Chemiewehrstützpunkt DOTTIKON ES als B

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Chemiewehrstützpunkt DOTTIKON ES als B-Wehr Stützpunkt
Seit rund 28 Jahren ist die Betriebsfeuerwehr der DOTTIKON ES einer von 4 Chemiewehr-Stützpunkten im
Kanton Aargau. Unser Einsatzgebiet beinhaltet 98 Gemeinden.
Ab 01.01.2008 wird die Chemiewehr zusätzlich als Biologische Wehr zusammen mit der DSM AG für den
Kanton Aargau zur Verfügung stehen. Für uns bedeutet dies ein Einsatzgebiet von rund 140 Gemeinden
(siehe Bild Einsatzgebiet). Eigentlich ist diese Aufgabe für uns nichts neues, wurde doch diese Aufgabe
bereits als Chemiewehrstützpunkt wahrgenommen. Nun ist dies auch offiziell vertraglich geregelt.
Vollschutzanzug für einen B-Wehr
Einsatz
Im September 2001 wurden bei Anthrax Anschlägen in den Vereinigten Staaten Briefe mit
Milzbranderregern an Regierungsstellen und hohe Politiker verschickt. Fünf Menschen starben. Ein
Zusammenhang mit den Terroristen vom 11. September wurde nicht vermutet. Stattdessen wird
inländisches Laborpersonal verantwortlich gemacht, da die versandten Milzbranderreger den eigens
herangezüchteten Stämmen aus dem Labor für Biokampfstoffe in Fort Detrick entsprachen. Weitergehende
öffentliche Untersuchungsergebnisse hierzu wurden bisher nicht bekannt. Im Zusammenhang mit den
Milzbrand-Briefen in den USA wurden am 18. Oktober 2001 auch in Kenia Sporen des Milzbrand-Erregers
in einem Brief an einen Privatmann nachgewiesen.
Kurz nachdem in den USA die ersten Milzbrand-Anschläge verübt wurden, setzte in Europa eine
regelrechte "Anthrax-Welle" ein. Der Kanton Aargau hat sich unverzüglich und umfassend auf diese
Bedrohung eingestellt, sodass auf sämtliche Anthrax-Verdachtsfälle schnell und fachgerecht reagiert
werden konnte. Insgesamt ereigneten sich im Kanton Aargau 30 Anthrax-Verdachtsfälle, wobei jedoch in
keinem der Anthrax-Erreger der Bacillus anthracis nachgewiesen werden konnte.
Die sowohl logistisch wie analytisch aufwändigsten Fälle waren diejenigen der Poststellen Wildegg und
Holderbank. Am Morgen des 23. Oktobers 2001 meldete sich die Poststelle Wildegg, dass sie zwei Briefe
gefunden hätten, aus denen weissen Pulver rieselte. Die sofort ausgerückte Polizei bot vor Ort die
Chemiewehr Dottikon ES sowie die Spezialisten des Kantonalen Laboratoriums Aargau auf. Die beiden
verdächtigen Briefe wurden durch uns sichergestellt, fachgerecht verpackt und nach Basel ins Labor Nord
zur Untersuchung überführt. Die Post und die benützten Gerätschaften der Chemiewehr wurden unter
Quarantäne gestellt. Die Postmitarbeitenden wurden dekontaminiert und ins Spital Aarau gebracht.
Ungefähr zwei Stunden später traf eine Meldung der Poststelle Holderbank ein, wo ebenfalls zwei
verdächtige Briefe aufgetaucht waren. Auch da wurde gleich vorgegangen werden wie in der Post Wildegg.
Der letzte "Anthrax-Einsatz" war am 12. April 2007 bei einer Telekommunikationsfirma in Turgi.
Die Anthrax-Ereignisse im Kanton Aargau wie in der Schweiz und im restlichen Europa haben sich
glücklicherweise auf das missbräuchliche und zumindest zum Teil strafbare Imitieren von Anthrax-Pulvern
in Postsendungen beschränkt. Da in den meisten Verdachtsfällen teure und aufwändige
Analysenmethoden angewendet werden mussten, sind dem Kanton Aargau beträchtliche Kosten
erwachsen.
Anthrax ist eine akute Infektionskrankheit bei Tieren und Menschen, die durch das sporenbildende
Bakterium Bacillus anthracis verursacht wird. Die Krankheit ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar
und somit nicht ansteckend.
