-1- Psoriasis Arthritis OA Dr. Edmund Cauza Zusammenfassung: In diesem Artikel wurde eine Zusammenfassung der Psoriasis Arthritis gemacht, in der die Ätiologie, der genetische Einfluss aber auch die immunologisch beeinflussenden Faktoren dieser Erkrankung beschrieben wurden. Sowohl klinische Parameter als auch diagnostische Maßnahmen wurden in diesem Artikel zusammengefasst. Es wurden aktuelle Therapien diskutiert, ebenso wurden neue biologische Therapien zusammengefasst und ihr Einsatz in der täglichen Routine beschrieben. Zusätzlich wurden die unterschiedlichen Effektivität der verschiedenen krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Therapien und die Wichtigkeit eines raschen Einsatzes, überprüft. Die publizierten Ergebnisse über den Einsatz und Wirksamkeit von Antimalariamittel, Sulfosalazin, Methotrexat, Azathioprin, und Cyclosporin ebenso wie Leflunomid und andere neuen Wirkstoffe wurden beschrieben. Summary: This article presents an overview of psoriatic arthritis, including the origin, genetic influence, and immunologic factors involved in its evolution. The clinical features of psoriatic arthritis are also reviewed in this article, and a discussion of the diagnosis and treatment is included. In this article we highlighted the current psoriasis treatments, new biological therapies, and their use in practice. This paper reviews the efficacy of these agents, and the importance of early treatment with this disease modifying antirheumatic drug. The available published data on efficacy of antimalarials, sulfasalazine, methotrexate, azathioprine, and ciclosporin are detailed, as well as new data on leflunomide and other novel agents. -2- I: Einleitung : Die Psoriasis Arthritis oder Psoriasis-Arthropathie (Psoriasis=Schuppenflechte; Arthropathie von griech. arthron=Gelenk und -pathie = Erkrankung) ist eine chronische Erkrankung, welche bei 6-39% der Psoriasis vulgaris Patienten auftritt (1,2). Die neueren Studien beschreiben jedoch eine Prävalenz, die am oberen Ende dieses Bereiches liegen dürfte (3). Etwa zwei Prozent der Bevölkerung in Europa leiden an einer Psoriasis vulgaris. Die Hautveränderungen können den Gelenksmanifestationen meist (bei ca. 70%) bis zehn Jahre vorausgehen, können aber auch gleichzeitig (15%) oder später auftreten (10%). Das Verhältnis Männer: Frauen beträgt in etwa 1:1,3, sodass es im Allgemeinen keinen geschlechtsspezifischen Unterschied der Erkrankung gibt. II: Pathogenese: Die Psoriasis-Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, deren Ursachen noch unbekannt sind. Wahrscheinlich entsteht sie - wie andere Rheumaerkrankungen auch - bei genetischer Veranlagung. Die Psoriasis Arthritis geht im Vergleich zur rheumatoiden Arthritis oft mit weniger Gewebsschwellung und sehr häufig ohne einen Gelenkerguß einher, zusätzlich werden weniger Makrophagen und eine größere Anzahl an Blutgefäßen in der Synovialmembran gefunden (4,5). Weiters charakteristisch für die Psoriasis Arthritis ist, dass 91-94% der Patienten seronegative sind (6). Bis vor kurzer Zeit wurde die Psoriasis Arthritis noch als milde Erkrankung eingestuft. Dies hat sich in letzter Zeit deutlich geändert und man nimmt an, dass das Ausmaß der Gelenkschädigungen, und damit die Abnahme der Lebensqualität mit der der Rheumatoiden Arthritis vergleichbar sind (6,7). Eine erbliche Veranlagung gilt als sehr wahrscheinlich, aber es ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht eindeutig klar, welche Rolle genetische Marker in der Entwicklung der Psoriasis Arthritis haben (8). Das Risiko an einer Psoriasis Arthritis zu erkranken ist bei Nachkommen der 