Thema5 Ansätze zur Bewertung von Zinsoptonen Michael Blüthmann Farid Najem Ina Kahle Patrik Gohse Josip Mamic Cristina Emil-Sattarov 1 Ansätze zur Bewertung von Zinsoptionen (ZO) A. B. Einführung in die Problematik II. Rendelmann.Bartter-Modell 1. 1. Grundidee 2. Darstellung des Modells anhand eines Beispiels 3. Kretik Arten von Zinsoptionen Modelle zur Bewertung von Zinsoptionen 1. 2. Anforderungen an ein Klassifikation der Bewertungsmodelle Bewertungsmodell (Farid Najem 20min) (Josip Mamic 20min) III. Hull-White-Modell 1990 1. Grundidee 2. Darstellung des Modells anhand eines Beispiels (Patrik Gohse 20min) IV. Hull-White-Modell 1990 1. Grundidee 2. Darstellung des Modells anhand eines Beispiels 3. Kritik (Cristina Emil-Sattarov 20min) C. Ausgewählte Modelle zur Bewertung von Zinsoptionen V. Heath-Jarrow.Morton 1. 1. Grundidee 2. Darstellung des Modells anhand eines Beispiels 3. Kritik (Michael Büthmann 20min) I. kl. Modelle zur Bewertung v. Option 1. 2. 3. 4. Binomial modell Black-Scholes-Modell Black-Modell Eignung kl. Modelle zur Bew. von ZO (Ina Kahle 20min) 2 A. Einführung und Problematik Das Modell von Diamond(1984) Annahme: ex post Informationsasymmetrie Überwachung ( Monitoring ) oder spez. Vertragskonstruktion hohe Monitoringkosten Existenz eines Intermediäre ! Monitoring Anreizvertrag Unternehmer 1 Kapitalgeber 1 FinanzIntermediär Kapitalgeber m Unternehmer n Diversifikation durch Investition in mehrere Projekte Bankbetriebslehre, Thomas Hartmann-Wendels, Andreas Pfingsten, Martin Weber S.131 3 A.1. Arten von Zinsoptionen (Def. Option, Caps, Floors, Caplet, Auszahlung aus Caplet) • Zinsoptionen können auf verschiedene Produkte geschrieben werden, die in irgendeiner Weise mit Zinszahlungen verbunden sind. Beispiele: • • • • Anleihkurse Futures und Forwards Zinssätze Terminzinssätze 4 Option „Eine Option ist ein Vertrag zwischen zwei Marktteilnehmern, dabei hat, der Käufer einer Zinsoption .. gegen Zahlung einer Optionsprämie das Recht, nicht jedoch die Verpflichtung, festverzinsliche Wertpapiere zu einem im voraus vereinbarten Kurs innerhalb der Optionslaufzeit (amerikanische Option) oder zu einem vereinbarten Fälligkeitstermin (europäische Option) zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put).“ H. E. Büschgen, Das kleine Börsenlexikon, 21., erw. Aufl., Düsseldorf 1998, S. 986 f. 5 Option (1) • • • • Long Call = Kaufposition in ein Kaufoption Long Put = Kaufposition in ein Verkaufoption Short Call = Verkaufposition in ein Kaufoption Long Put = Verkaufposition in ein Kaufoption Optionen, Futures und andere Derivate, Hull, 4. Auflage S.12 Long Call Long Put Shot Call Short Put 6 Optionen 7 Option (1) Long Call: C = max ( S – E,0) Short Call: C = -max ( S – E,0) Long Put: P = max ( E-S, 0) Short Put: P = max ( E-S, 0) C = Wert der Kaufoption bei sofortiger Ausübung P = Wert der Verkaufsoption bei sofortiger Ausübung S = Marktpreis des Optionsgut E = Ausübungspreis des Optionsgut Peter Reißner, Zur analytischen Bewertung von Zinsoptionen 8 Zinsoptionen Caps und Floors Ein Cap ( engl. für Deckel, Kappe) ist die Vertragliche Zusicherung einer Zinsobergrenze (strike rate) bezogen auf einen vereinbarten nominellen Kapitalbetrag für einen vorher festgelegten Zeitraum. Übersteigt dabei der Referenzzinssätze zu den Zinsanpassungstermin die Strike rate, so zahlt der Cap-Verkäufer dem Käufer die Differenz zwischen Referenzzinssatz und Zinsobergrenze Ein Floor ist das Gegenstück zu einem Cap, also die vertragliche Vereinbarung einer Zinsuntergrenze, wodurch die verzinsliche Aktiva gegen mögliche Zinssenkungen abgesichert werden können. Der Verkäufer garantiert Ausgleichszahlungen, wenn der Referenzzinssatz die Strike rate unterschreitet. P. Reißner, Zur analytischen Bewertung von Zinsoptionen 9 Zinsoptionen Caps und Floors • Caps als Absicherung gegen steigende Zinssätze bei Verschuldung zu variablen Zinssätzen Caps: Kann man als Portfolio von Zinsoptionen verstehen. Caplet: Name der einzelnen Zinsoptionen des Portfolios Caprate: Der Zinssatz, der nicht überschritten werden dem abgesichert wird. • soll, zu Floors zur Absicherung gegen fallende Zinssätze bei Geldanlage zu variablen Zinssätzen Floors: Ebenfalls Portfolio von Optionen Floorlet: Einzelne Zinsoption aus dem Portfolio der Optionen Floorrate: Zinssatz, der nicht unterschritten werden soll 10 Caps als Portfolio aus Zinsoptionen Auszahlungen aus einem Caplet in der Periode tk+1: CAPtk+1 = L δk max(Rk – Rx, 0) Nominalbetrag: L δk = tk+1 – tk für alle tk ( Zinsanpassungstermine) mit k =1,2,…,n Caprate: Rx Zinssatz Rk Zahlenbeispiel: L= 10 Mio., δk = 0,25, Rx = 8%, Rk = 9% Caplet = 10.000.000 x 0,25 x max( 0,09 – 0,08, 0) = 25.000 11 Caps als Portfolio aus Anleiheoptionen CAPtk+1 L δk = Max (Rk – Rx ,0) 1 + Rk δk Durch einige umformungen ergibt sich folgende Formel: CAPtk+1 = max( L - Zinssätze fallen => Zinssätze steigen => L δk (1 – Rx ) 1 + Rk δk ) Diskontanleihepreise steigen Diskontanleihepreise fallen 12 Anforderungen an Bewertungsmodelle für ZO Zinsoptionen im Vergleich zum Aktienoptionen • Anleihen haben eine bekannte maximale Laufzeit und einen bestimmten Rückzahlungskurs. • Bei Aktien steigt die Unsicherheit über die zukünftige Kursentwicklung mit zunehmendem Zeithorizont. Bei Anleihen steigt die Unsicherheit zuerst an und sinkt nach der Hälfte der Laufzeit kontinuierlich auf Null wegen des sicheren Rückzahlungskurses (so genanntes Pull-To-Par-Phänomen). 13 Pull-to-Par 14 Anforderungen an Bewertungsmodelle für ZO Anforderungen aus den spezifische Eigenschaften von Anleihen • Annahmegemäß besteht kein Bonitätsrisiko, so dass Zinsänderungsrisiko das entscheidende Risiko darstellt. • Der Anleihewert besitzt eine zeitabhängige Obergrenze, wenn negative Zinssätze ausgeschlossen werden. Diese Obergrenze wird während der Laufzeit nicht überschritten und entspricht dem Rück-zahlungskurs zuzüglich den noch ausstehenden Kuponzahlungen. 