Zementherstellung – die Chemie muss stimmen Der Einsatz alternativer Brenn- und Rohstoffe bei Holcim Schweiz Editorial Dr. Max Schlumpf, Leiter Zementproduktion, Mitglied der Geschäftsleitung Holcim (Schweiz) AG 3 Herstellungsprozess Blick in ein modernes Zementwerk 4 Qualitätssicherung Oberstes Ziel: konstant hohe Zementqualität 6 Brennprozess Optimaler Brennstoffmix 8 Brennstoffe Strenge Kriterien für Brennstoffe 10 Zementklinker Brennstoffe liefern Klinkermineralien 12 Umwelt Hohe Ziele – tiefe CO2-Bilanz 14 Die Holcim (Schweiz) AG ist eine Tochtergesellschaft des weltweit tätigen Baustoffkonzerns Holcim Ltd. Mit 1300 hoch motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern produziert Holcim Schweiz Baustoffe für verschiedenste Einsatzzwecke.Zu unseren Leistungen gehört die technische und logistische Unterstützung. Fundiertes Wissen und langjährige Erfahrung tragen zu massgeschneiderten Lösungen bei. Zementwerk Untervaz 2 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Beton ist zum wichtigsten Baustoff der Welt geworden. Ingenieure und Architekten realisierten damit kühnste Brücken und monumentale Sportstadien ebenso wie Einfamilienhäuser und Betonstrassen. Der Aufstieg des Baustoffs Beton war aber nur dank der Erfindung des Bindemittels Portlandzement möglich. Zement ist ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Betons. Wir stellen Zementklinker aus natürlichen Rohstoffen wie Kalkstein, Mergel und Ton in einem kontrollierten Brennprozess her. Dieser Prozess benötigt sehr hohe Temperaturen von bis zu 1450°C und ist deshalb sehr energieintensiv. Als Folge des Brennprozesses gelangt auch Kohlendioxid (CO2) in die Luft. Holcim hat schon vor über 30 Jahren vorausschauend nach Lösungen gesucht, die traditionellen Brennstoffe, die sogenannten fossilen Energieträger wie Kohle und Schweröl, teilweise zu ersetzen. Mit der Verwendung CO2-neutraler alternativer Brennstoffe wie Trockenklärschlamm, Tiermehl oder Altreifen fand die Zementindustrie einen von Behörden und Umweltverbänden anerkannten Weg, die vom Gesetzgeber geforderte CO2-Reduktion zu leisten. Unsere Zementwerke setzen nur ausgewählte alternative Brennstoffe ein. Diese müssen die strikten Grenzwerte des Gesetzgebers und die strengen Qualitätsvorgaben des Endprodukts Zement erfüllen. Regelmässige Qualitätsprüfungen während des gesamten Produktionsprozesses stellen die Einhaltung dieser Vorgaben sicher. Wir können ausgewählte alternative Brennstoffe nur einsetzen, weil die mineralischen Verbrennungsrückstände chemisch zu Zementklinker umgewandelt werden. Unsere Zementwerke erzeugen mit alternativen Brennstoffen einen Zementklinker mit konstanter Qualität auf höchstem Standard. Es ist unser Ziel, mit den veränderten Anforderungen des Marktes und des Gesetzgebers stetig Schritt zu halten und unseren Kunden weiterhin qualitativ hochstehende Zemente zur Verfügung zu stellen. Auch wollen wir einen Beitrag zur Reduktion der Umweltbelastung leisten. Unser Verkaufsteam steht Ihnen für Auskünfte jederzeit zur Verfügung. Dr. Max Schlumpf Leiter Zementproduktion, Mitglied der Geschäftsleitung Holcim (Schweiz ) AG 3 «Dank ständiger Überwachung und Optimierung der Prozesse sowie Einsatz neuester Technologien garantieren wir höchste Produktqualität.» Marius Seglias kann mit Hilfe der computergesteuerten Prozessüberwachung sämtliche Produktionsschritte im Zementwerk Untervaz ständig kontrollieren und schon bei kleinen Prozessabweichungen die nötige Feinabstimmung vornehmen. Die stetige Optimierung der Prozesse und der Einsatz neu- Marius Seglias Leiter Produktion