Hintergrundinformation Vorhofflimmern – Risikofaktor für einen

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Hintergrundinformation
(Stand: Juni 2014)
Vorhofflimmern – Risikofaktor für einen Schlaganfall
Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu knapp 200.000 neuen Schlaganfällen und 66.000
Schlaganfallrezidiven.1 Jeder Fünfte davon ist auf Vorhofflimmern zurückzuführen.2 Fast
zwei Millionen Menschen leiden allein in Deutschland unter dieser häufigsten Form der
Herzrhythmuserkrankungen.3 Bei Vorhofflimmern ist der natürliche Herzrhythmus gestört.
Die Vorhöfe des Herzens ziehen sich nicht mehr gleichmäßig zusammen, sondern
schlagen chaotisch. Dadurch steigt im Vorhof das Risiko für die Bildung von
Blutgerinnseln. Werden diese mit dem Blutstrom ins Gehirn geschwemmt und
verschließen dort eine Arterie, kommt es zu einem Schlaganfall. Trotz dieser Gefahr ist
Vorhofflimmern als Schlaganfall-Risikofaktor in der Bevölkerung oder in der Öffentlichkeit
nicht präsent. Oft wird die Herzrhythmuserkrankung nur zufällig erkannt.4 Und viele
Patienten mit Vorhofflimmern kennen ihr persönliches Schlaganfallrisiko bzw. mögliche
Maßnahmen zur Vorbeugung nicht. Mithilfe einiger Leitfragen können Menschen, bei
denen Vorhofflimmern diagnostiziert wurde, jene Hinweise herausfinden, von denen der
behandelnde Arzt Kenntnis haben sollte, um das Schlaganfallrisiko einschätzen und
geeignete Vorsorgemaßnahmen einleiten zu können.
Das menschliche Herz schlägt im Laufe eines Lebens rund 2,5 Milliarden Mal und pumpt
dabei etwa 250 Millionen Liter Blut.5 Es leistet Schwerstarbeit, um den Blutkreislauf
anzutreiben. Das Herz besteht aus zwei im gleichen Takt schlagenden Herzhälften, deren
Millionen kleiner Herzmuskelzellen, gesteuert vom Sinusknoten, für einen regelmäßigen
Rhythmus sorgen.
Beim Vorhofflimmern verliert der Sinusknoten seine Funktion als Taktgeber. Anstelle
geordneter Signale ziehen sich die Vorhöfe des Herzens nicht mehr rhythmisch
zusammen, sondern schlagen chaotisch, bis zu 600-mal in der Minute – sie „flimmern“.
Das Blut wird nun nicht mehr vollständig aus den Vorhöfen in die Kammern gepumpt. Die
möglichen Folgen:
•
Im Körperkreislauf steht weniger sauerstoffreiches Blut zur Verfügung, betroffene
Menschen können sich abgeschlagen und müde fühlen oder sie haben Atemnot.
•
Aufgrund des gestörten Blutflusses kommt es zur Bildung von Blutgerinnseln
(Thromben) im Vorhof.
Im linken Vorhof sind solche Gerinnsel sehr gefährlich: Wenn sie sich lösen und über die
linke Herzkammer und die Aorta in die Halsschlagader und von dort ins Gehirn gelangen
und ein Blutgefäß verschließen, kann es zu einem Schlaganfall mit oftmals
schwerwiegenden Folgen kommen.
1
Unterschiedliche Anzeichen für Vorhofflimmern
Manche Patienten können Vorhofflimmern als unangenehmes Herzklopfen, Herzrasen
und Schwindel wahrnehmen. Bei vielen Menschen verursacht es dagegen keine
spürbaren Symptome (asymptomatisches Vorhofflimmern). Die Erkrankung wird in diesen
Fällen oft nur durch Zufall entdeckt, etwa im Rahmen ärztlicher Routineuntersuchungen
oder erst dann, wenn es zu Folgeerscheinungen und Komplikationen kommt – wie zu
einem Schlaganfall.
