterinteresse, Informations- oder Prozessvorteilen einer Partei nicht vorliegen.103 Insbesondere in diesen Fällen, in denen sich ein fairer Preis nicht „automatisch“ aus dem Marktprozess ergibt, kann die Fairness Opinion gleichsam als Substitut fungieren, um die Fairness eines Angebotspreises sicherzustellen.104 2.3 Gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen der Fairness Opinion In diesem Abschnitt soll auf die gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen der Fairness Opinion in den USA und der Schweiz eingegangen werden. Dabei stehen die Frage nach dem rechtlichen Erfordernis zum Einholen einer Fairness Opinion (Unterabschnitt 2.3.1), die Offenlegungsanforderungen in den USA (Unterabschnitt 2.3.2) und der Schweiz (Unterabschnitt 2.3.3) sowie die Haftung des Fairness Opinion Erbringers (Unterabschnitt 2.3.4) im Vordergrund. 2.3.1 Rechtliches Erfordernis zum Einholen einer Fairness Opinion In den USA gibt es, wie im Präzedenzfall Smith v. Van Gorkom hervorgehoben wurde, keine gesetzliche Pflicht für die Zielgesellschaften im Rahmen einer öffentlichen Übernahme eine Fairness Opinion einzuholen, auch wenn diese seitdem als quasi-obligatorisch angesehen werden.105 In der Schweiz werden Unternehmensbewertungsgutachten im Rahmen von Übernahmen grundsätzlich in vier Fällen erstellt:106 1. Angebote für Titel mit illiquidem Markt107 2. Angebot zum Eintausch in Titel mit illiquidem Markt 3. Angebot zum Eintausch in Titel einer bisher nicht kotierten Gesellschaft 4. Freiwillig im Auftrag des Verwaltungsrates der Zielgesellschaft im Rahmen seines Berichts zum Übernahmeangebot. Falls zur Ermittlung der inhaltlichen Richtigkeit einer Transaktion also nicht ausschliesslich auf den Marktpreis abgestellt werden kann, wird eine zusätzliche externe Abstützung erforderlich, wozu die Fairness Opinion bei öffentlichen Transaktionen ein anerkanntes Instrument ist.108 Fall vier der obigen Liste ist die Fairness Opinion nach amerikanischer Konzeption, die wie auch in den USA freiwillig ist. Diese wird, falls der Verwaltungsrat der Zielgesellschaft sie zur Rechtfertigung 102 Vgl. Davidoff (2006), S. 1612. 103 Tritt zum Beispiel das Management als Käufer auf, so hat dieses einen klaren Informationsvorsprung vor anderen Bietern. Wird die Übernahme dagegen von einem Mehrheitsaktionär initiiert, so könnte dieser konkurrierende Angebote durch seine Stimmmehrheit blockieren. Siehe zu diesen Problemen im Rahmen von Going Privates auch Unterabschnitt 2.3.2.1. 104 Vgl. Davidoff (2006), S. 1612: „The fairness opinion can function as a useful check and informational tool in these situations, informing the acquiree board as to the value of the corporation when a market-based mechanism is not available.“ Siehe auch Davidoff (2006), S. 1605: „[…] it should be recognized for what it is: a substitute and simply one factor to be used in setting price.“ 105 Vgl. Gould / Ahmedani (2005), S. 27. 106 Vgl. Wyss (2006), S. 230. 107 Vgl. Empfehlung der UEK zu Gornergratbahn AG, Erw. 4.4 vom 27. Juni 2005. 108 Vgl. Daeniker (2005), S. 128 f. 20 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen seiner Stellungnahme heranzieht, Teil des Berichts des Verwaltungsrates.109 Wie oben schon erwähnt, ist die Fairness Opinion in der Schweiz zudem ein von der Übernahmekommission anerkanntes Instrument zum Schutz der Aktionäre im Falle potentieller Interessenkonflikte des Verwaltungsrates. Sind keine anderen Massnahmen möglich, um diese zu beseitigen, so wird die Fairness Opinion in der Schweiz sogar zur Pflicht.110 2.3.2 Offenlegungsanforderungen in den USA In Bezug auf die Offenlegungsanforderungen stehen in den USA die Anforderungen der SEC, der Gerichte und der National Association of Securities Dealers (NASD) im Vordergrund, die in den folgenden drei Unterabschnitten erläutert werden. 2.3.2.1 Offenlegungsanforderungen der SEC Die SEC hat Offenlegungsanforderungen an Fairness Opinions für Going Privates und für andere öffentliche Übernahmen formuliert, die für deren Publikation in den jeweils relevanten, öffentlich zugänglichen SEC-Filings bzw. Proxy Materials gelten. Offenlegungsanforderungen im Rahmen von Going Privates Unter einem Going Private versteht man den Kauf eines börsennotierten Unternehmens meist durch einen Finanz- bzw. Private Equity Investor, oft unter Beteiligung des Managements, um das Unternehmen in einem oder mehreren Schritten zum Delisting, d.h. der Dekotierung, zu führen.111 Schedule 13E-3 regelt die Offenlegungsanforderungen für Going Privates nach Rule 13E-3, bei denen Insider u.U. andere Aktionäre übervorteilen können.112 Dies ist vor allem bei „Parent-Subsidiary Acquisitions“ und Übernahmen mit Managementbeteiligung der Fall. Bei „Parent-Subsidiary Acquisitions“ kauft ein Mutterunternehmen das börsennotierte Tochterunternehmen auf. Hier bestehen Anreize für den Insider (Muttergesellschaft), das Tochterunternehmen so billig wie möglich aufzukaufen. Bei Übernahmen mit Managementbeteiligung besteht dieser Anreiz für das InsiderManagement.113 Schedule 13E-3 sieht vor, dass die Zielgesellschaft in Form SC 13E-3 offenlegen muss, ob es eine Fairness Opinion erhalten hat. Falls dies zutrifft, sind der Fairness Letter sowie zugrundeliegende schriftliche Analysen, wie das Valuation Memorandum, im Anhang des SEC-Filings beizulegen. Zudem ist in diesem eine Zusammenfassung der Unternehmensbewertungen und Analysen der Fairness Opinion zu geben.114 Ziel der SEC ist es somit, einem „educated stockholder“ eine angemessene Entscheidung zu ermöglichen, indem er die gleichen Informationen wie der Verwaltungsrat erhält. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Offenlegungsanforderungen zu Fairness Opinions für die Proxy Materials nach Schedule 13E-3. Anhang 3 verdeutlicht zudem das Ausmass der Offenlegung am Beispiel des SEC-Filings zur Übernahme von HCA. Die Anforderungen an die Zusammenfas109 Vgl. Empfehlung der UEK zu Absolute Invest AG, Erw. 8.3 vom 17. Oktober 2003. Siehe hierzu auch Unterabschnitt 2.3.3. 110 Vgl. Von der Crone (2005), S. 3. 111 Vgl. Pfaffenberger / Klack (2003), S. 315. 112 Siehe SEC Rule 13E-3, Reg. § 240.13e-3. Vgl. Kaplan / Ruback (1995), S. 1068. 113 Vgl. DeAngelo (1990), S. 96. 114 Siehe Schedule 13E-3, Item 15 i.V.m. Reg. M-A, Item 1015 sowie Schedule 13E-3, Item 16 i.V.m. Reg. M-A, Item 1016 (a)–(d), (f), (g). Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 21 sung der Bewertungsanalysen sind sehr allgemein formuliert, wurden aber durch die Praxis der SEC z.T. konkretisiert. In der Regel verlangt die SEC die Offenlegung der verwendeten Diskontierungssätze und Restwertannahmen der DCF-Methode sowie der vergleichbaren Unternehmen und Transaktionen bei den relativen Bewertungsmethoden. Selten ging die SEC in ihrer Praxis jedoch weiter und verlangte etwa die Offenlegung der genauen Berechnung der Diskontierungssätze.115 Tabelle 2: Offenlegungsanforderungen der SEC116 Offenlegungsanforderungen Identify the outside party and/or unaffiliated representative117 Briefly describe the qualifications of the outside party and/or unaffiliated representative Describe the method of selection of the outside party and/or unaffiliated representative Describe any material relationship that existed during the past two years or is mutually understood to be contemplated and any compensation received or to be received as a result of the relationship between (i) The outside party, its affiliates, and/or unaffiliated representative; and (ii) The subject company or its affiliates State whether the subject company or affiliate determined the amount of consideration to be paid or whether the outside party recommended the amount of consideration to be paid Furnish a summary concerning the opinion. The summary must include, but need not be limited to: • The procedures followed • The findings and recommendations • The bases for and methods of arriving at such findings and recommendations • Instructions received from the subject company or affiliate • Any limitation imposed by the subject company or affiliate on the scope of the investigation Offenlegungsanforderungen im Rahmen von anderen Übernahmetransaktionen Im Jahre 1986 glich die SEC die Offenlegungsanforderungen für „Corporate Control Transactions“, die nicht unter Rule 13E-3 fallen, denen bei Going Privates an. Der einzige wesentliche Unterschied ist, dass keine Pflicht zur Offenlegung des Valuation Memorandums besteht. Dagegen sind die sonstigen Anforderungen, insbesondere an die Zusammenfassung der Bewertungsanalysen in den Proxy Materials, grundsätzlich identisch mit denen bei Going Privates. Die Praxis der SEC hierzu ist jedoch als unstet zu charakterisieren. Während Anfang der 90er Jahre harte Prüfungen der eingereichten Filings vorgenommen wurden, die zu einer faktischen Angleichung an die Offenlegung für Going Privates führten118, sind die praktischen Anforderungen heute wieder zurückgegangen. 2.3.2.2 Gerichtliche Offenlegungsanforderungen Die grundsätzliche Regel der Delaware Courts in Bezug auf die Offenlegung im Rahmen von Fairness Opinions lautet, dass alle Fakten, die „material“ sind, offengelegt werden müssen119, wobei „material“ im allgemeinen definiert wird als „[information] a reasonable shareholder would consider important in deciding whether to sell or retain stock.“120 Es gibt keine eindeutige gerichtliche 115 Vgl. Davidoff (2006), S. 1592. 116 Siehe Schedule 13E-3, Item 15 i.V.m. Reg. M-A Item 1015. Die Offenlegungsanforderungen gelten bis auf den fünften Punkt auch für andere Berichte, die der Verwaltungsrat für seine Entscheidung heranzieht. 117 Mit „outside party and/or unaffiliated representative“ ist die Bank gemeint, die die Fairness Opinion erbringt. 118 Vgl. Herlihy et al. (1992), S. 11: „Any information contained in investment bankers’ blue books (and even books prepared for internal purposes which are not shared with the client) is, in the staff’s view, fair game for disclosure.“ 119 Siehe Smith v. Van Gorkom, 488 A.2d 858, 890 (Del. 1985). 120 Siehe Lynch v. Vickers Energy Corp., 383 A.2d 278, 281 (Del. 1977) und TSC Industries, Inc. v. Northway, Inc., 426 U.S. 438, 449, 48 L. Ed. 2d 757, 96 S. Ct. 2126 (1976) 22 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen Praxis dazu, welche Informationen somit offenzulegen sind, allerdings lassen sich aus verschiedenen Urteilen Anforderungen herleiten, die in Tabelle 3 zusammengefasst sind, deren Anwendung aber nicht einheitlich ist. Tabelle 3: Gerichtliche Offenlegungsanforderungen in den USA121 Offenlegungsanforderung Beschreibung Information contradicting the price’s fairness Informationen, die implizieren könnten, dass der Angebotspreis nicht in angemessener Weise den Wert des Unternehmens widerspiegelt, sollten offengelegt werden Details of an investment banker’s investigation Ausreichend detaillierte Informationen zu den verwendeten Bewertungsmethoden In einem Urteil aus dem Jahr 2002 wurde erstmals die entscheidende Bedeutung des Valuation Memorandums für die Aktionäre bei Going Privates hervorgehoben, denn der Fairness Letter sei schliesslich nur Resultat der dort enthaltenen Analysen122 Management forecasts In einem Fall beanstandeten Kläger, dass ihnen nicht alle Finanzinformationen zur Verfügung standen, um die Bewertung der Investmentbank zu beurteilen Das Urteil hielt fest, dass die grundlegenden Finanzzahlen veröffentlicht werden sollten Conflicts of interest Interessenkonflikte sollten offengelegt werden So wurde eine Investmentbank kritisiert, weil sie nicht offen legt hatte, dass sie gleichzeitig Schuldtitel des Unternehmens gekauft hatte Prior business relationships between investment bankers and corporations Vergangene Geschäftsbeziehungen sollten offengelegt werden Diese können ein Interessenkonfliktpotential andeuten Contingent nature of investment bankers’ fees Eine erfolgsabhängige Entlohnung der Bank sollte offengelegt werden, da auch dies mögliche Interessenkonflikte andeuten kann Lack of independent investigations Es sollte offengelegt werden, falls die Geschäftspläne des Managements nicht weiter untersucht by investment bankers wurden Managements’ limitations on the scope of the investment bankers’ investigations Hier sind Fälle hervorzuheben, in denen die Direktoren der Bank bewertungsrelevante Informationen, wie zum Beispiel Geschäftspläne, nicht gewähren Solche Beschränkungen können den Nutzen der Fairness Opinion beeinträchtigen Time constraints Eine Offenlegung der Zeitlimitationen bei der Erstellung einer Fairness Opinion kann den Aktionär für mögliche Unzulänglichkeiten sensibilisieren. 2.3.2.3 Offenlegungsanforderungen der NASD Die National Association of Securities Dealers (NASD) ist eine private Selbstregulierungsorganisation, der alle amerikanischen Firmen angehören, die im Wertpapiergeschäft tätig sind. Sie kann Regeln für die Wertpapierindustrie erlassen, die für alle NASD Mitglieder gelten. Die SEC wiederum beaufsichtigt die NASD, so dass die Regelvorschläge der NASD durch die SEC bestätigt werden müssen.123 Im November 2004 initiierte die NASD den Erlass einer Regel, die den Prozess der Fairness Opinion Erbringung und den Umgang mit Interessenkonflikten insbesondere durch eine verschärfte Offenlegung verbessern sollte.124 Die NASD führte im Wesentlichen drei Gründe für den Regelungsbedarf an. Erstens würden die Offenlegungspflichten der SEC die Aktionäre nicht ausreichend über mögliche Voreingenommenheiten informieren. Zweitens sei zu befürchten, dass die inhärente Subjektivität von Unternehmensbewertungen im Sinne des Managements ausgenutzt 121 Vgl. Martin (1991), S. 170 ff. für die meisten Ausführungen und die dazugehörigen Urteile. 122 Vgl. Davidoff (2006), S. 1601: „The real informative value of the banker’s work is not in its bottom-line conclusion, but in the valuation analysis that buttresses that result.“ 123 Vgl. Volarich (1996), S. 2241-2244 für weitere Ausführungen zur NASD. 124 Vgl. NASD (2004), S. 1009 ff. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 23 würde. Und drittens wurde hervorgehoben, dass die monetären Anreize der Organe, die die Investmentbank auswählen oder diese in der Zukunft mit neuen Aufträgen versorgen, zu Einseitigkeiten in der Unternehmensbewertung führen könnten.125 Die aus diesem Projekt resultierende Rule 2290 befindet sich seit dem 11. April 2006 zur Kommentierung bei der SEC.126 Folgende Offenlegungsanforderungen sollen demnach für Fairness Opinions von NASD Mitgliedern gelten, die an Publikumsaktionäre gelangen:127 • Offenlegung einer zusätzlichen Beratertätigkeit der Bank im Rahmen der Transaktion. • Offenlegung aller Vergütungselemente, die abhängig vom Ausgang der Transaktion sind („Contingent Fees“). • Offenlegung von „any material relationships“, die in den letzten zwei Jahren bestanden oder die angestrebt werden und die vergütet wurden oder werden sollen. • Offenlegung der „[…] categories of information that formed substantial basis for the fairness opinion […] and whether any such information in such category has been independently verified by the member […].“128 • Offenlegung, ob Fairness Opinion durch ein Fairness Committee der Bank genehmigt wurde. Auch enthält Rule 2290 einige prozedurale Anforderungen an den Prozess der Erstellung von Fairness Opinions, die helfen sollen, Interessenkonflikte zu identifizieren. Es müssen bei den Mitgliedsfirmen insbesondere interne Prozesse existieren, die: • festlegen, wann ein Fairness Committee zum Einsatz kommt und welche Qualifikationen Mitglieder des Fairness Committees haben sollen, • die eine ausgeglichene Beurteilung der Fairness Opinion im Fairness Committee sicherstellen, • die feststellen, ob die verwendeten Bewertungsanalysen für die spezifische Transaktion und Firma adäquat sind, und die • beurteilen, ob die Höhe oder Natur von Vergütungsleistungen, die Managern, Direktoren oder anderen Angestellten der Zielgesellschaft zukommen, einen Einfluss auf die Beurteilung der Fairness hatten. Die offengelegten Informationen zu den Interessenkonflikten können durchaus beschreibender Natur sein, da das Wissen um deren Existenz nach Ansicht der NASD für die Beurteilung der Fairness Opinion durch den Aktionär schon ausreichen würde.129 Da ausdrücklich festgehalten wird, dass es Aufgabe des Auftraggebers ist sicherzustellen, dass Interessenkonflikte vermieden werden, kann die erhöhte Transparenz zu einer bedachteren Auswahl der Berater führen. Auch könnten die 125 Vgl. NASD (2004), S. 1011: „[…] the multiplicity of valuation methodologies employed, the sensitivity of results to small changes in the underlying assumptions, and a perceived tendency to make judgment calls that support the company managers’ preferred outcome.“ 126 Zum Zeitpunkt der Abgabe der Arbeit hat die SEC ihre Kommentierung noch nicht abgeschlossen. 127 Vgl. NASD (2005), S. 2 ff. für die folgenden Ausführungen. 128 Als Beispiele werden hier genannt: „projected earnings and revenues, expected cost-savings and synergies, industry trends and growth rates.“ (vgl. NASD (2005), S. 7). 129 Vgl. NASD (2005), S. 6. 24 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen erhöhten Offenlegungsanforderungen insbesondere der SEC einen Schub geben, sich auf Basis der verbesserten Informationslage der Thematik Fairness Opinion vermehrt anzunehmen.130 Kritiker halten Rule 2290 jedoch entgegen, dass sie nicht weit genug ginge und insbesondere keine wesentlichen Erweiterungen gegenüber den Offenlegungsanforderungen der SEC und der Gerichte enthalte. Zudem wird der Fokus auf deskriptive statt auf quantitative Informationen kritisiert.131 Zahlreiche über die reine Offenlegung hinausgehende Forderungen, wie die Pflicht zum Einholen einer zweiten Fairness Opinion oder das generelle Verbot von Contingent Fees im Zusammenhang mit Fairness Opinions wurden von der NASD abgelehnt. 132 2.3.3 Offenlegungsanforderungen in der Schweiz Gemäss Art. 29 Abs. 1 der Übernahmeverordnung der Schweizer Übernahmekommission (UEVUEK) hat der Verwaltungsrat einer Zielgesellschaft zu einem Kaufangebot Stellung zu nehmen. Der Bericht des Verwaltungsrates der Zielgesellschaft muss dabei alle Informationen enthalten, die notwendig sind, damit die Empfänger des Angebotes ihre Entscheidung in Kenntnis der Sachlage treffen können. Gemäss Art. 31 Abs. 3 UEV-UEK hat der Bericht des Verwaltungsrates auch Rechenschaft abzugeben über die Massnahmen, welche die Zielgesellschaft getroffen hat, um zu vermeiden, dass sich Interessenkonflikte des Verwaltungsrates zum Nachteil der Empfänger des Angebots auswirken. Da eine Fairness Opinion als eine geeignete Massnahme akzeptiert ist, muss diese, sobald der Verwaltungsrat der Zielgesellschaft eine solche heranzieht, als Bestandteil des Berichts des Verwaltungsrates veröffentlicht werden.133 In Bezug auf die konkreten Offenlegungsanforderungen der Fairness Opinion vollzog die Übernahmekommission in der Empfehlung zu EIC Electricity SA, Erw. 9.3 vom 21. August 2003 eine Praxisänderung und erhöhte den erforderlichen Detaillierungsgrad und Informationsgehalt. Dabei sind die Anforderungen unabhängig davon, ob die Fairness Opinion freiwillig eingeholt wurde oder nicht.134 Diese neue Praxis geht besonders eindrücklich aus der Empfehlung zu Clair Finanz Holding AG, Erw. 4.2 vom 11. Juni 2004 hervor: „Eine Fairness Opinion hat vielmehr die konkret für die Meinungsbildung des Experten herangezogenen Bewertungsmethoden, die getroffenen Bewertungsannahmen und die angewandten Parameter und deren Herleitung offenzulegen, soweit dadurch nicht berechtigte Geheimhaltungsinteressen der Zielgesellschaft beeinträchtigt werden. Dabei müssen auch die zur Erstellung der Fairness Opinion verwendeten Grundlagen und Informationen einzeln benannt werden […]. Nur dadurch ist letztlich gewährleistet, dass die Angebotsempfänger die Einschätzung des Experten nachvollziehen und somit ihren Entscheid betreffend Annahme oder Ablehnung des Angebots in Kenntnis der Sachlage treffen können.“ An anderer Stelle konkretisiert die Übernahmekommission, dass beispielsweise „Diskontierungssätze, Nennung von Transaktionen, die zu Vergleichszwecken herangezogen wurden, historische 130 Vgl. Gould / Ahmedani (2005), S. 28. 131 Vgl. Davidoff (2006), S. 1597 f. 132 Vgl. Davis / Berman (2005), S. C1; Gould / Ahmedani (2005), S. 28. 133 Siehe hierzu Empfehlung zu Canon (Schweiz) AG, Erw. 5.2 vom 19. April 2002; Empfehlung zu Think Tools AG, Erw. 6.3 vom 17. Mai 2002. 134 Vgl. Von der Crone (2005), S. 6: „Die Wahl besteht nur im Grundsatz. Fällt der Entscheid zugunsten einer Fairness Opinion, so ist diese so auszugestalten, dass sie dem allgemeinen Standard entspricht.“ Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 25 Kursbetrachtungen etc.“ offenzulegen sind.135 Es ist mithin in der Fairness Opinion „detailliert und konkret, d.h. unter Zahlenangabe offen zu legen […], wie bei der Prüfung der Angemessenheit des Preises vorgegangen wurde.“136 Dabei ist stets das Geheimhaltungsinteresse des Unternehmens gegen das Offenlegungsinteresse der Anleger und des Marktes abzuwägen. Tabelle 4 fasst einige Offenlegungsanforderungen der UEK zusammen. Diese sind zwar in Bezug auf die zugrundeliegenden Bewertungsanalysen konkreter als in den USA, allerdings werden weniger Informationen in Bezug auf die Rahmenbedingungen und potentielle Interessenkonflikte erfordert. Tabelle 4: Offenlegungsanforderungen der Schweizer Übernahmekommission137 Offenlegungsanforderungen Bewertungsmethoden • DCF-Methode: Cash-Flow-Definition (z.B. Equity oder Entity Cash Flows) , Planungszeitraum, Residualwertberechnung, einfache ewige Rente, Mehrstufenmodelle, Wachstumsrate, Diskontierungssatz (z.B. bei Verwendung des CAPM; Steuersatz, Fremdund Eigenkapitalkosten) • Marktwertmethoden: Vergleichsunternehmen und Vergleichstransaktionen • Substanzwertmethode: Brutto- oder Nettobetrachtung, Angaben zur betrieblichen und nichtbetrieblichen Substanz, Bewertungsprämisse (z.B. Going Concern, Marktwert, Liquidationswert) • Ertragswertmethode: Prognose zukünftiger Gewinne (z.B. mittlerer Zukunftsgewinn oder detaillierte Planung, Wachstumsrate), Diskontierungssatz Bewertungsannahmen, z.B. Bewertungszeitpunkt Angewandte Parameter und deren Herleitung Verwendete Grundlagen und Informationen (z.B. Business-Pläne, öffentlich zugängliche Informationen, vorliegende Unternehmensbewertungen) Allgemeine Punkte (z.B. absoluter Wert oder Bandbereite) 2.3.4 Haftung des Erbringers der Fairness Opinion Hier soll in Kürze dargelegt werden, welchen Haftungsfolgen sich Erbringer von Fairness Opinions grundsätzlich in den USA (Unterabschnitt 2.3.4.1) und der Schweiz (Unterabschnitt 2.3.4.2) gegenübersehen können. 2.3.4.1 Haftung des Erbringers in den USA Das Verhältnis zwischen Verwaltungsrat und Fairness Opinion Erbringer wird durch Vertragsrecht und ordentliche Sorgfaltspflichtsregelungen bestimmt. Bei einer Sorgfaltspflichtverletzung kann sich dementsprechend eine Haftung des Fairness Opinion Erbringers gegenüber dem Auftrageber ergeben.138 Da ein Vertrag aber nur zwischen Erbringer und Verwaltungsrat besteht, sahen viele Urteile der Vergangenheit grundsätzlich keine Haftung gegenüber vertragsfremden Dritten wie den Aktionären („Third Party Beneficiaries“), obgleich sich diese ja bei ihrer Entscheidung auf die Fairness Opinion stützen.139 135 Siehe Empfehlung Bon Appétit Group AG, Erw. 6.3 vom 28. August 2003; Empfehlung Absolute Invest AG, Erw. 8.4 vom 17. Oktober 2003; Empfehlung Aletsch AG, Erw. 5.2 vom 26. Mai 2004. 136 Vgl. Von der Crone (2005), S. 6. 137 Quelle: In Anlehnung an Bucher / Bucher (2005), S. 156. 138 Vgl. Mihanovic (2005), S. 38; Kisgen / Qian / Song (2006), S. 8. Eine mögliche Haftung gegenüber dem Auftraggeber über das Vertragsverhältnis hinaus sah ein sehr umstrittenes Urteil dann als angezeigt, wenn eine grundsätzliche Treuepflicht der Investmentbank gegenüber dem Unternehmen besteht. Siehe In re Daisy Systems Corp., 97 F.3d 1171, at *20 (9th Cir. 1996): „[…] the essence of a fiduciary or confidential relationship is that the parties do not deal on equal terms, because the person in whom trust and confidence is reposed and who accepts that trust and confidence is in a superior position to exert unique influence over the dependent party.“ Vgl. auch Haire (1999), S. 304. 139 Vgl. Bab (2000), S. 17; Collins v. Morgan Stanley Dean Witter, 60 F. Supp. 2d 614, at *8 (S.D. Tex. 1999): „The (Fortsetzung ...) 26 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen Allerdings gibt es hier auch gegensätzliche Urteile. Der Vorwurf der vor Gerichten am meisten Gehör gefunden hat, ist derjenige der „Negligent Misrepresentation“. Hier stellt die Investmentbank eine Fairness Opinion aus, die fahrlässige Falschangaben oder Fehldarstellungen enthält und auf die sich der Aktionär dann bei seiner Entscheidungsfindung verlässt.140 Auf die genauen Bedingungen, die zu einer Haftung führen können, soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden141, allerdings sind viele Einzelfragen, wie zum Beispiel das Bestehen einer grundsätzlichen Sorgfaltspflicht der Bank gegenüber dem Aktionär oder der Beurteilungsmassstab für das fahrlässige Verhalten der Investmentbank äusserst umstritten.142 Insbesondere der letzte Punkt erschwert die Beurteilung von Fairness Opinions vor Gericht, denn es gibt keine Branchenstandards, die als Massstab für das Verhalten von Investmentbankern dienen könnten. Ein möglicher Test auf Fahrlässigkeit ist, ob die Annahmen der Investmentbank „objectively unreasonable in the circumstances“ waren.143 Hieraus leiten einige Kommentatoren Pflichten zur Untersuchung der Geschäftspläne, zur Durchführung von angemessenen Analysen und zur Offenlegung der Grundlagen der Beurteilung ab.144 Dahingegen verneinen Kritiker aufgrund des breiten Beurteilungsspielraums im Rahmen von Fairness Opinions generell die Möglichkeit eines „reasonable investment banker standard“, der als Verhaltensmassstab dienen könnte.145 Eine noch umstrittenere Haftungstheorie sieht die Investmentbank als Agenten des Verwaltungsrates, der wiederum Agent des Aktionärs ist, womit die Investmentbank zu einer Art „Sub-Agent“ des Aktionärs wird. Dies begründe eine indirekte Sorgfalts- und Treuepflicht gegenüber dem Aktionär.146 Grundsätzlich möglich, nach allgemeiner Auffassung wenig erfolgsversprechend, ist auch der Weg der „Derivative Action“, bei welcher der Aktionär eine Klage gegen die Investmentbank im Namen des Unternehmens einreicht.147 Obgleich man somit nicht von einer eindeutigen Rechtspraxis zur Frage der Dritthaftung bei der Erbringung von Fairness Opinions sprechen kann, ist festzuhalten, dass eine solche grundsätzlich möglich ist. Board is the only entity that enjoyed the right to sue on the Engagement Letter.“ Siehe Ultramares Corp. v. Touche, 255 N.Y. 170, 174 N.E. 441 (1931) als Grundlagenfall für die Haftung gegenüber vertragsfremden Dritten. 140 Vgl. Martin (1991), S. 147: „Negligent misrepresentation is a false representation made by a person who has no reasonable grounds for believing it to be true, though he does not know that it is untrue, or even believes it to be true.“ 141 Grob gesagt muss der Aktionär nachweisen, dass die Investmentbank ihm gegenüber eine Sorgfaltspflicht hatte, dass diese Sorgfaltspflicht durch fahrlässige Fehldarstellungen verletzt wurde und dass diese Fehldarstellungen, auf die er sich verlassen hat, die unmittelbare Ursache für seinen Schaden sind. Dieser Nachweis gilt jedoch als relativ schwer zu erbringen (vgl. Martin (1991), S. 148; Bab (2000), S. 17). 142 Folgende Fragen werden in der Literatur diskutiert: (i) Besteht überhaupt eine Sorgfaltspflicht gegenüber dem Aktionär? Siehe Lewis v. Leaseway Transportation Corp., Fed. Sec. L. Rep. (CCH) P95, 275, at *21 (Del. Ch. 1990) und In re Shoe-Town, Inc., 1990 Del. Ch. LEXIS 14, at *21-22 (Del. Ch. 1990), wo das Gericht eine Treuepflicht bei einer Fairness Opinion als unlogisch verwirft, da es nicht einmal eine gesetzliche Pflicht zur Abgabe einer solchen gibt; (ii) Kann oder muss die Investmentbank überhaupt voraussehen, dass sich der Aktionär auf die Fairness Opinion stützt? Siehe Virginia Bankshares, Inc. v. Sandberg, 501 U.S. 1083, 115 L. Ed. 2d 929, 111 S. Ct. 2749 (1991); Martin (1991), S. 154 ff.; Rubenstein (2005), S. 1729 uns 1731; (iii) Was ist der Massstab der Fahrlässigkeit? Vgl. Martin (1991), S. 164; Rosenbloom / Aufses III (1990), S. 10. 143 Vgl. Herskowitz v. Nutri/Sys., Inc., 857 F.2d 179, 185 (3d Cir. 1988). Vgl. Rosenbloom (1991), S. 566, der von einem „standard of care of a reasonably prudent, professional investment banker“ spricht. 144 Vgl. Rosenbloom / Aufses III (1990), S. 11. 145 Siehe Elson (1992), S. 994 und S. 997 f.: „If the procedure could be properly policed, could the benefits derived from an “accurate” valuation process outweigh any costs occasioned by negligence liability? Unfortunately not. This assumes that a “proper” valuation procedure may be developed, which is an unrealistic goal.“ 146 Vgl. Schneider v. Lazard Freres & Co., 552 N.Y.S.2d 571, 572, 574-575 (N.Y. App. Div. 1990). Vgl. Mihanovic (2005), S. 38; Rubenstein (2005), S. 1738; Rosenbloom (1991), S. 566. 147 Vgl. Martin (1991), S. 145. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 27 2.3.4.2 Haftung des Erbringers in der Schweiz Nach Schweizer Recht besteht bei einer Fairness Opinion ein Auftragsverhältnis zwischen Erbringer und Auftraggeber nach Art. 394 ff. OR. Der Erbringer ist somit gegenüber dem Auftraggeber haftbar nach Art. 97 Abs. 1 OR i.V.m. Art. 398 OR. Zudem besteht nach herrschender Meinung in der Schweiz gegenüber den Aktionären konkurrierend sowohl eine Haftung für Auskunft als auch eine Vertrauenshaftung. Diese ergibt sich daraus, dass die Fairness Opinion als Teil des Berichtes des Verwaltungsrates dem Aktionär als Entscheidungsgrundlage dienen soll.148 Es herrscht somit eine wesentlich eindeutigere Akzeptanz der Tatsache, dass der Aktionär der indirekte Adressat der Fairness Opinion ist, als dies in den USA der Fall ist. 2.4 Defizite der Fairness Opinion und Lösungsansätze Trotz der Verbreitung von Fairness Opinions in der Folge des Urteils Smith v. Van Gorkom werden diese z.T. kritisiert als „conflict-ridden, subjective, rubber-stamps, meaningless, and hackneyed.“149 Im Folgenden sollen die Hauptdefizite erläutert werden, die der Fairness Opinion vor allem in den USA vorgehalten werden (Unterabschnitte 2.4.1 bis 2.4.3), um daraufhin einen kurzen Überblick über vorgeschlagene Lösungsansätze zu geben (Unterabschnitt 2.4.4). Es soll hier jedoch noch nicht Stellung zu diesen vorgeworfenen Mängeln genommen werden. Dies kann erst sukzessive im Verlauf der Arbeit auf Basis vermehrter konzeptioneller und empirischer Einsichten versucht werden. 2.4.1 Beeinflussung der Fairness Opinion durch Interessen des Auftraggebers Die Auftraggeber einer Fairness Opinion können im Rahmen einer Übernahme Eigeninteressen verfolgen, die ihrer Pflicht zum Handeln im Aktionärsinteresse entgegenstehen. Auf der einen Seite ist dabei die Angst von Management oder Verwaltungsrat anzuführen, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren bzw. eine Machteinbusse zu erleiden. Dies kann dazu führen, dass Entscheidungsträger einer Transaktion eher ablehnend gegenüberstehen, selbst wenn diese im Interesse der Aktionäre ist. Um dies zu verhindern und eine objektive Beurteilung der Transaktion sicherzustellen, wurden in den USA sogenannte „Golden Parachutes“ als Gegenanreiz eingeführt.150 Diese umfassen häufig die sofortige Übertragung von eigentlich noch nicht fälligen Aktien- und Aktienoptionsplänen sowie hohe Abfindungszahlungen im Fall von Übernahmen.151 Sind diese finanziellen Gegenanreize allerdings sehr hoch angesetzt, so hat der Entscheidungsträger auf der anderen Seite eventuell eine zu starke Neigung zur Annahme eines Übernahmeangebots, das nicht im Interesse der Aktionäre ist.152 Ein umstrittener Fall in dieser Hinsicht war die Über148 Vgl. Von der Crone (2005), S. 4; Lazopoulos (2006), S. 141. Siehe BGE 130 III, S. 345, Erw. 2. zur Vertrauenshaftung bei Gutachten. Das Haftungsrisiko kann dabei durch die detaillierte Aufzählung der Abklärungen und von Dritten übernommenen Prämissen des Gutachtens reduziert werden. Siehe Wyss / Von der Crone (2002), S. 112 ff. zur Haftung für Auskunft. Da es bei der Fairness Opinion um die Werteinschätzung eines Sachverständigen im Rahmen einer Übernahme geht, lassen sich durchaus Parallelen zur Prospekthaftung ziehen, wo die Werteinschätzung im Rahmen von Going Publics im Mittelpunkt steht (siehe zur Prospekthaftung Lenoir (2004)). 149 Vgl. Davidoff (2006), S. 1560. 150 Vgl. Bress (1987), S. 955. Diese können definiert werden als „[…] special compensation agreements that provide guaranteed payments to corporate executives whose employment has been terminated because of a change of control of their corporation.“ 151 Auslöser kann der Verlust des Arbeitsplatzes, aber auch der freiwillige Rücktritt des Managers, eine Macht- bzw. Gehaltseinbusse oder schlichtweg der Erfolg der Übernahme sein. Die Höhe beläuft sich dabei für gewöhnlich auf mehrere Jahresgehälter (vgl. Bress (1987), S. 957; Cochran / Wartick (1984), S. 112). 152 Vgl. Hall (2005), S. 17. 28 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen nahme von Gillette durch Procter & Gamble, in welcher der CEO von Gillette $165 Mio. an Abfindungszahlungen erhielt. Andere finanzielle Anreize für die Annahme eines Angebots sind solche, die der Käufer selbst z.B. in Form eines „Signing Bonus“ setzt.153 Und schliesslich sind Management Buyouts bzw. Going Privates mit Managementbeteilung zu nennen, bei denen das Management der Zielgesellschaft als Käufer auftritt. Hier besteht ein direkter Anreiz, die Aktionäre so billig wie möglich auszukaufen.154 Solche Anreize können dazu führen, dass die Auswahl und Inzentivierung des Fairness Opinion Erbringers in einer Weise erfolgt, die das vom Auftraggeber gewünschte Resultat zur „Fairness“ des Angebots herbeizuführen versucht.155 Einige Kommentare sprechen in diesem Zusammenhang auch von „Made-to-Order Fairness Opinions“.156 Damit würde die Fairness Opinion natürlich ihrer Funktion zum Schutz der Aktionäre beraubt, während sie den Entscheidungsträger weiterhin vor Haftungsrisiken absichert.157 2.4.2 Mangelnde Unabhängigkeit des Fairness Opinion Erbringers In diesem Zusammenhang wird den Investmentbanken oft mangelnde Unabhängigkeit vorgeworfen, so dass mit der Fairness Opinion entweder die Interessen des Auftraggebers unterstützt oder eigene Interessen verfolgt werden.158 In vielen amerikanischen Übernahmen erbringt die Investmentbank nicht nur die Fairness Opinion, sondern berät die Zielgesellschaft auch in allen strategischen und finanziellen Aspekten der Transaktion.159 Für diese Beratungsleistung erhalten die Investmentbanken eine „Advisory Fee“, die je nach Transaktionsgrösse meist im ein- oder zweistelligen Millionenbereich liegt und die oft vom erfolgreichen Abschluss der Transaktion abhängt, weshalb man auch von „Success Fee“ oder „Contingent Fee“ spricht.160 Die Erbringung der Fairness Opinion wird dagegen oft separat abgegolten und sollte idealerweise unabhängig von ihrem Resultat sein. Allerdings liegt die Vergütung für die Fairness Opinion meist weit unter der Advisory Fee. So zeigt eine neuere Studie für die USA, dass die Fairness Opinion Fee im Durchschnitt weniger als 10% der Gesamtvergütung ausmacht.161 Eine Investmentbank hat damit als gewinnmaximierendes Unternehmen ein monetäres Interesse, eine Transaktion als „fair“ anzusehen, um die erfolgsabhängige Vergütung zu realisieren.162 Dieser Kritik wird jedoch entgegengehalten, dass die Fees oft 153 Vgl. Morgensohn (2005b), S. 11. Weitere Formen der Anreizsetzung durch den Käufer sind „Additional Option Grants“, lukrative Beratungsverträge oder Arbeitsgarantien. 154 Vgl. Oesterle / Norberg (1988), S. 212; Ricks (1988), S. 1. 155 Vgl. Rubenstein (2005), S. 1726 f.: „[The columnist] asked the banker why he hadn’t been selected. [The banker] replied, I told the CEO the deal was not fair to the shareholders. And the CEO replied he’d take his business elsewhere.“ 156 Vgl. Oesterle / Norberg (1988), S. 211 f.: „[…] managers dress up their positions with valuations by ostensibly fairminded experts in order to hoodwink their shareholders.“ 157 Dies kritisiert z.B. Elson (1992), S. 1000: „It was the boards themselves that sought out the banks’ services for their own interests, not those of stockholder.“ 158 Vgl. folgendes Zitat eines Fund Managers zu Fairness Opinions in Australien (Lecky (1999), S. 63): „Our experience is that they are anything but independent. They are commissioned for a reason, with an objective in mind.“ 159 Typische Beratungstätigkeiten sind die Ansprache potentieller Käufer, die Vorbereitung der Due Diligence, die Teilnahme an den Kaufpreisverhandlungen und die Strukturierung der Transaktion. 160 Vgl. Gould / Ahmedani (2005), S. 27. 161 Vgl. Rubenstein (2005), S. 1727. Kisgen / Qian / Song (2006) kommen in ihrer Untersuchung von Transaktionen zwischen 1994 und 2003 zu ähnlichen Resultaten. Hier liegt die Median-Fee für Fairness Opinions bei $300,000, während der Median für die Advisory Fee bei $2.4 Mio. liegt. 162 Vgl. Mihanovic (2005), S. 41; Davis (2005), S. C1; Rubenstein (2005), S. 1726 f.; Sorkin (2005a), S. 6. Kisgen / Qian / Song (2006) finden zudem heraus, dass Transaktionen, bei denen Fairness Opinions eingeholt werden, tatsächlich ei(Fortsetzung ...) Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 29 als Prozentsatz des Transaktionsvolumens bestimmt werden und somit auch ein Anreiz besteht, einen möglichst hohen Angebotspreis zu erzielen.163 Neben den monetären Anreizen der Bank werden zudem vergangene, gegenwärtige und zukünftige Beziehungen mit dem Auftraggeber als Grund für einen möglichen Mangel an Objektivität angeführt. Psychologische Bindungen des Beraters aus vergangenen Projekten würden es erschweren, die Interessen des Managements mit einer unabhängigen Fairness Opinion zu durchkreuzen. Weiterhin würde eine Investmentbank, die eine Transaktion in der Vergangenheit immer wieder empfohlen hat und aktiv an deren Initiierung gearbeitet hat, an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie in ihrer Fairness Opinion die Transaktion dann verwirft.164 Ausserdem würde eine Fairness Opinion, die nicht im Interesse des Auftraggebers liegt, unter Umständen die Wahrscheinlichkeit von zukünftigen Aufträgen verringern.165 Ein vor allem in den letzten Jahren im Zuge der erhöhten Bedeutung von LBOs bemängeltes Defizit ist die sogenannte „Dual Representation“. Hier vertritt eine Investmentbank nicht nur die Zielgesellschaft, sondern erbringt auch Leistungen auf der Käuferseite. Der wohl häufigste Fall ist das sogenannte „Stapled-Financing“. Hier bietet die Investmentbank, die die Zielgesellschaft berät, dem Käufer gleichzeitig ein Paket zur Finanzierung der Transaktion an. Kommt die Transaktion nicht zu Stande, wird natürlich auch keine Finanzierung gebraucht, womit die Investmentbank ein Interesse am Gelingen der Transaktion hat.166 All diesen schwerwiegenden Vorwürfen wird entgegengehalten, dass eine Bank durch ein offensichtlich opportunes Verhalten ihre Reputation nachhaltig schädigen würde, was in Verbindung mit dem Haftungsrisiko schwerer wiegen würde als kurzfristige monetäre Nutzengewinne. Deshalb sei die Objektivität von Investmentbanken im Rahmen von Fairness Opinions grundsätzlich als gegeben anzusehen.167 2.4.3 Strukturelle Mängel der Fairness Opinion Viele Kritiker führen an, dass die soeben beschriebenen möglichen Defizite der Fairness Opinion ihren eigentlichen Grund in deren struktureller Unzulänglichkeit haben: „The entire process of „independent“ valuation is inherently suspect. […] Structural considerations inherent in the way these opinions are formed prevent accurate valuation. Only the marketplace can determine what price is „fair“ and what is not.“168 Wie bei den Ausführungen zur Preisfindungsfunktion in Unterabschnitt 2.2.8 angemerkt wurde, kann die Fairness Opinion als Substitut für einen Marktprozess angesehen werden, der feststellen soll, ob der Angebotspreis in eine hypothetische Wertbandbreite ne höhere Abschlusswahrscheinlichkeit aufweisen. Ein prominentes Beispiel, bei dem diese Kritik deutlich wurde, ist die oben schon angeführte Übernahme von Gillette durch Procter & Gamble (vgl. Morgensohn (2005a)). 163 Vgl. Fleischer (1986), S. 3. 164 Vgl. Elson (1992), S. 969 f.; Morgensohn (2005a), S. 4: „When one of the fairness opinion providers brought the deal together, how objective could their opinion be?“ 165 Vgl. Hall (2005), S. 17; Mihanovic (2005), S. 41; Elson (1992), S. 969: „A banker who develops a reputation for being uncooperative is unlikely to be eagerly retained by either past clients or other managers who learn of the reputation.“ Siehe Kahn v. Dairy Mart Convenience Stores, Inc., 1996 Del. Ch. LEXIS 38, at *9 (Del. Ch.) für einen Fall, in dem die Bank das Urteil ihrer Fairness Opinion änderte, um sich zukünftige Geschäfte zu sichern. 166 Vgl. Sorkin (2005a), S. 6. Siehe In re Toys “R“ Us, Inc., Shareholder Litigation, 877 A.2d 975, 1006 (Del. Ch. 2005), wo die Dual Representation vom Gericht zwar als zulässig erachtet, aber charakterisiert wurde als „unfortunate, in that it tends to raise eyebrows by creating the appearance of impropriety.“ 167 Vgl. Rubenstein (2005), S. 1727: „[a] banker’s professional reputation is worth more than one fee.“ 168 Vgl. Elson (1992), S. 952 f. 30 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen fällt, die durch einen solchen hätte erreicht werden können. Dies sei aber so gut wie unmöglich, da sich der Grenzpreis der einzelnen Bieter kaum bestimmen lasse. Deshalb sei nur eine unzureichende Bandbreite berechenbar169, die aber zumeist nicht einmal explizit angegeben wird, so dass die Adressaten sich keine angemessene Meinung bilden könnten.170 Ist der Angebotspreis allerdings Resultat eines effektiven Marktprozesses, z.B. einer Auktion, so werde die Fairness Opinion als Substitut für einen solchen ohnedies überflüssig.171 Ein weiteres strukturelles Defizit, das kritisiert wird, sei, dass es keine Standards oder Best Practices für Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions gibt. Dies würde dem Bewerter erst den Spielraum für ein interessengeleitetes Ergebnis geben.172 Zudem würde das Fehlen von Best Practices dazu führen, dass veraltete Methoden und Grundsätze angewandt werden und ein sogenannter „Pick-and-Choose Approach“ herrscht, bei dem das Fairnessurteil auf diejenige Bewertungsmethode abgestützt wird, die zum gewünschten Ergebnis führt.173 Schliesslich wird den Investmentbanken vorgeworfen, dass sie die Inputs und Geschäftspläne, die sie vom Management erhalten, nicht ausreichend verifizieren und plausibilisieren, womit es dem Management relativ einfach wäre, die Bewertung in die gewünschte Richtung zu lenken.174 2.4.4 Lösungsansätze zur Verbesserung der Funktionalität der Fairness Opinion Es werden verschiedene Lösungsansätze vorgeschlagen, um diesen Vorwürfen und Defiziten zu begegnen. Vor allem in Fällen, in denen Investmentbanken potentielle Interessenkonflikte haben, kann eine zweite Fairness Opinion („Second Opinion“) durch eine unbelastete, erfahrene Investmentbank, die sonst keine weiteren Beratungsaufgaben in der Transaktion wahrnimmt und keine erfolgsabhängige Entlohnung erhält, zu einer Absicherung führen. Die zweite Opinion übernimmt quasi die Funktion eines Checks der Objektivität, denn offensichtliche Einseitigkeiten würden in einem Vergleich auffallen.175 Einige Banken sind sogar schon zur Praxis übergegangen, bei gewissen Transaktionen vom Verwaltungsrat zu verlangen, eine zweite Fairness Opinion einzuholen, um möglichen Risiken proaktiv entgegenzutreten.176 Zudem versuchen sich kleine spezialisierte Boutiquen in der Marktnische für „Independent Second Opinions“ zu etablieren. Eine Alternative hierzu ist die Überprüfung einer Fairness Opinion durch einen „Valuation Advisor“, der die Robustheit und Objektivität der Fairness Opinion beurteilt. Allerdings wird hier kritisiert, dass gerade solche Boutiquen dazu gezwungen sein könnten, „Rubber-Stamps“ zu verteilen, um überhaupt im Geschäft zu bleiben.177 Zudem wird angeführt, dass das Fehlen von Bewertungsstandards bzw. Best 169 Vgl. Carney (1992), S. 537 f.; Rosenbloom (1991), S. 578; Davidoff (2006), S. 1562 f.: „A […] fairness opinion will always be an imperfect substitute for an effective market-based price.“ 170 Siehe Sutton Holding Corp. v. DeSoto, Inc., Fed. Sec. L. Rep. (CCH) P94, 964, at *8 (Del. Ch. 1990), wo das Board of Directors dafür kritisiert wurde, keine explizite „fair value range“ eingefordert zu haben. 171 Vgl. Davidoff (2006), S. 1605: „[…] the opinion mandate is inherently circular—a fairness opinion opines to a result if a process were followed, yet at the same time is required even if the process is so adhered to.“ 172 Vgl. Elson (1992), S. 1000: „Once a price had been established, given the flexible valuation process and an investment banking community eager to please corporate management, a liability-limiting opinion was easily obtained.“ Vgl. Davidoff (2006), S. 1589: „The issue in the fairness opinion context arises from the subjectivity inherent in this valuation process combined with the conflicted nature of the preparers and failure to follow best practices.“ 173 Vgl. Davidoff (2006), S. 1580 und S. 1585. 174 Vgl. Hall (2005), S. 17. 175 Vgl. Kisgen / Qian / Song (2006), S. 3; Sorkin (2005a), S. 6. 176 Vgl. Davis / Berman (2005), S. C1, wo Credit Suisse als Beispiel angeführt wird. Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen 31 Practices Second Opinions relativ nutzlos macht, da sich Unterschiede in den Bewertungsergebnissen durch den jeweiligen Anwender stets begründen und rechtfertigen lassen.178 Deshalb wird zum Teil die Forderung laut, dass Investmentbanken, die Beratertätigkeiten ausführen und dafür eine erfolgsabhängige Vergütung erhalten, generell keine Fairness Opinions ausstellen sollten.179 Dagegen wird allerdings angeführt, dass der betreffende Berater das Unternehmen und die Transaktionsumstände am besten kenne und damit am kompetentesten sei, eine zuverlässige Unternehmensbewertung zu erstellen. Deshalb erscheint das Einholen von zwei Fairness Opinions neben dem Vorteil der Vergleichbarkeit auch im Hinblick auf die bestmögliche Verwendung vorhandener Kompetenzen überlegen.180 Ein anderer Lösungsansatz zur Verbesserung der Funktionalität von Fairness Opinions ist eine verbesserte Offenlegung. Zwar können die in Unterabschnitt 2.3.2.3 dargelegten Reformen der NASD zumindest zu einer besseren Sensibilisierung der Aktionäre für Interessenkonflikte beitragen, allerdings ermöglicht erst die Offenlegung aller wesentlichen Unternehmensbewertungsüberlegungen und –annahmen, nach kritischer Analyse zu einem eigenen Urteil zu kommen. Auch die Angabe einer expliziten Fairness Range wäre sinnvoll, um einen Schluss bezüglich des Grades der Angemessenheit des Angebots treffen zu können.181 Eine verbesserte Offenlegung wäre auch für die Investmentbanken nicht unattraktiv, denn Urteile der näheren Vergangenheit haben gezeigt, dass eine gute Offenlegung zur Minderung von Haftungsrisiken beitragen kann.182 Weiterhin wird angeführt, eine Standardisierung der Unternehmensbewertung im Rahmen von Fairness Opinions durch einen quasi-öffentlichen Standardsetzer biete die Möglichkeit, Spielräume einzuschränken und damit das Problem der Subjektivität zu lösen. So fordern beispielsweise einige deutsche Wirtschaftsprüfer die Anwendung des IDW-Unternehmensbewertungsstandards für deutsche Fairness Opinions.183 Durch die gleichzeitige Einführung eines „Procedural Standards of Care“ der Fairness Opinion Erstellung hätten die Gerichte damit endlich einen konkreten Massstab zur Beurteilung der Sorgfalt der Sachverständigen.184 Allerdings halten Kritiker dem entgegen, dass ein Bewertungsstandard nie die Komplexität der realen Transaktionssituation erfassen kann. Erfah177 Vgl. Sorkin (2005b), S. 3: „If an “independent” firm was called in to issue a fairness opinion and refused to do so, who would hire it again? As a result, “independent” banks in practice are often the very definition of dependent.“ 178 Vgl. Rubenstein (2005), S. 1728: „The implication of not having uniform standards is that individual investment banks could potentially conduct financial due diligence and valuation analyses differently and arrive at different results even if they were to work on the exact same deal.“ Vgl. Rommens / Deloof / Jegers (2004), S. 20 ff., die zeigen, zu welch unterschiedlichen Ergebnissen verschiedene Fairness Opinions kommen können. 179 Vgl. Davis (2005), S. C1. Die AMF hat dies z.B. für französische Fairness Opinions verboten (vgl. AMF (2006)). 180 Vgl. Davis (2005), S. C1, der hierzu die Securities Industry Association (SIA) zitiert: „A company […] typically believes it important to receive a fairness opinion from the financial advisor that has advised it on the relevant transaction because that advisor is most familiar.“ 181 Vgl. Davis (2005), S. C1. Der kalifornische Pensionsfond CalPers geht sogar soweit zu fordern, dass Investmentbanken darlegen müssen, ob ein wesentlich besserer Preis hätte erreicht werden können. 182 Siehe In re General Motors (Hughes) Shareholder Litigation, 2005 Del. Ch. LEXIS 65 (Del. Ch.) und City Partnership Co. vs. Lehman Brothers, Inc., 344 F. Supp. 2d 1241 (D. Colo. 2004). Vgl. Kisgen / Qian / Song (2006), S. 9 f. 183 Vgl. Aders (2004a), S. 18: „Dieser Regelungsfreiheit kann begegnet werden, indem die in Deutschland einschlägigen Bewertungsstandards auch bei der Erstellung von Fairness Opinions beachtet werden. […] Denn die vom IDW entwickelten Unternehmensbewertungsstandards finden auch außerhalb des Berufsstandes breite Anerkennung und entsprechende Anwendung.“ Vgl. Schwetzler et al. (2005), S. 114 und in die gleiche Richtung gehend Creutzmann (2006), S. 8. Vgl. auch Bingham (2005), S. 18, der für die USA fordert, eine zweite Opinion von einem Valuation Advisor einzuholen, die sich an die Bewertungsstandards der American Society of Appraisers hält. 184 Vgl. Giuffra (1986), S. 137 ff. Siehe auch Rubenstein (2005), S. 1728, der den bisherigen Mangel an Standardisierung auf das Fehlen eines professionellen Selbstregulierungsorgans zurückführt. 32 Grundlagen zu Fairness Opinions in öffentlichen Übernahmen rene Bewerter seien in der Lage, die Unternehmensbewertung den jeweiligen Umständen anzupassen und so zu einer effektiveren Beurteilung zu kommen als dies ein Standard je könnte.185 Schliesslich fordern einige Kommentatoren eine Verschärfung der Haftungsregeln. Dies könne dazu beitragen, dass Investmentbanken umstrittene Aufträge mit potentiellen Interessenkonflikten vermeiden, was die Funktionalität der Fairness Opinion für den Aktionär verbessere.186 Eine erweiterte Haftung wird jedoch dahingehend kritisiert, dass Investmentbanken dadurch vermehrt auf Disclaimer zurückgreifen, womit die Fairness Opinion an Informationsgehalt verliert. 2.5 Zusammenfassung Hauptziel dieses Kapitels war es, eine systematische Einführung zu den wesentlichen Grundlagen der Fairness Opinion im Rahmen von öffentlichen Übernahmen für die USA und die Schweiz zu geben die den Hintergrund für die nachfolgenden Kapitel bildet. Hierzu wurden in Abschnitt 2.1 die wesentlichen Begrifflichkeiten und Inhalte von Fairness Opinions dargelegt. Abschnitt 2.2 erläuterte dann ausgehend von den Pflichten des Verwaltungsrates im Übernahmekontext die einzelnen Funktionen der Fairness Opinion für Verwaltungsrat und Aktionäre. Diese Ausführungen sind vor allem für die konzeptionellen Überlegungen in Kapitel 3 zum relevanten Fairness Standard bzw. Unternehmenswert im Rahmen von Fairness Opinions wichtig. Insbesondere die Treuepflicht des Verwaltungsrates, die eng mit der Versicherungsfunktion verbunden ist, sowie die Ausführungen zur Preisfindungsfunktion werden dort nochmals aufgegriffen. In Abschnitt 2.3 wurden einige regulatorische Rahmenbedingungen in den USA sowie der Schweiz behandelt. Dabei wurde festgehalten, dass in den USA keine und in der Schweiz nur dann eine Pflicht zum Einholen einer Fairness Opinion besteht, wenn bei einem mit Interessenkonflikten belasteten Verwaltungsrat keine anderen Massnahmen zu deren Beseitigung möglich sind. Die Ausführungen zu den Offenlegungsanforderungen in den USA und der Schweiz, und dabei insbesondere der Vorstoss der NASD sowie die Praxisänderung der Schweizer UEK, haben nochmals die Relevanz der in dieser Arbeit eingenommenen adressatenbezogenen Perspektive auf Fairness Opinion Bewertungen verdeutlicht. Dagegen haben die Ausführungen zur Haftung des Fairness Opinion Erbringers gezeigt, dass es keine gerichtlichen Benchmarks für die Beurteilung von Fairness Opinion Bewertungen gibt. Hier kann diese Arbeit mit den empirischen Erkenntnissen der Kapitel 4 und 5 einen Beitrag leisten. Schliesslich wurden in Abschnitt 2.4 einige Defizite erläutert, die Fairness Opinions vor allem in den USA entgegengehalten werden. Zudem wurden Lösungsansätze, die in Praxis und Literatur zur Verbesserung der Funktionalität vorgeschlagen werden, thematisiert. Insbesondere der Vorwurf einer willkürlichen und veralteten Bewertungspraxis ohne erkennbare Best Practices kann im Rahmen der empirischen Untersuchung von Kapitel 4 nochmals aufgegriffen werden. Zudem kann die Unterstellung von Anreizen sowie der Vorwurf eines „Pick and Choose Approaches“ in Kapitel 5 anhand einer Untersuchung der Bewertungsergebnisse aus empirischer Perspektive zumindest ansatzweise beleuchtet werden. So kann zum Schluss der Arbeit (Kapitel 7) vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse noch einmal auf die diskutierten Lösungsansätze eingegangen werden, die sich in verschiedenen Regulierungsansätzen widerspiegeln. 185 Vgl. Mihanovic (2005), S. 42. 186 Vgl. McGeehan (2000), S. 2. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 33 3 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Die im vorherigen Kapitel dargestellten Funktionen der Fairness Opinion beruhen auf Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft, die mit dem Angebotspreis verglichen werden, um daraus den Schluss „fair“ oder „nicht fair“ zu ziehen. Aufgrund mangelnder Regulierung und Standardisierung ist es jedoch weder in der Praxis noch in der Literatur eindeutig geklärt, was erstens finanzielle Fairness in diesem Zusammenhang bedeutet, zweitens was man darauf basierend unter dem fairen Wert des Unternehmens zu verstehen hat, der im Rahmen der Unternehmensbewertung ermittelt werden soll, und drittens welche Unternehmensbewertungsmethoden sich dazu eignen, diesen zu messen. Diese weitgehend „unregulierte Fairness Opinion Welt“ hat jedoch gewisse Schnittstellen ins Übernahmerechtssystem, mit deren Hilfe versucht werden kann, implizite Anforderungen in Bezug auf diese Fragen abzuleiten, so dass die Fairness Opinion ihre Rolle in diesem System in angemessener Weise erfüllen kann. Ziel dieses Kapitels ist es damit vor allem, für die Adressaten aber auch für Praktiker ein Denkgerüst zu entwickeln, in dem sich systematische Überlegungen zum Fairnessbegriff, zum relevanten Unternehmenswert und zu den geeigneten Unternehmensbewertungsmethoden im Rahmen von Fairness Opinions machen lassen. Diese Systematik bildet zudem eine wichtige konzeptionelle Grundlage für die folgenden Kapitel. Kapitel 3 baut sich dabei gemäss Abbildung 4 auf. In einem ersten Schritt (Abschnitt 3.1) wird versucht, einige Fairness Standards zu definieren, die für den Einsatz bei Fairness Opinions in Frage kommen könnten. Abschnitt 3.2 entwickelt ein Denkgerüst, das den potentiellen Wert des Unternehmens in Übernahmen in verschiedene Wertbestandteile („Value Building Blocks“) unterteilt, um dann zu fragen, welche Wertbestandteile sich den einzelnen Fairness Standards zuordnen lassen. Abschnitt 3.3 ist als Einschub zu verstehen, der die besagten Schnittstellen der Fairness Opinion ins Rechtssystem behandelt und aus dieser Perspektive die Relevanz der unterschiedlichen Fairness Standards und Unternehmenswerte diskutiert. Schliesslich thematisiert Abschnitt 3.4 darauf aufbauend die grundsätzliche Eignung verschiedener Unternehmensbewertungsmethoden im Rahmen von Fairness Opinions, bevor Abschnitt 3.5. eine abschliessende Zusammenfassung gibt. Abbildung 4: Aufbau Kapitel 3 Abschnitt Fairness Opinion Welt 3.1 Fairness Standards Welche Fairness Standards kommen für den Einsatz in FO grundsätzlich in Frage? 3.2 Unternehmenswerte Welche Wertbestandteile liessen sich grundsätzlich in die Überlegungen der FO miteinbeziehen? 3.4 Unternehmensbewertungsmethoden Wie soll die Bandbreite fairer Unternehmenswerte gemessen werden? Einschub 3.3 Elemente des Rechtssystems mit Verbindung zur Fairness Opinion 3.5 Zusammenfassung Können hieraus Anforderungen für anzuwendende Fairness Standards, relevante Unternehmenswerte und deren Messung abgeleitet werden? 34 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 3.1 Fairness Standards im Übernahmekontext Die Frage nach der Bedeutung der „Fairness“ im Rahmen von Fairness Opinions ist weitgehend ungeklärt: „To date, there is no agreed-upon standard definition among academics, practitioners, or standard-setters of what fairness is in any circumstance.“187 Es existieren gleichsam verschiedene Fairnessbegriffe, die in Ermangelung gesetzlicher oder richterlicher Vorschriften grundsätzlich nebeneinander stehen. Tatsächlich ist wohl in kaum einer Fairness Opinion eine klare Fairnessdefinition zu finden.188 Dabei ist diese Frage äusserst wichtig, denn das Fairnessverständnis setzt auf der Metaebene gleichsam den Rahmen für Wertüberlegungen und Wertmessungen auf den darunterliegenden Stufen.189 Auch die Fairness Opinion Literatur macht keine klaren und begründeten Aussagen hierzu. Zwar finden sich einige Definitionen zum Fairnessbegriff, allerdings heben die Autoren auch meist hervor, dass es keine abschliessend akzeptierte Definition gibt.190 Unter Zuhilfenahme der rechtlichen Übernahmeliteratur sollen deshalb hier einige Fairness Standards definiert werden, welche für den Fairness Opinion Kontext grundsätzlich von Relevanz sein könnten.191 Da es auch in der Übernahmeliteratur keine vollkommen klare Taxonomie gibt, kann dies als ein erster möglicher Systematisierungsversuch verstanden werden. Jedoch werden Aussagen dazu, welche Standards eventuell zu bevorzugen sind, erst in Abschnitt 3.3 vor dem Hintergrund der rechtlichen Rahmenbedingungen gemacht. Für die folgenden Ausführungen ist es noch einmal wichtig festzuhalten, dass es bei der Fairness Opinion ausschliesslich um die Beurteilung der finanziellen Fairness der Übernahme für die Aktionäre der Zielgesellschaft geht.192 Die u.a. in der Übernahmerechtstheorie vertretene Sichtweise der „Contractarians“, die bei der Beurteilung eines Übernahmeangebots nicht allein auf den finanziellen Aktionärsnutzen, sondern auf den gesamtwirtschaftlichen Effizienzgewinn abstellen, wird hier deshalb nicht weiter thematisiert.193 3.1.1 Market Standard of Fairness An dieser Stelle wird die Unterscheidung von Wert und Preis bedeutsam. In einer Fairness Opinion wird ein konkreter Angebotspreis mit einer Bandbreite hypothetischer, fairer Unternehmenswerte verglichen, um zu beurteilen, ob der Angebotspreis auch tatsächlich ein fairer Preis ist. „Unternehmenswerte sind potentielle Preise von Unternehmen, nicht tatsächliche Preise.“, sagt deshalb 187 Vgl. Davidoff (2006), S. 1566 f.; Haire (1999), S. 294: „An initial problem lies in the varying conceptions of what is, in fact, fair; for example, a fair price might be the value of the firm if it were to continue to operate independently, the price that would be obtained in a competitive auction, or the price that would be derived in a two-party arms-length negotiation.“ 188 Ein Grund hierfür könnte in der Sorge um erhöhte Haftungsrisiken liegen, denn ein klarer Fairnessbegriff würde den Bewerter angreifbarer machen, falls seine Unternehmensbewertung von diesem abweicht. 189 Vgl. Bebchuk / Kahan (1989), S. 30: „Underlying the differences in analysts’ fair-price estimates is a conceptual confusion about the definition of fair price. […] Different definitions can, however, lead to significantly different estimates. Since a variety of justifiable definitions of fair price have been proposed this definitional problem can be quite complex.“ 190 Vgl. z.B. Elson (1992), S. 953; Bebchuk / Kahan (1989), S. 31 f. 191 Einige der verwendeten Bezeichnungen, wie der „Independent Entity Standard“ und der „Auction-Based Standard“, sind deshalb Namensgebungen des Verfassers, um existierende Konzepte besser systematisieren zu können. 192 Dies darf nicht verwechselt werden mit der Gesamtbeurteilung des Angebots durch den Verwaltungsrat, bei der vor allem in der Schweiz auch nicht-finanzielle Aspekte entscheidend sein können (siehe Unterabschnitt 2.2.1). 193 Vgl. Campbell (1999), S. 103. Jeder Angebotspreis, der die gesamtwirtschaftliche Effizienz erhöht, indem er Ressourcen einer besseren Nutzung zuführt, ist aus dieser Sicht als fair anzusehen. Die Gegenposition wird durch die sogenannten „Regulators“ vertreten, die ihren Fokus eher auf eine „faire“ Verteilung der Effizienzgewinne aus Übernahmetransaktionen legen. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 35 Moxter.194 Die Hypothese effizienter Märkte besagt nun, dass der Aktienmarkt relativ schnell, wenn nicht gar sofort, alle verfügbaren Informationen über ein Unternehmen reflektiert, indem diese auf rationale Art und Weise in Marktpreise verwandelt werden. Daraus folgt, dass es keinen Unterschied geben sollte zwischen „[…] the price of a widely traded security and the fundamental value of the security.“195 Der Market Standard of Fairness geht von dieser Annahme aus und postuliert, dass der Marktwert, sofern die Aktien eines Unternehmens auf einem aktiven Markt gehandelt werden, zu jedem Zeitpunkt dem fundamentalen Wert des Unternehmens entspricht, der mit dem „Fair Market Value“196 gleichzusetzen ist.197 Da es nach dieser Sichtweise keine Fehlbewertungen des Marktes gibt, wird die Unterscheidung von Preis und Wert unerheblich.198 Der Marktpreis ist ein effizienter Benchmark für den fairen Preis und gleichzeitig für den fairen Wert eines Unternehmens und jedes Übernahmeangebot, das eine auch noch so geringe Prämie über den Fair Market Value hinaus beinhaltet, ist damit als fair anzusehen, denn es stellt die Aktionäre besser als sie es in einer schon effizienten Ausgangssituation waren.199 Ein Bieter kann keine Unterbewertung für sich ausnutzen und der Aktionär der Zielgesellschaft eine solche nicht anführen, um ein Angebot abzulehnen.200 Dieser Fairness Standard macht Fairness Opinions im Grunde überflüssig, denn ein effizienter Markt schreibt gleichsam tagtäglich seine eigene Fairness Opinion. Ermittlungen eines hypothetischen Fair Value durch Unternehmensbewertungen bringen bei strikter Befolgung dieses Standards keinen zusätzlichen Nutzen. 3.1.2 Independent Entity Standard of Fairness Der Aktionär eines unabhängig operierenden Unternehmens verbindet mit diesem einen gewissen fundamentalen Wert, der bei diesem Standard durchaus vom Marktwert abweichen kann, so dass Unter- und Überbewertungen am Markt möglich sind.201 Im Falle einer Übernahme wird ein Aktionär, der frei wählen kann und alle Informationen hat, um den fundamentalen Wert des unabhängigen Unternehmens dem Angebotspreis gegenüberzustellen, sich als rational handelnder Nutzenmaximierer dann für die Annahme des Angebots entscheiden, falls er seine Vermögensposition gegenüber dem Status Quo als Anteilseigner eines unabhängigen Unternehmens verbessert. Liegt der Angebotspreis hingegen unter dem fundamentalen Wert des unabhängigen Unternehmens, würde der Käufer versuchen, eine ungerechtfertigte Vermögensverlagerung vom bisherigen Aktionär auf sich selbst herbeizuführen, und der Angebotspreis wäre nicht fair. Die finanzielle Verbesse194 Vgl. Moxter (1983), S. 8; siehe auch Henselmann (2006), S. 151. 195 Vgl. Allen (2003), S. 553 (Hervorhebung nicht im Original). Es ist dabei zu unterscheiden zwischen starker Markteffizienz, die alle relevanten Informationen im Marktpreis reflektiert sehen will und semi-starker Markteffizienz, die nur auf alle öffentlich zugänglichen Informationen abstellt. 196 Vgl. Silverstein (2003), S. 4. Der Fair Market Value wird in rechtlicher Hinsicht definiert als: „the price which would be agreed upon by a willing seller and a willing buyer under usual and ordinary circumstances, after consideration of all available uses and purposes, without any compulsion upon the seller to sell or upon the buyer to buy.“ 197 Vgl. Schwartz (1988), S. 165. Dieser spricht von „discounted value of earnings“ als fundamentalem Wert des Unternehmens. 198 Vgl. Easterbrook / Fischel (1981), S. 1165: „It is very unlikely that price and „value“ will diverge in large markets for shares.“ 199 Vgl. zum Beispiel Hermalin / Schwartz (1996), S. 351 ff., die den Marktpreis auch bei Going Privates als Fairness Benchmark vorschlagen. 200 Vgl. Schwartz (1988), S. 165. 201 Es wird somit nicht wie beim Market Standard zwingendermassen von der Hypothese effizienter Märkte ausgegangen. 36 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions rung des Aktionärs im Vergleich zum Status Quo als Anteilseigner eines unabhängigem Unternehmens ist damit der Fairnessmassstab dieses Standards. Die Frage, ob es irgendwo einen „besseren Deal“ gibt, ist hier unerheblich und wird nicht in die Betrachtung miteinbezogen.202 Das folgende Zitat bringt diesen Fairnessbegriff auf den Punkt: „[…] fair price could refer to the value of the company as an independent entity - i.e., its value if it does not engage in the proposed acquisition or any other. One may seek to justify this definition of value as being most relevant to the choice facing the shareholders: should they approve the merger, tender the shares, and receive the value offered, or should they reject the merger and (at least for the moment) remain an independent entity?“203 3.1.3 Single-Owner Standard of Fairness Das Ziel dieses Fairness Standards ist es, den Idealfall eines frei entscheidenden Alleinaktionärs zu simulieren, der sich in einer bilateralen „Arm’s Length“ Verhandlungssituation mit dem Käufer befindet.204 Erhält der Alleinaktionär ein Übernahmeangebot für sein Unternehmen, so wägt er dieses wie beim Independent Entity Standard zuerst gegen den Wert des unabhängigen Unternehmens ab, der durchaus vom Marktpreis abweichen kann. Allerdings tritt der Alleinaktionär gleichzeitig mit dem potentiellen Käufer in bilaterale Arm’s Length Verhandlungen, um den Kaufpreis zu maximieren. Er versucht damit, sich einen Teil der finanziellen Vorteile anzueignen, die der Käufer zum Beispiel in Form von Synergien realisieren könnte, denn der Alleinaktionär hat keinen Grund, ein Angebot anzunehmen, das sämtliche Vorteile aus der Transaktion beim Käufer belässt. Als Argument hierfür wird angeführt, dass der Alleinaktionär durch die Zurverfügungstellung von Kapital in der Vergangenheit quasi conditio sine qua non für die Existenz des Unternehmens in seiner momentanen Form und damit auch für die Existenz potentieller Synergien ist, von denen er sich deshalb einen möglichst grossen Teil aneignen will.205 Die Hypothese des Alleinaktionärs ist natürlich in der Realität, gerade bei öffentlichen Transaktionen, nicht erfüllt, sondern eher als idealisierendes Konstrukt zu verstehen. Die Einhaltung dieses Standards wird deshalb gerade dann vorgeschlagen, wenn das Aktionariat verstreut ist, denn in diesem Falle übernimmt eben nicht der nutzenmaximierende Alleinaktionär die Verhandlungen, sondern der Verwaltungsrat als Agent des Aktionariats, der gemäss Unterabschnitt 2.2.1 den Verkaufspreis maximieren soll.206 Vertreter dieses Standards fordern deshalb „[…] a legal framework that is intended to enable the dispersed shareholders of a potential seller to function as a sole owner would.“207 202 Vgl. Howard (2005), S. 11; Aders (2004b), S. 2: „[Eine Transaktion] ist ökonomisch vorteilhaft bzw. wertsteigernd, wenn der vom Käufer gebotene Kaufpreis über dem fundamentalen, inneren Unternehmenswert liegt, der im Zuge der Transaktion verkauft wird.“ 203 Vgl. Bebchuk / Kahan (1989), S. 31. 204 Vgl. Schwartz (1988), S. 166. Dieser Standard wird auch als „Undistorted Choice Standard“ oder „Sole-Owner Standard“ bezeichnet (vgl. Bebchuk (1988), S. 198). 205 Vgl. Bebchuk (1988), S. 210: „The gains that result from an acquisition are attributable not only to the bidder’s actions; they are also attributable to the individuals’ prior decisions to establish, and invest in, the target.“ 206 Vgl. Bebchuk (1988), S. 198; Bebchuk (1982a), S. 1039: „If the target had a sole owner, the owner could bargain with the buyer over division of the gains from the acquisition. But the dispersed shareholders are presumably unable to organize and threaten to block the takeover, insisting on receiving some specific share of the gains.“ 207 Vgl. Bebchuk (1982b), S. 48. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 3.1.4 37 Auction-Based Standard of Fairness Bei vielen Übernahmen liegt nur ein Angebot einer interessierten Käufergesellschaft vor. Zwar hat der Aktionär am Ende grundsätzlich die Wahl zwischen Annahme des Angebots oder Status Quo, kann sich allerdings nicht sicher sein, dass es noch einen potentiellen Käufer gibt, der eventuell bereit wäre, z.B. aufgrund eines grösseren Synergiepotentials, mehr zu zahlen. Dazu kommt, dass die Verhandlungsposition der Zielgesellschaft wesentlich besser wäre, falls mehrere Angebote vorlägen, die gegeneinander ausgespielt werden könnten, um den Angebotspreis zu maximieren.208 Eine Auktion des Unternehmens könnte dieses Problem lösen, indem ein effektiver Markt für die Kontrolle über das gesamte Unternehmen geschaffen wird, in dem mehrere Bieter Zugang zu den gleichen, wertrelevanten Informationen erhalten und auf dieser Basis ihr Gebot abgeben.209 Daraufhin tritt man in Verhandlungen oder führt weitere Auktionsrunden durch. Es wird hierdurch versucht sicherzustellen, dass der Angebotspreis tatsächlich der höchstmöglich erzielbare Preis für das Unternehmen auf dem Markt für Unternehmenskontrolle ist. Deshalb wird der Auction-Based Standard von einigen Kommentatoren als ultimativer Fairness Standard propagiert: „However, I would suggest that an appropriate definition of acquiree fairness in any context, absent unusual circumstances, is the price that otherwise would be set in an effective market, and I would put forth an auction-based process as the optimal mechanism for achieving such price in a corporate control transaction.“210 Daraus folgt allerdings e contrario, dass jeder Preis, der nicht Ergebnis einer solchen Auktion ist, auch nicht unbedingt der bestmöglich erzielbare ist: „Consequently, any price below the value that shareholders would receive in an auction is arguably „unfair“ to the shareholders.“211 3.1.5 Fazit zu Fairness Standards im Übernahmekontext Es ist festzuhalten, dass die einzelnen Standards ineinander übergehen. So liegt die Grundentscheidung des Independent Entity Standard implizit allen anderen Standards zugrunde, denn ein Aktionär wird sich immer fragen, ob er sich durch die Übernahme gegenüber dem Status Quo als Anteilseigner eines unabhängigen Unternehmens besser stellt. Der Market Standard nimmt dem Aktionär gleichsam diese Entscheidung ab, indem über die Annahme effizienter Märkte der Marktpreis mit dem fairen Preis gleichsetzt wird. Dahingegen zeichnen sich sowohl Single-Owner Standard als auch der Auction-Based Standard dadurch aus, dass der Aktionär und seine Repräsentanten nicht nur diese Abwägung machen, sondern gleichzeitig versuchen, aktiv auf die Höhe des Angebots einzuwirken und dieses über bilaterale Verhandlungen (Single-Owner Standard) bzw. einen effektiven Auktionsprozess (Auction-Based Standard) zu maximieren. Dass insbesondere die spärliche deutschsprachige Fairness Opinion Literatur keine differenzierte Begrifflichkeit zur Fairness eines Angebots entwickelt hat, verdeutlichen die folgenden Definitionen, die sich durchaus in mehrere der hier diskutierten Standards einordnen liessen: 208 Vgl. Bebchuk (1982a), S. 1038 ff. 209 Dies impliziert eine Dichotomie der Märkte: auf der einen Seite gibt es den Aktienmarkt, auf dem einzelne Anteile eines Unternehmens gehandelt werden, auf der anderen Seite gibt es den Übernahmemarkt, auf dem die Kontrolle über das gesamte Unternehmen gehandelt wird. Hierauf wird weiter unten nochmals eingegangen. 210 Vgl. Davidoff (2006), S. 1566; Elson (1992), S. 953: „In a corporate control transaction, one definition of fairness, from an acquiree’s perspective, is a minimum range of values that the corporation’s unaffiliated stockholders would otherwise receive in a board-run auction process conducted in a fair, open, and equivalent manner.“ Vgl. ähnlich auch Bebchuk (1982a), S. 1038 ff. 211 Vgl. Bebchuk / Kahan (1989), S. 31. 38 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions • „Fair und angemessen heißt, daß ein rational handelnder Käufer bzw. Verkäufer die betreffende Transaktion zu dem angebotenen Preis abschließen würde, sofern er über alle für die Beurteilung dieses Sachverhalts relevanten Tatsachen und Informationen verfügt.“212 • „Ein angemessener Preis ist der Preis, zu dem ein informierter und rational handelnder Anteilseigner eine Transaktion aus freien Stücken durchführen würde.“213 • „[…] wobei es bei einem fairen Preis und fairen Transaktionsbedingungen zu keiner Verschlechterung der Vermögensposition des Verkäufers (Käufers) kommen darf.“214 Zwar enthalten die meisten dieser Definitionen Aussagen zur Rationalität des Aktionärs, der seine Vermögensposition im Rahmen einer freien Wahl zwischen Angebot und Status Quo verbessern will, allerdings sind dies Annahmen, die grundsätzlich allen oben skizzierten Fairness Standards zugrunde liegen. Es wird dagegen keine Aussage zur Effizienz der Märkte oder zu den Umständen der Entscheidung des Aktionärs (Verhandlung, Auktion etc.) gemacht, so dass die hier vorgeschlagene Systematik wesentlich differenzierter ist. Sie bildet damit einen angemessenen Ausgangspunkt für die Frage nach den mit diesen Standards korrespondierenden Unternehmenswerten, welche im nächsten Abschnitt behandelt wird. 3.2 Fairness Standards und der relevante Wert des Unternehmens Welche potentiellen Bestandteile des Unternehmenswertes sollen vor dem Hintergrund dieser Fairness Standards im Rahmen einer Fairness Opinion Bewertung nun miteinbezogen werden? Sollten Synergien z.B. berücksichtigt werden? Die unzureichende Beantwortung dieser Fragen leitet sich u.a. direkt aus der grundsätzlichen Konkurrenz der verschiedenen Fairness Standards ab. In diesem Abschnitt soll deshalb versucht werden, in einem ersten Schritt den Wert des Unternehmens im Sinne eines „potentiellen Preises“215 im Rahmen von Übernahmetransaktionen in mögliche Bestandteile oder „Value Building Blocks“ aufzugliedern (Unterabschnitt 3.2.1). Daraufhin soll untersucht werden, welchen Fairness Standards man welche dieser Wertblöcke zuordnen könnte (Unterabschnitt 3.2.2). Hierdurch kann grössere Klarheit darüber gewonnen werden, welcher Unternehmenswert sich bei Anwendung welches Fairness Standards als Benchmark für den Angebotspreis eignet. 3.2.1 „Value Building Blocks“ des Unternehmenswertes im Übernahmekontext Ein einzelner Aktionär eines börsennotierten Unternehmens, der nur einen Bruchteil des Aktienkapitals hält, hat zwar ein Anrecht auf den monetären Nutzen, der mit seinen Aktien, z.B. in Form von Dividenden, verbunden ist, allerdings ist er aufgrund seines geringen Stimmrechtsanteils nicht in der Lage, das Unternehmen selbstständig in eine von ihm gewünschte Richtung zu lenken. Ein Allein- oder Mehrheitsaktionär hingegen ist durchaus im Stande, solche Entscheide in eigenem Ermessen durchzusetzen. Es ergeben sich damit zahlreiche Vorteile eines Mehrheitsaktionärs, die dieser kraft seines Stimmrechtes hat, wie z.B. die Ernennung des Managements, die Bestimmung der grundsätzlichen Geschäftsausrichtung, die Tätigung von Akquisitionen, der Verkauf von Un- 212 Vgl. Nick (2003), S. 114. 213 Vgl. Schwetzler et al. (2005), S. 107. 214 Vgl. Aders (2004b), S. 2. 215 Vgl. Moxter (1983), S. 8. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 39 ternehmensteilen, die Festlegung der Dividendenpolitik, die Änderung der Statuten usw.216 Diese Rechte kraft Stimmmehrheit haben, selbst wenn sie in concreto nicht ausgenutzt werden, zumindest einen gewissen optionalen Wert. Der am Aktienmarkt ermittelte Kurs für die einzelne Aktie ist jedoch der Preis für einen Minderheitsanteil, denn der Kauf einer Aktie an der Börse ermöglicht natürlich nicht die Einflussnahme im Sinne eines Mehrheitsaktionärs.217 Tritt nun allerdings ein Interessent auf, der die Mehrheit an einem Unternehmen erwerben möchte, so wird dieser im Allgemeinen bereit sein, mehr als diesen Aktienkurs zu zahlen, da er durch den Mehrheitserwerb eben wertvolle Rechte erwirbt, die der einzelne Minderheitsaktionär nicht nutzen kann.218 Dies impliziert eine Kontrollprämie oder einen Paketzuschlag, „der sich aus der Möglichkeit der Einflußnahme auf die Unternehmenspolitik ergibt.“219 Umgekehrt enthalten am Aktienmarkt gehandelte Aktien aus dieser Sicht einen „Minority Discount“, da sie für sich genommen diese Kontrolle nicht zulassen.220 Hierdurch wird eine Dichotomie in „Kontrollaktien“ und „Minderheitsaktien“ deutlich, deren Differenz die Kontrollprämie bzw. der Minority Discount ist.221 Während einige Kommentatoren die Differenz zwischen Angebotspreis und Marktpreis, die auch eine Abgeltung für Synergien enthalten kann, gesamthaft als Kontrollprämie bezeichnen222, unterscheiden andere zwischen der Kontrollprämie ohne Synergien, deren Inverse dann der Minority Discount ist, und einer Strategic Acquisition Premium, die nur den Wert der Synergien umfasst.223 Der letzteren Notation schliesst sich der Verfasser aufgrund der besseren Differenzierung an. Vor diesem Hintergrund kann die Differenz zwischen Angebotspreis und dem Marktpreis vor der Übernahme in verschiedene „Value Building Blocks“ unterteilt werden, die je nach Situation unterschiedlich stark ausgeprägt sein können und die im Folgenden kurz erläutert werden.224 Pure Control Value – Dieser ergibt sich aus der unbedingten Option des zukünftigen Mehrheitsaktionärs, die Geschäfte der Gesellschaft (auf lautere Weise) in eine Richtung zu lenken, die seinen Nutzen erhöht: „[…] including such things as the certainty of being able to direct operations […] and choose the time for payouts through dividends, liquidation, or recapitalization.“225 Hat der Mehrheitsaktionär z.B. den Eindruck, dass der Wert der Firma durch den Austausch eines ineffi216 Vgl. Pratt (2001), S. 138, der weitere Vorrechte des Mehrheitsaktionärs aufzählt: „determine management compensation and perquisites, select people with whom to do business and award contracts, liquidate, dissolve, sell out or recaptialize the company, sell or acquire treasury shares, register the company’s stock for a public offering.“ 217 Vgl. Wertheimer (1998), S. 640: „The market price for a security is the price at which relatively small blocks of shares change hands. In other words, it is the price at which noncontrol or minority shares change hands, and therefore reflects a “minority discount”.“ 218 Dabei müssen für den Kontrollerwerb nicht 100% der Anteile des Unternehmens erworben werden, sondern je nach Jurisdiktion reichen meist 50% plus eine Aktie. Vgl. Bebchuk (1985), S. 1715: „Purchasing a controlling interest through a takeover bid is in an important sense equivalent to acquiring the whole target.“ 219 Vgl. Olbrich (2000), S. 455. 220 Vgl. Moll (2004), S. 316: „Because of its lack of voting power, a minority interest is less valuable than a controlling interest.“ Vgl. obiges Zitat von Wertheimer (1998), S. 640. 221 Vgl. Coates IV (1999), S. 1272: „[…] control premiums exist in the financial markets and represent the empirical difference between (1) prices that buyers are willing to pay for stock that will give a buyer control of a corporation (“control shares”) and (2) prices that buyers are willing to pay for stock that does not convey control of the corporation (“minority shares”).“ 222 Siehe z.B. Coates IV (1999), S. 1274 ff. 223 Vgl. Pratt (2001), S. 137. 224 Die Gliederung in Pure Control Value, Expropriation Value und Synergy Value ist Coates IV (1999) entnommen. 225 Vgl. Coates IV (1999), S. 1277. 40 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions zienten Managements erhöht werden kann, so liegt es in seiner Macht, dies umgehend zu tun.226 Operiert die Firma momentan effizient, so hat aber zumindest die Option, korrigierend einzugreifen, einen Wert an sich.227 Auch kann es sein, dass die Geschäftspläne des momentanen Managements durchaus eine effiziente Performance des Unternehmens annehmen, aber der Markt, selbst wenn ihm alle wertrelevanten Informationen zur Verfügung stehen, diesen aufgrund der mangelnden Qualität des Managements keinen Glauben schenkt. Der Käufer kann das Unternehmen durchaus auf Basis dieser Pläne erwerben und dann durch seine Kontrollrechte dafür sorgen, dass diese tatsächlich in die Tat umgesetzt werden. Auch dies wäre unter Pure Control Value zu subsumieren. Expropriation Value – Ist die Mehrheit an einem Unternehmen erst einmal erworben, ist der Mehrheitsaktionär in einer Position, in der er sich theoretisch auf unlautere Weise an den Minderheitsaktionären bereichern kann.228 Ein Squeeze-Out der Minderheitsaktionäre unter dem „fairen Wert“ ihrer Anteile z.B. führt zu einer Vermögensverlagerung vom Minderheits- zum Mehrheitsaktionär.229 Hat ein potentieller Käufer nun vor, sich diesen Expropriation Value anzueignen, so erhöht sich entsprechend sein Grenzpreis um dessen Erwartungswert. Dagegen hat ein Käufer, der dies nicht plant, immerhin einen Nutzen daraus, dass nach dem Kontrollerwerb kein anderer Kontrollaktionär mehr in der Lage sein wird, diesen Expropriation Value zu seinem Nachteil zu realisieren. Mit anderen Worten kommt dem Expropriation Value unabhängig von den Absichten des Käufers ein gewisser Wert zu.230 Synergien – Diese vorherigen beiden Quellen des Minority Discounts sind klar von Synergien abzugrenzen. Hier kombiniert der Käufer, nachdem er die Kontrolle über die Zielgesellschaft erworben hat, deren Aktiven mit seinen eigenen und erzielt dadurch einen Mehrwert, der z.B. die Form von Kostensynergien, Umsatzsynergien, Steuersynergien oder Finanzierungssynergien annehmen kann.231 Damit hängt die Existenz und Höhe dieses „Building Blocks“ im Übernahmekontext im Wesentlichen von der Natur der Aktiven von Käufer- und Zielgesellschaft ab. Unterbewertung am Aktienmarkt – Auch eine Unterbewertung des Unternehmens vor der Übernahme kann zu einer Prämie über den Marktpreis beitragen. In diesem Fall reflektiert der Aktienmarkt aufgrund mangelnder Effizienz nicht den wahren Wert des Unternehmens unter der momentanen Führung. Diese Unterbewertung kann durch das Angebot zumindest teilweise aufgedeckt werden.232 226 Vgl. Bebchuk (1982a), S. 1031. Man spricht hierbei auch von der „Managerial Gains Explanation“ für Übernahmen. 227 Vgl. Campbell (1999), S. 113 f., der diesen Pure Control Value implizit aufteilt in „Discrete Mismanagement Additive“ (Wert aus Klagen gegen ein ineffizientes Management), „Operational Savings Additive“ (unter momentanem Management nicht erfolgt), „Reasonable Management Additive“ (Wert der sich ergibt, wenn Unternehmen von einem integren, fähigen Management geführt würde). 228 Vgl. Coates IV (1999), S. 1277: „Expropriation value arises from the ability to expropriate wealth from minority shareholders through fraud, theft, or breach of fiduciary duties, such as freeze-outs at a clearly unfair price or payment of excessive compensation.“ 229 Ein Squeeze-Out kann definiert werden als „[…] a transaction in which a controlling shareholder buys out the minority shareholders for cash or the controller’s stock.“ (siehe Subramanian (2004), S. 2 ff. für mögliche Wege eines Squeeze-Outs in den USA). 230 Vgl. Coates IV (1999), S. 1275 ff. Zwar gibt es Regelungen und Gesetze, die ein solches Verhalten verhindern sollen, aber zum ersten gibt es gewisse Grauzonen und zweitens ist die Durchsetzung dieser Gesetze nicht immer perfekt. 231 Vgl. auch Bebchuk (1982a), S. 1030-1033, der hier von der „Synergy Gains Explanation“ für Übernahmen spricht und diese ebenfalls klar von der „Managerial Gains Explanation“ abgrenzt. Siehe Campbell (1999), S. 114, der von „Labor Reduction Additive“ (Kostensynergien) und „Creditor Value Reduction Additive“ (Wertverlagerung von bisherigen Fremdkapitalgebern der Käufergesellschaft auf Aktionäre durch Fremdfinanzierung der Akquisition) spricht. 232 Vgl. Campbell (1999), S. 113, der hier von „Information Additive“ spricht. Vgl. Bradley / Desai / Kim (1983), S. 184 (Fortsetzung ...) Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 41 Überbezahlung – Hier verfolgt das Management der Käufergesellschaft Eigeninteressen mit der Übernahme, wie z.B. mehr Prestige („Empire Building“) oder aber es überschätzt schlicht und einfach seine Fähigkeiten, die Zielgesellschaft besser zu führen als das momentane Management („Hybris“).233 Hier zahlt die Käufergesellschaft im Extremfall eine Prämie über den Marktpreis, ohne dass sie dafür einen äquivalenten Gegenwert erhält.234 Abbildung 5 fasst die potentiellen „Value Building Blocks“ im Übernahmekontext sowie deren zentrale Determinanten zusammen. Die grundsätzliche Möglichkeit einer Unterbewertung durch den Markt hängt von dessen Informationseffizienz ab. Die Höhe des Pure Control Value wird vom Verbesserungspotential im Vergleich zum momentanen modus operandi und somit auch von der Effizienz des momentanen Managements bestimmt. Die Höhe eines potentiellen Expropriation Value hängt von dem zukünftigen Verhalten des Käufers gegenüber den Minderheitsaktionären ab. Zusammen führen diese Blöcke auf den Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens. Die Existenz von Synergien schliesslich wird durch die Natur der Aktiven von Bieter- und Zielgesellschaft determiniert und bestimmt, ob es einen Kontrollwert plus Synergien gibt. Da der letztere den Grenzpreis eines rationalen Käufers ausmachen sollte, kann ein höherer Angebotspreis als eine Überbezahlung klassifiziert werden. Abbildung 5: Value Building Block Framework235 Determinanten der „Building Blocks“ Verbesserungspotential / Effizienz momentanes Mgmt. Informationseffizienz Natur der Geschäfte von Käufer- u. Zielgesellschaft “Empire Building” und “Hybris” Verhalten eines Mehrheitsaktionärs Minority Discount Marktwert Unterbewertung am Markt Minority Value Kontrollwert Expropriation Value Pure Control Value Synergien Kontrollwert plus Synergien Angebotspreis Überbezahlung Somit variiert die Existenz und Höhe der einzelnen Wertbestandteile je nach Transaktionssituation und es ist schwierig, eine genaue Aussage darüber zu machen, ob eine Prämie über den Marktpreis nun eher die Folge von Synergien, einer vorherigen Unterbewertung durch den Markt oder eines f.; Taussig / Hayes (1968), S. 69, der solche Unterbewertungen auf die z.T. schlechte Informationspolitik des Managements zurückführt. 233 Vgl. Bebchuk (1982a), S. 1030-1033. 234 Vgl. Hayward / Hambrik (1997), 103 ff. 235 Einige Begriffe, die im Deutschen nicht gebräuchlich sind, werden hier und im Folgenden direkt aus dem Englischen übernommen. 42 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Minority Discounts ist.236 Diese Frage ist hier allerdings auch nicht entscheidend. Vielmehr soll dieses „Value Building Block Framework“ als differenziertes Denkgerüst für die konzeptionelle Verbindung von Fairness Standards und Unternehmenswerten im folgenden Unterabschnitt dienen. Es sei lediglich noch angemerkt, dass verschiedene empirische Studien zeigen, dass sich die gesamte Prämie des Angebots- über den Marktpreis vor der Übernahme je nach den konkreten Transaktionsumständen für die USA in der Grössenordnung von ca. 20-30% zu bewegen scheint.237 3.2.2 Verbindung von Fairness Standards mit Unternehmenswerten Hier soll nun versucht werden, die in Abschnitt 3.1 dargelegten Fairness Standards mit den soeben skizzierten Unternehmenswerten des Value Building Block Frameworks zu verbinden. So kann für jeden Standard dargelegt werden, welcher Unternehmenswert in der Unternehmensbewertung einer Fairness Opinion als Vergleichsmassstab für den Angebotspreis ermittelt werden sollte. 3.2.2.1 Market Standard of Fairness Aufgrund der Annahme effizienter Märkte reflektiert der Marktpreis den fairen Wert der Aktie, der wie oben dargelegt wurde, dem Minority bzw. Fair Market Value entspricht und somit einen Minority Discount enthält. Eine mögliche Fehlbewertung durch den Markt, die ein Käufer für sich ausnutzen könnte, kann es unter diesem Standard nicht geben. Deshalb ist jedes Übernahmeangebot, das marginal über dem Marktpreis liegt, als fair zu betrachten. Die Höhe des tatsächlichen Angebotspreises über den Marktpreis hinaus hängt allein von den Überlegungen des Bieters ab und ist für die Fairnessbeurteilung irrelevant.238 In Abbildung 6 ist dementsprechend im Value Building Block Framework der Minority Value als relevanter Vergleichsmassstab für den Angebotspreis in rot markiert. Alle Angebotspreise, die über diesem liegen, sind damit als fair zu betrachten.239 Abbildung 6: Faire Angebotspreise nach Market Standard Faire Angebotspreise = Marktwert Minority Value (Fair Market Expropriation Value) Value Kontrollwert Pure Control value Synergien Kontrollwert plus Synergien Angebotspreis Überbezahlung 236 Für empirische Studien zu dieser Fragestellung siehe Nathan / O’Keefe (1989); Slusky / Caves (1991); Stulz / Walkling / Song (1990). 237 Vgl. z.B. Hanouna / Sarin / Shapiro (2001), S. 5, für Kontrollprämien im internationalen Vergleich. Vgl. Moll (2004), S. 315, der von einem Minority Discount von 29-33% spricht. Vgl. Nenova (2000). 238 Dem Bieter steht es durchaus frei, eine Prämie über den Marktpreis zu zahlen, und er wird dies unter Umständen auch tun, um andere potentielle Bieter davon abzuhalten, in einen „Bidding War“ mit ihm zu treten. 