Quality-of-Service Konzept (Öffentliche Version) VoIPman Series Quality-of-Service Konzept Quality-of-Service (QoS) ist ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Voice-over-IP. Steht beispielsweise nicht genügend Bandbreite zur Verfügung oder steigen die Latenzzeiten aufgrund eines hohen Datenaufkommens an, hat dies einen direkten Einfluss auf die IP-Telefonie. Autoregulation Der Sprachkanal wird im VoIP-Umfeld über RTP (Real-time Transport Protocol) realisiert; einem Protokoll, welches auf UDP (User Datagram Protocol) basiert. Im Gegensatz zu TCP (Transmission Control Protocol) setzt sich UDP in einem hybriden Umfeld unter Last klar gegen TCP durch, da es keinen Kontrollmechanismus für Überlast und Paketverlust (Congestion Control, Sliding Window bei TCP) beinhaltet. Im Endeffekt kann das dazu führen, dass UDP, respektive RTP, einen Grossteil der verfügbaren Bandbreite einnimmt - was der IP-Telefonie prinzipiell zugutekommt. Anforderung an die Infrastruktur Diese Autoregulation alleine genügt jedoch oftmals noch nicht, um einen qualitativ hohen Service für IP-Telefonie zu bieten. VoIP stellt folgende Anforderungen an die Infrastruktur: 1. 2. 3. 4. Paketverlust sollte unter 1% bleiben (Loss) Latenzzeit zwischen zwei Teilnehmern sollte 150ms nicht übersteigen (Latency) Latenzabweichung zwischen zwei Teilnehmern sollte nicht mehr als 30ms betragen (Jitter) Pro Sprachkanal mit G711 Codec (a-law) werden ohne Enkapsulierung 64kbit/s benötigt. Effektiv sollte aber eine Bandbreite von mind. 89kbit/s verfügbar sein für LAN (Ethernet), respektive 79kbit/s mit PPP (ADSL, Wählleitung)! Andere Codecs benötigen i.d.R. weniger Bandbreite, die Sprachqualität ist aber auch entsprechend niedriger. Die Sprachqualität wird von den Punkten 1 bis 3 beeinflusst, Punkt 4 beeinflusst bei Überlast wiederrum die Punkte 1-3. Massgebend ist aber auch die Wahl des Codecs. Am Ende des Dokumentes ist ein Exkurs dazu zu finden. SME VoIPman GmbH 24/07/2009 Quality-of-Service Konzept (Öffentliche Version) VoIPman Series VoIPman, Snom & QoS Die VoIPman Telefonanlage und die Snom Telefone markieren ausgehende Pakete im TOS-Feld (Type of Service) des IP-Headers wie folgt: Paket DSCP Class Snom Signalisierung SIP DSCP Class VoIPman Telefonanlage EF Sprachkanal RTP CS3 CS 5 (160) Videokanal RTP AF41 - CS 5 (160) Die DSCP Class der Telefonanlage ist letztendlich ausschlaggebend für die Konfiguration von QoS, da sie sich über das Internet mit einem SIP-Provider verbindet. Im Intranet, wo auch die Endgeräte platziert sind, können im Normalfall Paketverlust, Latenzzeit und Latenzabweichung vernachlässigt werden. Zusätzlich implementiert die VoIPman Telefonanlage einen Jitter-Buffer mit einer maximalen Buffergrösse von 200ms (Best Practice). Ein Jitter-Buffer „glättet“ die durch ein Übertragungsmedium entstandenen Laufzeitunterschiede. Zwar werden weniger Pakete, welche in der falschen Reihenfolge eingetroffen sind, verworfen (da sie im Buffer sortiert werden und in der richtigen Reihenfolge der Telefonanlage übergeben werden), aber die Gesamt-Durchlaufzeit (Delay) von Paketen wird erhöht. SME VoIPman GmbH 24/07/2009 Quality-of-Service Konzept (Öffentliche Version) VoIPman Series Integration ins Netzwerk VoIP-Provider Internet 2 3 Router 1 1 1 Intranet VoIPman Phone Phone 1. Verkabelung Sowohl die VoIPman Telefonanlage, als auch die Endgeräte (Telefone) sollten mit 100Mbit und Vollduplex ins Netzwerk integriert werden. Bei Halbduplex führen Kollisionen zu mehr Paketverlust, was sich negativ auf die Sprachqualität auswirkt. 