15 Anforderungen an Bewertungsmodelle für ZO Generelle Anforderungen an ein Bewertungsmodell (1) Entwicklung der Bewertungsmodelle 3 Anwendungsbereich 1 Modelle für kurzfristig orientiertes Handeln von OTCund börsengehandelten ZO (Black) 2 Modelle für komplexer, möglicherweise längerlaufende Optionen 3 Management des gesamten Zinsrisikoposition eines Intermidiärs Nur Modelle : 1. Berücksichtigung der aktuell verfügbaren Markt-information 2. Konsitente Modellierung der Dynamik der Zinsstrukturkurve 16 Anforderungen an Bewertungsmodelle für ZO Generelle Anforderungen an ein Bewertungsmodell (2) • Die geschätzten Anleihewerte sollten mit den am Markt beobachteten Anleihekursen übereinstimmen. • Das Modell sollte negative Zinssätze vermeiden, da ansonsten eine negative Rendite zugelassen wird. Diese Anforderung impliziert gleichzeitig, dass die Kurse eine bestimmte Obergrenze nicht überschreiten. • Das Pull-To-Par Phänomen sollte berücksichtigt werden, das heißt, dass in dem Modell nicht von einer konstanten Kursvolatilität ausgegangen werden darf. 17 Generelle Anforderungen an ein Bewertungsmodell (3) • In dem Modell ist die sogenannte Mean-Reversion-Eigenschaft von Zinssätzen zu berücksichtigen. Unter Mean-Reversion versteht man diejenige Eigenschaft von Zinssätzen, die darin besteht, dass eine Zugkraft den Zins in die Richtung seines langfristigen Niveaus zwingt. Durch Einbeziehung dieser Eigenschaft in das Modell wird eine verhältnismäßig realistische Abbildung der Zinsentwicklung erzielt. 18 19 Generelle Anforderungen an ein Bewertungsmodell (4) • Einfache Handhabbarkeit und eine geringe Anzahl der zu Parameter sprechen für ein Modell. schätzenden Ein Modell mit einem stochastischen Prozeß des Zinssatzes, der einem Markov-Prozeß folgt, ist einfacherund weniger aufwendig zu handhaben als ein Modell, in dem kein Markov-Prozeß angenommen werden kann. Für den interessierenden zukünftigen Verlauf der Variable braucht nur der aktuelle Wert herangezogen werden, da alle notwendigen Informationen aus der Vergangenheit in eben diesem Wert enthalten sind. 20 Generelle Anforderungen an ein Bewertungsmodell (5) Bei der Bewertung von Aktienoptionen ist es sinnvoll zu unterstellen, dass die Aktienkursrendite und die alternativ erzielbare Rendite sich grundsätzlich unabhängig voneinander entwickeln. Bei der Bewertung von Zinsoptionen müssen Anleiherendite und die alternativ erzielbare Rendite insoweit miteinander verträglich sein, daß sie keinen negativen Terminzinssatz für die Zeitspanne vom Ende der Optionsfrist bis zur Fälligkeit der Anleihe zur Folge haben. 21 Klassifikation der Bewertungsmodelle Modelle mit partielle Informationen Black Faktormodelle Kursmodelle (Rendleman/Bartter) Modelle mit vollständige Information Inversionsmodelle (Hull/White) Modellübersicht Bühler/Uhrig/Walter/Weber 1998 S. 51 Evolutionsmodelle (Heath/Jarrow/Morton) 22 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Gliederung 1.) 2.) 3.) 4.) 5.) Wertgrenzen von Optionen Binomialmodelle Black-Scholes-Modell Black-Modell Eignung klassischer Modelle zur Bewertung Zinsoptionen Darstellung in Anlehnung an Jurgeit von 23 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Annahmen • Arbitragefreie Märkte • Es werden Aktien, Anleihen, sowie europäische und amerikanische Optionen gehandelt • Alle Geschäfte in Aktien und Anleihen sind sofort zu erfüllen • Es werden keine Steuern, Transaktionskosten, Informationskosten und keine Kosten finanzieller Anspannung erhoben • Finanztitel sind beliebig teilbar • Es besteht freier Marktzugang für alle Teilnehmer 24 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Annahmen (2) • • • • Der Staat stellt keine Restriktionen für die Preisbildung Individuen handeln risikotolerant und nutzenmaximierend Leerverkäufe sind uneingeschränkt zulässig Kauf und Verkauf risikofreier Titel können in unbeschränktem Umfang erfolgen • Der Anlagezinssatz ist positiv und konstant • Es wird von nur einer Währung und Geldwertstabilität ausgegangen • Keine Ausschüttungen an die Aktionäre 25 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Risikoneutrale Welt f und g seien Preise beliebiger Titel in einer Welt mit der Risikoprämie λ (λ ≠ 0) und φ sein deren Quotient (φ = f/g). Es läßt sich mit dem Lemma von Ito zeigen, dass die Volatilität von g (σg)gleich der Risikoprämie in Bezug auf das Preisverhältnis φ ist. Wird g nun so gewählt, dass σg gleich Null ist, so kann eine risikofreie Welt geschaffen werden. 26 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Annahmen (3) Duplikationsstrategie: • Optionen können durch eine geeignete Kombination aus Aktienanteilen und Teilen risikoloser Anleihen abgebildet werden. • Portefeuille aus (Kauf-) Optionen, Aktien und risikolosen Anlagen mit sicherem Entwert Null kann erstellt werden. • Gegenwärtiger Wert dieses Portefeuilles muss auch Null betragen (Arbitragemöglichkeiten sind annahmegemäß ausgeschlossen). 27 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Wertebereich einer Kaufoption • Der Optionswert kann nicht negativ werden • Er liegt über dem jeweiligen Aktienkurs abzüglich des diskontierten Basispreises und übersteigt den aktuellen Aktienkurs nicht St ≥ Ct ≥ max (0 ; St - Kr-τ) • nach Ablauf der Optionsfrist: CT = max {0 ; ST - K} 28 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Wertebereich einer Verkaufsoption • Der Optionswert kann nicht negativ werden • Er liegt über dem (diskontierten) Basispreis abzüglich des jeweiligen Aktienkurses und übersteigt den (diskontierten) Basispreis nicht. Kr -τ ≥ Pt ≥ max (0 ; Kr -τ - St) • Nach Ablauf der Optionsfrist: PT = max {0 ; K - ST} 29 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Binomial-Modell: Annahmen (4) • Alle Marktteilnehmer haben homogene Erwartungen hinsichtlich des zukünftigen Aktienkursverlaufs, der einem multiplikativen Binomialprozess mit den konstanten Parametern u und d folgt. Der Handel von Finanztiteln erfolgt zu diskreten und äquidistanten Zeitpunkten. 