448-452.qxd 03.07.2008 09:22 Seite 448 448 • PRAXIS PRAXISLETTER Thema Raucher leben ungesund – auch aus endodontischer Sicht! Hintergrund Segura-Egea JJ, Jiménez-Pinzón A, Rios-Santos JV, VelascoOrtega E, Cisneros-Caballo R, Poyato-Ferrera M: High prevalence of apical periodontitis amongst smokers in a sample of Spanish adults. Int Endod J 41, 310-316 (2008). Der Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung beträgt in Deutschland 27 %, wobei der Jahresverbrauch an Zigaretten pro Kopf der Gesamtbevölkerung im Jahre 2005 bei fast 1.400 Stück lag [4]. Die Gesundheitsschädlichkeit des Tabakkonsums ist zweifelsfrei belegt. So gilt Tabakrauchen als gesicherter Risikofaktor für verschiedene Tumorerkrankungen, Asthma, koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall, arterielle Verschlusskrankheiten, chronisch obstruktive Lungenkrankheiten, Leberzirrhose und trägt ferner zur Schwächung des Immunsystems bei. In Deutschland ist jährlich von etwa 110.000 bis 140.000 tabakbedingten Todesfällen auszugehen [3]. Zudem wurde vielfach nachgewiesen, dass Tabakrauchen als signifikanter Risikofaktor für die Entstehung einer marginalen Parodontitis anzusehen ist [2, 5, 9]. Aufgrund dieser Erkenntnisse ist zu vermuten, dass die Prävalenz von apikalen Parodontitiden bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern erhöht sein könnte. Bewertung Die oben zitierte Studie umfasste 109 Raucher (Durchschnittsalter: 35,0 Jahre) sowie 71 Nichtraucher (Durchschnittsalter: 40,3 Jahre). Bei allen Patienten wurde ein mindestens 14 Aufnahmen umfassender Röntgenstatus mittels intraoraler Zahnfilme angefertigt. Anhand dieser wurden dann jeweils die periradikulären Strukturen un- ter Zugrundelegung des Periapikalen Index (PAI) beurteilt. Eine PAI-Bewertung über 2 wurde als pathologischer Prozess klassifiziert. Nach statistischer Analyse ergaben sich folgende Ergebnisse: • Bei den Rauchern lag in 81,3 % der Fälle eine apikale Parodontitis an zumindest einem Zahn vor. Demgegenüber war dies bei den Nichtrauchern nur in 41 % der Fälle zu beobachten. Dieser Unterschied erwies sich als statistisch signifikant. • Während 47 % der Raucher mindestens einen wurzelkanalbehandelten Zahn aufwiesen, traf dies nur auf 31 % der Nichtraucher zu. Dieser Unterschied war ebenfalls signifikant. Die wurzelkanalbehandelten Zähne waren bei den Rauchern in 71 % der Fälle und bei den Nichtrauchern in 55 % der Fälle mit einer apikalen Parodontitis assoziiert. • Von den insgesamt 2722 bei den Rauchern bewerteten Zähnen wiesen 5 % eine apikale Parodontitis auf, während von den 1731 Zähnen der Nichtraucher nur 3 % eine apikale Parodontitis zeigten. Dieser Unterschied war hoch signifikant. Empfehlung Auf der Grundlage dieser Studie kann folglich festgehalten werden, dass jede Wurzelkanalbehandlung bei Rauchern einen Risikofaktor für die Ausbildung einer apikalen Parodontitis darstellt, indem wurzelkanalbehandelte Zähne bei dieser Gruppe signifikant häufiger mit einer apikalen Parodontitis assoziiert waren als bei der Kontrollgruppe der Nichtraucher. Auch die Prävalenz apikaler Parodontitiden war bei den Rauchern im Vergleich zu den Nichtrauchern signifikant höher. Diese Ergebnisse stimmen mit früheren Beobachtungen überein [6, 7, 8], wobei jedoch in anderen Studien Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 63 • 2008 • 7 • © Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 448-452.qxd 03.07.2008 09:23 Seite 449 PRAXIS • 449 Praxisletter eine erhöhte Prävalenz apikaler Parodontitiden bei Rauchern nicht ermittelt wurde [1, 10]. Insgesamt sollte dennoch aufgrund der Mehrzahl diesbezüglicher Berichte davon ausgegangen werden, dass Tabakrauchen als Risikofaktor für die Entstehung einer apikalen Parodontitis anzusehen ist. Quellen 1. Bergström J, Babcan J, Eliasson S: Tobacco smoking and dental periapical condition. Eur J Oral Sci 112, 115-120 (2004) 2. Bergström J, Eliasson S, Dock J: A 10-year prospective study of tobacco smoking and periodontal health. J Periodontol 71, 1338-1347 (2000) 3. http://www.dhs.de/web/datenfakten/index.php 4. http://www.krebsgesellschaft.de/rauchen_datenzahlenfakten,1050.html 5. Johnson GK, Hill M: Cigarette smoking and the periodontal patient. J Periodontol 75, 196-209 (2004) 6. Kirkevang LL, Vaeth M, Hörsted-Bindslev P, Bahrami G, Wenzel A: Risk factors for developing apical periodontitis in a general population. Int Endod J 40, 290-299 (2007) 7. Kirkevang LL. Wenzel A: Risk indicators for apical periodontitis. Community Dent Oral Epidemiol 31, 59-67 (2003) 8. Krall EA, Abreu Sasa C, Garcia C, Nunn ME, Caplan DJ, Garcia RI: Cigarette smoking increases the risk of root canal treatment. J Dent Res 85, 313-317 (2006) 9. Labriola A, Needleman I, Moles DR: Systematic review of the effect of smoking on nonsurgical periodontal therapy. Periodontology 2000 37, 124-137 (2005) 10. Marending M, Peters OA, Zehnder M: Factors affecting the outcome of orthograde root canal therapy in a general dentistry hospital practice. Oral Surg Oral Med Oarl Pathol Oral Radiol Endod 99, 119-124 (2005) E. Schäfer, Münster Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 63 • 2008 • 7 • © Deutscher Ärzte-Verlag, Köln