Astroteilchenseminar 2001/2002 Energiespektrum und chemische Zusammensetzung kosmischer Strahlung Zorica Pavkovic am 19.11.2001 • WAS ist kosmische Strahlung? ! Zusammensetzung, Spektrum • WOHER kommt sie? ! Quellen, Beschleunigung • WIE kann man sie messen? ! Nachweis, Experimente - KOSMISCHE STRAHLUNG Historisches • 1911-1912 von Victor Hess entdeckt • Hess führte eine Reihe von Ballonflügen durch • er erreichte dabei Höhen von bis zu 5 km • er registrierte eine mit der Höhe zunehmende Strahlungsintensität Folgerung: zumindest ein Teil der gemessenen Strahlung muss aus dem Kosmos stammen ! Geburtsstunde der Erforschung der kosmischen Strahlung - KOSMISCHE STRAHLUNG Einführendes • stabile Teilchen aus dem Weltall • verschiedene Eigenschaften: geladen (Elektronen, Protonen, Kerne) / neutral (Photonen, Neutrinos) stark (Proton, Kerne) / kaum wechselwirkend (Neutrino) schwer (Fe-Kern) / leicht (Neutrino) ! Unterteilung und Unterscheidung notwendig, um Zusammensetzung bzw. Detektion handhaben zu können • Energiebereich von 15 Größenordnungen ≅ 105 – 1020eV • Wie sind so hohe Energien möglich? • Woher kommen solche hochenergetischen Teilchen? • Wie können wir diese nachweisen? - ENERGIESPEKTRUM - - ENERGIESPEKTRUM • Teilchenfluss beschreibbar durch Potenzgesetz: dN ~ E −γ dE γ = 2,7 bis 1015eV, γ = 3 bis 1018eV, ab da γ = 2-2,5 • ursprüngliches Spektrum wird umskaliert d.h. mit Faktor E2,5 multipliziert • auffallend: Knie (bei 1015eV) und Knöchel (ab 1018eV) - ENERGIESPEKTRUM Knie (E=1015eV) • Knie: Erklärungen für den steileren Flussabfall ab 1015eV: 1. Energie reicht aus um dem B-Feld der Milchstraße zu entfliehen 2. Supernova Emax erreicht ! andere Quelle bzw. Beschleunigungsmechanismus 3. Es gibt kein Knie?! Eine nicht detektierbare Komponente führt dazu, dass die Energie unterschätzt wird - ENERGIESPEKTRUM GZK cutoff • Problem: ab 6*1019eV totaler Abbruch erwartet! Teilchen (Protonen) dieser Energien streuen an Photonen der kosmischen Hintergrundstrahlung: γ + p ! p + π0 γ + p ! n + π+ A + γ ! A + e+ + e ! Greisen-Zatsepin-Kuzmin cutoff ! freie Weglänge höchstenergetischer Protonen ~ 10Mpc - ENERGIESPEKTRUM Teilchen trotz GZK? • Warum ist trotzdem Teilchenfluss vorhanden? 1. es sind nicht Protonen bzw. schwere Kerne, welche von weiter weg als 10Mpc kommen 2. es sind nicht Photonen (Reichweite ~ 10kpc wegen Paarerzeugung, ESchwell ~1015eV) 3. es sind nicht Neutrinos (WW gleichverteilt, beobachtete Schauer dagegen in höheren Atmosphärenschichten) ! Protonen aus nahen Quellen oder bisher unentdeckt Teilchen ! Photonen von γ-Ray-Bursts innerhalb 100Mpc 4. Zerfallsprodukte der Urknallrelikte ? - QUELLEN UND BESCHLEUNIGUNG • Punktquellen: Supernovae Quasare Pulsare Doppelsternsysteme Radiogalaxien AGN´s Schwarze Löcher • Beschleunigung: Schockwellen, magnetische Plasmen • Probleme: Ortung der Quellen erschwert, höchste Energien noch ungeklärt ! neue Projekte (z.B. MAGIC) versprechen viel Hoffnung!! - KOSMISCHE STRAHLUNG Zusammensetzung • Unterteilung in primäre und sekundäre Strahlung • Primärstrahlung = aus dem Kosmos ankommende Teilchen 3 Kategorien: geladene Teilchen (Elektronen, Protonen, αTeilchen, andere ionisierte Kerne z.B. Eisen) Photonen Neutrinos • Sekundärstrahlung = Produkte der Wechselwirkung der primären Komponente mit der Erdatmosphäre Bestandteile: Kaonen Pionen Myonen Elektronen Neutrinos Photonen } und deren Antiteilchen - PRIMÄRSTRAHLUNG - Neutrinos • solare Neutrinos (nur νe) SN-Neutrinos (extra)galaktische Neutrinos atmosphärische Neutrinos (!Sekundärstrahlung) • Vorteile: kein Einfluss von B-Feldern (!Quelle!) lange Lebensdauer lange Reichweite • Nachteil: kaum WW (Detektion!) • FAZIT: sehr guter, aber seltener Informant - PRIMÄRSTRAHLUNG Photonen • Röntgenstrahlung: E<105eV Gammastrahlung: E ≥105eV (Emax = 1016eV, Krebsnebel) • Vorteile: kein Einfluss von B-Feldern gute Teilchenflüsse gute Nachweismöglichkeiten • Nachteile: kurze Reichweite, da γγ-WW (ESchwell ~1015eV) γ + γ → e+ + e− leicht absorbiert • FAZIT: guter Informant, aber von WW nicht verschont • Interessant: Nachweismöglichkeiten bei hohen Energien - PRIMÄRSTRAHLUNG