Geburtshilfe und Perinatalmedizin Pränataldiagnostik - Erkrankungen - Entbindung Bearbeitet von Werner Rath, Ulrich Gembruch, Stephan Schmidt 2., vollst. überarb. Aufl. 2010. Buch. 808 S. Hardcover ISBN 978 3 13 109682 1 Format (B x L): 19,5 x 27 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Klinische und Innere Medizin > Gynäkologie, Geburtshilfe, Materno-Fetal, Hebammen schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte. Frühgeburt 12 Pathologie der Spätschwangerschaft (Pathologie des Schwangerschaftsverlaufes) 12.1 Frühgeburt E. Beinder 12.1.1 Terminologie Die Frühgeburt ist als Geburt vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche post menstruationem (37 + 0) bzw. bei einer Tragzeit von weniger als 259 Tagen post menstruationem definiert (WHO 1997 und Personenstandsgesetz Deutschland von 1994), sofern der Fetus mindestens 500 g gewogen oder Lebenszeichen bei der Geburt aufgewiesen hat. In Deutschland und den meisten westlichen europäischen Ländern beträgt die Frühgeburtlichkeit zwischen 7 und 8 %. Die Frühgeburtlichkeit nimmt weltweit nicht ab, sondern zu: beispielsweise in den USA von 1981 bis 2005 um mehr als 30 % (Institute of Medicine, Juli 2006). Bestimmte ethnische Gruppen, wie afroamerikanischen Frauen in den USA, haben besonders hohe Frühgeburtenrate von etwa 18 %. Als wichtiger Grund für den Anstieg der Frühgeburtlichkeit gelten die Zunahme der Schwangerschaften nach assistierter Reproduktionstechnik (ART), die zu einer höheren Mehrlingsrate führt, und das ansteigende Alter von Schwangeren, das wiederum als Risikofaktor für Frühgeburtlichkeit und Mehrlingsschwangerschaften bekannt ist. In Europa werden etwa 1 – 1,5 % aller Neugeborenen vor der 32 + 0 Schwangerschaftswoche geboren, in der die perinatale Morbidität und Mortalität besonders hoch ist. Die Prävention der Frühgeburtlichkeit ist eine der großen Herausforderungen der Geburtsmedizin: Frühgeburtlichkeit ist für etwa die Hälfte aller neonatalen To- desfälle verantwortlich. Frühgeborene haben ein erhöhtes Risiko für eine Zerebralparese, Verzögerung der geistigen Entwicklung, Einschränkungen des Visus und des Hörens, Lernschwächen, Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom und Verhaltensauffälligkeiten. Frühgeburtlichkeit verursacht durch die oft wochenlangen Behandlungen auf neonatologischen Intensivstationen und der auch nach der Klinikbehandlung notwendigen Betreuung hohe Kosten für das Gesundheitssystem und stellt die Eltern vor enorm hohe Anforderungen. Frühgeburt ist eine Geburt vor 37 + 0 SSW bei einem Gewicht von über 500 g oder Lebenszeichen bei der Geburt. 12.1.2 Ätiologie Die Ursachen der Frühgeburt sind komplex und multifaktoriell. Zwei große Ursachengruppen können abgegrenzt werden (Abb. 12.1): ● Die medizinisch indizierte Frühgeburt ist für etwa 30 – 40 % der Frühgeburtlichkeit verantwortlich. Hauptursachen sind die Plazentainsuffizienz und die Präeklampsie. Seltenere Ursachen sind Blutungen in der Schwangerschaft, Rhesusinkompatibilität und schwere mütterliche Erkrankungen. ● Die spontane Frühgeburtlichkeit (60 – 70 % der Frühgeburtlichkeit) ist bisweilen auf eine uterine Pathologie (z. B. Uterus duplex) oder eine Überdehnung des Uterus, meist aber auf vaginal aszendierende Infektionen zurückzuführen: Pathogene Bakterien produzieren Proteasen, die fetale Membranen schwächen und Abb. 12.1 Ursachen der Frühgeburtlichkeit. Infektion: – systemisch – lokal aszendierend – Chorioamnionitis iatrogen: – Plazentainsuffizienz – Placenta praevia – Plazentalösung – schwere mütterliche – Erkrankung Frühgeburt idiopathisch: – Überdehnung bei – Mehrlingen – Hydramnion – oder – großer Fetus 12 uterine Pathologie: – Fehlbildungen – Myome – Zervixinsuffizienz – Überdehnung bei Mehrlingen – Hydramnion aus: Rath u.a., Geburtshilfe und Perinatalmedizin (ISBN 9783131096821) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 519 Pathologische Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett Pathologie