Philippe Knüsel, Frieder Reusch, Claudio Zihlmann Seminar zur statistischen Thermodynamik Ludwig Boltzmann – Leben und Werk In diesem Vortrag ging es darum, dass Leben des großen österreichischen Physikers Ludwig Boltzmann, sein Werk, insbesondere seinen Beitrag zur statistischen Thermodynamik, und die Auswirkungen seiner Arbeiten auf spätere Generationen zu beleuchten. Folglich gliederte sich der Vortrag in drei Teile. Im ersten Teil ging es um die Biographie Boltzmanns. Dabei war es wichtig herauszustellen, wie sein Charakter sein Leben als Wissenschaftler beeinflusste, welche andere Wissenschaftler für ihn wichtig waren und welche Publikationen er machte. Im zweiten Teil des Vortrags ging es um das Werk Boltzmanns. Dabei wurde genauer auf das Stefan-Boltzmann-Gesetz, die Maxwell-Boltzmann-Verteilung und die Entropie eingegangen. Schlussendlich wurde noch herausgestellt, wie Boltzmann die Wissenschaftler der nachfolgenden Generationen beeinflusste. Außerdem wurde noch die Lattice-Boltzmann-Methode vorgestellt, die eine Anwendung des Boltzmann-Gesetzes darstellt. Biographie Ludwig Boltzmann wurde am 20.02.1844 in Wien geboren. Dort studierte er später auch Physik. Gefördert wurde er dabei von Josef Stefan, dem damaligen Direktor des physikalischen Instituts der Universität Wien. Dieser ernannte ihn 1869 mit nur 25 Jahren, sechs Jahre nach Studienbeginn, zum Professor. Er war es ebenfalls, der ihm die Werke Maxwells näherbrachte. Somit ist es nicht verwunderlich, dass seine ersten beiden Publikationen Verallgemeinerungen von Theorien Maxwells beinhalteten, nämlich die kinetische Gastheorie und die Maxwell-Boltzmann-Verteilung. Während des ersten Teils seiner Karriere entstanden alle wichtigen Werke Boltzmanns. Damals wirkte er in Graz und Wien. Insbesondere die 1877 veröffentlichte Publikation „Beziehung zwischen dem zweiten Hauptsatz und der Wahrscheinlichkeitsrechnung“ erregte großes Aufsehen, denn damit begründete Boltzmann die statistische Thermodynamik. Während bis dahin in der Thermodynamik nur messbare Größen im Zentrum standen, lies Boltzmann in diesem Werk die Statistik und Atomistik in die Thermodynamik einfließen. Im zweiten Teil seiner Karriere zwischen 1890 und 1900, in diesen Jahren wirkte er in München und Wien, veröffentlichte Boltzmann fast nichts mehr. Stattdessen war er viel unterwegs, auf Kongressen, Tagungen und Diskussionen. Da insbesondere die Physiker damals eher von einem Kontinuum ausgingen, während Boltzmann in seinen Werken von einer Materie, aufgebaut aus Atomen, ausging, musste er sich regelmäßig mit Einwänden seiner Gegner beschäftigen. Boltzmann litt an einer Krankheit namens Neurasthenie, die vor allem durch geistige Überlastung zustande kam. Er konnte sich eben nicht von seiner Arbeit lösen. Diese Krankheit rief immer wieder schwere Depressionen bei ihm hervor. Sie wurde zudem verschlimmert als Boltzmann merkte, dass er die Anfragen seiner Gegner nicht lösend beantworten konnte. Im letzten Teil seines Lebens, wirkte Boltzmann in Wien und Leipzig. In dieser Zeit hoffte er, dass ihm die Philosophie dabei helfen kann, die Fragen der Physik zu beantworten. Diese Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht und so wusste er 1906 keinen Ausweg mehr aus seiner Verzweiflung und beging in Duino während eines Sanatoriumsaufenthalts Selbstmord. Stefan-Boltzmann-Gesetz Jeder Körper dessen Temperatur über dem absoluten Nullpunkt liegt, sendet Wärmestrahlung aus. Das Stefan-Boltzmann-Gesetz bringt die abgestrahlte Leistung eines Körpers in Zusammenhang mit seiner Temperatur. Das Gesetz lautet P=ε(T).