Zementwerk Untervaz ester Technologien erlauben dem Ingenieur einen konstanten Zementherstellungsprozess, der Voraussetzung für höchste Produktqualität ist. Herstellungsprozess Blick in ein modernes Zementwerk Ausgangsmaterialien für die Herstellung von Zement sind Kalkstein, Mergel und Ton. Diese Rohmaterialien gewinnen die Zementwerke durch Sprengung aus dem Steinbruch.Im Brecher wird das Sprenggut zerkleinert, mit einem Transportband ins Zementwerk gefördert, im Mischbett vorgemischt, homogenisiert und in der Rohmehlmühle zur gewünschten Feinheit vermahlen. Um die hohen Qualitätsanforderungen zu erfüllen, werden weitere Korrekturstoffe zudosiert. Anschliessend erhitzen heisse Ofenabgase im Wärmetauscher das Rohmehl auf rund 1000°C. Darauf gelangt das vorgewärmte Rohmehl in den Drehrohrofen. Hier steigt die Temperatur des Mehls auf 1450°C. Bei dieser Temperatur wandeln sich die Mineralien der Rohstoffe chemisch in Klinkermineralien um, die sich zu schotterartigem, dunkelgrauem Zementklinker formen. Die hohen Temperaturen im Ofen entstehen durch eine Flamme, die durch Kohle, Öl sowie alternative Brennstoffe (Trockenklärschlamm, Tiermehl, Tierfett, Lösungsmittel und Kunststoffe) genährt wird, und durch Altreifen, die am Ofeneingang aufgegeben werden. Abbildung 1: Der Einsatz alternativer Brenn- und Rohstoffe im Herstellungsprozess von Zement. Steinbruch Nach dem Brennprozess kühlt Luft den Zementklinker schnell und kontrolliert ab, um einen optimalen Kristallaufbau der Klinkermineralien zu erzielen. Dann vermahlen Zementmühlen den Klinker zusammen mit zirka sieben Prozent Gips zum allgemein gebräuchlichen Portlandzement. Durch Variieren der Mahlfeinheit und Zumahlen von weiteren Bestandteilen wie Kalkstein oder Silicastaub entstehen Zemente mit bestimmten Eigenschaften. Chemiker überwachen den gesamten Produktionsprozess, indem sie von den Ausgangsmaterialien, Brennstoffen, Rohmehl und Zementklinker, Proben nehmen. Sie garantieren damit die gleichbleibende, hohe Qualität. Der Drehrohrofen ist das Herzstück des Zementwerks. Die Rohstoffe werden hier, chemisch umgewandelt, zu Zementklinker gebrannt. Modernste Anlagen packen einen Teil des Zements in Säcke ab. Den weitaus grösseren Teil transportieren Silofahrzeuge zu unseren Kunden. Der Versand erfolgt per Lastwagen oder Bahn. Mischbett Wärmetauscher Rohmehlmühle verunreinigtes Erdreich Altreifen Drehrohrofen Klinkerlager Zementmühle Trockenklärschlamm Tiermehl, Tierfett Lösungsmittel, Öl, Kohle, Kunststoff 5 «Nebenelemente und Spurenelemente haben in geringen Mengen keinen Einfluss auf die Zementqualität.» In verschiedenen Projekten untersuchen Stefan Sollberger und sein Team die Einflüsse der Nebenelemente auf die Eigenschaften von Zementen. Mit allen Zementen führen sie periodisch standardisierte Zement-, Mörtel- und Betonprüfungen durch, um eine konstante Zementqualität sicherzustellen. Stefan Sollberger Leiter Entwicklung Technical Center Das Technical Center in Würenlingen, Aargau, führt die Schwermetallanalysen für alle Zemente der Holcim Schweiz durch. Es stellt durch die Teilnahme an nationalen und internationalen Ringversuchen die Qualität der Schwermetallanalysen auch gegenüber den Behörden sicher. Qualitätssicherung Oberstes Ziel: konstant hohe Zementqualität Zementklinker besteht chemisch aus Calcium-, Silicium-, Aluminium- und Eisenoxid. Daneben enthält der Zementklinker in kleinsten Mengen Neben- und Spurenelemente. Nebenelemente Die häufigsten Nebenelemente sind Alkalien, Sulfate und Chloride. In geringsten Mengen kommen auch Magnesium, Phosphate und Mangan