Zerfallsbreite des Z-Bosons

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Zerfallsbreite des Z-Bosons
Bastian Bathen
[email protected]
Westfälische-Wilhelms-Universität Münster
Institut für Kern- und Teilchenphysik
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.1/77
Einführung - das Z-Boson
Austauschteilchen bzw. Feldquant der schwachen
Wechselwirkung
1983 am CERN experimentell nachgewiesen
besitzt im Gegensatz zu den W-Bosonen keine
Ladung
Masse: mZ = (91, 1876 ± 0, 0021) GeV/c2
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.2/77
Einführung - das Z-Boson
Austauschteilchen bzw. Feldquant der schwachen
Wechselwirkung
1983 am CERN experimentell nachgewiesen
besitzt im Gegensatz zu den W-Bosonen keine
Ladung
Masse: mZ = (91, 1876 ± 0, 0021) GeV/c2
die W-Bosonen
geladene Austauschteilchen der schwachen WW
Masse: mW = (80, 425 ± 0, 038) GeV/c2
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.2/77
Einführung - Überblick
Einführung
Theorie
Experiment
Zusammenfassung
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.3/77
Einführung - Überblick
Einführung
das Z Boson
Postulierung des Z-Bosons
Nachweis des Z-Bosons
Erzeugung des Z-Bosons
Theorie
Experiment
Zusammenfassung
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.3/77
Einführung - Überblick
Einführung
Theorie
Zerfälle des Z Bosons
Elektroschwache Vereinheitlichung
Bestimmung der Z Resonanzparameter
Experiment
Zusammenfassung
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.3/77
Einführung - Überblick
Einführung
Theorie
Experiment
LEP und SLC
OPAL Detektor
Ergebnisse
Zusammenfassung
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.3/77
Einführung - Postulierung des Z-Bosons
Einführung
das Z-Boson
Postulierung des Z-Bosons
Nachweis des Z-Bosons
Erzeugung des Z-Bosons
Theorie
Experiment
Zusammenfassung
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.4/77
Einführung - Postulierung des Z-Bosons
Fermi-Theorie
des β -Zerfalls (aufgestellt
1934) beschreibt punktförmige WW
1936 zeigt
Heisenberg: bei hohen Energien
divergiert der Wirkungsquerschnitt
Einführung eines geladenen Bosons W ± löst
Widerspruch der Fermi-Theorie
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.5/77
Einführung - Postulierung des Z-Bosons
erwartetes Austauschteilchen
geladen, da bis 1973 nur geladene schwache
Ströme bekannt
sehr schwer, da bei niedrigen Energien WW
sehr gut durch punktförmige WW beschreibbar
Entdeckung der neutralen schwachen Ströme
(1973) zeigt, dass auch neutrales Boson Z 0
existiert
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.6/77
Einführung - Postulierung des Z-Bosons
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.7/77
Einführung - Nachweis des Z-Bosons
erstmals nachgewiesen im Jahre 1983 am CERN
durch Zerfälle Z 0 → e+ + e− und Z 0 → µ+ + µ−
experimentelle Signatur: ein hochenergetisches
Leptonen- (e+ e− , µ+ µ− , τ + τ − ) oder Hadronen-Paar,
wobei Teilchen und Antiteilchen in
entgegengesetzer Richtung fliegen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.8/77
Einführung - Nachweis des Z-Bosons
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.9/77
Einführung - Erzeugung des Z-Bosons
zur Erzeugung müssen ein Lepton und ein
Antilepton oder ein Quark und ein Antiquark
miteinander reagieren
notwendige Energie im Schwerpunktsystem
√
s = m Z c2
bei
e+ e− -Kollidern
ist
√
s = 2Ee erforderlich
technisch möglich mit Inbetriebnahme des SLC
(Standford Linear Collider) und LEP (Large
Electron-Positron Collider) im Jahre 1989
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.10/77
Einführung - Erzeugung des Z-Bosons
Erzeugung aus Quarks
lange Zeit war einzige Möglichkeit, die Quarks im
Proton auszunutzen (Bsp. u + u → Z )
