Beobachtungspraktikum Einführung in die praktische Astronomie Autoren: Sören Böttger, Enrico Gerlach Institut: Institut für Planetare Geodäsie Lohrmann Observatorium Letzte Aktualisierung 20. Februar 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Beobachtungsvorschläge 3 3 Vorbereitung einer Beobachtung 5 4 Bedienung der Geräte 4.1 Meade LX90 8” Schmidt-Cassegrain Teleskop . . . . . . 4.1.1 Die wichtigsten Komponenten des MEADE LX90 4.1.2 Auf- und Abbau des Teleskops . . . . . . . . . . . 4.1.3 Die Autostar-Computersteuerung . . . . . . . . . 4.1.4 Initialisierung des Meade LX90 . . . . . . . . . . 4.1.5 Ansteuern eines Beobachtungsobjektes . . . . . . 4.2 Coronado PST . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Grundlegende Funktionsweise . . . . . . . . . . . 4.2.2 Einstellmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Canon EOS 350D Spiegelreflexkamera . . . . . . . . . . . 4.3.1 Geräteliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2 Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Aufnahme von Videosequenzen mit einer WebCam . . . 4.4.1 Geräte und Software . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.2 Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 7 7 9 12 15 18 19 19 20 21 21 21 24 24 24 Anhang 26 A Linksammlung A.1 Wetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.2 Beobachtungsplanung bzw. Orientierung am Himmel . . . . . . . 27 27 27 B Kenngrößen eines Teleskops B.1 Vergrößerung . . . . . . . . . . B.2 Maximal sinnvolle Vergrößerung B.3 Grenzhelligkeit . . . . . . . . . B.4 Auflösungsvermögen . . . . . . B.5 Öffnungsverhältnis . . . . . . . 29 29 29 30 30 30 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C Astronomische Koordinaten und Koordinatensysteme C.1 Winkelkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C.2 Das Horizontsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C.3 Das äquatoriale Koordinatensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 33 33 34 D Helligkeit 37 E Orientierung am Sternhimmel E.1 Finden des Polarsterns . . . . . . . E.2 Position der wichtigsten Sternbilder E.3 Der Winterhimmel . . . . . . . . . E.4 Der Frühlingshimmel . . . . . . . . E.5 Der Sommerhimmel . . . . . . . . . E.6 Der Herbsthimmel . . . . . . . . . 39 39 39 40 41 42 43 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F Beobachtungsvorlagen 45 G Liste von Deep-Sky-Objekten G.1 Frühling . . . . . . . . . . G.2 Sommer . . . . . . . . . . G.3 Herbst . . . . . . . . . . . G.4 Winter . . . . . . . . . . . 47 47 48 49 50 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Einleitung Ergänzend zur Vorlesung ”Einführung in die Astronomie” soll im parallel dazu stattfindenden Beobachtungspraktikum die eigenständige Beobachtung von astronomischen Objekten im Vordergrund stehen. Ziel dieser Veranstaltung ist es zum einen, den Studierenden in einer Einführungsveranstaltung die vielfältigen Beobachtungsinstrumente des Lohrmann-Observatoriums vorzuführen und zu erklären. Zum anderen sollen die Studierenden mit der anschließenden selbstständigen Arbeit in die Lage versetzt werden, sich am Nachthimmel zu orientieren und die für eine Beobachtung benötigten Geräte selbstständig zu bedienen. Mit diesem Wissen soll dann von jedem Studierenden eine einfache Beobachtungsaufgabe selbst geplant, durchgeführt, ausgewertet und beschrieben werden. Dieses Handbuch ist als kleine Hilfe, bzw. Gedankenstütze für die Studierenden gedacht. Das Handbuch beginnt in Kapitel 2 mit einer unvollständigen Liste von Beobachtungsvorschlägen. Diese dienen als Fundus für Ideen um zu zeigen, in welche Richtung eine solche Beobachtungsaufgabe gehen kann. Eigene Ideen der Studierenden sind jedoch ausdrücklich erwünscht und werden selbstverständlich auch aktiv unterstützt. Kapitel 3 bietet Ihnen noch einmal eine Übersicht über die wichtigsten Dinge, die im Vorfeld einer Beobachtung zu beachten sind. Den umfangreichsten Teil stellt Kapitel 4 dar, in welchem detailliert diverse praktische Aspekte der Bedienung der Geräte behandelt werden. Beschrieben wird hier neben dem Aufund Abbau der Geräte, auch verschiedene Einsatzmöglichkeiten und die Kombination der Geräte mit einer digitalen Kamera. Der Aufbau dieses Kapitels ist bewusst modular gehalten. Je nach Aufgabenstellung brauchen Sie sich damit dann lediglich die konkret benötigten Seiten der Beschreibung ausdrucken. Am Ende des Handbuches befindet sich noch ein umfangreicher Anhang, welcher in kompakter Form weitere Informationen bietet – von nützlichen Wettervorhersageseiten, über Kenngrößen von Teleskopen bis hin zur Ansicht des Sternhimmels in den verschiedenen Jahreszeiten. Wir hoffen, dass Sie das Beobachtungspraktikum als Freude und nicht nur als Pflichtveranstaltung in Ihrem Studiengang sehen. Die beobachtende Astronomie bietet viele interessante Aspekte, die im Beobachtungspraktikum vorgestellt werden sollen. Viel Spaß beim Beobachten! 2 2 Beobachtungsvorschläge Im folgenden finden Sie eine Liste von Beobachtungsvorschlägen, welche von Ihnen bearbeitet werden können. Eigene Beobachtungsideen sind in Absprache mit dem Betreuer natürlich ebenfalls jederzeit möglich. Unabhängig davon, welche Aufgabe Sie bearbeiten, dokumentieren Sie bitte stets die Beobachtungszeit, die Beobachtungsbedingungen sowie die von Ihnen verwendeten Instrumente! 1. Beobachten Sie die Sonne. Skizzieren Sie die Lage der Sonnenflecken und Fleckengruppen. Wie viele Flecken haben Sie gesehen? 2. Beobachten Sie die Sonnenflecken und dokumentieren Sie deren zeitliche Veränderungen. Versuchen Sie, aus Ihren Beobachtungen die Rotationsgeschwindigkeit der Sonne zu schätzen. 3. Beobachten Sie den Mond. Wählen Sie einige markante topographische Strukturen (z.B. Krater) aus und schlagen Sie auf einer Mondkarte deren Namen nach. 4. Beobachten Sie den Planeten Venus. Skizzieren sie das Aussehen von Venus. Können Sie die Phase der Venus bestimmen? 5. Beobachten Sie den Planeten Jupiter. Skizzieren Sie Jupiter. Wie viele Satelliten von Jupiter können Sie sehen? Skizzieren Sie deren Position relativ zum Planeten und schlagen Sie die Namen der Satelliten nach. Achtung: eine Beobachtung in den Abendstunden ist hier erst ab Januar 2015 möglich. 6. Beobachten und skizzieren Sie den Planeten Saturn. Wie viele Satelliten von Saturn können Sie sehen? Skizzieren Sie deren Position relativ zum Planeten und schlagen sie die Namen der Satelliten nach. Können Sie die Cassini-Teilung im Ringsystem des Saturn beobachten? Achtung: eine Abendbeobachtung hier ist erst ab Sommer 2015 möglich. Für Frühaufsteher bietet sich im WS 2014/15 eine Beobachtung des Planeten in den Morgenstunden. 7. Wählen Sie mehrere, wenn möglich verschiedene, Deep-Sky-Objekte und beobachten Sie diese. Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen entsprechend. Eine Auswahl von möglichen Objekten finden Sie im Anhang G. 8. Beobachten Sie den Andromeda-Nebel. Wie sieht der Nebel in ihrem Teleskop aus? 9. Wählen Sie eine Reihe von Doppelsternen mit unterschiedlichen Winkelabständen zwischen den Komponenten. Finden Sie diese Sterne am Himmel und bestimmen Sie auf diese Weise das Auflösungsvermögen ihres Teleskops. Vergleichen Sie dies mit der theoretisch erreichbaren Auflösung ihres Teleskops? 10. Fertigen Sie ein Spektrum der Sonne an. Welche Spektrallinien können Sie zuordnen und benennen? Zusatzaufgabe: Vergleichen Sie dieses Spektrum mit dem des Mondes. Können Sie Unterschiede feststellen? 4 3 Vorbereitung einer Beobachtung Bevor Sie mit der eigentlichen Bearbeitung Ihrer Beobachtungsaufgabe beginnen können, ist etwas an Vorarbeit nötig. Die wichtigsten Punkte sind in diesem Abschnitt aufgeführt. Planung der Beobachtung • Je nach Beobachtungsaufgabe ist es möglich, dass Ihr Objekt nur zu bestimmten Zeiten am Himmel steht. Informieren Sie sich daher an geeigneter Stelle (Internet, Planetariumsprogramm etc.) über die entsprechenden Aufund Untergangszeiten, bzw. Sichtbarkeiten. Tun Sie dies möglichst frühzeitig! Nicht alle Objekte sind in der letzten Woche des Semesters am Himmel vertreten! • Bedenken Sie bei Ihrer Planung, dass astronomische Beobachtungen wetterabhängig sind. Planen Sie daher im Vorfeld schon etwaige Ersatztermine ein. • Machen Sie sich eine Liste mit den Geräten, welche Sie für Ihre Beobachtung brauchen. Sind Sie mit der Nutzung einzelner Geräte unsicher, dann lesen Sie noch einmal die entsprechenden Kapitel in dieser Anleitung, fragen Sie Mitarbeiter des Lohrmann-Observatoriums, bzw. machen Sie einfach eine kleine “Trockenübung” im Vorfeld zur Sicherheit. Am Tag der Beobachtung • Möchten Sie auf der Plattform des Lohrmann-Observatoriums beobachten, dann brauchen Sie einen Schlüssel für den Zutritt zum Turm des Beyerbaus. Diesen erhalten Sie im Zimmer BEY/1611 bei Herrn Graefe bzw. Dr. Gerlach. Bedenken Sie, dass die Mitarbeiter nicht 24 Stunden am Tag im Büro sind! Wollen Sie sicher gehen, melden Sie Ihren Besuch kurz formlos per Mail bzw. Telefon an. • Einen Teil der Instrumente wie z. B. Okulare, Kamera, erhalten Sie ebenfalls im Raum 161. Brauchen Sie spezielle Sachen für Ihre Beobachtung, müssen Sie dies dem Mitarbeiter sagen ⇒ Geräteliste! 1 https://navigator.tu-dresden.de/etplan/bey/03/raum/111103.2660 • Der Zugang zum Turm ist mit einer Alarmanlage gesichert. Bevor Sie den Turm betreten können, ist diese zu deaktivieren. Wie dies geht, erfahren Sie bei der Ausgabe des Schlüssels. • Beobachten Sie in der Nacht, denken Sie bitte an warme Sachen. • Damit Sie nicht zu lang suchen müssen, bzw. das falsche Objekt beobachten, schauen Sie sich noch einmal an, wo Ihr Beobachtungsobjekt zu finden ist. Welche Sterne stehen in der Nähe? Wie sieht das Objekt im Teleskop ungefähr aus? • Für den Notfall: sollten Sie während der Beobachtung auf wirklich! unüberwindbare Probleme stoßen, so können Sie auch den Betreuer der Übung anrufen.2 Am Tag nach der Beobachtung • Bringen Sie den Schlüssel sowie alle entliehenen Gerätschaften wieder zurück ins Zimmer BEY/161. • Falls Ihnen während der Beobachtung Dinge aufgefallen sind, die nicht funktionieren oder es zu Beschädigungen an den Instrumenten gekommen sein sollte, bitten wir um eine kurze Information, damit wir dies beheben können. 2 6 Dr. Enrico Gerlach: mobil 0172-3726643. 4 Bedienung der Geräte 4.1 Meade LX90 8” Schmidt-Cassegrain Teleskop Das am Lohrmann-Observatorium für Ausbildungszwecke eingesetzte Meade LX90 ist ein Spiegelteleskop der Schmidt-Cassegrain Bauart. Der Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 8 Zoll, also ca. 20 cm. Anders als bei einem NewtonSpiegelteleskop, werden die Lichtstrahlen durch einen zweiten Spiegel zum Hauptspiegel zurück geworfen, wo sie ein Loch in dessen Mitte passieren . Dadurch kann die Länge des Teleskops im Vergleich zum Newton-Bautyp relativ kurz gehalten werden. Die wichtigsten Kenngrößen des Meade LX90 8” sind im Folgenden zusammengestellt: - Objektivbrennweite: 2000 mm - freie Öffnung: 8” = 203.2 mm - Öffnungsverhältnis: f/10 - maximale Auflösung: 0.56 Bogensekunden 4.1.1 Die wichtigsten Komponenten des MEADE LX90 Um das Teleskop für die Beobachtung nutzen zu können, ist etwas grundlegendes Wissen über den Aufbau des Gerätes notwendig. Das Meade-Teleskop bietet zahlreiche Einstellmöglichkeiten, um die Beobachtungsbedingungen zu optimieren. In diesem Kapitel sollen lediglich die wichtigsten und nötigsten aufgeführt werden (Tabelle 4.1). Tabelle 4.1: Die wichtigsten Bedienelemente des Meade-Teleskops. Die Nummern sind dabei Abbildung 4.1 zu entnehmen. Nummer Bauteil Beschreibung 3 Okulareingang Hier können Okulare mit einem Durchmesser von 2” angebracht werden. Entfernen Sie dazu zunächst die Staubschutzkappe. 15 Objektivstaubschutz- Entfernen Sie die Staubschutzkappe nur bei kappe der nächtlichen Beobachtung. 4 Umlenkprisma Mit dem Umlenkprisma kann bequemer beobachtet werden. Außerdem reduziert das vorhandene Umlenkprisma (siehe Geräteliste) den Okulardurchmesser auf 1.5”, sodass alle vorhandenen Okular benutzt werden können. 8 Fokus Durch Drehen am Fokus kann das Bild scharf gestellt werden. 13 Anschlüsse Hier Stromanschluss (E) und Anschluss A für Steuerungshandbox (Nr. 14) Abbildung 4.1: Wichtige Bedienelemente am Meade-Teleskop 8 4.1.2 Auf- und Abbau des Teleskops In diesem Abschnitt wird erklärt, wie das Teleskop richtig auf- und wieder abgebaut werden sollte. Geräte • Meade LX90 8” Schmidt-Cassegrain Teleskop • eventuell Coronado PST Sonnenteleskop Aufbau des Teleskops: 1. Tragen Sie das Teleskop unterhalb der Gabelarme (Nr. 7 in Abbildung 4.1) auf die Beobachtungsplattform. Setzen Sie das Gerät an eine geeignete Stelle neben einen der Beobachtungspfeiler (Abb. 4.2(a)). Achten Sie schon beim Aufbau darauf, dass der Turm des Beyerbaus nicht das Beobachtungsobjekt verdeckt, bzw. in absehbarer Zeit eine Beobachtung verhindern wird. 2. Lösen Sie Azimutal- (Abb. 4.3(a)) und Höhenschraube (Abb. 4.3(b)) und richten Sie das Teleskop waagerecht zum Untergrund, sowie die Öffnung (a) Meade LX90 8” (b) Anschlüsse am Meade-Teleskop Abbildung 4.2: Das Schmidt-Cassegrain Meade LX90 8” Teleskop 9 des Teleskops nach Norden aus. Dabei muss der Schriftzug ’MEADE LX90 GPS’ aufrecht stehen. Je besser das Teleskop Richtung Norden zeigt, umso besser erfolgt die Nachführung während der Beobachtung. Haben Sie die ideale Position erreicht, so ziehen Sie die Schrauben wieder fest. 3. Schließen Sie das Netzteil und die Steuerungshandbox an die entsprechenden Anschlüsse an (Abb. 4.2(b)). Ein Stromanschluss ist an jedem der Pfeiler vorhanden. Bevor das Stromkabel an das Teleskop angesteckt wird, achten Sie bitte auf ausreichend freies Kabel, so dass sich das Teleskop frei in beide Richtungen drehen kann. Platzieren Sie das Kabel dabei so, dass es Sie während der Beobachtung nicht stört. Des weiteren sollte mit dem Kabel eine Schlaufe um einen Haltegriff am Teleskop gelegt werden. Dies verhindert kurzzeitige Stromunterbrechungen und damit die Notwendigkeit einer Neuinitialisierung des Gerätes, aufgrund ungünstiger Belastungen des Kabels. 