der Spätschwangerschaft (Pathologie des Schwangerschaftsverlaufes) zum Blasensprung führen. Diese Bakterien metabolisieren häufig Arachidonsäure zu Prostaglandinen und induzieren damit vorzeitige Wehentätigkeit. Bakterien können daneben Toxine freisetzen, die inflammatorische Prozesse in der Dezidua bewirken und ebenfalls zu Wehen führen. In vielen Fällen bleibt die Ursache aber unklar oder nur teilweise geklärt (sog. idiopathische Frühgeburtlichkeit). Risikofaktoren. Eine Vielzahl von Risikofaktoren trägt zur Frühgeburtlichkeit bei. Diese haben im individuellen Fall meist nur eine geringe Risikoerhöhung zur Folge, spielen aber in epidemiologischen Untersuchungen eine große Rolle: ● Der stärkste Risikofaktor für Frühgeburtlichkeit in der aktuellen Schwangerschaft ist die Frühgeburt in einer vorherigen Schwangerschaft. Das Risiko nimmt weiter zu, wenn mehr als eine Frühgeburt aufgetreten ist und wenn es sich um eine sehr frühe Frühgeburt handelte. ● bakterielle Vaginose (s. u.) ● Alter über 35 oder unter 18 Jahren ● Rauchen, vor allem bei über 20 Zigaretten am Tag ● Kokainabusus (erhöhte Rate an Plazentalösungen) ● geringer Body Mass Index vor Eintritt der Schwangerschaft (< 20) und geringe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft ● geringer Abstand zwischen den Schwangerschaften (weniger als 1 Jahr) ● Ethnizität (s. o.) ● niedriger sozioökonomischer Standard und geringe Schulbildung, Arbeitslosigkeit ● Stress und schwere körperliche Belastung in der Schwangerschaft aufgrund von sportlicher oder beruflicher Belastung 12.1.3 Primäre und sekundäre Prävention von Frühgeburtsbestrebungen Die Prävention von Frühgeburtsbestrebungen vor dem Auftreten von Symptomen (primäre Prävention) ist das oberste Ziel; ein anderer Weg ist es, Symptome sehr frühzeitig zu erkennen, sodass eine effektive Therapie von Frühgeburtsbestrebungen möglich ist (sekundäre Prävention). Große Untersuchungen wiesen nach, dass Bettruhe, Wehen-Monitoring im Krankenhaus oder zu Hause und die prophylaktische Tokolyse vor dem Auftreten von Wehen keine günstige Auswirkung auf die Frühgeburtlichkeit haben. Maßnahmen, die sicher oder eventuell eine prophylaktische Wirkung auf Frühgeburtsbestrebungen haben, sind in Tab. 12.1 zusammengefasst. Antibiotische Therapie. Eine antibiotische Therapie ist bei Schwangeren auch bei einer asymptomatischen Bakteriurie angezeigt. Falls in einer früheren Schwangerschaft bereits eine Frühgeburt erfolgte, dann sollte auch 520 Tabelle 12.1 Effekt auf Frühgeburtsbestrebungen. Maßnahmen, die möglicherweise oder sicher einen prophylaktischen Effekt auf Frühgeburtsbestrebungen haben ● Antibiose bei asymptomatischer Bakteriurie in der Schwangerschaft ● Antibiose bei bakterieller Vaginose und Zustand nach Frühgeburtlichkeit ● Messung des vaginalen pH-Wertes durch die Schwangere ● Sanierung der Zähne und infektiöser Erkrankungen im Mund- und Zahnbereich vor der Schwangerschaft ● Information der Schwangeren über gesundes Verhalten in Freizeit und am Arbeitsplatz ● Prophylaktische Verabreichung von Gestagenen bei Schwangeren mit hohem Frühgeburtsrisiko oder kurzer Zervix mit 20 – 25 Schwangerschaftswochen ● Primäre Cerclage und/oder TMMV bei Hochrisikoschwangerschaften mit mehr als 3 Frühgeburten aufgrund einer Zervixinsuffizienz ● Regelmäßige moderate körperliche Aktivität in der Schwangerschaft ● Behandlung vaginaler Infektionen, vor allem bei sexuell übertragbaren Erkrankungen ● Vermeidung von Rauchen und der Verwendung anderer Drogen in der Schwangerschaft bei bakterieller Vaginose eine antibiotische Therapie durchgeführt werden. Bei manifester vaginaler Infektion, vor allem bei sexuell übertragbaren Erkrankungen, wie Gonorrhö und Chlamydieninfektion, muss eine adäquate antibiotische Therapie erfolgen. Untersuchungen aus Thüringen wiesen nach, dass die Messung des vaginalen pH-Wertes durch die Schwangere selbst eine frühere Erkennung von vaginalen Infektionen ermöglicht. Zahlreiche Untersuchungen zeigten, dass