Zementherstellung – die Chemie muss stimmen

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Zementherstellung –
die Chemie muss stimmen
Der Einsatz alternativer Brenn- und Rohstoffe bei Holcim Schweiz
Editorial
Dr. Max Schlumpf, Leiter Zementproduktion,
Mitglied der Geschäftsleitung Holcim (Schweiz) AG
3
Herstellungsprozess
Blick in ein modernes Zementwerk
4
Qualitätssicherung
Oberstes Ziel: konstant hohe Zementqualität
6
Brennprozess
Optimaler Brennstoffmix
8
Brennstoffe
Strenge Kriterien für Brennstoffe
10
Zementklinker
Brennstoffe liefern Klinkermineralien
12
Umwelt
Hohe Ziele – tiefe CO2-Bilanz
14
Die Holcim (Schweiz) AG ist eine Tochtergesellschaft des weltweit tätigen
Baustoffkonzerns Holcim Ltd. Mit
1300 hoch motivierten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern produziert Holcim
Schweiz Baustoffe für verschiedenste
Einsatzzwecke.Zu unseren Leistungen
gehört die technische und logistische
Unterstützung. Fundiertes Wissen
und langjährige Erfahrung tragen zu
massgeschneiderten Lösungen bei.
Zementwerk Untervaz
2
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Beton ist zum wichtigsten Baustoff
der Welt geworden. Ingenieure und
Architekten realisierten damit kühnste
Brücken und monumentale Sportstadien ebenso wie Einfamilienhäuser
und Betonstrassen. Der Aufstieg des
Baustoffs Beton war aber nur dank
der Erfindung des Bindemittels Portlandzement möglich. Zement ist ein
unverzichtbarer Bestandteil jedes
Betons.
Wir stellen Zementklinker aus natürlichen Rohstoffen wie Kalkstein,
Mergel und Ton in einem kontrollierten
Brennprozess her. Dieser Prozess
benötigt sehr hohe Temperaturen
von bis zu 1450°C und ist deshalb sehr
energieintensiv. Als Folge des Brennprozesses gelangt auch Kohlendioxid
(CO2) in die Luft. Holcim hat schon vor
über 30 Jahren vorausschauend nach
Lösungen gesucht, die traditionellen
Brennstoffe, die sogenannten fossilen
Energieträger wie Kohle und Schweröl,
teilweise zu ersetzen. Mit der Verwendung CO2-neutraler alternativer
Brennstoffe wie Trockenklärschlamm,
Tiermehl oder Altreifen fand die
Zementindustrie einen von Behörden
und Umweltverbänden anerkannten
Weg, die vom Gesetzgeber geforderte
CO2-Reduktion zu leisten.
Unsere Zementwerke setzen nur ausgewählte alternative Brennstoffe ein.
Diese müssen die strikten Grenzwerte
des Gesetzgebers und die strengen
Qualitätsvorgaben des Endprodukts
Zement erfüllen. Regelmässige
Qualitätsprüfungen während des
gesamten
Produktionsprozesses
stellen die Einhaltung dieser Vorgaben
sicher. Wir können ausgewählte
alternative Brennstoffe nur einsetzen,
weil die mineralischen Verbrennungsrückstände chemisch zu Zementklinker
umgewandelt werden.
Unsere Zementwerke erzeugen mit
alternativen Brennstoffen einen
Zementklinker mit konstanter Qualität auf höchstem Standard.
Es ist unser Ziel, mit den veränderten
Anforderungen des Marktes und des
Gesetzgebers stetig Schritt zu halten
und unseren Kunden weiterhin
qualitativ hochstehende Zemente
zur Verfügung zu stellen. Auch wollen
wir einen Beitrag zur Reduktion der
Umweltbelastung leisten. Unser Verkaufsteam steht Ihnen für Auskünfte
jederzeit zur Verfügung.
