Lineare Algebra I - 4.Vorlesung Prof. Dr. Daniel Roggenkamp & Falko Gauß Thursday 15 September 16 2 2.1 Gruppen Definition Gruppen: Interessante mathematische Objekte können gewonnen werden, in dem man Mengen mit zusätzlichen Strukturen versieht. Definition 2.1. Eine Gruppe ist ein Paar (G, ·) bestehend aus einer Menge G zusammen mit einer Abbildung · : G ⇥ G ! G, (g, h) 7 ! g · h, so dass die folgenden Bedingungen erfüllt sind: (G1) (g · h) · i = g · (h · i) für alle g, h, i 2 G (Assoziativität) (G2) es gibt ein e 2 G, so dass g · e = g für alle g 2 G (rechts-neutrales Element) (G3) für alle g 2 G gibt es ein g 0 2 G, so dass gg 0 = e (rechts-Inverses) Eine Gruppe heißt abelsch oder kommutativ, falls zusätzlich gilt (G4) g · h = h · g, für alle g, h 2 G (Kommutativität) (Manchmal schreibt man auch gh für g · h.) Beispiel 2.2. (1) die reellen Zahlen mit der Addition (R, +) sind eine abelsche Gruppe: die Addition ist assoziativ, (x + y) + z = x + (y + z), e = 0, und x 1 = x (2) die reellen Zahlen ohne Null mit der Multiplikation (R \ {0}, ·) bilden eine abelsche Gruppe: auch die Multiplikation ist assoziativ (xy)z = x(yz), e = 1, x 1 = x1 (3) genauso bilden die positiven reellen Zahlen mit der Multiplikation (R>0 , ·) eine abelsche Gruppe Satz (1) (2) (3) (4) 2.3. Sei g 0 rechts-invers zu g 2 G. Dann gilt auch g 0 g = e, d.h. g 0 ist auch links-invers zu g. Das rechts-neutrale Element e 2 G ist auch links-neutral, d.h. e · g = g für alle g 2 G. Das neutrale Element ist eindeutig, d.h. falls gh = g so ist h = e. Das Inverse g 0 zu g 2 G ist eindeutig, wir nennen es g 0 =: g 1 . Beweis. (1) Nach (G3) gibt es ein rechts-Inverses g 00 von g 0 . Dann gilt das folgende: (G3) (G2) (G3) (G1) (G3) (G2) e = g 0 g 00 = (g 0 e)g 00 = (g 0 (gg 0 ))g 00 = (g 0 g)(g 0 g 00 ) = (g 0 g)e = g 0 g . (2) Dazu benutzt man (1), also dass g 0 sowohl rechts- als auch links-invers zu g ist. Thursday 15 September 16 2.1 Gruppen 2 2.1 Gruppen Definition Gruppen: Interessante mathematische Objekte können gewonnen werden, in dem man Mengen mit zusätzlichen Strukturen versieht. Definition 2.1. Eine Gruppe ist ein Paar (G, ·) bestehend aus einer Menge G zusammen mit einer Abbildung · : G ⇥ G ! G, (g, h) 7 ! g · h, so dass die folgenden Bedingungen erfüllt sind: (G1) (g · h) · i = g · (h · i) für alle g, h, i 2 G (Assoziativität) (G2) es gibt ein e 2 G, so dass g · e = g für alle g 2 G (rechts-neutrales Element) (G3) für alle g 2 G gibt es ein g 0 2 G, so dass gg 0 = e (rechts-Inverses) Eine Gruppe heißt abelsch oder kommutativ, falls zusätzlich gilt (G4) g · h = h · g, für alle g, h 2 G (Kommutativität) (Manchmal schreibt man auch gh für g · h.) Beispiel 2.2. (1) die reellen Zahlen mit der Addition (R, +) sind eine abelsche Gruppe: die Addition (Z, ist +)assoziativ, (x + y) + z = x + (y + z), e = 0, und x 1 = x Beispiele: (2) die reellen Zahlen ohne Null mit der Multiplikation (R \ {0}, ·) bilden eine abelsche (R, +) Gruppe: auch die Multiplikation ist assoziativ (xy)z = x(yz), e = 1, x 1 = x1 (3) genauso bilden positiven reellen Zahlen mit der Multiplikation (R>0 , ·) eine abelsche (R \ die {0}, ·) Gruppe Satz (1) (2) (3) (4) Diedergruppe D 3 2.3. Sei g 0 rechts-invers zu g 2 G. Dann gilt auch g 0 g = e, d.h. g 0 ist auch links-invers zu g. Das rechts-neutrale Element e 2 G ist auch links-neutral, d.h. e · g = g für alle g 2 G. Das neutrale Element ist eindeutig, d.h. falls gh = g so ist h = e. Das Inverse g 0 zu g 2 G ist eindeutig, wir nennen es g 0 =: g 1 . Beweis. (1) Nach (G3) gibt es ein rechts-Inverses g 00 von g 0 . Dann gilt das folgende: (G3) (G2) (G3) (G1) (G3) (G2) e = g 0 g 00 = (g 0 e)g 00 = (g 0 (gg 0 ))g 00 = (g 0 g)(g 0 g 00 ) = (g 0 g)e = g 0 g . (2) Dazu benutzt man (1), also dass g 0 sowohl rechts- als auch links-invers zu g ist. Thursday 15 September 16 2.1 Gruppen Gruppe: auch die Multiplikation ist assoziativ (xy)z = x(yz), e = 1, x 1 = x1 (3) genauso bilden die positiven reellen Zahlen mit der Multiplikation (R>0 , ·) eine abelsche Gruppe Satz (1) (2) (3) (4) 2.3. Sei g 0 rechts-invers zu g 2 G. Dann gilt auch g 0 g = e, d.h. g 0 ist auch links-invers zu g. Das rechts-neutrale Element e 2 G ist auch links-neutral, d.h. e · g = g für alle g 2 G. Das neutrale Element ist eindeutig, d.h. falls gh = g so ist h = e. Das Inverse g 0 zu g 2 G ist eindeutig, wir nennen es g 0 =: g 1 . Beweis. (1) Nach (G3) gibt es ein rechts-Inverses g 00 von g 0 . Dann gilt das folgende: (G3) 0 00 (G2) e = gg 0 = (g e)g 00 (G3) 0 0 = (g (gg ))g 00 (G1) 0 0 00 (G3) 0 (G2) = (g g)(g g ) = (g g)e = g 0 g . (2) Dazu benutzt man (1), also dass g 0 sowohl rechts- als auch links-invers zu g ist. (G3) (G1) (1) (G2) eg = (gg 0 )g = g(g 0 g) = ge = g . (3) Sei h 2 G mit gh = g. Dann gilt (2) (1) 0 (G1) 0 0 (1) h = eh = (g g)h = g (gh) = g g = e . (4) Sei h 2 G ein anderes rechts-inverses zu g, d.h. gh = e. Dann gilt (2) (1) (G1) h = eh = (g 0 g)h = g 0 (gh) = g 0 . 2.1 Gruppen Thursday 15 September 16 Gruppe: auch die Multiplikation ist assoziativ (xy)z = x(yz), e = 1, x 1 = x1 (3) genauso bilden die positiven reellen Zahlen mit der Multiplikation (R>0 , ·) eine abelsche Gruppe Satz (1) (2) (3) (4) 2.3. Sei g 0 rechts-invers zu g 2 G. Dann gilt auch g 0 g = e, d.h. g 0 ist auch links-invers zu g. Das rechts-neutrale Element e 2 G ist auch links-neutral, d.h. e · g = g für alle g 2 G. Das neutrale Element ist eindeutig, d.h. falls gh = g so ist h = e. Das Inverse g 0 zu g 2 G ist eindeutig, wir nennen es g 0 =: g 1 . Beweis. (1) Nach (G3) gibt es ein rechts-Inverses g 00 von g 0 . Dann gilt das folgende: (G3) 0 00 (G2) 00 (G3) = (g e)g 0 0 00 (G1) = (g (gg ))g (G3) (G1) 0 (1) 0 00 (G3) 0 (G2) = (g g)(g g ) = (g g)e = g 0 g . rechts-invers links-invers: g ⇤ als g 0 auch = e links-invers ) gzu0 ⇤g gist.