1. (a) Definiere den Begriff einer konvexen Teilmenge eines reellen Vektorraums. Eine Teilmenge K eines reellen Vektorraums V heisst konvex, wenn sie mit je zwei Elementen auch deren Verbindungsstrecke enthaelt, wenn also gilt x, y ∈ K ⇒ (1 − t)x + ty ∈ K ∀t∈[0,1] . (b) Zeige: Lineare Bilder und Urbilder konvexer Mengen sind konvex. Sei T : V → W eine lineare Abbildung zwischen reellen Vektorraeumen. Sei K ⊂ V konvex, zz: T (K) ⊂ W is konvex. Seien hierzu x, y ∈ T (K). Dann existieren a, b ∈ V mit T (a) = x und T (b) = y. Sei t ∈ [0, 1]. Da K konvex ist, gilt (1 − t)a + tb ∈ K. Damit folgt (1 − t)x + ty = (1 − t)T (a) + tT (b) = T ((1 − t)a + tb) ∈ T (K). | {z } ∈K Also ist T (K) konvex. Sei nun L ⊂ W konvex. Es ist zu zeigen, dass das Urbild T −1 (L) konvex ist. Seien x, y ∈ T −1 (L) und t ∈ [0, 1]. Es gilt alsoT (x), T (y) ∈ L. Da L konvex ist, ist T ((1 − t)x + ty) = (1 − t)T (x) + tT (y) ∈ L und daher (1 − t)x + ty ∈ T −1 (L) = T −1 (L). Es folgt, dass T −1 (L) konvex ist. (c) Definiere: starke und schwache Konvergenz von Folgen in Hilberträumen. Eine Folge (vj ) in einem Hilbert-Raum H konvergiert stark gegen v ∈ H, wenn die Folge reeller Zahlen ||vj − v|| gegen Null konvergiert. Eine Folge (vj ) in einem Hilbert-Raum H konvergiert schwach gegen v ∈ H, wenn fuer jedes w ∈ H die Folge komplexer Zahlen hvj , wi gegen hv, wi konvergiert. (d) Gib ein Beispiel (mit Begründung) für eine schwach konvergente Folge, die nicht stark konvergiert. Sei H = `2 (N) und fuer n ∈ N sei en ∈ H gegeben durch en (k) = δk,n (Kronecker-Delta). Fuer gegebenes w = (wj ) ∈ H 1 P P∞ 2 gilt dann hen , wi = ∞ j=1 en (j)wj = wn . Da j=1 |wj | < ∞, konvergiert die Folge hen , wi = wn gegen Null. Da dies fuer jedes w ∈ H gilt, konvergiert (en ) schwach gegen Null. Wir zeigen, dass die Folge (en ) nicht stark konvergiert. Wuerde sie stark konvergieren, etwa gegen einen Vektor v, dann wuerde sie auch stark gegen v konvergieren, also muss dann v = 0 sein. Es reicht also, zu zeigen, dass (en ) nicht stark gegen Null geht. Nun ist ||e||n = 1, damit geht die Folge also nicht stark gegen Null. (e) Was sagt der spektrale Abbildungssatz für Polynome? Ist p ∈ C[X] ein Polynom und ist T ein stetiger Operator auf einem Hilbert-Raum H, so ist der Operator p(T ) ebenfalls stetig und es gilt σ(p(T )) = p(σ(T )). (In der Vorlesung wurde dieser Satz nur fuer normale Operatoren formuliert, er gilt aber fuer alle stetigen Operatoren.) 2. Erinnerung: eine stetige lineare Abbildung P : H → H auf einem Hilbert-Raum H heisst Projektion, falls P 2 = P gilt. (a) Sei P eine Projektion auf einem Hilbert-Raum. Zeige (ohne auf die Vorlesung zu verweisen), dass P genau dann selbstadjungiert ist, wenn ker(P) ⊥ Bild(P). Sei P selbstadjungiert und sei v ∈ ker(P) sowie w ∈ Bild(P ). Dann existiert ein u ∈ H mit w = P u. Es gilt hv, wi = hv, P ui = v, P 2 u = hP v, P ui = h0, P ui = 0. Also ist ker(P) ⊥ Bild(P). Sei umgekehrt P eine Projektion mit ker(P) ⊥ Bild(P). Fuer jede Projektion gilt H = ker(P) ⊕ Bild(P) und ist fuer einen Vektor v die entsprechende Zerlegung als v = vker + vBild gegeben, so gilt P v = vBild . Sei nun zusaetzlich ker(P) ⊥ Bild(P). Fuer beliebige 2 Vektoren v, w ∈ H gilt dann hP v, wi = hvBild , wker + wBild i = hvBild , wker