geladene Komponente • 85% Protonen 12% Heliumkerne nicht einmal 1% schwere Kerne Elektronen • Vorteil: gut nachweisbar (geladen!) • Nachteil: keine Information über Quelle (B-Felder) ! völlige Isotropie! • Problem: ab E>1012eV Teilchenflüsse niedrig ! direkter Nachweis bzw. Ladungsbestimmung schwierig! - PRIMÄRSTRAHLUNG Elementenhäufigkeit • Elementenhäufigkeit ähnlich der, der Sonne (Hinweis auf gleiche Entstehung!) • Abweichungen: weniger H und He mehr Li, Be und B mehr Elemente unterhalb von Fe (Z=26) - PRIMÄRSTRAHLUNG Abweichungen • Warum weniger H und He? andere Quelle? ! andere Zusammensetzung • Warum mehr Elemente unterhalb von Fe? Spallation: Reaktionen mit hochenergetischen Teilchen, bei der Kernbruchstücke, α-Teilchen und Neutronen entstehen C, N, O ! Li, Be, B Fe ! Elementen mit Z=6-26 - PRIMÄRSTRAHLUNG - Elementenhäufigkeiten • Warum manche Elemente häufiger als andere? Schalenmodell: stabiler (magische Kerne) ! häufiger große Bindungsenergie ! hohe Häufigkeit (Fe!) - PRIMÄRSTRAHLUNG Zusammensetzung bei hohen Energien • Oberhalb von 1015eV ist Zusammensetzung ungeklärt: Vermutung: andere Quellen ! andere Zusammensetzung Annahme: keine Veränderung ! Extrapolation gut • Antiteilchen sehr selten: N ( p) ≈ 10 − 4 N ( p) N ( A) ≈0 N ( A) Z ≥ 2 ! Materie-dominierte Welt (!AMS-Vortrag am 03.12.01) - SEKUNDÄRSTRAHLUNG - Luftschauer • Interaktion von Primärstrahlung mit Erdatmosphäre ! Luftschauer ! hadronische und/oder elektromagnetische Kaskaden ! Sekundärteilchen • hadronische Kaskade: - SEKUNDÄRSTRAHLUNG Luftschauer • elektromagnetische Kaskade: • Höhe ~ log E (max. bei ca. 15km) • Unterschiede: γ-Schauer: kurz, schmal und regulär hadronischer Schauer: lang, breit, diffus - SEKUNDÄRSTRAHLUNG - Entstehungsszenario • z.B. primäres Proton streut (mehrfach) an atmosphärischen Kernen ! pp- bzw. pn-WW • Entstehung sekundärer Teilchen: (hauptsächlich) Pionen, Kaonen, Elektronen, Neutrinos, Photonen • Diese wechselwirken oder zerfallen: л0 ! γ + γ л+ ! μ+ + νμ л- ! μ - + v μ K+ ! μ+ + νμ K- ! μ - + v μ μ+ ! e+ + νe +v μ μ - ! e - + v e+ νμ • Zerfall oder Wechselwirkung? Frage der Energie - SEKUNDÄRSTRAHLUNG Fazit • Ursprung bekannt, Entstehung (Prozesse) bekannt • gut detektierbar (Atmosphäre als Medium!) ! Messmöglichkeit bei hohen Energien! ! Rückschluss auf Primärteilchen! • Rekonstruktion aus zeitlicher Abfolge, Energie, Richtung und Teilchenverhältnissen • Rekonstruktion des primären Teilchens bis zu gewissem Grad gut - NACHWEIS - - NACHWEIS Cerenkov-Teleskope • Effekt: relativistische Teilchen emittieren beim Durchgang durch Materie (Atmosphäre) Cerenkov-Licht, da v>cmaterie • Prinzip: punktgerichtete Beobachtung von CerenkovPhotonen innerhalb ihres Strahlungskegels (~1,4°) • Instrument: Teleskop mit parabolischen Spiegeln und Photomultiplier bzw. CCD (!Photoeffekt) • Ausblick: MAGIC (Hegra), H.E.S.S. (Nairobi) • ähnlich: Fluoreszenztechnik ! Fly´s Eye, HiRes - NACHWEIS Cerenkov-Teleskope CANGAROO 2 (d=10m) Whipple (490 Pixel) - NACHWEIS Arrays • Effekt: Teilchen (-schauer) • Prinzip: großflächige(~km2) Detektion primärer Teilchen bzw. Schauerprodukte • Ausblick : Pierre Auger Projekt (Argentinien, USA?) KASCADE (200x200m2) einer der 252 Detektoren - HOCHENERGETISCHE EREIGNISSE - • wenig Einfluss durch B-Felder • Anisotropie by AGASA: Figure 3 shows arrival directions of cosmic rays with energies above 4 x 1019eV. Red squares and green circles represent cosmic rays with energies of > 1020eV , and (4 - 10) x 1019eV , respectively. Figure 3: Arrival Directions Akeno 20 km2 + "Feb. 17, 1990 -- Dec. 31, 2000" Epoch: Zenith Angles: < 45o Shaded circles indicate event clustering within 2.5o. At (11h 20m, 57o), three 4 x 1019eV cosmic rays are observed against expected 0.06 events . The chance probability of observing such triplet under an isotropic distribution is only 0.9% . ! Punktquellen? - LITERATURLISTE • Claus Gruppen: Astroteilchenphysik, Vieweg 2000 • H. V. Klapdor/ K. Zuber: Teilchenastrophysik, Teubner Stuttgart 1997 • Michael Treichel: Teilchenphysik und Kosmologie, Springer 2000 • diverse Papers • diverse Internetseiten