Echnatons Baumeister (Auszug aus einem Artikel in Kemet 02/2009) Ramose (I) Ramose war ein hochrangiger Beamter zur Zeit Amenhoteps III. und Echnatons. Er trug verschiedene hohe Titel, darunter auch Stadtvorsteher und Wesir, wobei Letzterer sicher der bedeutendste war. Seine Erwähnung an dieser Stelle verdankt er jedoch dem Titel Vorsteher der Bauarbeiten an den großen Denkmälern. Zunächst sei ein Rückgriff erlaubt auf Rechmire, Wesir zur Zeit Tuthmosis’ III. Einer der Titel Rechmires lautete Vorsteher aller Bauarbeiten für Amun und sein Grab in Theben (TT 100) enthält eine ausführliche Auflistung der Aufgaben eines Wesirs. Bezüglich der sehr anschaulich bebilderten Bau- und Steinmetzarbeiten schreibt Rechmire: Besichtigen aller Arbeiten des [Amun] (in Karnak), jedermann seinen Weg weisen in seinem Amt als Verwalter aller Arbeiten durch den Fürsten und Grafen, den, der die Gesetze in den Göttertempeln von Ober- und Unterägypten festsetzt, den Richter des Richthauses, den, dessen Platz nach vorn gerückt wurde [… Verwalter der Stadt (= Theben) und Wesir, Rechmire, den Gerechtfertigten] i. Im Grab von Ramose (TT 55) ist nichts dergleichen zu lesen; es findet sich dort überhaupt kein Text, der seine praktische Arbeit beschreibt. Hinsichtlich des Vergleichs beider Persönlichkeiten kann man sicher einwenden, dass zwischen Rechmire und Ramose mehr als 100 Jahre liegen, und dass Amenhotep III. die Beamtenschaft des Amun-Tempels umorganisiert und Kompetenzen neu geordnet hat. Es scheint wegen des obigen Titels aber doch zumindest wahrscheinlich, dass die übergeordnete Planung von Bauarbeiten auch zu Ramoses Zeiten noch in den Amtsbereich des Wesirs gehörte. Die zeitliche Einordnung des Ramose an das Ende der Regierungszeit Amenhoteps III. und den Anfang der Regierungszeit Echnatons belegt neben erhaltenen, eindeutigen Datierungen (z.B. Jahr 30 Amenhoteps III. auf einer Topfaufschrift aus Malqatta) auch die ungewöhnliche Dekoration seines Grabes. Zunächst zeigt es noch traditionelle Darstellungen unter Einbeziehung Amenhoteps IV./Echnatons in herkömmlicher Ikonografie (Abb. 10). Im späteren Verlauf wurde es durch typische Amarna-Szenen (Abb. 11) und auch inschriftlich mit den unter Echnaton üblichen Lobpreisungen und Handlungen (Küssen der Erde) ergänzt. Diese Szenen wurden nicht fertig gestellt und befinden sich zum Teil noch im Stadium der Vorzeichnung. Man kann also davon ausgehen, dass Ramose bald nach dem Regierungsantritt Echnatons starb, d.h. noch vor dem Umzug desselben nach Achet-Aton. Dass er noch an der Planung der frühen Bauten Echnatons in Karnak beteiligt war, ist nicht zu ermitteln, aber auch nicht auszuschließen. Hor und Suti Die Titel dieser beiden Bauleiter sind beinahe identisch: • Vorsteher der Bauarbeiten des Amun • Vorsteher der Bauarbeiten des Amun in Karnak • Vorsteher aller Bauarbeiten des Königs in Theben • Vorsteher der Bauarbeiten des Amun in Luxor • nur Suti: Vorsteher aller Bauarbeiten des Königs im südlichen Heliopolis Das Grab von Hor und Suti konnte bisher nicht lokalisiert werden, es existieren jedoch mehrere Belege zu ihrer Existenz: eine sehr beschädigte Türstele und zwei Grabkegel im Museum von Kairo, ein Würfelhocker im Metropolitan Museum of Art in New York sowie eine weitere Türstele aus schwarzem Granit im British Museum in London (Abb. 12); die folgenden Zitate sind der Inschrift dieser Stele entnommenii. Der Text zeigt zunächst, dass Hor und Suti Zwillinge waren: Ich bin ein Rechtschaffener, dessen Abscheu die Lüge ist, der