Präsident Obama hat in einer Rede vor der Federal Trade Commission (FTC) seine neuesten Gesetzgebungsinitiativen zu einem besseren Schutz der Privatsphäre für Verbraucher und Studenten näher beschreiben, die er in seiner alljährlichen Rede zur Nation (State of the Union) schon letztes Jahr angekündigt hatte. Er wird sie vermutlich in den nächsten Tagen in seiner diesjährigen State-of-the-Union-Rede weiterführen wird. Der Präsident hat sich in der Rede direkt an den Kongress gewandt, um diese Initiativen parteiübergreifend zu unterstützen. Die heute vorgestellte Initiative des Präsidenten beinhaltet: Ein schon länger ausstehendes Bundesgesetz zur Regelung des Bruchs der Datensicherheit (Identitätsdiebstahl) bei Unternehmen (Benachrichtigungspflichten usw.) – bislang gibt es nur einen kaum übersehbaren Flickenteppich von Einzelgesetzen auf Bundesstaatsebene. Die Industrie fordert angesichts der komplizierten Rechtslage seit langem einen US-weiten Standard. Ein „Personal Data Notification and Protection Act“ auf Bundesebene würde einen bindenden Standard mit einer angedachten Benachrichtigungspflicht von 30 Tagen den USUnternehmen auferlegen. Neue Regelungen zum Schutz der Privatsphäre von Schülern und Studenten (Student Digital Privacy Act). US-Bildungseinrichtungen dürfen danach die Daten, die sie für pädagogische Zwecke von Schülern/Studenten sammeln, nicht an Dritte verkaufen – insbesondere nicht für die Zusendung von zielgerichteter Werbung (targeted advertisement). Eine Aktualisierung eines Entwurfs des datenschützenden Verbraucherschutzgesetzes von 2012 (Consumer Privacy Bill of Rights). „Wir waren in den USA Vorreiter im Internet“, sagte Präsident Obama vor der FTC. „Aber wir waren auch Vorreiter bei der Bill of Rights und schätzen jeden von uns als Individuum mit einer Privatsphäre um ihn herum ein, die nicht von unserer Regierung sowie von kommerziellen Interessen durchbrochen werden sollte.“ Die US-Datenschützer sind in einer ersten Reaktion erfreut über die Ankündigungen, glauben aber nicht an den Erfolg aller Maßnahmen im Kongress ohne Abstriche. Am ehesten könnten noch die Spezialgesetze über die Meldung von Datensicherheitsverletzungen und zum Schutz der Schüler/Studenten den Gesetzgeber passieren. Der Rest liegt eher in der Ferne. Im Februar 2012 hat das Weiße Haus in einem umfangreichen Whitepaper zum Verbraucherdatenschutz eine umfassende Consumer Privacy Bill of Rights angekündigt, und daraufhin Konsultationen mit den Beteiligten initiiert, die sich nunmehr schon über zwei Jahren hinziehen. Das US-Handelsministerium hat angekündigt, den auf Grund der öffentlichen Konsultationen überarbeiteten Entwurf fertigzustellen und als revidierten Entwurf innerhalb von 45 Tagen zu veröffentlichen. Fazit: Ein umfassendes Bundesdatenschutzgesetz ist weiterhin in den USA nicht in Sicht. Weitere Einzelmaßnahmen für die Beschränkung der Nutzung bestimmter Datenkategorien, die als besonders sensibel angesehen werden, wie Daten von Schülern und Studenten, sind jedoch gut möglich. Der Präsident beschränkt sich mit seiner neuesten Initiative auf Bereiche, die am ehesten im Kongress konsensfähig sind. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Kongress sind weitere Datenschutzgesetze derzeit eher unwahrscheinlich. Im Fokus stehen in den USA weiterhin der Schutz der Datensicherheit und allgemein die Cybersicherheit (Schutz von Hackern und anderen Angriffen von innen und außen). Zu erwarten ist eine konsequentere Durchsetzung der bestehenden PrivacyRegeln zum Schutze der Verbraucher durch die Fachbehörden FTC und FCC (Federal Communications Commission). In den USA tätige Unternehmen sollten deshalb besonders darauf achten, welche Versprechungen sie gegenüber den Verbrauchern in ihren Datenschutzerklärungen abgeben und wie sie die Erklärungen intern umsetzen. Einzelne Bundesstaaten – wie Kalifornien – werden wohl weiterhin die Speerspitze für einen besseren Schutz der Privatsphäre durch die Industrie in den USA bilden. Axel Spies, Of Counsel, Telecommunications, Media & Technology bei Morgan Lewis in Washington 2/2