1. Generation auf jeden Fall -3deutlich erhöht (9,10). Es gibt mehrere Berichte, bei denen der Nachweis typischer Gewebsantigene des HLA-Systems, Aufschluss über die Erkrankung geben können. Für diese Annahme sprechen immungenetische Studien, die Assoziationen der Psoriasis Arthritis mit MHC Klasse I Genen zeigen (HLA-B13, HLA-B16, HLA-B17, HLA-B38, HLA-B39, HLA-DR4, HLA-DR7 und CW6) (11). Eine spezifischere Bedeutung für die Assoziation mit der Gelenkerkrankung kommt dem HLA-B27 im Hinblick auf die Wirbelsäulenbeteiligung und dem HLA-B39 für polyarthritische Manifestationen zu, Patienten mit HLA-DR7 zeigen häufig einen peripheren Gelenksbefall und sind mit einer schwereren Verlaufsform assoziiert (11,12,13). Bei HLA-DR4 positiven Befunden kommen häufig Erosionen zur Ansicht. Eine mögliche Bedeutung eines exogenen infektiösen Agens bzw. eines endogenen Antigens scheint für die Pathogenese der Psoriasis Arthritis noch sehr umstritten zu sein. Die Tatsache, dass in Synovialflüssigkeiten von Psoriasis Arthritis Patienten eine oligoklonale Vermehrungen CD8+ zytotoxischer T Zellen gefunden wird (14,15), könnte als Hinweis für eine virale Pathogenese gedeutet werden. Eine mögliche pathogenetische Bedeutung einer zytotoxischen Autoimmunreaktion gegen ein spezifisches, möglicherweise sowohl in der Haut als auch im Gelenk exprimiertes Antigen ist mit einer lokalen Expansion CD8+ TZellen jedoch auch gut verträglich. Ebenso kann auch der Nachweis klonaler Verwandschaften zwischen T-Zellrezeptoren in Lymphozyteninfiltraten der Hautbzw. der Synovialmembran gedeutet werden (16). Der Pathogenetische Prozess der Psoriasis Arthritis im Synovialgewebe dürfte durch eine erhöhte Konzentration von T Zellen und Makrophagen verursacht werden, die eine Vielzahl an Zytokinen, inklusive den Tumor Nekrose Faktor-α (TNFα) freisetzt (17). In mehreren Studien wurden erhöhte Spiegel von proinflammatorischen Faktoren (IL-1, IL-6, IL-8, IL-10, IL-15 und TNFα) sowohl in der Synovialflüssigkeit als auch in der Synovialmembran der befallenen Gelenke gefunden (18-22). Dabei spielt der TNF eine Schlüsselrolle. Dieser verursacht die Synthese von anderen Entzündungsmediatoren (IL-1, IL-6, IL-8, TGFα), eine Stimulierung von PGE2, eine Leukotrien B4 Synthese, eine Aktivierung von Leukozyten und deren Assistenz in Extravasation durch Upregulation der Adhäsionsmoleküle (E-Selektin), sowie die Stimulierung von Kollagenase und -4Metalloproteinasen. Dadurch kommt es zur Produktion von Fibroblasten und Neutrophilen, dann zur Apoptose und schlussendlich zur Produktion von AkutPhase Proteinen. Diese Vorgänge führen zur Gelenksentzündung und langsamen Gelenksdestruktion (23-26). III: Klassifikation und Diagnose: A: Klassifikation und klinische Veränderungen: B: Radiologische Veränderungen: A: Klassifikation und klinische Veränderungen: Eindeutige und international anerkannte Diagnosekriterien für Psoriasis-Arthritis gibt es derzeit noch nicht. Von den englischen Autoren Moll und Wright vorgeschlagene Kriterien unterscheiden 5 Erscheinungsformen (27). Der klinische Verlauf ist sehr variabel, so dass auch Mischformen zwischen peripherer Gelenkund Wirbelsäulenbeteiligung vorkommen • distale Fingergelenksarthritis (siehe Abbildung 1) • Arthritis mutilans (siehe Abbildung 2) mit Sakroiliitis • symmetrische Polyarthritis (siehe Abbildung 3+4) • asymmetrische Oligoarthritis und (siehe Abbildung 5) • ankylosierende Spondylitis mit/ohne peripherer Arthritis. Der schubweise Verlauf zeigt auch immer wieder Phasen relativer Beschwerdefreiheit. Der Großteil der Betroffenen einer Psoriasis Arthritis leidet an einer