nicht einer ist, der zufrieden ist mit irgendeinem Wort eines, der die Unwahrheit sagt, sondern nur mit meinem Bruder, der mir gleich ist und mit dessen Wesen ich zufrieden bin. Er kam heraus aus dem Leib zusammen mit mir an diesem Tag…“ Die Brüder standen in den Diensten von Amenhotep III. und hatten diverse Aufgaben im Bauwesen zu erledigen. Sie waren offenbar ausgewiesene Spezialisten und wahrscheinlich nicht ausschließlich an sakralen Bauwerken beteiligt. Zu ihrer Arbeit heißt es biografisch: „Ich war auch Leiter auf der Westseite, während er auf der Ostseite war. Wir leiteten die großen Denkmäler in Karnak auf dem hervorragenden Land von Theben, der Stadt des Amun.“ Das Besondere, das Hor und Suti in die Nähe der Amarnazeit rückt, ist eine Hymne an „Amun, wenn er aufgeht als Harachte“, die auf der Stele festgehalten ist. Zwei Auszüge: „Ein Schaffender bist du, indem du deine Glieder (aus Gold) bildest, ein Erzeugender, der nicht geboren wird; Einziger seiner Art, der die Ewigkeit durchzieht; der millionenfach auf den Wegen ist in seinem Bild, da (?) dein Leuchten wie das Leuchten des Himmels ist“[…] „Jedes Auge blickt durch dich, doch nicht gelingt es ihnen, wenn deine Majestät untergeht. Du lässt erwachen beim Aufgehen am Morgen und deine Strahlen öffnen die Augen des Viehs. Wenn du im Westgebirge untergehst, so schlafen sie in der Art des Todes. Gruß dir, Sonnenscheibe (jtn = Aton) des Tages, die alle schafft und ihr Leben hervorbringt; großer Falke mit buntem Gefieder; xprr, der sich selbst erhöht hat, der Selbstentstandene, der nicht geboren wird, ältester Horus, wohnhaft in der Stadt des Himmels.“ Der Vergleich zu den Sonnenhymnen in den Gräbern Amarnas drängt sich hier geradezu auf. Nachfolgende Zitate stammen aus dem „Kleinen Sonnenhymnus“, der in fünf Amarna-Gräbern zu finden ist: „O erhabener Gott, der sich selbst formte, der jedes Land erzeugt und erschafft, was auf ihm ist; die Menschen mit allem Vieh und Wild, dazu alle Bäume, die auf der Erde wachsen. Sie leben, sobald du für sie aufgehst; du bist Mutter und Vater für all dein Geschaffenes! Ihre Augen – gehst du auf, sehen sie durch dich, weil deine Strahlen das ganze Land erhellt haben. Alle Herzen jubeln bei deinem Anblick, denn du bist als ihr Herr erschienen! Gehst du unter am westlichen Horizont des Himmels, schlafen sie wie im Zustand, der dem Tod gleicht.“ iii Ein gravierender Unterschied zwischen beiden Texten besteht allerdings: Im Falle von Hor und Suti sind es die Stelenstifter, die die Sonne preisen, während der Preisende in den Amarna-Gräbern der König ist. Wenn auch bisher nichts darüber bekannt ist, dass die Brüder auch noch nach Amenhotep III. ihre Arbeit verrichtet haben, so sind doch der Einfluss der Sonnentheologie und die Schwelle zur Amarnazeit deutlich spürbar. Men und Bak Hier handelt es sich um Vater (Men) und Sohn (Bak). Beide tragen den Titel Vorsteher der Bauarbeiten am roten Berg. „Roter Berg“ bezeichnet das Quarzit-Steinbruchgebiet des Gebel Ahmar. Roter Quarzit wurde vornehmlich zur Herstellung von Bildhauerwerken und Architekturelementen, seltener jedoch als Baumaterial in großem Umfang verwendet wie an der Roten Kapelle der Hatschepsut. Eine Stele von Bak und seiner Gemahlin im Ägyptischen Museum Berlin ist aus eben diesem Material gefertigt. Die Inschrift weist ihn nicht nur als Vorsteher der Bauarbeiten aus, sondern auch als Obersten der Künstler bei den sehr großen Denkmälern des Königs im Aton-Tempel in AchetAton. Auch Men war zusätzlich Oberster