4. Für den Fall, dass Sie die Sonne mit dem Sonnenteleskop beobachten wollen, befestigen Sie nun noch zusätzlich das Coronado PST auf dem Rücken des Meade-Teleskops. Nutzen Sie dafür die Schraube am Meade-Teleskop (Abb. 4.4(a)) und schrauben Sie diese in das hintere Gewinde am Sonnenteleskop (Abb. 4.4(b)). Richten Sie das Sonnenteleskop parallel zum Tubus (a) Lösen der Azimutalschraube (b) Lösen der Höhenschraube Abbildung 4.3: Einstellungen am Teleskop 10 des Meade-Teleskops aus (Abb. 4.7(a)). Achten Sie darauf, dass die Staubschutzkappen des Meade sowie des Sonnenteleskops noch geschlossen sind. (a) Schraube am Meade (b) Gewinde am Coronado Abbildung 4.4: Anbringen des Sonnenteleskops Coronado PST Abbau des Teleskops: 1. Wählen Sie im Menüpunkt Zubehör den Punkt Teleskop parken. Das Teleskop fährt nun automatisch in die Parkposition. 2. Wenn die Parkposition erreicht ist, können Sie das Teleskop abschalten. Entfernen Sie das Netzteil und legen Sie dieses zu dem restlichen Zubehör. 3. Demontieren Sie alle selbst angebrachten Zusatzgeräte (Okulare, Umlenkprisma, Kamera, Sonnenteleskop, etc.) und räumen Sie diese sorgfältig wieder zurück in die dafür vorgesehene Kiste. 4. Bringen Sie die Staubschutzblenden für Objektiv und Okular wieder an. 5. Lösen Sie Azimutal- (Abb. 4.3(a)) und Höhenschraube (Abb. 4.3(b)) und richten Sie das Teleskop senkrecht zum Untergrund aus. Nun sollte die Öffnung des Teleskops nach unten zeigen. Ziehen Sie die Schrauben wieder fest. 6. Tragen Sie das Teleskop unterhalb der Gabelarme wieder zurück in den Beyerbau und decken Sie das Gerät wieder mit der Plane ab, um Staubeinlagerungen zu vermeiden. 7. Suchen Sie mit einer Taschenlampe noch einmal sorgfältig die Umgebung des Beobachtungspfeilers nach Dingen ab, die eventuell heruntergefallen sind. 11 4.1.3 Die Autostar-Computersteuerung Das Meade LX90 verfügt über die so genannte Autostar-Computersteuerung. Damit lassen sich nahezu alle Funktionen des Teleskopes durch die Betätigung von nur einigen wenigen Tasten ausführen. Die grundlegenden Elemente zur Bedienung sollen in diesem Kapitel vorgestellt werden. Bedienelement der Computersteuerung Das Bedienelement verfügt über ein zweizeiliges LCD-Display - siehe Abbildung 4.5. Abbildung 4.5: Steuerungshandbox des Meade LX90 Die Funktionen der einzelnen Tasten sollen im Folgenden kurz erläutert werden: • ENTER: Bestätigung einer Auswahl oder Wahl eine Menüpunktes. • MODE : Wechsel in die nächsthöhere Menüebene. • GO TO: Durch Betätigen dieser Taste fährt das Teleskop zum ausgewählten Beobachtungsobjekt. Nachdem sich das Teleskop in Bewegung gesetzt hat, können Sie die Bewegung durch die Betätigung einer anderen beliebigen Taste stoppen. 12 • JNH I: Drehen des Teleskops. Die Vorwahl der Drehgeschwindigkeit erfolgt mit Hilfe des Ziffernfeldes. • Ziffernfeld : Eingabe von Zahlen, z.B. Geschwindigkeit des Teleskops bei der manuellen Steuerung. Mit der Taste “0” können Sie die rote Taschenlampe an der Oberseite der Handbox an- und abschalten. • NH: Navigation innerhalb einer gewählten Menüs. • ? : Hilfefunktion. Menühierarchie Eine Übersicht der Auswahlmöglichkeiten des Hauptmenüs sind in Abbildung 4.6(a) dargestellt. Mit N, H kann dabei zwischen den verschiedenen Punkten gewechselt werden. Die Bestätigung erfolgt dann mittels ENTER-Taste. Eine komplette Auflistung inklusive aller Untermenüs findet sich in Abbildung 4.6(b). 13 (a) Hauptmenü der Autostar Computersteuerung (b) Untermenüs der Autostar Computersteuerung Abbildung 4.6: Hierarchie des Menüs 14 4.1.4 Initialisierung des Meade LX90 Nach dem Aufbau des Teleskops (Kapitel 4.1.2) muss das Gerät nun noch initialisiert werden, bevor es für eine Beobachtung bereit ist. Je nach Beobachtungsobjekt wird dies im Folgenden für eine Nacht- und für eine Sonnenbeobachtung separat beschrieben. Geräte • Teleskop Meade LX90 (schon aufgebaut) • Okular mit möglichst großer Brennweite • BAADER Umlenkprisma Initialisierung für eine Nachtbeobachtung 1. Entfernen Sie die Staubschutzkappen von Objektiv und Okulareingang. 2. Bringen Sie das BAADER Umlenkprisma in den Okulargang des Meade Teleskops und das ausgewählte Beobachtungsokular in den Okulareingang des Umlenkprismas. Dabei ist es ausreichend, die Rändelschrauben nur ganz leicht fest zu ziehen. 3. Schalten Sie das Teleskop an (Schalter “C” in Abbildung 4.1). 4. Zunächst bestimmt das Teleskop seinen Standort mit Hilfe des GPS. Dies dauert ca. eine Minute. Wird an dieser Stelle schon nach der Ausrichtung gefragt, so wählen Sie hier die Automatische Ausrichtung. Nun sollte die Standortsuche beginnen. 5. Ist dies geschehen, muss das Teleskop noch ausgerichtet werden. Im Display erscheint nun dazu als Ausrichtungstyp ’Automatisch’ (kann mit den Tasten NH geändert werden), zusammen mit der Option, direkt ins Hauptmenü durch Drücken der ’0’ zu wechseln. 6. Bestätigen Sie die automatische Ausrichtung mit ENTER. 7. Das Teleskop berechnet nun seine Neigung in 2 verschiedenen Richtungen. Ist dies geschehen, wird der erste Stern angefahren. Dies ist immer der hellste Stern in der entsprechenden Himmelsrichtung. Da das Teleskop ja noch nicht ausgerichtet ist, kann der Horizontalwinkel durchaus um 10 Grad und mehr daneben liegen - der Höhenwinkel sollte jedoch ungefähr richtig sein. 15 8. Zentrieren Sie nun den Stern mit Hilfe der Pfeiltasten. Bringen Sie dazu den roten Laserpunkt des SmartFinders direkt über den Stern und bewegen Sie das Teleskop so lang, bis der Stern beim Blick durchs Okular möglichst genau in der Mitte erscheint. 9. Die Bewegung des Teleskops sollte dabei ausschließlich mit Hilfe der Handsteuerbox erfolgen. Die Geschwindigkeit der Bewegung können Sie dabei mit den Zifferntasten entsprechend variieren. 10. Ist der vorgeschlagene Stern z.B. durch Wolken verdeckt, so wird durch Drücken von NH das nächste Objekt vorgeschlagen. 11. Ist der Stern zentriert, bestätigen Sie dies mit ENTER. 12. Nun wird automatisch ein zweiter Stern angeboten. Zentrieren Sie auch diesen und bestätigen Sie mit ENTER. 13. Haben Sie die richtigen Sterne gemessen, so wird dies im Display mit der Meldung Ausrichtung: OK angezeigt. 