Briefkopf Zusammenfassung des Studienprotokolles Titel des Gesuchs: Orteronel maintenance therapy in patients with metastatic castration resistant prostate cancer and non-progressive disease after first line chemotherapy with docetaxel: a multicenter randomized double-blind placebo controlled phase III trial Protokoll-No.: SAKK 08/11 Gesuchsteller: Weitere Mitarbeiter/Innen: Gesuchversion/Datum: Version 1.0, 25.06.2012 Hintergrund der Studie: Beim metastasierten Prostatakarzinom mit Kastrationsresistenz (Progredienz unter antihormoneller Therapie) besteht die primäre Standardbehandlung aus einer Chemotherapie mit Docetaxel. Damit kann das Überleben unter Erhaltung der Lebensqualität signifikant verlängert werden (1). Nach Beendigung der Chemotherapie wird der Patient regelmässig kontrolliert und bei einem Fortschreiten der Erkrankung wird gemäss neuesten Untersuchungen eine Zweitlinienbehandlung mit einem Blocker der Androgensynthese (Abiraterone) oder einem neuartigen Chemotherapeutikum (Cabazitaxel) vorgenommen. Diese Therapien führen ebenfalls zu einer Verlängerung des Überlebens (2,3). Trotzdem kommt es im weiteren Verlauf zu einer erneuten Tumorprogredienz. Neben Abiraterone bewirkt auch das neue Medikament Orteronel (TAK-700) eine Blockade der Testosteronproduktion (4). Orteronel wird aktuell in einer grossen internationalen Phase III Studie bei Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom und Fortschreiten der Erkrankung nach Docetaxel untersucht. Erste Ergebnisse haben gezeigt, dass Orteronel wirksam die Testosteronsynthese hemmt und im Gegensatz zu Abiraterone weniger Nebenwirkungen aufweist. Hypothese: Studien mit anderen Krebserkrankungen haben gezeigt, dass durch eine sogenannte Erhaltungstherapie, d.h. durch den frühzeitigen Einsatz von wirksamen und gut tolerierbaren Medikamenten nach Stabilisierung einer Krebserkrankung infolge der Erstlinientherapie, gute Resultate mit Verlängerung des Gesamtüberlebens erreicht werden können (5,6). Eine Erhaltungstherapie könnte auch bei Patienten mit Prostatakrebs zu einer Verlängerung der Zeit bis zur Progression führen und sollte folgerichtig auch in dieser Indikation untersucht werden. Ziel dieser Studie: Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob der frühzeitige Einsatz des Testosteronsyntheseblockers Orteronel bei Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom, welches mittels einer chemotherapeutischen Behandlung mit Docetaxel mindestens stabilisiert werden konnte, zu einer Verlängerung der Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung führt. Des Weiteren soll getestet werden, ob die Lebensqualität der Patienten durch diese Behandlung länger erhalten werden kann. Primärer Endpunkt: Ereignisfreies Überleben (Event-free survival) definiert als eines der folgenden Ereignisse: Progression der Tumormanifestationen in der Bildgebung und symptomatische Progression Progression der Tumormanifestationen in der Bildgebung und PSA (Prostata-spezifisches Antigen) Progression PSA Progression und symptomatische Progression Tod des Patienten unabhängig von der Ursache Protokollsynopsis 2/4 Sekundäre Endpunkte: Nebenwirkungen der Behandlung PSA Ansprechraten (Abfall um 30%, 50% und 90%; bestes Ansprechen) Dauer des PSA Ansprechens (50%) Zeit bis zur PSA Progression Zeit bis zur Progression der Tumormanifestationen in der Bildgebung Lebensqualität und Schmerzansprechrate Gesamtüberleben Studiendesign: Internationale multizenterische randomisierte Phase III Studie: Placebo-kontrolliert, doppelblind. Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs mit Kastrationsresistenz und Stratifikationsfaktoren: Rückgang oder Stabilisierung der Erkrankung nach Docetaxel Ort der Metastasen fortgesetzte Androgendeprivation Zentrum Patienten-Zustand Zweimal täglich 300mg Orteronel und unterstützende Behandlungen (BSC*) bis zum Auftreten eines Ereignisses (Progression) Arm B Lebenslange Nachbeobachtung Arm A Zweimal täglich Placebo und unterstützende Behandlungen (BSC*) bis zum Auftreten eines Ereignisses (Progression) *BSC = best supportive care Ein- und Ausschlusskriterien Versuchspersonen: Einschlusskriterien: - Schriftliches Einverständnis - Männlicher Patient ≥ 18 Jahre - WHO Performance Status ≤ 2 - Adenokarzinom der Prostata - Kastrationsresistenz, d.h. Progression unter medikamentöser oder chirurgischer Kastration - Metastasierte Erkrankung, radiologisch dokumentiert - Testosteron ≤ 50 ng/dL - Rückgang oder Stabilisierung der Erkrankung (gemäss PSA Verlauf und Bildgebung) unter 2 Chemotherapie mit einer Gesamtdosis von mindestens 300mg/m Docetaxel - Patienten ohne operative Kastration stimmen zu, während der Studie weiterhin GnRH-Analoga einzunehmen 9 9 - PSA ≥ 2 ng/ml, Kalium ≥ 3.5 mmol/L, Neutrophile ≥ 1.5 x 10 /L, Thrombozyten ≥ 100 x 10 /L - normale Nieren- und Leberfunktion - Start der Studienbehandlung innerhalb von 3-6 Wochen nach Verabreichung der letzten Dosis Docetaxel - Echokardiographie mit Ejektionsfraktion >50% oder normalen Werten gemäss lokalem Standard - Ausgefüllter Fragebogen für Lebensqualität - Patient kann und will die Tabletten einnehmen - Geographische Nähe und Compliance des Patienten ermöglichen Studienteilnahme und Nachsorge - Auch wenn eine chirurgische Sterilisierung vorliegt muss für die Dauer der Therapie und mindestens 4 Monate darüber hinaus eine adäquate Kontrazeption vorgenommen werden Protokollsynopsis 3/4 Ausschlusskriterien: - Vorgängige Therapie mit Aminoglutethimide, Ketakonazol, Orteronel, Abiraterone oder einem anderen modernen CYP17 Inhibitor - Vorgängige Chemotherapie gegen Prostatakrebs innerhalb 12 Monate vor Studieneinschluss mit Ausnahme von Docetaxel - Wiederbehandlung mit Docetaxel nach Unterbruch von > 5 Wochen - Dauerbehandlung mit Kortikosteroiden mit täglichen Dosis von > 10mg Prednison (oder Äquivalent) - Bekannte Hypersensitivität auf Orteronel - Der Patient hat eine andere experimentelle Therapie in den letzten 30 Tagen erhalten - Nachweis von kleinzelligen Karzinomanteilen in der Histologie - Radiotherapie weniger als 2 Wochen vor Start der Studienbehandlung - Bekannte Metastasen im ZNS oder Spinalkanal - Spinalkanalkompression - Diagnose oder Behandlung für anderes Malignom innerhalb der letzten 2 Jahre (ausser Basaliom, Spinaliom oder in situ Karzinome) - Anamnese von Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris, symptomatische ischämische Herzkrankheit, Arrhythmien ≥ Grad 3 oder thromboembolische Ereignisse innerhalb der letzten 6 Monate vor Beginn der Studientherapie. Chronisches Vorhofflimmern unter oraler Antikoagulation erlaubt. - Herzinsuffizienz NYHA III-IV - EKG Abnormalitäten: Q-Wellen Infarkt (ausser wenn über 6 Monate alt); QTc Intervall > 460msec - Unkontrollierte arterielle Hypertonie trotz adäquaten medikamentösen Massnahmen: BD > 160mmHg systolisch und 90mmHg diastolisch - Mögliche Unfähigkeiten des Patienten (z.B. Aufgrund einer psychiatrischen Erkrankung) die Informationen der Studie zu verstehen, das schriftliche Einverständnis zu geben, das Protokoll und zu befolgen, die Fragebögen zur Lebensqualität auszufüllen und mit dem Studienarzt und dem Krankenhauspersonal zu kooperieren. - Bekannte Erkrankung des Gastrointestinaltraktes welche eine orale Medikamentenaufnahme beeinträchtigt - Bekannte aktive Hepatits B oder C, lebensbedrohliche Erkrankung ohne Zusammenhang zur Krebserkrankung, jegliche schwere medizinische oder psychische Erkrankung welche gemäss Einschätzung des Prüfers die Teilnahme an der Studie verunmöglicht Studienablauf (Untersuchungen studienspezifisch/-unspezifisch) Vor Einschluss in die Studie erfolgt eine ausführliche mündliche und schriftliche Aufklärung des Pateinten. Studienspezifische Untersuchungen werden nur nach schriftlichem Einverständnis (informed consent) durchgeführt. Bei erfolgreichem Einschluss erfolgt eine zentralisierte Randomisierung in den Behandlungsoder Placeboarm wobei die Randomisierung doppelblind ist. Der Patient erhält anschliessend täglich Orteronel oder Placebo bis zur Progression (gemäss obiger Definition), dem Auftreten von nichttolerierbaren Nebenwirkungen oder Rückzug der Einverständniserklärung. Studienunspezifische Untersuchungen: - Computertomographie und Skelettszintigraphie vor Einschluss