Porsche Consulting – DAS MAGAZIN Wenn Keith Lamar (38) zu einem neuen Kun­ den kommt, hört er erstmal genau zu: den Ar­ Atlanta, USA beitern in der Produktion, den Marketing-Fach­ leuten, den Vertriebsprofis, den Entwicklern – unabhängig von ihrem jeweiligen Status in der Unternehmenshierarchie. „Viele denken, ihre Meinung und ihre Sorgen würden nicht ernst ge­ nommen. Die besten Erfolge erzielen wir aber, wenn die gesamte Organisation in die Problem­ lösung einbezogen wird“, sagt der US-Amerika­ ner aus Atlanta, der einen Master in Projektma­ nagement und einen MBA-Abschluss hat. Der Zuhörer Seine Arbeit hilft den Menschen Keith Lamar, Senior Berater, auf der Baustelle des One Porsche Drive. Neben dem weltgrößten Flughafen in Atlanta entsteht ein neues Gebäude für Porsche Cars North America. Auch Lamar und seine Kollegen von Porsche Consulting Inc. werden Ende 2014 dort einziehen. Tatsächlich ist Lamars Arbeit bestimmt von Zahlen und Fakten: Qualität, Kosten, Liefer­ treue. Im Mittelpunkt steht für den Senior Ex­ perten der Porsche Consulting in Atlanta aber immer der Mensch. „Wir wollen wissen, wo der Schuh drückt. Gute Beratung hilft nicht nur der Firma, sondern erleichtert auch die Arbeit.“ Mit dieser Einstellung arbeitete er bei­ spielsweise auch bei einem Kunden aus der Luft- und Raumfahrtindustrie. „Das Tagesge­ schäft war für die Mitarbeiter ein ständiger Feuerwehreinsatz. Trotz Überstunden war es einfach nicht mehr zu bewältigen“, sagt Lamar. Die Berater kamen nicht mit fertigen Konzep­ ten, sondern entwickelten gemeinsam mit den Mitarbeitern maßgeschneiderte Lösungen, die sie schnell umsetzten. „Das Lächeln auf den Gesichtern, manchmal sogar Tränen der Er­ leichterung, weil ihr Problem endlich gelöst ist – das macht mich stolz“, sagt Keith Lamar. „Am Ende sprechen die Zahlen für sich. Doch 82 Jeff Roffman das Schönste an meinem Job ist, den Men­ schen zu helfen.“ Porsche Consulting – DAS MAGAZIN Ortstermin Berater sind weltweit unterwegs. Ob Kraftwerksbau im Dschungel, Krisenhilfe in Italien oder der Aufbau einer Lackiererei in China: Jedes Projekt erweitert den Erfahrungsschatz. Und jeder Consultant hat sein eigenes Erfolgsrezept. Katharina Becker Mailand, Italien Federico Magno und Sharon Archetti ver­mitteln das „modello tedesco“ in Italien – gern auch bei einem Espresso im Stehen. Die Bar Camparino in der Galleria Vittorio Emanuele II liegt im Zentrum Mailands. Hier haben auch viele italienische Klienten von Porsche Consulting ihre Büros. Die Optimisten Aus Liebe zur Perfektion Italiens Wirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Dem Land fällt die Rettung aus eigener Kraft extrem schwer, der Wirtschaftsstandort hat seine Wettbewerbsfähigkeit verloren. Die Indikatoren zeigen ein negatives Bild: Energie ist viel teurer als in Nachbarländern. Und auch die Produktionskosten sind unverhältnismäßig hoch. Hinzu kommen bürokratische Hindernisse Franco Calegari und eine schwache Infrastruktur. Mittlerweile ist Italiens Industrieproduktion auf das Niveau der frühen 1990er-Jahre geschrumpft. p 83 Porsche Consulting – DAS MAGAZIN Einer, der anpackt und seinem Heimatland hilft, Beraterin Sharon Archetti packt direkt an ist Federico Magno (41). Er ist Norditaliener der Basis an. Beim Getriebespezialisten Bon­ mit ganzem Herzen und hat zugleich ein ausge­ figlioli streifte sie als Erstes Arbeitskleidung prägtes Faible für Deutschland. Das „modello über und tauchte tief in die Fertigung ein. tedesco“, das deutsche Modell, mit dem er der Schließlich ging es darum, das Zusammenspiel italienischen Wirtschaft auf die Beine helfen der Produktion zwischen den Werken weltweit will, ist seine Spezialität. Magno, Gründer und zu optimieren, von Italien über Deutschland bis vor Kurzem Chef des Mailänder Büros von bis zu den USA und Indien. „Wir hinterlassen Porsche Consulting, sagt: „Deutschland steht beim Kunden kein schlaues Papier, sondern in Italien für Effizienz, Seriosität und stabile setzen die Konzepte schnell und pragmatisch Prozesse.