bei Frauen mit periodontalen Erkrankungen eine erhöhte Frühgeburtenrate auftritt; andere Untersuchungen haben diesen Zusammenhang nicht bestätigt. Dennoch sollte jeder Frau, die eine Schwangerschaft plant, die Sanierung der Zähne und die Behandlung von Infektionen im Mund- und Zahnbereich empfohlen werden. Beratung zu gesunder Lebensführung. Einzelne Untersuchungen wiesen eine beeindruckende Reduktion der Frühgeburtlichkeit nach, wenn Schwangere über gesundes Verhalten in Freizeit und am Arbeitsplatz aufgeklärt und in der Schwangerschaft beratend begleitet wurden. Papiernik berichtete von einer Reduktion der Frühgeburtlichkeit unter Einsatz von Informationskampagnen von 7,9 % im Jahr 1972 auf 4,1 % in den Jahren 1988 und 1989 in Teilen Frankreichs [5]. Andere Untersuchungen konnten einen günstigen Einfluss von Erziehungsprogrammen auf die Frühgeburtlichkeit allerdings nicht bestätigen [2]. aus: Rath u.a., Geburtshilfe und Perinatalmedizin (ISBN 9783131096821) © 2010 Georg Thieme Verlag KG Frühgeburt Gestagene. Nach einer aktuellen Metaanalyse reduziert die prophylaktische Verabreichung von Progestagenen und 17α-Hydroxyprogesteroncaproat bei Schwangeren mit anamnestisch hohem Risiko die Frühgeburtlichkeit [6]. Falls zwischen 20 und 25 Schwangerschaftswochen die vaginalsonografisch gemessene Zervixlänge unter 16 mm liegt, kann durch die tägliche vaginale Verabreichung von Gestagenen die Frühgeburtswahrscheinlichkeit vor 34 Schwangerschaftswochen signifikant reduziert werden [3]. Dementsprechend sollte bei Schwangeren, die aufgrund von anamnestischen Angaben oder im 2. Trimenon festgestellter kurzer Zervix ein hohes Risiko für eine Frühgeburtlichkeit haben, die prophylaktische Verwendung von Gestagenen in Erwägung gezogen werden. Prophylaktische Cerclage. Die Indikation zur prophylaktischen Cerclage und zum totalen Muttermundverschluss (TMMV) ist nur in Hochrisikoschwangerschaften mit mehr als 3 Frühgeburten aufgrund einer Zervixinsuffizienz medizinisch indiziert. In anderen Fällen eines anamnestisch erhöhten Frühgeburtsrisikos kann mit der primären Cerclage zwar die Verkürzung der Zervix verhindert werden, aber etwa 50 % dieser Frauen brauchen den Eingriff nicht, da sie auch ohne Cerclage am Termin gebären. Dementsprechend ist (mit Ausnahme der oben angeführten Hochrisikogruppe) die Beobachtung der Zervixlänge durch transvaginalen Ultraschall und die symptomatische Therapie bei Nachweis der Verkürzung oder die vaginale Gestagenverabreichung die bessere Alternative gegenüber der prophylaktischen Cerclage [1]. Moderate körperliche Aktivität. Regelmäßige moderate körperliche Aktivität vermindert die Frühgeburtlichkeit, während extensive sportliche Betätigung mit in der Schwangerschaft ungeeigneten Sportaktivitäten (Leistungssport, Sport mit hohem Sturz- oder Verletzungsrisiko, Sport mit hohen Anforderungen an den Gleichgewichtssinn) zu einer Erhöhung des Frühgeburtsrisikos führen kann. 12.1.4 Diagnose von Frühgeburtsbestrebungen Wehen können mannigfaltige Ursachen haben: Blasensprung, vaginale Blutung, lokale oder systemische Infektion oder – im Fall von Mehrlingen – die Überdehnung des Uterus. Idiopathische Frühgeburtsbestrebungen machen sich durch eine Verkürzung und/oder Eröffnung der Cervix uteri (Abb. 12.2) meist in Kombination mit Wehentätigkeit (schmerzhafte, palpable, länger als 30 Sekunden dauernde Kontraktionen, die häufiger als 3-mal pro 30 Minuten sind) bemerkbar. Spontane Frühgeburtsbestrebungen zeichnen sich durch die Kombination von regelmäßigen Kontraktionen und den Effekt auf die Cervix uteri aus. Zervixlänge. Kontraktionen des Uterus ohne eine Veränderung an der Cervix uteri führen in der Mehrzahl der Fälle nicht zur Frühgeburtlichkeit. Die sonografische Messung der Zervixlänge ist dabei genauer als die palpatorische Bestimmung des Zervixlänge. Falls die sonografisch gemessene Zervixlänge im 2. Trimenon 25 mm bei Risikoschwangeren oder 15 mm ohne anamnestisches Risiko unterschreitet, steigt das Risiko für die Frühgeburtlichkeit unter der 33. SSW auf 22 – 26 % erheblich an [8]. Fibronektintest. Ein weiterer prädiktiver Marker für eine echte Progredienz idiopathischer vorzeitiger Wehen ist neben dem vaginalsonografischen Nachweis der Zervixverkürzung ein positiver Fibronektintest im Vaginalsekret. Fetales Fibronektin ist ein onkofetales Protein, das als Adhäsionsmolekül die Integrität der choriodezidualen Einheit bewahrt. Fibronektin wird freigesetzt, wenn es zu Zervixveränderungen oder Eihautverschiebungen gegenüber der Dezidua kommt. 