der Künstler bei den sehr großen Denkmälern des Königs, allerdings ging er dieser Tätigkeit noch unter der Herrschaft von Amenhotep III. nach. Ein Bild an einem Felsen bei Aswan zeigt Men und Bak gemeinsam unter Nennung ihrer Titel (Abb. 13). Während Men vor einer Sitzstatue von Amenhotep III. verschiedene Opfergaben darbringt, preist sein Sohn Bak – so die Inschrift – Echnaton als lebenden Aton und küsst die Erde vor ihm. Men und Bak gelten als Bildhauer, jedoch sind sie ein gutes Beispiel, wie fließend die Grenzen bei der Titulatur eines Vorstehers der Bauarbeiten sein können. Parennefer Der Name Parennefer ist gerade für die Amarnazeit sehr häufig belegt. Trotzdem scheint es relativ sicher, dass die beiden Grabinhaber dieses Namens von TT 188 im Assassif in Theben-West und von Grab 7 auf dem Südfriedhof von Amarna, wo die Beamten der Verwaltung Echnatons ihre Begräbnisstätten anlegen ließen, identisch sind. Das thebanische Grab zeigt eine Dekoration im frühen Amarnastil und Parennefer trägt hier wie dort den Titel eines königlichen Mundschenks, bezeichnet sich jedoch in TT 188 noch zusätzlich als Vorsteher von allen Priestern aller Götter und Vorsteher aller Bauarbeiten des Königs im Haus des Aton. Daraus kann man schließen, dass er in exponierter Stellung an der Errichtung des Aton-Tempels in Karnak beteiligt war. Das Grab 7 in Amarna ist nicht sehr aufwändig gestaltet; eine Grabkammer existiert nicht. Eine Besonderheit liegt darin, dass in diesem Grab der Name des Inhabers zum Teil zerstört und einige seiner hohen Titel - in TT 188 vorhanden - hier nicht nachweisbar sind. Spekulativ könnte angenommen werden, Parennefer hätte nach dem Umzug nach Achet-Aton die Gunst des Königs verloren. Tutu Tutu war sicher eine der bedeutenderen Persönlichkeiten in Achet-Aton und trug – neben anderen – auch den Titel eines Vorstehers aller Bauarbeiten Seiner Majestät. Sein Amarna-Grab (Nr. 8) zeigt sich in seiner Bauweise mit einer breiten Säulenhalle großzügiger als das Grab des Parennefer. Allerdings wurde auch hier keine Grabkammer gefunden. Lediglich eine Treppe, die in die Kammer führen sollte, wurde fertig gestellt. Wegen des ungewöhnlichen Namens wird angenommen, dass Tutu kein geborener Ägypter war, sondern aus Syrien stammte. Mögliche weitere Belege für diese Annahme können außerdem mehrere Texte auf den Keilschrifttafeln der so genannten Amarna-Briefe sein. In der Regel erfolgte der Schriftverkehr zwischen Ägypten und seinen östlichen Vasallenstaaten auf herrschaftlicher Ebene. Es existieren aber Briefe des Aziru aus Amurru an einen Mann namens Dudu, den er „mein Vater/mein Herr“ nennt „Siehe, du bist mein Vater und mein Herr, und ich bin dein Sohn. Die Länder Amurri sind deine Länder und mein Haus ist dein Haus…“, und der ganz offensichtlich als einflussreiche Person am ägyptischen Hof angesehen wird „Und siehe, du sitzest vor dem König, meinem Herrn, … Feinde haben Worte der Verleumdung zu meinem Vater vor dem König, meinem Herrn, gesprochen. Aber du lasse sie nicht zu!