11.3 Komplexe Potenzreihen und weitere komplexe Funktionen Definition 1.) komplexe Folgen: zn = xn + j . yn 2.) Konvergenz: Eine komplexe Folge zn = xn + j . yn heißt konvergent mit zwei reellen Folgen xn und yn in C , wenn die reellen Folgen xn und yn beide konvergent in R sind. und gegen + 8 8 ( keine Konvergenz gegen - ) 8 3.) komplexe Reihen: zn mit einer komplexen Folge zn n=0 8 4.) komplexe Potenzreihen: an . ( z - z0 ) f ( z) = n mit an , z , z0 ε C n=0 Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 1 Bemerkung Wie die reellen Potenzreihen haben auch komplexe Potenzreihen einen Konvergenzradius r ; dieser hat die gleiche Bedeutung und kann auch mit den gleichen Formeln berechnet werden wie bei reellen Potenzreihen. Es gilt also: 8 Eine komplexe Potenzreihe an . ( z - z0 ) f ( z) = n mit an , z , z0 ε C n=0 • konvergiert in C für alle komplexen Zahlen z mit | z - z0 | < r , also für alle komplexen Zahlen, deren Abstand vom Entwicklungspunkt < r ist ( diese Zahlen bilden in C jedoch kein Intervall wie in R , sondern einen Kreis; daher der Name Konvergenzradius ) . • divergiert für alle komplexen Zahlen z mit | z - z0 | > r , also für alle komplexen Zahlen außerhalb dieses Kreises. • Die Konvergenz ist unklar für alle komplexen Zahlen z mit | z - z0 | = r , also für alle komplexen Zahlen auf dem Rand dieses Kreises. Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 2 8 Eine komplexe Potenzreihe an . ( z - z0 ) f ( z) = n mit an , z , z0 ε C n=0 • konvergiert in C für alle komplexen Zahlen z mit | z - z0 | < r , also für alle komplexen Zahlen, deren Abstand vom Entwicklungspunkt < r ist ( diese Zahlen bilden in C jedoch kein Intervall wie in R , sondern einen Kreis; daher der Name Konvergenzradius ) . • | z - z0 | > r , divergiert für alle komplexen Zahlen z mit also für alle komplexen Zahlen außerhalb dieses Kreises. • Die Konvergenz ist unklar für alle komplexen Zahlen z mit | z - z0 | = r , also für alle komplexen Zahlen auf dem Rand dieses Kreises. • Der Konvergenzradius r kann berechnet werden mit den Formeln an an + 1 bzw. 1 r = 8 lim n Institut für Automatisierungstechnik n ( mit 1 =0, | an | Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 1 = 0 8 8 lim n 8 r = Folie 3 ) . • 8 Skizze des Konvergenzbereichs an . ( x - x0 ) f ( x) = Für reelle Potenzreihen n : n=0 Reihe divergiert ? Reihe konvergiert ? x0 - r • r Für komplexe Potenzreihen 8 an . ( z - z0 ) f ( z) = n : x0 r Reihe divergiert x x0 + r Im ( z ) Reihe divergiert 1 Df n=0 8 Reihe konvergiert vergenz untersucht. Institut für Automatisierungstechnik Re ( z ) z0 1 Bei komplexen Potenzreihen gibt es viele Randpunkte, in denen die Konvergenz unklar ist. Diese werden i.a. nicht auf Kon- r Konvergenz fraglich Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 4 Beispiel 8 (2+j) f ( z) = n . ( z - ( 2 - j )) n n + j n=0 an + 1 = lim n 8 8 r = lim n an (2+j) n 8 lim n (2+j) n + j 1 = | . | 2+j | 8 lim n 8 lim n Institut für Automatisierungstechnik 5 n+1 2 2 + 1 1 = n + j| . 