14. Die Positionierung kann recht zeitaufwändig sein – nehmen Sie sich bitte ausreichend Zeit dafür! Je sorgfältiger Sie die Initialisierung durchführen, umso besser wird die nachfolgende Steuerung des Teleskops während der Beobachtung sein. 15. Sollten Sie die Ausrichtung wiederholen müssen, bzw. hat sich während der Beobachtung etwas am Teleskop verstellt, wodurch eine Neuinitialisierung notwendig wird, so gelangen Sie vom Hauptmenü über die Punkte Setup und Ausrichtung wieder in das entsprechende Untermenü. Initialisierung für eine Sonnenbeobachtung Für die Beobachtung der Sonne wird das Meade-Teleskop lediglich zur Nachführung des eigentlichen Sonnenteleskops (Coronado PST) verwendet. Lassen Sie daher während der gesamten Beobachtung die Staubschutzkappe am Objektiv des Meade-Teleskops geschlossen! Das Betrachten der Sonne durch ein vergrößerndes optisches Gerät stellt eine große Gefahr für die Augen dar! Schauen Sie daher niemals ungeschützt mit dem Teleskop in die Sonne: es besteht Erblindungsgefahr! Nutzen Sie daher für eine Beobachtung nur das Sonnen-Teleskop Coronado PST mit dem eingebauten H-α-Filter! Halten Sie folgenden Aufbauplan ein: 1. Schalten Sie das Meade-Teleskop an (Schalter “C” in Abbildung 4.1). 16 2. Zunächst bestimmt das Teleskop seinen Standort mit Hilfe des GPS. Dies dauert ca. eine Minute. 3. Ist dies geschehen, muss das Teleskop noch ausgerichtet werden. Im Display erscheint nun dazu als Ausrichtungstyp ’Automatisch’ (kann mit den Tasten NH geändert werden), zusammen mit der Option, direkt ins Hauptmenü durch Drücken der ’0’ zu wechseln. 4. Bestätigen Sie die automatische Ausrichtung mit ENTER. 5. Das Teleskop berechnet nun seine Neigung in 2 verschiedenen Richtungen. Ist dies geschehen, wird der erste Stern angefahren. 6. Da Sie tagsüber diesen Stern nicht sehen können, bestätigen Sie die angefahrene Position einfach mit ENTER. 7. Bestätigen Sie auch die Position des zweiten Sterns. 8. So bekommen nun im Display die Meldung Ausrichtung: OK angezeigt. 9. Damit ist das Teleskop zumindest grob ausgerichtet und die Nachführung nun aktiviert. 10. Nehmen Sie die Blenden des Sonnenteleskops Coronado PST ab. Bringen Sie ein Okular ihrer Wahl in den Okular-Eingang (Abb. 4.7(a)). 11. Nun müssen Sie das Teleskop mit den oberen Pfeiltasten noch so steuern, dass sich die Sonne im Sucher des Coronado-Teleskops befindet (Abb. 4.7(b)). Damit sollte sich die Sonne auch im Gesichtsfeld des Okulars befinden. Falls dies nicht der Fall ist, dann schauen Sie direkt durch das Coronado-Teleskop und steuern das Teleskop mit den Pfeiltasten und einer niedrigen Teleskopgeschwindigkeit, bis Sie die Sonne im Gesichtsfeld sehen. 12. Nun kann die eigentliche Beobachtung beginnen. Anmerkung Während des Betriebs mit der automatischen Nachführung dürfen Sie das Teleskop nur mit den Pfeiltasten bewegen. Sobald das Teleskop initialisiert ist, dürfen Sie die Teleskop-Klemmungen (Abbildung 4.3(a) und 4.3(b)) nicht mehr lösen. Ansonsten geht die Ausrichtung des Teleskops verloren und es muss erneut initialisiert werden. 17 (a) Okular im Coronado (b) Zentrieren der Sonne im Sucher Abbildung 4.7: Ausrichtung des Teleskops zur Sonne 4.1.5 Ansteuern eines Beobachtungsobjektes Generell Nach dem Aufbau (Kapitel 4.1.2) und der Initialisierung (Kapitel 4.1.2) ist das Teleskop nun einsatzbereit. Hier zeigt sich der größte Vorteil einer Computersteuerung. Nach der Wahl des gewünschten Objektes aus dem internen Katalog fährt das Teleskop automatisch in die entsprechende Richtung. Der Katalog der Objekte findet sich dabei im Hauptmenü unter Objekte. Hier können Sie zwischen Objekten im Sonnensystem, Sternbilder n, Deep Sky-Objekten, Sternen und Satelliten wählen. Blättern können Sie wie im Menü mit den Pfeiltasten N, H. Wählen Sie schließlich das Objekt mit ENTER aus. Damit das Teleskop zum Beobachtungsobjekt fährt, muss dies dann nur noch mit der GO TO-Taste bestätigt werden. Tour am Nachthimmel Die vielleicht schönste Funktion der Autostar Computersteuerung ist die Tour am Nachthimmel. Anhand der Konstellation am Beobachtungstag und der Position des Beobachters, kann das Teleskop die lohnendsten, gerade sichtbaren Objekte ermitteln und dann nacheinander anfahren. Um eine Tour zu starten, wählen Sie im Hauptmenü Streifzug (siehe Abb. 4.6(a)) den Unterpunkt Tonight’s Best, womit eine Auswahl der eben erwähnten besten Objekte zusammengestellt wird. Durch Betätigen der GO TO-Taste fährt das Teleskop nun zu den einzelnen Objekten. Mit der ? -Taste können Sie Informationen zum aktuellen Objekt erhalten. 18 4.2 Coronado PST In diesem Kapitel werden die wichtigsten Funktionen des Coronado PST Sonnenteleskops erläutert. Das Coronado PST ist ein speziell für die Sonnenbeobachtung entwickeltes Teleskop. Die wichtigsten Kenngrößen des Coronado sind im Folgenden kurz zusammengestellt: - Objektivbrennweite: 400 mm - Öffnung: 40 mm 4.2.1 Grundlegende Funktionsweise Aufgrund der im Inneren der Sonne stattfindenden Kernfusion, liegt eine große Menge angeregten Wasserstoffs vor. Nach quantenmechanischen Erkenntnissen existieren nur diskrete angeregte Zustände des Wasserstoffs. In einfacher Näherung können die zugehörigen Wellenlängen im Optischen durch die so genannte Balmer-Serie beschrieben werden: n2 λ=A n2 − 4 mit der Konstanten A = 364.5068 nm und n ≥ 3. Für n = 3 ergibt sich die erste Linie des Wasserstoff-Spektrums zu 656.281 nm. Diese wird H-α-Linie genannt und ist die hellste Wasserstofflinie im Sonnenspektrum (rote Linie in Abb. 4.8). Das Coronado ist mit einem Filter ausgestattet, welcher nur diese Wellenlänge durchlässt und alle anderen Wellenlängen absorbiert oder reflektiert. Der Filter hat eine Bandbreite von < 1 Å(=10−10 m). Das heißt, dass nicht nur exakt die Wellenlänge von 656.281 durchgelassen wird, sondern ein Bereich von 1 Å um die genannte Wellenlänge. Abbildung 4.8: Balmer-Serie des Wasserstoffs Die Betrachtung der Sonne im H-α-Licht ermöglicht die Untersuchung wichtiger Strukturen auf der Sonne, wie Sonnenflecken, Strukturen der Chromosphäre (Sonnenfackeln), Strahlungsausbrüche (Flares) und die größeren Protuberanzen am Sonnenrand. 19 4.2.2 Einstellmöglichkeiten Das Coronado bietet einige Einstellmöglichkeiten, um die sichtbaren Bilder zu optimieren. Fokussierung Bei Betrachtung der Sonne durch das CoronadoTeleskop wird eine rote Scheibe zu sehen sein. Diese sollte scharf abgebildet werden. Dazu betätigt man den Fokus des Teleskops. Dieser ist bei dem Coronado als kleine Schraube realisiert, welche nach links und rechts gedreht werden kann (Abbildung 4.9). Abbildung 4.9: Fokus Filtereinstellungen Neben der Fokussierung können noch Einstellungen getroffen werden, die den Kontrast für bestimmte Strukturen erhöhen. Allerdings sei hier angemerkt, dass vor jeder Filtereinstellung das Objekt fokussiert sein sollte. Durch Drehen des geriffelten Rades am Coronado Teleskop (Abbildung 4.10), können die Kontrastverhältnisse eingestellt werden. Abbildung 4.10: Filterstellrad 20 4.3 Canon EOS 350D Spiegelreflexkamera In diesem Abschnitt wird beschrieben, wie mit Hilfe der Canon EOS 350D Spiegelreflexkamera Fotos durch ein Teleskop aufgenommen werden können. Dazu sind spezielle Okulare und diverse Adapter erforderlich, damit die Hardware mit der Kamera kombiniert werden kann. 4.3.1 Geräteliste • Canon EOS 350D Spiegelreflexkamera • BAADER Planetarium Hyperion Okular 21mm 68◦ Weitwinkel • BAADER Planetarium Hyperion Zoom-Okular 8-24mm 68◦ Weitwinkel • BAADER Planetarium Hyperion Zoom T-Ring Adapter M43/T2 • Kamera-Adapter T-Ring für Canon EOS 4.3.2 Vorgehen Halten Sie folgenden Aufbauplan ein, um die Spiegelreflexkamera einsatzbereit zu machen: 1. Bauen Sie das Teleskop an einem geeigneten Ort auf (Kapitel 4.1.2) und initialisieren Sie es (Kapitel 4.1.4). 