Ghana 2

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Ghana SEP, March 2014 - Erfahrungsbericht
Vorbereitung
Man sollte ein paar Monate vor Anreise einen Tropenarzt aufsuchen und Impfungen
auffrischen. Die Gelbfieberimpfung ist Pflicht für die Einreise nach Ghana und wird nur an
zertifizierten Stellen verabreicht, also auch einen Mediziner aufsuchen, der dafür qualifiziert
ist.
Ich würde mir einen Reiseführer zulegen, darin sind viele nützliche Informationen
zusammengefasst, die sonst schwer zu finden sind. Während meiner Zeit in Ghana habe ich
viele Leute mit dem deutschsprachigen pmv-Reiseführer getroffen, ich persönlich habe den
englischsprachigen Bradt-Travelguide genutzt und war damit zufrieden. Inzwischen gibt es
auch eine sehr aktuelle Auflage. Selbst wenn man nicht vorhat zu reisen, findet man hier
viele interessante Informationen zur Geschichte und Kultur des Landes, eine Packliste und
vieles mehr.
Eventuell würde es sich auch lohnen, sich einen internationalen Studentenausweis zu
besorgen. Bei den meisten Parks und Attraktionen gibt es einen Studentenrabatt nur bei
gültigem, internationalem Ausweis.
Anreise
Ghana hat einen internationalen Airport in Accra, der Hauptstadt des Landes. Von
Deutschland aus gibt es nur aus Frankfurt am Main einen Direktflug nach Accra. Günstigere
Flüge gehen über Kairo/Lissabon/London: das dauert länger, schadet der Umwelt mehr,
kann aber sehr viel günstiger sein.
Im Inland gibt es noch 4-5 weitere, kleiner Airports die von Accra aus erreichbar sind. Da ihr
wahrscheinlich in Kumasi einen Praktikumsplatz findet und diese Großstadt auch einen
eigenen Flughafen hat, könnt ihr von Accra aus direkt mit dem Flugzeug weiter. Ich habe
einen sehr bequemen Bus genommen, das hat weniger gekostet (~10€) und nur 4-5 h
gedauert. Dabei lernt man auch schon andere Reisende kennen und sieht etwas vom Land.
Die Straße ist aber in sehr schlechter Verfassung.
Kumasi
Lasst euch vom Wikipedia-Artikel nicht täuschen – dort steht zwar, dass es die Stadt der
Gärten ist, doch Gärten oder generell viel Bepflanzung habe ich in Kumasi kaum gesehen.
Die Stadt hat stattdessen total das Flair einer pulsierenden Dritte-Welt-Stadt. Es gibt viel
Verkehr, viel Müll, viele Straßenstände, Abwasserleitungen direkt am Straßenrand und
abertausende an Menschen. Das kann ziemlich stressig sein, besonders da man als Weißer
ziemlich auffällt. Zwar lässt das in Uni- und Krankenhausnähe etwas nach, doch die
Menschen sind Weiße nicht annähernd so sehr gewöhnt, wie z.B. an der Küste. Dort gibt es
viel mehr Tourismus.
Ich bin in einem Studentenwohnheim in Campusnähe untergekommen und habe dort ein
mittelgroßes Zimmer mit einem Ghanaer geteilt. Es war super, Gesellschaft und einen
Ansprechpartner zu haben. Die Studenten sind generell extrem aufgeschlossen und
freundlich, erzählten gerne viel über ihr Land und von ihren Sitten. Zudem sprechen sie
vergleichsweise sehr gutes Englisch. Die Kommunikation mit Ghanaern kann sonst sehr
schwierig sein, da sie überraschenderweise sehr leise und im Unterton sprechen und auch
einen starken Akzent haben. Man darf auch nicht vergessen, dass man nicht zu überheblich
wird, man selbst hat auch einen Akzent und es fällt den Ghanaern teilweise schwer ihn zu
verstehen. Aber wie gesagt, es gibt eine Gruppe Studenten, die viel mit Austauschschülern
zu tun haben, die sind die Anlaufstation für die ersten paar Tage, bevor man ganz schnell
und natürlich auch andere Ghanaer kennenlernt. In sozialen Kreisen verbringt man viel Zeit
bei einander in den Räumen, redet und guckt Filme, wir sind nicht oft ausgegangen. Oft fällt
bei einem selbst der Strom aus und man fährt zu anderen, um nicht im Dunkeln zu sitzen.
Das klingt sehr trist, war es aber überhaupt nicht. Es ist einfach schwieriger abends
auszugehen, da es schon so früh dunkel wird und auch viele nicht so viel Geld haben.
