Verfahrenstechnik Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch; Stefan Rettig Aquakultur: Naturnahe Reinigungsstufe für Ablaufwasser Durch die Behandlung des Ablaufwassers einer Kreislaufanlage in einem bewachsenen Bodenfilter mit anschließender Rückführung kann der Wasserbedarf weiter minimiert werden. Situation der Aquakultur weltweit A ngesichts einer stetig steigenden Weltbevölkerung ist die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung sowie die gleichzeitige Bewahrung der natürlichen Ressourcen für nachfolgende Generationen eine große Herausforderung. Hierbei wird der Aquakultur das Potenzial zugeschrieben, einen maßgeblichen Beitrag zu leisten, da die Ökobilanz im Vergleich mit anderen Verfahren zur Erzeugung tierischen Eiweißes deutlich besser ist. Daher bestehen unter Wahrung der Säulen der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch, sozial) aufgrund ungenutzter Ressourcen Wachstumsmöglichkeiten /1/. Bedingt durch eine weltweit steigende Nachfrage nach Fischprodukten und den gleichzeitigen Rückgang der natürlichen Bestände durch Überfischung ist die Aquakultur einer der am schnellsten wachsenden Nahrungsmittelproduktions-Sektoren (Bild 1). Der Anteil der Fischproduktion aus Aquakulturen wuchs zwischen den Jahren 1980 und 2012 durchschnittlich um 8,6 % an. In jüngerer Vergangenheit stieg die Produktionsmenge von 32,4 Mio. t im Jahr 2000 um mehr als das Doppelte auf 66,6 Mio. t (2012) an /2/. Beinahe die Hälfte der gesamten Fischproduktion weltweit wurde damit bereits von der Aquakultur gedeckt (Bild 2). Während die asiatischen Länder, insbesondere China, im Jahr 2012 knapp 89 % zur weltweiten Aquakulturproduktion beitrugen, betrug der Anteil Europas lediglich 4,32 %. Für 2013 wurde ein weiterer Anstieg der weltweiten Produktionsmenge um weitere 5,8 % auf insgesamt 70,5 Mio. t erwartet /2/. Fischaufkommens in Deutschland stammten aus der Eigenproduktion, die sich aus Eigenanlandungen der deutschen Fischerei, dem Aufkommen aus der Binnenfischerei sowie der Aquakultur zusammensetzt. In Deutschland existierten 2013 6.192 Aquakulturbetriebe, von denen 4.739 Betriebe Fische in Warmwasserteichen, Kalt- und Warmwasseranlagen sowie Netzgehegen erzeugten. Die Jahresproduktion betrug rund 26.000 t, davon 20.400 t Fisch, 5.036 t Weichtiere und 58 t Roggen/Kaviar (siehe auch Tabelle 1) /3/. Ein positiver Trend ist bei der Entwicklung der Produktionsmengen aus Warmwasserkreislaufanlagen zu verzeichnen /4/. Hierzu zählen auch die 10 Betriebe, in denen der Afrikanische Wels mit einer Jahresproduktionsmenge von ca. 1.400 t Fanggewicht im Jahr 2014 erzeugt Definition Aquakultur In der Fischerei-Grundverordnung der EU wird Aquakultur in Anlehnung an die FAO (Food and Agriculture Organization oft the United Nation) definiert als „kontrollierte Aufzucht aquatischer Organismen mit Techniken zur Steigerung der Produktion über die natürlichen ökologischen Kapazitäten hinaus. Die Organismen verbleiben in allen Phasen der Aufzucht bis einschließlich der Ernte Eigentum einer natürlichen oder juristischen Person.“ In Deutschland ist folgende Definition gebräuchlich: Der Begriff Aquakultur beschreibt die kontrollierte Aufzucht, Haltung und Vermehrung aquatischer Organismen /1/. wurde /5/. Der Produktionsumfang dieser Fischart konnte zwar innerhalb von einem Jahr verdoppelt werden, der Anteil bezogen auf die Jahresproduktion von Fischen in Aquakulturanlagen 2013 liegt bei ca. 7 %. Obwohl auch in Deutschland die Nachfrage nach Fischprodukten steigt, gibt es zu wenig Zuwachs in der Produktionsmenge. Hier spielen komplexe rechtliche Rahmenbedingungen hinsichtlich Produktqualität, Umweltschutz und Gesundheit bei der behördlichen Genehmigung eine Rolle. Zu erwähnen ist aber