2. Wählen Sie eines der oben genannten Okulare aus, mit welchem Sie fotografieren möchten. Befestigen Sie dieses Okular am Meade Teleskop, bzw. am Coronado Sonnenteleskop und stellen Sie zunächst mit dem Auge sicher, dass ihr Beobachtungsobjekt zentral und scharf fokusiert sichtbar ist. 3. Entfernen Sie nun das Objektiv von der Spiegelreflexkamera. Dieses lässt sich durch Betätigen des scharzen Knopfes direkt neben dem Objektiv und gleichzeitigem Drehen desselben ganz einfach lösen. Halten Sie während des gesamten Vorgangs die Kamera mit der Objektivöffnung möglichst nach unten, um Verschmutzungen des Strahlengangs der Kamera zu vermeiden. Verstauen Sie das Kameraobjektiv sicher in der Okularkiste. 4. Nehmen Sie das Okular, welches Sie zur Beobachtung verwenden wollen und befestigen daran die entsprechenden Adapter. Es gibt hierbei 2 Möglichkeiten: a) Bei Verwendung des Hyperion 21mm Okulars entfernen Sie die Gummikappe an der Einblickseite (Abb. 4.11(a)). An das nun freigelegte 21 Gewinde schrauben Sie das Gewinde des T-Ring-Adapters für die Kamera. Befestigen Sie beides mittels Bajonettverschluss wieder an der Kamera (Abb. 4.12(a)). b) Bei Verwendung des Hyperion Zoom-Okulars muss ein weiterer Adapter verwendet werden. Entfernen Sie zunächst die Gummikappe an der Einblickseite des Okulars (Abb. 4.11(b)). Nehmen Sie den T-Ring Adapter M43/T2 und schrauben Sie diesen an das nun freigelegte Gewinde des Okulars (Abb. 4.11(c)). Danach kann das Okular mit Adapter in das Gewinde des T-Ring Adapters und beides dann an der Kamera befestigt werden (Abb. 4.12(b)). 5. Befestigen Sie die Kamera-Okular-Kombination wieder am Teleskop. In der Regel ist der Fokus nun im Gegensatz zur Beobachtung mit dem Auge verschoben. Auch hier gibt es nun wieder 2 Möglichkeiten: a) Die Kamera ist am Meade-Teleskop befestigt: blicken Sie durch den Sucher der Kamera und stellen Sie das Bild wieder mit Hilfe des Fokus (Abb. 4.1, Punkt 8) scharf. b) Die Kamera ist am Coronado befestigt: der Brennpunkt liegt bei dieser Kombination außerhalb des normalen Fokusbereiches des Coronado. Sie müssen daher die Kamera samt Okular wieder etwas (ca. 1cm) aus dem Tubus herausziehen. Blicken Sie dabei gleichzeitig durch den Sucher. Wenn Sie ein scharf fokusiertes Bild sehen, fixieren Sie das Okular mittels Rändelschrauben in dieser Position. 6. Um mit den Aufnahmen zu beginnen, stellen Sie das Wählrad der Kamera auf ’M’ und schalten Sie die Kamera ein. Mit dem geriffelten Drehrad lässt sich die Belichtungszeit manuell einstellen. Drehung nach rechts verringert die Belichtungszeit, Drehung nach links erhöht diese. Die angezeigte Zahl links oben im Display gibt die Belichtungszeit an. Eine reine Zahl gibt den Bruchteil einer Sekunde an. Zwei Striche (”) bedeuten Sekunden. Die Kombination bedeutet Sekunde + Bruchteil der Sekunde. Folgende Tabelle verdeutlicht anhand ausgewählter Beispiele die Anzeige der Belichtungszeit: Anzeige 200 2” 1”3 Belichtungszeit 1/200 Sekunde 2 Sekunden 1 + 1/3 Sekunde 7. Testen Sie verschiedene Belichtungszeiten. Ist das Bild immer noch unscharf, muss nachfokusiert werden. Betrachten Sie dazu das gemachte Bild auch mit Hilfe des Displays der Kamera. 22 (a) 21mm Okular ohne Gum- (b) Zoom Okular ohne Gum- (c) Zoom Okular mit Adapter mikappe mikappe Abbildung 4.11: Gewinde der Okulare für die Spiegelreflexkamera (a) Canon mit Hyperion 21mm Okular (b) Canon mit Hyperion Zoom Okular Abbildung 4.12: Canon EOS 350D mit Hyperion-Okularen 23 4.4 Aufnahme von Videosequenzen mit einer WebCam In diesem Kapitel wird die Videoaufnahme durch ein Teleskop mit einer WebCam erklärt. Die Ihnen zur Verfügung stehende WebCam eignet sich besonders gut zur Planetenfotografie. Das Aufnahmeverfahren ist etwas anders, als bei der herkömmlichen Fotografie. Anstelle eines Fotos nimmt man mit der WebCam eine Videosequenz auf. Entsprechende Bearbeitungssoftware filtert aus dem Video dann die schärfsten Bilder heraus und legt diese übereinander (siehe Kapitel ??). Das resultierende Foto ist meist deutlich besser, als die Einzelbilder. 4.4.1 Geräte und Software • Philips PCVC840K TOUCAM II PRO WebCam • WebCam 1.25” Adapter • BAADER Neutral Density Filter ND=2.0 • BAADER Infrarot Sperrfilter • Beobachtungs-Laptop • ’SharpCap2’ - Aufnahme-Software 4.4.2 Vorgehen Halten Sie folgende Schritte ein, um die WebCam richtig zu konfigurieren: 1. Bereiten Sie die WebCam vor. Nehmen Sie dazu die WebCam (Abb. 4.13(a)) aus der Verpackung und schrauben Sie die originale Objektivlinse heraus, was den CCD-Chip der Kamera zum Vorschein bringt. Schrauben Sie anschließend den WebCam-Adapter in das Gewinde, wo ursprünglich die Objektivlinse gewesen ist (Abb. 4.13(b)). Nun ist die Kamera bereit für die Aufnahmen. 2. Schalten Sie den Beobachtungslaptop ein und melden Sie sich als ’Student’ an. Das Kennwort erfahren Sie von Herrn Gerlach. Der Laptop wird nun hochgefahren. 3. Legen Sie sich für Ihre Beobachtungsgruppe einen Ordner mit dem Namen ’YYYY-MM-DD GruppeNAME’ im Verzeichnis ’D:\Astronomie-Praktika \Planetenbeobachtung’ an. Dort sollen später alle aufgenommen Daten gespeichert werden. 24 (a) WebCam mit Original Objektiv (b) WebCam mit Adapter Abbildung 4.13: Philips PCVC840K TOUCAM II PRO WebCam 4. Schließen Sie die WebCam an einen USB-Port an. Der Laptop wird diese WebCam unter einem anderen Namen erkennen, da für die Philips PCVC840K TOUCAM II PRO WebCam keine Treiber für Windows 7 existieren. Dennoch funktioniert die WebCam nach Anschluss einwandfrei. 5. Für die WebCam wird eine Aufnahme-Software benötigt. Starten Sie dazu das Programm ’SharpCap 2’ (Abb. 4.14). 6. Auf der linken Seite ist das Preview-Bild der WebCam zu sehen. Rechts befindet sich das ’Video Control Panel’, wo die Einstellungen zur Aufnahme getroffen werden können (Abb. 4.14). Legen Sie zunächst den Zielordner für Ihre Aufnahmen fest: ’File’ → ’Set Capture Folder’. Sollte die Kamera nicht automatisch erkannt wurden sein, dann wählen Sie diese manuell unter ’Cameras’ → ’Rescan from Cameras’, erneut ’Cameras’ → ’Philips SPC 900NC PC Camera’. Sollte irgendein Schritt nicht funktionieren, so trennen Sie die Kamera vom Computer und schließen Sie diese erneut an (evtl. an einem anderen USB-Port). 