2 n+1 n+1 + j| | 1 = n+1 + j . . n n + 2 n + 1 Prof. Dr. Ch. Bold 2 2 2 +1 2 +1 1 = 5 Analysis 11.3 Folie 5 Beispiel 8 (2+j) f ( z) = n . ( z - ( 2 - j )) 1 n z0 = 2 - j , r = 5 n + j n=0 Im ( z ) 1 Re ( z ) 1 Df z0 = 2 - j 1 r= 5 Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 6 Weitere komplexe Funktionen Wie kann man z.B. den Funktionswert sin ( 3 + 2j ) sinnvoll definieren ? ( dabei bedeutet „sinnvoll“, dass die üblichen Rechenregeln wie z.B. die Additions- Bekanntlich gilt für alle x ε R 8 theoreme gültig bleiben ) . (-1)k sin ( x ) = .x 2k + 1 . ( 2k + 1 ) ! k=0 (MacLaurin - Reihe zu sin ( x ) ) hat also den Konvergenzradius r = 8 Diese Reihe Da die Formeln zur Berechnung des Konvergenzradius bei komplexen Potenzreihen die gleichen sind wie bei reellen Potenzreihen, hat daher auch die komplexe Potenz8 f ( z) = .z 2k + 1 den Konvergenzradius r = 8 reihe (-1)k . ( 2k + 1 ) ! k=0 Diese Potenzreihe konvergiert also für alle z ε C und stimmt für z ε R mit sin ( z ) überein. Daher definiert man für alle z ε C sin ( z ) durch diese Reihe. Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 7 . Weitere komplexe Funktionen Ebenso verfährt man mit allen reellen Funktionen, deren MacLaurin - Reihen den 8 den Konvergenzradius r = haben. 8 Für alle z ε C gilt also z.B. e z 1 = . n! zn n=0 8 8 (-1)k sin ( z ) = . z 2k + 1 (-1)k cos ( z ) = ( 2k + 1 ) ! z . z 2k ( 2k ) ! k=0 k=0 8 8 1 sinh ( z ) = . . z 2k + 1 1 cosh ( z ) = ( 2k + 1 ) ! ( 2k ) ! k=0 Institut für Automatisierungstechnik 2k k=0 Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 8 Die komplexe e - Funktion 1 = n! . ( jz ) n jn = n=0 n! zn e z j 2k + 1 z 2k + k=0 . ( 2k + 1 ) ! z 2k + 1 k=0 8 8 (-1)k ( 2k ) ! k=0 . z 2k + j (-1)k . 1 = . n! zn n=0 8 8 . ( 2k ) ! = . n=0 j 2k = 8 8 8 e jz ( 2k + 1 ) ! . z 2k + 1 Diese Formel wurde schon beim Übergang von der Polarform zur Euler‘ schen Form einer komplexen Zahl benutzt. = cos ( z ) + j . sin ( z ) k=0 Allgemein gilt: e z =e x + jy x jy x x x = e .e = e . (cos ( y ) + j . sin ( y )) = e . cos ( y ) + j . e . sin ( y ) Darstellung der komplexen e - Funktion durch reelle Funktionen Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 9 e x + jy x x x = e . (cos ( y ) + j . sin ( y )) = e . cos ( y ) + j . e . sin ( y ) Mit dieser Formel kann man den Wertebereich der komplexen e - Funktion bestimmen: Im ( z ) Im ( z ) 1 1 sin ( y ) y Re ( z ) e Re ( z ) cos ( y ) 1 1 Definitionsbereich y z Wertebereich Zum Wertebereich der komplexen e - Funktion gehören also alle komplexen Zahlen außer 0 : W z = C* e Es gelten folgende Rechenformeln: | e z | = e Re ( z ) arg (e z) = Im ( z ) Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 10 Ferner gilt: e z + 2πj e = e x + j y + 2πj = e x + jy x = e . (cos ( y ) + j . sin ( y )) x + j . ( y + 2π ) x = e . (cos ( y + 2π ) + j . sin ( y + 2π )) x = e . (cos ( y ) + j . sin ( y )) = e x + jy = e z Die komplexe e - Funktion ist also periodisch mit der Periode 2πj und daher nicht injektiv. Zusammenfassung der Eigenschaften der komplexen e - Funktion z = e x + jy x x = e . cos ( y ) + j . e . sin ( y ) • e • D z = C , W z = C* e e • Die komplexe e - Funktion ist 2πj - periodisch und daher nicht injektiv Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 11 Die komplexen Funktionen sin ( z ) , cos ( z ) , sinh ( z ) , cosh ( z ) 8 8 (-1)k sin ( z ) = . z 2k + 1 (-1)k cos ( z ) = ( 2k + 1 ) ! 