vor. Chlorid stammt aus den Rohmaterialien und aus dem Alternativbrennstoff Lösungsmittel; Phospate sind in Tiermehl und Tierfett enthalten. Von allen Nebenelementen ist der Einfluss auf die Zementeigenschaften bekannt. Schwankungen im Gehalt der Alkalien und Chloride haben Auswirkung auf die Erhärtung des Zements. Deshalb ist es wichtig, dass die Konzentration im Zement konstant ist. Bei den anderen Nebenelementen ist der Einfluss auf die Zementeigenschaften erst nach einem Vielfachen der üblichen Konzentration bemerkbar. Spurenelemente Bei den Spurenelementen handelt es sich um Schwermetalle. Diese beeinflussen die Zementeigenschaften nicht, können aber die Umwelt schon in geringen Mengen belasten. Die Zementindustrie hat mit dem Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal) die Richtlinien für den Einsatz von alternativen Roh- und Brennstoffen erarbeitet, die strenge Limiten für die Schwermetallgehalte im Zement festlegen. Die beschränkte Menge wird vollständig im Beton eingebunden. Dies garantiert, dass die Schwermetalle nicht umweltaktiv sind. Automatisierte Probeentnahme und Computeranalyse mit moderner Robotertechnik im Labor Untervaz. Vereinbarungen mit den Lieferanten von Roh- und Brennstoffen und Eingangskontrollen der gelieferten Stoffe in den Zementwerken stellen die Einhaltung der Grenzwerte sicher. Es geht dabei nicht nur um die Erfüllung nationaler Normvor-gaben, sondern auch um die Erfüllung hochgesteckter Qualitätsziele von Holcim Schweiz. Es ist die Aufgabe der Qualitätssicherung im Technical Center und in den Zementwerklabors, die Einhaltung der Grenzwerte bei den Rohstoffen und bei den Brennstoffen regelmässig zu kontrollieren. Abbildung 2: Die Konzentration der Nebenelemente wird so gehalten, dass sie im Zement keinen Einfluss haben. Konzentration im Zement Nebenelemente Konz. im Zement mögliche Auswirkungen Magnesium 1.0 – 3.0% Expandiert falls grösser 5% Sulfate 3.0 – 4.0% Beeinflusst Festigkeitsentwicklung Alkalien 0.5 – 1.2% Fördert Frühfestigkeit Phosphate 0.2 – 0.6% Abbindeverzögerung, falls grösser 1% Mangan 0.05 – 0.2% Beeinflusst Zementfarbe Chloride 0.02 – 0.05% Korrodiert falls grösser 0.1% 7 «Unsere Ingenieure und Chemiker verfügen über lange Erfahrung im Umgang mit Alternativbrennstoffen und haben die Prozesse im Griff.» Der Einsatz von Alternativbrennstoffen war eine technische Herausforderung. Neben neuen Siloanlagen mussten auch neue Brenner entwickelt werden. Anpassungen bei der Prozesstechnik, Instandhaltung, Sicherheitstechnik sowie Qualitätssicherung und beim Qualitätsmanagement Cyril Roland Assistent Werkleitung Zementwerk Eclépens waren erforderlich. All dies ist mit entsprechenden Investitionen verbunden. Heute ersetzt André Caluori in seinem Werk in Eclépens rund 60 Prozent des Energiebedarfes mit alternativen Brennstoffen. Brennprozess Optimaler Brennstoffmix Ein modernes Zementwerk setzt heute verschiedene Brennstoffe ein, um die hohen Temperaturen für die Zementklinkerproduktion zu erzeugen. Die Hitze und die lange Verweilzeit der Ausgangsstoffe im Drehrohrofen lösen einen chemisch-mineralogischen Prozess aus, dessen Endprodukt der Zementklinker ist. Diese Stoffumwandlung erlaubt die Nutzung von ausgewählten alternativen Brennstoffen: Der Verbrennungsprozess setzt den organisch-chemischen Anteil der Brennstoffe in Wärme um. Die Brenntemperatur von rund 1450°C zerstört organische Schadstoffe vollständig. Die mineralischen Anteile der Brennstoffe werden chemisch zu Zementklinker umgewandelt. Durch diese neuen Brennstoffe ergeben sich für die Verfahrenstechnik und die