7. Tauschen Sie das Beobachtungsokular mit der WebCam aus. Bringen Sie die WebCam in den Okulareingang des Umlenkprismas. Es kann durchaus sein, dass man zunächst nichts im Preview-Fenster erkennen kann. Verstellen Sie dann das Stellrad für den Fokus am Meade-Teleskop, bis der Planet scharf im Preview-Fenster erscheint. 25 Abbildung 4.14: Benutzeroberfläche des Programms ’SharpCap2’ 8. Nun kann die Aufnahme beginnen. Betätigen Sie dazu die Schaltfläche ’Start Capture’. Wählen Sie unter ’Select capture limit:’ den Punkt ’Number of frames’. Nun können Sie die gewünschte Anzahl von Bildern eingeben. Machen Sie ruhig mehrere Aufnahmen mit verschiedener Anzahl an frames. Empfohlen wird jedoch mit ca. 1000 frames zu beginnen. Um die Aufnahme zu starten, drücken Sie ’Start’. 9. Im ’Video Control Panel’ können weitere Einstellungen für die Aufnahmen getroffen werden. Besonders wichtig für die Helligkeit ist die ’Frame Rate’. Für die Auflösung ist es ausreichend, ’320x240’ zu wählen. Experimentieren Sie mit den Einstellungen um optimale Bilder zu erhalten. Das Programm speichert zu jeder Video-Datei eine Textdatei, in der die entsprechenden Einstellungen dokumentiert sind. 10. Es ist durchaus möglich, dass die Planeten zu hell abgebildet werden. Um dieses Problem zu beheben, können Sie verschiedene Einstellungen mit der Software treffen (Frames pro Sekunde, Kontrast, etc.), aber auch die in 4.4.1 angegebenen Filter ausprobieren. Diese lassen sich an den WebCamAdapter schrauben. Die Kamera muss aber für das Anbringen des Filters aus dem Okulargang entfernt werden. 11. Trennen Sie die Kamera nach den Aufnahmen bitte mit Hilfe des Modus ’Sicheres Entfernen von Hardware’. 26 A Linksammlung A.1 Wetter • http://www.wetterzentrale.de/topkarten/ani/gfsmeur/: durch Auswahl der Option Bodendruck plus Wolkenhöhe (möglich sind hohe, mittelhohe und tiefe Wolken – schauen Sie sich am besten alle an) lässt sich dann die Wolkenbedeckung der nächsten Stunden (Zahlen auf der linken Seite) abschätzen. Hier bedeutet scharz=keine Wolken, weiss=100% Wolken • http://www.skippysky.com.au/Europe/: eine sehr gute Vorhersage der Wolkenbedeckung und Transparenz der Atmosphäre speziell für Astronomen. Wählen Sie mit den Zahlen den Sie interessierenden Zeitpunkt der Vorhersage. Hier bedeutet: blau = transparent, rot = bedeckt. A.2 Beobachtungsplanung bzw. Orientierung am Himmel • Apps: Google Sky Map für Android, bzw. SkyView für IPhone • http://www.stellarium.org/: ein freies Planetariumsprogramm für alle gängigen Betriebssysteme. 28 B Kenngrößen eines Teleskops Ein Teleskop zeichnet sich im Wesentlichen durch zwei Größen aus: Brennweite und Größe der Öffnung. Erstere gibt an, wie stark ein Ausschnitt des Himmels vergrößert werden kann. Die Größe der Öffnung, d.h. der Durchmesser des Objektives, entscheidet darüber, wieviel Licht ins Teleskop eintritt. Hier gilt logischerweise: je größer der Durchmesser ist, desto mehr Licht kann gesammelt und desto dunklere Objekte können betrachtet werden. Einige grundlegende Eigenschaften von Teleskopen, abhängig von den beiden eben genannten Kenngrößen, sollen nun näher erläutert werden. B.1 Vergrößerung Bei jeder dokumentierten Beobachtung ist es wichtig, die verwendete Vergrößerung anzugeben. Kennt man die Objektiv- (fObj ) und Okularbrennweite (fOku ), so lässt sich daraus die Vergrößerung berechnen: Vergrößerung = fObj . fOku (B.1) Die Objektivbrennweiten sind in den jeweiligen Informationskapiteln zu den Teleskopen gegeben. Die Okularbrennweiten sind auf die Okulare aufgedruckt. Beispiel: Als Beispiel soll die Vergößerung der Kombination Meade LX90 8” und BAADER Hyperion 21mm berechnet werden. Die Objektivbrennweite des Meade-Teleskops beträgt fObj = 2000 mm. Die Okularbrennweite beträgt fOku = 21 mm. Nach Gleichung (B.1) beträgt die Vergrößerung dann 95fach. B.2 Maximal sinnvolle Vergrößerung Durch die Verwendung extrem kurzbrennweitiger Okulare könnte man laut Gleichung (B.1) die Vergrößerung eines Teleskops nahezu beliebig steigern. Zum einen geht jedoch mit jeder Vergrößerungsstufe Helligkeit verloren, da der Gesichtsfeldsausschnitt mit zunehmender Vergrößerung kleiner wird. Aufgrund dessen werden große Vergrößerungen dann unsinnig, wenn die Helligkeit der Objekte nicht mehr für eine Abbildung ausreicht. Zum anderen variieren die Beobachtungsbedingungen auch von Nacht zu Nacht. Luftturbulenzen können selbst in scheinbar klaren Nächten auftreten und die Abbildung verzerren. Hier bietet dann ein kleineres, aber helles und gut aufgelöstes Bild im Vergleich mit einem größeren, jedoch flau und schlecht aufgelösten weitaus mehr an Information. Für die maximal sinnvolle Vergrößerung existiert keine Formel, die auf jedes Teleskop angewendet werden kann. Als Faustregel kann man sich jedoch das doppelte des Objektivdurchmessers in Millimetern merken. Allerdings muss dann die Optik gut verarbeitet sein, sonst ist die maximal sinnvolle Vergrößerung noch kleiner. B.3 Grenzhelligkeit Ebenso wie die maximal mögliche Vergrößerung, gibt es auch eine Grenze für die Helligkeit, die ein Objekt mindestens haben muss, um noch beobachtet werden zu können. Diese so genannte Grenzhelligkeit des Teleskopes kann mit mG = m0 + 5m · lg( D ) d (B.2) berechnet werden. Dabei ist D der Durchmesser des Teleskopobjektives und d der Durchmesser der Pupille. Letzterer wird in den meisten Fällen als 7 mm angenommen. Natürlich hängt die erreichbare Grenzhelligkeit ebenfalls von den Beobachtungsbedingungen ab. Diese sind in m0 berücksichtigt, wobei m0 die Grenzhelligkeit des Auges ohne vergrößerndes Gerät ist. Bei sehr guten Bedingungen und richtig dunklem Himmel beträgt ist m0 ca. 6mag . B.4 Auflösungsvermögen Das Auflösungsvermögen gibt an, bis zu welchem Winkelabstand δmin zwei punktförmige Lichtquellen noch getrennt wahrgenommen werden können. Auch dies ist abhängig von der Konstruktion des Teleskops und berechnet sich mittels δmin ≈ sin δmin = 1.22 · λ . D (B.3) Hier bezeichnet D den Durchmesser des Objektivs und λ die Wellenlänge des für die Beobachtung benutzten Lichtes. B.5 Öffnungsverhältnis Als Öffnungsverhältnis bezeichnet man das Verhältnis von Objektivdurchmesser zur Brennweite des Teleskops. Dadurch werden die wichtigsten Eigenschaften des Teleskops in einer Größe vereint. 30 Anhand des Öffnungsverhältnisses kann beurteilt werden, für welche Beobachtungen das Teleskop besonders geeignet ist. Große Öffnungsverhältnisse (f/6 und größer) bezeichnet man auch als schnelle Teleskope. Sie sammeln viel Licht, wodurch sie besonders gut zur Deep-Sky-Beobachtung geeignet sind. Langsame Teleskope haben ein eher kleines Öffnungsverhältnis (z.B. f/10 und kleiner). Diese sind besser für Planetenbeobachtung geeignet, da hier die Vergrößerung das Hauptziel ist. Die Helligkeit liefern die Planeten selbst, weshalb das Sammeln von Licht vernachlässigt werden kann. Alle Geräte mit Öffnungsverhältnissen zwischen den beiden genannten Grenzen sind Allrounder, sodass prinzipiell alles recht gut beobachtet werden kann, allerdings die Qualität nicht herausragend ist. Beispiel: Das Meade LX90 Teleskop hat eine Brennweite von fObj = 2000 mm und einen Objektivdurchmesser von D = 209.55 mm. Damit hat es ein Öffnungsverhältnis von rund 1/10. Abkürzend schreibt man dafür oft ”f/10”. 