“iv. Es ist gut nachvollziehbar, dass dieser Schriftwechsel mit Tutu in Verbindung gebracht wird. Maja Auch Maja trug verschiedene und sehr hohe Titel, sowohl zivile als auch militärische wie den eines Generals des Herrn der beiden Länder. Aber auch er war Vorsteher aller Bauarbeiten des Königs, wie den Inschriften in seinem AmarnaGrab (Nr. 14) entnommen werden kann. Beigesetzt wurde er dort allerdings nicht. Das Grab gehört zwar ebenfalls zu den aufwändiger gestalteten Felsgräbern, die Begräbniskammer jedoch wurde nie vollendet. Paatonemheb Leider ist über Paatonemheb so gut wie nichts bekannt. Die Arbeiten an seinem Amarna-Grab (Nr. 24) sind nie über das Anfangsstadium hinaus gekommen. Norman de Garies Davis fand bei seinen Untersuchungen Anfang des 20. Jahrhunderts lediglich eine mit Tinte verfasste und heute wohl verlorene Inschrift, die Paatonemheb u.a. als Vorsteher der Bauarbeiten in Achetaton bezeichnete (Abb. 14). Maanachtuef Von diesem Beamten wurde kein Grab gefunden, weder in Amarna noch anderenorts. Dass die Nachwelt Kenntnis von seiner Existenz hat, ist dem Fund von Bauelementen (Türsturz und Türpfosten) seines Hauses in Achet-Aton zu verdanken. Er hinterließ dort einen sehr langen Text mit zum Teil biografischen Zügen: „Lobpreis geben dem Aton, den Boden preisen vor dem Herrn der Ewigkeit durch den Gepriesenen des Wa-en-Re (Echnaton), … [den Vorsteher der Arbeiten?] an allen Denkmälern, die seine Majestät machte, den Vorsteher der Bauleute … den Gehilfen und Schüler seiner Majestät, Maanachtuef.“v Aufgrund dieser in ähnlicher Form mehrfach auftauchenden Aussagen darf man wohl davon ausgehen, dass Maanachtuef in der Tat einer der Baumeister von Achet-Aton war. Hatiai Die Existenz von Hatiai ist im wesentlichen aufgrund eines Türsturzes seines Hauses in Achet-Aton überliefert. In der Inschrift trägt er den Titel eines Vorstehers der Bauarbeiten, für den Echnaton dem lebenden Aton ein Opfer dargebracht hat, damit dieser Hatiai eine schöne Lebenszeit geben und dessen Ka empfangen möge. Eine weitere Person mit dem Namen Hatiai und dem Titel eines Obersten Bildhauers ist durch eine Stele (wahrscheinlich aus Abydos) belegt. Möglicherweise sind beide identisch. Der Bildhauer Hatiai war gemäß seiner biografischen Inschrift auf der erwähnten Stele in der Nachamarnazeit mit der Herstellung von zahlreichen Kultstatuen für verschiedene Tempel betraut und vielleicht in Hermopolis, also ganz in der Nähe von Amarna, angesiedelt. vi Nacht Nacht war wie der bereits besprochene Ramose Wesir und Stadtvorsteher und zusätzlich Schreiber des Erbfürsten (HAtja), jedoch ist kein Titel überliefert, der auf das Bauwesen hindeutet. Auf einem Türpfosten seines Hauses in Achet-Aton heißt es aber: „… in der Gunst des Herrn der beiden Länder, Bauen für meinen [unseren] Herrn, er möge geben … sein Herr, der tat was die Lehre des Herrn der beiden Länder sagte…“vii Die kurze Inschrift ist zwar nicht sehr aussagekräftig, könnte aber ansatzweise so gedeutet werden, als hätte die Zuständigkeit des Nacht auch für Aktivitäten im Baubereich gegolten. Eine Begräbnisstätte konnte für Nacht bisher nicht nachgewiesen werden, es sei denn, der Wesir Nachtpaaton mit dem im Anfangsstadium aufgegebenen Amarna-Grab Nr. 12 und der Wesir Nacht wären ein und dieselbe Person. Pawach Dieser Hohepriester des Aton in Heliopolis passt eigentlich nicht in die Auflistung der Bauleiter. Pawach hatte ein Anwesen in Achet-Aton, von dem ein einzelner Türpfosten sowie ein Türpfostenpaar erhalten blieben. In den Inschriften heißt es u.a.: „… des [Herrn beider Länder], der seine Denkmäler trefflich macht, des Hohepriesters des Aton im Hause des Re, Pawach.