auch der starke Preisdruck im Vergleich zu Importprodukten /4/. Möglichkeiten der Aquakultur in Deutschland/Europa Die Entwicklung der Aquakultur in Deutschland/Europa stagniert hingegen /1/. In Deutschland betrug das Gesamtaufkommen an Fisch und Fischereierzeugnissen im Jahr 2013 rund 2 Millionen Tonnen, von denen rund 1,8 Mio. t (88 %) aus Importen gedeckt wurden. Lediglich 12 % des gesamten wwt-online.de Bild 1 Forellenaufzucht als Aquakultur Foto: focus finder SPECIAL INDUSTRIE + WASSER 19 SPECIAL INDUSTRIE + WASSER 100 % 160 80 140 70 120 60 100 50 80 40 60 30 40 20 20 10 Anteil Mio. t 0 1990 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 gefangener Fisch in Aqaukultur produzierte Menge Anteil 200 weltweit Anstieg der Aquakulturen bezüglich der gesamten Jahrestonnage 0 10 2012 Jahr Bild 2 Anteil der Aquakultur an der gesamten Fischproduktion /2/ Politische und rechtliche Rahmenbedingungen Aufgrund der geschilderten Abkopplung der Entwicklung der europäischen Aquakultur vom weltweiten Trend hat die EU reagiert und mit Artikel 34 der Fischerei-Grundverordnung (EU-Verordnung (EG) 1380/2013) im Jahr 2013 die Mitgliedsländer aufgefordert, in Anlehnung an die „Strategischen Leitlinien für die nachhaltige Entwicklung der Aquakultur in der EU“ nationale Strategien zu entwickeln. Der auf Beschluss der Agrarministerkonferenz erstellte Nationale Strategieplan Aquakultur Deutschland enthält drei Kernziele: ❙❙ Erhaltung, Stabilisierung und Ausbau der vorhandenen Aquakultur-Produktionskapazitäten ❙❙ Erhöhung der Erzeugung von Fischen und anderen Aquakulturerzeugnissen in nachhaltiger Produktion (Wachstum) ❙❙ E rhaltung von Teichlandschaften und Wiederinbetriebnahme brachliegender Grafik: TU Berlin Teiche als spezielle Form der Aquakultur mit ihrer typischen extensiven Wirtschaftsweise und ihrer Doppelfunktion für Fischwirtschaft und Gemeinwohl (Naturschutz, Landschaftsbild, Wasserhaushalt). Die unverbindlichen quantitativen Wachstumsziele sollen mittelfristig im Zeitraum 2014 bis 2020 erreicht werden. Für Kreislaufanlagen wird als Entwicklungsziel formuliert, die Produktionsmenge auf 20.000 t zu steigern (mehr als das zehnfache der Jahresproduktion 2011) und die Anzahl der Anlagen auf ca. 100 zu erhöhen (= Verdopplung im Vergleich zum Jahr 2011). Im Detail wird auch die Verbesserung der Produktionstechnologie in Teichwirtschaften, Durchflussanlagen und Kreislaufanlagen unter besonderer Berücksichtigung der Vermeidung bzw. Verwertung von Abwasser und Abfallstoffen als Ziel benannt /1/. Diese Aussagen stehen im Widerspruch zu den genehmigungsrechtlichen Problemen, die sowohl Baugenehmigungen für technische Aquakulturanlagen im Außenbereich als auch Einleitungsgenehmigungen betreffen. Baugenehmigungen werden gar nicht oder erst nach langen Prüfungsverfahren erteilt. Aufgrund der starken regionalen Unterschiede in der Erteilung von Einleitungsgenehmigungen gibt es für Investoren keine Planungssicherheit /4/. Für Aquakulturanlagen sind grundsätzlich die Bundesländer zuständig, eine bundesweite Koordination bei der Lösung branchenspezifischer Probleme wird dadurch erschwert /1/. Bundesweite Gesetze haben ebenso wie europäische Richtlinien und Verordnungen direkten Einfluss auf die Branche. Aufgrund der Vielzahl zu berücksichtigender Rechtsnormen und der fehlenden Bündelung von Zuständigkeiten können Genehmigungsverfahren in die Länge gezogen und teuer werden. Um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wurde vom Land Schleswig-Holstein im Informationsblatt „Entwicklung und Förderung einer nachhaltigen Aquakultur in Schleswig-Holstein (Binnenland) – Genehmigungsleitfaden für Investoren“ (2015) eine Übersicht der ggf. erforderlichen Genehmigungen zusammengestellt. Neben der