Quarks tragen nur Bruchteil xPp des
Protonimpulses Pp
ca. die Hälfte von Pp tragen Gluonen; mittlerer
Bruchteil x für die Valenzquarks und Seequarks:
< xV >≈ 0, 12, < xS >≈ 0, 04
Bsp. frontale
Kollision
zweier
Protonen,
u + u → Z:
√
√
mZ = ŝ ≈ < xu >< xu > ·s = 2 0, 12 · 0, 04 · Ep
⇒ Ep ≈ 600 GeV
c2
√
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.11/77
Einführung - Erzeugung des Z-Bosons
günstiger: Protonen auf Antiprotonen schießen
es genügt halb so große Energie
nicht zwei separate Beschleuniger nötig
das SPS (Super Proton Synchroton) am CERN
(heisst in dieser Betriebsart SppS - Super Proton
Antiproton Storage ring), speichert Protonen und
Antiprotonen mit Energien bis zu 318 GeV
am Tevatron am FNAL (Fermi National Laboratory)
werden 900 GeV erreicht
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.12/77
Theorie
Einführung
Theorie
Zerfälle des Z-Bosons
Elektroschwache Vereinheitlichung
Bestimmung der Z Resonanzparameter
Interpretation der Z Breite
Experiment
Zusammenfassung
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.13/77
Theorie - Zerfälle des Z-Bosons
das Z zerfällt in Lepton-Antilepton- oder
Quark-Antiquark-Paare
alle Fermion-Antifermion-Paare werden mit
gleicher Häufigkeit erzeugt (unter der Annahme
einer Universalität der schwachen WW)
für die Erzeugung von Quark-Antiquark-Paaren
kommt ein Faktor 3 für Farbladungen hinzu
für die möglichen sechs leptonischen und fünf
hadronischen Kanäle erwarten wir 1/21 für jedes
ll-Paar und 1/7 für jedes qq -Paar
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.14/77
Theorie - Zerfälle des Z-Bosons
im Detektor sind Zerfälle in die verschiedenen
geladenen Leptonen und die hadronischen Zerfälle
relativ einfach zu identifizieren
verschiedene Quark-Antiquark-Kanäle sind nicht
immer zu unterscheiden
Zerfälle in Neutrino-Antineutrino-Paare sind nicht
direkt nachweisbar
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.15/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
elektromagnetische und schwache WW sind als
zwei Aspekte einer einheitlichen WW aufzufassen
(vgl. elektromagnetische WW)
jeder elektromagnetische Prozess (γ -Austausch)
enthält geringen Beitrag des analogen schwachen
Prozesses (Z -Austausch)
Prozeß e+ + e− → W + + W − kann durch drei
mögliche Graphen erfolgen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.16/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
die Wirkungsquerschnitte der drei Prozesse
divergieren, die Divergenzen heben sich jedoch bei
gleichzeitiger Berechnung der Graphen (inkl. der
Interferenzterme) auf
hier müssen ein elektromagnetischer und ein
schwacher Prozeß zusammengeführt werden
nur möglich unter der Bedingung, dass e ≈ gW
(gleiche Kopplungskonstanten)
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.17/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
erste Eichfeldtheorie einer elektroschwachen
Vereinheitlichung von S.L. Glashow (1960)
heutiges Modell 1967 von Steven Weinberg und
unabhängig davon 1968 von Abdul Salam
vorgestellt
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.18/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
1979 Physik-Nobelpreis an Glashow, Weinberg,
Salam
Theorie heute als
Glashow-Weinberg-Salam-Modell (GWS-Modell)
bekannt
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.19/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
die Einführung der schweren Bosonen W ± und Z 0
sind die wesentlichen Bausteine für eine
konsistente Theorie der schwachen WW
Einführung des schwachen Isospins T (analog zum
Isospin bei starker WW)
damit lassen sich Fermionen in elektroschwache
Multipletts einordnen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.20/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