asymmetrischen, schmerzhaften Schwellung von ein bis vier Gelenken (Oligoarthritis). Bevorzugt erkranken einzelne Finger- oder Zehengelenke. Eine typische Manifestation dieser Verlaufsform ist die Daktylitis (siehe Abbildung 5) d.h. eine Schwellung nicht nur einzelner Gelenke, sondern eines ganzen Fingers („Wurstfinger“) oder einer ganzen Zehe („Wurstzehe“) (siehe Abbildung 6). Hierbei ist neben dem Endgelenk auch Mittel und Grundgelenk eines Strahls betroffen, sowie gleichzeitig eine Tenosynovialitis der Flexorensehnenscheiden. -5Seltener wird eine Form beobachtet, bei der die Gelenke symmetrisch betroffen sind (symmetrische psoriatische Polyarthritis). Das klinische Bild kann oft kaum von einer rheumatoiden Arthritis unterschieden werden. In bis zu einem Drittel aller Fälle sind auch die Gelenke der Wirbelsäule oder die Kreuzbein-Darmbeingelenke betroffen (axialer Typ). Diese Form tritt bei Männern etwas häufiger als bei Frauen auf. Oft wird diese Form der psoriatischen Gelenksentzündung mit einer Spondylitis ankylosans verwechselt. Selten kommt es zu einem schweren Verlauf mit einer starken Schädigung der Gelenke, die infolge zu einer Zerstörung der betroffenen Gelenke führt (Arthritis mutilans). Hier kann es zu einer Verkürzung und einem "Einschrumpfen" der Finger kommen ("Teleskop-Finger"). Schwere Verkrüppelung und Behinderung sind die Folge. Die Erkrankung ist allerdings nicht nur auf Knochen, Gelenke und Wirbelsäule beschränkt, sondern kann auch die Weichteile befallen, z.B. die Sehnen und Sehnenansätze (Enthesitis), Bursitis, oder Bandveränderungen. Die Manifestation an Sehnenansätzen, Bandansätzen und Kapselansätzen ist typisch für die Psoriasis Arthritis und wird als Enthesiopathie bezeichnet (von gr. Enthesis = Ansatzpunkt) (siehe Abbildung 7). Neben den typischen Veränderungen am Bewegungsapparat können auch extraartikuläre Manifestationen bestehen (28). Es werden verschiedene Psoriasisformen (Psoriasis vulgaris, Psoriasis inversa, Psoriasis palmaris pustulosa oder palmoplantaris unterschieden, wobei besonders auf eine „verstecke Psoriasis“ mit nur geringem Hautbefall (Nabel, Rima ani, retroauriculär) zwecks Diagnosestellung zu achten ist. Neben Nagelveränderungen (siehe Abbildung 8+9) (so genannte Ölnägel) die im Sinne einer Verhornungsstörung zu interpretieren sind oder Tüpfelnägel (grübchenförmige Einsenkung der Nägel) oder Onycholysen, können Augenveränderungen aber auch viszerale Manifestationen (selten Amyloidosen oder Myositis) auftreten. -6- Abbildung 1: Abbildung 2: -7- Abbildung 3: Abbildung 4: -8- Abbildung 5: Abbildung 6: -9- Abbildung 7: : Abbildung 8: - 10 - Abbildung 9: B: Radiologische Veränderungen: Das Besondere an der Psoriasis-Arthritis ist auch die ungewöhnliche Kombination verschiedener Gelenks- und Knochenveränderungen: Gelenkhautentzündung, die Produktion knochenabbauender Zellen und Knochenneubildung können gleichzeitig auftreten. Es kommt somit zu einem Nebeneinader von reparativen und destruktiven Veränderungen im Bereich der Gelenke. Der Knochen kann sich bei der Psoriasis Arthritis so weit auflösen, dass Gelenke so aussehen, als ob ein Bleistift in einer Schale stehen würde (Pencil-incup) (siehe Abbildung 10+11) (27,28). Typische Lokalisationen, bzw. Veränderungen können in der Röntgendiagnostik erfasst werden: 1:Periphere Gelenke: Asymmetrische Veränderungen Osteolysen mit Pencil-in-cup-Phänomen (siehe Abbildung 10+11), abgelutschte Phalangenenden, Ankylosen - 11 Proliferative Veränderungen an den Basen der Endphalangen, der Nagelplatte und den Metacarpalköpfchen (sogen. Protuberanzen, Wollkragen) Diaphysäre Periostossifikationen an