31 32 C Astronomische Koordinaten und Koordinatensysteme Zur Beschreibung der Position von Objekten am Sternhimmel benötigt man Koordinatensysteme. Die beiden wichtigsten sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden. C.1 Winkelkoordinaten Um ein Objekt am Himmel zu finden und dessen Position an der Himmelskugel eindeutig festzulegen, genügen zwei Koordinaten - ganz analog zu Länge und Breite auf der Erde. In der Astronomie verwendet man dafür meist Kugelkoordinaten in der Einheit Grad. Für genauere Messungen ist es möglich, jedes Grad noch einmal in Bogenminuten [0 ] und Bogensekunden [00 ] zu unterteilen. Es gilt 60 Bogenminuten 60 Bogensekunden = b = b 1◦ 1 Bogenminute Für manche Winkel wird außerdem noch die Angabe in Stunden benutzt. Hierbei gilt die Umrechnung 360◦ ≡ 24h, wobei der Wert 24h einer Erdumdrehung entspricht. Achtung! eine Erdumdrehung dauert rund 23 Stunden und 56 Minuten nach der im Alltag verwendeten Zeitmessung, basierend auf der SI-Sekunde. C.2 Das Horizontsystem Das Horizontsystem ist ein lokales Koordinatensystem am Ort des Beobachters. Die erste Bezugsebene bildet dabei der idealisierte Horizont. Der in der Horizontebene gemessene Winkel zwischen Nordrichtung und dem Gestirn bildet die erste Winkelkoordinate in diesem System und wird als Azimut bezeichnet. Die Richtung direkt über dem Beobachter wird Zenit genannt. Mit dessen Hilfe lässt sich die zweite Bezugsebene definieren. Sie steht senkrecht auf dem Horizont und verläuft durch Zenit und Gestirn. In dieser Ebene wird die zweite Winkelkoordinate gemessen: die Höhe. Ein Gestirn im Zenit hat somit eine Höhe von 90◦ . Abbildung C.1 zeigt beide Winkel eine Sterns auf der Himmelskugel. Der Vorteil dieses Systems ist, dass sich die Koordinaten Azimut und Höhe sehr einfach mit geodätischen Instrumenten realisieren lassen. Der Nachteil dieses Systems liegt in der permanenten zeitlichen Veränderung der Gestirnskoordinaten aufgrund der Erdrotation. Abbildung C.1: Das Horizontsystem C.3 Das äquatoriale Koordinatensystem Ein astronomisches Koordinatensystem, welches es ermöglicht die Koordinaten eines Gestirns unabhängig von der Position des Beobachters und der Uhrzeit zu beschreiben, ist das so genannte äquatoriale Koordinatensystem. Dieses findet z.B. bei der Erstellung von Sternkatalogen Anwendung. Die erste Bezugsfläche bildet hier der so genannte Himmelsäquator - die Projektion des Erdäquators an die Himmelskugel. Der Schnittpunkt des Himmelsäquators mit der scheinbaren Bahn der Sonne, der Ekliptik, wird Frühlingspunkt () genannt. Der Winkel zwischen dem Frühlingspunkt und der Gestirnsrichtung ist die Rektaszension α. Die Winkelangabe erfolgt hier üblicherweise in Stunden, Minuten und Sekunden. Die Durchstoßpunkte der Rotationsachse der Erde durch die Himmelskugel werden analog zu ihren Äquivalenten auf der Erde als Himmelsnordpol, bzw. Himmelssüdpol bezeichnet. Damit lässt sich nun auch die zweite Ebene als verlaufend durch die beiden Himmelspole und dem Gestirn definieren. In dieser Ebene wird der zweite Winkel, die so genannte Deklination δ gemessen. Diese wird positiv gezählt vom Himmelsäquator Richtung Himmelsnordpol, bzw. negativ Richtung Himmelssüdpol. Eine Veranschaulichung des äquatorialen Koordinatensystem ist in Abbildung C.2 dargestellt. 34 Abbildung C.2: Das äquatoriale Koordinatensystem 35 36 D Helligkeit Eine der wichtigsten Größen in der beobachtenden Astronomie ist die Helligkeit eines Beobachtungsobjektes. Je heller ein Objekt am Nachthimmel ist, desto besser kann es auch betrachtet werden. Grundsätzlich wird dabei zwischen absoluter und scheinbarer Helligkeit unterschieden. Erstere gibt an, wie hell ein Objekt in einer definierten Entfernung erscheinen würde. Die absolute Helligkeit erlaubt damit einen direkten Vergleich der Leuchtkraft verschiedener Himmelskörper. Entscheidend für die Beobachtung ist hingegen die scheinbare Helligkeit. Sie gibt an, wie hell ein Himmelskörper einem Beobachter auf der Erde erscheint. Ausschlaggebend ist hierbei neben der Leuchtkraft auch die Entfernung des Objektes. Für die scheinbare Helligkeit wird eine logarithmische Skala verwendet. Sie wird in Magnituden (Größenklassen) angegeben und durch ein hochgestelltes m gekennzeichnet. Je größer die Magnitude ist, desto dunkler erscheint das Objekt. Ein Stern erster Größe ist etwa 100 mal so hell, wie ein Stern sechster Größe. Die Eichung erfolgte an Referenzsternen. Folgende Tabelle soll die scheinbaren Helligkeiten einiger Objekte aufzeigen, um ein Gefühl für die Größenklassen zu bekommen: Objekt scheinbare Helligkeit m Sonne −26 . 73 m Mond −12 . 73 m Venus −4 . 67 m Sirius −1 . 46 m Saturn −0 . 47 m Wega 0 . 03 m Polarstern 1 . 97 m Orionnebel 3.5 m Grenzgröße des menschl. Auges 6.0 m Typ. Nebel 8.0 m Grenzgröße MEADE LX90 8” 13 . 0 38 E Orientierung am Sternhimmel Sternbilder dienen der Orientierung am Sternhimmel. Dabei ist es gar nicht nötig, alle Sternkonstellationen zu kennen. Die wichtigsten Tricks zur Orientierung am Sternhimmel in den verschiedenen Jahreszeiten sollen in diesem Kapitel vorgestellt werden. E.1 Finden des Polarsterns Die Rotationsachse der Erde zeigt im Moment ungefähr Richtung Polarstern, weshalb dieser scheinbar stets die gleiche Position am Sternhimmel einnimmt. Die Kenntnis der Position des Polarsterns erleichtert die Orientierung am Sternhimmel enorm: die Projektion des Sterns auf den Horizont gibt Ihnen direkt die Nordrichtung. Es gibt zwei Sternbilder, die besonders beim Auffinden des Polarsterns helfen: die wohl bekannteste Sternkonstellation im Großen Bären, nämlich der Große Wagen, sowie Kassiopeia, das so genannte Himmels-W. Beim Großen Wagen muss die Verbindungslinie zwischen den letzten beiden Kastensternen ca. 5 mal verlängert werden. So gelangt man direkt zum Polarstern. Andererseits kann auch die mittlere Spitze des Himmels-Ws als Pfeil in Richtung Polarstern gedeutet werden. Anschaulich sind beide Methoden in Abbildung E.1 dargestellt. Abbildung E.1: Finden des Polarsterns E.2 Position der wichtigsten Sternbilder Da der Große Wagen die bekannteste Sternkonstellation und außerdem leicht zu finden ist, soll folgende Grafik als Orientierung über die wichtigsten Sternbilder, in Bezug auf den Großen Wagen gegeben werden: E.3 Der Winterhimmel Der Winterhimmel begeistert nicht nur