30 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Binomialbaum • Ct = { q Cu + ( 1 – q) Cd } / r mit und q = r – d / u –d 1–q=u–r/u–d 31 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Herleitung Binomial-Bewertungsformel Duplikationsstrategie: 0 = Ct – S t h – x t / r ⇔ C t = S t h – xt / r Cu = u Stht + rxt / r Cd = d Stht + rxt / r 32 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Mehrperiodiges Modell Eigene Quelle Ct = St B(g, n, q´) – Kr -n B(g, n, q) mit q = (r – d)/(u – d) und q´= qu / r 33 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Black-Scholes-Modell Annahmen: • Alle Marktteilnehmer haben homogene Erwartungen hinsichtlich des zukünftigen Aktienkursverlaufs, der einem Itô-Prozess mit konstanter Standardabweichung der Aktienrendite pro Periode entspricht. Der Handel von Finanztiteln erfolgt kontinuierlich. • Es gelten weiterhin die Annahmen von Folie 24 - 27 34 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Black-Scholes-Modell: Herleitung n⇒∝ Ct = St B (g, n, q´) – Kr - (τ / n)n B (g, n, q) mit q = (rτ / n – d)/(u – d) und q´= qu / r τ /n B( g, n, q) ⇒ N (d2) und B(g, n, q´) ⇒ N (d1) Ct = St N(d1) – Kr-τ N(d2) di − x2 2 1 N(di ) = ∫ ( )e mit 2π −∞ St ln( −τ ) 1 Kr + σ τ d1 = und 2 σ τ für i = 1, 2 d 2 = d1 − σ τ 35 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Beispielrechnung St = 90 K = 80 r = 1,06 τ=3 σ =0,2 90 ln( ) 3 1 80 ⋅1,06 + ⋅ 0,2 ⋅ 3 = 0,0086 d1 = 2 0,2 ⋅ 3 d2 = 0,0086 – 0,2 ⋅ 3 = - 0,338 Ct = 90 x N (0,0086) + 80 x 1,06 3 x N (-0,338) = 9,679 36 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Ableitung nach einzelnen Faktoren Einfluss von Aktienkursänderungen: ∂Ct = N (d1 ) > 0 ∂St Einfluss der Standardabweichung: ∂Ct ' = St τ N (d1 ) > 0 ∂σ 37 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Ableitung nach einzelnen Faktoren (2) Einfluss des Basispreises: ∂Ct −τ = −r ⋅ N (d 2 ) < 0 ∂K Einfluss der Restlaufzeit: ∂Ct Stσ = ∂τ 2 τ ' −τ N ( d ) + Kr (ln r ) N (d 2 ) > 0 1 38 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Black‘s Modell • Unterschied zum Black-Scholes-Modell: Option wird auf Forward-Preis des Underlyings geschrieben • Anwendungsbereich: Optionslaufzeit ist signifikant lang gegenüber der Bondlaufzeit 39 Klassische Modelle zur Bewertung von Optionen Eignung zur Bewertung von Zinsoptionen • Aufgabe: Bewertung von Aktienoptionen ⇒Es werden keine Annahmen über den Zufallspfad des Zinssatzes gemacht ⇒Zinskurven ähneln den Kursverläufen von Aktienkursen (→ sehr unrealistisch) • Klassische Modelle sind die Grundlage der weiterentwickelten Modelle zur Bewertung von Zinsoptionen, sind selbst für deren Bewertung aber ungeeignet. 40 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Einleitung • Stochastische Prozesse • Ein-Faktor-Modelle • Modellbeschreibung – Zinsbaum berechnen – Anleihepreise bestimmen – Optionswerte ermitteln • Kritik – Mean Reversion – Implizite Zinsstrukturkurve 41 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Stochastische Prozess • Zeitablauf – Diskret – Kontinuierlich • Variablen – Diskret – Kontinuierlich • Markov-Eigenschaft – Realisation des Prozesses ist in beliebigen Zeitpunkten s und t unabhängig – „Kein Gedächtnis“ – Konsistent mit schwacher Informationseffizienz von Kapitalmärkten 42 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Beispiel für Zeitkontinuierliche Stochastische Prozesse • Wertänderung Φ(0,1) – wobei Φ(µ,σ) normalverteilt ist • Summe von Normalverteilungen 43 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Wiener Prozess Eigenschaft 1: Die Veränderung ∆z während einer kurzen Zeitperiode ∆t ist ∆z = ε ∆t Mittelwert: ∆z = 0 Varianz: ∆z = ∆t Standardabweichung : ∆z = ∆t Eigenschaft 2: Die Werte ∆z für zwei verschiedene kurzfristige Zeitintervalle sind unabhängig. z folgt einem Markov-Prozess 44 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Wiener Prozess – Übergang zur stetigen Verteilung ∆t → dt Quelle: Hull, S. 317 45 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Verallgemeinerung des Wiener Prozesses Allgemeiner Wiener Prozess: dx = a dt + b dz Driftrate: Variabilität: dx = a dt dx = b dz → dx/dt = a → x =x 0 + a t Driftrate von a je ZE Rauschen ist b mal so hoch wie bei einem Wiener Prozess 46 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Grafische Darstellung des allgemeinen Wiener Prozesses Quelle: Hull, S. 320 47 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Einordnung des Rendleman-Bartter-Modells Modelle mit partielle Informationen Faktormodelle Kursmodelle (Rendleman-Bartter) Modelle mit vollständige Information Inversionsmodelle (Hull/White) Quelle: Bühler/Uhrig/Walter/Weber 1998, S. 51 Evolutionsmodelle (Heath/Jarrow/Morton) 48 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Einordnung des Rendleman-Bartter-Modells (2) Ein-Faktor-Gleichgewichts Modelle: dr = m(r) dt + s(r) dz → dz = ε ∆t • Vasicek Modell (1977) dr = a (b - r) dt + σ dz • Rendleman/Bartter Modell (1980) dr = µr dt + σ r dz • Cox, Ingersoll, and Ross Modell (1985) dr = a (b - r) dt + σ r dz 49 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Annahmen des Modells • Wertpapiermarkt ist effizient – Erwartungswerte für Wertpapiere mit gleichem Risiko sind identisch • Risikoneutralität – Der Erwartungswert der kurzfristigen Zinsentwicklung entspricht der erwarteten Drift • Zinssatz verhält sich wie eine Aktie – Driftrate ist konstant – Zeitunabhängige und konstante Volatilität 50 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Zinsbaum berechnen • Werte für µ und σ müssen vorgegeben werden • Binomialbaum • Ermittlung der Multiplikatoren u und d: u=e σ ∆t d =e −σ ∆t 1 ⇒d = u Beispiel: u=1,2214, d=0,8187 • Man definiert i = Anzahl der Perioden t und j = Anzahl der Perioden t, in denen r steigt und erhält so: rij = r ⋅ u j ⋅ d i − j 51 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Zinsbaum [in %] r32 = 6% ⋅1,2214 2 ⋅ 0,8187 3− 2 r10 = 6% ⋅1,22140 ⋅ 0,81871−0 Eigene Quelle 52 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Bestimmung der Anleihepreise • Preis der Anleihe zum Rückzahlungszeitpunkt bekannt • Preise werden aus Folgeperioden zurückgerechnet Si j = e − rij ⋅∆t [ p ⋅ S i +1, j +1 + (1 − p ) ⋅ S i +1, j + Kupon ] • Rolling-Back-Through-The-Tree-Methode Eigene Quelle 53 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Bestimmung der Eintrittswahrscheinlichkeiten • Annahme der risikoneutralen Welt • Erwartungswert der kurzfristigen Zinsentwicklung muss der erwarteten Drift entsprechen Daraus folgt: e µ ⋅∆t e µ ⋅∆t − d = p ⋅ u + (1 − p ) ⋅ d ⇔ p = u−d Beispiel: e 0,1⋅ 1 − 0,8187 p= = 0,7114 ⇒ (1 − p ) = 0,2886 1,2214 − 0,8187 54 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Anleihepreise [in €] S 43 = e −0, 089509⋅1[0,7114 ⋅100 + 0,2886 ⋅100] S 21 = e −0 , 06⋅1[0,7114 ⋅ 85,71 + 0,2886 ⋅ 90,18] Eigene Quelle 55 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Ermittlung der Optionswerte In der Periode der Fälligkeit kann der Wert der Option wie folgt bestimmt werden: Cij = max[ S ij − Ausübungsp reis ,0] Für die übrigen Knoten muss wieder die Rolling-BackThrough-The-Tree-Methode angewandt werden: Cij = e − rij ⋅∆t [ p ⋅ Ci +1, j +1 + (1 − p) ⋅ Ci +1, j ] Cij = max[Sij − Ausübungspreis, e − rij ⋅∆t ( p ⋅ Ci +1, j +1 + (1 − p ) ⋅ Ci +1, j )] 56 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Optionswerte [in €] C32 = max (85,71 – 80, 0) C10 = e −0 , 041922 [0,7114 ⋅ 6,59 + 0,2886 ⋅10,65] Eigene Quelle 57 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Kritik – Mean Reversion • Zinssatz verhält sich nicht wie ein Aktienkurs – Keine Berücksichtigung von Mean-Reversion Quelle: Hull, S. 566 58 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Kritik - Zinsstrukturkurven Zinsstrukturkurve beschreibt die Abhängigkeit der Rendite festverzinslicher Wertpapiere von der Restlaufzeit der Anleihe zu einem bestimmten Stichtag. Eigene Quelle 59 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Bestimmung Erwartungswerte des kurzfristigen Zinssatzes p32 = 0,5061 ⋅ 0,2886 + 0,4106 ⋅ 0,7114 Eigene Quelle 60 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Bestimmung der impliziten Zinskurve Erwartungswerte des kurzfristigen Zinssatzes: t 0 1 2 3 4 E(r) 6,0000% 6,6311% 7,3286% 8,0995% 8,9514% Eigene Quelle Gegenüberstellung der Zinsstrukturkurven: t 1 2 3 4 5 R(R-B) 6,0000% 6,3077% 6,6311% 6,9711% 7,3286% R(Markt) 6,00% 6,50% 7,00% 7,25% 7,50% Eigene Quelle 61 Rendleman-Bartter-Modell (1980) Vergleich mit der gegebenen Zinsstrukturkurve • Zinsstrukturkurve ist ein Input in diesem Modell • Wird modellendogen bestimmt Eigene Quelle 62 Hull-White-Modell 1990 Gliederung • Modellannahmen • Darstellung des Modells – Numerische Darstellung – Analytische Darstellung • Kritische Würdigung 63 Hull-White-Modell 1990 Modell • Arbitragefreies Modell, bei dem die aktuelle Zinsstruktur ein Input ist • Drift ist eine Funktion der Zeit, d.h. sie ändert sich in jeder Periode • Modellfunktion: dr = a[b − r ]dt + σdz • a, b und σ sind Konstanten • r strebt gegen ein konstantes Durchschnittsniveau b mit der konstanten Driftrate a in jedem Zeitpunkt t zurück. 64 Hull-White-Modell 1990 Beispiel • • • • • • • Reversionsgeschwindigkeit a = 0,1 Reversionsniveau b = 0,2 Varianz σ = 0,014 Kurzfristiger Zinssatz r = 6% Periodenlänge ∆t = 1 Nennwert 100€ , Laufzeit T = 5 Jahre Optionslaufzeit 3 Jahre, Ausübungspreis 80€ 65 Hull-White-Modell 1990 Trinomialbaum Numerische Berechnung – Zeitdiskrete Entwicklung des kurzfristigen Zinssatzes r wird mit einem Trinomialbaum dargestellt. – Verästelungsmöglichkeiten in einem Trinomialbaum: j+1 j j+2 j j j+1 j-1 j j-2 j j j-1 a) k=j Eigene Quelle b) k = j-1 c) k = j+1 66 Hull-White-Modell 1990 Trinomialbaum (2) In jedem Knoten verzweigen sich drei Pfeile nach obigen Verästelungsmuster. Standard ist Verzweigung a) Bei zu niedrigem bzw. zu hohem Zins verglichen zu seinem langfristigen Durchschnittsniveau wird das Muster b) bzw. c) verwendet Dieser Ansatz ermöglicht die Berücksichtigung der Mean Reversion 67 Hull-White-Modell 1990 Zinsbaum Berechnung • Der Zinssatz an einem Knoten wird mit folgender Formel berechnet: r j = r0 + j∆r • Wobei j, je nach Verästelungsmuster, nur ganzzahlige Werte von -2 bis +2 annehmen kann. • Die Wahrscheinlichkeiten kennzeichnen wir als: pu für den oberen Pfeil pm für den mittleren Pfeil pd für den unteren Pfeil 68 Hull-White-Modell 1990 Zinssatzveränderung Nach Hull und White wird die optimale Zinssatzveränderung ∆r mit folgender Formel berechnet: ∆r = σ 3∆t In unserem Beispiel beträgt ∆r: ∆r = 0,014 3 ⋅1 = 0,0242 69 Hull-White-Modell 1990 Driftniveau Um die zukünftigen Zinssätze rij berechnen zu können müssen wir wissen in welcher Verästelung wir uns befinden. Dazu muss erst die Driftrate berechnet werden: µi , j = [a (b − rij )∆t ] Für unser Beispiel ergibt sich: µ 2,1 = 0,1(0,2 − 0,0843)1 = 0,0116 70 Hull-White-Modell 1990 Verästelungsprozess • Liegt die Driftrate µ zwischen: (–r/2 und +r/2) liegt die Verästelung a) vor. (+r/2 und +3r/2) liegt die Verästelung b) vor. (3r/2 und -r/2) liegt die Verästelung c) vor. • Für unser Beispiel ergibt sich: (-0,012 ; +0,012) für a) (+0,012 ; +0,036) für b) (-0,036 ; -0,012) für c) 71 Hull-White-Modell 1990 Verästelungsprozess (2) • Die Driftrate µ2,1 in unserem Beispiel liegt zwischen (-0,012 < 0,0116 < 0,012 ), deshalb gilt für diesen Knoten die Verästelung a). • Berechnung der Zinssätze je nach Verästelungsmethode mit r j = r0 + j∆r für unser Beispiel ergibt sich: r3,2 = 0,0842 + 1*0,0242 = 0,1084 72 Hull-White-Modell 1990 Wahrscheinlichkeiten Berechnung Um die zugehörigen Wahrscheinlichkeiten