alle Fermionen innerhalb eines Multipletts sind
ineinander umwandelbar
bei schwacher WW muss Flavour der beteiligten
Fermionen nicht erhalten bleiben
Bsp. für 1. Generation T
1
Dublett
νe (L)
2
Singulett
e− (L)
1
2
e− (R)
0
T3
Q
+ 12
− 12
0
−1
0
−1
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.21/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
Vergleich mit starker WW
bereits 1963 von Cabibbo durch Einführung von
Mischzuständen erklärt
Teilchen bestehen aus Kombination mehrerer
Wellenfunktionen:
z.B.: ψd′ = ψd · cos θc + ψs · sin θc
ψs′ = −ψd · sin θc + ψs · cos θc
mit Cabibbo-Winkel θc
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.22/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
Vergleich mit starker WW
bereits 1963 von Cabibbo durch Einführung von
Mischzuständen erklärt
Teilchen bestehen aus Kombination mehrerer
Wellenfunktionen:
z.B.: ψd′ = ψd · cos θc + ψs · sin θc
ψs′ = −ψd · sin θc + ψs · cos θc
mit Cabibbo-Winkel θc
in Matrix-Form:






ψd′   cos θc sin θc   ψd 
=
ψs′
− sin θc cos θc
ψs
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.22/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
Flavouränderung innerhalb einer Generation ist
immer mit Austausch geladener Bosonen der
schwachen WW verbunden
aus der Forderung, dass T3 in schwachen
WW-Prozessen erhalten bleibt, folgt, dass
T3 (W − ) = −1 und T3 (W + ) = +1
W + und W − bilden mit einem weiteren Zustand ein
Triplett mit T = 1
dritter Zustand mit T3 = 0 und der gleichen
Kopplungsstärke, der schwachen Ladung g, wird
als W 0 bezeichnet
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.23/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
ein weiterer Singulett-Zustand B 0 mit T = 0, T3 = 0
und der Kopplungsstärke g ′ wird postuliert
Triplett (T = 1)
T3
Singulett(T = 0)
T3
W+
+1
W0
0
B0
0
W−
−1
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.24/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
ein weiterer Singulett-Zustand B 0 mit T = 0, T3 = 0
und der Kopplungsstärke g ′ wird postuliert
Triplett (T = 1)
T3
Singulett(T = 0)
T3
W+
+1
W0
0
B0
0
W−
−1
Grundidee der elektroschwachen Vereinheitlichung
liegt darin, γ und Z als Mischzustände von B 0 und
W 0 zu beschreiben
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.24/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung






ψγ   cos θW sin θW   ψB 
=
ψZ
− sin θW cos θW
ψW
mit elektromagnetischem Mischungswinkel oder
auch Weinberg-Winkel θW
das Z-Boson koppelt nicht in gleicher Stärke an
alle Fermionen, die Kopplung ist auch von der
elektrischen Ladung abhängig
sin θW =
′
g
√ 2 ′2 ,
g +g
cos θW = √
g
g 2 +g ′2
und e = g · sin θW
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.25/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
Bestimmung des Weinberg-Winkels:
aus der ν -e-Streuung
aus den elektroschwachen Interferenzen bei der
e+ e− -Streuung
aus der Breite des Z oder aus dem
Massenverhältnis von W ± und Z
sin2 θW = 0, 2319 ± 0, 0005 d.h.
sin θW ≈ 0, 5, e ≈ 0, 5g
die schwache Kopplungskonstante αschw (∝ g 2 )
etwa viermal so stark wie die elektromagn.
Kopplungskonstante α (∝ e2 )
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.26/77
Theorie - Elektroschwache Vereinheitlichung
es scheint so, als sei die elektromagnetische WW
schwächer als die schwache WW
in Wirklichkeit ist die elektromagnetische WW
wesentlich stärker
an der effektiven Stärke der WWen hat die Masse
der Austauschteilchen Einfluss
das Photon ist masselos und die W- und
Z-Bosonen haben sehr große Massen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.27/77
Theorie - Z-Resonanzparameter
die standardmäßigen Resonanzparameter des Z