und alle 12 Wochen in der Studie bis zur Progression - Körperliche Untersuchung und Anamnese - Blutentnahme zur Bestimmung von Blutbild, Nieren- und Leberfunktion, PSA und Testosteron - Kontrollen mit Blutentnahme alle 4 Wochen bis zur Progression; in den ersten 8 Wochen zwei zusätzliche Untersuchungen nach 2 und 6 Wochen Studienspezifische Untersuchungen: - Echokardiographie (Herzultraschall) vor Beginn der Studienbehandlung und anschliessend alle 24 Wochen bis zur Progression - EKG vor Beginn der Studienbehandlung und anschliessend alle 12 Wochen bis zur Progression; zusätzliches EKG am Tag 1 von Zyklus 1 und 2 - Befragung zur Lebensqualität und Einnahme von Schmerzmedikamenten - Sammeln von Urinproben vor Beginn der Studienbehandlung und nach 12 Wochen (optional) Protokollsynopsis 4/4 Studienmedikamente: Orteronel blockiert die Zytochrom P17-Lyase, ein wichtiges Enzym in der Androgen-Synthese. Die Blockade geschieht im Hoden, aber vor allem in den Nebennieren sowie in der Prostata und den Tumorzellen. Dadurch kann die Produktion von Testosteron massiv reduziert werden. Diese Reduktion soll zu einer Verringerung des Tumorwachstums und damit zu einer Verlängerung der Zeit bis zur Progression führen. Während der Studie werden zweimal täglich je 300 mg Orteronel oder Placebo eingenommen. Bisherige Studien konnten zeigen, dass Orteronel gut toleriert wird. Nur in wenigen Fällen kam es zu schweren Nebenwirkungen. Die Hauptnebenwirkungen sind Müdigkeit, Übelkeit, Verstopfung, Durchfall und Kopfschmerzen. Statistisches Auswertungskonzept: Angestrebt wird eine Verbesserung des Ereignisfreien-Überlebens von 4 Monaten für Patienten unter Placebo auf 6.67 Monate für Patienten unter Orteronel. Der Typ I Fehler beträgt 5% und die Power 90%. Insgesamt werden dafür 96 Patienten pro Arm (total 192 Patienten) mit total 163 Ereignissen benötigt. Die Randomisierung erfolgt 1:1. Pro Jahr werden etwa 100 Patienten eingeschlossen werden, somit beträgt die Einschlussdauer etwa 2 Jahre. Die Studiendauer (letzter Patient, letzte Behandlung) wird auf 4 Jahr geschätzt. Begründung der Patientenzahl: Die Anzahl von 192 Patienten ergibt sich aus den statistischen Berechnungen, um den erwarteten Vorteil bezüglich der Verlängerung der Zeit des Ereignis-freien Überlebens mit statistischer Signifikanz zu beweisen. Risiken/ Belastungen/Unannehmlichkeiten: Sofern der Patient die Behandlung mit Orteronel erhält, sind die oben erwähnten Nebenwirkungen als Belastung denkbar. Im Falle eines Ansprechens ist jedoch mit einer Verlängerung des Ereignis-freien Überlebens und mit einer verbesserten Lebensqualität zu rechnen. Sofern der Patient dem Placebo-Arm zugelost wird, sind im Vergleich zur aktuellen Standardbehandlung (abwartendes Vorgehen ohne Therapie) keine Belastungen oder Risiken zu erwarten. Im Falle eines Fortschreitens der Erkrankung erhalten die Patienten in beiden Behandlungsarmen die für ihn beste Therapie. Referenzen: 1. Tannock, I.F., et al., Docetaxel plus prednisone or mitoxantrone plus prednisone for advanced prostate cancer. N Engl J Med, 2004. 351(15): p. 1502-12. 2. de Bono, J.S., et al., Prednisone plus cabazitaxel or mitoxantrone for metastatic castrationresistant prostate cancer progressing after docetaxel treatment: a randomised open-label trial. Lancet. 376(9747): p. 1147-54. 3. de Bono, J.S., et al., Abiraterone and increased survival in metastatic prostate cancer. N Engl J Med, 2011. 364(21): p. 1995-2005. 4. Agus, D.B., et al., Safety, efficacy, and pharmacodynamics of the investigational agent TAK-700 in metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC): Updated data from a phase I/II study. ASCO Meeting Abstracts 2010 29(15_suppl): p. 4531. 5. Cappuzzo, F., et al., Erlotinib as maintenance treatment in advanced non-small-cell lung cancer: a multicentre, randomised, placebo-controlled phase 3 study. Lancet Oncol. 11(6): p. 521-9. 6. Ciuleanu, T., et al., Maintenance pemetrexed plus best supportive care versus placebo plus best supportive care for non-small-cell lung cancer: a randomised, double-blind, phase 3 study. Lancet, 2009. 374(9699): p. 1432-40.