239 Im Gegensatz zu Abbildung 5, wird der Block „Unterbewertung am Markt“ ausgelassen, da dieser nach dem Market Standard qua definitionem nicht existiert. Auch in den folgenden Abbildungen steht die rote Markierung für den relevanten Vergleichsmassstab. Der Pfeil deutet an, welche Angebotspreise dementsprechend als fair anzusehen sind. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 43 3.2.2.2 Independent Entity Standard of Fairness Massstab der Fairness ist hier der Wert des unabhängigen Unternehmens, der entgegen dem Market Standard durchaus vom Marktwert abweichen kann. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Fairness Opinion eine Aussage zur Fairness des Angebotes im Hinblick auf die einzelne am Markt gehandelte Aktie macht, die ja einen Minority Discount enthalten kann, oder den Kontrollwert des gesamten Unternehmens betrachtet. Die Fairness Opinion beurteilt den Angebotspreis, der für den Kontrollerwerb angeboten wird. Wer die Kontrolle erwerben will, muss den Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens ohne Minority Discount zahlen. Das bedeutet aber auch, dass Synergien nach diesem Fairness Standard unmassgeblich für die Fairnessbeurteilung sind, da diese eben nicht Wertbestandteil des unabhängigen Unternehmens sind. Abbildung 7:Faire Angebotspreise nach Independent Entity Standard Faire Angebotspreise Marktwert Unterbewertung am Markt Minority Value Kontrollwert Expropriation Value Pure Control Value Synergien Kontrollwert plus Synergien Angebotspreis Überbezahlung 3.2.2.3 Single-Owner Standard of Fairness Der Single-Owner Standard postuliert, dass ein Angebotspreis dann fair ist, falls er dem Preis entspricht, den ein hypothetischer Alleinaktionär in bilateralen Arm’s Length Verhandlungen mit dem Käufer erzielen könnte. Ein Alleinaktionär hat natürlich keinen Minority Discount hinzunehmen, weshalb der Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens die untere Grenze der Bandbreite fairer Werte nach diesem Standard bestimmt. Die Annahme von verkaufspreismaximierenden Verhandlungen führt jedoch dazu, dass der Alleinaktionär darüber hinaus versucht, sich zumindest einen Teil der Synergien anzueignen. Selbstverständlich hängt das Ergebnis dieser Verhandlung in der Realität von der jeweiligen Verhandlungsposition ab. Allerdings ist die Funktion eines solchen Standards ja gerade von der tatsächlichen Situation zu abstrahieren, um ein gewisses Fairnessideal sicherzustellen.240 Der hypothetische Alleinaktionär stellt mit Sicherheit Überlegungen zu potentiellen Synergien an, weshalb diese im Gegensatz zum Independent Entity Standard hier in die Fairnessüberlegungen miteinzubeziehen sind.241 Die Frage, wie hoch der Anteil der im Angebot abgegoltenen Synergien sein muss, bis ein Alleinaktionär sich eine Transaktion als „fair“ ansieht, kann dagegen nicht pauschal beantwortet werden.242 Wichtig ist hier erst einmal, dass diese in den Vergleichsmassstab zum Angebotspreis miteinbezogen werden sollten. 240 Siehe auch Unterabschnitt 2.2.8. 241 Vgl. hierzu auch Amit / Livnat / Zarowin (1989), S. 145, die ebenfalls davon ausgehen, dass sich die Aktionäre der Zielgesellschaft in Verhandlungen einen Teil der Synergien aneignen werden. 242 Vgl. DeAngelo (1990), S. 96: „There is no unique „fair” value for shares since no unique sharing rule for joint gains (Fortsetzung ...) 44 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Abbildung 8: Faire Angebotspreise nach Single-Owner Standard Faire Angebotspreise Alleinaktionär versucht sich Synergien anzueignen Marktwert Unterbewertung am Markt Minority Value Kontrollwert Expropriation Value Synergien Pure Control Value Kontrollwert plus Synergien Angebotspreis Überbezahlung 3.2.2.4 Auction-Based Standard of Fairness Da die Bieter in einer Auktion die Kontrolle über das Unternehmen erlangen wollen, ist der Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens auch unter diesem Standard als Minimalwert für den Vergleichsmassstab zum Angebotspreis anzusehen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass in einer kompetitiven Auktion ein Grossteil der Synergien des letzten in der Auktion verbliebenen Bieters an die Aktionäre der Zielgesellschaft geht. Als konkreter Benchmark kann der volle Synergiewert des Bieters, der mit dem zweithöchsten Gebot aus der Auktion ausscheidet, dienen.243 Auch hier hängt die Höhe des Angebotspreises zwar letztlich von den konkreten Transaktionsumständen in Bezug auf Ausmass des Wettbewerbs, Effektivität der Auktion und Natur der Bieter ab, dennoch kann postuliert werden, dass auch nach diesem Fairness Standard Synergien in die Fairness Opinion Beurteilung miteinzubeziehen sind. Abbildung 9: Faire Angebotspreise nach Auction-Based Standard Faire Angebotspreise Teil der Synergien geht in Auktion an Aktionäre der Zielgesellschaft Marktwert Unterbewertung am Markt Minority Value Kontrollwert Expropriation Value Pure Control Value Synergien Kontrollwert plus Synergien Angebotspreis Überbezahlung exists.“ 243 Vgl. Nenova (2000), S. 13: „In […] a competitive market for control, the equilibrium price of control paid by the control contest winner is just above the net-of-cost control benefits of the highest valuation losing contestant, and it gets fully transferred to those marginal shareholders who sell their shares to the winning control contestant.“ Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 45 3.3 Relevante Schnittstellen der Fairness Opinion ins Rechtssystem Prinzipiell könnte man die Logik nun fortführen und fragen, welche Unternehmensbewertungsmethoden sich für die Ermittlung der relevanten Unternehmenswerte unter den einzelnen Fairness Standards eignen. Allerdings wurde bis jetzt keine Aussage dazu gemacht, welcher der oben skizzierten Standards und Unternehmenswerte für die Fairness Opinion nun am massgeblichsten ist. Deshalb soll hier ein Einschub gemacht werden, da die Fairness Opinion Teil eines Übernahmeregimes ist, in welches sie sich einzuordnen hat. Hieraus kann versucht werden, genauere Aussagen zur Relevanz einzelner Fairness Standards und Unternehmenswerte zu gewinnen. Aus Sicht des Verfassers lassen sich in den USA zwei relevante Schnittstellen der Fairness Opinion zum Übernahmerecht herstellen. Die erste Schnittstelle ist das Verständnis von der Treuepflicht des Verwaltungsrates gegenüber den Aktionären in Übernahmesituationen. Denn die Fairness Opinion ist im Wesentlichen ein Instrument, um sicherzustellen, dass der Verwaltungsrat dieser nachkommt.244 Die zweite Schnittstelle sind die sogenannten „Shareholder Remedies“, welche die rechtlichen Alternativen des Aktionärs darstellen, falls eine Übernahme sanktioniert wird, dieser aber den angebotenen Preis nicht für fair hält. Auf diese Schnittstellen soll im Folgenden kurz eingegangen werden (Unterabschnitte 3.3.1 und 3.3.2), um daraus einige Grundsätze der Rechtsprechung und entsprechende Schlussfolgerungen für die Fairness Opinion abzuleiten (Unterabschnitt 3.3.3). 3.3.1 Schnittstelle 1: Treuepflicht des Verwaltungsrates bei Übernahmen Wie in Unterabschnitt 2.2.1 erläutert wurde, konkretisiert sich die Treuepflicht des Verwaltungsrates bei Übernahmen in den USA darin, den bestmöglichen Preis für die Aktionäre zu erzielen und damit den Shareholder Value zu maximieren. Dies sollte Grundlage der Bewertungsüberlegungen der Fairness Opinion sein, da diese eben dazu beitragen soll, dass der Verwaltungsrat diese Pflicht nicht aufgrund mangelnder Sorgfalt durch die Annahme eines unangemessenen Angebotes verletzt.245 Dies hat aber handfeste Folgen für den zugrunde zu legenden Unternehmenswert: „What becomes clear from this discussion is that fair value and fair price should include all of the socalled „synergies“ that managerial conduct consistent with fiduciary obligations can garner. […] shareholders of Acquired Corporation would reasonably anticipate that their managers would sell to the highest bidder, would exploit fully on their behalf the competitive strength of the market for corporate control of Acquired Corporation, and would bargain hard [to achieve maximum synergies].“246 Auch wenn in Unterabschnitt 2.1.2 hervorgehoben wurde, dass die Fairness Opinion keine explizite Aussage dazu macht, ob der Angebotspreis dem maximal erzielbaren Preis entspricht, so legt der Zweck der Fairness Opinion vor dem Hintergrund der Treuepflicht des Verwaltungsrates immerhin die Anwendung eines kaufpreismaximierenden Single-Owner247 oder Auction-Based Standard of 244 Siehe Unterabschnitte 2.2.1 und 2.2.2. 245 So auch Davidoff (2006), S. 1605, der deshalb sagt: „Fair is a relative concept, but here a fair „price“ can be defined as the highest price reasonably available.“ 246 Vgl. Campbell (1999), S. 144. 247 Der Verwaltungsrat ersetzt damit als Vertreter der Aktionärsinteressen gleichsam den hypothetischen Alleinaktionär des Single-Owner Standards. 46 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Fairness für die Bestimmung der Fairness Range nahe. Dies impliziert auf der Unternehmenswertebene die grundsätzliche Berücksichtigung von Synergien.248 3.3.2 Schnittstelle 2: Shareholder Remedies bei Übernahmen Nimmt ein Aktionär ein vorliegendes Angebot nicht an, aber eine Mehrheit der Aktionäre tut dies, so steht er mit einem Minderheitsanteil da, der aufgrund der akuten Gefahr der Übervorteilung durch den Mehrheitsaktionär und der geringeren Liquidität u.U. an Wert verloren hat. Aus Sorge um diese möglichen Nachteile und aus Unwissen über das Verhalten der anderen Aktionäre könnte ein Aktionär ex-ante sogar dazu bewegt sein, ein eigentlich inadäquates Angebot anzunehmen.249 Diese Zwangssituation versucht, das amerikanische Übernahmerecht durch zwei sogenannte „Shareholder Remedies“ zu verhindern, deren Relevanz für die Fairness Opinion im Folgenden erläutert wird. Appraisal Proceedings Unter Section 262 des Delaware Corporation Law kann ein Aktionär ein sogenanntes „Appraisal Right“ wahrnehmen, falls er einem Übernahmeangebot nicht zugestimmt hat, weil er dieses als inadäquat empfand.250 Der Aktionär erhält damit das Recht auf eine gerichtliche Schätzung des Fair Value seiner Anteile zum Zeitpunkt vor der Übernahme. Dieser wird ihm am Ende des Prozesses in bar zugesprochen und gegen das „überlebende“ Unternehmen geltend gemacht. Der Fair Value kann je nach Entscheidung des Gerichts wohlmerklich unter oder über dem tatsächlichen Angebotspreis liegen.251 Konsequenzen für Fairness Opinion: Der im Appraisal ermittelte Fair Value ist quasi die Rückfallalternative für den Aktionär. Würde die grundsätzliche Fair Value Definition vor Gericht nach obenhin stark von derjenigen der Fairness Opinion abweichen, würde das Urteil der Fairness Opinion unter Umständen irrelevant werden. Ein Aktionär würde dann systematisch antizipieren, dass der Fair Value des Appraisals über der Fair Value Bandbreite der Fairness Opinion liegt, die Fairness Opinion ignorieren und nach etwaiger Annahme des Angebotes durch weniger rationale Aktionäre versuchen, den höheren Appraisal-Wert vor Gericht einzuklagen. Die Grundsätze zur Bestimmung des Fair Value im Rahmen der Fairness Opinion sollten somit aus Effizienzgesichtspunkten tendenziell weniger konservativ sein als jene vor Gericht. Somit könnte die Fairness Opinion als vorgelagerter Check dienen und kostspielige Appraisal-Verfahren vermeiden. Breach of Fiduciary Duty Claim Während der Aktionär beim Appraisal einzig behauptet, dass der angebotene Preis nicht den fairen Wert des Unternehmens vor der Übernahme reflektiert, wird hier den verantwortlichen Organen 248 Vgl. Wertheimer (1998), S. 712, der eine ähnliche zweckbezogene Argumentationskette für das gerichtliche Appraisal anwendet: „it is crucial that courts determine fair value in a manner consistent with the purpose of the remedy.“ (Hervorhebung nicht im Original). 249 Vgl. Bebchuk (1982a), S. 1040: „The threat of a subsequent freezeout may thus pressure shareholders to tender their shares for the premium offered, even if the premium is one they would likely reject were they able to organize.“ 250 Vgl. Cede & Co. v. Technicolor, Inc., 684 A.2d 289 (Del. 1996). Für die genauen Voraussetzungen eines Appraisals vergleiche Woo (1995), S. 722 ff. Nach dem Model Business Corporation Act (MBCA) stehen Appraisals grundsätzlich in folgenden Fällen zur Verfügung: „1) consummation of a plan of merger; 2) consummation of a plan of share exchange; 3) consummation of a sale or exchange of all, or substantially all, of the property of the corporation outside of the usual and regular course of business; and 4) certain amendments to the corporation’s articles of incorporation.“ (siehe Model Business Corporation Act 13.02 (a) (1991)). In Delaware hingegen ist ein Appraisal nur bei „Mergers“ und „Consolidation Transactions“ möglich (Del. Code Ann. tit. 8, §262 (1991 & Supp. 1996)). 251 Vgl. Campbell (1999), S. 108 f. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 47 vorgeworfen, ihre Sorgfalts- und Treuepflichten nicht erfüllt zu haben. Die gesamte Transaktion wird als unfair angesehen und alle ihre Aspekte stehen zur Disposition.252 Dabei spielt neben dem Verhalten der Organe („Fair Dealing“) vor allem die Beurteilung der Fairness des angebotenen Preises in einem „Fair Price Test“ eine zentrale Rolle und ist vor Gericht abzuklären.253 Gerichte unterscheiden dabei explizit zwischen dem Anspruch auf Fair Value beim Appraisal und dem Anspruch auf Fair Price beim Fiduciary Duty Claim. Allerdings ist es Praxis der Gerichte, in Fällen, bei denen es nicht um irgendeine Art des „Unfair Dealing“, sondern lediglich um die Angemessenheit des Preises geht, nur Appraisal Claims auf den Fair Value zuzulassen.254 Konsequenzen für Fairness Opinion: Da die Fairness Opinion der Konzeption nach eigentlich auch ein „Fair Price Test“ ist, legt dies nahe, dass deren zugrundeliegende Unternehmensbewertung ähnlichen Grundsätzen folgen sollte, um die Fairness des Angebotspreises zu beurteilen. Fairness Opinions können damit u.U. ex ante ein kostspieliges Verfahren vermeiden, indem sie als quasiäquivalenter, unabhängiger „Fair Price Test“ auf einer vorgelagerten Entscheidungsstufe fungieren. Denn wie im vorherigen Unterabschnitt nochmals deutlich gemacht wurde, soll die Fairness Opinion ja gerade dazu beitragen, dass der Verwaltungsrat seine Fiduciary Duties einhält und es eben nicht zu gerichtlichen Klagen kommt.255 Es würde also aus einer Prozesseffizienzperspektive keinen Sinn machen, wenn Gericht und Investmentbank stark voneinander abweichende Fairness Standards und Wertmassstäbe anwenden. 3.3.3 Bewertungsgrundsätze der amerikanischen Rechtsprechung und Schlussfolgerungen für die Fairness Opinion Was wird nun vor Gericht unter Fair Value bzw. Fair Price verstanden, und welche Bewertungsgrundsätze werden bei deren Ermittlung zugrunde gelegt, die aufgrund der vorangegangenen Überlegungen auch für Fairness Opinions von Relevanz sein könnten? Es muss hier erst einmal festgehalten werden, dass der Vorwurf der mangelnden Standardisierung und begrifflichen Verwirrung den Gerichten in gleichem Masse gemacht wird wie den Investmentbanken bei der Fairness Opinion.256 Dennoch lassen sich einige zentrale Grundsätze identifizieren, aus denen sich, auch wenn sie vor Gericht nicht immer einheitlich Anwendung finden, Schlüsse für die Relevanz der einzelnen Fairness Standards und Unternehmenswerte bei der Fairness Opinion ableiten lassen. Pro Rata Doktrin Die Pro Rata Doktrin hält fest, dass vor Gericht nicht der Fair Market Value der einzelnen Aktie, sondern nur der Pro Rata Fair Value des gesamten Unternehmens relevant ist: „Dissenting shareholders should be entitled to receive a pro rata share of the value of the corporation as a whole, 252 Vgl. MRI Radiology Associates, P.A., v. Kessler, 898 A.2d 290, 311 (Del. Ch. 2006): „[…] all aspects of the transaction are examined as a whole in order to aid in coming to the bottom-line conclusion of whether the transaction was fair.“ 253 Vgl. MRI Radiology Associates, P.A., v. Kessler, 898 A.2d 290, 311 (Del. Ch. 2006): „In a non-fraudulent transaction, therefore, price may be the preponderant consideration outweighing other features of the merger.“ Vgl. Van den Berg (1984), S. 1116. 254 Vgl. Campbell (1999), S. 111 f. Fiduciary Duty Claims sind zudem langwieriger und schwerer durchzubringen. 255 Siehe auch Campbell (1999), S. 110: „In all cases, whether or not a conflict is present, managers’ conduct in acquisitions is measured against some fair price criterion.“ 256 Vgl. Campbell (1999), S. 105: „To a significant extent, courts’ difficulties in dealing with such matters are the result of their inability or unwillingness to articulate fundamental underlying principles for fair value and fair price determinations.“ Vgl. Elson (1992), S. 960; Hamermesh / Wachter (2005), S. 6. 48 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions rather than the value of their minority interest.“257 Explizite oder implizite Abschläge von diesem Pro Rata Wert, die im Marktpreis enthalten sein können, wie z.B. Minority- oder Illiquidity Discounts, sind auf Ebene des Aktionärs vor Gericht verboten.258 Vor allem in Situationen, wo ein Mehrheitsaktionär schon die Kontrolle hält, könnte die Berücksichtigung eines Minority Discounts sonst zu einer ungerechten Vermögensverlagerung führen.259 Die Pro Rata Doktrin sollte auch Gültigkeit im Fairness Opinion Kontext besitzen, denn ihre Ablehnung würde zu einem deutlichen Gegensatz zur Praxis der Gerichte führen. Der Fair Market Value, der Minority oder Illiquidity Discounts enthalten kann, ist somit ein ungeeigneter Vergleichsmassstab für die Fairness eines Angebots, weshalb aus dieser Perspektive der Market Standard of Fairness abzulehnen ist.260 Ablehnung der Markteffizienzhypothese und Hidden Value Model Gerichte haben die Markteffizienzhypothese in zahlreichen Fällen abgelehnt, so dass sich hieraus die prinzipielle Verwerfung von Marktwerten als Massstab für den fairen Wert des Unternehmens ergibt: „A fundamental premise of judicial valuation is that markets are subject to inefficiencies and, accordingly, judges are justified if they choose to readjust or ignore market price in determining value.“261 Ein Grund, der hierfür angeführt wird, sind die teils erratischen Schwankungen des Aktienmarktes, die in zumindest temporären Anomalien resultieren können. Dies könnte insbesondere ein Mehrheitsaktionär beim Aufkaufen von Minderheitsanteilen für sich ausnutzen, indem er den Zeitpunkt des Squeeze-Outs entsprechend wählt.262 Deshalb hält das Leiturteil Rapid-American Corp. v. Harris fest: „Recent price changes in the stock market dramatically illustrate the defects of an overstated reliance on marketprice to determine a corporation’s intrinsic value in an appraisal proceeding.“263 Doch auch aus einer institutionellen Perspektive eignet sich der Marktpreis nicht als Fair Value Massstab vor Gericht. In den meisten Übernahmen wird eine Prämie über den Marktpreis gezahlt. Wird dem Aktionär in einem Gerichtsverfahren jedoch nur der Marktpreis zugesprochen, sind sowohl Appraisal als auch Fiduciary Duty Claim in vielen Fällen nutzlos, da der Marktpreis meist niedriger sein wird als der Angebotspreis.264 257 Vgl. Wertheimer (1998), S. 649; Yee (2005), S. 540; Moll (2004), S. 296 und 311. 258 Vgl. Wertheimer (1998), S. 641 zu den beiden entscheidenden Urteilen In re Appraisal of Shell Oil Co., 607 A.2d 1213, 1218 (Del. 1992) und Cavalier Oil Corp. v. Harnett, 564 A.2d 1137, 1144 (Del. 1989). Vgl Silverstein (2003), S. 13 ff. Es ist umstritten, ob „Discounts“ auf „Corporate Level“ angebracht werden dürfen, denn die Erhöhung des Diskontsatzes zur Reflektierung einer „Size Premium“ beispielsweise unterscheidet sich im Resultat nicht von einem direkten Abschlag auf Ebene des Aktionärs (vgl. Coates IV (1999)). 259 Vgl. Wertheimer (1998), S. 644: „[…] failure to accord to a minority shareholder the full proportionate value of his shares imposes a penalty for lack of control, and unfairly enriches the majority shareholders who may reap a windfall from the appraisal process […].“ 260 Siehe auch Smith v. Van Gorkom, 488 A.2d 858, 876 (Del. 1985): „[…] the parties do not dispute that a publiclytraded stock price is solely a measure of the value of a minority position and, thus market price represents only the value of a single share.“ Vgl. Daeniker (2005), S. 128. 261 Vgl. Yee (2005), S. 538; Silverstein (2003), S. 6 ff. 262 Vgl. Wertheimer (1998), S. 637 ff. Zudem könnte ein kontrollierender Mehrheitsaktionär dem Markt auch wertrelevante Informationen vorenthalten, um somit den Marktpreis zusätzlich künstlich tief zu halten. Vgl. DeAngelo (1986), S. 403, die diese Gefahr bei Going Privates mit Managementbeteiligung diskutiert. Vgl. Cede & Co. v. Technicolor, Inc., 684 A.2d 289, 301 (Del. 1996): „[…] information and insight not communicated to the market may not be reflected in stock prices.“ 263 Siehe Rapid-American Corp. v. Harris, 603 A.2d 796, 806 (Del. 1992). 264 Vgl. Wertheimer (1998), S. 634: „[…] if a court defers to market price in assessing fair value, the appraisal remedy will be of no value to a dissenting shareholder.“ Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 49 Schon aus Gründen der Konsistenz mit der gerichtlichen Praxis sollte somit der Market Standard of Fairness für die Fairness Opinion irrelevant sein. Diese zieht bei genauerem Hinsehen aber sogar ihre eigentliche Legitimation aus der Ablehnung der Markteffizienzhypothese. Das Grundlagenurteil Smith v. Van Gorkom sah die Sorgfaltspflicht durch den Verwaltungsrat im konkreten Fall verletzt, obgleich die Prämie des vorliegenden Angebots zum Marktpreis mit 55% relativ hoch war. Das Gericht hielt fest, der Markt hätte die Aktie historisch unterbewertet, so dass die hohe Prämie alleine kein hinreichendes Indiz für die Angemessenheit des Angebotspreises gewesen sei. Eine Fairness Opinion mit Inputs vom Management hätte sich jedoch als „Credible Check“ für diese vom Markt nicht erkannten „Hidden Values“ geeignet.265 Dieses „Hidden Value Model“ lässt sich allerdings nicht mit dem Market Standard of Fairness vereinbaren. Einbezug von Synergien und zukünftig zu realisierenden Werten Der für das Appraisal relevante Fair Value ist der Going Concern Value vor der Übernahme: „The basic concept of value under the appraisal statute is that the stockholder is entitled to be paid for that which has been taken from him, viz, his proportionate interest in a going concern.[…] In determining what figure represents this true or intrinsic value, the appraiser and the courts must take into consideration all factors and elements which reasonably might enter into the fixing of value.“266 In Bezug auf Synergien und zukünftige zu realisierende Werte hält das Leiturteil Weinberger v. UOP, Inc. fest, dass nur „speculative elements of value that may arise from the accomplishment or expectation of the merger“ von der Betrachtung ausgeschlossen werden sollten. Zukünftige Werte, die sich aus der Natur des Geschäfts („nature of the business“) ergeben und zum Zeitpunkt der Übernahme bekannt sind oder sich bekräftigen lassen, können jedoch durchaus miteinbezogen werden.267 Hierunter fallen vor allem auch Werte, deren Realisierung das momentane Management lediglich in Betracht gezogen hat, auch wenn noch keine konkreten Massnahmen getroffen wurden.268 Der Einbezug von Synergien aus der Kombination mit dem Geschäft des Käufers wird jedoch nach herrschender Meinung abgelehnt, auch wenn vereinzelte Urteile anders interpretiert werden können.269 Eine andere Auffassung wird beim Fiduciary Duty Claim vertreten, wo es ja nicht um den Fair Value, sondern den Fair Price geht, also „the highest value reasonably achievable.“270 Obgleich auch hier teilweise Verwirrung herrscht, geht die herrschende Meinung wohl dahin, dass der Fair Price unter dem Fiduciary Duty Claim zumindest einen Teil der Synergien reflektieren sollte.271 265 Vgl. Black / Kraakman (2002), S. 526: „Because others may miss the company’s hidden value, the board must value the firm itself, preferably with an investment bankers’ assistance.“ 266 Siehe Tri-Continental Corp. v. Battye, 74 A.2d 71 (Del. Ch. 1950). 267 Siehe Weinberger v. UOP, Inc., 457 A.2d 701, 713 (Del. 1983): „But elements of future value, including the nature of the enterprise, which are known or susceptible of proof as of the date of the merger and not the product of speculation, may be considered.“ Vgl. Koppelman (2004). 268 Vgl. Rosenbloom / Aufses III (1990), S. 15, die deshalb sagen, dass falls über eine Aufspaltung der Firma nachgedacht wird, diese Option auch grundsätzlich in die Wertüberlegungen miteinfliessen sollte. 269 Vgl. Cede & Co. v. Technicolor, Inc., 684 A.2d 289 (Del. 1996): „[…] that value [added by a majority acquiror] is not a part of the going concern in which a dissenting shareholder has a legal (or equitable) right to participate.“ Vgl. Hamermesh / Wachter (2005), S. 47 ff. für eine Diskussion hierzu. Vgl. Campbell (1999), S. 122 ff.: „The right of dissenting shareholders to share in the synergy generated by acquisitions, therefore is uncertain.“ 270 Siehe Cinerama, Inc. v. Technicolor, Inc., 663 A.2d 1156, 1163 (Del. 1995). 271 Vgl. Campbell (1999), S. 129 ff.: „Although the product of a convoluted pedigree, the generally accepted rule is that fair price includes some portion of synergy.“ 50 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Für die Fairness Opinion lassen sich aus diesen Ausführungen folgende Schlussfolgerungen ziehen: • Der Going Concern Value des unabhängigen Unternehmens vor der Übernahme, der im Appraisal relevant ist, entspricht grundsätzlich dem Kontrollwert des Independent Entity Standard. Unter den in Unterabschnitt 3.3.2 aufgeführten Konsistenzgesichtspunkten sollte dieser zumindest die untere Grenze der Fairness Range bestimmen • Es stellt sich allerdings die Frage, wieviel des Pure Control Value, der sich aus einer zukünftigen Verbesserung des Geschäfts ergeben könnte, im Going Concern Value enthalten sein sollte. Das Weinberger Urteil hält hierzu wie gesagt fest, dass erst in der Zukunft zu realisierende Werte, wie eben die Ausschöpfung von Verbesserungspotentialen, miteinbezogen werden können, sofern sie nicht rein spekulativer Natur sind. Auch die Berücksichtigung der Treuepflicht des Verwaltungsrates, deren Einhaltung die Fairness Opinion ja unterstützen soll, deutet in diese Richtung. Demnach sollten alle potentiellen Werte miteinbezogen werden, die ein seinen Treuepflichten nachkommendes Management mit einer angemessenen Wahrscheinlichkeit („reasonable probability“) realisieren kann.272 Schliesslich kann die Corporate Opportunity Doktrin, die bei Appraisals im Falle von Management Buyouts zur Anwendung kommt, Anhaltspunkte liefern. Diese besagt, dass nicht nur die Ertragskraft der zum Zeitpunkt der Unternehmensbewertung existierenden Aktiven relevant ist, sondern unter bestimmten Bedingungen auch jene Werte in den Going Concern Value miteinzubeziehen sind, die sich vernünftigerweise durch zukünftige Investitionsprogramme erzielen lassen, eben auch, wenn diese Investitionen noch nicht getätigt sind.273 • Neben den Ausführungen zur Treuepflicht des Verwaltungsrates (Unterabschnitt 3.3.1) legt auch die in Unterabschnitt 3.3.2 geforderte Konsistenz mit der gerichtlichen Fair Price Definition des Fiduciary Duty Claim den Einbezug von Synergien im Fairness Opinion Kontext nahe. Single-Owner Standard bzw. Auction-Based Standard, die ja beide die Berücksichtigung von Synergien implizieren, sollten somit die obere Grenze der Fairness Range bestimmen. Dass Synergien tatsächlich eine wichtige Rolle im Rahmen von Fairness Opinions spielen können, zeigt die Übernahme von Gillette durch Procter & Gamble. Hier wurde sogar ein Gutachten zu den erbrachten Fairness Opinions angefertigt, in dem es in erster Linie um den zu tief angesetzten Wert der Synergien ging.274 Auch die NASD bezieht sich in ihrem Vorschlag für die neue Rule 2290 explizit auf Synergien als Informationskategorie, zu der Angaben zu machen sind.275 Zudem zeigen empirische Studien, dass die Aktionäre der Zielgesellschaft sich selbst dann einen Grossteil der Synergien aneignen, wenn es nur einen Bieter gibt.276 Würden Fairness Opi- 272 So auch Rams (1975), S. 117 f., der hier von der „Reasonable Probability Doctrine“ spricht: „The essence of this doctrine is recognition of prospective value if there is a reasonable probability of occurrence.“ Vgl. auch Campbell (1999). 273 Vgl. Hamermesh / Wachter (2005), S. 1: „The definition of fair value must include not only the present value of the firm’s existing assets, but also the future opportunities to reinvest free cash flow, including reinvestment opportunities identified, even if not yet developed, before the merger.“ (Hervorhebung nicht im Original). Vgl. Hamermesh / Wachter (2005), S. 47 f. für die drei Bedingungen die hierfür erfüllt sein müssen: „1) Is the corporation financially able to exploit the opportunity?, 2) Is the opportunity within the corporation’s line of business?, 3) Does the corporation have an interest or expectancy in the opportunity?“ Vgl. Slap (2004), S. 35; Aidnun / Atkinson (2002), S. 13. 274 Vgl. Aggarwal (2005), S. 2: „[…] there are discrepancies between the public statements made by Gillette and P&G officers about the value of the merger and their internal company projections. […] Both of these issues would benefit P&G shareholders at the expense of Gillette shareholders.“ Vgl. auch Morgensohn (2005a), S. 4. 275 Vgl. NASD (2005), S.7. 276 Vgl. Andrade et al. (2001), S. 118. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 51 nions allein auf den Independent Entity Standard abstellen, würden sie diesem Faktum keine Rechnung tragen. Abbildung 10 fasst die Konsequenzen für die Fairness Opinion aus den Schnittstellen in das Übernahmerecht nochmals im Value Building Block Framework zusammen. Abbildung 10: Konsequenzen der Schnittstellen ins Rechtssystem für Fairness Opinion Relevant für Fairness Opinion Marktwert Unterbewertung am Markt Ablehnung ergibt sich aus Hidden Value Model und Ablehnung der Markteffizienzhypothese Minority Value Kontrollwert Expropriation Value Ablehnung ergibt sich aus Pro Rata Doktrin 3.4 Eignung verschiedener Fairness Opinions Pure Control Value Synergien Relevanz ergibt sich aus Fair Value Definition des Appraisals Kontrollwert plus Synergien Angebotspreis Überbezahlung Relevanz ergibt sich aus Treuepflicht des VWR und Fair Price Test des Fiduciary Duty Claims Unternehmensbewertungsmethoden für Vor dem Hintergrund der diskutierten Fairness Standards und deren Implikationen für den in der Fairness Opinion relevanten Unternehmenswert soll nun gefragt werden, welche in der Literatur verbreiteten Unternehmensbewertungsmethoden sich entsprechend für den Einsatz im Fairness Opinion Kontext eignen. Hierzu wird zunächst eine kurze Übersicht zu verbreiteten Unternehmensbewertungsmethoden gegeben (Unterabschnitt 3.4.1). Daraufhin wird vor dem Hintergrund der Ausführungen von Abschnitt 3.3 versucht, die Methoden den einzelnen Fairness Standards zuzuordnen und Aussagen zu deren Eignung im Fairness Opinion Kontext zu machen (Unterabschnitt 3.4.2). Danach wird gefragt, welche Unternehmensbewertungsmethoden im Rahmen von gerichtlichen Appraisals präferiert werden, woraus sich eventuell weitere Schlüsse ergeben könnten (Unterabschnitt 3.4.3). Schliesslich werden die Ergebnisse in Form eines Frameworks zusammengefasst, welches Fairness Standards, dazugehörige Unternehmenswerte und Unternehmensbewertungsmethoden miteinander verbindet (Unterabschnitt 3.4.4). 3.4.1 Übersicht zu in der Literatur verbreiteten Unternehmensbewertungsmethoden Die folgenden Tabellen geben eine Übersicht über die in der Literatur gängigsten Unternehmensbewertungsmethoden mit einigen vorgebrachten Vor- und Nachteilen.277 Die Unternehmensbewer277 In Anhang 4 sind zudem Bewertungsformeln zum Dividend Discount Model, zur Ertragswertmethode, zur DCF(Fortsetzung ...) 52 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions tungsmethoden lassen sich dabei unterteilen in Fundamentalbewertungsmethoden (Dividend Discount Model, Ertragswertmethode, DCF-Methode und Residual Income Model), marktbasierte Vergleichsverfahren (Trading und Transaction Multiples) und Einzelbewertungsverfahren. Auf eine ausführliche Erläuterung der einzelnen Methoden wird bewusst verzichtet. Vielmehr sollen die wesentlichen methodischen Grundlagen überblicksartig zusammengefasst werden, auf denen dann in den nachfolgenden Kapiteln aufgebaut werden kann. Methoden oder Benchmarks, die in der Literatur kaum behandelt werden, aber in der Fairness Opinion Praxis Verwendung finden, werden erst in Kapitel 4 diskutiert. Tabelle 5: Übersicht Dividend Discount Model (DDM)278 Beschreibung Vorteile (+) /Nachteile (-) Eigenkapitalwert als Summe der diskontierten zukünftigen Dividen- + Einfach und intuitiv verständlich denzahlungen + Dividenden über kurze Zeithorizonte gut prognostizierbar, Annahme konstanter Dividende, konstant wachsender Dividende oder da relativ konstant eines Mehrphasenmodells mit verschiedenen Wachstumsphasen + Grundsätzlich geeignet für Firmen mit stabilem Wachstum, Verwendung von Eigenkapitalkosten zur Diskontierung konstanter Dividendenpolitik und hoher Ausschüttungsquote - Dividenden reflektieren über kurze Frist nur Verteilung von Wert, nicht dessen Generierung279 - Wenig geeignet bei erratischem Wachstum, inkonsistenter Dividendenpolitik, geringer Ausschüttungsquote - Schwierigkeit, Dividenden langfristig vorherzusagen und hohe Sensitivität bzgl. ewiger Dividendenwachstumsrate Tabelle 6: Übersicht Ertragswertmethode280 Beschreibung Vorteile (+) /Nachteile (-) Unternehmenswert als Summe der diskontierten zukünftigen auschüttungsfähigen Gewinne Ausschüttungsfähiger Gewinn, entweder voll ausgeschüttet oder gewisse Ergebnisthesaurierung Restwertberechnung mit oder ohne Wachstum über ewige Rente. Eventuell Einsatz von Mehrphasenmodellen zur Wachstumsnormalisierung Risikozuschlagsmethode berücksichtigt Unsicherheit über Risikozuschlag bei Eigenkapitalkosten (CoE) Risikoabschlagsmethode nimmt Abschlag für Unsicherheit im Zähler vor und verwendet risikofreien Zins zur Diskontierung + Verlangt explizite Annahmen zur Ausschüttungspolitik + Rechungslegungsbasierte Bewertung mit Fokus auf periodengerechtem „Value Added“. Keine direkte Wertverminderung durch Investitionen - Anfällig gegenüber Rechnungslegungsverzerrungen - Unsicherer und sensitiver Restwert macht Grossteil des Unternehmenswertes aus Methode und zum CAPM aufgeführt. 278 Vgl. Loderer et al (2005), S. 737; Spremann (2002), S. 218 ff.; Penman (2003), S. 89 ff. Vgl. Damodaran (2002), S. 322 ff. für verschiedene Varianten des DDM. Der Begriff der Dividendenzahlung ist hier weit gefasst. Neben den jährlichen Dividenden sind alle Ausschüttungen an den Aktionär wie Aktienrückkäufe, Liquidationsdividenden und Sonderdividenden miteinzubeziehen. 279 Vgl. Penman (2006), S. 50: „Value is generated by trading with customers, not by paying dividends out of that value.“ 280 Vgl. Ballwieser (2004), S. 12 ff. und S. 66 ff. für eine Diskussion der Ertragswertmethode. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 53 Tabelle 7: Übersicht Discounted Cash Flow Methode (DCF)281 Beschreibung Vorteile (+) /Nachteile (-) Unternehmenswert als Summe der diskontierten zukünftigen Free Cash Flows (FCF = operativer Cash Flow – Capex), die zur Ausschüttung zur Verfügung stehen Basiert auf FCF an Aktionäre (Flow-to-Equity, FTE) nach Abzug von Fremdkapitalzinsen (Equity-Ansatz / Nettoverfahren) oder FCF zugunsten von Aktionären und Fremdkapitalgebern vor Abzug von Fremdkapitalzinsen (Entity-Ansatz / Bruttoverfahren) Explizite Prognose der FCF über Detailplanungsperiode (Forecast Horizon), danach Restwertberechnung (Terminal Value) Restwertberechnung mit oder ohne Wachstum oder basierend auf Terminal Value Multiples282 Führt nach Entity-Ansatz auf Firm Value (Wert Eigenkapital + Nettoverschuldung), nach Equity-Ansatz auf Wert des Eigenkapitals Bei Entity-Ansatz ergibt sich Eigenkapitalwert erst nach Abzug von Nettoverschuldung und anderer Firm Value Adjustments283 Diskontierung der FCF des Gesamtunternehmens bei Entity-Ansatz entweder mittels gewichteter Kapitalkosten (WACC-Methode) oder Annahme eines voll eigenfinanzierten Unternehmens und separate Berechnung von Tax Shields (APV-Methode)284 Ermittlung der Eigenkapitalkosten (CoE) oft mit marktbasierten Methoden wie CAPM oder APM285 + Verbreitet und intuitiv einsichtig + Zahlungsstromorientierung mit weniger Verzerrung durch Unterschiede in der Rechnungslegung als bei gewinnbasierten Methoden + Gut geeignet bei Unternehmen mit positiven FCF, relativ stabilem Wachstum und guten Risikoproxies + Saubere Trennung von operativer und kapitalstrukturbedingter Wertschöpfung bei APV-Methode + Gut geeignet zur Strategiebewertung im Rahmen eines Value-Based Managements (VBM) - Restwertproblem wie bei Ertragswertmethode - Zum Teil missverstandenes Liquidationskonzept: weniger Investitionen führen zu höherem Wert - Lange Prognoseperiode erforderlich, um bei wachsenden Investitionen Werteffekte zu erfassen - Schwierig bei jungen Firmen mit negativen FCF, Firmen mit Bankrottgefahr, zyklischen Firmen mit unstetem Wachstum und Firmen mit sehr hohem Wachstum - Zahlreiche Einzelprobleme bei Kapitalkostenbestimmung (Zirkularität bei Gewichtung im WACC, periodenspezifische Verschuldungsgrade etc.) Tabelle 8: Übersicht Übergewinnverfahren / Residual Income Model (RIM) 286 Beschreibung Vorteile (+) /Nachteile (-) Wert des Eigenkapitals = Buchwert des Eigenkapitals plus Barwert der erwarteten Übergewinne (Abnormal Earnings) Übergewinn ist Gewinn, der über die Eigenkapitalkosten hinaus erwirtschaftet wird Buchwert repräsentiert „Stock of Resources“, der „Normal Earnings“ erwirtschaftet, welche gerade die Eigenkapitalkosten decken287 Competitive Advantage Periode (CAP) bestimmt die Länge des Wettbewerbsvorteils, der Übergewinne ermöglicht. Annahme, dass Wettbewerbsdruck Übergewinne langfristig verschwinden lässt Economic Profit Modell und Economic Value Added (EVA) als populäre Vertreter der Übergewinnverfahren + Expliziterer Einbezug von Wettbewerbsüberlegungen als in anderen Methoden + Einbezug von Buchwert führt zu „Frontlastigkeit“ und weniger Gewicht für unsicheren Restwert + Robust gegenüber Wahlrechten der Rechnungslegung über die Zeit hinweg + Vor- und Nachteile einer rechungslegungsbasierten Bewertung wie bei Ertragswert - Werthaltigkeit des bilanziellen Eigenkapitals unter Umständen nicht gegeben, so dass kein guter Proxy für Wert der „Normal Earnings“ - Nur gültig, falls Clean Surplus Relation erfüllt288 281 Vgl. Ballwieser (2004), S. 111 ff.; Damodaran (2002), S. 351 ff.; Dück-Rath (2004), S. 37 ff.; Kruschwitz / Löffler (2003), S. 731 ff. und Ballwieser (2003), S. 734 f. 282 Vgl. Campbell (2003), S. 30 zu Terminal Value Multiples. Hier wird am Ende der Planungsperiode eine relevante Bezugsgrösse wie z.B. EBITDA mit einem Multiple multipliziert, um den Restwert zu bestimmen. Dieser so ermittelte Wert repräsentiert natürlich nichts anderes als den Wert des Unternehmens am Ende der Planungsperiode. Vgl. auch Brealey et al. (2005), S. 509-511. 283 Zu diesen zählen neben der Nettoverschuldung auch der Wert der Minderheitsanteile, der nicht den Eigenkapitalgebern zusteht sowie Unfunded Pension Liabilities. Vgl. Damodaran (2002), S. 438 ff.; Ernst / Schneider / Thielen (2006), S. 133 ff. 284 Vgl. Krolle (2001), S. 18 ff.; Wagner / Aders (2004); Arzac / Glosten (2005) für eine Diskussion zur Bewertung von Tax Shields. 285 Vgl. zum Capital Asset Pricing Model (CAPM) und Arbitrage Pricing Model (APM) Damodaran (2002), S. 69 ff. Vgl. im Speziellen zu ß-Faktoren Timmreck (2002) und zu mehrperiodigen Anwendungen Röder / Müller (2001). 286 Vgl. Penman (2004), 140 ff.; Ballwieser (2004), S. 186 ff.; Prokop (2004), S. 188; Richter / Honold (2000), S. 265 ff. 287 Vgl. Venkatachalam / Subranmanyam (1998), S. 10. 288 Das RIM lässt sich aus dem DDM ableiten, falls die sogenannte Clean Surplus Relation (CSR) erfüllt ist, d.h. der Buchwert der nächsten Periode entspricht dem Buchwert der vorherigen Periode plus Reingewinn minus Dividenden. Veränderungen des Eigenkapitals, die nicht durch die Erfolgsrechnung laufen, führen zu einer Verletzung der CSR (vgl. z.B. Ohlson (2005), S. 323 ff.). 54 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Tabelle 9: Übersicht Trading Multiples289 Beschreibung Vorteile (+) /Nachteile (-) Wahl einer „Peer Group“ von börsennotierten Unternehmen, die nach verschiedenen wertrelevanten Kriterien wie Wachstum, Risiko, Profitabilität etc. vergleichbar mit dem Bewertungsobjekt sind Berechnung von marktbasierten Multiples für Vergleichsunternehmen, z.B. P/E, FV/EBITDA, FV/EBIT, FV/Sales und Wahl des für die Bewertung relevanten Multiples Anwendung des selektierten Multiples (z.B. 8x FV/EBITDA) auf die entsprechende Bezugsgrösse des zu bewertenden Unternehmens (z.B. EBITDA von $100 Mio.) ergibt Firm Value bzw. Equity Value + Geringe Bewertungskomplexität und Schnelligkeit der Bewertung + Marktpreise der Peers enthalten implizite, aktuelle Annahmen zu Wachstum und Kapitalkosten + Referenzmethode und Plausibilisierung für komplexere Bewertungsverfahren + Leichte Kommunizierbarkeit290 - Nutzen der Methode hängt von Vergleichbarkeit der Unternehmen ab, die oft nicht gegeben ist291 - Über- und Unterbewertungen des Marktes haben Einfluss auf Bewertung292 - Marktbasierte Methoden haben eventuell inhärenten Minority Discount - Vernachlässigt u.U. wertrelevante Bewertungsdetails Tabelle 10: Übersicht Transaction Multiples293 Beschreibung Vorteile (+) /Nachteile (-) Gleiche Anwendungslogik wie bei Trading Multiples, allerdings hier Betrachtung vergleichbarer Übernahmetransaktionen Implizite Kontrollprämien und im Kaufpreis abgegoltene Synergien vergleichbarer Transaktionen werden somit auf zu bewertendes Unternehmen übertragen294 + Einfache Möglichkeit, Synergien und Kontrollprämien vergleichbarer Transaktionen in die Bewertung miteinzubeziehen - Mangelnde Vergleichbarkeit von Vergleichsunternehmen, Übernahmeumfeld und Käufernatur (Synergiepotential) können Bewertung verzerren Tabelle 11: Übersicht Einzelbewertungsverfahren295 Beschreibung Vorteile (+) /Nachteile (-) Einzelbewertungsverfahren sehen Unternehmen als Ansammlung von Einzelaktiven und vernachlässigen interne Synergieeffekte Verschiedene Varianten, die auf bilanziellen Buchwert, Wiederbeschaffungswert (Substanzwert) oder Liquidationswert abstellen Summe der Werte der Einzelaktiven abzüglich der Verbindlichkeiten ergibt Wert des Eigenkapitals + Geeignet, um Wertuntergrenze im Liquidationsfall zu ermitteln - Nicht zukunftsbezogen - Nicht geeignet für Bewertung von Going Concern Unternehmen - Vernachlässigung unternehmensinterner Synergien - Vernachlässigung immaterieller Werte 289 Vgl. Ballwieser (2004), S. 190 ff.; Campbell (2003), S. 15; Moser / Auge-Dickhut (2003b), S. 213 ff.; Schwetzler (2003), S. 79 ff.; Ernst / Schneider / Thielen (2006), S. 161 ff.; Berner / Rojahn (2003), S. 155 ff. Für eine gute Übersicht zu den Definitionen verschiedener Multiples siehe Fernandez (2001), S. 3 ff. 290 Siehe Liu / Nissim / Thomas (2002), S. 136: „Multiples are used often as a substitute for comprehensive valuations, because they communicate efficiently the essence of those valuations.“ 291 Siehe In re Radiology Associates, Inc. Litigation, 611 A.2d 485, 490: „At some point the differences become so large that the comparable company method becomes meaningless for valuation purposes.“ 292 Vgl. Bryan / Hwang / Lilien (2001), S. 47 ff. für die Verwendung von Trading Multiples während des Internetbooms. Vgl. Penman (2006), S. 49: „Indeed price bubbles are perpetuated if prices are set on the basis of speculative prices of other stocks in the mode of a chain letter.“ 293 Vgl. Finnerty / Emery (2004), S. 91 ff.; Coenenberg / Schultze (2002), S. 698. 294 Vgl. Campbell (2003), S. 14 f. 295 Vgl. Ballwieser (2004), S. 9 f.; Loderer et al (2005), S. 728 f.; Ernst / Schneider / Thielen (2006), S. 2 ff. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 3.4.2 55 Verbindung mit Fairness Standards An dieser Stelle soll versucht werden, die soeben umrissenen Unternehmensbewertungsmethoden den einzelnen Fairness Standards und den damit korrespondierenden Unternehmenswerten zuzuordnen. Vor dem Hintergrund der Ausführungen in Abschnitt 3.3 ergibt sich daraus deren grundsätzliche Eignung für den Einsatz im Rahmen von Fairness Opinions. Bewertungsmethoden, die sich Market Standard zuordnen lassen Trading Multiples Bewertungen basieren auf den Marktpreisen vergleichbarer Unternehmen und wenden die darin impliziten Annahmen gleichsam auf das zu bewertende Unternehmen an. Die zuvor diskutierte Verwerfung der Hypothese effizienter Märkte sowie die Pro Rata Doktrin implizieren, dass Unternehmensbewertungen nach dieser Methode als Vergleichsmassstab zur Beurteilung der Fairness eines Angebots grundsätzlich ungeeignet sind. Denn wenn die Möglichkeit besteht, dass der Markt die Zielgesellschaft aufgrund von Informationsineffizienzen falsch bewertet, gibt es keinen zwingenden Grund anzunehmen, dass er die Vergleichsunternehmen „richtiger“ bewerten würde. Das Abstellen auf Marktpreise bedeutet zudem, dass Trading Multiples Bewertungen einen inhärenten Minority Discount enthalten und nicht den Kontrollwert des Unternehmens reflektieren, was sie ebenfalls als Vergleichmassstab im Rahmen von Fairness Opinions disqualifiziert.296 Dieser Logik folgen z.T. auch die Gerichte in den USA bei der Bestimmung des Fair Value eines Unternehmens.297 Es gab einige Urteile, in denen ein Aufschlag auf das Trading Multiples Bewertungsergebnis gefordert wurde, um gleichsam den inhärenten Minority Discount dieser Bewertungsmethode auszugleichen.298 Diese differenzierte Sichtweise steht im Gegensatz zur populären Bewertungsliteratur, welche die Verwendung von Trading Multiples mit dem Bedarf nach einem „vereinfachten, praktikablen und bei schlechtem Informationsstand durchführbaren Bewertungsverfahren“ erklärt.299 Damit wird diese Bewertungsmethode im Ergebnis als grundsätzlich äquivalent mit Fundamentalbewertungsverfahren angesehen, was gemäss der hier eingenommenen Perspektive eher nicht der Fall ist. Es ist anzumerken, dass auch die Bestimmung von Bewertungsinputs auf Basis von Marktpreisen vor diesem Hintergrund kritisch zu betrachten ist. So basiert das CAPM zur Ermittlung der Eigenkapitalkosten auf der Annahme effizienter Märkte.300 Wird diese Annahme im Rahmen der Fairness Opinion jedoch von Grund auf verworfen und wird zudem angenommen, dass Marktpreise 296 Vgl. Finnerty / Emery (2004), S. 91: „The comparable company method of valuation does not account for the value of corporate control. Therefore, the method must be adjusted if it is being used to value a company involved in a changeof-control transaction.“ 297 Siehe Coates IV (1999), S. 1252. 298 Vgl. Wertheimer (1998), S. 648, der sich auf das Urteil Rapid-American Corp. v. Harris, 603 A.2d 796, 804 (Del. 1992) bezieht: „If a market price based valuation is used, with its inherent minority discount, it is necessary to adjust the valuation upward in order to establish the value of the company as a whole, not the value of a minority interest in the company.“ Vgl. Borruso v. Communications Telesystems Int’L., 753 A.2d 451, 458 (Del. Ch. 1999): „[…] the comparable company method of analysis produces an equity valuation that inherently reflects a minority discount […]. Because that value is not fully reflective of the intrinsic worth of the corporation on a going concern basis, this court has applied an explicit control premium in calculating the fair value […].“ Siehe Agranoff v. Miller, 791 A.2d 880, 892-93 (Del. Ch. 2001); Kleinwort Benson, Ltd. v. Silgan Corp., 1995 Del. Ch. LEXIS 75, at *3 (Del. Ch.). Siehe Silverstein (2003), S. 20 f. für weitere Urteile. 299 Vgl. z.B. Coenenberg / Schultze (2002), S. 697; vgl. Liu / Nissim / Thomas (2001), S. 136: „[…] multiples are often used as a substitute for comprehensive valuations, because they communicate efficiently the essence of those valuations.“ Vgl. Baker / Ruback (1999): „It can be used by itself, or as a supplement to a discounted cash flow approach.“ 300 Vgl. Ballwieser (2004), S. 92 ff. für eine Diskussion der Annahmen des CAPM. 56 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions einen inhärenten Minority Discount enthalten, kann dies die Anwendbarkeit des CAPM im Übernahmekontext eventuell beeinträchtigen.301 Obwohl dieser Punkt in den nachfolgenden Kapiteln nicht weiter thematisiert wird, sollten sich Bewerter und Adressaten einer Unternehmensbewertung dieser Zusammenhänge bewusst sein und von einer zu strengen Formelgläubigkeit Abstand nehmen. Bewertungsmethoden, die sich Independent Entity Standard zuordnen lassen Die verschiedenen Fundamentalbewertungsverfahren sind für den Einsatz im Fairness Opinion Kontext unproblematisch, da sie den Kontrollwert des Unternehmens repräsentieren. Dies verdeutlicht der Fall In re Radiology, in dem durch einen Aktionär argumentiert wurde, dass auf den DCFWert eine Kontrollprämie zuzuschlagen wäre. Das Gericht verneinte diese Forderung, da es sich bei der DCF-Methode nicht um eine marktbasierte Methode handele und somit auch kein inhärenter Minority Discount auszugleichen wäre.302 Pratt hält dies eindrücklich fest: „Excluding synergies, a company cannot be worth a premium over the value of its future cash flows. Thus, it is improper and illogical to add a control premium to a DCF valuation.“303 Das gleiche gilt für Transaction Multiples, denn diese nehmen im Gegensatz zu Trading Multiples nicht Marktpreise des Aktienmarktes als Vergleichsmassstab, sondern Angebotspreise die im Rahmen von Kontrollwechseln gezahlt wurden und dementsprechend eine Kontrollprämie enthalten. Da der Independent Entity Standard allerdings keine Synergien in die Fairnessüberlegungen miteinbezieht, müsste entsprechend darauf geachtet werden, dass in den Transaction Multiples der vergleichbaren Transaktionen keine Abgeltung für diese enthalten ist. Wie oben dargelegt, sollte beim Independent Entity Standard aufgrund der Treuepflicht des Verwaltungsrates grundsätzlich die Annahme einer effizienten, wertmaximierenden Führung des Unternehmens zugrunde gelegt werden. Hieraus ergeben sich drei Varianten in Bezug auf die zukünftige Geschäftsausrichtung, die ebenfalls für die Eignung der einzelnen Bewertungsmethoden zur Messung des Kontrollwertes des unabhängigen Unternehmens beachtet werden sollten: • Sofern die Performance der näheren Zukunft das volle Leistungspotential des Unternehmens reflektiert, so dass sich kein grosses Verbesserungspotential ergibt, eignen sich sowohl Fundamentalbewertungsverfahren als auch Transaction Multiples für die Messung des Kontrollwertes. Da Transaction Multiples die Performance der näheren Zukunft kapitalisieren und diese für die Leistungskraft des Unternehmens repräsentativ ist, ist deren Einsatz unproblematisch. • Arbeitet das Unternehmen dagegen momentan ineffizient, so ist dieser Status Quo aus Sicht der Aktionäre der Zielgesellschaft nicht unbedingt für die Unternehmensbewertung im Rahmen der Fairness Opinion relevant. Ballwieser hält vollkommen richtig fest: „Rationale Eigentümer schätzen nicht irgendwelche künftigen Zahlungen, sondern optimieren diese.“304 Während eine realistische langfristige Performanceverbesserung im Geschäftsplan durch Fundamentalbewertungsverfahren reflektiert werden kann, ist dies bei Transaction Multiples schwierig, da hier lediglich eine zeitlich naheliegende Bezugsgrösse kapitalisiert wird. Da somit das tatsächliche 301 Vgl. Yee (2005), S. 540: „Second, any valuation methodology that relies on the market prices or rates of returns of comparable firms, such as the method of comparables, or CAPM, implicitly builds in minority discounts through market price, which disproportionately reflects the trading of minority shares.“ 302 Vgl. Wertheimer (1998), S. 650. Siehe Dobler v. Montgomery Cellular Holding Co., 2004 Del. Ch. LEXIS 139, at *72 (Del. Ch.): „A DCF is a final valuation that does not need any additional correction, such as a control premium.“ 303 Vgl. Pratt (2000), S. 395. 304 Vgl. Ballwieser (2004), S. 14. Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 57 Leistungspotential, das im Rahmen der Transaktion verkauft wird, nicht adäquat reflektiert werden kann, sind Transaction Multiples bei dieser Konstellation eher ungeeignet. • Schliesslich kann es sein, dass es wertmaximierend ist, das Unternehmen in seiner jetzigen Form als Going Concern zu liquidieren. Ein gutes Beispiel hierfür wäre eine Supermarktkette, deren Wert als Going Concern weit unter dem Wert der Immobilien liegt. Ein Verwaltungsrat, der seine Treuepflicht erfüllt, sollte das Unternehmen im Interesse der Aktionäre an einen Bieter verkaufen, der im Stande ist, das brachliegende Wertpotential zu realisieren, und der damit bereit ist, mehr als den Going Concern Wert des Unternehmens zu zahlen. In diesem Fall entspricht der relevante Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens dem Liquidationswert, der besser durch Einzelbewertungsverfahren gemessen wird als durch Fundamentalbewertungsverfahren oder Transaction Multiples. Bewertungsmethoden, die sich Auction-Based und Single-Owner Standard zuordnen lassen Entscheidend bei Auction-Based Standard und Single-Owner Standard ist, dass hier die Synergien, die sich durch den Käufer erzielen lassen, in die Fairness Opinion Bewertung miteinzubeziehen sind. Da Transaction Multiples die Angebotspreise vergleichbarer Transaktionen zugrunde legen, kann hierin je nach Transaktionssituation auch das jeweilige Synergiepotential enthalten sein. Sollen also Synergien über Transaction Multiples in die Betrachtung miteinbezogen werden, so ist bei der Auswahl der Transaktionen entsprechend hierauf zu achten. Zudem lassen sich auch explizite Synergiebewertungen im Rahmen der Fundamentalbewertungsmethoden heranziehen, mit deren Hilfe sich z.T. wesentlich präzisere Aussagen machen lassen. 3.4.3 Präferierte Bewertungsmethoden in der amerikanischen Rechtsprechung Analog zum Vorgehen in Abschnitt 3.3 soll hier noch ein kurzer Blick auf die verwendeten Bewertungsmethoden im Rahmen von Appraisals geworfen werden, um zu sondieren, ob sich hieraus relevante Schlüsse für die Fairness Opinion ergeben. Bis 1983 galt in den Delaware Courts für lange Zeit die sogenannte „Delaware Block Method“. Hier wurde der faire intrinsische Wert des Unternehmens als gewichtetes Mittel aus „Earnings Value“ (einer Art Ertragswert basierend auf historischen Gewinnen305), „Asset Value“ (einem Liquidationswert) und dem Marktwert des Unternehmens („Market Value“) ermittelt. Dabei wurden die Gewichte, je nach Bewertungssituation, in Abhängigkeit vom „Confidence Level“ in die jeweilige Methode unterschiedlich gelegt.306 Diesem Bewertungskonzept wurde jedoch massive Kritik entgegengebracht, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll.307 Der Fall Weinberger v. UOP, Inc. leitete dann im Jahre 1983 einen Paradigmenwechsel ein, indem die Dominanz der Delaware Block Method aufgehoben wurde: „[the court is free to accept] proof of value by any techniques or methods which are generally considered acceptable in the financial community and otherwise admissible in court […].“308 Es wurde damit ein liberales Bewertungssystem eingeführt, das die Akzeptanz der jeweiligen Unternehmensbewertungsmethode in der „Financial Community“ zum Eignungsmassstab für den Einsatz vor Gericht machte. So wurde im 305 Dabei wurde oft der Durchschnitt der Gewinne über die letzten fünf Jahre mit einem P/E-Multiple kapitalisiert, das sich aus dem Vergleich mit börsennotierten Unternehmen ergab. Der Einbezug zukünftiger Gewinne war nach dieser Methode jedoch ausdrücklich untersagt. Vgl. Calio (1994), S. 33 f. 306 Vgl. Hamermesh / Wachter (2005), S. 5; Calio (1994), S. 30 ff. 307 Vgl. Calio (1994), S. 38 ff. Ein Hauptkritikpunkt war der Einbezug des Marktpreises, da dieser eben keine Kontrollprämie berücksichtigt und damit im Durchschnitt zu tiefe Appraisal-Werte berechnet wurden. 308 Siehe Weinberger vs. UOP, Inc., 457 A.2d 701 (Del. 1983). 58 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Laufe der Jahre die in der Praxis verbreitete DCF-Methode vielfach als „Methodology of Choice“309 bzw. als „[…] the single best technique to estimate the value of an economic asset.“310 bezeichnet. Die DCF-Methode ist jedoch bei weitem nicht die einzige Unternehmensbewertungsmethode, die in den Delaware Courts seitdem zur Anwendung kam. So stellte Campbell im Jahre 2003 fest, dass seit dem Weinberger Urteil gerade einmal ein Drittel aller Appraisal-Urteile der Delaware Courts auf die DCF-Methode zurückgriffen. Einzelbewertungsverfahren kamen in 20% und Abwandlungen der Delaware Block Method in 30% aller Fälle zur Anwendung.311 Es herrscht somit ein Methodenpluralismus vor Gericht. Dies bedeutet, dass es in Bezug auf die Eignung der verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden im Fairness Opinion Kontext nicht möglich ist, über die aus Abschnitt 3.3 abgeleiteten Ausführungen des vorherigen Unterabschnitts hinaus weitere Schlüsse aus der gerichtlichen Praxis zu ziehen. Lediglich die theoretische Dominanz der DCF-Methode lässt sich feststellen, was konform mit der Tatsache ist, dass im Rahmen von Appraisals Kontrollwerte gemessen werden. Wenn Methodenpluralismus vor Gericht aber erlaubt ist, so sollte ein solcher gerade auch im Rahmen von Fairness Opinions gestattet sein. Denn im Gegensatz zum Gericht, das einen punktgenauen Unternehmenswert ermitteln muss, wird bei der Fairness Opinion lediglich eine Wertbandbreite bestimmt, die eventuell besser durch mehrere Unternehmensbewertungsmethoden abgesteckt werden kann. 3.4.4 Fazit zur Eignung von Unternehmensbewertungsmethoden Abbildung 11 fasst die Überlegungen dieses Abschnitts zusammen, indem Fairness Standards, Unternehmenswerte und Unternehmensbewertungsmethoden miteinander verknüpft werden. Aus der Relevanz von Independent Entity Standard, Single-Owner Standard und Auction-Based Standard leiten sich die als Vergleichsmassstab für den Angebotspreis relevanten Unternehmenswerte sowie die Unternehmensbewertungsmethoden ab, die sich zu deren Messung eignen.312 Den hier gemachten Ausführungen könnte man die in Unterabschnitt 2.4.3 dargelegte Kritik entgegenhalten, dass Unternehmensbewertungen grundsätzlich ungeeignet seien, um einen Angebotspreis auf die Einhaltung hypothetischen Fairness Standards hin zu überprüfen. Würde hingegen ein effizienter Marktprozess befolgt, indem das Unternehmen z.B. im Rahmen einer Auktion verkauft wird, so wäre eine Fairness Opinion sowieso überflüssig. Dem kann man drei Punkte entgegenhalten. Erstens eignet sich die Fairness Opinion durchaus dazu, um in bestimmten Bandbreiten die Einhaltung hypothetischer Fairness Standards zu überprüfen. Zweitens sind nicht alle Übernahmeprozesse perfekt, so dass die Prüfung eines Angebots gegen einen solchen hypothetischen Fairness Standard durchaus sinnvoll ist.313 Drittens kann eine Fairness Opinion, selbst wenn die Übernahme 309 Vgl. Hamermesh / Wachter (2005), S. 5 f. Siehe auch Grimes v. Vitalink Communications Corp., 1997 Del. Ch. LEXIS 124 (Del. Ch.); Ryan v. Tad’s Enters., Inc., 709 A.2d 682, 702 (Del. Ch. 1996); Andaloro v. PFPC Worldwide, Inc., 2005 Del. Ch. LEXIS 125, at *9 (Del. Ch.). 310 Vgl. Wertheimer (1998), S. 627. 311 Campbell (2003), S. 4, 18 und 34. Interessant hierbei ist, dass der verwendete Diskontsatz in 57% der betrachteten Fälle aus P/E-Multiples hergeleitet wurde. Nur in 14% der Fälle kam das CAPM zum Einsatz. 312 Je nachdem, ob die vergleichbaren Transaktionen bei der Transaction Multiples Bewertung eine Abgeltung für Synergien beinhalten, misst diese Methode den Kontrollwert mit Synergien oder ohne Synergien. Einzelbewertungsverfahren eignen sich dahingegen nur dann für die Messung des Kontrollwerts des unabhängigen Unternehmens, wenn die Liquidation eine potentiell wertmaximierende Alternative ist, die auch durch den Käufer realisiert werden kann. 313 Vgl. Davidoff (2006), S. 1604. Siehe Vought v. Republic-Franklin Insurance Co., 117 Ohio App. 389, 392, 192 N.E.2d 332 (1962): „The objective in adopting the standard is not to measure value by an actual market but rather by a hypothetical one. […] Actual market conditions are, therefore, open to proper interpretative evidence.“ Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 59 Resultat eines effizienten Marktprozesses ist, der meist nicht öffentlich nachvollziehbar ist, dem Aktionär noch einmal ein unabhängiges Gütesiegel geben und den Verwaltungsrat in Bezug auf die Einhaltung eines konkreten Fairness Standards absichern. Abbildung 11: Verbindung Fairness Standards mit Unternehmensbewertungsmethoden Fairness Standards Market Standard Single-Owner Standard Independent Entity Standard Auction-based Standard Unternehmenswerte Marktwert Bewertungsmethoden Minority Unterbewertung Value am Markt Trading Multiples Expropriation Value Pure Control Value Kontrollwert Fundamentalbewertungsmethoden Transaction Multiples Einzelbewertungsverfahren, falls Liquidation wertoptimierend Kontrollwert Synergien plus Synergien Transaction Multiples Fundamentalbewertung plus Synergiebewertung 3.5 Zusammenfassung Kapitel 3 hatte zum Ziel, konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions zu erarbeiten. Dabei wurde versucht, relevante Fairness Standards zu definieren und einen Zusammenhang zwischen diesen und den relevanten Unternehmenswerten sowie Unternehmensbewertungsmethoden herzustellen. Diese Systematik kann Fairness Opinion Adressaten und Praktikern gleichermassen als Denkgerüst dienlich sein. Die systematische Darstellung möglicher Fairness Standards in Abschnitt 3.1 und deren Verbindung mit dem Value Building Block Framework in Abschnitt 3.2 verdeutlichte dabei, dass die Wahl des Fairness Standards einen wichtigen Einfluss auf den relevanten wertmässigen Vergleichsmassstab für den Angebotspreis hat. Weiterhin wurde in Abschnitt 3.3 der Versuch unternommen, aus einigen rechtlichen Zusammenhängen, die für die Fairness Opinion von Relevanz sind, Aussagen im Hinblick auf die Eignung von Fairness Standards und den korrespondierenden Unternehmenswerten abzuleiten. Aus dieser rechtlichen Perspektive wurde geschlussfolgert, dass der Independent Entity Standard mit dem Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens die relevante Untergrenze der Fairness Range bestimmen sollte. Dahingegen sollten Single-Owner Standard bzw. Auction-Based Fairness Standard, die den Einbezug von Synergien in der Unternehmensbewertung implizieren, die Obergrenze der Fairness Range bilden. Der Market Standard of Fairness wurde als ungeeignet für den Fairness Opinion Kontext abgelehnt. Schliesslich diskutierte Abschnitt 3.4 vor diesem Hintergrund die Eignung verschiedener in der Literatur verbreiteter Unternehmensbewertungsmethoden für den Einsatz im Rahmen von Fairness Opinions. Insbesondere die mangelnde Eignung von Trading Multiples für den Vergleich mit Angebotspreisen wurde dabei herausgearbeitet. 60 Konzeptionelle Grundlagen zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Dieses Kapitel hat nicht nur für sich genommen einen wissenschaftlichen Wert als systematisches Denkgerüst zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions, sondern spielt auch im Hinblick auf die nachfolgenden Kapitel eine wichtige Rolle: • Erstens kann es als eine Grundlage für die empirische Untersuchung der Fairness Opinion Praxis in Kapitel 4 dienen, um herauszufinden, ob die hier bloss theoretisch abgeleiteten Aussagen sich in der Praxis widerspiegeln. • Zweitens ergeben sich insbesondere aus Abschnitt 3.4 erste Einblicke in die zu erwartenden Zusammenhänge zwischen den Bewertungsergebnissen der verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden in Relation zum Angebotspreis. Diese können in Kapitel 5 bei der empirischen Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse von Nutzen sein. • Drittens hat dieses Kapitel die Funktion einer konzeptionellen Grundlage für das in Kapitel 6 zu entwickelnde adressatenbezogene Framework. Da viele Fairness Opinions den Adressaten im Unklaren über das dem Urteil zugrundeliegende Fairnessverständnis und die Relevanz der verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden lassen, kann das hier entwickelte Denkgerüst für Ordnungs- und Interpretationszwecke genutzt werden. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 61 4 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Es sind dem Verfasser lediglich zwei Studien bekannt, die sich mit Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions auseinandersetzen. DeAngelo (1990) untersucht vier amerikanische Fairness Opinions auf die eingesetzten Unternehmensbewertungsmethoden, um die Bedeutung von Rechnungslegungsinformationen in der Unternehmensbewertung darzustellen.314 Tasker (1998) hingegen untersucht ein Sample von 43 amerikanischen Fairness Opinions aus fünf Industrien auf die Verwendung verschiedener Transaction Multiples.315 Es gibt somit in der Literatur keine systematische empirische Untersuchung der Unternehmensbewertungspraxis im Rahmen von Fairness Opinions über eine grössere Stichprobe hinweg, bei der alle verwendeten Methoden betrachtet werden. Nach den grundlegenden Ausführungen der vorangegangenen Kapitel versucht Kapitel 4, diese Lücke durch eine empirische Untersuchung zu schliessen. Hierdurch kann ergründet werden, was in der Fairness Opinion Praxis als „generally accepted“ gilt. Dies kann Adressaten, Praktikern aber auch Gerichten einen hilfreichen Vergleichsmassstab liefern316 und zudem aufzeigen, ob der Vorwurf des veralteten Methodengebrauchs und der Bewertungswillkür im Fairness Opinion Kontext berechtigt ist. Zudem kann im Ansatz überprüft werden, ob sich die Aussagen in Kapitel 3 so in der Praxis widerspiegeln. Obgleich der Schwerpunkt der Untersuchung auf amerikanischen Fairness Opinions liegt, soll durch eine vergleichende Gegenüberstellung mit der Schweiz versucht werden, zudem Aufschlüsse über mögliche internationale Differenzen zu gewinnen. Hierzu wird folgendermassen vorgegangen: In Abschnitt 4.1 wird ein Überblick über die Datengrundlage und die untersuchten Stichprobendimensionen gegeben. Daraufhin wird in Abschnitt 4.2 untersucht, welche Unternehmensbewertungsmethoden in der erhobenen Stichprobe zum Einsatz kommen, wobei der Fokus zunächst nur auf den US-Transaktionen liegt (Unterabschnitt 4.2.1). Da einige der verwendeten Bewertungsmethoden in der Literatur wenig verbreitet sind und deshalb im vorherigen Kapitel nicht behandelt wurden, erfolgt hier auch eine kurze Erläuterung derselben (Unterabschnitt 4.2.2). Danach wird die Verwendung der einzelnen Bewertungsmethoden nach Transaktionstyp, Transaktionsgrösse, Käufertyp und Industrie untersucht, um genauere Aufschlüsse über die jeweiligen Verwendungshäufigkeiten zu gewinnen (Unterabschnitt 4.2.3). In Unterabschnitt 4.2.4 wird darauf aufbauend ein Vergleich zwischen den USA und der Schweiz angestellt. Abschnitt 4.3 verlagert den Fokus der empirischen Betrachtung dann auf die konkrete Anwendungspraxis zu den einzelnen Methoden und versucht in Bezug auf zentrale Anwendungsfragen eine herrschende Bewertungspraxis zu identifizieren. In Abschnitt 4.4 werden schliesslich weitere Analysen vorgestellt, die neben der konkreten Unternehmensbewertung zur Urteilsbildung im Rahmen der Fairness Opinion herangezogen werden, bevor Abschnitt 4.5 ein Fazit zieht und die Relevanz der Ergebnisse in den grösseren Zusammenhang der Arbeit stellt. 314 Vgl. DeAngelo (1990), S. 109: „In short, the role of accounting information in equity valuation (and corporate governance) is broader than previously thought.“ 315 Vgl. Tasker (1998), S. 8. 316 Für Gerichte kann die Frage nach der allgemeinen Akzeptanz von Bewertungsmethoden und –praktiken sowohl bei der Beurteilung von Sorgfaltspflichtverletzungen der Investmentbank im Haftungskontext (siehe Unterabschnitt 2.3.4.1) als auch für die Beurteilung der generellen Zulässigkeit von Bewertungsmethoden in Appraisal-Verfahren eine Rolle spielen (siehe Unterabschnitt 3.4.3 und Giuffra (1986), S. 130). 62 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 4.1 Datengrundlage Für die USA wurden nur öffentliche M&A-Transaktionen berücksichtigt, die zwischen dem 1. Januar 2005 und dem 22. Oktober 2006 angekündigt wurden.317 Die Jahre 2005 und 2006 liefern als „M&A-Boomjahre“ eine ausreichende Zahl an Datenpunkten und auch aus Aktualitätsgesichtspunkten erscheint ein zeitlicher Zusammenhang von knapp zwei Jahren als angemessen. Für die Schweiz bietet sich aufgrund der geringeren Anzahl von öffentlichen M&A-Transaktionen eine solche Beschränkung nicht an. Hier wurden grundsätzlich alle öffentlichen Transaktionen nach der in Unterabschnitt 2.3.3 erläuterten Praxisänderung der UEK in Bezug auf die Offenlegungsanforderungen (August 2003) berücksichtigt, die bis zum 12. Dezember 2006 angekündigt wurden. Bei den US-Transaktionen wurde auf einer ersten Erhebungsstufe zwischen Going Privates mit Insiderbeteiligung und anderen öffentlichen Übernahmen unterschieden, da die Offenlegungsanforderungen bei derartigen Going Privates aufgrund des höheren Interessenkonfliktpotentials schärfer sind.318 Bei den anderen öffentlichen Übernahmen wurde dann zwischen Barangeboten und Aktienangeboten differenziert, die im Folgenden als „Cash Transaktionen“ und „Stock Transaktionen“ bezeichnet werden. Transaktionen mit gemischten Angeboten wurden wegen der geringen Anzahl aus der Betrachtung ausgeklammert. Übernahmen von Unternehmen aus den Bereichen Financial Services und Real Estate wurden sowohl in den USA als auch in der Schweiz ebenfalls nicht in die Betrachtung miteinbezogen. Im Folgenden wird die Datengewinnung und resultierende Datengrundlage für Going Privates, Cash und Stock Transaktionen sowie schweizerische Transaktionen erläutert (Unterabschnitte 4.1.1 bis 4.1.3), bevor in Unterabschnitt 4.1.4 ein kurzer Überblick über die untersuchten Stichprobendimensionen gegeben wird. 4.1.1 Datengrundlage US Going Privates Um die zu untersuchende Stichprobe für die US Going Private Transaktionen zu gewinnen, wurde folgendermassen vorgegangen: • Als Informationsquelle diente die SEC-Datenbank „EDGAR“, die alle SEC-Filings seit 1994 enthält.319 • Im historischen EDGAR Archiv wurde für den relevanten Zeitraum nach dem Stichwort „SC 13E-3“ gesucht. Form SC 13E-3 muss, wie in Kapitel 2 erläutert, bei allen „Going Private transactions by certain issuers or their affiliates“ eingereicht werden. • Es wurde für die zu untersuchenden Transaktionen eine untere Grössenbeschränkung von $10 Mio. eingeführt.320 Diese Beschränkung wurde aufgrund der verhältnismässig geringeren Anzahl von Going Privates deutlich tiefer als bei den Cash und Stock Transaktionen angesetzt. • Aus den verbleibenden Transaktionen wurden solche herausausgefiltert, in denen entweder keine Fairness Opinion erbracht wurde oder bei denen sich die Fairness Opinion auf American Depository Shares (ADS) nicht-amerikanischer Gesellschaften bezog. 317 Relevant für die Auswahl ist somit das sogenannte „Announcement Date“. 318 Siehe Unterabschnitt 2.3.2.1. 319 Die EDGAR Database ist über die Website der SEC abrufbar (www.sec.gov/edgar/searchedgar/webusers.htm). 320 Für die Selektion wurde dabei der Angebotswert für das Eigenkapital zugrunde gelegt (ohne Nettoverschuldung), wie er in Form SC 13E-3 für die Berechnung der Filing Fee benutzt wurde. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 63 Hieraus ergab sich eine Stichprobe von 52 Going Privates, die mit der Ausnahme eines gemischten Angebotes ausschliesslich aus Barangeboten besteht (siehe Anhang 5 für eine Übersicht). Die Anzahl der erhobenen Fairness Opinion Bewertungen beträgt jedoch 64 und setzt sich gemäss Tabelle 12 zusammen, die auch eine kurze Beschreibung der verschiedenen Bewertungsfälle enthält. Tabelle 12: Untersuchte Bewertungsfälle bei Going Privates Bewertungsfall Anzahl Single Target Fairness Opinion 43 First Target Fairness Opinion 5 Second Target Fairness Opinion 5 Joint Target Fairness Opinion 4 Single Buyer Fairness Opinion 2 Second Target Fairness Opinion by same Advisor Valuation of Buyer in Target Fairness Opinion Valuation of Buyer in Buyer Fairness Opinion Valuation to Target Shareholders 2 Total 64 1 1 1 Beschreibung Es wird eine Fairness Opinion auf Seiten der Zielgesellschaft erbracht, in der die Zielgesellschaft bewertet wird Es werden zwei Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft erbracht Bewertung der Zielgesellschaft durch die erste Bank Es werden zwei Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft erbracht Bewertung der Zielgesellschaft durch die zweite Bank Es wird eine Fairness Opinion auf Seiten der Zielgesellschaft gemeinsam durch zwei Banken erbracht, in der die Zielgesellschaft bewertet wird Es wird eine Fairness Opinion auf Seiten der Käufergesellschaft erbracht, in der die Zielgesellschaft bewertet wird Zielgesellschaft lässt sich mit zeitlichem Abstand eine zweite Fairness Opinion von der gleichen Bank erbringen, in der Zielgesellschaft bewertet wird Käufergesellschaft wird in Fairness Opinion auf Seiten der Zielgesellschaft bewertet Käufergesellschaft wird in Fairness Opinion auf Seiten der Käufergesellschaft bewertet Bewertung der Zielgesellschaft, die von deren Aktionären unabhängig von der Fairness Opinion des Verwaltungsrates in Auftrag gegeben wurde - Es wurden also primär die Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft erfasst, allerdings, soweit für die jeweilige Transaktion verfügbar, auch durchaus andere Opinions in die Betrachtung miteinbezogen, da sich hieraus interessante Vergleiche ergeben können. Für die so gewonnene Stichprobe wurden für die empirischen Untersuchungen dieses und des nächsten Kapitels, soweit verfügbar, die folgenden Dokumente herangezogen: • Zusammenfassung der durchgeführten Unternehmensbewertungen der jeweiligen Fairness Opinion im jüngsten relevanten SEC-Filing.321 • Detaillierte Fairness Opinion Bewertungspräsentationen der Investmentbank an den Auftraggeber.322 Bei den folgenden Ausführungen wird keine Unterscheidung zwischen diesen beiden Quellen vorgenommen. • Für eine Zusammenfassung der Hintergründe der jeweiligen Transaktionen und der Verifizierung einiger Transaktionsstatistiken, insbesondere der Transaktionsgrösse, wurden zudem Daten der Dealogic Analytics Datenbank genutzt.323 321 Siehe Unterabschnitt 2.3.2.1 für die entsprechenden Offenlegungsanforderungen und Anhang 3 für ein konkretes Beispiel einer solchen Zusammenfassung. Relevante Informationen wurden dabei je nach Informationslage aus den folgenden SEC-Filings gezogen, deren Unterscheidung aber für die Untersuchung keine Rolle spielt: Form DEFM 14A, Form DEFR 14A, Form PREM14A, Form PRER14A, Form SC 13E-3, Form SC 14D9, Form 8-k, Form 6-k, Offer Document, Proxy Circular, Prospectus. 322 Im Anhang zu Form SC 13E-3 sind oft auch Präsentationen abrufbar, die nicht direkt mit der Fairness Opinion in Verbindung stehen (Initial Pitches, Valuation Updates etc.). Diese wurden nicht weiter untersucht. 323 Diese Datenbank stand dem Verfasser durch eine Kooperation mit J.P. Morgan plc zur Verfügung. 64 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 4.1.2 Datengrundlage US Cash und Stock Transaktionen Bei den US-Übernahmen, die nicht in die Kategorie Going Privates fallen, wurde wie folgt bei der Datengewinnung vorgegangen: • In einem ersten Schritt wurden in der Dealogic Analytics Datenbank alle Übernahmen einer börsennotierten Zielgesellschaft mit Cash bzw. Stock Consideration herausgefiltert, die eine Transaktionsgrösse von mehr als $1 Mrd. aufwiesen, im beschriebenen Betrachtungszeitraum lagen und nicht in die Industrien Financial Services oder Real Estates fielen.324 • Daraufhin wurden Transaktionen ausgeklammert, die schon als Going Private erfasst wurden, sowie Transaktionen, für die keine Fairness Opinion verfügbar war. Hieraus ergab sich eine Stichprobe von 74 Cash Transaktionen (siehe Anhang 5 für eine Übersicht) mit insgesamt 87 Fairness Opinions Bewertungen, die sich gemäss der folgenden Tabelle zusammensetzen. Tabelle 13: Untersuchte Bewertungsfälle bei Cash Transaktionen Bewertungsfall Single Target Fairness Opinion First Target Fairness Opinion Second Target Fairness Opinion Joint Fairness Opinion Total Anzahl 58 13 13 3 87 Beschreibung - Siehe Tabelle 12 Siehe Tabelle 12 Siehe Tabelle 12 Siehe Tabelle 12 Bei den Stock Transaktionen ergab sich eine Stichprobe von 15 Transaktionen (siehe Anhang 5 für eine Übersicht) mit 54 Fairness Opinion Bewertungen, die sich gemäss der folgenden Tabelle zusammensetzen. Generell reflektiert die geringe Zahl an Stock Transaktionen einen Trend hin zu Barangeboten, der sich in den letzten beiden Jahren verstärkt hat, so dass nur relativ wenige grössere Stock Transaktionen im Betrachtungszeitraum zu verzeichnen waren.325 Tabelle 14: Untersuchte Bewertungsfälle bei Stock Transaktionen Bewertungsfall Anzahl Beschreibung Single Target Fairness Opinion First Target Fairness Opinion Second Target Fairness Opinion Joint Target Fairness Opinion Single Buyer Fairness Opinion First Buyer Fairness Opinion 6 3 3 6 6 3 Second Buyer Fairness Opinion 3 Valuation of Buyer in Target Fairness Opinion Valuation of Buyer in Buyer Fairness Opinion Total 16 8 Siehe Tabelle 12 54 - Siehe Tabelle 12 Siehe Tabelle 12 Siehe Tabelle 12 Siehe Tabelle 12 Siehe Tabelle 12 Es werden zwei Fairness Opinions auf Seiten der Käufergesellschaft erbracht Bewertung der Käufergesellschaft durch die erste Bank Es werden zwei Fairness Opinions auf Seiten der Käufergesellschaft erbracht Bewertung der Käufergesellschaft durch die zweite Bank Siehe Tabelle 12 Sowohl für die Cash als auch die Stock Transaktionen konnten jeweils nur die Zusammenfassungen der Bewertungen in den relevanten SEC-Filings untersucht werden, da im Gegensatz zu Going Privates hier keine Bewertungspräsentationen verfügbar sind.326 Fasst man alle US-Transaktionen 324 Bei der Transaktionsgrösse wurde dabei auf den gesamten Transaktionswert inklusive Nettoverschuldung abgestellt, der von Dealogic als „Deal Value“ bezeichnet wird. 325 Vgl. Politi (2006), S. 28. 326 Relevante Informationen wurden dabei je nach Informationslage aus den folgenden SEC-Filings gezogen, deren Un(Fortsetzung ...) Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 65 (Going Privates, Cash Transaktionen, Stock Transaktionen) zusammen, ergibt sich daraus eine Stichprobe von 141 Transaktionen und 205 dazugehörigen Bewertungen. 4.1.3 Datengrundlage Schweizer Transaktionen Für die Schweiz wurden die auf der Internetseite der Übernahmekommission verfügbaren Fairness Opinions seit Praxisänderung als Grundlage für die Untersuchung genommen.327 Zudem wurde in der Dealogic Analytics Datenbank nach weiteren Transaktionen gesucht und dahingehend ergründet, ob es zu diesen öffentlich zugängliche Fairness Opinions gab, was allerdings zu keinen zusätzlichen Resultaten führte. Daraus ergab sich eine Stichprobe von 13 Transaktionen und Bewertungen. Darin sind elf Barangebote, ein Aktienangebot und ein gemischtes Angebot enthalten. 4.1.4 Untersuchte Stichprobendimensionen Da in den nächsten Abschnitten die Verwendung der einzelnen Unternehmensbewertungsmethoden über verschiedene Stichprobendimensionen hinweg untersucht wird, soll hier ein kurzer Überblick über diese gegeben werden. Aufgrund der relativ kleinen Stichprobe für die Schweiz ist eine solche Gliederung dort wenig sinnvoll, weshalb die Schweizer Fairness Opinions lediglich zu Ländervergleichen mit den USA herangezogen werden. Bis auf eine Ausnahme in der Schweiz kommen alle untersuchten Fairness Opinions zu dem Ergebnis, dass der Angebotspreis angemessen ist, so dass eine Spaltung der Stichprobe nach dem Kriterium der Angemessenheit des Angebots nicht möglich ist.328 Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass die gesamte Datenauswertung in diesem und dem nächsten Kapitel mit Hilfe der englischsprachigen Version 15 der Statistiksoftware SPPS durchgeführt wurde.329 Industriesegmente Zur Gliederung nach Industriezugehörigkeit wurde der SIC Code auf Ebene der Industriesegmente herangezogen.330 Dabei wurden alle Industriesegmente, die weniger als fünf mal vorkamen, in der Kategorie „Other“ zusammengefasst. Die 205 Bewertungsfälle verteilen sich gemäss Tabelle 15. Über alle drei Transaktionstypen hinweg kommt das Segment High Tech am häufigsten vor. Insgesamt fallen 75% aller untersuchten Bewertungen in die Segmente High Tech, Utilities, Retail, Drugs/Supplies, Basic Industrials und Media. terscheidung aber für die Untersuchung keine Rolle spielt. Cash Transaktionen: Form DEFM14A, Form PREM14A, Form SC 14D9, Prospectus. Stock Transaktionen: Form DEFM14A, Form S-4, Form SC 14D9. 327 Die Internetseite der Übernahmekommission ist zu finden unter www.takeover.ch. Dort sind die Transaktionen unter den Links „Freiwillige Kaufangebote“ und „Pflichtangebote“ aufgeführt, wo man, soweit verfügbar, auch die jeweilige Fairness Opinions herunterladen kann. Ausgeschlossen aus der Betrachtung wurden Bewertungsgutachten, die nicht als Fairness Opinion zur Beurteilung eines vorliegenden Übernahmeangebots zu verstehen waren. 328 Für den Grund dafür, dass es kaum öffentlich zugängliche Inadequacy Opinions gibt, siehe Unterabschnitt 2.1.2. 329 Die SPSS-basierten Tabellen sind deshalb in englischer Sprache gehalten. 330 Der Standard Industrial Classification (SIC) Code ist ein in den USA gebräuchliches Klassifizierungsschema für Industrien, das unter anderem von der SEC verwendet wird, um Transaktionen bestimmten Industrien zuzuordnen. Die Klassifizierung erfolgt dabei anhand eines vierstelligen Codes, der die genaue Einzelindustrie bezeichnet. Hier wurde jedoch auf die übergeordneten Industriesegmente abgestellt, um die Anzahl von Kategorien überschaubar zu halten. 66 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Tabelle 15: Verteilung der Bewertungsfälle nach Industriesegmenten331 Going Privates % High Tech Utilities Retail Cash Transactions Stock Transactions Total N % N % N % N 18.8% 12 23.0% 20 24.1% 13 22.4% 45 3.1% 2 3.4% 3 27.8% 15 9.8% 20 18.8% 12 9.2% 8 .0% 0 9.3% 20 Drugs/Supplies 9.4% 6 14.9% 13 .0% 0 9.3% 19 Basic Industrials 14.1% 9 11.5% 10 .0% 0 9.3% 19 Media 7.8% 5 4.6% 4 13.0% 7 7.8% 16 Oil/Gas 4.7% 3 8.0% 7 11.1% 6 7.8% 16 Other 6.3% 4 8.0% 7 7.4% 4 7.3% 15 Consumer 4.7% 3 9.2% 8 5.6% 3 6.8% 14 Chemical 3.1% 2 .0% 0 11.1% 6 3.9% 8 Transportation 6.3% 4 3.4% 3 .0% 0 3.4% 7 Healthservices 3.1% 2 4.6% 4 .0% 0 2.9% 6 Transaktionsgrösse Die US-Transaktionen wurden, wie aus Tabelle 16 ersichtlich ist, in fünf Grössenklassen eingeteilt. Dabei wurde bei der Transaktionsgrösse jeweils auf den Firm Value inkl. Nettoverschuldung statt auf den Equity Value abgestellt. Aufgrund der Transaktionsgrössenbeschränkung bei Cash und Stock Transaktionen gibt es hier keine Transaktionen, die kleiner als $500 Mio. sind, dagegen macht diese Klasse bei den Going Private Transaktionen fast 50% aller Fälle aus. Bei den Stock Transaktionen lässt sich klar ein Schwerpunkt bei den grossen bis sehr grossen Transaktionen feststellen. Diese Zusammenhänge gehen auch aus den deskriptiven Statistiken der Transaktionsgrössen für die verschiedenen Transaktionstypen in Tabelle 17 hervor. Bei den Schweizer Transaktionen ergibt sich eine Mediantransaktionsgrösse von CHF 420 Mio., ein Maximum von CHF 1.43 Mrd. und ein Minimum von CHF 2.5 Mio. Die untersuchten Transaktionen sind dort also wesentlich kleiner als in den USA. Tabelle 16: Verteilung der Bewertungsfälle nach Transaktionsgrösse332 Going Privates Cash Transactions Stock Transactions Total % N % N % N % N > $10 bn 12.5% 8 6.9% 6 42.6% 23 18.0% 37 $3 - $10 bn 14.1% 9 32.2% 28 18.5% 10 22.9% 47 $1.5 - $3 bn 4.7% 3 32.2% 28 38.9% 21 25.4% 52 $0.5 - $1.5 bn 23.4% 15 28.7% 25 .0% 0 19.5% 40 < $0.5 bn 45.3% 29 .0% 0 .0% 0 14.1% 29 331 Hier und in den folgenden Tabellen der Arbeit bezeichnet „N“ jeweils die Anzahl der Beobachtungen und „%“ die Häufigkeit. 332 Hier und in den folgenden Tabellen der Arbeit steht „$ bn“ für „Mrd. US-Dollar“. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 67 Tabelle 17: Deskriptive Statistiken für Transaktionsgrössen nach Transaktionstyp $ Million Maximum Going Privates Cash Transactions Stock Transactions Total $32,999 $21,000 $83,436 $83,436 $3,028 $3,748 $13,294 $6,038 $737 $2,288 $4,685 $2,249 $9 $1,046 $1,788 $9 Mean Median Minimum Käufertyp Beim Käufertyp wird lediglich zwischen strategischen Käufern und Finanzkäufern unterschieden. Unter Finanzkäufern werden dabei Beteiligungsgesellschaften wie Private Equity Gesellschaften oder Privatinvestoren wie das Management bei MBOs verstanden. Die Unterscheidung ist wichtig, da Finanzkäufer zumeist keine Synergien erzielen können333, dagegen meistens einen Grossteil des Kaufpreises über Fremdkapital finanzieren. In fast allen untersuchten Fällen, bei denen Finanzkäufer involviert sind, handelt es sich dementsprechend um Leveraged Buyouts. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass bei den Going Privates 75% aller Bewertungsfälle einen Finanzkäufer involvieren. Bei den Cash Transaktionen sind es immerhin noch 28% der Bewertungsfälle, wohingegen bei den Stock Transactions erwartungsgemäss kein einziger Finanzkäufer zu finden ist, denn diese kaufen das Unternehmen per definitionem mit Barmitteln und nicht durch die Ausgabe von Aktien. Tabelle 18: Verteilung der Bewertungsfälle nach Käufertyp Going Privates Cash Transactions Stock Transactions Total % N % N % N % N Financial Buyer 75.0% 48 27.6% 24 .0% 0 35.1% 72 Strategic Buyer 25.0% 16 72.4% 63 100.0% 54 64.9% 133 4.2 Verwendung von Unternehmensbewertungsmethoden Im Folgenden soll zuerst ein Überblick darüber gegeben werden, welche Unternehmensbewertungsmethoden im Rahmen von amerikanischen Fairness Opinions zum Einsatz kommen, um einen ersten Eindruck von der relativen Bedeutung der Methoden zu gewinnen (Unterabschnitt 4.2.1). Daraufhin werden diejenigen Bewertungsmethoden erläutert, die weniger verbreitet sind und somit einer Erklärung bedürfen (Unterabschnitt 4.2.2). In Unterabschnitt 4.2.3 wird dann die Verwendung der einzelnen Bewertungsmethoden über die Stichprobendimensionen hinweg untersucht. Unterabschnitt 4.2.4 schliesslich stellt einen Vergleich zwischen den USA und der Schweiz an. 4.2.1 Verwendete Unternehmensbewertungsmethoden in US Fairness Opinions Bei 26 der insgesamt 205 untersuchten Bewertungsfälle handelt es sich um Unternehmensbewertungen der Käufergesellschaft. Diese Bewertungen sind nur bei Aktienangeboten üblich. Da die Aktionäre der Zielgesellschaft den Kaufpreis in Aktien der Käufergesellschaft erhalten, soll durch die Unternehmensbewertung der Käufergesellschaft der „wahre Gegenwert“ des Angebots ermittelt werden. Somit ist der Zweck hier ein anderer als bei den Bewertungen der Zielgesellschaft, weshalb die Bewertungen von Zielgesellschaften („Target Valuation“) und Käufergesellschaften 333 Ausnahmen hiervon kann es geben, wenn sich in dem Portfolio des Finanzkäufers schon ein Unternehmen der gleichen oder einer angrenzenden Industrie befindet, mit dem die erworbene Gesellschaft kombiniert werden kann. 68 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions („Buyer Valuation“) zunächst getrennt voneinander betrachtet werden.334 Tabelle 19 gibt einen Überblick über die Verwendungshäufigkeiten der verschiedenen Methoden, die im Rahmen von Fairness Opinions zum Einsatz kommen. Ein „Yes“ wurde dann vergeben, wenn die Methode genutzt wird, um ein konkretes Bewertungsergebnis zu ermitteln.335 In einigen Fällen werden jedoch z.B. die Trading Multiples der Peers gezeigt, ohne ein Bewertungsergebnis zu berechnen. Hierfür wurde die Klassifikation „Shown, but no valuation“ verwendet, da die Bewertungsmethode im Gegensatz zu einem „No“ immerhin berücksichtigt wurde. Tabelle 19: Verwendete Bewertungsmethoden in US Fairness Opinions Buyer Valuation DCF used? Trading Multiples used? Transaction Multiples used? Sum-of-the-Parts Analysis used? Premium Analysis used? LBO Analysis used? 52-Week High/Low used? Recap Analysis used? % N % N Yes 84.6% 22 94.4% 169 No 15.4% 4 5.6% 10 Yes 69.2% 18 76.0% 136 Shown, but no valuation 11.5% 3 18.4% 33 No 19.2% 5 5.6% 10 Yes 7.7% 2 63.7% 114 Shown, but no valuation 7.7% 2 20.1% 36 No 84.6% 22 16.2% 29 Yes 42.3% 11 19.6% 35 No 57.7% 15 80.4% 144 Yes .0% 0 38.5% 69 Shown, but not valuation 11.5% 3 20.1% 36 No 88.5% 23 41.3% 74 Yes 3.8% 1 25.1% 45 Shown, but no valuation .0% 0 3.4% 6 No 96.2% 25 71.5% 128 Yes 50.0% 13 50.3% 90 No 50.0% 13 49.7% 89 Yes .0% 0 4.5% 8 Shown, but no valuation Analyst Target Prices used? Net Asset Valuation used? Target Valuation .0% 0 1.1% 2 No 100.0% 26 94.4% 169 Yes 42.3% 11 29.1% 52 No 57.7% 15 70.9% 127 Yes .0% 0 6.1% 11 No 100.0% 26 93.9% 168 Discounted Future Equity Value Analysis used? Yes 7.7% 2 15.6% 28 No 92.3% 24 84.4% 151 Other Valuation Methods used? Yes 3.8% 1 3.4% 6 No 96.2% 26 96.6% 173 334 Anhang 6 zeigt der Vollständigkeit halber die Verwendungshäufigkeiten über die Gesamtstichprobe. 335 Bei einigen Stock Transaktionen wird kein Bewertungsergebnis in der Notation „$ pro Aktie“ angegeben, sondern ein implizites Austauschverhältnis („exchange ratio“). In diesen Fällen wurde auch ein „Yes“ vergeben. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 69 Sowohl bei den Target als auch den Buyer Valuations dominiert die DCF-Methode, was die Einsatzhäufigkeit angeht. An zweiter Stelle stehen Trading Multiples. Zwar kommen sowohl DCFMethode als auch Trading Multiples bei den Target Valuations etwas häufiger zum Einsatz. Allerdings sind die Unterschiede hier nicht gravierend, so dass bei der weiteren Untersuchung dieser Methoden alle Bewertungsfälle betrachtet werden. Transaction Multiples werden in fast 84% aller Target Valuations in irgendeiner Form verwendet. Die deutlich geringere Verwendungshäufigkeit bei den Bewertungen der Käufergesellschaften lässt sich damit begründen, dass Transaction Multiples sich auf das Übernahmeobjekt beziehen und somit weniger sinnvoll für die Bewertung der übernehmenden Gesellschaft sind. Analoges gilt für die Premium Analysis, die immerhin in 58.6% aller Bewertungen der Zielgesellschaft zum Einsatz kommt. Auch LBO Analysis und Recap Analysis stellen, wie im nächsten Unterabschnitt zu sehen sein wird, auf die Alternativen der Zielgesellschaft ab und kommen damit bei den Buyer Valuations kaum zum Einsatz. Bei der Untersuchung all dieser Bewertungsmethoden in Unterabschnitt 4.2.3 werden deshalb die 26 Bewertungen der Käufergesellschaften aus der Betrachtung ausgeschlossen. Die hohen Verwendungshäufigkeiten für DCF-Methode, Trading und Transaction Multiples Bewertungen auf Seiten der Zielgesellschaft sind im übrigen konform mit den rudimentären Feststellungen in DeAngelos Untersuchung von vier Fairness Opinions aus dem Jahr 1988.336 Dies deutet darauf hin, dass die Fairness Opinion Praxis über die Zeit relativ konstant geblieben ist. 4.2.2 Erläuterung der verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden Einige der in Tabelle 19 aufgeführten Bewertungsmethoden und –benchmarks, die in amerikanischen Fairness Opinions anzutreffen sind, sind in der Bewertungsliteratur nicht sehr geläufig, weshalb sie in Kapitel 3 keine Erwähnung gefunden haben. Hier sollen diese deshalb kurz erläutert werden. Premium Analysis Ausgangspunkt der Premium Analysis ist oft der Aktienpreis der Zielgesellschaft unmittelbar vor Bekanntwerden der Übernahmeabsichten („Unaffected Price“). Allerdings können auch weiter zurückliegende Marktpreise (z.B. ein, drei oder sechs Monate vor Übernahme) oder Durchschnittspreise über eine bestimmte Periode (z.B. durchschnittlicher Marktpreis im letzten Monat vor Übernahme) als Basis genommen werden. Wichtig ist jedoch, dass der zugrunde gelegte Preis noch keine Übernahmespekulationen reflektiert.337 Daraufhin werden die Übernahmeprämien vergleichbarer öffentlicher Transaktionen ermittelt und eine relevante Bandbreite von Prämien ausgewählt (z.B. 20-25%). Diese werden dann auf den zugrunde gelegten Aktienpreis der Zielgesellschaft angewandt, um eine hypothetische Preisspanne zu ermitteln, die im Lichte vergleichbarer Transaktionen angemessen erscheint. Wichtig ist dabei die zeitliche Äquivalenz des Aktienpreises der Zielgesellschaft und der verwendeten Prämien. Wird z.B. der Aktienpreis der Zielgesellschaft einen Monat vor Ankündigung der Transaktion als Basis genommen, so müssen auf diesen auch die entsprechenden 1-Monatsprämien der vergleichbaren Transaktionen angewandt werden. 336 Vgl. DeAngelo (1990), S. 104. Bei den vier von DeAngelo untersuchten Bewertungen kommen in allen Fällen DCFMethode, Trading und Transaction Multiples zum Einsatz. Zudem wurden in drei Fällen eine LBO Analysis und in zwei Fällen eine Recap Analysis verwendet. 337 Vgl. zur Premium Analysis Finnerty / Emery (2004), S. 91 ff. 70 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Die Gefahr bei dieser Methode ist, dass der zugrunde gelegte Marktpreis der Zielgesellschaft nicht den Fair Market Value für einen Minderheitsanteil reflektiert. Ist eine Aktie am Markt z.B. unterbewertet, so würde die mechanische Anwendung von Kontrollprämien vergleichbarer Transaktionen tendenziell in einem zu niedrigen Kontrollwert resultieren. Zudem muss beachtet werden, dass die Prämien der Vergleichstransaktionen eventuell eine Abgeltung für ein etwaiges Synergiepotential beinhalten, welches somit auf die Zielgesellschaft übertragen wird.338 Die Premium Analysis eignet sich somit wie Transaction Multiples zur Messung von Kontrollwerten mit oder ohne Synergien. Leveraged Buyout Analysis (LBO Analysis) Bei einem Leveraged Buyout kauft eine Investorengruppe, die meist aus einer oder mehreren Private Equity Gesellschaften besteht, ein Unternehmen und finanziert den Kaufpreis zu einem Grossteil mit verschiedenen Fremdkapitalinstrumenten.339 Das Unternehmen wird dann dekotiert und meist über einen Zeitraum von 3-5 Jahren gehalten, in dem ein Grossteil der Freien Cash Flows dazu verwendet wird, die Schulden zurückzuzahlen. Während dieser Zeit werden zudem oft Massnahmen getroffen, um das Geschäft operativ zu verbessern und besser zu positionieren.340 Schliesslich wird das Unternehmen weiterverkauft oder wieder an die Börse gebracht, wobei der Teil des Verkaufserlöses, der das Fremdkapital zum Verkaufszeitpunkt übersteigt, an die Investorengruppe fällt. Bei der LBO Analysis wird nun die Sicht eines hypothetischen Finanzkäufers eingenommen und gefragt, was dieser bei gegebener Renditeerwartung maximal bereit ist, für die Zielgesellschaft zu zahlen. Da die Zielgesellschaft die überaus hohe Verschuldung eines LBOs nicht aus eigener Kraft erreichen kann, entspricht der resultierende Wert nicht dem des unabhängigen Unternehmens nach dem Independent Entity Standard, sondern dem Wert für einen Finanzkäufer im Sinne des Auction-Based oder Single-Owner Standards of Fairness. Im Rahmen der Fairness Opinions wird grundsätzlich auf die gleichen Cash Flow Forecasts wie auch bei anderen Methoden abgestellt, allerdings hat eine LBO Analysis einige spezifische Bewertungsdeterminanten, die im Folgenden erläutert werden.341 1. Kapitalstruktur – Der Investor will bei der Finanzierung der Transaktion den Fremdkapitalanteil grundsätzlich hoch halten, da dies zum einen steuerliche Vorteile hat und über den Leverageeffekt zu sehr hohen Eigenkapitalrenditen führen kann.342 Bei vielen LBOs liegt der Eigenkapitalanteil („Equity Check“) deshalb lediglich zwischen 20% und 30% des Gesamtkaufpreises. Das maximale Verschuldungspotential ergibt sich dabei aus einer Betrachtung der Höhe und Sicherheit der zukünftigen Cash Flows zur Schuldentilgung durch potentielle Fremdkapitalgeber.343 338 Als gutes Beispiel vergleiche American Tower Corp., Form S-4, 27. Mai 2005, S. 46: „Citigroup selected REIT transactions for its premium analysis because […] REIT businesses are both real estate based and the anticipated operating cost synergies resulting from such transactions are driven by savings in general, administrative and corporate expenses.“ 339 Vgl. Bruner (2004), S. 394 ff. 340 Vgl. Loos (2005) zur Wertgenierung im Rahmen von LBOs. 341 Vgl. zu LBO und Recap Analysis auch Inselbag / Kaufold (1989), S. 87 ff., die bei LBOs die Anwendung der APVMethode vorschlagen, welche in der Praxis jedoch keine Verwendung findet. 342 Vergleiche zum Leverageeffekt z.B. Spremann (2002), S. 252 f. 343 Die Nettoverschuldung bzw. der „Leverage“ wird dabei oft als Multiple zum EBITDA der letzten zwölf Montate (Net Debt/LTM EBITDA) ausgedrückt, wobei „LTM“ für „Last Twelve Months“ steht. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 71 2. Cash Flows – Wird ein Unternehmen für $100 Mio. (Firm Value) gekauft und zu 80% fremdfinanziert, so führt die sukzessive Schuldentilgung aus den Cash Flows nach Zinsen unter der Annahme, dass der Gesamtunternehmenswert von $100 Mio. (Firm Value) unverändert bleibt, zu einer entsprechenden Erhöhung des Eigenkapitals. Wird z.B. im ersten Jahr ein Cash Flow nach Zinsen und Steuern von $10 Mio. erwirtschaftet und voll zur Schuldentilgung benutzt, verringert sich das Fremdkapital von $80 Mio. auf $70 Mio. und der Wert des Eigenkapitals erhöht sich von $20 Mio. auf $30 Mio, was einer Rendite von 50% entspricht. Damit verdeutlicht sich die Wichtigkeit der Optimierung der Cash Flows im Rahmen von LBOs. 3. Exit-Multiple – Liegt das EBITDA der letzten 12 Monate für das obige Beispielunternehmen zum Kaufzeitpunkt bei $20 Mio., so beträgt das sogenannte „Entry-Multiple“, d.h. das Multiple, zu dem das Unternehmen erworben wird, 5.0x FV/LTM EBITDA. Da Private Equity Investoren ein Unternehmen wie gesagt nach einer gewissen Zeit wieder abstossen, ist die entscheidende Frage, wie hoch der realisierbare Veräusserungspreis sein wird. Zu dessen Bestimmung wird meist ein sogenanntes „Exit-Multiple“ verwendet. Es wird z.B. angenommen, dass das Unternehmen nach drei Jahren wieder zu einem Multiple von 5.0x FV/LTM EBITDA weiterverkauft wird. Ist das EBITDA während dieser Zeit auf $35 Mio. angestiegen, so beträgt der Firm Value des Unternehmens beim Verkauf $175 Mio. Nach Abzug der ungetilgten Schulden ergibt sich daraus der Wert des Eigenkapitals, der den Investoren zusteht. Hieraus wird die unmittelbare Wertrelevanz von EBITDA-Steigerungen ersichtlich. Weiterhin können strukturelle Verbesserungen des Unternehmens dazu führen, dass das Exit-Multiple über dem EntryMultiple zu liegen kommt, was einen grossen Werteinfluss hat. Aus der Gegenüberstellung des zu Anfang investierten Eigenkapitals mit dem Eigenkapital nach Schuldentilgung zum Verkaufszeitpunkt ergibt sich die Eigenkapitalrendite oder „Internal Rate of Return“ (IRR). Die LBO Analysis fragt nun, was ein Investor bei gegebenen Cash Flows, Leverage, Exit-Multiple, Haltedauer und Zieleigenkapitalrendite (Target-IRR) bereit ist, heute für das Unternehmen zu zahlen, woraus sich der Unternehmenswert ergibt. Recapitalization Analysis (Recap Analysis) Bei der Recap Analysis wird untersucht, welche Wertauswirkungen eine Optimierung der Kapitalstruktur der Zielgesellschaft durch eine Erhöhung der Nettoverschuldung hat. Dazu wird angenommen, dass das Unternehmen eigene Aktien zu einer Prämie über den momentanen Marktpreis zurückkauft, wobei dies aus Barreserven oder durch die Aufnahme von Fremdkapital finanziert wird.344 Dies hat zwei gegenläufige Effekte auf den zukünftigen Gewinn pro Aktie (Earnings per share – EPS). Die Verringerung der Anzahl der Aktien erhöht das EPS, während der höhere Verschuldungsgrad zu höheren Zinsen und damit einem tendenziell niedrigeren EPS führt. Diese Zusammenhänge werden in der Recap Analysis mit einer Trading Multiples Bewertung verbunden, indem das zukünftige EPS nach dem Recap mit einem P/E-Multiple multipliziert wird, das für das Unternehmen nach dem Recap repräsentativ ist. Hieraus ergibt sich ein vereinfachter PostRecap Eigenkapitalwert, der dann mit dem momentanen Marktpreis verglichen werden kann, um die wertmässigen Auswirkungen der Kapitalstrukturoptimierung zu untersuchen. Oft wird diese Analyse über mehrere Jahre hinweg betrachtet, um die langfristigen Werteffekte zu erfassen, so dass die sich ergebenden Eigenkapitalwerte mit dem entsprechenden Eigenkapitalkostensatz auf den Bewertungszeitpunkt diskontiert werden müssen. 344 Eine Finanzierung aus Barreserven führt natürlich ebenso wie die Aufnahme von Fremdkapital zu einer Erhöhung der Nettoverschuldung, die ja definiert ist als Finanzverbindlichkeiten minus Kasse. 72 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Sum-of-the-Parts Analysis (SOP Analysis) Bei einer SOP Analysis werden die einzelnen Segmente oder Divisionen eines Unternehmens unabhängig voneinander mit den jeweils am besten dafür geeigneten Bewertungsmethoden bewertet. Diese so ermittelten Einzelwerte werden daraufhin summiert und eventuell noch um einen Abschlag für Corporate Overheads korrigiert, die sich nicht den einzelnen Segmenten zuordnen lassen. Dies ergibt den Firm Value des Unternehmens. Es handelt sich somit bei der SOP Analysis streng genommen nicht um eine „eigenständige“ Bewertungsmethode, da sie auf andere Bewertungsmethoden zurückgreifen muss. Dieser Ansatz ermöglicht eine differenzierte Bewertung der einzelnen Segmente, indem z.B. segmentspezifische Kapitalkosten verwendet werden können. Zudem lassen sich die Werteffekte einer möglichen Zerschlagung des Unternehmens verdeutlichen, weshalb man auch von einer „Break-Up Value Analysis“ spricht. Allerdings werden potentielle Synergien zwischen einzelnen Konzernteilen vernachlässigt, so dass sich dieser Ansatz nur bei Unternehmen mit relativ unabhängigen Sparten eignet.345 Discounted Future Equity Value Analysis (DFEV Analysis) Die Discounted Future Equity Value Analysis346 kann man beschreiben als eine Trading Multiples Bewertung über die Zeit hinweg, um hypothetische zukünftige Aktienpreise zu ermitteln, die dann auf den Bewertungszeitpunkt diskontiert werden.347 Konkret wird dabei so vorgegangen, dass ein repräsentatives, zukunftsbezogenes Multiple (z.B. 1-year-forward P/E-Multiple) jeweils mit den korrespondierenden Finanzgrössen (z.B. EPS) der nächsten Jahre multipliziert wird, um für jedes Jahr auf einen Unternehmenswert zu kommen. Dieser wird dann mit den relevanten Kapitalkosten auf den Bewertungszeitpunkt diskontiert. Geht man von wachsenden Gewinnen aus, steigen selbstverständlich die undiskontierten Unternehmenswerte mit der Zeit an. Würde der Gewinn jedes Jahr genau um die Kapitalkosten wachsen, so wären die diskontierten Unternehmenswerte bei konstantem Multiple für alle Jahre gleich hoch. Ist die Wachstumsrate im Geschäftsplan allerdings verschieden von den Kapitalkosten, können sich mehr oder weniger deutliche Wertschwankungen von Jahr zu Jahr ergeben. Diese Analyse kann somit Aufschluss darüber geben, wie sich der Marktwert des Unternehmens bei gegebener Geschäftsplandynamik in der Zukunft entwickeln könnte, und ob man sich gegebenenfalls als Aktionär besser stellen würde, indem man eine solche Entwicklung abwartet, statt das Unternehmen jetzt zu verkaufen. Analyst Target Prices Finanzanalysten treffen Einschätzungen bezüglich der zukünftigen Geschäftsentwicklung eines von ihnen untersuchten Unternehmens, leiten daraus Erwartungen für die zukünftige finanzielle Entwicklung ab und führen auf dieser Basis Unternehmensbewertungen durch, die in Zielpreisen (Target Prices) für die Aktie resultieren. Diese Zielpreise repräsentieren den fundamentalen Fair Value der Aktie, der sich aus Sicht der Finanzanalysten über einen bestimmten Zeitraum, meist innerhalb des nächsten Jahres, am Aktienmarkt einstellen sollte.348 Dabei können die verschiedensten Unter- 345 Vgl. Ernst / Schneider / Thielen (2006), S. 131 ff. 346 Diese wird von den Banken auch als „Present Value of Future Share Price Analysis“ oder als „Discounted Equity Value Analysis“ bezeichnet. 347 Siehe Mercury Interactive Corp., Form SC 14D9, 17. August 2006, S. 21: „This analysis is designed to provide an indication of the present value of a hypothetical future value of a company’s equity as a function of such company’s assumed price to FCF per share multiple and its assumed price to future EPS multiple.“ 348 Siehe Brav / Lehavy (2003), S. 1955. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 73 nehmensbewertungsmethoden zum Einsatz kommen, wobei Finanzanalysten vor allem auf Trading Multiples z.T. aber auch auf die DCF-Methode zurückgreifen.349 Da die Finanzanalysten versuchen, den Fair Value der Aktie zu bestimmen, sollten sich die Target Prices grundsätzlich als Bewertungsbenchmark für die Fairness des Angebotspreises eignen, worauf in Kapitel 5 bei der Untersuchung der Bewertungsergebnisse nochmals im Detail eingegangen wird. Ein Hauptunterschied zu den Bewertungen der Investmentbank besteht jedoch darin, dass der Analyst keinen Zugang zu den detaillierten Geschäftsplänen des Managements hat. 52-Week High/Low Hierbei handelt es sich schlicht um Höchst- und Tiefstkurs der Aktie über das letzte Jahr, so dass man nicht von einer Unternehmensbewertungsmethode sprechen kann. Vielmehr ist das 52-Week High/Low wie auch die Zielpreise der Finanzanalysten als Bewertungsbenchmark zu klassifizieren, mit dem sich Aussagen darüber machen lassen, wie sich der Marktpreis vor der Übernahme sowie der Angebotspreis zur Kursdynamik des letzten Jahres verhalten.350 Dies erlaubt u.U. Schlüsse über ein mögliches „Timing“ des Angebots. Other Valuation Methods Insgesamt kommen in sieben Bewertungsfällen andere Bewertungsmethoden zum Einsatz, die hier der Vollständigkeit halber aufgezählt werden:351 • Dividend Discount Model (3x) – Siehe Unterabschnitt 3.4.1 für eine Erläuterung. • Public Restructuring Analysis (1x) – Restrukturierung des Unternehmens unter Annahme des Verkaufs einzelner Sparten und Umorganisation der verbliebenen Bereiche. Zieht wie SOP Analysis andere Bewertungsmethoden heran und eignet sich zur Analyse der Wertauswirkungen von Restrukturierungsmöglichkeiten. • Canadian Income Trust Analysis (1x) – Umwandlung des Unternehmens in Canadian Income Trust mit steuerlichen Vorteilen und Ausschüttung hoher Dividenden. „Cash Yield“352 vergleichbarer Unternehmen wird zur Kapitalisierung der Dividenden verwendet.353 • Prior Stock Transaction Analysis (1x) – Preise, zu denen Zielgesellschaft in der Vergangenheit eigene Aktien zurückgekauft hat, werden als expliziter Bewertungsbenchmark verwendet. Da Aktien oft zurückgekauft werden, wenn die Marktbewertung für zu niedrig gehalten wird, können hieraus eventuell Schlüsse auf Werteinschätzungen des Managements gezogen werden. • Market Price (1x) – Marktpreis der Zielgesellschaft vor Übernahme wird explizit in gewichtete Gesamtbewertung miteinbezogen (Gewicht 20%). 349 Siehe Fussnote 355 in Unterabschnitt 4.2.3.1 für einige Studien zu den von Finanzanalysten verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden. 350 Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass obgleich es sich bei Analyst Target Prices und 52-Week High/Low nicht um Unternehmensbewertungsmethoden, sondern um Bewertungsbenchmarks handelt, der Einfachheit halber im Folgenden summarisch von Unternehmensbewertungsmethoden gesprochen wird. 351 Die Nummer in Klammern gibt an, wie oft die entsprechende Methode in der untersuchten Stichprobe zum Einsatz kam. 352 Die Cash Yield wird definiert als erwartete Dividende eines Jahres, geteilt durch den aktuellen Marktpreis des Unternehmens. 353 Siehe Masonite International, Proxy Circular, 18. Januar 2005, S. 23. 74 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 4.2.3 Verwendungshäufigkeiten der Unternehmensbewertungsmethoden In den folgenden Unterabschnitten werden die Unternehmensbewertungsmethoden, die in amerikanischen Fairness Opinions zum Einsatz kommen, über die verschiedenen Transaktionstypen, Transaktionsgrössen, Käufertypen und Industriesegmente hinweg untersucht, um genauere Aufschlüsse über die Verwendungshäufigkeiten zu erlangen. 4.2.3.1 Verwendung der DCF-Methode Die folgenden Tabellen zeigen die Verwendungshäufigkeiten der DCF-Methode im Rahmen von Fairness Opinions über verschiedene Transaktionstypen, Transaktionsgrössen, Käufertypen und Industrien hinweg. Dabei wurden hier alle 205 US-Bewertungsfälle berücksichtigt. Tabelle 20: Verwendung DCF-Methode nach Transaktionstyp DCF used? Transaction Type Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Yes No 61 3 95.3% 4.7% 84 3 96.6% 3.4% 46 8 85.2% 14.8% 191 14 93.2% 6.8% Tabelle 21: Verwendung DCF-Methode nach Transaktionsgrösse DCF used? Transaction Size < $0.5 bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5 bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3 bn Count % within Transaction Size $3 - $10 bn Count % within Transaction Size > $10 bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size Yes No 27 2 93.1% 6.9% 39 1 97.5% 2.5% 47 5 90.4% 9.6% 42 5 89.4% 10.6% 36 1 97.3% 2.7% 191 14 93.2% 6.8% Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 75 Tabelle 22: Verwendung DCF-Methode nach Käufertyp DCF used? Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type Yes No 122 11 91.7% 8.3% 69 3 95.8% 4.2% 191 14 93.2% 6.8% Tabelle 23: Verwendung DCF-Methode nach Industrie DCF used? Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes No 32 13 71.1% 28.9% 20 0 100.0% .0% 20 0 100.0% .0% 19 0 100.0% .0% 19 0 100.0% .0% 16 0 100.0% .0% 15 1 93.8% 6.3% 14 0 100.0% .0% 8 0 100.0% .0% 7 0 100.0% .0% 6 0 100.0% .0% 15 0 100.0% .0% 191 14 93.2% 6.8% Die DCF-Methode kommt bei Stock Transaktionen mit einer Verwendungshäufigkeit von 85% anscheinend weniger zum Einsatz als bei Going Privates und Cash Transaktionen, wo diese jeweils über 95% liegt. Der Grund hierfür ist allerdings industriespezifischer Natur. Denn bei allen acht Stock Transaktionen, wo die DCF-Methode nicht zum Einsatz kommt, handelt es sich um Zielgesellschaften aus dem Segment High Tech, wovon sieben Fälle Software-Unternehmen betreffen. 76 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Insgesamt betreffen 13 der 14 Bewertungsfälle, wo die DCF-Methode nicht verwendet wird, HighTech-Unternehmen, wovon 11 Software-Unternehmen sind. Bei lediglich zwei SoftwareUnternehmen wird dabei mangelnde Profitabilität und Planerfüllung des Unternehmens in der Vergangenheit sowie die damit verbundene Unzuverlässigkeit der zukünftigen Geschäftspläne als Grund für die Nichtverwendung angeführt.354 Die anderen neun Software-Unternehmen, für deren Bewertung die DCF-Methode nicht verwendet wird, weisen hingegen positive Cash Flows auf. Allerdings könnte es sein, dass hier die hohe Unsicherheit der Cash Flows in der fernen Zukunft gegen die Verwendung der DCF-Methode spricht. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die DCF-Methode also über alle Industrien, Transaktionsgrössen, Transaktionstypen und Käufertypen hinweg durchweg Anwendung findet und nur Bewertungen von Software-Unternehmen eine relativ eindeutige Ausnahme bilden. Diese Ergebnisse scheinen konform mit der in Unterabschnitt 3.4.3 angedeuteten Präferenz amerikanischer Gerichte für die DCF-Methode, stehen allerdings in Kontrast zu Untersuchungen in Bezug auf die Bewertungspraxis von Finanzanalysten. Dort wird der DCF-Methode im Vergleich zu Trading Multiples eher eine untergeordnete Bedeutung beigemessen.355 Eine mögliche Erklärung für die grössere Verbreitung im Fairness Opinion Kontext ist die Verfügbarkeit der Geschäftspläne des Managements, die die Bank gleichsam direkt übernehmen kann, ohne dass sie diese selbst verantworten muss. Die Finanzanalysten hingegen müssen ihre eigenen Schätzungen anstellen, wodurch die DCF-Bewertung nach aussen hin unzuverlässiger und argumentativ schlechter vertretbar wird. Aus dieser Sicht kann die Kapitalisierung zeitnaher und damit besser abschätzbarer Finanzgrössen mittels Trading Multiples durchaus Vorteile für die Finanzanalysten haben. Insbesondere vor dem Hintergrund der Ausführungen in Abschnitt 3.4 muss jedoch die Frage gestellt werden, ob Trading Multiples sich wirklich als Substitut für die DCF-Methode eignen. Hierauf kann erst in Kapitel 5 bei der Untersuchung der Bewertungsergebnisse eingegangen werden. 354 Siehe Artemis International Solutions Corp., Form DEFM14A, 8. Juni 2006, wo der Bewerter diese Gründe explizit anführt. Siehe auch 724 Solutions, Inc., Form DEFM14A, 17. Juli 2006. 355 Vgl. Barker (1999), S. 197: „[…] DCF models, technical analysis, and beta analysis are of little practical importance to investment decisions.“ Vgl. Asquith / Mikhail / Au (2005), S. 257: „We find that 99.1% of analysts mention that they use some sort of earnings multiple […]. Only 12.8% of analysts report using any variation of discounted cash flow in computing their price targets.“ Demirakos et al. (2004), S. 230, die bei der Untersuchung von britischen Research Reports eine Verwendungshäufigkeit der DCF-Methode von 38.5% feststellen. Vgl. Fernandez (2001), S. 2, der eine Studie zu den eingesetzten Bewertungsmethoden von Morgan Stanley in Europa zitiert, in der die DCFMethode nur auf dem fünften Rang landet. Siehe für Europa auch Kames (2000), S. 58 ff., der zeigt, dass 92% der von ihm befragten Finanzanalysten auf Multiples abstellen, hingegen nur 75% auf die DCF-Methode nach dem WACCVerfahren. Vergleiche Block (1999), der sagt, dass EVA-Bewertungen bei Finanzanalysten beliebter als die DCFMethode sind. Für die Präferenz von Multiples gegenüber der DCF-Methode bei Finanzanalysten vergleiche zudem Govindarajan (1980); Arnold / Moizer (1984); Yap (1997); Pike / Meerjanssen / Chadwick (1993); Vergoossen (1993); Bradshaw (2002); Bradshaw (2004). Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 77 4.2.3.2 Verwendung von Trading Multiples Die folgenden Tabellen zeigen die Verwendungshäufigkeiten von Trading Multiples über die verschiedenen Stichprobendimensionen hinweg. Auch hier wird auf alle 205 US-Bewertungsfälle abgestellt. Tabelle 24: Verwendung Trading Multiples nach Transaktionstyp Trading Multiples used? Transaction Type Going Privates Yes Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Shown, but no valuation No 52 6 6 81.3% 9.4% 9.4% 65 18 4 74.7% 20.7% 4.6% 37 12 5 68.5% 22.2% 9.3% 154 36 15 75.1% 17.6% 7.3% Tabelle 25: Verwendung Trading Multiples nach Transaktionsgrösse Trading Multiples used? Transaction Size < $0.5 bn Yes Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5 bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3 bn Count % within Transaction Size $3 - $10 bn Count % within Transaction Size > $10 bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size Shown, but no valuation No 25 2 2 86.2% 6.9% 6.9% 33 7 0 82.5% 17.5% .0% 35 10 7 67.3% 19.2% 13.5% 38 7 2 80.9% 14.9% 4.3% 23 10 4 62.2% 27.0% 10.8% 154 36 15 75.1% 17.6% 7.3% Tabelle 26: Verwendung Trading Multiples nach Käufertyp Trading Multiples used? Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type Yes Shown, but no valuation No 95 26 12 71.4% 19.5% 9.0% 59 10 3 81.9% 13.9% 4.2% 154 36 15 75.1% 17.6% 7.3% 78 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Tabelle 27: Verwendung Trading Multiples nach Industrie Trading Multiples used? Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes Shown, but no valuation No 29 13 3 64.4% 28.9% 6.4% 17 2 0 89.5% 10.5% .0% 16 0 0 100.0% .0% .0% 16 3 1 80.0% 15.0% 5.0% 17 4 0 80.0% 20.0% .0% 11 3 5 57.9% 15.8% 26.3% 11 3 2 68.8% 18.8% 12.5% 7 0 0 100.0% .0% .0% 7 4 3 50.0% 28.6% 21.4% 6 1 1 75.0% 12.5% 12.5% 6 0 0 100.0% .0% .0% 12 3 0 80.0% 20.0% .0% 154 36 15 75.1% 17.6% 7.3% Es ist zu klären, wie bei der Interpretation mit der Kategorie „Shown, but no valuation“ zu verfahren ist. Es lässt sich zeigen, dass insgesamt 24 der 36 Fälle in dieser Kategorie durch die Bewertungspraxis zweier Banken erklärt werden kann.356 Goldman Sachs und UBS zeigen in keiner ihrer Fairness Opinions ein konkretes Trading Multiples Bewertungsergebnis, obgleich UBS in allen und Goldman Sachs immerhin in 81% seiner Bewertungen Trading Multiples als Benchmark einsetzt. Beide Banken erachten Trading Multiples also als grundsätzlich relevant, verzichten aber bewusst und unabhängig von der Bewertungssituation darauf, ein konkretes Bewertungsergebnis zu zeigen. Bei der Beurteilung der Verwendungshäufigkeiten ist deshalb die Kategorie „Shown, but no valuation“ ähnlich wie die Kategorie „Yes“ zu interpretieren.357 356 Siehe Tabelle 116 in Anhang 6 für eine Übersicht zu den Verwendungshäufigkeiten der einzelnen Bewertungsmethoden nach der Bank, die die Fairness Opinion erbracht hat. Joint Opinions, die von mehreren Banken zusammen erbracht wurden, wurden aus der Betrachtung ausgeklammert, da es um die Bewertungspraxis der einzelnen Bank geht. 357 Wenn also hier von „Verwendungshäufigkeit“ gesprochen wird, ist damit die Kategorie „Shown, but no valuation“ mitinbegriffen. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 79 Die Verwendungshäufigkeiten liegen über alle Stichprobenmerkmale hinweg um die 90% oder höher. Insbesondere in Bezug auf Transaktionstyp, Transaktionsgrösse und Käufertyp lassen sich keine wesentlichen Auffälligkeiten feststellen. Nur die beiden Industriesegmente Drugs/Supplies und Consumer weisen deutlich tiefere Verwendungshäufigkeiten auf (73.7% bzw. 81.4%). Bei den fünf Drugs/Supplies-Unternehmen, wo Trading Multiples nicht zum Einsatz kommen, handelt es sich in drei Fällen um Pharma- und in zwei Fällen um Biotech-Unternehmen. Da solche Unternehmen zum Teil hoch spezialisierte Produkte anbieten und sehr individuelle Produktpipelines aufweisen, ist es nachvollziehbar, dass es hier schwieriger ist, adäquate Vergleichsunternehmen zu finden als in anderen Industrien. Dies könnte eine Erklärung für die tendenziell niedrigere Verwendungshäufigkeit sein.358 Bei den Consumer-Unternehmen hingegen scheint eine industriebezogene Interpretation nicht angemessen. Zwei der drei Bewertungsfälle, wo Trading Multiples nicht zur Anwendung kommen, beziehen sich auf die Übernahme von Gillette durch P&G. In diesem Fall könnte eher die Grösse der Unternehmen und die damit verbundene Vielfalt der Segmente zu einem Mangel an relevanten Vergleichsunternehmen führen. Diese Begründung lässt sich allerdings nicht generalisieren, denn die Verwendungshäufigkeiten von Trading Multiples sind bei den Transaktionen grösser $10 Mrd. mit 89.2% nicht wesentlich tiefer als bei den kleinsten Transaktionen mit 93.1%. Die mit Ausnahme dieser beiden Industriesegmente durchwegs hohe Verwendungshäufigkeit von Trading Multiples ist konsistent mit den im vorherigen Unterabschnitt zitierten Studien zur Bewertungspraxis von Finanzanalysten, bei denen Trading Multiples sehr beliebt sind. Allerdings hätte man vor dem Hintergrund der Ausführungen in Abschnitt 3.4, wo Trading Multiples Bewertungen als eher ungeeignet für den Vergleich mit Angebotspreisen angesehen wurden, fast eine etwas geringere Bedeutung im Fairness Opinion Kontext erwartet. In Kapitel 5 muss deshalb bei der Untersuchung der Bewertungsergebnisse der tatsächliche Nutzen dieser Methode nochmals kritisch hinterfragt werden. 358 Siehe hierzu auch Chiron Corp., Form DEFM14A, 8. März, S. 19. 80 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 4.2.3.3 Verwendung von Transaction Multiples Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über die Verwendungshäufigkeiten von Transaction Multiples bei Bewertungen der Zielgesellschaft. Die 26 Bewertungen von Käufergesellschaften wurden gemäss den Ausführungen in Unterabschnitt 4.2.1 hier nicht berücksichtigt. Tabelle 28: Verwendung Transaction Multiples nach Transaktionstyp Transaction Multiples used? Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Yes Shown, but no valuation No 43 9 10 69.4% 14.5% 16.1% 59 18 10 67.8% 20.7% 11.5% 12 9 9 40.0% 30.0% 30.0% 114 36 29 63.7% 20.1% 16.2% Tabelle 29: Verwendung Transaction Multiples nach Transaktionsgrösse Transaction Multiples used? < $0.5 bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5 bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3 bn Count % within Transaction Size $3 - $10 bn Count % within Transaction Size > $10 bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size Yes Shown, but no valuation No 21 3 5 72.4% 10.3% 17.2% 30 6 4 75.0% 15.0% 10.0% 26 9 7 61.9% 21.4% 16.7% 27 10 6 62.8% 23.3% 14.0% 10 8 7 40.0% 32.0% 28.0% 114 36 29 63.7% 20.1% 16.2% Tabelle 30: Verwendung Transaction Multiples nach Käufertyp Transaction Multiples used? Financial Buyer Count % within Buyer Type Strategic buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type Yes Shown, but no valuation No 51 11 10 70.8% 15.3% 13.9% 63 25 19 58.9% 23.4% 17.8% 114 36 29 63.7% 20.1% 16.2% Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 81 Tabelle 31: Verwendung Transaction Multiples nach Industrie Transaction Multiples used? High Tech Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes Shown, but no valuation No 25 11 4 62.5% 27.5% 10.0% 15 4 1 75.0% 20.0% 5.0% 13 2 4 68.4% 10.5% 21.1% 9 5 5 47.4% 26.3% 26.3% 6 0 1 85.7% .0% 14.3% 13 1 0 92.9% 7.1% .0% 4 1 0 80.0% 20.0% .0% 7 5 1 53.8% 38.5% 7.7% 6 0 0 100.0% .0% .0% 3 3 5 27.3% 27.3% 45.5% 6 2 4 50.0% 16.7% 33.3% 7 2 4 53.8% 15.4% 30.8% 114 36 29 63.7% 20.1% 16.2% Die Verwendungshäufigkeiten von Transaction Multiples sind mit 80-90% über die meisten Stichprobenmerkmale hinweg zwar relativ hoch, liegen aber stets unter denen von Trading Multiples und DCF-Methode.359 Insbesondere bei Stock Transaktionen kommen Transaction Multiples nur in 70% aller Bewertungen zum Einsatz, verglichen mit einer Verwendungshäufigkeit von 85.2% für die DCF-Methode und 90.7% für Trading Multiples. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass aufgrund der geringen Anzahl von Stock Transaktionen in den letzten Jahren ein Mangel an vergleichbaren und zeitnahen Transaktionen herrscht, was die Anwendbarkeit von Transaction Multiples beeinträchtigt. Eine andere Argumentation ergibt sich aus einem Vergleich der Übernahmeprämien nach Transaktionstyp. Während diese für Cash Transaktionen im Median bei 28.7% und für Going Privates bei 25.2% liegen, beträgt diese für Stock Transaktionen im Median lediglich 15.0%.360 Damit könnte sich die relative Relevanz von Transaction Multiples, die ja Aussagen über Kontrollprämien enthalten, verringern. 359 Die Ausführungen zur Kategorie „Shown, but no valuation“ zu Trading Multiples sind auch hier relevant. 360 Siehe Tabelle 117 in Anhang 6 für eine Übersicht zu den Übernahmeprämien der untersuchten US-Transaktionen. 82 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Der hohe Anteil von Stock Transaktionen bei Transaktionsgrössen über $10 Mrd. kann als eine Erklärung für die vergleichsweise geringere Verwendung von Transaction Multiples in dieser Grössenklasse angesehen werden. Zudem könnte sich hier in der Tat die schon bei Trading Multiples angestellte Vermutung bestätigen, dass es bei grossen Unternehmen tendenziell schwieriger ist, adäquate Vergleichstransaktionen zu finden. Bei einer Betrachtung nach Käufertypen fällt auf, dass bei Transaktionen mit strategischem Käufer Transaction Multiples etwas weniger zum Einsatz kommen als bei Transaktionen mit Finanzkäufern. Dies lässt sich u.a. damit erklären, dass bei Stock Transaktionen stets strategische Käufer auftreten, so dass sich die geringere Verwendungshäufigkeit von Transaction Multiples bei diesem Transaktionstyp auf den Käufertyp überträgt. Bei den Industrien weisen die Segmente Media, Drugs/Supplies, Utilities und Basic Industrials deutlich niedrigere Verwendungshäufigkeiten auf als die anderen Segmente. Bei drei der fünf Drugs/Supplies-Unternehmensbewertungen wird ein Mangel an vergleichbaren, zeitnahen Transaktionen als Grund für die Nichtverwendung angeführt, so dass analoge Überlegungen wie bei den Trading Multiples angeführt werden können.361 Eine ähnliche Begründung liesse sich u.U. für das Segment Utilities anführen, denn in den USA sind Utilities-Unternehmen oft in verschiedenen Bereichen der Energiewertschöpfungskette tätig, so dass es z.T. schwierig sein könnte, vergleichbare Transaktionen zu finden, bei denen das Vergleichsobjekt einen ähnlichen Geschäftsmix wie die Zielgesellschaft aufweist.362 Für die fünf Media-Unternehmensbewertungen, bei denen Transaction Multiples nicht zum Einsatz kommen, lässt sich die Nichtverwendung hingegen damit erklären, dass es es sich dabei stets um Stock Transaktionen handelt. 361 Siehe Chiron Corp., Form DEFM14A, 8. März, S. 19 und S. 33. 362 Siehe Duke Energy Holding Corp., Form S-4, 1. Februar 2006. Das Utility-Unternehmen Cinergy Corp., für dessen Unternehmensbewertung keine Transaction Multiples eingesetzt werden, ist z.B. in den Bereichen Energy Generation, Transmission and Distribution und Energy Trading tätig. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 83 4.2.3.4 Verwendung der Premium Analysis Die folgenden Tabellen zeigen die Verwendungshäufigkeiten der Premium Analysis über die verschiedenen Stichprobendimensionen. Wie schon bei den Transaction Multiples werden hier nur die Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft betrachtet. Tabelle 32: Verwendung Premium Analysis nach Transaktionstyp Premium Analysis used? Transaction Type Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Yes Shown, but no valuation No 31 10 21 50.0% 16.1% 33.9% 28 15 44 32.2% 17.2% 50.6% 10 11 9 33.3% 36.7% 30.0% 69 36 74 38.5% 20.1% 41.3% Tabelle 33: Verwendung Premium Analysis nach Transaktionsgrösse Premium Analysis used? Transaction Size < $0.5 bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5 bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3 bn Count % within Transaction Size $3 - $10 bn Count % within Transaction Size > $10 bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size Yes Shown, but no valuation No 10 6 13 34.5% 20.7% 44.8% 19 5 16 47.5% 12.5% 40.0% 15 10 17 35.7% 23.8% 40.5% 15 9 19 34.9% 20.9% 44.2% 10 6 9 40.0% 24.0% 36.0% 69 36 74 38.5% 20.1% 41.3% Tabelle 34: Verwendung Premium Analysis nach Käufertyp Premium Analysis used? Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type Yes Shown, but no valuation No 39 27 41 36.4% 25.2% 38.3% 30 9 33 41.7% 12.5% 45.8% 69 36 74 38.5% 20.1% 41.3% 84 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Tabelle 35: Verwendung Premium Analysis nach Industrie Premium Analysis used? Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes Shown, but no valuation No 16 10 14 40.0% 25.0% 35.0% 9 1 9 47.4% 5.3% 47.4% 9 1 4 64.3% 7.1% 28.6% 6 8 5 31.6% 42.1% 26.3% 6 2 3 54.5% 18.2% 27.3% 5 3 12 25.0% 15.0% 60.0% 4 0 3 57.1% .0% 42.9% 4 0 2 66.7% .0% 33.3% 3 2 7 25.0% 16.7% 58.3% 2 3 8 15.4% 23.1% 61.5% 0 2 3 .0% 40.0% 60.0% 5 4 4 38.5% 30.8% 30.8% 69 36 75 38.5% 20.1% 41.3% Da Premium Analysis und Transaction Multiples für die Bewertung beide auf vergleichbare Transaktionen zurückgreifen, könnte man vermuten, dass diese Methoden ähnliche Verwendungsmuster aufweisen. Allerdings kommt die Premium Analysis mit einer gesamthaften Verwendungshäufigkeit von nur 58.7%363 deutlich weniger zum Einsatz als Transaction Multiples. Diese Inkonsistenz der Verwendungsmuster wird auch durch Tabelle 36 verdeutlicht, welche die Verwendungshäufigkeiten der Premium Analysis in Abhängigkeit vom Einsatz von Transaction Multiples zeigt. Hieraus wird ersichtlich, dass die Verwendung von Transaction Multiples kein unbedingtes Indiz für die Verwendung der Premium Analysis ist. So wird nur in 37.9% der Bewertungsfälle, wo Transaction Multiples nicht zum Einsatz kommen, auch ganz auf die Premium Analysis verzichtet. Dahingegen kommt die Premium Analysis nur in 58.7% der Bewertungsfälle zum Einsatz, bei denen Transaction Multiples ein „Yes“ erhalten. 363 Diese Häufigkeit umfasst die Kategorien „Yes“ und „Shown, but no valuation“. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 85 Tabelle 36: Crosstable Verwendung Premium Analysis vs. Transaction Multiples Premium Analysis used? Transaction Multiples used? Yes Count % within Transaction Multiples used? Shown, but no valuation No Count % within Transaction Multiples used? Count % within Transaction Multiples used? Total Count % within Transaction Multiples used? Yes Shown, but no valuation No Total 55 12 47 114 48.2% 10.5% 41.2% 100.0% 1 19 16 36 2.8% 52.8% 44.4% 100.0% 13 5 11 29 44.8% 17.2% 37.9% 100.0% 69 36 74 179 38.5% 20.1% 41.3% 100.0% Auch für die einzelnen Stichprobendimensionen ergeben sich markante Unterschiede. So weisen Going Privates und insbesondere Cash Transaktionen, im Gegensatz zu den für Transaction Multiples festgestellten Mustern, deutlich geringere Verwendungshäufigkeiten für die Premium Analysis auf als Stock Transaktionen. Bei den Transaktionsgrössen haben die kleinsten Transaktionen die geringste Verwendungshäufigkeit, während die grössten Transaktionen die höchste haben. Und bei den Industriesegmenten fällt auf, dass in den Segmenten Retail, Consumer oder Chemicals, die relativ hohe Verwendungshäufigkeiten bei den Transaction Multiples aufwiesen, in ca. 60% aller Bewertungsfälle keine Premium Analysis verwendet wird. Zwei Gründe könnten für die geringere Verwendungshäufigkeit und grössere Uneinheitlichkeit bei der Anwendung der Premium Analysis angeführt werden. Erstens könnte es sein, dass für die Bestimmung einer „normalen“ Kontrollprämie einfach mehr Vergleichstransaktionen gebraucht werden als für die Bestimmung von Transaction Multiples. Da diese höhere Anzahl von Vergleichstransaktionen nicht immer verfügbar ist, könnte dies den gesamthaft geringeren Verwendungsgrad der Premium Analysis erklären.364 Ein zweiter Grund könnte darin bestehen, dass der Marktpreis der Zielgesellschaft vor der Übernahme z.T. keine geeignete Grundlage zur Anwendung einer Kontrollprämie bietet. Die mögliche Unzuverlässigkeit des Marktpreises als Schätzer für den Fair Market Value wird zumindest in den Fairness Opinion Bewertungen zweier kleinerer Transaktionen angemerkt.365 Da dieses Problem bei kleineren Unternehmen mit einer geringeren Liquidität der Titel am Aktienmarkt tendenziell häufiger auftreten dürfte, könnte dies auch erklären, warum die Einsatzhäufigkeit der Premium Analysis bei den Transaktionen, die eine Transaktionsgrösse kleiner als $500 Mio. aufweisen, am geringsten ist. 364 Siehe hierzu auch Unterabschnitt 4.3.4. 365 Siehe Morton Industrial Group, Inc., Form DEFM14A, 10. Juli 2006, S. 15. Siehe Rotonics Manufacturing, Inc., Form PREM14A, 28. September 2006, S. 35 f. 86 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 4.2.3.5 Verwendung der LBO Analysis Die folgenden Tabellen zeigen die Verwendungshäufigkeiten der LBO Analysis bei Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft über die verschiedenen Stichprobendimensionen. Tabelle 37: Verwendung LBO Analysis nach Transaktionstyp LBO Analysis used? Yes Shown, but no valuation No 21 2 39 33.9% 3.2% 62.9% Transaction Type Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions 3 61 3.4% 70.1% 1 1 28 3.3% 3.3% 93.3% Count % within Transaction Type Total 23 26.4% Count % within Transaction Type 45 6 128 25.1% 3.4% 71.5% Tabelle 38: Verwendung LBO Analysis nach Transaktionsgrösse LBO Analysis used? Yes Shown, but no valuation No 6 0 23 20.7% .0% 79.3% Transaction Size < $0.5 bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5 bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3 bn 6 2 34 14.3% 4.8% 81.0% 15 0 28 34.9% .0% 65.1% 3 2 20 12.0% 8.0% 80.0% 45 6 128 25.1% 3.4% 71.5% Count % within Transaction Size Total 23 57.5% Count % within Transaction Size > $10 bn 2 5.0% Count % within Transaction Size $3 - $10 bn 15 37.5% Count % within Transaction Size Tabelle 39: Verwendung LBO Analysis nach Käufertyp LBO Analysis used? Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type Yes Shown, but no valuation No 17 2 88 15.9% 1.9% 82.2% 28 4 40 38.9% 5.6% 55.6% 45 6 128 25.1% 3.4% 71.5% Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 87 Tabelle 40: Verwendung LBO Analysis nach Industrie LBO Analysis used? Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes Shown, but no valuation No 9 3 28 22.5% 7.5% 70.0% 1 0 18 5.3% .0% 94.7% 1 0 13 7.1% .0% 92.9% 0 0 12 .0% .0% 100.0% 8 0 11 42.1% .0% 57.9% 10 1 9 50.0% 5.0% 45.0% 2 1 8 18.2% 9.1% 72.7% 6 1 6 46.2% 7.7% 46.2% 0 0 5 .0% .0% 100.0% 3 0 4 42.9% .0% 57.1% 3 0 3 50.0% .0% 50.0% 2 0 11 15.4% .0% 84.6% 45 6 128 25.1% 3.4% 71.5% Die Kategorie „Shown, but no valuation“ umfasst solche Fälle, bei denen eine LBO Analysis benutzt wurde, um die impliziten Eigenkapitalrenditen des Käufers aus der Übernahme auf Basis des Angebotspreises zu berechnen, ohne zu fragen, was ein Finanzkäufer bei gegebenen Zielrenditen bereit wäre, maximal für die Zielgesellschaft zu zahlen. Zwar liegt für diese Fälle mithin kein Bewertungsergebnis vor, aber der Tatsache, dass die Methode immerhin zum Einsatz kommt, wird bei der Interpretation Rechnung getragen.366 Es ist zu erwarten, dass die LBO Analysis vor allem bei Übernahmen durch einen Finanzkäufer eingesetzt wird, um zu überprüfen, was dieser bereit sein könnte zu zahlen. Entsprechend wird in knapp 45% aller Bewertungsfälle mit Finanzkäufer eine LBO Analysis verwendet. Darüber hinaus findet die LBO Analysis immerhin in knapp 18% aller Bewertungsfälle mit strategischem Käufer Verwendung. Dies ist im Lichte des Auction-Based Standard und des Single-Owner Standard als 366 Wenn also hier von „Verwendungshäufigkeit“ gesprochen wird, ist damit die Kategorie „Shown, but no valuation“ mitinbegriffen. 88 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions äusserst positiv zu sehen, denn bei der Beurteilung der Fairness sollte durchaus überprüft werden, ob ein Finanzkäufer potentiell bereit sein könnte, mehr zu zahlen als ein strategischer Käufer. Bei einer Betrachtung nach Transaktionstypen fällt auf, dass die LBO Analysis bei Going Privates am häufigsten zum Einsatz kommt. Da 75% der untersuchten Going Privates einen Finanzkäufer involvieren, ist dies unmittelbar einsichtig.367 Dagegen sind bei Stock Transaktionen grundsätzlich keine Finanzkäufer beteiligt, weshalb man die LBO Analysis hier kaum antrifft.368 In Bezug auf die Industrien fallen die überdurchschnittlich hohen Verwendungshäufigkeiten der LBO Analysis in den Segmenten Retail, Basic Industrials, Consumer, Transportation und Healthservices auf. Dies reflektiert die Nachfrage nach Unternehmen dieser Industrien durch Finanzkäufer, da sich deren relativ stabile Cash Flows grundsätzlich gut für LBOs eignen. Dahingegen trifft man in Industrien, die eher zyklisch und sehr kapitalintensiv sind (Oil/Gas, Utilities) oder mit höherer Unsicherheit behaftet sind (Entwicklungsrisko bei Drugs/Supplies), eher weniger Finanzkäufer, was sich in der geringeren Verwendungshäufigkeit der LBO Analysis widerspiegelt. 367 Siehe Unterabschnitt 4.1.4. 368 Die beiden Ausnahmen sind jedoch gute Beispiele für einen sinnvollen Einsatz der LBO Analysis bei Transaktionen mit strategischem Käufer zur Beurteilung der relativen Attraktivität möglicher Verkaufsalternativen. Siehe American Tower Corp., Form S-4, 27. Mai 2005, S. 62: „Lehman Brothers and Evercore performed a leveraged acquisition analysis on SpectraSite and AmericanTower in order to ascertain the prices that would be attractive to a potential financial buyer based upon current market conditions.“ Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 89 4.2.3.6 Verwendung der Sum-of-the-Parts Analysis Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über die Verwendungshäufigkeiten der Sum-of-theParts Analysis nach Stichprobendimensionen. Da die SOP Analysis sich in ihrem Sinn nicht nur auf Zielgesellschaften bezieht, werden hier wieder alle 205 Bewertungsfälle inklusive Bewertungen der Käufergesellschaft betrachtet. Tabelle 41: Verwendung SOP Analysis nach Transaktionstyp SOP Analysis used? Transaction Type Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Yes No 12 52 18.8% 81.3% 17 70 19.5% 80.5% 17 37 31.5% 68.5% 46 159 22.4% 77.6% Tabelle 42: Verwendung SOP Analysis nach Transaktionsgrösse SOP Analysis used? Transaction Size < $0.5 bn % within Transaction Size $0.5 - $1.5 bn 96.6% 4 36 10.0% 90.0% 11 41 21.2% 78.8% 13 34 27.7% 72.3% Count % within Transaction Size Total 3.4% Count % within Transaction Size > $10 bn 28 Count % within Transaction Size $3 - $10 bn No 1 Count % within Transaction Size $1.5 - $3 bn Yes Count 17 20 45.9% 54.1% 46 159 22.4% 77.6% Count % within Transaction Size Tabelle 43: Verwendung SOP Analysis nach Käufertyp SOP Analysis used? Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type Yes No 32 101 24.1% 75.9% 14 58 19.4% 80.6% 46 159 22.4% 77.6% 90 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Tabelle 44: Verwendung SOP Analysis nach Industrie SOP Analysis used? Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes No 11 9 55.0% 45.0% 8 11 42.1% 57.9% 6 39 13.3% 86.7% 4 10 28.6% 71.4% 4 12 25.0% 75.0% 4 12 25.0% 75.0% 3 17 15.0% 85.0% 1 5 16.7% 83.3% 1 18 5.3% 94.7% 0 7 .0% 100.0% 0 8 .0% 100.0% 4 11 26.7% 73.3% 46 159 22.4% 77.6% Der Haupttreiber für die Verwendung dieses Ansatzes sollte die Existenz verschiedener Geschäftsbereiche sein, die am besten getrennt bewertet werden. Da grosse Unternehmen dieses Merkmal wohl eher als kleine Unternehmen aufweisen, ist anzunehmen, dass die SOP Analysis bei den ersteren am häufigsten zum Einsatz kommt. Dies bestätigt sich vollauf bei einer Betrachtung der Verwendungshäufigkeiten nach Transaktionsgrösse. So kommt die SOP Analysis bei den kleinsten Transaktionen gerade einmal in 3.4% der Bewertungsfälle zum Einsatz, während die Verwendungshäufigkeit für die grössten Transaktionen bei 45.9% liegt. Die überdurchschnittlich hohe Verwendungshäufigkeit bei Stock Transaktionen lässt sich auf die höheren Transaktionsgrössen bei diesem Transaktionstyp zurückführen. Unerwartet ist jedoch, dass die SOP Analysis bei Transaktionen mit Finanzkäufern etwas weniger zum Einsatz kommt als bei Transaktionen mit strategischem Käufer, denn die SOP Analysis kann gerade auch herangezogen werden, um eine Zerschlagung oder Umstrukturierung des Unternehmens zu simulieren. Da solche Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 91 Überlegungen für Finanzkäufer von tendenziell höherer Bedeutung sind, hätte man annehmen können, dass die SOP Analysis hier vermehrt Anwendung findet.369 Bei einer Betrachtung der Industriesegmente springen die überdurchschnittlich hohen Verwendungshäufigkeiten in den Segmenten Drugs/Supplies und Utilities ins Auge. Für das Segment Drugs/Supplies lässt sich dies mit den z.T. stark diversifizierten Produktportfolios erklären. Die unterschiedlichen Risikoprofile der einzelnen Produkte legen eine SOP-Betrachtung nahe.370 Auch bei den Utilities-Unternehmen kann auf die in Unterabschnitt 4.2.3.3 gemachte Bemerkung verwiesen werden, dass Versorger in den USA oft in verschiedenen Bereichen der Energiewertschöpfungskette tätig sind, welche unterschiedlichen Dynamiken folgen, und was die höhere Verwendungshäufigkeit der SOP Analysis erklären könnte. 4.2.3.7 Verwendung anderer Unternehmensbewertungsmethoden Die verbliebenen Unternehmensbewertungsmethoden werden aufgrund der geringeren Verbreitung hier nicht im Detail diskutiert, sondern lediglich summarisch behandelt. Für einen Überblick zu den jeweiligen Verwendungshäufigkeiten nach Stichprobendimensionen wird auf Anhang 6 verwiesen.371 Recap Analysis Die Recap Analysis kommt in 5.6% aller Bewertungen von Zielgesellschaften zum Einsatz. Diese Bewertungsmethode macht Aussagen zur wertmässigen Attraktivität einer potentiellen Kapitalstrukturveränderung, welche sich insbesondere als Alternative zu einem LBO anbietet. Dieser Zusammenhang bestätigt sich bei einem Blick auf die zweidimensionale Häufigkeitsverteilung von Recap und LBO Analysis.372 Nur in einer einzigen Bewertung, wo die Recap Analysis zum Einsatz kommt, wird keine LBO Analysis verwendet. Wie auch bei der LBO Analysis ist die Existenz eines Finanzkäufers somit der entscheidende Treiber für die Verwendungshäufigkeit. Bei einer ausschliesslichen Betrachtung von Transaktionen mit Finanzkäufer erhöht sich diese auf immerhin 13.9%. Dagegen wird die Recap Analysis bei Transaktionen mit strategischem Käufer kein einziges Mal verwendet. In Bezug auf die Industrien sticht wie schon bei der LBO Analysis das RetailSegment heraus, wo in 20% aller Bewertungsfälle eine Recap Analysis eingesetzt wird.373 Hier können die relativ stabilen Cash Flows und das hohe Verschuldungspotential von RetailUnternehmen, die auch die Attraktivität dieses Segments für Finanzkäufer erklären, Gründe für die hohe Verwendungshäufigkeit der Recap Analysis sein. 369 Siehe z.B. Russel Corp., Form DEFM14A, 19. Juni 2006, S. 29. Bei dieser Übernahme durch einen Finanzkäufer heisst es in der Fairness Opinion Bewertung: „Goldman Sachs performed an illustrative sale in pieces, designed to provide an implied value per share of Russel Corporation common stock following a theoretical breakup of its three business groups […].“ 370 Das Unternehmen Chiron Corp. z.B., das in der Fairness Opinion mittels einer SOP Analysis bewertet wird, ist in den Bereichen Biopharma, Vaccines und Blood Testing tätig (siehe Chiron Corp., Form DEFM14A, 8. März). 371 Siehe Tabelle 118 ff. in Anhang 6 für die Recap Analysis; siehe Tabelle 123 ff. in Anhang 6 für die DFEV Analysis; siehe Tabelle 127 ff. in Anhang 6 für Analyst Target Prices; siehe Tabelle 131 ff. in Anhang 6 für das 52-Week High/Low; siehe Tabelle 135 ff. in Anhang 6 für die Net Asset Valuation. 372 Siehe Tabelle 122 in Anhang 6. 373 50% aller erfassten Recap Analyses fallen damit in dieses Industriesegment. 92 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Discounted Future Equity Value Analysis Die Discounted Future Equity Value Analysis kommt in 14.6% aller Bewertungsfälle zum Einsatz. Hier erklärt sich die Verwendung allein aus der Bewertungspraxis der verschiedenen Banken.374 Bei Goldman Sachs kommt diese Analyse in 56.3% aller Bewertungen zum Einsatz, bei Morgan Stanley immerhin noch in 41.7% und bei Merrill Lynch in 21.1% aller Bewertungen. Nur 2 weitere der Top 10 Banken375 benutzen diese Analyse in einigen wenigen Fällen. Da Goldman Sachs wie gesagt keine Bewertungsergebnisse für Trading Multiples zeigt, könnte diese Analyse, die ja auf Trading Multiples basiert, dort die Rolle eines Substituts einnehmen. Analyst Target Prices Analyst Target Prices kommen in insgesamt 30.7% aller Bewertungen als Bewertungsbenchmark zum Einsatz. Dabei scheint die Transaktionsgrösse ein zentraler Faktor für die Höhe der Verwendungshäufigkeit zu sein. Während bei den kleinsten Transaktionen gerade einmal in 10.3% der Bewertungsfälle auf Analyst Target Prices zurückgegriffen wird, ist dies bei den grössten Transaktionen in 48.6% der Bewertungen der Fall. Dies lässt sich damit erklären, dass kleinere Unternehmen nicht immer durch Finanzanalysten untersucht werden, so dass die Verfügbarkeit von Zielpreisen hier z.T. wesentlich schlechter ist als bei grossen Unternehmen. Auch fällt die überdurchschnittlich hohe Verwendungshäufigkeit bei Going Privates auf (39.1%), die sich aufgrund der kleineren durchschnittlichen Transaktionsgrösse in diesem Transaktionstyp nicht unbedingt durch die Grösse der Unternehmen erklären lässt. Eine mögliche Erklärung ist, dass durch die Offenlegung der Bewertungspräsentationen hier mehr Bewertungsdetails verfügbar sind als in den SECFilings. Diese müssen nur materielle Analysen enthalten376, zu denen Analyst Target Prices je nach Situation eventuell nicht gezählt werden. 52-Week High/Low Dieser Benchmark wird in knapp 50.2% aller Bewertungen verwendet, wobei sich keine offensichtlichen Verwendungsmuster über die einzelnen Stichprobendimensionen hinweg erkennen lassen. Insbesondere ist die Verwendungshäufigkeit bei den kleinsten Transaktionen ca. genauso hoch wie bei den grössten Transaktionen. Man hätte eventuell erwartet, dass aufgrund der höheren Marktliquidität der Aktien von grossen Unternehmen diese Preisspanne dort aussagekräftiger ist. Allerdings kann man andererseits auch argumentieren, dass die Volatilität des Marktpreises bei kleinen Unternehmen z.T. höher ist, weshalb dieser Benchmark dort besonders wertvoll sein kann. Net Asset Valuation Hierunter sind die in Unterabschnitt 3.4.1 benutzten Einzelbewertungsverfahren zu verstehen. Diese werden in 6.1% aller Unternehmensbewertungen von Zielgesellschaften eingesetzt. In insgesamt fünf der elf Bewertungsfälle wird dabei der Unternehmenswert im Sinne eines Liquidationswertes berechnet. Davon betreffen zwei Bewertungsfälle ein Retail-Unternehmen, für das die Attraktivität der Auflösung des Immobilienportfolios untersucht wird377, und ein weiterer Fall eine Hotelgruppe, bei dem das Rational in die gleiche Richtung geht.378 Im vierten Fall wird der Liquidationswert vor 374 Siehe Tabelle 116 in Anhang 6. 375 Die „Top 10“ bezieht sich auf die Anzahl von erbrachten Fairness Opinions der einzelnen Banken in der untersuchten Stichprobe. 376 Siehe Unterabschnitt 2.3.2. 377 Siehe die zwei Bewertungen zu ShopKo Stores, Inc., Form DEFM14A, 23. November 2005, S. 64. 378 Siehe La Quinta Corp., Form DEFM14A, 21. Dezember 2005, S. 29. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 93 dem Hintergrund einer sehr schlechten Performance des Unternehmens bestimmt, die eine Liquidation zu einer realistischen strategischen Alternative macht.379 Und schliesslich wird im fünften Fall der Liquidationswert als Check für eine rein hypothetische Auflösung des Unternehmens benutzt und bildet damit gleichsam die Untergrenze für den Unternehmenswert.380 In weiteren fünf Bewertungen ist das Bewertungsobjekt ein Unternehmen des Segments Oil/Gas.381 Hier wird die Net Asset Valuation zur Bewertung der nachgewiesenen Öl- bzw. Gasreserven eingesetzt und scheint eine relativ akzeptierte Methode zu sein, die immerhin in knapp 29% aller Bewertungen des Segments Oil/Gas zum Einsatz kommt. Damit lässt sich festhalten, dass Einzelbewertungsverfahren in der Fairness Opinion Praxis aus sehr unterschiedlichen Gründen eingesetzt werden, nämlich erstens zur Beurteilung einer Alternativverwendung der Aktiven (z.B. Realisierung des Immobilienportfolios), zweitens falls die Liquidation aufgrund von hohen Verlusten eine realistische Alternative ist, drittens als rein hypothetische Untergrenze der Bewertung, und viertens bei Oil/Gas-Unternehmen zur Bewertung der Reserven. Es fällt auch auf, dass die Net Asset Valuation deutlich häufiger bei Transaktionen mit Finanzkäufern zum Einsatz kommt (9.7% vs. 3.7% bei strategischen Käufern), wobei alle Bewertungen bei den strategischen Käufern Oil/Gas-Unternehmen betreffen. Daraus könnte man schliessen, dass die Beurteilung von Alternativen in Bezug auf die Weiterführung des Geschäfts vor allem bei Übernahmen durch Finanzkäufer von Bedeutung sind, da diese in der Regel ebenfalls alle potentiell wertgenerierenden Alternativen berücksichtigen. 4.2.4 Vergleich USA vs. Schweiz Abbildung 12 vergleicht die Verwendungshäufigkeiten der Bewertungsmethoden für die USA und die Schweiz, wobei die unterschiedlichen Stichprobengrössen zu beachten sind.382 Da in der Schweiz nur Zielgesellschaften bewertet werden, wurde auch für die USA nur auf diese abgestellt. Tabelle 45 gibt zudem eine detaillierte Übersicht zu den Verwendungshäufigkeiten in der Schweiz. Abbildung 12: Verwendete Unternehmensbewertungsmethoden USA vs. Schweiz 94% DCF 100% 94% Trading Multiples 100% 84% Transaction Multiples 69% Premium Analysis 59% 8% 52-Week High/Low Analyst Target Prices 0% 29% LBO Analysis 0% 20% 15% 16% SOP Analysis DFEV Analysis 0% Net Asset Valuation 0% Recap Analysis 0% Other Valuation Methods 0% 50% 31% 29% 6% USA (N = 179) 6% 3% Schweiz (N = 13) 8% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 379 Siehe Vialta, Inc., Form DEFM14A, 7. September 2005, S. 35. 380 Siehe Rotonics Manufacturing, Inc., Form PREM14A, 19. Juni 2006, S. 35. 381 Siehe Kerr-McGee Corp., Form DEFM 14A, 12. Juli 2006, S. 20 und 24; siehe Western Gas Resources, Inc., Form DEFM14A, 24. Juli 2006, S. 25 und 30; siehe Baycorp Holdings Ltd., Form SC 14D9, 4. November 2005, S. 12. Baycorp Holding ist laut SIC Code ein Utilities Unternehmen, hat aber auch ein Ölförderungsgeschäft. 382 Die Verwendungshäufigkeiten beinhalten dabei jeweils die Kategorien „Yes“ und „Shown, but no valuation“. 94 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Tabelle 45: Verwendete Bewertungsmethoden in Schweizer Fairness Opinions DCF used? Yes No Trading Multiples used? Yes Shown, but no valuation No Transaction Multiples used? Yes Shown, but no valuation Sum-of-the-Parts Analysis used? LBO Analysis used? Analyst Target Prices used? 7.7% 1 .0% 0 61.5% 8 1 4 Yes 15.4% 2 No 84.6% 11 Yes .0% 0 Shown, but no valuation .0% 0 100.0% 13 7.7% 1 .0% 0 No 92.3% 12 Yes 30.8% 4 No 69.2% 9 .0% 0 Yes Yes 100.0% 13 Yes .0% 0 Shown, but no valuation .0% 0 100.0% 13 .0% 0 100.0% 13 .0% 0 100.0% 13 Yes 7.7% 1 No 92.3% 12 No Discounted Future Equity Value Analysis used? Yes Net Asset Valuation used? Yes No No Other Valuation Methods used? 0 12 7.7% No Recap Analysis used? .0% 92.3% 30.8% Shown, but not valuation 52-Week High/Low used? N 13 No No Premium Analysis used? % 100.0% Es ist dabei anzumerken, dass sechs der 13 untersuchten Bewertungen von Wirtschaftsprüfern angefertigt wurden und sechs von lokalen Banken. Lediglich eine Fairness Opinion wird von einer europäischen Grossbank erbracht. Auch wenn die Stichprobengrösse für die Schweiz zu gering ist, um generalisierende Schlüsse zu ziehen, so lassen sich vor diesem Hintergrund doch einige interessante Vergleiche mit der amerikanischen Bewertungspraxis anstellen. Die DCF-Methode kommt in allen Schweizer Bewertungen zum Einsatz. Im Gegensatz zu den USA, wo keinerlei Präferenz für die eine oder andere Methode geäussert wird, heben 12 der 13 Fairness Opinions in der Schweiz die DCF-Methode zudem klar als präferierte Methode hervor und weisen den anderen Methoden meist nur eine Plausibilisierungsfunktion zu.383 383 Vgl. z.B. Fairness Opinion Büro-Fürrer AG, 14. April 2005, S. 17: „Im Vordergrund der Bewertungsüberlegungen stand die DCF-Methode, wobei zur Plausibilisierung die Marktbewertungsmethoden anhand vergleichbarer kotierter Unternehmen und vergleichbarer Unternehmenstransaktionen herangezogen wurden.“ Vgl. Fairness Opinion Saurer AG, 3. November 2006, S. 11: „Der nach der DCF-Methode ermittelte Eigenkapitalwert steht im Zentrum der durch(Fortsetzung ...) Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 95 Trading Multiples kommen ebenfalls in allen Fairness Opinions zum Einsatz, so dass die Verwendungshäufigkeit vergleichbar mit derjenigen in den USA ist. Allerdings wird wie gesagt meist deutlich gemacht, dass diese Analyse der DCF-Methode untergeordnet ist. Die Verwendungshäufigkeit für Transaction Multiples ist mit 69.2% geringer als die in den USA. Interessanterweise wird in einem Fall explizit der mögliche Einbezug von Synergien als Grund für deren Verwendung angeführt.384 Eine SOP Analysis kommt lediglich zweimal zum Einsatz, um Unternehmen mit unterschiedlichen Divisionen besser bewerten zu können. Allerdings wird dieser Ansatz hier mit der DCF-Methode integriert und hat keinen eigenen Stellenwert, wie dies in den USA z.T. der Fall ist, wo das Unternehmen einmal gesamthaft und einmal auf Divisionsbasis bewertet wird. Die Premium Analysis kommt nur ein einziges Mal zum Einsatz, was ein deutlicher Unterschied zu den USA ist. Dies könnte mit der grösseren Schwierigkeit zusammenhängen, in einem relativ kleinen Markt wie der Schweiz eine grössere Anzahl vergleichbarer Transaktionen ausfindig zu machen. Zudem betreffen fünf der 13 Transaktionen kotierte Minderheitsanteile, so dass eine Premium Analysis hier eventuell weniger aussagekräftig ist. Die 52-Week High/Low Preisspanne wird in nur 31% der Transaktionen explizit erwähnt, was sich mit 50% in den USA vergleicht. Allerdings wird in allen Fairness Opinions bis auf eine Ausnahme die Kursentwicklung analysiert, so dass man daraus nicht ableiten kann, dass Schweizer Fairness Opinions weniger marktbezogen wären. Schliesslich kommt in einem Fall eine Dividend Discount Analysis zum Einsatz, da das betreffende Unternehmen der Energiewirtschaft hohe konstante Dividendenausschüttungen aufweist und langfristige stabile Abnehmerverträge hat.385 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Verwendungspraxis in Bezug auf DCF-Methode, Trading und Transaction Multiples in den USA und der Schweiz relativ ähnlich ist. Dabei wird der DCF-Methode in der Schweiz explizit eine grössere Bedeutung beigemessen als dies in den USA der Fall ist. Die im deutsprachigen Raum verbreitete Ertragswertmethode spielt dagegen in der Schweizer Fairness Opinion Praxis keine Bedeutung.386 Allerdings präsentiert sich die Bewertungspraxis in den USA wesentlich differenzierter und vielseitiger, was sich in der Verwendung weiterer Bewertungsmethoden und –benchmarks äussert.387 geführten Bewertungsanalysen und Wertüberlegungen.“ 384 Vgl. Fairness Opinion Amazys Holding AG, 30. Januar 2006, S. 12: „Die Bewertung anhand ähnlicher Transaktionen und die Prämienanalyse erlauben jedoch einen Vergleich mit Werten, die anlässlich anderer Transaktionen bezahlt wurden. Diese Werte können Hinweise auf die Entschädigung der Aktionäre der Zielgesellschaft für das zukünftige Synergiepotential geben.“ 385 Siehe Fairness Opinion Aletsch AG, 11.Mai 2004. 386 Dies ist um so erstaunlicher als sechs der 13 Bewertungen von Wirtschaftsprüfern erbracht wurden (PWC und BDO Visura), bei denen man einen Einsatz der Ertragswertmethode eventuell hätte erwarten können. 387 Zwar kann man z.B. anführen, dass nur in einer schweizerischen Transaktion (Forbo Holding) ein Finanzkäufer auftritt, was ein Grund dafür sein könnte, warum man die LBO oder Recap Analysis nicht antrifft. Allerdings ist zu fragen, warum zumindest in diesem einen Fall diese Methoden nicht zum Einsatz kommen. Zudem zeigte sich in den USA ja gerade, dass die LBO Analysis auch bei Transaktionen mit strategischem Käufer als zusätzlicher Check verwendet wird. 96 4.2.5 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Fazit Sowohl in den USA als auch in der Schweiz sind DCF-Methode, Trading und Transaction Multiples die meistverwendeten Ansätze, wobei einige industrieabhängige und transaktionsspezifische Unterschiede in Bezug auf die Verwendungshäufigkeiten festgestellt wurden. Diese Methoden, allen voran die DCF-Methode, sind in der Bewertungsliteratur und vor Gericht allgemeinhin akzeptiert. Der Vorwurf eines willkürlichen und rückständigen Methodeneinsatzes, welcher der Fairness Opinion Praxis zum Teil gemacht wird, lässt sich somit zurückweisen.388 Vor allem im Vergleich zur Verwendungspraxis von Finanzanalysten kann die Fairness Opinion Praxis sogar als wesentlich eindeutiger charakterisiert werden. In den USA kommen darüber hinaus zahlreiche weitere Unternehmensbewertungsmethoden und -benchmarks zum Einsatz, für deren Verwendung z.T. transaktionsspezifische Erklärungen angeführt werden können. Somit wird in den USA tendenziell die Philosophie vertreten, die Fairness des Angebots durch mehrere Bewertungsschätzer zu prüfen und sich dadurch gegenüber möglichst vielen Bewertungseventualitäten abzusichern. Kritiker könnten diesen Methodenpluralismus als unnötige Vergrösserung des Spielraums des Bewerters im Sinne eines „Pick-and-Choose Approach“ ansehen.389 Dem ist entgegenzuhalten, dass die zusätzlichen Einsichten, die hieraus gewonnen werden können, sowohl für den Bewerter als auch für den Adressaten grundsätzlich vorteilhaft sind. Denn der Einsatz mehrerer Methoden kann Bewertungsfehler aufdecken sowie zusätzliche relevante Sachverhalte berücksichtigen und damit eine höhere Sicherheit bei der Beurteilung der Fairness geben als der Fokus auf eine einzige Methode.390 Jedoch stehen in den USA alle verwendeten Methoden gleichberechtigt nebeneinander. Es wird in den meisten Fairness Opinions deutlich gemacht, dass die Beurteilung der Fairness eines Angebots ein komplexes Abwägen unter Berücksichtigung aller relevanten Gesichtspunkte erfordert, so dass es nicht möglich ist, eine Methode besonders hervorzuheben oder eine globale Fairness Range zu bestimmen, die sich aus einer Gewichtung der einzelnen Methoden ableiten liesse.391 Die Kritik, die man deshalb gelten lassen muss, ist, dass in amerikanischen Fairness Opinions keine Aussage zu der Rolle bzw. relativen Bedeutung der einzelnen Bewertungsmethoden für das Fairnessurteil gemacht wird, was dem Adressaten dessen Nachvollziehbarkeit erschwert. Diese prinzipielle Gleichberechtigung widerspricht zudem den Aussagen in Abschnitt 3.4, insbesondere der Feststellung, dass sich Trading Multiples nur bedingt für den Vergleich mit Angebotspreisen eignen. Dies ist bei der Untersuchung der Bewertungsergebnisse in Kapitel 5 nochmals zu beleuchten.392 388 Vgl. zu dieser Kritik Davidoff (2006), S. 1578: „More specifically, industry valuations are regularly compiled based upon tenets that academics no longer deem valid or otherwise dispute.“ Siehe auch Unterabschnitt 2.4.3. 389 Siehe zu dieser Kritik Unterabschnitt 2.4.3. 390 Vgl. Yee (2004), S. 27: „[…] every bona fide estimate provides information, so relying on only one estimate ignores information. Combining takes advantage of the benfits of diversification by averaging away idiosyncratic biases and errors in the individual estimates.“ Siehe auch Jenkins (2006), S. 48 ff. 391 Siehe John Q. Hammons Hotels, Inc., Form DEFM14A, 24. August 2005, S. 30: „Lehman Brothers did not attempt to combine these six analyses into one composite valuation range, nor did Lehman Brothers assign any particular absolute or relative quantitative weight to any of the analyses or other factors considered. To the contrary, Lehman Brothers arrived at its opinion by considering these analyses and such other factors as a whole and making qualitative judgments as to the significance and relevance of the various analyses and factors in light of one another. Lehman Brothers believes that its analyses must be considered as a whole and that considering any single analysis, without considering all analyses, could create a misleading or incomplete view of the process underlying, and conclusions represented by, Lehman Brothers’ fairness opinion.“ 392 Nur in sehr wenigen Bewertungen wird das Ergebnis der Trading Multiples Bewertung als „minority value conclusion“ identifiziert (vgl. z.B. Worldwide Restaurant Concepts, Inc., Form DEFM14A, 22. August 2005, S. 14). Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 97 Dem steht die Schweizer Fairness Opinion Praxis gegenüber, die sich im Wesentlichen in der Verwendung von DCF-Methode, Trading und Transaction Multiples erschöpft. Zudem wird hier die DCF-Methode in der Regel als relevanteste Methode hervorgehoben. Die möglichst genaue Abschätzung des Unternehmenswertes mit Hilfe der „besten“ Methode macht somit hier den Kern der Bewertungsphilosophie aus. „Exotischere“ Verfahren, wie die LBO Analysis, brauchen deshalb gar nicht erst zum Einsatz zu kommen, weil sie nicht auf der gleichen Glaubwürdigkeitsstufe wie die DCF-Methode stehen würden. Dies hat für den Adressaten der Fairness Opinion den Vorteil, dass klar ist, worauf er sich bei der Beurteilung der Bewertung zu fokussieren hat. Darüber hinaus nimmt dies dem Bewerter den subjektiven Spielraum bei der Methodenwahl. Jedoch verhindert dieser Fokus zusätzliche Einsichten, die den Beurteilungshorizont erweitern und die Wahrscheinlichkeit von Fehlurteilen verringern könnten. In Bezug auf die Überlegungen in Abschnitt 3.4 ist die schweizerische Praxis durch ihren Fokus auf die DCF-Methode zwar konsistenter, aber auch hier stellt sich die Frage, inwiefern Trading Multiples sich für einen Plausibilisierungsvergleich mit der DCF-Methode eignen. Gesamthaft wäre nach Meinung des Verfassers eine Mischung zwischen amerikanischer und schweizerischer Praxis im Sinne eines situationsgerechten Methodenpluralismus bei gleichzeitiger Offenlegung der relativen Bedeutung und Funktion der einzelnen Bewertungsmethoden für das Fairnessurteil aus adressatenbezogener Sicht wohl ideal. 4.3 Anwendungspraxis zu den verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden Nachdem im vorangegangenen Abschnitt die Verwendung der verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden diskutiert wurde, soll hier die Anwendungspraxis zur DCF-Methode (Unterabschnitt 4.3.1), zu Trading Multiples (Unterabschnitt 4.3.2), zu Transaction Multiples (Unterabschnitt 4.3.3), zur Premium Analysis (Unterabschnitt 4.3.4) und zu einigen anderen Methoden (Unterabschnitt 4.3.5) empirisch untersucht werden, bevor Unterabschnitt 4.3.6 ein Fazit zieht. Es stehen somit Anwendungsfragen, wie die Wahl von Bewertungsparametern oder methodische Varianten, im Mittelpunkt der empirischen Betrachtung dieses Abschnitts. Dies kann zum einen Spielräume aufzeigen, die in der Praxis ausgenutzt werden und gleichzeitig Einsichten in Bezug auf die Existenz einer allgemein akzeptierten Bewertungspraxis im Rahmen von Fairness Opinions geben. 4.3.1 Anwendungspraxis zur DCF-Methode Die zentralen Anwendungsfragen der DCF-Methode sind, welche FCF-Szenarien den untersuchten Unternehmensbewertungen zugrunde gelegt werden und wie Kapitalkosten und Restwert bestimmt werden. Diese Aspekte werden in den folgenden drei Unterabschnitten untersucht. 4.3.1.1 Verwendete Szenarien Gerade aufgrund der Tatsache, dass die Geschäftspläne des Managements oft nicht weiter durch die Investmentbanken validiert werden, ist es für den Adressaten wichtig, dass zumindest verschiedene Szenarien mit eigenständigen Bewertungsergebnissen eingesetzt werden, um mögliche Sensitivitäten zu reflektieren. Der Base Case ist dabei als Ausgangsszenario anzusehen und kann als „Best Estimate“ des Managements interpretiert werden.393 Zwar wird in einigen Fällen sogar von einem „Most-Likely-Case“ gesprochen, allerdings wird zumeist keine Aussage zur relativen Bedeutung 393 Hier und im Folgenden wird auch dann vom Base Case gesprochen, wenn es keine weiteren Szenarien gibt. 98 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions im Vergleich zu anderen Szenarien gemacht. Solch alternative DCF-Szenarien werden immerhin in 47.3% aller amerikanischen DCF-Bewertungen der Zielgesellschaft berücksichtigt. Tabelle 46 gibt einen Überblick über die Natur dieser Szenarien.394 Tabelle 46: Verwendete Szenarien im Rahmen der DCF-Methode % N Upside Case 23.8% 19 Downside Case 23.8% 19 Synergy Case 15.0% 12 Upside and Downside Case 11.3% 9 Research Case 10.0% 8 Sensitivity Case 10.0% 8 Synergy and Research Case 3.8% 3 Synergy and Upside Case 2.5% 2 100.0% 80 Total Bei Upside Cases sind die Finanzzahlen optimistischer als im Base Case, bei Downside Cases hingegen pessimistischer, um mögliche Risiken des Managementplans zu verdeutlichen.395 Die konkrete Ausgestaltung dieser Szenarien ist dabei sehr unterschiedlich. In der Praxis anzutreffen sind Anpassungen an Wachstum und Margen, der Einbezug werterhöhender Übernahmen in der Zukunft, Erhöhung oder Senkung von Produkterfolgswahrscheinlichkeiten, Prozentabschläge von der Planerreichung, unterschiedliche Preisentwicklungen sowie die Initiierung werterhöhender Projekte in der Zukunft. Gerade der letzte Punkt verdeutlicht, dass die in Unterabschnitt 3.3.3 vorgestellte Forderung des Einbezugs zukünftiger, noch nicht realisierter Wertsteigerungspotentiale im Rahmen von Fairness Opinions in der Praxis durchaus Beachtung findet.396 Unter Sensitivity Cases werden Szenarien verstanden, bei denen zumeist operative Margen oder Umsatzwachstum sowohl nach oben als auch nach unten sensitiviert werden, so dass eine Einordnung als Upside oder Downside Case nicht unbedingt möglich ist. Research Cases hingegen legen der Bewertung die Erwartungen der Finanzanalysten in Bezug auf die Finanzzahlen zugrunde. Unterschiede zwischen Base Case und dem Research Case können damit u.U. Aufschlüsse über die momentane Bewertung durch den Markt geben und eignen sich dazu, die Aggressivität des Managementplanes einzuschätzen. Auch wenn der Einbezug von Szenarien aus Sicht des Adressaten zu begrüssen ist, so muss in den meisten Fällen kritisiert werden, dass stets die gleichen Kapitalkosten wie im Base Case verwendet werden. Denn ist bspw. die Unsicherheit der Cash Flows bei einem wenig wahrscheinlichen Upside Case grösser als im erwarteten Base Case, sollten auch höhere Kapitalkosten benutzt werden. An394 In den Fairness Opinions ist nicht immer ersichtlich, welcher Kategorie das Alternativszenario zuzuordnen ist. Für die Differenzierung zwischen Upside und Downside Case wurde deshalb in diesen Fällen darauf abgestellt, ob die Bewertungsergebnisse im Tiefst- sowie im Höchstwert des jeweiligen Szenarios höher oder tiefer als im Base Case liegen. Falls hier keine klare Aussage getroffen werden konnte, wurde das Szenario als Sensitivity Case klassifiziert. 395 Siehe Hughes Supply, Inc., Form DEFM 14A, 27. Februar 2006, S. 30: „The 50% reduction, which was discussed with Hughes Supply’s management, did not reflect Lehman Brothers’ view of the underlying business, industry performance and general business and economic conditions but was presented in order to provide a reference point for the board of directors to consider in light of the risk factors inherent in the management plan.“ 396 Siehe z.B. Beispiel Kerzner International, Proxy Statement, 20. Juli 2006, S. 42. Der verwendete Upside Case für diese Hotelgruppe beinhaltet mehrere Entwicklungsprojekte für Hotels, die erst in den nächsten Jahren begonnen werden sollen, also noch nicht initiiert sind. Siehe Aztar Corp., Form DEFM14A, 7. September 2006, S. 40, wo „hypothetical revenues attributable to the potential future operation of a new slot gaming facilty“ miteinbezogen werden. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 99 sonsten wird gegen den Grundsatz der Risikoäquivalenz von Cash Flows und Kapitalkosten verstossen.397 Sowohl der Base Case als auch die soeben diskutierten Szenarien beziehen sich alle auf die Finanzzahlen des unabhängigen Unternehmens und reflektieren somit den Standalone-Wert nach dem Independent Entity Standard. Allerdings wurden in Kapitel 3 gerade auch der Auction-Based und der Single-Owner Standard, die beide den Einbezug von Synergien implizieren, als relevant für die Fairness Opinion angesehen. Deshalb ist es erstaunlich, dass in nur 17 der 169 DCF-Bewertungen von Zielgesellschaften ein Synergy Case verwendet wird, bei dem die Synergien aus der Übernahme vollumfänglich bzw. zum Teil auf den Wert der Zielgesellschaft aufgeschlagen werden. Aus einer Betrachtung nach Transaktionstyp in Tabelle 47 wird zudem ersichtlich, dass Synergy Cases fast nur bei Stock Transaktionen anzutreffen sind. Tabelle 47: Einbezug von Synergien in DCF-Bewertungen nach Transaktionstyp Transaction Type Synergies included? Yes No Going Privates Cash Transactions Stock Transactions Total N 3 1 13 17 % 5.1% 1.2% 50.0% 10.1% N 56 83 13 152 % 94.9% 98.8% 50.0% 89.9% Bei den Cash Transaktionen und Going Privates, die ja bis auf eine Ausnahme ebenfalls nur Barangebote umfassen, werden Synergien wenn überhaupt nur am Rande erwähnt oder nicht explizit in das Bewertungsergebnis miteinbezogen398, so dass man festhalten kann, dass deren Einbezug in die DCF-Bewertung bei Barangeboten nicht üblich zu sein scheint. Dies kann entweder bedeuten, dass Bewerter allein den Independent Entity Standard als relevant ansehen, oder dass aufgrund der hohen Unzuverlässigkeit von Synergieschätzungen auf diese verzichtet wird. Dem widerspricht allerdings der weitaus höhere Verwendungsgrad bei den Stock Transaktionen. Dieser lässt sich damit erklären, dass die Aktionäre der Zielgesellschaft nach einer erfolgreichen Übernahme zu Aktionären der fusionierten Gesellschaft werden. Dadurch partizipieren sie über deren zukünftige Aktienkursentwicklung an den Synergien, die durch die Kombination der beiden Unternehmen realisiert werden können. Allerdings ist dem entgegenzuhalten, dass es in Transaktionen mit einem abschätzbaren Synergiepotential für den Adressaten grundsätzlich gleichgültig sein sollte, ob er diese Wertkomponente in bar oder in Aktien abgegolten bekommt. Wenn also bei Stock Transaktionen Synergien in die DCF-Bewertung miteinbezogen werden, so sollte aus dieser Perspektive und vor dem Hintergrund der Erwägungen in Kapitel 3 dies auch bei Barangeboten getan werden. In der Schweiz werden zwar in einigen Fällen Sensitivitäten auf das Umsatzwachstum oder die operative Marge berechnet, allerdings werden daraus in keiner einzigen Fairness Opinion zusätzliche Bewertungsergebnisse abgeleitet, wie dies in den USA der Fall ist. Es wird lediglich die Aus397 Eine Ausnahme bildet die DCF-Bewertung von Morgan Stanley zur Übernahme von School Specialty (siehe School Specialty, Inc., Form DEFM 14A, 20. Juli 2005, S. 35 f.), wo für den Upside Case mit Akquisitionen höhere Diskontsätze benutzt werden als bei dem „Most-Likely-Case“. Vgl. Ballwieser (2004), S. 89 zum Risikoäquivalenzprinzip. 398 Siehe Storage Technolgy Corp., Form DEFM14A, 27. Juli 2005, S. 27 für die Cash Transaktion. Bei der Bewertung von Lafarge North America wurde zwar ein Synergiewert pro Aktie berechnet, aber nicht explizit in die DCFBewertungsspanne miteinbezogen (siehe Lafarge North America Corp., Bewertungspräsentation, 23. April 2006, S. 17). 100 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions sage getroffen, dass die DCF-Bewertung durch Sensitivitäten plausibilisiert wurde.399 Dies bedeutet für den Adressaten der Fairness Opinion jedoch einen Informationsnachteil im Vergleich zur amerikanischen Praxis, da es ja gerade der Sinn von Szenarien ist, die wertmässigen Auswirkungen unterschiedlicher Annahmen zu verdeutlichen. Zudem wird immer wieder betont, dass nur die schon vorhandenen Erfolgsfaktoren bewertet werden.400 Noch nicht realisierte Potentiale im Sinne der Corporate Opportunity Doctrin werden also hier nicht berücksichtigt. Auch Synergien werden in keiner einzigen Schweizer DCF-Bewertung miteinbezogen. Dabei ist störend, dass in Transaktionen mit Synergiepotential (z.B. Übernahme von Saurer durch Oerlikon) schlicht die Nichtberücksichtigung von Synergien konstatiert wird401, wohingegen in Transaktionen ohne Synergiepotential die Nichtexistenz als Begründung für deren Vernachlässigung angegeben wird.402 Dies macht allerdings nur Sinn, wenn beim Vorliegen von Synergien dann auch auf diese abgestellt wird. Ebenfalls inkonsistent scheint die Tatsache, dass z.B. bei der Fairness Opinion zur Übernahme der Amazys Holding auf der einen Seite Synergien bei der DCF-Analyse ohne weitere Begründung unberücksichtigt bleiben, aber gleichzeitig auf den Einbezug von Synergien mittels Transaction Multiples und Premium Analysis verwiesen wird.403 Da es sich hierbei auch noch um ein Angebot mit einer Aktienkomponente handelt, ist dieses Vorgehen unter Berücksichtigung der Ausführungen zu den US Stock Transaktionen um so fragwürdiger. 4.3.1.2 Kapitalkostenermittlung Alle amerikanischen DCF-Bewertungen verwenden den Entity-Ansatz in Kombination mit der WACC-Methode. Varianten wie die APV-Methode kommen überhaupt nicht zum Einsatz. Dies deutet auf eine konsistentere Praxis als bei Finanzanalysten hin.404 Bei der Eigenkapitalkostenermittlung scheint in der Fairness Opinion Praxis das CAPM vorherrschend zu sein, denn sofern die Ermittlung der Kapitalkosten überhaupt kommentiert wird, kommt dasselbe oder eine Abwandlung mit zusätzlichen Aufschlägen zur Anwendung. Alternativen wie das Arbitrage Pricing Model (APM) oder Multifaktorenmodelle finden dagegen keinerlei Erwähnung. Ausser in einigen Going Private Bewertungspräsentationen werden in den USA kaum Aussagen zur Ermittlung oder Höhe der Marktrisikoprämien oder risikofreien Zinssätze gemacht. Dagegen ist in der Schweiz eine detaillierte Erläuterung der Kapitalkostenbestimmung aufgrund der Offenlegungsanforderungen Standard. Bei der Bestimmung des risikolosen Zinssatzes wird hier zumeist auf die aktuellen oder historischen Renditen von Bundesobligationen abgestellt.405 Die Marktrisi399 Siehe z.B. Fairness Opinion Mövenpick-Holding, 28. November 2006, S. 18: „Die DCF-Analyse wurde anschliessend mit unterschiedlichen Risiko- und Entwicklungsszenarien auf ihre Sensitivität überprüft.“ 400 Vgl. Fairness Opinion Saurer AG, 3. November 2006, S. 12: „Der Wert von Saurer bestimmt sich aus dem Nutzen, den das Unternehmen aufgrund seiner zum Zeitpunkt der Bewertung vorhandenen Erfolgsfaktoren einschliesslich der materiellen Substanz, Innovationskraft, Produkte und Stellung am Markt, der Firmenstruktur, Mitarbeiter und seines Managements in Zukunft erwirtschaften kann.“ (Hervorhebung nicht im Original) 401 Vgl. Fairness Opinion Saurer AG, 3. November 2006, S. 11: „Bei den Bewertungsüberlegungen wurden künftig mögliche Synergien eines Zusammenschlusses der beiden Unternehmen Saurer und Oerlikon nicht berücksichtigt.“ 402 Vgl. Fairness Opinion Mövenpick-Holding, 28. November 2006, S. 11: „Aus der Übernahme durch die Carlton sind keine Synergien für die Mövenpick-Gruppe zu erwarten. Folglich wurden für die Bewertungsüberlegungen keine Synergien berücksichtigt.“ (Hervorhebung nicht im Original). Aus dem Wort „folglich“ sollte man e contrario schliessen dürfen, dass bei der Existenz von Synergiepotentialen diese auch einbezogen werden sollten. 403 Siehe Fairness Opinion Amazys Holding AG, 30. Januar 2006, S. 12. 404 Vgl. Kames (2000), S. 59. In dessen Untersuchung der Bewertungspraxis europäischer Finanzanalysten ist die WACC-Methode zwar auch vorherrschend (75% der Befragten), aber der Equity-Ansatz (59% der Befragten) und die APV-Methode (36% der Befragten) kommen ebenfalls zum Einsatz. 405 In sechs der 13 Bewertungen werden die aktuellen Renditen auf Verfall von 30-jährigen Schweizer Bundesobligatio(Fortsetzung ...) Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 101 koprämie hingegen wird fast einheitlich (elf der 13 Bewertungen) einer Pictet-Studie entnommen, die historische Marktrisikoprämien für die Schweiz seit 1925 berechnet.406 Die Uneinheitlichkeit bei der Bestimmung des risikolosen Zinssatzes und die Einheitlichkeit bei der Bestimmung der Marktrisikoprämie haben jedoch gewisse Verzerrungen zur Folge. Bei einem hypothetischen Beta von 1 haben die Bewerter, die auf historische Obligationenrenditen abstellen, im Durchschnitt 1% höhere Eigenkapitalkosten als die Bewerter, die auf aktuelle Renditen abstellen.407 Hier zeigt sich, dass der höhere Genauigkeitsanspruch in der Schweiz schnell zur Scheingenauigkeit verkommt. Wie aus Tabelle 48 hervorgeht, wird für die Bestimmung des CAPM Beta in den USA meist auf eine Analyse vergleichbarer Unternehmen zurückgegriffen („Industry Betas“). Dabei werden Betas und Verschuldungsgrade der Vergleichsunternehmen analysiert, um daraus das relevante Beta für das zu bewertende Unternehmen abzuleiten.408 Eine Alternative hierzu ist die direkte Ermittlung des historischen Betas der Zielgesellschaft, das sich aus der Korrelation der Aktienrenditen mit den Renditen des relevanten Vergleichsportfolios ergibt.409 Diese „Company Betas“ werden deutlich weniger verwendet und kommen nur vereinzelt in Kombination mit Industry Betas zum Einsatz. Auch In der Schweiz wird in zwölf der 13 Bewertungen auf eine Analyse vergleichbarer Unternehmen zur Ermittlung des Betas zurückgegriffen. Diese Präferenz für „Industry Betas“ ist konform mit deren in der Literatur angeführten empirischen und theoretischen Überlegenheit.410 Tabelle 48: Ermittlung des CAPM Beta nach Transaktionstyp411 Industry Beta Company Beta Industry & Company Beta Not available Going Privates Cash Transactions Stock Transactions Total % 44.1% 19.2% 20.4% 27.2% N 26 15 11 52 % 8.5% 5.1% 3.7% 5.8% N 5 4 2 11 % 8.5% 6.4% .0% 5.2% N 5 5 0 10 % 39.0% 69.2% 75.9% 61.8% N 23 54 41 118 nen, in drei Fällen die langfristigen historischen Durchschnittsrenditen für 30-jährige Bundesobligationen, in einem Fall die aktuelle Rendite von 10-jährigen Bundsobligationen und in drei Fällen umsatzgewichtete Renditen langlaufender Staatsanleihen unterschiedlicher Länder verwendet. In der Bewertungsliteratur werden die aktuellen Renditen langlaufender Staatsanleihen gegenüber den historischen Renditen aus verschiedenen Gründen als überlegen angesehen (vgl. z.B. Jonas / Wieland-Blöse / Schiffarth (2005), S. 649 ff.; Gebhardt / Daske (2005), S. 649 ff.). 406 Vgl. Pictet & Cie. (2007) und Pictet & Cie. (1998). Die Originalstudie stammt aus dem Jahr 1998. 407 Im Durchschnitt benutzen die Bewerter, die auf aktuelle Bundesobligationsrenditen abstellen, einen risikolosen Zins von 2.7%, während jene, die auf historische Zinsen abstellen, einen solchen von 4.2% aufweisen (Differenz: 1.5%). Hingegen ergeben sich relativ ähnliche Marktrisikoprämien von 4.8% respektive 5.3% (Differenz: 0.5%). Setzt man diese Werte bei einem Beta von 1 nun in die CAPM-Formel ein, so ergibt sich die besagte Differenz von 1%. 408 Grundsätzlich wird das „Unlevered Beta“ der Vergleichsunternehmen betrachtet, welches das Risiko aus Verschuldung des Unternehmens ausklammert. Hierzu müssen jedoch die historischen Betas, die das „Levered Beta“ repräsentieren, erst „delevered“ werden, und nachdem das geeignete Beta ausgewählt wurde, an die Kapitalstuktur des zu bewertenden Unternehmens angepasst werden („relevering“). Vgl. hierzu Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 311 ff. 409 Vgl. z.B. Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 306 ff. und für eine detaillierte Studie Berner et al. (2005), S. 711 ff. 410 Vgl. Kaplan / Ruback (1995), S. 1092; Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 311 ff. 411 Es wurden hier alle 191 DCF-Bewertungen inkl. Bewertungen der Käufergesellschaften betrachtet. 102 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions In elf amerikanischen DCF-Bewertungen werden Aufschläge auf die Eigenkapitalkosten vorgenommen, um das höhere Risiko von kleineren Unternehmen zu reflektieren („Size Premium“). In zwei dieser Fälle wird neben der Size Premium auch eine „Company Specific Risk Premium“ auf die Kapitalkosten hinzugeschlagen, die nicht weiter erläutert wird.412 Insgesamt werden damit in 40.7% aller DCF-Bewertungen, die Transaktionsgrössen von kleiner als $500 Mio. aufweisen, solche Aufschläge verwendet413, wobei die Praxis sehr uneinheitlich ist, da bei den 13 Transaktionen, die kleiner als $100 Mio. sind, nur in sechs Fällen Kapitalkostenaufschläge benutzt werden. In der Schweiz wird sogar in sechs der 13 Bewertungen eine Size Premium verwendet.414 In zwei weiteren Fällen werden zudem Aufschläge für die Illiquidität der Aktien vorgenommen („Illiquidity Premium“), die zum Teil scheinwissenschaftlich begründet werden.415 Dabei scheint diese Praxis eher willkürlich zu sein, denn während bei der grössten untersuchten Transaktion (Saurer – Transaktionsgrösse: CHF 1.4 Mrd.) eine Size Premium von 1.8% verwendet wird, werden bei deutlich kleineren Transaktionen (Amazys Holding – CHF 352 Mio.; Swiss International Air – CHF 460 Mio.) keine solchen Aufschläge benutzt. Da die in Unterabschnitt 3.3.3 als relevant erachtete Pro Rata Doktrin solche Kapitalkostenaufschläge im Grunde verbietet, laufen 62% der untersuchten schweizerischen Fairness Opinions dieser zuwider. Für die USA lässt sich dagegen nur eine partielle Verletzung feststellen, obgleich auch hier die Uneinheitlichkeit der Praxis zu kritisieren ist. In den meisten amerikanischen Bewertungen wird eine WACC-Spanne und nicht ein genauer Punktwert zur Diskontierung benutzt. Die Median WACC-Spanne beträgt 2%, wobei die Spanne bei zunehmender Transaktionsgrösse enger wird.416 Zwar impliziert eine WACC-Spanne von zwei Prozentpunkten durchaus beachtliche Wertunsicherheiten, trägt allerdings der Tatsache Rechnung, dass der WACC nicht zuverlässig geschätzt werden kann und die Fairness Opinion eine Bandbreite möglicher fairer Werte ermitteln soll. In der Schweiz hingegen kommen ausschliesslich punktgenaue WACC-Schätzungen zum Einsatz. Schliesslich sollte angemerkt werden, dass sowohl in den USA als auch in der Schweiz ausschliesslich konstante Verschuldungsgrade und Kapitalkosten verwendet werden und die in der Literatur diskutierten periodisierten Kapitalkosten vernachlässigt werden.417 In Anbetracht der Sensitivitäten, die die amerikanische Praxis z.B. durch die Verwendung von WACC-Spannen akzeptiert, scheinen solche Genauigkeitsansprüche aber auch eher nicht in diese Bewertungsphilosophie zu passen. 