sind
die Masse mZ
P
die totale Breite ΓZ (ΓZ = Γ(Z → f f ))
die partiellen Zerfallsbreiten Γ(hadronen) und
Γ(ll)
(l = e, µ, τ , ν )
zu deren Bestimmung ist der Wirkungsquerschnitt
von Bedeutung
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.28/77
Theorie - Z-Resonanzparameter
der totale Wirkungsquerschnitt für einen
−Nbg
gegebenen Prozess: σ = Nsel
ǫsel L
Nsel Anzahl der selektierten Ereignisse
Nbg Anzahl der Hintergrundereignisse
ǫsel Selektionseffizienz
L Luminosität
der erwartete Background und die
Selektionseffizienz werden z.B. aus
Monte-Carlo-Simulationen ermittelt
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.29/77
Theorie - Z-Resonanzparameter
Wirkungsquerschnitt mit Breit-Wigner-Ansatz:
0
σf (s) = σZ0 + σγ0 + σγZ
+ −
sΓ2Z
12π Γ(e e )Γ(f f )
= m2
Γ2Z
(s−m2Z )2 +s2 Γ2Z /MZ2
Z
4πα2 (s) 2 f
0
σγ = 3s Qf Nc
√
f
(s−m2Z )m2Z
2 2α(s)
e
f
0
σγZ = − 3 (Qf GF Nc GV GV ) × (s−m2 )2 +s2 Γ2 /M 2
Z
Z
Z
σZ0
Qf Ladung des Fermion
Ncf = 3 für Quarks, Ncf = 1 für Leptonen
f
GV
neutrale Vektor-Kopplung des Z zu f f
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.30/77
Theorie - Z-Resonanzparameter
Korrekturen des Wirkungsquerschnitts:
Single-Photon-Austausch (σγ0 )
0 )
γ -Z Interferenzen (σγZ
die große (etwa 25%) Initial-state Radiation
(ISR) Effekte
QED Strahlungskorrekturen
ISR Effekt-Korrektur: σf (s) = H(s, s′ )σf0 (s′ )ds′
H(s, s′ ): „Radiator Function“
R
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.31/77
Theorie - Z-Resonanzparameter
QED-Korrektur: berücksichtigt über ISR-Korrektur
und der energieabhängigen Kopplungskonstanten
α(s) =
α
(1−∆α)
jede Resonanzkurve besitzt ihr Maximum bei
√
s = m z c2
unsichtbare Breite
Γinv = Nν Γνν
mit Nν Anzahl der leichten Neutrinosorten
zu bestimmen aus: ΓZ = Γee + Γµµ + Γτ τ + Γhad + Γinv
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.32/77
Theorie - Z-Resonanzparameter
die Breiten stellen einen hoch korrelierten
Parametersatz dar
Reduktion der Abhängigkeiten durch Definitionen:
0 ≡ Γhad , R0 ≡ Γhad
Re0 ≡ ΓΓhad
,
R
µ
τ
Γµµ
Γτ τ
ee
bei leptonischer Universalität:
Re0 = Rµ0 = Rτ0 = Rl0 ≡ ΓΓhad
ll
wobei Γll partielle Breite des Zerfalls von Z in
einen masselosen Leptonenflavour ist
Hadronische Pol-Wirkungsquerschnitt:
σh0 ≡
12π Γee Γhad
m2Z
Γ2Z
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.33/77
Theorie - Z-Resonanzparameter
0 =
mit Rinv
Γinv
Γll
folgt
0
Rinv
=
µ
12πRl0
σh0 m2Z
¶1
2
− Rl0 − 3
0 mit der
durch Vergleich der gemessenen Rinv
Standardmodell-Vorhersage für ΓΓννll :
0
Nν = Rinv
³
´
Γνν
Γll SM
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.34/77
Theorie - Z-Resonanzparameter
Asymmetrien
das Z koppelt mit einer Mischung aus Vektor- und
Axial-Vektor-Kopplung
dies führt zu messbaren Asymmetrien, z.B. in der
Winkelstreuung
NF −NB
am einfachsten zu messen: AF B = N
F +NB
mit NF Anzahl der „forward“-Ereignisse
(Polarstreuwinkel θ < φ/2)
NB Anzahl der „backward“-Ereignisse (θ > φ/2)
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.35/77
Experiment
Einführung
Theorie
Experiment
LEP und SLC
OPAL Detektor
Ergebnisse
Zusammenfassung
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.36/77
Experiment - LEP und SLC
LEP und SLC Beschleuniger wurden in den 1980er
erbaut
Ziel:
e+ e− Annihilationen
bei Schwerpunktsenergien
um 91 GeV
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.37/77
Experiment - LEP
LEP war mit Umfang von etwa 27 km der größte
Teilchenbeschleuniger der Welt
4 LEP Detektoren: ALEPH, DELPHI, L3, OPAL
BeschleunigerAufbau
beinhaltet acht
gerade Abschnitte
Kollisionen in vier
dieser Abschnitte
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.38/77
Experiment - LEP
LEP lief von 1989 bis 2000 (letzter Beam am 2.