12.1.5 Therapie der drohenden Frühgeburt Bevor bei Frühgeburtsbestrebungen eine Verlängerung der Schwangerschaft angestrebt wird, müssen maternale und fetale Gefahrensituationen ausgeschlossen werden. Folgende Maßnahmen kommen bei Frühgeburtsbestrebungen infrage: Medikamentöse Suppression von Wehen (Tokolyse). Die Tokolyse führt zu einer Verlängerung der Schwangerschaft um durchschnittlich 2 – 7 Tage. Da diese Zeit zumindest zur Induktion der fetalen Lungenreife oder zur Verlegung der Mutter in ein Perinatalzentrum genützt werden kann, ergibt sich hieraus ein signifikanter Vorteil für den Fetus. In manchen Fällen gelingt eine deutlich längere Prolongation der Schwangerschaft als 2 – 7 Tage. Die folgenden allgemeinen Kontraindikationen für eine Tokolyse müssen beachtet werden: ● Amnioninfektionssyndrom ● nicht überlebensfähige Fehlbildung des Fetus oder intrauteriner Fruchttod ● mütterliche Indikation zur Schwangerschaftsbeendigung: v. a. die schwere Präeklampsie oder schwere vaginale Blutungen ● kindliche Indikation zur Schwangerschaftsbeendigung: v. a. die Plazentainsuffizienz ● Schwangerschaftsalter > 34 SSW: Die frühgeburtsbedingte kindliche Morbidität und Mortalität ist nach 34 + 0 SSW gering. Eine medikamentöse Tokolyse ist aufgrund der Nebenwirkungen für die Mutter und des ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses für den Fetus nach 34 + 0 SSW in der Regel nicht mehr indiziert. Individuelle Ausnahmen (z. B. Verlegung in ein aus: Rath u.a., Geburtshilfe und Perinatalmedizin (ISBN 9783131096821) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 12 521 Pathologische Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett Pathologie der Spätschwangerschaft (Pathologie des Schwangerschaftsverlaufes) b a c d Abb. 12.2 Progrediente Zervixinsuffizienz. a Mit 21 SSW zeigt sich eine 34 mm lange, unauffällige Zervix. b Mit 25 SSW hat sich das Os internum der Zervix eröffnet („Trichterbildung“). ● perinatologisches Zentrum bei zusätzlichen fetalen Problemen) können bestehen. Schwangerschaftsalter < 22 SSW: Medikamentöse Tokolyse verlängert die Schwangerschaft in den meisten Fällen nur um 2 – 7 Tage gegenüber Plazebo. Somit ist die Einleitung einer medikamentösen Tokolyse vor 22 + 0 SSW in der Regel nicht indiziert. Auch hier gibt es individuelle Ausnahmen (z. B. perioperativ bei Cerclage). Therapeutische (sekundäre oder tertiäre Cerclage). Als sekundäre Cerclage wird die Cerclage bei sonografisch nachgewiesener Verkürzung der Zervix, als tertiäre oder Notfallcerclage wird eine Cerclage bezeichnet, die im 2. oder im frühen 3. Trimenon aufgrund einer bereits erfolgten Eröffnung der gesamten Zervixlänge oder eines Fruchtblasenprolaps durchgeführt wird. Über den Nutzen der sekundären Cerclage bestehen – obwohl dieser Ein- 522 c Mit 28 SSW ist die funktionelle Zervixlänge auf 12 mm verkürzt. d In der 30. SSW ist auch das Os externum der Zervix eröffnet. Zwischen Amnion- und der Chorionmembran zeigt sich echogenes Material („Sludge“), das bei einer Amnioninfektion gehäuft gefunden wird. griff häufig durchgeführt wird – divergierende Ergebnisse in wissenschaftlichen Untersuchungen. Eine neue und methodisch gute Untersuchung mit 253 Schwangeren bei 22 – 24 SSW und einer Zervixverkürzung auf 15 mm oder weniger konnte in der Cerclagegruppe keine substanzielle Verringerung der Frühgeburtlichkeit nachweisen [8]. Zum Nutzen der tertiären Cerclage gibt es nur