der jeweiligen Knoten zu berechnen müssen folgende Annahmen erfüllt sein: pj,k-1(k-1)∆r + pj,kk∆r + pj,k+1(k+1)∆r = E(r) pj,k-1(k-1) 2∆r2 + pj,kk2∆r2 + pj,k+1(k+1) 2∆r2 =σ2∆t + E(r)2 pj,k-1 + pj,k + pj,k+1 = 1 73 Hull-White-Modell 1990 Wahrscheinlichkeiten Berechnung (2) • Die Wahrscheinlichkeiten können mit folgenden Formeln berechnet werden: pu = σ 2∆t 2∆r 2 pm = 1 − pd = mit: σ 2∆t 2∆r 2 + η 2 2∆r 2 σ 2∆t ∆r + 2 η − 2 2∆r 2 η + 2∆r η2 ∆r 2 − η 2∆r η = µ i , j ∆t + ( j − k ) ∆r 74 Hull-White-Modell 1990 Wahrscheinlichkeiten Berechnung (3) Für Knoten (2,1) ergeben sich folgende Rechnungen: η = 0,0116 *1 + (1 − 1)0,0242 = 0,0116 0,014 2 *1 0,0116 2 0,0116 pu = + + = 0,519 2 * 0,0242 2 2 * 0,0242 2 2 * 0,0242 pm 0 , 014 2 * 1 0 , 0116 = 1− − 0 , 0242 2 0 , 0242 2 2 = 0 , 438 0,014 2 *1 0,0116 2 0,0116 pd = + − = 0,042 2 2 2 * 0,0242 2 * 0,0242 2 * 0,0242 75 Hull-White-Modell 1990 Wahrscheinlichkeitsbaum Eigene Quelle 76 Hull-White-Modell 1990 Berechnung der Anleihepreise Bei Fälligkeit ist der Wert der Anleihe gleich der Höhe der Rückzahlung. In unserem Bsp.: Fälligkeit T = 5, Wert 100€ Analog zum Rendleman-Bartter Modell werden mit der Rolling-Back-Through-the-Tree-Methode ausgehend von der obigen sichern Auszahlung die Preise der Anleihe in den zurückliegenden Perioden mit folgender Formel berechnet: 77 Hull-White-Modell 1990 Berechnung der Anleihepreise (2) S i, j = e − rij ∆t [p k +1 S i +1,k +1 + p k S i +1,k + p k −1 S i +1,k −1 ] d.h. die Anleihepreise in T-1 werden durch Gewichtung der Werte in t mit ihren jeweils zugehörigen Wahrscheinlichkeiten in t-1mit dem erwarteten Zinssatz rij diskontiert. Beispiel für S2,1: S ( 2,1) = e −0,842 *1[0,519 * 79,768 + 0,4388 * 83,529 + 0,042 * 87,468] = 75,137 78 Hull-White-Modell 1990 Anleihenbaum Eigene Quelle 79 Hull-White-Modell 1990 Berechnung der Optionswerte • Berechnung der Optionspreise analog zu RendlemanBartter, mit dem Unterschied wie bei der Anleihenberechnung, dass hier mit drei Werten gewichtet wird. [ Cij = max Sij − K ; e − rij ∆t ( p j , j −1Ci +1, j -1 + p j , j Ci +1, j + p j , j +1Ci +1, j+1 ) ] • Beispiel für C(2,1): [ ] C( 2,1) = max 75,137 − 80; e −0,0842*1 (0,519 * 0 + 0,438 * 3,529 + 0,042 * 7,468) = 1,711 80 Hull-White-Modell 1990 Optionsbaum Eigene Quelle 81 Hull-White-Modell 1990 Analytische Berechnung • Analytische Berechnung der Anleihenwerte: −rij*B(t,T) P(t,T) = A(t,T)e 1 − e − a (T − t ) B (t , T ) = a ( B(t , T ) − T + t )(a 2b − σ 2 / 2) σ 2 B(t , T )2 − A(t, T ) = e 2 a a 4 82 Hull-White-Modell 1990 Berechnung • Rechnung für Knoten (2,1): 1 − e − 0 ,1 ( 5 − 2 ) B ( 2 ,5 ) = = 2 , 5918 0 ,1 (2,5918− 5 + 2)(0,12 * 0,2 − 0,0142 / 2) 0,0142 * 2,59182 A(2,5) = e − = 0,9223 2 0,1 4 * 0,1 P ( 2,5) = 100 * 0,9223 * e −0 , 0842 *2 , 5918 = 74 ,14 83 Hull-White-Modell 1990 Anleihenbaum-analytische Berechnung Eigene Quelle 84 Hull-White-Modell 1990 Optionsbaum • Optionswerte werden analog zur numerischen Berechnung ermittelt: Eigene Quelle 85 Hull-White-Modell 1990 Analytische Berechnung mit bekannter Zinsstrukturkurve P(3,5) = 100 * 0,9635 * e −0, 07*1,8127 = 84,868 C (3) = max( 0;84,868 − 80 ) = 4,868 C (0) = 4,868 * e −0,07*3 = 3,946 86 Hull-White-Modell 1990 Implizite Zinsstrukturkurve • Die implizite Zinsstrukturkurve wird ermittelt indem wir die Wahrscheinlichkeiten an den einzelnen Knoten bestimmen und anschließend das geometrische Mittel der Erwartungswerte des kurzfristigen Zinssatzes ermitteln. 87 Hull-White-Modell 1990 Berechnung der implizite Zinsstrukturkurve • Beispiel für die Wahrscheinlichkeit am Knoten (2,1): Knoten( 2,1) = (0,4579 * 0,4388) + (0,4966 * 0,4880) + (0,0455 * 0,0574) = 0,4458 • Beispiel für den Erwartungswert des Zinssatzes für Periode 2: E ( r 2) = (0,26 * 0,1085 ) + (0,4458 * 0,08425 ) + (0,2769 * 0,06) + (0,01729 * 0,03575 ) = 0,083 • Berechnung der impliziten Zinsstrukturkurve: Rt = n (E (rt ) + 1)* (Rt −1 + 1) n −1 R1 = (0,083 + 1) * (0,07 + 1) 2 2 −1 = 0,0765 88 Hull-White-Modell 1990 Berechnung der implizite Zinsstrukturkurve (2) Eigene Quelle 89 Hull-White-Modell 1990 Kritik • Durch Einführung eines zweiten zeitabhängig formulierten Parameters ist die gleichzeitige Anpassung des Modells an die aktuelle Zinsstruktur und an eine vorgegebene Volatilitätsstruktur möglich • Berücksichtigt Mean Reversion, da Drift nicht konstant • Berücksichtigt Pull-to-Par • Negative Zinsen möglich 90 Hull-White-Modell 1990 Kritik (2) • Einbeziehung der am Markt beobachteten Werte als Startwerte und damit endogene Ermittlung der impliziten Zinsstrukturkurve. Trotzdem stimmt die implizite nicht mit der beobachtbaren Zinsstrukturkurve über den ganzen Zeitverlauf überein. 91 Hull-White-Modell 1993 Gliederung • • • • Modell Analytische Berechnung Numerische Berechnung Kritik 92 Hull-White-Modell 1993 Modell Hull-White (1990) dr = a(b-r)dt +σ dz Hull-White (1993) dr = (θ (t) - ar)dt + σ dz 93 Hull-White-Modell 1993 Modell Hull-White (1990) dr = a(b-r)dt +σ dz Hull-White (1993) dr = (θ (t) - ar)dt + σ dz dr = a(θ (t)/a - r)dt + σ dz 94 Hull-White-Modell 1993 Modell Hull-White (1990) dr = a(b-r)dt +σ dz Hull-White (1993) dr = (θ (t) - ar)dt + σ dz dr = a(θ (t)/a - r)dt + σ dz 95 Hull-White-Modell 1993 Modell Hull-White (1990) dr = a(b-r)dt +σ dz konstantes Durchschnittsniveau Hull-White (1993) dr = (θ (t) - ar)dt + σ dz dr = a(θ (t)/a - r)dt + σ dz zeitabhängiges Durchschnittsniveau 96 Hull-White-Modell 1993 Modell Weitere Variablen: 1. R(t) = der Zinssatz im t für die Periode ∆ t dR = (θ (t) - aR)dt + σ dz 2. R*(t) dR* = -aR*dt + σ dz 97 Hull-White-Modell 1993 Analytische Berechnung P(t,T) = A(t,T)exp(-r(t)B(t,T)) B (t , T ) = (1 − exp (− a (T − t ) )) / a ln A(t , T ) = ln ∂ ln P(0, t ) 1 P(0, T ) 2 − B (t , T ) − 3 σ 2 (exp( − aT ) − exp( −at ) ) (exp( 2at ) − 1) P(0, t ) ∂t 4a => 100P(3,5) = 100*0,9749*exp(-0,07*1,8127) = 85,8745€ => C(3) = 85,8745 - 80 = 5,8745€ => C(0) = 5,8745*exp(-0,07*3) = 4,7618€ 98 Hull-White-Modell 1993 Numerische Berechnung 2 Schritte: 1. Zinsbaum für R* 2. Zinsbaum für R 99 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum 1. 