Newsletter Nr. 19-2010 Pollenallergie und öffentliches Grün Pflanzen, sowohl in Privatgärten als auch im öffentlichen Grün, tragen zu einer sauberen, gesunden und lebenswerten Umwelt im Stadtgebiet bei. Manchmal können sie jedoch auch zum Problem werden. Das gilt insbesondere für windblütige Sträucher und Bäume, die während ihrer Blütezeit große Mengen an Pollen in die Luft abgeben und bei sensibilisierten Personen eine Pollenallergie auslösen. Viele kennen das Spektrum der Beschwerden am eigenen Leibe: verstopfte oder rinnende Nase, juckende oder brennende Augen, Lichtempfindlichkeit, Niesattacken bis hin zum Bronchialasthma. Die Pollenallergie beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden vieler Bürger, sondern verursacht aufgrund von Leistungsminderung, Arbeitsausfällen und Medikamentenverbrauch auch beträchtliche Kosten für die Gesellschaft. Vor Bepflanzungen im Siedlungsraum ist es wichtig, sich über die allergenen Eigenschaften des ausgewählten Sträucher und Bäume zu informieren. Das öffentliche Grün erfüllt verschiedenste Funktionen Der moderne Lebensstil bringt mit sich, dass immer mehr Menschen sich in Städten aufhalten oder dort leben. Garten- und Parkanlagen sollen bei der Stadtplanung berücksichtigt werden, denn sie tragen wesentlich zum Wohlbefinden der Bürger bei. Das öffentliche Grün erfüllt zahlreiche wichtige Aufgaben. Bäume, Sträucher und Grünflächen bilden zusammen mit Straßen und Plätzen den „Freiraum" in der Stadt und tragen wesentlich zur Schönheit einer Stadt bei. Grünanlagen verbessern die Lebensqualität in der Stadt. Pflanzen reinigen die Luft, in dem sie Abgase aufnehmen und Feinstaub filtern, sie verringern die Lärmbelastung, spenden im Sommer Schatten und beeinflussen das Stadtmikroklima positiv. In den letzten Jahrzehnten unterstreicht man zunehmend die soziale Rolle des öffentlichen Grüns. Der Aufenthalt in Parkanlagen wirkt entspannend auf den durch modernen Lebensstil gestressten Menschen. Das öffentliche Grün ist vielfach Treffpunkt und Erholungsraum für Kinder und ältere Menschen, es dient auch sportlichen und kulturellen Zwecken. Außerdem bieten Gärten- und Parkanlagen Lebensraum und Nahrungsgrundlage für Vögel und Insekten. Pollenallergien Die Pollenallergie oder Pollinose ist eine typische allergische Erkrankung, die bei gegenüber bestimmten Pollenarten sensibilisierten Personen alljährlich während der Blütezeit auftritt. Man schätzt, dass in den industrialisierten Ländern Europas bereits etwa 15 % der Bevölkerung davon betroffen ist, dabei macht Südtirol keine Ausnahme! Je nach Zeitraum des Auftretens der Beschwerden unterscheidet man in Italien grob zwischen • frühzeitigen, zum Teil bereits im Spätwinter auftretenden Allergien, ausgelöst durch Baum- und Strauchpollen (Zypresse, Erle, Hasel, Birke, Esche, Hopfenbuche) • Frühlings-Sommer-Allergien, verursacht durch Pollen von krautigen Pflanzen (Süßgräser, Glaskraut) sowie von Bäumen (Ölbaum, Edelkastanie) • Sommer-Herbst-Allergien, ausgelöst durch Pollen von krautigen Pflanzen (Beifuß, Ambrosia) Erste Nachrichten über die Pollenallergie des Menschen stammen aus mittelalterlichen Quelllen. Paracelsus beobachtete, dass Patienten zur Zeit der Rosenblüte im Juni und Juli unter Schnupfenbeschwerden bzw. grippalen Symptomen litten, meinte es käme vom „Rosenduft" und sprach daher vom „Rosenfieber". 1819 hat der selbst an Pollinose leidende englische Arzt John Bostock erstmals diese Krankheit genauer beschrieben und bezeichnete sie als „Sommerkatarrh". Gordon hat den Namen Heufieber geprägt, weil er meinte, das Aroma der Grasblüten würde die Pollenallergie bewirken. Der schottische Arzt Blackley stellte 1873 fest, dass Pollen und zwar besonders jener der Gräser, die Ursache des Heufiebers ist. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Rolle der Antikörper (Immunglobuline der Klasse E) bei der Entstehung der Krankheit entdeckt. Es folgten erste Schritte in Richtung Diagnose und Therapie. Kuriosum: Auch Hunde und sogar Schweine können von einer Pollenallergie betroffen sein! Pollenallergien haben in den letzten Jahrzehnten beträchtlich zugenommen. Sowohl genetische als auch Umweltfaktoren werden dafür verantwortlich gemacht. Die Luftverschmutzung spielt dabei eine wichtige Rolle. In schadstoffbelasteten Gebieten sind auch die Pollen den Schadstoffen ausgesetzt, möglicherweise beeinflusst dies ihren allergenen Charakter. Russpartikel und Reizgase wirken auf das Immunsystem des Menschen und schädigen die Schleimhaut der Atemwege. Pflanzenauswahl im Sinne der Gesundheitsvorsorge Die Planung und Erhaltung des öffentlichen Grün soll ein gesundes Lebensumfeld ermöglichen. Beim Bepflanzen sowohl im privaten als auch öffentlichen Grün ist daher neben der Berücksichtigung von Kriterien wie Standortsansprüche, Resistenz gegenüber Luftschadstoffen oder Krankheiten auch darauf zu achten, dass die verwendeten Pflanzen nicht schädlich sind, das heißt ohne Stacheln, ohne Brennhaare und ohne giftige Teile (z. B. Achtung bei Eibe, Goldregen, Oleander). Außerdem sind windblütige Baumarten, deren Pollen für ihre hohe allergene Potenz bekannt sind, zu vermeiden. Die Birke zählt zu den Hauptverursachern der Pollenallergie, sie sollte keinesfalls im Stadtgebiet angepflanzt werden. In die Liste der zu vermeidenden Strauch- und Baumarten gehören außerdem: Erle, Hasel, Zypresse, Hainbuche, Hopfenbuche und Ölbaum. Erhebung der im öffentlichen Grün vorhandenen Baum- und Straucharten am Beispiel der Stadtgärtnerei Meran Die Erhebung der angepflanzten Arten im Stadtgebiet ist eine wichtige Voraussetzung für Planung und Pflege des öffentlichen Grüns. (www.gemeinde.meran.bz.it/de/stadtgaertnerei.asp) Die Stadtgärtnerei Meran hat diese Erkenntnis bereits beispielgebend umgesetzt und verfügt seit 2003 über einen digitalen Baumkataster, in dem besondere Bäume, Alleen und Parkanlagen erfasst sind. Anfangs diente der Baumkataster lediglich als nützliches Arbeitsinstrument für die Verwaltung, Baumkataster (www.baumkataster.gemeinde.meran.bz.it/public) inzwischen auch für ist die Bürger der online verfügbar. Er gibt Auskunft darüber, wo welche Pflanzen in der Stadt vorkommen, ermöglicht somit die Lokalflora kennen zu lernen. Im Vorjahr wurde der Baumkataster mit Informationen über den Pollenflug und die Bedeutung der verschiedenen Strauch- und Baumarten als Allergieauslöser ergänzt. Der Pollenallergiker kann selbst zu seinem Wohlbefinden beitragen, indem er sich während der Blütezeit nicht in der Nähe der für ihn kritischen Pflanzen aufhält. Anmerkung zur Blüte und Samenverbreitung der Pappel Die windblütige Pappel besitzt kätzchenförmige Blütenstände, wobei weibliche und männliche Blüten sich auf verschiedenen Individuen befinden. Die von den männlichen Individuen produzierten Pollen gelten als mäßig allergen, sie fliegen bereits im Zeitraum Februar-März, noch vor der Laubentfaltung. Ins Auge fällt die Pappel meist erst im Mai durch die zahlreich fliegenden Samen der weiblichen Bäume. Im Vorjahr war der Samenflug sehr intensiv, das führte zu Schlagzeilen und Protesten der Bürger. Der Samenflug wird oft fälschlicherweise als Pollenflug interpretiert! Die kleinen, fliegenden Haarschopfsamen sind zwar lästig, sie sind aber nicht Auslöser der Pollenallergie. Sie fliegen lediglich in einem Zeitraum mit gewöhnlich starker Pollenbelastung, insbesondere durch Süßgräser aber auch Brennnesselgewächse und verschiedene Baumarten. © 2010 Autonome Provinz Bozen - Südtirol | Landesagentur für Umwelt Biologisches Labor Dieser Dienst wird vom Biologischen Labor - Arbeitsbereich Aerobiologie bereitgestellt. http://www.provinz.bz.it/pollen Biologisches Labor, Unterbergstr. 2, I-39055 Leifers Tel.: 0471950431 Email: [email protected] andere