Dr. Max Schlumpf
Leiter Zementproduktion,
Mitglied der Geschäftsleitung
Holcim (Schweiz ) AG
3
«Dank ständiger Überwachung und Optimierung
der Prozesse sowie Einsatz neuester Technologien
garantieren wir höchste Produktqualität.»
Marius Seglias kann mit Hilfe der
computergesteuerten Prozessüberwachung sämtliche Produktionsschritte im Zementwerk Untervaz
ständig kontrollieren und schon
bei kleinen Prozessabweichungen
die nötige Feinabstimmung vornehmen. Die stetige Optimierung
der Prozesse und der Einsatz neu-
Marius Seglias
Leiter Produktion
Zementwerk Untervaz
ester Technologien erlauben dem
Ingenieur einen konstanten Zementherstellungsprozess, der Voraussetzung für höchste Produktqualität
ist.
Herstellungsprozess
Blick in ein modernes Zementwerk
Ausgangsmaterialien für die Herstellung von Zement sind Kalkstein,
Mergel und Ton. Diese Rohmaterialien gewinnen die Zementwerke
durch Sprengung aus dem Steinbruch.Im Brecher wird das Sprenggut
zerkleinert, mit einem Transportband
ins Zementwerk gefördert, im Mischbett vorgemischt, homogenisiert
und in der Rohmehlmühle zur
gewünschten Feinheit vermahlen.
Um die hohen Qualitätsanforderungen zu erfüllen, werden weitere
Korrekturstoffe zudosiert.
Anschliessend erhitzen heisse Ofenabgase im Wärmetauscher das Rohmehl auf rund 1000°C. Darauf
gelangt das vorgewärmte Rohmehl
in den Drehrohrofen. Hier steigt die
Temperatur des Mehls auf 1450°C.
Bei dieser Temperatur wandeln
sich die Mineralien der Rohstoffe
chemisch in Klinkermineralien um,
die sich zu schotterartigem, dunkelgrauem Zementklinker formen. Die
hohen Temperaturen im Ofen entstehen durch eine Flamme, die durch
Kohle, Öl sowie alternative Brennstoffe (Trockenklärschlamm, Tiermehl, Tierfett, Lösungsmittel und
Kunststoffe) genährt wird, und durch
Altreifen, die am Ofeneingang aufgegeben werden.
Abbildung 1:
Der Einsatz alternativer Brenn- und
Rohstoffe im Herstellungsprozess von
Zement.
Steinbruch
Nach dem Brennprozess kühlt Luft
den Zementklinker schnell und kontrolliert ab, um einen optimalen
Kristallaufbau der Klinkermineralien
zu erzielen. Dann vermahlen Zementmühlen den Klinker zusammen mit
zirka sieben Prozent Gips zum
allgemein gebräuchlichen Portlandzement. Durch Variieren der Mahlfeinheit und Zumahlen von weiteren
Bestandteilen wie Kalkstein oder
Silicastaub entstehen Zemente mit
bestimmten Eigenschaften.
Chemiker überwachen den gesamten
Produktionsprozess, indem sie von
den Ausgangsmaterialien, Brennstoffen, Rohmehl und Zementklinker, Proben nehmen. Sie garantieren damit die gleichbleibende,
hohe Qualität.
Der Drehrohrofen ist das Herzstück des Zementwerks.
Die Rohstoffe werden hier, chemisch umgewandelt, zu
Zementklinker gebrannt.
Modernste Anlagen packen einen Teil
des Zements in Säcke ab. Den weitaus
grösseren Teil transportieren Silofahrzeuge zu unseren Kunden. Der
Versand erfolgt per Lastwagen oder
Bahn.
Mischbett
Wärmetauscher
Rohmehlmühle
verunreinigtes Erdreich
Altreifen
Drehrohrofen
Klinkerlager
Zementmühle
Trockenklärschlamm
Tiermehl, Tierfett
Lösungsmittel, Öl,
Kohle, Kunststoff
5
«Nebenelemente und Spurenelemente haben
in geringen Mengen keinen Einfluss auf die
Zementqualität.»