den Phalangen Fehlende gelenknahe Osteoporose (Sub)Luxationen, groteske Mutilationen Entzündliche Enthesopathien mit kapsulärer Fibroostitis (z.B. Trochanter, Patella, Calcaneus) 2:Achsenskelett: Sakroiliitis (häufiger auch einseitig) Spondylitis: im Gegensatz zur klassischen ankylosierenden Spondylitis überwiegen segmentale und asymmetrische Veränderungen, selteneres Auftreten marginaler Syndesmophyten Paravertebrale Ossifikationen Hyperostosen an der Vorderseite der Wirbelkörper (insbesondere bei schwerem HWS-Befall). Abbildung 10: - 12 - Abbildung 11: IV: Therapeutische Möglichkeiten: Die medikamentösen Behandlungsstrategien der Psoriasis Arthritis orientieren sich grundsätzlich an den der rheumatoiden Arthritis bzw. der Spondylitis ankylosans etablierten. Neben nicht steroidaler Antirheumatika und/oder Kortikosteroiden ist eine systemische Therapie mit sog. „ disease modifying antirheumatic drugs (DMARD`s)“ zur Standardtherapie geworden. Systemisch verabreichte Glukokortikoide können zwar die Hautsymptomatik bessern, jedoch um den Preis einer nach Dosisreduktion bzw. Absetzen heftigen Reexazerbation, so dass eine kritische Indikationsstellung erfolgen sollte. Bei rasch progredienten Verläufen stellen sie jedoch als ultima Ratio und in der Überbrückung der Latenzphase bis zum Wirkungseintritt einer in Schubphasen neu initiierten DMARD-Behandlung eine wertvolle Säule der Therapie dar. A: Disease modifying antirheumatic drugs (DMARD) B: Biologika A: Die angewendeten DMARD`s in der Behandlung der Psoriasis Arthritis sind neben Methotrexat, Sulfasalazin, Cyclosporin, Azathioprin und Leflunomid. - 13 Methotrexat: Am häufigsten eingesetzt wird Methotrextat (Methotrexat®, Ebetrexat®) in einer Dosierung von 5-25mg als Einmaldosis pro Woche. Der Wirkeintritt ist meist nach vier bis zwölf Wochen erreicht. Zusätzlich zur Methotrextat (MTX) Therapie empfiehlt sich eine begleitende Folsäuresubstitution. Als Nebenwirkungen werden Übelkeit und Brechreiz oft nur am Einnahmetag beobachtet. Ein Anstieg der Leberenzyme – bis zum Zweifachen (Dreifachen) des oberen Grenzwertes, die nach Absetzen wieder reversibel sind, werden toleriert. Weiteres können eine Stomatitis und Mundulzera auftreten. Als gefährliche Nebenwirkung kann eine „Methotrexat-Lunge“ auftreten. Diese zwingt zu einem sofortigem Absetzen von MTX. Leuko- und/oder Thrombopenie, megaloblastäre Anämie, Nodulose (Auftreten multipler subkutaner Knoten) sowie Haarausfall (reversibel) werden selten beobachtet. Aufgrund der Nebenwirkungen ist eine engmaschige Laborund klinische Kontrolle unerlässlich. Aufgrund der belegten teratogenen Wirkung von MTX ist eine strikte Kontrazeption bis 6 Monate nach Therapieende (für Frauen und Männer!) wichtig. MTX wurde bereits 1960 in der Behandlung der Psoriasis erfolgreich eingesetzt, einige wenige kontrollierte Studien konnten die Effektivität dieser Therapie auch bei Psoriasis Arthritis belegen. Die Wirksamkeit von MTX ist jedoch bei Psoriasis Arthritis im Gegensatz zur Rheumatoiden Arthritis Studien mäßig nur sehr schwach dokumentiert. Einige Placebo- kontrollierte Studien bewiesen eine Verbesserung der Krankheitsaktivität bei Hochdosis MTX-Therapien (29,30) ganz im Gegensatz zum Niedrig Dosis Regime (31). Sulfasalazin : Die ersten Studien zum Einsatz von Sulfasalazin (Salazopyrin®) zur Behandlung der Psoriasisarthritis datieren auf die späten 80er Jahre (32). Mittlerweile liegen eine Anzahl von randomisierten, kontrollierten klinischen Studien vor, die ebenso wie bei der chronischen Polyarthritis eine gute Wirksamkeit und gleichzeitig gute Verträglichkeit von Sulfasalazin auch