Qualitätsüberwachung neue Aufgaben: Die Verantwortlichen in den Zementwerken beschäftigen sich heute mit Brennstoffen, die im Vergleich zu den traditionellen Brennstoffen wie Kohle und Schweröl eine andere Aufbereitung, Lagerung und Anwendung erfordern. Abbildung 3: Moderne Brenner erlauben den Einsatz verschiedener Brennstoffe gleichzeitig und ermöglichen einen konstanten Prozess. Neue Brennergeneration Der gleichzeitige Einsatz verschiedener Brennstoffe macht die neue Brennergeneration der Drehrohröfen möglich. Der Brenner düst einen Hauptbrennstoff wie Kohle oder Schweröl zusammen mit Luft in den Ofen ein. So entsteht die Stützflamme. Zusätzlich bläst Druckluft feste und flüssige alternative Brennstoffe in die Flamme Diese Technik hält die Brenntemperatur konstant. Dies ist nötig, um einen Zementklinker mit homogener Qualität zu brennen. Dafür ist der Ofenfahrer im Leitstand verantwortlich. Er dosiert mit Hilfe von computergesteuerten Kontroll- und Messanlagen die Brennstoffzufuhr und bestimmt, unterstützt durch das Qualitätslabor, den Brennstoffmix. Bei einer Brenntemperatur von 1450°C werden im Drehrohrofen sämtliche organischen Stoffe vollständig verbrannt. Luftzufuhr feste alternative Brennstoffe flüssige alternative Brennstoffe Traditionelle Brennstoffe (Kohle, Schweröl) 9 «Ein alternativer Brennstoff muss chemisch und physikalisch in unseren Produktionsprozess passen.» Der Markt der alternativen Brennstoffe bietet eine Vielzahl von Materialien an. Nur wenige eignen sich als Brennstoffe in der Zementindustrie. Es kommen nur Brennstoffe in Frage, die eine bestimmte chemische und physikalische Zusammensetzung aufweisen und somit keinen ausgewiesenen negati- Godi Huwiler Waste-Manager Holcim (Schweiz) AG ven Einfluss auf die Produktqualität und die Umwelt haben. Godi Huwiler sucht im Markt nach solchen Materialien und sorgt mit den Lieferanten dafür, dass diese Stoffe in grossen Mengen und konstanter Qualität den Zementwerken zur Verfügung stehen. Brennstoffe Strenge Kriterien für Brennstoffe Traditionelle und alternative Brennstoffe unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung nur unwesentlich. Beide bestehen aus einem brennbaren, organischen Anteil und einem nicht brennbaren, mineralischen Anteil. Der organische Anteil der Brennstoffe verbrennt zu Kohlendioxid und Wasser und erzeugt die hohe Ofentemperatur.Der mineralische Anteil wird chemisch vollständig zu Zementklinker umgewandelt und ist somit Rohmaterial für den Zementklinker (Abbildung 4). Sie ist bei der Berechnung der Rohmischung zu berücksichtigen. Abbildung 4: Die Tabelle zeigt die Brennstoffe, die Holcim Schweiz einsetzt, und wie hoch deren mineralischer Anteil im Klinker ist. Schweröl Mineralische Zusammensetzung Produkt Zementklinker (1) Kohle 1.0 % konventioneller Brennstoff – wird im Brennstoffmix als konstanter Brennstoff eingesetzt Rohmaterialien Kalkstein (2) Mergel (3) Ton (4) Altöl 0.0 % verbrauchte Schmierstoffe – bestehen aus 100% organischen Materialien und verbrennen deshalb vollständig Fossilie Brennstoffe Kohle (5) In Abbildung 5 ist die chemische Zusammensetzung des Klinkers, der Rohmaterialien und der Brennstoffe dargestellt. Brennstoffe eignen sich für die Zementherstellung nur, wenn ihre Rückstände aus Calciumoxid (CaO), Siliciumoxid (SiO2), Aluminiumoxid (Al2O3) und Eisenoxid (Fe2O3) bestehen. Der Gehalt an Nebenelementen und Schwermetallen wird stets überwacht und muss strengen Qualitätskriterien genügen. 