412 Die Aufschläge reichen dabei von 1.5% bis 9.9% und liegen im Durchschnitt bei 5.7%. 413 Die grösste Transaktion, bei der eine Size Premium angewandt wird, hat dabei einen Transaktionswert von $1.2 Mrd., und die durchschnittliche Transaktionsgrösse der 13 Transaktionen mit Aufschlägen beträgt $255 Mio. 414 Diese liegt im Durchschnitt bei 2.3%, wobei die Spanne enger als in den USA ist (1.8-2.8%). Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass alle sechs Bewertungen auf das Ibbotson Associates Yearbook zurückgreifen, in dem historische Size Premiums für den amerikanischen Kapitalmarkt berechnet werden. 415 Siehe Fairness Opinion Büro-Fürrer AG, 14. April 2005, S. 13. Hier wird eine Studie von Koeplin / Atulya / Sarin (2000) für den amerikanischen Aktienmarkt als Rechtfertigung für Illiquiditätsabschläge angeführt. Allerdings untersucht diese Studie den Discount für nicht-börsennotierte Unternehmen gegenüber kotierten Unternehmen. Da es sich bei Büro-Fürrer jedoch um eine kotierte Firma handelt, ist die Anwendung der Resultate dieser Studie eher zweifelhaft. 416 Siehe Tabelle 139 in Anhang 7 für eine Übersicht hierzu. 417 Vgl. zum mehrperiodigen CAPM z.B. Wiese (2006), S. 242 ff. und zur Ablehnung von flachen Zinsstrukturkurven Obermaier (2006), S. 472 ff. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 103 4.3.1.3 Restwertermittlung Tabelle 49 zeigt, wie in den amerikanischen DCF-Bewertungen der Restwert bestimmt wird. Es ergibt sich hieraus eine klare Präferenz für den Einsatz von Terminal Value Multiples. Tabelle 49: Restwertermittlung bei der DCF-Methode418 % N Terminal Value Multiple 64.9% 124 Perpetuity Method 26.7% 51 2.6% 5 .5% 1 5.2% 10 100.0% 191 Terminal Value Multiple & Perpetuity Method No Terminal Value Not available Total Diese Präferenz ist erstaunlich, da Terminal Value Multiples v.a. in der deutschsprachigen Literatur im Vergleich zur Perpetuity Method als unterlegen angesehen werden. So schreibt z.B. Ballwieser: „Wie kann der Fortführungswert in drei, fünf oder mehr Jahren vom Bewertungsstichtag entfernt mit Hilfe von Multiplikatoren gut geschätzt werden, wenn die Multiplikatoren bereits für den Bewertungsstichtag aussagelos sind.“419 Entsprechend der im deutschsprachigen Raum wahrscheinlich grösseren Skepsis gegenüber Multiples ergibt sich für die Schweiz ein spiegelverkehrtes Bild. In acht der 13 DCF-Bewertungen (61.5%) kommt die Perpetuity Method zum Einsatz, nur in zwei Fällen (15.4%) wird dagegen der Restwert mit Hilfe eines Terminal Value Multiples bestimmt.420 In Bezug auf die Ermittlung des Terminal Value Multiples wird in den meisten amerikanischen DCF-Bewertungen keine Erklärung abgegeben (73.8%). In immerhin 16.9% aller Bewertungen wird auf Trading Multiples und in 4.6% der Fälle auf Historical Trading Multiples421 verwiesen. In lediglich drei Fällen (2.3%) wird auf Transaction Multiples abgestellt. In der Schweiz werden dagegen ausschliesslich Trading Multiples benutzt. Die Tatsache, dass in den USA sowohl Trading als auch Transaction Multiples zum Einsatz kommen, ist widersprüchlich, da Trading Multiples Bewertungen gemäss den Ausführungen in Unterabschnitt 3.4.2 einen Minority Discount enthalten, während Transaction Multiples Kontrollwerte messen. Es stellt sich deshalb die Frage, ob sich diese methodischen Varianten in systematisch unterschiedlichen Bewertungsergebnissen niederschlagen, worauf in Kapitel 5 eingegangen werden soll. In Bezug auf die Bezugsgrösse der Multiples dominieren mit Verwendungshäufigkeiten von 94.6% bzw. 100% sowohl in den USA als auch in der Schweiz EBITDA-Multiples422 Dies könnte damit erklärt werden, dass das EBITDA eine relativ „cash-nahe“ Grösse ist, das sich deshalb für den Einsatz im Rahmen der DCF-Methode besser als andere Grössen eignet. Da allerdings mit dem Termi418 Es wurden hier alle 191 DCF-Bewertungen inkl. Bewertungen der Käufergesellschaften betrachtet. 419 Vgl. Ballwieser (2004), S. 198. Vgl. auch Bausch / Pape (2005), S. 483: „Mit Bezug auf die theoretischen Grundlagen der DCF-Methode sind die nach der Formel der ewigen Rente ermittelten Fortführungswerte gegenüber den Ausstiegswerten überlegen.“ 420 In einem Fall werden keine Angaben zur Restwertberechnung gemacht, in einem anderen Fall wird ein solcher nicht berechnet und in einem dritten Fall wird ein Substanzwert als Restwert verwendet. 421 Bei Historical Multiples wird versucht, für zyklische Industrien, in denen die Multiples stark schwanken können, ein „normalisiertes“ Multiple zu ermitteln, das oft über einen historischen Durchschnitt berechnet wird. Das Problem dabei ist, dass sich auch die Natur des betrachteten Unternehmens über die Zeit ändern kann, was historische Durchschnittsmultiples als wenig sinnvoll erscheinen lässt. Vgl. hierzu auch Fernandez (2001), S. 6. 422 Es wurden hier alle 191 DCF-Bewertungen inkl. Bewertungen der Käufergesellschaften betrachtet. 104 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions nal Value Multiples schlicht der Unternehmenswert am Ende der Planungsperiode berechnet werden soll, stellt sich die Frage, ob EBITDA-Multiples wirklich so gut wie immer den besten Bewertungsschätzer abgeben. Dies sollte sich dann sowohl in der Anwendungspraxis zu Trading und Transaction Multiples, aber auch in den relativen Bewertungsergebnissen verschiedener Multiples widerspiegeln, die ebenfalls in Kapitel 5 untersucht werden. 4.3.2 Anwendungspraxis zu Trading Multiples Grundsätzlich hat der Bewerter beim Einsatz von Trading Multiples folgende Entscheidungen zu treffen: Wahl der vergleichbaren Unternehmen, Wahl des Multiples (z.B. FV/EBITDA), Wahl des Bezugsjahres für das Multiple (z.B. Last Twelve Months (LTM), 1-year-forward) und Wahl der zu verwendenden Multiple-Bandbreite (z.B. 7-8x FV/EBITDA). Gemäss dieser Aspekte soll die Fairness Opinion Praxis in den folgenden vier Unterabschnitten untersucht werden. 4.3.2.1 Wahl der vergleichbaren Unternehmen In den wenigsten Fairness Opinions wird klar erläutert, nach welchen Kriterien die Vergleichsunternehmen gewonnen werden. Tabelle 50 versucht trotzdem, einen Überblick zu einigen verwendeten Kriterien und Begründungen zu geben. Dabei muss der Adressat sich in vielen Fällen mit den allgemeinen und zum Teil floskelartigen Erklärungen auf der linken Seite begnügen. Es lässt sich gesamthaft jedoch feststellen, dass die Industriezugehörigkeit das primäre Auswahlkriterium ist und dann nach weiteren Aspekten wie z.B. Grösse oder Wachstum differenziert wird. Dieses Vorgehen ist konsistent mit der vielzitierten Studie von Alford (1992), der für P/E-Multiples zeigt, dass die Industriezugehörigkeit die wesentlichen bewertungsrelevanten Werttreiber erfasst und deshalb ein guter Ausgangspunkt für die Wahl der Vergleichsunternehmen ist.423 Tabelle 50: Kriterien zur Wahl der vergleichbaren Unternehmen Allgemeine Kriterien Spezifische Kriterien „Similar operations“ „Reasonably comparable“ „Similar business characteristics“ „Comparable from operational and financial perspective“ „Analogous business“ „Similar business model“ „Comparable markets“ „Closely comparable based on nature of business and industries in which they compete“ „Similar industry performance, business, economic, market, financial conditions“ „Selected based on experience with companies in this industry“ 423 End markets / customers Dividend policy Size Business mix Business risk Growth prospects Scale Market positioning Products / Services offering Similar returns / margins / profitability Corporate structure Labor / union relations Regulatory environment Gleicher SIC Code, konkrete Umsatzhöhe, Umsatzwachstum sowie Margenspanne Macroeconomic / demographic trends Oil and gas reserve mix Regional focus Quality of business Tax rate Seasonality Customer mix Contract length Active trading market Vgl. Alford (1992), S. 107; Bhojraj / Lee (2002), 434: „[…] we believe that an industry-based approach with firmspecific adjustments is a sensible first attempt at empirically capturing these key concepts from valuation theory.“ Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 105 4.3.2.2 Wahl des Multiples Es ist weitgehend ungeklärt, welche Multiples für welche Unternehmen am angemessensten sind.424 Gerade deshalb sind Aufschlüsse über die herrschende Fairness Opinion Praxis von Bedeutung für den Adressaten. Wie Tabelle 51 entnommen werden kann, sind EBITDA-Multiples in den USA am gebräuchlichsten. Dies ist konsistent mit deren soeben herausgearbeiteter Dominanz bei der Restwertbestimmung im Rahmen der DCF-Methode. In 98.9% der Fälle, wo ein EBITDA Trading Multiple verwendet wird, wird beim Terminal Value ebenfalls auf ein solches abgestellt. Umgekehrt wird allerdings in 10% der Fälle, bei denen ein EBITDA Terminal Value Multiple benutzt wird, dieses bei der Trading Multiples Bewertung nicht eingesetzt, was inkonsistent erscheint. Obgleich nicht direkt aus der Tabelle ersichtlich, kommen in vielen Bewertungen mehrere Multiples gleichzeitig zur Anwendung, wobei die Kombination EBITDA- und P/E Multiple die häufigste ist. Diese Praxis ist über alle Transaktionstypen relativ konstant. Tabelle 51: Verwendete Trading Multiples nach Transaktionstyp425 Transaction Type Going Privates Cash Transactions Stock Transactions Total % N % N % N % N EBITDA Multiple 73.1% 38 84.6% 55 81.1% 30 79.9% 123 P/E Multiple 44.2% 23 56.9% 37 48.6% 18 50.6% 78 Sales Multiple 30.8% 16 7.7% 5 10.8% 4 16.2% 25 EBIT Multiple 19.2% 10 13.8% 9 5.4% 2 13.6% 21 Other Multiple 7.7% 4 23.1% 15 40.5% 15 22.1% 34 Die Banken geben in nur sehr wenigen Fällen eine explizite Begründung für die Wahl des Multiples. In vier Fällen werden Verluste bzw. zu hohe Unsicherheit in Bezug auf zukünftige Erfolgsgrössen für die Verwendung von Umsatz- bzw. Buchwertmultiplikatoren angeführt426 und in einem Fall wird explizit von der Dominanz von P/E-Multiples im Retail Bereich gesprochen.427 Weitere Aufschlüsse sollen deshalb nun durch eine Betrachtung nach Transaktionsgrösse und Industrie gewonnen werden. Tabelle 52 zeigt die Verwendung der verschiedenen Multiples nach Transaktionsgrösse. Es ist klar ersichtlich, dass Umsatz-Multiples vorwiegend bei den kleineren Transaktionen zum Einsatz kommen. Dies könnte daran liegen, dass hier die Wahrscheinlichkeit von Verlusten bzw. unsicheren Gewinnen höher ist als bei grösseren Unternehmen. Auch die deutlich geringere Verwendungshäufigkeit von P/E-Multiples bei den kleinsten Transaktionen könnte hierdurch erklärt werden. Die überdurchschnittlich hohe Verwendungshäufigkeit von EBIT-Multiples in dieser Grössenklasse ist dagegen erst einmal nicht einsichtig. Allerdings fällt bei einer Betrachtung der Bewertungspraxis der einzelnen Banken auf, dass Umsatz- und EBIT-Multiples überdurchschnittlich oft von kleine- 424 Vgl. Kaplan / Ruback (1995), S. 1067: „There is no obvious method to determine which measure of performance […] is the most appropriate for comparison.“ 425 Es wurden hier und für die folgenden Auswertungen alle 154 Trading Multiples Bewertungen betrachtet. 426 Diese Begründung für die Verwendung von Umsatz-Multiples ist konform mit den Empfehlungen der Theorie hierzu (vgl. Coenenberg / Schultze (2002), S. 699). 427 Siehe The Neimann Marcus Group, Inc., Form DEFM14A, 18. Juli 2005, S. 32. 106 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions ren Banken verwendet werden.428 Somit könnte die Verwendung dieses ansonsten eher unüblichen Multiples auch durch deren weniger „etablierte“ Bewertungspraxis erklärt werden. Tabelle 52: Verwendete Trading Multiples nach Transaktionsgrösse Transaction Size $0.5 - $1.5 bn $1.5 - $3 bn $3 - $10 bn Sales Multiple < $0.5 bn 52.0% 12.1% 8.6% 10.5% > $10 bn 4.3% EBITDA Multiple d EBIT Multiple 60.0% 87.9% 77.1% 78.9% 95.7% 36.0% 6.1% 11.4% 10.5% 8.7% P/E Multiple 32.0% 57.6% 48.6% 50.0% 65.2% Other Multiple 12.0% 9.1% 28.6% 31.6% 26.1% Aus der Betrachtung nach Industrie in Tabelle 53 ergibt sich, dass Umsatz-Multiples im Bereich High Tech am häufigsten zum Einsatz kommen, was unter Umständen mit der höheren Unsicherheit der Erfolge in diesem Segment zu tun hat. EBITDA-Multiples dominieren EBIT-Multiples über alle Industrien hinweg, so dass keine industrieinduzierte Verwendung von EBIT-Multiples festgestellt werden kann. Bis auf die Segmente Drugs/Supplies und Consumer kommen EBITDAMultiples auch stets häufiger als P/E-Multiples zum Einsatz. Da EBITDA-Multiples insbesondere dann hilfreich sind, wenn Unterschiede in der Kapitalintensität der Vergleichsunternehmen bestehen, könnte dies die Präferenz für P/E-Multiples in diesen beiden weniger kapitalintensiven Segmenten erklären. Im Retail-Segment, wo ja, wie gerade angemerkt, in einer Bewertung P/EMultiples als Standard bezeichnet wurden, dominieren dagegen ebenfalls EBITDA-Multiples. Dies zeigt, dass sich die Bewerter zum Teil selbst nicht im Klaren über die am besten geeigneten Multiples zu sein scheinen. Tabelle 53: Verwendete Trading Multiples nach Industrie Industry Segment High Tech Retail Basic Industrials Drugs/ Supplies Transportation Oil/Gas Chemical Consumer Healthservices Sales Multiple Media Utilities 40.0% 26.7% 17.6% 18.2% .0% .0% 16.7% 28.6% 16.7% .0% .0% .0% EBITDA Multiple 63.3% 73.3% 88.2% 45.5% 71.4% 100.0% 66.7% 57.1% 100.0% 100% 93.8% 100.0% EBIT Multiple 10.0% 20.0% 17.6% 9.1% 42.9% 6.3% 16.7% .0% .0% .0% 37.5% .0% P/E Multiple 56.7% 53.3% 29.4% 81.8% 42.9% 43.8% 16.7% 85.7% 83.3% .0% 93.8% 16.7% 3.3% .0% .0% .0% 28.6% 75.0% 16.7% .0% 50.0% 72.7% 25.0% 25.0% Other Multiple Other Augenscheinlich ist der hohe Verwendungsgrad von „Other Multiples“ in den Segmenten Oil/Gas und Media. Wie aus Tabelle 54 ersichtlich ist, dominieren in diesen Industrien vor allem CashFlow-Multiples.429 Zudem sind im Segment Oil/Gas industriespezifische Grössen wie die Ölreserven populär. Im Bereich Healthservices scheint EBITDAR als industriespezifische Grösse, die das EBITDA um Operating Leases anpasst, etabliert zu sein.430 428 Hierunter werden Banken verstanden, die nicht unter die Top 10 fallen, was die Anzahl von Fairness Opinions in der Stichprobe angeht. Siehe Tabelle 140 in Anhang 7 für eine Übersicht zu den verwendeten Trading Multiples nach Bank. 429 Der Cash Flow wird dabei zumeist als EBITDA minus Capex definiert und mit dem Firm Value in Relation gesetzt. Als Alternative kann aber auch ein Flow-to-Equity benutzt werden, der dann in Relation zum Marktwert gesetzt wird. 430 EBITDAR = EBITDA plus „Rent“. Dieses Multiple ist bei Unternehmen mit materiellen Leasingverträgen sinnvoll, um eine bessere Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen mit Fokus auf Capital Leases bzw. Operating Leases zu ermöglichen. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 107 Tabelle 54: Übersicht zur Verwendung von Other Multiples Multiple Verwendungshäufigkeiten pro Industrie Firm Value/Number of Subscribers Market/Book Value Firm Value/EBITDAR Cash Flow Multiples Firm Value/Proved Reserves431 Firm Value/Daily Production P/E/Total Return432 Dividend Yield433 PEG-Ratio434 Media: 1x; Other/Telecom: 2x Chemicals: 1x; Utilities: 3x Healthservices: 3x Oil/Gas: 9x; Media: 6x,; Other/Telecom: 2x; High Tech: 1x Oil/Gas: 10x Oil/Gas: 7x Oil/Gas: 1x Oil/Gas: 1x; Media: 1x; Utilities: 1x; Other/Telecom: 1x Transportation: 1x In der Schweiz wird in allen Bewertungsfällen mehr als ein Multiple herangezogen und in der Hälfte aller Fälle sind es sogar drei verschiedene Multiples.435 EBIT- (83%) und EBITDA-Multiples (75%) weisen, gefolgt von Umsatz-Multiples (50%), die höchsten Verwendungshäufigkeiten auf. P/E-Multiples kommen lediglich in 33% der untersuchten Bewertungen zum Einsatz. Dabei bleibt unklar, welche Multiples konkret für die Ermittlung des Bewertungsergebnisses verwendet werden. Im Vergleich zu den USA fallen vor allem die weitaus höheren Verwendungshäufigkeiten von EBIT- und Umsatz-Multiples auf. Dies könnte an der geringeren Bedeutung liegen, die schweizerische Bewertungspraktiker Trading Multiples beimessen. Da diese nur für die Plausibilisierung der DCF-Bewertungsergebnisse herangezogen werden, wird für die Bewertung nicht unbedingt auf das „beste Multiple“, sondern auf das gesamte Arsenal möglicher Multiples abgestellt. Vor allem im Lichte einiger empirischer Studien lässt sich die hier festgestellte Bewertungspraxis zu Trading Multiples in den USA und der Schweiz wie folgt beurteilen: • Die Dominanz von EBITDA-Multiples gegenüber P/E-Multiples über fast alle Industrien hinweg steht im Gegensatz zu den Ergebnissen der vielzitierten Arbeit von Liu, Nissim und Thomas (2001), welche die Schätzgenauigkeit von Multiples untersucht. Dort wird gezeigt, dass EBITDA-Multiples unabhängig von der Industriezugehörigkeit einen schlechteren Erklärungsgehalt für Marktpreise aufweisen als P/E-Multiples, und Umsatz-Multiples die schlechteste Erklärungskraft haben.436 Während P/E-Multiples in den USA immerhin in mehr als 50% der untersuchten Fairness Opinion Bewertungen zum Einsatz kommen, was aus Sicht dieser Studie somit als positiv zu werten ist, werden in der Schweiz sogar Umsatz-Multiples häufiger als P/E-Multiples verwendet. • Obgleich EBITDA-Multiples in den meisten Industrien dominant sind, so gibt es doch Ausnahmen und Ungleichverteilungen, was auf gewisse industriespezifische Präferenzen hindeutet. 431 „Proved Reserves“ sind Öl- bzw. Gasreserven, die nachgewiesen wurden und sich somit im Gegensatz zu Reserven, die lediglich vermutet werden, im sicheren Besitz des Unternehmens befinden. 432 „Total Return“ ist dabei definiert als Dividendenrendite plus langfristige Wachstumsrate. 433 Die „Dividend Yield“ oder Dividendenrendite ist definiert als zukünftige Dividende p.a. geteilt durch den Aktienpreis. 434 Die „PEG-Ratio“ kann definiert werden als [P/E / (1 + Gewinnwachstum über das nächste Jahr)] (vgl. Penman (2004), S. 204 ff.). 435 Für einen Überblick zur schweizerischen Praxis siehe Tabelle 141 in Anhang 7. 436 Vgl. Liu / Nissim / Thomas (2001), S. 137 und 162. Eine angeführte Erklärung hierfür ist, dass die Accruals des Reingewinns eine gewisse Erklärungskraft haben, die bei EBITDA- und insbesondere bei Umsatz-Multiples vernachlässigt wird. Zu ähnlichen Resultaten kommen auch Kim / Ritter (1999), die 1-year-forward P/E-Multiples als besten Wertschätzer im Rahmen von IPOs identifizieren. Siehe auch Lie / Lie (2002), die Buchwertmultiplikatoren die beste Erklärungskraft zuweisen, EBITDA-Multiples die zweitbeste und Umsatz-Multiples die schlechteste. 108 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Dies steht zwar im Gegensatz zu den Erkenntnissen von Liu, Nissim und Thomas437, ist aber konform mit den Beobachtungen von Baker und Ruback (1999). Diese konstatieren, dass die Schätzgenauigkeit von Multiples aufgrund von unterschiedlichen Werttreibern in verschiedenen Industrien durchaus variieren kann.438 Baker und Ruback sehen zudem für die meisten Industrien EBITDA-Multiples als besten Schätzer an, so dass die Fairness Opinion Praxis mit diesen Erkenntnissen im Wesentlichen übereinstimmt. • Lie und Lie (2002) zeigen, dass die Kombination verschiedener Multiples oft zu besseren Bewertungsschätzern führt.439 Der sowohl in den USA und in der Schweiz verbreitete kombinierte Einsatz von Multiples ist vor diesem Hintergrund als positiv zu werten. 4.3.2.3 Wahl des Bezugsjahres des Multiples Hier geht es um die Frage, ob der Bewerter bei der Berechnung des Multiples und dessen Anwendung auf die entsprechende Bezugsgrösse des Bewertungsobjekts, auf Grössen der Vergangenheit (z.B. Gewinn des letzten Jahres) oder auf Grössen der Zukunft (z.B. Gewinn des nächsten Jahres) abstellt. Im ersten Fall spricht man von „Trailing Multiples“, im zweiten Fall von „Forward Multiples“. In der Theorie wird von Trailing Multiples abgeraten und die Verwendung von Forward Multiples empfohlen.440 Auch empirische Studien zeigen, dass diese eine bessere Erklärungskraft für Marktpreise aufweisen.441 Die amerikanische Praxis ist, wie Tabelle 55 zeigt, mit diesen Empfehlungen konform. 1-year-forward Multiples kommen am häufigsten zum Einsatz und 2-yearforward Multiples am zweithäufigsten.442 Erstaunlich ist, dass bei den kleinsten Transaktionen LTM-Multiples in 80% der Bewertungsfälle verwendet werden. Auch hier kann die abweichende Bewertungspraxis der kleineren Banken eine mögliche Erklärung liefern, da diese oft bei diesen Transaktionsgrössen engagiert werden. Während bei den Top 10 Banken LTM-Multiples in lediglich 18% der Bewertungsfälle benutzt werden, werden diese bei den kleineren Banken in 68% der Bewertungsfälle eingesetzt. Tabelle 55: Bezugsperiode von Trading Multiples nach Transaktionsgrösse Transaction Size < $0.5 bn $0.5 - $1.5 bn $1.5 - $3 bn $3 - $10 bn > $10 bn Total LTM Multiple 80.0% 42.4% 28.6% 18.4% .0% 33.1% 1-year-forward Multiple 72.0% 90.9% 77.1% 92.1% 100.0% 86.4% 2-year-forward Multiple d? 28.0% 57.6% 57.1% 60.5% 65.2% 54.5% 437 Vgl. Liu / Nissim / Thomas (2001), S. 138: „[…] contrary to the general perception, different industries are not associated with different „best multiples“.“ 438 Vgl. Baker / Ruback (1999), S. 20. 439 Vgl. Lie / Lie (2002), S. 53. 440 Vgl. Penman (2004), S. 409: „As investors buy future earnings, it makes sense that a P/E valution should focus on the forward P/E and thus the pricing of next year’s earnings and growth after that year. Forward earnings are considerably less affected by the transitory items that do not contribute to permanent growth.“ 441 Vgl. Liu / Nissim / Thomas (2001), S. 137 f., die zeigen, dass je weiter in der Zukunft die Bezugsperiode liegt, der Erklärungsgehalt des Multiples besser wird. Auch Kim und Ritter sehen in 1-year-forward Multiples einen höheren Erklärungsgehalt als bei Multiples der Vergangenheit (vgl. Kim / Ritter (1999), S. 436). Für ähnliche Schlüsse vergleiche Yoo (2006), S. 120; Sougiannis / Yaekura (2001), S. 334; Lie / Lie (2002), S. 47. 442 In vielen Fällen werden mehrere Bezugsperioden gleichzeitig herangezogen, wobei z.T. unklar bleibt, aus welchen Bezugsperioden sich das tatsächliche Bewertungsergebnis ableitet. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 109 Auch in der Schweiz weisen 1-year-forward Multiples die höchste Verwendungshäufigkeit auf (92%). Allerdings werden 2-year-forward Multiples (75%) und LTM-Multiples (67%) hier deutlich häufiger angewandt.443 Somit erscheint die schweizerische Praxis wie schon bei der Wahl des Multiples weniger ausdifferenziert als in den USA. 4.3.2.4 Bestimmung der Multiple-Bandbreite Oft sind die sich ergebenden Multiple-Bandbreiten der vergleichbaren Unternehmen sehr weit und müssen eingeengt werden, um zu aussagekräftigen Bewertungen zu kommen.444 Die amerikanischen Fairness Opinions machen jedoch erstaunlich wenige Aussagen dazu, weshalb sich hier lediglich einige Ansätze identifizieren lassen, die wohl die meisten Fälle abdecken. Den schweizerischen Bewertungen lassen sich hingegen meist überhaupt keine Angaben entnehmen. Insgesamt ist die Nachvollziehbarkeit dieses kritischen Bewertungsschritts somit nicht als sehr gut einzustufen. Tabelle 56: Ansätze zur Bestimmung der Multiple-Bandbreite Ansatz Beschreibung Mean/Median In wohl den meisten Fällen wird auf eine Bandbreite um den Durchschnitt oder den Median abgestellt Dabei wird oft betont, dass zusätzlich „qualitative judgments“ gemacht werden und der Durchschnitt/Median lediglich als „guide“ benutzt wird445 Allerdings gibt es auch relativ mechanische Anwendungen von Mean/Median-Multiples, die sich bei homogenen Vergleichsunternehmen mit geringen Multiple-Bandbreiten eignen446 In manchen Fällen wird auf eine besonders vergleichbare Firma statt auf mehrere Unternehmen abgestellt Z.T. wird hier auch ein Ab- oder Aufschlag auf das Multiple des Vergleichsunternehmens vorgenommen, je nachdem wie sich dieses zum Multiple des Bewertungsobjekt in der Vergangenheit verhielt447 In einigen Fällen wird die Verwendung von Durchschnitten als wenig sinnvoll abgelehnt, und die MultipleSpanne über rein qualitative Abwägungen gewonnen, die oft nicht weiter nachvollziehbar sind448 In nur einem Fall wird eine solche Regressionsanalyse eingesetzt449 Dabei werden P/E-Multiples der Vergleichsunternehmen gegen deren Wachstumsraten regressiert. Auf dieser Basis wird abgeschätzt, in welcher Grössenordnung das relevante Multiple liegen sollte In einigen wenigen Fällen werden auf die gewählten Multiples Zu- oder Abschläge angewandt In zwei Fällen wird auf die Trading Multiples eine Kontrollprämie angewandt.450 Dies wäre konform mit den Ausführungen zur gerichtlichen Praxis in Unterabschnitt 3.3.3 In einer schweizerischen Bewertung wird ein Illiquiditätsabschlag von 35% verwendet, um der tieferen Marktliquidität im Vergleich zu den Peers Rechnung zu tragen und in einer amerikanischen Bewertung wird ein Abschlag für die Grösse des Unternehmens in der Höhe von 25-30% vorgenommen.451 Eine solche Praxis widerspricht jedoch der Pro Rata Doktrin Main Peers Qualitative Judgment Statistical Regression Analysis Discount/Premium 443 Für einen Überblick zur schweizerischen Praxis siehe Tabelle 142 in Anhang 7. 444 Beträgt die Multiple-Bandbreite für die vergleichbaren Unternehmen z.B. 10-20x P/E, müsste sich der Bewerter fragen, wie er diese Bandbreite auf ein aussagekräftigeres Mass (z.B. 12-14x P/E) verengen kann. Dies wird auch durch Kim / Ritter (1999), S. 436 im Zusammenhang mit IPOs hervorgehoben. 445 Siehe Scientific-Atlanta, Inc., Form DEFM14A, 3. Januar 2006, S. 31: „[…] Lehman Brothers believed that it was inappropriate to, and therefore did not, rely solely on the quantitative results of the selected comparable companies analysis, but also made qualitative judgments. […] Accordingly, using the mean and median multiples as a general guide […].“ 446 Siehe Northwestern Corp., Form DEFM14A, 28. Juni 2006, S. 49: „[…] Blackstone applied the selected mean and median multiples of the financial and operating data derived from the selected comparable companies […].“ 447 Siehe Hollywood Entertainment Corp., Form DEFM14A, 21. März 2005, S. 34: „Lazard noted that Hollywood has historically been valued at a discount to its most comparable peer, Blockbuster, Inc. As adjusted to include a historical discount to the valuation multiple range […].“ 448 Siehe Lafarge North America, Form SC 14D9, 3. Mai 2006, S. 22: „Mathematical analysis, such as determining the average or median, is not in itself a meaningful method of using comparable company data.“ 449 Siehe The Neimann Marcus Group, Inc., Form DEFM14A, 18. Juli 2005, S. 32. 450 Siehe Scientific-Atlanta, Inc., Form DEFM14A, 3. Januar 2006. Hier wird eine Kontrollprämie von 20% auf die Trading Multiples Bewertung angewandt. Siehe IAC/Interactive Corp., Form S-4, 17. Juni 2005, S. 60 f. 451 Siehe Fairness Opinion Büro-Fürrer AG, 14. April 2005, S. 15; 724 Solutions Inc., Form DEFM14A, 17. Juli 2006, S. (Fortsetzung ...) 110 4.3.3 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Anwendungspraxis zu Transaction Multiples Die Wahl der Vergleichstransaktionen folgt ähnlichen Kriterien wie bei den Trading Multiples, nur dass hier z.T. noch weniger Angaben gemacht werden. Da allerdings nicht nur die Vergleichbarkeit des Unternehmens, sondern auch die Vergleichbarkeit der Transaktionsumstände gegeben sein muss, werden häufig auch transaktionsspezifische Kriterien, wie die Transaktionsgrösse, die Art des Kaufpreises (Stock, Cash, Mixed), die Transaktionstechnik (z.B. LBO, MBO) oder vergleichbare makroökonomische Verhältnisse zum Transaktionszeitpunkt verwendet.452 Oft sieht man zudem eine explizite Beschränkung des betrachteten Zeitraums, um der mangelnden Vergleichbarkeit mit dem momentanen Übernahmeumfeld vorzubeugen. In Bezug auf die Wahl des Multiples geht aus Tabelle 57 hervor, dass EBITDA-Multiples auch hier dominieren, alle übrigen Multiples aber wesentlich seltener eingesetzt werden als bei Trading Multiples Bewertungen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass Käufer „Cash Flows kaufen“ und somit das „cash-nahe“ EBITDA als beste Bezugsgrösse angesehen wird. Auch hier kommen Umsatz- und EBIT-Multiples bei den kleinsten Transaktionen überdurchschnittlich häufig zum Einsatz. Wie schon bei den Trading Multiples lässt sich hierfür wiederum die abweichende Bewertungspraxis der kleineren Banken als Begründung anführen.453 Tabelle 57: Verwendete Transaction Multiples nach Transaktionsgrösse454 Transaction Size < $0.5 bn $0.5 - $1.5 bn $1.5 - $3 bn $3 - $10 bn > $10 bn Total EBITDA Multiple 52.4% 90.0% 85.7% 92.6% 100.0% 83.6% Sales Multiple 52.4% 26.7% 14.3% 14.8% 20.0% 25.0% EBIT Multiple 33.3% 13.3% 17.9% 11.1% 10.0% 17.2% P/E Multiple 14.3% 16.7% 21.4% 11.1% 30.0% 17.2% Other Multiple 14.3% 3.3% 17.9% 14.8% 20.0% 12.9% Eine Betrachtung nach Industrie in Tabelle 58 zeigt, dass in den Segmenten Drugs/Supplies sowie High Tech, wie schon bei den Trading Multiples, weniger auf EBITDA-Multiples zurückgegriffen wird. In beiden Industrien kann man dagegen einen überdurchschnittlich hohen Einsatz von Umsatz- und P/E-Multiples feststellen. Ebenfalls analog zu den Trading Multiples ist die relativ hohe Verwendungshäufigkeit von „Other Multiples“ bei Oil/Gas-Unternehmen. Tabelle 58: Verwendete Transaction Multiples nach Industrie Industry Segment High Tech Retail Basic Industrials Drugs/ Supplies Transportation Oil/Gas Chemical Consumer Healthservices Media Utilities EBITDA Multiple 64.0% 87% 92.3% 66.7% 83.3% 84.6% 100.0% 100.0% 83.3% 100% 100.0% 100% Sales Multiple 48.0% 27% 30.8% 44.4% .0% .0% .0% 14.3% 50.0% .0% .0% 14.3% P/E Multiple 24.0% .0% .0% 33.3% 16.7% 7.7% .0% 14.3% .0% .0% 100.0% 28.6% EBIT Multiple 20.0% 20% 30.8% 11.1% 33.3% .0% .0% .0% .0% .0% 83.3% .0% Other Multiple .0% .0% .0% .0% 16.7% 53.8% 16.7% .0% 33.3% 33.3% 50.0% .0% Other I-10. 452 Siehe Magnum Hunter Resources, Inc., Form DEFM14A, 5. Juni 2005. Für dieses Unternehmen der Ölindustrie wird bspw. auf die Vergleichbarkeit des Ölzyklus zum Zeitpunkt der Transaktion abgestellt. 453 Siehe hierzu Tabelle 143 in Anhang 7. 454 Es wurden hier und im Folgenden alle 114 Transaction Multiples Bewertungen der Zielgesellschaften betrachtet. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 111 In diesem Zusammenhang ist ein kurzer Vergleich mit den Ergebnissen einer Studie von Tasker aufschlussreich, die die Verwendung verschiedener Transaction Multiples in Fairness Opinions untersucht.455 Ihre Beobachtung, dass bei Ölunternehmen (Segment Oil/Gas) hauptsächlich EBITDA-Multiples zum Einsatz kommen, während bei Softwareunternehmen (Segment High Tech) Umsatz-Multiples sehr verbreitet sind, bestätigt sich hier. Tasker begründet die Verbreitung von Umsatz-Multiples bei Softwareunternehmen mit deren hohen Entwicklungskosten, die zu entsprechend niedrigen Gewinnen führen.456 Für die Dominanz von EBITDA-Multiples bei Ölunternehmen hingegen führt sie deren hohe Kapitalintensität an, welche für eine bessere Vergleichbarkeit der Performance der Unternehmen den Ausschluss von Abschreibungen aus der Bezugsgrösse sinnvoll erscheinen lässt. Ihre daraus abgeleitete Hypothese, dass es in gewissen Industrien „Preferred Multiples“ gibt, kann hier aber nur bedingt bestätigt werden, denn EBITDA-Multiples dominieren über alle Industriesegmente hinweg. Für die Schweiz lässt sich, wie schon bei den Trading Multiples, keine eindeutige Präferenz für bestimmte Multiples erkennen. EBITDA-Multiples kommen in 100%, EBIT-Multiples in 87.5% und Umsatz-Multiples in 75% aller Bewertungen zum Einsatz, wohingegen P/E-Multiples keine Verwendung finden.457 Hier lässt sich Taskers Hypothese also klar verwerfen. Wie aus Tabelle 59 hervorgeht, dominieren in den USA bei der Wahl der Bezugsperiode LTMMultiples über alle Transaktionsgrössen hinweg. Insbesondere bei grösseren Transaktionen werden zusätzlich auch 1-year-forward Multiples verwendet. 2-year-forward Multiples kommen dagegen fast überhaupt nicht zum Einsatz. In der Schweiz ist diese Präferenz für LTM-Multiples noch wesentlich eindeutiger. Diese deutlichen Unterschiede zur Trading Multiples Praxis erstaunen erst einmal, weil die Kapitalisierungslogik und damit die Gründe, die für ein Abstellen auf zukünftige Erfolgsgrössen sprechen, die gleichen sein sollten. Jedoch könnte es sein, dass bei weiter zurückliegenden Vergleichstransaktionen die Verfügbarkeit der relevanten Forecasts zum Transaktionszeitpunkt schlecht ist, weshalb auf historische Grössen abgestellt werden muss. Für die Bestimmung der Multiple-Bandbreite schliesslich gelten grundsätzlich die gleichen Ausführungen wie bei den Trading Multiples, allerdings werden hier meist noch weniger Angaben gemacht. Tabelle 59: Bezugsperiode von Transaction Multiples nach Transaktionsgrösse Transaction Size LTM Multiple 1-year-forward Multiple d? 2-year forward Multiple d? < $0.5 bn $0.5 - $1.5 bn $1.5 - $3 bn $3 - $10 bn 100.0% 86.7% 71.4% 77.8% > $10 bn 80.0% 82.8% Total 4.8% 40.0% 53.6% 33.3% 50.0% 36.2% .0% 6.7% 3.6% 3.7% .0% 3.4% 455 Vgl. Tasker (1998). Tasker untersucht dabei lediglich 43 Transaktionen in den Industrien Oil Exploration, Banks, Real Estate Investment Trusts, Software und Hotels. 456 Siehe Tasker (1998), S. 18. Eine ähnliche Erklärung liesse sich im übrigen auch für die überdurchschnittlich hohe Verwendung von Umsatz-Multiples im Segment Drugs/Supplies anführen. 457 Für einen Überblick zur schweizerischen Praxis siehe Tabelle 144 und Tabelle 145 in Anhang 7. 112 4.3.4 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Anwendungspraxis zur Premium Analysis Grundlage der Premium Analysis ist die Wahl der vergleichbaren öffentlichen Transaktionen zur Bestimmung der relevanten Prämien. Tabelle 60 gibt einen Überblick über die in den USA gebräuchlichsten Selektionskriterien. Wie bei Transaction Multiples wird zumeist von der Industriezugehörigkeit ausgegangen und dann auf transaktionsspezifische Kriterien abgestellt. Tendenziell sind diese jedoch weniger engmaschig, denn die Kontrollprämien variieren oft stark, so dass es z.T. einer grösseren Anzahl von Datenpunkten bedarf, um eine „normale“ Prämie für ähnliche Transaktionssituationen zu ermitteln. Dementsprechend ist z.B. bei den untersuchten Going Privates der Median der Anzahl verwendeter Vergleichstransaktionen mit 45 für die Premium Analysis weitaus höher als für Transaction Multiples Bewertungen, wo dieser 13 beträgt.458 Tabelle 60: Kriterien für Wahl vergleichbarer Transaktionen Auswahlkriterium Beschreibung Industrie Oft erstes Filterkriterium Filterung z.T. oft gröber als bei Transaction Multiples, um genügend Datenpunkte zu erhalten Bei US-Transaktionen werden ausseramerikanische Transaktionen meist von der Betrachtung ausgeschlossen Häufigstes transaktionsspezifisches Kriterium Oft als alleiniges Kriterium oder in Kombination mit Art des Kaufpreises Abstellen auf Barangebote, Aktienangebote oder gemischte Angebote Vor allem bei Going Privates, LBOs und MBOs Kontrollerwerb (>50%) oder Erwerb von Minderheitsanteilen Anteil, den Aktionäre der Zielgesellschaft nach der Übernahme bei Stock Transaktionen an der fusionierten Gesellschaft halten. Findet kaum Verwendung Macht relative Grössenverhältnisse der beiden Unternehmen zum Auswahlkriterium Anzahl Jahre die zurückgeschaut wird, um relevante Vergleichstransaktionen zu ermitteln Der Median bei Going Privates und Stock Transaktionen beträgt fünf Jahre, bei Cash Transaktionen vier Jahre Keine separate Selektion für Premium Analysis, sondern Rückgriff auf Transaktionen der Transaction Multiples Bewertung Vorteil der Konsistenz Region Transaktionsgrösse Art des Kaufpreises Transaktionstechnik Höhe des erworbenen Anteils Pro Forma Ownership Zeitpunkt der Transaktion Gleiche Transaktionen wie bei Transaction Multiples In den meisten Fällen ist die relevante Bezugsgrösse für die Prämienbestimmung der Marktpreis einen Tag vor Bekanntwerden des Angebots. Allerdings kommen oft auch mehrere Bezugsgrössen parallel zum Einsatz.459 Wird auf weiter zurückliegende Marktpreise abgestellt, werden diese in einigen wenigen Fällen um die Veränderung eines relevanten Aktienindizes über diesen Zeitraum adjustiert. Hierdurch soll der Einfluss der allgemeinen Marktentwicklung aus der Prämie exkludiert werden.460 Der Bewerter hat somit relativ viele Stellschrauben bei dieser Methode. Bei der Bestimmung der relevanten Prämienbandbreite wird meist auf die Medianprämie oder eine Spanne um diese herum abgestellt. Zum Teil werden allerdings auch einfache Durchschnitte oder eine Spanne zwischen Durchschnitt und Median zur Grundlage genommen. Gesamthaft lässt sich damit festhalten, dass die Bewertungspraxis im Grossen und Ganzen konform mit den Empfehlungen von Finnerty und Emery (2004) ist, welche die Nutzung von industriespezifischen Medianprämien vorschlagen.461 458 Bei der Premium Analysis reicht die Spanne der Anzahl der Vergleichstransaktionen zudem von 11 bis 612. 459 So findet man Prämien auf die Marktpreise einen Monat, drei Monate, sechs Monate, 12 Monate, fünf Tage, eine Woche, zehn Tage, 20 Tage, 30 Tage und 90 Tage vor Angebot sowie Prämien auf den Höchstkurs des letzten Jahres. Zum Teil wird auch auf einfache oder volumengewichtete Durchschnittskurse über diese Zeiträume abgestellt. 460 Vgl. z.B. Beverly Enterprises, Inc., Form DEFM14A, 13. Januar 2006, S. 49. 461 Vgl. Finnerty / Emery (2004), S. 98. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 113 4.3.5 Anwendungspraxis zu anderen Unternehmensbewertungsmethoden Zum Schluss soll noch summarisch auf die Anwendungspraxis zu LBO Analysis, Discounted Future Equity Value Analysis und Analyst Target Prices eingegangen werden. Für die übrigen Methoden ergeben sich entweder aufgrund der geringen Einsatzhäufigkeit oder der Natur der Methode keine aussagekräftigen Schlüsse. LBO Analysis Die zentralen Anwendungsentscheide des Bewerters bei der LBO Analysis sind die Bestimmung des Exit-Multiples, des Verschuldungsgrades sowie der Zielrenditen des hypothetischen Finanzkäufers über den Investitionszeitraum. Auf diese Aspekte soll im Folgenden kurz eingegangen werden: • Für das Exit-Multiple werden mit einer Ausnahme stets EBITDA-Multiples verwendet. Bei einer Betrachtung der zweidimensionalen Häufigkeiten ist die Praxis dabei relativ konsistent mit den anderen Bewertungsmethoden, wo EBITDA-Multiples zum Einsatz kommen.462 Es werden jedoch oft keine klaren Aussagen dazu gemacht, wie das konkrete Exit-Multiple abgeleitet wurde. Einige Bewertungen sprechen von Transaction Multiples, die ein Finanzkäufer beim Wiederverkauf realisieren könnte, andere benutzen die aktuellen Trading Multiples und wieder andere verwenden Historical Trading Multiples, da die heutigen Multiples nicht unbedingt relevant für die Zukunft seien. Da jedoch aus Abschnitt 3.4 hervorgeht, dass ein fundamentaler Unterschied zwischen Trading und Transaction Multiples besteht, erscheint die Uneinheitlichkeit der Praxis störend.463 • Ausser in den Bewertungspräsentationen der Going Privates werden keine genaueren Angaben zur Ermittlung des relevanten Verschuldungsgrades gemacht. Soweit ersichtlich, ergibt diese sich, sofern ein Angebot eines Finanzkäufers vorliegt, meist aus der Finanzierungsstruktur des konkreten Angebots. • Für die untersuchten Bewertungen der Zielgesellschaften liegt der Median des Investitionszeitraums, für den die Zielrenditen angestrebt werden, bei fünf Jahren und der Durchschnitt bei 4.85 Jahren, so dass hier die Bewertungspraxis relativ eindeutig ist. In keinem Fall wird jedoch eine genaue Grundlage für die verwendete Bandbreite von Zielrenditen angegeben.464 Aus diesem Grund ist es für den Adressaten nützlich zu wissen, dass die Zielrenditen in den hier betrachteten Fairness Opinions meist zwischen 20% und 30% liegen und im Median eine Spanne von 5.5% aufweisen.465 462 In allen Fällen, wo Trading Multiples auf EBITDA-Basis verwendet werden, werden auch EBITDA Exit-Multiples in der LBO Analysis verwendet. Allerdings gibt es sieben Fälle, bei denen kein EBITDA Trading Multiple verwendet wurde, ein solches aber in der LBO Analysis zum Einsatz kommt. In 97% der Fälle, wo ein DCF Terminal Value Multiple auf EBITDA-Basis verwendet wird, kommt auch ein EBITDA Exit-Multiple bei der LBO Analysis zum Einsatz. 463 Positiv hervorzuheben ist eine Fairness Opinion, bei der das Exit-Multiple einmal als Transaction Multiple, das bei einem Verkauf an einen strategischen Käufer erzielt werden könnte, und einmal als Trading Multiple, das bei einem IPO erzielt werden könnte, berechnet wird (siehe Insight Communications Company, Inc., Form DEFM14A, 17. November 2005, S. 31). 464 Manchmal ist die Rede von „range of returns […] a typical financial sponsor would expect to receive“ (siehe GTECH Holdings Corp., Form DEFM14A, 8. Mai 2006, S. 31) oder von „returns consistent with historical leveraged buyouts“ (siehe Tommy Hilfiger Corp., Form DEFM14A, 3. April 2006, S. 43). Diese floskelartigen Erklärungen sind jedoch für den Adressaten nicht weiter nachvollziehbar. 465 Siehe Tabelle 146 in Anhang 7 für eine Übersicht zu der Höhe der verwendeten Zielrenditen. 114 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Discounted Future Equity Value Analysis Hier ist vor allem von Interesse, welche Multiples verwendet werden, wieviel Jahre bei dieser Analyse nach vorne geschaut wird und wie der Kapitalkostensatz zur Diskontierung bestimmt wird. In 93% der Bewertungsfälle kommen P/E-Multiples zum Einsatz, EBITDA-Multiples dagegen nur in 7% der Bewertungsfälle. Dies erscheint auf den ersten Blick inkonsistent mit der Trading Multiples Praxis, wo EBITDA-Multiples klar dominieren. Bei einer Betrachtung der zweidimensionalen Häufigkeitsverteilungen sieht man jedoch, dass in 73% der Fälle, wo bei der Discounted Future Equity Value Analysis ein P/E-Multiple verwendet wird, ein solches auch bei der Trading Multiples Bewertung eingesetzt wird, so dass die Bewertungspraxis in dieser Hinsicht relativ konsistent ist. In Bezug auf die Anzahl Jahre, die bei der Bewertung nach vorne geschaut wird, ergibt sich ein Median von vier Jahren. Allerdings wird so gut wie nie etwas zur Ermittlung der Eigenkapitalkosten gesagt. Nur in einem Fall findet explizit das CAPM Erwähnung.466 Analyst Target Prices Finanzanalysten legen ihre Zielpreise meist für eine Periode von 6-12 Monaten fest, über die sich die Zielpreise materialisiert haben sollten. Dies wird in immerhin 32% der Bewertungsfälle, in denen Analyst Target Prices als Benchmark eingesetzt werden, zum Anlass genommen, den Zielpreis über diesen Zeitraum mit den Eigenkapitalkosten zu diskontieren. Da die Finanzanalysten jedoch das Unternehmen zum heutigen Zeitpunkt bewerten und lediglich sagen, dass es eine gewisse Zeit lang dauert, bis sich dieser Wert am Markt einstellt, führt dies zu einer unnötigen Doppeldiskontierung. Gerade auch weil die Finanzanalysten selbst beim Vergleich ihrer Zielpreise mit dem Angebotspreis diese Diskontierung nicht vornehmen467, ist dieses Vorgehen als eher willkürlich anzusehen. Darüber hinaus ist diese Praxis überhaus uneinheitlich. Während einige Banken diese Diskontierung überhaupt nicht vornehmen, findet diese bei anderen Banken eine unstete Anwendung.468 4.3.6 Fazit Gesamthaft lässt sich in Bezug auf viele der zentralen Anwendungsfragen der einzelnen Methoden festhalten, dass es aus empirischer Sicht so etwas wie eine herrschende Anwendungspraxis im Rahmen von Fairness Opinions gibt. Diese entspricht zudem in vielen Aspekten dem, was in der Unternehmensbewertungstheorie als Best Practice vertreten wird. Der Vorwurf einer veralteten und willkürlichen Bewertungspraxis lässt sich damit nicht allgemein bestätigen. Allerdings kann man auch nicht von einer einheitlichen Praxis sprechen. Gerade das fallweise Auftreten nicht plausibler Anwendungsvarianten sowie von Inkonsistenzen in der Anwendungslogik leisten dem populären Willkürvorwurf Vorschub.469 Dabei scheint dies wohl eher ein Problem der kleineren als der etablierten Banken zu sein. Die in Unterabschnitt 4.2.5 herausgearbeiteten Unterschiede in der Bewertungsphilosophie zwischen den USA und der Schweiz strahlen auch auf die Anwendung der einzelnen Methoden aus. Die amerikanische Praxis akzeptiert explizit die Unsicherheit, die mit einer Unternehmensbewer466 Siehe PanAmSat Holding Corp., Form DEFM14A, 6. Oktober 2006, S. 26. 467 Siehe z.B. 724 Solutions, Bewertungspräsentation, 4. April 2006, S. 11, wo dies aus den Kommentaren der Finanzanalysten hervorgeht. 468 Banken, die Zielpreise nie diskontieren: Goldman Sachs, UBS, JPMorgan, Citigroup. Banken, die ab und an diskontieren: Morgan Stanley, Lehman Brothers, Merrill Lynch, Credit Suisse, Lazard. 469 Z.B. die inkonsistente Verwendung von Size Premiums, die Verwendung von EBIT-Multiples, die Verwendung von LTM-Multiples bei der Trading Multiples Bewertung oder die Diskontierung von Analyst Target Prices. Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 115 tung verbunden ist, und verwendet deshalb z.B. bei der DCF-Methode verschiedene Szenarien und WACC-Bandbreiten. Der in der Schweiz vorherrschende Fokus auf die DCF-Methode und die damit verbundene grössere Gläubigkeit gegenüber derselben führt dagegen zu einer wesentlich genaueren Inputwahl, was sich in Punktschätzungen für die Kapitalkostensätze und die Nichtverwendung von Szenarien äussert. Jedoch führt dies z.T. auch zu Scheingenauigkeiten, wie z.B. den willkürlichen und halbwissenschaftlich begründeten Einsatz von Size und Illiquidity Premiums. Ganz im Gegensatz dazu wird bei Trading und Transaction Multiples Bewertungen, entsprechend dem geringen Gewicht, welches diesen in der Schweiz beigemessen wird, wesentlich undifferenzierter als in den USA vorgegangen, was sich in einer relativ schlechten Nachvollziehbarkeit für den Adressaten äussert. Gesamthaft scheint dem Verfasser der amerikanische Ansatz pragmatischer und darüber hinaus für den Fairness Opinion Kontext angemessener, da es hier um die Ermittlung einer plausiblen Bandbreite von fairen Werten geht. Schliesslich wurden einige konzeptionelle Inkonsistenzen der Anwendungspraxis mit den Ausführungen in Kapitel 3 festgestellt, so z.B. der undifferenzierte Einsatz von Trading und Transaction Multiples als Terminal Value Multiple bei der DCF-Methode oder der vereinzelte Einsatz von Kapitalkostenaufschlägen, der gegen die Pro Rata Doktrin verstösst. Zudem wird zwar in einigen amerikanischen Fairness Opinions angemerkt, dass prozessuale Aspekte wie das Vorliegen einer Auktion oder von Arm’s Length Verhandlungen explizit im Fairnessurteil berücksichtigt wurden470, allerdings dominiert in der Praxis anscheinend der Independent Entity Standard. Dies äussert sich darin, dass Bewertungen des unabhängigen Unternehmens vorherrschen und ausser bei Stock Transaktionen kaum potentielle Synergien in die DCF-Bewertung miteinbezogen werden. Es kann allerdings sein, dass diese implizit mittels einer Transaction Multiples Bewertung bzw. der Premium Analysis geschieht, was in Kapitel 5 bei der Betrachtung der Unternehmensbewertungsergebnisse nochmals genauer zu untersuchen ist. Für die Schweiz dagegen lässt sich in dieser Hinsicht festhalten, dass aufgrund des Fokus auf Standalone-DCF-Bewertungen und die reine Plausibilisierungsfunktion von Transaction Multiples der Kontrollwert inklusive Synergien keine Rolle spielt. 4.4 Übersicht zu verwendeten Backup-Analysen Neben den verschiedenen Unternehmensbewertungen, die einen konkreten Vergleichswert für den Angebotspreis liefern, enthalten Fairness Opinions oftmals auch weitere Analysen, die das Fairnessurteil unterstützen sollen, ohne konkrete Bewertungsergebnisse zu liefern. Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über diese in der amerikanischen und schweizerischen Praxis verwendeten „Backup-Analysen“. Vor allem das Wissen um die zahlreichen Backup-Analysen bei Going Privates, die aufgrund der Offenlegung der Bewertungspräsentationen verfügbar sind, ist für den Adressaten hilfreich. Denn er kann somit ergründen, welche Aspekte, deren Betrachtung sinnvoll gewesen wäre, in einer vorliegenden Fairness Opinion vielleicht vernachlässigt wurden. Backup-Analysen bei Going Privates Es wird hier differenziert zwischen Equity-Research-basierten Analysen, die auf Inputs der Finanzanalysten zurückgreifen, Analysen zu Finanzzahlen, die sich mit den Geschäftsplänen des Mana- 470 Siehe West Corp., Form DEFM14A, 19. September 2006, S. 42: „In rendering its opinion, Goldman Sachs took into account the results of the process that began at the end of 2004 and ended in mid-2005 during which a number of strategic and financial third parties were contacted in connection with a potential business combination transaction with West.“ Siehe Myogen, Inc., Form SC 14D9, 16. Oktober 2006, S. 26. 116 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions gements auseinandersetzen, marktbasierten Analysen, die im wesentlichen bei der Aktienkursentwicklung ansetzen, und sonstigen Analysen. Tabelle 61: Equity-Research-basierte Backup-Analysen Equity-Researchbasierte Analysen Analyst sentiment over time Equity research reactions to transaction Comparison of analyst estimates and actual results Comparison of analyst estimates and management forecast Quality of earnings analysis Rolling analyst estimates Development of equity research coverage Erläuterung Macht Angaben zu den Empfehlungen der Finanzanalysten (Buy/Hold/Sell) und/oder Zielpreisen über die Zeit und setzt dies z.T. mit Entwicklung der operativen Performance in Verbindung Erlaubt Aussagen zur Entwicklung der Attraktivität der Aktie aus Sicht der Analysten Verbale Reaktionen der Finanzanalysten zur vorgeschlagenen Transaktion Kann Einschätzungen der Marktteilnehmer zur Angemessenheit des Angebots liefern Quartalsweiser oder jahresweiser historischer Vergleich von Finanzanalystenschätzungen für zentrale Finanzgrössen (oft EBITDA oder EPS) mit den tatsächlich erzielten Ergebnissen Erlaubt Aussage zu Fähigkeit des Managements, Analystenerwartungen zu übertreffen Vergleicht Analystenschätzungen von zukünftigen Finanzgrössen (Umsatz, EBITDA, EPS, etc.) mit Schätzungen des Managements Erlaubt Aussagen zu Aggressivität und Glaubwürdigkeit des Management Forecasts Erlaubt Aussagen zur Differenz zwischen Markterwartung und Erwartungen des Managements Analysiert historische Gewinne in Bezug auf ausserordentliche bzw. nicht-operative Effekte und vergleicht diese mit Erwartungen der Analysten Zeigt, ob nicht-operative Ergebnisse benutzt wurden, um Analystenprognosen zu erreichen Zeigt Analystenschätzungen für EPS über mehrere Jahre und stellt Entwicklung grafisch in Relation zum Aktienkurs, um Relevanz der Analystenschätzungen für diesen darzustellen Zeigt, wie viele Finanzanalysten die Zielgesellschaft über die Zeit hinweg gecovert haben Signifikante Abnahme deutet auf abnehmendes Interesse an Aktie und verschlechterte Liquidität hin Tabelle 62: Backup-Analysen zu Finanzzahlen Analysen zu Finanzzahlen Comparison of budgeted and actual results Comparison of management projections Reported vs. adjusted results Performance vs. peers Results by segment over time Erläuterung Key operating assumptions Risks and opportunities of plan Case bridge Firm value adjustments Net debt seasonality Debt capacity analysis Zeigt budgetierte Finanzgrössen (z.B. EBITDA, EPS) im Vergleich zu den tatsächlich erzielten Ergebnissen Erlaubt Aussagen zur historischen Planerfüllung des Managements Vergleicht aktuellen mit vorangegangenem Geschäftsplan Ermöglicht Schlüsse in Bezug auf mögliche Anpassungen, die im Hinblick auf Transaktion gemacht wurden, und zeigt Veränderungen der Managementerwartungen auf Vergleicht Margen und andere Performancekennzahlen inkl. und exkl. nicht-operativer Elemente Gibt Einblicke in normalisierte Margen und den Einfluss von Einmaleffekten auf Gesamtergebnis Vergleicht zentrale Performancekennzahlen wie z.B. zukünftiges Umsatzwachstum, Margen oder Capex/Umsatz mit denen der vergleichbaren Unternehmen Kann z.B. bei Wahl von Trading Multiples oder Kapitalkosten Einfluss finden Zeigt die relative Entwicklung zukünftiger Finanzgrössen (Gewinn, EBITDA) über die Segmente des Unternehmens hinweg Erlaubt Aussagen über geplante Schwerpunktveränderungen des Geschäfts und damit Veränderungen der Attraktivität des Gesamtunternehmens Legt detailliert die zentralen operativen Annahmen für die einzelnen Szenarien dar und kommentiert diese Erstaunlich selten anzutreffen Zeigt Risiken und Chancen in Bezug auf zentrale Annahmen des Planes (z.B. Preisentwicklung) Eventuell explizite Sensitivisierung der Bewertung in Bezug auf einzelne dieser Einflussfaktoren Brücke zwischen zwei Szenarien, um für zentrale Finanzgrössen die Hauptgründe hinter den Differenzen zu verdeutlichen (z.B. neue Produkte) Macht Unterschiede und Logik der einzelnen Szenarien nachvollziehbarer Zeigt Brücke zwischen Firm Value und Equity Value Gibt Klarheit über Anpassungen (z.B. Einbezug von Pensionsverpflichtungen), um bei Entity-Ansätzen zum Eigenkapitalwert zu gelangen Zeigt quartalsweise Schwankungen der Nettoverschuldung auf Ermöglicht Einsichten in „normalisierte“ Nettoverschuldung für Firm Value Adjustments Zeigt, wieviel zusätzliche Schulden die Zielgesellschaft im Vergleich zum Status Quo aufnehmen kann Einsichten zu maximalem Verschuldungsgrad bei LBOs oder Optimierungspotential der Kapitalstruktur Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 117 Tabelle 63: Marktbasierte Backup-Analysen Marktbasierte Analysen Historical stock price performance Buy-in analysis Short interest analysis Float analysis Historical trading multiples analysis Analysis of trading discounts Erläuterung Zeigt die Aktienkursentwicklung der Zielgesellschaft eventuell im Vergleich zu Industrieindizes, vergleichbaren Firmen oder der Käufergesellschaft Zum Teil Annotation mit Ereignissen und Ergebnisveröffentlichungen, die Einfluss auf Kurs hatten Zeigt, zu welchen Kursen Marktteilnehmer z.B. über das letzte Jahr die Aktien der Zielgesellschaft gekauft haben Falls viele Aktionäre über Angebotspreis eingestiegen sind, kann dies evtl. als ein Indiz für Ablehnung des Angebots angesehen werden Zeigt Entwicklung der Leerverkäufe der Aktie über die Zeit Ansteigende Zahl von Leerverkäufen könnte eventuell auf Überbewertung am Markt hindeuten Vergleicht Free Float471 der Aktien der Zielgesellschaft mit Free Float der Vergleichsunternehmen Erlaubt Schlüsse in Bezug auf mögliche Abschläge des Trading Multiples aufgrund von Illiquidität Zeigt die Entwicklung eines Trading Multiples (meist LTM FV/EBITDA oder 1-year-forward P/E ) über einen längeren Zeitraum (bis zu 10 Jahre) oft auch im Vergleich zu Multiples der Peers Erlaubt Aussagen über langfristige Entwicklung und Volatilität der Multiples Erlaubt Aussage zu „normalen“ oder „over-the-cycle“ Multiples der Industrie (z.B. bei zyklischen Firmen) Kann zur Ermittlung durchschnittlicher, historischer Aufschläge/Abschläge zu Multiples der Peers dienen, die dann in Trading Multiples Bewertung genutzt werden Analysiert historische Abschläge des Trading Multiples der Zielgesellschaft zu denen der Peers und legt Gründe hierfür dar Besseres Verständnis und erhöhte Glaubwürdigkeit für Wahl der Trading Multiples Spanne Tabelle 64: Sonstige Backup-Analysen Sonstige Analysen Beschreibung Analysis-at-variousprices (AVP) Accretion/dilution analysis Für eine Spanne von Preisen um den Angebotspreis herum werden implizite Prämien zum Marktpreis und implizite Multiples gezeigt, um Angebot in Bezug auf solche Schlüsselgrössen in Perspektive zu setzen Zeigt Auswirkungen der Akquisition auf EPS der Käufergesellschaft (nur bei strategischen Käufern) EPS der Käufergesellschaft erhöht sich um EPS der Zielgesellschaft und wird gesenkt durch Kaufpreisfinanzierungskosten (Aufnahme von Fremdkapital) Falls Übernahme EPS der Käufergesellschaft erhöht, ist diese „accretive“ andernfalls „dilutive“ Eventuell Einbezug von Synergien. „Synergies-to-break-even“ gibt an, wieviel Synergien erzielt werden müssen, damit Transaktion „accretive“ für Käufergesellschaft ist Indiz für Attraktivität der Transaktion für Käufer, da EPS in den USA wichtige Performancekennzahl ist Backup-Analysen bei Cash Transaktionen Tabelle 65 gibt eine Übersicht zu den wenigen Backup-Analysen in Cash Transaktionen, die sich aus den Zusammenfassungen in den Proxy Materials ergeben und dort meist in verbaler oder tabellarischer Form dargestellt sind. Es wird hieraus deutlich, wie wertvoll die schärferen Offenlegungskriterien bei Going Privates sind, die dem Aktionär weitaus bessere Einsichten gewähren. Tabelle 65: Backup-Analysen bei Cash Transaktionen Analyse Beschreibung Historical stock trading analysis Zeigt prozentuale Veränderungen des Aktienkurses über verschiedene Zeiträume zum Teil im Vergleich zu relevanten Aktienindizes oder Vergleichsunternehmen Zum Teil werden implizite Prämien des Angebotspreises zu diesen historischen Kursen berechnet Siehe Tabelle 63 Historical trading multiples analysis Accretion/dilution analysis 471 Siehe Tabelle 63 Unter „Free Float“ versteht man den Anteil der Aktien, der frei am Markt gehandelt wird. Wird bspw. ein hoher Anteil der Aktien durch einen langfristig orientierten Grossaktionär gehalten, so ist der Free Float entsprechend gering. 118 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions Backup-Analysen bei Stock Transaktionen Tabelle 66 gibt eine Übersicht zu Backup-Analysen bei Stock Transaktionen, die ebenfalls aus den Proxy Materials ersichtlich sind. Der Sinn einiger dieser Analysen ergibt sich aus der Natur von Aktienangeboten, die dem relativen Wert der Aktien von Ziel- und Käufergesellschaft Relevanz geben, da die Aktionäre der Zielgesellschaft Anteilseigner der kombinierten Gesellschaft werden. Tabelle 66: Backup-Analysen bei Stock Transaktionen Analyse Beschreibung Historical stock trading analysis Historical trading multiples analysis Historical exchange ratio analysis Siehe Tabelle 65 Contribution analysis Relative valuation analysis Accretion/dilution analysis Siehe Tabelle 63 Implizites Austauschverhältnis der Aktien der Zielgesellschaft und der Aktien der Käufergesellschaft auf Basis verschiedener historischer Kurse wird mit Austauschverhältnis des Angebots verglichen Zeigt Attraktivität des angebotenen Austauschverhältnisses im historischen Vergleich und gibt Aufschluss über Entwicklung der relativen Marktbewertungen der beiden Unternehmen Zeigt relatives Verhältnis verschiedener Grössen wie Gewinn, EBITDA, Kapitalisierung, DCF-Bewertung Zeigt z.B., wieviel des kombinierten EBITDA von Ziel- bzw. von Käufergesellschaft beigesteuert wird Zeigt, ob Besitzanteil der Aktionäre der Zielgesellschaft an kombinierter Firma nach Übernahme höher oder tiefer ist als die Beisteuerung von z.B. EBITDA Sowohl Käufer- als auch Zielgesellschaft werden nach verschiedenen Methoden bewertet. Daraufhin werden hypothetische Austauschverhältnisse gebildet, die Höchstbewertung des Käufers und Tiefstbewertung der Zielgesellschaft und umgekehrt ins Verhältnis zueinander setzen Da für Aktionäre der Zielgesellschaft Unsicherheit über den tatsächlichen Wert der Käufergesellschaft besteht, erlaubt dies Einsichten in Worst-Case und Best-Case-Szenarien für Verhältnis der Werte zueinander Im Gegensatz zu Cash Transaktionen verringert sich EPS durch Ausgabe neuer Aktien, aber dafür fällt die EPS-Verringerung durch die Kosten der Fremdkapitalfinanzierung weg Wird meist über mehrere Jahre hinweg berechnet, um zu schauen, ab wann Beitrag der Akquisition zum EPS der Käufergesellschaft positiv ist. Dabei auch oft Einbezug von Synergien (siehe Tabelle 64) Lässt Schlüsse zu, ob EPS teuer oder günstig „gekauft wurde“ Backup-Analysen in Schweizer Fairness Opinions In der Schweiz ist der Variantenreichtum der Backup-Analysen tendenziell geringer als in den USA. Allerdings sind die Hintergrundanalysen, insbesondere was die Beurteilung der Geschäftspläne angeht, z.T. deutlich aussagekräftiger, was die schweizerischen Fairness Opinions aus adressatenbezogener Sicht positiv differenziert. Tabelle 67: Backup-Analysen in Schweizer Fairness Opinions Analyse Beschreibung Verdeutlicht oft in grafischer Form die Systematik der Bewertungsüberlegungen (z.B. Bewertung auf Divisionsbasis, Anpassungen um von Entity auf Equity Value zu kommen) Detaillierte Diskussion der Haupttreiber und –annahmen für zukünftige finanzielle Entwicklung Ermöglicht weitaus besseres Verständnis der Finanzzahlen als bei amerikanischen Fairness Opinions Diskussion von Annahmen und Werttreibern sowie zusätzliche Prüfung auf Plausibilität und Konsistenz Zum Teil Anmerkung, dass „gerechtfertigte“ Anpassungen an die Planrechnungen vorgenommen wurden Verleiht dem Adressaten mehr Sicherheit in Bezug auf Plausibilität des Geschäftsplanes Deutlicher Unterschied zu Fairness Opinions in den USA, wo solch explizite Plausibilitätschecks kaum anzutreffen sind Aktienpreisanalyse Verbale Diskussion der Kursentwicklung mit Angaben von Gründen für diese und grafischer Darstellung Grundsätzlich vergleichbar mit annotierter Stock Price Performance in den USA (siehe Tabelle 63), aber z.T. detailliertere Kommentierung des Kursverlaufs Preis-Volumen-Analyse Siehe „Buy-in analysis“ in Tabelle 63 Accretion/dilution Kommt beim einzigen Aktienangebot der Schweizer Stichprobe zur Anwendung analysis Siehe Tabelle 66 für Erläuterung Beurteilung des Ge Kommt bei einzigem gemischtem Angebot der schweizerischen Stichprobe zur Anwendung genwertes Zeigt, welche Auswirkung eine Veränderung des Aktienkurses der Käufergesellschaft bei gegebenem Austauschverhältnis auf die Gesamthöhe des Angebots hat Lässt damit Aussagen zur potentiellen Volatilität des Angebotswertes zu Darstellung des Bewertungsumfangs Treiber und Annahmen des Geschäftsplanes Analyse der Plausibilität und Konsistenz des Geschäftsplanes Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions 119 4.5 Zusammenfassung Kapitel 4 hat einen empirisch fundierten Überblick über die Unternehmensbewertungspraxis im Rahmen von amerikanischen und schweizerischen Fairness Opinions gegeben. Dazu wurde in Abschnitt 4.2 die Verwendung von verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden über Transaktionstypen, Transaktionsgrössen, Käufertypen und Industrien hinweg untersucht, was zu Erkenntnissen in Bezug auf deren generelle Verbreitung sowie den empirischen Hauptdeterminanten für deren Einsatz führte. Dabei wurde herausgearbeitet, dass in den USA ein Methodenpluralismus herrscht, bei dem bisweilen zahlreiche verschiedene Methoden gleichzeitig zum Einsatz kommen, aber nicht deren relative Bedeutung für das Fairnessurteil erkennbar wird. Dagegen beschränkt sich die Schweizer Praxis im Wesentlichen auf DCF-Methode, Trading und Transaction Multiples, wobei der Fokus klar auf der DCF-Methode liegt. Eine Mischung dieser beiden Ansätze im Sinne eines situationsadäquaten Methodenpluralismus in Kombination mit eindeutigeren Aussagen zur Funktion und Bedeutung der einzelnen Methoden wäre aus adressatenbezogener Sicht wohl am vorteilhaftesten. In Abschnitt 4.3 wurde daraufhin die konkrete Anwendungspraxis der einzelnen Methoden empirisch untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass es in Bezug auf zahlreiche zentrale Anwendungsfragen eine herrschende Bewertungspraxis gibt, die zudem in vielen Aspekten mit den Empfehlungen der Bewertungstheorie konform ist. Auch hier ergaben sich Unterschiede zwischen der amerikanischen und der schweizerischen Bewertungsphilosophie. Während in den USA mit Szenarien und Inputsensitivitäten gearbeitet wird, um der inhärenten Unsicherheit jeder Unternehmensbewertung Rechnung zu tragen, herrscht in der Schweiz in Bezug auf die DCF-Methode ein höherer Genauigkeitsanspruch, wogegen die Anwendung anderer Methoden undifferenzierter als in den USA ist. Abschnitt 4.4 komplettierte dann die empirische Erfassung der Unternehmensbewertungspraxis, indem eine Übersicht zu verschiedenen Backup-Analysen gegeben wurde, die verwendet werden, um das Fairnessurteil argumentativ zu unterstützen. Die zahlreichen Zusatzanalysen, die im Rahmen der Going Private Bewertungspräsentationen verwendet werden, zeigen, wie wertvoll die schärferen Offenlegungsanforderungen bei diesem Transaktionstyp für den Aktionär sind. Dieses Kapitel hat somit dargelegt, was aus empirischer Hinsicht im Hinblick auf die Methodenverwendung und Anwendungspraxis zu den einzelnen Methoden in der Fairness Opinion Praxis als „generally accpeted“ angesehen werden kann. Der Vorwurf einer veralteten und willkürlichen Bewertungspraxis lässt sich nach Ansicht des Verfassers somit nicht bestätigen, auch wenn man der Praxis in einigen Anwendungsaspekten in der Tat Uneinheitlichkeit entgegenhalten kann. Diese Erkenntnisse sind für die Fairness Opinion Adressaten insofern nützlich, als sie damit einen empirischen Benchmark für die Beurteilung von Fairness Opinions erhalten. Auch für Gerichte, die bei der Beurteilung von Haftungsfragen den „reasonable conduct“ der Investmentbank untersuchen müssen, können diese empirischen Resultate hilfreich sein. Da laut dem Urteil Weinberger v. UOP, Inc. die generelle Akzeptanz einer Methode in der „financial community“ das entscheidende Kriterium für deren Verwendbarkeit vor Gericht ist, hat die hier erfolgte empirische Erfassung der Unternehmensbewertungspraxis auch über den Fairness Opinion Kontext hinaus Relevanz. Schliesslich können auch Fairness Opinion Erbringer die Erkenntnisse dieser Arbeit nutzen, um ihre eigene Bewertungspraxis zu hinterfragen.472 472 Aussagen wie die Folgende liessen sich somit empirisch abstützen: „In accordance with customary investment banking practice, JPMorgan employed generally accepted valuation methods in reaching its opinion.“ (siehe WPS Re(Fortsetzung ...) 120 Untersuchung der Verwendung und Anwendungspraxis von Unternehmensbewertungsmethoden in Fairness Opinions In der Gesamtkonzeption dieser Arbeit kommt Kapitel 4 eine wichtige Funktion zu. Erstens wurde gezeigt, dass die Bewertungspraxis in einigen Punkten inkonsistent mit den Ausführungen in Kapitel 3 ist. Insbesondere die geringe Bedeutung, die Synergien in der Fairnessbeurteilung zukommt, ist hier hervorzuheben. Da die Schätzung von Synergien durch die Zielgesellschaft mit grossen Unsicherheiten behaftet ist, kann es sein, dass man im Rahmen von Fairness Opinions oft aus rein praktischen Gründen auf deren Berücksichtigung verzichtet. Die Analyse der Unternehmensbewertungsergebnisse im nächsten Kapitel kann hier eventuell weitere Aufschlüsse geben. Zweitens kann dort auch untersucht werden, inwiefern das Ausnutzen methodischer Spielräume einen Einfluss auf das relative Bewertungsergebnis im Vergleich zum Angebotspreis hat. Drittens bilden die hier gemachten Beobachtungen zu den Verwendungshäufigkeiten und der herrschenden Anwendungspraxis der verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden eine wichtige Grundlage für das adressatenbezogene Framework in Kapitel 6. sources Corp., Form S-4, 18. Oktober 2006, S. 67) Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 121 5 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Während es im vorangegangenen Kapitel um die verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden und deren Anwendung im Rahmen von Fairness Opinions ging, sollen in diesem Kapitel die Unternehmensbewertungsergebnisse der einzelnen Methoden untersucht werden. Dem Verfasser sind keine Arbeiten bekannt, die sich im Fairness Opinion Kontext hiermit auseinandersetzen. Dabei sind empirische Erkenntnisse darüber, wie sich die Ergebnisse einzelner Bewertungsmethoden im Rahmen von Fairness Opinions zum Angebots- und Marktpreis verhalten, aus mehreren Gründen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Erstens wird in der Literatur die theoretische Überlegenheit von Fundamentalbewertungsverfahren wie der DCF-Methode gegenüber einfacheren Methoden, wie z.B. Trading Multiples, hervorgehoben. Abgesehen von diesen theoretischen Vorteilen werden die Methoden allerdings im Ergebnis als grundsätzlich vergleichbar angesehen.473 Die Untersuchung der Bewertungsergebnisse verschiedener Methoden über eine grössere Stichprobe kann aufzeigen, ob dies wirklich der Fall ist oder ob manche Methoden sich im Ergebnis besser für den Einsatz im Fairness Opinion Kontext eignen als andere. Dadurch können die in Kapitel 3 gemachten Ausführungen zur Eignung verschiedener Methoden im Rahmen von Fairness Opinions und die in Kapitel 4 in diesem Zusammenhang festgestellten Inkonsistenzen der Bewertungspraxis empirisch untersucht werden. Zweitens ist das Wissen um etwaige systematische Zusammenhänge der verschiedenen Unternehmensbewertungsergebnisse auch für den Adressaten einer Fairness Opinion wertvoll. Dieser kann die empirisch festgestellten, „typischen“ Relationen der Ergebnisse verschiedener Bewertungsmethoden zum Angebots- bzw. Marktpreis bei der Beurteilung einer Unternehmensbewertung nutzen, indem er grössere Abweichungen hiervon als Anlass für genauere Untersuchungen nimmt. Eng damit verbunden ist drittens die Möglichkeit, in empirischer Hinsicht auf den in Kapitel 2 zitierten Vorwurf der Willkür einzugehen, denn diese sollte sich gerade auch in den Bewertungsergebnissen niederschlagen. Dabei kann die Analyse der Bewertungsergebnisse mit der im vorherigen Kapitel dargestellten Anwendungspraxis zu den einzelnen Methoden in Verbindung gebracht werden. So kann im Ansatz untersucht werden, welchen Einfluss der Einsatz verschiedener methodischer Anwendungsvarianten auf die relativen Bewertungsergebnisse hat. Für die Erarbeitung dieser Ziele geht Kapitel 5 folgendermassen vor: Abschnitte 5.1 bis 5.6 analysieren die Unternehmensbewertungsergebnisse der in Kapitel 4 vorgestellten Methoden, wobei auf die gleiche Stichprobe von amerikanischen und schweizerischen Fairness Opinions zurückgegriffen wird. Dabei erstreckt sich die Analyse auf Vergleiche für verschiedene Stichprobendimensionen, Vergleiche mit anderen empirischen Arbeiten, selektive Vergleiche zwischen einzelnen Methoden, Vergleiche zwischen der USA und der Schweiz sowie ausgewählte Zusammenhänge mit der in Kapitel 4 erfassten Anwendungspraxis. Abschnitt 5.7 fasst dann die wesentlichen Zusammenhänge in einem relativen Bewertungssystem zusammen, bevor Abschnitt 5.8 ein Fazit zieht. 473 Vgl. Yoo (2006), S. 109; Schwetzler (2003); Moser / Auge-Dickhut (2003a), S. 10 ff.; Moser / Auge-Dickhut (2003b), S. 213 ff.; Ernst / Schneider / Thielen (2006), S. 229; Bausch (2000), S. 453 ff. 122 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 5.1 Analyse der Bewertungsergebnisse der DCF-Methode Die Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse der DCF-Methode erfolgt aufgrund deren Bedeutung in der Fairness Opinion Praxis relativ eingehend. Unterabschnitt 5.1.1 macht einige einführende Bemerkungen zu den zu erwartenden Zusammenhängen zwischen DCFBewertungsergebnissen und Angebots- bzw. Marktpreis vor der Übernahme. In Unterabschnitt 5.1.2 werden diese Relationen dann für die amerikanischen Base Case DCF-Bewertungen ermittelt und diskutiert.474 Zur Gewinnung weiterer Aufschlüsse wird in Unterabschnitt 5.1.3 ein Vergleich mit anderen empirischen Studien angestellt. Unterabschnitt 5.1.4 untersucht dann die Base Case DCF-Bewertungsergebnisse nach den verschiedenen Stichprobendimensionen und Fairness Opinion Typen. Nach der Untersuchung des Base Case werden in den Unterabschnitten 5.1.5 und 5.1.6 Upside und Downside Case bzw. Synergy Case untersucht. Da die vorangegangenen Abschnitte sich nur auf die USA beziehen, wird in Unterabschnitt 5.1.7 ein Vergleich mit der Schweiz angestellt. Schliesslich wird in Unterabschnitt 5.1.8 auf einige Zusammenhänge zwischen der in Abschnitt 4.3 erfassten Anwendungspraxis zur DCF-Methode und den DCF-Bewertungsergebnissen eingegangen. 5.1.1 Erwartete Zusammenhänge In Kapitel 3 wurde festgehalten, dass die DCF-Methode, ebenso wie andere Fundamentalbewertungsverfahren, bei Zugrundelegung der entsprechenden Geschäftspläne des Managements den Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens messen sollte. Der erwartete Zusammenhang zwischen der DCF-Bewertung und einem vorliegenden Angebotspreis lässt sich wie folgt konstruieren: • Versetzt man sich in die Lage eines rationalen Käufers, so kann dessen Grenzpreis als der Standalone-Wert der Zielgesellschaft zuzüglich des Nettobarwertes der erwarteten Synergien definiert werden. • In den 26 untersuchten US Fairness Opinions auf Seiten der Käufergesellschaft dominiert die DCF-Methode, was die Verwendungshäufigkeiten angeht.475 Es kann daher angenommen werden, dass die DCF-Methode auch bei der Bestimmung des Grenzpreises des Käufers eine wichtige Rolle spielt. • Nimmt man an, dass dem Käufer ähnliche Informationen zur Verfügung stehen wie dem Erbringer der Fairness Opinion auf Seiten der Zielgesellschaft, so sollte dessen DCF-Bewertung zur Ermittlung des Grenzpreises auf tendenziell ähnlich hohe Werte kommen wie die Fairness Opinion auf Seiten der Zielgesellschaft, sofern beide Bewertungen unverzerrt sind. • In Übernahmen ohne Synergiepotential sollten deshalb, falls der Angebotspreis den so ermittelten Grenzpreis des Käufers widerspiegelt, Angebotspreis und DCF-Wert der Fairness Opinion der Zielgesellschaft nicht allzu weit auseinander liegen. Der DCF-Wert der Fairness Opinion sollte dabei tendenziell unter statt über dem Angebotspreis liegen, denn alle der hier untersuchten Fairness Opinions halten das Angebot für angemessen. • Besteht ein gewisses Synergiepotential und wird angenommen, dass zumindest ein Teil dieser Synergien im Angebotspreis abgegolten wird, sollte der Standalone-DCF-Wert der Fairness Opinion unter dem Angebotspreis liegen und ein DCF-Wert inklusive Synergien näher an diesen heranreichen. 474 Siehe Unterabschnitt 4.3.1.1 zur Verwendung des Begriffs „Base Case“. 475 Siehe Tabelle 19. In 85% dieser Fairness Opinions kommt die DCF-Methode zum Einsatz. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 123 Dies ist selbstverständlich eine vereinfachende und sehr mechanistische Sicht, denn der Angebotspreis ist in der Realität natürlich nicht allein das Resultat einer hypothetischen Bewertungsübung durch den Käufer, sondern wird durch zahlreiche andere Variablen beeinflusst werden, wie z.B. die Anzahl der Teilnehmer in einer Auktion oder der relativen Verhandlungsposition der Parteien. Dennoch können diese Überlegungen zumindest als Ausgangspunkt für die erwarteten Zusammenhänge zwischen Angebotspreis und DCF-Wert der Fairness Opinion dienen. Falls die DCF-Methode bei Vernachlässigung von Synergien den Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens misst, sollte die relative Differenz zwischen Standalone-DCF-Bewertung der Fairness Opinion und Marktpreis etwas unter der durchschnittlichen Kontrollprämie liegen.476 In der Stichprobe beträgt die Medianprämie zum Marktpreis vor der Übernahme 25.9% und die durchschnittliche Prämie 30%477, so dass eine Abweichung der Ergebnisse der DCF-Methode vom Marktpreis in der Grössenordnung von 20-25% zu erwarten ist. 5.1.2 Untersuchung der Base Case DCF-Bewertungsergebnisse In fast allen Fairness Opinions wird für jede Unternehmensbewertungsmethode eine Bewertungsspanne und kein Punktwert angegeben. Im Folgenden soll der Mittelwert zwischen Tiefst- und Höchstwert einer solchen Bewertungsspanne als Erwartungswert interpretiert werden und wird deshalb als Basis der Vergleiche verwendet.478 Jedoch ist im Fairness Opinion Kontext auch der Höchstwert einer Bewertungsspanne als der maximal vertretbare Unternehmenswert von grosser Relevanz. Liegt der Angebotspreis über diesem Höchstwert, so spricht dies klar für dessen Angemessenheit. Liegt der Angebotspreis unter diesem, so kommt es beim Fairnessurteil auf die Argumente an, die für die Wahrscheinlichkeit und Plausibilität des Höchstwertes sprechen. Sowohl Angebots- als auch Marktpreis vor der Übernahme wurden den Proxy Materials entnommen. Bei Stock Transaktionen wird der Angebotspreis dabei berechnet als Austauschverhältnis zwischen Aktien der Ziel- und der Käufergesellschaft mal dem Marktpreis der Käufergesellschaft vor der Übernahme.479 Tabelle 68 zeigt nun einige deskriptive Statistiken für die prozentualen Abweichungen des Tiefstwertes, des Mittelwertes und des Höchstwertes der DCF Base Case Bewertungen vom Angebotspreis bzw. dem Marktpreis vor der Übernahme.480 Falls nicht anders angemerkt, werden in diesem und den folgenden Abschnitten nur die Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in den Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft untersucht.481 Bei einer Betrachtung des DCFMittelwertes482 ist ersichtlich, dass der Grossteil der Bewertungen unter dem Angebotspreis liegt, 476 Dies hängt wiederum damit zusammen, dass die Standalone-DCF-Werte in der hier untersuchten Stichprobe aufgrund des Mangels an Indadequacy Opinions tendenziell etwas unter dem Angebotspreis liegen dürften. 477 Siehe Tabelle 117 in Anhang 7. 478 Dafür spricht im übrigen auch die Art und Weise, wie die Bewertungsspanne ermittelt wird. Oft wird hierzu eine Punktschätzung der wesentlichen Annahmen wie Kapitalkosten vorgenommen und eine Spanne von möglichen Ausprägungen um diese Schätzer herumgelegt. Damit liegt die Interpretation des Mittelwertes als Erwartungswert nicht fern. 479 Siehe z.B. The Gillette Company, Form DEFM14A, 27. Mai 2005, S. I-49. Das Austauschverhältnis gibt also an, wie viele Aktien der Käufergesellschaft die Aktionäre der Zielgesellschaft für jede ihrer Aktien erhalten. 480 Hier und im Folgenden werden die prozentualen Abweichungen jeweils berechnet als [(Bewertungsschätzer / Angebots- bzw. Marktpreis) -1]. Es wird hier bewusst nicht auf die logarithmierten Abweichungen abgestellt, da diese den Einfluss von Ausreissern mindern, der hier erst einmal miteinbezogen werden soll. 481 Bewertungen der Käufergesellschaften oder Bewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Käufergesellschaft werden damit aus der allgemeinen Betrachtung ausgeklammert, da sie anderer Natur sind. 482 Wenn von Mittelwert die Rede ist, so bezieht sich dies auf das Mittel zwischen Tiefst- und Höchstwert der jeweiligen (Fortsetzung ...) 124 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions wenn auch nicht sehr weit darunter. Die Medianabweichung zum Angebotspreis beträgt lediglich (4.7%) und die mittleren 50% der DCF-Mittelwerte bewegen sich in einer Spanne von (-12.9%) bis 2.8% zum Angebotspreis. Mittels eines einfachen t-Tests kann die Hypothese, dass die Abweichungen des Mittelwertes vom Angebotspreis im Durchschnitt null betragen, auf einem Konfidenzniveau von 95% verworfen werden.483 Der in Unterabschnitt 5.1.1 geschilderte, erwartete Zusammenhang zwischen Angebotspreis und DCF-Standalone-Bewertung bestätigt sich also für den DCF-Mittelwert. Die DCF-Methode eignet sich somit als relativ guter Schätzer für den Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens. Inwiefern die tendenzielle Unterbewertung auf eine Abgeltung von Synergien im Angebotspreis zurückzuführen ist, die durch den Standalone-DCF-Wert nicht erfasst wird, wird in Unterabschnitt 5.1.6 thematisiert. Tabelle 68: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen484 DCF Base Case Low to OP DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP DCF Base Case Low to MP DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP 149 151 149 147 149 147 Mean -18.8% -4.6% 10.9% 4.8% 23.5% 43.6% Median -17.2% -4.7% 8.2% 4.9% 20.9% 38.4% 17.4% 20.3% 27.8% 24.3% 27.5% 37.5% Minimum -86.9% -61.6% -54.0% -76.1% -53.2% -43.6% Maximum 50.0% 121.3% 224.9% 76.8% 175.1% 303.9% 25 -27.1% -12.9% .3% -7.7% 8.6% 24.2% 50 -17.2% -4.7% 8.2% 4.9% 20.9% 38.4% 75 -9.4% 2.8% 18.0% 17.8% 32.4% 57.2% N Std. Deviation Percentiles Für den Höchstwert der DCF-Bewertungsspanne lässt sich eine Medianabweichung zum Angebotspreis von 8.2% feststellen. 75% aller Höchstwerte weichen zudem weniger als 18% nach oben vom Angebotspreis ab. Unter Berücksichtigung der Sensitivitäten, denen eine DCF-Bewertung nach oben hin ausgesetzt sein kann, ist diese Abweichung nicht als sehr hoch einzustufen. Die Tiefstwerte liegen dagegen deutlich unter dem Angebotspreis und ziehen damit auch den Mittelwert der Spanne nach unten. Es zeigt sich somit, dass die gesamte Bewertungsspanne im Vergleich zum Angebotspreis einen klaren „Bias“ nach unten hat. Auch die in Unterabschnitt 5.1.1 erwartete Abweichung von 20-25% zwischen Marktpreis und der DCF-Bewertung bestätigt sich für den DCF-Mittelwert sehr gut.485 Diese deutliche Abweichung Bewertung. Dies ist nicht zu verwechseln mit dem „Mean“ der Abweichungen zu Angebots- bzw. Marktpreis, welcher als Durchschnitt bezeichnet wird. 483 Der einfache t-Test ist ein parametrisches Verfahren, dessen Prüfgrösse der Mittelwert einer Stichprobe mit unbekannter Standardabweichung ist. Bei dem hier durchgeführten zweiseitigen Test lautet die Nullhypothese, dass die durchschnittliche Abweichung des DCF-Mittelwertes vom Angebotspreis null ist. Der t-Test basiert auf der Annahme der Normalverteilung der Stichprobe. Mit einer Stichprobengrösse von N=151 kann aufgrund des zentralen Grenzwertsatzes hier von einer Normalverteilung ausgegangen werden (siehe Sauerbier (2003), S. 141). Vgl. zum einfachen t-Test Eckstein (2000), S. 123 ff.; Sauerbier (2003), S. 190 ff.). Siehe Tabelle 160 in Anhang 9 für die Teststatistiken. 484 Hier und in den folgenden Tabellen bezeichnet OP den „Offer Price“ (Angebotspreis) und MP den „Market Price“ (Marktpreis unmittelbar vor Angebot bzw. vor Übernahmegerüchten). Low, Mid und High bezeichnen jeweils den Tiefst-, Mittel- und Höchstwert, der in der einzelnen Fairness Opinion Bewertung gezeigt wird. „DCF Base Case Low to OP“ bezeichnet also die prozentuale Abweichung des Tiefstwertes der DCF-Bewertung zum Angebotspreis. Falls z.B. der DCF-Tiefstwert $100/Aktie beträgt und der Angebotspreis $110/Aktie, ergibt sich eine Abweichung von (9.1%). 485 Die Tatsache, dass die Abweichungen des Mittelwertes vom Marktpreis nicht mit der Kontrollprämie übereinstimmen, kann damit erklärt werden, dass die DCF-Werte im Durchschnitt eben unter dem Angebotspreis liegen. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 125 könnte analog zu den Ausführungen in Unterabschnitt 3.2.1 u.a. auf folgende Gründe zurückgeführt werden: • Keine starke Informationseffizienz des Marktes: Im Mittel unterbewertet der Markt die betrachteten Unternehmen systematisch aufgrund fehlender Informationen. Diese Unterbewertung wird durch die Verwendung interner Geschäftspläne in der DCF-Bewertung aufgedeckt. • Konservative Annahmen des Marktes: Es kann sein, dass selbst wenn den Marktteilnehmern die Base Case Annahmen des Managements bekannt wären, diese auf konservativere Annahmen abstellen würden. Ein risikoaverser Marktteilnehmer könnte anstreben, seinen Fehler zweiter Art in Bezug auf den nichtbeobachtbaren Unternehmenswert zu minimieren, d.h. er will vermeiden, dass er den Unternehmenswert höher einschätzt als er tatsächlich ist.486 Bei einem Übernahmeangebot hingegen soll der Fehler erster Art minimiert werden, d.h. es soll vermieden werden, dass die Hypothese „der Unternehmenswert ist höher als der Angebotspreis“ fälschlicherweise abgelehnt wird. Deshalb wird das Abstellen auf die vielleicht eher optimistischen Pläne des Managements als angemessen angesehen. • Minority Discounts des Marktpreises: Die Minority Discounts könnten u.a zum Ausdruck bringen, dass der Markt dem Management nicht zutraut, den momentanen Geschäftsplan, der bei der Base Case DCF-Bewertung ohne Abschläge bewertet wird, umzusetzen. Der einzelne Aktionär muss somit einen Abschlag für seine mangelnden Kontrollrechte hinnehmen, die es ihm nicht ermöglichen, das Management auszutauschen und das volle Potential der Firma auszuschöpfen. 5.1.3 Vergleich mit anderen empirischen Studien Um diese Beobachtungen in Perspektive zu setzen, soll hier ein kurzer Vergleich mit den Ergebnissen zweier relevanter Studien angestellt werden.487 Kaplan und Ruback (1995) untersuchen ein Sample von 51 Highly Levered Transactions (HLTs), bei denen die Geschäftspläne des Managements öffentlich zugänglich sind. Sie wenden verschiedene Unternehmensbewertungsmethoden an und vergleichen die Bewertungsergebnisse dann mit den Transaktionswerten.488 Eine verwandte Studie von Gilson, Hotchkiss und Ruback (2000) untersucht eine Stichprobe von 63 Unternehmen, die aus Insolvenzverfahren hervorgegangen sind und für die ebenfalls interne Geschäftspläne verfügbar sind. Auf deren Basis werden die Ergebnisse verschiedener Bewertungsmethoden mit dem Marktwert nach Abschluss des Insolvenzverfahrens verglichen.489 Neben dem engeren inhaltlichen Fokus dieser beiden Studien (HLTs bzw. „Bankrupt Firms“) ist deren Hauptunterschied zur vorliegenden Arbeit, dass hier auf existierende Bewertungen der Fairness Opinions zurückgegriffen wird, während dort die Bewertungen durch die Forscher selbst angefertigt werden. 486 Siehe z.B. Sauerbier (2003), S. 175 f. zu diesen Fehlerbegriffen in der Statistik. 487 Auf eine Studie von Berkman / Bradbury / Ferguson (2000), die neuseeländische IPOs untersucht, wird hier nicht eingegangen. Diese kommen aber ebenfalls auf hohe positive Abweichungen der DCF-Methode zum Marktpreis. Die Studie von Pricer / Johnson (1997) eignet sich deshalb wenig für einen Vergleich, weil sie sich auf sehr kleine, nichtbörsennotierte Firmen bezieht und zudem die DCF-Methode nicht benutzt wird. Studien wie die von Francis / Olsson / Oswald (2000), die keine internen Planrechnungen, sondern Analystenschätzungen für ihre Bewertungen nutzen, werden hier auch nicht weiter betrachtet. 488 Bei den HLTs handelt es sich um MBOs und Leveraged Recapitalizations aus den Jahren 1983-1989 (vgl. Kaplan / Ruback (1995), S. 1059 ff.). 489 Vgl. Gilson / Hotchkiss / Ruback (2000), S. 43 ff. 126 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Tabelle 69 vergleicht die Ergebnisse der beiden Arbeiten mit den Ergebnissen für den Base Case DCF-Mittelwert aus Unterabschnitt 5.1.2. Durchschnitt und Median werden in der Literatur dabei als Indizien für den „Bias“ der Bewertungen nach oben oder nach unten interpretiert, da sie das Vorzeichen der Abweichung berücksichtigen. Dahingegen sind der Anteil der Bewertungen in einer 15%-Spanne um den Vergleichspreis sowie der Mean Absolute Error (MAE) Indizien für die „Accuracy“ bzw. Genauigkeit der Unternehmensbewertung.490 Tabelle 69: Vergleich empirischer Studien zu DCF-Bewertungsergebnissen491 Reference Value N Mean Median Std. Dev. Percentage within 15% Mean Absolute Error Kaplan/Ruback Transaction Value 51 7.1% 6.2% 25.1% 62.7% 18.1% Vorliegende Arbeit Transaction Value 151 (4.6%) (4.7%) 20.3% 76.8% 12.9% Gilson/Hotchkiss/Ruback Market Value 63 (9.1%) (0.6%) 54.6% 25.4% 37.7% Vorliegende Arbeit Market Value 149 23.5% 20.9% 27.5% 28.2% 27.5% Kaplans und Rubacks Ergebnisse bestätigen die in dieser Arbeit gemachte Beobachtung, dass die DCF-Methode relativ gute Schätzer für den Kontrollwert des Unternehmens bzw. den Angebotspreis liefert. Sowohl der Anteil der Ergebnisse in der 15%-Spanne um den Angebotspreis als auch der Mean Absolute Error bewegen sich in ähnlichen Grössenordnungen, wobei die untersuchten Fairness Opinions auf etwas genauere Bewertungen im Vergleich zum Angebotspreis kommen. Dies bestätigt Kaplans und Rubacks Vermutung, dass die Qualität der „Ad Hoc“ Annahmen, die sie in ihren Unternehmensbewertungen treffen mussten, in der Praxis tendenziell übertroffen wird, was zu genaueren Bewertungen führt.492 Die Medianabweichungen vom Angebotspreis liegen für die Studie von Kaplan und Ruback und die vorliegende Arbeit relativ nahe bei null. Während Kaplan und Ruback allerdings einen positiven Bias feststellen (+6.2%), liegt bei den Fairness Opinion Bewertungen ein negativer Bias vor (4.7%). Eine mögliche Erklärung hierfür ist die oben angesprochene Einseitigkeit der hier untersuchten Stichprobe, da keine Inadequacy Opinions betrachtet werden. Verwendet man allerdings als Vergleichsbasis die Statistiken für die Höchstwerte der DCF-Bewertungen der Fairness Opinions, so ergibt sich eine weitaus bessere Übereinstimmung mit Kaplan und Ruback.493 Dies deutet darauf hin, dass diese bei der Annahmenwahl eher optimistisch waren. Der Anteil der Werte in der 15%-Spanne um den Marktpreis und der Mean Absolute Error für die Studie von Gilson, Hotchkiss und Ruback korrespondieren ebenfalls sehr gut mit den Ergebnissen dieser Arbeit. Die DCF-Methode gibt demnach keine guten Schätzer für den Marktpreis ab. Gilson, Hotchkiss, Ruback führen selbst einige Erklärungen für den schlechteren Erklärungsgehalt der 490 Vgl. auch Lie / Lie (2002), S. 47. Der Mean Absolute Error ist der Durchschnitt der absoluten prozentualen Abweichung von Bewertungsschätzer und Vergleichspreis. Das Vorzeichen der Abweichung wird somit nicht berücksichtigt. 491 Für die entsprechenden Daten siehe Kaplan / Ruback (1995, S. 1071 und Gilson / Hotchkiss / Ruback (2000), S. 54. Bei der Studie von Kaplan und Ruback wurde auf die Eigenkapitalkostenermittlung mittels Industriebetas abgestellt, da diese wie in Unterabschnitt 4.3.1.2 gezeigt wurde, in der Fairness Opinion Praxis am verbreitetsten ist. Beide Studien verwenden bei der Messung der Bewertungsfehler den natürlichen Logarithmus des Bewertungsschätzers über dem Angebots- bzw. Marktpreis. Da die vorliegende Arbeit auf die einfachen, nicht-logarithmierten Abweichungen abstellt, ist zu beachten, dass diese bei einer Logarithmierung noch etwas geringer ausfallen würden. 492 Vgl. Kaplan / Ruback (1995), S. 1092, die dies klar hervorheben: „We stress that our estimates rely on a number of ad hoc assumptions that readers (both academics and practitioners) should be able to improve on. We would expect such improvements to bring the DCF valuations even closer to the transaction value.“ 493 Die Medianabweichung liegt hier mit 8.2% wesentlich näher an den 6.2% von Kaplan und Ruback. Auch der Anteil der Werte in der 15%-Spanne um den Angebotspreis (59.1%) und der Mean Absolute Error (17.3%) kommen hier erstaunlich nahe an die entsprechenden Werte von Kaplan und Rubacks Studie. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 127 DCF-Methode im Vergleich zur Studie von Kaplan und Ruback an.494 Sie vernachlässigen dabei allerdings, dass Kaplan und Ruback die DCF-Werte mit Transaktionswerten vergleichen, die eine Kontrollprämie enthalten. Erstaunlich ist jedoch, dass Durchschnitt und Median bei Gilson, Hotchkiss und Ruback einen negativen Bias andeuten, während in dieser Arbeit ein stark positiver Bias festgestellt wird. Dieser scheinbare Widerspruch könnte allerdings damit erklärt werden, dass die Kontrollprämie, die ja die Differenz zwischen DCF-Wert und Marktwert bestimmen sollte, bei insolventen Firmen sehr niedrig ist. Folglich liegen die Ergebnisse der DCF-Methode in solchen Fällen entsprechend näher am Marktpreis. Diese Vermutung wird durch eine empirische Studie von Amit, Livnat und Zarowin (1989) gestützt, die feststellen, dass bei der Übernahme insolventer Unternehmen wesentlich geringere Kontrollprämien als bei anderen Übernahmen gezahlt werden.495 5.1.4 Base Case DCF-Bewertungsergebnisse nach Stichprobendimensionen Im Folgenden sollen die Base Case DCF-Bewertungsergebnisse nach den in Unterabschnitt 4.1.4 erläuterten Stichprobendimensionen untersucht werden. Zudem sollen einige Vergleiche für verschiedene Fairness Opinion Typen angestellt werden. Falls nicht anders angemerkt, werden Ausreisser aus der Betrachtung ausgeklammert, um Verzerrungen in schwach besetzten Stichprobendimensionen zu vermeiden.496 Untersuchung nach Transaktionstyp Die für die Gesamtstichprobe festgestellten Muster lassen sich über alle Transaktionstypen hinweg bestätigen.497 Selbst bei Berücksichtigung von Ausreissern zeigt eine einfaktorielle ANOVA (Analysis of Variance), dass die durchschnittlichen Abweichungen der DCF-Mittelwerte vom Angebotspreis über die drei Transaktionstypen hinweg nicht signifikant (Konfidenzniveau 95%) verschieden voneinander sind.498 Dies ist vor dem Hintergrund des grösseren Interessenkonfliktpotentials bei Going Privates gegenüber „normalen Übernahmen“ durchaus beachtlich. Gekoppelt mit den hohen durchschnittlichen Prämien bei Going Privates ist dies ein Indiz dafür, dass die Vorbehalte gegenüber Fairness Opinions bei diesem Transaktionstyp nicht unbedingt bestätigt werden können. Auffällig ist, dass die Medianabweichung des DCF-Mittelwertes vom Marktpreis bei Stock Transaktionen mit 6.5% deutlich kleiner ausfällt als bei Going Privates und Cash Transaktio494 Vgl. Gilson / Hotchkiss / Ruback (2000), S. 55: „We hypothesize that it is the substitution of the administrative process for the market process that is responsible for the lower correspondence between the cash flow forecasts and market values for our sample of firms emerging from bankruptcy.“ Siehe auch S. 70: „We show that the valuation errors can be associated with the lack of information about these firms. We also show that the errors are related to strategic biases in the cash flows that are related to the incentives of the participants to distort value.“ 495 Vgl. Amit / Livnat / Zarowin (1989), S. 144 f. Dies wird damit begründet, dass insolvente Firmen nur geringe und unsichere Free Cash Flows erwirtschaften, für deren Kontrolle ein Käufer nicht bereit ist, eine hohe Prämie zu zahlen 496 Ausreisser werden hier definiert als DCF-Bewertungen mit absoluten prozentualen Abweichungen von mehr als 50% zum Angebotspreis. Tabelle 147 in Anhang 8 zeigt die deskriptiven Statistiken bei Ausklammerung der elf Ausreisser. 497 Siehe Tabelle 148 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken nach Transaktionstyp exkl. Ausreisser. 498 Siehe Tabelle 161 in Anhang 9 für die Teststatistiken. Die einfaktorielle ANOVA überprüft, ob Mittelwerte aus zwei oder mehr unabhängigen Stichproben als homogen angesehen werden können (siehe z.B. Eckstein (2000), S. 146 ff.). Die disjunkten Teilstichproben werden hier durch die drei Transaktionstypen bestimmt. Die Nullhypothese lautet, dass die durchschnittlichen Abweichungen der DCF-Mittelwerte vom Angebotspreis über diese drei Teilstichproben gleich sind. Die notwendige Normalverteilungsannahme kann für Going Privates (N=55) und Cash Transaktionen (N=83) aufgrund des zentralen Grenzwertsatzes als erfüllt angesehen werden. Für Stock Transaktionen (N=13) kann wegen der geringen Stichprobengrösse erst ein Kolmogorov-Smirnov (KS) Anpassungstest die Normalverteilungsannahme bestätigen (siehe Tabelle 162 in Anhang 9).Der KS-Test ist ein Einstichprobenverteilungstest, mit dem geprüft wird, ob eine hypothetisch erwartete Verteilungsannahme, z.B. die der Normalverteilung, aufgrund der Stichprobe als geeignetes Verteilungsmodell angesehen werden kann (siehe Eckstein (2000), S. 107 ff.). 128 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions nen, wo diese 22.6% bzw. 21.5% beträgt. Dies lässt sich durch die im Durchschnitt wesentlich geringeren Kontrollprämien bei Stock Transaktionen erklären, was dazu führt, dass die DCFWerte, die den Kontrollwert messen, kleinere Abweichungen vom Marktpreis aufweisen. Untersuchung nach Transaktionsgrösse Die in Bezug auf die Gesamtstichprobe festgestellten Muster bestätigen sich auch für die verschiedenen Transaktionsgrössen.499 Es fällt jedoch auf, dass acht der elf Ausreisser sich in der kleinsten Grössenklasse befinden und die Ausreisser eine durchschnittliche Transaktionsgrösse von nur $123 Mio. aufweisen. Werden Ausreisser berücksichtigt, so liegt die Standardabweichung der relativen Bewertungsergebnisse bei den Transaktionen kleiner $500 Mio. mit 41.1% deutlich höher als bei den anderen Grössenklassen (10.3% bis 15.6%). Auch der Mean Absolute Error der Abweichungen des DCF-Mittelwertes vom Angebotspreis liegt mit 27.3% wesentlich höher als bei den anderen Grössenklassen (8.8%-11.2%). Die DCF-Methode scheint also bei kleineren Unternehmen einen unpräziseren Schätzer für den Angebotspreis zu liefern als bei grossen Unternehmen. Untersuchung nach Käufertyp Finanzkäufer können im Gegensatz zu strategischen Käufern im Normalfall keine Synergien aus einer Übernahme erzielen. Deshalb kann eine Betrachtung nach Käufertypen zeigen, ob, wie in Unterabschnitt 5.1.1 erwartet, die negative Abweichung des Standalone-DCF-Wertes vom Angebotspreis bei Transaktionen mit Synergiepotential grösser ist als bei Transaktionen ohne Synergiepotential. In der Tat zeigt sich bei einer Betrachtung der Medianabweichungen des Mittelwertes zum Angebotspreis, dass diese bei Finanzkäufern mit (-2.0)% näher bei null liegt als bei den strategischen Käufern mit (-5.7%).500 Allerdings verdeutlicht ein Mittelwertvergleich durch einen doppelten t-Test, dass die Unterschiede zwischen beiden Käufertypen nicht signifikant sind (Konfidenzniveau 95%), so dass dieser Zusammenhang nicht bestätigt werden kann.501 Dies könnte bedeuten, dass die Abgeltung von Synergien im Angebotspreis in der Praxis eine geringere Rolle spielt als in der Literatur oft vermutet wird. Untersuchung nach Industrien Wie Tabelle 70 zeigt, sind die Medianabweichungen des DCF-Mittelwertes vom Angebotspreis über die meisten Industrien hinweg leicht negativ und die Medianabweichungen vom Marktpreis stark positiv. Die Genauigkeitsmasse (15%-Spanne und Mean Absolute Error) sind über alle Segmente hinweg sehr gut, was den in Unterabschnitt 4.2.3.1 festgestellten, relativ industrieunabhängigen Einsatz der DCF-Methode rechtfertigt.502 499 Siehe Tabelle 149 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken nach Transaktionsgrösse exkl. Ausreisser. 500 Siehe Tabelle 150 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken nach Käufertyp exkl. Ausreisser. 501 Siehe Tabelle 163 in Anhang 9 für die Teststatistiken. Der doppelte t-Test ist ein parametrisches Verfahren für zwei unabhängige Stichproben, dessen Prüfgrösse die Mittelwerte dieser Stichproben sind (vgl. Eckstein (2000), S. 135 ff.). Die Nullhypothese lautet hier, dass die durchschnittlichen Abweichungen vom Angebotspreis für die beiden durch die Käufertypen bestimmten Teilstrichproben gleich sind. Mit N=57 bzw. N=83 kann aufgrund des zentralen Grenzwertsatzes für beide Stichproben von der Erfüllung der Normalverteilungsannahme ausgegangen werden. 502 Bei Berücksichtigung der Ausreisser verschlechtern sich nur die Masse für das Segment Transportation signifikant (MAE inkl. Ausreisser = 39.8%). Unter den sieben Bewertungen in diesem Segment befinden sich drei Ausreisser. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 129 Tabelle 70: Statistiken und Genauigkeitsmasse für DCF-Mittelwert nach Industrie Median DCF Base Case Mid to OP Median DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case Mid to OP MAE Percentage within 15%-span around OP High Tech -7.9% 13.4% 9.8% 92.6% Retail -2.0% 28.5% 9.2% 80.0% Basic Industrials -3.6% 22.2% 9.2% 84.2% Drugs/Supplies -6.4% 26.2% 9.6% 77.8% Transportation -3.4% 25.3% 8.5% 75.0% Oil/Gas -9.5% 16.4% 12.8% 75.0% Chemical -.8% 11.9% 4.3% 100.0% Consumer .9% 22.3% 11.5% 63.6% Healthservices -.4% 17.1% 8.4% 83.3% Media 4.0% 24.9% 8.1% 83.3% Utilities -9.7% 8.6% 13.5% 71.4% Other -5.2% 19.5% 9.3% 84.6% Industry Segment Die grössten negativen Abweichungen vom Angebotspreis sowie unterdurchschnittliche Genauigkeitsmasse weisen die verwandten Segmente Oil/Gas sowie Utilities auf. Da die USEnergieunternehmen in den Jahren 2005 und 2006 von einem sehr guten Umfeld profitieren konnten, wäre es möglich, dass hier eventuell die optimistischeren DCF-Höchstwerte relevanter für den Vergleich mit dem Angebotspreis sind als die DCF-Mittelwerte. Ein anderer möglicher Grund ist, dass Käufer in diesen Übernahmen mehr als den Standalone-Wert gezahlt haben. Dies könnte u.a. mit überdurchschnittlich hohen Synergiepotentialen zu tun haben, denn bei den meisten Transaktionen in diesen Industrien trat ein strategischer Käufer auf. Vergleich Fairness Opinion der Zielgesellschaft vs. Fairness Opinion der Käufergesellschaft Die Vorwürfe der mangelnden Unabhängigkeit der Fairness Opinion Erbringer implizieren, dass bei Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft tendenziell der Anreiz vorherrscht, den Wert der Zielgesellschaft zu tief anzusetzen, um dass Angebot als fair einzustufen.503 Da bei Fairness Opinions auf Seiten der Käufergesellschaft der Zweck der Fairness Opinion darin besteht zu überprüfen, ob man für die Zielgesellschaft nicht zuviel bezahlt, läge dagegen hier der Anreiz eher darin, auf Unternehmenswerte zu kommen, die tendenziell über den Angebotspreis fallen, um die Aktionäre der Käufergesellschaft von der Attraktivität der Übernahme zu überzeugen. Falls dagegen die Unternehmensbewertungen auf Seiten von Ziel- und der Käufergesellschaft unverzerrt sind, so sollten die Abweichungen der DCF-Werte vom Angebotspreis jeweils ähnlich hoch sein. Abbildung 13 stellt die Abweichungen vom Angebotspreis für die neun DCF-Bewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions der Käufergesellschaften den entsprechenden Abweichungen der DCF-Bewertungen in den Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft gegenüber. Tatsächlich liegt die Medianabweichung des DCF-Mittelwertes vom Angebotspreis für Bewertungen auf der Käuferseite mit 2.7% leicht über null.504 Auch für den Tiefstwert liegen die Bewertungen der Käuferbank im Median höher als die der Zielgesellschaftsbank. Beim Höchstwert schliesslich schlägt die Spanne des Boxplots bei den Bewertungen der Käuferbank weiter nach oben aus. 503 Natürlich könnte auch der gegenteilige Anreiz vorliegen. Dies würde aber eher zu Inadequacy Opinions führen, die hier nicht untersucht werden. 504 Siehe Tabelle 151 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken. Ausreisser wurden hier nicht ausgeklammert. 130 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Abbildung 13: Base Case DCF-Bewertungsergebnisse Verkäuferbank vs. Käuferbank505 DCF Base Case Low to OP DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP 40% 35% 30% DCF Base Case to OP (%) 25% 20% 15% 10% 5% 0% -5% -10% -15% -20% -25% -30% Valuation by buyer bank Valuation by target bank Valuation of target by buyer and target bank Es kann also festgehalten werden, dass der Bias der DCF-Bewertungen in den Fairness Opinions auf Seiten der Käufergesellschaft positiver zu sein scheint als bei den Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft.506 Allerdings ist die Stichprobe zu klein, um aussagekräftigere Schlüsse basierend auf statistischen Tests zu machen, so dass man es bei diesen tendenziellen Beobachtungen bewenden lassen muss. Vergleich Bewertungen der Zielgesellschaft vs. Bewertungen der Käufergesellschaft DCF-Bewertungen der Käufergesellschaft kommen bei Stock Transaktionen zum Einsatz, um zu ermitteln, was der fundamentale Wert der Aktien der Käufergesellschaft ist, die die Aktionäre der Zielgesellschaft ja als Angebotspreis erhalten.507 Vergleichswert ist somit bei den Bewertungen der Käufergesellschaft nicht der Angebots-, sondern der Marktpreis. Sofern die DCF-Methode jedoch unabhängig vom Vergleichsobjekt Kontrollwerte misst, müssten die DCF-Bewertungen auch für die Käufergesellschaften deutlich über dem Marktpreis liegen. Abbildung 14 vergleicht die Abweichungen vom Marktpreis für DCF-Bewertungen von Käuferbzw. Zielgesellschaften. Da Bewertungen der Käufergesellschaft nur in Stock Transaktionen vorkommen, wurde auch für die Zielgesellschaften nur dieser Transaktionstyp betrachtet.508 Die Verteilungen der beiden Bewertungstypen sind sehr ähnlich, was sich vor allem in der relativ guten Übereinstimmung der Medianabweichungen zum Marktpreis äussert. Sowohl im Mittel- als auch im Höchstwert liegen die DCF-Bewertungen jeweils deutlich über diesem. Ein doppelter t-Test 505 Diese und die folgenden Boxplot-Darstellungen aus SPSS umfassen in den Boxen jeweils die mittleren 50% der Beobachtungen (Interquartilsabstand). Der schwarze Balken in der Box zeigt den Median an. Sofern es keine Ausreisser gibt, zeigen die Linienenden das Maximum bzw. Minimum der Beobachtungen an. Ausreisser werden durch Punkte dargestellt. Diese liegen mehr als 1.5 aber weniger als 3 Interquartilsabstände unter- bzw. oberhalb der Box. Extremwerte liegen mehr als 3 Interquartilsabstände unter- bzw. oberhalb der Box und werden durch ein Sternchen markiert (vgl. Eckstein (2000), S. 98 ff.). 506 Die Genauigkeitsmasse sind vergleichbar. Insbesondere der Mean Absolute Error ist auf beiden Seiten sehr niedrig. Tendenziell sind die Bewertungen auf Seiten der Käufergesellschaft jedoch etwas genauer. 507 Siehe Unterabschnitt 4.2.1. 508 Siehe Tabelle 152 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken. Insgesamt wurden 21 Bewertungen von Zielgesellschaften und 16 Bewertungen von Käufergesellschaften untersucht. Ausreisser wurden hier nicht ausgeklammert. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 131 bestätigt, dass zwischen den beiden Stichproben keine signifikanten Unterschiede für die Abweichungen der DCF-Mittelwerte zum Marktpreis bestehen (Konfidenzniveau 95%).509 Dies verdeutlicht die zuvor gemachte Beobachtung sowie die Feststellung in Kapitel 3, dass die DCF-Methode eher Kontrollwerte statt Marktwerte misst und zwar unabhängig davon, ob die Ziel- oder die Käufergesellschaft bewertet wird. Abbildung 14: Base Case DCF-Bewertungsergebnisse Zielgesellschaft vs. Käufergesellschaft DCF Base Case Low to MP DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP 100% 90% 80% 70% DCF Base Case to MP (%) 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% Target valuation Buyer valuation Valuation of target vs. valuation of buyer Vergleich der Bewertungen bei zwei Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft In Unterabschnitt 2.4.4 wurde der potentielle Nutzen und die zunehmende Verbreitung von Second Opinions diskutiert. Drei interessante Fragestellungen lassen sich in diesem Zusammenhang anbringen. Erstens wäre anzunehmen, dass bei einer Verzerrung der First Opinion nach unten eine „unabhängigere“ Second Opinion auf tendenziell höhere Werte kommt. Zweitens könnte aber auch argumentiert werden, dass in Fällen, in denen eine Second Opinion eingeholt wird, die First Opinion eher nicht verzerrt sein wird, da die Investmentbank den Vergleich mit der Second Opinion durch die Adressaten antizipiert. Drittens kann auf den Vorwurf der generellen Willkür der DCFBewertungen eingegangen werden. Denn in diesem Fall wäre nicht davon auszugehen, dass zwei unabhängig voneinander erstellte Bewertungen auf vergleichbare Ergebnisse kommen.510 Abbildung 15 zeigt eine Boxplot-Darstellung der Abweichungen der DCF-Bewertungen zum Angebotspreis für First Opinions, Single Opinions und Second Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft.511 Tabelle 71 dagegen zeigt die deskriptiven Statistiken für die prozentualen Abweichungen der jeweiligen DCF-Werte der Second Opinion von denjenigen der First Opinion.512 509 Aufgrund der geringen Stichprobengrössen wurde für beide Teilstichproben jeweils die Normalverteilungsannahme mittels des KS-Anpassungstests bestätigt. Siehe die Tabellen 164, 165 und 166 in Anhang 9 für die entsprechenden Teststatistiken. 510 Vgl. Rubenstein (2005), S. 1728: „The implication of not having uniform standards is that individual investment banks could potentially conduct financial due diligence and valuation analyses differently and arrive at different results even if they were to work on the exact same deal.“ Siehe auch Fiflis (1992), S. 518: “No two analysts in a blindfold test would ever arrive at identical figures.“ 511 Siehe Unterabschnitt 4.1.1 für diese Unterscheidung. Bei „Single Opinions“ wird im Gegensatz zur „First Opinion“ keine „Second Opinion“ erbracht. Siehe Tabelle 153 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken exkl. Ausreisser. 512 Die prozentualen Abweichungen wurden für jeden Bewertungsfall berechnet als [(Bewertungsschätzer Second Opini(Fortsetzung ...) 132 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Abbildung 15: Base Case DCF-Bewertungsergebnisse First vs. Second vs. Single Opinion DCF Base Case Low to OP DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP 40% 30% DCF Base Case to OP (%) 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% First Opinion Single Opinion Second Opinion Type of Fairness Opinion Tabelle 71: Statistiken zu DCF-Bewertungsabweichungen Second vs. First Opinion Difference DCF Base Case Low N Mean Difference DCF Base Case Mid Difference DCF Base Case High 16 16 16 6.3% 3.8% 2.7% Median 2.6% 1.3% 1.4% Std. Deviation 17.6% 15.0% 16.0% Minimum -30.4% -29.1% -28.1% Maximum 35.9% 37.9% 39.3% Die Medianabweichung der DCF-Mittelwerte der First Opinions vom Angebotspreis liegen mit (8.9%) etwas tiefer als die der Second Opinions mit (-6.0%) und auch die Mediandifferenzen zwischen den jeweiligen Bewertungsergebnissen in Tabelle 71 sind leicht positiv. Die Second Opinions kommen also tatsächlich auf etwas höhere Bewertungen als die First Opinions. Allerdings zeigt ein doppelter t-Test, dass die durchschnittlichen Abweichungen der DCF-Mittelwerte vom Angebotspreis bei First und Second Opinions nicht signifikant voneinander verschieden sind (Konfidenzniveau 95%). Dies wird durch einen einfachen t-Test für die durchschnittlichen Abweichungen der beiden Bewertungen voneinander unterstützt, die nicht signifikant von null verschieden sind (Konfidenzniveau 95%).513 Es kann somit nicht von einer massiven Verzerrung der First Opinions im Vergleich zu den Second Opinions gesprochen werden. Ebenso bestätigt sich der generelle Willkürvorwurf nicht unbedingt. Hierfür sollten eher höhere durchschnittliche Abweichungen der Unternehmensbewertungen voneinander vorliegen. Schliesslich fällt beim Vergleich der First Opinions mit den Single Opinions in Abbildung 15 auf, dass die letzteren eher höhere DCF-Werte im Vergleich zum Angebotspreis aufweisen. Die Hypothese, dass das Einholen einer Second Opinion zu höheren Werten bei der First Opinion führt, kann on - Bewertungsschätzer First Opinion)/Bewertungsschätzer First Opinion]-1. 513 Siehe die Tabellen 167 bis 170 in Anhang 9 für die Teststatistiken. Aufgrund der geringen Stichprobengrössen (N=17 bei First Opinions, N=18 bei Second Opinions) wurde die Normalverteilungsannahme für die Abweichung des DCFMittelwertes vom Angebotspreis durch einen KS-Test bestätigt, der ebenfalls im Anhang aufgeführt ist. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 133 somit nicht unbedingt bestätigt werden. Wäre dies der Fall, sollten die Bewertungen in der Vergleichsgruppe der Single Opinions im Durchschnitt auf tendenziell tiefere Abweichungen vom Angebotspreis kommen als die Bewertungen der First Opinions. 5.1.5 Untersuchung der Upside und Downside Case DCF-Bewertungsergebnisse Bis auf den Synergy Case, der separat untersucht werden soll, wurden die in Unterabschnitt 4.3.1.1 beschriebenen Szenarien in die beiden Kategorien Upside Case und Downside Case klassifiziert. Dazu wurde auf die jeweilige Höhe des DCF-Mittelwertes des Szenarios im Vergleich zum Base Case abgestellt.514 In Bezug auf die Anzahl von Upside und Downside Cases nach der Umkategorisierung ist ersichtlich, dass die Downside Cases mit 41 Fällen gegenüber den Upside Cases mit 28 Fällen nun überwiegen.515 Die Szenarien relativieren den DCF-Wert des Base Case also gesamthaft eher nach unten als nach oben hin. Für die Aktionäre der Zielgesellschaft, die sich ja in Bezug auf den Wert des Unternehmens nach oben hin absichern wollen, ist dies eher negativ. Allerdings wäre es möglich, dass viele Base Cases für sich genommen schon eher optimistisch sind, so dass der Einsatz eines zusätzlichen Upside Cases ungerechtfertigt wäre. Abbildung 16 zeigt die Abweichungen der DCF-Bewertungsergebnisse vom Angebotspreis für Downside Case, Base Case und Upside Case. Abbildung 17 vergleicht zudem die beiden Genauigkeitsmasse für die DCF-Mittelwerte der drei Cases. Die Medianabweichung des Upside Cases vom Angebotspreis liegt für den DCF-Mittelwert bei lediglich 1.6%. Selbst der Einbezug von realisierbaren Upsides, der in Unterabschnitt 3.3.3 ja gefordert wurde, scheint die Fairness der untersuchten Angebote nach dem Independent Entity Standard im Median also nicht zu widerlegen. Die Genauigkeitsmasse des DCF-Mittelwertes beim Upside Case sind zwar schlechter als für den Base Case, allerdings liegen immerhin 68% der Bewertungen nicht weiter als 15% vom Angebotspreis entfernt. Die Mittelwerte des Upside Cases stellen also einen äusserst relevanten Benchmark für die Beurteilung des Angebots dar. Für den DCF-Höchstwert des Upside Cases liegt die Medianabweichung dagegen bei 18.1%. Für sich allein genommen spräche dies zwar eventuell für die Unangemessenheit des Angebots, aber dieser Wert ist eher als optimistischste Sensitivität des optimistischsten Szenarios zu sehen und nicht unbedingt als realisierbarer Höchstwert des Unternehmens. Für den Downside Case liegt die Medianabweichung des Mittelwertes bei (-15.0%). Auch die Genauigkeitsmasse sind wesentlich schlechter als beim Upside Case. Der Downside Case ist für sich genommen also kein guter Vergleichsmassstab für den Angebotspreis. Dies impliziert, dass für die Transaktionen, wo Downsides Cases zum Einsatz kamen, für die Angebotspreisfindung nicht in übermässigem Masse auf diese abgestellt wurde. 514 So wurden vor allem die Sensitivity und Research Cases entsprechend umkategorisiert. Lagen in einem Bewertungsfall mehrere Szenarien der gleichen Kategorie vor, z.B. zwei Upside Cases, so wurde stets auf das Szenario mit dem höchsten (bei Upside Cases) bzw. tiefsten (bei Downside Cases) Mittelwert abgestellt. 515 Siehe Tabelle 154 und Tabelle 155 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken von Upside und Downside Case. Es wurden nur Bewertungen von Zielgesellschaften betrachtet. Bewertungsfälle, die im Base Case einen Ausreisser aufweisen, wurden nicht berücksichtigt. Die Anzahl betrachteter Cases kann nicht direkt mit denen aus Unterabschnitt 4.3.1.1 verglichen werden, da die Ausreisser in den dort angegebenen Häufigkeiten mit enthalten sind. 134 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Abbildung 16: Downside, Base und Upside Case DCF-Bewertungsergebnisse 70% 60% 50% 40% DCF valuation to OP (%) 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% -60% -70% -80% DCF DCF DCF DCF Base DCF Base DCF Base Downside Downside Downside Low to Mid to OP High to Low to Mid to OP High to OP OP OP OP DCF DCF Upside Upside Low to Mid to OP OP DCF Upside High to OP Abbildung 17: Genauigkeitsmasse Downside, Base und Upside Case DCF-Bewertung516 Within 15%-span around OP 49% DCF Mid to OP MAE Downside Case 19% 81% Base Case 10% 68% Upside Case 12% 0% 5.1.6 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Untersuchung der Synergy Case DCF-Bewertungsergebnisse Bei Barangeboten (Cash Transaktionen und Going Privates) erfolgt eine etwaige Abgeltung von Synergien an die Aktionäre der Zielgesellschaft immer direkt über den Angebotspreis. Bei den Stock Transaktionen ist die Lage dagegen differenzierter, da die Aktionäre der Zielgesellschaft nach der Übernahme Aktionäre der Käufergesellschaft werden. Der Angebotspreis wird zudem berechnet als Austauschverhältnis mal Marktpreis der Käufergesellschaft vor der Übernahme. Steigt also der Marktpreis der Käufergesellschaft nach Ankündigung der Übernahme aufgrund des erwarteten Synergiepotentials, partizipieren die Aktionäre der Zielgesellschaft anteilmässig an diesen.517 Die Abgeltung der Synergien erfolgt also im Vergleich zu Barangeboten eher auf indirekte 516 Da Ausreisser hier aus der Betrachtung ausgeklammert wurden, weichen die Genauigkeitsmasse für den Base Case leicht von denen in Tabelle 69 ab. 517 Wie hoch diese Partizipation ist, hängt dabei davon ab, wie hoch der Anteil der Aktionäre der Zielgesellschaft an der Käufergesellschaft nach der Transaktion ist. Halten die Aktionäre z.B. nach der Übernahme 30% am kombinierten Unternehmen, so erhalten sie gesamthaft auch nur 30% der realisierten Synergien. Der Rest geht an die Aktionäre der Käufergesellschaft. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 135 Weise und ist eng verbunden mit der Aktienkursentwicklung der Käufergesellschaft. Dabei ist natürlich fraglich, ob der Markt den Synergiewert tatsächlich je voll einpreist.518 Aufgrund dieser Unterschiede vergleicht Abbildung 18 die Abweichungen der Synergy Case DCFWerte der Zielgesellschaft vom Angebotspreis für: 1) Stock Transaktionen mit Bewertung der Zielgesellschaft durch die Bank der Zielgesellschaft (N=3), 2) Stock Transaktionen mit Bewertung der Zielgesellschaft durch die Bank der Käufergesellschaft (N=6), 3) Cash Transaktionen bzw. Going Privates (N=4).519 Abbildung 18: Synergy Case DCF-Bewertungsergebnisse 130% DCF Synergy Low to OP DCF Synergy Mid to OP DCF Synergy High to OP 120% 110% 100% DCF Synergy Case to OP (%) 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% Stock Transactions / Stock Transactions / Valuation by target bank Valuation by buyer bank Going Privates / Cash Transactions Für die Barangebote zeigt sich, dass die DCF-Bewertungen inkl. Synergien im Mittelwert sehr nahe an den Angebotspreis reichen (Medianabweichung: 0.8%). Die korrespondierenden Base Case DCF-Bewertungen für diese vier Transaktionen, welche nicht aus der Abbildung ersichtlich sind, kommen dagegen für den DCF-Mittelwert auf eine Medianabweichung von (-10.2%). Die in Unterabschnitt 5.1.1 aufgestellte Vermutung, dass die Synergy Cases bei Transaktionen mit Synergiepotential näher am Angebotspreis liegen als die entsprechenden Standalone-Bewertungen, bestätigt sich also in der Tendenz. Die Aussage aus Unterabschnitt 3.3.3, dass der Independent Entity Standard die Untergrenze der Fairnessbandbreite und Auction-Based bzw. Single-Owner Standard deren Obergrenze ausmachen sollte, scheint somit hier relevant zu sein. Abbildung 18 verdeutlicht, dass bei den Stock Transaktionen die DCF-Mittelwerte und insbesondere die Höchstwerte des Synergy Case wesentlich höher über dem Angebotspreis liegen als bei Cash Transaktionen und Going Privates. Dies legt in der Tat nahe, dass die Synergien nicht voll in dem wie oben berechneten Angebotspreis abgegolten werden, sondern der Aktionär der Zielgesellschaft zumindest teilweise auf deren Realisierung im Kurs der Käufergesellschaft vertrauen muss. Auch auffallend sind die viel breiteren Abweichungsspannen zum Angebotspreis, welche eventuell die Ungenauigkeit und Unsicherheit von Synergiebewertungen reflektieren. 518 Vgl. hierzu Loomer / Harington (2003), S. 48. 519 Siehe Tabelle 156 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken. 136 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Ferner sind bei den Stock Transaktionen die Unterschiede zwischen den Bewertungen in den Fairness Opinions auf Seiten von Zielgesellschaften und Käufergesellschaften markant. Auf Seiten der Käufergesellschaft fallen vor allem Tiefst- und Mittelwert wesentlich höher aus. Die Übernahme der Zielgesellschaft wird also selbst bei Berücksichtigung von Synergien als relativ „günstig“ dargestellt, denn sogar die DCF-Tiefstwerte liegen über dem Angebotspreis.520 Dies wird dadurch bestätigt, dass die korrespondierenden Base Case DCF-Mittelwerte im Median nur bei (-2.2%) liegen. Mit anderen Worten legen die Fairness Opinions auf Seiten der Käufergesellschaften nahe, dass nur wenig mehr als der Wert des unabhängigen Unternehmens gezahlt wird, obgleich ein massives Synergiepotential besteht. Im Gegensatz hierzu fällt bei den Bewertungen der Zielgesellschaftsbank der DCF-Tiefstwert deutlich unter den Angebotspreis. Der DCF-Höchstwert hingegen liegt z.T. massiv über diesem. Dies könnte suggerieren, dass ein gewisser Teil der Synergien im Angebotspreis abgegolten wird, aber ein massives Upside besteht, an dem die Aktionäre der Zielgesellschaft über entsprechende Kurssteigerungen der Käufergesellschaft partizipieren können. Es bestätigen sich hier also in der Tendenz die schon in Unterabschnitt 5.1.4 aufgezeigten Anreizunterschiede bei Fairness Opinions auf Seiten von Käufer- und Zielgesellschaft. 5.1.7 Vergleich USA vs. Schweiz Tabelle 72 zeigt die deskriptiven Statistiken der Base Case DCF-Bewertungen der Schweizer Stichprobe. Die Fairness Opinion zu Swiss International Airlines wurde als absoluter Ausreisser und die Fairness Opinion zu Saia-Burgess als einzige Inadequacy Opinion aus der Betrachtung ausgeklammert.521 Abbildung 19 vergleicht zudem die Abweichungen der DCFBewertungsergebnisse zum Angebotspreis für die USA und die Schweiz.522 Die schweizerischen DCF-Bewertungen weisen grundsätzlich ähnliche Muster wie die USBewertungen auf. Die Abweichungen der DCF-Mittelwerte zum Angebotspreis sind leicht negativ, während die Abweichungen zum Marktpreis stark positiv sind. Auch in der Schweiz liefert die DCF-Methode somit bessere Schätzer für den Angebots- als für den Marktpreis. Abbildung 19 verdeutlicht jedoch, dass die amerikanischen Bewertungen in Relation zum Angebotspreis z.T. deutlich höher ausfallen. Zudem ist das Niveau der Kontrollprämien für die untersuchten schweizerischen Transaktionen mit 16.4% deutlich tiefer als in den USA mit 30.0 %. Dies impliziert, dass in der Schweiz mit der gleichen Bewertungsmethode wesentlich niedrigere Kontrollprämien gerechtfertigt werden als in den USA. Entweder der Schweizer Aktienmarkt ist somit effizienter, so dass der „Hidden Value“, der durch die Fairness Opinion DCF-Bewertung offengelegt wird, geringer ist als in den USA523, oder aber die schweizerischen DCF-Bewertungen weisen strukturelle Unterschiede auf, die zu systematisch niedrigeren Bewertungen führen. Dazu könnten insbesondere die in Abschnitt 4.3 aufgezeigte Verbreitung von Size Premiums sowie konservativere Finanzzahlen beitragen, die zukünftige Wertsteigerungspotentiale nicht berücksichtigen. Dies wäre allerdings nachteilig für den Aktionär, vor allem weil auch keine Szenarien oder Sensitivitäten eingesetzt werden, die relevante Upsides aufzeigen können. Die US-Praxis scheint im Ergebnis also aktionärsfreundlicher zu sein. 520 Für eine ausführliche Übersicht zu dieser Rechtfertigungsfunktion auf Seiten der Käufergesellschaft siehe Kode / Ford / Sutherland (2003), S. 27 ff. 521 Bei Swiss International Air Lines sind die DCF-Werte sowohl im Tiefst- als auch im Höchstwert negativ. In der Inadequacy Opinion zu Saia-Burgess wurde der Angebotspreis von Sumida Holding als nicht angemessen beurteilt. 522 Für die USA wurden nur die Base Case DCF-Bewertungen der Zielgesellschaften exkl. Ausreisser berücksichtigt. Die Abweichungen der Saia-Burgess Inadequacy Opinion vom Angebotspreis wurden als rotes Quadrat markiert. 523 Siehe Unterabschnitt 3.3.3. Der Schweizer Aktienmarkt würde mithin weniger zu Unterbewertungen neigen. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 137 Tabelle 72: Statistiken zu DCF-Bewertungsergebnissen in der Schweiz DCF Base CaseLow to OP N DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP DCF Base Case Low to MP DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP 10 11 10 10 11 10 Mean -13.2% -5.9% 1.0% 3.5% 10.7% 20.2% Median -11.8% -6.9% -2.4% -1.6% 5.9% 18.7% 7.2% 8.3% 11.2% 13.7% 14.5% 16.7% Minimum -26.8% -17.3% -12.5% -15.8% -11.9% -8.0% Maximum -2.2% 8.1% 19.2% 28.7% 42.2% 55.8% 25 -18.2% -12.2% -7.8% -5.1% 3.2% 11.2% 50 -11.8% -6.9% -2.4% -1.6% 5.9% 18.7% 75 -8.6% 1.6% 11.7% 12.8% 17.7% 27.4% Std. Deviation Percentiles Abbildung 19: DCF-Bewertungsergebnisse USA vs. Schweiz 44% 29% 14% US Median: 8.0% US Median: (4.9%) US Median: (17.0%) = Saia-Burgess Inadequacy Opinion US Transactions Swiss Transactions Es fällt weiterhin auf, dass die schweizerischen Bewertungen eine geringere Spannweite zwischen Höchst- und Tiefstbewertung aufweisen. Mit einem Mean Absolute Error von 8.5% und einem Anteil von 81.8% der Bewertungen, die in die 15%-Spanne um den Angebotspreis fallen, sind die Genauigkeitsmasse für den DCF-Mittelwert zwar fast identisch mit denen in den USA (MAE: 9.9%; 15-%-Spanne: 81.4%)524, jedoch sind die Genauigkeitsmasse für den DCF-Höchstwert in der Schweiz mit einem Mean Absolute Error von 8.7% und einem Anteil der Bewertungen in der 15%Spanne um den Angbotspreis von 80% deutlich besser als in den amerikanischen Fairness Opinions (MAE: 12.8%; 15%-Spanne: 63.3%). Dies verdeutlicht u.U. den in Kapitel 4 beobachteten höheren Genauigkeitsanspruch in der Schweiz. Dagegen werden in den USA grössere Sensitivitäten hingenommen, was sich in breiteren Bewertungsspannen äussert. Damit besteht aber auch mehr Flexibilität in Bezug auf das Fairnessurteil, denn eine Abweichung des Höchstwertes von 10% zum Angebotspreis kann in den USA durchaus mit der möglichen Bewertungsungenauigkeit der DCFMethode gerechtfertigt werden, während grössere Abweichungen in der Schweiz ein stärkeres Indiz für die Unangemessenheit des Angebots sind. Folglich ist es nicht verwunderlich, dass die DCF-Höchstwerte in der Schweiz weniger weit über dem Angebotspreis liegen als in den USA. 524 Die Angaben für die USA beziehen sich aus Vergleichbarkeitsgründen nur auf Bewertungen der Zielgesellschaft unter Ausklammerung von Ausreissern. 138 5.1.8 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Zusammenhänge zwischen Anwendungspraxis und Bewertungsergebnissen Zum Schluss dieses Abschnitts soll auf einige Zusammenhänge der in Abschnitt 4.3.1 beobachteten Anwendungspraxis zur DCF-Methode mit den DCF-Bewertungsergebnissen eingegangen werden. In Bezug auf die Restwertbestimmung wurde dort die Dominanz von Terminal Value Multiples festgestellt. Während die durchschnittliche Abweichung des DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis für Bewertungen auf Terminal Value Multiple Basis bei (-1.9%) liegt, beträgt diese für Bewertungen auf Basis der Perpetuity Method (-10.6%).525 Ein einfacher t-Test verdeutlicht, dass diese Unterschiede signifikant sind (Konfidenzniveau 95%).526 Dieses Resultat stimmt mit der Studie von Kaplan und Ruback überein, die ebenfalls die Restwertberechnung auf Basis von Terminal Value Multiples untersuchen.527 Ein möglicher Grund für die höheren Bewertungen beim Einsatz von Terminal Value Multiples könnte sein, dass die impliziten Wachstumsraten der Terminal Value Multiples tendenziell höher sind als die expliziten ewigen Wachstumsraten der Perpetuity Method. Falls die implizite Wachstumsrate des Multiples sich als geometrisches Mittel der Hochwachstumsphase und der Niedrigwachstumsphase ergibt, wäre dies durchaus einsichtig.528 Da in der Schweiz die Perpetuity Method vorherrscht, könnte dies zu den im vorherigen Abschnitt festgestellten niedrigeren relativen Bewertungen beitragen. In Abschnitt 4.3.1 wurde auch festgehalten, dass es Inkonsistenzen in Bezug auf die Ermittlung der Terminal Value Multiples zu geben scheint, da in einigen wenigen Fällen Transaction Multiples herangezogen werden, in den meisten Fällen dagegen Trading Multiples. Während die durchschnittliche Abweichung vom Angebotspreis bei Restwerten auf Trading Multiples Basis (-5.2%) beträgt, liegt diese bei Restwerten auf Transaction Multiples Basis bei 14.6% und bei Bewertungen, wo sowohl Trading als auch Transaction Multiples eingesetzt werden, bei 5.3%.529 Die grundsätzliche Akzeptanz beider Ansätze in der Praxis kann somit einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf das Bewertungsergebnis haben, dessen sich der Adressat bewusst sein sollte. Diese Beobachtungen sind im übrigen konform mit den in Abschnitt 3.4 angestellten Überlegungen. Eine Untersuchung der Kapitalkosten mit und ohne Aufschläge zeigt für die USA ein gemischtes Bild.530 Im Durchschnitt liegen die Abweichungen der DCF-Bewertungen, in denen eine Size Premium verwendet wird, tiefer als bei Bewertungen ohne Aufschläge. Für die Medianabweichungen bestätigt sich dieses Bild aber nicht. Jedoch fällt auf, dass die Bewertungen mit Kapitalkostenaufschlägen wesentlich näher am Marktpreis liegen.531 Es werden somit niedrigere Kontrollprämien gerechtfertigt, was ein Indiz für die niedrigeren Bewertungen bei der Verwendung von Kapitalkostenaufschlägen ist. 525 Siehe Tabelle 157 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken nach Restwertmethode. Dabei wurden nur Base Case DCF-Bewertungen der Zielgesellschaft inkl. Ausreisser betrachtet. 526 Siehe Tabelle 171 in Anhang 9 für die Teststatistiken. Die Normalverteilungsannahme wird auf Basis des zentralen Grenzwertsatzes für die Terminal Value Multiples (N=97) und die Perpetuity Method (N=31) als erfüllt angesehen. 527 Vgl. Kaplan / Ruback (1995), S. 1074 f. 528 Die potentiellen Unterschiede der Wachstumsraten dieser beiden Phasen zeigt eine Betrachtung der Going Privates, wo die Umsatzwachstumsraten über den Planungshorizont z.T. offengelegt sind. Diese betragen im Durchschnitt 9.4%, wogegen die durchschnittliche ewige Wachstumsrate bei der Perpetuity Method nur bei 3.9% liegt. 529 Siehe Tabelle 158 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken. Dabei wurden nur Base Case DCF-Bewertungen der Zielgesellschaft inkl. Ausreisser betrachtet. 530 Siehe Tabelle 159 in Anhang 8 für die deskriptiven Statistiken. Dabei wurden nur Base Case DCF-Bewertungen der Zielgesellschaft inkl. Ausreisser betrachtet. 531 Die DCF-Mittelwerte liegen für Bewertungen mit Size Premium im Durchschnitt 13.9% über dem Marktpreis, wohingegen die DCF-Mittelwerte der Bewertungen ohne Aufschläge 24.2% über diesem liegen. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 139 5.2 Analyse der Trading Multiples Bewertungsergebnisse Im Folgenden sollen die Ergebnisse der Trading Multiples Bewertungen untersucht werden. Auch hier werden zuerst Abweichungen vom Angebots- und Marktpreis betrachtet (Unterabschnitt 5.2.1), um daraufhin Vergleiche mit anderen Studien anzustellen (Unterabschnitt 5.2.2). Unterabschnitt 5.2.3 stellt dann die Resultate für die USA und die Schweiz gegenüber, bevor Unterabschnitt 5.2.4 die Bewertungsergebnisse mit denen der DCF-Methode vergleicht. Schliesslich geht Unterabschnitt 5.2.5 wieder auf einige Zusammenhänge zwischen der in Kapitel 4 eruierten Anwendungspraxis und den Bewertungsergebnissen ein. 5.2.1 Untersuchung der Trading Multiples Bewertungsergebnisse Tabelle 73 zeigt die deskriptiven Statistiken der Trading Multiples Bewertungen der Zielgesellschaften ohne Ausreisser.532 Interessanterweise wurden vier der fünf als Aureisser klassifizierten Bewertungen auch bei der DCF-Methode schon als solche identifiziert. Die durchschnittliche Transaktionsgrösse der Trading Multiples Aureisser liegt bei $58 Mio., womit es sich wie bei der DCF-Methode ausschliesslich um kleinere Unternehmen handelt. Die Medianabweichung der Trading Multiples Mittelwerte exkl. Ausreisser vom Angebotspreis ist mit (-16.4%) deutlich negativ und selbst die Medianabweichung des Höchtswertes liegt immerhin noch bei (-6.6%). Ein einfacher t-Test zeigt, dass die durchschnittlichen Abweichungen des Mittelwertes sowie des Höchstwertes vom Angebotspreis jeweils signifikant von null abweichen (Konfidenzniveau 95%).533 Dagegen liegen die Mittelwerte mit einer Medianabweichung von 3.9% relativ nahe am Marktpreis. Zwar stellt ein einfacher t-Test für den Tiefst- und den Mittelwert eine signifikant negative bzw. eine signifikant positive Abweichung vom Marktpreis fest (Konfidenzniveau 95%), allerdings wird der Marktpreis irgendwo zwischen diesen beiden Werten getroffen. Dies bestätigt die in Abschnitt 3.4 angestellten Überlegungen, dass Trading Multiples sich im Ergebnis gut für Vergleiche mit Marktpreisen eignen, aber weniger gut für Vergleiche mit Angebotspreisen.534 Tabelle 73: Statistiken zu Trading Multiples Bewertungsergebnissen Trading Multiples Low to OP N Trading Multiples Mid to OP Trading Multiples High to OP Trading Multiples Low to MP Trading Multiples Mid to MP Trading Multiples High to MP 117 117 117 115 115 115 Mean -27.6% -16.0% -4.0% -6.9% 8.2% 23.6% Median -27.1% -16.4% -6.6% -7.5% 3.9% 18.3% Std. Deviation Minimum Maximum Percentiles 13.1% 10.9% 14.4% 20.8% 20.4% 25.6% -64.5% -46.0% -34.1% -64.0% -45.5% -27.1% 147.8% .3% 25.0% 58.3% 79.3% 103.2% 25 -34.6% -21.9% -12.6% -15.4% -2.3% 8.7% 50 -27.1% -16.4% -6.6% -7.5% 3.9% 18.3% 75 -19.3% -9.7% 3.3% 1.0% 15.2% 34.1% 532 Es wurden fünf Ausreisser ausgeklammert, die in Tiefst-, Mittel- oder Höchstwert absolute prozentuale Abweichungen zum Angebotspreis von mehr als 80% aufwiesen. Siehe Tabelle 172 in Anhang 10 für die deskriptiven Statistiken bei Berücksichtigung der Ausreisser. 533 Siehe Tabelle 173 ff. in Anhang 11 für die Teststatistiken. Die Normalverteilungsannahme kann auf Basis des zentralen Grenzwertsatzes als erfüllt angesehen werden. 534 Finnerty und Emery (2004), S. 97 gehören zu den wenigen, die dies explizit festhalten: „[…] the comparable company method will consistently underestimate the value of a change-of-control transaction […].“ 140 5.2.2 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Vergleich mit anderen empirischen Studien Tabelle 74 stellt die Ergebnisse der Studien von Kaplan und Ruback sowie Gilson, Hotchkiss und Ruback den Statistiken für die Trading Multiples Mittelwerte dieser Arbeit gegenüber.535 Die Ergebnisse von Kaplan und Ruback, die die Trading Multiples Werte mit dem Transaktionswert vergleichen, stimmen im Wesentlichen mit denjenigen dieser Arbeit überein. Auch die Feststellungen zu den Verhältnissen der Trading Multiples Bewertungen zum Marktpreis werden durch die Studie von Gilson, Hotchkiss und Ruback unterstützt. Allerdings zeigen deren Bewertungen eine wesentlich höhere Streuung sowie deutlich schlechtere Genauigkeitsmasse als die untersuchten Fairness Opinion Bewertungen. Dies lässt sich u.U. mit der höheren Bewertungsunsicherheit bei insolventen Unternehmen erklären. Gesamthaft verdeutlicht der Vergleich der Genauigkeitsmasse zu Angebotsund Marktpreis nochmals klar, dass Trading Multiples genauere Schätzer für den Marktpreis abgeben.536 Dies ist konsistent mit weiteren Studien, die Vergleiche von Trading Multiples mit Marktpreisen anstellen, auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen werden soll (siehe Berkman / Bradbury / Ferguson (2000)537; Courteau et al. (2006) 538; Lie / Lie (2002)539; Kim / Ritter (1999)540). Tabelle 74: Vergleich empirischer Studien zu Trading Multiples Bewertungsergebnissen541 Reference Value N Mean Median Std. Dev. Percentage within 15% Mean Absolute Error 5.2.3 Kaplan/Ruback Transaction Value 51 (16.6%) (18.1%) 25.4% 37.3% 24.7% Vorliegende Arbeit Transaction Value 122 (15.8%) (16.4%) 17.9% 38.5% 18.8% Gilson/Hotchkiss/Ruback Market Value 63 (10.4%) 4.7% 79.4% 21.0% 47.0% Vorliegende Arbeit Market Value 120 8.7% 4.6% 27.5% 66.7% 17.1% Vergleich USA vs. Schweiz Tabelle 75 zeigt die deskriptiven Statistiken für die Schweizer Trading Multiples Bewertungsergebnisse und Abbildung 20 vergleicht die Abweichungen der Bewertungsergebnisse zum Angebotspreis für die USA und die Schweiz. Die für die USA festgestellten Muster bestätigen sich dabei für die Schweiz vollauf. Auch eine Betrachtung der Genauigkeitsmasse zeigt, dass Trading Multiples wie in den USA bessere Schätzer für den Marktpreis als für den Angebotspreis abgeben. Während nur 33.3% der Mittelwerte in die 15%-Spanne um den Angebotspreis fallen, sind dies für den Marktpreis 66.7%. Der Mean Absolute Error der Mittelwerte ist für den Angebotspreis mit 19.5% ebenfalls wesentlich höher als für den Marktpreis mit 14.2%. Allerdings verdeutlicht die Abbildung, dass die schweizerischen Bewertungen wie schon bei der DCF-Methode auf tendenziell tiefere Werte im Vergleich zum Angebotspreis kommen als dies in den USA der Fall ist. 535 Beide Studien inkludieren Ausreisser, so dass diese für den Vergleich in die Betrachtung miteinbezogen werden. Es ergeben sich auf diese Weise leichte Differenzen zu den zuvor gezeigten deskriptiven Statistiken. 536 Die Mean Absolute Errors liegen zwar relativ nahe beieinander, was sich aber durch einige Ausreisser erklären lässt. Der Median Absolute Error ist für den Marktpreis mit 11.4% deutlich geringer als für den Angebotspreis mit 16.8%. 537 Diese untersuchen neuseeländische IPOs und kommen für Bewertungen mittels P/E-Multiples, die auf vergleichbaren IPOs basieren, auf eine Medianabweichung zum Marktpreis von (-2.6%). 538 Diese kommen zu dem Ergebnis, dass P/E-Multiples basierend auf Forecasts von Finanzanalysten im Median den Marktpreis nur um 4% unterschätzen (vgl. Courteau et al. (2006), S. 566 ff.). 539 Diese zeigen, dass die Abweichungen der Trading Multiples Bewertungen zum Marktpreis im Median nahe bei null liegen (vgl. Lie / Lie (2002), S. 53). 540 Diese halten fest, dass Trading Multiples für den Marktwert etablierter Firmen, und um solche handelt es sich ja zumeist bei den hier untersuchten Fairness Opinions, relativ gute Schätzer abgeben (vgl. Kim / Ritter (1999), S. 436). 541 Für die entsprechenden Daten siehe Kaplan / Ruback (1995, S. 1071 und Gilson / Hotchkiss / Ruback (2000), S. 54. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 141 Tabelle 75: Statistiken zu Trading Multiples Bewertungsergebnissen in der Schweiz Trading Multiples Low to OP N Trading Multiples Mid to OP Trading Multiples High to OP Trading Multiples Low to MP Trading Multiples Mid to MP Trading Multiples High to MP 9 9 9 9 9 9 Mean -27.0% -14.6% -2.1% -17.2% -3.7% 9.7% Median -28.6% -20.7% -12.7% -12.0% 3.5% 15.4% 20.6% 18.1% 20.9% 23.3% 18.3% 18.0% Minimum -50.5% -37.5% -27.5% -49.8% -34.3% -23.7% Maximum 12.8% 18.7% 24.6% 16.1% 22.2% 28.3% 25 -46.8% -29.1% -18.9% -44.0% -19.9% -5.7% 50 -28.6% -20.7% -12.7% -12.0% 3.5% 15.4% 75 -12.1% .3% 22.5% -.2% 7.6% 24.9% Std. Deviation Percentiles Abbildung 20: Trading Multiples Bewertungsergebnisse USA vs. Schweiz 25% 19% 13% US Median: (6.6%) US Median: (16.4%) US Median: (27.1%) = Saia-Burgess Inadequacy Opinion US Transactions 5.2.4 Swiss Transactions Vergleich mit Bewertungsergebnissen der DCF-Methode Abbildung 21 zeigt für die Trading Multiples und DCF-Bewertungen in den USA die Abweichungen der Mittelwerte vom Angebotspreis und vom Marktpreis.542 Die DCF-Methode kommt dabei auf wesentlich höhere Bewertungsergebnisse. Sehr gut ist auch ersichtlich, dass die Trading Multiples Bewertungen besser mit dem Marktpreis korrespondieren, während die DCF-Methode einen besseren Schätzer für den Angebotspreis abgibt. Da Trading Multiples Bewertungen auf die Marktpreise der vergleichbaren Unternehmen zurückgreifen, können die in Unterabschnitt 5.1.2 angeführten möglichen Gründe für die Differenzen der DCF-Bewertungen zum Marktpreis analog auch für die Erklärung der Abweichungen beider Methoden herangezogen werden. Erstens ist es möglich, dass der Markt die vergleichbaren Unternehmen aufgrund von Informationsineffizienzen systematisch unterbewertet. Dies überträgt sich dann über die Multiples auf die Bewertung der Zielgesellschaft. Zweitens kann es sein, dass der Markt für die Vergleichsunternehmen zu konservative Annahmen trifft. Und drittens ist die Existenz von Minority Discount am Markt zu nennen. Es kann hier keine abschliessende Erklärung gegeben werden, allerdings erscheinen dem Verfasser die Abweichungen der beiden Methoden derart systematisch, dass im Ergebnis nicht von einer Äquivalenz gesprochen werden kann, wie sie in der Literatur z.T. konstatiert wird. 542 Es wurden nur Bewertungen der Zielgesellschaft exkl. Ausreisser betrachtet. 142 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Abbildung 21: Trading Multiples Bewertungsergebnisse vs. Base Case DCF Trading Multiples Median: 3.9% Trading Multiples Median: (16.4)% Trading Multiples 5.2.5 DCF Base Case Zusammenhänge zwischen Anwendungspraxis und Bewertungsergebnissen Hier interessieren vor allem die Zusammenhänge zwischen den Bewertungsergebnissen und dem Einsatz verschiedener Multiples sowie der Verwendung unterschiedlicher Bezugsperioden. Es muss dabei berücksichtigt werden, dass in vielen Bewertungen mehrere Bezugsgrössen und Bezugsperioden zum Einsatz kommen, ohne dass immer klar ist, auf welcher dieser Kombinationen das konkrete Bewertungsergebnis beruht. Tabelle 76 zeigt die deskriptiven Statistiken für die Abweichungen der Mittelwerte zu Angebots- und Marktpreis für verschiedene Multiples. Zudem sind die Genauigkeitsmasse für die Abweichungen zum Marktpreis aufgeführt. Die in den vorangegangenen Unterabschnitten festgestellten stark negativen Abweichungen zum Angebotspreis und die positiven Abweichungen zum Marktpreis bestätigen sich über alle Multiples hinweg. In Bezug auf die Genauigkeitsmasse schneiden P/E-Multiples gefolgt von EBITDA-Multiples deutlich besser ab als Umsatz- und EBIT-Multiples. Diese Ergebnisse stimmen, was die Rangfolge der Multiples angeht, mit denen von Lie und Lie (2002) und anderen Studien überein, die P/E-Multiples und EBITDAMultiples als beste Schätzer für den Marktpreis ansehen.543 Die Bewertungsergebnisse rechtfertigen somit die hohen Verwendungshäufigkeiten von EBITDA- und P/E-Multiples in der Fairness Opinion Praxis. Fairness Opinion Adressaten sollten deren Nichtverwendung bzw. Substituierung durch andere Multiples deshalb stets hinterfragen. 543 Siehe Unterabschnitt 4.3.2.2 für eine Diskussion und einige relevante Studien. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 143 Tabelle 76: Statistiken und Genauigkeitsmasse für verschiedene Multiples Sales Multiple Trading Multiples Mid to OP N EBIT Multiple P/E Multiple 21 96 19 63 -12.2% -15.8% -20.5% -17.7% 19.6% 15.8% 35.6% 13.6% -18.5% -16.4% -17.0% -15.6% 21 94 19 63 Mean 16.1% 9.5% 6.4% 4.4% Standard Deviation 33.9% 23.5% 46.2% 19.2% Median 11.8% 6.3% 1.4% 3.0% Mean Absolute Error 27.0% 15.9% 27.6% 12.5% Percentage within 15%-span 52.4% 68.1% 57.9% 73.0% Mean Standard Deviation Median Trading Multiples Mid to MP EBITDA Multiple N Tabelle 77 zeigt die deskriptiven Statistiken für die Abweichungen der Trading Multiples Mittelwerte von Angebots- und Marktpreis über verschiedene Bezugsperioden sowie die Genauigkeitsmasse für die Abweichungen vom Marktpreis. Es wird deutlich, dass LTM-Multiples auf wesentlich höhere durchschnittliche Abweichungen vom Marktpreis kommen als zukunftsbezogene Multiples. Zudem sind die Genauigkeitsmasse für 1-year- und 2-year-forward Multiples deutlich besser, wobei 2-year-forward Multiples die genauesten Schätzer für den Marktpreis abgeben. Diese Erkenntnisse sind konsistent mit den in Unterabschnitt 4.3.2.3 zitierten Studien und bestätigen die herrschende Fairness Opinion Praxis. Der Adressat sollte Abweichungen von dieser also kritisch hinterfragen. Tabelle 77: Statistiken und Genauigkeitsmasse für verschiedene Bezugsperioden LTM Multiple Trading Multiples Mid to OP N Mean Standard Deviation Median Trading Multiples Mid to MP N 1-year-forward Multiple 2-year forward Multiple 46 106 68 -13.5% -17.4% -17.4% 25.3% 15.1% 11.2% -15.8% -16.6% -15.9% 45 104 67 Mean 13.9% 6.2% 4.7% Standard Deviation 35.2% 23.2% 15.6% 9.8% 3.3% 5.3% Mean Absolute Error 24.4% 15.5% 12.5% Percentage within 15%-span 55.6% 68.3% 70.1% Median 5.3 Analyse der Transaction Multiples Bewertungsergebnisse Hier wird zunächst ein Überblick über die Abweichungen der Transaction Multiples Bewertungsergebnisse zu Angebots- und Marktpreis gegeben (Unterabschnitt 5.3.1). Daraufhin werden diese Beobachtungen wieder mit denjenigen anderer empirischer Studien verglichen (Unterabschnitt 5.3.2). Unterabschnitt 5.3.3 stellt sodann einen Vergleich zwischen der USA und der Schweiz an, während Unterabschnitt 5.3.4 die Transaction Multiples Bewertungsergebnisse denjenigen der DCF-Methode gegenüberstellt. Schliesslich wird in Unterabschnitt 5.2.5 wieder versucht, Zusammenhänge zwischen der in Abschnitt 4.3 herausgearbeiteten Bewertungspraxis und den Bewertungsergebnissen herzustellen. 144 5.3.1 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Untersuchung der Transaction Multiples Bewertungsergebnisse Tabelle 78 gibt einen Überblick über die Abweichungen der Transaction Multiples Bewertungen zu Angebots- und Marktpreisen.544 Ein einfacher t-Test zeigt, dass die durchschnittliche Abweichung des Mittelwertes vom Angebotspreis signifikant verschieden von null ist (Konfidenzniveau 95%), während diese Hypothese für den Höchstwert nicht verworfen werden kann.545 Dagegen liegen sowohl Mittel- als auch Höchstwerte im Median deutlich über dem Marktpreis. Die sich aus Abschnitt 3.4 ergebende Aussage, dass Transaction Multiples bessere Schätzer für Kontrollwerte liefern als für Marktwerte, bestätigt sich also erwartungsgemäss. Tabelle 78: Statistiken zu Transaction Multiples Bewertungsergebnissen Transaction Multiples Low to OP N Transaction Multiples Mid to OP Transaction Multiples High to OP Transaction Multiples Low to MP Transaction Multiples Mid to MP Transaction Multiples High to MP 90 92 91 88 90 89 Mean -20.7% -9.7% 2.7% 2.3% 17.2% 33.6% Median -19.8% -8.7% 3.4% .5% 13.6% 28.1% Std. Deviation Minimum Maximum Percentiles 5.3.2 10.9% 12.7% 15.7% 20.4% 23.3% 30.5% -44.4% -36.5% -33.0% -31.6% -26.5% -22.4% 10.5% 28.5% 48.2% 101.2% 123.7% 146.3% 25 -29.4% -16.9% -6.2% -12.0% 3.3% 16.0% 50 -19.8% -8.7% 3.4% .5% 13.6% 28.1% 75 -13.2% -2.5% 8.7% 12.9% 28.2% 42.6% Vergleich mit anderen empirischen Studien Da die Studie von Gilson, Hotchkiss und Ruback keine Transaction Multiples Bewertungen betrachtet, gibt Tabelle 79 lediglich einen Überblick zu den Abweichungen der Mittel- und Höchstwerte vom Angebotspreis im Vergleich zur Studie von Kaplan und Ruback.546 Stellt man auf den Mittelwert ab, weichen die Resultate dieser Arbeit relativ stark von Kaplans und Rubacks Ergebnissen ab, während bei einer Betrachtung der Höchstwerte die Grössenordnungen der Abweichungen vom Angebotspreis gut miteinander korrespondieren. Dies deutet darauf hin, dass Kaplan und Ruback wie schon bei den anderen Bewertungsmethoden wohl eher optimistische Annahmen getroffen haben. Die Genauigkeitsmasse fallen jedoch bei den Fairness Opinion Bewertungen für Mittel- und für Höchswert besser aus als bei Kaplan und Ruback, was eventuell durch deren vereinfachende Annahmen begründet werden kann. Alles in allem bestätigen die Ergebnisse von Kaplan und Ruback jedoch die Resultate dieser Arbeit.547 Insbesondere der Höchstwert der Transaction Multiples Bewertung scheint einen relativ guten Schätzer für den Angebotspreis abzugeben. 544 Es wurden 14 Fälle als Ausreisser augeklammert, deren Tiefst-, Mittel- oder Höchstwerte absolute prozentuale Abweichungen von mehr als 50% vom Angebotspreis aufweisen. Siehe Tabelle 177 in Anhang 12 für eine Übersicht zu den deskriptiven Statistiken bei Einbezug der Ausreisser. 545 Siehe Tabelle 183 und Tabelle 184 in Anhang 13 für die Teststatistiken. Aufgrund der Stichprobengrösse (N=92 bzw. N=91) kann die Normverteilungsannahme auf Basis des zentralen Grenzwertsatzes als erfüllt angesehen werden. 546 Auch hier werden wieder Ausreisser mit in die Betrachtung einbezogen, um konsistent mit dem Vorgehen von Kaplan und Ruback zu bleiben. Daher ergeben sich geringe Abweichungen zu den zuvor diskutierten deskriptiven Statistiken. 547 Finnerty und Emery kommen für Transaction Multiples auf EBITDA-Basis ebenfalls zu geringen Abweichungen vom Angebotspreis (vgl. Finnerty / Emery (2004), S. 96 f.). Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 145 Tabelle 79: Vergleich empirischer Studien zu Transaction Multiples Bewertungsergebnissen548 Reference Value N Mean Median Std. Dev. Percentage within 15% Mean Absolute Error 5.3.3 Vorliegende Arbeit (Mittelwert) Transaction Value 106 (9.0%) (9.1%) 25.5% 60.4% 17.2% Kaplan/Ruback Transaction Value 51 0.3% 5.9% 22.3% 47.1% 20.5% Vorliegende Arbeit (Höchstwert) Transaction Value 104 4.9% 3.5% 24.0% 63.5% 16.1% Vergleich USA vs. Schweiz Für die schweizerische Stichprobe liegen nur vier Transaction Multiples Bewertungsergebnisse vor. Tabelle 80 zeigt die deskriptiven Statistiken der Abweichungen zu Angebots- bzw. Marktpreis und verdeutlicht, dass sich in der Tendenz ähnliche Beobachtungen wie in den USA machen lassen. Die Mittelwerte unterschätzen den Angebotspreis, während die Höchstwerte nahe an diesen heranreichen. Ein signifikanter Unterschied zu den USA ist jedoch, dass die Abweichungen der Mittelwerte zum Marktpreis im Median negativ sind, während diese in den USA stark positiv sind. Dies reflektiert die im Vergleich zu den USA ausserordentlich geringe durchschnittliche Kontrollprämie über diese vier Transaktionen von 10.1% und verdeutlicht, dass wie schon bei DCF-Methode und Trading Multiples die schweizerischen Bewertungen tendenziell niedriger ausfallen.549 In Bezug auf die Genauigkeitsmasse weisen die Höchstwerte in der Schweiz bessere Werte, die Mittelwerte dagegen schlechtere Werte als in den USA auf.550 Noch stärker als in den USA ist also für die Schweiz der Höchstwert der Transaction Multiples Bewertung der bessere Vergleichswert für den Angebotspreis. Tabelle 80: Statistiken zu Transaction Multiples Bewertungsergebnissen in der Schweiz Transaction Multiples Low to OP N Transaction Multiples Mid to OP Transaction Multiples High to OP Transaction Multiples Low to MP Transaction Multiples Mid to MP Transaction Multiples High to MP 4 4 4 4 4 4 Mean -26.7% -13.0% .7% -17.8% -3.1% 11.6% Median -17.9% -10.0% 3.7% -12.0% -5.5% 5.9% 31.4% 21.1% 15.1% 39.8% 31.7% 27.2% -70.0% -37.4% -18.1% -69.6% -36.6% -13.5% Std. Deviation Minimum Maximum Percentiles -1.3% 5.4% 13.6% 22.5% 35.3% 48.2% 25 -59.9% -34.0% -14.8% -58.6% -32.4% -11.0% 50 -17.9% -10.0% 3.7% -12.0% -5.5% 5.9% 75 -2.5% 5.0% 13.2% 17.3% 28.6% 40.0% 548 Für die Daten von Kaplan / Ruback (1995) siehe dort S. 1071. 549 Es werden also mit der gleichen Bewertungsmethode relativ niedrigere Angebotspreise bzw. Kontrollprämien gerechtfertigt als in den USA. 550 Für den Höchstwert liegen 75% der Schweizer Bewertungen in der 15%-Spanne um den Angebotspreis (USA: 63.5%) und der Mean Absolute Error beträgt 12.2% (USA: 16.1%), während die entsprechenden Werte für den Mittelwert 50% und 17.6% betragen (USA: 60.4% bzw. 17.2%). 146 5.3.4 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Vergleich mit Bewertungsergebnissen der DCF-Methode Abbildung 22 vergleicht die Abweichungen der Bewertungsergebnisse von Base Case DCF und Transaction Multiples zum Angebotpreis.551 Es zeigt sich eine weitaus bessere Übereinstimmung als bei dem analogen Vergleich von Trading Multiples und DCF-Methode. Zwar liegen die DCFBewertungen im Median stets etwas über den Transaction Multiples Bewertungen, aber die Relationen zum Angebotspreis sind konsistent. In Bezug auf die Genauigkeitsmasse (siehe Tabelle 69 und Tabelle 79) erweist sich die DCF-Methode jedoch als genauerer Schätzer für den Angebotspreis. Abbildung 22: Transaction Multiples Bewertungsergebnisse vs. Base Case DCF 50% 40% 30% Valuation to OP (%) 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% -60% Transaction Transaction Multiples Low Multiples Mid to OP to OP Transaction DCF Base Case DCF Base Case DCF Base Case Multiples High Low to OP Mid to OP High to OP to OP Die in Abschnitt 3.4 gemachte Aussage, dass sich beide Methoden zur Messung von Kontrollwerten eignen, bestätigt sich also nochmals. Allerdings wurde dort auch festgehalten, dass Transaction Multiples, je nach Wahl der Vergleichstransaktionen, implizit auch Synergien in die Bewertung miteinbeziehen. Da die betrachteten Base Case DCF-Bewertungen allerdings keine Synergien berücksichtigen, sollten in diesem Falle die Transaction Multiples Bewertungen tendenziell eher über statt unter diesen liegen, was hier offensichtlich nicht gegeben ist. Dies könnte erstens bedeuten, dass wie schon mehrmals in dieser Arbeit angemerkt, Synergien eine wesentlich geringere Rolle spielen als oft vermutet wird und nicht sichtbar im Angebotspreis abgegolten werden. Eine zweite mögliche Begründung ist, dass die untersuchten Fairness Opinions der Jahre 2005 und 2006 in einem sehr aktiven Übernahmemarkt mit relativ hohen Kontrollprämien erbracht wurden. Da die Vergleichstransaktionen wahrscheinlich mehrheitlich aus den weniger aktiven Vorjahren stammen, kann es durchaus sein, dass die Angebotspreise damals eine Abgeltung für Synergien enthielten, aber das allgemeine Kontrollprämienniveau schlichtweg niedriger war als in den Jahren 2005 und 2006. Dies könnte zu den niedrigeren Bewertungen im Vergleich mit der Standalone-DCF beitragen, würde aber auch implizieren, dass die Vergleichstransaktionen nur bedingt vergleichbar sind. 551 Es wurden nur Fairness Opinions von Zielgesellschaften berücksichtigt, die sowohl eine DCF-Bewertung als auch eine Transaction Multiples Bewertung enthalten. Die DCF-Ausreisser sowie die entsprechenden Transaction Multiples Bewertungen wurden ausgeklammert. Es werden somit je 95 Transaction Multiples und DCF-Bewertungen betrachtet. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 5.3.5 147 Zusammenhänge zwischen Anwendungspraxis und Bewertungsergebnissen Wie bei den Trading Multiples steht hier die Wahl des Multiples und die Wahl der Bezugsperiode im Vordergrund. Tabelle 81 zeigt für verschiedene Multiples die deskriptiven Statistiken und Genauigkeitsmasse für die Abweichungen des Mittel- und Höchstwertes vom Angebotspreis. Beim Höchstwert, der ja für den Vergleich mit dem Angebotspreis relevanter zu sein scheint, weisen EBITDA- und P/E-Multiples die geringsten Medianabweichungen und die besten Genauigkeitswerte auf. Insbesondere der hohe Verwendungsgrad von EBITDA-Multiples scheint aus dieser Sicht also plausibel. Tabelle 81: Statistiken und Genauigkeitsmasse für verschiedene Multiples Sales Multiple Transaction Multiples Mid to OP Transaction Multiples High to OP N EBITDA Multiple EBIT Multiple P/E Multiple 20 80 14 14 Mean -3.9% -10.7% -9.0% -8.5% Standard Deviation 14.3% 10.4% 14.0% 14.0% Median -3.8% -9.4% -5.6% -6.2% Percentage within 15%-span 70.0% 71.3% 71.4% 64.3% Mean Absolute Error 11.1% 11.8% 12.3% 12.0% 20 79 14 14 Mean 13.9% .8% 3.6% 2.8% Standard Deviation 18.3% 12.6% 20.5% 18.1% 9.9% 2.8% 3.6% 3.9% Percentage within 15%-span 60.0% 77.2% 57.1% 78.6% Mean Absolute Error 17.6% 9.6% 15.9% 11.8% N Median Tabelle 82 zeigt die analogen Statistiken für die verschiedenen Bezugsperioden der Multiples. Die vorherrschende Praxis der Verwendung von LTM-Multiples kommt sowohl für den Mittel- als auch den Höchstwert auf tendenziell höhere Bewertungen. In Bezug auf die Genauigkeitsmasse zeigt sich für den Höchstwert, dass vorwärtsgerichtete Multiples auf genauere Schätzer kommen, wobei die Unterschiede zwischen LTM-Multiple und 1-year-forward Multiple nur geringfügig sind. Gesamthaft lässt sich daraus ableiten, dass LTM-Multiples im Transaction Multiples Kontext nicht in gleichem Masse unterlegen zu sein scheinen wie dies für Trading Multiples festgestellt wurde. Da sie jedoch auf tendenziell höhere Bewertungen kommen, sollte der Adressat einer Bewertung überprüfen, ob die Verwendung von zukunftsgerichteten Multiples eventuell zu einer Verringerung der Bewertungsergebnisse im Vergleich zu LTM-Multiples führt. Tabelle 82: Statistiken und Genauigkeitsmasse für verschiedene Bezugsperioden LTM Multiple Transaction Multiples Mid to OP Transaction Multiples High to OP N 1-year-forward Multiple 2-year-forward Multiple 76 34 4 Mean -8.1% -11.8% -11.4% Standard Deviation 12.5% 12.3% 7.3% Median -7.6% -9.8% -10.0% Percentage within 15%-span 73.7% 64.7% 75.0% Mean Absolute Error 11.7% 13.2% 11.4% 75 34 4 4.9% -1.2% -1.8% 15.5% 14.7% 7.0% N Mean Standard Deviation Median 3.6% -.2% -.5% Percentage within 15%-span 72.0% 76.5% 100.0% Mean Absolute Error 11.7% 10.4% 5.5% 148 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 5.4 Analyse der Bewertungsergebnisse der Premium Analysis Tabelle 83 zeigt die deskriptiven Statistiken für die Abweichung der Premium Analysis Bewertungsergebnisse zu Angebots- und Marktpreis. Die Medianabweichungen reichen im Mittel- und Höchstwert sehr nahe an den Angebotspreis und liegen, wie zu erwarten, über dem Marktpreis, wobei die Differenz ungefähr der Kontrollprämie entspricht. Die Premium Analysis weist zudem sehr gute Genauigkeitsmasse auf. So fallen 80.3% der Mittelwerte in die 15%-Spanne um den Angebotspreis und der Mean Absolute Error beträgt lediglich 9.2%. Tabelle 83: Statistiken zu Premium Analysis Bewertungsergebnissen Premium Low to OP N Premium Mid to OP Premium High to OP Premium Low to MP Premium Mid to MP Premium High to MP 60 61 60 60 61 60 Mean -11.2% -4.2% 4.4% 14.6% 23.3% 34.8% Median -10.1% -3.8% 3.7% 15.0% 24.4% 31.2% 11.5% 11.5% 15.7% 11.7% 10.9% 18.2% Minimum -45.8% -38.7% -37.0% -25.5% -15.2% -4.8% Maximum 21.3% 26.4% 42.6% 50.8% 57.2% 102.8% 25 -18.0% -12.2% -6.4% 10.5% 18.1% 24.5% 50 -10.1% -3.8% 3.7% 15.0% 24.4% 31.2% 75 -3.9% 3.0% 12.5% 20.6% 28.9% 40.0% Std. Deviation Percentiles Aufschlussreich ist der grafische Vergleich zwischen den Abweichungen der Mittel- und Höchstwerte von Premium Analysis, DCF-Methode und Transaction Multiples Bewertungen zum Angebotspreis in Abbildung 23.552 Die Abbildung bestätigt, dass die Abweichungen der drei Methoden vom Angebotspreis gut miteinander korrespondieren. Ein Paired-Samples t-Test für Premium Analysis und Base Case DCF bzw. Premium Analysis und Transaction Multiples zeigt zudem, dass die Mittelwerte jeweils nicht signifikant voneinander abweichen (Konfidenzniveau 95%).553 Die Kontrollprämien, die in der Premium Analysis verwendet werden, werden also sowohl bei DCFMethode als auch bei Transaction Multiples im Durchschnitt in der Bewertung reflektiert. Diese gute Übereinstimmung und Schätzgenauigkeit für den Angebotspreis wundert allerdings nicht, denn wie in Abschnitt 4.3.4 gezeigt wurde, werden bei der Premium Analysis oft relativ grobe Selektionskriterien für die Vergleichstransaktionen verwendet, die in einer relativ breiten Spanne von Vergleichsprämien resultiert. Es wird dem Bewerter also eher nicht schwer fallen, durch eine entsprechende Eingrenzung die im zu beurteilenden Angebot implizite Kontrollprämie relativ gut zu treffen. 552 Es werden in der Abbildung nur die 45 Bewertungsfälle betrachtet, bei denen alle drei Methoden zum Einsatz kommen. 553 Der Paired-Samples t-Test ist ein Test für zwei verbundene Stichproben (z.B. Premium Analysis und DCFBewertungen in den gleichen Fairness Opinions), bei dem zwei gleichartige Merkmalswerte (hier Abweichung zum Angebotspreis) auf die ermittelten Merkmalswertdifferenzen hin untersucht werden (siehe Eckstein (2000), S. 143 ff.). Die Normalverteilungsannahme wird hier wegen N=56 bzw. N=52 auf Basis des zentralen Grenzwertsatzes als gegeben angenommen. Siehe Tabelle 185 in Anhang 13 für die Teststatistiken. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 149 Abbildung 23: Premium Analysis vs. Base Case DCF vs. Transaction Multiples 60% 50% 40% Valuation to OP (%) 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% -60% Premium Premium DCF Base Case DCF Base Case Transaction Transaction Analysis Mid to Analysis High Mid to OP High to OP Multiples Mid Multiples High OP to OP to OP to OP 5.5 Analyse der Bewertungsergebnisse der LBO Analysis Tabelle 84 zeigt die deskriptiven Statistiken für die Abweichungen der LBO Analysis von Angebots- und Marktpreis. Da diese Bewertungsmethode die maximale Zahlungsbereitschaft eines Finanzkäufers ermitteln soll, ist es einleuchtend, dass die Höchstwerte im Median nur 0.5% über dem Angebotspreis liegen. Auch die Genauigkeitsmasse der LBO Analysis sind ausserordentlich gut. Für Mittel- und Höchstwert fallen 71.4% bzw. 81.0% aller LBO-Bewertungen in die 15%-Spanne um den Angebotspreis und die Mean Absolute Errors liegen mit 10.5% bzw. 8.9% vergleichsweise tief. Die Abweichungen zum Marktpreis sind dagegen über Tiefst-, Mittel und Höchstwert stark positiv. Die LBO Analysis eignet sich somit im Rahmen von Fairness Opinions sehr gut für Vergleiche mit dem Angebotspreis, aber weniger für Gegenüberstellungen mit dem Marktpreis. Tabelle 84: Statistiken zu LBO Analysis Bewertungsergebnissen LBO Low to OP N LBO Mid to OP LBO High to OP LBO Low to MP LBO Mid to MP LBO High to MP 42 42 42 42 42 42 Mean -16.4% -8.3% .2% 7.0% 17.6% 28.5% Median -13.0% -5.5% .5% 8.5% 18.5% 27.6% 11.2% 11.7% 14.0% 17.5% 19.3% 23.2% Minimum -46.5% -35.9% -31.6% -31.6% -26.1% -20.6% Maximum -2.8% 23.4% 51.2% 41.5% 76.8% 116.6% 25 -22.7% -17.3% -5.2% -3.7% 4.9% 16.9% 50 -13.0% -5.5% .5% 8.5% 18.5% 27.6% 75 -7.5% -2.0% 4.7% 18.6% 27.1% 34.4% Std. Deviation Percentiles 150 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Da die LBO Analysis sowohl bei Transaktionen mit Finanzkäufer als auch bei Transaktionen mit strategischem Käufer zum Einsatz kommt, zeigt Abbildung 24 die Abweichungen der LBOBewertungen zum Angebotspreis nach Käufertyp. Die 16 LBO-Bewertungen in Transaktionen mit strategischem Käufer liegen deutlich tiefer als die 26 Bewertungen in Transaktionen mit Finanzkäufer.554 Dies kann damit erklärt werden, dass die maximale Zahlungsbereitschaft der Finanzkäufer, die durch die LBO Analysis gemessen wird, sich bei Transaktionen mit Finanzkäufern direkt im Angebotspreis reflektiert. Da alle der hier untersuchten Angebote als fair angesehen wurden, ist es dagegen nicht verwunderlich, dass die LBO Analysis bei Transaktionen mit strategischem Käufer eher zu dem Ergebnis kommt, dass ein hypothetischer Finanzkäufer nicht mehr zahlen kann als das vorliegende Angebot des strategischen Käufers. Dies könnte mitunter damit zusammenhängen, dass bei den hier betrachteten Transaktionen mit strategischem Käufer Synergiepotentiale im Angebotspreis abgegolten werden, die durch die LBO Analysis nicht erfasst werden. Abbildung 24: Bewertungsergebnisse LBO Analysis nach Käufertyp LBO Analysis Low to OP LBO Analysis Mid to OP LBO Analysis High to OP 30% 20% LBO Analysis to OP (%) 10% 0% -10% -20% -30% -40% Financial buyer Strategic buyer Buyer Type Schliesslich lohnt sich ein kurzer Vergleich mit der DCF-Methode, denn die LBO Analysis stellt auf die gleichen Cash Flow Forecasts ab. Allerdings wird bei LBO-Bewertungen naturgemäss eine wesentlich höhere Nettoverschuldung angenommen. Da Fremdkapital grundsätzlich günstiger als Eigenkapital ist, senkt dies tendenziell den WACC und erhöht damit das Bewertungsergebnis. Allerdings erhöht sich aufgrund der starken Verschuldung auch das Risiko der Eigenkapitalgeber, die deshalb hohe Zielrenditen anstreben. Nach der von Modigliani-Miller postulierten Indifferenz der Kapitalstruktur gleichen sich diese Effekte aus, so dass der WACC bei Vernachlässigung von Steuern und Insolvenzkosten unabhängig vom Verschuldungsgrad sein sollte.555 Da Zinsen jedoch im allgemeinen steuerabzugsfähig sind, hat der hohe Verschuldungsgrad bei LBOs einen kapitalkostensenkenden Effekt, während das gestiegene Insolvenzrisiko über höhere Fremdkapitalkosten einen kapitalkostenerhöhenden Effekt hat. Gleichen sich diese Effekte aus, sollten DCF-Methode und LBO Analysis auf ähnlich hohe Bewertungsergebnisse kommen. Abbildung 25 vergleicht die Abweichungen des Mittelwertes zum Angebotspreis für LBO Analysis und Base Case DCF554 Siehe Tabelle 178 in Anhang 12 für die deskriptiven Statistiken. Für den Mittelwert betragen die Medianabweichungen (-5.6%) bei den Finanzkäufern und (-12.6%) bei den strategischen Käufern. 555 Vgl. Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 119 ff. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 151 Bewertung, wobei wieder nach Käufertyp differenziert wird.556 Es zeigt sich, dass für die Käufertypen zwar keine massiven Abweichungen zwischen den Medianabweichungen der beiden Methoden bestehen, aber die Bewertungen der DCF-Methode tendenziell höher ausfallen. Daraus kann man schliessen, dass die oben geschilderten Effekte sich im Durchschnitt eben nicht ausgleichen. Analog zu Abbildung 24 weisen auch hier die Transaktionen mit strategischem Käufer stärkere negative Abweichungen zum Angebotspreis auf, wofür die gleichen möglichen Gründe wie oben angeführt werden können. Abbildung 25: Bewertungsergebnisse LBO Analysis vs. Base Case DCF nach Käufertyp LBO Analysis Mid to OP DCF Base Case Mid to OP 30% 20% Valuation to OP (%) 10% 0% -10% -20% -30% -40% Financial buyer Strategic buyer Buyer Type 5.6 Analyse der Bewertungsergebnisse anderer Unternehmensbewertungsmethoden In den folgenden Unterabschnitten wird auf die Bewertungsergebnisse einiger anderer der in Kapitel 4 erläuterten Unternehmensbewertungsmethoden eingegangen, für die sich eine solche Untersuchung lohnt. Unterabschnitt 5.6.1 behandelt die Recap Analysis, Unterabschnitt 5.6.2 die Discounted Future Equity Value Analysis, Unterabschnitt 5.6.3 die Sum-of-the-Parts Analysis und Unterabschnitt 5.6.4 setzt sich mit den Analyst Target Prices auseinander. 5.6.1 Analyse der Bewertungsergebnisse der Recap Analysis Die Recap Analysis baut auf einer Trading Multiples Bewertung auf und wird zur Beurteilung der Attraktivität von Kapitalstrukturoptimierungen gegenüber der Alternative LBO verwendet. Aufgrund der Verbundenheit mit diesen beiden Methoden zeigt Abbildung 26 die Abweichungen zum Angebotspreis für fünf Bewertungsfälle, in denen alle drei Bewertungsmethoden zum Einsatz kommen.557 556 Es wurde dabei nur auf Bewertungen der Zielgesellschaft abgestellt, bei denen sowohl die DCF-Methode als auch die LBO Analysis zum Einsatz kommen. Es ergaben sich somit 25 Bewertungsfälle für Transaktionen mit Finanzkäufer und 16 Bewertungsfälle für Transaktionen mit strategischem Käufer. 557 Siehe Tabelle 179 in Anhang 12 für die deskriptiven Statistiken der Recap Analysis. 152 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Vergleicht man zunächst die Recap Analysis mit den Trading Multiples Bewertungen, so fällt auf, dass die Medianabweichungen für Tiefst-, Mittel- und Höchstwert jeweils über dem Median der Trading Multiples liegen. Dies impliziert, dass die Recap Analysis in der Tat dazu geeignet ist, die werterhöhenden Effekte aus Kapitalstrukturoptimierungsmassnahmen zu erfassen. Dennoch fallen die Ergebnisse der Recap Analysis für Tiefst- und Mittelwert immer noch deutlich unter den Angebotspreis, was sich aus deren Natur als marktbasierter Methode ergibt. Im Vergleich zur LBO Analysis kommt die Recap Analysis insbesondere für Tiefst- und Mittelwert auf eher tiefere Werte, weist aber wesentlich höhere Schwankungen in den Abweichungen zum Angebotspreis aus. Da alle der hier betrachteten Bewertungen Angebote von Finanzkäufern betreffen, die in der Fairness Opinion als angemessen angesehen wurden, verwundert es nicht, dass die LBO-Bewertungen als guter Proxy für die maximale Zahlungsbereitschaft des Finanzkäufers über den Werten der Recap Analysis liegen, die ja gerade die Attraktivität einer Alternative zum LBO untersucht. Abbildung 26: Recap Analysis vs. LBO Analysis vs. Trading Multiples 30% 20% Valuation to OP (%) 10% 0% -10% -20% -30% -40% Recap Recap Recap Analysis Analysis Analysis Low to Mid to OP High to OP OP 5.6.2 LBO LBO LBO Trading Trading Trading Analysis Analysis Analysis Multiples Multiples Multiples Low to Mid to OP High to Low to Mid to OP High to OP OP OP OP Analyse der Bewertungsergebnisse der DFEV Analysis Da die Discounted Future Equity Value Analysis auf Trading Multiples zurückgreift, vergleicht Abbildung 27 die Abweichungen der Mittelwerte zu Angebots- und Marktpreis für 14 Bewertungen von Zielgesellschaften, in denen sowohl eine DFEV Analysis als auch eine „normale“ Trading Multiples Bewertung eingesetzt wurde.558 Sowohl die deskriptiven Statistiken im Anhang als auch die Abbildung verdeutlichen, dass die DFEV Analysis im Median zu höheren Bewertungen kommt als die Trading Multiples Bewertungen. Dies bedeutet, dass das in der DFEV Analysis berücksichtigte Wachstum über den Planungszeitraum im Durchschnitt werterhöhend wirkt und in der Trading Multiples Bewertung so nicht berücksichtigt wird. Die DFEV Analysis scheint somit eine sinnvolle Ergänzung zur Trading Multiples Bewertung zu sein, um den potentiellen Einfluss zukünftigen Wachstums auf den Marktpreis zu untersuchen. Zwar bleiben die Abweichungen zum Angebotspreis immer noch signifikant negativ, allerdings verbessern sich die entsprechenden Ge- 558 Siehe Tabelle 180 in Anhang 12 für die deskriptiven Statistiken der Discounted Future Equity Value Analysis. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 153 nauigkeitsmasse gegenüber den Trading Multiples Bewertungen, wohingegen jene für die Abweichungen zum Marktpreis schlechter ausfallen.559 Abbildung 27: Bewertungsergebnisse DFEV Analysis vs. Trading Multiples 40% 30% Valuation to OP (%) 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% DFEV Analysis Mid to DFEV Analysis Mid to OP MP 5.6.3 Trading Multiples Mid to OP Trading Multiples Mid to MP Analyse der Bewertungsergebnisse der Sum-of-the-Parts Analysis Da die SOP Analysis auf andere Bewertungsverfahren zurückgreifen muss, ist anzunehmen, dass die beobachteten Abweichungen zum Angebotspreis am besten mit denjenigen der DCF-Methode korrespondieren, da deren Einsatz im Rahmen der SOP Analysis dominiert. Dabei wäre es möglich, dass die SOP-Werte durch die Nichtberücksichtigung von internen Synergien tendenziell tiefer ausfallen. Abbildung 28 zeigt die Abweichungen der SOP Analysis und der DCF-Methode zum Angebotspreis für 21 Bewertungen von Zielgesellschaften, bei denen beide Bewertungsvarianten zum Einsatz kommen.560 Die Abbildung macht deutlich, dass die Medianabweichungen für Tiefst-, Mittelund Höchstwert nahe beieinander liegen und die Boxplots sehr ähnlich gelagert sind. Vergleicht man zudem die Genauigkeitsmasse für alle verfügbaren SOP-Bewertungen mit denen der DCFMethode, so ergibt sich auch hier eine ausserordentlich gute Übereinstimmung.561 Es lässt sich dagegen nicht sagen, dass die segmentspezifischen DCF-Bewertungen der SOP Analysis im Vergleich zur DCF-Bewertung des Gesamtunternehmens auf systematisch höhere oder tiefere Bewertungen kämen. Gerade deshalb ist diese Analyse aus adressatenbezogener Sichtweise ein guter Check, da grössere Abweichungen zwischen den beiden Bewertungsvarianten Anlass zu genaueren Untersuchungen geben können. 559 Der MAE des Mittelwertes zum Angebotspreis für die 27 DFEV Analysis Bewertungen liegt bei 14.1%, während dieser für die Trading Multiples Bewertungen bei 18.8% liegt. Der MAE des Mittelwertes zum Marktpreis dagegen liegt für die DFEV Analysis bei 18.5% (Trading Multiples: 17.1%). Bei der DFEV Analysis liegen 63% der Werte innerhalb der 15%-Spanne um den Angebotspreis, während dies bei den Trading Multiples Bewertungen 38.5% sind. Für die 15%-Spanne um den Marktpreis betragen die entsprechenden Grössen hingegen 51.9% und 66.7%. 560 Siehe Tabelle 181 in Anhang 12 für die deskriptiven Statistiken der SOP Analysis. 561 Für den Mittelwert weist die SOP Analysis einen Mean Absolute Error von 12.0% und einen Anteil der Bewertungen, der in die 15%-Spanne um den Angebotspreis fällt, von 77.3% auf. Die entsprechenden Werte für die DCF-Methode betragen 12.9% bzw. 76.8%. 154 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Abbildung 28: Bewertungsergebnisse SOP Analysis vs. Base Case DCF 40% 30% Valuation to OP (%) 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% SOP Analysis Low to OP 5.6.4 SOP Analysis Mid to OP SOP Analysis DCF Base Case DCF Base Case DCF Base Case High to OP Low to OP Mid to OP High to OP Analyse der Analyst Target Prices Analyst Target Prices bieten grundsätzlich gute Vergleichsmöglichkeiten für die Bewertungsergebnisse der Fairness Opinion, denn sie sind das Resultat einer von der Fairness Opinion unabhängigen Unternehmensbewertung durch Finanzanalysten. Tabelle 85 zeigt die deskriptiven Statistiken für die Abweichungen der Analyst Target Prices von Angebots- und Marktpreis. Dabei ist zu beachten, dass, wie in Unterabschnitt 4.3.5 geschildert, in vielen Fairness Opinions der Zielpreis nochmals diskontiert wird. Diese Diskontierung wurde hier rückgängig gemacht, um den generellen Zusammenhang zwischen den Zielpreisen und den einzelnen Bewertungsmethoden unverzerrt analysieren zu können.562 Die Zielpreise liegen im Mittel deutlich über dem Marktpreis, auf den sie sich ja eigentlich beziehen. Selbst bei den Tiefstwerten fallen lediglich 42% der Analyst Target Prices unter den Marktpreis. Dagegen ist die Abweichung des Mittelwertes zum Angebotspreis mit (-6.3%) im Median wesentlich geringer und für die Höchstwerte liegen die Zielpreise gar über dem Angebotspreis. Tabelle 85: Statistiken zu Analyst Target Prices Target Price Low to OP Target Price Mid to OP 43 45 Mean -17.3% Median -17.3% N Std. Deviation Minimum Maximum Percentiles 562 Target Price High to OP Target Price Low to MP Target Price Mid to MP Target Price High to MP 43 43 45 43 -5.0% 7.8% 4.0% 20.3% 36.3% -6.3% 2.8% 1.4% 20.4% 36.1% 12.9% 12.8% 15.1% 14.6% 19.4% 20.5% -46.7% -34.0% -14.5% -32.0% -26.6% -2.2% 16.7% 34.4% 59.2% 45.8% 87.2% 97.8% 25 -25.7% -13.3% -1.6% -4.4% 9.0% 19.7% 50 -17.3% -6.3% 2.8% 1.4% 20.4% 36.1% 75 -9.1% 1.8% 19.4% 11.4% 29.5% 48.3% Siehe Tabelle 182 in Anhang 12 für die deskriptiven Statistiken für die Analyst Target Prices ohne Readjustierung der Diskontierung. Der Vergleich zeigt, dass die Diskontierung ein geeignetes Mittel ist, um die Zielpreise deutlich nach unten zu ziehen. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 155 Auch eine Betrachtung der Genauigkeitsmasse ist aufschlussreich. Während 71.1% der Zielpreismittelwerte in der 15%-Spanne um den Angebotspreis liegen, sind dies für den Marktpreis lediglich 31.1%. Auch der Mean Absolute Error des Zielpreismittelwertes zum Angebotspreis ist mit 10.9% deutlich niedriger als für den Marktpreis mit 22.7%. Obgleich also die Finanzanalysten Zielpreise für den Marktpreis abgeben, korrespondieren jene wesentlich besser mit den Angebotspreisen. Dies erscheint vor dem Hintergrund einer empirischen Studie von Brav und Lehavy plausibel, die zeigt, dass die Abweichungen der Analyst Target Prices zum Marktpreis langfristig relativ stabil sind und bei durchschnittlich 28% liegen.563 Diese Abweichung der Zielpreise vom Marktpreis liegt aber genau in der Grössenordnung der Kontrollprämien der untersuchten Fairness Opinions. Brav und Lehavy bleiben eine Erklärung für diese Zusammenhänge schuldig, merken allerdings an, dass ein Zusammenhang mit den verwendeten Bewertungsmethoden und deren Inputs bestehen könnte.564 Man könnte also auf Basis der vorangegangenen Abschnitte die Hypothese aufstellen, dass die Finanzanalysten auf Bewertungsmethoden und Annahmen abstellen, die tendenziell besser mit dem Angebots- als dem Marktpreis korrespondieren. Abbildung 29 vergleicht deshalb die Abweichungen zum Angebotspreis zwischen Analyst Target Prices, DCF-Methode und Trading Multiples.565 Abbildung 29: Analyst Target Prices vs. Base Case DCF vs. Trading Multiples 50% 40% 30% Valuation to OP (%) 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% Target Target Target DCF Base DCF Base DCF Base Trading Trading Trading Prices Prices Mid Prices Case Low Case Mid Case High Multiples Multiples Multiples Low to to OP High to to OP to OP to OP Low to Mid to OP High to OP OP OP OP Die Analyst Target Prices stimmen wesentlich besser mit den DCF-Werten als mit den Trading Multiples Bewertungen überein, liegen aber im Median stets etwas unter den ersteren. Daraus könnte man schliessen, dass die Finanzanalysten mehrheitlich die DCF-Methode zur Ermittlung ihrer Zielpreise verwenden und dabei auf etwas konservativere Annahmen zurückgreifen als dies im Rahmen der Fairness Opinion getan wird. Allerdings ist diese Interpretation inkonsistent mit den zahlreichen in Unterabschnitt 4.2.3.1 zitierten Studien, die zeigen, dass in der Bewertungspraxis der Finanzanalysten Trading Multiples vorherrschen und der DCF-Methode eher eine unterge563 Vgl. Brav / Lehavy (2003), S. 1935. Brav / Lehavy untersuchen ein Sample von 900 amerikanischen Unternehmen. Sie zeigen, dass temporäre Abweichungen von diesem langfristigen Verhältnis durch entsprechende Anpassungen der Zielpreise und nicht durch Anpassungen des Marktpreises korrigiert werden. 564 Vgl. Brav / Lehavy (2003), S. 1964. 565 Es werden hier 33 Fairness Opinions von Zielgesellschaften betrachtet, in denen sowohl Analyst Target Prices, Trading Multiples und DCF-Methode verwendet wurden. 156 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions ordnete Rolle zukommt. Falls die Finanzanalysten aber tatsächlich mehrheitlich auf Trading Multiples Bewertungen zurückgreifen, müssten diese strukturelle Unterschiede zu denen der Fairness Opinions aufweisen, die die Bewertungsergebnisse systematisch nach oben ziehen. In diesem Zusammenhang stellt Barker (1999) fest, dass Trading Multiples Bewertungen bei Finanzanalysten oft lediglich ein „point of departure“ sind und regelmässig über Auf- oder Abschläge um qualitative Aspekte ergänzt werden. Dabei spielt insbesondere die Managementqualität als Proxy für eine zukünftige Outperformance gegenüber den Vergleichsunternehmen eine wichtige Rolle.566 Auch Kames (2000) zeigt in seiner Arbeit, dass 62% der von ihm befragten europäischen Finanzanalysten qualitativ motivierte Abschläge oder Zuschläge auf ihre Bewertungen vornehmen.567 Da Finanzanalysten Anreize haben, eher positive als negative Empfehlungen abzugeben568 und diese Einseitigkeit empirisch relativ gut nachgewiesen ist569, könnte es somit sein, dass die Trading Multiples Bewertungen oft nach oben hin angepasst werden, so dass die Zielpreise zum Teil stark über dem Marktpreis liegen. Die gute Übereinstimmung mit den Bewertungsergebnissen der DCF-Methode und den Angebotspreisen wäre somit eher Zufall. Der Adressat einer Bewertung sollte sich dieser Zusammenhänge bewusst sein, um bei Vergleichen der Zielpreise mit dem Angebotspreis die richtigen Schlüsse zu ziehen. Insbesondere sollte untersucht werden, welche Bewertungsmethoden und Finanzzahlen die Analysten einsetzen, denn dies kann Aufschluss über die tatsächliche Vergleichbarkeit der Bewertungen der Finanzanalysten mit denen der Fairness Opinion geben. 5.7 Zusammenfassung der Ergebnisse in relativem Bewertungssystem Alle der hier untersuchten Fairness Opinions sehen den Angebotspreis als angemessen an. Somit können die empirisch festgestellten Relationen der einzelnen Unternehmensbewertungsmethoden zu Angebots- und Marktpreis, unter dem Vorbehalt der für manche Methoden geringen Stichprobengrösse, als „typische“ Bewertungsrelationen für faire Angebote interpretiert werden. Grössere Abweichungen von diesen können dem Adressaten Anhaltspunkte für die Interpretation und genauere Untersuchung einer ihm vorliegenden Fairness Opinion Bewertung geben. Dabei ist selbstverständlich auf keinen Fall kategorisch vorzugehen, denn erstens gelten die Bewertungsrelationen nur im Durchschnitt und zweitens wurde mehrmals gezeigt, dass transaktionsspezifische Gegebenheiten durchaus beachtliche Einflüsse haben können, welche es bei der Interpretation zu beachten gilt. 566 Vgl. Barker (1999), S 213 f.: ”This is because management quality is perceived to have a strong influence on future performance and, unlike the performance itself, it is actually observable and can therefore be evaluated. Alternatively stated, the evaluation of management is a proxy for whether or not a company is likely to be able to outperform its peer group, and it therefore guides choices between investments.” 567 Vgl. Kames (2000), S. 108 f. 38% der von ihm befragten Analysten nehmen einen Zuschlag für die Qualität des Managements vor, was die Aussagen von Barker (1999) unterstützt. 568 Die Erlangung von Vorteilen im Investmentbanking-Geschäft, die Furcht, den Zugang zum Management zu verlieren sowie höhere Kommissionen aus dem Handelsgeschäft sind allesamt mögliche Gründe, die in der Literatur für eine Verzerrung der Zielpreise nach oben angeführt werden. Dazu kommt eine mögliche Positivselektion in Bezug auf das „coverage universe“, d.h. es besteht eine Tendenz, eher Firmen mit positiven Aussichten als solche mit schlechteren Aussichten zu „covern“ (vgl. McNichols / O’Brien (1997), S. 168). 569 So zeigen Brav / Lehavy, dass 69% aller von ihnen untersuchten Analystenempfehlungen entweder auf „Buy“ oder „Strong Buy“ lauteten, gegenüber nur 3% auf „Sell“ oder „Strong Sell“ (vgl. Brav / Lehavy (2003), S. 1939). Vgl. Fernandez (2001), S. 12, der Studien für die USA und Spanien zitiert, die zeigen, dass nur 10% bzw. 15% der Analystenempfehlungen auf „Verkaufen“ lauten. Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 157 Da in den USA generell keine Aussage zur Relevanz der einzelnen Unternehmensbewertungsmethoden gemacht wird, können insbesondere die empirisch ermittelten Genauigkeitsmasse dem Adressaten weiterhin aufzeigen, welche der Methoden sich am besten für den Vergleich mit dem Angebotspreis eignen und somit am relevantesten für den Fairness Opinion Kontext sind. Vor allem Base Case, Upside Case und Synergy Case der DCF-Methode sowie Premium Analysis, LBO Analysis, SOP Analysis, Analyst Target Prices und Transaction Multiples eignen sich in dieser Hinsicht als direkte Benchmarks für den Angebotspreis. Vor diesem Hintergrund fasst Tabelle 86 die Medianabweichungen zum Angebotspreis und die entsprechenden Genauigkeitsmasse der einzelnen Unternehmensbewertungsmethoden für die USA in einer Art relativem Bewertungssystem zusammen und wird durch einige Interpretationshilfen für den Adressaten ergänzt.570 Abbildung 30 und Abbildung 31 veranschaulichen diese Bewertungszusammenhänge nochmals grafisch.571 Es wird dabei auf den Mittelwert der Unternehmensbewertungen als Erwartungswert sowie den Höchstwert als Entscheidungswert zur Minimierung des Fehlers erster Art in Bezug auf den Unternehmenswert abgestellt.572 Für die Schweiz ist es aufgrund der geringen Anzahl untersuchter Unternehmensbewertungen nicht sinnvoll, hier ein eigenes System aufzustellen. Jedoch sind die Relationen zum Angebotspreis für DCF-Methode, Trading und Transaction Multiples in den Grundzügen ähnlich zu denen in den USA. Dabei gilt es zu beachten, dass die relativen Bewertungsergebnisse für die Schweiz insbesondere im Höchstwert tendenziell niedriger ausfallen als in den USA. Zudem liegen die Kontrollprämien, die mit diesen Bewertungen gerechtfertigt werden, deutlich unter den amerikanischen Kontrollprämien. Es werden somit mit den gleichen Methoden niedrigere Angebotspreise als in den USA als fair angesehen, was, wie im Ansatz gezeigt wurde, auf systematische Unterschiede der Anwendungspraxis zurückzuführen sein kann. Dessen sollten sich Aktionäre von schweizerischen Gesellschaften bei der Untersuchung der Fairness Opinion Bewertungen bewusst sein. 570 Die Statistiken beziehen sich auf Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft. Bei DCF-Methode, Trading und Transaction Multiples wurden Ausreisser aus der Betrachtung ausgeschlossen. Für Upside, Downside und Synergy Case blieben zudem solche Bewertungen unberücksichtigt, die im Base Case als Ausreisser klassifiziert wurden. 571 Es wurden für beide Abbildungen nur Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft berücksichtigt. Während in Abbildung 30 Ausreisser in der Betrachtung enthalten sind, wurden diese für die Genauigkeitsmasse in Abbildung 31 ausgeklammert. 572 Siehe Unterabschnitt 5.1.2 zu diesem Begriff. Die Minimierung des Fehlers erster Art in Bezug auf den Unternehmenswert impliziert aus Sicht des Adressaten einer Fairness Opinion, dass die Wahrscheinlichkeit minimiert werden soll, dass der tatsächliche Wert des Unternehmens, der allerdings nicht direkt beobachtbar ist, höher liegt als der Angebotspreis. 158 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions Tabelle 86: Relatives Bewertungssystem Methode Mittelwert zu Angebotspreis (%) 15%Median Spanne MAE Höchstwert zu Angebotspreis (%) 15%Median Spanne MAE Interpretationshilfe für Adressaten Unternehmenswert unter den wahrscheinlichsten Annahmen des Managements Mittelwert als Erwartungswert und Höchstwert als optimistischer Sensitivitätswert massgeblich für DCF Base Case (4.9%) 81.4% 9.9% 8.0% 63.3% 12.8% Fairnessurteil Falls keine signifikanten Synergiepotentiale vorhanden, sollte Mittelwert etwas unter Angebotspreis liegen Höchstwert kann aufgrund von Bewertungsunsicherheit in angemessener Spanne darüber liegen DCF Downside Case Verdeutlicht Einfluss der Risiken des Geschäftsplanes für Unternehmenswert (15.0%) 48.8% 18.9% (0.3%) 68.3% 16.1% Besseres Verständnis der Käuferperspektive Mittelwert sollte signifikant unter Angebotspreis liegen Verdeutlicht Abgeltung von Upsides im Kaufpreis DCF Upside Case Wichtiger Benchmark für Aktionär, der Fehler 1. Art in Bezug auf Unternehmenswert minimieren will 1.6% 67.9% 12.2% 18.1% 46.4% 21.8% Mittelwert sollte nicht zu stark nach oben von Angebotspreis abweichen Höchstwert ist als absoluter Maximalwert nicht zu stark zu gewichten. Falls jedoch nahe bei Angebotspreis, ist dies starkes Signal für Fairness Verdeutlicht, inwiefern Synergien im Kaufpreis abgegolten werden Mittelwert sollte bei Barangeboten nicht weit über Angebotspreis liegen, da Synergien in Kaufpreis DCF Synergy Case abgegolten werden 9.2% 80.0% 10.5% 25.0% 40.0% 24.3% Höhere Abweichungen bei Aktienangeboten, da Aktionär an Kursentwicklung der Käufergesellschaft partizipiert Insbesondere Höchstwert aufgrund der Unzuverlässigkeit von Synergieschätzungen mit Vorsicht zu interpretieren Keine Vergleichbarkeit mit Angebotspreis, da keine Kontrollprämie enthalten. Mittel- und Höchstwert Trading Multiples (16.4)% 40.2% 16.8% (6.6%) 76.9% 11.6% sollten signifikant unter Angebotspreis liegen Positive Abweichungen zu Marktpreis deuten relative Unterbewertung der Zielgesellschaft an Relevanz des Höchstwertes hängt davon ab, ob Unternehmen „best in class“ ist oder sein könnte Macht Aussage zu Kontrollwert und sollte ähnliche Relationen zum Angebotspreis aufweisen wie DCF Transaction Multiples (8.7%) 68.5% 12.7% 3.4% 71.4% 11.6% Base Case Höchstwert sollte nicht weit über Angebotspreis liegen Frage, ob Synergiepotentiale in Bewertung einbezogen werden, muss im Einzelfall untersucht werden Zeigt, ob Kontrollprämie angemessen ist Premium Analysis (3.8%) 80.3% 9.2% 3.7% 75.0% 12.5% Mittel- und Höchstwert sollten beide nahe an Angebotspreis liegen Typische Prämienspanne für Barangebote in USA beträgt 20-30%. Niedrigere Werte sollten hinterfragt werden Verdeutlicht Zahlungsbereitschaft von Finanzkäufern LBO Analysis (5.5%) 71.4% 10.5% 0.5% 81.0% 8.9% Höchstwert als maximale Zahlungsbereitschaft des Finanzkäufers sollte nicht weit über Angebotspreis liegen Bei Transaktionen mit strategischen Käufern sollten Abweichungen tendenziell stärker negativ sein Erlaubt Aussage zu potentieller Marktbewertung einer kapitalstrukturoptimierten Gesellschaft Recap Analysis Sollte über Trading Multiples Bewertung liegen, falls Kapitalstrukturoptimierung werterhöhend (8.5%) 50.0% 14.1% (0.6%) 62.5% 14.4% Falls Angebot fair ist, sollten Werte unter denen der LBO Analysis liegen Mittelwert sollte klar unter Angebotspreis liegen. Falls Höchstwert stark nach oben von Angebotspreis abweicht, ist Kapitalstrukturoptimierung eventuell bessere Alternative als Verkauf Explizite Berücksichtigung von Wachstum über Planungshorizont DFEV Analysis Sollte bei werterhöhendem Wachstum über Trading Multiples Bewertung liegen (11.7%) 63.0% 14.2% 0.2% 59.3% 12.9% Mittelwert sollte deutlich unter Angebotspreis liegen, da keine Kontrollprämie reflektiert wird Relevanz des Höchstwertes hängt davon an, ob Unternehmen „best in class“ ist oder sein könnte. Sollte aber nicht wesentlich über Angebotspreis liegen Vergleichbar mit Angebotspreis, falls auf Basis von DCF oder Transaction Multiples. Sollte auf ähnliche Werte wie die verwendeten Einzelmethoden kommen SOP Analysis (5.8%) 77.3% 12.0% 7.1% 59.1% 15.1% Mittelwert sollte bei DCF-basierter SOP leicht unter Angebotspreis liegen, Höchstwert nicht weit darüber Starke positive Abweichungen des Höchstwertes zum Angebotspreis deuten auf Wertepotentiale aus „Break-Up“ in Einzelsegmente hin, die nicht voll abgegolten werden Abweichungen von 15-30% zum Marktpreis sind als normal einzustufen Analyst Target Prices Hohe positive Abweichungen des Mittelwerts zum Angebotspreis ist Signal für Unangemessenheit, da (6.3%) 71.1% 10.9% 2.8% 69.8% 11.2% Aktionär nach Meinung der Analysten durch Halten der Aktie besser dasteht Untersuchung von Forecasts und verwendeten Bewertungsmethoden ist wichtig, um prinzipielle Vergleichbarkeit mit Bewertungen der Fairness Opinion zu beurteilen Hohe Abweichungen von der relevanten Vergleichsbewertung sollten hinterfragt werden 52-Week High/Low Gibt Aufschlüsse über mögliches „Timing“ des Angebots (19.4%) 20.5% 21.9% (5.6%) 66.7% 14.0% Falls Höchstwert grösser als Angebotspreis, sollten Gründe für Kursverluste seit Höchststand und mögliche Überreaktion des Marktes untersucht werden Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions 159 Abbildung 30: Bewertungsergebnisse der verschiedenen Bewertungsmethoden DCF Base Case e DCF Downside Case e DCF Upside Case e DCF Synergy Case se Trading Multiples es Transaction Multiples s Premium Analysis s LBO Analysis sis DFEV Analysis sis SOP Analysis sis Recap Analysis is Analyst Target Prices es 52-Week High/Low w -50% -40% -30% -20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% -50% -40% -30% -20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% High Valuation to OP Midpoint Valuation to OP Abbildung 31: Genauigkeitsmasse der verschiedenen Bewertungsmethoden DCF Base Case DCF Downside Case DCF Upside Case DCF Synergy Case 19% P remium Analysis LBO Analysis Recap Analysis DFEVAnalysis SOP Analysis Analyst Target P rices 52-Week High Low 15%-Span 0% MAE 49% 68% 11% 40% 69% s 13% 80% 9% 71% 11% 14% 14% 12% 11% 68% 16% 46% 50% is is is 63% is 77% 71% 21% 22% 20% 40% 60% 80% Midpo int Valuatio n to OP 22% gy s is s w 100% 0% 63% 13% de 80% 17% e de 12% Trading Multiples Transaction Multiples 81% 10% 40% 24% 77% 12% 71% 12% 75% 13% 81% 9% 14% 13% 15% 63% 59% 59% 11% 14% 20% 40% 60% High Valuatio n to OP 70% 67% 80% 100% 5.8 Fazit In diesem Kapitel erfolgte erstmals in der Literatur eine detaillierte empirische Untersuchung der Bewertungsergebnisse verschiedener Unternehmensbewertungsmethoden im Rahmen von Fairness Opinions. Es wurden dabei für die in Kapitel 4 vorgestellten Methoden relativ klare Relationen zu Angebots- und Marktpreis festgestellt, die in Abschnitt 5.7 zu einem relativen Bewertungssystem zusammengefasst wurden. Dieses kann dem Adressaten einer Fairness Opinion bei deren Interpretation und Beurteilung von Nutzen sein und wird Eingang in das Framework des nächsten Kapitels finden. Rückblickend auf Kapitel 3 kann festgehalten werden, dass die hier gewonnenen Ergebnisse im Wesentlichen die dort gemachten Aussagen zur Eignung verschiedener Unternehmensbewertungsmethoden im Rahmen von Fairness Opinions unterstützen. Während DCF-Methode und Transaction Multiples relativ gute Vergleichsmassstäbe für den Angebotspreis abgeben, korrespondieren Bewertungsverfahren auf Basis von Trading Multiples wesentlich besser mit dem Marktpreis. Tra- 70% 160 Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse im Rahmen von Fairness Opinions ding Multiples also schlicht als vereinfachendes Substitut für die DCF-Methode anzusehen, wie dies in der Bewertungsliteratur z.T. getan wird,573 ist vor diesem Hintergrund also nicht gerechtfertigt. „Echte“ Substitute sollten über grössere Stichproben nicht zu so systematisch unterschiedlichen Ergebnissen kommen. In Bezug auf die in Kapitel 3 diskutierten Fairness Standards wird also die Irrelevanz des Market Standard of Fairness und die grosse Bedeutung des Independent Entity Standard of Fairness bestätigt. Die postulierte Relevanz von Auction-Based und Single-Owner Standard of Fairness für das obere Ende der Fairness Range konnte zwar für die geringe Anzahl von Barangeboten mit DCF Synergy Case grundsätzlich bestätigt werden, doch zeigte ein Vergleich der Bewertungsergebnisse nach Käufertypen sowie die Analyse der Transaction Multiples Bewertungsergebnisse, dass Synergien wohl eher eine untergeordnete Rolle im Rahmen von Fairness Opinions spielen. Dies steht zwar im Gegensatz zu der Bedeutung, die diesen in der Übernahme- und Bewertungsliteratur z.T. zukommt, könnte aber auch schlichtweg andere Studien bestätigen, die zeigen, dass Synergien nur einen sehr geringen Teil des Angebotspreises ausmachen.574 Schliesslich lassen sich in Bezug auf die in Kapitel 2 vorgebrachten Vorwürfe gegenüber Fairness Opinions drei Punkte festhalten. Erstens ist die Kritik der Willkür in der Methodenwahl im Sinne eines „Pick-and-Choose Approach“, bei dem jeweils auf die Bewertungsmethode abgestellt wird, die das opportunste Ergebnis liefert, zu kurz gegriffen, denn sie impliziert, dass alle Bewertungsmethoden im Ergebnis gleichberechtigt nebeneinander stehen.575 Würden die Banken tatsächlich vollkommen opportunistisch mal diese Methode mal jene Methode zur Rechtfertigung der Angebotspreise heranziehen, sollten sich zudem erratischere Relationen der einzelnen Methoden zum Angebotspreis ergeben. Zweitens lässt sich in Bezug auf den Vorwurf der Willkür in der Methodenanwendung festhalten, dass sich der Einsatz verschiedener methodischer Varianten in der Tat z.T. in den Bewertungsergebnissen niederzuschlagen scheint.576 Diese Erkenntnisse können dem Adressaten von direktem Nutzen bei der Interpretation einer vorliegenden Bewertung sein. Allerdings hat ein Vergleich von First und Second Opinions auch gezeigt, dass sich hier im Durchschnitt keine markanten Unterschiede in den Bewertungsergebnissen ergeben. Dies deutet darauf hin, dass zumindest die Bewertungspraxis der grösseren Banken im Ergebnis nicht allzuweit voneinander entfernt sein dürfte. Schliesslich hat sich in Bezug auf die generelle Anreizlage der Banken ansatzweise gezeigt, dass es leichte Unterschiede in den relativen Bewertungsergebnissen von Fairness Opinions auf Seiten der Ziel- und der Käufergesellschaft zu geben scheint. Obgleich Fragen wie diese hier aufgrund der z.T. zu geringen Stichprobengrösse nicht abschliessend beantwortet werden können, sollte dieses Kapitel doch gezeigt haben, dass die Untersuchung von Fairness Opinion Bewertungen ein enormes Forschungspotential bietet, welches es besser zu erschliessen gilt, um wirklich fundierte Kritik üben zu können. 573 Siehe Fussnote 473. Vgl. Lie / Lie (2002), S. 44: „Consequently, investment bankers and appraisers regularly use valuation by multiples, such as the P/E multiple instead, or as a supplement to DCF analysis.“ 574 Vgl. z.B. Kode / Ford / Sutherland (2003), S. 27 ff. für die Bedeutung von Synergien und Slusky / Caves (1991), S. 293 f. für eine Studie, die Synergien nur einen geringen Anteil an der gesamten Übernahmeprämie zuweist. 575 Vgl. Elson (1992), S. 964 f.: „This fact suggests that a bank has the ability to be “offered” a conclusion as to value by a board seeking a finding of being properly informed, and, by using the right combination of valuation methods, may then create a process to justify the preferred conclusion.“ Vgl. Van den Berg (1984), S. 1116: „Different methods of valuation “generally considered acceptable” such as comparative analysis and discounted cash flow analysis, frequently produce contradictory indications of the “fair” price.“ 576 So z.B. in tendenziell niedrigeren Bewertungen beim Einsatz der Perpetuity Method, beim Einsatz von UmsatzMultiples oder beim Einsatz von Size Premiums. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 161 6 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Ziel dieses Kapitels ist es, ein adressatenbezogenes Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions zu entwickeln. Die Bewertungsliteratur fokussiert sich sehr oft auf Empfehlungen an den Bewerter, aber geht selten darauf ein, wie ein Adressat vorgehen könnte, um eine vorliegende Unternehmensbewertung zu beurteilen. Dieses Kapitel will einen Denkanstoss hierzu geben. Im Fluss der Arbeit kann das vorgeschlagene Framework als partielle Synthese der vorhergehenden Kapitel verstanden werden, da viele der dort gewonnenen Erkenntnisse in diesem verarbeitet werden. Abbildung 32 verdeutlicht den Aufbau dieses Kapitels anhand einer grafischen Darstellung des Frameworks zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen. Abschnitt 6.1 setzt das zu entwikkelnde Framework in den Kontext der Ziele der Bewertungsadressaten und stellt einige leitende Grundsätze zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen auf. Das eigentliche Framework gliedert sich in die drei folgenden Module: Analyse der Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung (Abschnitt 6.2), Analyse der Finanzzahlen (Abschnitt 6.3) und die Analyse der Unternehmensbewertung (Abschnitt 6.4). Die Analyse der Unternehmensbewertung beinhaltet dabei vier Teilschritte, die bei der Erfassung der verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden beginnen und mit der Analyse der Bewertungsergebnisse enden. Zum Schluss des Kapitels wird in Abschnitt 6.5 ein Fazit gezogen. Abbildung 32: Aufbau Kapitel 6 und Framework zur Beurteilung von Bewertungen 6.1 Ziele des Adressaten Beurteilung der Plausibilität und Glaubwürdigkeit der Bewertung Analyse der Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung 6.2 Relevance Analyse der Finanzzahlen 6.3 6.4 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen Eigenes Urteil in Bezug auf Angemessenheit des Angebots Analyse der Unternehmensbewertung Bestandesaufnahme der verwendeten Methoden Analyse der Bewertungsergebnisse Analyse von Methodenanwendung und Parameterwahl Analyse der Konsistenz der Bewertungsparameter Fair Transformation 6.1 Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations Consistency Understandability 162 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 6.1 Grundsätze zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen Ziel des Adressaten einer Fairness Opinion Bewertung ist es, mit deren Hilfe zu einer Entscheidung in Bezug auf die finanzielle Angemessenheit eines vorliegenden Übernahmeangebots zu gelangen.577 Dafür muss der Adressat abklären, ob die vorliegende Unternehmensbewertung plausibel ist und eine glaubwürdige Entscheidungsgrundlage darstellt. Dem Glaubwürdigkeitskriterium kommt dabei grosse Bedeutung zu, denn es ist aus Sicht des Adressaten „nicht rational, einen als unglaubwürdig erachteten Wert als Preis zu akzeptieren.“578 Damit die Fairness Opinion ihre Funktion also ordnungsgemäss erfüllen kann, sollte die ermittelte Bandbreite fairer Werte argumentativ so unterlegt sein, dass sie vom Adressaten als plausible und glaubwürdige Entscheidungsgrundlage erachtet werden kann. Welche Grundsätze sollte eine Bewertung aus Sicht des Adressaten nun erfüllen, damit sie als angemessene Entscheidungsgrundlage dienen kann? Lassen sich analog zu den „Qualitative Characteristics of Decision-useful Financial Reporting Information“ der Rechnungslegung579 gleichsam „Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations“ aufstellen, die den Adressaten bei der Beurteilung einer vorliegenden Bewertung, unabhängig von der konkreten Situation, als „Standards of Judging“580 leiten können?581 Gemeint sind hier insbesondere nicht die in der deutschen Literatur bekannten „Grundsätze ordnungsgemässer Unternehmensbewertung“ von Moxter.582 Diese richten sich erstens primär an den Bewerter und nicht an den Adressaten, und sind zweitens aufgrund ihrer Spezifizität, die auf einzelne Bewertungsfragestellungen eingeht, hier ungeeignet. Vielmehr bedarf es allgemeiner Grundsätze, die dem Adressaten bei der Beurteilung einer Unternehmensbewertung hilfreich sein können, ohne dabei dogmatisch präskriptiv zu werden und den Bewertungsspielraum zu stark einzuengen. Aus Sicht des Verfassers lassen sich die folgenden „Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations“ aufstellen, die sich eng an das FASB „Conceptual Framework of Financial Reporting“ anlehnen, aber die Sichtweise der Rechnungslegung verlassen und die Grundsätze auf das „Beurteilungsobjekt Unternehmensbewertung“ übertragen. Diese vier Grundsätze sollen im Folgenden kurz erläutert werden. Abbildung 33: Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations Faithful Transformation Relevance Verifiability Neutrality Understandability Consistency Completeness 577 Dies läuft, wie in Kapitel 5 gezeigt wurde, auf eine Minimierung des Bewertungsfehlers erster Art hinaus, d.h. der Adressat will die Wahrscheinlichkeit minimieren, dass der tatsächliche Wert des Unternehmens über dem Angebotspreis liegt. 578 Vgl. Barthel (2006), S. 463 und Barthel (2005), S. 36, der in diesem Zusammenhang die Bedeutung der „Argumentationsfunktion“ der Unternehmensbewertung betont. 579 Vgl. hierzu ausführlich FASB (2006), S. IX ff. 580 Vgl. Needles / Powers (2005), S. 215. 581 Die Grundsätze der Rechnungslegung („Qualitative Characteristics“), die sowohl im FASB als auch im IFRS Framework festgehalten sind, sind zu verstehen als „verschiedene qualitative Merkmale […], die ein Jahresabschluß […] aufweisen muss, damit er der geforderten Informationsvermittlung zum Zweck der ökonomischen Entscheidfindung gerecht wird.“ (vgl. Achleitner / Behr (2003), S. 99). Diese Grundsätze sollen somit die Interpretation der Rechnungslegung für den Adressaten erleichtern und gehen nicht auf Spezialprobleme der Rechnungslegung ein. 582 Vgl. Moxter (1983). Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 163 1. Relevance „Relevant valuation information is capable of making a difference in the decisions of users. Information may be capable of making a difference in a decision—and thus be relevant—even if some users choose not to take advantage of it or are already aware of it.“583 Es sollten all jene Unternehmensbewertungsmethoden und Backup-Analysen benutzt werden und mit den dazugehörigen Annahmen offengelegt werden, die für die Entscheidung eines Adressaten relevant sein könnten. Dies legt einen Methodenpluralismus nahe, wie er in vielen amerikanischen Fairness Opinions praktiziert wird, denn jeder weitere Bewertungsbenchmark bringt zusätzliche Datenpunkte, die für die Entscheidung des ein oder anderen Adressaten relevant sein könnten. Auch in Bezug auf den Einsatz von Szenarien impliziert dieser Grundsatz, dass der Bewerter eher mehr als weniger Informationen berücksichtigen und offenlegen sollte. 2. Faithful Transformation „To be useful in making decisions, a valuation must be a faithful transformation of the real-world economic phenomena that it purports to represent. To be a faithful transformation of those economic phenomena, a decision-useful valuation must be verifiable, neutral, and complete.“584 Im Gegensatz zur Rechnungslegung, die versucht, „real-world economic phenomena“ in Geldeinheiten abzubilden („Fair Representation“), geht die Unternehmensbewertung einen Schritt weiter. Sie nimmt die Geschäftspläne als Repräsentation zukünftiger „real economic phenomena“ zur Grundlage und transformiert diese in Unternehmenswerte. „Verifiability implies that different knowledgeable and independent observers would reach general consensus, although not necessarily complete agreement, that the transformation has been achieved without material error or bias.“585 Dieser Grundsatz besagt, dass Unternehmensbewertungen in einem Masse nachprüfbar sein sollten, dass ein unabhängiger, qualifizierter Dritter bei der Beurteilung der wesentlichen Bewertungsschritte auf ähnliche Schlüsse kommt. Offensichtliche Fehler oder eine willkürliche Annahmenwahl verletzen diesen Grundsatz. Dagegen soll dieser Grundsatz nicht nahe legen, dass es für jede Fragestellung jeweils nur eine „richtige Bewertungsannahme“ geben muss. Die Annahmen sollten lediglich in einer Art und Weise gewählt sein, dass innerhalb adäquater Schwankungsbreiten ein gewisser Konsens in Bezug auf diese entstehen kann.586 Somit impliziert dieser Grundsatz nicht, dass zwei unabhängig voneinander erstellte Unternehmensbewertungen zwangsläufig auf das gleiche Bewertungsergebnis kommen müssen. Da es für jede Bewertungsannahme eine Bandbreite adäquater Ausprägungen geben kann, können die kumulierten Abweichungen in den Annahmen zweier Bewertungen zu durchaus unterschiedlichen Bewertungsergebnissen führen, obgleich beide den Grundsatz der Verifiability erfüllen. 583 In Anlehnung an FASB (2006), S. 23 ff. Die Unterpunkte „Predictive Value“, „Confirmatory Value“ und „Timeliness“ werden hier nicht weiter thematisiert, da sie eher rechnungslegungsspezifisch sind. 584 In Anlehnung an den FASB Grundsatz der „Fair Representation“ (FASB (2006), S. 25). 585 In Anlehnung an FASB (2006), S. 27 f. 586 Vgl. analog FASB (2006), S. 28: „To be verifiable, information need not be single point estimates. A range of possible amounts and the related probabilities can also be verified.“ 164 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions „Neutrality is the absence of bias intended to attain a predetermined result or to induce a particular behavior.“587 Viel mehr noch als dies in der Rechnungslegung der Fall ist, sind in der Unternehmensbewertung zahlreiche Annahmen zu treffen, wobei der Bewerter in seinem Urteil stets neutral sein sollte. Allerdings bedeutet dieser Grundsatz nicht, dass der Bewerter möglichst „genaue“ Punktschätzungen des „wahren Unternehmenswertes“ anstreben muss. Eine „Decision-useful Valuation“ im Fairness Opinion Kontext zeichnet sich gerade dadurch aus, dass auch mögliche Szenarien und Sensitivitäten untersucht werden, die die Bewertungsspanne tendenziell erweitern. Sobald sich aber nicht verifizierbare Annahmen häufen und die Bewertung zu sehr in eine Richtung „gedehnt“ wird, kann nicht mehr von Neutralität gesprochen werden. „Completeness means including in valuations all information that are necessary for a faithful transformation of the economic phenomena that the valuation purports to represent.“588 Alle materiellen bewertungsrelevanten Sachverhalte sollten in der Bewertung berücksichtigt werden. Dieser Aspekt bezieht sich dabei nicht allein auf die Transformation der Geschäftspläne im Rahmen der Unternehmensbewertung, sondern auch auf die Geschäftspläne selbst. Materielle zukünftige Veränderungen des Geschäfts, wie z.B. Restrukturierungen oder Produkteinführungen, müssen in der Bewertung reflektiert werden. 3. Consistency „Consistency refers to use of the same valuation procedures and assumption, either over subsequent valuations or in a single valuation across different valuation methods.“589 Wie weiter unten zu sehen sein wird, dienen wichtige Bewertungsparameter wie die Kapitalkosten oft als Inputs mehrerer Unternehmensbewertungsmethoden. Explizite oder implizite Inkonsistenzen dieser Parameter über verschiedene Bewertungsmethoden hinweg, die unbegründet bleiben, verringern die Plausibilität und Glaubwürdigkeit der Bewertung. Da Unternehmensbewertungen stichtagsbezogen sind, sollten relevante Veränderungen des Geschäfts selbstverständlich in den Bewertungsannahmen berücksichtigt werden, falls zwei zeitlich aufeinanderfolgende Fairness Opinions zur gleichen Transaktion erbracht werden.590 Allerdings sollten Annahmeänderungen, die sich nicht durch grundlegende Veränderungen im Geschäft plausibilisieren lassen, sowie methodische Abweichungen gut begründet werden. So wäre z.B. die unbegründete Nichtverwendung einer Unternehmensbewertungsmethode in der zweiten Fairness Opinion, welche in der ersten Fairness Opinion noch zum Einsatz kam, als methodische Inkonsistenz zu werten. 587 Vgl. FASB (2006), S. 29. 588 In Anlehnung an FASB (2006), S. 30. 589 In Anlehnung an FASB (2006), S. 30 f. Das FASB spricht hier von „Comparability“ und sieht die Konsistenz lediglich als Mittel, um dieses Oberziel zu erreichen. Dies ist aufgrund der Wichtigkeit der intertemporären Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen durchaus plausibel. Im Bewertungskontext ist die intertemporäre Vergleichbarkeit dagegen eher sekundär. Hier ist es wichtiger, dass die vorliegende Bewertung in sich geschlossen ist, weshalb hier von „Consistency“ als dominierendem Grundsatz gesprochen wird. Dabei wird die intertemporäre Konsistenz, wie die Formulierung zeigt, hier durchaus mit abgedeckt. 590 „When the facts change, I change my mind. And what do you do, Sir?“, John Maynard Keynes, zitiert bei Damodaran (2002), S. 4, der diesen Punkt ebenfalls hervorhebt. Vgl. hierzu auch Unterabschnitt 2.1.6. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 165 4. Understandability „Understandability is the quality that enables users who have a reasonable knowledge of business and economic activities and valuation, and who study the valuation with reasonable diligence, to comprehend its meaning. Understandability is enhanced when information is classified, characterized, and presented clearly and concisely.“591 Für jede Unternehmensbewertungsmethode sollten die materiellen Schritte, die den Geschäftsplan in ein Bewertungsergebnis transformieren, für den Adressaten nachvollziehbar sein, so dass die Unternehmensbewertung in ihrer Gesamtheit beurteilt werden kann.592 Dies impliziert ein ausreichendes Mass an Offenlegung, wie es insbesondere in den amerikanischen Proxy Materials nur selten anzutreffen ist. Diese vier Grundsätze zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen sowie die Ziele des Adressaten bilden gleichsam die Grundlage für das adressatenbezogene Framework, das in den folgenden drei Abschnitten vorgestellt wird. Während das Framework eine konkrete Vorgehensweise vorschlägt, die dem Adressaten bei der Erreichung seiner Ziele in Bezug auf die Bewertung helfen soll, sind die „Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations“ als allgemeine Beurteilungshilfen zu verstehen, die in zahlreiche Aspekte des Frameworks miteinfliessen. 6.2 Analyse der Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung Vor dem Hintergrund einiger der in Abschnitt 2.4 diskutierten potentiellen Defizite der Fairness Opinion ist ein Verständnis der Rahmenbedingungen, in denen diese und die dazugehörige Unternehmensbewertung erbracht wird, wichtig. Abbildung 34 gibt einen Überblick über einige Zusammenhänge und Checks, die der Adressat nutzen kann, um die Rahmenbedingungen der Bewertung zu beurteilen. Ausgangspunkt ist die Identifikation von möglichen Interessenkonflikten bei Geschäftsleitung, Verwaltungsrat und Investmentbank, die sich jeweils gegenseitig beeinflussen bzw. bedingen können. Dabei kann natürlich nur auf Indizien abgestellt werden, die für ein mehr oder minder stark ausgeprägtes Interessenkonfliktpotential sprechen könnten. In einem zweiten Schritt sollte überprüft werden, ob Massnahmen getroffen werden, um Interessenkonflikte bzw. deren mögliche Auswirkungen zu mindern, wie z.B. das Einholen einer zweiten Fairness Opinion. Dies zeigt, wie gewillt die Beteiligten sind, ihre mögliche Einflussnahme auf ein präferiertes Ergebnis einzuschränken. Selbst bei starken Indizien für das Vorliegen von Interessenkonflikten und dem Fehlen geeigneter Gegenmassnahmen kann das Fazit aus diesen beiden Analyseschritten nicht lauten, dass auf jeden Fall von einer verzerrten Fairness Opinion Bewertung auszugehen ist. Allerdings kann eine Untersuchung der Rahmenbedingungen den Adressaten der Fairness Opinion dafür sensitivieren, in welche Richtung eine etwaige Verzerrung zu vermuten wäre, wie stark die möglichen Anreize für eine solche sein könnten und wie gewillt die Parteien sind, solchen Vermutungen selbst vorzubeugen.593 591 In Anlehnung an FASB (2006), S. 31. 592 Vgl. auch Barthel (2006), S. 466: „Wenn Unternehmenswerte lediglich „betragsmäßig“ gegenüber einem Bewertungsadressaten präsentiert werden, so ist dieser Betrag ohne zusätzliche Information über Art der Fundierung, Herleitung der Ausgangsgrößen und Zusammensetzung der wesentlichen Bestandteile nahezu informationslos.“ 593 Diesen Grundsatz hält ähnlich auch Damodaran (2002), S. 2 fest: „When using a valuation done by a third party the biases of the analyst(s) doing the valuation should be considered before decisions are made on its basis.“ 166 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Abbildung 34: Vorgehen zur Analyse der Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung594 Management / Verwaltungsrat Investmentbank Eigenkapitalbeteiligung bei LBO bzw. bei MBO1 Hohe Abfindungszahlungen oder Einlösbarkeit von Optionen und Aktienpaketen im Übernahmefall Hoher Sign-On Bonus bei Käufergesellschaft Job- oder Machtverlust bei Übernahme Vergütungsstruktur des Verwaltungsrates Enge Bindung des Verwaltungsrats an Management und mangelnde Unabhängigkeit … FO wird neben Tätigkeit als Berater erbracht Erfolgsabhängige Entlohnungskomponente Unüblich hohe Entlohnung Enge Bindung zwischen Bank und Auftraggeber (z.B. intensive vergangene Beziehungen) Aussicht auf zukünftige Aufträge Bank als Treiber/“Originator“ der Transaktion „Dual Representation“ … Massnahmen zur Minderung von Interessenkonflikten bzw. deren Auswirkungen Einsatz von Special Committees mit klarem Aufgaben- und Entlohnungsprofil2 Objektive Auswahl der Bank Einholen einer Second Opinion Einsatz eines unbeteiligten Fairness Committee bei der Bank Kritische Hinterfragung der Bewertung durch VWR3 Effiziente Auktion und Arm‘s Length Verhandlungen (Angebotspreis mehrmals erhöht?)4 Vollständige Offenlegung in Bezug auf Interessenkonflikte und Bewertung … Sensitivierung der Adressaten 6.3 Analyse der Finanzzahlen Die zukünftigen Finanzzahlen des zu bewertenden Unternehmens sind die Grundlage aller zukunftsbezogenen Unternehmensbewertungsmethoden. Deshalb ist es für den Adressaten wichtig, sich ein Bild von deren Plausibilität und Glaubwürdigkeit zu machen. Da die Finanzzahlen zumeist vom Management des zu bewertenden Unternehmens zur Verfügung gestellt werden, zeigt sich die Bedeutung der soeben skizzierten Analyse der Rahmenbedingungen. Ein Management, das Anreize hat, eine Transaktion durchzuführen oder scheitern zu lassen, kann über zu optimistische bzw. zu pessimistische Geschäftspläne einen direkten Einfluss auf die Unternehmensbewertung und damit das Fairnessurteil nehmen, insbesondere wenn die Planrechnungen nicht weiter durch die Investmentbank untersucht werden. Abbildung 35 zeigt ein mögliches Vorgehen, um die Plausibilität und 594 Zu Fussnoten in der Abbildung: (1) Vgl. DeAngelo (1986), S. 400: „The potential for insider managers to breach their fiduciary duty to outside stockholders by paying them less than fair value for their shares, […] and the recent boom in leveraged buyouts has kindled significant concern about these transactions in the financial community.“ (2) Vgl. Cooke (1996), S. 18: „In cases where management could be perceived as being biased, such as in a goingprivate transaction, directors may appoint a special committee of disinterested directors to hire a firm to render a fairness opinion. The courts often will consider the use of this type of special committee as evidence of the board’s good faith effort to be fair to shareholders.“ Für gerichtliche Anforderungen an Special Committees siehe Grossbauer / Reilly (2006), S. 19 ff. (3) Vgl. Cooke (1996), S. 20: „Before accepting a fairness opinion, directors should conduct a painstaking review of not only the opinion itself, but the process used to arrive at the opinion. This can take place most effectively by having the bankers responsible for preparing the opinion defend their valuation.“ (4) Vgl. Hall (2005), S. 20. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 167 Glaubwürdigkeit der in der Bewertung verwendeten Finanzzahlen zu untersuchen. Die einzelnen Schritte werden im Folgenden erläutert. Abbildung 35: Vorgehen zur Analyse der Finanzzahlen Beurteilung der Plausibilität der Geschäftspläne Vergleich mit Zahlen der Vergangenheit Abweichungen massiv? Vergleich mit Schätzungen der Finanzanalysten Vergleich mit vergangenen und zukünftigen Kennzahlen der Vergleichsunternehmen Plausible Begründungen für Abweichungen? Beurteilung der Glaubwürdigkeit der Geschäftspläne Performance des Managements in der Vergangenheit Over-/Underperformance zum Budget? Over-/Underperformance zu Analystenerwartungen? Informationspolitik des Managements Plötzliche Gewinnwarnungen oder Planänderungen vor Transaktion? Zeitpunkt und Umstände der Planerstellung Umgang der Bank mit Finanzzahlen Hinterfragung und Sensitivierung der Geschäftspläne durch Bank? Explizite Beschränkungen der Bank durch Auftraggeber? Adäquate Berücksichtigung von Upsides, Downsides und Synergien Berücksichtigung realistischer Upsides nach Corporate Opportunity Doktrin? Berücksichtigung von realistischen Synergiepotentialen? Adäquate Beurteilung möglicher Risiken? Überbetonung von Upsides oder Downsides? In einem ersten Schritt kann der Adressat verschiedene Benchmarks heranziehen, um die generelle Plausibilität der Finanzzahlen zu untersuchen: 1. Vergleich mit Zahlen der Vergangenheit: • Weicht das Umsatzwachstum über den Planungshorizont stark vom Wachstum der letzten Jahre ab? Was sind die Gründe für ein stärkeres oder schwächeres Wachstum? • Wie haben sich die EBITDA-Margen in den letzten Jahren entwickelt und wie vergleichen sich diese zu den Margen der Planrechnung? Setzt sich ein etwaiger Trend in der Zukunft fort oder liegt ein Bruch vor? • Wie verhielten sich Investitionen ins Anlage- und Umlaufvermögen in Relation zum Umsatz in der Vergangenheit? Wurde höheres Umsatzwachstum durch höhere relative Investitionen ins Anlagevermögen erkauft? Wie sehen im Vergleich dazu die Relationen der Zukunft aus? 2. Vergleich mit Schätzungen der Finanzanalysten • Wie verhalten sich die wesentlichen bewertungsrelevanten Grössen wie Umsatz, EBITDA, Investitionen, Umlaufvermögen im Vergleich zu den Schätzungen der Finanzanalysten? • Falls die Schätzungen des Managements wesentlich optimistischer oder pessimistischer als jene der Finanzanalysten sind, was sind die Gründe dafür? Fehlen den Analysten schlichtweg relevante Informationen oder weichen diese bewusst von den Erwartungen des Managements ab? 168 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 3. Vergleich mit Zahlen der Vergleichsunternehmen • Wie unterscheiden sich die zentralen relativen Finanzgrössen (Umsatzwachstum, Margen, Capex/Umsatz, NUV/Umsatz etc.) von denen der Vergleichsunternehmen? • Wie verhalten sich die Analystenschätzungen für die Vergleichsunternehmen zu den Analystenschätzungen für die Zielgesellschaft? Schreiben sich die relativen Unterschiede, die für die Vergangenheit festgestellt werden konnten, für die Zukunft fort? Wie verhält sich die Planrechnung des Managements im Vergleich dazu? Selbstverständlich wird es im Regelfall für all diese Benchmarks Abweichungen der Geschäftspläne geben. Zentral für die Beurteilung der Plausibilität durch den Adressaten ist, wie massiv diese Abweichungen sind und ob gute Begründungen durch das Management oder die Bank gegeben werden. Insbesondere der Grundsatz der Understandability ist hier von entscheidender Bedeutung. Werden nun aber zum Beispiel massive Verbesserungen der Performance projiziert, so muss der Adressat, selbst wenn das Management Gründe hierfür angibt, in einem zweiten Schritt zu einer generellen Einschätzung bezüglich der Glaubwürdigkeit der Finanzzahlen kommen. Auch hierzu lassen sich verschiedene Benchmarks heranziehen. 1. Performance des Managements in der Vergangenheit • Hat das Management in der Vergangenheit seine Pläne systematisch erfüllt oder gab es eine klare Under-, bzw. Overperformance? Falls das Management in der Vergangenheit seine Pläne stets übertroffen hat, kann dies einem optimistischen Plan Glaubwürdigkeit verleihen. • Hat das Management in der Vergangenheit die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen oder eher nicht erreicht? Eine konstante Overperformance in der Vergangenheit kann dem Adressaten grössere Sicherheit in Bezug auf die Erreichung der Planzahlen geben. Dagegen nimmt eine systematische Underperformance der Planrechnung an Glaubwürdigkeit.595 2. Informationspolitik des Managements • Gab es plötzliche Gewinnwarnungen vor der Transaktion oder signifikante Planänderungen kurz vor Abgabe der Fairness Opinion, die nicht ausreichend plausibilisiert werden können? • Ist die Planrechnung Ergebnis einer normalen periodischen Budgetierung oder wurde sie speziell für die Transaktion angefertigt?596 Bei entsprechenden Anreizen könnten hier Indizien zu finden sein, dass das Management über eine entsprechende Informationspolitik versucht, die Bewertung in eine gewisse Richtung zu lenken.597 595 Vgl. Copeland / Dolgoff (2006), S. 90: „If management has a constant upward bias in the signal that it sends to the market, investors will adjust for that bias when interpreting the message.“ 596 Prescott Group Small Cap, L.P. v. Coleman Co., 2004 Del. Ch. LEXIS 131, at *76 (Del. Ch.): „When management projections are made in the ordinary course of business, “they are generally deemed reliable”.“ 597 Vgl. DeAngelo (1986), S. 404: „The magnitude of that premium depends on relative bargaining positions, which can be enhanced (or undercut) by the earnings managers report prior to and during the negotiations.“ Vgl. Hall (2005), S. 17, der ein Gerichtsurteil zitiert, in dem die Direktoren haftbar gemacht wurden, weil sie der Investmentbank für die Fairness Opinion einen anderen Plan als der Finanzierungsbank zur Verfügung stellten. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 169 3. Umgang der Bank mit Finanzzahlen • Ein weiteres Glaubwürdigkeitskriterium ist, ob die Bank selbst sichtbare Anstrengungen unternommen hat, die Finanzzahlen zu plausibilisieren.598 Auch der Einsatz von Sensitivitäten und verschiedenen Szenarien deutet darauf hin, dass sich die Bank mit den Finanzzahlen auseinandergesetzt hat, was deren Glaubwürdigkeit erhöht. • Hingegen können explizite Beschränkungen der Bank durch den Auftraggeber die Glaubwürdigkeit der Planrechnungen massiv verringern.599 Auf der anderen Seite sollte es gut begründet werden, falls die Bank ganz auf ihre eigenen Pläne statt auf jene des Managements abstellt, insbesondere wenn dadurch die Bewertung in eine Richtung gelenkt wird, die möglichen Anreizen der Bank entgegenkommt.600 4. Adäquate Berücksichtigung von Upsides, Downsides und Synergien • Der Base Case des Managements sollte die erwartete finanzielle Entwicklung des Unternehmens reflektieren. Allerdings erhöht ein adäquater Einbezug von Upsides und Downsides die Glaubwürdigkeit der Fairness Opinion, da das Urteil damit in Bezug auf mögliche Eventualitäten der Geschäftsentwicklung hin abgesichert wird. Auch die Berücksichtigung von Synergien wirkt in diesem Sinne glaubwürdigkeitserhöhend, da hierdurch eine höhere Messlatte für die Fairness des Angebots im Sinne des Auction-Based bzw. Single-Owner Standards of Fairness gelegt wird. • Insbesondere der Einbezug realistischer Upsides zum Base Case ist für den Aktionär der Zielgesellschaft wichtig, da er diese Upsides zumindest teilweise im Kaufpreis abgegolten haben will. Dagegen ermöglicht die Berücksichtigung von Risiken bzw. Downsides ein besseres Verständnis der Käuferperspektive, denn der Angebotspreis ist das materialisierte Resultat eines Verhandlungsprozesses, der sowohl Upsides als auch Downsides berücksichtigt. • Gerade falls die Analyse der Rahmenbedingungen der Bewertung gezeigt hat, dass gewisse Anreize bestehen, kann allerdings eine zu einseitige Betonung von Upsides bzw. Downsides die Glaubwürdigkeit beeinträchtigen. So kann ein übermässiger Fokus auf unrealistische Upsides dazu führen, dass attraktive Übernahmen ungerechtfertigterweise abgelehnt werden601, wohingegen eine Überbetonung der Downsides, insbesondere bei Anreizen von Management und Bank, das Angebot anzunehmen, glaubwürdigkeitsmindernd wirken.602 598 Siehe Abschnitt 4.4, wo einige Backup-Analysen aufgeführt sind, die in der Fairness Opinion Praxis dazu herangezogen werden. 599 Vgl. Cooke (1996), S. 20: „Those who furnish information should be aware that interference on their part with the banker’s research, such as placing constraints on the investigation, could have an adverse effect on the fairness opinion’s credibility.“ 600 Prescott Group Small Cap, L.P. v. Coleman Co., 2004 Del. Ch. LEXIS 131, at *76 (Del. Ch.): „Experts who then vary from management forecasts should proffer legitimate reasons for such variance.“ 601 Vgl. Black / Kraakman (2002), S. 556: „Relying on management’s projections, without discounting for the risk that the projections will not be achieved, allows investment bankers to find unfair a price that a hypothetical perfectly informed investor would happily accept.“ 602 Vgl. hierzu DeAngelo (1986), S. 404 f. bei Going Privates. 170 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 6.4 Analyse der Unternehmensbewertung Nach der Beurteilung von Plausibilität und Glaubwürdigkeit der Finanzzahlen kann in einem letzten Schritt der Fokus auf die eigentliche Unternehmensbewertung gelegt werden, welche die Geschäftspläne in Unternehmenswerte transformiert. Wie Abbildung 32 zu Beginn des Kapitels verdeutlicht, baut die Analyse der Unternehmensbewertung dabei auf den beiden vorangegangenen Analyseschritten auf, was grafisch durch die Verschachtelung der drei Schritte zum Ausdruck gebracht wird. Die Analyse der Unternehmensbewertung vollzieht sich in vier Unterschritten, die in den folgenden Unterabschnitten erläutert werden. In einem ersten Schritt wird eine Bestandesaufnahme der verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden gemacht, wobei der Adressat sich über die grundsätzliche Relevanz und Funktion der einzelnen Methoden im konkreten Kontext klar werden sollte (Unterabschnitt 6.4.1). In einem zweiten Schritt wird die Anwendung der Bewertungsmethoden und die Art und Weise, wie zentrale Bewertungsparameter gewählt werden, untersucht (Unterabschnitt 6.4.2). Drittens wird die Konsistenz von zentralen Bewertungsparametern überprüft, um weitere Aufschlüsse bezüglich deren Plausibilität zu gewinnen (Unterabschnitt 6.4.3). In einem vierten Analyseschritt werden dann die Bewertungsergebnisse untersucht (Unterabschnitt 6.4.4), um die Erkenntnisse hieraus schliesslich im Sinne einer Rückkoppelung mit den vorangegangenen Analyseschritten in Verbindung zu bringen und zu einem Gesamturteil zu kommen (Unterabschnitt 6.4.5). Diese Rückkoppelungssschleife wird in Abbildung 32 durch den grauen Pfeil angedeutet, denn die Analyse der Bewertungsergebnisse baut nicht nur auf den vorhergehenden Schritten auf, sondern eröffnet ihrerseits weitere Interpretationsmöglichkeiten. 6.4.1 Bestandesaufnahme der verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden Sowohl in amerikanischen als auch in schweizerischen Fairness Opinion kommen in der Regel mehrere Unternehmensbewertungsmethoden zum Einsatz. Der Adressat sollte deshalb in einem ersten Schritt eine Bestandesaufnahme der verwendeten Methoden anstellen und sich dabei die folgenden drei Fragen beantworten: • Welchem Fairness Standard entspricht die verwendete Unternehmensbewertungsmethode? Dies ist eine wichtige Erkenntnis, um sich der Funktion der Methode im Fairness Opinion Kontext und der grundsätzlichen Vergleichbarkeit mit dem Angebotspreis bewusst zu werden. Hierbei kann auf die Erkenntnisse aus Kapitel 3 und 5 zurückgegriffen werden. • Welche Funktion erfüllt die Unternehmensbewertungsmethode für den Adressaten? Alle Unternehmensbewertungsmethoden messen Unternehmenswerte, aber die Aussagen, die sich daraus für den Adressaten ergeben, sind durchaus verschieden. • Wie ist die Verwendung bzw. Nichtverwendung einer Unternehmensbewertungsmethode zu beurteilen? Hier können die Erkenntnisse aus Kapitel 4 in Bezug auf die Verwendungshäufigkeiten der einzelnen Bewertungsmethoden in unterschiedlichen Kontexten genutzt werden. Vor allem bei weit verbreiteten Methoden sollte eine etwaige Nichtverwendung begründet werden. Andernfalls muss sich der Adressat fragen, ob die Bewertungsmethode bewusst ausgelassen wurde, um das Gesamtergebnis in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Bei Methoden, die grundsätzlich weniger oft Anwendung finden, ist auf die konkrete Situation abzustellen. Gemäss dem Grundsatz der Relevance sollten möglichst viele potentiell entscheidungsrelevante Aspekte und Alternativen zu dem Angebot berücksichtigt werden. Der parallele Einsatz mehrerer Bewertungsmethoden ist somit als positiv anzusehen. Ein solcher Methodenpluralismus hat zudem Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 171 den Vorteil, dass der Adressat mehr Bezugspunkte erhält, um in den folgenden Analyseschritten Bewertungsparameter und –ergebnisse zu plausibilisieren. Aufbauend auf den Erkenntnissen der vorangegangenen Kapitel zeigt Tabelle 87 ein Raster zur Bestandesaufnahme von Unternehmensbewertungsmethoden, die in der Fairness Opinion Praxis anzutreffenden sind. Dabei werden für die einzelnen Methoden die korrespondierenden Fairness Standards, die Funktionen für den Adressaten sowie eine Beurteilungshilfe in Bezug auf deren Verwendung bzw. Nichtverwendung angegeben. Tabelle 87: Raster zur Bestandesaufnahme von Unternehmensbewertungsmethoden603 Methode Fairness Standard MS IES DCF Base Case 9 DCF Downside Case 9 DCF Upside Case 9 ABS/SOS Funktion für Adressaten Erwarteter Wert des unabhängigen Unternehmens auf Basis des wahrscheinlichsten Geschäftsplans Beurteilung Verwendung / Nichtverwendung Verwendung ist absoluter Standard Nichtverwendung sollte gut begründet sein (z.B. Verlustunternehmen) Verdeutlichung möglicher Wertrisiken Verwendung ist als positiv zu beurteilen Besseres Verständnis der Käuferperspektive Überbetonung von Downsides zu hinterfragen, Worst-Case Wertentwicklung bei Ablehnung des Angebots Maximaler Wert des unabhängigen Unternehmens Verdeutlicht Abgeltung von Upsides im Angebotspreis Relevant für Minimierung Bewertungsfehler erster Art 9 DCF Synergy Case Verdeutlicht, inwiefern Synergien im Angebotspreis abgegolten werden insbesondere falls kein Upside Case verfügbar Verwendung ist als positiv zu beurteilen, da äusserst relevant für Aktionär, der Kaufpreis maximieren will Selten bei Cash Transaktionen. Verwendung ist hier als sehr positiv einzustufen Standard bei Stock Transaktionen. Nichtverwendung sollte begründet sein Trading Multiples 9 Zeigt Unter- oder Überbewertung des Marktwertes im Vergleich zu Peers Lässt Aussagen zu Fair Market Value zu Verwendung ist absoluter Standard Nichtverwendung sollte gut begründet sein (z.B. keine vergleichbaren Unternehmen) Keine Vergleichbarkeit mit Angebotspreis 9 Transaction Multiples 9 Premium Analysis 9 9 Misst mindestens Kontrollwert des unabhängigen Verwendung ist absoluter Standard Unternehmens Je nach Wahl der Vergleichstransaktionen Einbezug von Synergien Nichtverwendung sollte gut begründet sein (z.B. Zeigt, ob Kontrollprämie angemessen ist Verwendung in Mehrheit der Transaktionen Zugrundegelegter Marktpreis vor Angebot sollte Fair Nichtverwendung sollte begründet werden (z.B. Market Value repräsentieren Je nach Wahl der Vergleichstransaktionen Einbezug von Synergien 9 LBO Analysis Zahlungsbereitschaft eines Finanzkäufers in LBO Bei Transaktionen mit strategischem Käufer zur Beurteilung eines alternativen Verkaufs an Finanzkäufer keine vergleichbaren Transaktionen) keine vergleichbaren Transaktionen oder Marktpreis vor Transaktion nicht repräsentativ) Sollte bei Transaktionen mit Finanzkäufern als Standard angesehen werden Verwendung bei Transaktionen mit strategischem Käufer als sehr positiv zu werten Recap Analysis 9 Erlaubt Aussage zu potentieller Marktbewertung einer DFEV Analysis 9 Trading Multiples Bewertung, die Wachstum über kapitalstrukturoptimierten Gesellschaft 9 9 9 zu werten Standardmethode bei einigen Banken (GS, UBS). Planungshorizont in Bewertung miteinbezieht Nichtverwendung sollte dort hinterfragt werden Lässt Aussagen zu möglichen Auswirkungen von Verwendung in Kombination mit normaler Trading Wachstum auf Marktwert zu SOP Analysis Keine Standardmethode. Einsatz ist als sehr positiv Effiziente Bewertung für diversifizierte Unternehmen oder Multiples Bewertung als positiv zu werten Bei grossen Mehrsegmentunternehmen verbreitet Erfassung von Werteffekten aus Auflösung („Break-Up Verwendung im Sinne einer „Break-Up Value Value“) Analysis“ als positiv zu werten Meist auf DCF-Basis. Unterschiedliche Fairness Standards, falls basierend auf Trading oder Transaction Multiples 9 Net Asset Valuation Untersucht, ob Liquidation attraktive Alternative zu Going Concern des Unternehmens ist Keine Standardmethode Bei hohen Verlusten oder leicht veräusserbaren Aktiven (Immobilienportfolio) ist Einsatz als positiv zu werten Analyst Target Prices 9 52-Week High/Low 9 603 9 Einschätzung des Fair Market Value durch Analysten Insbesondere bei grösseren Unternehmen als Standard anzusehen gut mit Angebotspreis vergleichen Nichtverwendung nur, falls keine ausreichende Coverage des Unternehmens durch Bei Vergleichbarkeit der verwendeten Methoden evtl. guter Finanzanalysten Check für Bewertungsergebnisse der FO Fairness Standard abhängig von verwendeten Methoden Bezieht sich eigentlich auf Marktpreis, lässt sich aber oft Aufschluss über „Timing“ des Angebots Eingehen auf Aktienkursentwicklung vor der Übernahme ist absoluter Standard Notation: MS = Market Standard, IES = Independent Entity Standard, ABS = Auction-Based Standard, SOS = SingleOwner Standard. Mehrere gesetzte Häkchen deuten an, dass der Fairness Standard variieren kann. 172 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 6.4.2 Analyse von Methodenanwendung und Parameterwahl Um einen Geschäftsplan in ein Bewertungsergebnis zu transformieren, muss der Bewerter bei jeder Bewertungsmethode einige methodenbezogene Entscheidungen und Annahmen treffen. Diese Entscheidungen betreffen zum einen die grundsätzliche Anwendungslogik der jeweiligen Methode604, zum anderen die Wahl deren zentraler Bewertungsparameter605. Zur Beurteilung der Methodenanwendung und Parameterwahl sollte der Adressat sich folgende drei Fragen stellen. • Ist die verwendete Anwendungslogik der Bewertungsmethoden nachvollziehbar und entspricht diese der herrschenden Bewertungspraxis? Die herrschende Bewertungspraxis, die, wie in Kapitel 4 gezeigt wurde, zumeist theoriekonform ist, liefert einen guten Ausgangspunkt für diesen Analyseschritt. Sofern eine relativ eindeutige und plausible Praxis herrscht (z.B. Einsatz von EBITDA Trading Multiples), sollten Abweichungen von dieser hinterfragt werden.606 • Ist die konkrete Parameterwahl nachvollziehbar und entspricht diese der herrschenden Bewertungspraxis? Es wird für den durchschnittlichen Adressaten meist schwierig sein, in Isolation zu beurteilen, ob ein konkreter Parameter, wie z.B. das FV/EBITDA-Multiple von 7.0x „richtig“ gewählt wurde. Deshalb ist es wichtig, dass die Schritte, die zur Gewinnung des Parameters führen, nachvollziehbar, gut begründet und in der Praxis akzeptiert sind. Werden hier unplausible Einseitigkeiten festgestellt, so schadet dies der Glaubwürdigkeit der Bewertung und widerspricht den Grundsätzen der Faithful Transformation und der Understandability. Auch hier können zum Teil wieder die Erkenntnisse aus Kapitel 4 Verwendung finden. • Ziehen die verwendete Anwendungslogik und die gewählten Parameter die Bewertung systematisch in eine Richtung? Insbesondere Abweichungen von der herrschenden Anwendungslogik, die nicht plausibel begründet werden, sowie nicht nachvollziehbare Parameter sollten in Bezug auf ihre Auswirkungen auf das Bewertungsergebnis hinterfragt werden. Dabei können u.a. die in Kapitel 5 identifizierten Zusammenhänge zwischen Bewertungspraxis und Bewertungsergebnissen dienlich sein. Zum anderen können diese Abweichungen Ausgangspunkt gezielter Konsistenzprüfungen sein, die im nächsten Abschnitt erläutert werden. Im Folgenden werden für alle Methoden die wesentlichen methodischen Alternativen nochmals tabellenartig zusammengefasst. Dabei wird jeweils angegeben, welche Varianten gemäss den Beobachtungen aus Kapitel 4 in der Fairness Opinion Praxis der USA und der Schweiz vorherrschend sind.607 Zudem werden einige der in Kapitel 5 aufgezeigten Muster zwischen der Höhe des Bewertungsergebnisses und den methodischen Varianten aufgeführt, die dem Adressaten bei der Beurteilung hilfreich sein können. 604 Hier geht es um grundsätzliche methodische Fragen wie z.B. Entity- vs. Equity-Ansatz bei der DCF-Methode oder Umsatz- vs. EBITDA-Multiples bei einer Trading Multiples Bewertung. 605 Hier geht es beispielsweise darum, welcher konkrete WACC bei der DCF-Methode gewählt wird oder welches konkrete EBITDA-Multiple bei einer Trading Multiples Bewertung verwendet wird. 606 Jedoch ist zu beachten, dass die herrschende Bewertungspraxis nicht immer einwandfrei ist. So wurde in Kapitel 4 hervorgehoben, dass die in der Schweiz verbreitete Verwendung von Size Premiums als eher negativ zu beurteilen ist. 607 Für diejenigen Methoden, die in der Schweiz nicht zur Anwendung kommen, beschränken sich die Ausführungen auf die USA. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 173 Tabelle 88: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei DCF-Methode Methodische Entscheidungen Methodische Alternativen DCF-Variante Entity-Ansatz vs. Equity-Ansatz WACC-Ansatz vs. APV-Ansatz Restwertbestimmung Kapitalkostenbestimmung Herrschende FO Praxis USA und Implikationen für Adressat Entity-Ansatz mit WACC einzig verwendete Variante Verwendung anderer Varianten sollte hinterfragt werden Restwert basierend auf Terminal Value Multi Terminal Value Multiples vorherrschend ples: Bewertungen mit TV Multiple tendenziell höher als bei Perpetuity Method • Trading Multiples vs. Transaction Multiples Meist basierend auf Trading Multiples • Wahl der Vergleichsunternehmen bzw. Ver Transaction Multiples eher selten. Bewertungen gleichstransaktionen fallen hier aber tendenziell höher aus • Umsatz-, EBITDA-, EBIT-, P/E Multiples EBITDA-Multiples klar vorherrschend. Nicht• Wahl der Multiple-Bandbreite verwendung sollte hinterfragt werden Restwert basierend auf Perpetuity Method: Siehe Tabelle 89 bzw. Tabelle 90 für Wahl der • Basierend auf historischem Wachstum Vergleichsunternehmen bzw. Vergleichstransak• Basierend auf Wachstum der Volkswirtschaft tionen • Basierend auf langfristiger Zielwachstumsrate Siehe Tabelle 89 bzw. Tabelle 90 für Wahl der Multiple-Bandbreite APM Soweit erläutert, ausschliesslich CAPM. VerCAPM wendung anderer Varianten sollte hinterfragt werden • Risikofreier Zins – Rendite auf Verfall vs. Soweit erläutert, sind industriespezifische Betas historische Rendite vorherrschend. Konkrete Ableitung (Median, • Marktrisikoprämie – Historisch vs. zukunftsDurchschnitt etc.) sollte verifizierbar sein gerichtet Selbst bei kleineren Transaktionen sind Zuschlä• Verschuldungsgrad – Momentan vs. geplant ge nicht sehr verbreitet. Ziehen Bewertung tenvs. industriespezifisch denziell nach unten und sollten hinterfragt wer• Beta – Industriespezifisch vs. firmenspezifisch. den Bei industriespezifischen Betas zudem Wahl der vergleichbaren Unternehmen und Wahl des WACC-Bandbreiten meist um die 2% Keine Verwendung periodenspezifischer konkreten Betas (Median, Durchschnitt etc.) Kapitalkosten • Zuschläge – Size/Illiquidity Premium Heuristische Verfahren WACC-Bandbreite oder Punktschätzung Konstante vs. periodenspezifische Kapitalkosten Herrschende FO Praxis CH und Implikationen für Adressat Entity-Ansatz mit WACC einzig verwendete Variante Verwendung anderer Varianten sollte hinterfragt werden Perpetuity Method klar vorherrschend Wachstumsrate meist basierend auf langfristigem Wachstum der Volkswirtschaft Bei TV Multiples sind EBITDA Trading Multiples klar vorherrschend Siehe Tabelle 89 bzw. Tabelle 90 für Wahl der Vergleichsunternehmen bzw. Vergleichstransaktionen Siehe Tabelle 89 bzw. Tabelle 90 für Wahl der Multiple-Bandbreite Ausschliesslich CAPM. Verwendung anderer Varianten sollte hinterfragt werden Risikofreier Zins – Rendite auf Verfall für 30jährige Bundesobligationen vorherrschend Historische Marktrisikoprämie (Pictet Studie) klar vorherrschend Industriespezifische Betas klar vorherrschend. Konkrete Ableitung (Median, Durchschnitt etc.) sollte verifizierbar sein Zuschläge sind weit verbreitet, auch bei grösseren Transaktionen. Ziehen Bewertung tendenziell nach unten und sollten hinterfragt werden Ausschliesslich Punktschätzungen für WACC. Kapitalkostensensitivität sollte untersucht werden Keine Verwendung periodenspezifischer Kapitalkosten Tabelle 89: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei Trading Multiples Methodische Entscheidungen Methodische Alternativen Wahl der Vergleichsunternehmen Zahlreiche Kriterien, die oft parallel zur Anwendung kommen (siehe Tabelle 50) Wahl des Multiples Wahl der Bezugsperiode LTM 1-year-forward 2-year-forward Wahl der MultipleBandbreite FV/Umsatz FV/EBITDA FV/EBIT P/E Andere, z.T. industriespezifische Grössen Mean/Median Main Peers Qualitative Judgment Statistical Regression Analysis Discount/Premium Siehe Tabelle 56 für Erläuterungen Herrschende FO Praxis USA und Implikationen für Adressat Herrschende FO Praxis CH und Implikationen für Adressat Industriezugehörigkeit meist als Hauptkriterium Verwendung weiterer Kriterien wie Grösse, Wachstum, Profitabilität, um Universum einzuschränken Adressat sollte untersuchen, ob bei gleicher Industrie zumindest einige der Peers in Bezug auf Grösse, Wachstum, Profitabilität, Risiko (Beta) vergleichbar mit Zielgesellschaft sind EBITDA-Multiples über meiste Industrien hinweg klar vorherrschend. Nichtverwendung sollte hinterfragt werden P/E-Multiples als verbreitetes „zweites“ Multiple, das in einigen Industrien gar häufiger angewandt wird (Drugs/Supplies, Consumer) Umsatz-Multiples nicht sehr verbreitet. Vor allem bei Unternehmen mit Verlusten oder unsicheren Gewinnen EBIT-Multiples selten anzutreffen Industriespezifische Multiples vor allem im Segment Oil/Gas (FCF, Produktion, Reserven) Kombinierter Einsatz EBITDA- und P/EMultiples als positiv zu werten 1-year-forward Multiples am verbreitetsten, oft in Kombination mit 2-year-forward Multiples LTM-Multiples vor allem unter „Top Banken“ nicht verbreitet. Kommen auf ungenauere Schätzer für Marktpreis. Alleinige Verwendung von LTM-Multiples sollte also hinterfragt werden Wahl der Bezugsperiode sollte im Kontext der Wachstumsdynamik der Bezugsgrösse untersucht werden. Wird z.B. bewusst auf LTM abgestellt, damit hohes Wachstum der nächsten Jahre nicht in die Bewertung einfliesst? Durchschnitt/Median als Ausgangspunkt wohl am häufigsten anzutreffen Identifikation von Main Peers als positiv zu werten Profitabilität, Wachstum und Risiko (Beta) der Zielgesellschaft sollten mit Grössen der Vergleichsunternehmen verglichen werden, um Wahl des Multiples zu verifizieren Anwendung von Abschlägen nicht konform mit Pro Rata Doktrin. Sollte hinterfragt werden Industriezugehörigkeit meist als Hauptkriterium Teils keine weiteren Kriterien, so dass Universum vergleichbarer Unternehmen z.T. sehr breit Adressat sollte untersuchen, ob bei gleicher Industrie zumindest einige der Peers in Bezug auf Grösse, Wachstum, Profitabilität, Risiko (Beta) vergleichbar mit Zielgesellschaft sind EBIT- und EBITDA-Multiples finden am häufigsten Verwendung Umsatz-Multiples immerhin in 50% der Bewertungen verwendet P/E-Multiples am wenigsten verwendet Aufgrund mangelnder Klarheit, auf welches Multiple für konkrete Bewertung in der Schweiz abgestellt wird, können keine differenzierteren Aussagen gemacht werden. Erwägungen können aber in Anlehnung an USA erfolgen 1-year-forward Multiples vorherrschend, allerdings in vielen Bewertungen zusammen mit 2-year-forward Multiples und LTM Multiples Aufgrund mangelnder Klarheit, auf welches Multiple für konkrete Bewertung in der Schweiz abgestellt wird, können keine differenzierteren Aussagen gemacht werden. Erwägungen können aber in Anlehnung an USA erfolgen Herrschende Praxis unklar, da nicht einmal Multiple-Bandbreite angegeben wird. Erwägungen können aber in Anlehnung an USA erfolgen Anwendung von Abschlägen nicht konform mit Pro Rata Doktrin. Sollte hinterfragt werden 174 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Tabelle 90: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei Transaction Multiples Methodische Entscheidungen Methodische Alternativen Wahl der Vergleichstransaktionen Kriterien zur Auswahl der Vergleichstransaktionen grundsätzlich vergleichbar mit Trading Multiples Kriterien (siehe Tabelle 50) Zusätzlich verschiedene transaktionsbezogene Kriterien (siehe Unterabschnitt 4.3.3) Wahl des Multiples Wahl der Bezugsperiode LTM 1-year-forward 2-year-forward Wahl der MultipleBandbreite Ähnlich wie bei Trading Multiples FV/Umsatz FV/EBITDA FV/EBIT P/E Andere, z.T. industriespezifische Grössen Herrschende FO Praxis USA und Implikationen für Adressat Herrschende FO Praxis CH und Implikationen für Adressat Industriezugehörigkeit meist als Hauptkriterium Verwendung weiterer Kriterien wie Transaktionsgrösse, Art des Kaufpreises, Minderheits- vs. Mehrheitsanteil und Zeitpunkt der Transaktion Für Adressat wichtig, dass Transaktion wirklich in wesentlichen Aspekten vergleichbar. Art des Angebots z.B. (Bar vs. Aktien) kann starke Auswirkung auf gezahlte Prämie haben EBITDA-Multiples klar dominierend. Nichtverwendung sollte hinterfragt werden Umsatz- bzw. P/E-Multiples finden vereinzelt Verwendung (v.a. in den Industrien Drugs/Supplies und High Tech bzw. Utilities) Industriespezifische Multiples vor allem im Segment Oil/Gas (FCF, Produktion, Reserven) Wie in USA LTM Multiples klar dominierend, u.U. aus Gründen der Datenverfügbarkeit Vor allem bei grösseren Transaktionen zusätzlich auch 1-year-forward Multiples Kombinierte Verwendung von LTM und 1-yearforward Multiples als positiv anzusehen Wahl der Bezugsperiode sollte im Kontext der Wachstumsdynamik der Bezugsgrösse untersucht werden. Wird z.B. bewusst auf LTM abgestellt, damit hohes Wachstum der nächsten Jahre nicht in die Bewertung einfliesst? Ähnlich wie bei Trading Multiples Zeitnahe Transaktionen sollten ceteris paribus stärker in Urteil des Adressaten einfliessen EBITDA-, EBIT- und Umsatz-Multiples finden ungefähr gleichviel, P/E-Multiples hingegen überhaupt keine Verwendung Aufgrund mangelnder Klarheit, auf welches Multiple für konkrete Bewertung in der Schweiz abgestellt wird, können keine differenzierteren Aussagen gemacht werden. Erwägungen können aber in Anlehnung an USA erfolgen LTM-Multiples klar dominierend 1-year- oder 2-year-forward Multiples nicht verwendet Gleiche Erwägungen wie in USA Herrschende Praxis unklar, da nicht einmal Multiple-Bandbreite angegeben wird. Erwägungen können aber in Anlehnung an USA erfolgen Tabelle 91: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei Premium Analysis Methodische Entscheidungen Methodische Alternativen Herrschende FO Praxis USA und Implikationen für Adressat Wahl der Vergleichstransaktionen Zahlreiche Kriterien, die oft parallel zur Anwendung kommen (siehe Tabelle 60) Basispreis Zahlreiche mögliche Basispreise: 1 Tag, 5 Tage, 1 Woche, 10 Tage, 20 Tage, 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 12 Monate, Höchstkurs des letzten Jahres Abstellen auf Durchschnittskurse bei längeren Zeiträumen (einfacher Durchschnitt vs. volumengewichteter Durchschnitt) Mit oder ohne Anpassung um Wachstum eines Vergleichsindexes Median Einfacher Durchschnitt Spanne zwischen Durchschnitt und Median Spanne um Median oder Durchschnitt Industriezugehörigkeit oft als primäres Kriterium, Transaktionsgrösse und Art des Kaufpreises als verbreitete zusätzliche Kriterien Meist werden deutlich mehr Transaktionen verwendet als bei Transaction Multiples, um besser auf Median oder Durchschnitte abstellen zu können Abstellen auf gleiche Transaktionen wie bei Transaction Multiples bei sorgfältiger Auswahl als positiv zu beurteilen 1-Tages Prämien am verbreitetsten, oft in Verbindung mit weiter zurückliegendem Bezugspreis Basispreis sollte den letzten Informationsstand des Marktes vor der Übernahme adäquat widerspiegeln. Falls also keine Übernahmegerüchte am Markt, sollte 1-Tagesprämie verwendet werden Zusätzliches Abstellen auf volumengewichtete Durchschnittskurse kann sinnvoll sein, um Kursdynamik vor Übernahme miteinzubeziehen Zusätzliches Abstellen auf Prämien zu Höchstkurs als positiv zu werten, da dies zusätzliche Einsichten aus Timing-Perspektive eröffnet Wahl der Prämienbandbreite Aus Median abgeleitete Spanne wohl am häufigsten anzutreffen Starke Abweichungen der gewählten Spanne von Median oder Durchschnitt sollten hinterfragt werden Bei geringer Anzahl von Transaktionen sollte Median hinterfragt werden. Vergleich mit Transaction Multiples kann helfen, um besonders relevante Transaktionen zu ermitteln Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 175 Tabelle 92: Beurteilung Methodenanwendung und Parameterwahl bei anderen Methoden Methode / Benchmark Methodische Entscheidungen und Alternativen Herrschende FO Praxis USA und Implikationen für Adressat LBO Analysis Wahl des Exit-Multiples • Trading Multiples vs. Historical Multiples vs. Transaction Multiples • Umsatz-, EBITDA-, EBIT-, P/E Multiples Länge des Investitionszeitraums Zielrendite über Investitionszeitraum Wahl des Verschuldungsgrades DFEV Analysis Verwendetes Multiple Bewertungszeitraum Ermittlung Eigenkapitalkosten SOP Analysis Verwendete Bewertungsmethoden (DCF vs. Trading Multiples vs. Transaction Multiples) Je nach Bewertungsmethode entsprechende methodische Alternativen Aktualität der gewählten Zielpreise Diskontierung der Zielpreise Ermittlung Eigenkapitalkosten bei Diskontierung Exit-Alternativen des Finanzkäufers für Wahl des Exit-Multiples entscheidend • Transaction Multiples bei Verkauf, Trading Multiples, falls IPO angestrebt wird • Transaction Multiples sollten tendenziell auf höhere Werte kommen • Bei zyklischen Industrien ist Check von Historical Multiples als positiv anzusehen Ausschliesslich Verwendung von EBITDA-Multiples. Verwendung anderer Multiples sollte hinterfragt werden Länge des Investitionszeitraumes typischerweise 3-5 Jahre (Durchschnitt 4.9 Jahre) Zielrenditen meist zwischen 20-30% p.a., Abweichungen hiervon sollten hinterfragt werden • Niedrigere Renditen: Nimmt Finanzkäufer diese wirklich hin oder vernachlässigt Bewertung Upsides, die für Käufer relevant sind? • Höhere Renditen: Deutet darauf hin, dass Finanzkäufer mit Transaktion Renditen erreicht, die über Marktnorm liegen und somit Angebotspreis tendenziell zu niedrig ist • Zielrenditen sollten bei längeren Investitionszeiträumen niedriger sein als bei kürzeren P/E-Multiples klar vorherrschend. Nichtverwendung sollte hinterfragt werden Bewertungszeitraum im Median bei 4 Jahren. Längere Zeiträume sind positiver als kürzere zu werten Herrschende Praxis in Bezug auf Ermittlung der Eigenkapitalkosten nicht klar, sollte aber konsistent mit Kapitalkostenermittlung bei DCF-Methode sein DCF-Methode vorherrschend, z.T. auch in Kombination mit Trading und Transaction Multiples Bei Ermittlung Break-Up Value sollte DCF-Methode oder Transaction Multiples benutzt werden Trading Multiples geeignet, falls IPO der verschiedenen Segmente erwogen wird. Andernfalls ist SOPBewertung auf Trading Multiples Basis zu hinterfragen, da niedrigere Bewertungsergebnisse Empfehlungen sollten zeitnah sein, so dass Zielpreise Einschätzung kurz vor Übernahme reflektieren Diskontierung der Zielpreise nicht herrschende Praxis. Sollte durch Adressaten rückgängig gemacht werden Ermittlung Eigenkapitalkosten sollte konsistent mit Ermittlung der Kapitalkosten bei DCF sein Analyst Target Prices 6.4.3 Analyse der Konsistenz der Bewertungsparameter Inkonsistenzen zwischen Parametern, die in mehreren Bewertungsmethoden Verwendung finden, verstossen gegen den Grundsatz der Consistency und schmälern Plausibilität und Glaubwürdigkeit einer Bewertung. Im Folgenden werden direkte und indirekte Konsistenzchecks unterschieden, die dem Adressaten bei der Untersuchung der Konsistenz behilflich sein können. Bei direkten Konsistenzchecks werden zwei oder mehr Parameter, die man ohne zusätzlichen Rechenaufwand direkt aus der Bewertung entnehmen kann, miteinander verglichen. Werden zum Beispiel EBITDA-Multiples für die Restwertbestimmung bei der DCF-Methode und gleichzeitig im Rahmen der LBO Analysis verwendet, so lassen sich die jeweiligen Grössen direkt gegenüberstellen. Bei unbegründeten Unterschieden muss sich der Adressat fragen, wie sich die Bewertungsergebnisse verändern würden, falls diese Unterschiede ausgeglichen würden. Bei indirekten Konsistenzchecks dagegen kann mindestens eine der Vergleichsgrössen nicht direkt der Bewertung entnommen werden, sondern muss zuerst aus einem vorliegenden Bewertungsparameter abgeleitet werden. Diese impliziten Parameter können dann sowohl untereinander als auch mit den direkt verfügbaren Bewertungsparametern verglichen werden. So können z.B. aus Trading Multiples implizite Kapitalkosten und implizite Wachstumsraten abgeleitet werden.608 Diese lassen sich dann mit den Kapitalkosten und der ewigen Wachstumsrate der DCF-Methode vergleichen. Während die direkten Konsistenzchecks somit offensichtliche Inkonsistenzen aufdecken, zeigen die indirekten Konsistenzchecks, ob die impliziten Parameter über die verschiedenen Methoden hinweg schlüssig sind. Auch hier sollte sich der Adressat jeweils fragen, welche Auswirkungen eine andere Parameterwahl auf das Bewertungsergebnis hätte. Im Folgenden wird zunächst ein Framework für Konsistenzchecks im Rahmen von Fairness Opinions vorgestellt (Unterabschnitt 6.4.3.1). Unterabschnitt 6.4.3.2 verdeutlicht dann den Nutzen von direkten Konsistenzchecks, während Unterabschnitte 6.4.3.3 bis 6.4.3.6 einige indirekte Konsistenzchecks erläutern. Dabei wird jeweils versucht, mit konkreten Fallbeispielen zu arbeiten, um möglichst anschaulich zu bleiben. 608 Vgl. z.B. Freiburg / Timmreck (2004), S. 381 ff.; Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 361. Auf die Ableitung von Werttreibern wird weiter unten genauer eingegangen. 176 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 6.4.3.1 Framework für Konsistenzchecks Je mehr Unternehmensbewertungsmethoden benutzt werden, desto zahlreicher sind die möglichen Konsistenzchecks. Abbildung 36 stellt eine Systematik für diese dar.609 In der Mitte sind fünf zentrale Bewertungsparameter aufgezeigt und farblich voneinander abgegrenzt, die direkt oder indirekt in die einzelnen Methoden einfliessen. Dies sind die verwendeten Multiples, Kapitalkosten und deren Inputs (z.B. Beta), ewige Wachstumsraten, Kontrollprämien sowie Renditen auf das eingesetzte Kapital (ROIC und ROE).610 Unter jeder Bewertungsmethode sind nun die in diese einfliessenden Bewertungsparameter aufgelistet. Dabei sind die Parameter, die indirekt abgeleitet werden müssen, mit einer roten Linie umrahmt. Der Pfeil zeigt jeweils an, aus welchen Grössen sich diese Parameter herleiten lassen.611 Abbildung 36: Framework für Konsistenzchecks Trading Multiples Multiple DCF-Methode (Perpetuity Method) DCF-Methode (TV Multiples) Kapitalkosten und deren Treiber Kapitalkosten und deren Treiber Ewige Wachstumsrate TV Multiple Impl. Multiple Impl. Wachstum Impl. Kapitalkosten Impl. Wachstum Impl. ROE, ROIC Impl. Kapitalkosten Impl. ROE, ROIC Kontrollprämie Rendite auf eingesetztes Kapital Verschuldungsgrad Multiple Exit Multiple Impl. Kapitalkosten Kapitalkosten und deren Inputs Analyst Target Prices Wachstum Impl. ROE, ROIC DFEV Analysis Verschuldungsgrad Impl. ROE, ROIC Recap Analysis Impl. Kapitalkosten Zielrendite Impl. Wachstum Multiples Impl. Wachstum LBO Analysis Transaction Multiples Kapitalkosten Multiple Multiple Impl. Wachstum Impl. Wachstum Impl. Kapitalkosten Impl. Kapitalkosten Impl. ROE, ROIC Impl. ROE, ROIC Impl. Kontrollprämie Premium Analysis Kontrollprämie Kapitalkosten für Diskontierung Andere Bewertungsparameter Abhängig von verwendeten Methoden und Offenlegung Zur besseren Übersicht fasst Tabelle 93 für die fünf Bewertungsparameter zusammen, aus welchen Methoden sich diese direkt ergeben (linke Seite) und aus welchen Grössen welcher Methoden sich diese indirekt ableiten lassen (rechte Seite). Für jede Zeile der Tabelle lassen sich dann die Parameter auf der linken Seite direkt miteinander vergleichen (direkte Konsistenzchecks). Die impliziten Parameter auf der rechten Seite müssen hingegen erst abgeleitet werden, bevor sie untereinander 609 Die SOP Analysis wird hier nicht betrachtet, da diese auf andere Bewertungsmethoden zurückgreifen muss. Bei der DCF-Methode wird zwischen der Restwertberechnung auf Basis der Perpetuity Method und auf Basis von Terminal Value Multiples unterschieden, da diese auf unterschiedliche Parameter zurückgreifen. 610 Zu Return on Invested Capital (ROIC) und Return on Equity (ROE) siehe Unterabschnitt 6.4.3.3. 611 Bei der LBO Analysis z.B. sind Exit-Multiple, Zielrendite und Verschuldungsgrad die Bewertungsparameter, die sich direkt aus der Bewertung entnehmen lassen. Dagegen lassen sich implizite Wachstumsraten, Kapitalkosten und Renditen auf das eingesetzte Kapital indirekt aus dem verwendeten Exit-Multiple ableiten. Bei den Analyst Target Prices hängen die vergleichbaren Parameter davon ab, welche Bewertungsmethoden die Finanzanalysten einsetzen und ob die relevanten Bewertungsparameter offengelegt sind, was meistens nicht der Fall ist. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 177 oder mit den Parametern der linken Seite verglichen werden können (indirekte Konsistenzchecks). Werden verschiedene Varianten der gleichen Methode verwendet, ergeben sich dadurch weitere Vergleichsmöglichkeiten. So lassen sich beispielsweise bei der gleichzeitigen Verwendung von FV/EBITDA und P/E Trading Multiples die jeweils daraus abgeleiteten impliziten Parameter miteinander vergleichen. Tabelle 93: Übersicht zu direkten und indirekten Konsistenzchecks Parameter Direkt vergleichbar Indirekt vergleichbar Multiple Implizite Multiples aus Restwert der DCF Perpetuity Method Implizite Trading Multiples aus Transaction Multiples Implizite Transaction Multiples aus Trading Multiples Kapitalkosten und deren Treiber Trading Multiples Recap Analysis Multiples DFEV Analysis Multiples DCF Terminal Value Multiples LBO Analysis Exit-Multiples Transaction Multiples (nur falls bei DCF oder LBO Analysis verwendet) Multiples der Finanzanalysten falls offengelegt DCF Kapitalkosten DFEV Analysis Eigenkapitalkosten Eigenkapitalkosten für Diskontierung der Analyst Target Prices Kapitalkosten der Finanzanalysten, falls offengelegt Ewige Wachstumsrate Ewige Wachstumsrate (bei Perpetuity Method) der DCF-Methode Ewige Wachstumsrate der Finanzanalysten, falls offengelegt Kontrollprämie Rendite auf eingesetztes Kapital Kontrollprämie Premium Analysis Implizite Kapitalkosten aus Trading Multiples Implizite Kapitalkosten aus Recap Analysis Multiples Implizite Kapitalkosten aus DFEV Analysis Multiples Implizite Kapitalkosten aus Transaction Multiples Implizite Kapitalkosten aus DCF Terminal Value Multiples Implizite Kapitalkosten aus LBO Analysis Exit-Multiples Implizite Kapitalkosten aus Zielrendite und Verschuldungsgrad der LBO Analysis Implizite ewige Wachstumsrate aus Trading Multiples Implizite ewige Wachstumsrate aus Recap Analysis Multiples Implizite ewige Wachstumsrate aus DFEV Analysis Multiples Implizite ewige Wachstumsrate aus Transaction Multiples Implizite ewige Wachstumsrate aus DCF Terminal Value Multiples Implizite ewige Wachstumsrate aus LBO Analysis Exit-Multiples Implizite Kontrollprämie aus Transaction Multiples Implizite Renditen aus Trading Multiples Implizite Renditen aus Recap Analysis Multiples Implizite Renditen aus DFEV Analysis Multiples Implizite Renditen aus Transaction Multiples Implizite Renditen aus DCF Terminal Value Multiples Implizite Renditen aus LBO Analysis Exit-Multiples 6.4.3.2 Direkte Konsistenzchecks für Multiples Wie aus Tabelle 93 hervorgeht, ergeben sich die meisten direkten Konsistenzchecks für Multiples, da diese in vielen Bewertungsmethoden in irgendeiner Form verwendet werden. So kommen zum Beispiel in der Fairness Opinion von Morgan Stanley und Blackstone zur Übernahme von Kinder Morgan folgende Multiples zum Einsatz: Trading und Transaction Multiples, Terminal Value Multiple bei DCF-Methode, Exit-Multiple bei der LBO Analysis sowie die Multiples der Discounted Future Equity Value Analysis. Tabelle 94 fasst die direkten Vergleiche für die Fairness Opinion von Kinder Morgan zusammen, wobei selbstverständlich nach den verschiedenen Bezugsgrössen (EBITDA vs. Gewinn) und Bezugsperioden (1-year-forward vs. 2-year-forward) der Multiples unterschieden werden muss. 178 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Tabelle 94: Direkte Konsistenzchecks für Multiples am Beispiel von Kinder Morgan612 FV/EBITDA-Multiples Trading Multiple Impl. Wachstum DCF TV Multiple LBO Exit-Multiple Transaction Multiple Low 10.0x 1-year-forward Mid 11.0x High 12.0x 9.5x 9.5x 9.0x 10.5x 10.5x 10.5x 11.5x 11.5x 12.0x P/E-Multiples Trading Multiple Impl. Wachstum DFEV Analysis Multiple Low 17.0x 1-year-forward Mid 19.0x High 21.0x - - - Low 9.0x 11.1% - 2-year-forward Mid 10.5x 4.8% - High 12.0x 0.0% - Low 15.0x 13.3% 15.0x 2-year-forward Mid 16.5x 15.2% 16.5x High 18.0x 16.7% 18.0x Folgende Beobachtungen lassen sich am Beispiel Kinder Morgan machen, die die Nützlichkeit direkter Konsistenzchecks verdeutlichen: • Die 1-year-forward FV/EBITDA Transaction Multiples liegen für Tiefst- und Mittelwert unter den entsprechenden Trading Multiples und am oberen Ende nur gleichauf. Dies ist ungewöhnlich, da Transaction Multiples aufgrund der impliziten Kontrollprämie normalerweise höher sind als die Trading Multiples der gleichen Bezugsperiode. Bei Betrachtung der Transaktionen, die der Multiple-Bandbreite zugrunde liegen, fällt jedoch auf, dass 1-year-forward Multiples von 12.0x tatsächlich das oberste Ende ausmachen. Es kann somit nicht gesagt werden, dass der Bewerter die Bandbreite bewusst nach unten verzogen hat.613 • LBO Exit-Multiples und DCF Terminal Value Multiples sind untereinander konsistent. Allerdings stimmen diese weder mit den Trading noch mit den Transaction Multiples überein, sondern liegen am unteren Ende zwischen diesen, am oberen Ende sogar unter beiden. Es ist aus Sicht des Adressaten nicht nachvollziehbar, warum gerade am oberen Ende sowohl Trading als auch Transaction Multiples höher als Exit bzw. Terminal Value Multiple liegen. Solche Beobachtungen sollten in einem nächsten Schritt mit den Bewertungsergebnissen in Verbindung gebracht werden, um zu prüfen, ob etwaige Anpassungen der Bewertungsparameter das Fairnessurteil ändern würden. • Die P/E-Multiples bei Trading Multiples Bewertung und DFEV Analysis sind untereinander konsistent. Hier zeigt sich noch ein weiterer interessanter Punkt. Immer wenn Multiples für zwei aufeinanderfolgende Jahre verfügbar sind, lässt sich aus diesen die implizite Wachstumsrate der Peers für dieses eine Jahr berechnen.614 Diese kann dann mit derjenigen der Zielgesellschaft verglichen werden. Wächst die Zielgesellschaft langsamer als die vergleichbaren Unternehmen, so bedeutet dies, dass sich bei der Bewertung mit 2-year-forward Multiples geringere Bewertungsergebnisse ergeben als bei 1-year-forward Multiples. 612 Siehe Kinder Morgan, Inc., Form PREM14A, 22. September 2006, S. 38 ff. für die gezeigten Grössen. Kinder Morgan ist eines der grössten nordamerikanischen Unternehmen für Energietransporte, Energielagerung und Distribution. 613 Zwar könnte es sein, dass Transaktionen mit höheren Multiples bewusst aus der Betrachtung ausgeschlossen wurden, aber eine solche Argumentation ist aus Sicht des Adressaten schwer zu führen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die eine oder andere Transaktion finden liesse, die ein höheres Multiple aufweist, jedoch ist davon auszugehen, dass die wirklich vergleichbaren Transaktionen in der Industrie allgemein bekannt sind und deshalb aufgeführt sind. 614 Da sich das 2-year-forward Multiple sowie das 1-year-forward Multiple auf den Marktpreis zum Bewertungszeitpunkt abstützen und sich nur die Basisgrösse (hier der Reingewinn) ändert, kann aus der Relation der beiden Multiples eine Wachstumsrate für dieses eine Jahr abgeleitet werden. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 179 6.4.3.3 Indirekte Konsistenzchecks für Multiples Wie aus Tabelle 93 hervorgeht, stehen auch die meisten der indirekten Konsistenzchecks im Zusammenhang mit Multiples. Die Möglichkeit solcher Checks ergibt sich aus der formelmässigen Darstellung von Multiples als verkürzter DCF-Methode, die die Ableitung verschiedener impliziter Bewertungsparameter erlaubt. Im Folgenden wird beispielhaft die Herleitung des FV/EBITDAMultiple aus dem Entity-Ansatz der DCF-Methode dargestellt. Diese lässt sich in ihrer simpelsten Form als ewige Rente der zukünftigen Free Cash Flows ausdrücken.615 FCFt +1 WACC − g FVt = Firm Value FVt = g = Ewige Wachstumsrate der FCF Durch einige Umformungen lässt sich der FCF des Unternehmens als Funktion des NOPAT (Net Operating Profit After Tax) und des ROIC (Return on Invested Capital) darstellen.616 Der ROIC repräsentiert dabei den Ertrag, den das Unternehmen auf sein investiertes Kapitel erwirtschaftet.617 g ) ROIC FVt = WACC − g NOPAT = EBIT × (1 − t ) NOPAT ROIC = Invested Capital g = Ewige Wachstumsrate des NOPAT t = Steuersatz Invested Capital = Operating Assets − Operating Liabilities NOPATt +1 × (1 − Der NOPAT wiederum entspricht dem EBITDA abzüglich Abschreibungen (D&A) und Steuern. Man kann somit den NOPAT in der obigen Formel durch [EBITDA x (1-c) x (1-t)] ersetzen, wobei c die Kapitalintensität (D&A/EBITDA) bezeichnet.618 Dividiert man nun den Firm Value durch das EBITDA, ergibt sich die Formel für das 1-year-forward FV/EBITDA-Multiple.619 615 Diese und die folgenden Formeln gelten nur, falls WACC > g. 616 Siehe Anhang 14 für die formelmässige Überleitung. Der Unterschied zwischen NOPAT und dem FCF sind die Nettoinvestitionen in Anlage- und Umlaufvermögen. 617 Das Invested Capital bezeichnet im allgemeinen die operativen Nettoaktiven, die zur Erzielung der NOPAT erforderlich sind und lässt sich demnach berechnen als totale Aktiven abzüglich nicht-operative Aktiven abzüglich nichtzinstragende operative Verbindlichkeiten (vgl. Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 537 ff.). 618 D&A steht für „Depreciation and Amortization“.Die Kapitalintensität c besagt also, wie hoch der Anteil des EBITDA ist, der durch D&A ausgemacht wird. Durch die Multiplikation des EBITDA mit [1-(D&A/EBITDA)] ergibt sich das EBIT, das wiederum nach der Multiplikation mit (1-t) zum NOPAT wird. 619 Sofern die Steuern und die Kapitalintensität über die Zeit konstant sind, entspricht die Wachstumsrate des NOPAT derjenigen des EBITDA, weshalb g hier die EBITDA-Wachstumsrate bezeichnet. 180 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions FVt = EBITDAt +1 × (1 − t ) × (1 − c) × (1 − g ) ROIC WACC − g g = Ewige Wachstumsrate des EBITDA c= D& A EBITDA FVt = EBITDAt +1 (1 − t ) * (1 − c) * (1 − WACC − g g ) ROIC Wie das Beispiel zeigt, bilden Multiples somit „das Werttreiber-Modell des Vergleichsunternehmens in einer auf eine Grösse komprimierten Form“ ab.620 Diese Zusammenhänge kann sich der Adressat nun zunutze machen, indem er bei gegebenem Multiple die entsprechende Formel nach dem gewünschten impliziten Parameter hin auflöst und diesen für indirekte Konsistenzchecks verwendet. Dabei kann natürlich immer nur nach einer Grösse aufgelöst werden (z.B. impliziter ROIC), so dass die anderen Grössen entweder geschätzt oder aus anderen Bewertungsmethoden übernommen werden müssen (z.B. Verwendung des WACC der DCF-Methode). Tabelle 95 fasst die formelmässigen Zusammenhänge für die wichtigsten 1-year-forward Multiples zusammen.621 Dabei unterscheidet der Verfasser zwischen der direkten und der indirekten Berechnung. Bei der direkten Berechnung wird das Multiple so wie oben als Funktion der zugrundeliegenden Parameter abgeleitet. Dahingegen wird bei der indirekten Berechnung ein Multiple (z.B. EBITDA-Multiple) in ein anderes Multiple (z.B. P/E-Multiple) transformiert. Hiermit kann die Annahmenkonsistenz der verschiedenen Multiples untereinander verglichen werden. Man könnte diesem Vorgehen nun die Erkenntnisse aus Kapitel 5 entgegenhalten, die ja gezeigt haben, dass DCF-Methode und Trading Multiples im Ergebnis gerade nicht übereinstimmen und deshalb auch die zugrundeliegenden Werttreiber in der Regel nicht vergleichbar sein dürften. Dem Verfasser erscheint das hier vorgeschlagene Vorgehen für den Bewertungsadressaten trotzdem als nützlich, sofern er sich der Limitationen solcher Konsistenzchecks bewusst ist. Denn die hier verwendeten formelmässigen Zusammenhänge wurden aus einer sehr vereinfachten Version der DCFMethode abgeleitet, die gleich bei der ewigen Rente ansetzt und die Werteffekte der Planungsperiode nicht berücksichtigt. Die in Kapitel 5 dargestellten Bewertungsrelationen bauen dagegen auf wesentlich sophistizierteren DCF-Bewertungen auf, so dass eine unbedingte Übereinstimmung schon aus dieser Hinsicht gar nicht postuliert werden kann. Trotzdem müssen Multiples in irgendeiner Weise die wesentlichen Werttreiber reflektieren. Die dargelegten Formeln sind eine einfache Möglichkeit, sich als Adressat mit diesen Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Solange man dabei nicht dogmatisch vorgeht, sich der vereinfachenden Annahmen, der Sensitivität von Annahmenänderungen und der Tatsache bewusst ist, dass diese Checks nur approximative Schlüsse zulassen, können die hier vorgestellten Zusammenhänge durchaus wertvolle Einsichten liefern. Zudem spricht nichts dagegen, im Hinterkopf zu behalten, dass die DCF-Methode auf höhere Bewertungsergebnisse als Trading Multiples Bewertungen kommt, was entweder auf konservativere implizite Bewertungsparameter bei den letzteren oder aber eben auch auf die Nichtberücksichtigung von Werteffekten über den Planungshorizont zurückzuführen sein kann. 620 Vgl. Moser / Auge-Dickhut (2003a), S. 12. 621 Für die Berechnung von 2-year-forward Multiples muss das 1-year-forward Multiple jeweils durch (1+Wachstumsrate zwischen Jahr 1 und Jahr 2) geteilt werden. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 181 Tabelle 95: Formelübersicht 1-year-forward Multiples622 Multiple Kommentar FV/Sales1 Ausklammerung von: Direkte Berechnung Operativen Margen (ROS) Steuern Kapitalstruktur FV/EBITDA1 Ausklammerung von: Kapitalintensität g ⎡ ⎤ ROS1 × (1 − t ) × ⎢1 − Sales ⎥ ⎣ ROIC ⎦ FV / Sales1 = WACC − g Sales EBIT1 ROS1 = Sales1 FV/EBIT1 ⎡ g ⎤ (1 − c) × (1 − t ) × ⎢1 − EBITDA ⎥ ROIC ⎦ ⎣ FV / EBITDA1 = WACC − g EBITDA FV / Sales1 × (1 − c ) ROS1 FV / EBITDA1 = FV / EBIT1 × (1 − c) D&A EBITDA FV / EBIT1 = Einbezug von: g ⎡ ⎤ (1 − t ) × ⎢1 − EBIT ⎥ ⎣ ROIC ⎦ WACC − g EBIT ROE1 = FV / Sales1 ROS1 FV / EBIT1 = FV / EBITDA1 (1 − c) P / E 1 Steuern Kapitalstruktur P / E1 QEK ⎡ 1 (1 − QEK ) ⎤ 1 + (k FK × P / E1 × )⎥ × ⎢ QEK ) ⎦⎥ (1 − c) ⎣⎢ (1 − t ) FV / EBIT1 = FV / EBIT1 = g NI ⎤ ⎡ ⎢1 − ROE ⎥⎦ P / E1 = ⎣ k EK − g NI Operativen Margen FV / EBITDA1 = FV / EBITDA1 = Ausklammerung von: Steuern P/E1 P / E1 QEK ⎡ 1 (1 − QEK ) ⎤ 1 + ( k FK × P / E1 × )⎥ × ⎢ QEK ) ⎦⎥ (1 − ROS1 ) ⎣⎢ (1 − t ) FV / Sales1 = c = Capital Intensity = Kapitalstruktur FV / Sales1 = FV / EBIT1 × ROS1 EBIT × (1 − t ) ROIC = Invested Capital Steuern Kapitalstruktur Indirekte Berechnung FV / EBITDA1 × ROS1 FV / Sales1 = (1 − c ) Net Income1 Equity 0 QEK ⎡ 1 (1 − QEK ) ⎤ + (k FK × P / E1 × )⎥ ⎢ QEK ) ⎦⎥ ⎣⎢ (1 − t ) P / E1 = FV / Sales1 × QEK (1 − t ) × [ROS1 − k FK × (1 − QEK ) × FV / Sales1 ] P / E1 = FV / EBITDA1 × QEK (1 − t ) × [(1 − c) − k FK × (1 − QEK ) × FV / EBITDA1 ] P / E1 = FV / EBIT1 × QEK (1 − t ) × [1 − k FK × (1 − QEK ) × FV / EBIT1 ] Notation: t = Steuersatz gSales = Umsatzwachstumsrate gEBITDA = EBITDA-Wachstumsrate gEBIT = EBIT-Wachstumsrate gNI = Reingewinnwachstumsrate kEK = Eigenkapitalkosten kFK = Fremdkapitalkosten QEK = Eigenfinanzierungsquote = (Eigenkapital/Gesamtkapital) Die Logik von indirekten Konsistenzchecks für Multiples kann nun anhand eines Fallbeispiels veranschaulicht werden. Tabelle 96 gibt einen Überblick über die in der Fairness Opinion von Credit Suisse und Morgan Stanley zur Übernahme von HCA verwendeten 1-year-forward (Fiskaljahr 2006) und 2-year-forward (Fiskaljahr 2007) FV/EBITDA und P/E Trading Multiples. In einem ersten Schritt soll am Beispiel des 1-year-forward FV/EBITDA Multiple die Ableitung von impliziten Parametern dargestellt werden. Dann sollen die in Tabelle 95 dargelegten Formeln zur indirekten Berechnung von Multiples dazu verwendet werden, um die Konsistenz der verwendeten P/Eund FV/EBDITA-Multiples zu untersuchen. Tabelle 96: Verwendete Trading Multiples in der Bewertung von HCA623 Trading Multiple FV/EBITDA P/E Low 6.5x 13.5x 2006 Mid 7.3x 15.0x High 8.0x 16.5x Low 6.0x 12.0x 2007 Mid 6.8x 13.5x High 7.5x 15.0x 622 Für die Erläuterung und Herleitung einiger dieser Zusammenhänge siehe Lee (2006), S. 23 ff.; Schwetzler (2003), S. 79 ff.; Moser / Auge-Dickhut (2003b), S. 213 ff.; Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 363 f. 623 Siehe HCA, Inc., Bewertungspräsentation, 23. Juli 2006, S. 23 für die gezeigten Grössen. 182 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Als Grundlage der Berechnungen wird das mittlere FV/EBITDA-Multiple von 7.3x verwendet. Aus diesem soll zunächst der implizite ROIC abgeleitet werden. Aus der direkten Formel für das FV/EBITDA-Multiple in Tabelle 95 geht hervor, dass hierzu Annahmen für WACC, langfristiges EBITDA-Wachstum, Steuersatz und Kapitalintensität getroffen werden müssen. Teil des indirekten Konsistenzchecks ist es, soweit wie möglich auf die Bewertungsparameter anderer Methoden zurückzugreifen. Für die WACC-Annahme bietet sich deshalb der in der DCF-Methode verwendete mittlere WACC von 7.5% an. Auch der Steuersatz von 37.5% kann der DCF-Bewertung entnommen werden. Da das im Multiple reflektierte langfristige Wachstum der Vergleichsunternehmen mit dem der Zielgesellschaft vergleichbar sein sollte, wird HCAs durchschnittliches EBITDAWachstum von 4.3% über den Planungszeitraum als Grundlage genommen und eine ewige EBITDA-Wachstumsrate von 4.0% gewählt. Zudem wird eine Kapitalintensität von 37.0% verwendet, die über den Planungszeitraum relativ konsistent ist. Setzt man diese Werte und das Multiple von 7.3x in die Formel ein, so ergibt sich ein ROIC von 11.3%. Dieser liegt zwar sehr nahe an dem aktuellen ROIC von 11.6% und erscheint damit plausibel, impliziert aber, dass das Unternehmen langfristig mehr als seine Kapitalkosten erwirtschaftet. Da all diese Überlegungen von der Interaktion verschiedener Variablen abhängen, zeigt Tabelle 97 die Sensitivität der FV/EBITDA-Multiples in Bezug auf Wachstumsraten und Kapitalkosten bei einem ROIC von 11.3%. Da die Trading Multiples Bewertung nahe legt, dass das Unternehmen zwischen 6.5-8.0x FV/EBITDA bewertet werden sollte, sind die entsprechenden impliziten FV/EBITDA-Multiples gelb unterlegt. Die WACC-Wachstums-Kombinationen, lassen einen WACC zwischen 7% und 8% und eine Wachstumsrate zwischen 2.5% und 5.5% plausibel erscheinen. Tabelle 97: Sensitivitätstabelle implizite FV/EBITDA-Multiples von HCA EBITDAWachstum 2.5% 3.0% 3.5% 4.0% 4.5% 5.0% 5.5% 6.0% 6.5% 7.7x 8.3x 9.0x 10.2x 11.8x 14.6x 20.1x 36.7x 7.0% 6.8x 7.2x 7.8x 8.5x 9.5x 10.9x 13.4x 18.4x WACC 7.5% 6.1x 6.4x 6.8x 7.3x 7.9x 8.7x 10.1x 12.3x 8.0% 5.6x 5.8x 6.0x 6.3x 6.8x 7.3x 8.0x 9.2x 8.5% 5.1x 5.3x 5.4x 5.6x 5.9x 6.3x 6.7x 7.3x Mittels der indirekten Berechnungsformel aus Tabelle 95 kann weiterhin ein implizites P/EMultiple aus dem FV/EBITDA-Multiple von 7.3x berechnet werden. Die Eigenkapitalquote von 60%, der Steuersatz von 37.5% und die Fremdkapitalkosten von 7.0% vor Steuern werden dabei wieder der DCF-Bewertung entnommen. Das so ermittelte implizite P/E-Multiple beträgt 16.3x und liegt damit etwas unter dem oberen Ende der P/E-Multiple-Bandbreite. In Anbetracht der zwangsläufigen Ungenauigkeiten, die mit der Überleitung verbunden sind, kann hier nicht von einer massiven Inkonsistenz gesprochen werden. Allerdings kann der Adressat hieraus ableiten, dass die FV/EBITDA-basierte Bewertung tendenziell auf höhere Werte kommen wird als die P/Ebasierte Bewertung. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 183 6.4.3.4 Indirekte Konsistenzchecks bei verschiedenen DCF-Restwertmethoden Die Ausführungen des vorherigen Unterabschnitts lassen sich selbstverständlich auch auf Terminal Value Multiples bei der DCF-Bewertung übertragen. Solch indirekte Konsistenzchecks sind insbesondere dann sinnvoll, wenn neben der Restwertberechnung über ein Terminal Value Multiple auch die Perpetuity Method zum Einsatz kommt, so dass eine Annahme zur ewigen Wachstumsrate vorliegt. Tabelle 98 zeigt Terminal Value Multiples, ewige Wachstumsraten sowie die jeweiligen DCF-Bewertungsergebnisse aus der Fairness Opinion von Duff & Phelps zur Übernahme von Rotonics Manufacturing. Die Bewertung auf Basis von Terminal Value Multiples kommt dabei auf markant höhere Werte als die Bewertung mittels Perpetuity Method.624 Tabelle 98: Beispiel DCF-Bewertung von Rotonics Manufacturing625 Low 5.5x 22.5 4.0% 17.4 FV/EBITDA TV Multiple Entity Value ($mm) Ewige FCF Wachstumsrate Entity Value ($mm) Mid 6.0x 24.5 5.0% 19.5 High 6.5x 26.6 6.0% 22.1 Bei beiden Ansätzen wird ein relativ hoher WACC von 14% verwendet, wohingegen der ROIC im letzten Jahr vor der Übernahme bei 13.1% lag. Tabelle 99 nimmt einen langfristigen ROIC von 14% an und zeigt die gemäss der Formel in Tabelle 95 berechneten impliziten FV/EBITDAMultiples für verschiedene WACC-Wachstums-Kombinationen.626 Es zeigt sich, dass die verwendeten Terminal Value Multiples von 5.0-6.0x bei ewigen Wachstumsraten von 4-6% nur bei einem wesentlich niedrigeren WACC von 10.0% erreicht werden. Die Annahmen scheinen also aus dieser Perspektive untereinander inkonsistent. Entweder die Terminal Value Multiples sind zu hoch oder der WACC ist zu niedrig angesetzt. Während die Multiples der vergleichbaren Unternehmen aus der Präsentation ersichtlich sind und plausibel erscheinen, ist die Ermittlung des WACC an keiner Stelle erwähnt. Der Adressat kann hier also leicht zu dem Schluss kommen, dass gegen die Grundsätze der Consistency, der Faithful Transformation und der Understandability verstossen wird, was die Plausibilität und Glaubwürdigkeit der Bewertung vermindert. Tabelle 99: Sensitivitätstabelle implizite FV/EBITDA-Multiples von Rotonics Manufacturing Ewige Wachstumsrate 3.0% 4.0% 5.0% 6.0% 7.0% 8.0% 10.0% 4.7x 5.0x 5.4x 5.9x 6.9x 8.9x 11.0% 4.1x 4.2x 4.5x 4.8x 5.2x 5.9x WACC 12.0% 3.6x 3.7x 3.8x 4.0x 4.2x 4.5x 13.0% 3.3x 3.3x 3.3x 3.4x 3.5x 3.6x 14.0% 3.0x 3.0x 3.0x 3.0x 3.0x 3.0x 624 Siehe hierzu auch Unterabschnitt 5.1.8, wo dieser Zusammenhang auch für die Gesamtstichprobe festgestellt wurde. 625 Siehe Rotonics Manufacturing, Inc., Bewertungspräsentation, 14. August 2006, S. 21 f. für die gezeigten Grössen. Rotonics Manufacturing ist ein amerikanischer Hersteller von Plastikprodukten mittels Rotationsformpressen. 626 Es wurde ein Steuersatz von 35% sowie eine Kapitalintensität von 36% verwendet. Der Steuersatz ergibt sich aus der DCF-Bewertung, die Kapitalintensität aus den Geschäftsplänen. Es wurde zudem angenommen, dass die ewige Wachstumsrate der FCF der EBITDA-Wachstumsrate entspricht. 184 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 6.4.3.5 Indirekter Konsistenzcheck für Kontrollprämie Für Transaction Multiples gelten grundsätzlich die gleichen Ausführungen wie bei Trading Multiples. Allerdings sollten Transaction Multiples zusätzlich noch eine Kontrollprämie enthalten, die man versuchen kann, über den Vergleich mit Trading Multiples zu isolieren, um sie dann der in der Premium Analysis verwendeten Kontrollprämie gegenüberzustellen. Auch hier soll wieder das Fallbeispiel HCA benutzt werden, um das Vorgehen zu veranschaulichen. Wie Tabelle 100 zeigt, sind die in der Bewertung verwendeten FV/EBITDA Trading und Transaction Multiples Ausgangspunkt dieses Konsistenzchecks.627 Da es sich bei FV/EBITDA-Multiples um Entity-Multiples handelt, wird in diesen die momentane Nettoverschuldung reflektiert. Die Kontrollprämie bezieht sich aber nur auf das Eigenkapital. Deshalb müssen die Multiples in einem ersten Schritt in die Komponenten unterteilt werden, die die Nettoverschuldung (Fremdkapitalkomponente) bzw. den Eigenkapitalwert (Eigenkapitalkomponente) abdecken. Aus der Bewertungspräsentation ist ersichtlich, dass das Nettoverschuldung/EBITDA-Multiple 2.7x beträgt.628 Die Differenz von 2.7x zu den jeweiligen Multiples ergibt also jeweils die Eigenkapitalkomponente des Multiples. Nun kann in einem zweiten Schritt die implizite Kontrollprämie errechnet werden. Dazu werden die zuvor bestimmten Eigenkapitalkomponenten der Transaction Multiples durch diejenigen der Trading Multiples geteilt. Hieraus ergeben sich implizite Kontrollprämien, die zwischen 25% und 35% liegen, was konsistent ist mit den Prämien, die bei der Premium Analysis verwendet werden. Tabelle 100: Ableitung von Kontrollprämien aus Transaction Multiples am Beispiel HCA629 FV/EBITDA 2006 Transaction Multiple Trading Multiple Low 7.9x 6.5x Mid 8.6x 7.3x High 9.4x 8.0x Transaction Multiple Fremdkapitalkomponente Eigenkapitalkomponente Total FV/EBITDA Low 2.7x 5.1x 7.9x Mid 2.7x 5.9x 8.6x High 2.7x 6.6x 9.4x Trading Multiple Fremdkapitalkomponente Eigenkapitalkomponente Total FV/EBITDA Low 2.7x 3.8x 6.5x Mid 2.7x 4.5x 7.3x High 2.7x 5.3x 8.0x Eigenkapitalkomponente Transaction Multiple Trading Multiple Impl. Kontrollprämie Low 5.1x 3.8x 36.8% Mid 5.9x 4.5x 30.4% High 6.6x 5.3x 25.9% Da die impliziten Kontrollprämien von Premium Analysis und Transaction Multiples konsistent sind, sollten auch die Bewertungsergebnisse nicht allzuweit voneinander abweichen. Wie Tabelle 101 allerdings zeigt, ergeben sich bei HCA relativ deutliche Abweichungen der beiden Bewertungen. Dies liegt daran, dass die Transaction Multiples Bewertung nicht nur auf EBITDA-Multiples, sondern auch auf Umsatz-Multiples abstellt. Diese kommen aber auf wesentlich tiefere Ergebnisse, was die gesamte Transaction Multiples Bewertung nach unten zieht. Eine Überführung der Umsatz-Multiples in implizite EBITDA-Multiples zeigt, dass diese weit unter den tatsächlich verwen627 Die Transaction Multiples Spanne beträgt 8.0-9.5x, allerdings handelt es sich hierbei um LTM-Multiples. Um diese Spanne mit den 1-year-forward Trading Multiples vergleichbar zu machen, mussten die Transaction Multiples erst um das Wachstum des nächsten Jahres angepasst werden, indem die Multiples durch (1+gEBITDA) geteilt wurden. 628 Dieses ergibt sich, indem man die aktuelle Nettoverschuldung von $11,829 Mio. durch das 2006 EBITDA von $4,312 Mio. teilt. 629 Siehe HCA, Inc., Bewertungspräsentation, 23. Juli 2006, S. 23 f. für die gezeigten Grössen. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 185 deten EBITDA-Multiples zu liegen kommen.630 Man kann also von einer klaren Inkonsistenz von Umsatz- und EBITDA-Multiples sprechen, die das Bewertungsergebnis nach unten zieht. Dies ist vor allem deshalb negativ zu beurteilen, weil der Einsatz von Umsatz-Multiples, wie in Unterabschnitt 4.3.3 gesehen wurde, nicht unbedingt verbreitet ist. Tabelle 101: Bewertungsergebnisse Transaction Multiples vs. Premium Analysis für HCA Bewertungsspannen ($/Aktie) FV/EBITDA Transaction Multiple FV/Sales Transaction Multiple Transaction Multiples Spanne Premium Analysis Spanne Low 50.1 35.1 45.0 48.0 Mid 56.7 43.8 50.0 53.5 High 63.4 52.5 55.0 59.0 6.4.3.6 Indirekter Konsistenzcheck für WACC der DCF und LBO Analysis Wird eine LBO Analysis verwendet, lässt sich hieraus ein impliziter WACC ableiten, der mit demjenigen der DCF-Methode verglichen werden kann. In Unterabschnitt 5.5 wurden einige Ausführungen zum Zusammenhang zwischen dem WACC der DCF-Methode und dem impliziten WACC bei LBOs gemacht und es wurde festgehalten, dass diese unter bestimmten Bedingungen grundsätzlich vergleichbar sein sollten. Dies verdeutlicht der Vergleich des WACC der DCF-Methode mit dem impliziten WACC der LBO Analysis für das Fallbeispiel HCA in Tabelle 102. Bei der LBO Analysis fallen die wesentlich höhere Verschuldungsquote, die höheren Eigenkapitalkosten in Form des IRR sowie die höheren Fremdkapitalkosten auf, die das gestiegene Kreditrisiko reflektieren. Trotzdem ist der implizite WACC der LBO Analysis mit 7.5% höchst konsistent mit dem WACC der DCF-Bewertung. Es lässt sich für die LBO Analysis zudem ein implizites Beta berechnen, indem man die Inputs der DCF-Bewertung zu risikofreiem Zinssatz und Marktrisikoprämie in die CAPM-Formel einsetzt und bei gegebenen Eigenkapitalkosten (hier IRR von 20%) nach dem Beta auflöst. Das so ermittelte Levered Beta ist mit 2.1 wesentlich höher als das Beta der DCFMethode. Dies reflektiert das grössere Risiko der Eigenkapitalgeber aufgrund der wesentlich höheren Verschuldung. Dagegen weichen die impliziten Unlevered Betas, die das operative Geschäftsrisiko widerspiegeln, nicht stark voneinander ab.631 Tabelle 102: WACC DCF-Methode vs. impliziter WACC LBO Analysis für HCA632 WACC DCF-Methode Verschuldungsquote Eigenfinanzierungsquote Risikofreier Zins Marktrisikoprämie Unlevered Beta Levered Beta Steuersatz Fremdkapitalzins Eigenkapitalkosten WACC 35.0% 65.0% 5.0% 7.1% 0.45 0.60 37.5% 7.0% 9.3% 7.6% Impliziter WACC LBO Analysis Verschuldungsquote Eigenfinanzierungsquote IRR Fremdkapitalkosten Steuersatz Impliziter WACC Implizites Levered Beta Implizites Unlevered Beta 84.1% 15.9% 20.0% 8.2% 37.5% 7.5% 2.11 0.49 630 Die verwendete Umsatz-Multiple-Bandbreite beträgt 1.0-1.3x. Unter Annahme einer langfristigen Kapitalintensität von 37% und einer EBIT-Marge von 9.5% ergibt sich eine implizite EBITDA-Multiple-Bandbreite von 6.6-8.6x, die vor allem am unteren Ende weit unter der verwendeten Transaction Multiples Bandbreite von 7.9-9.4x liegt (siehe Tabelle 95 für die indirekte Berechnungsformel). Dies hat zur Folge, dass die Bewertungsergebnisse auf Basis von Umsatz-Multiples durchweg geringer als auf EBITDA-Basis ausfallen. 631 Das Unlevered Beta kann aus dem Levered Beta über die folgende Formel berechnet werden: BetaU = BetaL / [(1-t) x (1 + (D / E))], wobei D für die Verschuldungsquote und E für die Eigenfinanzierungsquote steht (siehe Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 712 f.). 632 Siehe HCA, Inc., Bewertungspräsentation, 23. Juli 2006, S. 30 f. und S. 47 für die verwendeten Inputs. 186 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Wie nützlich dieser indirekte Konsistenzcheck für den Adressaten sein kann, zeigt die Fairness Opinion von Merrill Lynch zur Übernahme von ShopKo Stores. Tabelle 103 verdeutlicht, dass der implizite WACC der LBO Analysis dort mit 7.1% weit unter dem WACC der DCF-Bewertung liegt. Dies lässt sich u.a. darauf zurückführen, dass die Fremdkapitalzinsen bei der LBO Analysis trotz höherer Verschuldungsquote niedriger als bei der DCF-Bewertung ausfallen, was aufgrund des höheren Kreditrisikos verwundert. Zudem wird der DCF-WACC durch die „Small Cap Premium“ von 1.7% nach oben gezogen, die aufgrund der Transaktionsgrösse von $1.2 Mrd. äusserst ungewöhnlich für die amerikanische Bewertungspraxis ist. Vor allem aber hat das wesentlich höhere Unlevered Beta bei der DCF-Bewertung einen grossen Einfluss. Die Sensitivitätsanalyse in Tabelle 104 zeigt, dass erst bei wesentlich höheren LBO-Zielrenditen und leicht höheren Eigenfinanzierungsquoten als die in der LBO Analysis verwendeten 25% respektive 12.8% DCF-WACC und impliziter LBO-WACC konsistent erscheinen. Da die Höhe der LBO-Zielrendite jedoch in Anbetracht der herrschenden Praxis angemessen erscheint, lässt dies vermuten, dass der DCFWACC zu hoch angesetzt ist. Tabelle 103: WACC DCF-Methode vs. impliziter WACC LBO Analysis für ShopKo Stores633 WACC DCF-Methode Verschuldungsquote Eigenfinanzierungsquote Risikofreier Zins Marktrisikoprämie Small Cap Premium Unlevered Beta 30.0% 70.0% 4.5% 7.4% 1.7% 0.71 Levered Beta Steuersatz Fremdkapitalzins Eigenkapitalkosten WACC 0.90 39.0% 8.8% 12.6% 10.4% Impliziter WACC LBO Analysis Verschuldungsquote Eigenfinanzierungsquote IRR Fremdkapitalkosten Steuersatz Impliziter WACC 87.2% 12.8% 25.0% 7.4% 39.0% 7.1% Implizites Levered Beta Implizites Unlevered Beta 2.77 0.54 Tabelle 104: Sensitivitätstabelle impliziter WACC LBO Analysis für ShopKo Stores Eigenfinanzierungsquote 633 10.0% 12.5% 15.0% 17.5% 20.0% 6.0% 6.4% 6.8% 7.2% 25.0% 6.5% 7.0% 7.6% 8.1% IRR 30.0% 35.0% 7.0% 7.5% 7.7% 8.3% 8.3% 9.1% 9.0% 9.8% 40.0% 8.0% 8.9% 9.8% 10.7% 45.0% 8.5% 9.5% 10.6% 11.6% Siehe ShopKo Stores, Inc., Bewertungspräsentation, 7. April 2005, S. 27 und 30 für die verwendeten Inputs. Shopko Stores ist ein mittelgrosser „General Merchandise Retailer“, mit 363 Geschäften vor allem im mittleren Westen der USA. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 6.4.4 187 Analyse der Bewertungsergebnisse Ausgangspunkt der Analyse der Bewertungsergebnisse bilden die empirischen Relationen des relativen Bewertungssystems aus Kapitel 5.634 Dieses kann verwendet werden, um mögliche Auffälligkeiten der Verhältnisse der Bewertungsergebnisse untereinander sowie zu Angebots- und Marktpreis zu identifizieren. Abweichungen von der „empirischen Norm“ bedeuten dabei nicht, dass die Unternehmensbewertung verzerrt ist, sie können den Adressaten aber sensitivieren und bei der Interpretation der Bewertungsergebnisse helfen. Die Erkenntnisse aus der Analyse der Bewertungsergebnisse müssen dann in einer Art Rückkoppelung mit den Ergebnissen der vorangegangenen Analyseschritte verbunden werden, um zu einem abschliessenden Urteil bezüglich der Fairness Opinion Bewertung zu kommen. Dies geschieht aber erst in Unterabschnitt 6.4.5. Als Fallbeispiel soll hier die Unternehmensbewertung von ShopKo Stores durch Merrill Lynch dienen. Zum einen kommen dabei zahlreiche verschiedene Unternehmensbewertungsmethoden zum Einsatz und zum anderen wurden zwei zeitlich aufeinanderfolgende Fairness Opinions abgegeben, die zwei unterschiedliche Angebotspreise jeweils als fair ansahen.635 Tabelle 105 fasst für die erste Fairness Opinion vom 7. April 2005 auf der linken Seite die verwendeten Unternehmensbewertungsmethoden bzw. Benchmarks mit den dazugehörigen Bewertungsergebnissen sowie die Angebotsparameter zusammen. Rechts davon werden die Abweichungen der verschiedenen Bewertungsschätzer zum Angebotspreis aufgezeigt. Als Vergleichsmassstab sind zudem die jeweiligen empirischen Medianabweichungen der Mittel- und Höchstwerte zum Angebotspreis aus Kapitel 5 aufgeführt. Dazu lassen sich nun zahlreiche Beobachtungen machen, die in Tabelle 106 zusammengefasst sind. Tabelle 105: Bewertungsergebnisse ShopKo Stores Fairness Opinion vom 7. April 2005636 $/Aktie DCF Base Case 2007 Restwert DCF Base Case 2009 Restwert DCF Upside Case 2007 Restwert DCF Upside Case 2009 Restwert Trading Multiples Transaction Multiples Premium Analysis LBO Analysis Base Case LBO Analysis Upside Case Recap Analysis Base Case Recap Analysis Upside Case DFEV Analysis Base Case DFEV Analysis Upside Case Liquidation Analysis 52-Week High/Low Low 16.50 19.00 19.25 24.75 19.75 22.75 20.75 22.00 25.00 13.25 17.50 13.25 17.50 13.25 12.22 Angebotsübersicht ($/Aktie) Offer Price Pre-offer Market Price Premium 24.0 23.0 4.2% Mid 19.13 22.00 22.13 28.38 22.75 25.75 21.63 23.00 26.13 18.25 23.63 18.00 22.25 15.88 17.63 High 21.75 25.00 25.00 32.00 25.75 28.75 22.50 24.00 27.25 23.25 29.75 22.75 27.00 18.50 23.03 % to Offer Price Low Mid High (31.3%) (20.3%) (9.4%) (20.8%) (8.3%) 4.2% (19.8%) (7.8%) 4.2% 3.1% 18.2% 33.3% (17.7%) (5.2%) 7.3% (5.2%) 7.3% 19.8% (13.5%) (9.9%) (6.3%) (8.3%) (4.2%) 0.0% 4.2% 8.9% 13.5% (44.8%) (24.0%) (3.1%) (27.1%) (1.6%) 24.0% (44.8%) (25.0%) (5.2%) (27.1%) (7.3%) 12.5% (44.8%) (33.9%) (22.9%) (49.1%) (26.6%) (4.0%) Empirische Medianabweichung Mid High (4.9%) 8.0% (4.9%) 8.0% 1.6% 18.1% 1.6% 18.1% (16.4%) (6.6%) (8.7%) 3.4% (3.8%) 3.7% (5.5%) 0.5% (8.5%) (0.6%) (11.7%) 0.2% (19.4%) (5.6%) 634 Siehe Tabelle 86 in Abschnitt 5.7. 635 Die erste Fairness Opinion stammt vom 7. April 2005 und bezieht sich auf ein Barangebot über $24 pro Aktie von Goldner Hawn. Die zweite Fairness Opinion stammt vom 18. Oktober 2005 und bezieht sich auf ein Barangebot über $29 pro Aktie von Sun Capital Partners. Beide Angebote wurden zum jeweiligen Zeitpunkt als fair angesehen. Siehe ShopKo Stores, Inc., Form DEFM14A, 23. November 2005. 636 Siehe ShopKo Stores, Inc., Bewertungspräsentation, 7. April 2005, S. 15 für die Bewertungsergebnisse. 188 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions Tabelle 106: Kommentierung Bewertungsergebnisse der ersten ShopKo Fairness Opinion Methode Kommentierung der Bewertungsergebnisse DCF Base Case Je eine Bewertung mit Restwertberechnung am Ende der Jahre 2007 und 2009 Restwertberechnung 2007: DCF-Werte liegen weit unter Angebotspreis und sogar durchweg unter Marktpreis vor der Übernahme. Somit starke Abweichungen von empirischen Relationen Restwertberechnung 2009: DCF-Werte reichen wesentlich näher an die empirischen Relationen und erscheinen plausibler. Bewertung liegt allerdings im Mittelwert unter Marktpreis, was ungewöhnlich ist Restwertberechnung 2007: Keine grosse Differenz zu Base Case und dementsprechend hohe Abweichungen von empirischen Relationen. Upsides kommen also erst zeitlich später zum tragen, was Restwertberechnung auf 2007-Basis irrelevant erscheinen lässt Restwertberechnung 2009: Bewertungen liegen deutlich über Angebotspreis. Massive Abweichungen nach oben von empirischen Relationen Upside Case damit entweder zu optimistisch oder Upsides werden nicht entsprechend im Angebotspreis abgegolten. Angebotspreis scheint aus dieser Sicht nicht angemessen Bewertung liegt im Mittelwert nahe an Marktpreis. ShopKo wird also im Vergleich zu Peers angemessen am Markt bewertet Bewertungen liegen allerdings deutlich näher am Angebotspreis als bei empirischen Relationen Höchstwert liegt sogar 7.3% über Angebotspreis, was äusserst ungewöhnlich ist. Deutet an, dass Kontrollprämie und Angebotspreis zu gering im Vergleich zur Marktbewertung sind Fällt erwartungsgemäss höher als Trading Multiples Bewertung aus Liegt im Mittel- und insbesondere im Höchstwert deutlich über Angebotspreis und über empirischen Medianabweichungen zum Angebotspreis Angebotspreis aus dieser Perspektive tendenziell zu niedrig Liegt deutlich unter Transaction Multiples Bewertung, was ungewöhnlich ist Höchstwert fällt sogar tiefer aus als Marktpreis vor der Übernahme Stark negative Abweichungen von empirischen Relationen Deutet darauf hin, dass ein zu niedriger Marktpreis als Basis für Premium Analysis gewählt wurde und/oder die Prämien der vergleichbaren Transaktionen zu niedrig angesetzt sind Liegt nahe am Angebotspreis und ist damit konform mit empirischen Medianabweichungen Liegt gleichauf mit Marktpreis vor der Übernahme, was mit sehr niedriger Kontrollprämie zu tun hat Upside Case liegt wie bei DCF deutlich über Angebotspreis Falls der Käufer die Upside Potentiale realisieren kann, erzielt er also weitaus höhere Renditen als die in der LBO Analysis verwendete Zielrendite von 25% Angebotspreis scheint aus dieser Sicht nicht angemessen Nimmt an, dass Aktien am Markt zurückgekauft werden, was durch Fremdkapital finanziert wird Base Case: Recap Analysis kommt auf tiefere Werte als Trading Multiples Bewertung. Sollte eher andersherum sein, was auf Inkonsistenz der verwendeten Multiples hindeuten könnte. Mittelwert weicht stark nach unten von empirischen Relationen ab. Bewertung erscheint damit tendenziell zu tief Upside Case: Höchstwert liegt stark über Angebotspreis, was empirischen Relationen widerspricht Bei Realisierung der Upsides und gleichzeitiger Optimierung der Kapitalstruktur könnte der Marktwert des unabhängigen Unternehmens somit weit höher als das Angebot ausfallen. Spricht für Unangemessenheit des Angebots Base Case: Weicht deutlich von empirischen Relationen ab und liegt tiefer als Trading Multiples Bewertung. Entweder Wachstum über Planungshorizont erwirtschaftet also nicht Kapitalkosten oder Multiples sind inkonsistent Upside Case: Konsistent mit Trading Multiples Bewertung. Könnte andeuten, dass Base Case weniger relevant ist Liquidationswert, der auf Wert des Immobilienportfolios abstellt, liegt deutlich unter Markt- und Angebotspreis Liquidation also keine attraktive Alternative Tatsache, dass Bewerter diese Liquidation zumindest berücksichtigt, ist positiv zu werten Marktpreis vor der Übernahme markiert Höchstkurs über letztes Jahr Es kann somit nicht von einem offensichtlichen Timing des Angebots gesprochen werden, das versucht, auf Tiefstständen einzusteigen Abweichung des Höchstkurses vom Angebotspreis allerdings konsistent mit empirischen Relationen, d.h. Marktpreis nahe Höchststand ist aus empirischer Sicht kein ausreichender Grund für niedrige Prämie DCF Upside Case Trading Multiples Transaction Multiples Premium Analysis LBO Analysis Base Case LBO Analysis Upside Case Recap Analysis DFEV Analysis Liquidation Analysis 52-Week High/Low Alles in allem lässt sich festhalten, dass z.T. starke Inkonsistenzen mit den empirischen Mustern bestehen und zahlreiche Fragen in Bezug auf die Angemessenheit des Angebots von $24 aufgeworfen werden, dessen implizite Kontrollprämie mit 4.2% äussert niedrig erscheint. Vor diesem Hintergrund ist ein Vergleich mit der zweiten Fairness Opinion vom 18. Oktober 2005 aufschlussreich, Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 189 die einen deutlich höheren Angebotspreis von $29 pro Aktie als fair ansieht. Tabelle 107 gibt wieder eine Übersicht zu den Bewertungsergebnisssen der verschiedenen Bewertungsmethoden und Tabelle 108 kommentiert diese. Es kann gesamthaft festgehalten werden, dass die Unternehmensbewertungen der Fairness Opinion zu diesem zweiten Angebot, das schliesslich auch durch die Aktionäre angenommen wurde, deutlich plausibler erscheinen. Die Gegenüberstellung mit den Inkonsistenzen der ersten Fairness Opinion verdeutlicht die Nützlichkeit einer Analyse der Bewertungsergebnisse, die bei den empirisch festgestellten Relationen ansetzt. Tabelle 107: Bewertungsergebnisse ShopKo Stores Fairness Opinion vom 18. Oktober 2005637 $/Aktie DCF Base Case 2008 Restwert DCF Base Case 2010 Restwert Trading Multiples Transaction Multiples Premium Analysis LBO Analysis Base Case Recap Analysis Base Case DFEV Analysis Base Case Liquidation Analysis 52-Week High/Low Low 20.75 23.75 21.25 24.25 21.75 19.50 13.50 13.25 14.50 16.07 Angebotsübersicht ($/Aktie) Offer Price Pre-offer Market Price Premium 29.0 23.0 25.9% Mid 23.50 26.75 24.25 27.13 22.63 23.38 18.13 17.88 17.13 21.18 High 26.25 29.75 27.25 30.00 23.50 27.25 22.75 22.50 19.75 26.28 % to Offer Price Low Mid High (28.4%) (19.0%) (9.5%) (18.1%) (7.8%) 2.6% (26.7%) (16.4%) (6.0%) (16.4%) (6.5%) 3.4% (25.0%) (22.0%) (19.0%) (32.8%) (19.4%) (6.0%) (53.4%) (37.5%) (21.6%) (54.3%) (38.4%) (22.4%) (50.0%) (40.9%) (31.9%) (44.6%) (27.0%) (9.4%) Empirische Medianabweichung Mid High (4.9%) 8.0% (4.9%) 8.0% (16.4%) (6.6%) (8.7%) 3.4% (3.8%) 3.7% (5.5%) 0.5% (8.5%) (0.6%) (11.7%) 0.2% (19.4%) (5.6%) Tabelle 108: Kommentierung Bewertungsergebnisse der zweiten ShopKo Fairness Opinion Methode Kommentierung der Bewertungsergebnisse DCF Base Case Es wird nur noch Base Case verwendet, der sich jedoch von vorherigem Base Case unterscheidet Restwerte werden nun für die Jahre 2008 und 2010 berechnet Restwertberechnung 2008: Liegt wie bei erster Fairness Opinion weit unter Angebotspreis. Deutet darauf hin, dass diese Variante wenig relevant ist Restwertberechnung 2010: Abweichungen zum Angebotspreis sind konform mit empirischen Medianen. Bewertung erscheint aus dieser Sicht plausibel Trading Multiples Bewertung liegt im Mittelwert immer noch nahe am Marktpreis Allerdings ergeben sich nun deutliche negative Abweichungen zum Angebotspreis, die vor allem auch im Höchstwert absolut konsistent mit empirischen Relationen sind Transaction Multiples Bewertung korrespondiert ebenfalls sehr gut mit empirischen Relationen zum Angebotspreis Aus dieser Perspektive erscheint Angebot nun nicht mehr unangemessen Bewertung liegt immer noch weit unter Transaction Multiples Bewertung und im Mittelwert sogar unter Marktpreis Tatsächliche Kontrollprämie des zweiten Angebots beträgt 25.9%. Premium Analysis stellt also immer noch auf wesentlich niedrigere Prämien oder auf zu niedrigen Marktpreis als Basis ab Liegt im Mittelwert nun deutlich unter Angebotspreis und weicht dort stark von empirischen Relationen ab Höchstwert hingegen wesentlich konsistenter mit empirischen Abweichungen Aus LBO-Perspektive ist Angebotspreis nun klar angemessen Keine grossen Veränderungen im Vergleich zur Base Case Bewertung der ersten Fairness Opinion Abweichungen zum Angebotspreis sind folglich nun noch grösser Da kein Upside Case mehr gezeigt wird, ist Angebot aus dieser Sicht klar angemessen Keine grossen Veränderungen im Vergleich zur Base Case Bewertung der ersten Fairness Opinion Abweichungen zum Angebotspreis sind folglich nun noch grösser Keine grossen Veränderungen im Vergleich zu erster Fairness Opinion Sowohl Tiefst- als auch Höchstkurs des letzten Jahres liegen nun höher Zeigt, dass der Marktpreis nach dem Angebot von $24 auf über $26 gestiegen ist und so von einer Erhöhung des Angebots ausgegangen wurde. Dies verdeutlicht nochmals, wie gering das erste Angebot war Trading Multiples Transaction Multiples Premium Analysis LBO Analysis Recap Analysis DFEV Analysis Liquidation Analysis 52-Week High/Low 637 Siehe ShopKo Stores, Inc., Form DEFM14A, 23. November 2005, S. 61 ff. für die Bewertungsergebnisse dieser Fairness Opinion. 190 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 6.4.5 Rückkoppelung mit vorangegangenen Analyseschritten des Frameworks Man sollte das Framework zur Beurteilung der Unternehmensbewertung, wie in Abbildung 32 dargestellt, von der Analyse der Rahmenbedingungen bis zur Analyse der Bewertungsergebnisse durchlaufen und diese dann mit den vorangegangenen Analyseschritten verbinden, um zu einer Synthese zu gelangen. Hier soll diese Rückkoppelung verdeutlicht werden, indem die im vorherigen Unterabschnitt diskutierte Analyse der Bewertungsergebnisse in den Kontext der Analyse der Rahmenbedingungen (Unterabschnitt 6.4.5.1), der Analyse der Finanzzahlen (Unterabschnitt 6.4.5.2) und der drei anderen Schritte der Analyse der Bewertung (Unterabschnitt 6.4.5.3) gesetzt wird. Dabei liegt der Fokus hier auf der Veranschaulichung einiger interessanter Zusammenhänge für den Fall ShopKo Stores und nicht auf dem vollständigen Durchlaufen aller Checks und Analysen. 6.4.5.1 Verbindung mit Analyse der Rahmenbedingungen der Bewertung Am Fallbeispiel von ShopKo Stores zeigt sich die Nützlichkeit einer Analyse der Rahmenbedingungen der Bewertung. Diese verdeutlicht einige offensichtliche Interessenkonflikte und Anreize:638 • Das Angebot über $24 pro Aktie von der Private Equity Gesellschaft Goldner Hawn wurde von dem damaligen Chairman des Board of Directors Jack Eugster mitinitiiert. Dieser trat danach zwar als Chairman zurück, blieb aber Director und hätte bei erfolgreichem Abschluss der Transaktion 10% am Unternehmen gehalten. Es ist fraglich, inwiefern der Chairman seine Position und seine Beziehungen zu den übrigen Mitgliedern des Boards vor und während der Übernahmeverhandlungen sowie bei der Auswahl der Investmentbank geltend machen konnte. • Ein anderes Mitglied des Board of Directors (Richard Zona) war Mitglied des Strategic Advisory Boards von Goldner Hawn und somit ebenfalls konfligiert. • Mehrere Mitglieder des Managements wären bei Erfolg des Angebots von Goldner Hawn am Eigenkapital des Unternehmens beteiligt worden. • Merrill Lynch erhielt $100,000 als Fee bei Unterzeichnung des Engagement Letters und $250,000 bei Abgabe der Fairness Opinion am 7. April 2005. Allerdings war auch eine massive erfolgsabhängige Entlohnung in Höhe von ca. 0.8% des gesamten Transaktionswerts bei erfolgreichem Abschluss der Übernahme vorgesehen.639 Alles in allem muss festgehalten werden, dass auf Seiten der Zielgesellschaft als auch auf Seiten der Bank starke finanzielle Anreize bestanden, das Angebot von Goldner Hawn durchzubringen. Es wurde dem Board of Directors in diesem Zusammenhang auch vorgeworfen, nicht alles getan zu haben, um den Kaufpreis zu maximieren. So wurden z.B. keine strategischen Käufer angesprochen und auch kein spezielles Bewertungsgutachten zu dem genauen Wert des massiven Immobilienportfolios eingeholt.640 Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die erste Fairness Opinion das relativ tiefe Angebot von $24 als angemessen erachtete und die Bewertungsergebnisse, wie in Unterabschnitt 6.4.4 gezeigt wurde, dabei zum Teil nicht plausibel erscheinen. 638 Siehe hierzu auch Hajewski (2005); Heller (2005); Elliot Associates LP, Form SC 13D, 6. September 20005. 639 Siehe ShopKo Stores, Inc., Form DEFM14A, 23. November 2005, S. 66. Dies entspricht in Bezug auf den finalen Kaufpreis ca. $9.5 Mio. 640 Vgl. Heller (2005), S. 3, die einen grösseren Aktionär hierzu zitiert: „Perhaps this is explained in part by the obvious conflicts of interest, with [the] former chairman and certain members of [the] current management participating in what appears to be an incredibly rich deal for them from our point of view.“ Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 191 6.4.5.2 Verbindung mit Analyse der Finanzzahlen Insgesamt kommen drei verschiedene Geschäftspläne zum Einsatz: Base Case und Upside Case der ersten Fairness Opinion sowie der Base Case der zweiten Fairness Opinion, für die Anhang 15 die wesentlichen Plangrössen aufzeigt:641 • Base Case 1 war das Resultat eines strategischen Planungsprozesses vor der Übernahme (März 2005), der zum Ziel hatte, die Eigenkapitalrenditen des Unternehmens durch ein Restrukturierungsprogramm zu erhöhen. Obgleich aus den Proxy Materials hervorgeht, dass das Special Committee einige Zweifel in Bezug auf die Erreichbarkeit des Planes hat, wird dieser trotzdem als „reasonable and conservative“ für die Analysen der Fairness Opinion bezeichnet.642 • Der Upside Case baut auf dem Base Case 1 auf und nimmt zusätzliche Umsatz- und Margenverbesserungen an, die durch Merchandising- und Preisoptimierungen herbeigeführt werden sollen. • Base Case 2 entstand erst im September 2005 und somit während der Übernahme. Es wird hervorgehoben, dass der Base Case 2 auf dem Base Case 1 aufbaut und lediglich die Zahlen für das laufende Jahr auf Basis der aktuellen Performance anpasst. Die Tatsache, dass die Finanzzahlen für das laufende Jahr stark nach unten angepasst wurden und der Turnaround der späteren Jahre deshalb um so schwieriger wird, führt in den Proxy Materials zu „strong skepticism with respect to such projections“. Trotzdem sieht das Special Committee diese Pläne als „reasonable and conservative“ für die Fairness Opinion Bewertung an.643 Tabelle 109 und Tabelle 110 geben einige Aufschlüsse in Bezug auf Plausibilität und Glaubwürdigkeit der einzelnen Pläne, die sich aus der Analyse der Finanzzahlen nach dem Schema in Abbildung 35 ergeben. In diesem Lichte lassen sich die in Unterabschnitt 6.4.4 untersuchten DCFBewertungsergebnisse wie folgt interpretieren: • Die relativ niedrige Base Case DCF-Bewertung der ersten Fairness Opinion kann aus Sicht der Finanzzahlen vor allem durch den unplausibel starken EBITDA-Margeneinbruch im Base Case 1 erklärt werden. Immerhin wird dieser durch den Upside Case relativiert, der in Bezug auf die EBITDA-Margen plausibler erscheint, aber aufgrund des gleichzeitig hohen Umsatzwachstums als etwas zu optimistisch anzusehen ist. Vor diesem Hintergrund hätte man bei der DCFBewertung den Upside Case stärker gewichten können, was den Angebotspreis von $24 als zu niedrig dargestellt hätte. • Der Base Case 2 der zweiten Fairness Opinion kam auf wesentlich höhere DCF-Werte als der Base Case 1 und konnte somit den deutlich höheren Angebotspreis von $29 rechtfertigen. Allerdings sind die Unterschiede zwischen Base Case 1 und Base Case 2 in Bezug auf Umsatz, EBITDA und Capex nicht materieller Natur, so dass fast der gesamte Werteffekt aus einer massiven Verringerung des Nettoumlaufvermögens kommt, die nirgends weiter erklärt wird. • Es scheint somit fast, dass man bei der zweiten Fairness Opinion versuchte, auf der einen Seite einen höheren Angebotspreis zu rechtfertigen, auf der anderen Seite aber die vorhergehende DCF-Bewertung nicht als massiv inkonsistent dastehen zu lassen, weshalb man auf die Stell- 641 Der Base Case der ersten Fairness Opinion wird im Folgenden als Base Case 1, der Base Case der zweiten Fairness Opinion als Base Case 2 bezeichnet. 642 Siehe ShopKo Stores, Inc., Form DEFM14A, 23. November 2005, S. 89. 643 Siehe ShopKo Stores, Inc., Form DEFM14A, 23. November 2005, S. 91 f. 192 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions schraube des NUV zurückgriff, die im Vergleich zu Umsatz oder EBITDA weniger stark hinterfragt werden kann. Die Beurteilung von Plausibilität und Glaubwürdigkeit der Finanzzahlen fällt somit selbst für die zweite Fairness Opinion vor diesem Hintergrund relativ negativ aus. Tabelle 109: Beurteilung der Plausibilität der Finanzzahlen für ShopKo Stores Analyseschritt Beobachtungen und Kommentierung Vergleich mit Zahlen der Vergangenheit Umsatzwachstumsraten der drei Pläne deutlich höher im Vergleich zu historischem Wachstum. Damit wohl eher optimistisch Deutlicher Einbruch der 2006 EBITDA-Marge in allen Plänen. Margeneinbruch insbesondere für Base Case 2 nicht plausibel, weil für 2005 weiterer Margenanstieg erwartet wird In Base Case 1 und 2 wachsen Margen ab 2008 wieder an, erreichen aber lediglich 2003 Niveau. Damit historisch relativ niedrig Langfristige EBITDA-Marge von 7% in Upside Case erscheint im Vergleich zu „bester historischer Marge“ von 6.5% plausibel Identisches Capex in Base Cases und Upside Case. Ist in Vergleich zu letzten Jahren etwas niedriger, was plausibel erscheint, da keine weiteren Filialen eröffnet werden Kein historischer Vergleich für NUV möglich Umsatzprognose der Analysten für 2005 konsistent mit Base Case 2 Umsatzprognose der Analysten für 2006 tiefer als Umsatz der einzelnen Pläne. Projiziertes Umsatzwachstum damit aus Analystensicht eher optimistisch EBITDA-Prognose für 2005 konsistent mit Base Case 2 Analysten erwarten EBITDA-Margenanstieg in 2006. Lässt Margeneinbruch in Base Case unplausibel erscheinen 2005 EBITDA-Marge ausserordentlich gut im Vergleich zu Peers Finanzanalysten antizipieren moderates Umsatzwachstum und konstante EBITDA-Margen für Peers Umsatzwachstum aus dieser Sicht eher optimistisch, während Margeneinbruch eher nicht konsistent Vergleich mit Schätzungen der Finanzanalysten Vergleich mit Kennzahlen der Peers Tabelle 110: Beurteilung der Glaubwürdigkeit der Finanzzahlen für ShopKo Stores Analyseschritt Beobachtungen und Kommentierung Performance des Managements in Vergangenheit Vergleich von Base Case 1 (März 2005) mit Base Case 2 (September 2005) zeigt Planerfüllung für EBITDAMargen, aber Underperformance auf Umsatzebene Vergleiche mit älteren Plänen zeigen ähnliches Bild644 Margeneinbruch bei hohem Umsatzwachstum aus dieser Sicht nicht sehr glaubwürdig Base Case 1 entstand im Rahmen eines strategischen Planungsprozesses, allerdings nur 20 Tage vor Transaktion Plan aus Oktober 2004 (nur 6 Monate vor Base Case 1) ist noch wesentlich optimistischer und prognostiziert insbesondere keinen Margeneinbruch Starker negativer Bias von Base Case 1 im Vergleich zu Oktober 2004, vermindert vor Hintergrund der Anreize von Management und Chairman sowie fehlender Erläuterung dessen Glaubwürdigkeit Veränderungen von Base Case 2 zu Base Case 1, durch aktuelle Performance erklärt und damit glaubwürdig Veränderung des NUV wechselt von stark positiv (negativer FCF-Effekt) in Base Case 1 zu stark negativ (positiver FCF-Effekt) in Base Case 2. Dies ist nicht nachvollziehbar, hat aber massiven Einfluss auf FCF Keine sichtbaren Anstrengungen der Bank, die Finanzzahlen zu hinterfragen oder zu plausibilisieren Somit kein zusätzlicher Glaubwürdigkeitsgewinn Informationspolitik des Managements Umgang der Bank mit Finanzzahlen Adäquate Berücksichtigung von Upsides, Downsides und Synergien 644 Positiv, dass Upsides in erster Fairness Opinion berücksichtigt werden Allerdings keine Aussage zu Plausibilität von Upside Case Nicht ersichtlich, warum kein Upside Case mehr in zweiter Fairness Opinion verwendet. Vermindert deren Glaubwürdigkeit Kein Synergiepotential, da Finanzkäufer Im April 2004 betrug die EBITDA-Schätzung für das Jahr 2005 $192 Mio., was sehr nahe am eineinhalb Jahre später erstellten Base Case 2 mit $191 Mio. liegt. Die Umsatzprognose wurde dagegen um $300 Mio. nach unten angepasst. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions 193 6.4.5.3 Verbindung mit vorangegangenen Schritten der Analyse der Bewertung Hier soll ein kurzer Blick auf einige Erkenntnisse der ersten drei Schritte der Analyse der Unternehmensbewertung geworfen werden. Diese liefern zusätzliche Aufschlüsse für die Interpretation der Bewertungszusammenhänge. Verwendete Unternehmensbewertungsmethoden Die Tatsache, dass in beiden Fairness Opinions fast alle in der Fairness Opinion Praxis anzutreffenden Bewertungsmethoden angewandt werden, ist als positiv zu werten.645 Ein Benchmark, der allerdings ausgelassen wird, sind Analyst Target Prices. Da ShopKo Stores zum Zeitpunkt der Übernahme durch mindestens zwei Finanzanalysten gecovert wurde, kann ein kurzer Check zeigen, ob die Bewertungen der Finanzanalysten auf etwa die gleichen Ergebnisse kommen wie die der Fairness Opinion. Der Zielpreis von Price Target Research liegt im Juni 2005, also mitten im Übernahmeprozess, bei $32.646 Der Zielpreis von Fulcrum Global Partners vom März 2005, also noch kurz vor der Übernahme, liegt bei $29.647 Beide Zielpreise sind also deutlich höher als das erste Angebot von $24 und übertreffen zudem viele der in der ersten Fairness Opinion gezeigten Bewertungen. Vor dem Hintergrund der in Unterabschnitt 6.4.5.1 diskutierten Anreize verwundert es nicht, dass diese Benchmarks nicht in der Fairness Opinion berücksichtigt wurden, da sie klar für die Unangemessenheit des Angebots gesprochen hätten. Diese wurde später im übrigen auch durch einige Finanzanalysten explizit hervorgehoben.648 Methodenanwendung und Wahl der Parameter In Bezug auf Premium Analysis, Trading Multiples Bewertung und DCF-Bewertung lassen sich einige Beobachtungen machen, die zeigen, wie der Bewerter vor allem bei der ersten Fairness Opinion immer wieder seinen Spielraum ausnutzt, um die Bewertungsergebnisse nach unten zu ziehen und so gegen den Grundsatz der Neutrality verstösst. Das Fallbeispiel verdeutlicht zudem den Nutzen der Erkenntnisse in Kapitel 4 zur herrschenden Bewertungspraxis für den Adressaten. • Premium Analysis – Die in der Bewertung verwendeten Kontrollprämien von 15-25% leiten sich aus den Prämien bei vergleichbaren Transaktionen auf die jeweiligen Kurse einen Monat vor Angebot ab. Diese Prämienspanne ist erst einmal als angemessen zu betrachten. Allerdings lag der Marktpreis von ShopKo Stores einen Monat vor Angebot mit nur $18.1 weit unter dem letzten Kurs vor Abgabe des Angebots ($23.0). Damit reflektiert der für die Premium Analysis verwendete Basispreis nicht in angemessener Weise den „Fair Market Value“ von ShopKo Stores vor der Übernahme.649 Da die herrschende Bewertungspraxis meist auf den Kurs unmittelbar vor Abgabe des Angebots abstellt, erscheint die Verwendung des wesentlich tieferen Kurses einen Monat zuvor als willkürlich. Der Bewerter hätte zumindest einen Durchschnittskurs über den letzten Monat benutzen können oder zusätzlich noch den Kurs vor Angebotsabgabe berücksichtigen sollen. Da das Angebot von $24 aus dieser Perspektive allerdings als zu tief 645 Auf eine Erläuterung der im Fall ShopKo Stores berücksichtigten Fairness Standards und den Nutzen der einzelnen Bewertungsmethoden wird hier verzichtet. 646 Siehe Price Target Research (2006), S. 1. 647 Siehe Fulcrum Global Partners (2005), S. 1. Der Marktpreis bei Erstellung des Reports lag bei $21.9, also nur $2 unter dem ersten Angebotspreis. Der Finanzanalyst spricht zu diesem Zeitpunkt allerdings von einer „significant undervaluation“ des Unternehmens. 648 Vgl. Cecil (2005), der den Analysten von Fulcrum Global Partners wie folgt zitiert: „There’s nothing about the deal which makes shareholders comfortable that this is the best offer.“ 649 Dies wird im übrigen auch durch die Trading Multiples Bewertung bestätigt, die selbst im Tiefstwert noch fast $3 über dem Kurs von $18.1 liegt. 194 Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions anzusehen gewesen wäre, wurde anscheinend bewusst darauf verzichtet.650 Gesamthaft lässt sich die festgestellte Implausibilität der Bewertungsergebnisse der Premium Analysis also gut nachvollziehen. • Trading Multiples Bandbreite – Die Spanne der Trading Multiples der Peers liegt zwischen 5.5x und 8.6x, der Median liegt bei 7.4x und der Durchschnitt bei 7.0x. Die gewählte Bewertungsbandbreite von 5.0x-6.0x FV/EBITDA erscheint somit eher niedrig. Diese Wahrnehmung wird zusätzlich noch dadurch verstärkt, dass die LTM-EBITDA-Marge von ShopKo Stores im Vergleich zu den Peers überdurchschnittlich hoch ist.651 Die gewählte Multiple-Bandbreite ist somit für den Adressaten weder verifizierbar noch nachvollziehbar. Da diese Bandbreite auch für die Restwertberechnung bei der DCF-Bewertung verwendet wird, zieht dieser Umstand auch deren Glaubwürdigkeit in Mitleidenschaft. • Trading Multiples Bezugsperiode – Praxisüblich sind Bewertungen mittels 1-year-forward Multiples.652 Hier kommen allerdings LTM-Multiples zum Einsatz, ohne dass dies weiter begründet wird. Es kann lediglich konstatiert werden, dass das 2004 EBITDA tiefer als das 2005 EBITDA liegt, was tendenziell einen negativen Einfluss auf die Bewertung hat. • DCF-Methode Kapitalkostenbestimmung – In Unterabschnitt 6.4.3.6 wurde angemerkt, dass bei der WACC-Berechnung eine Size Premium von 1.7% verwendet wurde. Diese ist in den USA bei Transaktionen dieser Grössenordnung äusserst unüblich653 und zieht die DCFBewertung somit ungerechtfertigterweise nach unten. • DCF-Methode Restwertberechnung – Es wird bei der DCF-Methode für jedes Szenario je eine Bewertung mit einem kürzeren und einem längeren Planungshorizont gezeigt. Ein zwei- bis dreijähriger Planungshorizont ist eher unüblich, insbesondere weil ja eine weiterreichende Planung vorliegt. Zudem zeigt eine Betrachtung des Base Case 1, dass bei der Restwertberechnung im Jahr 2007 ein äusserst niedriges EBITDA kapitalisiert wird, so dass die Margenerholungen der nächsten beiden Jahre nicht reflektiert werden. Damit ist diese Bewertungsvariante irrelevant, da der Restwert ja gerade die nachhaltige Performance des Unternehmens reflektieren soll. Der Adressat muss sich fragen, warum diese Variante, die auf sehr niedrige Bewertungsergebnisse führt, überhaupt in der Fairness Opinion zum Einsatz kommt. Konsistenz der Bewertungsparameter An dieser Stelle seien nur zwei Inkonsistenzen aufgezeigt, die ebenfalls darauf hindeuten, dass die Unternehmensbewertungen ungerechtfertigterweise nach unten gezogen wurden. • Direkter Konsistenzcheck für Multiples – Das LBO Exit-Multiple liegt mit 4.5-5.5x unter der Trading Multiples FV/EBITDA-Spanne von 5.0-6.0x, die auch für den DCF-Restwert verwendet wird. Da LBO Exit-Multiple und DCF Terminal Value Multiple die gleiche Funktion erfüllen, wäre hier Konsistenz zu erwarten. 650 Die durchschnittliche Prämie der vergleichbaren Transaktionen auf den Kurs einen Tag vor Angebotsabgabe beträgt 16.2%. Wendet man diese auf den Marktpreis vor dem Angebot von $23.0 an, so ergibt sich ein Wert von $26.8. 651 Die beiden Unternehmen mit ähnlich hohen EBITDA-Margen weisen Multiples von 8.0x bzw. 7.4x auf. Das niedrigste Multiple mit 5.5x wird von einem Unternehmen besetzt, dessen EBITDA-Marge gerade halb so hoch ist wie die von ShopKo Stores und das zudem nur ein Siebtel der Marktkapitalisierung hat. 652 Siehe Unterabschnitt 4.3.2.3. 653 Siehe Unterabschnitt 4.3.1.2. Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions • 195 Indirekter Konsistenzcheck für WACC der DCF vs. LBO Analysis – Wie in Unterabschnitt 6.4.3.6 gezeigt wurde, liegt der WACC der DCF-Bewertung weit über dem impliziten WACC der LBO Analysis, was inkonsistent erscheint und eine weitere Erklärung für die relativ niedrige DCF-Bewertung sein könnte. Gesamthaft lässt sich festhalten, dass sich insbesondere bei der ersten Fairness Opinion zahlreiche Inkonsistenzen, Implausibilitäten und Einseitigkeiten bei der Analyse der Finanzzahlen und der Analyse der Bewertung auftun, die nahe legen, dass die in der Analyse der Rahmenbedingungen identifizierten Anreize einen Einfluss auf die Fairness Opinion haben. Die Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuation werden dabei ein ums andere Mal verletzt. Zumindest die erste Fairness Opinion stellt somit keine zuverlässige Entscheidungsgrundlage für den Adressaten dar. Dies wurde ex post dadurch bestätigt, dass das als „fair“ angesehene Angebot von Goldner Hawn schliesslich durch das weitaus höhere Angebot von Sun Capital Partners ($29 pro Aktie) übertroffen wurde, welches durch die Aktionäre der Zielgesellschaft angenommen wurde. Inwiefern allerdings die zweite Fairness Opinion in Anbetracht der Mangelhaftigkeit der ersten Opinion noch als glaubwürdig gelten kann, muss dahingestellt bleiben. 6.5 Fazit Das hier vorgestellte Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions kann als erster Versuch verstanden werden, dem Adressaten einer Unternehmensbewertung eine Systematik an die Hand zu geben, mit deren Hilfe er diese analysieren und beurteilen kann. Obgleich das Framework auf den Fairness Opinion Kontext ausgerichtet ist, eignet es sich doch bei entsprechenden Modifikationen auch für andere Bewertungssituationen. Es zeichnet sich dabei dadurch aus, dass es auf vier in dieser Arbeit identifizierten Qualitative Characteristics of Decion-useful Valuations aufbaut, die dem Adressaten als allgemeine Beurteilungshilfe dienen können. Diese Grundsätze werden dann durch ein konkretes Vorgehen komplementiert, das von den Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung ausgeht, daraufhin die Finanzzahlen analysiert, auf welchen die Unternehmensbewertung aufbaut, und schliesslich die Unternehmensbewertung an sich untersucht. Dabei wird dem Adressaten auf jeder Stufe ein Instrumentarium zur Verfügung gestellt, dass diesem bei der Beurteilung behilflich sein kann. Hierfür wird auf die konzeptionellen Grundlagen von Kapitel 3, aber insbesondere auch auf die empirischen Erkenntnisse zur herrschenden Anwendungspraxis im Rahmen von Fairness Opinions aus Kapitel 4 und zu den empirischen Bewertungsrelationen des relativen Bewertungssystems aus Kapitel 5 zurückgegriffen. Wie nützlich diese empirischen Erkenntnisse für den Adressaten sein können, haben die Fallbeispiele verdeutlicht. Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, ist dieses Framework primär für Aktionäre von Nutzen, die über Annahme oder Ablehnung eines Angebots entscheiden müssen. Aber auch Verwaltungsräte, die auf Basis der Fairness Opinion eine Empfehlung zu einem Angebot abgeben müssen, können dieses Framework als Beurteilungshilfe benutzen. Für sie kann ein blindes Vertrauen auf Fairness Opinions ohne weitere „Hinterfragung“ Haftungsfolgen haben, die sich durch eine systematischere Analyse verhindern lassen.654 654 Vgl. Hall (2005), S. 17. Siehe Hanson Trust PLC v. ML SCM Acquisition, Inc., 781 F.2d 264, 289 (2d Cir. 1986): „[…] a board has some oversight obligations to become reasonably familiar with an opinion, report, or other source of advice before becoming entitled to rely on it.“ 196 Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick 7 Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick Das Ziel dieser Arbeit war es, konzeptionelle und empirische Erkenntnisse zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions zu erarbeiten und darauf aufbauend ein adressatenbezogenes Framework zu deren Analyse zu entwickeln. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse der einzelnen Kapitel vor dem Hintergrund dieser Zielsetzung nochmals rekapituliert (Abschnitt 7.1). Um die Relevanz dieser Ergebnisse für die zukünftige Entwicklung der Fairness Opinion aufzuzeigen, werden daraufhin in Abschnitt 7.2 verschiedene aktuelle Regulierungsbestrebungen im Lichte dieser Arbeit diskutiert. Schliesslich wird in Abschnitt 7.3 ein Ausblick gegeben, der Anregungen zu weiteren Forschungsfragen gibt. 7.1 Erkenntnisse der Arbeit Kapitel 2 In Kapitel 2 wurde ein einführendes, institutionelles Gesamtbild zu Fairness Opinions in den USA und der Schweiz gezeichnet. Dabei wurden nach einer Erläuterung der begrifflichen, inhaltlichen und prozessualen Grundlagen die verschiedenen Funktionen, die regulatorischen Rahmenbedingungen, bemängelte Defizite und vorgeschlagene Lösungsansätze für die Verbesserung der Funktionalität von Fairness Opinions diskutiert. Dieses Kapitel hat damit einen Grundstein für ein besseres Verständnis der Fairness Opinion gelegt. Kapitel 3 Der Fairness Opinion Praxis wird vorgeworfen, dass kein einheitliches Verständnis in Bezug auf die Bedeutung der „finanziellen Fairness“ im Übernahmekontext besteht, was zu Uneinheitlichkeiten auf der Bewertungsebene führe. Dies ist jedoch nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass es auch in der Literatur kaum entsprechenden Systematisierungsversuche gibt. In Kapitel 3 wurde versucht, grössere Klarheit in diese Zusammenhänge zu bringen, und Praktikern, aber vor allem auch Adressaten, ein konzeptionelles Denkgerüst zu Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions zur Verfügung zu stellen. Dazu wurden unter Zuhilfenahme der Übernahmeliteratur vier mögliche Fairness Standards definiert und über ein in dieser Arbeit vorgestelltes Value Building Block Framework mit verschiedenen Referenzunternehmenswerten verbunden. Da diese Standards und Werte aufgrund der Unreguliertheit der Fairness Opinion erst einmal gleichberechtigt nebeneinander stehen, wurde auf Basis von rechtlichen Zusammenhängen mit der Treuepflicht des Verwaltungsrates und den „Fair Value“ bzw. „Fair Price“ Definitionen in den amerikanischen Shareholder Remedies versucht, spezifischere Anforderungen an die Fairness Opinion abzuleiten. Aus diesen Überlegungen folgte, dass der Kontrollwert des unabhängigen Unternehmens nach dem Independent Entity Standard die Untergrenze und der Kontrollwert inkl. Synergien nach dem Auction-Based und Single-Owner Standard die Obergrenze der Bandbreite fairer Unternehmenswerte bestimmen sollten. Schliesslich wurden diese Zusammenhänge mit der Frage nach der Eignung verschiedener Unternehmensbewertungsmethoden für den Einsatz im Fairness Opinion Kontext verbunden. Insbesondere die mangelnde Eignung von Trading Multiples Bewertungen für den Vergleich mit dem Angebotspreis wurde dabei herausgearbeitet. Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick 197 Kapitel 4 Auf Basis einer Stichprobe von 205 amerikanischen und 13 schweizerischen Fairness Opinion Bewertungen wurde in Kapitel 4 in einem ersten Schritt untersucht, welche Unternehmensbewertungsmethoden im Rahmen von Fairness Opinions über verschiedene Transaktionstypen, Transaktionsgrössen, Käufertypen und Industrien hinweg Verwendung finden. Die Verwendung von DCFMethode, Trading und Transaction Multiples wurde sowohl in den USA als auch in der Schweiz dabei als absoluter Standard identifiziert. Insbesondere die DCF-Methode kommt, ausser bei einigen amerikanischen Software-Unternehmen, stets zum Einsatz. In den amerikanischen Fairness Opinions finden sich zudem zahlreiche weitere Methoden und Benchmarks wie die Premium Analysis, die relativ weit verbreitet ist, die LBO Analysis, die vor allem bei Transaktionen mit Finanzkäufern eingesetzt wird, die Discounted Future Equity Value Analysis, deren Verwendung bankenspezifisch ist, die SOP Analysis, die insbesondere bei grösseren Mehrsegmentunternehmen eingesetzt wird, die Recap Analysis, die bei einigen wenigen Transaktionen mit Finanzkäufern Verwendung findet, Net Asset Valuations, die zur Überprüfung der Liquidationsoption und bei Ölunternehmen eingesetzt werden, und Analyst Target Prices, die insbesondere bei grösseren Unternehmen als Benchmark benutzt werden. Die amerikanische Praxis ist damit wesentlich variantenreicher als die schweizerische, was für den Adressaten, der an der Abdeckung möglichst vieler Bewertungseventualitäten interessiert ist, grundsätzlich vorteilhaft ist. Allerdings wird im Gegensatz zur Schweiz, wo der Hauptfokus explizit auf die DCF-Methode gelegt wird, keinerlei Aussage zur Relevanz oder Gewichtung der einzelnen Bewertungsmethoden gemacht. Eine Kombination der amerikanischen und schweizerischen Praxis wäre somit aus Sicht des Adressaten zu begrüssen. Gesamthaft lässt sich festhalten, dass der z.T. vorgebrachte Vorwurf, in der Fairness Opinion Praxis kämen veraltete Methoden zum Einsatz655, nicht der Realität entspricht. Zweitens wurde in Kapitel 4 die Anwendungspraxis der verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden untersucht. Dabei wurde in Bezug auf viele Anwendungsfragen eine herrschende Bewertungspraxis identifiziert, die zumeist konform mit den Empfehlungen der Bewertungstheorie ist. Zwar kann man vor allem in den USA keinesfalls von einer einheitlichen Praxis sprechen, allerdings ist der populäre Willkürvorwurf vor allem in Bezug auf die Bewertungspraxis der grösseren Banken nicht unbedingt gerechtfertigt. Auch hier zeigte der Ländervergleich unterschiedliche Bewertungsphilosophien. Während in den USA bei der DCF-Methode Szenarien und Inputsensitivitäten üblich sind, um der Unsicherheit jeder Bewertung Rechnung zu tragen, ist in der Schweiz der Genauigkeitsanspruch der DCF-Methode höher. Dagegen wird der Nachvollziehbarkeit anderer Bewertungen in der Schweiz weniger Bedeutung beigemessen als in den USA. Schliesslich zeigte die Untersuchung der Anwendungspraxis, dass, ausser bei Stock Transaktionen, Synergien kein grosser Stellenwert im Rahmen von Fairness Opinions beigemessen wird. Dies widerspricht zwar den Empfehlungen von Kapitel 3, kann aber praktische Gründe wie die Schwierigkeit von Synergiepotentialsabschätzungen haben. Kapitel 4 hat damit im Ansatz dargelegt, was in Bezug auf Methodenverwendung und Anwendungspraxis im Rahmen von Fairness Opinions „generally accepted“ ist. Dies ist für den Adressaten hilfreich, um einen Überblick über mögliche Spielräume zu gewinnen und Abweichungen von „der Norm“ besser identifizieren zu können. Auch für Gerichte sind die Erkenntnisse von Relevanz, denn erstens ist in den USA die Akzeptanz in der „financial community“ Kriterium für die Einsetzbarkeit von Bewertungsmethoden vor Gericht, und zweitens könnten weitergehende Arbei655 Vgl. Davidoff (2006), S. 1580 und S. 1585. 198 Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick ten versuchen, auf dieser Basis eine Art empirisch fundierten „Negligence Standard“ für die Bewertungspraxis von Investmentbanken zu konstruieren. Schliesslich gibt dieses Kapitel auch Praktikern einen empirischen Benchmark an die Hand, mit dem sie ihre eigene Bewertungspraxis vergleichen können. Kapitel 5 In Kapitel 5 wurden für die gleiche Stichprobe die Bewertungsergebnisse der verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden in Relation zu Angebots- und Marktpreis untersucht. Dabei bestätigten sich im Wesentlichen die Aussagen aus Kapitel 3 zur Eignung verschiedener Methoden für den Einsatz im Fairness Opinion Kontext. Insbesondere wurden Methoden, die auf Trading Multiples basieren, aus einer ergebnisorientierten Sicht als relativ ungeeigneter Massstab für den Angebotspreis identifiziert. Die postulierte Bedeutung von Synergien für das Fairnessurteil reflektierte sich jedoch nicht eindeutig in den Bewertungsergebnissen. Da in amerikanischen Fairness Opinions keine Aussage zur Relevanz der verschiedenen Methoden gemacht wird, können diese Erkenntnisse dem Adressaten bei einer Einschätzung diesbezüglich helfen und zudem als empirische Benchmarks dienen, die er als Interpretationshilfe nutzen kann. Deshalb wurden diese Zusammenhänge mit einigen Auslegungshilfen in einem relativen Bewertungssystem zusammengefasst. Für die schweizerischen Fairness Opinions liessen sich ähnliche Muster feststellen, allerdings fallen die relativen Bewertungsergebnisse in der Schweiz über alle Methoden niedriger als in den USA aus und rechtfertigen zudem wesentlich tiefere Kontrollprämien, so dass die amerikanische Praxis im Ergebnis aktionärsfreundlicher zu sein scheint. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse scheint dem Verfasser der Vorwurf eines „Pick-andChoose Approaches“, bei dem jeweils auf diejenige Bewertungsmethode für das Fairnessurteil abgestellt wird, deren Ergebnis das gewünschte Urteil am besten unterstützt, zumindest im Durchschnitt überzogen, da sich ansonsten keine so klaren Muster der Bewertungsergebnisse in Relation zum Angebotspreis ergeben würden. In Bezug auf den Vorwurf der willkürlichen bzw. uneinheitlichen Methodenanwendung wurde im Ansatz gezeigt, dass sich Varianzen bei der Anwendungspraxis z.T. in den Bewertungsergebnissen niederzuschlagen scheinen. Dagegen lagen die DCFBewertungsergebnisse von einigen First und Second Opinions nicht signifikant auseinander, was wiederum auf eine gewisse Konsistenz in der Methodenanwendung schliessen lässt. Schliesslich zeigten die Relationen einiger DCF-Bewertungsergebnisse von Fairness Opinions auf Seiten der Ziel- und der Käufergesellschaft gewisse, möglicherweise anreizinduzierte Unterschiede auf. Diese Punkte können hier nicht abschliessend behandelt werden, sollten aber in weitergehenden Untersuchungen vertieft werden, um in fundierter Weise auf die Kritik an der Fairness Opinion Praxis einzugehen, die oft an einigen wenigen Negativbeispielen aufhängt wird. Kapitel 6 Schliesslich wurde in Kapitel 6 ein adressatenbezogenes Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions entwickelt. Dazu wurden in Analogie zu den FASB-Grundätzen der Rechnungslegung zuerst die Grundsätze der Relevance, der Faithful Transformation, der Understandability und der Consistency als vier mögliche „Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations“ aufgestellt. Dieser Vorschlag für allgemeine Beurteilungskriterien von Unternehmensbewertungen kann den Adressaten bei seiner Untersuchung von Plausibilität und Glaubwürdigkeit einer Bewertung unterstützen und auch dem Bewerter gewisse Orientierungshilfen geben. Vor diesem Hintergrund wurde dann ein Framework zur Beurteilung von Unternehmensbewertungen mit drei ineinander verschachtelten Hauptschritten vorgestellt und anhand von Fallbeispielen Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick 199 aus der amerikanischen Fairness Opinion Praxis veranschaulicht. Ausgangspunkt des Frameworks ist eine Analyse der Rahmenbedingungen der Fairness Opinion Bewertung, um mögliche Anreize der am Bewertungsprozess beteiligten Parteien besser zu verstehen und eine Einschätzung in Bezug auf Interessenkonfliktpotentiale zu gewinnen. In einem zweiten Schritt wird die Plausibilität und Glaubwürdigkeit der Finanzzahlen untersucht, welche in die Fairness Opinion Bewertung einfliessen. In einem dritten Schritt wird dann die Unternehmensbewertung an sich analysiert. Diese Analyse erfolgt dabei wiederum in vier Unterschritten. Zuerst wird die Verwendung verschiedener Unternehmensbewertungsmethoden beurteilt, daraufhin die Methodenanwendung und Parameterwahl untersucht, in einem nächsten Schritt die direkte und indirekte Konsistenz der verschiedenen Bewertungsparameter überprüft, bevor schliesslich die Bewertungsergebnisse untersucht und in Rückkoppelung mit den vorangegangenen Analyseschritten beurteilt werden. Bei diesen vier Unterschritten wird auf die Erkenntnisse der Kapitel 3, 4 und 5 zurückgegriffen, um dem Adressaten Benchmarks und Interpretationshilfen zu bieten. Damit wird insbesondere nochmals die Praxisrelevanz der empirischen Untersuchung der Arbeit deutlich. Dieses Framework kann Aktionären, die unter Zuhilfenahme einer Fairness Opinion Bewertung zu einer Entscheidung über Annahme oder Ablehnung eines vorliegenden Angebots kommen wollen, systematisch bei deren Beurteilung leiten. Aber auch Verwaltungsräten, die sich intensiv mit Fairness Opinions auseinandersetzen sollten, um mögliche Haftungsfolgen auszuschliessen, kann das Framework von Nutzen sein. Die Perspektive der Bewertungsadressaten auf Unternehmensbewertungen verdient jedoch vermehrte Aufmerksamkeit, so dass die hier vorgeschlagenen Beurteilungsgrundsätze und Vorgehensmuster auch als Denkanstoss für eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik über den „Spezialfall Fairness Opinion“ hinaus verstanden werden dürfen. 7.2 Fairness Opinion Quo Vadis? Wie die von der NASD vorgeschlagene Rule 2290 aus dem Jahr 2005 und die Verabschiedung der französischen „recommandations de l’AMF sur l’expertise financière indépendante“ im Jahr 2006 zeigen, ist die Regulation der Fairness Opinion Praxis äusserst aktuell. Mit der zunehmenden internationalen Verbreitung und bei anhaltender Kritik in den USA ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich auch andere Regulatoren, allen voran die SEC, in den nächsten Jahren dieses Themas annehmen werden.656 An dieser Stelle soll vor dem Hintergrund der Erkenntnisse dieser Arbeit zu drei möglichen Regulierungsansätzen Stellung genommen werden, die sich, mitunter auch in Kombination, abzuzeichnen scheinen und die die Zukunft der Fairness Opinion prägen werden.657 Offenlegungsbasierte Regulierung („Disclosure-Based Regulation“) Der erste mögliche Regulierungsansatz soll hier als offenlegungsbasierte Regulierung oder „Disclosure-Based Regulation“ bezeichnet werden. Ziel dieses Ansatzes sollte es sein, dem Adressaten die Umstände der Fairness Opinion, wie z.B. das Vorliegen möglicher Interessenkonflikte, deutlich zu machen und gleichzeitig ein Verständnis der Fairness Opinion Bewertung zu ermöglichen, so dass diese als angemessene Entscheidungsgrundlage dienen kann. Mit anderen Worten muss eine gute Offenlegung alle drei Module des in Kapitel 6 dargelegten Frameworks abdecken und dabei idealerweise auch Aussagen zum angewandten Fairness Standard machen. In Bezug auf die Unter656 Vgl. Hall (2005), S. 16, der für die USA eine schärfere Regulierung von Fairness Opinions prognostiziert: „Clearly, the writing is on the wall. The fairness opinion process as currently practiced is likely to be deemed inadequate.“ 657 Die drei Ansätze sind ein Schematisierungsversuch des Verfassers, um die verschiedenen Regulierungsbestrebungen zu ordnen. Auch die Bezeichnungen der verschiedenen Regulierungsansätze sind Namensgebungen des Verfassers und so in der Literatur nicht anzutreffen.“ 200 Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick nehmensbewertung soll der Aktionär in die Lage versetzt werden, die zentralen Bewertungsannahmen sowie die Bewertungsergebnisse gemäss den dargelegten Grundsätzen der Faithful Transformation mit dem Subaspekt der Verifiability und der Understandability vollkommen nachvollziehen zu können. Die Offenlegungsanforderungen an die Kapitalkostenbestimmung für die DCFMethode in der Schweiz sind hier beispielsweise vorbildlich, da die Ermittlung jedes einzelnen Teilinputs erläutert wird. Dagegen ist die Offenlegung in den amerikanischen SEC Proxy Materials, aber z.T. auch in den schweizerischen Fairness Opinions, in vielen Aspekten unzureichend. So nützt es dem Adressaten nichts, wenn er weiss, welche Vergleichstransaktionen für die Transaction Multiples Bewertung verwendet wurden, falls es unklar bleibt, wie die konkrete Transaction Multiples Bandbreite abgeleitet wurde. Auch wird jede Unternehmensbewertung in Grossteilen unverständlich bleiben, wenn die zugrunde gelegten Finanzzahlen nicht offengelegt werden. Vieles spräche deshalb dafür, die Bewertungspräsentationen, die in den USA bei Going Privates offengelegt werden müssen, auch für andere Transaktionen zugänglich zu machen und diese in den Proxy Materials ausführlich zu kommentieren, um so dem Aktionär die gleiche Informationsbasis wie dem Verwaltungsrat zu verschaffen. Dieser offenlegungsbasierte Regulierungsansatz ist sowohl in Rule 2290 der NASD als auch in der AMF-Regulation enthalten. Allerdings ist der NASD Vorstoss dafür zu kritisieren, dass er sich lediglich auf die Offenlegung von Interessenkonflikten fokussiert und die Offenlegungsanforderungen an die Unternehmensbewertung vollkommen vernachlässigt.658 Das Wissen um mögliche Interessenkonflikte bringt dem Aktionär wenig, wenn er nicht gleichzeitig in die Lage versetzt wird zu überprüfen, ob sich diese auch in der Unternehmensbewertung niederschlagen. Der AMFAnsatz zeichnet sich demgegenüber insbesondere durch die explizite Aufnahme eines „principe de transparance“ aus, welches die Transparenz von Unternehmensbewertungen fordert.659 Inwiefern die AMF-Regulation in der französischen Praxis zu wirklich nachvollziehbaren Fairness Opinion Bewertungen führt, bleibt abzuwarten, und hängt schliesslich vom Enforcement durch die AMF ab. Alles in allem lässt sich festhalten, dass ein offenlegungsbasierter Regulierungsansatz mit strikten Anforderungen den Nutzen von Fairness Opinions ungemein verbessern könnte. Diese Arbeit kann insbesondere durch die „Qualitative Characteristics of Decision-useful Valuations“ und das Framework in Kapitel 6 Aufschlüsse über den Informationsbedarf des Aktionärs geben und somit zu Denkanstössen für verschärfte Offenlegungsanforderungen führen. Standardbasierte Regulierung („Standard-Based Regulation“) Der zweite mögliche Regulierungsansatz ist derjenige der Standardisierung der Fairness Opinion Bewertung („Standard-Based Regulation“). Während die offenlegungsbasierte Regulierung dem Bewerter weiterhin Freiraum in der Ausgestaltung der Bewertung lässt, liegt der Fokus des Standardisierungsansatzes darauf, die Bewertungsspielräume des Bewerters einzuschränken und durch materielle Anforderungen an die Unternehmensbewertung deren Qualität zu verbessern. Dadurch soll die Subjektivität und mögliche Willkür von Unternehmensbewertungen so weit wie möglich beseitigt werden. Ein möglicher Standard würde dabei sowohl die Wahl der zu verwendenden Unternehmensbewertungsmethoden als auch deren konkrete Anwendung regulieren. Dieser Richtung folgen einige deutsche Kommentatoren, wenn sie die Anwendung des IDW S1 Standards zur 658 Der Forderung der Pensionskasse kalifornischer Staatsangestellter CalPers in der Kommentierungsphase zu Rule 2290 nach „disclosure of all material assumptions used to generate the opinion“ wurde schliesslich nicht nachgekommen (vgl. Davis (2005), S. C1). 659 Vgl. AMF (2006). S. 3. Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick 201 Durchführung von Unternehmensbewertungen auch für den Fairness Opinion Kontext fordern.660 Auch Davidoff schlägt für die USA die Errichtung einer „Investment Banking Authority“ (IBA) vor, die Bewertungsstandards speziell für Fairness Opinions promulgieren sollte.661 Aus Sicht des Verfassers ist dieser Regulierungsansatz in mehrerlei Hinsicht nicht als wegweisend einzustufen. Erstens legen Bewertungsstandards wie der IDW S1 z.T. nahe, dass es eine „einzig richtige Bewertungsmethode“ und für viele Anwendungsschritte ein jeweils „bestes Vorgehen“ gibt. Die Frage ist allerdings, wer diese „Best Practices“ definiert. Denn wie die zahlreichen Stellungnahmen und Gegenstellungnahmen zum IDW S1 in der deutschen Fachliteratur zeigen, ist sich die Bewertungstheorie in vielen Bewertungsfragen schlichtweg uneinig.662 Es besteht also die Gefahr, dass Standards „letzte Wahrheiten zementieren“, die nicht zuletzt von Praktikern nicht als solche angesehen werden und die schlussendlich zu einer suboptimalen Bewertungspraxis führen. Zweitens ist es zweifelhaft, ob ein Bewertungsstandard für Fairness Opinions jemals die Komplexität verschiedener Bewertungssituationen abdecken kann.663 Nach Ansicht des Verfassers laufen Bewertungsstandards Gefahr, dem Bewerter die nötige Flexibilität zu nehmen, um fallspezifisch zu dem bestmöglichen Fairnessurteil zu kommen. Dies ist drittens eng mit dem mehrmals in dieser Arbeit hervorgehobenen Nutzen eines Methodenpluralismus verbunden. Ein solcher erlaubt es, verschiedene Bewertungseventualitäten zu prüfen, und ermöglicht zudem, wie in Kapitel 6 gezeigt wurde, zahlreiche Plausibilitäts- und Konsistenzchecks. Ein Bewertungsstandard wie der IDW S1, der sich voll auf die DCF- bzw. Ertragswertmethode fokussiert, verhindert z.B. Einsichten aus einer LBO Analysis, die mitunter für Angebote von Finanzkäufern relevanter sein kann. Trotz der postulierten Ungeeignetheit von präskriptiven Bewertungsstandards für den Fairness Opinion Kontext ist es sinnvoll, Adressaten und Gerichten Benchmarks an die Hand zu geben, mit denen gute von schlechten Fairness Opinion Bewertungen differenziert werden können. Dafür sollte man aber nach Ansicht des Verfassers von der Fairness Opinion Praxis ausgehen. Die Erkenntnisse der Kapitel 4 und 5 dieser Arbeit können hier erste Anhaltspunkte liefern, die durch weitere empirische Erhebungen, aber vor allem auch durch einen Diskussionsprozess in der Praxis erweitert werden sollten. Dies könnte in einer Zusammenfassung von Best Practices resultieren, die nicht präskriptiv wären, aber eine fundierte Beurteilungsgrundlage schaffen würden. Prozessbasierte Regulierung („Process-Based Regulation“) Der dritte mögliche Regulierungsansatz kann als prozessbasierte Regulierung oder „Process-Based Regulation“ bezeichnet werden. Hier liegt der Fokus darauf, Interessenkonflikte von vornherein zu vermindern und den Prozess der Fairness Opinion Erbringung zu optimieren. Dieser Aspekt tritt bei der AMF-Regulation stark hervor, die nur noch solche Institutionen zur Erbringung von Fairness 660 Vgl. Aders (2004a), S. 18; Aders (2004b), S. 2; Schwetzler et al. (2005), S. 114. Vgl. IDW (2005), S. 1305 ff. für den IDW S1. 661 Vgl. Davidoff (2006), S. 1617: „The IBA would establish guidelines and examples for appropriate and preferred valuation techniques for use in different valuation contexts. […]Where possible, the IBA would issue guidance or strict directives on the selection of valuation inputs. […] Fairness should be defined and given context in the issuing letter.“ 662 Vgl. z.B. Schwetzler (2005) zur „Übertypisierung der Ertragswertmethode“ mit Kritik von Knoll (2005). Vgl. Henselmann (2006) zu einer Kritik der Typisierungen des IDW S1. 663 Vgl. Mihanovic (2005), S. 42: „[…] a mandated valuation process could compel a misguided approach in a given circumstance and result in a different (but not better) conclusion than if the bank were to offer its best judgment on valuation methodologies based on its experience.“ Vgl. Rubenstein (2005), S. 1729: „It would be nearly impossible to create a set of standards that would encapsulate every scenario.“ Vgl. Davis / Berman (2005), S. C1: „The NASD is in no position to determine what the right fairness analysis is […] that’s really invading the province of the investment bank’s right to do the analysis itself and the boards of directors to rely on the analysis that they think is right.“ 202 Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick Opinions berechtigt, die nicht als Financial Advisor an der Transaktion beteiligt sind. Ein anderer Aspekt, der ebenfalls in der AMF-Regulation enthalten ist und der auch in den USA im Kommentierungsprozess zu Rule 2290 gefordert wurde664, ist das Verbot von Success Fees im Fairness Opinion Kontext. Andere Massnahmen, die unter die prozessbasierte Regulierung fallen, sind die Sicherstellung eines ordnungsgemässen Selektionsprozesses des Fairness Opinion Erbringers durch den Verwaltungsrat oder bankinterne Prozesse, die die Erbringung der Fairness Opinion regulieren. Dieser Regulierungsweg ist als positiv zu beurteilen, da er das grundlegende Problem möglicher Interessenkonflikte und Unregelmässigkeiten bei der Fairness Opinion Erbringung adressiert. Allerdings darf dies nicht dazu führen, dass die etablierten Investmentbanken gleichsam aus dem Fairness Opinion Geschäft gedrängt werden oder sich daraus zurückziehen und durch kleinere Valuation Advisors oder Wirtschaftsprüfer ersetzt werden, die Fairness Opinion für „wenig Geld“ und mit dem Anschein der grösseren Unabhängigkeit zu erbringen sich anschicken. Erstens besitzen Investmentbanken aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung mit Fairness Opinions und enstprechender Transaktionserfahrung eine deutlich grössere Expertise. Zweitens gilt es zu bedenken, dass eine internationale Investmentbank, die eine Fairness Opinion erbringt, ein höheres Reputationsrisiko hat als z.B. ein kleinerer Valuation Advisor. Drittens wurde in Kapitel 4 gezeigt, dass es gerade die kleineren Banken und Valuation Advisors sind, die von der herrschenden Bewertungspraxis abweichen. Und viertens bliebe durch den Ausschluss der im Rahmen der Transaktion beratenden Investmentbank wichtiges Bewertungswissen zur Zielgesellschaft ungenutzt. In Fällen, in denen der Transaktionsberater eine Fairness Opinion erbringt und eine erfolgsabhängige Entlohnung vereinnahmt, erscheint dem Verfasser das pflichtgemässe Einholen einer Second Opinion durch eine unabhängige Bank mit fixer Entlohnungskomponente als angemessene Alternative zum Verbot im Sinne der AMF-Regulation. Gesamthaft erscheint eine Kombination von strikten Offenlegungsanforderungen mit Elementen des prozessbasierten Regulierungsansatzes am vielversprechendsten für die Optimierung des Nutzens von Fairness Opinions. Dagegen ist die Einführung präskriptiver Bewertungsstandards nicht als wegweisend anzusehen. Allerdings sollte ein Diskussionsprozess in der Praxis rund um Best Practices angeregt werden, um dem Adressaten praxisbasierte Benchmarks zur Beurteilung von Fairness Opinions zur Verfügung zu stellen. Die vorliegende Arbeit kann dabei in Ansätzen Hilfestellung leisten. 7.3 Ausblick Diese Arbeit ist ein erster Schritt, um sich systematischer mit Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinions sowie mit der adressatenbezogenen Perspektive auf Unternehmensbewertungen auseinanderzusetzen. Allerdings lassen sich hieraus Anregungen zu zahlreichen weiteren Forschungsfragen gewinnen, von denen im Folgenden einige dargelegt werden. • 664 Die hier verwendete amerikanische Stichprobe ist mit 205 Unternehmensbewertungen im Vergleich zur Stichprobengrösse der Studie von Tasker mit 43 untersuchten Fairness Opinions oder der Studie von Kaplan und Ruback mit 51 Transaktionen als durchaus angemessen einzustufen. Dennoch könnten Arbeiten mit grösseren Stichproben für die einzelnen Industriesegmente eventuell weitere Einsichten in Bezug auf industriespezifische Anwendungspraktiken und Bewertungsergebnisse liefern. Vgl. Davis (2005), S. C1. Erkenntnisse, zukünftige Regulierung und Ausblick 203 • Aus Gründen der Datenverfügbarkeit wurden nur Fairness Opinions untersucht, die zu dem Urteil kommen, dass das Angebot angemessen ist. Wäre es möglich, die meist nicht öffentlich zugänglichen Inadequacy Opinions im Rahmen von Forschungskooperationen zu untersuchen, könnte dies einen wertvollen Vergleichsmassstab zu den Ergebnissen dieser Arbeit schaffen. Insbesondere könnte das relative Bewertungssystem in Kapitel 5 durch empirische Benchmarks erweitert werden, die anzeigen, bei welchen relativen Abweichungen der einzelnen Bewertungsmethoden zum Angebotspreis die Unangemessenheit des Angebots gegeben zu sein scheint. • In Bezug auf die Untersuchung der Unternehmensbewertungsergebnisse bieten sich bei entsprechenden Erweiterungen der Stichprobe zahlreiche weitere Untersuchungsmöglichkeiten. Erstens könnte ein Vergleich einer grösseren Anzahl von Fairness Opinion Bewertungen auf Seiten der Käufer- bzw. Zielgesellschaft die im Ansatz festgestellten anreizinduzierten Bewertungsergebnisunterschiede validieren. Zweitens könnte ein ausgedehnterer Vergleich der Bewertungsergebnisse von First und Second Opinions weitere Aufschlüsse in Bezug auf den Nutzen von Second Opinions und die generelle Vergleichbarkeit von Bewertungsergebnissen verschiedener Banken liefern. Drittens liessen sich statistische Untersuchungen durchführen, die gewisse Anreizeffekte bei Management und Investmentbank, wie z.B. Höhe der Abfindung bzw. Höhe der Success Fee über grössere Stichproben hinweg, gegen die relativen Bewertungsergebnisse der einzelnen Bewertungsmethoden regressieren. Schliesslich könnte die Untersuchung der relativen Bewertungsergebnisse der einzelnen Methoden zum Angebotspreis über längere Zeitreihen Aufschluss darüber geben, inwiefern die in Kapitel 5 festgestellten Zusammenhänge vom momentanen Übernahmeumfeld geprägt sind. • Die adressatenbezogene Perspektive auf Unternehmensbewertungen spielt auch über den Fairness Opinion Kontext hinaus eine grosse Rolle. So wird beispielsweise die Hinterfragung von Bewertungen jeder Art mit dem zunehmenden Einzug des Fair Value Accounting in der Rechnungslegung665 auch für die Jahresabschlussanalyse immer wichtiger. Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Vermengung von Datenbereitstellung und –auswertung“666, die erhöhte Anforderungen an die Urteilsfähigkeit des Rechnungslegungsadressaten stellt. Je nach Situation wird somit auch hier die Analyse der Rahmenbedingungen667 sowie der Bewertungsannahmen und –modelle zentral, um den Jahresabschluss zu verstehen. Eine adäquate und situationsgerechte Übertragung der in Kapitel 6 angestellten Überlegungen auf die Jahresabschlussanalyse könnte deshalb von hoher praktischer Relevanz sein. Diese Arbeit hat einen Beitrag zum besseren Verständnis von Unternehmensbewertungen im Rahmen von Fairness Opinion und der adressatenbezogenen Perspektive auf diese geleistet, was sowohl Adressaten als auch Praktikern zugute kommt. Gleichzeitig wurde ein Fundament für eine weitere Auseinandersetzung mit diesen Themen in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur gelegt. Aufgrund der Aktualität, Praxisrelevanz und Bedeutung im Übernahmekontext sowie über diesen hinaus werden die hier diskutierten Fragestellungen auch in den nächsten Jahren weiterhin spannend bleiben. 665 Im Oktober 2005 veröffentlichte z.B. das CFA Institute ein Positionspapier „A comprehensive business reporting model: financial reporting for investors“, in dem fundamentale Reformvorschläge für die Finanzberichterstattung, insbesondere die konsequente Umsetzung eines Full Fair Value Konzepts, gefordert wurden (vgl. CFA Institute (2005). 666 Vgl. Kampmann / Schwedler (2006), S. 503. Vgl. kritisch auch Stewart (2006), S. 116. 667 Vgl. Velthuis / Wesner / Schabel (2006), S. 466, die auf die Problematik der Ermessensspielräume des Managements beim Erfolgsausweis im Rahmen des Fair Value Ansatzes eingehen. 204 Anhang Anhang Anhang 1: Fairness Letter HCA668 Opinion of Credit Suisse Securities (USA) LLC Members of the Special Committee: You have asked us to advise you with respect to the fairness, from a financial point of view, to the holders of the common stock, voting and nonvoting, each par value $.01 per share (collectively, the “Company Common Stock”), of HCA Inc. (the “Company”), other than holders of Company Common Stock that are affiliates of Parent (as defined below) or the Surviving Corporation (as defined below) and the Rollover Holders (as defined below), of the Merger Consideration (as defined below) to be received by such holders pursuant to the terms of the proposed Agreement and Plan of Merger (the “Merger Agreement”) to be entered into among Hercules Holding II, LLC (the “Parent”), Hercules Acquisition Corporation, a wholly owned subsidiary of Parent (“Merger Co”), and the Company. The proposed Merger Agreement provides for, among other things, the merger (the “Merger”) of Merger Co with and into the Company pursuant to which the Company will be the surviving corporation (the “Surviving Corporation”) and each outstanding share of Company Common Stock will be converted into the right to receive $51.00 in cash (the “Merger Consideration”). We understand that certain holders of Company Common Stock or other equity securities of the Company (collectively, the “Rollover Holders”) will invest in securities of Parent or the Surviving Corporation in connection with the merger. In arriving at our opinion, we have reviewed the proposed Merger Agreement and certain related documents as well as certain publicly available business and financial information relating to the Company. We also have reviewed certain other information relating to the Company, including financial forecasts, provided to or discussed with us by the Company, and have met with the management of the Company to discuss the business and prospects of the Company. We also have considered certain financial and stock market data of the Company, and we have compared that data with similar data for other publicly held companies in businesses we deemed similar to that of the Company and we have considered, to the extent publicly available, the financial terms of certain other business combinations and other transactions which have been recently effected or announced. We also considered such other information, financial studies, analyses and investigations and financial, economic and market criteria which we deemed relevant. In connection with our review, we have not assumed any responsibility for independent verification of any of the foregoing information and have relied on such information being complete and accurate in all material respects. With respect to the financial forecasts for the Company which we have reviewed, the management of the Company has advised us, and we have assumed, that such forecasts have been reasonably prepared on bases reflecting the best currently available estimates and judgments of the Company’s management as to the future financial performance of the Company. We also have assumed that the final Merger Agreement, when executed, will conform to the draft Merger Agreement in all respects material to our analyses. We also have assumed, with your consent, that in the course of obtaining any regulatory or third party consents, approvals or agreements in connection with the Merger, no modification, delay, limitation, restriction or condition will be imposed that would have an adverse effect on the Company or the Merger and that the Merger will be consummated in accordance with the terms of the draft Merger Agreement without waiver, modification, amendment or adjustment of any material term, condition or agreement therein, including that Parent will obtain the necessary financing to effect the Merger in accordance with the terms of the draft debt and equity financing commitments provided to or discussed with us by Parent. In addition, we have not been requested to make, and have not made, an independent evaluation or appraisal of the assets or liabilities (contingent or 668 Quelle: HCA, Inc., Form DEFM14A, 17. Oktober 2006, S. B-1 f. Anhang 205 otherwise) of the Company, nor have we been furnished with any such evaluations or appraisals. We understand that, in accordance with the Company’s restated certificate of incorporation, filed with the Delaware Secretary of State on February 3, 2004, the voting and nonvoting common stock of the Company will receive the same consideration in the proposed Merger and, for purposes of our opinion and related analyses, we have treated the voting and nonvoting common stock identical in all material respects. Our opinion addresses only the fairness, from a financial point of view, to the holders of Company Common Stock (other than holders of Company Common Stock that are affiliates of Parent and the Rollover Holders) of the Merger Consideration and does not address any other aspect or implication of the Merger or any other agreement, arrangement or understanding entered into in connection with the Merger or otherwise. Our opinion is necessarily based upon information made available to us as of the date hereof and upon financial, economic, market and other conditions as they exist and can be evaluated on the date hereof. Prior to the date hereof, we were not asked to, and we did not solicit third party indications of interest in acquiring the Company, but we note that we have been authorized in accordance with the Merger Agreement to do so for a prescribed period of time following the execution of the Merger Agreement. Our opinion does not address the relative merits of the Merger as compared to alternative transactions or strategies that might be available to the Company, nor does it address the underlying business decision of the Company to proceed with the Merger. We have acted as financial advisor to the Special Committee in connection with the Merger and will receive a fee for our services, a portion of which is a fee for rendering this opinion. Our aggregate fee will be increased if the Merger is consummated. In addition, the Company has agreed to indemnify us for certain liabilities and other items arising out of our engagement. From time to time, we and our affiliates have in the past provided, are currently providing and in the future we may provide, investment banking and other financial services to the Company, as well as the private investment firms whose affiliates are stockholders of Parent, and their respective affiliates, for which we have received, and would expect to receive, compensation. We and certain of our affiliates and certain of our and their respective employees and certain private investment funds affiliated or associated with us have invested in private equity funds managed or advised by the private investment firms whose affiliates are stockholders of Parent. We are a full service securities firm engaged in securities trading and brokerage activities as well as providing investment banking and other financial services. In the ordinary course of business, we and our affiliates may acquire, hold or sell, for our own accounts and the accounts of customers, equity, debt and other securities and financial instruments (including bank loans and other obligations) of the Company, Parent, affiliates of the stockholders of Parent and any other company that may be involved in the Merger and, accordingly, may at any time hold a long or short position in such securities, as well as provide investment banking and other financial services to such companies. It is understood that this letter is for the information of the Special Committee of the Board of Directors of the Company in connection with its consideration of the Merger and does not constitute a recommendation to any stockholder as to how such stockholder should vote or act on any matter relating to the proposed Merger. Based upon and subject to the foregoing, it is our opinion that, as of the date hereof, the Merger Consideration to be received by the holders of Company Common Stock (other than holders of Company Common Stock that are affiliates of Parent and the Rollover Holders) is fair to such holders, from a financial point of view. Very truly yours, Credit Suisse Securities (USA) LLC 206 Anhang Anhang 2: Aufbau Fairness Opinion Leica Geosystems Holding669 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis……………………….