für die Psoriasisarthritis belegen. Laut einer Vergleichsstudie (33) mit Cyclosporin und Placebo verbesserte sich unter Sulfasalazin nicht nur der Spondylitis functional index (Index für die - 14 Funktionskapazität im Hinblick auf die Wirbelsäule), sondern auch die Blutsenkung. Allerdings war erwartungsgemäß die Wirkung auf die Psoriasis vulgaris nicht so ausgeprägt wie unter Cyclosporin. Sulfasalazin wirkt bei der Psoriasis-Arthritis offensichtlich recht schnell. In der Studie (34) wird über einen Wirkungseintritt bereits nach 4 Wochen berichtet. Trotz Verbesserung des funktionellen Index ist jedoch, wie auch bei allen anderen klassischen Basistherapeutika, bei Patienten mit seroneg. Spondylarthropathie mit keiner positiven Beeinflussung der strukturellen Veränderungen im WS- Bereich zu rechnen. Cyclosporin: Cyclosporin (Sandimmun®) ist das erste wirkungsspezifische Immuntherapeutikum, das nicht über Zellteilungsmechanismen wirkt und seinen Effekt über die Hemmung der IL-2-Synthese ausübt. Cyclosporin kann bei therapierefraktären Formen einer Psoriasisarthritis erwogen werden. Es führt in initialen Dosierungen zwischen 2,5 - 5 mg/kg/Tag zu einer raschen Besserung der Hautsymptomatik und einer Attenuierung des Gelenkbefalls (35). Cyclosporin ist effektiver als Sulfasalazin, führt allerdings zu toxischen Nebenwirkungen, die dessen Anwendung limitieren (Niereninsuffizienz) (33). Azathioprin: Für Azathioprin (Imurek®) sind ebenfalls Wirksamkeiten in der Therapie der Arthritis psoriatica beschrieben, jedoch ist die publizierte Datenlage dazu relativ spärlich. Resochin: Antimalariamittel sollten nur äußerst zurückhaltend eingesetzt werden, da Induktionen von Hautexazerbationen auch in Form akuter Erythrodermien bis hin zur Dermatitis exfoliativa beschrieben wurden. Leflunomide: - 15 Eines der neueren Basistherapeutika ist Leflunomid (Arava®). Der aktive Metabolit A771726 von Leflunomid hemmt das Enzym Dihydroorotatdehydrogenase (DHODH) und zeigt eine antiproliferative Wirkung. Begonnen wird die Behandlung mit 100 mg einmal täglich über 3 Tage, danach beträgt die Erhaltungsdosis 10 bis 20 mg einmal täglich. Die therapeutische Wirkung ist nach 4-6 Wochen zu erwarten. Aufgrund der hepatotoxischen und hämatotoxischen Nebenwirkung sind engmaschigee klinische und laborchemische Kontrollen nötig Die Effektivität von Leflunomide in der Therapie der Psoriasis Arthritis wurde bereits in einigen Studien mit kleiner Fallzahl bestätigt (36,37). Grundlage für die Zulassung dieser Substanz war eine Studie mit 190 Patienten, die an einer aktiven Gelenksentzündung im Rahmen ihrer Psoriasis litten. Die Haut der Studienteilnehmer war ebenfalls erheblich betroffen (mindestens 3% der Oberfläche). Die eine Hälfte der Patienten wurde mit Leflunomid behandelt, die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Nach 24 Behandlungswochen waren in der Leflunomid-Gruppe sowohl die Haut als auch die Gelenke deutlich besser, als in der Placebo-Gruppe. 59% der mit Arava behandelten Patienten zeigte nach Abschluss der 24-wöchigen Therapiephase ein Ansprechen im PsARC, dagegen nur 29,7% in der Placebo-Gruppe (p < 0.0001). Bei 36% der Patienten kam es unter Leflunomid zu einer ACR-20-Response gegenüber 20% unter Placebo (p<0.02). Die Hautmanifestationen verbesserten sich im Median unter Arava um 24%, hingegen war der Befund nach 24 Wochen unter Placebo unverändert (p<0.003). B: Neue biologische Therapieformen (sog. Biologicals): Eine neue Ära in der Therapie der Psoriasis Arthritis hat mit der Entwicklung von TNF blockierenden Substanzen begonnen. Diese Medikamentenklasse der Biologicals unterscheidet