σ.A.T4, wobei A die Oberfläche des Körpers, σ die StefanBoltzmann-Konstante und ε der Emissionsgrad ist. ε ist materialspezifisch und hängt unter anderem Philippe Knüsel, Frieder Reusch, Claudio Zihlmann Seminar zur statistischen Thermodynamik von der Oberflächenbeschaffenheit und der Farbe eines Körpers ab. Den Grenzfall für ε stellt ein schwarzer Körper dar, dessen Wert für den Emissionsgrad eins beträgt. Ein schwarzer Körper ist ein idealisiertes System, das elektromagnetische Strahlung jeglicher Wellenlänge zu 100% absorbiert. Es existieren keine Materialien die einen schwarzen Körper repräsentieren können. Mit zunehmender Temperatur verschiebt sich das Intensitätsmaximum der Wärmestrahlung hin zu kleineren Wellenlängen. Dadurch kann das Phänomen des rot-glühenden Eisens bei hohen Temperaturen erklärt werden, da sich das Intensitätsmaximum in den sichtbaren (roten) Bereich verschoben hat. Maxwell-Boltzmann-Verteilung Die Maxwell-Boltzmann-Verteilung spielt in der kinetischen Gastheorie eine wichtige Rolle. In einem realen Gas bewegen sich nicht alle Moleküle mit der gleichen Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeiten sind statistisch verteilt und erfolgen in eine zufällige Richtung. Diese Geschwindigkeitsverteilung wurde von den beiden Herren in einer Gleichung festgehalten. Dabei hängt die Wahrscheinlichkeit, Geschwindigkeiten in einem bestimmten Intervall zu erhalten, sowohl von der Temperatur als auch von der Molekularmasse eines Teilchens ab. Umso höher die Temperatur bzw. geringer das Molekulargewicht desto höher ist der Anteil schneller Teilchen. Ausserdem kann man sagen, dass die Kurve für diese beiden Fälle weiter aufgespalten ist als für tiefe Temperaturen bzw. hohes Molekulargewicht. Entropie Die Entropie wird häufig über den Begriff der „Unordnung“ definiert. Allerdings ist dies eine problematische Definition, da Unordnung nicht ein klar definierter Begriff ist. Ludwig Boltzmann hat daher einen völlig neuen Ansatz verwendet. Er definierte die Entropie über die relative Häufigkeit eines Zustandes. Dieser Ansatz führte ihn zu seiner wohl berühmtesten Formel S=k.log(w), wobei k die Boltzmann-Konstante ist und w die Multiplizität. Der 2.Hauptsatz der Thermodynamik ist eine rein statistische Aussage und es existiert kein physikalisches Gesetz welches die Kompression eines Gases verbieten würde. Es ist nur so unwahrscheinlich, dass es nie beobachtet werden wird. Bedeutung für spätere Generationen Ludwig Boltzmann hat mit seinen Arbeiten, in denen er die Wechselwirkung zwischen Atomen statistisch aufgefasst hat, den Grundstein für die statistische Physik und damit auch für die Thermodynamik gelegt. Insbesondere die Thermodynamik spielt im heutigen Alltag eine grosse Rolle, man denke etwa an Motoren und Kraftwerke. Ebenfalls für die Entwicklung der Quantenphysik waren die Arbeiten Boltzmanns wichtig. Die heute selbstverständlich erscheinende Vorstellung, dass die Welt aus Atomen besteht, geht ebenfalls auf Boltzmann zurück. Er war ein Verfechter der Atomistik und führte eine heute legendäre Debatte mit Ernst Mach, der ein Gegner dieser Theorie war. Diese Diskussion war der Vorläufer einer Diskussion über die Existenz von Elementarteilchen, die heute noch nicht geklärt ist. Die Tatsache, dass die Argumentation Machs offensichtlich nicht ausreichend war um gegen die Existenz der Atome zumindest theoretisch zu widerlegen, prägt die heutige Realismusdebatte. So hat sich gezeigt, dass die Nichtbeobachtbarkeit von Dingen nicht zwangsläufig deren Nichtexistenz bedeutet. Deshalb haben diese beiden Physiker auch auf die Philosophie einen Einfluss gehabt, die die damalige Vorstellung von der Gewissheit der physikalischen Gesetze aufgeben musste. Aber auch in konkreten Anwendungen wird noch auf Boltzmanns Werk zurückgegriffen: Die in der 1980er-Jahren entwicklelte Lattice-Boltzmann-Methode berechnet die Strömung von Flüssigkeiten durch die numerische Lösung der Boltzmann-Gleichung.