In verschiedenen Projekten untersuchen Stefan Sollberger und sein
Team die Einflüsse der Nebenelemente auf die Eigenschaften
von Zementen. Mit allen Zementen
führen sie periodisch standardisierte
Zement-, Mörtel- und Betonprüfungen durch, um eine konstante
Zementqualität sicherzustellen.
Stefan Sollberger
Leiter Entwicklung Technical Center
Das Technical Center in Würenlingen,
Aargau, führt die Schwermetallanalysen für alle Zemente der
Holcim Schweiz durch. Es stellt
durch die Teilnahme an nationalen
und internationalen Ringversuchen
die Qualität der Schwermetallanalysen auch gegenüber den
Behörden sicher.
Qualitätssicherung
Oberstes Ziel: konstant hohe Zementqualität
Zementklinker besteht chemisch aus
Calcium-, Silicium-, Aluminium- und
Eisenoxid. Daneben enthält der
Zementklinker in kleinsten Mengen
Neben- und Spurenelemente.
Nebenelemente
Die häufigsten Nebenelemente sind
Alkalien, Sulfate und Chloride. In
geringsten Mengen kommen auch
Magnesium, Phosphate und Mangan
vor. Chlorid stammt aus den Rohmaterialien und aus dem Alternativbrennstoff Lösungsmittel; Phospate
sind in Tiermehl und Tierfett enthalten.
Von allen Nebenelementen ist der
Einfluss auf die Zementeigenschaften
bekannt. Schwankungen im Gehalt
der Alkalien und Chloride haben Auswirkung auf die Erhärtung des
Zements. Deshalb ist es wichtig,
dass die Konzentration im Zement
konstant ist. Bei den anderen Nebenelementen ist der Einfluss auf die
Zementeigenschaften erst nach
einem Vielfachen der üblichen
Konzentration bemerkbar.
Spurenelemente
Bei den Spurenelementen handelt
es sich um Schwermetalle. Diese
beeinflussen die Zementeigenschaften nicht, können aber die Umwelt
schon in geringen Mengen belasten.
Die Zementindustrie hat mit dem
Bundesamt für Umwelt, Wald und
Landschaft (Buwal) die Richtlinien
für den Einsatz von alternativen
Roh- und Brennstoffen erarbeitet,
die strenge Limiten für die Schwermetallgehalte im Zement festlegen.
Die beschränkte Menge wird vollständig im Beton eingebunden. Dies
garantiert, dass die Schwermetalle
nicht umweltaktiv sind.
Automatisierte Probeentnahme und Computeranalyse mit
moderner Robotertechnik im Labor Untervaz.
Vereinbarungen mit den Lieferanten
von Roh- und Brennstoffen und Eingangskontrollen der gelieferten Stoffe
in den Zementwerken stellen die Einhaltung der Grenzwerte sicher. Es
geht dabei nicht nur um die Erfüllung
nationaler Normvor-gaben, sondern
auch um die Erfüllung hochgesteckter
Qualitätsziele von Holcim Schweiz.
Es ist die Aufgabe der Qualitätssicherung im Technical Center und in
den Zementwerklabors, die Einhaltung der Grenzwerte bei den Rohstoffen und bei den Brennstoffen
regelmässig zu kontrollieren.
Abbildung 2:
Die Konzentration der Nebenelemente
wird so gehalten, dass sie im Zement
keinen Einfluss haben.
Konzentration im Zement
Nebenelemente
Konz. im Zement
mögliche Auswirkungen
Magnesium
1.0 – 3.0%
Expandiert falls grösser 5%
Sulfate
3.0 – 4.0%
Beeinflusst Festigkeitsentwicklung
Alkalien
0.5 – 1.2%
Fördert Frühfestigkeit
Phosphate
0.2 – 0.6%
Abbindeverzögerung, falls grösser 1%
Mangan
0.05 – 0.2%
Beeinflusst Zementfarbe
Chloride
0.02 – 0.05%
Korrodiert falls grösser 0.1%
7
«Unsere Ingenieure und Chemiker verfügen über lange
Erfahrung im Umgang mit Alternativbrennstoffen
und haben die Prozesse im Griff.»