1 2 3 4 t 5 100 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum 1. R* 2∆ R ∆R 0 -∆ R -2∆ R 1 2 3 4 t 5 101 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum R* 2∆ R 1. ∆R = σ 3∆t ∆R 0 -∆ R -2∆ R 1 2 3 4 t 5 102 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum R* 2∆ R 1. ∆R = σ 3∆t ∆R = 0,014 * 3 ∆R 0 -∆ R -2∆ R 1 2 3 4 t 5 103 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum R* 2∆ R 1. ∆R = σ 3∆t ∆R = 0,014 * 3 ∆R ∆R = 2,42% 0 -∆ R -2∆ R 1 2 3 4 t 5 104 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum R* 1. (2,2) 2∆ R ∆R 0 -∆ R -2∆ R 1 2 3 4 t 5 105 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum R* 1. (2,2) 2∆ R ∆R 0 (3,-1) -∆ R -2∆ R 1 2 3 4 t 5 106 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum R* 1. (2,2) 2∆ R (1,1) ∆R 0 (1,0) (2,1) (2,0) (3,2) (3,1) (3,0) (4,2) (5,2) (4,1) (5,1) (4,0) (5,0) (0,0) (1,-1) -∆ R -2∆ R (2,-1) (2,-2) 1 2 (3,-1) (3,-2) 3 (4,-1) (4,-2) 4 (5,-1) (5,-2) t 5 107 Hull-White-Modell 1993 Verzweigung R* 1. (2,2) 2∆ R (1,1) ∆R 0 (1,0) (2,1) (2,0) (3,2) (3,1) (3,0) (4,2) (5,2) (4,1) (5,1) (4,0) (5,0) (0,0) (1,-1) -∆ R -2∆ R (2,-1) (2,-2) 1 2 (3,-1) (3,-2) 3 (4,-1) (4,-2) 4 (5,-1) (5,-2) t 5 108 Hull-White-Modell 1993 Verzweigung R* 1. (2,2) 2∆ R (1,1) ∆R 0 (1,0) (2,1) (2,0) (3,2) (3,1) (3,0) (4,2) (5,2) (4,1) (5,1) (4,0) (5,0) (0,0) (1,-1) -∆ R -2∆ R (2,-1) (2,-2) 1 2 (3,-1) (3,-2) 3 (4,-1) (4,-2) 4 (5,-1) (5,-2) t 5 109 Hull-White-Modell 1993 Verzweigung 1. R* (2,2) 2∆ R (1,1) ∆R 0 (2,1) (3,2) (3,1) (4,2) (4,1) (5,2) jmax ist der kleinste (5,1) ganze Zahl größer (1,0) (2,0) (3,0) (4,0) (0,0) (1,-1) -∆ R -2∆ R (2,-1) (2,-2) 1 2 (3,-1) (3,-2) 3 (4,-1) (4,-2) 4 (5,0) als 0,184/(a∆t) (5,-1) (5,-2) t 5 110 Hull-White-Modell 1993 Verzweigung R* 1. (2,2) 2∆ R (1,1) ∆R 0 (1,0) (2,1) (2,0) (3,2) (3,1) (3,0) (4,2) (5,2) (4,1) jmax =(5,1)2 (4,0) (5,0) (0,0) (1,-1) -∆ R -2∆ R (2,-1) (2,-2) 1 2 (3,-1) (3,-2) 3 (4,-1) (4,-2) 4 (5,-1) (5,-2) t 5 111 Hull-White-Modell 1993 Verzweigung R* 1. (2,2) 2∆ R (1,1) ∆R 0 (1,0) (2,1) (2,0) (3,2) (3,1) (3,0) (4,2) (5,2) (4,1) jmax =(5,1)2 (4,0) (5,0) (0,0) (1,-1) -∆ R (2,-1) (3,-1) (4,-1) (5,-1) jmin = -2 -2∆ R (2,-2) 1 2 (3,-2) 3 (4,-2) 4 (5,-2) t 5 112 Hull-White-Modell 1993 Verzweigung 1. (2,2) (1,1) (1,0) (2,1) (2,0) (3,2) (3,1) (3,0) (4,2) (5,2) (4,1) (5,1) (4,0) (5,0) (0,0) (1,-1) (2,-1) (2,-2) (3,-1) (3,-2) (4,-1) (4,-2) (5,-1) (5,-2) 113 Hull-White-Modell 1993 Wahrscheinlichkeiten Berechnung (2,2) (3,2) (4,2) (5,2) 1. (1,1) (1,0) (2,1) (2,0) (0,0) (1,-1) (2,-1) (2,-2) dR* = -adR*dt + σ dz (3,1) (4,1) (4,0) (3,0) (5,1) (5,0) E [∆R *] = −aR * ∆t 2 (3,-1) ])2 = σ 2 ∆t *] = E ∆R *(4,-1) − (E [∆R *(5,-1) Var[∆R p + p + p =1 u m o [ (3,-2) ] (4,-2) (5,-2) 114 Hull-White-Modell 1993 Wahrscheinlichkeiten Berechnung (2,2) (3,2) (4,2) (5,2) 1. (1,1) (1,0) (2,1) (2,0) (0,0) (1,-1) (2,-1) (2,-2) dR* = -adR*dt + σ dz (3,1) (4,1) (4,0) (3,0) (5,1) (5,0) E [∆R *] = −aR * ∆t 2 (3,-1) ])2 = σ 2 ∆t *] = E ∆R *(4,-1) − (E [∆R *(5,-1) Var[∆R p + p + p =1 u m o [ (3,-2) ] (4,-2) (5,-2) E[∆R*] = po∆R + pm*0 + pu(-∆R) = po∆R - pu∆R 115 Hull-White-Modell 1993 Wahrscheinlichkeiten Berechnung (2,2) (3,2) (4,2) (5,2) 1. (1,1) (1,0) (2,1) (2,0) (0,0) (1,-1) (2,-1) (2,-2) ∆R∆t po ∆R(3,1)− pu ∆R = − aj(4,1) (5,1) 2 2 2 2 po ∆R + pu ∆R − (aj∆R∆t ) = σ ∆t p + p + p = 1 (4,0) (5,0) u m o (3,0) (3,-1) (4,-1) 1 a 2 j 2 ∆t 2 − aj∆t po = 6 + 2 2 ⇔ pm = − a 2 j 2 ∆t 2 (4,-2) (3,-2) 3 1 a 2 j 2 ∆t 2 + aj∆t pu = 6 + 2 (5,-1) (5,-2) 116 Hull-White-Modell 1993 Wahrscheinlichkeiten Berechnung 1. 1 a 2 j 2 ∆t 2 − aj∆t = p o 6+ 2 2 2 2 2 pm = − a j ∆t 3 1 a 2 j 2 ∆t 2 + aj∆t = p u 6+ 2 1 a 2 j 2 ∆t 2 + aj∆t = p o 6+ 2 1 2 2 2 pm = − − a j ∆t − 2aj∆t 3 7 a 2 j 2 ∆t 2 + 3aj∆t = p u 6+ 2 7 a 2 j 2 ∆t 2 − 3aj∆t = p o 6+ 2 1 2 2 2 pm = − − a j ∆t + 2aj∆t 3 1 a 2 j 2 ∆t 2 − aj∆t = p u 6+ 2 117 Hull-White-Modell 1993 Wahrscheinlichkeiten Berechnung 1. (2,2) (1,1) (1,0) (2,1) (2,0) (3,2) (3,1) (3,0) (4,2) (5,2) poa0,8867 pma0,0266 pua0,0867 (4,1) (5,1) poa0,1217 pma0,6566 pua0,2217 (4,0) (5,0) (0,0) (1,-1) (2,-1) (2,-2) (3,-1) (3,-2) (4,-1) (4,-2) (5,-1) (5,-2) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 poa0,2217 pma0,6566 pua0,1217 poa0,0867 pma0,0266 pua0,8867 118 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum Zinsbaum für R* => Zinsbaum für R (2,2) (1,1) (1,0) (2,1) (2,0) 2. (3,2) (3,1) (3,0) (4,2) (5,2) poa0,8867 pma0,0266 pua0,0867 (4,1) (5,1) poa0,1217 pma0,6566 pua0,2217 (4,0) (5,0) (0,0) (1,-1) (2,-1) (2,-2) (3,-1) (3,-2) (4,-1) (4,-2) (5,-1) (5,-2) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 poa0,2217 pma0,6566 pua0,1217 poa0,0867 pma0,0266 pua0,8867 119 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum (2,2) (3,2) (4,2) (5,2) 2. 2. R(1)=6,5% (1,1) R(0)=6% (1,0) (0,0) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 (1,-1) (2,1) (2,0) Wir bestimmen R(1,1), (4,1) R(1,0) und R(1,-1) (3,1) (5,1) (3,0) (4,0) (5,0) Q(i,j) = der Wert im t=0 einer Nullkuponanleihe mit dem Nennwert 1€, die im Knoten (i,j) fällig ist. (3,-1) (2,-1) (2,-2) (4,-1) (5,-1) Q(1,1) = 0,1667*exp(-0,06) = 0,157€ Q(1,0) = 0,666*exp(-0,06) = 0,6278€ (5,-2) (4,-2) Q(1,-1)(3,-2) = 0,1667*exp(-0,06) = 0,157€ 120 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum (2,2) (3,2) (4,2) (5,2) poa0,8867 pma0,0266 pua0,0867 (5,1) poa0,1217 pma0,6566 pua0,2217 α (i) = die Differenz zw. R und R*im t=i R(1)=6,5% (1,1) R(0,0)=6% (1,0) (2,1) (2,0) (0,0) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 (1,-1) (2,-1) (4,1) => R(1,j)(3,1)= α (1) + R*(1,j) (3,0) R(1,1) (4,0) (3,-1) Q(2,j) = Q(1,1)exp(-α (1)-R*(1,1)) + (4,-1) Q(1,0)exp(-α (1)-R*(1,0)) (2,-2) + Q(1,-1)exp(-α (1)-R*(1,-1)) (3,-2) (4,-2) (5,0) (5,-1) 2. poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 poa0,2217 pma0,6566 pua0,1217 R(1,0) (5,-2) poa0,0867 pma0,0266 pua0,8867 R(1,-1) 121 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum (2,2) R(0,0)=6% (3,2) (2,1) (3,1) (4,1) = (1,0) (4,2) (2,0) (3,0) (4,0) poa0,8867 pma0,0266 pua0,0867 (5,1) poa0,1217 pma0,6566 pua0,2217 (5,0) (0,0) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 (1,-1) (2,-1) (3,-1) Q(2,j) = Q(1,1)exp(-α (1)-R*(1,1)) + (4,-1) (5,-1) Q(1,0)exp(-α (1)-R*(1,0)) (2,-2) + Q(1,-1)exp(-α (1)-R*(1,-1)) (3,-2) (4,-2) 2. (5,2) Q(2,j) = exp(-2R(1)) R(1)=6,5% (1,1) Wert am Markt (5,-2) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 poa0,2217 pma0,6566 pua0,1217 poa0,0867 pma0,0266 pua0,8867 Wert im Zinsbaum 122 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum (2,2) R(0,0)=6% (3,2) (2,1) (3,1) (4,1) = (1,0) (4,2) (2,0) (3,0) poa0,8867 pma0,0266 pua0,0867 (5,1) poa0,1217 pma0,6566 pua0,2217 => α (1) = 0,0701 (4,0) (5,0) (0,0) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 (1,-1) (2,-1) (3,-1) Q(2,j) = Q(1,1)exp(-α (1)-R*(1,1)) + (4,-1) (5,-1) Q(1,0)exp(-α (1)-R*(1,0)) (2,-2) + Q(1,-1)exp(-α (1)-R*(1,-1)) (3,-2) (4,-2) 2. (5,2) Q(2,j) = exp(-2R(1)) R(1)=6,5% (1,1) Wert am Markt (5,-2) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 poa0,2217 pma0,6566 pua0,1217 poa0,0867 pma0,0266 pua0,8867 Wert im Zinsbaum 123 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum (2,2) (3,2) (5,2) poa0,8867 pma0,0266 pua0,0867 (4,1) (5,1) poa0,1217 pma0,6566 pua0,2217 R(1)=6,5% (1,1) R(0,0)=6% (2,1) (3,1) => α (1) = 0,0701 => (1,0) (2,0) (3,0) (4,0) (5,0) (0,0) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 2. (4,2) (1,-1) R(1,1) = 0,0701 + 0,0242 = 0,0943 (2,-1) (3,-1) (4,-1) (5,-1) R(1,0) = 0,0701 + 0 = 0,0701 R(1,-1) = 0,0701 - 0,0242 = 0,0458 (2,-2) (3,-2) (4,-2) (5,-2) poa0,1667 pma0,6666 pua0,1667 poa0,2217 pma0,6566 pua0,1217 poa0,0867 pma0,0266 pua0,8867 124 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum (0,0) 0,06 68,729 3,97927 (2,2) 0,12885 68,509 0,37283 (3,2) 0,12922 77,188 0 (4,2) 0,13466 87,402 (5,2) (1,1) 0,09435 67,062 1,75599 (2,1) 0,1046 73,162 1,41531 (3,1) 0,10497 80,827 0,827 (4,1) 0,11041 89,547 (5,1) (1,0) 0,0701 72,894 4,11003 (2,0) 0,08035 78,131 4,3082 (3,0) 0,08072 84,639 4,639 (4,0) 0,08616 91,745 (5,0) (1,-1) 0,04585 79,234 7,15591 (2,-1) 0,05611 83,438 7,80271 (3,-1) 0,05647 88,629 8,629 (4,-1) 0,06191 93,997 (5,-1) (2,-2) 0,03186 89,104 11,6127 (3,-2) 0,03222 92,808 12,808 (4,-2) 0,03766 96,304 (5,-2) 100 100 100 100 100 2. 0,88667 0,02667 0,08667 0,12167 0,65667 0,22167 0,16667 0,66667 0,16667 0,22167 0,65667 0,12167 0,08667 0,02667 0,88667 125 Hull-White-Modell 1993 Trinomialbaum (2,2) 0,12885 68,509 0,37283 (3,2) 0,12922 77,188 0 (4,2) 0,13466 87,402 (5,2) (1,1) 0,09435 67,062 1,75599 (2,1) 0,1046 73,162 1,41531 (3,1) 0,10497 80,827 0,827 (4,1) 0,11041 89,547 (5,1) (1,0) 0,0701 72,894 4,11003 (2,0) 0,08035 78,131 4,3082 (3,0) 0,08072 84,639 4,639 (4,0) 0,08616 91,745 (5,0) (1,-1) 0,04585 79,234 7,15591 (2,-1) 0,05611 83,438 7,80271 (3,-1) 0,05647 88,629 8,629 (4,-1) 0,06191 93,997 (5,-1) (2,-2) 0,03186 89,104 11,6127 (3,-2) 0,03222 92,808 12,808 (4,-2) 0,03766 96,304 (5,-2) (i,j) R(i,j) S(i,j) C(i,j) (0,0) 0,06 68,729 3,97927 100 100 100 100 100 0,88667 0,02667 0,08667 2. 0,12167 0,65667 0,22167 0,16667 0,66667 0,16667 0,22167 0,65667 0,12167 0,08667 0,02667 0,88667 126 Hull-White-Modell 1993 Kritik + die implizite Zinsstrukturkurve stimmt mit der Zinsstrukturkurve am Markt per Definition überein + Mean Reversion + konsistentes Verfahren zur Bildung von Trinomialbäumen dr = (θ (t) - af(r))dt + σ dz f(r) = r oder f(r) = ln(r) + analytisch handhabbar - analytisch nicht handhabbar - negative Zinssätze möglich + nur positive Zinssätze - Schätzung der Volatilität und der Driftrate 127 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Gliederung • HJM – Grundidee – Spezifikation – Bewertung • Zusammenfassung – Bewertung der Modelle – Bühler Studie – Bedeutung für den Jahresabschluss 128 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Einordnung Modelle mit partieller Information Faktormodelle Rendleman/Bartter Kursmodelle Modelle mit vollständiger Information Inversionsmodelle Hull/White Evolutionsmodelle Heath/Jarrow/Morton Modellübersicht 129 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Inversions- vs. Evolutionsmodell • Inversionsmodelle: Modellierung der/des bestimmenden Faktoren/s durch Differentialgleichung; durch Lösen unter Nebenbedingungen einer ähnlichen Differentialgleichung erhält man z.B. aktuelle Zinsstrukturkurve oder Werte von Zinsinstrumenten • Evolutionsmodelle: Modellierung der aktuellen Zinsstrukturkurve; Ableitung der Werte der Zinsinstrumente aus dieser 130 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Grundidee • Modellierung der Zinsstrukturkurve durch Modellierung der stetigen Terminzinssätze df (t , T ) = α (t , T ,⋅) dt + ∑ σ i (t , T , f ) dz i (1) i • Modellierung von Nullkuponanleihen dP (t , T ) = r (t ) P (t , T ) dt + v (t , T , P (t , T )) dz (2) • Äquivalenz beider Ansätze ∂ξ ∂ξ ∂P ∂ξ ∂ξ ∂P df(t,T) =ξ[( )P + ( )T ]dt +[( )P + ( )T ]dz (3) ∂T ∂P ∂T ∂T ∂P ∂T mit ξ (t , T , P ) = v(t , T , P) P (t , T ) 131 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Folgerungen aus den Formeln T • Aus df (t , T ) = [∑σ i (t , T , f ) ∫ σ i (t , s, f )ds] + ∑σ i (t , T , f )dzi i i t folgt, dass es sich um eine Klasse von Modellen handelt. • Die Wahl der Volatilitätsfunktion bestimmt das konkrete Modell. • Bsp. Ein-Faktor σ (t , T , f ) = σ Absolut (Ho/Lee) σ (t , T , f ) = σ f Wurzel σ (t , T , f ) = σf Proportional 132 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Konsequenz der Nicht-Markov-Eigenschaft • Aus r (t ) = f (t , t ) folgt durch Umformungen, dass r (t ) nicht unabhängig von seiner Vergangenheit ist, sprich nicht die Markov-Eigenschaft