0.0 % traditioneller Brennstoff – besteht aus 100% organischen Materialien und verbrennt vollständig. Wird im Brennstoffmix als traditioneller Brennstoff eingesetzt Lösungsmittel 0.0 % aus der chemischen Industrie – bestehen aus 100% organischen Materialien und verbrennen deshalb vollständig Alternative Brennstoffe Trockenklärschlamm (6) CSS (mit Lösungsmittel getränktes Sägemehl) (7) Altreifen/Gummi (8) Tier- /Knochenmehl (9) Kunststoffe 0.0 % Kunststoff verarbeitende Industrie, besteht aus 100% organischen Materialien und verbrennt deshalb vollständig Altreifen / Gummi 0.2 % abgefahrene Reifen von Garagen und Pneuhändlern Alternative Rohmaterialien verunreinigtes Erdreich (10) CSS 0.2 % mit Lösungsmittel getränktes Sägemehl Tierfett 0.0 % Destillat aus Schlachtabfällen – besteht aus 100% organischen Materialien und verbrennt deshalb vollständig Tiermehl 0.6 % sterile Schlachtabfälle – getrocknet und gemahlen Knochenmehl 0.8 % sterile Schlachtabfälle – getrocknet und gemahlen Trockenklärschlamm (TKS) CaO in % Abbildung 5: Zementklinker besteht aus 68% Calciumoxid, 22% Siliciumoxid sowie 10% Aluminium- und Eisenoxid. 0.8 % aus urbaner Abwasseraufbereitung 100 10 90 20 80 30 70 40 60 10 50 50 6 60 68% 5 40 70 30 80 20 90 7 22% 10 100 in 20 30 40 50 60 70 80 90 100 SiO 10% 11 «Zahlreiche Versuche und Messungen haben ergeben, dass mit alternativen Brennstoffen erzeugter Zementklinker höchste Qualitätsstandards erfüllt.» Mit strikten Annahmebedingungen und Eingangskontrollen kann Urs Fuchs sicherstellen, dass die Qualitätsanforderungen der alternativen Brennstoffe eingehalten werden. Zusätzlich werden an 15 verschiedenen Kontrollpunkten des Zementherstellungsprozesses mehrmals täglich Proben entnommen. Urs Fuchs Leiter Qualitätssicherung Zementwerk Siggenthal Modernste Labors und neueste Analysemethoden helfen Urs Fuchs, eine umfangreiche Qualitätskontrolle und damit eine gleichbleibende Qualität des Zementklinkers sicherzustellen. Zementklinker Brennstoffe liefern Klinkermineralien Kohle und Diamanten – Wer hätte gedacht, dass beide Materialien aus hundert Prozent Kohlenstoff bestehen, also dieselbe chemische Zusammensetzung haben? Die ungleichen Eigenschaften kommen vom unterschiedlichen mineralogischen Aufbau. Genau so verhält es sich mit den Rohmaterialien aus den Steinbrüchen und den Rückständen der Brennstoffe. Für die Zementherstellung wird, chemisch betrachtet, Calciumoxid (CaO),Siliciumoxid (SiO2),Aluminiumoxid (Al2O3) und Eisenoxid (Fe2O3) benötigt.Diese Oxide befinden sich sowohl in den natürlich vorkommenden Rohmaterialien Kalkstein, Mergel oder Ton als auch in den Rückständen der eingesetzten Brennstoffe.Werden diese im Ofen gebrannt und anschliessend gekühlt, verwandeln sie sich in die Klinkermineralien Alit, Belit, Aluminat und Ferrit. Bei diesem thermischen Prozess spielt die Herkunft der chemischen Elemente keine Rolle. Wichtig für die Bildung der Klinkermineralien ist ihre richtige mengenmässige Zusammensetzung. Die mengenmässig richtige Zusammensetzung der Hauptoxide … Die vier Klinkermineralien bilden annähernd 100 Prozent des Zementklinkers. Alit und Belit sind mit rund 80 Prozent die Hauptkomponenten. Sie verleihen dem Zement die hydraulische Bindeeigenschaft. Aluminat und Ferrit bilden Schmelzphasen. Sie sorgen dafür, dass Alit und Belit bereits bei einer Temperatur von 1450°C entstehen. Aluminat hat einen geringen Einfluss auf die Festigkeitsentwicklung und einen grossen auf das Abbindeverhalten, das durch Gipszugabe reguliert wird. Ferrit beeinflusst die Zementeigenschaften nur unwesentlich und verleiht dem Zement die graue Farbe. 1 Damit die chemischen Elemente im Röntgenspektrometer als reine Oxide vorliegen, werden die Proben im Labor verflüssigt und zu transparenten Scheiben gegossen. 