Der
Einsatz
von
Alternativbrennstoffen war eine technische
Herausforderung. Neben neuen
Siloanlagen mussten auch neue
Brenner
entwickelt
werden.
Anpassungen bei der Prozesstechnik, Instandhaltung, Sicherheitstechnik sowie Qualitätssicherung
und beim Qualitätsmanagement
Cyril Roland
Assistent Werkleitung
Zementwerk Eclépens
waren erforderlich. All dies ist mit
entsprechenden Investitionen verbunden. Heute ersetzt André Caluori
in seinem Werk in Eclépens rund
60 Prozent des Energiebedarfes mit
alternativen Brennstoffen.
Brennprozess
Optimaler Brennstoffmix
Ein modernes Zementwerk setzt
heute verschiedene Brennstoffe ein,
um die hohen Temperaturen für die
Zementklinkerproduktion zu erzeugen.
Die Hitze und die lange Verweilzeit
der Ausgangsstoffe im Drehrohrofen
lösen einen chemisch-mineralogischen
Prozess aus, dessen Endprodukt der
Zementklinker ist. Diese Stoffumwandlung erlaubt die Nutzung von
ausgewählten alternativen Brennstoffen: Der Verbrennungsprozess
setzt den organisch-chemischen Anteil
der Brennstoffe in Wärme um. Die
Brenntemperatur von rund 1450°C
zerstört organische Schadstoffe vollständig. Die mineralischen Anteile
der Brennstoffe werden chemisch zu
Zementklinker umgewandelt. Durch
diese neuen Brennstoffe ergeben
sich für die Verfahrenstechnik und
die Qualitätsüberwachung neue Aufgaben: Die Verantwortlichen in den
Zementwerken beschäftigen sich
heute mit Brennstoffen, die im Vergleich zu den traditionellen Brennstoffen wie Kohle und Schweröl eine
andere Aufbereitung, Lagerung und
Anwendung erfordern.
Abbildung 3:
Moderne Brenner erlauben den Einsatz
verschiedener Brennstoffe gleichzeitig
und ermöglichen einen konstanten
Prozess.
Neue Brennergeneration
Der gleichzeitige Einsatz verschiedener
Brennstoffe macht die neue Brennergeneration der Drehrohröfen möglich.
Der Brenner düst einen Hauptbrennstoff wie Kohle oder Schweröl zusammen mit Luft in den Ofen ein. So
entsteht die Stützflamme. Zusätzlich
bläst Druckluft feste und flüssige
alternative Brennstoffe in die Flamme Diese Technik hält die Brenntemperatur konstant. Dies ist nötig,
um einen Zementklinker mit homogener Qualität zu brennen. Dafür ist
der Ofenfahrer im Leitstand verantwortlich. Er dosiert mit Hilfe von
computergesteuerten Kontroll- und
Messanlagen die Brennstoffzufuhr
und bestimmt, unterstützt durch das
Qualitätslabor, den Brennstoffmix.
Bei einer Brenntemperatur von 1450°C werden im Drehrohrofen sämtliche organischen Stoffe vollständig verbrannt.
Luftzufuhr
feste
alternative
Brennstoffe
flüssige
alternative
Brennstoffe
Traditionelle Brennstoffe
(Kohle, Schweröl)
9
«Ein alternativer Brennstoff muss chemisch und
physikalisch in unseren Produktionsprozess passen.»
Der Markt der alternativen Brennstoffe bietet eine Vielzahl von
Materialien an. Nur wenige eignen
sich als Brennstoffe in der Zementindustrie. Es kommen nur Brennstoffe in Frage, die eine bestimmte
chemische
und
physikalische
Zusammensetzung aufweisen und
somit keinen ausgewiesenen negati-
Godi Huwiler
Waste-Manager Holcim (Schweiz) AG
ven Einfluss auf die Produktqualität
und die Umwelt haben. Godi
Huwiler sucht im Markt nach
solchen Materialien und sorgt mit
den Lieferanten dafür, dass diese
Stoffe in grossen Mengen und
konstanter Qualität den Zementwerken zur Verfügung stehen.