wenige Untersuchungen, die allesamt wenige Patienten umfassen. Beim Fruchtblasenprolaps kommt es ohne Therapie meist schnell zum Blasensprung und zur Geburt. Da mit der tertiären Cerclage zumindest in einigen Fällen eine erhebliche Schwangerschaftsverlängerung gelingt, ist der Eingriff vor allem im späten 2. Trimenon indiziert. Aufgrund der unzureichenden Datenlage zum Nutzen der Notfallcerclage muss die Indikation allerdings immer individuell nach Ausschluss von Kontraindikationen gestellt werden. aus: Rath u.a., Geburtshilfe und Perinatalmedizin (ISBN 9783131096821) © 2010 Georg Thieme Verlag KG Frühgeburt Abb. 12.3 Vorgehen bei vorzeitigen Kontraktionen. Kontraktionen > 3/30 min und Zervixverkürzung individuelles Vorgehen < 22 SSW Schwangerschaftsalter > 34 SSW Entbindung 22 bis 34 SSW Tokolyse, Induktion der Lungenreife kein Blasensprung Ausschluss von Kontraindikationen zur Tokolyse Blasensprung Sonografische Evaluation. Die Kontrolle der Anzahl der Feten, Bestimmung der Lage des Fetus/der Feten, Beurteilung der fetalen Sonoanatomie und der Fruchtwassermenge, Fetometrie und Dopplersonografie sind obligat. Es sollte versucht werden, eine Plazentalösung, Uterusanomalien oder Myome zu erkennen. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft erfolgt die engmaschige fetale Überwachung mit Kardiotokografie und Ultraschall (Biometrie und Dopplersonografie). Additive Maßnahmen: ● In utero Verlegung in ein perinatologisches Zentrum, falls die Schwangerschaft unter der vollendeten 34. SSW ist. ● Fetale Lungenreifeinduktion: Es ist nachgewiesen, dass bei Frühgeburtlichkeit zwischen der 28. und 34. SSW die Verabreichung eines einzelnen Zyklus von Betamethason (2-mal 12 mg i. m. im Abstand von 24 h) ein signifikant verbessertes neonatales Outcome bewirkt mit einer Verringerung von Atemnotsyndrom, neonatalem Tod, nekrotisierender Enterokolitis und intraventrikulärer Hirnblutung. Der optimale Effekt der fetalen Lungenreifeinduktion tritt 48 h nach Verabreichung von Betamethason ein. ● Ausschluss einer bakteriellen Vaginose: Die Diagnose wird durch ein Grampräparat des Scheideninhaltes oder klinisch gestellt, wenn sich dünnflüssiger, homogener Fluor, ein erhöhter pH-Wert des Scheideninhaltes (> 4,5) und ein Amingeruch des Fluors (insbesondere nach Zusatz von 10 % KOH) nachweisen lassen. Im Nativpräparat finden sich Epithelzellen, die von Bakterienrasen überwuchert sind (Schlüsselzellen oder „Clue Cells“). ● Ausschluss einer vaginalen Infektion: Bakteriologische Abstriche, insbesondere auf eine Infektion mit Streptokokken der Gruppe B, Trichomonas vaginalis, Neisseria gonorrhoeae, Mycoplasma hominis und Chlamydia trachomatis sollten in allen Fällen von Frühgeburtsbestrebungen angefertigt werden. ● Der Ausschluss einer asymptomatischen Bakteriurie und eines Harnwegsinfektes sollte erfolgen. ● Bei vorzeitiger Wehentätigkeit und Blasensprung ohne weitere Hinweise für eine Infektion sollte die Prophy- ● ● ● Tokolyse, Induktion der Lungenreife, prophylaktische Antibiose laxe einer aszendierenden Infektion mit Antibiotika erfolgen. Kontrolle von Infektionswerten (CRP, Leukozytenverlauf), Elektrolyten, Blutbild, Leber- und Nierenfunktionswerten vor Beginn einer Tokolyse und im Verlauf der Behandlung, geburtshilflich-neonatologische Besprechung der fetalen Prognose mit den Eltern, Festlegung des Geburtsmodus. Es gibt keine Evidenz, dass die intravenöse Hydratation die Frühgeburtlichkeit bei vorzeitiger Wehentätigkeit verringert. Ebenso gibt es keine Evidenz, dass die mütterliche Sedation bei vorzeitiger Wehentätigkeit die Schwangerschaft verlängern kann oder sonst einen Benefit für Mutter und Kind aufweist. Bei Kombination der Hydratation mit der Lungenreifeinduktion des Fetus und der Verabreichung kardiovaskulär wirksamer Tokolytika (v. a. Betamimetika, Magnesiumsulfat und Kalziumantagonisten) besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines maternalen Lungenödems. ■ Allgemeine Aspekte der Tokolyse [4, 7] Eine