Woher kommt Anthrax
Natürliches Anthrax: Anthrax-Sporen (siehe folgende Bilder) kommen in der Erde vor und können
Nutztiere infizieren. Durch den Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Produkten (Fleisch, Fell, Leder)
kann Anthrax auf den Menschen übertragen werden.
Anthrax im Labor: Seit über 100 Jahren wird geforscht, um die Prophylaxe-, Nachweis- und
Therapiemöglichkeiten zu verbessern.
Anthrax als biologische Waffe: Die Herstellung von Anthrax für den Einsatz als biologische Waffe mit
grosser Auswirkung ist kompliziert und nur mit staatlicher Unterstützung möglich. Daher ist Anthrax kein
einfaches Einsatzmittel für Terroristen. Hingegen kann mit Drohungen leicht Terror auf die Bevölkerung
ausgeübt werden.
Eine Ansteckung mit Anthrax erfolgt:
über die Atmung (Lungen-Milzbrand): Bei einer absichtlichen Freisetzung in Form von Aerosol.
Krankheitsbeginn mit Müdigkeit und Fieber, gefolgt von akuten Lungenproblemen, die ohne Behandlung
innert weniger Tage zum Tod führen.
über die Haut (Haut-Milzbrand): Infektion durch Eindringen des Erregers bei Hautläsionen im Kontakt mit
verseuchter Wolle, Leder oder direkt mit infizierten Tieren. Es bilden sich grosse Pusteln. Sterberate ohne
Therapie: 10–20%.
über das Verdauungssystem (Gastrointestinal-Milzbrand): Ansteckung durch Konsum von infiziertem
Fleisch. Akute Entzündung des Verdauungssystems mit Übelkeit, Erbrechen, akutem Durchfall und Fieber.
Sterberate ohne Behandlung: ca. 40%.
Wie Anthrax behandelt wird
Die Impfung ist kompliziert und umstritten. Zurzeit ist weltweit kein Impfstoff offiziell zugelassen. Die
Durchimpfung der Bevölkerung ist deshalb nicht denkbar. Antibiotika müssen so früh als möglich nach
Infektion in hohen Dosen verabreicht werden, um gute Erfolge zu erzielen.
Biologisches Material findet man auch bei Versuchstieren, Organe-Blut-Serum, tierischen und
menschlichen Zellen, Mikroorganismen (Bakterien, Hefe, Pilze), Viren und DNS (Erbmaterial).
Diese werden in 4 Risikogruppen eingeteilt.
Risikogruppe 1:
Mikroorganismen welche für die Herstellung von Nahrungsmittel benötigt werden.
Beispielsweise Hefe bzw. Bakterienkulturen zur Bier oder Joghurt Gewinnung.
Risikogruppe 2:
Mikroorganismen, die auch beim gesunden Menschen leichte (Bauchschmerzen)
bis schwere (Cholera) Erkrankungen hervorrufen können.
Zum Beispiel Kolibakterien, Salmonellen und Grippeviren.
Risikogruppe 3:
Erreger, welche Krankheiten auslösen, die schwer zu behandeln/heilen sind und
die unbehandelt in den meisten Fällen zum Tod führen.
Beispielsweise Tuberkulose, Pest und HIV (AIDS), Anthrax.
Risikogruppe 4:
Nur Viren, die Krankheiten auslösen, welche nicht behandelbar sind und die in
beinahe 100% der Fälle innert kürzester Zeit zum Tod des Patienten führen.
Als Beispiele: Ebola- und Marburg-Virus, allg. hämorrhagisches Fieber.
Anhand der jeweiligen Risikogruppe (RG1-4) müssen entsprechende Sicherheitsmassnahmen (BL)
getroffen werden.
Diese umfassen
u bauliche Massnahmen
u organisatorische Massnahmen
u persönliche Schutzmassnahmen
u Kennzeichnung
u Inaktivierung und Entsorgung von biologischen Abfällen
Unser Einsatzgebiet ist gross und vielfältig, sei es als "normale Betriebsfeuerwehr" oder als Speziallisten im
Bereich Chemie- und Biologiewehr. Um diese komplexen Aufgaben weiterhin erfüllen zu können, benötigen
wir nebst unseren modernen Gerätschaften und unserem Fahrzeugpark auch eine motivierte, top
ausgebildete Mannschaft. Interessierte Mitarbeiter/innen welche mehr über unsere Organisation wissen
möchten, können gerne mit mir Kontakt aufnehmen.
Adrian Caluori
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