Brennstoffe
Strenge Kriterien für Brennstoffe
Traditionelle und alternative Brennstoffe unterscheiden sich in ihrer
Zusammensetzung nur unwesentlich.
Beide bestehen aus einem brennbaren, organischen Anteil und einem
nicht brennbaren, mineralischen
Anteil. Der organische Anteil der
Brennstoffe verbrennt zu Kohlendioxid und Wasser und erzeugt die
hohe Ofentemperatur.Der mineralische
Anteil wird chemisch vollständig zu
Zementklinker umgewandelt und ist
somit Rohmaterial für den Zementklinker (Abbildung 4). Sie ist bei der
Berechnung der Rohmischung zu
berücksichtigen.
Abbildung 4:
Die Tabelle zeigt die Brennstoffe, die
Holcim Schweiz einsetzt, und wie hoch
deren mineralischer Anteil im Klinker ist.
Schweröl
Mineralische Zusammensetzung
Produkt
Zementklinker (1)
Kohle
1.0 %
konventioneller Brennstoff – wird im
Brennstoffmix als konstanter Brennstoff
eingesetzt
Rohmaterialien
Kalkstein (2)
Mergel (3)
Ton (4)
Altöl
0.0 %
verbrauchte Schmierstoffe – bestehen aus
100% organischen Materialien und
verbrennen deshalb vollständig
Fossilie Brennstoffe
Kohle (5)
In Abbildung 5 ist die chemische
Zusammensetzung des Klinkers, der
Rohmaterialien und der Brennstoffe
dargestellt. Brennstoffe eignen sich
für die Zementherstellung nur, wenn
ihre Rückstände aus Calciumoxid
(CaO), Siliciumoxid (SiO2), Aluminiumoxid (Al2O3) und Eisenoxid (Fe2O3)
bestehen. Der Gehalt an Nebenelementen und Schwermetallen wird
stets überwacht und muss strengen
Qualitätskriterien genügen.
0.0 %
traditioneller Brennstoff – besteht aus 100%
organischen Materialien und verbrennt
vollständig. Wird im Brennstoffmix als
traditioneller Brennstoff eingesetzt
Lösungsmittel
0.0 %
aus der chemischen Industrie – bestehen
aus 100% organischen Materialien und
verbrennen deshalb vollständig
Alternative Brennstoffe
Trockenklärschlamm (6)
CSS (mit Lösungsmittel
getränktes Sägemehl) (7)
Altreifen/Gummi (8)
Tier- /Knochenmehl (9)
Kunststoffe
0.0 %
Kunststoff verarbeitende Industrie, besteht
aus 100% organischen Materialien und
verbrennt deshalb vollständig
Altreifen / Gummi
0.2 %
abgefahrene Reifen von Garagen und
Pneuhändlern
Alternative Rohmaterialien
verunreinigtes Erdreich (10)
CSS
0.2 %
mit Lösungsmittel getränktes Sägemehl
Tierfett
0.0 %
Destillat aus Schlachtabfällen – besteht aus
100% organischen Materialien und
verbrennt deshalb vollständig
Tiermehl
0.6 %
sterile Schlachtabfälle – getrocknet und
gemahlen
Knochenmehl
0.8 %
sterile Schlachtabfälle – getrocknet und
gemahlen
Trockenklärschlamm (TKS)
CaO in %
Abbildung 5:
Zementklinker besteht aus
68% Calciumoxid, 22% Siliciumoxid
sowie 10% Aluminium- und Eisenoxid.