Tokolyse sollte in der Regel nur nach Diagnose von zervixwirksamen Wehen zwischen 22 und 34 SSW nach Ausschluss von Kontraindikationen erfolgen (Abb. 12.3). Es wird eine signifikante Verlängerung der Schwangerschaft durch die Verwendung von Tokolytika aus den Substanzgruppen Betamimetika, Oxytozinrezeptorantagonisten, Kalziumantagonisten und Zyklooxygenase-Inhibitoren gegenüber Plazebo nachgewiesen (Tab. 12.2). Diese Substanzen scheinen äquieffektiv zu sein, unterscheiden sich aber in ihrer Wirksamkeit, der Applikationsform, dem Nebenwirkungsprofil und den Kosten. Nur der β-Agonist Fenoterol (Partusisten) und der Oxytozinrezeptorantagonist Atosiban (Tractocile) sind zur Behandlung vorzeitiger Wehen in Deutschland zugelassen, während dies für die anderen tokolytisch wirksamen Substanzen nicht gilt. Bei Einleitung einer Tokolyse mit Beta- aus: Rath u.a., Geburtshilfe und Perinatalmedizin (ISBN 9783131096821) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 12 523 Pathologie der Spätschwangerschaft (Pathologie des Schwangerschaftsverlaufes) Pathologische Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett Tabelle 12.2 Übersicht der Charakteristika der gebräuchlichen Tokolytika. Fenoterol (Partusisten) Atosiban (Tractocile) Nifedipin slow release (Adalat CR) Wirkungsmechanismus über zellmembranständige β-adrenerge Rezeptoren kompetitiver, nicht selektiver Antagonist für Oxytozin blockiert direkt den Influx von Kalziumionen durch die Zellmembran Nebenwirkungen Palpitationen (18 %), Tremor (39 %), Übelkeit (20 %), Kopfschmerz (23 %), Thoraxschmerzen (10 %), Hypokaliämie (39 % und Hyperglykämie (10 %) schwere maternale Nebenwirkungen (v. a. maternale Herzrhythmusstörungen und Lungenödem) sind beschrieben, wobei ein Lungenödem in etwa 1 : 425 Fällen auftritt Palpitationen (2 %), Tachykardie (6 %), Hypotonie (3 %), Übelkeit (12 %), Erbrechen (7 %) und Kopfschmerzen (10 %) schwere Nebenwirkungen wurden unter alleiniger Therapie mit Atosiban bisher nicht beschrieben Übelkeit, Flush, Kopfschmerz, Tachykardie und Palpitationen können auftreten; diese Nebenwirkungen sind in der Regel mild und weniger schwer als die Nebenwirkungen, die unter Betamimetika gesehen werden; Blutdrucksenkung, bei normotensiven Patienten sind die kardiovaskulären Effekte gering, es wurden allerdings einzelne Fälle von schweren Nebenwirkungen (Lungenödem, Herzinfarkt, Hypoxie) berichtet: fast immer in Kombination mit der Verabreichung von Betamimetika und/oder sublingualer Verabreichung mit schnellem Wirkungseintritt Kontraindikation maternale Herzerkrankungen, arterielle Hypertonie, Hyperthyreose, schwere Anämie; Vorsicht ist bei Diabetes mellitus der Mutter geboten Allergie gegen die Wirksubstanz Hypersensitivität auf dieses Medikament, mütterliche Lebererkrankung, linksventrikuläre Dysfunktion oder kongestiver Herzfehler sowie Hypotonie der Mutter Zugelassen zur Tokolyse ja ja (nicht in den USA) nein Wirksamkeit gegenüber Plazebo ja ja nicht untersucht Administration i. v. i. v. oral Tagestherapiekosten mittel hoch niedrig mimetika und Nifedipin ist eine engmaschige Kontrolle von Mutter und Fetus durchzuführen. Für Betamimetika (in Deutschland meist Fenoterol, Partusisten) bestehen die meisten klinischen Erfahrungen. Diese Substanzgruppe wird auch heute noch am häufigsten zur Tokolyse verwendet. Atosiban (Tractocile) weist das günstigste Nebenwirkungsprofil aller Tokolytika auf, ist aber sehr teuer. Kalziumantagonisten (in Deutschland meist Nifedipin slow release, Adalat CR) haben relativ wenige Nebenwirkungen, wobei aber vor allem in Kombination mit anderen kreislaufwirksamen Medikamenten in Einzelfällen über schwere maternale und/oder fetale Nebenwirkungen berichtet wurde. Auch Indometacin, Magnesiumsulfat und Nitroglycerin werden bisweilen als Tokolytika eingesetzt, sind aber aufgrund von erheblichen Nebenwirkungen oder noch ungenügender wissenschaftlicher Erfahrung problematisch. Tokolytika sollten untereinander nicht kombiniert werden, da sich die Nebenwirkungen addieren, 524 die Wirkung sich aber nicht verbessert. Spätestens nach 48 h sollte versucht werden, die Tokolyse wieder auszuschleichen. 