8 8 . ( 2k + 1 ) ! ( jz ) 2k + 1 ( - 1 ) k . j 2k j. = z 2k + k=0 8 8 (-1)k . (-1)k ( 2k + 1 ) ! . z 2k + 1 = j. k=0 . ( 2k + 1 ) ! z 2k + 1 = j . sinh ( z ) k=0 8 8 (-1)k cos ( jz ) = . ( 2k + 1 ) ! 1 k=0 1 2k k=0 (-1)k = j. z ( 2k ) ! k=0 sin ( jz ) = . ( 2k ) ! . ( jz ) 2k 1 = k=0 Institut für Automatisierungstechnik ( 2k ) ! . z 2k = cosh ( z ) k=0 Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 12 sin ( jz ) = j . sinh ( z ) , cos ( jz ) = cosh ( z ) Mit Hilfe dieser Formeln und der Additionstheoreme erhält man die folgenden Darstellungen der komplexen Funktionen durch reelle Funktionen: ( Bemerkung: Alle Formeln aus 2.5 und 2.6 mit den hyperbolischen und den trigonometrischen Funktionen außer den Aussagen zu den jeweiligen Definititions- und Wertebereichen gelten auch über C ) sin ( z ) = cos ( z ) = sinh ( z ) = sin ( x + jy ) cos ( x + jy ) = sin ( x ) . cos ( jy ) + cos ( x ) . sin ( jy ) = sin ( x ) . cosh ( y ) + j . cos ( x ) . sinh ( y ) = cos ( x ) . cos ( jy ) - sin ( x ) . sin ( jy ) = cos ( x ) . cosh ( y ) - j . sin ( x ) . sinh ( y ) 1 . sin ( jz ) = - j . sin ( - y + jx ) = - j . (sin (- y ) . cosh ( x ) + j . cos (- y ) . sinh ( x )) j = cos ( y ) . sinh ( x ) + j . sin ( y ) . cosh ( x ) cosh ( z ) = cos ( jz ) = cos ( - y + jx ) = = cos ( - y ) . cosh ( x ) - j . sin ( - y ) . sinh ( x ) cos ( y ) . cosh ( x ) + j . sin ( y ) . sinh ( x ) Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 13 Eigenschaften der komplexen Funktionen sin ( z ) , cos ( z ) , sinh ( z ) , cosh ( z ) • Df = C , Wf = C • sin ( z ) und cos ( z ) sind auch als komplexe Funktionen ist 2π - periodisch, sinh ( z ) und cosh ( z ) sind als komplexe Funktionen ebenso wie die komplexe e - Funktion 2πj - periodisch. • Alle vier Funktionen können durch die komplexe e - Funktion ausgedrückt werden: sinh ( z ) = sin ( z ) • = 1 . z ( e - e - z) 2 1 . jz ( e - e - jz ) 2j cosh ( z ) = cos ( z ) = 1 . z ( e + e - z) 2 1 . jz ( e + e - jz ) 2 Alle vier Funktionen können durch reelle Funktionen ausgedrückt werden: sin ( z ) = sin ( x + jy ) = sin ( x ) . cosh ( y ) + j . cos ( x ) . sinh ( y ) cos ( z ) = cos ( x + jy ) = cos ( x ) . cosh ( y ) - sinh ( z ) = sinh ( x + jy ) = cos ( y ) . sinh ( x ) + j . sin ( y ) . cosh ( x ) cosh ( x + jy ) = cos ( y ) . cosh ( x ) + j . sin ( y ) . sinh ( x ) cosh ( z ) = Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold j . sin ( x ) . sinh ( y ) Analysis 11.3 Folie 14 Der komplexe Logarithmus Log ( z ) Der reelle Logarithmus f ( x ) = ln ( x ) hat bei x = 0 eine Polstelle und besitzt somit 8 keine Taylor - Reihe mit Konvergenzradius r = . Daher kann der reelle Logarithmus nicht so wie die bisherigen 5 Funktionen zu einer komplexen Funktion mit Definitionsbereich C erweitert werden. Stattdessen führt man den komplexen Logarithmus als Umkehrfunktion zur komplexen e - Funktion ein. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die komplexe e - Funktion nicht injektiv ist und daher der komplexe Logarithmus nur eine Not - Umkehrfunktion ist. Um ihn zu definieren, muss man also wie bei den reellen Not - Umkehrfunktionen den Definitionsbereich der komplexen e - Funktion auf einen Teilbereich D einschränken, auf dem sie injektiv ist, ohne dabei ihren Wertebereich einzuschränken. Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 15 Der komplexe Logarithmus Log ( z ) Nach den Überlegungen zum Wertebereich der komplexen e - Funktion haben alle waagerechten Streifen der Breite 2π , die den oberen Rand enthalten und den unteren nicht ( oder umgekehrt ) , die für den Teilbereich D erforderlichen Eigenschaften. Im ( z ) Im ( z ) y + 2π y + 2π Re ( z ) Re ( z ) y y für D geeignete Teilbereiche von C=D z e Zur Definition des komplexen Logarithmus wählt man den Streifen, der symmetrisch zur reellen Achse liegt und den oberen Rand enthält, den unteren aber nicht: Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 16 Zur Definition des komplexen Logarithmus wählt man den Streifen, der symmetrisch zur reellen Achse liegt und den oberen Rand enthält, den unteren aber nicht: Im ( z ) π Man setzt also D D = zεC Im ( z ) ε -π ; π -π und definiert damit den komplexen Logarithmus durch Log ( z ) = Re ( z ) -1 ez D = zεC Im ( z ) ε -π ; π Damit gilt: D Log W Log = C* = D Da der komplexe Logarithmus im Gegensatz zum reellen Logarithmus also nur eine Not - Umkehrfunktion ist, gibt es wieder die üblichen Fettnäpfchen: Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 17 D cosh W arcosh >1 cosh (arcosh ( x )) = x gilt zwar für alle x ε Darcosh = R arcosh (cosh ( x )) = x gilt aber nicht für alle x ε D cosh = R , >0 sondern nur für x ε D = R . arcosh (cosh ( x )) = | x | ist eine für alle x ε R gültige Ersatzformel . Umformen von Gleichungen: cosh ( x ) = a W e Log Log ( z ) x = + . arcosh ( a ) für a > 1 . D z e = z Log ( e z ) = z gilt zwar für alle z ε D Log = C* . gilt aber nicht für alle z ε D z = C , e sondern nur für z ε D = z ε C Im ( z ) ε - π ; π . Es gibt keine für alle z ε C anwendbare Ersatzformel . Umformen von Gleichungen: ez = w Institut für Automatisierungstechnik z = Log ( w ) + k . 2πj für alle w ε C . Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 18 Rechenregeln zum komplexen Logarithmus j . arg ( z ) Log ( z ) = Log ( | z | . e ) = Log (| z |) + j . arg ( z ) = ln (| z |) + j . arg ( z ) ε Bemerkung -π ; π Die üblichen Rechenregeln für Logarithmen gelten nur mit der Einschränkung, dass -π ; π der Imaginärteil des Funktionswertes stets im Intervall Beispiel Log ( j ) = ln (| j |) + j . arg ( j ) ε π = 0 + j. = 2 j. sein muss. π 2 -π ; π Log ( j 3 ) = 3 . Log ( j ) Log ( j 3 ) = Log ( - j ) = = 3 . j. π = 2 j. ln (| - j |) + j . arg ( - j ) ε Institut für Automatisierungstechnik 3π 2 = f 0 + j. - π 2 = -j. π 2 -π ; π Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 19 Beispiel j. zn = e ( π+ 1 n Im ( z ) ) 1 Re ( z ) z6 z4 z5 z3 8 l i m ( zn ) = - 1 n 1 z2 z1 Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 20 j. zn = e ( π + 1n ) j. Log ( z n ) Log e = lim n Log e j. 1 - π n 8 = lim n bzw. Log ( z n ) = lim n ln (| z n |) + j . arg ( z n ) ε = 0 Log - 2π) = - j. π = - j. π = Log ( - 1 ) -π ; π = ln (| - 1 |) + j . arg ( - 1 ) 1 , also = -π n = j. π 8 l i m ( zn ) n 1 n 8 8 lim n (π + 8 = lim n j. 8 8 lim n ( π + 1n ) ε -π ; π Der komplexe Logarithmus ist also nicht stetig an der Stelle Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold , also = π z = -1 ! Analysis 11.3 Folie 21 j. zn = e Im ( z ) ( π + 1n ) 1 Re ( z ) z6 z4 z5 z3 8 l i m ( zn ) = - 1 n 1 z2 z1 Es gilt allgemein: Der komplexe Logarithmus ist unstetig auf R Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold <0 Analysis 11.3 . Folie 22 Bemerkung Auch alle weiteren reellen Funktionen aus § 2 , z.B. tan ( z ) , coth ( z ) , arsinh ( z ) etc. können als komplexe Funktionen definiert werden (vgl. Übung 80) . Komplexe Gleichungen Zum Lösen komplexer Gleichungen gibt es zwei verschiedene Methoden: 1.) Auflösen der Gleichung nach der komplexen Variablen ( wie bei reellen Gleichungen ) 2.) Ersetzen der komplexen Variablen durch ihre kartesische bzw. Euler‘ sche Form und Aufstellen eines reellen Gleichungssystems mit zwei Gleichungen und zwei reellen Unbekannten durch Koeffizientenvergleich ( die eine komplexe Variablen wird also ersetzt durch zwei reelle, nämlich x und y bzw. r und φ , und diese sind dann auch die beiden reellen Variablen im Gleichungssystem ) . Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 23 Beispiele 1.) e 2z = 1 + j 1. Methode: e 2z = 1 + j 2z = Log ( 1 + j ) + k . 2πj 2z = ln (| 1 + j |) + j . arg ( 1 + j ) + k . 2πj 2z = ln ( 2 )+ j. π + k . 2πj 4 π z = 1 . ln ( 2 z = 1 . 1 ln ( 2 ) + j . ( + k) . π 4 8 2 )+ Institut für Automatisierungstechnik j. 8 + k . πj Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 24 Beispiele 1.) e 2z = 1 + j e 2. Methode: x + jy x x = e . cos ( y ) + j . e . sin ( y ) e 2x + j . 2 y = 1 + j e 2z = 1 + j z = x + jy e 2x . cos ( 2y ) +j.e 2x . sin ( 2y ) = 1+j Koeffizientenvergleich: 2x e . cos ( 2y ) = 1 2x e . sin ( 2y ) = 1 Realteil: Imaginärteil: e 2x = 1 cos ( 2y ) Setzt man die Realteilgleichung in die Imaginärteilgleichung ein, so erhält man y = π + k. π Analysis 11.3 Folie 25 2y = arctan ( 1 ) + k . π tan ( 2y ) = 1 8 2 Setzt man dies in die Realteilgleichung ein, so erhält man e 2x = 1 cos ( π + k . π) 4 Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold 2y = arctan ( 1 ) + k . π tan ( 2y ) = 1 y = π + k. π 8 2 Setzt man dies in die Realteilgleichung ein, so erhält man e 2x >0 = 1 cos ( π 4 + k . π) * Da die linke Seite der Gleichung positiv ist, muss auch die rechte Seite positiv sein. Dies trifft genau dann zu, wenn k gerade ist ( also k = 2n mit n ε Z ) . In diesem Fall gilt y = π 8 + n.π und cos ( π 4 + k . π) = 1 . 2 2 . x = 1 . ln ( 2 Daraus ergibt sich: 2x * e Ergebnis: z = x + jy = 2x = ln ( 2 = 2 ) 2 1 . 1 ln ( 2 ) + j . ( + n) . π 4 8 Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 26 ) Beispiele 2.) z2 + 2 . z* = - 1 + 8j 1. Methode: Die 1. Methode ist hier nicht anwendbar, da z und z* nicht zusammengefasst werden können. 2. Methode: z2 + 2 . z* = - 1 + 8j x2 + 2xy . j - y2 + 2x - 2y . j = - 1 + 8j x2 - y2 + 2x + j . ( 2xy - 2y ) = - 1 + 8j z = x + jy Koeffizientenvergleich: Realteil: Imaginärteil: x2 - y2 + 2x = - 1 2xy - 2y = 8 Institut für Automatisierungstechnik y . ( 2x - 2 ) = 8 Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 y = 4 x-1 Folie 27 Koeffizientenvergleich: x2 - y2 + 2x = - 1 Realteil: Imaginärteil: y . ( 2x - 2 ) = 8 2xy - 2y = 8 y = 4 x-1 Setzt man dies in die Realteilgleichung ein, so erhält man 2 x2 - 4 ( x2 + 2x ) . ( x - 1 ) 2 - 16 = - 1 . ( x - 1 ) 2 + 2x = - 1 x-1 x4 - 2x2 - 15 = 0 x = y = 4 x-1 Ergebnis: = + z = 4 . 