0.8 %
aus urbaner Abwasseraufbereitung
100
10
90
20
80
30
70
40
60
10
50
50
6
60
68%
5
40
70
30
80
20
90
7
22%
10
100
in
20
30
40
50
60
70
80
90
100
SiO
10%
11
«Zahlreiche Versuche und Messungen haben ergeben,
dass mit alternativen Brennstoffen erzeugter
Zementklinker höchste Qualitätsstandards erfüllt.»
Mit strikten Annahmebedingungen
und Eingangskontrollen kann Urs
Fuchs sicherstellen, dass die
Qualitätsanforderungen der alternativen Brennstoffe eingehalten
werden. Zusätzlich werden an 15 verschiedenen Kontrollpunkten des
Zementherstellungsprozesses mehrmals täglich Proben entnommen.
Urs Fuchs
Leiter Qualitätssicherung
Zementwerk Siggenthal
Modernste Labors und neueste
Analysemethoden helfen Urs Fuchs,
eine umfangreiche Qualitätskontrolle und damit eine gleichbleibende Qualität des Zementklinkers
sicherzustellen.
Zementklinker
Brennstoffe liefern Klinkermineralien
Kohle und Diamanten – Wer hätte
gedacht, dass beide Materialien aus
hundert Prozent Kohlenstoff bestehen, also dieselbe chemische
Zusammensetzung haben? Die ungleichen Eigenschaften kommen vom
unterschiedlichen mineralogischen
Aufbau.
Genau so verhält es sich mit den Rohmaterialien aus den Steinbrüchen
und den Rückständen der Brennstoffe.
Für die Zementherstellung wird,
chemisch betrachtet, Calciumoxid
(CaO),Siliciumoxid (SiO2),Aluminiumoxid (Al2O3) und Eisenoxid (Fe2O3)
benötigt.Diese Oxide befinden sich sowohl in den natürlich vorkommenden
Rohmaterialien Kalkstein, Mergel
oder Ton als auch in den Rückständen
der eingesetzten Brennstoffe.Werden
diese im Ofen gebrannt und
anschliessend gekühlt, verwandeln
sie sich in die Klinkermineralien Alit,
Belit, Aluminat und Ferrit. Bei diesem
thermischen Prozess spielt die Herkunft der chemischen Elemente keine
Rolle. Wichtig für die Bildung der
Klinkermineralien ist ihre richtige
mengenmässige Zusammensetzung.
Die mengenmässig richtige
Zusammensetzung
der Hauptoxide …
Die vier Klinkermineralien bilden
annähernd 100 Prozent des Zementklinkers. Alit und Belit sind mit rund
80 Prozent die Hauptkomponenten.
Sie verleihen dem Zement die hydraulische Bindeeigenschaft. Aluminat
und Ferrit bilden Schmelzphasen. Sie
sorgen dafür, dass Alit und Belit
bereits bei einer Temperatur von
1450°C entstehen. Aluminat hat einen
geringen Einfluss auf die Festigkeitsentwicklung und einen grossen auf
das Abbindeverhalten, das durch
Gipszugabe reguliert wird. Ferrit
beeinflusst die Zementeigenschaften
nur unwesentlich und verleiht dem
Zement die graue Farbe.
1
Damit die chemischen Elemente im Röntgenspektrometer
als reine Oxide vorliegen, werden die Proben im Labor
verflüssigt und zu transparenten Scheiben gegossen.
1
4
3
68% Calciumoxid
2
22% Siliciumoxid
6% Aluminiumoxid
2
4% Eisenoxid
… führt zur Bildung der Klinkermineralien:
1 Alit, 2 Belit, 3 Aluminat, 4 Ferrit
Abbildung 6:
In einem thermischen Prozess wandeln
sich die Oxide bei 1450°C in Klinkermineralien um.
13
«Die nachhaltige Senkung der Kohlendioxid Emissionen
ist eine der grössten Herausforderungen der modernen
Zementindustrie.»