……………………….…………………... III Beilagenverzeichnis……………………….……………………….……………………… IV 1 Einleitung……………………….……………………….………………………………....1 1.1 Ausgangslage………………………………………………………………........1 1.2 Auftrag des Verwaltungsrates der Leica Geosystems an LODH Corporate Finance……………………………………………………....3 2 Beurteilungsgrundlagen…………………………………………………………………....4 3 Darstellung Leica Geosystems…………………………………………………………......6 3.1 Kurzbeschrieb…………………………………………………………………...6 3.2 Übersicht Geschäftsmodell und -strategie………………………………………7 3.3 Marktübersicht…………………………………………………………………14 3.4 Beziehungen zwischen Danaher und der Leica Geosystems…………………..16 4 Analyse und Bewertung…………………………………………………………………..17 4.1 Bewertungsmethoden ………………………………………………………….17 4.2 Aktienpreis- und Aktienvolumenanalyse………………………………………17 4.3 Discounted Cashflow Methode………………………………………………...19 4.4 Marktbewertung anhand vergleichbarer kotierter Unternehmen………………22 4.5 Marktbewertung anhand vergleichbarer Unternehmenstransaktionen……… ..22 5 Gesamtbeurteilung………………………………………………………………………..23 669 Quelle: Fairness Opinion Leica Geosystems Holding AG, 2. August 2005, S. II. Inhaltsverzeichnis der Fairness Opinion von Lombard Odier Darier Hentsch zu Händen des Verwaltungsrates der Leica Geosystems Holding. Anhang 207 Anhang 3: Zusammenfassung Fairness Opinion Bewertung zu HCA in SEC-Filing670 Opinion of Credit Suisse Securities (USA) LLC The special committee retained Credit Suisse to act as its financial advisor in connection with the merger. In connection with Credit Suisse’s engagement, the special committee requested that Credit Suisse evaluate the fairness of the merger consideration, from a financial point of view, to the unaffiliated shareholders. On July 23, 2006, the special committee met to review the proposed merger and the terms of the proposed merger agreement. During this meeting, Credit Suisse reviewed with the special committee certain financial analyses, as described below, and rendered its oral opinion to the special committee, which was subsequently confirmed in writing, that, as of July 23, 2006, and based upon and subject to the various considerations and assumptions described in the opinion, the merger consideration was fair, from a financial point of view, to the unaffiliated shareholders. The full text of Credit Suisse’s opinion, dated July 23, 2006, is attached as Annex B and is incorporated into this proxy statement by reference. Holders of HCA Common Stock are encouraged to read this opinion carefully in its entirety. Credit Suisse’s opinion was provided to the special committee in connection with its evaluation of the merger consideration to the unaffiliated shareholders. It does not address any other aspect of the proposed merger, relates only to the fairness, from a financial point of view, of the merger consideration and does not constitute a recommendation to any shareholder as to how such shareholder should vote or act with respect to any matters relating to the merger. The following is a summary of the Credit Suisse opinion, including the procedures followed, the assumptions made, the matters considered and the limitations on review undertaken by Credit Suisse in rendering its opinion, and is qualified by reference to the full text of the opinion attached at Annex B, which you are encouraged to read in its entirety. In arriving at its opinion, Credit Suisse reviewed the proposed merger agreement and certain related documents as well as certain publicly available business and financial information relating to HCA. Credit Suisse also reviewed certain other information relating to HCA, including financial forecasts, provided to or discussed with Credit Suisse by HCA, and met with the management of HCA to discuss the business and prospects of HCA. Credit Suisse also considered certain financial and stock market data of HCA, and compared that data with similar data for other publicly held companies in businesses Credit Suisse deemed similar to that of HCA and considered, to the extent publicly available, the financial terms of certain other business combinations and other transactions which had been recently effected or announced. Credit Suisse also considered such other information, financial studies, analyses and investigations and financial, economic and market criteria which it deemed relevant. In connection with its review, Credit Suisse did not assume any responsibility for independent verification of any of the foregoing information and relied on such information being complete and accurate in all material respects. With respect to the financial forecasts for HCA which Credit Suisse reviewed, Credit Suisse was advised by the management of HCA, and assumed that such forecasts had been reasonably prepared on bases reflecting the best currently available estimates and judgments of HCA’s management as to the future financial performance of HCA. Credit Suisse also assumed, with the consent of the special committee, that in the course of obtaining any regulatory or third party consents, approvals or agreements in connection with the merger, no modification, delay, limitation, restriction or condition will be imposed that would have an adverse effect on HCA or the merger and that the merger will be consummated in accordance with the terms of the merger agreement without waiver, modification, amendment or adjustment of any material term, condition or agreement therein, including that Parent will obtain the financing necessary to effect the merger in accordance with the terms of the draft debt and equity financing commitments provided to or discussed with Credit 670 Quelle: HCA, Inc., Form DEFM14A, 17. Oktober 2006, S. 34-40. Die Ausführungen zu der Fairness Opinion von Morgan Stanley wurden hier ausgelassen, was durch ein „[…]“ angedeutet wurde. 208 Anhang Suisse by Parent. In addition, Credit Suisse was not requested to make, and did not make, an independent evaluation or appraisal of the assets or liabilities (contingent or otherwise) of HCA, nor was Credit Suisse furnished with any such evaluations or appraisals. Credit Suisse understood that, in accordance with HCA’s restated certificate of incorporation, filed with the Delaware Secretary of State on February 3, 2004, the voting and nonvoting HCA Common Stock will receive the same consideration in the proposed merger and, for purposes of its opinion and related analyses, Credit Suisse treated the voting and nonvoting HCA Common Stock as identical in all material respects. Credit Suisse’s opinion addressed only the fairness, from a financial point of view, to the unaffiliated shareholders, of the merger consideration and does not address any other aspect or implication of the merger or any other agreement, arrangement or understanding entered into in connection with the merger or otherwise. Credit Suisse’s opinion was necessarily based upon information made available to it as of the date thereof and upon financial, economic, market and other conditions as they existed and could be evaluated on the date thereof. Prior to the date of the opinion, Credit Suisse was not asked to, and did not, solicit third party indications of interest in acquiring the Company, but Credit Suisse, at the direction of the special committee, was authorized, in accordance with the merger agreement, to do so for a prescribed time period following the execution of the merger agreement. Credit Suisse’s opinion does not address the relative merits of the merger as compared to alternative transactions or strategies that might be available to HCA, nor does it address the underlying business decision of HCA to proceed with the merger. The special committee retained Credit Suisse to act as its financial advisor in connection with the merger. Credit Suisse was selected by the special committee based on Credit Suisse’s qualifications, expertise and reputation. Credit Suisse is an internationally recognized investment banking firm and is regularly engaged in the valuation of businesses and securities in connection with mergers and acquisitions, leveraged buyouts, negotiated underwritings, competitive biddings, secondary distributions of listed and unlisted securities, private placements and valuations for corporate and other purposes. Credit Suisse and its affiliates have in the past provided, are currently providing and in the future may provide investment banking and other financial services to HCA as well as the private investment firms whose affiliates are shareholders of Parent, and their respective affiliates, for which Credit Suisse has received, and would expect to receive, compensation. During the past two years, Credit Suisse has not provided financial advisory or financing services to HCA or its affiliates other than with respect to the services it rendered to the special committee in connection with the proposed merger. Credit Suisse and certain of its affiliates and employees and certain private investment funds affiliated or associated with Credit Suisse have invested in private equity funds managed or advised by the private investment firms whose affiliates are shareholders of Parent. In the ordinary course of business, Credit Suisse and its affiliates may acquire, hold or sell, for their own accounts and the accounts of customers, equity, debt and other securities and financial instruments (including bank loans and other obligations) of HCA, Parent and affiliates of the shareholders of Parent and, accordingly, may at any time hold a long or short position in such securities. Under the terms of its engagement letter, Credit Suisse provided the special committee with financial advisory services and HCA agreed to pay Credit Suisse a fee of $20.0 million, $5.0 million of which became payable upon delivery of Credit Suisse’s opinion, plus approximately $4.4 million to be paid if the merger is consummated at the current price. In addition, HCA has agreed to reimburse Credit Suisse for out-of-pocket fees and expenses, including attorney’s fees, incurred in connection with its engagement and to indemnify Credit Suisse and related parties against liabilities, including liabilities under the federal securities laws, arising out of its engagement. […] Financial Analyses In preparing their respective opinions to the special committee, Credit Suisse and Morgan Stanley performed a variety of financial and comparative analyses, including those described below. The summary of the analyses described below is not a complete description of the analyses underlying their opinions. The preparation of a fairness opinion is a complex process involving various determinations as to the most appropriate and relevant methods of financial analysis and the application of those methods to the particular circumstances and, therefore, a fairness opinion is not readily susceptible to partial analysis or summary description. In Anhang 209 arriving at their respective opinions, each of Credit Suisse and Morgan Stanley made qualitative judgments as to the significance and relevance of each analysis and factor that it considered. Credit Suisse and Morgan Stanley arrived at their ultimate opinions based on the results of all analyses undertaken and assessed as a whole and did not draw, in isolation, conclusions from or with regard to any one factor or method of analysis. Accordingly, Credit Suisse and Morgan Stanley believe that their analyses must be considered as a whole and that selecting portions of their analyses and factors or focusing on information presented in tabular format, without considering all analyses and factors or the narrative description of the analyses, could create a misleading or incomplete view of the processes underlying their analyses and opinions. In their analyses, Credit Suisse and Morgan Stanley considered industry performance, general business, economic, market and financial conditions and other matters, many of which are beyond the control of HCA. No company, transaction or business used in Credit Suisse and Morgan Stanley’s analyses as a comparison is identical to HCA, its business or the proposed merger, and an evaluation of the results of those analyses is not entirely mathematical. Rather, the analyses involve complex considerations and judgments concerning financial and operating characteristics and other factors that could affect the acquisition, public trading or other values of the companies, business segments or transactions analyzed. The estimates contained in the analyses of Credit Suisse and Morgan Stanley and the ranges of valuations resulting from any particular analysis are not necessarily indicative of actual values or predictive of future results or values, which may be significantly more or less favorable than those suggested by the analyses. In addition, analyses relating to the value of businesses or securities do not purport to be appraisals or to reflect the prices at which businesses or securities actually may be sold. Accordingly, the estimates used in, and the results derived from, Credit Suisse and Morgan Stanley’s analyses are inherently subject to substantial uncertainty. The merger consideration was determined through negotiations between the special committee and the sponsors and was recommended by the special committee for approval by HCA’s board of directors and was approved by the board of directors. Credit Suisse and Morgan Stanley provided advice to the special committee. Credit Suisse and Morgan Stanley did not recommend any specific merger consideration to the special committee or that any specific merger consideration constituted the only appropriate merger consideration for the merger. The opinions and financial analyses of Credit Suisse and Morgan Stanley were only one of many factors considered by the special committee in its evaluation of the proposed merger and should not be viewed as determinative of the views of the special committee, the board of directors or management with respect to the merger or the merger consideration. The following is a summary of the material financial analyses that underlie the opinions of both Credit Suisse and Morgan Stanley and which were reviewed with the special committee on July 23, 2006. The financial analyses summarized below include information presented in tabular format. In order to fully understand Credit Suisse and Morgan Stanley’s financial analyses, the tables must be read together with the text of each summary. The tables alone do not constitute a complete description of the financial analyses. Considering the data in the tables below without considering the full narrative description of the financial analyses, including the methodologies and assumptions underlying the analyses, could create a misleading or incomplete view of Credit Suisse and Morgan Stanley’s financial analyses. Discounted Cash Flow Analysis Credit Suisse and Morgan Stanley performed a discounted cash flow analysis to calculate the estimated present value of the unlevered, after-tax free cash flow of HCA. The financial forecast was based on internal estimates of HCA’s management. Credit Suisse and Morgan Stanley calculated ranges of estimated terminal values by multiplying calendar year 2011 estimated earnings before interest, taxes, depreciation and amortization, commonly referred to as EBITDA, by selected multiples ranging from 6.5x to 8.0x. The estimated after-tax free cash flows and terminal values were then discounted to present value at June 30, 2006 using discount rates of 7.0% to 8.0%. The discount rate ranging from 7.0% to 8.0% was selected based on a weighted average cost of capital calculation which factored in the unlevered betas for similar companies identified below under the caption “Selected Companies Analysis,” as well as HCA, while the terminal EBITDA multiples ranging from 6.5x to 8.0x were selected based on a review of current and historical trading multiples reviewed in connection with the companies identified under the caption “Selected Companies 210 Anhang Analysis,” as well as HCA. This analysis indicated the following implied per share equity reference range for HCA, as compared to the per share merger consideration: Implied Per Share Equity Reference Range For HCA $43.16 - $58.01 Per Share Merger Consideration $51.00 Selected Companies Analysis Using publicly available information, Credit Suisse and Morgan Stanley reviewed the market values and trading multiples of the following three publicly traded urban hospital companies and three publicly traded rural hospital companies: Urban Hospital Companies • Tenet Healthcare Corporation • Triad Hospitals, Inc. • Universal Health Services, Inc. Rural Hospital Companies • Health Management Associates, Inc. • Community Health Systems, Inc. • LifePoint Hospitals, Inc. These companies were chosen because they are publicly traded companies in the U.S. that operate in a similar industry to HCA and have similar lines of business to HCA. Additionally, each has a market value in excess of $1.0 billion and each has general acute care hospital operations. After application of the criteria, the financial advisors identified the companies listed above to be those comparable to HCA. However, none of the companies selected is identical or directly comparable to HCA. There may have been other companies that met the criteria above but none were identified as comparable to HCA by the financial advisors. The companies were separated into urban and rural hospital companies because of the different operating environments between the two groups. Multiples for the selected companies were based, in part, on closing stock prices as of July 18, 2006. Estimated data were based on publicly available equity research analysts’ estimates. Estimated data for HCA were based on internal estimates of HCA’s management and publicly available equity research analysts’ estimates. Credit Suisse and Morgan Stanley compared enterprise values as multiples of calendar years 2006 and 2007 estimated EBITDA. They also compared equity values per share as multiples of calendar years 2006 and 2007 estimated earnings per share, commonly referred to as P/ E. The range of market trading multiples of the selected companies, as well as the related means, are set forth below: Metric Enterprise Value/2006E EBITDA Enterprise Value/2007E EBITDA Price/2006E Earnings Price/2007E Earnings Selected Companies (All) Low Selected Companies (All) High Selected Companies (Urban) Mean Selected Companies (Rural) Mean 6.4x 5.8x 13.6x 12.1x 9.4x 8.4x 19.2x 16.9x 7.8x 7.0x 16.4x 14.5x 7.9x 6.9x 15.1x 13.2x Credit Suisse and Morgan Stanley then applied ranges of selected multiples derived from those described above for the selected companies to corresponding financial data based on internal estimates of HCA’s management. The Enterprise Value/2006E EBITDA multiples ranged from 6.5x to 8.0x; the Enterprise Value/2007E multiples ranged from 6.0x to 7.5x; the Price/2006E Earnings multiples ranged from 13.5x to 16.5x; and the Price/2007E Earnings multiples ranged from 12.0x to 15.0x. These ranges of multiples were then applied to the relevant EBITDA and EPS metrics in order to derive implied per share equity values from which, through the collective judgment of Credit Suisse and Morgan Stanley, the implied per share equity value reference range of $36.00 to $46.00 was derived. Credit Suisse and Morgan Stanley then compared this Anhang 211 implied per share equity reference range against the per share merger consideration, indicating the following implied per share equity reference range for HCA, as compared to the per share merger consideration: Implied Per Share Equity Reference Range For HCA $36.00 - $46.00 Per Share Merger Consideration $51.00 Selected Transactions Analysis Using publicly available information, Credit Suisse and Morgan Stanley reviewed the transaction value multiples in eight selected transactions, which transactions involved companies with businesses and holdings similar to those of HCA’s: Acquiror • Welsh, Carson, Anderson & Stowe • LifePoint Hospitals, Inc. • The Blackstone Group (led by) • Texas Pacific Group (led by) • HCA Inc. • Triad Hospitals, Inc. • Tenet Healthcare Corporation • Forstmann Little & Co. (affiliates of) Target • Select Medical Corporation • Province Healthcare Company • Vanguard Health Systems, Inc. • IASIS Healthcare Corporation • Health Midwest • Quorum Health Group, Inc. • OrNda HealthCorp • Community Health Systems, Inc. The precedent transactions were selected because they involved transactions in U.S. companies whose operations and principal lines of business (hospitals and related health care services) are similar to that of HCA. Additionally, each transaction involved companies with enterprise values in excess of $1.0 billion and such transactions did not include acquisitions of individual facilities. Each of these transactions took place between 1996 and 2004. After application of the criteria, the financial advisors identified the transactions listed above to be those comparable to the HCA transaction. There may have been other transactions that met the criteria above but none were identified as comparable to the HCA transaction by the financial advisors. Multiples for the selected transactions were based on publicly available financial information. Estimated data for HCA was based on internal estimates of HCA’s management. Credit Suisse and Morgan Stanley compared enterprise values in the selected transactions as multiples of the latest 12 months revenue and EBITDA. The range of multiples from the selected transactions, as well as the related median and mean, are set forth below: 212 Anhang Metric Enterprise Value/Last twelve months EBITDA Enterprise Value/Last twelve months Revenue Selected Transactions Low Selected Transactions High Selected Transactions Median Selected Transactions Mean 8.1x 12.1x 9.4x 9.8x 1.0x 2.4x 1.3x 1.5x Credit Suisse and Morgan Stanley then applied the ranges of selected multiples derived from those described above for the selected transactions, and based on the collective judgment of Credit Suisse and Morgan Stanley, to the corresponding financial data, based on internal estimates of HCA’s management, in order to derive an implied enterprise value reference range. HCA’s net debt as of June 30, 2006 (approximately $10.9 billion) was then deducted and other adjustments were made, as appropriate to reflect HCA’s insurance subsidiary’s investments in equity securities (as of March 30, 2006), in order to derive an implied equity reference range for HCA from which an implied per share equity reference range was derived. Credit Suisse and Morgan Stanley then compared this implied per share equity reference range against the per share merger consideration. This analysis indicated the following implied per share equity reference range for HCA, as compared to the per share merger consideration: Implied Per Share Equity Reference Range For HCA $45.00 - $55.00 Per Share Merger Consideration $51.00 Other Factors In rendering their opinions, Credit Suisse and Morgan Stanley also reviewed and considered other factors, including: • the median premiums paid in all-cash U.S. public company transactions with a value greater than $50 million, as well as all-cash U.S. public company transactions with a value greater than $5 billion, both over the period from December 31, 2000 to present, and leveraged buyout transactions with a value greater than $3 billion worldwide over the last ten years; • the low and high trading prices of HCA Common Stock during the 52-week period ended July 21, 2006; • publicly available research analysts’ price targets for HCA; and • the theoretical purchase prices that could be paid by a hypothetical financial buyer in a leveraged buyout of HCA. A copy of Credit Suisse and Morgan Stanley’s written presentation to the special committee of the board of directors of HCA has been attached as an exhibit to the Schedule 13E-3 filed with the SEC in connection with the merger. The written presentation will be available for any interested HCA shareholder (or any representative of the shareholder who has been so designated in writing) to inspect and copy at our principal executive offices during regular business hours. Alternatively, you may inspect and copy the presentation at the office of, or obtain them by mail from, the SEC. Anhang 213 Anhang 4: Formelübersicht zu Unternehmensbewertungsmethoden 1. Dividend Discount Model671 P0 = ∑t =1 t =n DPSt DPS n+1 + t (1 + k EK ) (k EK − g n ) DPSt = Dividend per Share in Jahr t k EK = Eigenkapitalkosten P0 = Wert der Aktie g n = Dividendenwachstumsrate nach Jahr n 2. Ertragswertmethode672 EÜ n+1 (k − g n ) EÜ t t =n + EK Equity Value = ∑t =1 t (1 + k EK ) (1 + k EK ) n EÜ t = Ertragsüberschuss im Jahr t g n = Wachstumsrate der Ertragsüberschüsse nach Jahr n 3. DCF-Methode – Equity-Ansatz673 Equity Value = ∑t =1 t =n FTE t (1 + k EK ) t + FTE n +1 (k EK − g n ) (1 + k EK ) n FTE t = Free Cash Flow to Equity in Jahr t g n = Wachstumsrate der FTE nach Jahr n 4. Eigenkapitalkosten nach CAPM674 k EK = r f + β (rm − r f ) , wobei β= Cov (k EK , rm ) Var (rm ) k EK = Erwartete Eigenkapitalrendite = Erwartete Eigenkapitalkosten r f = Risikofreier Zinssatz rm = Erwartete Re ndite des Marktportfolios β = Sensitivität der erwarteten Eigenkapitalrendite zu erwarteter Marktrendite 671 Vgl. Damodaran (2002), S. 322. Diese und die folgenden Restwertformeln gelten nur, falls die ewige Wachstumsrate kleiner als die Kapitalkosten ist. 672 Vgl. Damodaran (2002), S. 400 ff. 673 Vgl. Damodaran (2002), S. 363. 674 Vgl. Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 294. 214 Anhang 5. DCF-Methode – Entity-Ansatz mit WACC Methode675 Firm Value = ∑t =1 t =n FCFt + FCFn +1 (WACC − g n ) , wobei (1 + WACC ) n E D WACC = k EK + k FK (1 − t ) E+D E+D FCFt = Free Cash Flow in Jahr t vor Abzug Fremdkapitalzinsen (1 + WACC ) t WACC = Weighted Average Cost of Capital g n = Wachstumsrate der FCF nach Jahr n k EK = Eigenkapitalkosten k FK = Fremdkapitalkosten t = Unternehmenssteuersatz E = Marktwert Eigenkapital D = Marktwert Fremdkapital 6. DCF-Methode – Entity-Ansatz mit APV-Methode676 Firm Value = Firm Value der voll eigenfinanzierten Firma + Wert Tax Shield FCFn +1 (k − g n ) FCFt t =n +t×D + EK Firm Value = ∑t =1 t (1 + k EK ) (1 + k EK ) n FCFt = Free Cash Flow in Jahr t vor Abzug Fremdkapitalzinsen 675 Vgl. Damodaran (2002), S. 388. 676 Vgl. Damodaran (2002), S. 400 ff. Bankruptcy Costs wurden hier ausser Acht gelassen. Anhang 215 Anhang 5: Untersuchte Transaktionen Tabelle 111: Untersuchte Going Privates Target HCA Chiron Corp. Acquiror Bain Capital, KKR, Merrill Lynch Global Private Equity Goldman Sachs Capital Partners, AIG, Carlyle Group, Riverstone Holdings Silver Lake Partners, KKR, Blackstone, Bain Capital, Goldman Sachs Capital Partners, Providence, TPG Goldman Sachs Capital Partners, JPMorgan Partners, Thomas H Lee, Warburg Pincus Novartis UnitedGlobalCom Liberty Media Kinder Morgan Sungard Datasystems Aramark West Corp. Thomas H Lee, Quadrangle Group Kerzner International Solomon Kerzner, Howard Kerzner, Istithmar, Whitehall, Colony Capital, Providence Lafarge SA Lafarge North America Masonite International Petco Animal Supplies Sports Authority SS&C Technologies NCO Group Serena Software ShopKo Stores Insight Communications KKR Leonard Green & Partners, TPG Leonard Green & Partners Carlyle Group One Equity Partners Silver Lake Partners Sun Capital Partners Group Goldner Hawn Johnson & Morrison Management Group and Carlyle Group Genencor iPayment Metals USA Danisco Management Group Apollo Management CCC Information Services Encore Medical Brookstone ACE Cash Express Metrological Instruments Worldwide Restaurant Concepts Specialty Laboratories Checkers Drive-In Restaurant Pegasus Solutions Hammons John Q Hotels Tipperary Neoforma Excelligence Learning Metaldyne Chaparral Resources Transport Corp. of America Morton Industrial Group Virbac Corp. Cap Rock Energy Vermont Teddy Bear Central Freight Lines Foodarama Supermarkets Artemis International Solutions Whitehall Jewellers Arel Communication Rotonics Manufacturing 724 Solutions Investcorp Blackstone OSIM International, JW Childs Associates, Temasak Holdings JLL Partners Francisco Partners Pacific Equity Partners AmeriPath Wellspring Capital Management Prides Capital Partners Jonathan Eilian Santos Global Healthcare Exchange Thoma Cressey Equity Partner Asahi Tec Lukoil Goldner Hawn Johnson & Morrison Brazos Private Equity Partners Labogroup Inc. Lindsay Goldberg & Bessemer Mustang Group LLC and Management Jerry Moyes Saker Family Trilogy, Versata Enterprises Prentice Capital Management CYMI Financing and Management Spell Capital Partners Austin Ventures Vialta MPW Industrial Services Group Baycorp Holding Warrantech Timco Aviation Services Fred Chan and Family Black Family Sloan Group HIG Capital Owl Creek Funds and Management Date of FO 23-Jul-06 23-Jul-06 27-Aug-06 27-Aug-06 27-Mar-05 27-Mar-05 FO Provider Credit Suisse Morgan Stanley Morgan Stanley Blackstone Credit Suisse Lazard Source Documents SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation 07-Aug-06 Credit Suisse SC 13E-3, PRER14A, Presentation 30-Oct-05 03-Apr-05 28-Oct-05 17-Jan-05 17-Jan-05 30-May-06 30-May-06 30-Apr-06 10-Mar-06 23-Apr-06 23-Apr-06 22-Dec-04 13-Jul-06 22-Jan-06 27-Jul-05 21-Jul-06 10-Nov-05 18-Oct-05 07-Apr-05 28-Jul-05 28-Jul-05 26-Jan-05 27-Dec-05 18-May-05 10-May-05 21-Sep-05 29-Jun-06 14-Apr-05 15-Jul-05 06-Jun-06 11-Sep-06 28-Apr-05 18-Sep-05 16-Feb-06 18-Dec-05 14-Jun-05 03-Jul-05 10-Oct-05 19-Jul-06 31-Aug-06 10-Mar-06 26-Oct-05 22-Mar-06 07-Aug-06 03-Nov-05 16-May-05 30-Jan-06 02-Mar-06 10-Mar-06 01-Feb-06 02-Oct-05 14-Aug-06 04-Apr-06 04-Apr-06 28-Mar-05 05-Apr-06 12-Sep-05 05-Jun-05 18-Jul-06 Credit Suisse Morgan Stanley Goldman Sachs Morgan Stanley Bank of America Goldman Sachs Morgan Stanley JPMorgan Deutsche Bank Merrill Lynch Blackstone Merrill Lynch UBS Merrill Lynch SunTrust Robinson Credit Suisse Morgan Stanley Merrill Lynch Merrill Lynch Citigroup Evercore UBS Lazard Jefferies CIBC Credit Suisse First Albany CIBC CIBC UBS Needham Houlihan Lokey JPMorgan Citigroup Bear Sterns Lehman Brothers Houlihan Lokey Merrill Lynch Piper Jaffray Lazard Petrie Parkman Stephens Houlihan Lokey Houlihan Lokey Houlihan Lokey Houlihan Lokey Morgan Keegan William Blair SG Owen Duff & Phelps Giza Singer Even Duff & Phelps Thomas Weisel Partners Paradigm Capital Salem Partners Stout Risius Ross Jefferies Imperial Capital Houlihan Lokey SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFR14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Prospectus, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Prospectus, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, SC 14D9, Presentation SC 13E-3, Proxy Circular, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, PRER14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, SC 14D9, Offer Document, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, PREM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, PRER14A, Presentation SC 13E-3, PREM14A SC 13E-3, DEF14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, SC 14D9 SC 13E-3, DEFR14, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, PRER14A, Presentation SC 13E-3, SC 14D9, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A SC 13E-3, 6-K, Presentation SC 13E-3, PREM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, SC 14D9, Presentation SC 13E-3, DEFM14A, Presentation SC 13E-3, 8-k, Presentation 216 Anhang Tabelle 112: Untersuchte Cash Transaktionen Target Acquiror Date of FO FO Provider Source Documents Georgia-Pacific Corp. Kerr-McGee Corp. Koch Industries Anadarko Petroleum Corp. KeySpan Corp. Toys "R" Us Blackstone, Carlyle Group, Permira, TPG Madison Dearborn, Providence, TPG, Thomas H Lee, Saban Capital Group National Grid KKR, Bain Capital, Vornado Realty Trust Goldman Sachs JPMorgan Lehman Brothers Goldman Sachs UBS DEFM14A DEFM14A Freescale Semiconductor Univision Communications 13-Nov-05 22-Jun-06 22-Jun-06 15-Sep-06 26-Jun-06 Intelsat Cisco Systems Michaels Stores Bain Capital, Blackstone Western Gas Resources Anadarko Petroleum Corp. The Neiman Marcus Group Mercury Interactive Corp. GTECH Holdings Corp. TPG, Warburg Pincus Hewlett-Packard De Agostini Reebok International Symbol Technologies Alamosa Holdings Adidas-Salomon Motorola Sprint Nextel Corp. Renal Care Group United Defense Industries Fresenius Medical Care BAE Systems Storage Technology Corp. Maverick Tube Corp. Education Management Corp. Sun Microsystems Tenaris Goldman Sachs Capital Partners, Providence La Quinta Corp. Hughes Supply Aleris International Wyndham International Blackstone Home Depot TPG Blackstone York International Corp. Duquesne Light Holdings JLG Industries Aztar Corp. Reynolds & Reynolds Titan Corp. Johnson Controls Macquarie, Diversified Utility & Energy Trusts Oshkosh Truck Corp. Columbia Entertainment Corp. Universal Computer Systems, Goldman Sachs Capital Partners, Vista Equity Partners L-3 Communications Holdings Lazard Credit Suisse Duff & Phelps Morgan Stanley Credit Suisse Evercore Lehman Brothers JPMorgan Goldman Sachs Morgan Stanley Petrie Parkman JPMorgan Goldman Sachs Citigroup Houlihan Lokey Credit Suisse Bear Sterns Blackstone UBS Morgan Stanley JPMorgan Lehman Brothers Evercore Morgan Stanley Merrill Lynch Lazard Morgan Stanley Lehman Brothers Citigroup JPMorgan Morgan Stanley Credit Suisse Lehman Brothers UBS Goldman Sachs JPMorgan DEFM14A DEFM14A PanAmSat Holding Scientific-Atlanta 25-Feb-06 16-Mar-05 16-Mar-05 27-Aug-05 17-Nov-05 17-Nov-05 17-Nov-05 30-Jun-06 30-Jun-06 22-Jun-06 22-Jun-06 01-May-05 25-Jul-06 10-Jan-06 10-Jan-06 02-Aug-05 18-Sep-06 20-Nov-05 20-Nov-05 03-May-05 06-Mar-05 06-Mar-05 02-Jun-05 12-Jun-06 03-Mar-06 03-Mar-06 09-Nov-05 09-Jan-06 07-Aug-06 13-Jun-05 14-Apr-05 24-Aug-05 03-Jul-06 15-Oct-06 19-May-06 07-Aug-06 Spinnaker Exploration Northwestern Corp. Norsk Hydro Babcock & Brown Infrastructure Group ICOS Corp. Beverly Enterprises Eli Lilly Fill Capital Partners Myogen Anteon International Corp. Abgenix RSA Security Burlington Coat Factory Warehouse Aviall Andrx Corp. Vicuron Pharmaceuticals Diagnostic Products Corp. Eon Labs Transkaryotic Therapies Gilead Sciences General Dynamics Corp. Amgen EMC Corp. Bain Capital Boeing Watson Pharmaceuticals Pfizer Siemens Novartis Shire Pharmaceuticals Group Tommy Hilfiger Corp. FileNET Corp. Pulitzer NS Group Giant Industries American Retirement Corp. IDX Systems Corp. SSA Global Technologies School Specialty Intergraph Corp. CUNO UbiquiTel Overnite Corp. Linens 'n Things Internet Security Systems Advanced Neuromodulation Systems Hollywood Entertainment Corp. Priority Healthcare Corp. ADVO Serologicals Corp. DoubleClick Alderwoods Group Intermagnetics General Corp. Russell Corp. Banta Corp. Ascential Software Corp. Stewart & Stevenson Services TBC Corp. Apax Partners IBM Lee Enterprises IPSCO Western Refining Brookdale Senior Living General Electric Infor Global Solutions Bain Capital, Thomas H Lee Hellman & Friedman, TPG 3M Sprint Nextel Corp. United Parcel Service Apollo Management IBM St Jude Medical Movie Gallery Express Scripts Valassis Communications Millipore Corp. Hellman & Friedman, JMI Equity Service Corp. International Koninklijke Philips Electronics Berkshire Hathaway Cenveo IBM Armor Holdings Sumitomo Corp. 02-Jun-05 02-Jun-05 18-Sep-05 25-Apr-06 25-Apr-06 16-Oct-06 20-Nov-05 20-Nov-05 20-Nov-05 01-Oct-06 18-Nov-05 14-Dec-05 29-Jun-06 18-Jan-06 30-Apr-06 12-Mar-06 15-Jun-05 26-Apr-06 20-Feb-05 21-Apr-05 21-Apr-05 22-Dec-05 09-Aug-06 29-Jan-05 10-Sep-06 25-Aug-06 12-May-06 28-Sep-05 14-May-06 31-May-05 31-Aug-06 11-May-05 13-Apr-05 15-May-05 07-Nov-05 21-Aug-06 14-Oct-05 09-Jan-05 21-Jul-05 05-Jul-06 24-Apr-06 24-Apr-05 31-Mar-06 14-Jun-06 17-Apr-06 31-Oct-06 13-Mar-05 26-Feb-06 18-Sep-05 Lehman Brothers Relational Advisors Credit Suisse Credit Suisse Blackstone Merrill Lynch Lehman Brothers JPMorgan CIBC Goldman Sachs Bear Sterns Goldman Sachs JPMorgan Goldman Sachs Credit Suisse Bank of America Morgan Stanley Lehman Brothers Merrill Lynch SG Cowen Bank of America JPMorgan Merrill Lynch Goldman Sachs Raymond James Deutsche Bank Cohen & Steers Credit Suisse Houlihan Lokey Morgan Stanley Goldman Sachs Citigroup Bear Stearns Morgan Stanley Credit Suisse Credit Suisse Piper Jaffray Lazard JPMorgan Citigroup JPMorgan Lazard Bear Stearns Bank of America Goldman Sachs UBS Deutsche Bank Merrill Lynch Lehman Brothers DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A SC 14D9 DEFM14A DEFM14A PREM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A Prospectus DEFM14A PREM14A DEFM14A DEFM14A PREM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A SC 14D9 DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A SC 14D9 DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A PREM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A SC 14D9 DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A PREM14A DEFM14A PREM14A DEFM14A DEFM14A DEFM14A Anhang 217 Tabelle 113: Untersuchte Stock Transaktionen Target Acquiror Date of FO FO Provider Source Documents BellSouth Corp. AT&T Procter & Gamble AT&T SBC Communications Constellation Energy Group FPL Group Fox Entertainment Group News Corp. Magnum Hunter Resources Cimarex Energy Cinergy Corp Duke Energy Corp. Fisher Scientific International Thermo Electron Corp. Macromedia Adobe Systems Peoples Energy Corp. WPS Resources Corp. Ask Jeeves IAC/InterActive Corp. Maxtor Corp. Seagate Technology Great Lakes Chemical Corp. Crompton Corp. Pixar Animation Studios SpectraSite Walt Disney American Tower Corp. Citigroup Goldman Sachs Goldman Sachs UBS Merrill Lynch Morgan Stanley Credit Suisse Morgan Stanley Goldman Sachs Merrill Lynch Lehman Brothers Morgan Stanley Blackstone Deutsche Bank Merrill Lynch Merrill Lynch UBS Lazard Lehman Brothers Goldman Sachs Lazard Morgan Stanley Goldman Sachs Morgan Stanley JPMorgan Allen & Company Citigroup Citigroup Morgan Stanley Merrill Lynch Citigroup Morgan Stanley Credit Suisse Lehman Brothers Evercore Citigroup DEFM14A Gillette 04-Mar-06 04-Mar-06 27-Jan-05 27-Jan-05 27-Jan-05 30-Jan-05 30-Jan-05 18-Dec-05 18-Dec-05 18-Dec-05 18-Dec-05 02-Mar-05 02-Mar-05 25-Jan-05 25-Jan-05 08-May-05 07-May-05 08-May-05 07-May-06 07-May-06 07-May-06 17-Apr-05 17-Apr-05 08-Jul-06 08-Jul-06 20-Mar-05 20-Mar-05 20-Dec-05 20-Dec-05 08-Mar-05 08-Mar-05 08-Mar-05 24-Jan-06 03-May-05 03-May-05 03-May-05 DEFM14A S-4 S-4 SC 14D9 DEFM14A S-4 S-4 S-4 S-4 S-4 DEFM14A S-4 S-4 S-4 Tabelle 114: Untersuchte Schweizer Transaktionen Target Acquiror Date of FO FO Provider Source Documents Saurer Moevenpick Holding Agie Charmilles Holding Energie Electrique du Simplon Amazys Holding Berna Biotech Leica Geosystems Holding Sarna Kunststoff Holding Saia-Burgess Forbo Holding Aletsch Swiss International Air Büro-Fürrer OC Oerlikon Corp. Carlton Holding Georg Fischer Energie Ouest Suisse X-Rite Crucell Danaher Corp. Sika Sumida Holding CVC Enalpin Deutsche Lufthansa Lyreco 03-Nov-06 28-Nov-06 21-Aug-06 26-Jul-06 30-Jan-06 30-Nov-05 02-Aug-05 21-Sep-05 10-Aug-05 07-Mar-05 11-May-04 27-Apr-05 14-Apr-05 BDO Visura BDO Visura PWC PWC Bank Sarasin PWC Lombard Odier Darier Hentsch PWC Bank Sarasin Bank Vontobel Bank Vontobel ABN Amro Lombard Odier Darier Hentsch Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion Fairness Opinion 218 Anhang Anhang 6: Backup-Tabellen zu Abschnitt 4.2 Tabelle 115: Verwendete Bewertungsmethoden für amerikanische Gesamtstichprobe DCF used? Trading Multiples used? Transaction Multiples used? Sum-of-the-Parts Analysis used? Premium Analysis used? LBO Analysis used? % N Yes 93.2% 191 No 6.8% 14 Yes 75.1% 154 Shown, but no valuation 17.6% 36 No 7.3% 15 Yes 56.6% 116 Shown, but no valuation 18.5% 38 No 24.9% 51 Yes 22.4% 46 No 77.6% 159 Yes 33.7% 69 Shown, but not valuation 19.0% 39 No 47.3% 97 Yes 22.4% 46 2.4% 5 No 75.1% 154 Yes 50.2% 103 No 49.8% 102 Yes 3.9% 8 Shown, but no valuation 1.0% 2 No 95.1% 195 Yes 30.7% 63 No 69.3% 142 Yes 5.4% 11 No 94.6% 194 Yes 14.6% 30 No 85.4% 175 Shown, but no valuation 52-Week High/Low used? Recap Analysis used? Analyst Target Prices used? Net Asset Valuation used? Discounted Future Equity Value Analysis used? Other Valuation Methods used? Yes 3.4% 7 No 96.6% 198 219 Anhang Tabelle 116: Verwendete Bewertungsmethoden in US Fairness Opinions nach Bank DCF used? Trading Multiples used? Transaction Multiples used? Sum-of-the-Parts Analysis used? LBO Analysis used? Premium Analysis used? 52-Week High/Low used? Analyst Target Prices used? Recap Analysis used? Discounted Future Equity Value Analysis used? Net Asset Valuation used? Other Valuation Methods used? Yes No Yes .0% 91.7% 16.7% 83.3% Morgan Stanley 5.3% 84.2% .0% 100% Merrill Lynch 81.3% .0% 12.5% 87.5% Goldman Sachs .0% 100.0% .0% 100.0% Credit Suisse 15.4% 84.6% .0% 100.0% Lehman Brothers .0% 100.0% .0% 100.0% JPMorgan 16.7% 75.0% 16.7% 83.3% Citigroup .0% 100.0% .0% 100.0% Houlihan Lokey 100% .0% 12.5% 87.5% UBS .0% 100.0% .0% 100.0% Lazard 14.0% 74.0% 10.0% 90.0% Other No 4.2% 54.2% 8.3% .0% 63.2% 10.5% 75.0% .0% 18.8% 6.7% 93.3% .0% 15.4% 61.5% .0% .0% 92.3% .0% 8.3% 58.3% 8.3% .0% 77.8% .0% 87.5% .0% .0% .0% 71.4% .0% 22.0% 66.0% 12.0% Shown, but no valuation Yes No Yes No .0% 25.0% 70.8% 29.2% 41.7% .0% 21.1% 68.4% 31.6% 36.8% 18.8% 25.0% 62.5% 37.5% 25.0% 6.7% 13.3% 73.3% 26.7% .0% .0% 30.8% 69.2% 30.8% 23.1% .0% 23.1% 76.9% 23.1% 7.7% .0% 33.3% 91.7% 8.3% 33.3% .0% 22.2% 100.0% .0% 22.2% .0% .0% 100% .0% 12.5% .0% 28.6% 57.1% 42.9% 28.6% 2.0% 20.0% 88.0% 12.0% 12.0% Shown, but no valuation Yes Yes No Yes No Yes No 4.2% 37.5% 62.5% 25.0% 75.0% 33.3% 4.2% 62.5% 75.0% 5.3% 52.6% 47.4% 15.8% 84.2% 57.9% 5.3% 36.8% 78.9% 12.5% 81.3% 18.8% 37.5% 62.5% 43.8% 50.0% 6.3% 56.3% .0% 73.3% 26.7% 60.0% 40.0% 53.3% 26.7% 20.0% 80.0% .0% 84.6% 15.4% 53.8% 46.2% 30.8% 15.4% 53.8% 69.2% 23.1% 76.9% 23.1% 69.2% 30.8% 92.3% .0% 7.7% 76.9% .0% 66.7% 33.3% 75.0% 25.0% 66.7% 16.7% 16.7% 66.7% .0% 100.0% .0% 66.7% 33.3% 66.7% 22.2% 11.1% 77.8% .0% 87.5% 12.5% 62.5% 37.5% 75.0% 25.0% .0% 100% .0% 42.9% 57.1% 42.9% 57.1% 28.6% .0% 71.4% 71.4% .0% 84.0% 16.0% 54.0% 46.0% 36.0% 20.0% 44.0% 78.0% Shown, but no valuation No No Yes No Yes No 91.7% 8.3% 91.7% 8.3% 58.3% 41.7% 95.8% .0% 94.7% 5.3% 89.5% 10.5% 78.9% 21.1% 94.7% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 43.8% 56.3% 87.5% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 92.3% 7.7% 100.0% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 92.3% 7.7% 100.0% .0% 69.2% 7.7% 100.0% .0% 100.0% .0% 91.7% 8.3% 100.0% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 100.0% .0% 100% .0% 100% .0% 100% .0% 100% .0% 85.7% 14.3% 100.0% .0% 85.7% 14.3% 100.0% .0% 96.0% 4.0% 90.0% 10.0% 94.0% 6.0% 100.0% .0% Shown, but not valuation Yes Yes Shown, but no valuation No 220 Anhang Tabelle 117: Statistiken zu Kontrollprämien in untersuchten amerikanischen Transaktionen677 Transaction Type Going Privates N Cash Transactions Stock Transactions Total 54 74 15 143 Mean 32.1% 31.0% 17.4% 30.0% Median 25.2% 28.7% 15.0% 25.9% Minimum -6.7% 11.7% .7% -6.7% Maximum 112.2% 84.2% 59.8% 112.2% Tabelle 118: Verwendung Recap Analysis nach Transaktionstyp678 Recap Analysis used? Transaction Type Going Privates 2 57 4.8% 3.2% 91.9% 5 0 82 5.7% .0% 94.3% 0 0 30 .0% .0% 100.0% 8 2 169 4.5% 1.1% 94.4% Count % within Transaction Type Total No 3 Count % within Transaction Type Stock Transactions Shown, but no valuation Count % within Transaction Type Cash Transactions Yes Count % within Transaction Type Tabelle 119: Verwendung Recap Analysis nach Transaktionsgrösse Recap Analysis used? Transaction Size < $0.5bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3bn Count % within Transaction Size $3 - $10bn Count % within Transaction Size > $10bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size Yes Shown, but no valuation No 0 0 29 .0% .0% 100.0% 1 0 39 2.5% .0% 97.5% 1 1 40 2.4% 2.4% 95.2% 4 1 38 9.3% 2.3% 88.4% 2 0 23 8.0% .0% 92.0% 8 2 169 4.5% 1.1% 94.4% 677 Zur Berechnung der Kontrollprämien wurde auf den Marktpreis unmittelbar vor Bekanntwerden der Übernahme bzw. von Übernahmegerüchten sowie auf den finalen Angebotspreis abgestellt. In zwei Going Privates gab es mehr als ein Angebot, zu dem eine Fairness Opinion eingeholt wurde, weshalb hier die Anzahl der Kontrollprämien (54) nicht mit der Anzahl der untersuchten Transaktionen (52) übereinstimmt. 678 Die Häufigkeiten für die Recap Analysis beziehen sich auf die Stichprobe exkl. Bewertungen der Käufergesellschaft. Anhang 221 Tabelle 120: Verwendung Recap Analysis nach Käufertyp Recap Analysis used? Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type Yes Shown, but no valuation No 0 0 107 .0% .0% 100.0% 8 2 62 11.1% 2.8% 86.1% 8 2 169 4.5% 1.1% 94.4% Tabelle 121: Verwendung Recap Analysis nach Industrie Recap Analysis used? Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes Shown, but no valuation No 4 0 16 20.0% .0% 80.0% 1 1 11 7.7% 7.7% 84.6% 1 0 13 7.1% .0% 92.9% 1 0 18 5.3% .0% 94.7% 1 0 39 2.5% .0% 97.5% 0 0 19 .0% .0% 100.0% 0 0 7 .0% .0% 100.0% 0 0 5 .0% .0% 100.0% 0 0 6 .0% .0% 100.0% 0 1 10 .0% 9.1% 90.9% 0 0 12 .0% .0% 100.0% 0 0 13 .0% .0% 100.0% 8 2 169 4.5% 1.1% 94.4% 222 Anhang Tabelle 122: Crosstable Recap Analysis vs. LBO Analysis LBO Analysis used? Recap Analysis used? Yes Yes Shown, but no valuation No Total 7 0 1 8 87.5% .0% 12.5% 100.0% 2 0 0 2 100.0% .0% .0% 100.0% Count % within Recap Analysis used? Shown, but no valuation Count % within Recap Analysis used? No Count % within Recap Analysis used? Total Count % within Recap Analysis used? 36 6 127 169 21.3% 3.6% 75.1% 100.0% 45 6 128 179 25.1% 3.4% 71.5% 100.0% Tabelle 123: Verwendung Discounted Future Equity Value Analysis nach Transaktionstyp679 Discounted Future Equity Value Analysis used? Transaction Type Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Yes No 6 58 9.4% 90.6% 19 68 21.8% 78.2% 5 49 9.3% 90.7% 30 175 14.6% 85.4% Tabelle 124: Verwendung Discounted Future Equity Value Analysis nach Transaktionsgrösse Discounted Future Equity Value Analysis used? Transaction Size < $0.5bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3bn Count % within Transaction Size $3 - $10bn Count % within Transaction Size > $10bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size 679 Yes No 0 29 .0% 100.0% 9 31 22.5% 77.5% 8 44 15.4% 84.6% 9 38 19.1% 80.9% 4 33 10.8% 89.2% 30 175 14.6% 85.4% Die Häufigkeiten für die Discounted Future Equity Value Analysis beziehen sich auf die gesamte Stichprobe. Anhang 223 Tabelle 125: Verwendung Discounted Future Equity Value Analysis nach Käufertyp Discounted Future Equity Value Analysis used? Buyer Type Strategic Buyer Yes Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type No 18 115 13.5% 86.5% 12 60 16.7% 83.3% 30 175 14.6% 85.4% Tabelle 126: Verwendung Discounted Future Equity Value Analysis nach Industrie Discounted Future Equity Value Analysis used? Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes No 9 36 20.0% 80.0% 6 13 31.6% 68.4% 5 15 25.0% 75.0% 3 16 15.8% 84.2% 3 11 21.4% 78.6% 1 6 14.3% 85.7% 1 15 6.3% 93.8% 1 15 6.3% 93.8% 1 19 5.0% 95.0% 0 8 .0% 100.0% 0 6 .0% 100.0% 0 15 .0% 100.0% 30 175 14.6% 85.4% 224 Anhang Tabelle 127: Verwendung Analyst Target Prices nach Transaktionstyp680 Analyst Target Prices used? Transaction Type Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Yes No 25 39 39.1% 60.9% 17 70 19.5% 80.5% 21 33 38.9% 61.1% 63 142 30.7% 69.3% Tabelle 128: Verwendung Analyst Target Prices nach Transaktionsgrösse Analyst Target Prices used? Transaction Size < $0.5bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3bn Count % within Transaction Size $3 - $10bn Count % within Transaction Size > $10bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size Yes No 3 26 10.3% 89.7% 10 30 25.0% 75.0% 13 39 25.0% 75.0% 19 28 40.4% 59.6% 18 19 48.6% 51.4% 63 142 30.7% 69.3% Tabelle 129: Verwendung Analyst Target Prices nach Käufertyp Analyst Target Prices used? Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type 680 Yes No 42 91 31.6% 68.4% 21 51 29.2% 70.8% 63 142 30.7% 69.3% Die Häufigkeiten für die Analyst Target Prices beziehen sich auf die gesamte Stichprobe. Anhang 225 Tabelle 130: Verwendung Analyst Target Prices nach Industrie Analyst Target Prices used? Industry Segment Media Count % within Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes No 12 4 75.0% 25.0% 12 33 26.7% 73.3% 6 10 37.5% 62.5% 6 13 31.6% 68.4% 5 14 26.3% 73.7% 4 10 28.6% 71.4% 4 16 20.0% 80.0% 3 3 50.0% 50.0% 3 17 15.0% 85.0% 1 6 14.3% 85.7% 0 8 .0% 100.0% 7 8 46.7% 53.3% 63 142 30.7% 69.3% 226 Anhang Tabelle 131: Verwendung 52-Week High/Low nach Transaktionstyp681 52-Week High/Low used? Transaction Type Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Yes No 42 22 65.6% 34.4% 34 53 39.1% 60.9% 27 27 50.0% 50.0% 103 102 50.2% 49.8% Tabelle 132: Verwendung 52-Week High/Low nach Transaktionsgrösse 52-Week High/Low used? Transaction Size < $0.5bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3bn Count % within Transaction Size $3 - $10bn Count % within Transaction Size > $10bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size Yes No 14 15 48.3% 51.7% 22 18 55.0% 45.0% 24 28 46.2% 53.8% 24 23 51.1% 48.9% 19 18 51.4% 48.6% 103 102 50.2% 49.8% Tabelle 133: Verwendung 52-Week High/Low nach Käufertyp 52-Week High/Low used? Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type 681 Yes No 60 73 45.1% 54.9% 43 29 59.7% 40.3% 103 102 50.2% 49.8% Die Häufigkeiten für das 52-Week High/Low beziehen sich auf die gesamte Stichprobe. Anhang 227 Tabelle 134: Verwendung 52-Week High/Low nach Industrie 52 Week High/Low used? Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes No 22 23 48.9% 51.1% 12 7 63.2% 36.8% 11 9 55.0% 45.0% 11 9 55.0% 45.0% 9 7 56.3% 43.8% 8 8 50.0% 50.0% 6 13 31.6% 68.4% 6 8 42.9% 57.1% 4 4 50.0% 50.0% 4 2 66.7% 33.3% 3 4 42.9% 57.1% 7 8 46.7% 53.3% 103 102 50.2% 49.8% 228 Anhang Tabelle 135: Verwendung Net Asset Valuation nach Transaktionstyp682 Net Asset Valuation used? Transaction Type Going Privates Count % within Transaction Type Cash Transactions Count % within Transaction Type Stock Transactions Count % within Transaction Type Total Count % within Transaction Type Yes No 6 56 9.7% 90.3% 5 82 5.7% 94.3% 0 30 .0% 100.0% 11 168 6.1% 93.9% Tabelle 136: Verwendung Net Asset Valuation nach Transaktionsgrösse Net Asset Valuation used? Transaction Size < $0.5bn Count % within Transaction Size $0.5 - $1.5bn Count % within Transaction Size $1.5 - $3bn Count % within Transaction Size $3 - $10bn Count % within Transaction Size > $10bn Count % within Transaction Size Total Count % within Transaction Size Yes No 4 25 13.8% 86.2% 2 38 5.0% 95.0% 1 41 2.4% 97.6% 2 41 4.7% 95.3% 2 23 8.0% 92.0% 11 168 6.1% 93.9% Tabelle 137: Verwendung Net Asset Valuation nach Käufertyp Net Asset Valuation used? Buyer Type Financial Buyer Count % within Buyer Type Strategic Buyer Count % within Buyer Type Total Count % within Buyer Type 682 Yes No 7 65 9.7% 90.3% 4 103 3.7% 96.3% 11 168 6.1% 93.9% Die Häufigkeiten für die Net Asset Valuation beziehen sich auf die Stichprobe exkl. Bewertungen der Käufergesellschaft. Anhang 229 Tabelle 138: Verwendung Net Asset Valuation nach Industrie Net Asset Valuation used? Industry Segment Oil/Gas Count % within Industry Segment Retail Count % within Industry Segment High Tech Count % within Industry Segment Chemical Count % within Industry Segment Utilities Count % within Industry Segment Basic Industrials Count % within Industry Segment Drugs/Supplies Count % within Industry Segment Transportation Count % within Industry Segment Consumer Count % within Industry Segment Healthservices Count % within Industry Segment Media Count % within Industry Segment Other Count % within Industry Segment Total Count % within Industry Segment Yes No 4 10 28.6% 71.4% 2 18 10.0% 90.0% 2 38 5.0% 95.0% 1 4 20.0% 80.0% 1 11 8.3% 91.7% 0 19 .0% 100.0% 0 19 .0% 100.0% 0 7 .0% 100.0% 0 13 .0% 100.0% 0 6 .0% 100.0% 0 11 .0% 100.0% 1 12 7.7% 92.3% 11 168 6.1% 93.9% 230 Anhang Anhang 7: Backup-Tabellen zu Abschnitt 4.3 Tabelle 139: Statistiken zu WACC-Spanne nach Transaktionsgrösse WACC Range < $0.5bn Maximum $0.5 - $1.5bn $1.5 - $3bn $3 - $10bn > $10bn 32.5% 5.0% 5.0% 4.0% 4.0% Mean 3.5% 2.0% 2.0% 1.6% 1.6% Median 2.0% 2.0% 2.0% 2.0% 1.0% .0% .0% .5% .0% .0% Minimum Tabelle 140: Verwendete Trading Multiples nach Bank Goldman Sachs UBS Morgan Stanley JPMorgan Credit Suisse Lehman Brothers Merrill Lynch Lazard Citigroup Houlihan Lokey Other Sales Multiple .0% .0% 22.7% 23.1% 6.7% .0% 6.3% .0% .0% 22.2% 32.4% EBITDA Multiple d EBIT Multiple .0% .0% 72.7% 84.6% 93.3% 100.0% 68.8% 85.7% 66.7% 88.9% 67.6% .0% .0% .0% .0% 20.0% 27.3% .0% .0% 11.1% 33.3% 29.7% P/E Multiple .0% .0% 54.5% 53.8% 60.0% 54.5% 62.5% 57.1% 44.4% 22.2% 51.4% Other Multiple .0% .0% 18.2% 7.7% 6.7% 45.5% 12.5% 14.3% 33.3% .0% 27.0% Tabelle 141: Verwendete Trading Multiples in der Schweiz % N EBIT Multiple 83.3% 10 EBITDA Multiple 75.0% 9 Sales Multiple 50.0% 6 P/E Multiple 33.3% 4 .0% 0 Other Multiple Tabelle 142: Bezugsperioden von Trading Multiples in der Schweiz % N LTM Multiple 66.7% 8 1-year-forward Multiple 91.7% 11 2-year-forward Multiple 75.0% 9 Tabelle 143: Verwendete Transaction Multiples nach Bank Goldman Sachs UBS Morgan Stanley JPMorgan Credit Suisse Lehman Brothers Merrill Lynch Lazard Citigroup Houlihan Lokey Sales Multiple .0% .0% 15.4% 8.3% 28.6% 12.5% 25.0% .0% 14.3% 28.6% 42.4% EBITDA Multiple .0% .0% 84.6% 91.7% 85.7% 100.0% 100% 100% 100.0% 85.7% 60.6% EBIT Multiple .0% .0% .0% .0% 21.4% 25.0% .0% .0% 28.6% 28.6% 33.3% P/E Multiple .0% .0% 23.1% .0% 35.7% 25.0% 8.3% .0% .0% 14.3% 24.2% Other Multiple .0% .0% 15.4% .0% 14.3% 37.5% 16.7% .0% .0% 14.3% 12.1% Other Anhang 231 Tabelle 144: Verwendete Transaction Multiples in der Schweiz % N 100.0% 8 EBIT Multiple 87.5% 7 Sales Multiple 75.0% 6 P/E Multiple .0% 0 Other Multiple .0% 0 EBITDA Multiple Tabelle 145: Bezugsperioden von Transaction Multiples in der Schweiz % N 100.0% 8 1-year-forward Multiple .0% 0 2-year-forward Multiple .0% 0 LTM Multiple Tabelle 146: Statistiken zu verwendeten Zielrenditen in LBO Analysis N Mean Median Maximum Minimum IRR Low 33 18.6% 19.0% 25.0% 10.8% IRR Mid 41 22.5% 21.5% 30.0% 17.5% IRR High 33 26.3% 25.0% 40.0% 20.0% Range of IRR 33 7.7% 5.5% 21.0% 2.0% 232 Anhang Anhang 8: Statistiken zu Bewertungsergebnissen der DCF-Methode Tabelle 147: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser683 DCF Base Case Low to OP N DCF Base Case High to OP DCF Base Case Low to MP DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP 139 140 139 137 138 137 Mean -18.4% -5.3% 8.0% 5.7% 22.6% 39.9% Median -17.0% -4.9% 8.0% 5.1% 20.7% 37.4% 12.8% 12.0% 14.0% 20.4% 20.5% 23.6% Minimum -49.8% -39.0% -34.7% -38.8% -26.0% -14.6% Maximum 18.3% 29.2% 40.0% 76.8% 94.5% 112.2% 25 -25.8% -12.3% .3% -5.4% 8.7% 24.5% 50 -17.0% -4.9% 8.0% 5.1% 20.7% 37.4% 75 -9.5% 1.7% 17.1% 16.8% 31.0% 53.7% Std. Deviation Percentiles 683 DCF Base Case Mid to OP Die Statistiken für diese und die folgenden Tabellen beziehen sich, falls nicht anders angemerkt, nur auf Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft. Anhang 233 Tabelle 148: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser nach Transaktionstyp Transaction Type DCF Base Case Low to OP Going Privates Cash Transactions Stock Transactions 46 82 11 -17.5% -19.0% -17.6% 12.3% 12.8% 15.2% Median -16.8% -17.0% -17.8% Minimum -43.2% -49.8% -43.7% Maximum 18.3% 11.8% 4.4% 47 82 11 Mean -4.5% -5.8% -5.9% Standard Deviation 13.4% 10.8% 15.7% Median -2.0% -5.7% -6.1% Minimum -39.0% -35.6% -33.5% Maximum 29.2% 22.6% 14.0% 46 82 11 9.4% 7.5% 5.9% 16.2% 12.1% 17.6% N Mean Standard Deviation DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP N N Mean Standard Deviation Median DCF Base Case Low to MP 9.6% 6.7% 9.1% Minimum -34.7% -23.6% -24.1% Maximum 40.0% 39.0% 29.6% 44 82 11 N Mean 7.3% 5.8% -1.3% 20.4% 19.6% 26.6% 6.5% 5.3% -3.1% Minimum -34.1% -38.8% -37.4% Maximum 76.8% 55.4% 66.9% Standard Deviation Median DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP N 45 82 11 Mean 24.4% 23.0% 12.5% Standard Deviation 21.5% 18.7% 27.4% Median 22.6% 21.5% 6.5% Minimum -19.3% -14.9% -26.0% Maximum 94.5% 70.4% 82.2% 44 82 11 Mean 42.4% 40.4% 26.2% Standard Deviation 25.2% 21.5% 29.1% Median 38.8% 37.8% 23.7% Minimum -6.5% -.4% -14.6% Maximum 112.2% 96.2% 97.5% N 234 Anhang Tabelle 149: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser nach Transaktionsgrösse Transaction Size DCF Base Case Low to OP < $0.5bn $0.5 - $1.5bn $1.5 - $3bn $3 - $10bn > $10bn 17 38 35 33 16 -17.0% -17.8% -20.3% -17.1% -19.7% 15.7% 10.5% 14.1% 13.1% 11.6% Median -18.7% -16.9% -20.6% -13.2% -18.8% Minimum -43.2% -42.1% -49.8% -48.0% -43.7% Maximum 18.3% .0% 4.4% 11.8% .0% 18 38 35 33 16 Mean -7.0% -4.1% -6.9% -4.1% -5.8% Standard Deviation 16.4% 10.3% 12.4% 11.7% 10.8% Median -7.0% -4.6% -6.6% -.9% -6.3% Minimum -39.0% -30.1% -30.5% -35.6% -33.5% Maximum 29.2% 14.1% 19.2% 22.6% 13.1% N Mean Standard Deviation DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP N N 17 38 35 33 16 5.2% 9.7% 6.6% 8.9% 8.1% 18.2% 12.3% 14.2% 13.6% 13.6% 8.1% 9.1% 6.4% 8.6% 8.1% Minimum -34.7% -18.2% -24.1% -23.2% -23.2% Maximum 40.0% 39.0% 36.2% 39.6% 29.6% 16 37 35 33 16 9.8% 9.5% 3.6% 4.4% -.1% 23.6% 21.8% 20.6% 18.7% 16.4% Mean Standard Deviation Median DCF Base Case Low to MP N Mean Standard Deviation Median DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP 7.3% 4.2% 6.0% 3.3% 1.5% Minimum -34.1% -35.1% -38.8% -34.8% -37.4% Maximum 47.9% 76.8% 66.9% 55.4% 26.2% 17 37 35 33 16 Mean 23.4% 27.7% 21.3% 20.6% 17.2% Standard Deviation 25.0% 22.4% 21.1% 16.5% 16.2% Median 18.3% 22.2% 22.0% 19.4% 20.4% Minimum -19.3% -11.6% -14.9% -17.9% -26.0% Maximum 70.9% 94.5% 82.2% 70.4% 43.2% N N 16 37 35 33 16 Mean 39.2% 46.1% 39.0% 36.8% 34.5% Standard Deviation 28.9% 24.9% 25.7% 17.7% 20.0% Median 40.8% 37.2% 32.6% 38.4% 38.7% Minimum -6.3% 4.6% -3.8% -6.5% -14.6% Maximum 95.5% 112.2% 97.5% 85.3% 65.5% Anhang 235 Tabelle 150: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser nach Käufertyp Buyer Type DCF Base Case Low to OP Financial Buyer Strategic Buyer 56 83 -17.5% -18.9% 12.2% 13.2% Median -15.9% -17.8% Minimum -45.2% -49.8% Maximum 18.3% 11.8% 57 83 Mean -4.0% -6.3% Standard Deviation 12.0% 12.1% Median -2.0% -5.7% Minimum -33.3% -39.0% Maximum 29.2% 22.6% 56 83 Mean 10.3% 6.5% Standard Deviation 14.2% 13.7% N Mean Standard Deviation DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP N N Median DCF Base Case Low to MP 9.2% 6.9% Minimum -31.2% -34.7% Maximum 40.0% 39.0% 56 81 N Mean 7.2% 4.7% 20.6% 20.4% 5.8% 3.4% Minimum -34.8% -38.8% Maximum 76.8% 66.9% Standard Deviation Median DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP N 57 81 Mean 24.7% 21.2% Standard Deviation 20.5% 20.5% Median 22.6% 20.0% Minimum -19.3% -26.0% Maximum 94.5% 82.2% 56 81 Mean 42.9% 37.8% Standard Deviation 23.2% 23.8% Median 40.7% 35.8% Minimum -6.5% -14.6% Maximum 112.2% 97.5% N 236 Anhang Tabelle 151: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen in Fairness Opinion auf Seiten der Käufergesellschaft DCF Base Case Low to OP N DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP DCF Base Case Low to MP DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP 8 9 8 8 9 8 Mean -13.0% -.9% 10.4% -.9% 12.5% 25.5% Median -12.9% 2.7% 11.8% -3.6% 13.1% 24.7% 9.5% 11.3% 16.6% 8.3% 9.7% 15.6% Minimum -25.6% -22.8% -20.0% -9.4% -4.6% -1.2% Maximum 2.1% 16.8% 38.4% 13.9% 30.3% 54.4% 25 -22.7% -8.9% 2.9% -7.7% 6.4% 18.1% 50 -12.9% 2.7% 11.8% -3.6% 13.1% 24.7% 75 -5.6% 5.0% 19.1% 5.7% 18.1% 32.0% Std. Deviation Percentiles Tabelle 152: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen Zielgesellschaft vs. Käufergesellschaft684 Valuation of target vs. valuation of buyer Target valuation DCF Base Case Low to MP DCF Base Case Mid to MP N 16 Mean -6.4% -5.5% Standard Deviation 24.6% 19.4% Median -5.4% -5.0% Minimum -52.1% -47.8% Maximum 66.9% 26.8% 21 16 Mean 10.1% 10.6% Standard Deviation 23.6% 17.0% 7.6% 8.5% Minimum -43.9% -30.6% Maximum 82.2% 38.9% 20 16 Mean 28.6% 32.2% Standard Deviation 31.0% 36.3% Median 25.2% 23.9% Minimum -35.7% -27.3% Maximum 97.49 145.70 N Median DCF Base Case High to MP 684 Buyer valuation 20 N Es wurden nur Transaktionen betrachtet, bei denen sowohl eine Unternehmensbewertung der Zielgesellschaft als auch eine Unternehmensbewertung der Käufergesellschaft erstellt wurde. Dabei wurden Fairness Opinions auf Seiten der Ziel- und der Käufergesellschaft berücksichtigt. Gab es mehrere Fairness Opinions zu einer Transaktion wurden, diese alle berücksichtigt. Ausreisser wurden nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. Anhang 237 Tabelle 153: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen exkl. Ausreisser nach Fairness Opinion Typ Type of Fairness Opinion First Opinion DCF Base Case Low to MP N DCF Base Case High to MP DCF Base Case Low to OP 17 91 18 -3.3% 9.2% 1.3% Standard Deviation 17.8% 20.7% 19.2% -.2% 6.4% 1.3% Maximum 24.8% 76.8% 26.4% Minimum -34.8% -35.1% -38.8% 17 92 18 Mean 16.1% 25.8% 19.0% Standard Deviation 14.9% 20.9% 20.3% Median 16.0% 22.4% 18.5% Maximum 48.8% 94.5% 52.7% Minimum -6.3% -14.9% -19.3% 17 91 18 Mean 35.5% 42.9% 36.7% Standard Deviation 15.9% 24.3% 23.7% Median 31.8% 39.0% 37.2% Maximum 72.8% 112.2% 80.6% Minimum 14.5% -6.3% -4.5% N N N 17 93 18 -24.3% -17.0% -19.9% 13.3% 12.4% 12.2% -20.2% -16.7% -18.0% Maximum -6.4% 18.3% -3.2% Minimum -48.0% -49.8% -48.7% 17 94 18 Mean -8.9% -4.5% -6.0% Standard Deviation 12.4% 11.6% 11.2% Mean Standard Deviation Median DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP Second Opinion Mean Median DCF Base Case Mid to MP Single Opinion N Median -6.6% -4.6% -4.4% Maximum 11.6% 29.2% 12.6% Minimum -35.6% -39.0% -30.0% 17 93 18 6.5% 8.5% 8.0% 15.2% 13.4% 12.7% 6.4% 8.0% 10.5% Maximum 39.6% 40.0% 30.5% Minimum -23.2% -34.7% -24.1% N Mean Standard Deviation Median 238 Anhang Tabelle 154: Statistiken zu Upside Case DCF-Bewertungsergebnissen DCF Upside Low to OP N DCF Upside Mid to OP DCF Upside High to OP DCF Upside Low to MP DCF Upside Mid to MP DCF Upside High to MP 28 28 28 28 28 28 Mean -13.3% 3.1% 19.8% 11.0% 31.9% 53.1% Median -12.6% 1.6% 18.1% 6.3% 28.1% 49.6% 17.5% 16.3% 19.7% 24.3% 21.5% 24.6% -43.9% -27.9% -16.7% -25.4% -4.0% 8.2% Std. Deviation Minimum Maximum Percentiles 33.9% 49.9% 65.9% 80.7% 91.5% 102.3% 25 -27.9% -7.1% 4.8% -5.1% 17.4% 32.4% 50 -12.6% 1.6% 18.1% 6.3% 28.1% 49.6% 75 -5.5% 14.7% 31.7% 24.3% 40.3% 70.2% Tabelle 155: Statistiken zu Downside Case DCF-Bewertungsergebnissen DCF Downside Low to OP DCF Downside Mid to OP DCF Downside High to OP DCF Downside Low to MP DCF Downside Mid to MP DCF Downside High to MP 41 41 41 41 41 41 Mean -29.7% -18.3% -6.9% -10.4% 4.2% 18.8% Median -25.1% -15.0% -.3% -8.4% 8.1% 26.6% 16.1% 18.0% 22.6% 21.7% 24.7% 31.0% Minimum -74.5% -73.3% -72.1% -63.7% -62.0% -60.3% Maximum -8.3% 7.8% 38.7% 20.3% 51.9% 83.5% 25 -39.1% -24.8% -14.0% -20.3% -6.7% 3.1% 50 -25.1% -15.0% -.3% -8.4% 8.1% 26.6% 75 -17.9% -6.8% 5.2% 7.9% 22.5% 35.7% N Std. Deviation Percentiles Anhang 239 Tabelle 156: Statistiken zu Synergy Case DCF-Bewertungsergebnissen Going Privates / Cash Transactions DCF Synergy Low to OP N Mean Standard Deviation Median DCF Synergy Mid to OP DCF Synergy High to MP 3 6 -9.0% -14.4% 19.4% 5.4% 21.3% 33.5% -9.8% -2.8% 8.9% -1.7% -1.4% 79.0% -14.51 -39.00 -10.48 4 3 6 Mean 1.2% 14.2% 47.7% Standard Deviation 7.3% 7.8% 63.3% .8% 11.1% 22.4% Maximum 9.2% 23.1% 170.9% Minimum -6.1% 8.5% 1.0% 4 3 6 Mean 11.3% 66.3% 76.0% Standard Deviation 15.7% 53.3% 94.1% 7.9% 47.6% 35.8% Maximum 32.9% 126.4% 262.8% Minimum -3.3% 25.0% 12.5% 4 3 6 14.2% -2.1% 49.5% 3.0% 27.1% 69.4% Median 12.8% 8.0% 27.0% Maximum 18.7% 18.5% 186.1% Minimum 12.5% -32.9% 1.5% 4 3 6 Mean 27.3% 30.3% 88.7% Standard Deviation 12.4% 15.4% 121.5% Median 24.4% 23.5% 42.7% Maximum 44.3% 47.9% 332.9% Minimum 15.9% 19.4% 14.5% 4 3 6 Mean 40.3% 88.5% 127.8% Standard Deviation 24.7% 55.9% 174.0% Median 33.2% 77.3% 58.5% Maximum 75.7% 149.1% 479.7% Minimum 19.4% 39.0% 27.5% N N N Mean Standard Deviation DCF Synergy Mid to MP 4 Minimum Median DCF Synergy Low to MP Stock Transactions / Valuation by Buyer Bank Maximum Median DCF Synergy High to OP Stock Transactions / Valuation by Target Bank N N 240 Anhang Tabelle 157: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen nach Restwertmethode685 TV Method TV Multiple DCF Base Case Low to OP N 104 34 Mean -16.7% -25.5% Median -15.5% -23.6% 18.1% 14.9% Standard Deviation DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP N 104 35 Mean -1.9% -10.6% Median -4.0% -8.9% Standard Deviation 21.6% 14.4% 104 34 12.9% 6.4% 8.5% 7.1% 30.4% 21.8% 102 34 Mean 9.1% -5.6% Median 6.9% -1.5% 24.2% 22.7% 102 35 Mean 28.8% 13.3% Median 24.2% 16.2% Standard Deviation 28.1% 22.4% 102 34 Mean 48.7% 34.1% Median 39.6% 37.0% Standard Deviation 40.2% 28.9% N Mean Median Standard Deviation DCF Base Case Low to MP N Standard Deviation DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP 685 Perpetuity Method N N Ausreisser wurden nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. Anhang 241 Tabelle 158: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen nach Restwert-Multiple686 Terminal Value Multiple DCF Base Case Low to OP Trading Multiples Transaction Multiples Historical Multiples Trading & Transaction Multiples No Explanation 16 2 6 3 77 Mean -17.6% 1.7% -10.9% -4.5% -17.9% Median -17.1% 1.7% -13.4% -1.1% -16.6% 12.7% 23.5% 12.4% 6.5% 19.4% 16 2 6 3 77 Mean -5.2% 14.6% 1.2% 5.3% -2.2% Median -6.7% 14.6% -2.3% 2.9% -4.1% Standard Deviation 13.1% 20.6% 12.0% 7.0% 23.9% 16 2 6 3 77 Mean 7.3% 27.5% 13.3% 15.1% 13.5% Median 3.9% 27.5% 9.6% 11.7% 8.4% 15.2% 17.6% 12.3% 10.3% 34.3% N Standard Deviation DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP N N Standard Deviation DCF Base Case Low to MP N 15 2 6 3 76 Mean 9.8% 22.0% 28.4% 36.5% 6.0% Median 8.5% 22.0% 19.6% 40.8% 5.6% 18.2% 36.7% 31.5% 9.0% 23.9% Standard Deviation DCF Base Case Mid to MP DCF Base Case High to MP 686 N 15 2 6 3 76 Mean 26.8% 37.2% 45.2% 50.5% 26.9% Median 24.7% 37.2% 36.1% 46.5% 22.0% Standard Deviation 21.1% 34.3% 31.3% 10.0% 29.2% 15 2 6 3 76 Mean 43.9% 52.4% 62.1% 64.5% 47.8% Median 38.7% 52.4% 52.6% 60.2% 38.5% Standard Deviation 26.2% 31.9% 31.3% 15.0% 44.0% N Ausreisser wurden nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. 242 Anhang Tabelle 159: Statistiken zu Base Case DCF-Bewertungsergebnissen nach WACC-Anpassung687 Adjustments to WACC DCF Base Case Low to OP None Size Premium Size Premium & Company Specific Risk Premium 138 9 2 Mean -18.3% -25.6% -25.8% Median -17.0% -17.0% -25.8% 17.0% 23.7% 10.1% 139 10 2 Mean -4.2% -9.7% -6.3% Median -5.0% -1.0% -6.3% Standard Deviation 20.2% 24.0% 8.0% 138 9 2 11.0% 9.5% 13.2% 7.9% 15.1% 13.2% 27.5% 36.4% 5.9% N Standard Deviation DCF Base Case Mid to OP DCF Base Case High to OP N N Mean Median Standard Deviation DCF Base Case Mid to MP 687 N 137 10 2 Mean 24.2% 13.9% 25.9% Median 22.0% 10.8% 25.9% Standard Deviation 27.8% 25.0% 13.5% Ausreisser wurden nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. Anhang 243 Anhang 9: Statistische Tests zu Bewertungsergebnissen der DCFMethode Tabelle 160: Einfacher t-Test: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Angebotspreis688 One-Sample Statistics DCF Base Case Mid to OP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 151 -4.62 20.29 1.65 One-Sample Test Test Value = 0 DCF Base Case Mid to OP t df Sig. (2-tailed) Mean Difference -2.80 150 .01 -4.62 95% Confidence Interval of the Difference Lower Upper -7.89 -1.36 Tabelle 161: ANOVA: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Angebotspreis für Transaktionstypen689 ANOVA DCF Base Case Mid to OP Sum of Squares Between Groups df Mean Square 388.06 2 194.03 Within Groups 61346.70 148 414.50 Total 61734.77 150 F Sig. .47 .63 688 Falls nicht anders angemerkt, beziehen sich die folgenden Tests nur auf Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft. Ausreisser wurden hier nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. 689 Ausreisser wurden nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. 244 Anhang Tabelle 162: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis für Stock Transaktionen One-Sample Kolmogorov-Smirnov Test DCF Base Case Mid to OP N 13 Normal Parameters a,b Most Extreme Differences Mean -8.53 Std. Deviation 17.92 Absolute .20 Positive .12 Negative -.20 Kolmogorov-Smirnov Z .71 Asymp. Sig. (2-tailed) .69 a. Test distribution is Normal. b. Calculated from data. Tabelle 163: Doppelter t-Test: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Angebotspreis Finanzkäufer vs. strategische Käufer690 Group Statistics Buyer Type DCF Base Case Mid to OP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean Financial buyer 57 -4.02 11.96 1.58 Strategic buyer 83 -6.26 12.06 1.32 Independent Samples Test Levene's Test for Equality of Variances DCF Base Case Mid to OP 690 Equal variances assumed Equal variances not assumed t-test for Equality of Means 95% Confidence Interval of the Difference F Sig. t df Sig. (2-tailed) Mean Difference Std. Error Difference Lower Upper .00 .95 1.09 138 .28 2.25 2.07 -1.84 6.34 1.09 121.18 .28 2.25 2.06 -1.84 6.34 Ausreisser wurden nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. Anhang 245 Tabelle 164: Doppelter t-Test: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Marktpreis für Bewertungen der Zielgesellschaft vs. Bewertungen der Käufergesellschaft691 Group Statistics DCF Base Case Mid to MP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean Target valuation 21 10.05 23.56 5.14 Buyer valuation 16 10.56 17.01 4.25 Independent Samples Test Levene's Test for Equality of Variances DCF Base Case Mid to MP Equal variances assumed t-test for Equality of Means F Sig. t df .11 .75 -.07 35 .94 -.51 6.97 -14.66 13.64 -.08 34.93 .94 -.51 6.67 -14.06 13.03 Equal variances not assumed Mean Difference Std. Error Difference 95% Confidence Interval of the Difference Sig. (2-tailed) Lower Upper Tabelle 165: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Marktpreis für Bewertungen der Käufergesellschaft One-Sample Kolmogorov-Smirnov Test DCF Base Case Mid to MP N 16 Normal Parameters a,b Most Extreme Differences Mean 10.56 Std. Deviation 17.01 Absolute .14 Positive .12 Negative -.14 Kolmogorov-Smirnov Z .56 Asymp. Sig. (2-tailed) .91 a. Test distribution is Normal. b. Calculated from data. 691 Es wurden nur Transaktionen betrachtet, bei denen sowohl eine Unternehmensbewertung der Zielgesellschaft als auch eine Unternehmensbewertung der Käufergesellschaft erstellt wurde. Dabei wurden Fairness Opinions auf Seiten der Ziel- und der Käufergesellschaft berücksichtigt. Gab es mehrere Fairness Opinions zu einer Transaktion, wurden diese alle berücksichtigt. Ausreisser wurden nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. 246 Anhang Tabelle 166: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Marktpreis für Bewertungen der Zielgesellschaft One-Sample Kolmogorov-Smirnov Test DCF Base Case Mid to MP N 21 Normal Parameters a,b Most Extreme Differences Mean 10.05 Std. Deviation 23.56 Absolute .21 Positive .18 Negative -.21 Kolmogorov-Smirnov Z .96 Asymp. Sig. (2-tailed) .32 a. Test distribution is Normal. b. Calculated from data. Tabelle 167: Doppelter t-Test: Abweichung des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis First vs. Second Opinion692 Group Statistics DCF Base Case Mid to OP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean First Opinion 17 -8.92 12.39 3.00 Second Opinion 18 -5.96 11.24 2.65 Independent Samples Test Levene's Test for Equality of Variances DCF Base Case Mid to OP 692 Equal variances assumed Equal variances not assumed t-test for Equality of Means Mean Difference Std. Error Difference 95% Confidence Interval of the Difference F Sig. t df Sig. (2-tailed) Lower Upper .14 .71 -.74 33 .46 -2.96 3.99 -11.08 5.17 -.74 32.22 .47 -2.96 4.01 -11.11 5.20 Es wurden nur Transaktionen betrachtet, bei denen auf Seiten der Zielgesellschaft mehr als eine Fairness Opinion verfügbar war. Ausreisser wurden nicht ausgeklammert. Anhang 247 Tabelle 168: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis für Bewertungen der Zielgesellschaft in First Opinion One-Sample Kolmogorov-Smirnov Test DCF Base Case Mid to OP N 17 Normal Parameters a,b Most Extreme Differences Mean -8.92 Std. Deviation 12.39 Absolute .17 Positive .10 Negative -.17 Kolmogorov-Smirnov Z .71 Asymp. Sig. (2-tailed) .69 a. Test distribution is Normal. b. Calculated from data. Tabelle 169: Kolmogorov-Smirnov Test: Prüfung der Normalverteilungsannahme der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis für Bewertungen der Zielgesellschaft in Second Opinion One-Sample Kolmogorov-Smirnov Test DCF Base Case Mid to OP N 18 Normal Parameters a,b Most Extreme Differences Mean -5.96 Std. Deviation 11.24 Absolute .13 Positive .07 Negative -.13 Kolmogorov-Smirnov Z .56 Asymp. Sig. (2-tailed) .91 a. Test distribution is Normal. b. Calculated from data. 248 Anhang Tabelle 170: Einfacher t-Test: Differenz der Abweichungen des Base Case DCF-Mittelwertes zum Angebotspreis First vs. Second Opinion One-Sample Statistics Difference DCF Base Case Mid N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 16 3.85 14.96 3.74 One-Sample Test Test Value = 0 Difference DCF Base Case Mid t df Sig. (2-tailed) 1.03 15 .32 Mean Difference 3.85 95% Confidence Interval of the Difference Lower Upper -4.13 11.82 Tabelle 171: Doppelter t-Test: Abweichung Base Case DCF-Mittelwert zum Angebotspreis für unterschiedliche Methoden der Restwertermittlung693 Group Statistics DCF Base Case Mid to OP TV Multiple Perpetuity Method N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 104 -1.94 21.62 2.12 35 -10.60 14.39 2.43 Independent Samples Test Levene's Test for Equality of Variances DCF Base Case Mid to OP 693 Equal variances assumed Equal variances not assumed F Sig. .53 .47 t-test for Equality of Means df 2.21 137 .03 8.67 3.92 .91 16.42 2.69 88.42 .01 8.67 3.23 2.25 15.08 t Ausreisser wurden nicht aus der Betrachtung ausgeklammert. Mean Difference Std. Error Difference 95% Confidence Interval of the Difference Sig. (2-tailed) Lower Upper Anhang 249 Anhang 10: Statistiken zu Bewertungsergebnissen von Trading Multiples Tabelle 172: Statistiken zu Trading Multiples Bewertungsergebnissen inkl. Ausreisser694 Trading Multiples Low to OP N Trading Multiples High to OP Trading Multiples Low to MP Trading Multiples Mid to MP Trading Multiples High to MP 122 122 122 120 120 120 Mean -29.8% -15.8% -1.3% -9.6% 8.7% 27.7% Median -27.5% -16.4% -6.6% -7.7% 4.6% 18.3% 17.8% 17.9% 32.8% 25.6% 26.4% 45.1% -106.1% -98.3% -90.5% -107.4% -97.9% -88.4% 283.0% Std. Deviation Minimum Maximum Percentiles 694 Trading Multiples Mid to OP .3% 88.4% 223.1% 79.3% 134.3% 25 -35.9% -22.1% -12.9% -17.8% -2.7% 8.2% 50 -27.5% -16.4% -6.6% -7.7% 4.6% 18.3% 75 -19.5% -9.4% 4.4% .5% 18.3% 34.3% Die Statistiken beziehen sich nur auf Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft. 250 Anhang Anhang 11: Statistische Tests zu Bewertungsergebnissen von Trading Multiples Tabelle 173: Einfacher t-Test: Abweichung Trading Multiples Mittelwert zum Angebotspreis695 One-Sample Statistics Trading Base Multiples to OP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 117 -15.95 10.92 1.01 One-Sample Test Test Value = 0 Trading Multiples Mid to OP t df Sig. (2-tailed) Mean Difference -15.80 116 .00 -15.95 95% Confidence Interval of the Difference Lower -17.95 Upper -13.95 Tabelle 174: Einfacher t-Test: Abweichung Trading Multiples Höchstwert zum Angebotspreis One-Sample Statistics Trading Multiples High to OP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 117 -4.04 14.41 1.33 One-Sample Test Test Value = 0 Trading Multiples High to OP 695 t df Sig. (2-tailed) Mean Difference -3.03 116 .00 -4.04 95% Confidence Interval of the Difference Lower -6.67 Upper -1.40 Falls nicht anders angemerkt, beziehen sich die folgenden Tests nur auf Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft. Ausreisser wurden aus der Betrachtung ausgeklammert. Anhang 251 Tabelle 175: Einfacher t-Test: Abweichung Trading Multiples Mittelwert zum Marktpreis One-Sample Statistics Trading Base Mid to MP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 115 8.18 20.40 1.90 One-Sample Test Test Value = 0 Trading Base Mid to MP t df Sig. (2-tailed) Mean Difference 4.30 114 .00 8.18 95% Confidence Interval of the Difference Lower Upper 4.41 11.94 Tabelle 176: Einfacher t-Test: Abweichung Trading Multiples Tiefstwert zum Marktpreis One-Sample Statistics Trading Base Low to MP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 115 -6.87 20.78 1.94 One-Sample Test Test Value = 0 Trading Base Low to MP t df Sig. (2-tailed) Mean Difference -3.54 114 .00 -6.87 95% Confidence Interval of the Difference Lower -10.70 Upper -3.03 252 Anhang Anhang 12: Statistiken zu Bewertungsergebnissen anderer Bewertungsmethoden Tabelle 177: Statistiken zu Transaction Multiples Bewertungsergebnissen inkl. Ausreisser696 Transaction Multiples Low to OP N Transaction Multiples High to OP Transaction Multiples Low to MP Transaction Multiples Mid to MP Transaction Multiples High to MP 103 106 104 101 104 102 Mean -24.1% -9.0% 4.9% -3.1% 16.6% 35.0% Median -20.9% -9.1% 3.5% -1.1% 12.7% 28.1% Std. Deviation Minimum Maximum Percentiles 696 Transaction Multiples Mid to OP 19.5% 25.5% 24.0% 28.0% 36.2% 38.7% -98.3% -90.5% -82.7% -97.9% -88.4% -78.9% 48.9% 176.4% 110.0% 101.2% 243.7% 160.8% 25 -32.1% -20.3% -6.7% -16.2% -.3% 12.9% 50 -20.9% -9.1% 3.5% -1.1% 12.7% 28.1% 75 -13.3% -1.6% 12.4% 12.0% 28.4% 45.4% Die Statistiken für diese und die folgenden Tabellen beziehen sich, falls nicht anders angemerkt, nur auf Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft. Anhang 253 Tabelle 178: Statistiken zu LBO Analysis Bewertungsergebnissen nach Käufertyp Buyer Type Financial Buyer LBO Low to OP LBO Mid to OP LBO High to OP LBO Low to MP LBO Mid to MP LBO High to MP N Strategic Buyer 26 16 Mean -14.5% -19.6% Median -12.2% -16.4% Minimum -40.6% -46.5% Maximum -4.3% -2.8% N 26 16 Mean -5.6% -12.6% Median -4.8% -9.5% Minimum -35.8% -35.9% Maximum 23.4% 9.7% N 26 16 Mean 3.3% -5.0% Median 1.9% -3.2% Minimum -31.1% -31.6% Maximum 51.2% 22.2% 26 16 Mean 8.2% 5.2% Median 8.3% 8.5% Minimum -31.6% -28.8% Maximum 41.5% 36.4% 26 16 Mean 19.6% 14.3% Median 19.5% 13.4% Minimum -26.1% -21.2% Maximum 76.8% 45.8% 26 16 Mean 31.1% 24.2% Median 29.3% 21.6% Minimum -20.6% -15.9% Maximum 116.6% 62.4% N N N 254 Anhang Tabelle 179: Statistiken zu Recap Analysis Bewertungsergebnissen Recap Low to OP N Recap Mid to OP Recap High to OP Recap Low to MP Recap Mid to MP Recap High to MP 8 8 8 8 8 8 Mean -18.7% -7.9% 2.8% 4.2% 17.8% 31.5% Median -20.1% -8.5% -.6% .2% 14.6% 27.9% 23.1% Std. Deviation 12.7% 14.5% 18.1% 17.8% 19.4% Minimum -30.9% -25.8% -20.8% -13.5% -3.9% 2.6% Maximum 7.7% 17.4% 28.8% 37.2% 49.5% 66.9% 25 -29.5% -20.6% -11.8% -10.5% -.6% 10.7% 50 -20.1% -8.5% -.6% .2% 14.6% 27.9% 75 -14.0% 3.9% 22.4% 17.2% 35.5% 55.2% Percentiles Tabelle 180: Statistiken zu Discounted Future Equity Value Analysis Bewertungsergebnissen DFEVA Low to OP N DFEVA Mid to OP DFEVA High to OP DFEVA Low to MP DFEVA Mid to MP DFEVA High to MP 27 27 27 27 27 27 Mean -25.5% -10.9% 3.6% -4.2% 15.0% 34.3% Median -24.9% -11.7% .2% -2.2% 11.0% 31.6% 17.2% 13.8% 15.1% 22.0% 20.1% 24.9% Minimum -63.8% -37.5% -23.5% -48.3% -21.3% -3.4% Maximum -1.6% 10.9% 27.6% 36.4% 58.5% 98.9% 25 -36.6% -22.6% -8.7% -17.5% .7% 16.4% 50 -24.9% -11.7% .2% -2.2% 11.0% 31.6% 75 -11.4% -.7% 18.6% 10.8% 25.7% 44.5% SOP Mid to MP SOP High to MP Std. Deviation Percentiles Tabelle 181: Statistiken zu SOP Analysis Bewertungsergebnissen SOP Low to OP N SOP Mid to OP SOP High to OP SOP Low to MP 22 22 22 22 22 22 Mean -21.1% -7.9% 5.4% 2.6% 20.2% 37.9% Median -20.0% -5.8% 7.1% -2.5% 17.3% 31.3% 13.5% 14.5% 17.7% 17.6% 22.4% 29.7% Minimum -52.9% -40.4% -35.7% -29.5% -7.9% 1.6% Maximum 14.1% 25.4% 36.7% 51.9% 93.0% 134.2% 25 -26.9% -14.6% -7.7% -7.1% 4.1% 18.0% 50 -20.0% -5.8% 7.1% -2.5% 17.3% 31.3% 75 -14.4% -.2% 18.4% 14.1% 27.5% 51.7% Std. Deviation Percentiles Anhang 255 Tabelle 182: Statistiken zu Analyst Target Prices mit Diskontierung697 Target Price Low to OP N Target Price High to OP Target Price Low to MP Target Price Mid to MP Target Price High to MP 43 45 43 43 45 43 Mean -20.3% -8.2% 4.1% .2% 16.4% 31.5% Median -21.8% -9.1% .4% .2% 16.9% 31.7% 19.1% Std. Deviation 12.8% 12.3% 13.9% 14.5% 19.1% Minimum -46.7% -34.0% -22.6% -32.0% -26.6% -6.4% Maximum 16.7% 23.1% 44.9% 45.8% 87.2% 79.8% 25 -28.6% -17.3% -5.5% -9.2% 4.6% 15.1% 50 -21.8% -9.1% .4% .2% 16.9% 31.7% 75 -11.1% -1.2% 11.7% 9.2% 28.2% 47.2% Percentiles 697 Target Price Mid to OP Die Diskontierung der Analyst Target Prices, wie sie in einigen Fairness Opinions anzutreffen ist, wurde hier nicht rückgängig gemacht. 256 Anhang Anhang 13: Statistische Tests zu Bewertungsergebnissen anderer Bewertungsmethoden Tabelle 183: Einfacher t-Test: Abweichung Transaction Multiples Mittelwert zum Angebot698 One-Sample Statistics Transaction Multiples Mid to OP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 92 -9.70 12.66 1.32 One-Sample Test Test Value = 0 Transaction Multiples Mid to OP t df Sig. (2-tailed) Mean Difference -7.35 91 .00 -9.70 95% Confidence Interval of the Difference Lower Upper -12.32 -7.08 Tabelle 184: Einfacher t-Test: Abweichung Transaction Multiples Höchstwert zum Angebot One-Sample Statistics Transaction Multiples High to OP N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 91 2.72 15.69 1.64 One-Sample Test Test Value = 0 Transaction Multiples High to OP t df Sig. (2-tailed) Mean Difference 1.65 90 .10 2.72 95% Confidence Interval of the Difference Lower -.55 Upper 5.98 Tabelle 185: Paired-Samples t-Test: Abweichung Premium Analysis Mittelwert, Base Case DCFMittelwert, Transaction Multiples Mittelwert vom Angebotspreis 699 698 Falls nicht anders angemerkt, beziehen sich die folgenden Tests nur auf Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft. Ausreisser wurden aus der Betrachtung ausgeklammert. Anhang 257 Paired Samples Statistics Pair 1 Pair 2 Mean N Std. Deviation Std. Error Mean DCF Base Case Mid to OP -4.42 56 22.95 3.07 Premium Mid to OP -4.81 56 11.70 1.56 Transaction Multiples Mid to OP -7.35 52 32.90 4.56 Premium Mid to OP -4.67 52 11.46 1.59 Paired Samples Correlations Pair 1 DCF Base Case Mid to OP & Premium Mid to OP Pair 2 Transaction Multiples Mid to OP & Premium Mid to OP N Correlation Sig. 56 .39 .00 52 .27 .05 Paired Samples Test Paired Differences 699 Pair 1 DCF Base Case Mid to OP Premium Mid to OP Pair 2 Transaction Multiples Mid to OP - Premium Mid to OP 95% Confidence Interval of the Difference Mean Std. Deviation Std. Error Mean .39 21.33 2.85 -5.32 -2.68 31.73 4.40 -11.51 Lower Upper t df Sig. (2-tailed) 6.10 .14 55 .89 6.16 -.61 51 .55 Es werden nur Unternehmensbewertungen der Zielgesellschaft in Fairness Opinions auf Seiten der Zielgesellschaft berücksichtigt, bei denen sowohl eine DCF-Bewertung, eine Transaction Multiples Bewertung und die Premium Analysis verwendet wurden. 258 Anhang 14: Überleitung FCF zu NOPAT700 1) Invested Capitalt = PPEt + NWCt PPE = Property, Plant and Equipment NWC = Net Working Capital 2) Net Investment = Invested Capitalt+1 - Invested Capitalt 3) NOPAT = EBIT x (1-t) t = Corporate Tax Rate 4) Investment Rate = Net Investment / NOPAT 5) ROIC = NOPAT / Invested Capital 6) g = ROIC x Investment Rate g = Growth in NOPAT 7) Investment Rate = g / ROIC 8) FCF = NOPAT – Net Investment Q 9) FCF = NOPAT – (NOPAT x Investment Rate) Q 10) FCF = NOPAT x [1 – (g / ROIC)] 700 Vgl. Koller / Goedhart / Wessels (2005), S. 61 f. Anhang Anhang 259 Anhang 15: Geschäftspläne von ShopKo Stores Tabelle 186: Zentrale Plangrössen der Geschäftspläne von ShopKo Stores 701 Umsatz Umsatz Base Case 1 % Wachstum Umsatz Upside Case % Wachstum Umsatz Base Case 2 % Wachstum 2001A 3,374 3,374 3,374 2002A 3,240 (4.0%) 3,240 (4.0%) 3,240 (4.0%) 2003A 3,184 (1.7%) 3,184 (1.7%) 3,184 (1.7%) 2004A 3,167 (0.5%) 3,167 (0.5%) 3,167 (0.5%) 2005E 3,256 2.8% 3,256 2.8% 3,062 (3.3%) 2006E 3,293 1.1% 3,296 1.2% 3,293 7.5% 2007E 3,288 (0.2%) 3,304 0.2% 3,288 (0.2%) 2008E 3,300 0.4% 3,334 0.9% 3,300 0.4% 2009E 3,346 1.4% 3,404 2.1% 3,346 1.4% EBITDA EBITDA Base Case 1 % Marge EBITDA Upside Case % Marge EBITDA Base Case 2 % Marge 207 6.1% 207 6.1% 207 6.1% 210 6.5% 210 6.5% 210 6.5% 185 5.8% 185 5.8% 185 5.8% 189 6.0% 189 6.0% 189 6.0% 191 5.9% 191 5.9% 187 6.1% 172 5.2% 180 5.5% 172 5.2% 167 5.1% 185 5.6% 167 5.1% 190 5.8% 220 6.6% 190 5.8% 193 5.8% 237 7.0% 193 5.8% Capex Capex Base Case 1 % vom Umsatz Capex Upside Case % vom Umsatz Capex Base Case 2 % vom Umsatz 19 0.6% 19 0.6% 19 0.6% 33 1.0% 33 1.0% 33 1.0% 65 2.0% 65 2.0% 65 2.0% 82 2.6% 82 2.6% 82 2.6% 67 2.1% 67 2.1% 41 1.3% 59 1.8% 59 1.8% 59 1.8% 61 1.9% 61 1.8% 61 1.9% 58 1.8% 58 1.7% 58 1.8% 60 1.8% 60 1.8% 60 1.8% 17 0.5% 17 0.5% (21) (0.7%) 13 0.4% 15 0.5% (13) (0.4%) 9 0.3% 13 0.4% (9) (0.3%) 11 0.3% 15 0.5% (11) (0.3%) 1 0.0% 5 0.1% (1) (0.0%) Veränderung Nettoumlaufvermögen ∆ NUV Base Case 1 % vom Umsatz ∆ NUV Upside Case % vom Umsatz ∆ NUV Base Case 2 % vom Umsatz 701 - - - - - - - - - Siehe ShopKo Stores, Inc., Form DEFM14A, 23. November 2005, S. 89 ff. 260 Urteilsverzeichnis Urteilsverzeichnis Gemäss den Zitierregeln des Superior Court of Delaware werden amerikanische Gerichtsurteile, denen als Reported Opinions gesetzliche Kraft zukommt, nach dem Bluebook Uniform System of Citation der Harvard Law Review Association zitiert, wohingegen Unreported Opinions, denen keine gesetzliche Kraft zukommt, nach dem LEXIS Citation Format zitiert werden.702 Agranoff v. Miller, 791 A.2d 880 (Del. Ch. 2001) Andaloro v. PFPC Worldwide, Inc., 2005 Del. Ch. LEXIS 125 (Del. Ch.) Aronson v. Lewis, 473 A.2d 805 (Del. 1983) Behrens v. United Investors Mgmt. Co., Fed. Sec. L. Rep. (CCH) P97, 805 (Del. Ch. 1993) Borruso v. Communications Telesystems Int’L., 753 A.2d 451 (Del. Ch. 1999) Cavalier Oil Corp. v. Harnett, 564 A.2d 1137 (Del. 1989) Cede & Co. v. Technicolor, Inc., 684 A.2d 289 (Del. 1996) Cinerama, Inc. v. Technicolor, Inc., 663 A.2d 1156 (Del. 1995) City Partnership Co. vs. Lehman Brothers, Inc., 344 F. Supp. 2d 1241 (D. 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Mai 1979 Geburtsort: Köln, Deutschland Wohnort: London, UK E-Mail: [email protected] Ausbildung_______________________________________________________________ 2004 – 2007 Universität St. Gallen St. Gallen, CH Promotion im Fachbereich Accounting and Corporate Finance, summa cum laude 1999 – 2004 Universität St. Gallen St. Gallen, CH Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Vertiefung Finanzierung, Rechnungslegung, Controlling; lic. oec. HSG 2002 McCombs Business School Austin, USA Austauschsemester im MBA-Programm der University of Texas at Austin 1998 Städtisches Gymnasium Erftstadt-Lechenich Abitur Berufserfahrung__________________________________________________________ Seit 2007 Kohlberg Kravis Roberts (KKR) Associate, Private Equity London, UK 2004 – 2007 JPMorgan Analyst, Mergers & Acquisitions London, UK 2003 Goldman Sachs Summer Analyst, Mergers & Acquisitions Frankfurt, Deutschland 2002 Business Objects Praktikum, Business Intelligence Shanghai, China 2001 Diehl Stiftung Praktikum, Rüstungs- und Elektroindustrie Nürnberg, Deutschland 1999 General Atomics Praktikum, Rüstungsindustrie und Hochtechnologie San Diego, USA 1998 – 1999 Deutsche Luftwaffe, JaBog 31 „Boelcke“ Obergefreiter, Militärdienst Kerpen, Deutschland