baurechtlichen Genehmigung sind eine wasserrechtliche Erlaubnis sowie eine Genehmigung der Aquakulturanlage durch die Wasserbehörde erforderlich. Weitere ggf. genehmigungspflichtige betroffene Rechtsbereiche sind das Naturschutzrecht, das Fischereirecht sowie Veterinärrecht, lebensund Futtermittelrechtliche Anforderungen und Tierschutzrecht. Ein zuständiger Ansprechpartner für die Antragstellung und Beratung ist nicht vorgesehen, es wird Tab. 1 Gesamtaufkommen an Fischen (t) aus der Binnenfischerei im Jahr 2013 /3/ Bundesland Seen- und Flussfischereia) Baden–Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg–Vorpommern Niedersachsen Nordrhein–Westfalen Rheinland–Pfalz Saarland Sachsen Sachsen–Anhalt Schleswig–Holstein Thüringen Deutschland gesamt 366c 370c) 160 1.365* – – 6c) 582 97* 6 20c) – 8 37 234 2 3.253 Warmwasserteicheb) 231 3.120 – 1.062 – – 18 307 241 10 6 – 3.459 56 91 216 8.816 Kaltwasseranlagenb) 4.630 4.703 – 335 – – 473 78 1.859 1.321 263 c) 251c) 362 31c) 776 15.143 Aquakultur Warmwasseranlagena) – 5 – 152 – – 41c) 468 887 k. A. – – 420 c) k.A. k.A. 1.973 Netzgehegea) – k.A. – 19* – – – k.A. 35* – – – 15 28 20 k.A. 117 Angelfischereia) Gesamt 2.000* 3.120c) 65* 660* 25c) k.A. k.A. 1.435 650* 650* k.A. k.A. 249 140 30c) 210* 7.799 7.227 11.318 225 3.593 25c) k.A. 538 3.769 1.987 289 k.A. 4.402 623 406 1.204 37.101 *geschätzt; k.A. – keine Angaben; a)nach Angaben der obersten Fischreibehörden der Bundesländer; b)Summe aus Speisefischen gemäß Aquakulturstatistikerhebung sowie Satz– und Nebenfischen gemäß Angaben der Fischereibehörden der Länder; c)bitte Fußnoten in Tabelle des entsprechenden Kapitels beachten 20 9/2015 Futter N, P, organische Substanzen N, P, organische Substanzen Abwasser Nitrifikation Haltungsbecken O2 CO2 Atmung Feststoffabscheidung Denitrifikation NH4+ NH3 NO3 NO2 N2 NO3 Schlamm N2 O2 Bypass CO2 Keimreduktion Desinfektion Belüftung Frischwasser O2 Aufbereitung CO2 CO2 O2 optional Bild 3 Schematische Darstellung einer Kreislaufanlage /6/ hierzu u. a. auf das Kompetenznetzwerk Aquakultur (KNAQ) verwiesen /6/. Anlagentypen Es werden folgende Anlagentypen für die Produktion von Speisefischen im Binnenland unterschieden: ❙❙ Teichanlagen ❙❙ Netzgehegeanlagen ❙❙ Durchflussanlagen ❙❙ teilgeschlossene Anlagen ❙❙ geschlossene Kreislaufanlagen (inklusive Sonderform Aquaponic). Teichanlagen stellen die älteste Form der Fischhaltung dar. Karpfenteiche sind typische Bestandteile unserer Kulturlandschaft, zu finden insbesondere in Bayern, Sachsen und Brandenburg. In der Regel werden die Teiche im Frühjahr befüllt/bespannt, im Jahresverlauf werden lediglich Verdunstungsverluste ausgeglichen. In der Stagnationsphase bis zur Abfischung im Herbst kann sich der Wasserkörper erwärmen /4/. Die bewirtschaftete Teichfläche beträgt laut Aquakulturstatistikerhebung 2011 des statistischen Bundesamtes rund 24.000 ha. Durchflussanlagen dienen vornehmlich der Produktion von Forellen. Sowohl Teichanlagen als auch Durchflussanlage sind in den natürlichen Wasserkreislauf eingebunden, d.h. sie sind Gewässer bzw. Gewässerbe- Grafik: TU Berlin standteile. Die Fischzucht wird direkt von den natürlichen Gegebenheiten beeinflusst. Sie gehören zu den nicht abwasserabgabepflichtigen Formen der Fischproduktion. Kreislaufanlagen hingegen sind technische Anlagen, die unabhängig von einem Gewässer errichtet werden können. Teilgeschlossene Anlagen sind durch eine vergleichsweise hohe Wasseraustauschrate gekennzeichnet. Als geschlossene Kreislaufanlagen (siehe Bild 3) hingegen werden Anlagen bezeichnet, die aufgrund einer hohen Rezirkulation des Produktionswassers mit einem geringen täglichen Wasseraustauschvolumen betrieben werden. Abwasser und Schlamm müssen täglich abgezogen werden, um