Waldburg-Zeil Kliniken Rheuma – ein Krankheitsbild mit vielen hundert Gesichtern Rheuma ist eine weit verbreitete Krankheit unter Erwachsenen, aber auch bei Kindern. Sie kann sich ganz unterschiedlich äußern und geht teilweise mit unerträglichen Schmerzen einher. Ist Rheuma ein unabänderliches Schicksal oder gibt es Erfolg versprechende Therapien für die Betroffenen? Darüber sprach die BZ mit Marko Florack, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, der als Oberarzt in der Rehabilitationsklinik Bad Wurzach arbeitet. BZ: Warum bekommen Menschen Rheuma? Dr. Florack: Die Ursachen sind vielfältig. Der Schmerz kann auf Fehlhaltungen oder Überlastungen beruhen oder Folge von Verletzungen, Unfällen sowie Verschleiß, wie bei der Hüft- und Kniegelenksarthrose, sein. Daneben kommen Erkrankungen innerer Organe sowie psychische Belastungen als Ursache in Betracht. Die Rehabilitationsklinik Bad Wurzach ist seit mehr als 40 Jahren auf die Rehabilitation von Rheumapatienten spezialisiert. Weitere Informationen über die Fachklinik für Orthopädie und Rheumatologie unter: www.rehabilitationsklinikbad-wurzach.de Die besten Behandlungschancen bei rheumatologischen Erkrankungen bestehen in den ersten drei bis sechs Monaten der Krankheit. BZ-Fotos: WZK sind im Einzelfall ganz unterschiedlich. Zudem können bei bestimmten Formen alle Organe des Körpers befallen werden, wie Haut, Muskeln, Im engeren Sinne verstehen Auge oder Niere. Das erklärt, wir unter Rheuma entzündli- warum man bei Rheuma von che Erkrankungen, bei denen der „Krankheit mit vielen Gedas Immunsystem fehlge- sichtern“ spricht. steuert zunehmende Schäden an Gelenken, Bändern, Seh- BZ: Woran erkennt man Rheunen und Knochen verursacht. ma? Das Ausmaß und die Lokali- Dr. Florack: Die unmittelbaren sation, die Schmerzen und Anfangszeichen einer rheumaBewegungseinschränkungen tologischen Erkrankung sind leider unspezifisch. Oft gehen sie mit Müdigkeit, Gewichtsverlust und teilweise fieberhaften Temperaturen einher. Ganz typisch ist ein ausgeprägtes morgendliches Steifigkeitsgefühl, das den ganzen Körper einnehmen kann oder nur einzelne Gelenkregionen. Es kann zu Schwellungen der Gelenke kommen, die wiederum Bewegungseinschränkungen und Schmerzen verursachen. Oft sind die gleichen Finger- und Handgelenke beidseitig betroffen. Marko Florack, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, Oberarzt der Rehabilitationsklinik Bad Wurzach Typisch für rheumatologische Erkrankungen ist ein wechselhafter, schubweiser Verlauf, bei dem alle Gelenkregionen wechselweise betroffen sein können. Eine gewisse Risikoabschätzung für das Auftreten einer chronischen Polyarthritis (eine der folgenschwersten rheumatischen Erkrankungen) kann der Patient selber vornehmen: • Bestehen Beschwerden mehr als sechs Wochen, sind zwei oder mehrere Gelenke geschwollen und schmerzhaft und wird eine Morgensteifigkeit von mehr als einer Stunde verspürt, sollte sich der Patient möglichst rasch bei einem Rheumatologen vorstellen. Etwa zwei Prozent der Erwachsenen und jedes fünfte von 10.000 Kindern in Deutschland - verteilt über alle Altersgruppen - leiden unter dieser entzündlichen Erkrankung, die fast immer mit Schmerzen und häufig mit Bewegungseinschränkungen verbunden ist. Die Deutsche Rheuma-Liga geht von 20 Millionen Rheumakranken bundesweit aus. Die Krankheit tritt oft zwi- schen dem 30. und 40. Lebensjahr das erste Mal auf. Rheuma kann aber jeden treffen, nicht nur alte Menschen, auch junge Leute und sogar Kinder. Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. Vier große Hauptgruppen werden unterschieden: Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (z.B. Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew) Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (z.B. Arthrose) BZ: Ist Rheuma ein unabänderliches Schicksal? Dr. Florack: Rheuma ist heute gut behandelbar. Die besten Behandlungschancen bestehen in den ersten drei bis sechs Monaten des Krankheitsbildes! Durch innovative Therapien können wir in vielen Fällen die Entzündung wirkungsvoll unterdrücken und ein Fortschreiten der Erkrankung stoppen. Die Früherkennung und frühe Therapieeinleitung hat also • Der Beginn der Rückenbe- nicht nur eine entscheidende schwerden, die auf eine rheu- Konsequenz für den Patienten matologische Erkrankung zu- selbst, sondern auch für das rückgeführt werden können, gesamte Gesundheitswesen ist meist schleichend und lang- und die Volkswirtschaft. Viele sam. Die Patienten wachen Rheumatologen haben bereits schmerzbedingt nachts und in eine sogenannte „Früharthriden frühen Morgenstunden tis-Sprechstunde“ zur Unterauf. Der Schmerz lässt oft bei suchung auch neuer Patienten Bewegung nach. Der Rücken- ohne allzu lange Wartezeit einschmerz ist meist tief in der gerichtet. Ich möchte alle BeLendenwirbelsäule lokalisiert troffenen ermuntern, sich frühund dauert mehr als drei zeitig an ihren Arzt zu wenden Monate an. Vom entzündlich - getreu dem Motto der Deutbedingten Rückenschmerz schen Rheuma-Liga: „Früher sind überwiegend junge Men- ist besser!“ Volkskrankheit mit 20 Millionen Betroffenen in Deutschland Rheuma ist eine weit verbreitete Krankheit und zählt zu den so genannten Volkskrankheiten. schen im Alter von 18 bis 40 Jahren betroffen. Weichteilrheumatismus (z.B. Tennisellbogen, Fibromyalgie) Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (z.B. Osteoporose, Gicht) Rheuma hat viele Gesichter und ist oft schwer zu erkennen. Mehr als 400 verschiedene Krankheitsbilder sind bekannt. Der größte Teil der rheumatischen Erkrankungen verläuft chronisch. (Quelle: www.rheuma-liga.de) Das Rheumazentrum Oberammergau vereint unter einem Dach als interdisziplinäres Rheumazentrum drei Fachkliniken im Akutbereich und eine Rehabilitationsklinik im Verbund mit dem Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie Garmisch-Partenkirchen. Weitere Informationen unter: w w w. r h e u m a z e n t r u m oberammergau.de BZ: Wie sieht die RheumaTherapie aus? Dr. Florack: Die Behandlung besteht in Abhängigkeit von der rheumatischen Krankheit, ihrer Krankheitsaktivität, -ausprägung und drohenden Schäden meist in einer Kombination verschiedener medikamentöser und nichtmedikamentöser Therapiemaßnahmen. Dabei werden sowohl systemische (z.B. Tabletten) als auch lokale medikamentöse (z.B. Cortison-Injektionen in das Gelenk) Therapieformen angewendet. Um das Behandlungsziel zu erreichen, ist eine Kontrolle von Wirksamkeit und Verträglichkeit der Rheumatherapie notwendig. Dies verlangt eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen dem Hausarzt, dem Rheumatologen, dem Physiotherapeuten und dem Betroffenen. BZ: Was ist bei Rheuma außerdem wichtig? Dr. Florack: Das A und O bleibt die Bewegung – wichtig ist, die richtigen Bewegungen unter Anleitung, zum Beispiel der Rheuma-Liga, zu erlernen. BZ Vortrags-Angebote Termine der Vortragsreihen „Mittwochs bei den Waldburg-Zeil Kliniken - Treffpunkt Gesundheit“ und „Medizin im Dialog“: 18. September: 19.30 Uhr „Harninkontinenz und Senkungsbeschwerden – Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es heute?“ keiten von Schlafstörungen“ Schussental-Klinik Aulendorf 19. September: 19.30 Uhr „Vollwertig essen und trinken im Alltag – mit und ohne Osteoporose“ Argentalklinik Neutrauchburg Klinik Tettnang 19. September: 19.30 Uhr „Schmerzbewältigung“ 19. September: 19 Uhr „Gut geschlafen? Ursachen und Behandlungsmöglich- Rehabilitationsklinik Bad Wurzach 7