2. Internet-Anbindung Die verfügbare Bandbreite ist massgebend für die Anzahl gleichzeitiger Telefonate. Ausgehend davon kann anhand eines Rechners die Bandbreite bestimmt werden: http://www.asteriskguru.com/tools/bandwidth_calculator.php Falls es sich nicht um eine dedizierte Internet-Anbindung für IP-Telefonie handelt, muss die Bandbreite, die für Surfen, Email, etc. benötigt wird, zur VoIP-Bandbreite addiert werden! Es ist zu beachten, dass die Telefonie bidirektional ist. Entsprechend muss sowohl Up-, als auch Downstream die kalkulierte Bandbreite erreichen. 3. Internes Netzwerk Je nach Produkt muss der VoIP-Datenverkehr in Richtung des Internets unterschiedlich priorisiert werden. Die DSCP Klassifizierung der IP-Pakete ausgehend von der VoIPman Telefonanlage ermöglicht es, in Netzwerken mit High-End Komponenten ein einfaches und wirksames Qualityof-Service zu implementieren. Die exakte Konfiguration ist der jeweiligen Dokumentation des Herstellers des eingesetzten Gerätes zu entnehmen. Nachfolgende Merkmale können für eine Priorisierung verwendet werden: IP-Adresse der Telefonanlage und/oder des VoIP-Providers Ports TCP-5060 für SIP, UDP >1024 für RTP IP ToS Feld der Pakete der Telefonanlage Input Interface einer direkt angeschlossenen Telefonanlage SME VoIPman GmbH 24/07/2009 Quality-of-Service Konzept (Öffentliche Version) VoIPman Series Exkurs: Wahl des Codecs Wenn es um den richtigen Codec geht, fällt die Wahl nicht immer einfach. Überlegungen mit Bandbreite, Performance, Sprachqualität und teilweise sogar Lizenzkosten spielen eine Rolle. Sollte die Netzwerkkapazität (Bandbreite) für die gewünschte Anzahl Sprachkanäle mit G711 (a-law, u-law) Codec nicht ausreichend sein, kommen beispielsweise G726 oder G729 ins Spiel, wobei letzterer lizenzpflichtig ist (siehe digium.com). Der Codec ist dabei massgebend für die Dimensionierung der Bandbreite. 70 64 Bandbreite [kbit/s] 60 50 40 40 30 Bandbreite 20 13 10 8 6.3 G.729a G.723.1 0 G.711 G.726 GSM AMR Codec Abbildung 1: Bandbreitenbedarf von Codecs Eine eher selten eingesetzte Alternative: Mit dem VoIP-Provider könnte ein IAX-Trunk konfiguriert werden und sich so IP-Overhead zu sparen, was sich bei mehreren gleichzeitigen Calls rentieren kann. Ein solches Trunking kann die Anzahl gleichzeitiger G711 Kanäle maximal verdoppeln. Codec-Umwandlungen oder rechenintensive Codecs (bspw. G729, G729a) bedeuten aus Sicht einer Telefonanlage, dass weniger Anrufe gleichzeitig getätigt werden können. SME VoIPman GmbH 24/07/2009 Quality-of-Service Konzept (Öffentliche Version) VoIPman Series Der MOS (Mean Opinion Score) wird zur Bewertung der Sprachqualität eingesetzt. Die Skala liegt zwischen 1 und 5 wobei 5 der beste, zu erreichende Wert ist. Als Faustregel gilt, dass Werte knapp unter 4 vergleichbar mit der Sprachübertragung im Mobilfunknetz; knapp über 4 hingegen vergleichbar mit der Sprachübertragung im Festnetz sind. 4.4 4.2 MOS 4 3.8 0% Loss 3.6 1% Loss 3.4 5% Loss 3.2 3 G.711 G.726 GSM AMR G.729a G.723.1 Codec Abbildung 2: Sprachqualität von Codecs Referenzen [1] VoIP over PPP Links with Quality of Service (LLQ / IP RTP Priority, LFI, cRTP), Cisco Systems (2006), http://www.cisco.com/application/pdf/paws/7111/voip-mlppp.pdf [2] Audio-Codecs zur Sprachdigitalisierung, Elektronik-Kompendium.de, http://www.elektronik-kompendium.de/sites/net/0905121.htm [3] Speech Codecs and Associated PSQM Values, Vocal Technologies (2009) http://www.vocal.com/speech_coders/psqm_data.html [4] Bandwidth Calculator, Asterisk-Guru, http://www.asteriskguru.com/tools/bandwidth_calculator.php SME VoIPman GmbH 24/07/2009