= (2)(1) Dazu benutzt man (1), also dass g 0 sowohl rechtse = gg 0 e (G2) eg = (gg 0 )g = g(g 0 g) = ge = g . (3) Sei h 2 G mit gh = g. Dann gilt (2) (1) 0 (G1) 0 0 (1) h = eh = (g g)h = g (gh) = g g = e . (4) Sei h 2 G ein anderes rechts-inverses zu g, d.h. gh = e. Dann gilt (2) (1) (G1) h = eh = (g 0 g)h = g 0 (gh) = g 0 . 2.1 Gruppen Thursday 15 September 16 Gruppe: auch die Multiplikation ist assoziativ (xy)z = x(yz), e = 1, x 1 = x1 (3) genauso bilden die positiven reellen Zahlen mit der Multiplikation (R>0 , ·) eine abelsche Gruppe Satz (1) (2) (3) (4) 2.3. Sei g 0 rechts-invers zu g 2 G. Dann gilt auch g 0 g = e, d.h. g 0 ist auch links-invers zu g. Das rechts-neutrale Element e 2 G ist auch links-neutral, d.h. e · g = g für alle g 2 G. Das neutrale Element ist eindeutig, d.h. falls gh = g so ist h = e. Das Inverse g 0 zu g 2 G ist eindeutig, wir nennen es g 0 =: g 1 . Beweis. (1) Nach (G3) gibt es ein rechts-Inverses g 00 von g 0 . Dann gilt das folgende: (G3) 0 00 (G2) 00 (G3) = (g e)g 0 0 00 (G1) = (g (gg ))g (G3) (2) rechts-neutral (G1) 0 (1) 0 00 (G3) g⇤e=g (3) Sei h 2 G mit gh = g. Dann gilt (2) (1) 0 (G1) 0 e (G2) eg = (gg 0 )g = g(g 0 g) = ge = g . links-neutral: 0 (G2) = (g g)(g g ) = (g g)e = g 0 g . rechts-invers links-invers: g ⇤ als g 0 auch = e links-invers ) gzu0 ⇤g gist.= (2)(1) Dazu benutzt man (1), also dass g 0 sowohl rechtse = gg 0 0 ) e⇤g =g (1) h = eh = (g g)h = g (gh) = g g = e . (4) Sei h 2 G ein anderes rechts-inverses zu g, d.h. gh = e. Dann gilt (2) (1) (G1) h = eh = (g 0 g)h = g 0 (gh) = g 0 . 2.1 Gruppen Thursday 15 September 16 Gruppe: auch die Multiplikation ist assoziativ (xy)z = x(yz), e = 1, x 1 = x1 (3) genauso bilden die positiven reellen Zahlen mit der Multiplikation (R>0 , ·) eine abelsche Gruppe Satz (1) (2) (3) (4) 2.3. Sei g 0 rechts-invers zu g 2 G. Dann gilt auch g 0 g = e, d.h. g 0 ist auch links-invers zu g. Das rechts-neutrale Element e 2 G ist auch links-neutral, d.h. e · g = g für alle g 2 G. Das neutrale Element ist eindeutig, d.h. falls gh = g so ist h = e. Das Inverse g 0 zu g 2 G ist eindeutig, wir nennen es g 0 =: g 1 . Beweis. (1) Nach (G3) gibt es ein rechts-Inverses g 00 von g 0 . Dann gilt das folgende: (G3) 0 00 (G2) 00 (G3) = (g e)g 0 0 00 (G1) = (g (gg ))g (G3) (2) rechts-neutral (G1) 0 (1) 0 00 (G3) g⇤e=g (3) Sei h 2 G mit gh = g. Dann gilt (2) (1) 0 (G1) 0 e (G2) eg = (gg 0 )g = g(g 0 g) = ge = g . links-neutral: 0 (G2) = (g g)(g g ) = (g g)e = g 0 g . rechts-invers links-invers: g ⇤ als g 0 auch = e links-invers ) gzu0 ⇤g gist.= (2)(1) Dazu benutzt man (1), also dass g 0 sowohl rechtse = gg 0 0 ) e⇤g =g (1) h = eh = (g g)h = g (gh) = g g = e . (3) Eindeutigkeit des neutralen Elements (4) Sei h 2 G ein anderes rechts-inverses zu g, d.h. gh = e. Dann gilt (2) (1) (G1) h = eh = (g 0 g)h = g 0 (gh) = g 0 . 