4 = 1+ Institut für Automatisierungstechnik + 5 5 - 1 = 1 1 - 5 5 - 1 5 + j. + 5 z = - Prof. Dr. Ch. Bold + 5 + j. Analysis 11.3 5 1- Folie 28 5 Beispiele 3.) z4 . z* = 4 + 4j 2. Methode: z4 . z* = 4 + 4j z = r. e jφ (r . e j φ)4 . (r . e j. (- φ) (r4 . e j 4 φ) . (r . e j . r5 . e j.3φ j. ) 42 + 42 = . (- φ) ) 32 . e e j. = j. = . 32 . e π 4 π 4 π 4 Koeffizientenvergleich: Betrag: r5 = Argument: 3φ = 32 π 4 r = + k . 2π Institut für Automatisierungstechnik ! φ = Prof. Dr. Ch. Bold 2 π 12 + k. 2π 3 Analysis 11.3 Folie 29 Koeffizientenvergleich: Betrag: r5 = Argument: 3φ = 32 π 4 r = + k . 2π ! φ = 2 π 12 + k. 2π 3 Ergebnis: Die Lösungen der gegebenen Gleichung sind also die drei komplexen Zahlen j. z0 = 2 .e j. z1 = 2 .e j. z2 = 2 .e π 12 = 2 . cos π 12 + j . sin π 12 = 1,366 + j . 0,366 π 9 12 = -1+j π 17 12 = - 0,366 - j . 1,366 Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 30 Beispiele 4.) sin ( z ) = 2 1. Methode: Diese Gleichung könnte man durch Unformung mit dem arcsin direkt lösen. Da wir die komplexe Funktion arcsin ( z ) aber nicht kennen, können wir diese Umformung nicht durchführen. Dennoch können wir diese Gleichung auf die 1. Methode lösen, da wir die komplexe Funktion sin ( z ) durch die komplexe e - Funktion ersetzen können und zu letzterer auch die ( Not- ) Umkehrfunktion Log ( z ) kennen. sin ( z ) = 2 1 . jz ( e - e - jz ) = 2 2j (e jz) 2 e jz - e - jz = 4j 2 - 4j . e jz - 1 = 0 w - 4j . w - 1 = 0 w = e jz Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 31 sin ( z ) = 2 1 . jz ( e - e - jz ) = 2 2j (e jz) 2 e jz - e - jz = 4j 2 - 4j . e jz - 1 = 0 w - 4j . w - 1 = 0 w = e jz w = 2j + jz = Log (2j + -4 + 1 3 . j) + k . 2πj w = e jz jz = ln (| 2j + 3 . j |) + j . arg (2j + 3 . j) + k . 2πj z = - j . ln (| 2j + z = - j . ln ( 2 + z = π 2 Institut für Automatisierungstechnik 3 . j |) + arg (2j + 3 )+ π 2 3 . j) + k . 2π + k . 2π + k . 2π - j . ln ( 2 + Prof. Dr. Ch. Bold 3 ) Analysis 11.3 Folie 32 Beispiele 4.) sin ( z ) = 2 2. Methode: sin ( x ) . cosh ( y ) + j . cos ( x ) . sinh ( y ) = 2 sin ( z ) = 2 z = x + jy Koeffizientenvergleich: Realteil: sin ( x ) . cosh ( y ) = 2 Imaginärteil: cos ( x ) . sinh ( y ) = 0 cos ( x ) = 0 x = Einsetzen von x = π 2 2 + k.π bzw. + k.π : sin ( π 2 2 y = 0 y = 0 in die Realteilgleichung ergibt sin ( x ) . cosh ( 0 ) = 2 für y = 0 : für x = π π + k.π sinh ( y ) = 0 sin ( x ) = 2 keine Lösung wegen x ε R + k . π) . cosh ( y ) = 2 Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 11.3 Folie 33 sin ( x ) . cosh ( 0 ) = 2 für y = 0 : für x = π 2 + k.π : sin ( π 2 sin ( x ) = 2 keine Lösung wegen x ε R + k . π) . cosh ( y ) = 2 * >0 Da cosh ( y ) und die rechte Seite der Gleichung positiv ist, muss auch sin ( π 2 positiv sein. Dies trifft genau dann zu, wenn k gerade ist ( also k = 2n mit n ε Z ) . In diesem Fall gilt * x = π 2 + n . 2π cosh ( y ) = 2 Ergebnis: z = x + jy = und y = π 2 + n . 2π Institut für Automatisierungstechnik + + sin ( π 2 + k . π) = 1. arcosh ( 2 ) = j . ln ( 2 + Prof. Dr. Ch. Bold 3 + ln ( 2 + 22 - 1 ) ) Analysis 11.3 Folie 34 + k . π)