sich vollkommen von allen bislang in der Rheumatologie zum Einsatz kommenden Therapieformen. Infliximab: Remicade® ist ein chimerischer monoklonaler IgG1 Antikörper, der spezifisch und irreversibel das gelöste als auch membrangebundene TNF-α bindet, welches eine entscheidende Rolle bei rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn, Spondylitis - 16 ankylosans, Psoriasis vulgaris und Psoriasis Arthritis spielt. Die Therapie mit Infliximab in Kombination mit Methotrexat zeigte in einigen Studien eine signifikante Verbesserung der Gelenkschmerzen, Schwellung und Morgensteifigkeit (39-41). Außerdem führte Infliximabtherapie zu einer signifikanten Reduktion der psoriatischen Plaques, gemessen durch den PASI Score (Psoriasis area and severity index) (41-43). Es kam sowohl zum Abfall der Entzündungparameter (43), als auch zur Abnahme der intraartikulären Entzündungsaktivität gemessen durch MRT Aufnahme (44). Die entscheidende Studie für die Zulassung war die Studie namens IMPACT. In der IMPACT-Studie (Infliximab in Patients with Active Psoriatic Arthritis) (45), einer placebokontrollierten Multicenterstudie, erhielten 102 Patienten mit aktiver Psoriasis Arthritis randomisiert entweder eine Infliximab-Infusion von 5 mg/kg Körpergewicht oder Placebo – zum Studienbeginn sowie nach 2, 6 und 14 Wochen. Nach 16 Wochen erreichten 65 Prozent der Patienten unter TNF-αBlockade eine Besserung gemäß den ACR-20-Kriterien. Dies bedeutet eine 20prozentige Abnahme klinischer Symptome, nur 8 Prozent in der Placebogruppe erfüllten diesen primären Studienendpunkt. Bei etwa der Hälfte der mit Infliximab behandelten Patienten verbesserte sich die Gelenksymptomatik um 50 Prozent, bei knapp einem Drittel um 70 Prozent. Unter Placebo erreichte kein Patient die ACR-50- oder ACR-70-Zielmarke. 78 Studienteilnehmer litten überdies an Psoriasis der Haut. Die InfliximabTherapie verbesserte den Hautbefund um durchschnittlich 81 Prozent, während er sich unter Placebo weiter verschlechterte. Nach Beendigung der placebokontrollierten Phase wurden die Patienten 2 Jahre offen weiter behandelt, wobei sie alle acht Wochen eine Infusion erhielten. Bis zur 50. Woche traten keine opportunistischen Infektionen oder Tuberkulosefälle auf. Abbildung 12: aus Ref.45 - 17 - Die Ergebnisse dieser offenen, zweijährigen Verlängerung zur Gabe von Infliximab bei Psoriasis Arthritis (IMPACT) ergaben, dass beinahe 62% der mit Infliximab (REMICADE®) behandelten Patienten (n=78) eine anhaltende, mindestens 20 %ige Verbesserung der Arthritis-Symptome zeigten. Auch im 2. Studienjahr wurde bei den Patienten unter Infliximab -Therapie eine anhaltende Verbesserung der Psoriasis-Symptomatik festgestellt. Nach 98-wöchiger Behandlungsdauer erzielten 64 % der Patienten (n=25) mit einem Ausgangswert von mindestens 2,5 im PASI eine signifikante und anhaltende Verbesserung der Hauterscheinungen um 75 % (PASI-75) (44). 200 Patienten nahmen an der Studie IMPACT II teil. Sie hatten seit mindestens sechs Monaten eine Psoriasis Arthritis und sprachen ungenügend auf NSAR oder Basistherapeutika an. In dieser Studie sorgte Infliximab in einem Beobachtungszeitraum von 24 Wochen bei fast einem Drittel der Patienten für eine 70prozentige Verbesserung von Arthritis-Symptomen (gemäß den ACR 70-Kriterien des American College of Rheumatology), verglichen mit nur 2 Prozent der Plazebo-Patienten (46). Die Halbwertszeit des Medikamentes beträgt etwa 7-10 Tage. Die Verabreichung erfolgt intravenös über eine Dauer von ca. 2 Stunden in einer Dosierung von 5mg/kg Körpergewicht. Die Behandlung wird nach 2und 6 Wochen und danach - 18 alle 6 - 