Nov. 2000)
√
LEP1 (1989 - 1995): s ≈ 91 GeV (Z-Boson
Produktion)
√
LEP2 (1996 - 2000): Anstieg bis s = 191 GeV
und mehr (Produktion von W-Boson Paaren)
es wurde eine belegte Beam-Energie von
104, 4 GeV erreicht, viel mehr als ursprünglich
vorgesehen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.39/77
Experiment - LEP
während LEP1 etwa 17 Mio. Z-Zerfälle gemessen
(15,5 Mio. in Quarks, 1,7 Mio. in geladene
Leptonen)
Peakluminosität am Ende von LEP1:
2 · 1031 cm−2 s−1 (geplant: 1, 6 · 1031 cm−2 s−1 )
etwa 100 Z-Bosonen pro Stunde an jedem der vier
Experimente
ursprünglich kreisten vier Elektronen- und vier
Positronen-Bunches in dem Ring
ergibt eine Kollisionsrate von 45 kHz
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.40/77
Experiment - LEP
später acht Bunches mit gleichem Abstand oder
vier Trains von Bunches → steigert die Luminosität
√
s [GeV ]
L [pb−1 ]
Jahr
1989
88,2 - 94,2
1,7
88,2 - 94,2
8,6
1990
1991
88,5 - 93,7
18,9
91,3
28,6
1992
40,0
1993 89,4; 91,2; 93,0
1994
91,2
64,5
39,8
1995 89,4; 91,3; 93,0
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.41/77
Experiment - LEP
Anzahl an Z → qq -Events [103 ]
Jahr
A
D
L
O
1990/91 433 357 416 454
1992
633 697 678 733
630 682 646 649
1993
1994
1640 1310 1359 1601
735 659 526 659
1995
Total
4071 3705 3625 4096
A: ALEPH, D: DELPHI, L: L3, O: OPAL
LEP
1660
2741
2607
5910
2579
15497
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.42/77
Experiment - LEP
PS und SPS dienten als Vorbeschleuniger, bis zu
20 GeV, für Elektronen und Positronen
in LEP
wurden Elektronen
und Positronen zu
Bunches
angesammelt,
beschleunigt und
zur Kollision gebracht
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.43/77
Experiment - LEP
Kollision an einem Interaktionsbereich mit der
nominellen Schwerpunktsenergie
eine Füllung konnte bis zu etwa 10 Stunden
anhalten
Hauptkrümmungsfeld
wurde von
3280 Dipolmagneten
zur Verfügung gestellt
weitere hunderte
Quadrupole
und Sextupole
fokussierten und
korrigierten den Beam
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.44/77
Experiment - LEP
typischer Energieverlust (LEP1): 125 MeV pro
Runde
Energieverlustausgleich durch hochfrequentes
Beschleunigersystem, aus zwei
Kupferresonatoren, an zwei geraden Abschnitten
Genauigkeit von etwa 2 MeV in Bestimmung der
Schwerpunktsenergie erreicht, entspricht rel.
Unsicherheit von 2 · 10−5 auf absoluter Energieskala
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.45/77
Experiment - SLC
der SLC war 1989 der erste
e+ e− -Linearbeschleuniger
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.46/77
Experiment - SLC
SLAC linear Beschleuniger: beschleunigt
alternierende Bündel von Elektronen und
Positronen
zwei Dämpfungs-Ringe: reduzieren die Größe und
Energiestreuung der Elektronen- und
Positronenbündel
zwei separate Bögen: führen die Bündel zu einem
einzigen Interaktionsbereich
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.47/77
Experiment - SLC
Wiederholungsrate: 120 Hz
Mark-II Kollaboration veröffentlichte die ersten
beobachteten Z-Produktionen in
e+ e− -Beschleunigern
1992 wurde der Mark-II Detektor gegen den SLD
ausgetauscht
1992 erster longitudinal polarisierter Strahl
von 1992 bis 1998 etwa 600 Tausend Z-Zerfälle
Präzision der longitudinalen Polarisation lieferte
ergänzende und konkurrenzfähige Messungen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.48/77
Experiment - OPAL Detektor
Aufbauten der LEP und SLC Detektoren sind sich
recht ähnlich
jedoch bedeutsame Unterschiede im Detail
hier als Bsp. der OPAL (Omni-Purpose Apparatus
at LEP) Detektor
ein großer Mehrzweck-Teilchendetektor am LEP
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.49/77
Experiment - OPAL Detektor
der
Detektor ist
ca. 12 m lang,
hoch und breit
Komponenten
des Detektors
befinden sich
um
Beam Pipe
herum in
Schichtstruktur
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.50/77
Experiment - OPAL Detektor
der Detektor ist aus drei Hauptschichten
aufgebaut:
1. Tracking-Detektoren
2. Kalorimetern
3. MyonSystem
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.51/77