Ein guter Rat noch für den Umgang mit den Einwohnern Kumasis: Sie gehören dem Volk der
Ashanti (Akan) an und sind sehr stolz darauf. Alle sprechen noch die Sprache Twi (Chwi)
und gerade Ältere (Frauen insbesondere) auch nur diese. Nicht nur dass man teilweise nicht
verstanden wird, mir ist es auch vorgekommen, dass gerade junge Männer etwas aggressiv
reagiert haben, wenn man gar kein Twi sprechen konnte. Daher empfiehlt es sich, auch
schon direkt in den ersten Tagen, Floskeln wie „Guten Tag/Abend, wie geht’s? Mir geht es
gut“ zu lernen. Später dann, wenn man auch alleine Essen bestellen mag, kann man mit
einfachen Worten auch dies auf Twi tun und hat nicht so viele Probleme mit den alten
Frauen. Aber generell helfen beistehende schnell und gerne, wenn sie merken, dass es zu
Übersetzungsschwierigkeiten kommt.
Praktikum
Ich habe mein Praktikum in der Juliponia-Pharmacy an der Tech-Junction gemacht. Die
Arbeit dort war sehr unterfordernd und pharmazeutisch habe ich recht wenig gelernt, aber
das lag auch zum großen Teil daran, dass ich selbst mit den Arzneimitteln nicht vertraut war
und auch schlecht mit Patienten interagieren konnte, da diese nur Twi sprachen. Mir hat es
trotzdem teilweise Spaß gemacht, da die Arbeit einem das Gefühl gibt, nicht nur oller Tourist
zu sein und die Kollegen total lieb waren. Sie haben sich viel Mühe gegeben, mich
essenstechnisch an meine Grenzen zu bringen, was dazu geführt hat, dass ich die
kuriosesten Gerichte probieren musste. Das war ein riesen Spaß, nicht immer lecker, aber
eine tolle kulturelle Erfahrung. Ich würde auch jeden bitten, sich darauf einzulassen. Die
Gerichte sehen oft ziemlich unbekömmlich aus und auch gerade das mit der Hand essen,
und dabei mehrere Leute aus einem Teller, kann abstoßend sein. Aber nur so vermeidet
man, sich total einseitig zu ernähren (es gibt nicht viel Auswahl) und den Einwohnern macht
es total Freude, einen sich bemühenden, integrierenden Gast zu sehen. Essen ist ein
wichtiges Thema in Ghana! Und letztlich schmeckt vieles auch ganz gut.
Nochmal zum Arbeitsverhältnis: es war mir sehr leicht möglich, später zur Arbeit zu
erscheinen, oder auch mal einen Tag frei zunehmen. Aber es ist wichtig, das mit dem Boss
abzusprechen, sonst fällt es negativ aus.
In Ghana scheint es auch üblich, sich etwas über seinem sozialen Stand zu kleiden und so
laufen viele äußerst fein rum, gerade bei der Arbeit. Ich kam nicht umhin, mich ständig
underdressed zu fühlen und manchmal wird man auch darauf angesprochen. Letztlich habe
ich dann auch öfter ein Hemd auf die Arbeit angezogen, was schlussendlich nur verschwitzt
war. Ich fand es immer schwierig. Wichtig ist es auch, absolut keine Flecken auf der
Kleidung zu haben.
An einem Tag konnte ich auch noch mit auf eine Patientenvisite ins Krankenhaus, was sehr
interessant war. Eigentlich hatte ich mich auf einen Praktikumsplatz in der
Krankenhausapotheke beworben, aber Klara, die SEO, hatte sich nicht wirklich darum
gekümmert. Also falls ihr nicht bekommt, was ihr wollt, hakt nochmal nach. Sprecht sie auch
auf Mr. Anane an, der hatte angeboten, Pharmazeuten im Krankenhaus zu betreuen.
Trips und Ausflüge
An Wochenenden würde ich empfehlen, möglichst viele Ausflüge zu machen. Es ist nicht
sehr teuer, macht unheimlich viel Spaß, man lernt andere Reisende kennen und man sieht
natürlich auch viel vom Land. Zu den Ausflügen steht viel im Reiseführer, aber das könnt ihr
auch nochmal mit den anderen Studenten vor Ort besprechen. Ohne Erfahrungswerte ist das
sonst schwierig, zu planen.
Für mich gab es damals zwei Optionen: entweder mit den „Betreuern“, also LEOs, SEOs, die
Ausflüge zu machen, hat den Vorteil, dass sie sich evtl. besser mit Preisen und Wegstrecken
auskennen und man sich nicht so den Kopf zerbrechen muss, aber auch den starken
Nachteil, dass man eben selbst kaum noch mit anderen Ghanaern interagiert, da sie das in
die Hand nehmen, und eben auch ein ziemlich vorgekautes Programm vorgelegt bekommt.