Anhand der Dauer unterscheidet man verschiedene Typen des Vorhofflimmerns:
•
das paroxysmale Vorhofflimmern, das anfallsartig auftritt und von selbst wieder
aufhört
•
das persistierende Vorhofflimmern, das länger als sieben Tage andauert und nicht
von selbst aufhört, aber mittels einer spezifischen Therapie beendet werden kann
•
das permanente Vorhofflimmern, das dauerhaft, d.h. mehr als ein Jahr besteht.
Die wichtigste Untersuchungsmethode zur Diagnose des Vorhofflimmerns ist das
Elektrokardiogramm (EKG). Wenn die Diagnose feststeht, wird geprüft, ob weitere
Erkrankungen wie Bluthochdruck, eine Verengung der Herzkranzgefäße bzw. eine
Mangeldurchblutung der Herzmuskulatur (koronare Herzerkrankung), eine
Schilddrüsenüberfunktion, eine Herzmuskelentzündung oder Diabetes mellitus vorliegen,
die die Rhythmusstörung ausgelöst haben könnten.
Leitfragen geben Hinweis auf das Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern
Das Risiko für einen Schlaganfall bei Vorhofflimmern ist individuell unterschiedlich und
wird vor allem vom Lebensalter, vom Geschlecht und von Begleiterkrankungen bestimmt.
Patienten, die weiblich und über 65 Jahre alt sind und gegebenenfalls eine zusätzliche
Herzerkrankung, einen zu hohen Blutdruck, eine Gefäßerkrankung, eine Zuckerkrankheit
haben oder einen bereits zurückliegenden Schlaganfall hatten, haben ein weit höheres
Risiko, einen Hirninfarkt zu bekommen.
Wichtig ist, dass Patienten mit Vorhofflimmern ihr ganz persönliches Risiko für einen
Schlaganfall kennen, denn alle Patienten mit Vorhofflimmern können ein erhöhtes
Schlaganfallrisiko haben. Ärzte können nach der Diagnose Vorhofflimmern mit Hilfe eines
speziellen Punktesystems, dem sogenannten CHA2DS2-VASc-Score, der auch in den
aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfohlen wird 2,
das Schlaganfallrisiko gut abschätzen. Die Initiative „Schlaganfallvorsorge. Bei
Vorhofflimmern handeln“ hat gemeinsam mit den führenden deutschen Experten Prof. Dr.
med. Ulrich Laufs, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie und Internistische
Intensivmedizin; Stellvertretender Direktor der Klinik Innere Medizin III,
Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg und Prof. Dr. med. Joachim Röther,
Facharzt für Neurologie, Zusatzbezeichnung Neurologische Intensivmedizin und Geriatrie
2
und Chefarzt der Neurologischen Abteilung, Asklepios Klinik Hamburg Altona, auf
Grundlage dieses Scores einige Leitfragen für Vorhofflimmern-Patienten entwickelt.
Anhand dieser Fragen können Vorhofflimmern-Patienten jene Hinweise herausfinden, von
denen der behandelnde Arzt Kenntnis haben sollte, um das Schlaganfallrisiko
einschätzen und geeignete Vorsorgemaßnahmen einleiten zu können. Die Leitfragen
stehen zum Nachlesen auf www.schlaganfall-verhindern.de.
Mit der individuell passenden Vorsorge Schlaganfälle verhindern
Insgesamt hängt das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, stark vom Lebensalter ab –
Menschen ab 40 Jahren werden aktuellen Berechnungen zufolge mit einer
Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent im Laufe ihres weiteren Lebens Vorhofflimmern
entwickeln. Vorhofflimmern ist medikamentös gut kontrollierbar. Je nach Diagnose stehen
zum einen Medikamente zur Verfügung, die die Häufigkeit der Herzschläge regulieren.
Zum anderen können medikamentöse Therapien bzw. eine Cardioversion oder
Katheterablation (Unterbrechung falscher Impulse) dem Herzen helfen, wieder im
normalen Takt zu schlagen. Außerdem ist es wichtig, Grunderkrankungen wie
Bluthochdruck, Diabetes und andere Herzerkrankungen zu behandeln.