i + hvBild , wBild i | {z } =0 = hvker , wBild i + hvBild , wBild i | {z } =0 = hv, wBild i = hv, P wi . Damit ist P selbstadjungiert. (b) Sei P eine Projektion auf einem Hilbert-Raum. Zeige, dass P genau dann kompakt ist, wenn die Dimension des Bildes endlich ist. Sei P kompakt und sei B der abgeschlossene Einheitsball in Bild(P ). Da Bild(P ) = ker(1 − P) ist, ist Bild(P ) abgeschlossen und damit selbst ein Hilbert-Raum. Da P |Bild(P ) = IdBild(P ) ist und da P kompakt ist, ist B = P (B) relativ kompakt und da B abgeschlossen ist, ist B kompakt und damit ist Bild(P ) endlich-dimensional. Sei umgekehrt das Bild endlich-dimensional. Sei B ⊂ H beschraenkt, dann ist, da P stetig ist, das Bild P (B) beschraenkt und daher als Teilmenge eines endlich-dimensionalen normierten Raumes, relativ kompakt. Also ist P kompakt. 3. Bestimme mit Begründung, ob folgende Operatoren stetig, selbstadjungiert, kompakt sind. (a) T : L2 (R) → L2 (R), f 7→ 11[0,1] f , Dieser Operator ist stetig, denn es gilt Z Z 2 2 ||T f || = 11[0,1] (x)|f (x)| dx ≤ |f (x)|2 dx = ||f ||2 . R R Wegen 112[0,1] = 11[0,1] ist T 2 = T , also ist T eine Projektion. Da ker(T) = L2 (R r [0, 1]) ⊥ L2 ([0, 1]) = Bild(T), ist T nach Aufgabe 2(a) selbstadjungiert. Da ausserdem das Bild unendlich-dimensional ist, ist T nach Aufgabe 2(b) nicht kompakt. R1 (b) T : L2 ([0, 1]) → L2 ([0, 1]), T f (x) = 0 (x − y)2 f (y) dy. 3 T ist ein Integraloperator mit dem beschraenkten Kern k(x, y) = (x − y)2 . Da der Massraum [0, 1] endlich ist, ist k damit ein L2 -Kern, also ist T stetig und kompakt. Ausserdem gilt k(y, x) = (y − x)2 = (x − y)2 = k(x, y) und da dies der Kern von T ∗ ist, ist T selbstadjungiert. 4. (a) Was sagt der Satz von Hahn-Banach fuer normierte Raeume? Ist E ⊂ V ein linearer Unterraum eines normierten Raums V und ist β : E → C ein stetiges Funktional, dann existiert ein stetiges Funktional α : V → C, das β fortsetzt. Ferner kann ||α||op = ||β||op verlangt werden. (b) Der Raum Cb (R) aller beschraenkten stetigen Funktionen f : R → C wird versehen mit der Supremumsnorm: ||f ||R = sup |f (x)|. x∈R Zeige, dass es ein stetiges lineares Funktional α : Cb (R) → C gibt, so dass α(f ) = lim f (x) x→∞ gilt, falls dieser Limes existiert. Sei U ⊂ Cb (R) die Teilmenge aller Funktionen fuer die der Limes existiert. Sind f, g ∈ U , so gilt fuer jedes λ ∈ C, dass der Limes limx→∞ λf (x) + g(x) existiert und gleich λ limx→∞ f (x) + limx→∞ g(x) ist. Daher ist λf (x) + g(x) ∈ U und also ist U ein linearer Unterraum von Cb (R). Die Abbildung β : U → C; β(f ) = limx→∞ f (x) ist aus demselben Grund linear. Fuer f ∈ U ist |β(f )| = lim |f (x)| ≤ sup |f (x)| = ||f || . x→∞ x∈R Also ist β stetig, kann also zu einem stetigen linearen Funktional α : Cb (R) → C fortgesetzt werden. 5. Zeige das die Inklusion Cc (R) ,→ L2 (R) eine stetige Abbildung ist, wobei Cc (R) mit der induktiven Limes-Topologie versehen wird. 4 Da L2 (R) ein metrischer Raum ist, reicht es zu zeigen, dass fuer ein gegebenes Kompaktum K ⊂ R und eine Folge gj ∈ Cc (R) mit supp(gj ) ⊂ K, die gleichmaessig gegen ein g ∈ Cc (R) konvergiert, gilt ||gj − g||2 → 0. Nun ist aber ||gj − g||22 = Z |gj (x) − g(x)|2 dx = Z |gj (x) − g(x)|2 dx → 0, K R wegen gleichmaessiger Konvergenz des Integranden. 5