Institut für Stochastik Dipl.-math. oec. B. Ebner Übungsaufgaben zum Schnupperkurs 2010 Irrfahrten und Phänomene des Zufalls Blatt 1 Aufgabe 1 Geben Sie für folgende Situationen geeignete Ergebnismengen an: a) Aus einer Schachtel, welche n von 1 bis n nummerierte Kugeln enthält, werden k Kugeln mit einem Griff gezogen. b) Zwei nicht unterscheidbare Würfel werden gleichzeitig geworfen. c) Ziehung der Lottozahlen 6 aus 49 mit Zusatzzahl und Superzahl. d) Verteilung von 32 Spielkarten an 4 Spieler, wobei jeder 8 Karten erhält. Lösung: Mögliche Ergebnismengen sind: a) Ω = {(a1 , a2 , . . . , ak ) : a1 , a2 , . . . , ak ∈ {1, . . . , n}, a1 < a2 < . . . < ak } b) Ω = {(a1 , a2 ) : ai ∈ {1, . . . , 6} für i = 1, 2; a1 ≤ a2 , a3 ≤ a4 , a5 ≤ a6 } = Ω31 mit Ω1 = {(a1 , a2 ) : a1 , a2 ∈ {1, . . . , 6}, a1 ≤ a2 } c) Ω = {(a1 , . . . , a6 , z, s) : a1 , a2 , . . . , a6 , z ∈ {1, 2, . . . , 49}, s ∈ {0, 1, . . . , 9}, 1 ≤ a1 < a2 < · · · < a6 ≤ 49; z ∈ / {a1 , a2 , a3 , a4 , a5 , a6 }} d) Ω = {((a1 , . . . , a8 ), (a9 , . . . , a16 ), (a17 , . . . , a24 ), (a25 , . . . , a32 )) : ai ∈ {1, . . . , 32} für i = 1, . . . , 32; ai 6= aj für i 6= j} Aufgabe 2 Es seien A, B und C drei Ereignisse über einer Ergebnismenge Ω. Drücken Sie mit Hilfe von Mengenoperationen (Durchschnitt und Vereinigung) die folgenden Ereignisse aus. A1 : Keines der drei Ereignisse A, B und C tritt ein. A2 : Mindestens eines tritt ein. A3 : Genau eines tritt ein. A4 : Mindestens zwei treten ein. A5 : Mindestens eines tritt nicht ein. Hinweis: Das Gegenteil (Komplement) eines Ereignisses A wird mit Ac bezeichnet und ist definiert durch Ac := Ω ohne A = {ω ∈ Ω : ω 6∈ A}. Lösung: Es gilt A1 = AC ∩ B C ∩ C C = (A ∪ B ∪ C)C , A2 = A1 C = A ∪ B ∪ C, A3 = (A ∩ B C ∩ C C ) ∪ (AC ∩ B ∩ C C ) ∪ (AC ∩ B C ∩ C), A4 = A2 ohne A3 = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) ∪ (B ∩ C), A5 = AC ∪ B C ∪ C C = (A ∩ B ∩ C)C , 2 Aufgabe 3 Eine der Informationen I1 , ..., I4 wird zufällig ausgewählt (Laplace-Experiment) und an einen Empfänger gesendet. Der Empfang ist jedoch gestört. Daher wird die richtige Information nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit empfangen. Es gilt für j, k ∈ {1, ..., 4}, j 6= k : P (Ik wird empfangen | Ik wird gesendet) = P (Ij wird empfangen | Ik wird gesendet) = 1 , k+1 k . 3(k + 1) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass eine Information empfangen wird, die nicht gesendet wurde. Hinweis: Definieren Sie sich zur Lösung der Aufgabe geeignete Ereignisse. Für ein Ereignis A gilt: P (A) = 1 − P (Ac ). Lösung: Sei Gk , k = 1, ..., 4 das Ereignis, dass Information Ik gesendet wird. Die Ereignisse Gk sind nach Voraussetzung gleichwahrscheinlich, es ist also P (Gk ) = 41 für k = 1, ..., 4. Sei Ek , k = 1, ..., 4 das Ereignis, dass Information Ik empfangen wird. Sei A das Ereignis, dass eine Information empfangen wird, die nicht gesendet wurde. Dann ist Ac = (E1 ∩ G1 ) ∪ (E2 ∩ G2 ) ∪ (E3 ∩ G3 ) ∪ (E4 ∩ G4 ), und unter Verwendung der gegebenen bedingten Wahrscheinlichkeiten folgt P (A) = 1 − P (Ac ) = 1 − (P (E1 ∩ G1 ) + P (E2 ∩ G2 ) + P (E3 ∩ G3 ) + P (E4 ∩ G4 )) = 1 − (P (E1 | G1 ) · P (G1 ) + P (E2 | G2 ) · P (G2 ) + P (E3 | G3 ) · P (G3 ) + P (E4 | G4 ) · P (G4 )) µ ¶ 1 1 1 1 1 = 1− + + + 4 2 3 4 5 163 = ≈ 0.68. 240 3