die Konzentrationen der Inhaltsstoffe im Haltungsbecken (Salz, Ammonium, Nitrat, Phosphor, Keime, Trübung (suspendierte Stoffe) usw.) auf einem verträglichen Niveau für die Fischzucht einzustellen. /6/ nennt weniger als 20 % Frischwassernachfüllung/ Tag als Grenze, in /1/ wird ein Wasseraustausch kleiner 10 % des Gesamtanlagenvolumens/Tag definiert. Aquaponic-Anlagen stellen eine Sonderform dar. Durch Kombination der Fischzucht mit Pflanzenanbau sollen Nährstoffkreisläufe geschlossen werden, es kann ein nahezu emissionsfreies System entstehen/8/. Randbedingungen für den Betrieb einer Tab. 2 Belastungshöchstwerte im Ablaufwasser nach /6/ Parameter g je kg Futter und Tag Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) Phosphor, gesamt (Pges) Stickstoff, gesamt, als Summe von Ammonium-, Nitrit- und Nitratstickstoff (Nges) 100* 7* 40* *Frachtermittlung aus einer 24-Stunden-Mischprobe und dem korrespondierenden Volumenstrom wwt-online.de SPECIAL INDUSTRIE + WASSER 21 SPECIAL INDUSTRIE + WASSER Tab. 3 Belastungshöchstwerte im Ablaufwasser (Jahresmittel) nach /8/ Phosphor (Pges)* Stickstoff (GesN)* Bestehende Süßwasserfischzuchten Neue und rekonstruierte Süßwasserfischzuchten Bestehende und neue marine Aquakulturen *Werte je kg Fisch produziert (Lebendgewicht) 7g 6g 7g 50 g 50 g 50 g Kreislaufanlage sind eine ausreichende Frischwasserversorgung, meist über einen leistungsfähigen Brunnen, sowie ein geeignetes Gewässer oder ein Anschluss an die öffentliche Kanalisation zur Entsorgung des Restwassers. Die Anlagen werden als Warmwasseranlagen betrieben (bis zu 28 °C), für eine nachhaltige Produktion muss daher eine externe Wärmeversorgung, z. B. von einer Biogasanlage, vorhanden sein. Aus der Kopplung der Energie- und Stoffströme ergeben sich Synergien, die über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu erhöhten Einspeisevergütungen führen können /4/. Zur Vermeidung von Wärmeverlusten ist ein Betrieb in wärmeisolierten Gebäuden empfehlenswert. In der Folge ist vergleichsweise wenig Heizwärme erforderlich. Das Konzept weist niedrige Emissionswerte auf. des derzeit in Bearbeitung befindlichen Merkblattes DWA M 777 „Grundsätze für Bemessung, Bau und Betrieb von Speisefischproduktionsanlagen“ zu erwarten. Belastungsberechnung nach LAWA Das anfallende Ablaufwasser von Aquakulturanlagen ist belastet mit Futtermittelresten, Stoffwechselprodukten der Fische sowie ggf. Medikamenten und Desinfektionsmitteln. Es fehlen jedoch umfassende Messdaten, um für die Auslegungs- und Genehmigungsphase detaillierte Ablaufqualitäten zu ermitteln. Im Ansatz von /7/ wurde daher festgelegt, dass die Belastungshöchstwerte für Kreislaufanlagen im Verhältnis zur durchschnittlichen Tagesfuttermenge in 7 Tagen zu ermitteln sind. Die Betreiber werden verpflichtet, im Rahmen der Eigenüberwachung den Einsatz von Futtermitteln in einem Betriebstagebuch zu dokumentieren. Unterhalb einer Bagatellgrenze von weniger als 1 t jährlichen Futterverbrauch ist eine Überwachung und Behandlung des Ablaufwassers in der Regel nicht erforderlich /7/. Maßnahmen zur Behandlung des Ablaufwassers sind zu ergreifen, wenn die Werte aus Tabelle 1 überschritten werden oder die Immissionsanforderungen des Einleitgewässers dies erforderlich machen. In /1/ wird als möglicher Nachhaltigkeitsindikator die Nährstoffabgabe je Mengeneinheit erzeugten Fisches vorgeschlagen. Dieser Ansatz fand auch bei der Festlegung von Grenzwerten (Tabelle 2) durch /9/ Anwendung. Dabei wurde angenommen, dass lebendige Fische 0,4 % Phosphor und 2,75 % Stickstoff enthalten. Weitere Empfehlungen sind mit Erscheinen 22 Beschreibung des Forschungsvorhabens Für die Reinigung von Prozessabwässern aus der Speisefischproduktion bestehen derzeit noch kein Stand