8 Wochen durchgeführt. Je nach klinischem Befund und Beschwerdebild kann das Zeitintervall verkürzt oder die Dosierung auf 5-10mg/kg Körpergewicht gesteigert werden. Bei einer Monotherapie wurde nach einigen Infusionen eine Antikörperbildung gegen den murinen Eiweißanteil beobachtet, die zu einem Wirkungsverlust führen kann. Eine gleichzeitige Gabe von Methotrexat ist daher günstig. Etanercept: Etanercept (Enbrel®) ist ein löslicher TNF Rezeptor, der kompetitiv TNF bindet. Etanercept in Kombination mit Methotrexat führt ebenso zu einer klinisch signifikanten Verbesserung der Gelenkschmerzen, Schwellungen und Morgensteifigkeit wie auch zu einer signifikanten Reduktion der serologischen Entzündungsparameter. In einer Placebo kontrollierten, randomisierten Studie von Mease zeigten 73 % Patienten nach einer 3 monatigen Therapie eine Verbesserung der ACR 20 Kriterien, verglichen mit nur 13% in der Placebo behandelten Gruppe. Die mittlere Verbesserung des PASI-Scores war 46 % in der Etanercept versus 9 % in der Placebo Gruppe. Im einem weiteren Gelenkscore, den Psoriasis Arthritis Response Criteria (PsARC) wurde in >80% in der Behandlungsgruppe und 22% der Plazebogruppe nach 12 Wochen erreicht. Eine Verbesserungen der Psoriasis Aktivität Pasi 75 wurde in 23% der Etanerceptgruppe gemessen, in der Placebogruppe konnte kein Patient diese Verbesserung erreichen (47). - 19 Abbildung 13: aus Ref. 47 Eine rezente Studie zeigte eine signifikante Verbesserung der Entzündungsaktivität in therapieresistenten Formen der Psoriasis Arthritis, wenn die bereits bestehende Therapieform (Methotrexat, Acitretin, UVB, PUVA) mit Etanercept kombiniert wurde (48). Etanercept wird als subkutane Injektion 25mg 2x/Wo verabreicht. C: Adalimumab: Adalimumab (Humira®) ist der erste vollständig humane monoklonale Antikörper gegen TNF-α, der zur Behandlung der Psoriasis Arthritis in Österreich zugelassen ist. Humira wird vom Patienten alle zwei Wochen mit einer fertig vorgefüllten Spritze selbst unter die Haut gespritzt. - 20 ADEPT (Adalimumab Effectiveness in Psoriastic Arthritis Trial) die Zulassungsstudie wurde placebokontrolliert, doppelblind durchgeführt und die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Humira® bei 313 Erwachsenen mit mäßiger bis schwerer, aktiver Psoriasis Arthritis untersucht. Alle Studienteilnehmer erhielten für sechs Monate jede zweite Woche eine subkutane Injektion mit Adalimumab- in der bei rheumatoider Arthritis üblichen Dosierung von 40 mg. Die Hälfte der Patienten bekamen zusätzlich Methotrexat. Nach 12 Wochen verringerten sich die Gelenkbeschwerden in 58 Prozent der Patienten (ACR20). Mit Placebo war dies nur bei 14 Prozent der Patienten der Fall. Nach 24 Wochen erfüllte fast ein Viertel die ACR 70-Kriterien. 69 der Patienten in der Studie hatten eine Psoriasis, die mehr als drei Prozent der Körperoberfläche befallen hatte. 42 Prozent von ihnen wiesen nach 24 Wochen eine Verbesserung der Psoriasis vulgaris um 90 Prozent (49). Nebenwirkung und Risken der TNF-Therapien: TNF- α -Blocker sind bei Patienten mit Tuberkulose oder anderen schweren Infektionen kontraindiziert. Eine Tuberkulose muss vor der Therapie ausgeschlossen werden. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Reaktivierung einer bereits vorhandenen, latenten Tuberkulose. Deshalb muss vor Beginn der TNF- α -Blocker Therapie ein Haut-Test auf Tuberkulose durchgeführt werden. Sollten schwere Infektionen oder eine Sepsis auftreten muss die Therapie abgesetzt werden. Ein regelmäßiges Therapie- und Sicherheits- Monitoring sollte durch einen Facharzt für Rheumatologie, der eine entsprechende Erfahrung bei der Behandlung der Psoriasis Arthritis und bei der Anwendung von biologischen Medikamenten besitzt, durchgeführt werden. Weiters sollen TNF- α -Blocker bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz NYHA Grad III/IV nicht angewendet werden. Eine bestehende Herzinsuffizienz NYHA Grad I/II kann sich unter Therapie verschlechtern. Ebenso wurden unter TNF- α -Blocker Therapien Anämie-Panzytopenien, demyelinisierende Erkrankungen und ein Transaminasenanstieg beschrieben. Ebenso wird ein Auftreten von Malignomen - 21 (meist lympho-proliferative Erkrankungen, davon vor allem Non-HodgkinLymphome) diskutiert, Unter Etanercept und Adalimumab kann es an der Einstichstelle zu Injektionsreaktionen kommen, die aber in der Praxis nur kurz und ohne Folgen sind. Weitere Kontraindikation ist eine manifeste Tumorerkrankung, eine relative Kontraindikation stellt eine positive Tumoranamnese dar. Onercept: Onercept ist ein rekombinanter, nicht modifizierter, voll humanisierter, löslicher TNF-Rezeptor des Typs I (p55), dessen Wirkungsweise auf einer Blockade von TNF beruht. In einer Phase II Doppelblindstudie (multizentrisch, plazebokontrolliert) zur Behandlung der Psoriasis Arthritis wurde Onercept zwölf Wochen lang in Dosierungen von 50mg bzw. 100mg dreimal wöchentlich bei 126 Patienten subkutan verabreicht. Der ACR-20-Endpunkt wurde von 67% der Patienten unter Onercept erreicht, gegenüber 31% der Patienten unter Plazebo (p=0,001). In beiden Gruppen wurden ähnliche Nebenwirkungen verzeichnet. In den OnerceptGruppen traten vermehrt Irritationen an der Einstichstelle auf (50). Neue Therapieansätze: A:Anakinra: Der Interleukin 1 Rezeptorantagonist Anakinra (Kineret ®) ist im Moment für die Therapie der Psoariasis Arthritis nicht zugelassen. B:Efalizumab: Efalizumab (Raptiva®) ist ein T-Zellmodulator und hemmt die Aktivierung der TZellen, die für die Entzündungsreaktion eine wichtige Rolle spielen und möglicherweise für Psoriasis mitverantwortlich sind. Eine 12 Wochen dauernde Phase II Studie an 107 Patienten mit Psoriasis Arthritis zeigte keine statistisch signifikante Unterschiede zwischen Behandlungs- und Plazebogruppe (51). - 22 C:Alefacept: Alefacept (Amevive®) verhindert wie Efalizumab dieT-Zellaktivierung durch die Blockierung der Interaktion mit der T-Zelle mit der antigenpräsentierenden Zelle. Das Fusionsprotein aus IgG1 führt zur NK-zellvermittelten Apoptose von CD45RO+ Memoryzellen (52,53). Somit wird nicht nur eine Verringerung der T Zellaktivierung, sondern auch eine Toleranz-induktion diskutiert. Bei der Psoriasis vulgaris konnte in Doppelblindstudien wie für Efalizumab eine Effektivität nachgewiesen werden (54). D: Abatacept: Abatacept, ist ein rekombinantes Molekül, das mit der Aktivierung von T-Zellen interferiert und so die destruktive Immunreaktion in den Gelenken bremsen soll. In einer Phase-III-Studie erhielten 652 Patienten mit aktiver RA zusätzlich zu MTX 10 mg/kg Abatacept oder Placebo. Die radiologischen Zeichen einer Rheumatoiden Arthritis entwickelten sich unter Abatacept langsamer als unter Placebo. Studien für Psoriasis Arthriits werden erwartet (55). IL 15: Anti-IL15 ist ein vollständig humaner Antikörper der in einem frühem Stadium einer Ablaufkette erscheint, die letztlich zur Entzündungskrankheit führt. IL-15 induziert sowohl die Produktion des TNF-α, der sich als entscheidender Faktor bei Entzündungsreaktionen erwiesen hat, als auch die Aktivierung von entzündungsfördernden T-Zellen. In einer kleinen Phase II Studie konnten bereits erste positive Ergebnisse gezeigt werden (56). 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