Experiment - OPAL Detektor
Tracking-Detektoren
die Tracking-Detektoren sind Bauteile niedriger
Dichte
Teilchen durchfliegen Tracking-Detektoren ohne
großen Energieverlust
geladene Teilchen
verursachen
Ionisation
des Materials
in den Detektoren
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.52/77
Experiment - OPAL Detektor
Tracking-Detektoren
der Tracking Detektor besteht aus
einem Silizium-Microvertex-Detektor
einem Vertex-Detektor
einer Jet-Kammer und einer z-Kammer
alle Tracking-Detektoren arbeiten durch Detektion
der Ionisation
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.53/77
Experiment - OPAL Detektor
Tracking-Detektoren
die Jet-Kammer ist die größte Tracking-Kammer
aus der Krümmung der Spur in dem magnetischen
Feld des Detektors wird der Teilchenimpuls
abgeleitet
die Stärke der Ionisation hängt vom Typ und Impuls
des Teilchens ab
der Energieverlust dE/dx hilft den Typ des
Teilchens zu identifizieren
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.54/77
Experiment - OPAL Detektor
Tracking-Detektoren
die Vertex-Kammer und der
Silizium-Microvertex-Detektor liegen direkt an der
Beam Pipe
sie lokalisiern die Zerfalls-Vertices der kurzlebigen
Teilchen und verbessern die Impulsauflösung
die Vertex- und Jet-Kammern sind in der
„r-φ“-Ebene sehr genau, für die z-Koordinate
erhalten sie Unterstützung von den „z-Kammern“
die „z-Kammern“ sind dünne Rechtecke am
äußeren Rand von der Jet-Kammer
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.55/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
die Kalorimeter bestehen aus Material hoher
Dichte
soll die meisten der Teilchen verlangsamen und
stoppen
die Teilchen verlieren Energie durch Kollision mit
der Materie des Detektors
die Energie wird in unterschiedlicher Weise
detektiert und es erlaubt die Energie der Teilchen
abzuleiten
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.56/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
das OPAL Kalorimetersystem ist unterteilt in drei
Hauptteile
dem elektromagnetischem Kalorimeter
dem HadronKalorimeter
dem ForwardKalorimeter
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.57/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
das elektromagnetische Kalorimeter besteht
vorrangig aus Bleiglas-Blöcken
Bleiglasblöcke decken fast alle Winkel von der
Beam-Richtung ab
absorbiert die meisten der Teilchen
OPAL´s elektromagnetisches Kalorimetersystem
misst die Energien und Positionen der Elektronen,
Positronen und Photonen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.58/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
die Zylinder- und Endkappen-Bleiglassysteme
decken zusammen 98% des vollen Raumwinkels
ab
die elektromagnetischen Schauer beginnen
meistens bevor sie das Bleiglas erreichen (Weg bis
dort: etwa 2 Strahlungslängen)
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.59/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
der Hadron-Kalorimeter liegt außerhalb des
elektromagnetischen Kalorimeters
er besteht größtenteils aus Eisen
er erkennt Teilchen, welche durch den
elektromagnetischen Kalorimeter gelangt sind
messen die Energie der Hadronen, die von dem
elektromagnetischem Kalorimeter erscheinen und
helfen in der Identifikation von Myonen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.60/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
das Eisen aus dem Magnetrückschlussjoch liefert
mind. 4 Interaktionslängen eines Absorbers
über einen vollen Winkel von 97% von 4π
das Joch ist aufgeteilt in Schichten, mit Ebenen
aus Detektoren zwischen jeder Schicht
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.61/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
die Hadron-Kalorimeter sind in drei Abschnitten
konstruiert:
dem Zylinder- und
Endkappen-Hadronkalorimeter
dem Hadron-Polschuh-Kalorimeter
reicht so über einen Winkel von 97% von 4π
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.62/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
die Forward-Kalorimetern sind rund um und nahe