Die schweizerische Zementindustrie
hat schon vor Jahren die CO2Problematik ernst genommen. Mit
der Strategie, alternative Brennstoffe
einzusetzen, entstehen Synergien:
Reduzierter Bedarf an fossilen
Brennstoffen, Reduktion der CO2Emissionen, Zerstörung organischchemischer Schadstoffe und Nutzung
Dr. Michel Monteil
Leiter Umwelt Zementproduktion
Holcim Schweiz
des mineralischen Brennstoffanteils
als Rohstoff. Zusammen mit Michel
Monteil überwachen die Zementwerke laufend anorganische Schadstoffe wie Schwermetalle, die durch
traditionelle und alternative Brennstoffe in unsere Produkte gelangen.
Umwelt
Hohe Ziele – tiefe CO2-Bilanz
Die Reduktion von Kohlendioxid (CO2)
ist eine der grössten Herausforderungen der Zementindustrie. Bei der
Herstellung einer Tonne Zement entsteht rund eine Tonne CO2. Beim
Brennprozess stammen 55 Prozent
vom Kalkstein und 45 Prozent aus den
Brennstoffen. Im Rahmen des KyotoProtokolls verpflichtete sich die
Schweiz, ihre CO2-Emissionen bis
2010 um 4,35 Millionen Tonnen zu
reduzieren. Das CO2-Gesetz formuliert die Umsetzung.
Nachhaltige Strategie
Die Zementindustrie ist gefordert. Ihr
stehen zwei Strategien zur Reduktion
der CO2-Emissionen zur Verfügung:
Der Einsatz alternativer Brennstoffe
und die Herabsetzung des Klinkergehalts im Zement – wie die Einführung der Portland-kompositzemente
Fluvio, Provato und Flextremo zeigen.
Alternative Brennstoffe ersetzen
fossile Brennstoffe wie Kohle und
Schweröl. Holcim Schweiz substituiert so rund 40 Prozent der benötigten thermischen Energie.
deren Entsorgung ebenfalls CO2
freigesetzt würde. Im Drehrohrofen
werden diese Materialien zu wertvollen Brennstoffen, die ökologisch
sinnvoll und sauber verwertet werden.
Aufgrund dieser Anstrengungen hat
sich die Cemsuisse (Verband der
Schweizerischen Zementindustrie)
gegenüber dem Departement für
Umwelt, Verkehr, Energie und
Kommunikation (Uvek) im Rahmen
einer Branchenvereinbarung verpflichtet, die CO2-Emissionen aus
fossilen Brennstoffen bis 2010 um
740'000 Tonnen zu reduzieren.
Gegenüber dem Stand von 1990
entspricht dies einer Reduktion von
44 Prozent. Das liegt weit über der
gesetzlich verlangten Reduktion von
15 Prozent.
Wir setzen uns für eine schonende Zementherstellung ein:
renaturierter Steinbruch Musital (Abbaugebiet des
ehemaligen Zementwerks Rekingen).
Durch den Einsatz alternativer
Brennstoffe entsteht keine erhöhte
Emission von Schwefeldioxid, Stickoxiden und Schwermetallen. Die
Emissionen eines Zementwerkes
sind in aller Regel durch den Prozess
bedingt.
Alternative Brennstoffe sind CO2neutral, das heisst, es handelt sich
um Materialien, die anderswo vernichtet werden müssten und bei
Abbildung 7:
Verwertung alternativer Brennstoffe
im Zementwerk: Der Gesamtausstoss
von Kohlendioxid (CO2) reduziert sich,
da weniger fossile Brennstoffe wie
Kohle und Schweröl eingesetzt
werden müssen.
Abfall
fossile
Brennstoffe
AbfallZementwerk
entsorgung
Abfall
fossile
Brennstoffe
Thermische und stoffliche
Verwertung im Zementwerk
15
Holcim (Schweiz) AG
Telefon +41 58 850 68 68
Hagenholzstrasse 83
Telefax + 41 58 850 68 69
Postfach
[email protected]
CH-8050 Zürich
www.holcim.ch
04/04
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