Um zu verhindern, dass sich bei Vorhofflimmern Blutgerinnsel bilden, ist die Gabe
gerinnungshemmender Medikamenten ein Grundpfeiler der Behandlung. Damit kann das
Schlaganfallrisiko erheblich gesenkt werden. Bei Patienten mit Vorhofflimmern werden zur
Vorbeugung des Schlaganfalls allgemein Gerinnungshemmer in Form von Tabletten
verwendet. Man nennt sie daher auch „orale Antikoagulanzien“. Heute stehen dafür zwei
Gruppen von Medikamenten zur Verfügung: die seit Jahrzehnten eingesetzten Vitamin-KGegenspieler (Cumarine) und die neueren oralen Antikoagulanzien.2 Im Einzelfall
entscheidet der behandelnde Arzt, welches Medikament am besten für den Patienten
geeignet ist.
Mitarbeit des Patienten bedeutend für wirksame Schlaganfallvorsorge
Wichtig bei der Behandlung mit Gerinnungshemmern ist die regelmäßige Einnahme der
Tabletten, also die Therapietreue des Patienten. Es muss gewährleistet sein, dass die
Medikamente täglich zur gleichen Zeit eingenommen werden, damit der Patient wirksam
vor einem Schlaganfall geschützt ist. Dazu gehört auch, die Medikamente nicht
eigenmächtig abzusetzen oder die Dosis zu verändern.
Neben einer medikamentösen Therapie kann auch ein entsprechender Lebensstil bei
Vorhofflimmern die Schlaganfallprävention positiv beeinflussen. Dies betrifft eine
ausgewogene, „herzgesunde“ Ernährung und ein gesundes Maß an körperlicher
Bewegung. Außerdem sollen Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sowie Stress
und Schlafmangel vermieden werden.
Weitere Informationen zum Thema Vorhofflimmern und Schlaganfallvorsorge, der
interaktive Selbsttest sowie alle Patientenmaterialien stehen unter www.schlaganfallverhindern.de zur Verfügung.
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Quellen:
1. Heuschmann PU et al.: Schlaganfallhäufigkeit und Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland.
Frequency and care of stroke in Germany. Akt Neurol 2010; 37: 333-340.
2. Camm AJ et al. Guidelines for the management of atrial fibrillation: the Task Force for the Management of
Atrial Fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC). Europace 2010; 12:1360-1420.
3. Patienteninformation “Herz aus dem Takt: Vorhofflimmern”. Herausgeber Kompetenznetz Vorhofflimmern.
Aktualisierte Neuauflage. Stand Februar 2013.
4. Aliot E et al.: An international survey of physician and patient understanding, perception, and attitudes to
atrial fibrillation and its contribution to cardiovascular disease morbidity and mortality. Eurospace 2010; 12:
626-633.
5. The Atlas of Heart Disease and Stroke. Publications of the World Health Organisation, 2004; 19. (online)
URL: http://www.who.int/cardiovascular_diseases/resources/atlas/en/ (Stand: 20.11.13).
Kontakt und weitere Informationen:
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Mario Leisle
Pressestelle
Carl-Miele-Straße 210
33311 Gütersloh
Tel.: 0 52 41/97 70-12
Fax: 0 52 41/97 70-712
Mail: [email protected]
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO)
Ursula Lenz
Pressereferat
Bonngasse 10
53111 Bonn
Tel.: 0228/24 99 93-18
Fax: 0228/24 99 93-20
Mail: [email protected]
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Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA
Eszter Viragh
Public Affairs
Arnulfstraße 29
80636 München
Tel.: 089/121 42-70 36
Fax: 089/121 42-262
Mail: [email protected]
Pfizer Deutschland GmbH
Dr. Henry Werner
Unternehmenskommunikation
Linkstraße 10
10785 Berlin
Tel.: 030/55 00 55-510 88
Mail: [email protected]
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