Technische Universität München Zentrum Mathematik Lineare Algebra für Informatik Sommersemester 2012 Boris Springborn — Jan Wehrheim Übungsblatt 3 - Musterlösung T1: Symmetrische Matrizen als Vektorraum Wir betrachten die Menge Sym(n, K) := {A ∈ K n×n | AT = A} der symmetrischen (n × n)-Matrizen über einem Körper K. Zeigen Sie, dass Sym(n, K) mit der üblichen Addition und Skalarenmultiplikation ein K-Vektorraum ist. Lösung zu T1: Wir wissen bereits, dass K n×n mit der üblichen Addition und Skalarenmultiplikation ein K-Vektorraum ist. Es genügt also zu zeigen, dass Sym(n, K) ⊂ K n×n die Eigenschaften eines Untervektorraums erfüllt. • Sym(n, K) 6= ∅, denn es ist zum Beispiel 0 ∈ Sym(n, K), denn es gilt 0T = 0. • Sind A, B ∈ Sym(n, K), so ist auch A + B ∈ Sym(n, K), denn es gilt (A + B)T = AT + B T = A + B. • Ist A ∈ Sym(n, K) und λ ∈ K, so ist auch λA ∈ Sym(n, K), denn es gilt (λA)T = λ · AT = λA. T2: Der R2 a) Beschreiben Sie qualitativ alle Untervektorräume des R2 . b) Wir betrachten die Teilmengen x1 G := ∈ R2 2x1 + 3x2 = 0 x2 und H := x1 x2 ∈ R2 2x1 + 3x2 = 5 des R2 . Stellen Sie diese Teilmengen in einem Koordinatensystem dar. c) Begründen Sie, warum G ⊂ R2 ein Untervektorraum ist. d) Welche Eigenschaften eines Untervektorraums erfüllt H ⊂ R2 nicht? Veranschaulichen Sie dies anhand von Beispielen in der Zeichnung. e) Wir betrachten den Untervektorraum −1 U := λ · ∈ R2 1 λ ∈ R ⊂ R2 . Finden Sie ein lineares Gleichungssystem der Form Ax = 0, dessen Lösungsmenge gerade U ist. Lösung zu T2: a) Der ’kleinste’ Untervektorraum ist der Nullraum {0} ⊂ R2 . Sobald ein Untervektorraum U ein Element v 6= 0 enthält, ist die ganze Gerade Rv := {λ · v | λ ∈ R} in U enthalten. Die ’nächst größeren’ Untervektorräume sind also die Geraden Rv ⊂ R2 zu Vektoren v 6= 0. Enthält ein Untervektorraum U neben einer solchen Geraden Rv noch ein weiteres Element w 6∈ Rv, so muss U auch alle Summen der Form λv + µw mit λ, µ ∈ R enthalten. Anhand einer Zeichnung wird klar, dass man mit solchen Summen jeden beliebigen Punkt im R2 darstellen kann. Es folgt also U = R2 . Es gibt somit im R2 drei ’Typen’ von Untervektorräumen: Den Nullraum, Ursprungsgeraden und den ganzen Raum selbst. b) c) Es handelt sich bei G um die Lösungsmenge eines homogenen linearen Gleichungssystems aus einer Gleichung und zwei Unbekannten. Somit ist G ein Untervektorraum des R2 . d) Sind v, w ∈ H, so ist die Summe v + w nicht in H enthalten. Ebenso ist λ · v für λ ∈ R nur dann in H enthalten, wenn zufällig λ = 1 gilt. Für alle λ 6= 1 ist λ · v 6∈ H. e) Für einen Punkt x ∈ U gilt x= x1 x2 = −λ λ für ein passendes λ ∈ R. Wir erhalten also x1 = −λ und x2 = λ. Wir eleminieren aus diesem Gleichungssystem den freien Parameter λ und erhalten die Gleichung x1 = −x2 ⇐⇒ x1 + x2 = 0. Also ist U = {x ∈ R2 | x1 + x2 = 0} = {x ∈ R2 | Ax = 0} mit der Matrix A = 1 1 ∈ R1×2 . T3: Interpolation Wir suchen Polynome p ∈ R[x] mit der Eigenschaft, dass p(0) = 1 , p(1) = −1 und p(2) = 3. Dazu betrachten wir für alle d ∈ N die Untervektorräume R[x]d := {p ∈ R[x] | deg(p) ≤ d} aus den Polynomen von Grad höchstens d. a) Zeigen Sie, dass es in R[x]2 genau ein Polynom mit den gewünschten Eigenschaften gibt. (Anleitung: Ein Polynom p ∈ R[x]2 hat die Form p(x) = a0 + a1 x + a2 x2 und aus den drei gewünschten Eigenschaften erhält man drei Gleichungen für die Koeffizienten a0 , a1 , a2 ∈ R.) b) Ist dieses Interpolationsproblem im Raum R[x]1 lösbar? c) Wie viele Lösungen hat das Interpolationsproblem im Raum R[x]3 ? Lösung zu T3: a) Wir folgen der Anleitung und berechnen p(0) = a0 + a1 · 0 + a2 · 02 p(1) = a0 + a1 · 1 + a2 · 1 2 p(2) = a0 + a1 · 2 + a2 · 22 = a0 ! = 1, ! = a0 + a1 + a2 = −1, = a0 + 2a1 + 4a2 = ! 3. Daraus ergibt sich das folgende inhomogene lineare Gleichungssystem für die drei Unbekannten a0 , a1 , a2 ∈ R, welches wir umgehend lösen. 1 0 0 1 1 0 0 1 1 1 1 −1 ∼ . . . ∼ 0 1 0 −5 3 3 1 2 4 0 0 1 Es gibt also eine eindeutige Lösung: a0 = 1, a1 = −5, a3 = 3. Das Interpolationspolynom lautet damit p(x) = 1 − 5x + 3x2 . b) Es ist R[x]1 ⊂ R[x]2 eine Teilmenge und in Teil a) haben wir schon gezeigt, dass es in R[x]2 genau eine Lösung gibt. Wenn es in R[x]1 also eine Lösung geben soll, dann müsste dies genau die Lösung aus Teil a) sein. Aber das dort gefundene Interpolationspolynom hat Grad 2 und liegt nicht in R[x]1 . Es gibt in R[x]1 also keine Lösung. Rechnerisch erkennt man dies mit dem gleichen Ansatz wie in Teil a) aus der Unlösbarkeit des linearen Gleichungssystems 1 1 0 1 1 −1 . 1 2 3 c) Wir schreiben p(x) = a0 + a1 x + a2 x2 + a3 x3 für ein Polynom p ∈ R[x]3 und erhalten wie in Teil a) das folgende Gleichungssystem für die Koeffizienten a0 , a1 , a2 , a3 ∈ R. 1 0 0 0 1 0 0 0 1 1 1 1 1 1 −1 ∼ . . . ∼ 0 1 0 −2 −5 1 2 4 8 3 0 0 1 3 3 Die Lösungsmenge besitzt also einen freien Parameter t := a3 und es gibt somit unendlich viele Lösungen. Diese haben die Form 0 1 1 a0 2 a1 −5 + 2t −5 = a2 3 − 3t = 3 + t · −3 . t a3 0 1 Ausgeschrieben als Polynom lauten diese Lösungen p(x) = 1 + (−5 + 2t)x + (3 − 3t)x2 + tx3 = (1 − 5x + 3x2 ) + t · 2x − 3x2 + x3 .