“ Magnos Landsleute sehnen sich da­ um – mit dem Blick fürs Ganze. Unsere Lösun­ nach. Und so beauftragen ihn italienische Auto­ gen entstehen aus Liebe zur Perfektion“, sagt zulieferer, Kaffeeröster, Flughafenbetreiber die 26-Jährige. Sie profitiert dabei oft auch und Möbelfabrikanten genauso wie Orangen­ von den Erfahrungen ihrer Kollegen. „Wir Be­ saftabfüller und Getriebespezialisten. Sie alle rater helfen uns gegenseitig, um gemeinsam wollen sich neu aufstellen. „Das Vorbild Por­ erfolgreich zu sein.“ sche ist für unsere Klienten ein Synonym für In­ novation, Spitzenleistung und herausragendes Längst sind die italienischen Wirtschaftsjourna­ Management“, sagt Magno. Seine Mitarbeiterin listen auf Magno und sein schlagkräftiges Team Sharon Archetti beschreibt die deutsche Me­ aufmerksam geworden. Ob „Harvard Business thode so: „Wir denken strategisch, handeln Review“, das Magazin „Business&Gentlemen“ aber praktisch.“ Die Beraterin nennt als Bei­ oder Italiens führende Wirtschaftszeitung „Il spiel den Espresso-Hersteller Illycaffè in Triest. Sole 24 Ore“ – alle wollen den Vollblutitaliener Dort senkte ein Team von Porsche Consulting mit den deutschen Tugenden als Gastautoren. die Kosten der Kaffeekapsel-Produktion um Neuerdings verweist er an einen Kollegen, mit 15 Prozent. Gleichzeitig wurde gemeinsam die dem er schon lange eng zusammenarbeitet: Illy-Strategie bis 2020 für das Marketing und Dr. Josef Nierling hat die Verantwortung für den Vertrieb entwickelt und an den Start ge­ das Mailänder Büro übernommen. Und Magno bracht. Der Autozulieferer Sulzer Friction Sys­ ist dahin zurückgekehrt, wo er 1998 als Prak­ tems aus Arzano bei Neapel sparte durch die tikant angefangen hat – ins deutsche Haupt­ inselförmige Anordnung der Maschinen nach quartier von Porsche Consulting. Nun kümmert Porsche-Vorbild 28 Prozent Produktionskos­ er sich als Partner schwerpunktmäßig um die ten und verdoppelte den Ausstoß. Das ist ein internationale Automobilindustrie. Italien aber, entscheidender Schritt auf dem Weg zu wirt­ das hat er versprochen, behält Magno fest im schaftlicher Stabilität. Blick: „Es gibt den Weg aus der Krise. Wenn viele meiner Landsleute ihn einschlagen, geht’s wieder aufwärts.“ 84 Porsche Consulting – DAS MAGAZIN Der Vermittler Mit viel Geduld Vertrauen aufbauen Als Porsche Consulting im Februar 2013 ein Büro in Shanghai eröffnete, zog Jing Chen (32) als erster Berater ein. Seinen Schreibtisch hat er seither kaum gesehen. Der Wirtschaftsingenieur berät überwiegend europäische und amerikanische Maschinenbauunternehmen und Automobil­ hersteller, die Niederlassungen in China haben. Im Moment begleitet Chen einen US-Landma­ schinenspezialisten beim Bau einer Lackiererei von der Planung bis zur Inbetriebnahme. „Jedes Projekt ist etwas Besonderes. Dieses reizt mich, weil der Kunde neu in China ist.“ Gefragt ist dabei nicht nur sein Fachwissen. Jing Chen vermittelt auch zwischen den Kulturen. Allein am ­Lackiererei-Projekt arbeiten Amerikaner, Franzosen, Deutsche und Italiener. Den Chinesen ist Shanghai, China Jing Chen vor der Skyline der Millionenmetropole Shanghai. Als gebürtiger Chinese mit über zehn Jahren Berufserfahrung in Deutschland hilft er westlichen Unternehmen dabei, in der Volksrepublik Fuß zu fassen. Er vermittelt auch bei kulturellen Unterschieden. deren forsche und direkte Art oft fremd. „Asiaten sind in der Öffentlichkeit sehr zurückhaltend. Sie haben Sorge, das Gesicht zu verlieren, wenn sie etwas Falsches sagen würden. Es braucht viel Geduld, um Vertrauen aufzubauen.“ Chen, der in Guangzhou (Südchina) geboren wurde, ist auch mit der westlichen Kultur bestens vertraut. Zehn Jahre lang lebte er in Deutschland, schlug Wurzeln in Berlin und war seiner großen Leidenschaft ganz nahe: „Wer Sportwagen liebt wie ich, muss einfach nach Deutschland gehen – die Wiege der Automobilindustrie.