besitzt. • Folge: Nicht-rekombinierende Bäume bei der Implementation, Grenze der Rechenleistung von Computern (heutzutage) schnell erreicht 133 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell „bushy tree“ Nicht-rekombinierender Binomialbaum 134 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Lösungsmöglichkeit • Abstellen auf Monte-Carlo-Simulation • Vorgehen: – Schätzen des Zinsprozesses – Generierung von Pfadstichproben mit Hilfe des Zinsprozesses – Ableitung der Derivatpreise aus den Pfaden 135 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Folgerungen aus den Formeln T • Aus df (t , T ) = [∑σ i (t , T , f ) ∫ σ i (t , s, f )ds] + ∑σ i (t , T , f )dzi i i t folgt, dass es sich um eine Klasse von Modellen handelt. • Die Wahl der Volatilitätsfunktion bestimmt das konkrete Modell. • Bsp. Ein-Faktor σ (t , T , f ) = σ Absolut (Ho/Lee) σ (t , T , f ) = σ f Wurzel σ (t , T , f ) = σf Proportional 136 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Analytische Lösung bei der Ho/Lee-Spezifikation • Durch Lösen der Differentialgleichung unter Nebenbedingungen folgt für eine Kaufoption: CT = LP(0, s) N (h) − KP(0, T ) N (h − σ P ) h= 1 σP ln LP(0, s) σ P + P(0, T ) K 2 σ P = σ (s − T ) T • Diese Formel entspricht im Wesentlichen der BlackFormel. 137 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Beurteilung der Spezifikation Vorteil: • Analytische Lösung möglich • Einfache Anwendung Nachteil: • Keine Mean-Reverting-Eigenschaft • Volatilität der Prozesse konstant; im Wesentlichen entspricht dies Black 138 Heath-Jarrow-Morton (HJM) Modell Beurteilung des HJM-Ansatzes • Vorteile: – Wahlmöglichkeit der Spezifizierung – Leichte Erweiterbarkeit auf Mehrfaktoransätze – Konsistent mit der am Markt beobachtbaren Zinsstrukturkurve • Nachteile: – Probleme bei der Bestimmung des Zinsprozesses – Nicht-rekombinierende Baumdiagramme („bushy trees“) und damit verbundene Rechenprobleme – Anwendungsprobleme der Monte-Carlo-Methode bei amerikanischen Optionen und sog. „exotischen“ Optionen 139 Zusammenfassung Modellübersicht Modell Voraussetzungen Modellierter Faktor* Black Effizienter Markt, Gleichgewichtsmodell Kurzfristiger Zinssatz dr = µrdt + σrdz Rendelman/B artter Effizienter Markt, Gleichgewichtsmodell Kurzfristiger Zinssatz dr = µrdt + σrdz Hull/White I Effizienter Markt, Arbitragelosigkeit-Modell Kurzfristiger Zinssatz Hull/White II Effizienter Markt, Arbitragelosigkeit-Modell Kurzfristiger Zinssatz, Spread zum langfristigen Zinssatz Effizienter Markt, Arbitragelosigkeit-Modell Terminzinssätze Heath/Jarrow/ Morton Gleichung dr = a[b − r ]dt + σdz dr = (θ (t) - ar)dt + σ dz df (t,T ) = α(t,T ,⋅)dt + ∑ σ i (t,T , f )dzi i * Die Faktoren werden risikopräferenzfrei modelliert 140 Zusammenfassung Rechenergebnisse Modell analytisch numerisch Black 9,86 -------------------- Rendleman/Bartter -------------------- 3,86 Hull/White I 3,94 2,04 Hull/White II 4,76 3,98 HJM (Ho/Lee) Entspricht Black -------------------- Anmerkung: Numerische Methoden werden gewöhnlich nur dann benutzt, wenn analytische nicht zur Verfügung stehen. 141 Zusammenfassung Vorteile vs. Nachteile Modell Vorteile Nachteile Black Analytische Lösung, Einfache Handhabbarkeit Konstante Volatilität, Keine Mean-RevertingEigenschaft, Zinsstrukturkurve ist endogen Rendleman/Bartter Umsetzung der Binomialbäume Einfache Handhabbarkeit Konstante Volatilität, Zinsverlauf gleicht Verlauf einer Aktie, Keine Mean-Reverting-Eigenschaft, Zinsstrukturkurve ist endogen Hull/White I Mean-Reverting-Eigenschaft Negative Zinssätze, Zinsstrukturkurve ist endogen Hull/White II Bessere Übereinstimmung mit Marktzinssätzen als Hull/White I Negative Zinssätze, Zinsstrukturkurve ist endogen Heath/Jarrow/Morton (Ho/Lee) Konsistenz zur Marktsituation, Erweiterbarkeit auf mehrere Faktoren „bushy trees“, Komplexe Bestimmung des Zinsprozesses 142 Zusammenfassung Vergleich der impliziten Zinsstrukturen Implizite Zinsstrukturkurven Anmerkung: HJM-Modelle stimmen per Konstruktion mit der realen Zinsstrukturkurve überein. 143 Zusammenfassung Generelle Probleme • Inversionsmodelle modellieren die Zinsstrukturkurve endogen, Nachkalibrieren nötig • Qualität der Evolutionsmodelle hängt von Wahl der Volatilitätsfunktion ab, Spezifikation oft schwierig • Gleichgewichts- oder Nicht-Arbitrageannahme für Markt gerechtfertigt? • Welcher Zinssatz soll modelliert werden? 144 Zusammenfassung Empirische Untersuchung Nach: U. Bühler/M. Uhrig/U. Walter/T. Weber, „Erfahrungen bei dem Einsatz von Modellen zur Bewertung von Zinsoptionen – eine empirische Studie“, in: Credit Risk und Value-at-Risk Alternativen. 1998, S. 155-198. • Es gibt 3 Hauptprobleme: – Bestimmung der aktuellen Zinsstrukturkurve – Modellierung des Übergangsverhaltens – Bewertung der Option mit numerischen Methoden • Bei all diesen entstehen Probleme durch Schätzungen u.Ä. 145 Zusammenfassung Ergebnis der Bühler-Studie • Untersuchung von 7 HJM-Spezifikationen und 3 Inversionsmethoden • Ranking: ModellKlasse Modell Schätzung Anpassung Bewertung Emp. Qualität Evolutionsm odelle 1-Faktor-HJM 4 1 4 3 2-Faktor-HJM 5 1 5 5 Inversionsm odelle Short-Rate 2 5 1 4 Long-Rate und Spread 1 3 3 1 Short-Rate und Volatility 3 4 2 2 Ranking der Modelle 146 Zusammenfassung Einbettung in den Gesamtkontext • IAS 32/39 fordert Bewertung von Finanztitel zum Marktpreis oder beizulegendem Zeitwert • Anerkannte Verfahren sind u.a. Optionsbewertungsmethoden • Sicherung des Vermögens/ Zinsrisikomanagement mit Hilfe von Optionen 147 Zusammenfassung Bedeutung für den JAB • Der durch IAS geforderte Zeitwert fällt unterschiedlich aus. • Durch Wahl des Modells kann Über- bzw. Unterbewertung bewusst genutzt werden. • Bessere Informationsversorgung von (zukünftigen) Anlegern bleibt fraglich. • Ebenfalls offen bleibt, ob die Absicherungsinstrumente bei einer Maximalbelastung nicht auch versagen. 148