Erzeugung topologischer Räume Proseminar Lineare Algebra (WS 2013/14) Alisa Suthamphong 12.11.13 1 Inhaltsverzeichnis 1 Unterraumtopologie 1.1 Satz(Unterraumtopologie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Beweis(Unterraumtopologie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Bemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Eigenschaften der Unterraumtopologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6 Beweis(Eigenschaften der Unterraumtopologie) . . . . . . . . . . . . . . . 1.7 Topologie und Stetigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8 Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.9 Satz (stetig Abbildungen und abgeschlossene Teilmengen) . . . . . . . . . 1.10 Beweis (stetig Abbildungen und abgeschlossene Teilmengen) . . . . . . . 1.11 Satz (Stetigkeit einer Abbildung aus der Stetigkeit der eingeschränkten Abbildung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.12 Beweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.13 Definition(Einbettung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.14 Satz(Einbettung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.15 Beweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.16 Beispiel/Gegenbeispiel(Einbettung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3 4 4 5 5 5 5 6 6 6 7 7 7 8 8 8 8 Einleitung Mein Proseminarbeitrag stützt sich auf die Seiten 37 bis 39 der Seminarlektüre Querenburg, Boto von (2001): Mengentheoretische Topologie. 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage, Berlin u.a.: Springer. 1 Unterraumtopologie Um auf einer Teilmenge eines topologischen Raumes eine Topologie zu erklären, nimmt man sich die folgenden Eigenschaften eines metrischen Raumes: 1) Ist U eine Teilmenge eines metrischen Raumes (X, d), so wird U durch die von X induzierte Metrik d� := d|U ×U auf natürliche Weise zu einem topologischen Raum. 2) Die offenen Mengen von (U, d� ) sind die Schnitte der offenen Mengen von X mit U . Anmerkung: Für einen metrischen Raum (X, d) gilt: a) Die Vereinigung von offenen Mengen ist offen. b) Der Durchschnitt endlich vieler offener Mengen ist offen. c) Der gesamte Raum X und die leere Menge sind offen. d) Eine Menge A ⊂ (X, d) ist genau dann offen in X, wenn A Umgebung jedes seiner Punkte ist. → Die Eigenschaften von a)- c) definieren eine Topologie. Bild zu 2) 3 1.1 Satz(Unterraumtopologie) Ist U eine Teilmenge eines topolgischen Raumes (X, O), so wird durch OU :={O ∩ U |O ∈ O} eine Topologie auf U erklärt. Sie heißt Unterraumtopologie, induzierte Topologie oder Spurtopologie, und (U, OU ) heißt Unterraum von X. Beispiel Sei R versehen mit der natürlichen Topologie und I = [0, 1] ⊆ R. [0,1) ist eine im Unterraum offene Teilmenge von I Denn: (-1,1)⊆ R ist offen in R und es gilt: [0,1) = (-1,1)∩I 1.2 Beweis(Unterraumtopologie) Weise hier für die Eigenschaften einer Topologie nach. 1) Sei Oi ∈ O offen, i ∈ I und U ⊂ X Dann gilt: ∪i∈I (Oi ∩ U ) = (∪i∈I Oi ) ∩ U 2) Sei Oi ∈ O endlich und U ⊂ X. Dann gilt: ∩(Oi ∩ U ) = (∩Oi ) ∩ U 3) ∅ = ∅ ∩ U, U = X ∩ U . 