12.1.6 Uterusanomalien und Uterus myomatosus Fehlbildungen. Die Fehlbildungen des Uterus entstehen durch Nichtfusion, mangelhafte Entwicklung oder unvollkommene Kanalisation der Müller-Gänge. Die leichteste Form hierbei ist der Uterus arcuatus, bei dem der Fundus uteri eindellt, das Cavum uteri aber weitgehend unverändert ist, schwere Formen reichen bis zur kompletten Doppelbildung von Uterus und Vagina. Es ist sehr schwierig die Bedeutung dieser uterinen Veränderungen bei der Frühgeburtlichkeit zahlenmäßig zu bestimmen. Anlässlich von laparoskopischen Sterilisationen wurde gezeigt, dass etwa 3 % der Frauen mit einer unauffälligen reproduktiven Vorgeschichte Uterusanoma- aus: Rath u.a., Geburtshilfe und Perinatalmedizin (ISBN 9783131096821) © 2010 Georg Thieme Verlag KG Frühgeburt a c b d Abb. 12.4 32-jährige III. gravide Patientin mit 23 SSW und massiven Bauchschmerzen, die sich in den Bereich eines intramuralen Myoms projizieren. Die Schmerzen waren resistent gegenüber Opiaten und Zyklooxygenase-Inhibitoren, sodass eine Dauerperiduralanalgesie angelegt wurde. Darunter zunehmend akutes Abdomen, sodass die Laparatomie mit Myomenukleation durchgeführt wurde. a Darstellung des nekrotischen intramuralen Myoms. b Blutstillung nach erfolgreicher Enukleation mit blutstillender Gaze. c Naht der Serosa. d Bei der Sectio caesarea mit 36 SSW zeigt sich die Operationswunde gut verheilt. lien aufweisen. Uterusfehlbildungen sind seltene Ursachen von Frühgeburtlichkeit. Dementsprechend ist zu vermuten, dass die meisten Uterusfehlbildungen den Schwangerschaftsverlauf nicht nachteilig beeinflussen. den häufig gravierenden Problemen von intra- und extrauterinen Adhäsionen mit folgender Infertilität abgewogen werden. Es gibt keine prospektiven Untersuchungen, die den Nutzen von operativen Interventionen bei Frauen mit Uterusfehlbildungen untersucht hätten. Operative Interventionen kommen deshalb in der Regel nur dann infrage, wenn die Frühgeburtlichkeit in einer oder mehreren vorangegangenen Schwangerschaften auf keine andere Ursache als die Uterusfehlbildung zurückzuführen war. Besonders aussichtsreich ist die operative Intervention bei einem Uterus septus oder subseptus, wenn eine hysteroskopische Resektion dieses Septums möglich ist. In jedem Fall muss der mögliche Vorteil einer Operation, vor allem bei offen-chirurgischen Verfahren, gegenüber Uterusmyome. Die Größe von Myomen bleibt in der Schwangerschaft meist unverändert (50 – 60 %). Myome können aber auch wachsen (etwa 20 %) oder schrumpfen. Sie sind selten alleinige Ursache von Frühgeburtlichkeit. Es gibt allerdings keine prospektiven Untersuchungen, die die Bedeutung von Uterusmyomen an Schwangerschaftskomplikationen untersucht hätten. Folgende Komplikationen können bei Uterusmyomen auftreten und zur Frühgeburtlichkeit führen: ● Schmerzen durch Myomnekrosen, die möglichst konservativ behandelt werden sollten. Zyklooxygenase-Inhibitoren sollten aufgrund der fetalen Nebenwirkungen (Oligurie, vorzeitger Verschluss des Ductus arteriosus) im 3. Trimenon mit Vorsicht eingesetzt werden. In aus: Rath u.a., Geburtshilfe und Perinatalmedizin (ISBN 9783131096821) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 12 525 Pathologische Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett Pathologie der Spätschwangerschaft (Pathologie des Schwangerschaftsverlaufes) ● ● ● ● seltenen Fällen ist allerdings bei therapieresistenten Schmerzen die Myomentfernung in der Schwangerschaft notwendig (Abb. 12.4). Intrauterine Wachstumsrestriktion: bei großen Myomen oder falls ein großer Teil der Plazenta über dem Myombett sitzt. Aufgrund einer Überdehnung des Uterus bei Uterusmyomen können vorzeitige Wehen auftreten. Bei retroplazentaren Myomen sind vaginale Blutungen häufiger als bei Myomen, die nicht retroplazentar