durch den Himmelsjäger Orion. Auch andere Sterne und Sternbilder sind besonders sehenswert und können zur Orientierung genutzt werden. Auffällig ist das so genannte Wintersechseck, welches in der Karte rot markiert ist. Es ist kein Sternbild im herkömmlichen Sinne. Vielmehr umfasst es die hellsten oder fast hellsten Sterne verschiedener Sternbilder. Folgende Sternbilder und deren Sterne tragen zum Wintersechseck bei: Sternbild Stern Orion Rigel Stier Aldebaran Fuhrmann Kapella Zwillinge Pollux Kleiner Hund Prokyon Großer Hund Sirius Kennt man das Wintersechseck, so kennt man also schon sechs verschiedene Sternbilder! Highlights des Winterhimmels sind unter anderem die Messier-Objekte M42 und M43, unterhalb der Gürtelsterne des Orions sowie der Stern Sirius im Großen 40 Hund, der hellste Stern am nächtlichen Himmel. Weiterhin sind die Plejaden (M45), auch Siebengestirn genannt, sehr sehenswert. Dieser offene Sternhaufen ist im Sternbild Stier zu finden und bereits mit bloßem Auge zu erkennen. E.4 Der Frühlingshimmel Am Frühlingshimmel dominiert das Sternbild Löwe. Es fällt besonders durch seine doppelte Trapezform auf (großes Trapez: Rumpf, kleines Trapez: Kopf). Doch auch der Bärenhüter (Bootes) ist durch seine markante Struktur besonders eingängig. Etwas unscheinbarer ist hingegen das Sternbild Krebs, welches westlich vom Löwen zu finden ist. Als Hilfsfigur am Frühlingshimmel dient das Frühlingsdreieck (rot markiert). Es besteht aus den Sternbildern und Sternen: Sternbild Stern Löwe Regulus Bärenhüter Arktur Jungfrau Spica Die Highlights des Frühlingshimmels sind unter anderem der Kugelsternhaufen M13 im Herkules und der Galaxienhaufen mit dem Namen Virgo-Haufen in der Jungfrau. 41 E.5 Der Sommerhimmel Im Sommer stechen drei Sternbilder besonders heraus: der Schwan, die Leier und der Adler. Gleichzeitig bilden deren Hauptsterne das bekannte Sommerdreick (rot markiert), welches aus folgenden Sternen besteht: Sternbild Leier Schwan Adler Stern Wega Deneb Atair Der Schwan zeichnet sich dabei durch seine charakteristische Kreuzgestalt aus, weshalb er auch oft Kreuz des Nordens genannt wird – als Gegenstück zum Kreuz des Südens auf der Südhalbkugel. Die Leier hat eine geringe Ausdehnung, ist jedoch durch ihren Hauptstern Wega und ihrer Lage im Band der Milchstraße sehr leicht auffindbar. Die Highlights am Sommerhimmel bilden der Ringnebel in der Leier sowie der Adlernebel, bei welchem die Nebelstruktur im offenen Sternhaufen jedoch erst bei genauerem Betrachten zum Vorschein kommt. 42 E.6 Der Herbsthimmel Der Herbsthimmel bietet keine aus mehreren Sternbildern bestehende Hilfsfigur, welche zur Orientierung dienen kann. Hier hilft jedoch das markante Viereck des Pegasus (rot markiert) weiter, welches das zentrale Sternbild am Herbsthimmel ist. In östlicher Richtung schließt sich direkt das Sternbild Andromeda an. Nördlich des Pegasus-Vierecks findet man das Sternbild Kassiopeia, das Himmels-W. Südlich an Pegasus schließen sich die Fische an. Südöstlich von Andromeda liegen die kleineren Sternbilder Dreieck und Widder. Blickt man von Andromeda aus noch weiter nach Osten, so trifft man schließlich auf Perseus. Die Deep-Sky-Highlights im Herbst sind die beiden offenen Sternhaufen h+χ im Sternbild Perseus. Als besonders reizvoll gilt die Beobachtung unserer Nachbargalaxie, der Andromeda-Galaxie (M31). Sie hat eine ähnliche Struktur wie unsere Milchstraße und ist im Sternbild Andromeda zu finden. 43 44 F Beobachtungsvorlagen Beobachtungsbuch Objekt: Sternbild: Typ: Vergr.: Gesichtsfeld: Andere Nr., Name: RA: h m Größe: Dec.: Helligkeit: x Filter: Sichtbar im Sucher: © Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG 2008 – Astronomie für Einsteiger Teleskop: Typ: Öffnung: Beobachtungsbedingungen: Datum: Zeit: Ort: Beschreibung: Beobachter: mm Öffnungsverhältnis: f Grenzgröße: G Liste von Deep-Sky-Objekten G.1 Frühling NGC Messier Name Offene Sternhaufen 2548 M48 – – – Coma Haufen Kugelsternhaufen 5272 M3 – 5904 M5 – *6205 M13 Kugelsternhaufen im Herkules 6341 M92 – 5024 M53 – Nebel 3242 – Jupiters Geist Galaxien 3031 M81 – 3034 M82 – 5236 M83 – 4736 M94 – 4594 M104 Sombrero-Galaxie 4472 M49 hellste des Virgo Haufens 5055 M63 – 4826 M64 Galaxie mit dem schwarzen Auge 3115 – Spindel-Galaxie 3379 M105 – 3623 M65 – 3627 M66 – 3628 – – Sternbild Helligkeit Wasserschlange Haar der Berenike 6m m 2.5 Jagdhunde Schlange Herkules 6.5 6m 6m Herkules Haar der Berenike 6.5 8m Wasserschlange 8m Großer Bär Großer Bär Wasserschlange Jagdhunde Jungfrau Jungfrau 7m m 8.5 8m m 8.5 m 8.5 m 8.5 Jagdhunde Haar der Berenike 9m 9m Sextant Löwe Löwe Löwe Löwe 9.5 m 9.5 m 9.5 9m 10m m m m G.2 Sommer NGC Messier Name Offene Sternhaufen – M25 – 6405 M6 Schmetterlingshaufen 6475 M7 – 6633 – – 6705 M11 – 6611 M16 Adlernebel 6531 M21 – 6494 M23 – Kugelsternhaufen 6656 M22 – 6254 M10 – 6218 M12 – 6121 M4 – 6273 M19 – 6266 M62 – 6093 M80 – Nebel 6853 M27 Hantelnebel *6720 M57 Ringnebel in der Leier 6826 – Blinkender Planetarischer Nebel 6618 M17 Omeganebel, Schwanennebel 6523 M8 Lagunennebel 48 Sternbild Helligkeit Schütze Skorpion Skorpion Schlangenträger Schild Schlange Schütze Schütze 5m m 4.5 m 3.5 5m 6m 6m m 6.5 6m Schütze Schlangenträger Schlangenträger Skorpion Schlangenträger Schlangenträger Skorpion 5.5 7m 7m 6m 7m 7m m 7.5 Füchschen Leier 7m m 8.5 Schwan 8.5 Schütze 6m Schütze 4.5 m m m G.3 Herbst NGC Messier Name Offene Sternhaufen *869/884 – h und χ im Perseus – – IC 1396 7092 M39 – 1039 M34 – 1528 – – 457 – – 654 – – 663 – – 7654 M52 – 752 – – 581 M103 – Kugelsternhaufen 7089 M2 – 7078 M15 – 7099 M30 – Nebel 1499 – Kaliforniennebel 7662 – – 7009 – Saturnnebel Galaxien *224 M31 Andromeda-Galaxie *221 M32 Begleitgalaxie M31 *205 M110 Begleitgalaxie M31 253 – Sculptor-Galaxie 598 M33 Triangulum-Galaxie 1068 M77 – Sternbild Helligkeit Perseus Kepheus Schwan Perseus Perseus Kassiopeia Kassiopeia Kassiopeia Kassiopeia Andromeda Kassiopeia 4m 4m 5m m 5.5 m 6.5 m 6.5 7m 7m 7m 6m m 7.5 Wassermann Pegasus Steinbock 6.5 m 6.5 m 7.5 Perseus Andromeda Wassermann 5m m 8.5 8m Andromeda Andromeda Andromeda Bildhauer Dreieck Walfisch 4m m 8.5 m 8.5 m 7.5 6m 9m m 49 G.4 Winter NGC Messier Name Sternbild Offene Sternhaufen *– – Hyaden Stier *– M45 Plejaden, Siebenge- Stier stirn *2632 M44 Praesepe, Bienen- Krebs stock, Krippe 2264 – WeihnachtsbaumEinhorn Sternhaufen 2422 M47 – Achterdeck Schiffs 2168 M35 – Zwillinge 1912 M38 – Fuhrmann 1960 M36 – Fuhrmann 2099 M37 – Fuhrmann 2682 M67 – Krebs 2323 M50 – Einhorn 2301 – – Einhorn Planetarische Nebel 2392 – Eskimonebel Einhorn Nebel *1976 M42 Orionnebel Orion *1982 M43 – Orion 1952 M1 Krabbennebel Stier 2068 M78 – Orion 2237 – Rosettennebel Einhorn 2261 – Hubbles Veränderli- Einhorn cher Nebel 50 Helligkeit 1m m 1.5 m 3.5 4m des m 4.5 5m m 6.5 6m 6m 7m m 6.5 6m 9m m 3.5 8m 8m 8m 6m m 9.5