4 1.3 Bemerkung Die offenen(abgeschlossenen) Mengen von U sind die Schnitte der offenen (abgeschlossenen) Mengen von X mit U . Ist eine Teilmenge des Unterraumes U offen (abgeschlossen) in U , so ist sie im allgemeinen nicht offen (abgeschlossen) in X. Jedoch sind alle in U offenen Teilmengen von U genau dann offen (abgeschlossen) in X, wenn U offen(abgeschlossen) in X ist. 1.4 Beispiel Die Menge C der komplexen Zahlen ist mit der Metrik d(z1 , z2 ) := � 2 2 (x2 − x1 ) + (y2 − y1 ) , zk = xk + iyk , xk , yk ∈ R, k = 1, 2 versehen. Die von d auf C induzierte Topologie heißt natürliche Topologie. Die auf R induzierte Unterraumtopologie ist die natürliche Topologie von R. Eine nicht-leere R Teilmenge von R ist niemals offen in C. Anmerkung: Eine nicht leere Teilmenge U von R ist niemals offen in C, da man zu keinem x ∈ U ein r > 0 finden kann mit B(x, r) ⊂ U , wobei B(x, r) = {z ∈ C | d(z, x) < r}. Im Ball um x ∈ R befinden sich Elemente von C. 1.5 Eigenschaften der Unterraumtopologie Sei X ein topologischer Raum, U ⊂ X und j : U �→ X Inklusionsabbildung. Die Unterraumtopologie OU auf U hat folgende Eigenschaften: a) Für jeden topologischen Raum Y und jede Abbildung g : Y → U gilt : g ist genau dann stetig, wenn j ◦ g stetig ist b) OU ist die gröbste Topologie auf U , bei der die Inklusionsabbildung j : U �→ X stetig ist. 1.6 Beweis(Eigenschaften der Unterraumtopologie) zu a) Die Abbildung j ◦ g ist genau dann stetig, wenn für jede offene Menge O von X das Urbild in Y offen ist. 1. Annahme : j ◦ g stetig ⇒ Für jedes O ⊂ X offen ist (j ◦ g)−1 (O) offen. ⇒ Für jedes V ⊂ U ⊂ X offen gibt es ein offenes O ⊂ X, sodass V = O ∩ U ⇒ g −1 (V ) = g −1 (O ∩ U ) = g −1 (j −1 (O)) = (j ◦ g)−1 (O) offen in X da j ◦ g stetig. 2. Annahme : g ist stetig Behauptung: j ist stetig ⇒j ◦ g stetig. Für jedes O ⊂ X offen ist j −1 (O) = O ∩ U offen (nach Definiton der Unterraumtopologie). 5 zu b) Verwende a), setze Y = U , versehe sie mit irgendeiner Topologie und nehme für g die identische Abbildung Anmerkung: j : U �→ X stetig ⇔ für jedes O ⊂ X offen, ist j −1 (O) = O ∩ U offen ⇒ Jede Topologie auf U , für die j : U �→ X stetig ist, muss alle Mengen der Form O ∩ U , O ⊂ X offen enthalten. 1.7 Topologie und Stetigkeit Seien X und Y topologische Räume, A ⊂ X trage die Unterraumtopologie und die Abbildung f : X → Y sei stetig im Punkt x ∈ A. Dann ist auch f |A : A → Y stetig in x. Denn: f ist stetig in x ∈ A. ⇒ ∀ U Umgebung von f (x) ∃ V Umgebung von x mit f (V ) ⊆ U ⇒ V ∩ A ist Umgebung von x und f (V ∩ A) ⊆ U Ist f |A stetig , so braucht jedoch f : X → Y in keinem Punkt von A stetig zu, wie das folgende Beispiel zeigt. 1.8 Beispiel Sei X = Y := R und A := Q Die Abbildung f (x) = � 1, f ür x ∈ Q 0, f ür x ∈ R \ Q in keinem Punkt stetig. Hingegen istf | Q in jedem Punkt von Q stetig und f | R \ Q in jedem Punkt von R \ Q stetig. Denn: Sei x ∈ Q und V := ( 12 , ∞) eine Umgebung von f (x) = 1. Sei U Umgebung von x, so ist f (U ) ⊂ ( 12 , ∞) nur dann wenn f (u) = 1 ∀u ∈ U also wenn U ⊂ Q Daraus folgt nach der Definition einer Umgebung gibt es ε > 0, (x − ε, x + ε) ⊂ U ⊂ Q Widerspruch! Ferner: Sei x ∈ R \ Q und V := (−∞, 12 ) eine Umgebung von f (x) = 0. Sei U Umgebung von x, so ist f (U ) ⊂ (−∞, 12 ) nur dann wenn f (u) = 0 ∀u ∈ U also wenn U ⊂ R \ Q Daraus folgt nach der Definition einer Umgebung gibt es ε > 0, (x−ε, x+ε) ⊂ U ⊂ R\Q Widerspruch! 