liegen. Es ist unklar, ob Myome zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Placenta praevia, vorzeitigem Blasensprung und vorzeitiger Plazentalösung führen. Stressfaktoren ● ● ● ● Berufliche Überlastung ● ● ● Erkrankungen des Uterus ● ● ● 12.2 Früher vorzeitiger Blasensprung F. Kainer, W. Rath ● ● Infektionen ● ● 12.2.1 Terminologie, Inzidenz ● ● Früher vorzeitiger Blasensprung (PPROM – preterm premature rupture of membranes) ist definiert als spontane Ruptur der Eihäute (Blasensprung) vor 37 + 0 SSW und mindestens eine Stunde vor Wehenbeginn [12]. Bei 3 % aller Schwangerschaften muss mit einem PPROM gerechnet werden, bei 25 – 30 % aller Frühgeburten kommt es zum PPROM [5, 12]. Daraus folgende Komplikationen sind die Frühgeburtlichkeit, die Chorioamnionitis, Nabelschnurkompressionen mit pathologischen Herzfrequenzmustern (76 %) und konsekutiven operativen Entbindungen sowie vorzeitige Plazentalösung (4 – 12 %) [5]. Diese Komplikationen führen in 1 – 2 % dieser Fälle zu einem intrauterinen Fruchttod [2]. Die Rate intrauteriner Infektionen sowie die Latenzzeit zwischen Blasensprung und Auftreten von Wehen ist umso größer, je früher in der Schwangerschaft der PPROM auftritt (z. B. < 24. SSW Amnioninfektionssyndromrate 39 – 71 %, gesamt: 13 – 60 %); 25 % aller Frühgeburten entwickeln eine Chorioamnionitis [12]. Die Rate an postpartalen Infektionen liegt zwischen 2 und18 %. Bei exspektativem Vorgehen darf in 2,8 – 13 % der Fälle mit einem Sistieren des Fruchtwasserabgangs und einer Normalisierung der Fruchtwassermenge gerechnet werden (Übersicht bei [2]). 12.2.2 Ätiologie und Risikofaktoren In Tab. 12.3 sind die wesentlichen Risiken für einen PPROM zusammengefasst, wobei grundsätzlich zwischen anamnestischen, schwangerschaftsassoziierten und iatrogenen Risikofaktoren unterschieden werden kann. Die Risikofaktoren für einen PPROM entsprechen im Wesentlichen denen der vorzeitigen Wehentätigkeit mit konsekutiver Frühgeburt (s. Kapitel 12.1), wobei aufgrund der gegenseitigen Beeinflussung der verschiedenen Ursachen eine klinisch relevante und statistisch unabhängige 526 Tabelle 12.3 Risikofaktoren für einen frühen vorzeitigen Blasensprung. ● Verschiedenes ● ● ● ● ● ● ● Fetale Ursachen ● ● ● Iatrogene Ursachen ● ● niedriger sozioökonomischer Status Depression psychische Ausnahmesituationen (Gewalterfahrung, Todesfall in der Familie) operative abdominelle Eingriffe während der Schwangerschaft stehende Tätigkeit Arbeit an lärmenden, vibrierenden Industriemaschinen körperliche Überlastungssituationen Myome Uterusfehlbildungen Zervixinsuffizienz Zustand nach Konsiation wiederholte Abruptiones Zervizitis, Vaginitis Geschlechtskrankheiten systemische Infektionen Harnwegsinfekte Karies Nikotin vaginale Blutungen Drogenabusus mütterliches Alter (< 18 oder > 40 Jahre) schlechter Ernährungsstatus unzureichende Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen Anämie Mehrlingsschwangerschaft Polyhydramnion Fehlbildungen intrauterine Eingriffe (Amniozentese, Chorionbiopsie, Nabelschnurpunktion, Fetoskopie) Konisation Beurteilung der individuellen Risikofaktoren schwierig ist. Als unabhängige Variable gelten vaginale Blutungen (Odds Ratio 7,4; 95 %-Konfidenzintervall 2,2 – 25,6), der Nikotinabusus (Odds Ratio 2,1; 95 %-Konfidenzintervall 1,4 – 3,1) sowie eine vorangegangene Frühgeburt (Odds Ratio 2,5; 95 %-Konfidenzintervall 1,4 – 2,5) [5, 12, 13]. ■ Infektionen und gestationsbedingte Risikofaktoren Aszendierende Infektionen aus dem unteren Genitalkanal können zu einer Schädigung der fetalen Membranen führen [9]. Dabei kommt es durch die Freisetzung proteolytischer Enzyme (z. B. aus polymorphkernigen Leukozyten) zu einer Kollagenolyse innerhalb der extrazellulären Matrix und damit zu einem Kollagenabbau, wobei Kollagen maßgeblich für die Reißfestigkeit und Stabilität der Eihäute verantwortlich ist. Dieser Vorgang aus: Rath u.a., Geburtshilfe und Perinatalmedizin (ISBN 9783131096821) © 2010 Georg Thieme Verlag KG