“ Der Zusatz „der seine Denkmäler trefflich macht“ (smnx mnw-f) ist ein so genannter Suffixtitel. Wegen dieses Titels könnte Pawach eventuell die Aufsicht über die Bautätigkeit des Echnaton in Heliopolis geführt haben.viii Ramose (II) Den Abschluss der Aufzählung möglicher Baumeister der Amarnazeit bildet Ramose, dessen Grab (TT 166) sich in Dra Abu el-Naga Nord in Theben-West (Abb. 15) befindet. Lange wurde dieses Grab in die Ramessidenzeit datiert. Anfang der 1990er war erstmalig eine genauere Untersuchung der Architektur und des Dekorationsprogramms möglich. Zu dieser Zeit arbeiteten Wissenschaftler im benachbarten Grab des Parennefer (nicht zu verwechseln mit der oben genannten Person gleichen Namens) und nutzten TT 166 als Magazin. Dabei wurden erstaunliche Erkenntnisse gewonnen, die letztendlich zu einer Umdatierung an das Ende der 18. Dynastie führten, in die unmittelbare Nachamarnazeit des Haremhabix. Ramose war offensichtlich eine hoch dekorierte Person. Er trug neben den Titeln Großer Schreiber des Amun, Vorsteher der wahren Schreiber des Herrn der beiden Länder und Vorsteher der Rinder und Jungkühe auch diverse Bauleitertitel: • • • • • • [Vorsteher der Bauarbeiten(?)] aller Denkmäler seiner Majestät in Karnak [Vorsteher (?)] der Bauarbeiten in Ober- und Unterägypten [Vorsteher der Bauarbeiten (?)] an allen Denkmälern des Amun Vorsteher der Bauarbeiten des Amun Vorsteher der Bauarbeiten in Karnak Vorsteher der Bauarbeiten in/am wAst mj pt (derzeit keine Identifikation möglich), in grg(t) wAst (Siedlung Theben, evtl. bei Medinet Habu), am sHD wAst (Erleuchtung von Theben, Portal des 2. Pylons, evtl. der ganze Pylon), am mn mnw (Bleibend an Denkmälern, evtl. der Alabasterschrein Amenhoteps I.), am Ax n jt=f, (Herrlich für seinen Vater, evtl. Name des großen Säulensaals in Karnak bei dessen Baubeginn), am pr-HD Spsj n jmn-raw (Herrliches Schatzhaus des Amun, ein Verwaltungsgebäude) Die Dekoration des Grabes erscheint nach den gefundenen Resten und im Schutt geborgenen Fragmenten zweigeteilt, traditionell und amarnazeitlich. Die typischen Amarna-Merkmale sind unverkennbar bei der Figur einer Frauengestalt, der Gemahlin des Grabinhabers. Sie wird dargestellt mit überproportional breiten Hüften und starken Oberschenkeln; sie trägt ein plissiertes Gewand, das wahrscheinlich in Höhe der Brust (der obere Teil der Figur ist zerstört) geknotet, aber vorn offen ist, so dass die Vorderpartie des nackt scheinenden Körpers einschließlich des Bauches mit Bauchnabel sichtbar wird. Das Grab sollte offensichtlich nicht vollständig reliefiert werden. Ein Teil der Darstellungen sollte in Freskenmalerei ausgeführt werden, deren Reste sehr stark an andere Gräber aus der Nachamarnazeit, aber auch an die stuckierten und bemalten Böden und Wände aus Achet-Aton erinnern. Ramose stand bei der Wahl des Dekorationsprogramms anfangs offenbar noch stark unter dem Einfluss der Amarnakunst, der erst später schwand. Aufgrund seiner Titel aus dem Baubereich könnte er den Beginn der Arbeiten an der großen Säulenhalle in Karnak geleitet haben – sofern die nicht vollständig gesicherte Annahme stimmt, dass dieser in die Zeit des Haremhab fällt. Und Ramose könnte wegen seiner vermutlichen Tätigkeit am 2. Pylon auch für den Abriss des Aton-Tempels in Karnak und die Verbauung der Talatat-Blöcke dieses Bauwerks im Inneren des Pylons zuständig gewesen sein. Gitta Warnemünde i ii iii iv v vi vii viii ix U. Luft in „Urkunden der 18. Dynastie“, Übersetzungen 5-16, 1984, 252ff W. Helck „Urkunden der 18. Dynastie“, Übersetzungen 17-22, 1961, 328ff Chr. Bayer „Echnaton. Sonnenhymnen“, 2007, 29 J.A. Knudtzon „Die El-Amarna-Tafeln“, 1915, 643 J. Budka „Der König an der Haustür“, 2001, 116 A. Lohwasser in „Amarna…“, 163ff J. Budka, „Der König…“, 125 J. Budka, „Der König…“, 128 E. Hofmann und K.-J. Seyfried in MDAIK 51, 23-56