2.1 Gruppen Thursday 15 September 16 Gruppe: auch die Multiplikation ist assoziativ (xy)z = x(yz), e = 1, x 1 = x1 (3) genauso bilden die positiven reellen Zahlen mit der Multiplikation (R>0 , ·) eine abelsche Gruppe Satz (1) (2) (3) (4) 2.3. Sei g 0 rechts-invers zu g 2 G. Dann gilt auch g 0 g = e, d.h. g 0 ist auch links-invers zu g. Das rechts-neutrale Element e 2 G ist auch links-neutral, d.h. e · g = g für alle g 2 G. Das neutrale Element ist eindeutig, d.h. falls gh = g so ist h = e. Das Inverse g 0 zu g 2 G ist eindeutig, wir nennen es g 0 =: g 1 . Beweis. (1) Nach (G3) gibt es ein rechts-Inverses g 00 von g 0 . Dann gilt das folgende: (G3) 0 00 (G2) 00 (G3) = (g e)g 0 0 00 (G1) = (g (gg ))g (G3) (2) rechts-neutral (G1) 0 (1) 0 00 (G3) g⇤e=g (3) Sei h 2 G mit gh = g. Dann gilt (2) (1) 0 (G1) 0 e (G2) eg = (gg 0 )g = g(g 0 g) = ge = g . links-neutral: 0 (G2) = (g g)(g g ) = (g g)e = g 0 g . rechts-invers links-invers: g ⇤ als g 0 auch = e links-invers ) gzu0 ⇤g gist.= (2)(1) Dazu benutzt man (1), also dass g 0 sowohl rechtse = gg 0 0 ) e⇤g =g (1) h = eh = (g g)h = g (gh) = g g = e . (3) Eindeutigkeit des neutralen Elements (4) Sei h 2 G ein anderes rechts-inverses zu g, d.h. gh = e. Dann gilt (2) (1) (G1) 0 0 1 = g0 . 0 h = eh = (g g)h = g (gh) (4) Eindeutigkeit des Inversen: g := g 2.1 Gruppen Thursday 15 September 16 ist ({±1}, ·) isomorph zu (Z/2Z, +). (5) Die Abbildung exp : R ! R>0 x 7 ! ex ist ein Isomorphismus zwischen den beiden Gruppen (R, +) und (R>0 , ·). Proposition 2.12. Seien G und H zwei Gruppen und ' : G ! H ein Gruppenhomomorphismus. (1) Dann gilt '(eG ) = eH und '(g 1 ) = ('(g)) 1 für alle g 2 G. (2) Sei G0 ✓ G eine Untergruppe von G, dann ist '(G0 ) eine Untergruppe von H. Insbesondere ist '(G) Untergruppe von H. (3) Ist H 0 ✓ H eine Untergruppe von H, so ist auch ' 1 (H 0 ) eine Untergruppe von G. Insbesondere ist der Kern ker(') := ' 1 ({eH }) ⇢ G eine Untergruppe.4 (4) Ist ' ein Gruppenisomorphismus, so gilt das auch für die Umkehrabbildung ' 1 . Beweis. (1) Es gilt '(g) = '(eG · g) = '(eG ) · '(g). Mit Satz 2.3 folgt '(eG ) = eH . Daraus folgt weiter eH = '(eG ) = '(g · g 1 ) = '(g) · '(g 1 ). Nach Satz 2.3 gilt daher ('(g)) 1 = '(g 1 ). (2) Seien a, b 2 '(G0 ), d.h. a = '(g), b = '(h) für g, h 2 G0 . Dann gilt aber a · b 1 = '(g) · ('(h)) 1 = '(g) · '(h 1 ) = '(g · h 1 ). Dies ist aber in '(G0 ), da G0 eine Untergruppe ist, vgl. Definition 2.6. (3) Seien a, b 2 ' 1 (H 0 ). Dann gilt '(a), '(b) 2 H 0 . Da dies eine Untergruppe ist folgt, dass H 0 3 '(a) · ('(b)) 1 = '(a) · '(b 1 ) = '(a · b 1 ), und daher ist auch a · b 1 in ' 1 (H 0 ). Es ist also eine Untergruppe. (4) Die Umkehrabbildung ist bijektiv. Zu zeigen ist lediglich, dass sie ein Gruppenhomomorphismus ist. Seien a, b 2 H mit '(a0 ) = a und '(b0 ) = b. Dann gilt ' 1 (a) · ' 1 (b) = a0 · b0 = ' 1 ('(a0 · b0 )) = ' 1 ('(a0 ) · '(b0 )) = ' 1 (a · b). Beispiel 2.13. 2.2 Gruppen (1) Das Bild i(pZ) = pZ ⇢ Z der Inklusionsabbildung in Beispiel 2.11(1) ist eine UnterThursday 15 September 16 gruppe.