Wolf D. Storl Heilkräuter und Zauberpflanzen Leseprobe Heilkräuter und Zauberpflanzen von Wolf D. Storl Herausgeber: Droemer Knaur Verlag http://www.narayana-verlag.de/b14361 Im Narayana Webshop finden Sie alle deutschen und englischen Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise. Das Kopieren der Leseproben ist nicht gestattet. Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern Tel. +49 7626 9749 700 Email [email protected] http://www.narayana-verlag.de Leseprobe von Wolf- Dieter Storl „Heilkräuter und Zauberpflanzen“ Herausgeber: Droemer Knaur Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 W er Wegerich ist ein zäher Bursche. Überall, auf verdichteten Böden, auf Trampelpfaden, Parkplätzen, zwischen Pflastersteinen, sogar im Torraum auf den Fußballplätzen breitet er seine flach am Boden liegenden Rosetten aus. Für den Besitzer eines makellosen englischen Rasens ist er natürlich ein Gräuel, denn die fleischig ovalen Blätter haben gegenüber den Gräsern keinen Anstand, sie drängen diese einfach zur Seite. Zudem bringt jede Pflanze während ihres Lebens bis zu 40000 Samen hervor. Wenn es feucht ist, quellen sie auf, werden klebrig und haften an Pfoten, Hufen und Fußsohlen Plantago, der lateinische Gattungsname, kommt von planta, Fußsohle. Auf diese Weise ist der Wegerich zu einer der am meisten verbreiteten Pflanzen geworden. »Heufressa« nennen ihn Schweizer Bergbauern und führen sein Vorkommen auf den Fluch eines faulen Sennen zurück, der das saftige Gras der Alp nicht mochte, weil er dadurch zu viel zu melken hatte. Kaum jemand scheint sich daran zu erinnern, dass der Wegerich einst eine der heiligsten Pflanzen war. Selbstverständlich war er Teil der »Grünen Neune«, der kultischen Frühlingsspeise, durch die sich die Menschen unserer geografischen Breiten mit den überquellenden Naturkräften des jungen Jahres verbanden. Und wer weiß noch, dass der Wegerich, zusammen mit dem Salbei und der Raute, den mittelalterlichen Ärzten als Allesheiler galt? 137 Leseprobe von Wolf- Dieter Storl „Heilkräuter und Zauberpflanzen“ Herausgeber: Droemer Knaur Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Im Himalajagebiet wird der Wegerich bei Durchfall, Geschlechtsund Harnorganerkrankungen, Schlangenbiss und natürlich auch zum Blutstillen angewendet. Ebenso in der chinesischen Heilkunde: Indikationen sind Erkrankungen der Harnorgane, der Nieren, Bindehautentzündung und Blutungen. Die russische Volksmedizin schätzt den Wegerich als blutstillendes Wundheilund Durchfallmittel; bei exzessiven Blutungen gibt man der Wöchnerin Wegerichwurzel. Die Indianer Nordamerikas, die den Breitwegerich als »Fußstapfen des weißen Mannes« kannten, benutzten den dort einheimischen Mittleren Wegerich (Plantago media) ebenfalls als blutstillendes Mittel, auch misch152 Leseprobe von Wolf- Dieter Storl „Heilkräuter und Zauberpflanzen“ Herausgeber: Droemer Knaur Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 ten sie ihn bei zu starker Regel in den Frauentee. Von den Cherokee ist überliefert, dass sie die Pflanze sogar zum Heilen ihrer Obstbäume benutzten, wenn diese von Trockenfäule befallen waren; sie rieben die befallenen Stellen damit ein. Es soll genützt haben, da der Wegerich anscheinend auch antifungale Eigenschaften hat (Stammel 1988: 129). Schafszunge Im Mittelmeerraum wurde der Wegerich von alters her mit dem Schaf assoziiert. Die alten Griechen nannten ihn Schafszunge (Arnoglossum) oder Schafskraut (Arneion); die Ägypter kannten ihn ebenfalls als Schafskraut (Asonth), und die Araber nennen ihn noch heute Schafszunge. Man könnte daraus folgern, dass die Namensgebung damit zu tun hat, dass die Pflanze auf den festgetrampelten, kurz abgegrasten Schafsweiden besser gedeiht als andere Kräuter. Das ist aber nur teilweise richtig. Das Schaf hatte in den alten vorderasiatischen Kulturen nämlich eine geheimnisvolle Beziehung zum Heilergort. Es ist Orakel- und Opfertier ersten Ranges. In Ägypten war es dem Sonnengott Amon-Re geweiht. Hermes, der hellenische Gott der Wege und der Heilkundigen, erschien gelegentlich als Schafswidder. Auch Christus, der geopferte Heiland, wird als das »Lamm Gottes« bezeichnet. In Babylon diente das Schaf den Heilpriestern zur Krankheitsdiagnose: anhand der Leberschau eines geschlachteten Schafs, in dessen Nüstern der Kranke seinen Atem geblasen hatte, identifizierten die babylonischen Ärzte den Krankheitsdämon, den es zu vertreiben galt. 153 Leseprobe von Wolf- Dieter Storl „Heilkräuter und Zauberpflanzen“ Herausgeber: Droemer Knaur Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Vitamin K (blutstillend), Zitronensäure und andere wertvolle Inhaltsstoffe. Besonders die jungen Blätter eignen sich wunderbar für Salate - ihr Geschmack erinnert an Steinpilze. Mit Kartoffeln, Zwiebeln oder Brennnesseln gebraten, in Suppen, Pürees, Aufläufen und sogar als Brotaufstrich verwendet, sind sie äußerst schmackhaft. Der Breitwegerich wird in Indien, China und Südbrasilien sogar als Blattgemüse angebaut und auf den Bauernmärkten feilgeboten. Die Blattstiele wurden hier und da zur Fasergewinnung verwendet. 158 Leseprobe von Wolf- Dieter Storl „Heilkräuter und Zauberpflanzen“ Herausgeber: Droemer Knaur Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Die Blätter des Spitzwegerichs werden kommerziell als Heildroge angebaut. Sie sind wegen ihrer reizmildernden, schleimlösenden Wirkung ein hervorragendes Lungenheilmittel. Die in den Blättern enthaltene Kieselsäure festigt die Gewebe, die Schleimstoffe wirken als Emolliens, und die Gerbstoffe tonisieren die durch Dauerhusten oder Bronchitis angeschlagenen 159 Leseprobe von Wolf- Dieter Storl „Heilkräuter und Zauberpflanzen“ Herausgeber: Droemer Knaur Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Wolf D. Storl Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor 256 Seiten, kart. erschienen 2014 Mehr Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise www.narayana-verlag.de