1 4 3 68% Calciumoxid 2 22% Siliciumoxid 6% Aluminiumoxid 2 4% Eisenoxid … führt zur Bildung der Klinkermineralien: 1 Alit, 2 Belit, 3 Aluminat, 4 Ferrit Abbildung 6: In einem thermischen Prozess wandeln sich die Oxide bei 1450°C in Klinkermineralien um. 13 «Die nachhaltige Senkung der Kohlendioxid Emissionen ist eine der grössten Herausforderungen der modernen Zementindustrie.» Die schweizerische Zementindustrie hat schon vor Jahren die CO2Problematik ernst genommen. Mit der Strategie, alternative Brennstoffe einzusetzen, entstehen Synergien: Reduzierter Bedarf an fossilen Brennstoffen, Reduktion der CO2Emissionen, Zerstörung organischchemischer Schadstoffe und Nutzung Dr. Michel Monteil Leiter Umwelt Zementproduktion Holcim Schweiz des mineralischen Brennstoffanteils als Rohstoff. Zusammen mit Michel Monteil überwachen die Zementwerke laufend anorganische Schadstoffe wie Schwermetalle, die durch traditionelle und alternative Brennstoffe in unsere Produkte gelangen. Umwelt Hohe Ziele – tiefe CO2-Bilanz Die Reduktion von Kohlendioxid (CO2) ist eine der grössten Herausforderungen der Zementindustrie. Bei der Herstellung einer Tonne Zement entsteht rund eine Tonne CO2. Beim Brennprozess stammen 55 Prozent vom Kalkstein und 45 Prozent aus den Brennstoffen. Im Rahmen des KyotoProtokolls verpflichtete sich die Schweiz, ihre CO2-Emissionen bis 2010 um 4,35 Millionen Tonnen zu reduzieren. Das CO2-Gesetz formuliert die Umsetzung. Nachhaltige Strategie Die Zementindustrie ist gefordert. Ihr stehen zwei Strategien zur Reduktion der CO2-Emissionen zur Verfügung: Der Einsatz alternativer Brennstoffe und die Herabsetzung des Klinkergehalts im Zement – wie die Einführung der Portland-kompositzemente Fluvio, Provato und Flextremo zeigen. Alternative Brennstoffe ersetzen fossile Brennstoffe wie Kohle und Schweröl. Holcim Schweiz substituiert so rund 40 Prozent der benötigten thermischen Energie. deren Entsorgung ebenfalls CO2 freigesetzt würde. Im Drehrohrofen werden diese Materialien zu wertvollen Brennstoffen, die ökologisch sinnvoll und sauber verwertet werden. Aufgrund dieser Anstrengungen hat sich die Cemsuisse (Verband der Schweizerischen Zementindustrie) gegenüber dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) im Rahmen einer Branchenvereinbarung verpflichtet, die CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen bis 2010 um 740'000 Tonnen zu reduzieren. Gegenüber dem Stand von 1990 entspricht dies einer Reduktion von 44 Prozent. Das liegt weit über der gesetzlich verlangten Reduktion von 15 Prozent. Wir setzen uns für eine schonende Zementherstellung ein: renaturierter Steinbruch Musital (Abbaugebiet des ehemaligen Zementwerks Rekingen). Durch den Einsatz alternativer Brennstoffe entsteht keine erhöhte Emission von Schwefeldioxid, Stickoxiden und Schwermetallen. Die Emissionen eines Zementwerkes sind in aller Regel durch den Prozess bedingt. Alternative Brennstoffe sind CO2neutral, das heisst, es handelt sich um Materialien, die anderswo vernichtet werden müssten und bei Abbildung 7: Verwertung alternativer Brennstoffe im Zementwerk: Der Gesamtausstoss von Kohlendioxid (CO2) reduziert sich, da weniger fossile Brennstoffe wie Kohle und Schweröl eingesetzt werden müssen. Abfall fossile Brennstoffe AbfallZementwerk entsorgung Abfall fossile Brennstoffe Thermische und stoffliche Verwertung im Zementwerk 15 Holcim (Schweiz) AG Telefon +41 58 850 68 68 Hagenholzstrasse 83 Telefax + 41 58 850 68 69 Postfach [email protected] CH-8050 Zürich www.holcim.ch 04/04