an den Beam Pipes, an den beiden Enden des
Detektors plaziert
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.63/77
Experiment - OPAL Detektor
Kalorimeter
Hauptaufgabe: Bestimmung der Luminosität der
kollidierenden Beams (misst die Rate der Forward
Elektron-Positron-“Bhabha“-Streuereignisse)
die Hauptbestandteile:
die Forward-Detektoren
die Silizium-Wolfram-Luminositäts-Monitore
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.64/77
Experiment - OPAL Detektor
Myon-System
die Myon-Detektoren sind gas-gefüllte Kammer
detektieren den Durchgang geladener Teilchen
Myonen sind die einzigen Teilchen, die für
gewöhnlich bis zum Myon-System gelangen
der Myon-Detektor ist als
ein Zylinder und
zwei Endkappen konstruiert
deckt den Eisenjoch fast
komplett ab
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.65/77
Experiment - OPAL Detektor
e− e+ → µ+ µ−
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.66/77
Experiment - OPAL Detektor
e− e+ → qq
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.67/77
Experiment - Ergebnisse
um Ergebnisse zusammenzufassen wurden LEP
Working Groups, wie die Electroweak Working
Group (EWWG), gegründet
die beindruckensten Ergebnisse aus den
Untersuchungen der Z Line shape:
mZ = (91, 1876 ± 0, 0021) GeV/c2
ΓZ = (2, 4952 ± 0, 0023) GeV/c2
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.68/77
Experiment - Ergebnisse
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.69/77
Experiment - Ergebnisse
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.70/77
Experiment - Ergebnisse
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.71/77
Experiment - Ergebnisse
hadronischer Wirkungsquerschnitt als Funktion der
Schwerpunktsenergie
1/s-Abfall: virtueller Photonenaustausch, führt zu
Peak bei niedrigen Energien
91 GeV-Peak: Z-Austausch
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.72/77
Experiment - Ergebnisse
Neutrino Zählung
beste Wert aus Nν =
Γinv
Γl
³
´
Γl
Γν SM
= 2, 9841 ± 0, 0083
Wert ist vereinbar mit 3
es bleibt Raum für ein Beitrag eines neuen Objekts
an unsichtbarer Breite Γxinv = −2, 7+1,7
−1,5 MeV
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.73/77
Experiment - Ergebnisse
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.74/77
Experiment - Ergebnisse
die experimentellen bestimmten Eigenschaften des
Z-Bosons aus den Messungen am LEP und SLC
konnten die Prognosen des Standardmodells sehr
gut bestätigen
zum ersten mal ist experimentelle Präzision
hinreichend, um zu zeigen, dass das
Standardmodell gültig bis zu einigen höheren
Energieskalen
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.75/77
Zusammenfassung
Z-Boson wurde im Rahmen der elektroschwachen
Vereinigung postuliert
elektromagnetische und schwache WW konnte
sinnvoll in einer Theorie zusammengefasst werden
am LEP und SLC wurden Eigenschaften des
Z-Bosons sehr präzise ermittelt
das Standardmodell wurde gestärkt
es konnte nachgewiesen werden, dass nur drei
leichte Neutrinos existieren
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.76/77
Literatur
B. Povh, K. Rith, Ch. Scholz, F. Zetsche: Teilchen und Kerne (Springer)
J. Bienlein, R. Wiesendanger: Einführung in die Struktur der Materie (Teubner Wiesbaden)
J. Drees: „Review of Final LEP Result or A Tribute to LEP“, Int. J. Mod. Phys. A17 (2002) 3259
ALEPH, DELPHI, L3, OPAL und SLD Collaborations, LEP Electroweak Working Group und SLD
Electroweak und Heavy Flavour Groups: „Precision Electroweak Measurements on the Z Resonance“,
geplante Veröffentlichung in Physics Reports
R. Assmann et al., LEP Energy Working Group: „Calibration of centre-of-mass energies at LEP1 for
precise measurements of Z properties“, Eur. Phys. J. C6 (1999) 187
S. Eidelman et al., Particle Data Group, Phys. Lett. B592 (2004) 1
http://opal.web.cern.ch
http://lepewwg.web.cern.ch
http://pdg.lbl.gov
http://www.etp.physik.uni-muenchen.de/fp-versuch/
http://www.didaktik.physik.uni-erlangen.de/grundl_d_tph/titelseite.html
Zerfallsbreite des Z-Bosons – p.77/77
Zugehörige Unterlagen
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