der Technik und keine allgemeine wirtschaftliche Lösung für die Entsorgung/Verwertung. Der einfache Ansatz, das behandelte Fischabwasser als Beregnungswasser zu verwerten, ist nicht in jedem Landwirtschaftsbetrieb gegeben und kann nur während der Vegetationszeit sinnvoll sein. Die Kreislaufanlagen verfügen über eine Sedimentation mit Schrägklärer zur Abscheidung der Feststoffe und eine biologische Stufe (im Prozess integriert). Durch die Behandlung des Ablaufwassers aus der Kreislaufanlage in einem bewachsenen Bodenfilter ergibt sich die Möglichkeit, mindestens einen Teil des ausgeschleusten Prozesswassers wieder in den Kreislauf zurückzuführen und das restliche Fischabwasser gezielt zu behandeln, so dass eine geregelte Einleitung in die Oberflächengewässer möglich wird. Hierdurch wird die Ressource Wasser geschont, durch die Rückführung Kosten reduziert und durch die Behandlung des Abwassers das Genehmigungsverfahren für Kreislaufanlagen vereinfacht. Durch eine Integration einer Denitrifikation in das energieeffiziente Pflanzenkläranlagensystem können die Wasserverluste des Kreislaufs durch Erzeugung und Nutzung von Brauchwasser weiter verringert werden. Nicht genutztes Brauchwasser kann dann durch die weitergehende Reinigung in der Regel in nahe Gewässer abgeleitet werden ohne diese zu schädigen. Das Arbeitsprogramm umfasst die Analyse der Prozesswasser- und Abwasserbeschaffenheit von bestehenden Anlagen, um die Anforderungen für die Reinigung des Ablaufwassers zu ermitteln. Zunächst werden 5 Anlagen einem Screening unterzogen, bei dem aus Stichproben erste Größenordnungen ermittelt werden. Anschließend sind gezielte Messungen im Wasserkreislauf der Aquakultur durchzuführen (24h-Mischproben), um die Belastungsgrößen und Zielwerte für die Qualitätsanforderungen zu ermitteln. Die Beprobung wird ergänzt durch Absetzversuche im Labor sowie die Bestimmung der O 2 -Zehrung und Nitrifikationssowie Denitrifikationsraten. Im Anschluss sind die Bemessungsansätze für den bepflanzten Bodenfilter zu entwickeln und die Verfahrenstechnik ist zu optimieren. In eine Wirtschaftlichkeitsanalyse sollen auch Betrachtungen zum Energiebedarf einfließen. Mit diesem Projekt können auch genehmigungsrechtliche Standards für die Abwasseraufbereitung aus geschlossenen Aquakultursystemen abgeleitet werden, um wassergenehmigungsrechtliche Unklarheiten zu beseitigen. Danksagung Das Projekt wird mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, DBU, gefördert. /1/ Nationaler Strategieplan Aquakultur für Deutschland, 2014 /2/ FAO: The State of World Fisheries and Aquaculture 2014. Opportunities and challenges. SOFIA. Rome, 2014 /3/ Fisch-Informationszentrum: FischwirtschaftDaten und Fakten, 2014 /4/ Brämick, U.: Jahresbericht zur Deutschen Binnenfischerei und Binnenaquakultur 2013. Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow, 2014 /5/ filetas Fischgut eG & Co. Vertriebs OHG, 2015 /6/ Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume: Entwicklung und Förderung einer nachhaltigen Aquakultur in Schleswig-Holstein (Binnenland), 2015 /7/ LAWA: Hinweise zur Verringerung der Belastung der Gewässer durch die Fischhaltung, 2003 /8/ Kloas, W.: Der Tomatenfisch. Nachhaltige Aquakultur zur Sicherung der Ernährung im 21. Jahrhundert. Berlin 18.12.2014 /9/ HELCOM: HELCOM RECOMMENDATION 25/4. Measures aimed at the reduction of discharges from fresh water and marine fish farming, 2004 Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch Dipl.-Ing. Stefan Rettig Technische Universität Berlin FG Siedlungswasserwirtschaft E-Mail: [email protected] Projektpartner: Dr. Günther Scheibe, PAL Anlagenbau GmbH Vivan Blank, Joachim Krüger, Pflanzenkläranlagen GMB Dipl.-Ing. Andrea Albold, OtterWasser GmbH 9/2015