Das soll überhaupt nicht negativ klingen, aber da sie selbst diese Trips schon so oft gemacht
haben, gehen sie da mit der Romantik eines Guides ran: aussteigen, 20 Minuten rumlaufen,
Photos machen und weiter. Teilweise müsste man vielleicht auch für sie mitbezahlen, da sie
es sich oft nicht leisten können/wollen und sie haben auch einen gewissen Komfortanspruch
(wollen evtl. nicht den Bus, sondern ein Taxi nehmen).
Die andere Option ist es, es auf die eigene Faust zu machen. Dann sieht man vielleicht nicht
ganz so viel, bleibt vielleicht auch mal stecken, aber die Erfahrung ist um einiges intensiver.
Ich habe mich mit zwei Mädchen aus Deutschland zusammengetan, die ungefähr die
gleichen Vorstellungen hatten und wir haben dann unsere Trips selbst geplant und es hat
alles super geklappt und so viel Spaß gemacht. Man redet einfach viel mehr mit Leuten,
plant oft um und letztlich ist Ghana ja auch sicher und Ghanaer hilfreich, also gibt es gar
keinen Grund zur Sorge.
Fazit
Tu es!
Ich hatte eine gute Zeit in Ghana mit vielen tollen und lehrreichen Erfahrungen. Mir wurde
der Dreck, die mangelnde Hygiene und der Lärm auch manchmal zu viel, doch
letztlich profitiert man ja irgendwie auch davon. Wie ich mich über die Kälte in
Deutschland zurzeit freue, hätte ich vorher als unerklärlich empfunden. Aber dafür
musste ich erstmal sechs Wochen Tropen erleben.
Stell dich auf Stromausfälle, Unpünktlichkeit, überteuerte Preise, etc. ein und du wirst
letztlich positiv überrascht sein, wieviel dieses Land doch zu bieten hat. Nimm auch
selbst Sachen in die Hand, sonst wirst du dort auch nicht vorwärts kommen.
Anhang
Habe vor kurzem schon mit einer zukünftigen Praktikantin über den Austausch geschrieben
und dachte, das hänge ich auch noch hieran.
1.Mail
So yeah, I don't know where you'll lodge, but in my case, living conditions were pretty high. I stayed
at a student hostel and I shared a bathroom with my roommate and the kitchen with the entire floor.
We had running water 99% of the time, although the tap is cold. We had our own fridge and my bed
was reasonably clean. Although you should maybe bring your own sheets, I slept without one
without problems though.
During the time I was there, there were many power cuts, but that should be better by now.
I worked at a regular pharmacy but I also had the chance to go to university classes and labs with
other pharmacists. Just ask Klara once you're there, she'll be able to take you along.
Also I was able to spend a day at the teaching hospital and went on ward rounds with a clinical
pharmacists. He is pretty eager to take students along, so also you can ask Klara to ask Mr. Anane
whether it would be possible for him to take you on some ward rounds.
I actually travelled like every weekend and it is very easy to do so. You should bring a travel guide for
maps though. For the most part I travelled with other Germany that I met at the hospital, but Prince,
a Ghanaian pharmacy student, also went along on one trip. Travelling with Ghanaians has both
advantages and disadvantages, but I'm sure you'll be able to sort it out.
I can really recommend visiting the northern parts of Ghana, I just loved it there!
2.Mail
I also lodged in a hostel, Klara took care of that for me.
For the trip from Accra to Kumasi, I took the bus. There is no need for a reservation. You just take a
taxi for around 10-15 Cedi to the VIP Bus station and then ask for the buses to Kumasi. If it's not too
late in the day (which I recommend, as driving by night can be very dangerous) you'll be on the bus
within a few hours of waiting time. The bus generally leaves when it is full.
There are more affordable options but for your first trip by bus, I would recommend this one if you're
not too adventorous.
Living expenses are very cheap, once you're there. I don't know how much you'll eat and where, but
on the streets the food costs next to nothing, only about 1-2 Euros per meal. In resterauants it is
more like 3-4 Euros. In the morning I usually ate bread. For trips, it really depends on what kind of
accomondation you prefer. For example, you can lodge for as little as 3-4 Euros a night, but there are
most always options ranging up to 20€ if you prefer a more comfortable stay. I usually spent around
60-80 Euros per weekendtrip. But that includes a lot of activities. Also your way of getting around is
crucial. Buses and trotros have very fair prices, taxi drivers most always try to rip you off. I would
recommend getting a travel guide for Ghana (I had the Bradt travel guide), if you plan on travelling a
lot.
I hope that helped somehow!
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