1.9 Satz (stetig Abbildungen und abgeschlossene Teilmengen) f : X → Y ist stetig, genau dann, wenn für jedes B ⊂ Y abgeschlossen und f −1 (B) ⊂ X abgeschlossen ist . 6 1.10 Beweis (stetig Abbildungen und abgeschlossene Teilmengen) ” ⇒ ” f −1 (Y \ B) = X \ f −1 (B) Sei B abgeschlossen dann ist Y \ B offen daraus folgt f −1 (Y \ B) offen, da f stetig. Aber f −1 (Y \ B) = X \ f −1 (B). Also ist f −1 (B) abgeschlossen ” ⇐ ” Sei A ⊂ Y offen. Dann ist Y \ A = B abgeschlossen. Da nach Voraussetzung jede abgeschlossene Teilmenge B von Y auch das Urbild f −1 (B) abgeschlossen in X ist folgt daraus, dass X \ f −1 (A) = f −1 (X \ A) abgeschlossen. Also ist f −1 (A) offen. Aus den bereits genannten Bedingungen lässt sich die Stetigkeit einer Abbildung aus der Stetigkeit einer eingeschränkten Abbildung folgern: 1.11 Satz (Stetigkeit einer Abbildung aus der Stetigkeit der eingeschränkten Abbildung) Die Abbildung f : X → Y zwischen topologischen Räumen X und Y ist � stetig, wenn für ein endliches System A1 , ...., An abgeschlossener Teilmengen von X mit ni=1 Ai = X die Einschränkungen f | Ai , 1 ≤ i ≤ n, stetig sind. 1.12 Beweis Für eine abgeschlossene Teilmenge B von Y gilt: f −1 (B) = f −1 (B) ∩ X n � � � = f −1 (B) ∩ Ai i=1 = n � i=1 = � (f −1 (B) ∩ Ai ) (f | Ai )−1 (B) 7 −1 Da f | A� i stetig und Ai abgeschlossen ist, ist (f | Ai ) (B) abgeschlossen in X. n Also ist i=1 (f | Ai )−1 (B) = f −1 (B) abgeschlossen in X. 1.13 Definition(Einbettung) Eine Abbildung f : X → Y zwischen topologischen Räumen heißt Einbettung von X in Y wenn f eine Homöomorphismus von X auf den Unterraum f (X) ist. 1.14 Satz(Einbettung) Die Abbildung f : X → Y ist genau dann eine Einbettung wenn folgende Kriterien erfüllt sind: i) f ist injektiv ii) f ist stetig iii) für jedes offene U ⊂ X ist die Bildmenge f (U ) offen in f (X), dh. f : X → f (X) ist eine offene Abbildung. 1.15 Beweis ” ⇒ ” Sei f : X → Y eine Einbettung. Dann ist f Homöomorphismus von X auf f (X) (dh. f ist bijektiv, (somit auch injektiv) stetig und f −1 stetig). Sei U ⊂ X offen. Da f −1 : f (X) → X stetig ist, gilt für U , dass f (U ) ∈ Of (X) wobei Of (X) , die von Y auf f (X) induzierte Topologie ist. Daher ist f (U ) offen in f (X) ” ⇐ ” Sei f injektiv und stetig und f (U ) ist offen in f (X) für jedes in X offene U . f ist injektiv daraus folgt f : X → f (X) ist bijektiv daher gibt es f −1 : f (X) → X. Zu zeigen bleibt also noch, dass f −1 stetig ist. Für U ⊂ X offen ist (f −1 )−1 (U ) = f (U ) ⊂ f (X) offen. Somit ist gezeigt, dass f −1 stetig ist, denn das Urbild einer offenen Menge U von X ist wiederum offen. 1.16 Beispiel/Gegenbeispiel(Einbettung) a) f : R → R2 , definiert durch f (x) := (x, 0), ist eine Einbettung. Anmerkung: Injektiv, denn für alle a, b ∈ R mit a �= b gilt (a, 0) �= (b, 0). b) Die Abbildung f : [0, 2π[→ S 1 ⊂ R2 , x �→ (cos x, sin x) ist injektiv und stetig, jedoch keine Einbettung, denn die Bilder der in [0, 2π[ offenen Mengen [0, t[=] − t, t[ ∩[0, 2π[ , 0 < t < 2π sind nicht offen in S 1 8 9