“ Und natürlich spricht Chen perfekt Deutsch, auch wenn er Jin Ou das selbst nie so darstellen würde – aus asiatischer Bescheidenheit. p Gutemberg Cruz Der Konstrukteur Kraftakt am Amazonas São Paulo, Brasilien Wer Arlan Cardoso (33) erreichen will, muss Cardoso hat in Kanada, Italien, China und in Geduld aufbringen. „Ich bin oft wochenlang im seiner Heimat Brasilien gearbeitet. Allein im Dschungel“, sagt der Senior Experte bei Por­ vergangenen Jahr betreute er acht Projekte sche Consulting in Brasilien. Am Rio Xingu, ei­ für Kunden in fünf Branchen von Anlagenbau nem Seitenfluss des Amazonas, entsteht der­ über Windenergie bis zur Autoindustrie. „Doch zeit das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt. ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal Belo Monte soll einmal Strom für 50 Millionen mitten im Dschungel arbeite.“ Dank der Erfolge Menschen liefern, elf Prozent des Gesamtbe­ beim Megabau Belo Monte ist Arlan Cardoso darfs des Landes. „Das ist gigantisch“, sagt gefragter Referent auf internationalen Kongres­ der Ingenieur und Experte für Anlagenbau. sen, er trifft führende Politiker und Wirtschafts­ Arlan Cardoso hat bereits in Kanada, Italien, China und Brasilien gearbeitet. Sein bisher aufregendster Einsatzort liegt mitten im Dschungel – auf der Baustelle des Megastaudamms Belo Monte im Amazonasgebiet. Schon in der Planung zeigten Cardoso und delegationen. „Ich liebe dieses Projekt und bin sein Team, wie sich das 15 Milliarden Dollar stolz, dass wir dabei sind.“ Die kleinen Hinder­ Schutz vor Schlangenbissen im Unterholz hat teure Wasserkraftwerk effizienter umsetzen nisse an seinem Arbeitsplatz im Amazonas­ Cardoso immer dicke Knieschoner dabei. Dass lässt. Und in der Bauphase synchronisieren gebiet nimmt er dafür in Kauf: Dauerregen im die einmal zu seiner Ausrüstung als Berater sie nun Abläufe, koordinieren Arbeitsschritte, Winter, drückende Hitze im Sommer, schlechte zählen würden, hätte er selbst nicht gedacht. Material und Transport. Kein leichter Job bei Internet- und Telefonverbindungen. Dafür aber Gegen einen Job im Büro würde er aber nicht 27 000 Arbeitern auf der Riesenbaustelle. Krokodile, die die Straße versperren. Zum mehr tauschen. 86 Porsche Consulting – DAS MAGAZIN Henriette Fleischmann (30) ist ein gutes Bei­ Gegenwart: „Damit ein Lkw-Hersteller seine spiel dafür, was Porsche Consulting außerge­ strategischen Ziele so effizient wie möglich wöhnlich macht. Ihre Erfahrung und Kompetenz erreicht, unterstützen wir ihn dabei, seine ver­ bezieht sie direkt aus den Porsche-­Werken. schiedene Projekte so geschickt zu steuern, Das Wissen aus Projekten, die sie beim Sport­ dass die Ressourcen geschont werden“, sagt wagenhersteller begleitet, nutzt die Senior Be­ Henriette Fleischmann, die auch Strategien raterin mit Masterabschluss in Sales und Mar­ entwickelt, mit denen sich die Lebenszyklen keting für Beratungsaufgaben in der gesamten heutiger und künftiger Automodelle optimal Autoindustrie: „Da geht es zum Beispiel um aufeinander abstimmen lassen. Einfach ist ihr das neue Geschäftsfeld der vernetzten und Job nicht. „Durchsetzungsstärke muss sein“, selbststeuernden Fahrzeuge. Wir überlegen sagt die Beraterin, die als eine von inzwischen nicht nur, was sich der Käufer in zehn Jahren zahlreichen Frauen beruflich in einer einstigen wünschen wird, sondern konstruieren vor al­ Männerwelt zu Hause ist. Für Henriette Fleisch­ lem die künftigen industriellen Prozesse und mann ist das überhaupt nichts Besonderes: Organisationsstrukturen, die nötig sind, um „Berater überzeugen durch gute, messbare Re­ die Wünsche rechtzeitig Realität werden zu sultate. Da spielt es keine Rolle, ob eine Frau lassen.“ Genug Arbeit bringt aber auch die oder ein Mann das Ergebnis liefert.“ f Bietigheim-Bissingen, Deutschland Henriette Fleischmann kümmert sich um die Zukunft der Automobilwirtschaft. Die richtigen Prozesse und Strukturen ebnen den Weg für vernetzte und selbststeuernde Autos. Benjamin Harr Die Strategin Sie hat die Autos von übermorgen im Blick